Corvus et Vulpes von Bei ================================================================================ Kapitel 6: Von China nach Großbritannien ---------------------------------------- Irgendjemand rüttelte sie an der Schulter. Jiang Li knurrte unwillig und grub den Kopf noch tiefer in ihre Armbeuge. Sie wollte schlafen, außerdem war es eiskalt. Warum das Bett so hart war, konnte sie sich auch nicht erklären. Wieder knuffte sie jemand heftig, und als keine Reaktion erfolgte, zog der unbekannte Jemand sie kräftig an den Haaren. Jiang Li brüllte laut auf und wurde mit einem Ruck hellwach. „Verdammt! Was soll denn das?“ Hinter ihr kicherte es leise. Als sie sich schlaftrunken umdrehte, sah sie Tonks, die mit einem breiten Grinsen im Gesicht dastand und einen Besen in der Hand hielt. „Machst du da einen Abhärtungstest, Jiang Li?“ Wieder schüttelte sie sich vor Lachen und Jiang Li richtete sich missmutig auf. Offensichtlich war sie gestern wirklich auf dem großen Stein eingeschlummert und hatte die ganze Nacht draußen verbracht; jeder einzelne Knochen tat ihr weh. Als sie mit der Hand über ihre Wange fuhr, fühlte sie ganz deutlich jeden einzelnen Faltenabdruck, der sich tief in ihre Haut eingegraben hatte. Dass ihr teures Kleid vermutlich ruiniert war, fiel nach dem schrecklichen Tag gestern vermutlich schon gar nicht mehr ins Gewicht. Langsam und vorsichtig erhob sie sich, kletterte vom Stein und dehnte ihre steifen Glieder. Obwohl es August war, schnitt die Morgenluft bereits unangenehm frostig in der Kehle und verwies auf den kommenden Herbst. Es musste noch sehr früh sein, nur vereinzelt zwitscherte hier und dort ein Vogel, der Himmel war grau. Jiang Li wunderte sich, was Tonks um diese Zeit wohl hier suchte. „Ich wollte eigentlich ein bisschen Morgensport treiben und habe mich zwei Stunden früher wecken lassen!“, verkündete Tonks im nächsten Augenblick allerdings frohgemut selbst, ohne auf Jiang Lis Frage zu warten. „Was ist los, willst du mitmachen? Komm, nimm dir einen Besen, und wir zischen hier ein bisschen über die Landschaft ...“ Sie schüttelte aufmunternd den Besen in ihrer Hand und grinste ihr ermutigend zu. „Das wäre doch lustig, oder nicht?“ „Nein, wär’s nicht“, murrte Jiang Li zur Antwort und bemühte sich erfolglos, ihr wirres Haar mit den Fingern zu bändigen. Tonks starrte sie stirnrunzelnd an und stemmte die linke Faust in die Seite. „Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt! Was bist du denn nur für eine Spielverderberin?“ „Ich bin keine Spielverderberin, ich hab’ bloß keine Lust dazu! Klar?“ Jiang Li bekam rote Flecken auf beiden Wangen und musste sich den nächsten Satz regelrecht abringen. „Abgesehen davon kann ich nicht gut mit Besen umgehen, da hänge ich bloß wie ein nasser Kartoffelsack oben und mir wird schlecht!“ Sie sammelte ihr letztes Päckchen Zigaretten aus dem feuchten Gras und steckte sich mit einem Wink ihres Zauberstabes, der sich glücklicherweise immer noch in ihrer Tasche befand, eine davon an. Tonks beobachtete sie missbilligend und schüttelte abfällig den Kopf. „Und davon wird dir nicht schlecht, heh?“ Mit schnellen Schritten kam sie um den Stein herum auf sie zu und hob mit spitzen Fingern eine halbleere Bierflasche auf. „War ja wohl eine längere Nacht gestern, wie?