Runenzeit von Runenwölfin (Weltenwandler Chroniken) ================================================================================ Kapitel 1: Der unbekannte Planet -------------------------------- Genüsslich atmete der graue Wolf die frische, kühle Luft ein, erst dann öffnete die Augen und betrachtete, wo er gerade gelandet war. Um ihn herum befand sich ein schöner Wald, der vor fruchtbaren Pflanzen nur so strotze. Für Manche wäre das nichts Besonders gewesen, aber Arel sah das ganz anders. Wo er herkam, da gab es nichts als Trockenheit. Gewächse fand man auf seiner Heimatwelt kaum und wenn dann waren es verdorrte Stängel oder kakteenartige Gebilde. Genauso schlecht sah es dort mit Beutetieren aus, die es auf dem Planeten, auf dem er sich jetzt aufhielt, sicher in reichlicher Anzahl vorhanden sein dürften. Neugierig blickte er sich um, betrachtete jeden Stein, jeden Grashalm und nahm jeden Geruch auf, der ihm unter die Nase kam. Der Boden unter seinen Pfoten fühlte sich großartig an, denn er war feucht und kalt, erfrischend für Ballen, die gewöhnlich nur kargen Untergrund unter sich hatten. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein weiterer Wolf neben ihm auf. Sein schmaler Körper wurde von einem silbernen Pelz geziert, der auffällig durch die wenigen Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach fielen, glänzte. Ein weiteres Merkmal, das man kaum übersehen konnte, waren seine dunklen, violetten Augen. Auch der Graue hatte diese seltene Augenfarbe, nur leuchteten seine heller und freundlicher. „Arel“, sagte der Silberne unterkühlt. „Brom“, erwiderte der Angesprochene mit einem Nicken. „Ich wollte nur sicherstellen, dass du gut angekommen bist, Bruder.“ Ach, wie der Graue dieses Spiel hasste. Er wusste ganz genau, dass sein Bruder, oder um genau zu sein Halbbruder, sicher nicht an seinem Wohlbefinden interessiert sein würde. Brom interessierte sich für nichts und niemanden, außer für seinen Posten in der Armee von Jazar. „Wie du siehst, ist alles in Ordnung. Ich werde meinen Auftrag wie befohlen ausführen. Dafür brauche ich nun wirklich keinen Aufpasser.“ „Es ist dein erster Einsatz.“ Arel seufzte. „Richtig, doch der Rat traut mir zu, dass ich das alleine kann, sonst hätten sie mich nicht ohne Begleitung geschickt. Du hast sicher wichtigere Aufträge zu erledigen, als Babysitter für deinen kleinen Bruder zu spielen, nicht wahr?“ Brom knurrte ungehalten, wendete sich dann schließlich doch ab: „Dann viel Glück. Du wirst es brauchen.“ Der Graue schnaubte verächtlich, doch sein Bruder bekam das wohl nicht mehr mit, weil er so schnell verschwand, wie er aufgetaucht war. Mürrisch wagte sich der Rüde weiter in den Wald vor. Die Umgebung faszinierte ihn so sehr, dass er seinen Ärger schnell vergaß und weiter jeden neuen Eindruck in sich aufsaugte. Für ihn war das hier das Paradies, was auch nicht verwunderte, wenn man wusste woher er kam. Trotzdem verlor er nicht aus dem Augen, weshalb er eigentlich an diesem Ort geschickt wurde. Seine Suche galt anderen Wölfen, ganz besonderen Wölfen mit Fähigkeiten, die auf diesem Planeten sicher sehr selten anzutreffen sein würden. Viele nannten diese Kräfte Magie, doch der Graue wusste sie wissenschaftlich zu erklären, denn etwas anderes war er auch nicht: Ein Wissenschaftler. Forschen hatte ihm immer Spaß gemacht und er hätte nie gedacht, dass er auch einmal im militärischem Auftrag unterwegs sein müsste, doch schwere Zeiten forderten von jedem ungewöhnlichen Einsatz und sein Volk befand sich im Moment nun einmal in einer äußerst schweren Lage. Traurig schüttelte er den Kopf und verdrängte die düsteren Gedanken. Er musste sich jetzt konzentrieren und tun wofür er gekommen war, alles andere hatte gerade keine Bedeutung. Nach einer Weile ging dem Grauen allerdings die Puste aus und er macht unter einem Baum ein Pause. Angestrengt legte er sich hin und lauschte den Gesängen der Vögel. Dann fielen ihm die Augen zu. „Hey du!“ Unsanft riss Arel den Kopf hoch. Er musste wohl weggenickt sein. Jetzt fand er vor sich zwei kräftigen Rüden und einer Fähe wieder, die ihn wütend anblickten. „Was suchst du in unserem Revier?“, knurrte einer der braunen Rüden. „Oh“, erwiderte der Angesprochene, „ich bin hier in einem Revier? Besser kann man es gar nicht treffen.“ „Was redest du für einen Unsinn?“, mischte sich die Fähe ein. Ohne Angst stand der Graue auf und grinste die Drei frech an: „Ich bin Arel.“ Wieder übernahm die Fähe das Wort: „Ähm…ja. Das erklärt immer noch nicht, was du hier suchst. Weißt du denn nicht, dass man nicht ohne Erlaubnis in fremde Gebiete vordringt? Dafür könnte man dich töten.“ „Töten? Wir wollen doch nicht gleich so übertreiben!