Cursed Shadow von _-Merle-_ (- verliebt in einen Dämon -) ================================================================================ Kapitel 19: Der Tanz -------------------- Alle warteten im riesigen Ballsaal auf das Erscheinen Renektons. Auch ich blickte erwartungsvoll zwischen, dem im Raum stehenden, Shiro und dem erhöhten Platz, aus welchem Renekton kommen sollte. Wo hatte ich diesen Namen nur schon mal gehört? Dieser Name wurde schon mal erwähnt. Da fiel es mir ein. An meinem ersten Tag hier in dieser Welt, kam Kitsune in die Bibliothek und überbrachte Shiro die Nachricht, dass Renekton seine Hilfe bräuchte. Er wurde als Krokodil bezeichnet. Shiro jedoch kümmerte sich erst um mich und meine Sicherheit. Also liefen wir zu Mephisto, der uns das Papier gab, auf welchem wir beide unser Blut drückten, damit Shiros Seele, meine Menschliche Seele verstecken konnte und ich nicht als Mensch erkannt werden sollte. Danach wollten wir weiter gehen zu Renekton. In einer riesigen Halle trafen wir jedoch auf Deeon. Shiro konnte seine Wut wieder nicht unterdrücken, somit kamen wir nie bei Renekton an. Dass dieses Krokodil eine wichtige Person war, kam mir nicht in den Sinn. Auch nicht, dass Shiro ein so hohes Ansehen hier genießen durfte. Es schien wohl etwas sehr besonderes zu sein, dass Shiro diese Feier besuchte. Und ebenso, war es extrem wichtig, dass Renekton ihn begrüßte. Dazu war es auch noch für alle ein seltenes aber hoch geachtetes Bild, wenn Renekton sich der Masse überhaupt zeigte. Es fühlte sich an wie eine riesige Show, in welcher nur die größten Berühmtheiten auftraten. War es für mich nicht schon eine Ehre, bei diesen Dämonen zu stehen, welche vor Jahren als mächtige Götter verehrt wurden? Dessen Namen selbst ich aus alten Geschichten und Mythen kannte. Doch ich teilte meine Zeit seit einigen Tagen mit Jemanden, der selbst von diesen Göttern bewundert wurde. Mir war nicht klar, mit welch einer großen Persönlichkeit ich zu tun hatte und wie nahe ich dieser Person stand. Als ich mich noch einmal umsah und die starrenden Blicke der anderen beobachtete, wurde mir klar, wie unbedeutend ich war. Jeder hier in diesem Raum war etwas Besonderes. Jeder hatte etwas erreicht, auch wenn es schon Jahrhunderte in der Vergangenheit lag. Inmitten dieser bedeutsamen Gesellschaft, stand ich als kleiner Mensch, der nur durch einen kleinen Trick dabei sein durfte. Hatte ich es überhaupt verdient hier zu stehen? Mein Magen zog sich etwas zusammen. Meine Finger spielten besorgt an meinem Kleid. Bekümmert sah ich nun wieder zu Shiro. Mit seinem kalten, grimmigen Blick stand er dort und wartete vor allen auf den Empfang. Plötzlich drehte er seinen Kopf nur leicht zur Seite. Er sah zwischen den Massen, in meine Richtung. Verwundert stand ich stramm und erwiderte den Blick verwundert. Doch sah er wirklich zu mir? Zwischen all den Besuchern hätte er jeden ansehen können. Er hätte mich gar nicht aus solcher Ferne erkennen können. Sah er vielleicht zu Bastet? Mehrmals schwenkte ich meinen Blick zwischen den Beiden hin und her. Ich reagierte nervös und wurde rot. Was war das? Ich wollte nicht, dass er sie ansieht. Doch ich würde mich für sie freuen. Wieso auch nicht? Es gäbe keinen Grund, wenn sie endlich die Aufmerksamkeit bekommt, für welche sie Kämpft. Es sollte mich doch für sie freuen? Trotzdem bekümmerte es mich. Ich war so verwirrt und biss auf meine Lippe. Nun begann Shiro amüsiert zu lächeln und sah noch immer in unsere Richtung. Was brachte ihn so zum Schmunzeln? Die Menge begann zu tuscheln. Ein Lächeln von ihm waren sie nicht gewohnt. „Hey!