Grippe an Bord! von Starwings ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Gewonnen!“, warf Shachi jubelnd die Hände in die Luft und stand schweißgebadet vor seinem Trainingspartner Penguin, der wenig begeistert auf dem Boden lag, den Oberkörper aufgestützt. Der Braunhaarige konnte sein Glück gar nicht fassen. Er hatte bisher noch nie gegen seinen Kumpel gewonnen. Aber dieses Mal endlich! Allerdings fühlte er sich nicht ganz so zufrieden, wie er es gerne getan hätte. Irgendetwas hatte dieses Mal einfach nicht gestimmt. „Alles klar?“, streckte er deswegen Penguin seine Hand entgegen und zog den Schwarzhaarigen auf die Beine. Missmutig klopfte der Navigator sich den Staub von der Trainingshose und zupfte sein schwarzes Tanktop mit der Jolly Roger auf dem Rücken zurecht. „Heute ist einfach nur nicht mein Tag“, brummte Penguin und ging zum Rand, um seine Wasserflache von der Bank zu fischen. Er nahm einige großzügige Schlucke, während Shachi neben ihm stand und ihn eindringlich musterte. Aber der Schwarzhaarige sah so aus wie immer, höchstens ein wenig genervter. „Nächstes Mal gewinnst du wieder“, klopfte der Braunhaarige seinem Kumpel auf den Rücken, woraufhin dieser sich verschluckte und heftig zu husten begann. „Bist du bescheuert?!“, fuhr Penguin ihn an und seine Stimme klang heiser durch das Husten. „Das war doch keine Absicht!“, wehrte sich Shachi, „Es tut mir leid, okay?“ Der Schwarzhaarige schraubte seine Flasche zu und verließ ohne ein weiteres Wort die Trainingshalle. „Bist du sauer?“, griff sich der Braunhaarige seine Mütze und Sonnenbrille und stürmte hinter dem Navigator her, „Hey! Jetzt sei doch nicht so! Peng!“ Shachi seufzte und setzte seine Ballonmütze auf. Als er zurück in die Halle sah, bemerkte er, dass Penguin sogar seine Kappe vergessen hatte. „Was ist denn nur los?“, kratzte er sich verwirrt am Kopf und hatte ein schlechtes Gewissen. Beim Abendessen redeten die beiden kein Wort miteinander und saßen auch nicht zusammen, so wie sonst immer. Allgemeine Ratlosigkeit herrschte über die momentane Situation und auch Law war nicht entgangen, dass sich seine beiden Crewmitglieder nicht so wie üblich benahmen. Bepo versuchte sein Bestes die beiden dazu zu bringen, sich zu vertragen, aber Penguin sagte einfach gar nichts und Shachi meinte nur, dass er es ja versucht hätte. Seufzend erhob sich der Käpt’n der Heart Pirates und ging zu seinem Navigator herüber, allerdings nicht um die beiden zu versöhnen, sondern weil ihm die Gesichtsfarbe des Schwarzhaarigen nicht gefiel. „Wenn du dich krank fühlst, kann ich dich vom Dienst freistellen und einen Blick auf dich werfen“, ließ sich Law neben Penguin auf einen Stuhl sinken. Dabei hatte er den Satz so leise gesagt, dass es nicht unbedingt jeder mitbekommen würde. „Schon gut“, wank dieser ab, „Ich bin nur ein wenig müde, mehr nicht.“ Der Chirurg des Todes zog eine Augenbraue hoch und musterte Penguin eindringlicher. Er schien kein Fieber zu haben, sondern war nur ein wenig blass im Gesicht. Sein Atem war ruhig und seine Augen klar. „Na gut“, meinte Law schließlich, „Dann geh in dein Quartier und ruh dich aus. Melde dich bei mir, wenn du glaubst, dass du fit genug bist, um deine Aufgaben wieder aufzunehmen.“ „Käpt’n, es ist nichts, wirklich“, versuchte Penguin zu widersprechen. Law fixierte ihn und sah ihm ernst in die Augen: „Willst du dich mir etwa widersetzen?