I'm in Love with a Killer von Sakami-Mx (Sie leben unter uns) ================================================================================ Kapitel 14: Engelsflügel ------------------------ Engelsflügel Pey: Wo war dieses Arschloch bloß hingerannt? Er hatte sich so schnell mit ihr aus dem Staub gemacht, dass ich sie sofort aus den Augen verloren hatte. Nun folgte ich seinen Fußabdrücken, welche nur schwer zu erkennen waren. Sobald er die Straße verlassen hatte, war er über einen Feldweg in Richtung der nächstgelegenen Stadt gelaufen, das hatte ich dank meines guten Spürsinns herausgefunden. Vielleicht hatte er seine Spuren auch extra nicht beseitigt, weil er wollte dass ich ihnen hinterher lief. Ihm musste doch klar sein, dass ich sie da rausholen würde, komme was wolle. Was hatte er wohl mit ihr vor? Würde er sie wirklich vergraben, weil ich es nicht geschafft hatte? Nein, ich musste das verhindern! Völlig aus der Puste lehnte ich mich an einen Baum an, welcher nur wenige Zentimeter neben mir stand. Aus einiger Entfernung konnte ich ein grelles Licht erkennen und eine Melodie schwappte zu mir herüber. Aber… ist das nicht der Schrottplatz in unserer Nähe? Er wird sie doch nicht dort hingebracht haben? Oh nein, er wird sie doch nicht in die Schrottpresse schmeißen wollen?! Dieser kleine Bastard! Das kann er nicht machen! Die Pause wehrte nicht lange und so rannte ich los, mein Ziel klar vor Augen. Je näher ich dem Platz kam, desto lauter wurde die Musik. Rel wusste, dass kein Mensch im Umkreis von 5 Kilometer etwas von dem Szenario hier mitbekommen würde, da der Platz umsäumt von Bäumen war und nur ein kleiner Pfad hier her führte. Die Arbeiter kamen erst in knappen 7 Stunden, also konnte er sich nach Lust und Laune austoben. Verdammt, wieso hatte ich nicht auf sie aufgepasst? Rel hatte bestimmt nur auf eine passende Gelegenheit gewartet um sie selbst beseitigen zu können. Dieser Wichser! Nur noch knappe 100 Meter trennten mich vom Eingang. Allein an der Band konnte man erkennen, dass Rel dort sein Unwesen trieb. Er hörte diese Gruppe täglich und konnte schon die meisten Texte auswendig. Je näher ich kam, desto deutlicher wurde der Text. … Shut your eyes let darkness lead the fight, say goodnight The rest will watch their future die, buried alive! say goodnight It's time to let out the dead, dead come alive, we wave the flag for the rest of our life So shut your eyes let darkness lead the fight, say goodnight, say good night… Ein greller Schrei erklang, meine Füße schwebten schon fast über dem Boden, so schnell rannte ich. „REL!“, schrie ich und riss das Gittertor auf. „Wo verdammt steckst du?“ Um mich herum dröhnte die Musik aus allen Lautsprechern und ich musste mich konzentrieren. „Antworte gefälligst!“ Natürlich kam er meiner Aufforderung nicht nach und ich suchte auf Hochtouren nach ihnen. Eine Bewegung aus den Augenwinkeln ließ mich zu einem der Schrottberge hinaufsehen. Dort stand der Blondhaarige, hielt Anna in einem festen Klammergriff und versuchte sie in eine Holztruhe zu manövrieren. Die Braunhaarige wehrte sich mit aller Kraft und stemmte sich mit den Füßen an den Öffnungen ab. Anscheinend benutzte er nicht seine ganze Kraft, sonst hätte er sie schon längst in die Truhe gesperrt. Wieder entwich ihrer Kehle ein Hilfeschrei, meine Beine waren wie angewurzelt und ich konnte mich keinen Meter bewegen. Ich musste ihr helfen! Ich musste zu ihr und sie aus seinem Griff befreien! Innerlich schrie ich mich so lange an, bis sich die Erstarrung löste und ich den Berg hinauf kletterte. Der letzte Meter trennte mich von den beiden, als Rel mit einer Hand ihren Kopf packte und ihn mit einem Ruck zur Seite drehte. Ein lautes Knacken ertönte und er wurde rückwärts von ihr weggestoßen. Der Impuls war so stark, dass es auch mich zu Boden riss. „NEIN!