Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 12. Kapitel, in dem Hikari alles über Sora wissen will ------------------------------------------------------ „Und du bist dir sicher, dass sie zusammen sind?“, hakte Hikari nach. Es fühlte sich an, als hätte sich etwas Eiskaltes um ihr Herz gelegt und würde es im Klammergriff halten. Bei dieser Sora handelte es sich nun anscheinend also um Yamatos feste Freundin. „Naja, er war sich selbst nicht so ganz sicher, aber er glaubt schon“, antwortete Takeru etwas kleinlaut. Am Telefon klang seine auf- und abhüpfende Stimme noch komischer als sonst. Mit dem Hörer in der Hand ließ Hikari sich auf ihr Bett fallen und presste die Lippen aufeinander. „Weißt du, wie sie aussieht?“ „Er hat mir ein Foto gezeigt. Warum willst du das wissen?“ „Weiß nicht. Ist sie hübsch?“ Takeru zögerte eine Weile, anscheinend nicht sicher, was er antworten sollte. „Ja, schon.“ „Was?“, rief Hikari entsetzt. „Wie sieht sie aus?“ „Ähm… naja normal“, stammelte Takeru. „Was heißt denn normal? Groß oder klein? Dick oder dünn? Lange Haare? Und ihr Gesicht?“, fragte Hikari. Wenn sie versuchte, sich Sora vorzustellen, hatte sie nur eine schattenhafte Person vor Augen. Sie brauchte mehr Informationen. „Mann, was weiß ich. Normal groß, glaube ich. Und dünn. Also schlank halt. Sportlich. Was weiß ich. Haare sind schulterlang. Und das Gesicht ist halt hübsch“, antwortete Takeru ein wenig genervt. „Ich hab‘ auch schulterlange Haare!“, erwiderte Hikari entgeistert. „Welche Haarfarbe?“ Takeru stöhnte genervt auf. „So rötlich.“ „Und ihre Augen?“ „Boah, Kari, frag‘ ihn doch einfach selber! Oder geh‘ gleich zur Schule und sprich mit Sora!“, fauchte Takeru. „Jetzt werd‘ doch nicht gleich so gemein“, erwiderte Hikari erschrocken. „Ich hab‘ doch nur gefragt.“ „Und ich hab‘ dir von Anfang an gesagt, dass ich es nicht so genau weiß. Also frag‘ nicht so viel“, murrte Takeru nun wieder ein wenig ruhiger. Hikari seufzte resigniert. Es klang ganz so, als wäre Sora tatsächlich ein hübsches Mädchen, gegen das sie keine Chance hatte. Mit ihren dreizehn Jahren war sie ohnehin zu jung, um mit einer Sechzehnjährigen mitzuhalten. Bestimmt sah Yamato sie als zu klein an, um eine Beziehung zu haben. Zu klein und außerdem als eine Art Schwester. „Ist alles okay?“, fragte Takeru nach einigen Sekunden des Schweigens. „Soll ich bei dir vorbeikommen?“ „Nee, geht schon“, murmelte sie und ließ den Kopf hängen. „Bist du sicher?“ „Ja. Danke, dass du ihn für mich ausgefragt hast.“ „Kein Problem. War ganz einfach.“ „Also dann mach’s gut, wir sehen uns morgen.“ „Ja, bis morgen.“ Sie legte auf und ließ sich nach hinten auf ihr Bett fallen. Das durfte doch nicht wahr sein. Es fühlte sich an, als würde ihre Welt untergehen. Yamato hatte nun tatsächlich eine Freundin, bei der es sich nicht um Hikari handelte. Wie konnte er nur? Sah er denn nicht, dass sie in ihn verliebt war? Vielleicht blieb er ja mit dieser Sora gar nicht lange zusammen und dann konnte sie einen erneuten Versuch starten. Und überhaupt sah sie ihn ja ziemlich oft. Vielleicht würde er seine Meinung ändern, wenn sie ihn anbaggerte. Ihre Zimmertür wurde aufgerissen und Taichi polterte herein. „Kannst du vielleicht mal nicht dauernd das Telefon stundenlang blockieren?“, fuhr er sie genervt an und schritt durch das Zimmer auf ihn zu. „Andere Leute wollen auch telefonieren.“ „Wen willst du denn anrufen?