“ Der Schwarzhaarige schrumpfte auf seinem Platz zusammen und ließ den Kopf hängen. „Nein“, murmelte er kleinlaut. Der Käpt’n der Heart Pirates nickte und fügte noch hinzu: „Du weißt, dass ich besonders auch von dir erwarte, dass du deine Fähigkeiten und Grenzen richtig einschätzt.“ Ohne ein weiteres Wort stand Penguin auf und verließ den Aufenthalts- und Speiseraum. Die anderen Crewmitglieder sahen ihm verwirrt hinterher, aber Law erstickte jedwede Diskussion darüber im Keim, dadurch, dass er allen einen ernsten Blick zuwarf. Allein Shachi bedeutete er stumm, dass er ein Auge auf seinen Freund haben sollte. Er selber hatte noch einiges zu tun. Er würde mit Jean Bart die Route besprechen und es musste festgelegt werden, an welcher Insel sie als nächstes anlegten. Besonders die Essensvorräte mussten aufgestockt werden, nachdem die letzte Stadt kurz vor ihrer Ankunft niedergebrannt und geplündert worden war. Hier in der Neuen Welt herrschte das Chaos und genau aus diesem Grund, musste jeder Schritt wohl überlegt sein. Shachi war nach seiner Schicht im Maschinenraum zu seiner und Penguins Kabine zurück gekehrt, allerdings stand er jetzt seit fast fünf Minuten vor der Tür und traute sich nicht recht hineinzugehen. Law hatte ihm gesagt, dass er ein Auge auf Penguin haben sollte und das hatte er vor. Trotzdem wusste er nicht genau, wie er sich verhalten sollte. Der Schwarzhaarige hatte ihn noch nie so angefahren wie heute und er konnte sich auch nicht daran erinnern, dass dieser je so schlechte Laune gehabt hatte. Aber es nützte alles nichts. Quietschend schwang die Tür auf, aber drinnen war es schon dunkel. So leise wie möglich machte sich der Brauhaarige fertig und legte sich dann ins Bett. Aber offensichtlich war er doch ein wenig zu laut gewesen. „Wie’s aussieht, wirst du mich auch weiterhin zuverlässig wecken“, klang eine brummende Stimme von Penguins Seite zu Shachi herüber. „Tut mir leid!“, entschuldigte sich der Braunhaarige, „Ich werd die Tür morgen ölen, versprochen!“ „Die stört mich nicht“, kam es als Antwort, „Dich Elefant kann man einfach nicht überhören!“ „Das ist so gemein!“, beschwerte sich Shachi, „Ich geb mir ja Mühe!“ „Wohl nicht genug“, hörte man ein Glucksen, aber es klang ein wenig gequält. „Bist du sicher, dass bei dir alles klar ist?“, hakte der Braunhaarige deshalb nach und lag auf einen Ellbogen gestützt, Penguin zugewandt, auf seinem Bett. „Wenn du mich endlich schlafen lassen würdest, ja“, brummte der Navigator und drehte sich um. Shachi entschloss sich nach dieser Aussage morgen mit Law zu reden. Er kannte Penguin lange genug um zu wissen, dass dieser sich normalerweise nicht so seltsam anhörte und vor allem, und das war noch viel wichtiger, in Diskussionen nicht so schnell nachgab. Der Braunhaarige schreckte am nächsten Morgen abrupt hoch, aber nicht, weil er verschlafen hatte, sondern weil er ein seltsames Geräusch gehört hatte, gleich nebenan, wo sich das Männerbad befand. Verwirrt stand er auf und stellte fest, dass Penguins Bett leer war. „Wo steckt er nur? Es ist noch nicht einmal fünf!“, schoss es ihm durch den Kopf und er ging auf den Gang, nur in Boxershorts und Top. Zu seiner Überraschung stand die Tür zum Bad sperrangelweit auf und das Licht fiel in den ansonsten noch dunklen Flur. „Penguin?“, rief er vorsichtig, bekam aber keine Antwort. Shachi ging also herüber und schielte ins Bad. Zuerst konnte er niemanden erkennen, weil er auf der falschen Ebene gesucht hatte. Als sein Blick jedoch nach unten fiel, riss er die Augen auf. „Scheiße!