Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 22. Kapitel, in dem Takeru Mimi kennenlernt ------------------------------------------- In der zweiten Schulwoche ging Takeru das erste Mal an der Oberschule zum Basketballtraining. Von Anfang an hatte für ihn festgestanden, dass er Basketball weitermachen wollte. Mittlerweile war er einfach zu sehr in diesen Sport verliebt. Es war der Ausgleich, den er so dringend brauchte, um sich von der Schule, seinen Eltern und seinen nervigen Gefühlen für Hikari abzulenken. In der Umkleidekabine musterte er die Jungs, die noch im Team waren. Einer davon, Akito, ging ebenfalls in seine Klasse und Takeru war froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Sofort kam er mit ihm in ein lockeres Gespräch und gemeinsam gingen sie von der Umkleidekabine den Gang entlang in die Halle. Es war eine große Halle mit drei Feldern, von denen das ganz links für die Basketballer vorgesehen war. In der Mitte führten ein paar Mädchen gerade Dehnübungen aus und ganz rechts war anscheinend die Volleyballmannschaft. Takeru ließ seinen Blick durch die Halle wandern auf der Suche nach bekannten Gesichtern. In der Mädchengruppe befanden sich zwei Mädchen aus seiner Klasse und auch bei den Volleyballern meinte er, zwei Jungen und zwei Mädchen aus seiner Klasse wiederzuerkennen. Das war doch gar nicht so schlecht und bot Stoff für gemeinsame Gesprächsthemen. Gerade wollte Takeru sich wieder an Akito wenden, als er abgelenkt wurde. Er erkannte sie wieder. Sie. Jenes Mädchen vom ersten Schultag mit dem langen braunen Haar, das nun zu einem Pferdeschwanz gebunden war, und dem Modelgesicht. Sein Blick blieb an ihr kleben. Sie trug Shorts und ein enges Top, betonte somit ihren Körper, der an Perfektion grenzte. Wieder unterhielt sie sich mit ein paar Mädchen und bemerkte zum Glück nicht, dass Takeru sie anstarrte. Das Training begann kurz darauf, doch Takeru war etwas abgelenkt. Die ganze Zeit war er bemüht, eine gute Figur zu machen und fragte sich, warum es ihm auf einmal so wichtig war, wie er auf andere wirkte. Etwa wegen dieses Mädchens? Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Cheerleadergruppe handelte, die nicht nur Takerus Aufmerksamkeit auf sich zog. Er bemerkte, dass auch der ein oder andere aus dem Basketballteam hin und wieder einen flüchtigen Blick auf die Mädchen warf, wenn mal wieder eine von ihnen durch die Luft wirbelte oder sie einen bestimmten Schritt übten. Das Mädchen mit dem langen braunen Haar schien die Anführerin zu sein, denn sie war es, die immer wieder Befehle rief und die anderen anfeuerte. Takeru bemühte sich, nicht mehr auf sie zu achten, sondern sich ganz auf das Spielen zu konzentrieren. Er erinnerte sich selbst daran, dass er sich anstrengen musste, um in die Mannschaft aufgenommen zu werden und an wichtigen Spielen teilnehmen zu dürfen. Zwar wusste er von sich selbst, dass er ganz gut war – schnell und treffsicher – doch jetzt gehörte er wieder zu den jüngsten. Die meisten anderen waren ein oder zwei Jahre älter als er und kannten die Ansprüche des Trainers. Sie spielten sich zunächst ein, übten zu zweit Pässe, Ausweichmanöver und Korbleger und spielten schließlich ein richtiges Spiel. Takeru fühlte, dass er wieder voll in seinem Element war. Er genoss die Atemlosigkeit, die ihn überkam, wenn er minutenlang über das Feld