“ Sie hob eine Augenbraue, wollte noch einen Schritt nach vorne machen und blieb mit dem Besen hängen. Laut kreischend verlor sie das Gleichgewicht und kippte mit wild rudernden Armen nach vorne. Jiang Li schüttelte tadelnd den Kopf, packte sie resolut am Kragen, bevor sie Bekanntschaft mit dem harten Boden machen konnte, und fing gleichzeitig die Flasche auf. „Dankeschön“, meinte sie noch trocken, bevor sie einen tiefen Schluck tat und angeekelt den Mund verzog. „Ist ganz schal.“ Trotzdem trank sie die Flasche bis zur Neige aus und wischte sich dann den Mund ab. Tonks beobachtete sie misstrauisch und begann unerwarteterweise laut zu lachen. „Du bist echt eine komische Zwiebel, weißt du das? Ein tolles Vorbild für die Schüler, die werden sich freuen!“ Immer noch kichernd schulterte sie ihren Besen und winkte. „Morgensport! Wir sehen uns später!“   Jiang Li sah der fröhlich davoneilenden Tonks kopfschüttelnd nach. Sie begriff wirklich nicht, wie man am frühen Morgen schon so gutgelaunt und voller Elan sein konnte. Mürrisch warf sie die leere Flasche zur Seite und hörte mit eigenartiger Befriedigung, wie sie am Felsen zerbarst. Dann machte sie sich auf den Weg ins Haus.   Dem erstbesten Hauself, der das Pech hatte, ihr über den Weg zu laufen, trug sie mit scharfen Worten auf, ihr sofort ein Bad zu bereiten. Kaum hatte sich das kleine Wesen untertänig geduckt und eilig davongemacht, tat ihr der Tonfall wieder leid. In ihre Ohren summte es leicht und eine unsichtbare Hand schien ihr den Kopf kräftig zusammenzuquetschen; kein Wunder nach der gestrigen Nacht. Auf dem Treppenabsatz erwartete sie ihre Mutter. Ihr Gesicht war blaß und müde; die Wangen wirkten eingefallen und unter den Augen waren tiefe dunkle Ringe zu erkennen. Jiang Li erschrak heftig, so alt hatte ihre Mutter noch nie ausgesehen. Ihr letzter Streit schien ihr schlimmer zugesetzt zu haben, als Jiang Li vermutet hatte. Sie öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, doch ihre Mutter kam ihr zuvor. „Hier, Jiang Li -“, sie streckte die Hand aus und hielt ihr eine kleine Phiole, gefüllt mit einer dunkelblau schimmernden Flüssigkeit hin, „ich denke, das kannst du jetzt gut gebrauchen. Außerdem“, wieder schnitt sie ihrer Tochter mit einer raschen Bewegung das Wort ab, „hatten dein Vater und ich ein längeres Gespräch und wir sind beide der Ansicht, dass du dieses Jahr nicht gezwungen sein sollst, deine Ferien bei uns zu verbringen. Abgesehen davon, dass die Ferien in England anders sind, du wirst zum Neujahrsfest vermutlich ohnehin keine Zeit haben, daher –“ Sie sprach nicht mehr weiter, doch Jiang Li hatte sehr gut verstanden. Sie war zu weit gegangen und bekam nun die Rechnung präsentiert. Ihre Eltern wollten sie nicht mehr sehen, sie hatten offenbar endgültig genug. Eingeschüchtert senkte sie den Kopf und nahm mechanisch das Fläschchen, das ihr von der Mutter in die Hand gedrückt wurde. Sie wusste nicht, was sie jetzt noch sagen konnte, um sich zu entschuldigen oder zu rechtfertigen und es war wohl auch sinnlos, denn als sie noch nach Worten suchte, rauschte ihre Mutter mit wehenden Röcken an ihr vorbei und verschwand in einem der seitlich liegenden Räume.   Jiang Li blieb alleine zurück und starrte schweigend zu Boden. Die ruhigen Worte hatten ihr einen schweren Schock versetzt. Von ihren Eltern war sie noch nie so behandelt worden, obwohl sie es schon oft herausgefordert hatte. Schlucken fiel schwer, atmen noch schwerer. Jiang Li presste beide Hände gegen die Brust, doch der Schmerz ging nicht fort, er wurde nur noch schlimmer. Wie lange sie da so am Treppenabsatz stand und ins Leere starrte, hätte sie nicht sagen können. Ihr Kopf, durch den Kater ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogen, pulsierte vor Schmerz und ihre Kehle zog sich immer enger zusammen. Erst als jemand von oben die ersten Stufen betrat, schrak sie auf und fühlte etwas Salziges auf den Lippen. „Fehlt Ihnen was?