I'm in Love with a Killer von Sakami-Mx (Sie leben unter uns) ================================================================================ Kapitel 1: Erste Begegnung -------------------------- Wir gingen schnellen Schrittes zu Rachels Zimmer. Jeder von uns Mädchen hatte ein Einzelzimmer und Jungenbesuch war strengstens untersagt. Sogar die Jungs auf unserer Schule hatten keinen Zutritt, sogar wenn es nur darum ging, jemanden die Hausaufgaben zu bringen oder für etwas gemeinsam zu lernen. Dafür mussten wir immer in die große Bibliothek, wo wir unter strenger Beobachtung standen, da lauter Nonnen dort herumgeisterten und ein Auge auf uns warfen. Die Zimmer an sich waren groß genug für ein Bett, einen Schreibtisch, einen kleinen Kleiderschrank und eine kleine Kommode. Man konnte sich in dem kleinen, freien Platz, den man noch zwischen den Gegenständen hatte, einmal um die eigene Achse drehen, mehr Platz war da nicht. Ich ließ mich auf Rachels Bett fallen, sie knallte hinter sich die Tür zu und ging zum Kleiderschrank. Dort sah ich einen großen Haufen an schwarzer Wäsche. Zwischen den schwarzen Teilen blitzten ab und an mal knallige Farben auf, doch hauptsächlich war alles in einem Schwarzton. Sie nahm sich ein paar Kleider hinaus, begutachtete sie skeptisch und hängte sie wieder hinein. Draußen begann es schon zu dämmern. „Such aber bitte nichts allzu Knappes heraus. Wenn uns die Lehrer sehen…“ „Man Anna, stell dich nicht so an. Klar, die haben hier strenge Auflagen, aber denen ist doch alles egal, was sich nicht um ihren scheiß Gott dreht! Was denkst du, warum die hier niemanden rausschmeißen?“ Ich zuckte ratlos mit den Schultern. „Weil die hier nach ihrem Motto: Vergeben und Vergessen leben.“ Ich sah sie skeptisch an. „Als ob. Naja, wir sollten trotzdem vorsichtig sein“, meinte ich dann und richtete meinen Blick in den Schrank, aus dem Rachel nun endlich ein schwarzes Kleid rausnahm. „Da, das ziehst du an, Süße“, wies sie mich an und reichte es mir. Wir hatten eine ähnliche, bis gleiche Statue, deswegen würden mir ihre Sachen auch passen. Sie gab mir dann noch ein paar Absatzschuhe, die in einem matten Goldton schimmerten. Sie selbst nahm sich ebenfalls ein schwarzes Kleid hinaus. Es war hinten über den Rücken zusammengeschnürt und der vordere Teil wirkte eher wie ein Oberteil mit Rock, als ein zusammenhängendes Kleidungstück. Ich kam ihrer Anweisung endlich nach und zog mich um. Um den Brustbereich saß es etwas locker, aber das machte nichts. Meine braune Mähne band ich mir zuerst mit einem schwarzen Band zurück, entschied mich dann aber doch dafür, dass ich die Haare offen tragen wollte. Rachel hatte ihren Dutt geöffnet und ihre schwarzen Locken fielen ihr locker über die Schultern. Das Kleid saß perfekt und die Schuhe auch. Ich war es nicht so gewöhnt, mit solchen Absätzen herum zu laufen, deswegen ging ich ein paar Mal hin und her, damit ich mich daran gewöhnen konnte. Rachel zog mich zu ihrem Schreibtischstuhl und drückte mich darauf. Dann nahm sie sich ihre Schminkutensilien und richtete mich her. Zufrieden betrachte sie am Ende ihr Ergebnis und ging einen Schritt zurück. „Passt alles?“, fragte sie, als sie mich begutachtete. Ich nickte. „Hast du auch eine Tasche oder sowas?