Zwischen zwei Welten von Soraya83 ================================================================================ Kapitel 19: Schlimmer geht's immer ---------------------------------- Kapitel 19 (Schlimmer geht’s immer) 'Charles wach auf!' sprach Jamila ihren schlafenden Mann an und rüttelte an seinem Arm. Halb wach drehte sich Charles weg von seiner Frau. 'Du musst aufstehen und die Kinder wecken. Jim muss doch zur Schule, er braucht doch immer so lange zum anziehen.' redete sie weiter auf Charles ein, der nur langsam wach wurde. '...jaa... ich bin doch wach... ich steh gleich auf..' ertönten müde Worte von ihm und er streckte sich. Jamila saß schon an der Bettkante. Sie wollte eigentlich aufstehen, fiel es ihr aber schwer den Gehstock links zu benutzen um ihr rechtes Bein zu entlasten und ihr rechter Arme war ja zudem gebrochen. 'Jetzt komm, du kannst dich später ja wieder hinlegen.' drängte Jamila Charles endlich auf zu stehen und zog ihm, wie bei einem Kind, die Decke weg. Charles wurde grummelig, er mochte nicht so geweckt zu werden. 'JA DOCH!! ICH BIN WACH!!' sprach Charles lauter, das seine Frau ihn verstand. Jamila grinste nur. Sie weckte ihn ja wirklich nur ungern, wusste sie das er gerne lange schläft, aber es ginge nicht anders, bis der Bruch in ihrem Arm verheilt ist. In der Zeit musste Charles die Kinder morgens wecken. Am Wochenende durfte er ja solange schlafen wie er wollte. Charles stand leicht grummelig auf, ging ums Bett, auf einem Stuhl hing noch sein Hemd von Gestern. Er zog es sich über. 'Warum lassen wir nicht das Personal die Kinder wecken. Das wäre viel einfacher.' schlug Charles vor, richtete den Kragen des Hemdes und sah dann zu seiner Frau. Jamila sah ihn ernst an. 'Das machen nur Adelige. Diese Rabeneltern lassen ihre Kinder von Ammen aufziehen und diese Kindern haben keine Beziehung zu ihren Eltern. Willst du das?' regierte Jamila über den Vorschlag von Charles sehr überzogen, so hatte er es nicht gemeint. 'So meinte ich das nicht.' sah Charles nun verärgert aus und verließ das Zimmer um Jim zu wecken. Die Tür schloss er nicht. ~Ich weiß doch wie das gemeint hast.... ach verdammt....~ fasste sie sich an die Stirn. Jamila wurde dadurch das sie kaum ihr Zimmer verlassen konnte und mehr das Bett hüten musste sehr gereizt und reagierte oft aggressiv auf ganz normale Fragen oder Handlungen. Das hatte sie schon einmal, damals als ihr Bein kaputt geschossen wurde. Plötzlich stand eine kleine Gestalt in der Tür. 'Guten Morgen Mama.' begrüßte die zarte Stimme von Anna ihre Mutter und Jamila sah zu ihrer Tochter. 'Darf ich reinkommen?' fragte Anna vorsichtig, denn noch immer durften weder sie noch Jim lange zu ihrer kranken Mutter. 'Ja, komm rein.' sprach Jamila freudig, denn ihre Tochter ließ ihre gereizte Laune verschwinden. Anna setzte sich neben ihre Mutter auf das Bett. 'Hast du gut geschlafen?' strich Jamila ihrer Tochter das ihr noch ungekämmtes Haar zurecht. 'Ja, Papa hat mich ja zu Bett gebracht.' antwortete Anna gut gelaunt, denn sie durfte bei ihrer Mutter sein. 'Wann kommst du denn wieder mit in den Speisesaal? Ich sitze da immer alleine mit Papa, Jim ist ja dann schon weg.' fragte Anna, sie wollte wieder ihre Mutter so haben wie vor dem Unfall und sah ihre Mutter traurig an. 