“, erstarrte er im ersten Moment, ordnete hektisch seine Gedanken und hechtete zu seinem Kumpel, der bewegungslos auf den hellen Bodenfliesen lag. Er überprüfte seinen Puls und seine Temperatur und stellte besorgt fest, dass der Schwarzhaarige regelrecht glühte. Glücklicherweise schien er sich bei dem Sturz nicht verletzt zu haben. Eilig hievte der Braunhaarige sich seinen Kumpel auf die Schultern und machte sich schleunigst auf in Richtung Krankenzimmer. Nachdem der Schwarzhaarige dort in einem der Betten untergebracht war, ging er einen Stock höher zu Laws Kabine. „Käpt’n?“, klopfte er entschlossen an die Tür, blieb aber ansonsten ruhig. Er musste Law in aller Ruhe die Situation erklären, also nützte es niemandem, wenn er hektisch wurde. Der Chirurg des Todes öffnete ein wenig verschlafen die Tür und war schlagartig alarmiert als er Shachi nur in Unterwäsche auffand: „Wo ist er und wie ist sein Zustand?“ Der Braunhaarige wunderte sich nicht einmal mehr darüber, woher sein Käpt’n wieder einmal in Sekundenschnelle die Situation erfasst hatte. „Er ist im Bad zusammen gebrochen, hat aber keine sichtbaren Verletzungen von dem Sturz davon getragen. Ich hab ihn auf die Krankenstation gebracht. Der Puls ist beschleunigt und die Temperatur mindestens bei 39 °C, wenn ich schätzen müsste.“ Law nickte und kehrte kurz in sein Zimmer zurück. Dort zog er sich rasch an und ging dann zusammen mit Shachi zur Krankenstation. Etwa eine Stunde später stand fest, dass Penguin sich einen grippeähnlichen Virus eingefangen hatte, der vermutlich genauso ansteckend war. Law hatte also die Krankenstation unter Quarantäne gestellt und Shachi nahe gelegt, vorerst nicht seine Kabine zu verlassen, da er den meisten Kontakt mit Penguin gehabt hatte. Der Rest des Schiffes würde gründlich gereinigt werden müssen. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war eine handfeste Grippewelle an Bord. Deswegen hatte die Mannschaft auch den Befehl erhalten, sich umgehend bei ihm vorzustellen, sollte jemand Symptome entwickeln. Nachdem alles Notwendige geklärt worden war, war Law zu Penguin zurück gekehrt, der schlief und tatsächlich mit dem Schrecken davon gekommen war. Den blauen Fleck am Ellbogen und an der Schulter, würde er vermutlich nicht einmal wirklich bemerken. Blieb jedoch seine hohe Temperatur. Noch sah der Käpt’n der Heart Pirates davon ab ihm ein fiebersenkendes Mittel zu geben, aber sollte das Fieber länger als eine paar Stunden auf einem Niveau von 40 °C bleiben, würde er die Option noch einmal in Erwägung ziehen. Der Schwarzhaarige stöhnte und drehte den Kopf nach links. Law beobachtete ihn und wartete geduldig, bis er wieder richtig bei Bewusstsein war, bevor er ihn ansprach: „Wie fühlst du dich?“ Penguin brauchte einen Moment bis er die Stimme und seine Umgebung zuordnen konnte und antwortete dann: „Nicht allzu gut. Mein Kopf dröhnt als hätte mir jemand einen über den Schädel gezogen.“ Der Chirurg des Todes war erleichtert darüber, dass sein Navigator zumindest nicht seinen Sinn für Humor verloren hatte: „Das ist normal. Du hast für die nächste Woche absolute Bettruhe, solange das Fieber nicht gesunken ist. Bisher ist es nur eine Grippe und wenn du dich schonst, wird es auch dabei bleiben. Ich habe allerdings noch ein paar Fragen, wenn du dich kräftig genug fühlst.“ Penguin nickte: „Ein wenig werde ich reden können.