“, hörte ich hinter mir die Göttin Hathor zu Bastet flüstern und sah, wie sie ihr auf die Schulter tippte. „Wie hast du das geschafft? Scheint, als hätte er wieder ein Auge auf dich geworfen. Du hast so Glück!“, grinste sie. Als ich dem Gespräch lauschte, fühlte ich mich immer schlechter. Anscheinend war ihre gemeinsame Vergangenheit nicht unbekannt. Es war unangenehm für mich, hier zu stehen. Je mehr sie sich freuten, desto eher wollte ich hier weg. „Bastet…“, sagte ich leise und versuchte mit einem schweren Lächeln meinen Unmut zu überspielen. Sie sah mich erfreut und strahlend an. „Ja?“ Dann zeigte ich zur Seite. „Ich werde mal zu Kitsune und Mephisto gehen, ok?“ Sie wedelte mit der Hand und wandte sich sofort wieder Shiro zu. Auch sie hatte seinen Blick in unsere Richtung erkannt. „Jaja, mach das. Wir sehen uns später, Süße.“, sagte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit nicht weiter auf mich. Bedrückt drehte ich mich zur Masse, senkte den Kopf und lief langsam los. Dabei bemerkte ich jedoch nicht, dass Shiro mich mit fragendem Blick beobachtete. Kurz darauf hörte man plötzlich eine laute Stimme durch den Saal hallen. „Boggart! Butzemann… Baba Yaga… Boogeyman! Tata Duende! Cuca… oder wie dich alle heute ganz einfach nennen: Schattenmann!“, kam es laut von dem Podest. Erstaunt blieb ich stehen und drehte mich zur Seite. Ich beobachtete neugierig das Podest. Alle blickten gespannt auf, auch die Musik stoppte. Ein großes, grünes, dickes Wesen stand dort oben und streckte die Arme aus. Er sah aus wie ein Krokodil auf zwei Beinen. Er trug goldene Ketten und Ringe. Dazu eine breite, kurze, weiße Hose und einen Mantel ohne Ärmel, der am Ende etwas eingeschnitten war, damit sein Schwanz hinaus ragen konnte. Seine Schnauze war lang und spitze Zähne konnte man an den Seiten erkennen. Abgesehen von seiner seltsamen Gestalt, wirkte er jedoch gar nicht angsteinflößend wie es ein echtes Krokodil tun würde. Als nun wirklich alle Renektons Worten lauschten, sprach er weiter. „Es ist mir eine große Freude, dich hier sehen zu dürfen und es ehrt mich zutiefst, dich zu begrüßen! Endlich darf ich mich bei dem stärksten und fleißigsten Dämon erkenntlich zeigen, der für das Fundament meines Anwesens verantwortlich ist! Bitte! Tanz! Genieße das Festmahl! Mit Stolz möchte ich dich hier begrüßen und dich einladen, mit allen Gästen zu feiern!“, sprach er mit lauter, dunkler Stimme. Die Masse begann zu klatschen und zu applaudieren. Jeder freute sich über diese Ansprache und stimmte seinen Worten zu. Shiro nickte ihm zu. „Vielen Dank für Euer Wohlwollen. Ebenso bedanke ich mich für Eure Einladung. Ich werde den Abend zufrieden genießen.“, antwortete er nur kurz aber elegant. Das Krokodil grinste breit. „Gut! Also los, los!“, er klatschte auffordernd in die Hände. „Die Musik soll weiter gehen!