sprintete, die Anspannung, wenn die gegnerische Mannschaft punktete, den Adrenalinstoß, wenn er selbst den Ball auf den Korb warf und die Freude, wenn er einen Punkt erzielte. Er genoss sogar der Schweiß, der ihm auf der Stirn stand und an seinen Wangen hinunterlief, sein Haar befeuchtete. Er signalisierte ihm, dass er voll und ganz in das vertieft war, was er tat und alles andere für eine kurze Zeit vergessen konnte. Er brauchte den Sport einfach. Er war fast schon lebenswichtig. Nach anstrengenden neunzig Minuten nahm der Trainer eine Auswertung vor, bei der Takeru glücklicherweise gut wegkam, und entließ sie schließlich zum Duschen. Sich den Schweiß von der Stirn wischend schlenderte Takeru mit Akito aus der Halle und wurde auf dem Weg zur Umkleidekabine plötzlich aufgehalten. „Hey, ich habe euch beobachtet. Du hast echt gut gespielt.“ Es war das hübsche Mädchen, das plötzlich neben ihm aufgetaucht war und ihn nun anlächelte. Takeru und auch Akito waren stehen geblieben und sahen sie verwirrt an. „Spielst du schon länger?“ „Seit der dritten Klasse“, stammelte Takeru verlegen. „Cool, das ist schon echt lang. Ich gehöre zu den Cheerleadern. Wir kommen mit zu euren Spielen und heizen euch und die Menge an.“ Sie zwinkerte verschwörerisch, als müsste Takeru sich durch diese Tatsache sofort mit ihr verbunden fühlen. „Wie heißt du?“ „Ähm Takeru“, antwortete er langsam und kratzte sich am Kopf. „Alles klar. Ich bin Mimi. Schätze mal, wir werden uns demnächst öfter hier sehen.“ Mit einem verschmitzten Lächeln drehte sie sich um und ging zu den Umkleidekabinen der Mädchen, während Takeru wie festgewachsen auf der Stelle stand. „Wow“, machte Akito nur und nickte anerkennend.   „Na? Wie war dein erstes Basketballtraining an der Oberschule?“ Takeru grinste und ließ sich mit dem Telefonhörer am Ohr aufs Bett fallen. Hikari hatte ihn, kurz nachdem er zu Hause angekommen war, angerufen. Das war typisch. „Ganz cool eigentlich. Ich wurde zumindest nicht rausgeschmissen.“ „Sehr gut! Ich bin stolz auf dich“, lachte Hikari. „Kann es kaum erwarten, bei eurem ersten Spiel dabei zu sein.“ „Ja, mal sehen, wie es wird. Sag‘ mal, wusstest du eigentlich, dass es eine Cheerleadergruppe gibt?“ „Cheerleader? Ich dachte, sowas gibt es nur in den USA“, antwortete Hikari und klang verwirrt. „Ja, dachte ich auch. Anscheinend begleiten die uns zu Spielen und treten dort auf und so“, erklärte Takeru. „Oh echt? Klingt irgendwie witzig. Dann freue ich mich ja noch mehr auf euer erstes Spiel. Bin gespannt, was die so machen.“ „Ja, ich auch. Und weißt du, wer bei den Cheerleadern ist?“ „Nein, wer?“ „Dieses Mädchen, das wir schon am ersten Tag hier gesehen haben. Die mit den langen braunen Haaren. Weißt du, welche ich meine?“ Hikari zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete. „Ja, glaub‘ schon. Irgendwie wundert mich das nicht. Die sieht schon so aus.“ „Was meinst du denn damit?“ „Weiß auch nicht. Sie sieht einfach irgendwie aus wie eine typische Cheerleaderin“, murmelte sie. Verwirrt kratzte sich Takeru am Kopf. „Wenn du meinst.“ „Hör‘ mal, ich muss jetzt auflegen, gibt gleich Abendbrot. Also mach’s gut und bis morgen, okay?“ „Okay. Tschüss.“ Takeru ließ den Hörer neben sich aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Manchmal war Hikari ein bisschen eigenartig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)