Nightcrawl 2 von abgemeldet (Schlechter als jeder Teeniefilm) ================================================================================ Kapitel 8: Freundschaft ist, das fehlen von Heucheln ---------------------------------------------------- Der nächste Morgen ist im übrigen genauso verstörend, wie der Tag davor aufgehört hat. Als ich aufwache, gestört durch einen absolut ekelhaft fröhlichen Klingelton, liege ich auf dem Bauch, und irgendetwas fettes und schweres auf meinem Rücken, oder irgendwie darüber. Vorsichtig öffne ich die Augen, und zucke unweigerlich zusammen. Aber das ist verständlich im Anbetracht der Tatsache, dass das Erste was ich morgens sehe, Eric in diesen lächerlichen Boxershorts ist, wie er durch das Zimmer schlurft und anscheinend sein Handy sucht. Bei dem Versuch mich nach oben zu stemmen, werde ich durch das Gewicht auf meinem Rücken gehindert. Aber da mein Hirn einigermaßen funktioniert, ist mir schon klar, dass das nur Marcel sein kann, weshalb ich hinter mich greife und ihn leicht schüttle. Offenbar am Kopf, das verraten mir zumindest die verwuschelten Haare. „Marcy...wach auf, man.“, murre ich nach einer Weile, in der sich Marcel nicht gerührt hat, und langsam aber sicher kommt durch das Geschüttel anscheinend wieder Leben in ihn. „Eric du blöder Dreckssack, mach die Scheiße aus.“, murrt er an meinem Rücken, und bequemt sich zu meiner inneren Freunde dann endlich runter, weshalb ich mich auf den Rücken drehe, und mich erst einmal ausgiebig strecke. Und genau in diesem Moment, fängt mein Wecker an zu klingen. Dadurch das mein Handy sich aber immer noch in der Tasche meines Jogginganzugs befindet, bin ich Eric einen Schritt voraus, was das ausschalten betrifft. Mühsam rapple ich mich in eine sitzende Position und verziehe das Gesicht, da meine Muskeln dank Marcel's Unterstützung offenbar beschlossen haben, sich derart zu verspannen, dass ich mich fühle als wäre ich über sechzig, aber wenigstens noch unter achtzig. Eric scheint auch endlich sein Handy gefunden zu haben, da dieser widerliche Klingelton endlich verstummt, und ich stoße erleichtert die Luft aus während ich mir durch die Haare fahre. „Fuck man.“, murre ich und bekomme ein fragendes Murren neben mir. „Ich muss jetzt über den halben Campus rennen, um auszusehen wie ein Mensch.“, nuschle ich, und Marcel lacht leise. „Ich glaub ich hau ab.“ „Mach das. Du wirst im Bad ja nie fertig.“ Aus reiner Gewohnheit, zeige ich ihm den Mittelfinger, während ich meine Beine aus dem Bett schwinge und aufstehe. Auf dem Weg zur Tür setze ich noch meine Brille auf und ziehe meine Schuhe an, ehe ich die Türe aufreiße um zu entkommen. In erster Linie vor Eric, da ich aus dem Blick mit dem er mich die ganze Zeit ansieht, nicht schlau werde. „Touji!“, ruft mir Marcel hinterher, und ich drehe mich um, wo mich seine Trainingsjacke im Gesicht trifft, und mir dann in die Arme fällt. „Is frisch draußen.