Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 40. Kapitel, in dem Sora gar nicht so übel ist ---------------------------------------------- Es war kurz vor Weihnachten und Hikari war allein in der Stadt unterwegs, um noch ein paar letzte Geschenke zu besorgen. Sie suchte noch nach etwas für Takeru. Sie hatte keine Ahnung, was sie ihm dieses Jahr schenken konnte. Ein wenig ziellos schlenderte sie durch die Läden, sah sich in den Schaufenstern um, doch fand einfach nichts, was ihr gut genug gefiel, um es Takeru zu schenken. Zu dieser Jahreszeit war es in der Einkaufsmeile ziemlich voll mit Menschen, die in dicke Jacken gehüllt ebenfalls auf der Suche nach Geschenken für ihre Liebsten waren. Die Geschäfte waren mit Lichterketten und glitzernden Rentierfiguren, Weihnachtsmännern und Tannenbäumchen geschmückt und empfingen ihre Besucher mit fröhlichen Weihnachtsliedern. Hikari war bester Laune. Sie liebte Weihnachten und genoss die ganz spezielle Atmosphäre. Gedankenverloren schlenderte sie durch ein Süßigkeitengeschäft und betrachtete die außergewöhnlich bunten Formen, in die die Schokolade dort gebracht worden war. Nun zur Weihnachtszeit gab es natürlich jede nur erdenkliche Form, die wenigstens ansatzweise etwas mit Weihnachten zu tun hatte, in allen möglichen Größen und Farben. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. „Hikari?“ Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Vor ihr stand zu ihrer Überraschung Sora, die sie anlächelte. „Oh, ähm… hi“, murmelte sie und wusste nicht, was sie von dieser Begegnung halten sollte. Eigentlich gehörte zusammen mit Yamato auch Sora auf die Liste der Menschen, die sie auf keinen Fall sehen wollte. „Ich war mir nicht ganz sicher, ob du es wirklich bist. Hab‘ dich ja schon lange nicht mehr gesehen“, sagte Sora lächelnd. „Wie geht’s dir so?“ „Gut, danke. Und dir?“, erwiderte Hikari ein wenig steif. „Auch. Es ist ja schließlich Weihnachten, nicht wahr?“ Sie kicherte. „Bist du auch noch auf der Suche nach Geschenken?“ „Mhm“, machte Hikari lahm. „Ziemlich spät.“ „Ja. Immerhin ist Weihnachten schon in vier Tagen. Oh, das ist aber süß.“ Sie zog einen Schokoladenpinguin aus dem Regal, der eine leuchtendrote Weihnachtsmütze und einen Schal trug und zeigte ihn Hikari. „Ja, aber… ich weiß nicht“, seufzte sie unschlüssig und betrachtete den Pinguin. Ja, er war süß, aber ob er Takeru gefallen würde? „Für wen suchst du denn was? Vielleicht kann ich dir helfen“, bot Sora lächelnd an und musterte sie interessiert. „Für ähm… für T.K.“ „Ach, Matts Bruder, oder?“, hakte sie nach. Hikari nickte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Sora wohl etwas von ihrer Blamage wusste. Sie stand zumindest mit Taichi noch in Kontakt, das wusste Hikari. Ob sie und Yamato noch etwas miteinander zu tun hatten, wusste sie hingegen nicht. Aber vielleicht hatte ihr Bruder ihr das auch erzählt. Das wäre furchtbar. Und ob sie wohl wusste, dass Yamato sie immer noch liebte? „Hm, was könnte ihm denn gefallen?“, murmelte Sora vor sich hin und inspizierte das Regal. Sie zog eine weitere Tüte heraus. „Der ist doch auch ganz süß.“ Sie hielt einen Schneemann aus weißer Schokolade in der Hand. Hikari nahm ihn ihr ab. „Ja, der ist wirklich süß. Und er mag weiße Schokolade.“ „Dann ist das doch schon mal ein guter Anfang“, meinte Sora und ging weiter das Regal entlang. Sie zog noch ein paar weitere Schokoladenfiguren aus dem Regal heraus, doch Hikari gefiel der Schneemann am besten. „Und für wen suchst du etwas?“, fragte sie. Sora kicherte erneut. „Du wirst lachen, aber ich brauche noch etwas für deinen Bruder.“ „Oh.“ Hikari musste tatsächlich lachen. „Was für ein Zufall.“ „Ja. Echt witzig, dass ich ausgerechnet dich hier treffe.“ „Bei Tai kann ich dir helfen. Er mag lieber dunkle Schokolade und er findet Weihnachtsmänner blöd“, erklärte Hikari. „Achso? Das wusste ich noch gar nicht. Warum das denn?