'Sei nicht bedrückt oder traurig, weil ich nicht mit euch zusammen sitzen kann. Es dauert noch eine Weile bis ich wieder richtig gesund bin.' erklärte sie Anna. Ihre Mutter ist ja nicht aus der Welt und sie könne immer zur ihr auf das Zimmer kommen, wenn ihr danach ist. Charles kümmerte sich die Wochen gut um seine Frau. Ihre Wunden heilten gut. Jim und Anna durfte auch zu ihrer Mutter und der Arzt kam regelmäßig um die Verbände zu wechseln und die Naht zu versorgen. Nach sechs Wochen nahm der Arzt den Verband und die Schiene vom Arm. Jamila müsste jetzt langsam wieder anfangen den Arm zu bewegen und zu benutzen, war er doch sehr versteift nach den sechs Wochen. Den Gehstock konnte sie aber immer noch nicht benutzen, mussten sich erst ihre Muskeln und Sehnen strecken und wieder trainiert werden. Charles half Jamila bei allem, damit sie schnell wieder nach draußen konnte, sie sehnte sich danach. Die Fäden an ihrem Oberschenkel konnte wenige Tage später auch gezogen werden, die Wunde war gut verheilt, blieb nur die lange Narbe zurück. Kritische sah sie die Narbe an, nachdem der Arzt die Fäden gezogen hatte und nochmal alles säuberte. 'Sieht wirklich gut aus. Ihr müsst nur die Narbe nur was pflegen, damit sie nicht spannt die ersten Tage, wenn ihr geht.' erklärte der Arzt und packte seine Tasche wieder zusammen. 'Das kriegen wir schon hin. Ist ja nicht das erste mal.' äußerte Jamila wissend wie sie frische Narben zu pflegen hat. Noch ein mal zur Sicherheit sah der Arzt auch noch mal nach der Kopfverletzung. Doch auch die war gut verheilt, tat es nur noch was weh, wenn man an der Stelle druck ausübte. Das käme von der Wunde, nicht vom Sturz, meinte der Arzt. Solange sie keine Schwindelgefühle oder ähnliches hat, ist alles in Ordnung. 'Gut, dann seit ihr aus meiner Sicht wieder Gesund und dürft das Bett verlassen.' waren es erleichternde Wortes des Arztes. Anna stand an der Tür, hatte heimlich reingeschaut und die Worte des Arztes gehört. Jim war nicht da, er war in der Schule. Hatte er aber Etienne jeden Tag darüber informiert wie es seiner Mutter geht, wollte Etienne es einfach wissen, er machte sich eigentlich unnötig Gedanken um Jims Mutter, es war ja nicht seine. Ein paar Tage später war Charles mit seiner Frau und seinen Kindern in die Stadt gefahren. Er wollte sich etwas kaufen und anschließend einen ruhigen Nachmittag mir seiner Familie verbringen zudem tat die Sonne seiner Frau gut, war sie doch sehr blass geworden. Sie saßen in einem Café, wo Jamila früher schon öfters mal mit Charles war. Sie hatte sich wieder recht fein Angezogen für die Stadt, trug die Haare auch wieder als Zopf, war das angenehmer bei dem warmen Wetter. Anna wollte heute kein Kleid tragen, so trug sie Hosen wie ihr Bruder und Jim ärgerte seine Schwester mal wieder und sie lief ihrem Bruder hinter her. 'Sag das nochmal!!! Ich kriege dich und dann...' rief Anna ihrem Bruder zu, der frech grinsend davon lief. Jamila trank geduldig ihren Tee, kannte sie dieses Spiel ihrer Kinder nur zu gut. 'Lauft nicht zu weit weg und wehe einer macht sich dreckig.' rief sie ihren Kinder noch nach und nippte an ihrem Tee. Charles hatte seinen mittlerweile lieb gewonnen Kaffee mit etwas Zucker und sah seine Frau nur an. 'Du bist heute ja sehr geduldig mit den beiden.' sprach er Jamila an, sonst war sie immer strenger mit ihren Kindern, wenn sie in der Stadt waren. 'Ach bei dem schönen Wetter.. zudem will ich hier was entspannen und Ruhe haben. Sie kennen sich hier ja aus und werden sich nicht verlaufen.' lehnte sich Jamila im Stuhl zurück mit der Tasse Tee in beiden Händen und schlug ein Bein über das andere. Sie genoss es im Café zu sitzen, auch wenn Leute umher gingen, sie hatte diese im Kopf ausgeblendet bis sie eine Stimme ansprach. 'Na wenn das nicht das gemeinste Pferdehändler der Welt ist...' sprach eine Stimme Jamila an. Sie erkannte diese sofort und sah auf. 'Und wenn das nicht der größte Halsabschneider der Welt ist..' begrüßte sie den Herrn dem die Stimme gehörte die sie ansprach und reichte ihm die Hand. Sie grinste, sie begrüßten sich immer so, seit Jamila ihn bei den de Burgh's kennengelernt hatte. 'Was treibt euch in die Stadt? Solltet ihr nicht eher unwissenden Leute die beste Pferde zum Spottpreis abkaufen?' fragte Jamila den Herrn und nippte nochmal kurz an ihrem Tee bevor sie die Tasse auf den Tisch abstellte. Der Mann lachte kurz auf. 