“ Sie ging zurück zum Schrank und wühlte kurz herum. Kurze Zeit später kam sie mit zwei fast identischen Taschen zurück. Ich packte ein paar Kleinigkeiten hinein, welche ich an dem Abend sicherlich gebrauchen konnte. Rachel grinste hinterhältig und stecke etwas in meine Tasche. Als ich es bemerkte und nachsah, was sie reingeworfen hatte, lief ich vor Scham etwas rosa an. „Nur für den Fall“, zwinkerte sie mir zu. Ich schüttelte nur meinen Kopf. Dass sie auch immer nur daran denken musste. Ich verstand wirklich nicht, wie sie es so lange mit ihren Eltern unter einem Dach ausgehalten hatte. Sie entsprach wirklich dem kompletten Gegenteil von dem, was sie eigentlich sein sollte:  Eine pflichtbewusste Katholikin, die nichts anderes als ihren Herren in ihrem Kopf hatte. „Auf geht’s“, meinte sie schließlich aufmunternd, und ging zur Tür. Ich folgte ihr langsam.   Auf dem Flur begegnete uns keiner, da alle beim Abendmahl, ich meine beim Abendessen waren. Na gut, es glich schon fast einem Abendmahl. Es gab trockenes Brot und Traubensaft für jeden, der unter 18 war. Die Erwachsenen tranken zwar Wein, aber nur in Maßen. Vereinzelt standen auch einige Schalen mit roten Trauben auf den Tischen. Fleischgerichte waren eine seltene Speise, die sie hier an dieser Schule zubereiteten. Rachel und ich stahlen uns ab und an in der großen Mittagspause vom Schulgelände und kauften uns etwas in der Stadt zu essen, wobei Rachel die meiste Zeit bezahlte. Ich wollte gar nicht wissen, woher sie das Geld hatte, da wir kein Taschengeld oder eher, sehr, sehr wenig Geld für den Monat bekamen und ihre Eltern gaben ihr sicherlich nichts. Wir schlichen uns um jede Ecke im Mädchentrakt, bis wir die Eingangstür erreicht hatten. Draußen sahen wir ein paar Nonnen über den Weg huschen. Zu dumm nur, dass unser Gebäude gleich neben der großen Kirche errichtet worden war. Rachel lief ein paar Schritte voraus und sah sich um. Sie winkte mich zu sich, als die Luft rein war und so huschten wir schnell über den Hof. „Wo gehen wir überhaupt hin?“, wollte ich wissen, als wir vom Schulgelände waren und wieder normal laufen konnten. „Ist so eine neue Bar, ein Freund hat sie mir empfohlen. Wir treffen uns auch mit ihm dort und seiner Schrulle“, klärte sie mich auf. Ich hatte bis jetzt nur zweimal Freunde von ihr getroffen. Für mich waren sie ein und derselbe Typ Mensch gewesen. Sie hatten wahrscheinlich irgendetwas intus gehabt, denn sie kamen mir beide so verpeilt und geistesabwesend vor. Ich hatte schon wieder vergessen, wie sie hießen, es war mir auch nicht so wichtig gewesen sie zu merken. Die Straßenbeleuchtung ging gerade an, als wir vor einen etwas heruntergekommenen Schuppen anhielten. „Hier wolltest du hin?“, fragte ich skeptisch und kam einen Schritt näher zu ihr. „Hm, ja. Sieht von innen um einiges besser aus“, meinte sie und nahm sich ihre Papes heraus. Während sie sich ihre Zigarette drehte, stand ich neben ihr und hielt ihren Tabak fest. „Wann wolltest du dich mit deinem Kumpel und seiner Freundin treffen?“ Sie sah auf und blickte hinter mich. „Da hinten kommen sie“, meinte sie und packte ihr Zeug weg, nahm ihr Feuerzeug heraus und zündete sich die Zigarette an. „Hey Eric, lang nicht mehr gesehen“, grinste sie und umarmte den großen, breitschultrigen Jungen, der aus der Dunkelheit aufgetaucht war. Er hatte kurze dunkle Haare, blond vermutlich, und grau, blaue Augen. Hinter ihm kam eine Frau, ungefähr im selben Alter wie er, aus dem Schatten getreten und gesellte sich zu uns. Sie hatte lange, glatte, schwarze Haare und einen Piercing an der rechten Seite ihrer Unterlippe. „Hey Kleine, wie geht’s so? Was macht der Himmel?