“ Grinsend und leicht mit dem Kopf schüttelnd ziehe ich die Jacke an und trete auf den Flur, bevor ich die Türe hinter mir schließe und mich auf den Weg zu meinem Wohnheim mache. Kaum bin ich aus dem Wohnheim 'Dragon' draußen, bleibe ich stehen und zünde mir eine Zigarette an, deren Rauch ich tief inhaliere, während ich mein Gesicht dem Himmel zuwende. So wie das im Moment aussieht, wird der Tag heute nicht besonders sonnig, was mir meine Kleiderwahl erleichtert. Pfeifend setze ich mich wieder in Bewegung und stecke meine freie Hand in die Tasche von Marcel's Trainingsjacke, da es tatsächlich etwas frisch ist. Ich würde ja jetzt sagen arschkalt, aber für Menschen mit normaler Wahrnehmung in Sachen Temperaturen, ist es lediglich frisch. Ich weiß, dass ich es sonst ganz toll finde dass die beiden Wohnheime so weit auseinander liegen, aber im Moment wünschte ich mir, ich müsste einfach nur um die Ecke biegen. Dann hätte ich es nicht so weit in mein Zimmer und nicht so weit zu Marcel und Taylor. Denn der Gedanke dass ich mich noch öfter zu den Beiden flüchten muss, drängt sich mir ungewollt auf. Als ich endlich bei meinem Wohnheim angekommen bin, bin ich froh über die Wärme, ehe ich mich die Stufen nach oben quäle. Um ehrlich zu sein bin ich froh, dass Marcel und Taylor einfach nur im ersten Stock ihr Zimmer haben, und ich bei denen nicht auch noch einen Turm erklimmen muss. Endlich oben angekommen, wühle ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche und bin kurz davor ihn ins Schloss zu stecken, als mich Stimmen nicht nur inne halten, sondern auch mit den Augen rollen lassen. Das darf doch wohl nicht wahr sein, dass Kai immer noch, oder schon wieder, da ist. Meine Lust das Zimmer, das zur Hälfte mir gehört, zu betreten befindet sich jetzt schon irgendwo auf einem unteren Niveau, dass sie vermutlich gleich den Teufel knutschen wird. Trotzdem stecke ich den Schlüssel ins Schloss und betrete das Zimmer, wo ich von den beiden Grazien angestarrt werde, die offensichtlich auch schon dabei sind, sich Schultauglich zu machen. Ich für meinen Teil bin von meiner Tauglichkeit noch meilenweit entfernt, und lege deswegen erst einmal meine Brille und die Schlüssel auf meinem Schreibtisch ab, ehe ich mich wortlos meinem Kleiderschrank zuwende. „Wo warst du denn die ganze Nacht?“, spricht Mac mich an, und ich rolle erneut mit den Augen. Entweder es ist mir noch nie so aufgefallen, oder aber diese Mutter-Art geht mir erst jetzt auf den Sack. Allerdings denke ich eher, dass Mac sich da etwas zu viel von Kai abgeschaut hat, als das er so eine Scheiße aus eigenem Antrieb fragt. Früher war ich öfter mal Nächte lang weg, ohne das er nachfragen musste. Einfach, weil ich immer aus demselben Grund weg war. Die Befriedigung meiner Hormone. Während ich mir einen Pullover und eine Jeans aus dem Schrank ziehe, überlege ich kurzzeitig, ob ich ihm eine sinnreiche Antwort wie 'Nicht da.', geben sollte, entscheide mich dann aber doch anders. „Bei Marcel.“ Die Stille hinter mir bringt mich unweigerlich zum lächeln, während ich mir noch Shorts und Socken heraus suche. Als ich mich umdrehe blicke ich in das sprachlose Gesicht von Mac, und in das von Kai, der aber offenbar nicht nur sprachlos sondern auch fassungslos ist. Ohne einen weiteren Kommentar, verziehe ich mich ins Bad und schließe die Türe hinter mir ab. Die Zeiten wo ich ohne abgeschlossene Tür in diesem Zimmer duschen konnte, sind definitiv vorbei, und insgeheim trauere ich ihnen hinterher. Pfeifend ziehe ich mich aus, und werfe die Klamotten in den Wäschekorb, ehe ich unter die Dusche steige, und die Zähne zusammen beiße. Wenn man eine Freundschaft gekündigt hat, KANN es schon mal vorkommen, dass man vergisst, dass der ehemalige beste Freund ein absoluter Kaltduscher ist. Auch wenn man selbst bei der Wassertemperatur einen