'Nein meine Teuerste. Heute nicht. Ich bin wegen einem neuen Händler hier, er hat 2 schöne Hengste. Was neues, veredeltes soll es sein, die wollte ich mir anschauen.' erklärte der Herr ihr und Jamila horchte auf, hatte der Herr ihr Interesse geweckt. 'Was neues?? Wie meint ihr das mit veredelt?' fragte Jamila doch neugierig den Herrn. 'Der Züchter hat Araber ein gekreuzt in unsere Arbeitspferde. Die Kreuzung ist was kleiner, feiner, aber arbeitswillig, ausdauernd und gehorsam. Ihr solltet euch diese Hengste anschauen. Sie würden eure Zucht auch verbessern.' erklärte der Herr und Jamila war recht begeistert, sie wollte sich diese Hengste auch anschauen. Sie hatte auch kein Grund, das der Herr sie anlog oder ihr irgendwas aufschwatzen wollte. Ihre Fronten waren schon lange geklärt und der Herr akzeptierte Jamila wie jeden Händler- und Züchterkollegen. Ihr brauchte er nichts vormachen, sie war knallhart was den Verkauf oder Kauf von Pferden betraf. 'Charles! Ich gehe mir auch diese Hengste angucken.' beschloss sie spontan und stand auf, griff ihren Gehstock, den sie jetzt wieder brauchte wie früher. Charles konnte nur nachgeben, denn wenn sich seine Frau was in den Kopf gesetzt hatte und dazu noch so spontan, konnte er es ihr auch nicht mehr ausreden. So ging sie mit dem Herrn sich diese Hengste anschauen die der Züchter und Händler am Rande der Stadt auf einer Wiese stehen hatte und dort auch zum Verkauf anbot. Jim und Anna liefen durch die Straßen und Gassen der Stadt. Sie verliefen sich nicht, vergessen war die kleine Zankerei von Jim an seine kleine Schwester. Sie waren am Stadtbrunnen mit den Wasserspielen angekommen und ärgerten sich gegenseitig mit Wasser, hatten sie sich noch Stöcke gesucht und taten nun so als würden sie gegeneinander fechten. Vom lachen und den vergnügten rufen der Geschwister angelockt, stand Etienne unweit vom Brunnen entfernt, hatte er Jims Stimme erkannt. Freudig strahlten seine Augen auf als er Jim und Anna am Brunnen sah, er wollte mitspielen, seine Mutter stand noch am Laden und sah sich Bücher an, ihm war das zu langweilig. Er drehte sich kurz zu seiner Mutter um. „Mama ich geh zum Brunnen.“ gab er nur kurz von sich, damit seine Mutter wusste wo er war und rannte los ohne eine Antwort abzuwarten. Jim und Anna stoppten ihr Duell mit den Stöcken als sie Etiennes Stimme hörten und ihn auf sie zu rennen sahen. 'Etienne!!' rief Jim erfreut seinem Freund zu. Anna sah auf und freute sich ebenfalls Etienne zu sehen. Sahen sich die beiden ja noch weniger als ihr Bruder und Etienne. 'Was macht ihr denn in der Stadt?' fragte Etienne die Geschwister neugierig. Jim und Anna traten an Etienne. 'Unsere Mutter ist heute das erste mal wieder richtig draußen unter Leuten, seit dem Unfall.' erklärte Jim kurz, auch das ihnen es zu langweilig im Café war und lieber spielten. 'Und was machen wir jetzt zu dritt?' fragte Anna die zwei Jungs und sah Jim fragend an. 'Wir könnten ja dahin gehen, was uns unsere Eltern verboten haben.' grinste Jim frech. 'NEIN Jim, Mama und Papa haben es nicht umsonst verboten.' schritt Anna gleich ein, sie wollte keinen Ärger von ihren Eltern bekommen, weil sie nicht auf sie hörten. 'Ach Anna, jetzt komm, so schlimm wird es nicht sein.' war es Jim egal was seine Eltern sagten, er wollte was spannendes unternehmen, warf den Stock weg und nahm Etienne am Ärmel und ging in die Richtung in den Stadtteil wohin sie nicht gehen sollten. Anna folgte den beiden Jungs, wollte sie nicht alleine am Brunnen zurückbleiben. Sie gingen in den Stadtteil der ihnen von ihren Eltern verboten war. Etienne hatte keine Ahnung wohin sie gingen, Jim hatte ihm diesen bis jetzt nicht gezeigt. 