“ „Gut“, erwiderte Law, „Wie lange hattest du schon Symptome?“ Der Schwarzhaarige wusste, wohin diese Unterhaltung führen könnte. Sein Käpt’n mochte es überhaupt nicht, wenn man ihm derlei Dinge verschwieg, aber er hatte dem allen nicht sonderlich viel Bedeutung beigemessen: „Ich hab mich seit ein paar Tagen nicht ganz fit gefühlt, aber die Kopfschmerzen sind erst seit heute Nacht da.“ „Die Symptome kamen also plötzlich?“, hakte der Chirurg des Todes nach, um die Situation besser einschätzen zu können. „Ja“, bestätigte der Navigator, „Aufgrund des Stresses hatte ich nur gedacht, dass ich müde wäre.“ Nachdenklich schaute Law an die Decke und verschränkte die Arme hinter dem Kopf: „Warum bist du heute Morgen allein ins Bad gegangen?“ „Mir war schlecht“, erklärte Penguin, „Allerdings wurde mir erst schwindelig als ich im Bad war.“ „Ist dir immer noch übel?“ „Nein“, schüttelte der Schwarzhaarige zögerlich den Kopf, weil es den pochenden Schmerz nur verschlimmerte. Seine Augen begannen zu brennen und er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Law lächelte beschwichtigend: „Bisher scheint sich niemand angesteckt zu haben, also mach dir keine Sorgen und schlaf ein wenig.“ Er bekam keine Antwort mehr, denn der Navigator brauchte kaum mehr als ein paar Augenblicke um wieder einzuschlafen. Bis zum Abend hatte sich niemand bei ihm gemeldet, sodass Law davon ausging, dass er heute vorerst Ruhe hätte. Selber ein wenig angespannt, weil man nie wissen konnte, wie sich eine Krankheit auf der Grandline entwickeln konnte, war er auf dem Weg zu Shachi. Der Braunhaarige hatte am meisten Zeit mit Penguin verbracht. Wenn also jemand krank werden würde, dann vermutlich am ehesten er. Es wunderte Law sowieso, dass sich ausgerechnet sein Navigator etwas eingefangen hatte. Normalerweise war das Immunsystem des Schwarzhaarigen sehr robust und hatte schon einiges überstanden. Shachi hingegen tendierte dazu sich einfach mit allem Möglichen zu infizieren, was gerade in der Luft lag. Der Käpt’n der Heart Pirates klopfte an die Kabine an und hatte dabei immer noch den Mundschutz auf. „Ja?“, hörte er von drinnen und stieß die Tür auf, wobei ihm der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase drang. Der Braunhaarige saß mit einem Buch in der Hand auf seinem Bett, die Beine an den Körper gezogen und den Rücken gegen die Wand gelehnt. „Du machst einen guten Eindruck, irgendwelche Beschwerden?“, schloss Law die Tür hinter sich und setzte sich auf Penguins Bett, das frisch bezogen und gereinigt worden war. Shachi schüttelte den Kopf: „Bis auf die Langeweile alles in Ordnung. Wie geht es Penguin, Käpt’n?“ „Den Umständen entsprechend. Er hat recht hohes Fieber und ich habe ihm ein paar Schmerzmittel gegeben, damit er schlafen kann.“ „Aber…“, wurde der Braunhaarige ernst, was gar nicht zu seinem Charakter passte, „Er wird wieder, oder? Das ist nichts Gefährliches?“ Der Chirurg des Todes sah ihn zweifelnd an: „Wie kommst du darauf?“ „Na ja“, drückte sich Shachi um die Antwort, „Wir sind erst seit kurzem in der Neuen Welt, aber man hört so einige Geschichten.“ „Ich versichere dir, dass ich es nicht zulassen werde, dass eine Krankheit meine Mannschaft auslöscht. Außerdem…“, ergänzte er scharf, „Willst du etwa meine Fähigkeiten als Arzt in Frage stellen?“ „Nein! Natürlich nicht Käpt’n!“, war der Braunhaarige in höchster Alarmbereitschaft, „Ich mach mir nur Sorgen!