Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 27. Kapitel, in dem Hikari perfekt ist -------------------------------------- „Nanu, Yamato? Was machst du denn hier?“ Fragend musterten Susumu und Yuuko Taichi und Yamato, die beide mit müden Gesichtern und zerzausten Haaren aus Taichis Zimmer kamen. Hikari saß schon seit einer halben Stunde mit ihren Eltern beim Frühstück und nippte nun an ihrem Tee, während ihr Blick auf Yamato ruhte. Er sah nicht besser aus als letzte Nacht. Eher noch schlechter. „Ähm… er kam heute Nacht. Hatte ich euch das nicht erzählt?“, stammelte Taichi und kratzte sich am Kopf. „War schon lange geplant. Mussten was Dringendes besprechen.“ „Aha.“ Susumu zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seiner Zeitung, doch Yuuko musterte die beiden Jungs wachsam. „Wollt ihr was frühstücken?“ Yamato hob abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf. „Danke.“ Er sah aus, als müsste er sich jeden Moment erneut übergeben. „Er muss schnell nach Hause. Ich bringe ihn noch zur Tür“, verkündete Taichi und ging schon einmal vor. Bevor Yamato ihm folgte, warf er Hikari einen flüchtigen Blick zu und sie glaubte, so etwas wie ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen, doch das konnte auch Einbildung gewesen sein.   Am Nachmittag machte sich Hikari auf den Weg zu Takeru. Nachdem sie sich mit Yamato unterhalten und eine Nacht drüber geschlafen hatte, kam ihr ihr gestriges Verhalten ziemlich albern und daneben vor. Takeru konnte doch tun und lassen, was er wollte und sie hatte kein Recht, so über ihn zu urteilen. Genau genommen ging es sie doch gar nichts an. Sie kam bei Takeru an und drückte auf den Klingelknopf. Hoffentlich war er überhaupt zu Hause. Vielleicht traf er sich ja auch mal wieder mit Mimi. Natsuko öffnete die Tür und sah sie verwundert an. „Hallo, Kari. Willst du zu T.K.?“ „Ja, genau“, antwortete Hikari nickend. „Er ist leider nicht hier. Er meinte vorhin, er geht ein paar Körbe werfen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist er auf dem Platz beim Park.“ „Okay. Danke, ich gehe mal nachschauen“, erwiderte Hikari und drehte sich um, um das Haus wieder zu verlassen. Sie fragte sich, ob „Körbe werfen“ wohl ein Synonym für „mit Mimi schlafen“ war. In Gedanken versunken verließ sie das Gebäude und ging in Richtung Park. Sie wusste, dass er sich tatsächlich ab und an auf jenem Platz aufhielt, um ein bisschen zu trainieren. Vielleicht hatte sie ja Glück und erwischte ihn dort. Auf dem Weg zum Platz versuchte sie, sich die Worte zurechtzulegen, die sie sagen wollte. Wie sollte sie sich nur am besten entschuldigen? Schon von weitem konnte sie Takeru auf dem Platz ausmachen. Sein blondes Haar leuchtete in der Sonne und mit einem orangefarbenen Ball lief er über den Platz, wich unsichtbaren Gegnern aus und versenkte ihn im Korb. Er hielt kurz inne, wischte sich Schweiß von der Stirn und dribbelte weiter. Hikari schluckte und ging dann bestimmt auf ihn zu. Ob er wohl noch sauer auf sie war? Sie würde es gleich erfahren. Einen Augenblick lang blieb sie am Rand des Betonplatzes stehen und sah ihm zu, wie er in der glühenden Hitze über den Platz jagte. „Du holst dir noch einen Sonnenstich“, rief sie ihm schließlich zu. Er hielt inne und drehte sich zu ihr um. „Was machst du denn hier?“ Dann kam er mit dem Ball in der Hand auf sie zu. „Dir was zu trinken bringen“, antwortete Hikari und kramte eine kleine Wasserflasche aus ihrer Handtasche hervor. Takeru verzog keine Miene und sah von der Wasserflasche zu ihr. Fragend hob er eine Augenbraue. „Ich hab‘ dich gesucht. Deine Mutter hat mir gesagt, dass du wahrscheinlich hier bist“, gab Hikari zu und packte die Flasche wieder weg. Er schwieg und sah sie abwartend an. „Ich wollte mich für gestern entschuldigen. Also… tut mir leid, was ich gesagt hab‘“, murmelte sie und wich seinem Blick aus. „Ich glaube, ich war nur neidisch, weil du jetzt schon so weit gegangen bist und ich noch nicht, und das fühlt sich irgendwie komisch an und… naja, war blöd. Und war nicht so gemeint.“ Sie spielte mit ihren Fingern und starrte ihre Fußspitzen an. Erst, als er einige Sekunden lang nichts sagte, hob sie den Kopf, um ihn anzusehen. Er lächelte leicht. „Schwamm drüber, okay?