“ Rachel lachte auf. Ich zuckte leicht zusammen, als ich seine tiefe, dunkle Stimme hörte. So hatte ich sie mir nicht vorgestellt. „Du weißt doch, dass ich in die Hölle komme“, grinste sie und umarmte nun auch die Frau. „Eric, Gill, das ist Anna“, stellte sie mich vor und ich grüßte die beiden ebenfalls. Erst jetzt viel mir auf, das Eric ein paar Tattoos besaß, die am oberen Saum seines weißen T-Shirts herausschaute. „Nicht so schüchtern, wir beißen schon nicht“, grinste Eric und umarmte mich auch zur Begrüßung. Leicht überrascht über die nette Geste, tat ich es ihm gleich. Gill umarmte mich auch. Eric und sie nahmen sich nun ebenfalls eine Zigarette heraus und zündeten sie an. Eric hielt mir fragend das Päckchen hin, doch ich lehnte dankend ab. „Sie ist mein kleiner Passivraucher“, grinste Rachel und stieß mir neckend in die Seite. Ich lächelte daraufhin nur leicht vor mich hin. So blieben wir noch ein paar Minuten vor dem Laden stehen, bis wir dann endlich hinein kamen.     Mir fiel sofort die Lautstärke auf, welche uns entgegen geschleudert wurde, nachdem wir eingetreten waren. Es war nicht gerade die Musikrichtung, welche ich tagtäglich hörte, doch sie war ganz in Ordnung. Wir bahnten uns einen Weg an die Bar und Rachel bestellte für uns alle etwas zu trinken. Als dann jeder von uns einen Drink mit einer bläulichen Flüssigkeit in der Hand hielt, stießen wir an. „Auf einen lustigen Abend“, rief sie und wir stimmten mit ein. Es war nicht gerade etwas Alltägliches für mich, Alkohol zu trinken. Es war schon eher eine Seltenheit, daher war ich auch nicht so trinkfest wie die anderen, doch nach ein paar Drinks würde es schon gehen. Ich würde die Anspannung verlieren und die ganzen Sorgen, welche ich mir immer noch wegen der Schule machte, würden verblassen. Aus den Augenwinkeln fiel mir ein Typ, mit dunkelblonden Haaren auf, der immer wieder zu uns, mit seinen dunklen Augen, hinüber starrte. Um ihn herum standen noch ein paar Kerle: Ein Schwarzhaarige mit roten Strähnen, ein Braunhaariger, ein Braunhaariger mit blonden und violetten Strähnen, ein Rothaariger und einer mit eisblauen Strähnen in seinen dunklen Haaren. Auch bei diesen würde ich auf Schwarz tippen. Der Blondhaarige lächelte mich an, als sich unsere Blicke trafen und ich sah sofort schüchtern auf die Seite. Es war ein sehr anzügliches Lächeln, doch ich war noch zu nüchtern um darauf einzugehen. Meine Wangen begannen bereits sich leicht rosa zu verfärben. Ich konnte nichts dagegen tun, es passierte jedes Mal automatisch, wenn mich ein hübscher Junge anlächelte. Ich wandte mich Rachel zu, die ihren Drink bereits geleert hatte. Ich hatte noch über die Hälfte im Glas. „Wenn du so langsam trinkst, wirkt der Alkohol nicht!“, meinte sie bestimmt und orderte sich schon das nächste Getränk, was diesmal leicht violett schimmerte. Ich grinste verschmitzt und überlegte kurz, dann nahm ich ein paar große Schlucke und leerte das Glas. „Du hast Recht“, rief ich ihr entgegen und holte mir auch schon das nächste Getränk.    Schon komisch, dass hier niemand die Ausweise sehen will. Naja, mir soll es Recht sein.    Die Dunkelhaarige lachte auf und stieß wieder mit mir an. So vergingen ein paar Minuten, in denen wir mir Eric und Gill an der Bar standen, uns unterhielten und etwas tranken. Unterhielten war untertrieben. Wir mussten uns schon fast anschreien, weil die Musik so laut war. Irgendwann zog mich Rachel mit einem Arm auf die Tanzfläche und wir begannen uns im Rhythmus mit zu bewegen. Ich fühlte mich so frei wie ein Vogel und konnte alles um mich herum vergessen. Die Schule war nun nur noch Nebensache und nicht mehr von Wichtigkeit. „Hey Anna, ist dir der Typ dahinten schon aufgefallen? Er guckt ständig auf deinen Hintern“, rief die Dunkelhaarige dicht neben meinem Ohr, um die Musik zu übertönen. Unauffällig drehte ich mich