“, sprach er zuletzt. Aus der Bühne spielte das Orchester weiter und die beobachtende Stille verschwand. Die Masse breitete sich wieder aus und Shiro lief langsam auf Kitsune und Mephisto zu. Ich stand noch entfernt von ihnen. Sollte ich wirklich zu Shiro? Starr blieb ich erst stehen. Doch sobald sich die Lücke zwischen den Leuten öffnete, sodass ich zu den Dreien hinüber sehen konnte, wandte ich mich ab, ehe Shiro zu mir sehen konnte. Ich lief einfach weiter ohne zu wissen wohin. Die Dämonen lachten und tranken. Überall hatten sich kleine Grüppchen gebildet die sich untereinander über die verschiedensten Themen unterhielten. Ich jedoch kannte niemanden. Alleine lief ich zwischen allen herum bis zum anderen Ende des Saals. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Warum fühlte ich mich nur so schlecht? Sollte ich mich nicht freuen hier zu sein? Nachdenklich trottete ich zu einem Bereich, an welchem es ein riesiges Büfett aufgebaut war. Dieser leckere Geruch überraschte mich. Neugierig folgte ich diesem traumhaften Geruch des Essens, bis zu den langen, aufgebauten Tischen. Es war schmackhaft aufbereitet. Verschiedene Fleischsorten, nudelähnliche Gerichte sowie Gebäck und Vegetarisches Essen. Nichts von allem erkannte ich wieder. Doch es roch so gut, dass auch ich darüber nachdachte, mir etwas davon zu nehmen. Wo sollte ich nur anfangen? Ich sah mich mehrmals um und erkannte schließlich eine lange Schlage am Anfang des Büfetts. Diese war jedoch nur so lang, weil eine Person alle aufhielt. Die Wartenden standen hinter ihm und beklagten sich. Dieser Mann jedoch, wollte sein Spiegelbild in jedem Glas und jedem Löffel, so wie Topf und Kelch, an dem er vorbeiging bewundern. „Narziss! Das ist echt nicht mehr witzig! Geh endlich!“ „Wie lange dauert das noch?“ „Geht das Mal weiter?“, motzten sie. Ich stand dort und betrachtete das Geschehen vom Weiten. Egal wohin ich ging, überall waren so viele Leute. Sollte ich mich nun auch dort Anstellen? Gerade als ich mich am Ende der Schlange anstellen wollte, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir meinen Namen sagen. „Yuki.“, sagte Shiro und blieb hinter mir stehen. Mit großen Augen blieb ich stehen und hielt kurz die Luft an. Dann drehte ich mich um. „Ah… hey…“, stotterte ich und konnte ihm nicht in die Augen sehen. Warum nicht? Ich schämte mich für den Moment vor der Ansprache. Ich wusste nicht mit meinen Gefühlen umzugehen, als er Bastet ansah. Aber warum? Langsam ging Shiro auf mich zu. Er hatte noch immer seinen gelassenen Blick aufgelegt, wirkte jedoch entspannt und beruhigt. „Das solltest du nicht essen.“, sagte er als er nun vor mir stand. „Hmh?“, ich drehte mich zum Büffet. „Was davon?“, fragte ich und versuchte seinem Augenkontakt auszuweichen. „Alles.“, grinste er jedoch und legte seine Hände in seine Hosentasche. „Das ist dämonisches Essen. Dein Körper würde das nicht überleben. Vieles davon würde dich vergiften oder qualvoll ersticken lassen.“, kam es von ihm. Ich biss erschrocken die Zähne aufeinander. „Was? Warum weiß ich das erst jetzt? Ich.. ich…“, langsam sah ich zu Boden. „Ich gehöre hier nicht hin. Es.. fühlt sich so falsch an. Ich kenne hier nichts und niemanden. Und eigentlich sollte ich ja nicht Einmal hier sein! Ich weiß, es ist total schön! Und so überwältigend! Und die Musik ist so schön, dass es zu traurig ist, dass ich dazu nicht tanzen kann! Aber ich sollte hier nicht sein..