“, schrie ich auf und starrte die Truhe an. Ihr Körper war wie ein Klappstuhl in sich zusammengefallen und schlug mit einem hohlen Klong auf der Innenseite der Truhe auf. „Was hast du getan?“, drehte ich mit einem wutverzerrten Blick zu dem Blondhaarigen um, welcher sich langsam wieder aufrappelte. Zuerst sah er mich total irritiert an, bis er begriff warum ich auf einmal so erbost war. „Jetzt reg dich ab“, meinte er und rieb sich seinen schmerzenden Rücken. „Sie war doch eh nur ein zerbrechlicher Mensch!“ „Wie bitte?“, knirschte ich mit meinen Zähnen und stand auf. Ein ruhigeres Lied erklang im Hintergrund. I don't believe in all your demons anymore It's hard to see with any reason from before I lie awake and face these shadows in the night I see the truth through crimson eyes Take me home Take me home where the restless go Reckless to the day I rest my bones There's no use trying to save my soul There's no use trying to save my soul Take me home where the restless go Reckless till the day I rest my bones There's no use trying to save my soul There's no use trying to save my soul Whoa, Whoa There's no use trying to save my soul… Gerade als ich mich auf ihn stürzen wollte, begann der Berg auf den wir standen zu rütteln und ich verlor erneut mein Gleichgewicht und viel vorneüber. „Was zum-“, begann Rel vor mir, verstummte jedoch sofort. Sein Blick verriet mir, dass irgendwas nicht stimmen konnte also drehte ich mich nun ebenfalls um. Die Kiste erstrahlte in einem hellen Weiß, es blendete schon beinahe, so grell war es. Plötzlich erhob sich der braune Schopf aus der Truhe, dann langsam ihr restlicher Körper. Sie schwebte einige Meter über unseren Köpfen und wir mussten uns schützend eine Hand vor die Augen halten. „Was hast du mit ihr gemacht?“ „Scheiße man! Ich hab ihr das Genick gebrochen, mehr nicht!“, antwortete er und stellte sich zu mir. Der grelle Schein um ihren Körper begann zu erlöschen und zog sich regelrecht in ihren Körper zurück. Zuletzt strahlten nur noch zwei schemenhafte Flügel um ihren Körper, doch auch diese verblassten nur einige Sekunden später. Dann sank sie wieder zu Boden, genau in die Öffnung der Truhe hinein. Rel und ich sahen uns ratlos an, bis einige Sekunden später eine Hand am Rand auftauchte und sich die Braunhaarige daran heraufzog. Sie bemerkte unsere irritierten Blicke und sah uns nun ebenfalls mit einem verwirrten Blick an. Als sie Rel erblickte änderte sich der verwirrte Blick zu einem etwas ängstlichen. Ich sah zwischen den beiden hin und her, machte einen Schritt auf sie zu und hob sie aus der Truhe heraus. „Es ist alles gut“, meinte ich und strich ihr sanft über den Kopf. „Wir sprechen später“, wandte ich mich an den Blondhaarigen. Rel konnte nicht anders, als uns verwirrt hinterher zu sehen. „Was ist passiert?“, fragte mich das Mädchen nach einiger Zeit. „Es scheint, dass hinter deinen Kräften eine weitaus größere Sache steckt, als wir bisher angenommen haben“, erklärte ich ihr. „Wie meinst du das?