“ Der Käpt’n der Heart Pirates sah Shachi ernst, aber nicht böse in die Auge: „Ich krieg ihn schon wieder hin, also mach dir keinen Kopf.“ „Tut mir leid, Käpt’n.“ Law musste tatsächlich schmunzeln: „Schon gut. Aber da alles in Ordnung ist, werde ich wieder gehen. Und du bleibst hier!“ Shachi schmollte, während der Chirurg des Todes wieder auf den Gang verschwand. Dort schüttelte dieser den Kopf und grinste vor sich hin. Der Braunhaarige war so sehr auf Penguin fixiert, dass er totunglücklich war, wenn der Navigator nicht da war. Kein Wunder, dass der Schwarzhaarige einen so ausgeprägten Beschützerinstinkt ihm gegenüber entwickelt hatte. Law hatte den Großteil der Nacht an einem Mittel gegen den Virus gearbeitet, aber wie zu erwarten, könnte er höchstens versuchen den Rest der Crew zu impfen. Penguin blieb nur übrig die Zähne zusammen zu beißen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Der Käpt’n der Heart Pirates achtete darauf, dass er ausreichend trank, da er wegen dem Fieber stark schwitzte. Da er noch nicht ausschließen konnte, dass sich jemand anstecken könnte, kümmerte er sich selber um seinen Navigator, mit allen Aufgaben, die dabei anfielen. Penguin schlief die meiste Zeit, was er sehr begrüßte und das auch relativ tief und ohne größere Unterbrechungen. Mit einem Kaffee in der Hand ging er nochmals über die Daten, die er gesammelt hatte. Er würde vor allem auch ein Auge auf Bepo haben müssen. Nur weil bisher nur Penguin erkrankt war, hieß das noch lange nicht, dass sich das Virus ausschließlich auf Menschen konzentrieren würde. Gähnend rieb sich der Chirurg des Todes über die Augen und blinzelte einige Male. Er war müde und nach der vagen Symptombeschreibung seines Navigators, mochten dies bereits erste Anzeichen einer beginnenden Erkrankung sein. Andererseits hatte er die Nacht durchgearbeitet. Ein lautes unerwartetes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken und er sah zu dem Schwarzhaarigen, der hustend auf der Seite lag und einen überaus gequälten Eindruck machte. Law war sofort an seiner Seite und stützte Penguin hoch, sodass er wieder richtig atmen konnte. Der kurze Anfall hatte ihn geweckt und er sah seinem Käpt’n keuchend in die Augen. Der Chirurg des Todes holte ein Stethoskop und hörte Penguin ab. Seufzend bedeutete er dem jungen Mann schließlich, dass er sein Shirt wieder herunter ziehen konnte. „Wie es sich anhört, entwickelst du eine Bronchitis.“ Sein Navigator nahm die Erklärung schweigend hin und legte sich wieder ins Kissen, die Decke bis zum Kinn gezogen. Law war über diesen Umstand wesentlich besorgter als Penguin und hoffte inständig, dass er es nicht bald mit einer Lungenentzündung zu tun bekommen würde. Virusinfekte schwächten das Immunsystem, sodass sich oft Folgeinfekte in der Lunge bildeten. Trotzdem vertraute er noch darauf, dass die Abwehr des Schwarzhaarigen mit der Grippe fertig werden würde. Zur Sicherheit würde er jedoch den Auswurf untersuchen und erneut ein wenig Blut abnehmen. Leider verlief der Tag nicht so ereignislos, wie es sich Law erhofft hatte. Drei Crewmitglieder meldeten sich, darunter Bepo, was ihn nervös machte. Shachi ging es hingegen immer noch blendend. „Ich hasse Grippewellen“, hockte der Chirurg des Todes im Labor und untersuchte die Blutproben seines Vizen und der beiden Crewmitglieder. Bei Lu, einem der Mechaniker, konnte er nichts feststellen, was schon mal gut war. Vermutlich war er einfach nur überarbeitet, weil er Shachis Aufgaben mit übernehmen musste. Sparks Werte deuteten auf etwas anderes hin, was er mit ein paar Medikamenten wieder in den Griff bekommen würde. „Na wunderbar“, fuhr sich der Käpt’n der Heart Pirates durch die Haare als er die Ergebnisse seines Vizen nur kurz gemustert hatte, „Dann kann ich Bepo gleich zu Penguin stecken.