“ Es war Snape, er näherte sich misstrauisch und kniff die pechschwarzen Augen zusammen. Jiang Li schüttelte heftig den Kopf und wischte sich eilig über die Wangen. „Mir ist nur was ins Auge geraten, keine Sorge.“ „Ah ja.“ Mehr sagte er nicht, blieb aber trotzdem stehen und musterte sie eingehend. Ihre dumme Ausrede glaubte er ganz sicher nicht eine Sekunde lang, doch er ging nicht näher darauf ein, sondern streckte den Arm aus und nahm ihr die Phiole aus der Hand. „Relevo-Trank.“ Er schüttelte anerkennend den Kopf und hob eine Augenbraue, während er die kleine Flasche ins Licht hielt und kritisch prüfte. „Sehr schwer, so eine reine Färbung hinzukriegen, Respekt.“ „Der ist nicht von mir“, nuschelte Jiang Li leise und presste die rechte Hand gegen die Stirn. „Ja, wissen Sie, das hätte ich auch nicht angenommen“, gab Snape spöttisch zurück, ohne den Blick von der Flüssigkeit abzuwenden. Plötzlich presste die Riesenfaust wieder mit aller Macht ihre Kehle zusammen, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht einfach ihren Zauberstab hervorzuziehen und Snape durch die Zimmerdecke nach draußen zu befördern. Stattdessen schob sie sich eher unsanft an ihm vorbei und rannte die Treppe nach oben, ohne sich noch einmal umzudrehen oder auf seine Rufe zu hören. Sollte er den blöden Trank haben, wenn er glücklich war damit – ihr war es egal.   „So was!“ Snape war für einen Moment wirklich aus der Fassung. Mit der Ampulle in der Hand stand er da und starrte ihr wie ein begossener Pudel nach. Wie empfindlich diese Lian war ... Kopfschüttelnd steckte er das Fläschchen ein und machte sich auf den Weg nach draußen, um ebenso wie Tonks noch ein bisschen frische Luft zu schnappen und sich das Gut der Mo Niyans anzusehen.   Zum Frühstück kam Jiang Li nicht herunter, sie wusch sich dafür ausgiebig die Haare und bemühte sich, wieder einigermaßen gepflegt auszusehen. Gepackt hatte sie auch noch nicht, also blieb noch genug zu tun. Die kleine Hauselfe, die sie eigentlich zum Essen holen wollte, schickte sie gleich mit dem Auftrag, eine Stange Zigaretten zu besorgen, weg. Zwar konnte man in der Winkelgasse welche kaufen, aber das würden dann englische Marken sein und Jiang Li bevorzugte „Chang-shou“. Eigentlich wäre an diesen Zigaretten nichts wirklich Besonderes gewesen, würde die Packung nicht ein bezaubernder alter Holzschnitt von „Shou-xing“, dem Gott der Langlebigkeit, zieren. Sie musste trotz aller Sorgen und Bitterkeit plötzlich auflachen, als sie sich wieder eine aus dem Päckchen fischte und mit einem Fingerschnippen anzündete. Wenn die Großmeisterin sie bloß so sehen könnte. Als sie das letzte Mal geraucht hatte und dabei erwischt worden war, hatte es abgesehen von den obligatorischen Schlägen zusätzlich drei Monate Toilettenputzen gesetzt. Seitdem hatte sie Mitleid mit Hauselfen.   