Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 14. Kapitel, in dem Takeru zum ersten Mal Pralinen bekommt ---------------------------------------------------------- Valentinstag. Der dämlichste Tag im ganzen Jahr. Takeru hasste ihn und das nicht nur, weil er vierzehn und immer noch Single war. Noch nicht einmal seinen ersten Kuss hatte er bisher erlebt. Nicht, dass er es unbedingt darauf anlegte, doch seine Klassenkameraden machten ihn nervös. Es schien gerade die Zeit ihres Lebens zu sein, in der viele die ersten Erfahrungen in Sachen Verliebtsein und Beziehungen sammelten und voreinander damit angaben, händchenhaltend über den Schulhof liefen und heimlich hinter der Turnhalle knutschten. Für Takeru jedoch schienen diese Erfahrungen noch meilenweit entfernt zu sein. Er war einfach nicht der Typ Junge, auf den die Mädchen standen und das wusste er. Mittlerweile zu groß und schlaksig, zu blond, zu pickelig und dann auch noch die Zahnspange. Zwar hatte er sich gut in sein Umfeld eingegliedert, hatte Freunde und galt immerhin nicht als Streber, Nerd oder Langweiler, doch trotzdem hielten Mädchen stets Abstand zu ihm. Und das war der zweite Grund, warum er Valentinstag hasste. Er bekam nie etwas. Mit finsterer Miene betrat er das Schulgebäude und ging direkt weiter in seinen Klassenraum, ohne auf seine Umgebung zu achten. Er wollte die ganzen verknallten Mädchen gar nicht erst sehen. Im Klassenraum war es natürlich noch schlimmer. Damit hatte er zwar gerechnet, dennoch nervte es ihn. Mädchen standen kichernd zusammen, Jungs zeigten sich gegenseitig, was sie schon bekommen hatten. Ein Mädchen saß nervös auf ihrem Platz und wartete darauf, dass der Junge ihrer Träume endlich den Klassenraum betrat, um ihm ihre selbstgemachte Schokolade zu geben. Ein Junge unterhielt sich gerade von einem Ohr zum anderen strahlend mit dem Mädchen, das ihm Schokolade geschenkt hatte. Takeru verdrehte die Augen und ging auf seinen Platz. Gelangweilt schlug er ein Buch auf und tat, als würde er sich auf den Unterricht vorbereiten. Dabei hörte er, wie Akio am Tisch vor ihm mit der Schokolade angab. Er hatte gleich von vier Mädchen aus der Klasse etwas bekommen und führte sich auf, als wäre er der König der Welt. „Momoko, Emi, Kaori und Midori“, zählte er auf, als er danach gefragt wurde, wer ihm etwas geschenkt hatte. Takeru konnte das Grinsen aus seiner Stimme praktisch heraushören. „Aber eine fehlt mir noch.“ „Wer denn? Etwa Hikari?“, fragte Kenji spöttisch und Takeru konnte nun erst recht nicht mehr weghören. Nicht, wenn es um seine beste Freundin ging. Akio antwortete nichts, schien jedoch einen vielsagenden Blick aufzusetzen, denn die anderen drei Jungs fingen an zu lachen. „Vergiss es, von der kriegst du nichts“, meinte Tetsuya und klopfte Akio auf die Schulter. „Sie hat doch letztes Jahr schon keinem was geschenkt, obwohl so einige darauf gehofft haben.“ Ja, Hikari war recht beliebt bei den Jungs. Im Gegensatz zu Takeru entsprach sie genau dem gefragten Typ: relativ klein, hübsch, süß, etwas zurückhaltend und unbeschwert. Schon seit einer Weile befürchtete Takeru, jemand könnte sie in naher Zukunft nach einem Date fragen. „Letztes Jahr war letztes Jahr. Das ist doch schon ewig her“, erwiderte Akio abwinkend. „Bestimmt hat sie es sich jetzt anders überlegt und… da ist sie!