“ Dabei war mit einem kranken Eisbären wirklich nicht zu spaßen. Sein Vize wurde unvorhersehbar, wenn er krank war. Dabei konnte er sehr anhänglich sein oder sogar aggressiv, woran sich Shachi bestimmt noch gut erinnerte. Notfalls würde er also auf seine Fähigkeiten zurück greifen müssen. Da Shachi noch gesund war, zog er den Braunhaarigen hinzu und zeigte ihm, woran er bisher gearbeitet hatte. Für den Fall, dass er selber krank wurde, konnte so wenigstens jemand seine Arbeit fortführen. „Hast du alles verstanden?“, lehnte Law an den Schränken im Labor mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand, seiner fünften heute. „Ich denke schon, Käpt’n“, erwiderte der Braunhaarige. Laws Augenbraue zuckte: „Okay, was hast du nicht verstanden?“ Shachi wurde rot und rutschte auf seinem Stuhl hin und her: „Wie isoliert man noch mal die Erreger?“ Der Chirurg des Todes erklärte es also noch einmal und schrieb es schlussendlich zusätzlich auf. Der Braunhaarige hatte derweil ein Auge auf Penguin und Bepo, wobei besonders der Eisbär ihn nervös machte. Man konnte die hellen Steifen auf seinem Oberarm immer noch sehen und es hatte eine ganze Weile gebraucht, um abzuheilen. Woran erkannte man bei ihm überhaupt, ob er krank war? Er wusste nicht, ob er sich das nur einbildete, aber Bepos Schnauze war feuchter als sonst und ihm hing die Zunge aus dem Mund. Penguin daneben atmete schwer und rollte sich immer wieder von einer Seite auf die andere. Law beobachtete Shachi und musste ein wenig lächeln. Er mochte es, wenn er vorhersehen konnte, wie sich andere Leute verhalten würden. Er war schon eine ganze Weile mit dieser Mannschaft unterwegs und kannte den Charakter und die Gewohnheiten jedes einzelnen an Bord. Die nächsten Tage waren der reinste Horror. Law hatte zwar verhindern können, dass sich alle an Bord angesteckt hatten, aber trotzdem waren am Ende alle vier Betten auf der Krankenstation besetzt gewesen. Bepos Randale, als das Fieber des Bären seinen Höhepunkt erreicht hatte, hatte wieder einmal Shachi abbekommen, der dabei gestürzt war und sich den Kopf angehauen hatte. Bis auf eine große Beule war er aber glimpflich davon gekommen und hatte sich weiter um die restlichen Crewmitglieder kümmern können. Penguins Zustand hatte Law lange Sorgen bereitet, aber schließlich befand er sich nach einer Woche auf dem Weg der Besserung. Erschöpft saß der Käpt’n der Heart Pirates im Labor und hatte den Kopf auf die verschränkten Arm gelegt, die auf der Tischplatte ruhten. Sein Kopf dröhnte und ob er es nun zugeben wollte oder nicht, aber er glaubte, dass er Fieber hatte. Shachi, der ihm seinen Kaffee brachte bemerkte, dass sein Käpt’n sich heute ein wenig seltsam benahm. „Law“, sprach er ihn schließlich direkt an, nachdem er mehrmals vergeblich versucht hatte ihn auf sich aufmerksam zu machen. Angesprochener hob den Kopf und sah den Braunhaarigen müde und blass an. „Na wunderbar“, seufzte Shachi innerlich, „Jetzt hat es ihn auch erwischt.“ Er stellte den Kaffee auf die Tischplatte und stellte sich neben seinen Käpt’n: „Du solltest dich hinlegen.