Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 6. Kapitel, in dem man nicht einmal in Ruhe fernsehen kann ---------------------------------------------------------- „Sag mal, T.K.“, fing Natsuko an und setzte sich neben Takeru auf die Couch. Eigentlich hatte er gerade keine Lust, mit ihr zu reden. Sein Lieblingscartoon lief im Fernsehen und er hatte sowieso nur noch eine halbe Stunde, bevor er ins Bett musste. Widerwillig versuchte er, ein Ohr seiner Mutter zu widmen und eines dem Fernseher, um ja nichts zu verpassen. Es war doch gerade spannend. „Was würdest du davon halten, wenn wir zurück nach Odaiba ziehen?“ Na gut, dieses Thema war zwei Ohren wert. Er wandte sich von seinem Lieblingscartoon ab und schenkte seiner Mutter einen fragenden Blick. „Hä?“ „Naja, ich könnte dort arbeiten. Im April wird dort eine Stelle bei einer Zeitung frei, verstehst du?“, erklärte sie langsam. Takeru nickte. Natürlich verstand er. Er war ja nicht dumm. Eine andere Sache verstand er allerdings nicht. „Aber warum bleiben wir nicht einfach hier?“ „Die Wohnung ist doch so klein. Du brauchst doch irgendwann mal ein größeres Zimmer. Und zu deiner Schule musst du auch ganz schön weit laufen. Außerdem ist der Ausblick hier einfach furchtbar.“ Sie nickte mit dem Kopf in Richtung Fenster, doch Takeru hob nur verständnislos eine Augenbraue. „So weit ist der Weg zur Schule nicht“, erwiderte er. „Aber wenn wir zurückziehen, könntest du vielleicht mit Kari in eine Klasse gehen“, versuchte Natsuko ihn zu locken, doch auch diesen Versuch tat er mit einem Schulterzucken ab. Ja, manchmal vermisste er Hikari schon. Es hatte immer Spaß gemacht, mit ihr und ihren Brüdern zu spielen. Aber natürlich hatte er genug andere Freunde, mit denen er spielen konnte. Er mochte seine Schule, die Lehrer, den Basketballverein, die Pausen mit seinen Kumpels, … Er hatte wirklich nicht den Drang, irgendwo anders hinzuziehen, wo er bis auf Hikari, die er nun schon ziemlich lange nicht mehr gesehen hatte, niemanden kannte. „Und wir würden dann auch wieder näher bei Matt und Papa wohnen.“ Natsuko gab nicht auf und kam nun auch noch mit der Matt-und-Papa-Karte, die sie sonst nur ausspielte, wenn es unbedingt nötig war, so wie jetzt. Aber es half. Takeru liebte Yamato und seinen Vater und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie endlich wieder alle zusammen als richtige Familie wohnten. Vielleicht war das ja das Ziel seiner Mutter. Vielleicht wollte auch sie sich seinem Vater wieder annähern und arbeitete auf eine heile Familie hin, ohne dass Takeru davon wusste. Und wenn er sich entscheiden musste, ob er lieber hier im Westendviertel bei seinen Freunden aber ohne Yamato und seinen Vater bleiben würde, oder aber mit seiner Mutter zurück nach Odaiba zu gehen und die Chance auf eine richtige Familie zu haben, dann würde seine Wahl eindeutig auf Letzteres fallen. Er konnte mit seinen jetzigen Freunden ja in Kontakt bleiben und sowieso würde er sicherlich ein paar neue Freunde in Odaiba finden. „Hm, das klingt gut“, meinte er schließlich nickend. „Das wollte ich hören“, erwiderte Natsuko zufrieden und zerzauste ihm das Haar. „Dann kümmere ich mich schon mal um eine Wohnung. Ach, und was ich noch sagen wollte: Ich habe die Geschichte in deinem Geschichtenheft gelesen. Frau Yamamoto hat dir ja ein tolles Lob darunter geschrieben und die Geschichte ist echt toll. Das hast du super gemacht.“ Takeru hatte sich längst wieder seinem Cartoon zugewandt und Natsuko nur noch mit einem Ohr zugehört. „Welche Geschichte?“ „Na die mit dem Raumschiff voller Tiere, die auf dem Saturn landen und sich da in Außerirdische verwandeln“, antwortete sie ungeduldig, als müsste Takeru das wissen. „Achso“, murmelte er desinteressiert. Er hatte sie im Japanischunterricht geschrieben, als es um das Leben im All ging. „Die ist echt gut“, wiederholte Natsuko. „Und deine Rechtschreibung ist auch sehr gut. Ich kann richtig stolz sein, so einen schlauen Sohn zu haben.“ „Kannst du jetzt mal ruhig sein? Ich will das sehen“, grummelte Takeru genervt, woraufhin sie endlich seufzend aufstand und ihn allein auf der Couch ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)