“, fragte Hikari, setzte sich ruckartig auf und versteckte das Telefon hinter ihrem Rücken. „Geht dich nichts an“, antwortete Taichi abweisend, blieb vor ihr stehen und streckte die Hand aus. „Telefon.“ Hikari drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand und hielt seinem Blick stand. „Nö. Erst will ich wissen, wen du anrufen willst.“ Sie sah in sein genervtes Gesicht, das in der letzten Zeit zunehmend kantiger geworden war. Sein ganzer Körper war in den letzten drei Jahren so sehr gewachsen, dass Hikari der Größenunterschied zwischen ihnen nun riesig vorkam. „Kari, gib mir das Telefon“, wiederholte er, nun in schärferem Ton. „Nö.“ Entschlossen kniete er sich auf ihr Bett, beugte sich über sie und griff hinter ihren Rücken. Hikari fing an zu kichern und hielt das Telefon fest umklammert, sodass er es ihr nicht entreißen konnte. Er drehte ihr die Arme auf den Rücken, bis sie einen Schmerz verspürte und losließ. „Au! Bist du bescheuert? Das tut weh!“, rief sie empört und rieb sich die Handgelenke. „Selbst schuld“, brummte Taichi. „Du bist schon genauso gemein wie Matt“, zischte Hikari beleidigt. Taichi war schon auf dem Weg nach draußen gewesen, als er mit dem Telefon in der Hand stehen blieb und sich mit fragendem Blick zu ihr umdrehte. „Wie Matt? Wieso?“ „Ach, nur so“, grummelte Hikari, ließ sich auf die Seite fallen und umklammerte ihr Kissen. Taichi runzelte nur verständnislos die Stirn und wollte gehen, als Hikari ihn noch einmal zurückhielt. Plötzlich war ihr etwas eingefallen. „Sag mal, kennst du eigentlich Sora?“ Einen Augenblick lang musterte ihr Bruder sie argwöhnisch, bevor er langsam „Ja?“ antwortete. „Wie ist sie so?“, fragte Hikari und beobachtete seine Reaktion. „Ich bin mit ihr befreundet. Kenne sie schon seit der Grundschule aus dem Fußballverein. Warum fragst du?“ „Naja“, Hikari druckste herum und zögerte ihre Erklärung hinaus, „sie ist doch mit Matt zusammen, oder?“ „Hat T.K. dir das erzählt?“, hakte Taichi nach und hob eine Augenbraue. „T.K. hat gesagt, dass Matt gesagt hat, dass er sich selbst nicht so ganz sicher ist“, murmelte Hikari. „Und das interessiert dich, weil?“ Mit wachsamem Blick verschränkte er die Arme vor der Brust. Zur Antwort seufzte sie nur tief und wandte den Blick von ihm ab. „Mann, bist du etwa in ihn verknallt?“ Sie schwieg betreten und presste die Lippen aufeinander. Daraufhin brach Taichi plötzlich in Gelächter aus, sodass sie ihn verstört ansah. Augenblicklich verstummte er und machte nun ein entsetztes Gesicht. „Scheiße, du meinst das ernst.“ „Natürlich meine ich das ernst!“, rief Hikari beleidigt. „Ah, komm‘ schon, lass‘ das. Er ist viel zu alt für dich. Und überhaupt, was soll das? Das ist Matt! Der hat dich schon nackt auf dem Topf gesehen!“, erwiderte Taichi ungläubig und schüttelte den Kopf. „Boah, du bist so ein Idiot, Tai!“, rief Hikari wütend, ließ ihr Kissen los und setzte sich auf. Bei der bildhaften Vorstellung, die er ihr gegeben hatte, war sie rot angelaufen. „Und du bist gerade mal dreizehn! Du bist nicht verknallt, das ist nur eine Spinnerei. Wirst schon sehen, nächste Woche ist das wieder weg“, sagte er herablassend und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, bevor er endlich ihr Zimmer verließ. Unwillkürlich fragte sich Hikari, ob er sie oder sich selbst von seiner Behauptung überzeugen wollte. Hosted by Animexx e.V. 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