“ Ihre Stimme war etwas rau und sie rieb sich den schmerzenden Nacken. Kein Wunder, da Rel ihr ja angeblich das Genick gebrochen hatte. Wie hatte er das nur hinbekommen? Bis jetzt hatte es noch keiner geschafft, sie umzubringen. Er war doch selbst beim ersten Mal gescheitert, warum hatte er es diesmal geschafft? Oder hatte er nur das Gefühl gehabt sie getötet zu haben? „Wie fühlst du dich?“, fragte ich sie und legte eine Hand um ihre Seite. Rel sollte nicht noch einmal die Möglichkeit bekommen, sie mir wegzuschnappen. „Hab ein bisschen Nacken- und Kopfschmerzen, aber sonst geht es. Was hat er nur eben gemacht?“ Ich verlangsamte etwas meinen Schritt. „Rel meinte, er hätte dir das Genick gebrochen…“ Anna blieb stehen und sah mich mit großen Augen an. „Aber… wenn das wirklich so ist, wie kann es sein, dass ich hier neben dir stehe?“ Ich kratzte mir nachdenklich den Hinterkopf. „Ich habe keine Ahnung. Kurz nachdem du in der Truhe zusammengesackt bist, flog auf einmal dein Körper in die Luft und du hast geleuchtet. Und dann waren da diese komischen, grellen Flügel…“ „Soll das etwa heißen, dass ich tot bin?“, fragte sie entgeistert. All die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. „Nein! Nein, bist du nicht! Du redest doch mit mir, oder nicht? Du lebst!“, versicherte ich ihr und blickte ihr tief in die Augen. „Aber ich-“ „Du bist nicht gestorben. Scheint, als wärst du wirklich unsterblich. Ich habe noch nie einen Engel mit meinen eigenen Augen gesehen“, ertönte hinter uns Rel’s Stimme. Wir drehten uns um und ich schob sie sofort hinter meinen Rücken. Er hielt sich noch leicht den Bauch, schien ihn ja wirklich schwer getroffen zu haben. „Beruhig dich, ich lass sie in Ruhe“, sprach er dann mit erhobenen Händen und lief geradewegs an uns vorbei. „Engel?“, hakte Anna nach und lief schnurstracks ihm hinterher. „Hallo? Er hat dich gerade getötet!“, erinnerte ich sie und schloss zu den beiden schnell auf. „Hab ich nicht. Zumindest war das nicht tödlich für sie. In der Welt muss es immer einen Ausgleich für jedes Geschöpf geben, warum sollten dann nicht auch Engel existieren?“, fuhr der Dämon fort. „Aber, das kann doch gar nicht sein. Es gibt keine Engel! Ich bin kein Engel!“, meinte die Braunhaarige bestimmt. „Denk doch mal nach. Wäre es nicht eine logische Antwort für deine Brutzelfähigkeiten? Und dann noch die Tatsache dass du nicht durch die Hand eines Dämons sterben kannst. Es würde alles passen!“ Anna schüttelte den Kopf. Irgendwie schienen mich die beiden regelrecht zu ignorieren. „Dann hast du eben versucht sie zu töten, schon wieder. Anna, wie kannst du da so leichtfertig mit ihm reden?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ach macht doch was ihr wollt. Ihr habt sie doch nicht mehr alle.“ Beleidigt drehte ich mich zur Seite. Dann sollte sie eben machen, was sie für richtig hielt. Auf unserem Rückweg schwiegen die beiden jedoch. Vielleicht hatte das Mädchen endlich mal realisiert, dass Rel sie gerade wirklich getötet oder zumindest schon wieder versucht hatte zu töten. Sie ging dicht an meiner Seite und hielt meine Hand fest mit ihrer umklammert. Rel schien zu überlegen, über was auch immer. Er wirkte so abwesend, dass er schon fast zweimal gegen einen Baum gelaufen wäre, hätte ich ihn nicht in letzter Sekunde angesprochen. Es wäre wirklich zu witzig gewesen, wenn er sich von uns auf die Schnauze gelegt hätte, jedoch wollte ich ihm dann doch nicht die Blöße vor uns geben. „Wir sollten jetzt mal klare Regeln festlegen“, begann ich, wurde jedoch durch das Klingeln von Rel’s Handy unterbrochen. Dieser zog es mit einem Zug aus seiner Tasche und nahm den Anruf entgegen. „Es sind die Jungs“, meinte er zu uns und stellte sie dann auf Laut. „Na, wie sieht’s aus?