“, unglücklich sah ich herab und griff sorgenvoll in den Stoff meines Kleides. Ich hoffte, dass er nicht zu wütend mit mir sein würde. Denn auch ich hatte ihn dazu gedrängt, herzukommen. Und nun wollte ich am liebsten wieder gehen. Einen Moment war es still zwischen uns. Warum sagte er dazu nichts? Wieder mache hier alles kaputt. Da er nicht antwortete sprach ich schnell weiter. „Entschuldige. Ich werde mal zu Kitsune gehen. Ich will dir deine Laune nicht auch noch verderben. Wir treffen uns dann bestimmt später bei Bastet.“, ungeduldig wollte ich an ihm vorbei laufen. Doch er griff mich am Handgelenk und ließ mich nicht gehen. Überrascht sah ich zu ihm. Er zog eine Augenbraue hoch und seufzte. „Du bist eine echte Nervensäge.“, meinte er locker mit grinsendem Unterton. Verwirrt blieb ich stehen und schwieg. Dann drehte er sich um. „Komm mal mit. Ich wollte dir doch noch etwas Schönes zeigen!“, sagte er und lief weiter, ohne mich los zu lassen. Was wollte er mir zeigen? Sprachlos folgte ich ihm durch die Massen hindurch und dachte nach. Als wir noch bei mir Zuhause waren, öffnete er ein Portal und sagte mir, dass er mir etwas Schönes zeigen wolle, nachdem wir in seiner Bibliothek waren. Aber was sollte das sein? Kommentarlos lief er voraus. Er hatte seinen Arm hinter sich und hielt mich sicher. Ich lief ihm im gleichen Schritttempo hinterher und blickte ihn nur von hinten an. Langsam bemerkte ich, wie er mich nicht mehr an meinem Handgelenk packte, sondern sanft meine Hand hielt. Meine Wangen wurden etwas rot, als die Leute für ihn den Weg frei machten und mich im Vorbeigehen anstarrten. War es mir unangenehm? Oder freute es mich? Shiro lief abseits der Massen zu einer Tür, die in ein solches Nebenzimmer führte, aus welchem Bastet und ich anfangs herauskamen. Schnell öffnete er die Tür und blieb stehen. „Nach dir.“, sagte er und ließ mir Vortritt. „Wohin gehen wir denn?“, fragte ich und schaute in den kleinen dunklen Raum. Ich hatte mir schon gedacht, dass er nicht mit mir in dieser kleinen Kammer bleiben würde. Doch wohin wollte er mit mir? Langsam trat ich ein. Als ich mich umdrehte und ihn ansah, erhaschte ich für einen kurzen Moment einen konzentrierten, wütenden Blick aus seinem Gesicht. Dieser galt nicht mir, denn er hatte sich rasch hinter sich umgesehen und wollte wohl nicht, dass ich dies mitbekomme. „Was ist los?“, fragte ich unwissend. Doch sein finsterer Blick wurde sofort wieder zur lockeren Miene. Ich erkannte ein sanftes Lächeln an seinen Mundwinkeln und machte mir keine Sorgen mehr. „Ich sagte doch, ich zeige dir etwas Schönes.“, lächelte er und schloss die Tür. Nun war es dunkel. Langsam wurde ich doch nervös. Würde er denn jetzt mit mir woanders hin gehen? Oder bleiben wir etwa hier?! Was wollte er mir denn jetzt genau zeigen? Was wollte er hier in diesem kleinen, dunklen Zimmer alleine mit mir? Meine Gedanken rasten. Mein Kopf wurde rot, mein Hals wurde trocken. Woran dachte ich bloß? Plötzlich hörte ich ein klatschen aus seinen Händen und ich wurde aus meinen wilden Gedanken herausgerissen. Ich schreckte kurz auf und sah