Licht am Ende des Tunnels von konohayuki (Wichtel-OS "Apokalypse/Weltuntergang") ================================================================================ Kapitel 1: Licht am Ende des Tunnels ------------------------------------ Sie alle wussten, dass sie bald sterben würden. Eigentlich war es von Anfang an klar gewesen. Diejenigen, die zu Beginn noch versucht hatten, Optimismus zu verbreiten, hatten schnell einsehen müssen, dass es keine Hoffnung mehr gab. Die Welt stand still, im wahrsten Sinne des Wortes. Das einzige, was sie noch retten konnte, war ein Wunder. Tsunade seufzte, wie so oft in den letzten Wochen. Noch immer war sie für die Dorfbewohner so etwas wie der Fels in der Brandung, diejenige, an die sie sich wenden konnten, von der sie Befehle und Ratschläge annahmen. Hatte sie sich manchmal bei Missionen schlecht gefühlt, wenn sie diese erteilt hatte, dann war dieses Empfinden nun deutlich gestärkt. Sie wusste, wenn sie ihre Leute an die Oberfläche schickte, dann war das ein Todesurteil. Aber auch wenn sie ihnen sagte, sie sollten ausharren, stellte sich die Situation nicht anders dar. Ihre Wasservorräte gingen zur Neige. Wenn die Sonne ungefiltert die Erde an der Oberfläche verbrannte, war die Wassergewinnung an einem Punkt erschöpft. Und auch ihre Nahrungsvorräte schrumpften kontinuierlich. Aber das war nicht das größte Problem. Tsunade konnte es schon an sich selbst feststellen, doch auch den anderen konnte sie es ansehen: Das Sonnenlicht fehlte ihnen, hier in den unterirdischen Höhlen. Die Abwesenheit des Lichtes sorgte dafür, dass ihre Körper wichtige Vitamine nicht mehr produzieren konnten. Früher oder später würde das ihr Ende aufgrund von Mangelerscheinungen bedeuten. Wenn ihnen nicht vorher Wasser und Nahrung ausgingen. Genau diese Vorstellung machte Tsunade eine unglaubliche Angst. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass ihr Leben ein Ende im Kampf nehmen würde. Dass sie für eine gute Sache sterben würde, für etwas, an das sie glaubte. Doch ein solcher Tod war nun keine Option mehr. Sie würde ohne einen Kampf gehen müssen. Es gab nichts mehr, für das es sich zu kämpfen lohnte. Und es gab nichts mehr, woran sie glauben konnte. Manchmal spielte sie mit dem Gedanken, dem Ganzen selbst ein Ende zu setzen. Ihren Weg aus dieser Misere zu wählen, um selbst zu entscheiden. Aber das konnte sie nicht. Das konnte sie ihren Leuten nicht antun, sie konnte sie nicht so im Stich lassen. Und so hatte sie beschlossen, dass sie ausharren würde. Sie würde den Weg mit ihrem Dorf gehen, solange sie konnte. Sakura hasste es dabei zuzusehen, wie sich die provisorisch eingerichtete Krankenstation von Tag zu Tag weiter füllte. Bald, so fürchtete sie, würden sie die gesunden Personen in diesen Teil der Höhlen verlegen müssen und die Krankenstation dorthin verlegen, wo sie zu Beginn das Hauptlager aufgebaut hatten. Ihre Hände zitterten leicht, als sie das kühlende Tuch auf der Stirn ihres Patienten wechselte. Auf Chakraheilung konnten sie schon seit einigen Tagen nicht mehr bauen, damit würden die wenigen Heiler, die sie noch hatten, sich nur selbst näher an den Tod bringen. Und das half niemandem etwas. Natürlich war Sakura klar, dass sie hier nur künstlich verzögerten, was unweigerlich passieren würde. Selbst mit Chakra wäre es unmöglich, die Gesundheit ihrer Patienten dauerhaft zu garantieren. Vielleicht war es gerade dieser Aspekt, der ihr so zusetzte. Sie war daran gewöhnt, die Menschen retten zu können, die ihr etwas bedeuteten. Und auch diejenigen, welche zum ersten Mal den Weg zu ihr fanden und Hilfe brauchten. Bis jetzt hatte sie ihnen eigentlich immer helfen können. Doch dieses Mal, dieses Mal war alles anders. Allein heute hatten sie schon fünf Tote zu beklagen, und sie hatten noch nicht einmal die Mittagszeit erreicht. Wenn sie es vorher noch in Gedanken beiseite hatten schieben können, nun war es traurige Gewissheit: Das Sterben hatte begonnen. Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Sakura erhob sich, um zur ihrem nächsten Patienten weiterzuziehen. Beim Anblick der alten Frau, die sie dort liegen sah, zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Nichts erinnerte noch an das Blond, welches noch vor wenigen Tagen ihr Haupt geziert hatte. Ihre Wangen waren eingefallen, ihre Haut aschfahl. Das Einzige was zeigte, dass sie noch lebte, war ihre sich in regelmäßigen Abständen hebende und senkende Brust. Es tat weh, ihre Lehrmeisterin so vor sich zu sehen. Als sie noch mit Chakra gearbeitet hatten um die Kranken zu versorgen, hatte Tsunade ihr Yin-Siegel gelöst. Sakura hatte ihr davon abgeraten, hatte sie beinahe angefleht es nicht zu tun, doch Tsunade hatte sich nicht abbringen lassen. Vielleicht hatte sie sich genauso hilflos gefühlt wie Sakura und hatte beschlossen, etwas zu tun, wenn es auch nur eine temporäre Besserung herbeiführte. Sakura wagte nicht, genaue Spekulationen anzustellen. Es hatte ja doch keinen Sinn. Die Auswirkungen für Tsunade waren jedoch fatal gewesen. Das Ninjutsu, welches ihre jugendliche Erscheinung aufrecht erhalten hatte, war nicht mehr wiederherzustellen, und nun konnte man sehen, wie sehr ihr die Jahre zugesetzt hatten. Wie sehr ihr Selbstheilungsjutsu ihr zugesetzt hatte. Sakura atmete einmal tief durch, den Blick immer noch auf das Gesicht ihrer Lehrmeisterin gerichtet. Das alles war so falsch, so vollkommen falsch. Tsunade war für sie alle eine Stütze gewesen. Diese Stütze drohte nun, sie im Stich zu lassen. Vorsichtig injizierte Sakura Tsunade ein Schmerzmittel. Es war keine Krankheit, welche die Frau heimsuchte, es war die Unfähigkeit ihres Körpers, sich zu regenerieren. Und damit blieb Sakura und den anderen Heilern nichts anderes, als zumindest ihr Leiden so gering wie möglich zu halten. Eigentlich wollte sie ein wenig bei Tsunade sitzen bleiben, doch das konnte sie sich nicht leisten. Da waren noch zu viele andere Patienten, die ihre Unterstützung brauchten. Für Sentimentalitäten war das kein Platz mehr. Selbst dann nicht, wenn es sich um eine der für sie wichtigsten Personen handelte. Hinata hatte sich in der Rolle der Beobachterin eingefunden. Sie war schon immer gut darin gewesen, andere Menschen zu lesen und ihre eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Sie hatte gesehen, wann Tsunade der Verzweiflung nicht länger hatte standhalten können. Diese Hilflosigkeit, die sich so deutlich auf ihrem Gesicht abgezeichnet hatte, so kurz vor ihrer letzten Endes selbstmörderischen Aktion in der Krankenstation. Für Hinata war sie sichtbar gewesen. Sie hatte auch gesehen, wie Sakura am schleichenden Tod ihrer Lehrmeisterin zerbrochen war. Auch Sasukes Anwesenheit hatte da nicht helfen können. Vielleicht hatte er ihr ein wenig länger geholfen, eine Art von Schein aufrecht zu erhalten. Aber für Hinata war es keine Überraschung gewesen, als Sakura eines Morgens nicht mehr da gewesen war. Sie hatte Sasuke und Naruto eine kurze Notiz hinterlassen, aber keiner der beiden sprach darüber, was darin gestanden hatte. Allerdings hatte Sasuke sich danach stark abgekapselt und Naruto war ein ganzes Stück ruhiger geworden. Im Allgemeinen machten ihr die Veränderungen, die Naruto durchmachte, am meisten Angst. Manchmal konnte sie den Jungen, in den sie sich vor all den Jahren verliebt hatte, gar nicht mehr in dem jungen Mann wiedererkennen, der ihr die Kraft gab, nicht kontinuierlich in Panik zu verfallen. Er war ruhig, das Lächeln, welches sonst normalerweise sein Gesicht geziert hatte, war schon lange nicht mehr da. Auf sie wirkte er ernst und verbittert. Sie machte ihm keinen Vorwurf deswegen, sie wusste, auch sie hatte sich verändert. Niemand ging durch diese Hölle und blieb derjenige, der er vorher gewesen war. Das war nicht möglich. Hinata hoffte, dass ihre Anwesenheit Naruto trotzdem etwas Trost spendete, so wie er das für sie tat. Wenigstens hatten sie noch jemanden, an dem sie sich festhalten konnten. Zumindest für die letzten Tage, die sie zu leben hatten. Ihre Wasservorräte waren aufgebraucht, auch Nahrung gab es keine mehr. Es würde bald zu Ende gehen, sehr bald. Die Erde hatte nicht wieder angefangen sich zu drehen. Für sie war da zwar Licht am Ende des Tunnels, aber das Licht war kein Zeichen der Erlösung. Es bedeutete nur den sicheren Tod. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)