Herzinfarkt bekommen könnte. Hastig drehe ich das Wasser wärmer und entspanne mich, als ich endlich nicht mehr unter diesem Eisstrahl stehe. Als ich meine Haare gewaschen und mich abgeduscht habe, steige ich wieder aus der Dusche hinaus und trockne mich mit einem meiner heiß geliebten und flauschigen Badetüchern ab, die ich irgendwann mal im Wal*Mart gekauft habe. Man kann es ja glauben oder nicht, aber ich steh total auf Markenprodukte die keine sind. Also auf No-Name-Produkte. Meiner Meinung nach sind die mindestens genauso gut, wie diese überteuerten Fusseln, auch wenn ich mir Letztere locker leisten könnte. Nachdem ich mich angezogen, meine Haare gefönt und mich geschminkt habe, bin ich zufrieden und verlasse das Badezimmer. Mac und Kai sitzen auf Mac's Bett und sehen irgendwie immer noch leicht schockiert aus, was mir ein abartiges Gefühl von Zufriedenheit vermittelt. Außerdem bin ich irgendwie gut drauf, was ich darauf zurück führe, dass heute so viele Leute einfach dumm gucken. Erst Eric, auch wenn das schon gestern war, und dann Mac und Kai. Was genau daran so ungewöhnlich ist, dass ich die Nacht bei Marcel verbracht habe verstehe ich nicht so wirklich, aber das liegt vermutlich daran, dass Kai und Mac keine Ahnung davon haben, dass Marcel und ich früher mal befreundet waren. Wobei mir gerade auffällt, dass das tatsächlich ein Vorteil für uns sein könnte, solange sie da nicht durchblicken. Während ich meine Tasche packe und meine Trainingsjacke wieder anziehe, merke ich sehr wohl, dass Mac aufsteht und auf mich zukommt, aber ich tue so als würde ich ihn nicht bemerken. Vielleicht setzt es ihm doch mehr zu als ich dachte, dass ich unsere Freundschaft beendet habe. „Touji?“, spricht mich Mac an und ich gebe ein „Hm?“, von mir, während ich noch mal sicher gehe, nichts von meinem Schulzeug vergessen zu haben. „Ich finde es nicht gut, dass du zur Zeit so viel mit Marcel rum hängst.“ „Warum nicht?“, frage ich deswegen einfach mal ahnungslos zurück, und drehe mich zu ihm um, bevor ich meine Tasche schultere und meine Zigaretten sowie das Handy in die Taschen der Trainingsjacke verschwinden lasse. „Marcel ist ein krimineller Schläger! Du kannst dich doch nicht ernsthaft wohl in seiner Nähe fühlen!“ Das Mac dabei etwas lauter wird, stört mich nicht. Was mich stört ist, dass Kai ebenfalls aufsteht und sich solidarisch zu Mac stellt, weshalb ich mir ein dünnes Lächeln ins Gesicht klebe. „Mac hat recht. Egal was du getan hast, wir sind deine Freunde, und wollen nur dein Bestes.“ Diese Aussage ist so ekelhaft, dass ich mich am liebsten übergeben würde, es aber natürlich nicht tue. „Stimmt, Freunde wollen immer das Beste für einen, nicht wahr?“ Kai nickt enthusiastisch, während Mac mich hoffnungsvoll anblickt. „Ich bin irgendwie genauso. Ich will für meine Freunde auch immer nur das Beste. Leider gehöre ich zu den Leuten, die das nicht einfach so dahin quatschen, sondern alle Register dafür ziehen. Das ist irgendwie dumm oder?“ „Nein Touji, das ist nicht dumm. Genau das macht einen guten Freund doch aus. Deswegen bist du doch mein bester Freund, und darauf bin ich stolz.“ Ich nicke und sehe Kai kurz aus dem Augenwinkel an, bevor ich Mac wieder ansehe und wieder nicke. „Dann wirst du bestimmt verstehen, dass ich alle Register ziehen werde, um meine Freunde vor diesem schmierigen Schleimer und seinem naiven Haustier, das bist in diesem Falle du, fern zu halten, nicht wahr? Und nun entschuldigt mich, ich bin verabredet.