“ Verwirrt sah der Rüde von einem Gesicht ins andere, bis er schließlich festzustellen glaubte, dass die Wölfe es tatsächlich ernst meinten. Man hatte ihm zwar auf seiner Welt beigebracht, was es hier vermutlich für Regeln gab, aber da sein Volk so wenig über diesen Ort wusste, war sein Wissen trotzdem voller Lücken. „Du kommst mit“, gab schließlich das größte Männchen von sich. „Wohin?“ „Na, zu unserem Anführer.“ Mit einem Nicken ließ er sich von der Gruppe umringen und durch den Wald eskortieren, etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig. Dabei begutachtete er die Umgebung genau und prägte sich den Weg ein, etwas was ihm mit seinem photographischen Gedächtnis nicht gerade schwer fiel. Nach ein paar Minuten erreichten sie eine Lichtung, wo sich noch mehr Rudelmitglieder fanden, die gespannt den Fremden fixierten. Sie alle wirken auf Arel extrem primitiv. Die einzige Behausung, wenn man das überhaupt so bezeichnen konnte, war ein Bau, der unter die Erde führte, vermutlich wurden dort die Jungen groß gezogen. Ansonsten wies hier nichts auf Zivilisation hin. Steine und Plätze unter den Bäumen dienten wohl als Schlafplatz oder als Posten für Wachen. Hier lebte man anscheinend tatsächlich noch so naturbelassen, wie man sich erzählte. Die Wölfe selbst waren in meisten Fällen braun, nur zwei mit sehr dunklem Pelz stachen heraus, aber auch die beeindruckten den Grauen nicht sonderlich. Den Anführer erkannte man allerdings gleich, denn seine Haltung verriet ihn. Mit hocherhobenen Schwanz stolzierte er auf den Eindringling zu und prüfte ihn von oben bis unten. „Wer ist das?“, wendete er sich an seine Leute. Daraufhin erwiderte das Weibchen: „Wir haben ihn schlafend in unserem Revier gefunden. Sein Name ist Arel, sagt er. Mehr wissen wir nicht.“ „Mhm.“ Der Rudelführer umrundete den Neuankömmling. „Kommst du aus dem Norden? So eine Fellfarbe trifft man bei uns normalerweise nicht an. Nur was sollte ein Nördler hier wollen?“ „Norden? Nun ja, so könnte man es nennen. Ich komme von sehr, sehr weit her. Und ich habe keine bösen Absichten, das kann ich dir versichern.“ „Und was wären deine Absichten?“ Was sollte er nur auf so eine Frage antworten? Irgendwie beschlich den Rüde das Gefühl, dass er nicht gut genug vorbereitet war, doch da sein Volk kaum Informationen über diesen Planeten gehabt hatte, gab es nicht viel, was er hätte anders machen können. So musste er eben etwas erfinden, denn seine wahren Beweggründe würden hier sicher nicht auf Gegenliebe stoßen: „Ich bin nur ein Einzelgänger auf der Suche nach einem neuem Rudel. Nichts weiter.“ Der Blick des Alphas war fest auf den Grauen gerichtet, die Augen dabei zu Schlitzen verengt, als würde er angestrengt nachdenken: „Du wirst erst einmal hier bleiben und dann überlege ich, was weiter mit dir passieren soll. Es zeigt sich schon noch, ob deine Geschichte der Wahrheit entspricht.“ „Danke für deine Gastfreundschaft.“ „Gastfreundschaft? Nein, das verstehst du falsch. Du bist unser Gefangener bis ich weiß, was du wirklich vor hast. Du könntest genauso aus einem feindlichen Rudel sein oder sonst irgendetwas Schlimmes planen.“ Arel schluckte. Mit so viel Misstrauen hatte er dann doch nicht gerechnet. Dann suchte der Anführer anscheinend nach jemanden und als er ihn fand, rief er: „Lufia!“ Ein junge, braune Wölfin kam mit eingezogener Rute und angelegten Ohren auf ihren Leitwolf zu. „Ja, Sir?“ Ihre Stimme klang eingeschüchtert, offensichtlich war ihr Rang sehr niedrig, schätzungsweise bekleidete sie sogar die Omegaposition, etwas was den Grauen auch nicht verwunderte bei ihrem Auftreten. Dazu war sie recht klein, selbst Arel war einen Kopf größer als sie und er gehörte nicht gerade zu den größten Rüden. Nur etwas Auffälliges gab es an der Wölfin, ihre Augen leuchteten strahlend blau, dabei hatten alle anderen Mitglieder des Rudel gelbe Augen, was typisch war unter den gewöhnlichen Völkern. „Der Neue schläft bei dir. Zeig ihm alles!“, bekam sie zu hören, dann richtete sich der Alpha an seinen Gefangenen: „Du brauchst nicht zu denken, dass du fliehen kannst. Ich lasse alle Fluchtwege bewachen. Wenn du es doch versuchst, dann solltest du erfolgreich sonst, ansonsten werden meine Leute dich töten.“ Das waren klare Worte. „Ich werden nicht versuchen zu fliehen, dafür gibt es gar keinen Grund.“ Zumindest gab es vorerst keinen, denn er wollte erst einmal herausfinden, ob er in diesem Rudel das finden würde, was er suchte. Mit einem Seufzen wendete sich der braune Wolf ab und besprach sich mit seinen Untergebenen, während Arel freundlich zu der ihm zugeteilten Fähe blickte, die immer noch ziemlich verunsichert wirkte. „Keine Angst, ich werde dir nichts tun“, versprach er. „Komm, ich zeig dir das Lager.“ Auf seine Bemerkung ging sie gar nicht ein und drehte sich nur weg, um ihren Befehl auszuführen. Er stapfte ihr hinterher. Na, das kann ja lustig werden, ging es ihm durch den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)