'Jim, lass uns wieder gehen... mir ist es zu unheimlich... es ist gefährlich hier.' sprach Anna sah sich verängstigt um und packte die Hand ihres Bruders. Sie bogen ab in eine Gasse, hier roch es schrecklich, doch sie wollten ja was spannendes sehen und erleben. 'Gefahr.. HA.. hörst du mich Gefahr! Ich lache dir ins Gesicht! HA HA HA!' stand Jim in der Gasse vor Anna und Etienne und spottete über die Gefahr. 'Sieh mal einer an, wen haben wir denn da?' ertönte eine bekannte Stimme in Jims und Etiennes Ohren und ein Junge kam auf die drei zu. 'Ach hat der blonde Schnösel jetzt noch einen Speichellecker.' sprach die Stimme weiter. Es war Rüdiger, der Prügelknabe aus der Schule. Er war nicht mehr zur Schule gekommen nach dem Vorfall mit Jim und Etienne. 'Rüdiger... 'sprach Jim und sah ihn böse an. Anna war verwirrt, sie kannte Rüdiger nicht und er sah Anna an, musterte sie. 'Guck mich nicht so an!' schrie Anna Rüdiger an, sie mochte ihn jetzt schon nicht. 'Noch so klein und schon so frech.' trat Rüdiger näher an Anna doch Etienne trat schützend vor Anna. 'Ich bin nicht klein!' trat sie an Etienne vorbei, sie war gereizt von Rüdigers Satz und das er sie so angeguckt hatte. 'Nicht Anna...' sprach Etienne und Jim sah ebenfalls zu seiner Schwester. Rüdiger sah verwundert auf. 'Anna?? Du bist ein Mädchen?' und er lachte auf. 'Ein Mädchen und Knabenkleider wo gibt’s denn so was?!' und er lachte weiter. Jim wurde sauer, er lachte über seine kleine Schwester und seine Faust landete in Rüdigers Gesicht. 'Keiner lacht meine Schwester aus!! Verstanden!!' stand Jim wütend da. Rüdiger wankte nur leicht von Jims Schlag. 'Du willst wohl Prügel haben, was?' rieb sich Rüdiger die Wange. 'Lass uns einfach in Ruhe!' schrie Jim Rüdiger an, er wollte sich nicht prügeln. Anna erschrak über Jims Reaktion, sie hatte ihren großen Bruder noch nie so erlebt und fasste Etiennes Hand. Innerlich stockte Etienne als Anna seine Hand fasste. 'Jim lass uns gehen.' rief Anna ihrem Bruder zu. Sollten sie einfach gehen und Rüdiger stehen lassen. Sie wollte nicht, das Jim oder Etienne sich mit diesem ungepflegten, dicken Jungen prügeln, es würde nur Ärger mit ihren Eltern geben und wie Etiennes Mutter reagieren würde wollte sie gar nicht erst wissen und fasste Etiennes Hand fester. 'DU bleibst hier und der blonde Schnösel auch, wir haben noch eine Rechnung offen...' ließ Rüdiger die drei nicht einfach so abziehen und packte Jim am Kragen seines Gehrocks, wollte er ihm jetzt genau so eine Faust ins Gesicht verpassen wie Jim ihm vor ein paar Minuten, nur viel fester. Noch bevor Rüdiger zur Tat schreiten konnten, griff Etienne ein und half seinem Freund aus dieser misslichen Lage und fasste Rüdiger am Unterarm, presste seine Fingerspitzen in die Sehen des Armes von Rüdiger, sah böse in das Gesicht des dicken Jungen und seine Hand ließ Jim los, der rachsüchtige Junge schrie kurz auf, der Griff von Etienne tat weh und er hielt sich den Arm. Sah kurz Jim an, dann Etienne und unüberlegt holte Rüdiger mit seiner Faust aus, wollte Etienne schlagen, doch dieser wich geschickt aus und der unbeholfene Junge wankte auf Anna zu, worauf sie aufschrecke und noch ausweichen konnte, geschockt bleib Anna stehen, sah den dicken Jungen schon zu Boden fallen, durch seinen unüberlegtem Angriff. Doch Rüdiger fing sich auf, wieder bei Sinnen und im Gleichgewicht schnappte er sich dann halt das kleine schwache Mädchen, ihm war es egal das sie ein Mädchen war, sie trug Knabenkleider, also könne er sie auch wie einen behandeln. Am Stadtrand an der Wiese wo der Züchter zwei seiner neuen Pferde verkaufte stand Jamila mit ihrem Züchter- und Händlerkollegen zusammen und begutachteten die beiden Hengste. Sie diskutierten über die beiden Pferde. Preislich waren sie Jamila zu teuer, auch wenn ihr einer der beiden gut gefiel. Die Hengste waren noch jung, drei und vier Jahre alt, hatten noch keine Ausbildung oder gar Deckerfahrung, das alles