um und sah in die Richtung, in die sie nickte. Da war er wieder, der blondhaarige Typ von eben. Seine Freunde, die bei ihm gestanden hatten, waren nun im ganzen Raum verteilt und hatten sich unter die Menschen gemischt. Gill und Eric hatte ich aus den Augen verloren. „Ja, der guckt schon, seit wir reingekommen sind“, antwortete ich belustigt und beugte mich zu ihr vor, damit sie mich besser verstehen konnte. „Er sieht schon heiß aus“, meinte sie nachdenklich und tanzte vor mir weiter. Ich nickte nur und warf erneut einen Blick über meine Schulter. Neben dem Blondhaarigen war plötzlich der Typ mit den eisblauen Strähnen, wie aus dem Nichts, aufgetaucht. Er hatte sich zu ihm hinübergebeugt und unterhielt sich mit ihm. Dann drehte er seinen Kopf in meine Richtung und blickte mir direkt in die Augen. Ich war wie versteinert. Der Kerl mit den eisblauen Strähnen sah genauso, eigentlich sogar noch viel besser als sein blondhaariger Freund aus. Dieser stand gerade auf und mischte sich ebenfalls unter die Feiernden, der Schwarzhaarige mit den Strähnen blieb am Tresen stehen. „Dir ist schon klar, dass du den Kerl da extrem angaffst?“, lachte Rachel neben mir auf. Ich zuckte zusammen, da ich alles um mich herum für einen Moment vergessen und den Jungen, wie hypnotisiert, angesehen hatte. Ich wandte schnell meinen Blick ab und lachte nervös auf. „Oh Gott, wie peinlich“ Ich schlug mir eine Hand vor das Gesicht. „Hey, er kommt auf uns zu“, sagte sie und stieß mich damit in die Seite. Zuerst dachte ich, sie verarscht mich, doch als ich mich verwundert umdrehte und zur Theke sah, war er weg. Er stand tatsächlich nur ein paar Meter vor mir und tanzte ebenfalls auf der Tanzfläche. Schnell wandte ich mich wieder um und verbarg meine rotglühenden Wangen vor ihm. Das Licht um uns herum wurde dunkler, die Nebelmaschine blies dichten, weißen Rauch aus und die buntblinkenden Lichter erschwerten einem die Sicht. Nur die Person, die direkt vor einem stand, konnte man deutlich erkennen. Rachel grinste mir entgegen und nickte wieder hinter mich. „Süß ist er, das stimmt“, grinste sie und zog mich an den Händen zu sich, nur um mich dann in die Menge zu stoßen. Ihr lautes Lachen hallte in meinen Ohren wieder und ich konnte nur belustigt den Kopf darüber schütteln. Trotzdem sah ich ihr böse entgegen, weil ich gegen jemanden geprallt war. Ich drehte mich schnell um und wollte mich bei der Person entschuldigen, die ich angerempelt hatte und starrte in leuchtend blaue Augen. Sie musterten mich belustigt und dann erkannte ich auch die Person vor mir. Rachel hatte mich doch tatsächlich und zudem auch noch mit voller Absicht, gegen ihn geschubst! „Tut- tut mir leid!“, entschuldigte ich mich sofort. Meine Stimme bebte vor Aufregung. „Schon gut. Ist ja nichts passiert“, grinste er leicht. Seine Stimme war etwas rau, trotzdem klang sie wie eine wunderschöne Melodie in meinen Ohren. „Ich nehme mal an, dass das jetzt nicht mit voller Absicht war?“ Er zog belustigt eine dünne, schwarze, schöngeschwungene Augenbraue hoch, sah kurz in Rachels Richtung, die sich schon umgedreht hatte und mit einem fremden Typen tanzte und ich senkte schnell meinen hochroten Kopf. „Haha, schon gut. Ich bin Pey. Verrätst du mir auch deinen Namen, Süße?“ Ich richtete mich wieder auf und hielt seinem Blick diesmal stand. „Anna“, stellte ich mich mit fester Stimme vor. Diesmal hatte ich sie besser unter Kontrolle. „Hübscher Name. Hatte auch nichts anderes von so einer Schönheit wie dir erwartet.