Der Moment der endgültigen Abreise aus China nahte schnell und ging leichter über die Bühne, als Jiang Li im Innersten befürchtet hatte. Ihre Eltern und die vier Zauberer verabschiedeten sich sehr ehrerbietig voneinander; im allgemeinen Trubel fiel keinem sonderlich auf, wie kühl und unpersönlich sich Mutter und Tochter umarmten. Jiang Li war selbst erstaunt, wie aufgeregt und erwartungsvoll sie sich auf einmal fühlte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, schon am Abend würden sie die Winkelgasse erreichen. Mit der rechten Hand umklammerte sie fest den Zauberstab, den sie in die Tasche gesteckt hatte. Urgroßväterchen Soocangga hatte ihr mit Gewissheit ein wunderbares Schwert geschenkt, soviel stand fest; doch ab nun regierte wieder die Zauberkunst ihr Leben. Sie fing Snapes Blick auf, als sich Galatyn, ihr großer Kolkrabe, vor ihr auf den Koffern niederließ und ein heiseres Krächzen ausstieß. Snape sah sie nur an; seine schmalen Augen hatten jeglichen Glanz verloren und er umklammerte mit einem seltsamen Gesichtsausdruck seinen linken Unterarm. Sie schwieg und hielt seinem reglosen Blick stand, obwohl sie sich gar nicht sicher war, ob er sie überhaupt wahrnahm. Snape hatte sich verändert, seit sie ihren Abschluss gemacht hatte, soviel stand fest. Überhaupt hatte sich alles geändert ... seit Voldemort wieder da war. Mit leiser Verwunderung wurde ihr klar, dass es ihr schon lange nichts mehr ausmachte, ihn beim Namen zu nennen. In Hogwarts war das anders gewesen; Schüler ebenso wie Lehrer hatten es strikt vermieden, dem schwarzen Schatten aus ihren Alpträumen einen greifbaren Namen zu geben. Ein kleines Lächeln stahl sich unbewusst in ihre Mundwinkel. In China hatte Voldemort an Schrecken verloren, das Land war groß und weit, es hatte schon zu viele dunkle Geister und Nachtmahre kommen und gehen sehen. Plötzlich fühlte sie, dass sich die Atmosphäre im Raum geändert hatte, und sah sich leicht verwirrt um. Dumbledore hatte offensichtlich etwas in ihre Richtung gesagt, denn sowohl Tonks als auch Lupin sahen sie auffordernd an; es war wirklich peinlich. Der Direktor schien es ihr allerdings nicht nachzutragen, denn er schmunzelte lediglich verständnisvoll und kraulte seinen prächtigen weißen Bart. „Ich wollte nur noch einmal feststellen, dass ich das kommende Jahr bereits mit einiger Spannung erwarte und mich sehr freue, Sie bald als neue Lehrkraft in Hogwarts begrüßen zu dürfen.“ Er verneigte sich noch einmal sehr höflich vor ihren Eltern und ließ dann einen schlichten Stab aus Zypressenholz erscheinen, den er in beide Hände nahm und waagrecht vor seiner Brust in die Höhe hielt. Jiang Li erkannte darin den Portschlüssel und sah sich noch ein letztes Mal mit großen, fast ein wenig ängstlichen Augen um, bevor sie das glatte Holz berührte und sich in eine ungewisse Zukunft zerren ließ.   ****   Sie konnte noch immer nicht ganz glauben, China verlassen zu haben, als sie sich spätnachts auf einem schlichten Bett im Tropfenden Kessel wiederfand. Der vergangene Tag hatte sie dermaßen gefordert, dass sie erst jetzt wieder richtig zu sich kam und etwas Atem schöpfen konnte. Ihr Kopf schwirrte. Sieben lange Jahre in China, und sie kam sich vor wie eine völlig Fremde, die sich zum ersten Mal in London befand. Dabei hatte sie genau dieselbe Zeitspanne in Hogwarts verbracht und kannte sich in England wirklich gut genug aus. Trotzdem, dachte sie und strich leicht über den weißen Leinenbezug. Ich habe mich verändert, darum scheint mir hier alles fremd. Dabei ist das sogar mein altes Zimmer, in dem ich immer die letzten Tage vor den Ferien verbracht habe, und sieben Jahre sind gar nicht so lang. „Oder, was meinst du?“ hob sie die Stimme und drehte sich leicht zum großen Spiegel um, der hinter ihr an der Wand hing. „Bin ich schon so alt geworden?