müsste eigentlich den Preis drücken, aber der Züchter blieb bei seinem Preis, den Jamila nicht zahlen wollte. Sprachen sie nun darüber, Stuten von den Hengsten decken zu lassen, statt gleich zu kaufen, der Preis dafür war wesentlich günstiger. Sie würde auch Pferde aus ihrer Zucht gegen einen oder zwei Decksprünge vom Hengst der ihr gefiel eintauschen. Bräuchte sie schließlich freie Boxen, denn sie würde die Fohlen von diesen veredelten Hengst behalten. Plötzlich überkam sie ein ungutes Gefühl, als wäre irgendwas nicht in Ordnung und sah in die Stadt. Sie konnte es nicht genau zuordnen. Vielleicht ist was mit Jim und Anna, aber was sollte ihnen in der Stadt schon passieren, eigentlich nichts, außer sie wären wieder mal nicht gehorsam, aber daran dachte sie nicht und ließ sich nicht weiter von diesem Gefühl ablenken. Charles war ja auch noch da, wenn irgendwas sein sollte. Charles saß noch im Café, hatte sich eine Zeitung geholt und noch eine Tasse Kaffee mit Zucker bestellt. Er las das was ihn interessierte in der Zeitung und trank genüsslich seinen Kaffee, vergaß dabei die Zeit vollkommen und merkte nicht, das seine Kinder nun schon recht lange weg waren. Erst als ihn eine Frauenstimme ansprach, die ihn aus den lesenden Gedanken riss und er auf die Uhr sah merkte er wie spät es ist und seine Kinder schon viel zu lange weg waren. Die Stimme die ihn ansprach hatte er schon einmal gehört, vor ein paar Wochen, als er Etienne nachhause gebracht hatte. Es war Oscar, die nach ihrem Sohn suchte. Hatte sie Charles im Café sitzen sehen, alleine, schloss sie daraus, das seine Kinder wohl in der Stadt unterwegs seien, vielleicht ja mit Etienne zusammen. Mit Büchern unterm Arm stand Oscar an Charles Tisch, sie hatte ihn wieder erkannt, den gut aussehenden Mann von Jamila, fragte ob er Etienne gesehen hätte, er sei schon eine ganze Weile weg, er wollte zum Stadtbrunnen erzählte sie noch besorgt. 'Beim Brunnen gibt es eigentlich nicht besonders, das sie solange aufhalten könne.' murmelte und überlegte Charles, faltete die Zeitung zusammen, bezahlte die Getränke und ging mit Oscar im Schlepptau zum Stadtbrunnen, dort lagen noch die Stöcke mit denen Jim und Anna fechten gespielt hatten. Die Sonne ging nun langsam auch unter und Charles sah sich um. Sein Blick blieb an der Straße zum Armenviertel hängen. 'Oh nein... sie sind hoffentlich nicht dahin gegangen.' seufzte Charles, hatte er ihnen doch verboten dahin zu gehen. 'Etienne hat die beiden sicher am Brunnen gesehen und ist mit ihnen mitgegangen.' hatte Oscar aus dem eiligen Handeln ihres Sohnes geschlossen und stand neben Charles der nochmals seufzte. 'Dann gehen wir mal auf die Suche.' und Charles setzte sich in Bewegung, hoffte er seine Kinder schnell zu finden, denn das Armenviertel war nicht gerade das sicherste. Lange brauchten sie nicht suchen, Charles hörte Anna aufschreien und folgte eilig ihrer Stimme. In der Gasse sah er dann wie der dicke Rüdiger über seiner Tochter stand und sie auf den Boden drückte und am Kragen ihres Gehrocks fest hielt, in der anderen Hand hatte er ein Messer. Jim und Etienne standen hilflos da, denn Rüdiger hatte gedroht, das wenn einer der beiden ihr zu Hilfe kommen würde, würde er ihr weh tun, wie war egal, er hatte ein Messer. Anna packte mit ihren Händen die eine Hand von Rüdiger, die sie feste auf den dreckigen Kopfsteinpflaster hielt. 'Wenn du schon wie ein Junge herum läufst, sollst du dann nicht auch etwas kürzere Haare haben?' wollte er Anna die Haare einfach abschneiden. Sie hatte wieder einen Zopf mit zwei Haarbändern aufgeteilt, das stand ihr immer sehr gut. Erst schreckte Charles auf, als er sah in welcher Situation seine Tochter war, ordnete die Situation aber schnell zum Vorteil für Anna ein und wollte nicht einschreiten, sie würde das alleine schaffen, auch hielt er Oscar zurück. 