“ Nun blickte auch Takeru auf und entdeckte Hikari, die gerade gemeinsam mit Kazumi das Klassenzimmer betreten hatte. Die vier Jungs vor ihm hatten nun allesamt ihre volle Aufmerksamkeit Hikari gewidmet, die zu ihrem Platz neben Takeru ging und ihnen im Vorbeigehen nur ein müdes Lächeln schenkte. „Morgen, Keru“, begrüßte sie ihn fröhlich. „Morgen“, erwiderte Takeru und musterte sie argwöhnisch. Er wusste, dass auch die Jungs vor ihm sie im Blick behielten, wenn sie auch nun wieder angefangen hatten, miteinander zu reden. Hikari packte unbekümmert ihre Sachen für die erste Stunde auf den Tisch und fischte zum Schluss eine kleine Tüte voller Schokopralinen, die mit einer gelben Schleife verziert war, heraus. Bestimmt legte sie sie direkt vor Takerus Nase auf dem Tisch ab und lächelte ihn an. „Fröhlicher Valentinstag.“ Takeru und auch die vier anderen Jungs vor ihm waren sprachlos und starrten auf die Tüte. „Ähm… was?“, fragte Takeru verdattert, den Blick auf den Inhalt der Tüte geheftet. „Mann, T.K., heute ist Valentinstag und das heißt, dass Mädchen den Jungs, in die sie verliebt sind, Schokolade schenken“, klärte Hikari ihn überflüssigerweise auf. „Schon klar. Aber… hä?“ Takeru spürte Hitze in seinem Gesicht aufsteigen. „Anscheinend läuft da doch was“, hörte er Kenji von vorn tuscheln. „Naja ich bin zwar nicht verliebt, wollte aber so gern jemandem Schokolade schenken, also habe ich dir welche gemacht. Du kommst einem festen Freund am nächsten.“ Sie zwinkerte verschwörerisch und Takeru konnte sich denken, was passiert war. Sie hatte Mitleid. Natürlich hatte sie in den letzten Jahren mitbekommen, dass Takeru nie Schokolade von einem Mädchen bekommen hatte. Garantiert hatte sie Mitleid mit ihm bekommen und ihm deswegen welche geschenkt. Obwohl ihm das missfiel, rührte ihn diese Geste. „Cool, danke“, murmelte er ein wenig nüchtern und nahm die Tüte voller Pralinen in die Hand. Natürlich waren sie herzförmig. „Hab ewig dafür gebraucht. Sind mit Milchcreme gefüllt, ganz wie du es am liebsten magst“, verkündete Hikari stolz. Takeru sah sie an und lächelte schief. „Du bist ganz schön blöd, weißt du das?“ „Bin ich nicht! Koste lieber die Pralinen, du Idiot“, entgegnete sie und warf der Tüte einen ungeduldigen Blick zu. „Nö. Du willst nur welche abhaben. Ich esse die erst, wenn ich allein zu Hause bin“, antwortete er entschieden. „Ich finde, wir sollten heute einen DVD-Abend machen“, sagte Hikari und verengte die Augen zu Schlitzen. Sie würde keine Widerrede dulden. „Das sagst du nur, weil du mir meine Pralinen wegfuttern willst“, grummelte Takeru und ließ die kleine Tüte in seiner Schultasche verschwinden. „Mann, sei doch nicht so geizig!“ Sie boxte ihm leicht gegen den Arm. „Ich und geizig? Wer verschenkt denn hier Pralinen und will sie selbst essen? Dabei hast du garantiert noch eine Wagenladung davon zu Hause, wie ich dich kenne.“ Sie machte ein ertapptes Gesicht und er grinste sie triumphierend an. „Erwischt.“ „Hast ja Recht“, murmelte sie beleidigt und stützte den Kopf auf der Hand ab. „DVD-Abend heute bei mir. Aber bring‘ noch ein paar Pralinen mit“, sagte Takeru und schon strahlte sie wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)