“, erkundigte sich der Blondhaarige. „Da stand ernsthaft ein Streifenwagen vor dem Haus“, ertönte Piwi’s angespannte Stimme. „Also habt ihr das gemacht, wozu ich euch geraten habe?“ „So in etwa“, erklang aus dem Hintergrund Pira’s Stimme. „Was soll das heißen?“ Rel’s Stimme war nun ebenfalls angespannt. „Jetzt gib mir das Handy!“, fuhr Bana Piwi an, welcher ihm sogleich auch das Handy übergab. „Wir haben die Bullen in die Wohnung gelassen und Pira hat schnell die Überreste vom Handy unter das Bett gekickt. Es wäre alles so gut gelaufen, hätten sie Piwi nicht den Durchsuchungsbeschluss unter die Nase gehalten.“ Ein Grummeln war aus dem Hintergrund zu hören. „Und weiter?“, hakte Rel nach. „Piwi hat sie machen lassen und sie haben sich umgesehen. Sie haben nichts gefunden und zum Schluss wollte der eine von beiden halt, dass Piwi sein Bett hochklappt. Und er hat sich halt geweigert, also haben die mit den Pistolen herumgefuchtelt und Pira ist dann ausgerastet und hat dem ersten den Kopf abgerissen. Und dann haben wir den zweiten gezwungen, die Leiche seines Partners über den Balkon zu schmeißen…“, beendete Bana seine Erklärung kurz und knapp. „Und dann haben wir ihm den Kopf seines Partners in die Hand gedrückt und ihn gezwungen diesen vom Balkon zu schmeißen. Wusstest du, dass ein zerplatzter Kopf mit einer Melone Ähnlichkeiten hat? Sie sehen nachdem sie auf dem Boden aufgekommen sind identisch aus. Die ganze Hirnmasse hat sich über dem Asphalt verteilt“, lachte auf einmal Baka in den Hörer. Anna neben mir hielt sich eine Hand vor den Mund und gab würgende Geräusche von sich. „Und was habt ihr mit dem anderen gemacht?“ „Ihn gegessen. Und um alles noch ein bisschen dramatischer wirken zu lassen, haben wir die Fenster mit den Resten eingeworfen. Jetzt hängen da noch einige Fleischfetzen an den zersplitterten Scheiben und das Blut is meine ich auch noch am Fenster herunter gelaufen. Ganze schöne Sauerei“, meinte Bana gleichgültig. „Okay dann Treffen wir uns in Pey’s Wohnung. Den Schrott könnt ihr jetzt auch da lassen“, wies Rel die Jungs an, welche alle mit sofortigem Gehorsam antworteten. Wir drei waren mittlerweile vor meinem Haus angekommen und gingen durch die Glastür ins Treppenhaus. „Die ganze Situation hat sich schon wieder zugespitzt. Wäre es nicht besser, wenn wir wieder unseren Aufenthaltsort wechseln?“ Der Blondhaarige zuckte nur mit den Schultern. „Die Polizei wird nach Piwi suchen“, bestärkte ich nun meine Bedenken. „Außerdem schätze ich, dass die Typen von vorhin auch zu den Bullen rennen. Dann suchen sie die ganze Gegend nach Anna ab.“ Abermals zuckte Rel mit den Schultern und schritt durch die Wohnungstür, welche ich soeben geöffnet hatte. „Rel?“ „Vielleicht hast du Recht. Ich würde ungern die gleiche Situation wie vor ein paar Jahren heraufbeschwören.