'Aber wir müssen ihr helfen. Sie schafft das nicht.' sprach Oscar leicht wütend und sah Charles an. 'Pssst.. sie schafft das, seht hin.' sprach er ruhig, kannte Charles seine Tochter und das was seine Frau ihr beigebracht hatte um solche Situationen alleine zu meistern, zudem sollten die Kinder nicht merken, das ihre Eltern da waren, würde es das ganze Geschehen für Anna kaputt machen, sie bräuchte dieses Erlebnis, sich selbst verteidigen und wehren zu können. Es würde ihr Selbstvertrauen stärken. Rüdiger packte nun um Annas Hals, würgte sie.und als würde das ihren kleinen Körper nur noch stärker machen hatte ihre Hände von seiner Hand abgelassen, stütze sie sich mit den Ellenbogen seitlich ab, machte ein Hohlkreuz, holte mit ihren Beinen Schwung und trat Rüdiger zwischen seine Beine. Wie auf Kommando kniffen Jim, Etienne und Charles gleichzeitig die Augen zusammen und verzogen ihr Gesicht. 'Das hat gesessen!' triumphierte Oscar, sie hatte kein Mitleid mit dem Jungen der schmerzerfüllt zusammen sackte. Anna stand auf, keuchte und hustete kurz. 'Und jetzt sag das nochmal!!' schrie sie Rüdiger an, stand mit breiten Schultern vor dem am Boden liegenden Jungen, atmete tief ein und aus, war sie immer noch wütend und hätte den dicken Jungen am liebsten verprügelt, denn sie war nicht schwach und hilflos, das sollte dieser Junge ein für alle mal kapieren. Noch bevor Anna ihrer Wut kopflos freien lauf lassen konnte, schritt Charles ein. 'Anna! Es reicht!!' rief er in die Gasse und kam schnellen Schrittes auf sie zu, dicht gefolgt von Oscar. Jim erschrak sah seinen Vater und dessen ernstes Gesicht, hörte schon die laute Stimme seines Vaters in seinen Ohren, die ihn wieder ausschimpfte. Anna sah zu ihrem Vater. 'Papa?? Was machst du denn hier?' lief sie zu ihrem Vater, er nahm sie aber nicht in die Arme wie sonst, auch Jim sah er nur ermahnend an, er brauchte nichts sagen, Jim kam von alleine zu seinem Vater, auch kam kein weiteres Wort mehr zu Anna. Oscar war da anders, sie war froh das Etienne nicht passiert ist und nahm ihren Sohn in die Arme, folgte dann Charles zurück zum Brunnen. Und wieder hatte Charles das Vergnügen Oscar ein Stück weiter kennen zu lernen. Unterhielten sie sich noch kurz am Brunnen bevor Oscar sich mit Etienne verabschiedete. Etienne fragte seine Mutter auf dem Heimweg dann noch Fragen die sie ungern beantwortete. Fragte Etienne zum Beispiel warum es arme und reiche Menschen gab, warum nicht alle gleich sein könnten. Oscar fiel es schwer diese Fragen zu beantworten ohne den Hass auf Adelige in sich aufkommen zu lassen. Es waren ja nicht alle Adeligen schlecht und habgierig, doch waren sie nur so Wohlhabend wegen der Steuern vom dritten Stand und nahmen es noch als selbstverständlich. Jamila war zum Café zurück gekehrt, doch Charles war weg und ihre Kinder auch nirgends zu sehen. Stand sie da wie bestellt und nicht abgeholt. Sie überlegte, sorgen brauchte sie sich weniger zu machen, denn wenn Charles nicht da war, war er mit den Kindern irgendwo unterwegs. Etwas verwirrt über Charles ging sie zur Kutsche, ihr blieb nichts anderes übrig als dort zu warten, Charles würde schon mit den Kindern dahin kommen Lange musste sie nicht warten und sie sah Charles mit Jim und Anna zur Kutschen kommen. Stiegen Jim und Anna eilig in die Kutsche. Charles blieb noch bei seiner Frau stehen. An Charles Mimik erkannte sie schon das etwas passiert ist. Auf eine Frage an ihren Mann was denn passiert sei, bekam sie nur ein 'Zuviel' als Antwort. Charles sprach auf den ganzen Abend kein Wort mehr zu seinen Kindern, er war mehr als wütend. Jamila hatte sein Verhalten noch in der Stadt gedeutete. Es musste was wirklich schlimmes passiert sein, denn Annas Kleider waren dreckig und beide sprachen kein Wort, genau wie ihr Vater. Zuhause