ein Leuchten aus seinen Händen. Er öffnete nur wieder ein Portal. Erleichtert atmete ich wieder aus. Dann blickte ich in ein dunkles Portal, dessen blaue Ränder die kleine Kammer erhellte. Noch ein Mal sah ich Shiro fragend an. Ich erkannte nicht, was mich hinter dem Portal erwarten würde. Doch ich vertraute ihm. Er deutete mit seinem Kopf nur auf diesen magischen Kreis vor mir. Also nickte ich, hob mein Kleid leicht, um mit einem großen Schritt hindurchzugehen. Auf der anderen Seite war es nicht heller. Doch es war größer und kälter. Wind wehte durch meine Haare und meinem Kleid. Als ich hinauf sah, erstaunte ich. Denn ich schaute in einen wunderschönen, klaren Sternenhimmel. Nachdem ich einige Schritte vor machte, bemerkte ich, dass wir auf einem riesigen Gebäude standen. Im Horizont sah ich eine mit vielen kleinen Lampen erhellte Stadt mit kleinen Häuschen. Mein Herz fühlte sich so frei an. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. „Wo sind wir?“, fragte ich Shiro freudestrahlend und drehte mich zu ihm. „Es ist so wunderschön!“ Er lief langsam auf mich zu und sah beruhigt mit mir in die Ferne. „Wird sind auf dem Dach des Atriums.“ „Atriums?“ „In der Halle, in der wir uns die ganze Zeit befanden. Ein Atrium. Davon gibt es sieben in Pangäa, passend zu den Kontinenten der Menschenwelt.“ „Was ist Pangäa?“, fragte ich ihn nun wieder und sah zu ihm auf. Er grinste. „Das ist der Name der Dämonenwelt.“ Ich runzelte die Stirn. „Aber. Ich dachte das war die Dämonenwelt? Also dieses Gebäude?! Wo alle ständig herumlaufen und alles so eng beieinander lebt!“ „Nein, nein. Die sieben Atrien sind die wichtigsten Orte für Dämonen in der umliegenden Stadt. Von dort wird alles geregelt! Erst gab es die Städte, später erst wurden die Atrien erschaffen welche die Herzen der Städte sind. Sie gehen nicht in die Breite sondern in die Höhe. Dieses Atrium heißt Mercatura. Es wird von Renekton geleitet und ist für den Handel berüchtigt. Ich lebte damals in einer Stadt, welche für ihre Krieger bekannt ist. Dort steht nun das Atrium Bellum. Und so geht es weiter.“, Shiro rieb sich den Kopf nervös und grinste verlegen. „Hierhin komme ich, wenn ich Ruhe brauche.“ Fassungslos bestaunte ich den Himmel und die Stadt. „Ich hatte ja keine Ahnung! Das ist unglaublich!“ Ich drehte mich wieder zu ihm. „Wenn das hier Renekton gehört, dann hast du ihm ja hierzu-“ „Ein wenig geholfen…“, beendete er meinen Satz. Ich schaute ihn mit ernstem, aber grinsendem Blick an. „Bastet hat mir erzählt, dass du besser in allem warst als alle anderen. Und Renekton hatte dich in seiner Rede erwähnt. Ich glaube du hast etwas mehr gemacht als nur geholfen.“ Mit einem schelmischen, leisen Lachen stimmte er mir zu. Er war ein großer Dämon mit so viel Kraft. Doch keiner sah seinen Schmerz hinter all dem Erfolg. Ich verschränkte die Arme etwas ineinander und sah träumend in die Ferne. Wir schwiegen. Wir wollten die Ruhe genießen. Nur leise hörte man noch die Musik aus dem Portal klingen. Ich beruhigte mich. Es fühlte sich richtig an, hier zu sein und nicht in dem riesigen Saal zwischen all den Dämonen. Es verwirrte mich, dass ich es genießen wollte mit Shiro alleine zu sein und es mich doch nicht traute. Wir hatten so vieles schon zusammen durchgemacht und ich hatte ihn als eine Art Freund kennen gelernt. Doch nun verstand ich wie andere ihn sahen und welch ein Leben er die ganze Zeit führte. Ich atmete schwer. „Shiro… ich bin so verwirrt…“, gestand ich ihm ohne ihn anzublicken. „Manchmal weiß ich nicht, ob es ein Geschenk war das alles kennen zu lernen, oder ein Fluch. Ich meine, ich will nicht, sagen dass ihr-“ „Ich verstehe was du meinst. So ging es mir auch.