“ Seine Worte enthielten einen gewissen traurigen Unterton. Damals, als wir nicht auf uns aufgepasst und uns richtig hatten gehen lassen wurde ein Klerikerzirkel auf uns aufmerksam und machte kurzen Prozess mit uns. Raym hatte sich damals für uns geopfert, damit wir fliehen konnten. Rel war die darauffolgenden Wochen nicht mehr er selbst und mordete noch schlimmer als ohnehin schon. Das war seine Antwort auf den Verlust seines Bruders gewesen. Rel hatte sich von dem Tod seines Bruders nur schwer erholt und tickte heutzutage auch ab und an mal aus. Wir waren es gewöhnt und ahnten daher schon einige Tage vorher, wann es wieder ausarten würde, daher hielten wir uns dann immer von ihm fern. Kurz nach Raym’s Tod wollte sich ein junger Dämon unserer kleinen Gruppe anschließen, welcher jedoch zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort aufgetaucht war. Rel hatte ihn regelrecht in Stücke zerfetzt, weil er sich erdreistet hatte uns anzusprechen. Das musste man erst einmal begreifen! Rel war wirklich wegen jeder Kleinigkeit ausgetickt. Jetzt war er komischerweise wieder komplett gechillt und immer noch leicht abwesend. Was war denn los mit ihm? So kannte ich ihn gar nicht. Kaum eine Stunde verstrich und die Jungs kamen endlich in die Wohnung zurück. Piwi hatte eine betrübte Miene aufgesetzt, war er doch jetzt derjenige, welcher seine Wohnung als erster aufgeben musste. „Wir haben endlich herausgefunden wer oder eher was sie ist und warum wir sie nicht töten können“, eröffnete Rel die Runde und nickte in Anna’s Richtung. Fragend musterten die vier ihn. „Es gibt Wesen, welche als Ausgleich für unsere oder eher meine Welt existieren, damit das Universum nicht zusammenbricht. So habe ich es jedenfalls damals in der Schule gelernt-“ „Du warst in der Schule?“, unterbrach Baka ihn. „Ja“, antwortete der Blondhaarige resigniert und strich sich unterbewusst über den Bauch. Hatte er etwa immer noch Schmerzen von dem Rückstoß? „Die Kleriker stehen ebenfalls im klaren Kontrast zu meiner Welt, weswegen göttliche Wesen, so wie zum Beispiel Engel, ebenfalls auf der Erde herum wandeln können. Meistens wissen diese Geschöpfe noch nicht einmal was sie sind. Erst nach bestimmten Ereignissen, wie zum Beispiel nach dem eigenen Tod, verursacht durch ein anderes unmenschliches Wesen, entfaltet sich ihre Macht. Dummerweise habe ich heute Nacht ein solches Geschöpf zum Leben erweckt…“ Die Jungs starrten alle zur Braunhaarigen. „Du… du hast sie getötet? Wie hast du das geschafft??“, wollte Pira gebannt wissen. „Genickbruch. Schnell und schmerzlos.“ „Ja und dann wurdest du von einem komischen Impuls zurückgeschleudert und bist zu Boden gegangen“, pflichtete ich ihm bei. „Wie auch immer“, fuhr er fort und setzte sich endlich hin. Sein hin- und hergelaufe machte einen irgendwann wahnsinnig! „Die gute Nachricht ist, dass sie keinen blassen Schimmer von ihren Fähigkeiten hat, was natürlich ein Pluspunkt für uns ist. Die schlechte Nachricht ist: sollte sie es herausfinden, sind wir am Arsch.“ „Jetzt reicht es aber langsam mal! Auch wenn ihr mich versucht habt zu töten, seid ihr die einzigen bei denen ich momentan bleiben kann. Aus dem Grund werde ich sicherlich nichts machen, was euch schaden könnte! Dass was neulich passiert ist, war nicht geplant und ich habe auch keine Ahnung, wie das passieren konnte! Hör einfach auf so einen Mist zu erzählen! Ich bin nicht so ein… Ding!