“ „Naja, als wir noch klein waren, sind wir mal mit unseren Eltern durch die Stadt gelaufen und da kam ein Weihnachtsmann auf Tai zu und hat ihn gezwungen, ein Gedicht aufzusagen, obwohl ihm keins einfiel. Dann habe nur ich etwas Süßes bekommen und er nicht. Seitdem ist er auf Weihnachtsmänner nicht gut zu sprechen“, erzählte Hikari. Sie und Sora lachten über die Geschichte. „Der Arme. Dann schenke ich ihm wohl besser keinen Weihnachtsmann, um ihn nicht noch zu traumatisieren“, meinte Sora. Sie gingen gemeinsam durch das Geschäft, staunten über all die Süßigkeiten und überlegten, welche Tai wohl gefallen könnten und welche nicht. Nach einer halben Stunde entschied Sora sich für den Pinguin, den sie Hikari am Anfang gezeigt hatte. Sie bezahlten und verließen das Geschäft. Sora warf einen prüfenden Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich treffe mich in einer halben Stunde mit meiner Mutter. Wenn du auch noch Zeit hast, könnten wir vielleicht noch einen Kaffee trinken gehen, wenn du magst?“ Verdattert sah Hikari sie an. Kaffee trinken? Mit ihrer Erzfeindin, die ihr leider ziemlich sympathisch war? „Ähm… okay, klar.“ „Super.“ Sie betraten das nächste Café, wo ihnen sofort ein angenehm süßer Duft in die Nase stieg. Auch hier war alles weihnachtlich geschmückt und lud zum Verweilen ein. Sie suchten sich einen Tisch für zwei Personen in einer Ecke und setzten sich. Hikari griff nach der Karte und blätterte darin herum. „Wie geht es denn Takeru?“, fragte Sora und stützte den Kopf auf den Händen ab. „Ganz gut. Er ist heute beim Training“, antwortete Hikari beiläufig. „Training in den Ferien? Der ist aber fleißig“, stellte Sora amüsiert fest. „Geht es ihm denn wegen der Sache mit Mimi wieder besser?“ Hikari ließ die Karte sinken und starrte Sora an. „Naja, ich habe durch Tai davon mitbekommen. Durch ihn habe ich Mimi kennen gelernt und sie hat mir dann so ein bisschen erzählt, was passiert ist“, erklärte sie hastig und wurde ein wenig rot. „Oh, achso. Ja, er ist darüber hinweg“, antwortete Hikari und dachte grimmig daran, wie Takeru sich hin und wieder am Wochenende mit irgendwelchen Mädchen vergnügte. „Das war sicher schwer für ihn“, seufzte Sora und machte ein mitleidiges Gesicht. „Ja, das war es“, murmelte Hikari. „Aber es freut mich, dass es ihm besser geht.“ Sora lächelte. Die Bedienung kam und sie bestellten sich beide eine heiße Schokolade mit Sahne. „Und wie geht es Matt so?“, fragte Sora dann zögerlich. Hikari biss sich auf die Unterlippe. Anscheinend wusste Sora nichts davon, dass Hikari vor einer Weile von ihm abgewiesen worden war, sonst hätte sie dieses Thema wohl nicht angesprochen. Außerdem sah sie ein wenig verlegen aus. „Gut, schätze ich. Hab‘ ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen“, antwortete Hikari. Sie musterte Sora über den Tisch hinweg, wie sie gerade mit der Zuckerdose spielte. Was sie wohl dachte? Hikari erinnerte sich an die Nacht zurück, in der Yamato sturzbetrunken bei den Yagamis aufgetaucht war, weil Sora sich von ihm getrennt hatte. Die Bedienung kam zurück und servierte ihnen die heiße Schokolade. „Er ist noch immer mit seiner Band unterwegs, oder?“, fragte Sora nach einer Weile. „Ja“, antwortete Hikari. Sie sah, wie Sora tief ein- und ausatmete und konnte sie einfach nicht verstehen. Yamato liebte sie. Warum war es ihr nicht egal, wie er seinen Lebensunterhalt verdienen wollte? Warum war sie nicht einfach mit ihm zusammen? Hikari an ihrer Stelle hätte nicht eine Sekunde gezögert. „Anscheinend meint er es wirklich ernst“, murmelte Sora und Hikari wusste nicht, ob sie mit ihr oder mit sich selbst sprach. Sie erwiderte nichts, sondern nippte nur nachdenklich an ihrer heißen Schokolade. „Wie auch immer. Entschuldige, dass ich damit angefangen hab‘. Ich habe da irgendwie noch ein paar Probleme, obwohl es schon eine Weile her ist“, sagte Sora schließlich und lächelte schief. „Schon okay. Ich verstehe das“, sagte Hikari langsam. Sora nippte an ihrer Schokolade und warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster. „Und wie feierst du Weihnachten?“, fragte Hikari, nur um das Gespräch erneut anzuregen. Sie unterhielten sich noch einige Minuten locker über das Weihnachtsfest, bevor sie ihre Getränke bezahlten und das Café verließen. „Also dann, ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest“, sagte Sora und lächelte. „Es war wirklich schön, dich mal wieder gesehen zu haben.“ „Danke, ebenso“, erwiderte Hikari und lächelte ebenfalls. Zu ihrem Verdruss musste sie feststellen, dass es tatsächlich nett war, mit Sora Zeit zu verbringen. Sie war ein durchaus sympathisches Mädchen, doch Hikari konnte einfach nicht verstehen, warum sie sich von Yamato getrennt hatte und ihn damit so unglücklich machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)