“, unterbrach er mich verständnisvoll und leise. Verzweifelt seufzte ich und runzelte die Stirn. Immer hastiger begann ich zu reden. „Ich werde hier noch verrückt. Aber ich will hier bleiben! Aber ich habe niemanden mit dem ich reden kann. Die Person der ich mich immer anvertraut habe, hat mir einen ziemlichen Schock verpasst und die Person bei der ich dachte ich wäre ihm wichtig, lässt mich links liegen. Und dann treffe ich auf Leute vor denen ich gar nicht erst erzählen darf, was passiert ist und was ich überhaupt bin! Und dann bist da noch du…“, ich bemerkte, dass er nicht mehr neben mir war und drehte mich verzweifelt um. Er stand hinter mir und sah mich einfach nur an. Kurz blieben mir die Worte weg als ich ihn dort erblickte. Dann sprach ich leise weiter, bemerkend, dass wir uns in diesem Punkt ziemlich ähnelten. „… Dir ging es ganz genau so…“ Unsere Blicke kreuzten sich einen Moment lang schweigend. Es schien mir, als sei er die Person, der ich mich anvertrauen könnte. Die Person, die verstand was ich fühlte. Die Person die diesen Zwiespalt, in dem ich lebte, auch durchlebt hatte. Ein Mensch, der in der Dämonenwelt war. Nach einer Weile streckte er mir seine Hand lächelnd entgegen. „Tanzt du mit mir?“, ein schiefes lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ich legte meine Hand zurückhaltend vor mich und errötete. „Ich.. ich kann nicht tanzen… das habe ich doch gesagt…“, stotterte ich. Er trat jedoch an mich heran und sah mir tief in die Augen. Aus dem Saal hörten wir leise eine Ruhige Melodie spielen. Sanft nahm er meine Hand und legte sie an seinen Arm, die andere legte er in seine Hand. Als ich hinunter auf meine Füße blickte, hielt er zart seine Hand unter mein Kinn und hob mein Gesicht in seine Richtung. Dann fasste er mich mit dieser an meiner Hüfte. „Ich kann das nicht.“, flüsterte ich überfordert, ihm jedoch immer noch in die Augen sehend. Er lächelte. „Ich zeige dir wie das geht.“, antwortete er genau so leise. Dann begann er mich zu führen. Wir standen uns so nahe, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich ließ mich von ihm leiten. Ein leichter, ruhiger Tanz. Da ich nicht mehr denken konnte, ließ ich einfach meine Emotionen arbeiten. Ich bewegte mich nicht mit dem Kopf sondern mit meinem Herzen. Langsam begannen wir uns immer mehr zu der Musik zu bewegen und schaukelten zur Seite. Aus kleinen zarten Schritten, wurde ein eleganter Tanz. Wir drehten uns langsam, während unsere Füße die Abfolge der Schritte wie von alleine durchspielten. Schließlich ging er einen Schritt zurück, hob seine Hand und ich drehte mich. Es war schön. Es war befreiend. Es war himmlisch. Ich wollte nicht, dass dieses Gefühl aufhörte. Als wir uns wieder gegenüber standen und weiter Arm in Arm tanzten, während unsere Körper sich immer näher traten, hielt er wieder sanft meine Hand in seiner. Er sah charmant zu mir herab. „Du siehst hübsch aus..