“, meckerte die Braunhaarige los. Wo hatte sie auf einmal dieses Selbstbewusstsein her? Lag das an ihrem Tod? Leugnen konnte sie es einfach nicht, ich hatte es doch selbst gesehen. Rel hatte ihr den Hals umgedreht und dann war sie leblos zusammengesackt! Dieser musterte sie kurz. „Pey kann bezeugen dass sich nach deinem Tod deine Flügel ausgebreitet haben. Leugne es, aber es stimmt, ob du es willst oder nicht“, wandte er sich an den vermeidlichen Engel. Sie verschränkte trotzig die Arme voreinander. „Persönlichkeitsschwankungen gehören auch dazu?“, wisperte Bana neben mir und ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das hat sehr wahrscheinlich andere Gründe…“ Er verstand erst nicht, doch als er endlich begriff was ich meinte, war nur ein ‚Oh‘ zu hören. Die Sonne begann bereits am Horizont aufzusteigen, als sich alle auf den Heimweg machten. Rel war der erste der sich verabschiedete, verkündete jedoch, dass wir uns bei Sonnenuntergang wieder bei mir trafen. Er schien sich immer noch nicht besser zu fühlen. Morgen wird es ihm bestimmt wieder besser gehen. Es kann doch nicht sein, dass ihn dieser Impuls oder was es war, so umgehauen hat. Ich dachte, dass er alles einfach so wegstecken kann. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie wie er sagte ein göttliches Wesen ist. Und das unterscheidet die beiden ja grundlegend… Eigentlich unterscheidet sie sich damit von uns allen… Was hat Rel nur angestellt… Später, als Anna und ich in meinem Bett lagen konnte ich die ganze Zeit nicht einschlafen. Was, wenn sie wieder abhauen würde? Nein, das würde sie sicherlich nicht machen. „Du… Pey?“, fragte sie nach einer Weile. „Mh?“, ließ ich trüb meine Stimme ertönen. Die Augen hatte ich geschlossen. Die Braunhaarige rutschte etwas näher zu mir und kuschelte sich an meinen Arm. „Was… wenn Rel wirklich Recht hat mit dem was ich bin?“ „Was soll damit sein?“, stellte ich als Gegenfrage. „Naja… er meinte doch dass ich gefährlich werden könnte…“ Nun schlug ich die Augen auf und drehte mich zur Seite, schloss sie dann in eine engere Umarmung. „Das warst du schon die ganze Zeit“, meinte ich mit belustigter Stimme. „Ich finde das nicht amüsant…“, grummelte sie. „Naja überleg doch mal. Du hast uns allen in den letzten Tagen nur Schwierigkeiten verursacht: Ich musste unnötig Geld ausgeben, damit du dich hier besser einleben kannst, Piwi hat seine Wohnung verloren und Baka hat Schiss vor dir, weil du ihm das Hirn verbrutzelt hast. Rel scheint auch nicht ganz heil aus der Sache gekommen zu sein. Ist dir aufgefallen, dass er sich ständig über den Bauch gestrichen hat? Wahrscheinlich hat ihn dein ‚übermächtiger Schlag‘ doch heftiger getroffen, als er zugeben will. Die einzigen die jetzt noch nichts abbekommen haben sind Bana und Pira. Naja, Pira muss seine Wohnung jetzt wieder mit seinem Bruder teilen.“ Nachdem ich mit meiner Auflistung geendet hatte, schwieg das Mädchen in meinen Armen wieder. „Aber mach dir keine Sorgen, sowas kommt vor.“ „Kommt vor? Wohl kaum… ich bin das Chaos in Person!“ Über diese Aussage konnte ich nur Schmunzeln. „Wäre ja auch langweilig wenn nichts passieren würde. Das bringt ein bisschen Schwung in mein träges Leben.“ Sie kuschelte sich noch enger an mich. „Dann bin ich ja erleichtert, dass du mich nicht wegen den ganzen Sachen hasst.“ Ihre Stimme wurde immer leiser, schien als würde sie so langsam wegdämmern. „Dich könnte ich nie hassen“, wisperte ich in ihr Ohr und schloss nun ebenfalls die Augen. Der Abend war wirklich aufregend genug gewesen, da konnten wir uns auch mal eine Erholung gönnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)