angekommen, versorgte Charles noch das Pferd, die Kutsche brachten die Stallburschen wieder an ihren Platz. Anna und Jim waren eilig ins Haus auf ihre Zimmer gelaufen. Sie ließ Charles alleine und ging ihren Kindern nach, wollte sie erst von ihnen wissen was passiert ist und erst dann mit ihrem Mann sprechen. Erst ging Jamila zu Anna, die sich gerade ihre dreckigen Kleider auszog. Eines der Dienstmädchen war bei ihr im Zimmer um die Kleider gleich mitzunehmen und zu waschen. Unbekleidet suchte sich Anna neue Kleider zum anziehen aus ihrem Schrank, merkte sie nicht, das ihre Mutter eintrat als der Dienstmädchen ihr Zimmer verließ. Jamila trat an den Schrank indem ihre Tochter wühlte. 'Willst du dich nicht waschen bevor du neue Kleider anziehst?' sprach sie ihre Tochter vorwitzig von der Seite an. Anna zuckte nur kurz zusammen sah dann zu ihrer Mutter auf. 'Das habe ich doch gemacht bevor wir in die Stadt gefahren sind.' wollte sich Anna nicht nochmal waschen, hatte sie aber Dreck von der Gasse im Gesicht an den Händen und in den Haaren. 'Doch doch, wir waschen dich noch.' beschloss Jamila, nahm ihre Tochter bei der Hand und ging mit ihr in den Nebenraum. 'Das Wasser ist kalt..' beschwerte sich Anna bei ihrer Mutter die sie mit einem feuchten gut eingeseiften Tuch säuberte. Jamila ging auf die Beschwerde ihrer Tochter nicht ein, war recht schnell fertig mit dem waschen von Anna, jetzt durfte sie sich saubere Kleider anziehen. 'Zieh dich an. Ich hol deinen Bruder.' forderte sie Anna auf und ging hinaus zu Jims Zimmer. Sie klopfte an Jims Tür und trat ein. Jim sah zur Tür, dachte er das sein Vater zu ihm kommen würde um ihn auszuschimpfen, doch es war seine Mutter. Auch er hatte sich umgezogen, die guten Kleider wieder in den Schrank gehangen, trug er jetzt nur noch ein einfaches Hemd, stand Jim noch an seinem Schrank als seine Mutter sein Zimmer betrat. 'Mama...' kam ihm nur über die Lippen und ging auf seine Mutter zu, wollte er einfach nur in den Arm genommen werden. 'Ach Jim...' flüsterte sie und strich ihrem Sohn über der Haare. 'Komm wir gehen zu deiner Schwester ins Zimmer und dann erzählt ihr mal was überhaupt passiert ist.' nahm sie Jim bei der Hand und ging mit ihm in Annas Zimmer. Auf dem Flur trafen sie auf Charles, der wortlos in der elterlicher Zimmer verschwand. Anna hatte sich entschieden schon ihr Nachthemd schon anzuziehen, es war je bald zeit fürs Bett und hatte nur auf ihre Mutter und Jim gewartet. Sie nahmen auf Annas Bett platz und erzählten ihrer Mutter was passiert ist. Am Ende der Erzählungen ihrer Kinder, ging auch sie schweigend aus Annas Zimmer. Ihre Kinder sahen ihr verängstigt nach, deuten sie das Schweigen ihrer Mutter, das auch sie bösen mit ihnen ist. Jamila trat in ihr Zimmer wo noch Charles am Tisch saß mit einer Flasche Wein. Entschlossen ging sie auf ihren Mann zu, nahm die halb leere Flasche Wein vom Tisch setzte sie an und trank sie fast leer. 'Musst du dir wieder Mut an trinken um mir was zu sagen, wozu du dich nicht traust?' verhöhnte er das Verhalten seiner Frau, sah sie nicht an, nahm sein Glas was noch halb voll war und leerte es auf ex. 'Nein, ich will nicht das mein Mann sich betrinkt und dann Dinge tut die er nie tun würde.' stellte sie die fast leere Flasche wieder auf den Tisch, hielt sie aber noch fest. 'Du bist wütend wegen Jims und Annas ungehorsam... sie haben wieder nicht auf uns gehört.' sprach sie zu ihrem Mann, sie verstand ja das er wütend war, wollte sie aber das schlimmste verhindern, nämlich das Charles sich betrinkt und dann seiner Wut über Jim und Anna ungehorsam freien lauf lassen und ihre Kinder schlagen würde, das ließe sie nicht zu. 'Dieses mal haben sie es zu weit getrieben. Der andere Junge hatte ein Messer.... Anna könnte schwer verletzt oder gar tot sein.' fasste sich Charles an die Stirn. 