“, schmeichelte er mir. Doch dieses Kompliment zog mich aus meiner Träumerei. Ich blieb plötzlich perplex stehen und sah ihn mit großen Augen und roten Wangen an. Was war los mit ihm? Warum war er so zu mir? Was war überhaupt los mit mir?! Reagierte ich seit dem Kuss so sensibel auf ihn? Oder war seit dem Kuss tatsächlich etwas anders zwischen uns? Doch was war mit Bastet? Ich ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. „Ich.. ehm.. danke… Bastet hatte mich so schick gemacht, sagte ich und streifte zögerlich meine Haare hinter mein Ohr. „Sie… war ziemlich glücklich also du sie-“ „Ich habe dich angesehen. Nicht sie.“, unterbrach er mich ein weiteres Mal. Noch immer wirkte er ruhig und gelassen und fasste meine Hand. Ich blickte verwirrt zu ihm hinauf. Sollte ich ihm sagen, was ich dachte? Sollte ich ihm beichten was ich fühlte? „Warum bist du so… Shiro ich weiß nicht was ich…“, während ich ihm meine Gefühle beichten wollte erkannte ich plötzlich jemanden an dem Portal. Ich riss die Augen auf. „Shiro!“, rief ich erschrocken und zeigte hinter ihm. „Habe… ich euch…“, hörten wir von der Person. Es war ein Dämonenjunge mit Hörnern. Als ich ihn anstarrte, erkannte ich ihn. Es war der Junge aus der Schule, der Junge, der mir in Mephistos Laden gefolgt war! Doch anstatt eines Tuches vor seinem Mund hatte er nun einen weißen, knochigen Unterkiefer. „Du schon wieder!!!“, rief ich erstarrt. Shiro hatte dem Jungen noch den Rücken zugedreht. Doch er begann arrogant zu grinsen. „Ich wusste, dass du kommst! Du wagst es, dich noch ein Mal bei mir blicken zu lassen?“, fragte Shiro und drehte sich langsam um. „War dir deine Dummheit nicht schon eine Lehre genug und ein Kiefer weniger? Und nun verfolgst du mich so auffällig?“ Der Junge ging wütend einen Schritt auf uns zu. „Ich bin nicht wegen.. dir hier!“, antwortete er und kam näher. Shiro hob schützend den Arm vor mich. „Ich bin gerade nicht in der Laune Blut zu vergießen. Aber wenn du nicht gehst, hast du gleich einen Kopf weniger.“, drohte er dem Jungen. „Ich will nicht.. kämpfen!“, antwortete der Junge schwer redend. „Ihr müsst hier weg!“, begann er lauter zu werden. Dann kam er weiter auf mich zu. In seinem verzweifelten Gesicht erkannte ich Demut. Er wollte nicht kämpfen. Er wüsste, dass er einen Kampf nicht gewinnen würde. Aber was wollte er dann? Ich drückte Shiros Hand herunter und ging auf ihn zu. „Was willst du von mir?“, fragte ich mutig. Der Junge blieb vor mir stehen. Ich sah Reue in seinen Augen. Aufmerksam beobachtete Shiro ihn grimmig und würde einschreiten, ehe etwas passieren könnte. „Du… hast mein Leben gerettet… und jetzt will ich dir helfen!“, sprach er weiter. „Wobei willst du mir denn helfen?“, fragte ich ihn konfus. Der Junge atmete schwer ein und aus. „Ihr… ihr habt einen Maulwurf in euren Reihen!“ Ich erstarrte erschrocken. „Maulwurf?“ Er sah mir ernst in die Augen. „Ich weiß nicht wer, aber jemand, der euch nahe steht, hat euch verraten!“, er blickte verstört zwischen Shiro und mir hin und her. „Ihr müsst sofort gehen! Lilith wird gleich hier sein!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)