“ Meine Wangen begannen erneut zu glühen. Er machte mir ein Kompliment nach dem anderen. „Willst du was trinken? Ich lad dich ein“, lächelte er mich flirtend an und ich nahm sein Angebot, ebenfalls lächelnd, an. Ich folgte Pey an die Theke und stellte mich ihm gegenüber. Er bestellte uns zwei Cocktails. Der Barkeeper ließ nicht lange auf sich warten und servierte sie uns. Ich nippte kurz an dem rötlichen Getränk und stellte fest, dass es sehr viel Alkohol enthielt. Trotzdem war er lecker, deswegen lächelte ich Pey dankend an. „Willst du mir auch verraten, wie alt du bist?“ „Du zuerst“, kam ich ihm zuvor und lächelte freundlich weiter. Es kam vielleicht etwas zu hastig, trotzdem lächelte er. „Was schätzt du denn?“ Er lehnte sich etwas weiter nach vorne und sah mir wieder tief in die Augen. Sie waren so anziehend, dass ich für einen kurzen Moment beinahe seine Frage vergessen hätte. „20?“ „21“, meinte er schmunzelnd. Es war schon beinahe ein verführerisches Lächeln und wirkte einfach so anziehend. Kein Junge hatte vorher so verführerisch gewirkt. Klar, die Jungs sahen alle gut aus, aber Pey war da was ganz besonderes. Waren es seine Augen? Nein, das konnte nicht sein, aber irgendetwas war es, was ihn so anziehend wirken ließ. „Jetzt du“, forderte er mich auf. „19“, antwortete ich überzeugend. Natürlich war ich erst 16, beinahe 17, aber das musste er ja nicht wissen. „Soso, und dann bist du ohne deinen Freund hier? So ganz allein?“ Ich ahnte schon, worauf das hier alles raus lief. „Ich habe keinen Freund. Ich bin mit einer Freundin und Freunden von ihr hier“, erklärte ich mit einem schmeichelnden Lächeln und nippte erneut an meinem Drink. „Single bist du also auch noch. Dann ist ja heute mein Glückstag“, grinste er. Ich grinste zurück. Er fragte mich regelrecht aus, aber er umspielte es mit schmeichelnden Worten, sodass es mir nicht sofort auffiel. Er fragte mich, woher ich kam, was ich so machte, also Hobby mäßig, fragte mich, ob ich Geschwister hatte. Ganz komische Fragen, doch ich bemerkte es einfach nicht. Während unserem Gespräch bestellte er immer wieder neue Cocktails, wenn unsere Gläser leer wurden. Ich hatte keine Ahnung, was er da eigentlich bestellte, doch die Getränke waren immer sehr lecker. Den Alkohol konnte man immer weniger heraus schmecken. Da wir so vertieft in unsere Unterhaltung waren, bemerkte ich gar nicht, wie angetrunken ich schon war. Erst als ich aufstehen wollte, um auf die Toilette zu gehen, schwankte ich deutlich hin und her. Pey stützte mich und bot mir an, mich zu den Toiletten zu begleiten, damit ich einen Halt hatte. Er war einfach so süß und nett zu mir, da konnte ich nicht Nein sagen. Als ich zurück kam, wartete er vor der Tür auf mich und lächelte mich wieder an. Wir kehrten nicht zur Bar zurück, denn er forderte mich auf zu tanzen und ich kam seiner Bitte natürlich sehr gerne nach. Mir war nicht mehr ganz so schummrig vor den Augen, trotzdem wankte ich noch leicht beim Laufen. Pey stützte mich von der Seite und zog mich eng an sich, damit ich meine Hände um seinen Nacken schlingen konnte. In meinem Kopf waberten schon imaginäre Rauchschwaden herum, die mein Urteilsvermögen total benebelten und ich nicht mehr richtig entscheiden konnte, was richtig und was falsch war. Rachel hatte ich schon nach längerer Zeit nicht mehr gesehen, wahrscheinlich war sie anderweitig beschäftigt, oder hatte sich schon einen süßen Typen geangelt und war mit ihm zusammen abgehauen. Durch meinen leicht verschleierten Blick sah ich Peys Lächeln noch ganz deutlich vor meinen Augen. Wer weiß, wie der restliche Abend noch laufen würde.     