“ Hikari nickte erleichtert. Zum Glück gehörte Takeru nicht zu der Sorte Mensch, die lange sauer oder gar nachtragend waren. „Danke“, murmelte sie. Langsam schlenderten sie in den Schatten eines nahen Baumes und ließen sich ins Gras fallen. Hier war es viel angenehmer als in der prallen Sonne. Das Zirpen der Zikaden war ohrenbetäubend an Tagen wie diesen und die Luft schien zu flimmern. „Kann ich vielleicht doch einen Schluck Wasser haben?“, bat Takeru und wischte sich erneut Schweiß von der Stirn. Hikari kramte ihre Wasserflasche wieder hervor und reichte sie ihm. „Ich sag‘ doch, du holst dir noch einen Sonnenstich. Vielleicht solltest du es für heute lassen. Es sind bestimmt tausend Grad.“ „Ach was. Das passt schon“, sagte er abwinkend und nahm einen großen Schluck aus der Plastikflasche. „Möchtest du erzählen, wie es war?“, fragte sie nun neugierig. Takeru betrachtete nachdenklich die Flasche und schluckte das Wasser herunter. „Hm. Nass und erfrischend, aber nicht so kalt, wie ich gehofft habe.“ Daraufhin musste Hikari lachen und verpasste ihm einen Klaps gegen das Knie. „Nicht das Wasser. Das mit Mimi am Freitag.“ Er grinste verlegen und knibbelte mit den Fingern am Etikett der Wasserflasche herum. „Es war ganz cool irgendwie. Und schön.“ „Wie fühlt es sich an? Tat es weh?“, hakte sie nach. „Nee. Mann, Kari, du bist ein Mädchen. Bei dir fühlt sich das doch bestimmt ganz anders an als bei mir“, erwiderte er. „Hätte ja sein können, dass es trotzdem wehtut“, murmelte Hikari. „Habt ihr ein Kondom benutzt?“ „Ja, klar. Was denkst du denn?“ „Und wie lange dauert das so?“ Takeru runzelte die Stirn. „Was weiß ich. Hab‘ doch nicht auf die Uhr geguckt. Gab Besseres zu tun.“ Sie kicherte verlegen. „Aber gestern hast du noch gesagt, du wolltest eigentlich erst gar nicht. Warum hast du es trotzdem gemacht?“ Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wollte halt keinen Rückzieher machen. Und ich hätte ja jederzeit gehen können. Aber dann hat es sich so gut angefühlt.“ „Woher wusstest du, was du machen musst?“ „Wusste ich nicht.“ Sie sah ihn verständnislos an. „Naja, es reicht, wenn einer weiß, was er machen muss. Und Mimi wusste es ziemlich genau“, erklärte Takeru. Unwillkürlich tat sich vor Hikaris geistigem Auge ein seltsames Bild von Takeru auf, der völlig teilnahmslos in einem Zimmer stand und Mimi, die wie eine Ballerina um ihn herumtänzelte. Unwirsch schüttelte sie den Kopf. So war es garantiert nicht abgelaufen. „Keru, ich wollte dir da noch was sagen. Also zu Mimi“, begann Hikari unsicher. „Was denn?“, fragte er verwundert. „Naja, zufällig hat Tai mir erzählt, dass er schon mal mit ihr geschlafen hat“, berichtete sie. Er hob eine Augenbraue und musterte sie skeptisch, als wüsste er nicht, ob sie tatsächlich die Wahrheit sagte. „Anscheinend sogar mehrmals und er war wohl nicht der Einzige. Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Einen Augenblick lang zögerte er, bevor er eine wegwerfende Handbewegung machte. „Bei mir und ihr ist das anders. Das ist ernst. Ich glaube, sie mag mich echt.“ Hikari zog die Beine an und legte das Kinn auf den Knien ab. „Ich wollte es dir ja nur sagen.“ Für eine kleine Weile hingen sie jeder ihren Gedanken nach und starrten Löcher in die Luft. Dann seufzte Hikari tief. „Ich glaube, ich bin noch nicht bereit für das alles. Ich kann mir noch überhaupt nicht vorstellen, mit jemandem zu schlafen.“ „Musst du ja auch nicht“, sagte Takeru überzeugt. „Kannst dir doch Zeit lassen.“ Sie zuckte nur mit den Schultern. Es fühlte sich irgendwie nicht so an, als könnte sie sich Zeit lassen. Jetzt, da Takeru diesen Schritt schon gegangen war, hatte sie das seltsame Gefühl, sie müsste es auch tun, um mit ihm mitzuhalten. Sie mussten doch gleichauf sein und gemeinsame Erfahrungen teilen. Plötzlich sprang Takeru auf und hielt ihr seine Hand hin. „Los, lass‘ uns ein paar Körbe werfen.“ Sie verdrehte die Augen und sah ihn an. „Was jetzt? In der Hitze? Ich bin doch nicht irre. Und außerdem kann ich Basketball nicht.“ „Ach, komm‘ schon. Nur ein paar Minuten“, bettelte er grinsend. „Aber…“ „Nichts aber. Oder soll ich dir erst sagen, dass du dringend mal wieder Sport machen musst?“ Hikari warf ihm einen finsteren Blick zu und zog einen Schmollmund. „Du bist so bescheuert.“ Doch dann griff sie nach seiner Hand und ließ sich von ihm hoch ziehen. „War doch nur ein Witz. Du bist perfekt so, wie du bist. Und jetzt komm‘.“ Mit dem Ball unter dem Arm lief er voller Tatendrang zurück zum Platz, während Hikari ihm zögerlich folgte. Sie war perfekt so, wie sie war? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)