“ „Ach was, Liebchen“, antwortete der Spiegel pfeifend vor Lachen, „bei mir hast du immer noch Chancen. Schön, wieder mal dein Gesicht zu sehen.“ Sein Kichern klang wie das Sirren aneinandergeriebener Glassplitter und Jiang Li musste unwillkürlich lächeln. „Dann bin ich ja beruhigt“, meinte sie freundlich und stand auf. Im Tropfenden Kessel befand sich im Anschluss an jedes Zimmer ein winzigkleines Bad, das wie abenteuerlich dazugeklebt wirkte, so als wäre es zu Beginn gar nicht vorgesehen gewesen. Möglicherweise war das sogar wirklich der Fall und die Gäste hatten sich früher im Gang ein einziges Badezimmer teilen müssen. Während sie sich für die Nacht zurechtmachte, fiel ihr Blick auf den halbausgepackten Koffer. Warum sie überhaupt ein einziges chinesisches Kleid mitgenommen hatte, wurde ihr immer schleierhafter. In Hogwarts konnte sie ja wirklich nichts damit anfangen. Da außer einer einzigen, mehr schlecht als recht passenden Robe nichts Tragbares für die Schule dabei war, musste sie morgen gleich als Erstes zu Madam Malkin und sich neue Kleider besorgen. Im Geiste verdrehte sie genervt die Augen. Es war so ermüdend, stundenlang in diesem Laden herumzustehen und sich von Madam Malkin Stoffballen an den Bauch drücken und über die neueste Mode belehren zu lassen. Aber darum kam sie wohl nicht herum, wenn sie sich in Hogwarts nicht total blamieren wollte.   „Sag’ mal, wie läufts in der Winkelgasse eigentlich so in letzter Zeit?“ Jiang Li gähnte und schüttelte ihre langen Haare nach hinten, die sich sogleich fächerförmig über die Schultern ausbreiteten, und trat zu Galatyn, der es sich auf dem Fensterbrett gemütlich gemacht hatte. Sie brachte es nicht übers Herz, ihn in einen Käfig zu sperren, wie es sich eigentlich gehört hätte, denn er hasste es, nicht seine Freiheit zu haben.  Der Spiegel schwieg kurz, dann räusperte er sich und quiekte hoch und hell auf. „Wie immer, wie immer, ich kann nicht klagen. Obwohl die Leute immer unruhiger werden, du weißt schon ... das sind eben die Zeichen der Zeit.“ Jiang Li nickte ernsthaft, kraulte den Raben noch einmal unter dem Kinn, was von ihm mit einem leisen Quarren quittiert wurde, und machte es sich schließlich unter der molligen Decke bequem. „Die haben alle Angst vor Voldemort, was? Ich weiß schon gar nicht mehr, wie das damals war, ist alles weg und vergessen.“ „Das kommt schon wieder, keine Sorge“, versetzte der Spiegel ernst und hüllte sich in düsteres Schweigen, während Jiang Li mit den Achseln zuckte und den Polster zurechtknautschte. „Früh genug, ich weiß. Aber ehrlich gesagt mache ich mir momentan mehr Sorgen wegen der Kinder. Ich meine, ich und unterrichten?“ Sie schüttelte in komischer Verzweiflung den Kopf und zog eine Grimasse. „Muss total verrückt gewesen sein, als Dumbledore mich darum gebeten hat. Ja zu sagen zu so was –“ Wieder schüttelte sie den Kopf und sprang dann mit einem Ruck aus dem Bett. „Schau mal, ich muß dir noch was zeigen!“ rief sie dem Spiegel zu und kramte lautstark in ihrem Koffer. „Da, schau mal!“ Mit einem erhitzten, vor Begeisterung glühenden Gesicht hob sie die längliche Schachtel und öffnete sie sorgsam. „Das hat mir Uropa geschenkt. Toll, was?“ Eifrig fuchtelte sie mit der scharfen Klinge vor der blanken Glasscheibe herum. Der Spiegel schien seine Missstimmung überwunden zu haben und lachte erneut klirrend auf. „Ich habe dich wirklich vermisst, Liebchen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)