Er ist süß und nett sowieso, ich sollte mich ganz auf ihn einlassen…    Immer wieder hörte ich eine dunkle Stimme diesen Satz in meinem Inneren wiederholen. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, doch ich wusste nicht, woher. Sie hatte Recht. Pey war nett und süß. Ich sollte mich gegen keinen weiteren Annäherungsversuch von ihm wehren. Wie, als ob er meinen kurzen inneren Konflikt mitbekommen hätte, beugte er sich vor und küsste mich. Ich war wie betäubt, als seine warmen Lippen auf meine trafen. Ich konnte den bitteren Geschmack, des Alkohols, auf seinen Lippen schmecken und wehrte mich nicht im Geringsten. Ich erwiderte den Kuss und drückte mich ein Stück näher an ihn, damit hielt ich mich mit einem eisernen Griff an seinem Nacken fest. Er fuhr mit seinen Fingern weiter hinunter, bis sie auf meiner Taille stoppten und mich dort festhielten. Viel zu schnell löste er sich wieder von mir und blickte mir durchdringend in die Augen. „Wollen wir von hier verschwinden?“ Ich nickte sofort. Seine Augen glitzerten begierig, doch ich ignorierte es einfach. Er nahm mich an die Hand und führte mich zur Tür. Draußen wehte uns die kalte Nachtluft entgegen und jetzt bemerkte ich erstrecht, wie betrunken ich wirklich war. Der ganze Rauch und die stickige Luft hatten es mir schwer gemacht zu erkennen, wann genug war. Pey legte meinen Arm um seine Taille und zog mich ein Stück zu sich. Doch bevor wir uns auf den Weg machen konnten, kam eine weitere Person aus der Bar getreten. „Frischfleisch“, kicherte die Person hinter uns. Es war der Blonde von der Theke, der mich zu Beginn angelächelt hatte. „Nicht für dich“, zischte Pey an meiner Seite und machte einen Schritt voraus. Ich ging mit, da ich ja immer noch einen Arm um seine Taille geschlungen hatte. „Komm schon, Bruder. Warum teilst du nicht? Nur ein kleiner-“ „Such dir gefälligst selbst jemanden, Rel!“, knurrte meine Begleitung schon fast bedrohlich. Dass dies eigentlich ein Zeichen dafür sein sollte, dass es gefährlich werden könnte, wenn ich noch länger bei dem Schwarzhaarigen blieb, überhörte ich gekonnt. Der Alkohol hatte meine Sinne viel zu sehr getrübt, sodass ich mich an Pey lehnte und kichern musste. Der Blondhaarige, Rel, drehte sich trotzig um und ging wieder in die Bar. Der Schwarzhaarige mit den eisblauen Strähnen atmete tief durch. Der Alkohol schien ihm keine Schwierigkeiten zu machen. „So, wo waren wir stehengeblieben?“, fragte er mit seiner rauen, tiefen, anzüglichen Stimme. Dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich erneut. Nur allzu gerne erwiderte ich diesen süßen Kuss mit bitterem Beigeschmack.  Im Handumdrehen packte er mich an meinem Handgelenk und zog mich mit sich. Ich konnte nicht anders und kicherte weiter vor mich hin. „Is es denn weit bis su dir?“, fragte ich. Ich begann schon leicht zu lallen. „Nein, wir sind gleich da, Süße. Dann kannst du dich hinlegen und deinen Rausch ausschlafen“, lachte er vor mir. Mittlerweile hatten sich unsere Finger ineinander verschränkt und ich hatte meinen Kopf an seinen Arm gelehnt. Da er gut 2 Köpfe größer war als ich, erwies es sich daher als eher schwierig, den Kopf auf seine Schulter zu legen. „Ich hab echt noch niee so ein Typn getroffn wie dich, hihi“, kicherte ich und hickste. „Das glaub ich dir aufs Wort.“ Seine Stimme hatte einen tieferen, hinterhältigen Tonfall angenommen. Ich machte mir dennoch keine Gedanken darüber und lief mit ihm weiter. Hätte ich gewusst, dass dieser Abend wohlmöglich mein komplettes Leben umkrempeln würde, wäre ich wahrscheinlich lieber zu Hause geblieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)