'Ich hätte sofort eingreifen und Anna sich nicht alleine wehren lassen sollen. Sie wird jetzt sich bestimmt immer wieder Gefahren suchen um ihr Können unter Beweis stellen zu können.' sah er seine Frau nun an. 'Das ist alles deine Schuld!! schrie er Jamila an, gab ihr die Schuld daran, das Jim und Anna ungehorsam waren. Sie sah ihren Mann erschrocken an, das er die Schuld in der Erziehung auf sie schob. Brachte aber kein Wort heraus. 'Du lässt Anna herum laufen wie einen Jungen! Bringst ihr Dinge bei die ein Mädchen nicht tun sollte!! ES IST DEINE SCHULD!!! stand Charles wütend auf und sein Stuhl kippte um. Mit geballten Fäusten stand er vor seiner Frau. 'LASS DEINE WUT RUHIG AN MIR AUS!! ABER WEHE DU BERÜHRST AUCH NUR EINS MEINER KINDER!!! schrie Jamila Charles an, sollte er sie schlagen, aber nicht Anna oder Jim. Kaum hatte Jamila ihren Satz beendet, hallte das Klatschen einer Ohrfeige durch den Raum. Kurz darauf packte Charles seine Frau, die gerade wieder zu ihm sah und sich die Wange hielt, am Kragen, sah ihr in die Augen. Sie gab Charles keine Schuld für sein Handeln, es war die Schuld seines Vater, das Charles so etwas tat. 'Das wars schon? Du hast doch mehr Wut in dir, als nur für diese eine Ohrfeige.' reizte Jamila ihren Mann, sollte er nur seine ganze Wut und seinen Frust an ihr auslassen. Es würde ihm danach besser gehen. Doch Charles beruhigte sich wieder. Er würde seine Frau nicht weiter als Ventil für seine Wut benutzen. Diese eine Ohrfeige war schon zu viel und er bereute schon sie geschlagen zu haben. 'DEINE Kinder? Es sind doch wohl auch meine, oder habe ich da irgendwas verpasst?' funkelte Charles seine Frau böse an, ließ ihren Kragen los. 'Natürlich sind es auch deine Kinder. Aber ich lasse nicht zu das du ihnen was antust. Sie sind doch erst sieben und acht Jahre alt. Sie machen noch Fehler und handeln ohne nach zu denken. Denk doch mal zurück wie du mit acht warst.' sprach sie mit noch lauter Stimme zu Charles, er sollte nachdenken bevor er etwas tut wofür er sich nachher nur Vorwürfe machen würde. 'Das ist es eben... Glaubst du ich war gehorsam und tat immer das was mein Vater mir sagte? Jim und Anna sind genau so.' sah Charles zum Fenster raus, sein Vater hatte ihn geschlagen wenn er ungehorsam war, aber er selbst wollte nicht so sein. Hatte er aber jetzt fast vergessen was er und Jamila sich geschworen hatten vor der Geburt von Jim. Das sie ihren Kindern gegenüber nie die Hand erheben würden. 'Sprich mit deinen Kinder über das was Geschehen ist. Schrei sie aber nicht an. Anna hat so schon Angst vor dir, wenn du wütend bist.' redete Jamila zu Charles ruhiger, er machte sich Vorwürfe, das seine Tochter Angst vor ihm hatte. War Anna doch sehr sensibel was ausschimpfen das anging. Charles war nur ein einziges mal laut gegenüber Anna geworden, das hatte wohl gereicht das sie es nicht vergessen konnte. Jim und Anna hatten die lauten Stimmen ihrer Eltern gehört. Saßen sie verängstigt noch auf Annas Bett. Ihre Eltern stritten sich wegen ihnen, weil sie nicht auf das gehört haben was sie ihnen gesagt und verboten hatten. Sie hatten ihre Eltern noch nie so laut streiten gehört, es gab wohl mal Abende an denen sie etwas lauter Diskutierten, aber das war anders, das war kein Emotionaler Streit. Doch nebenan spielten Gefühle mit eine Rolle, nämlich Wut und Verzweiflung. Im elterlichen Zimmer wurde es still. Charles nahm seine Frau in den Arm. 'Es tut mir leid... ich wollte dich nicht schlagen.. ich werde so was nie wieder tun.' entschuldigte sich Charles bei Jamila, konnte er sein Handeln selbst nicht verstehen, was ihn dazu getrieben hat das liebste auf der Welt was er hatte zu schlagen. 'Ich gebe dir nicht die Schuld dafür.' sprach Jamila und drückte sich enger an Charles. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)