“ „Du hast recht“, stemmte sich der Chirurg des Todes hoch, taumelte jedoch beim Versuch zu laufen und musste von Shachi gestützt werden. Ohne Gegenwehr ließ er sich in seine Kabine bringen und machte keine Anstalten allzu bald wieder aufzustehen. „Überlass den Rest einfach mir Käpt’n, ich kenn mich ja jetzt aus!“, wollte Shachi Law beruhigen, aber das war gar nicht mehr nötig, denn er war längst eingeschlafen. Der Braunhaarige durfte also in den nächsten Tagen immer wieder zwischen der Krankenstation und Laws Kabine hin und herlaufen, was aufgrund der geringen Größe des U-Boots glücklicherweise nicht allzu viel Zeit in Anspruch nahm. Trotzdem verfluchte er irgendwann innerlich diese verdammte Treppe, die er mindestens schon zweimal hochgefallen war. Sein einziger Trost war es, dass er zusehen konnte, wie Penguin wieder mehr Farbe bekam und schon bald alleine alles Nötige erledigen konnte. Trotzdem hatte er strenge Bettruhe zu halten, bis sein Fieber vollends abgeklungen sein würde. Blieben nur noch vier Leute um die er sich intensiver kümmern musste. Bepo blieb friedlich, vielleicht ein wenig zu friedlich, aber der Eisbär hatte immer schon einen gesunden Schlaf gehabt. Als Shachi ihm trotzdem in seiner Unachtsamkeit zu nahe gekommen war, hatte Bepo seine Tatzen um ihn geschlungen und der Braunhaarige hatte sich nur mit Mühe aus der eisernen Umklammerung befreien können. Penguin hatte ihn dabei ausgelacht, was in ein heftiges Husten übergegangen war. Es würde eben doch noch eine Weile dauern, bis der Navigator wieder vollkommen genesen wäre. Schlussendlich dauerte es insgesamt drei Wochen, ab dem Zeitpunkt gerechnet an dem Penguin umgekippt war, bis alle wieder fit waren und die restlichen Crewmitglieder geimpft worden waren. Shachi war nach der ganzen Krankenbetreuung fix und fertig gewesen, sodass Law ihm quasi Urlaub gegeben hatte, damit er sich ausreichend erholen konnte. Trotzdem wachte der Braunhaarige immer noch hin und wieder nachts auf, weil er dachte, dass er nach jemandem sehen müsste. „SHACHI!“, beschwerte sich Penguin und warf sein Kissen nach seinem Kumpel. Er hatte sich schon wieder fast zu Tode erschreckt als der Braunhaarige ohne Vorwarnung mit einem lauten Geräusch hochgeschreckt war. „Ey!“, hatte dieser in seinem schlaftrunkenen Zustand überhaupt keine Chance gehabt sich zu wehren, „Ich kann doch nichts dafür! Du hast mit dem Quatsch angefangen, nicht ich!“ „Ja, ausnahmsweise“, brummte der Navigator und forderte sein Kissen zurück. „Hol’s dir doch“, grinste Shachi über das ganze Gesicht, was der Schwarzhaarige bei den Lichtverhältnissen jedoch nicht sehen konnte. „Willst du das wirklich riskieren?“, ärgerte Penguin ihn, „Vielleicht wird mir ja wieder schwindelig auf dem Weg.“ Shachi lachte: „Da bist du einmal krank und wirst weinerlich. Zum Schießen!“ Man hörte nur zwei Füße, die auf den Boden gesetzt wurden und danach eilige Schritte. Der Braunhaarige schreckte auf, aber bevor er sich in Sicherheit bringen konnte, hatte der Navigator ihn im Schwitzkasten. „Vergiss nicht, wer der Stärkere von uns beiden ist. Du hast nur gewonnen, weil ich krank war.“ „Ist ja schon gut!“, keuchte Shachi und zerrte an den Armen seines Kumpels, „Ich ergebe mich!“ „So einfach kommst du mir nicht davon! Ich will endlich wieder durchschlafen!“, erbarmte sich dieser jedoch kein Stück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)