“ Genau in diesem Moment klopft es an der Zimmertüre, und ich verspüre einen Hauch von innerlicher Extase über Taylors Pünktlichkeit. Der Typ hat so ein ausgefeiltes Timing, dass ich ihn dafür anbeten könnte, wenn das zu meinen Charaktereigenschaften gehören würde. Also schiebe ich mich an Mac vorbei zur Tür, die ich öffne und Taylor angrinse. „Touji! Du machst einen schweren Fehler!“, ruft mir Mac hinterher und ich hebe eine Augenbraue, während ich mich zu ihm umdrehe. „Ich glaube das weniger. Das Talent zum Heucheln fehlt mir leider.“ Damit hake ich mich bei Taylor unter, und knalle die Türe hinter mir zu, ehe ich den Punk zu den Treppen ziehe. „Was für ein schöner Morgen! Und schon so viel Stress. Und was ging bei dir grad so ab?“, fragt mich der Punk grinsend, und ich seufze theatralisch, ehe ich ihm die Zusammenfassung liefere. „Was sollte diese Aktion denn? Es steht doch fest, dass du Kai nicht ausstehen kannst.“ „Das schon. Aber ich denke Kai hofft, dass ich trotzdem weich werde, weil Mac ja mein bester Freund war. Allerdings kennt er mich da ziemlich schlecht, und hat sich offenbar nicht gut genug darauf vorbereitet mein Leben den Abhang hinunter zu befördern.“ Was Kai damit genau eigentlich bezweckt hat, entzieht sich meiner Kenntnis, aber irgendwann komm ich schon drauf. „Aber viel wichtiger: Du hast die Nacht also bei Marcel verbracht?“ Das Grinsen mit dem Taylor mich eindeckt, lässt mich mit den Augen rollen, allerdings ebenfalls grinsen. „Depp! Nicht so wie du denkst. Wir haben bloß geschlafen.“ „So fängt es ja bekanntlich immer an.“ „Marcel hat das Hetero-sein erfunden. Nur so für die Allgemeinheit. Und nur, weil er teilweise kein Problem mit mir hat, heißt das nicht, dass er zu meinem Ufer rüber schwimmt.“ „Ganz locker. War bloß ein Witz.“, grinst Taylor und ich strecke ihm die Zunge heraus, womit das Thema gegessen ist. Nachdem wir das Wohnheim verlassen, und den Weg zur Cafeteria eingeschlagen haben, stupst Taylor mir nach einer Weile in die Rippen, weshalb ich ihm einen kurzen Blick zu werfe. „Ist es dir schon aufgefallen?“ „Meinst du das echt miese Wetter, oder das Eric uns seit wir das Wohnheim verlassen haben folgt, nachdem er hinter einem Baum hervor gekrochen ist?“, frage ich dann zurück, und Taylor lacht leise. „Man könnte meinen, du kommst aus eine Mafiafamilie.“, grinst er mich dann an, und ich zucke mit den Schultern. „Computerfamilie, aber ich nehme an, jeder dumme Vollidiot hätte das bemerkt.“ „Wahrscheinlich.“ „Wollen wir uns verfolgen lassen?“, frage ich dann grinsend und Taylor gibt grinsend ein „Klar, wieso nicht?“, von sich, weshalb wir einfach so tun, als hätten wir Eric nicht bemerkt, der ungefähr fünf Meter hinter uns läuft, aus welchem Grund auch immer. „Spätestens, wenn er uns aufs Klo folgt, frage ich ihn, was er eigentlich will.“, kommentiert Taylor als wir uns in der Cafeteria in die Schlange eingereiht haben. „Wer was will?“ Ich und Taylor zucken gleichzeitig zusammen, und drehen uns ebenso gleichzeitig um, nur um in Marcel's fragendes Gesicht zu blicken. „Herrgott, ich hab dich gar nicht bemerkt.“, stößt Taylor aus, und ich grinse ihn nur breit an. „Wenn der nicht will das man ihn bemerkt, dann bemerkt man ihn auch nicht.“, erkläre ich dann und Taylor murrt ein „Bestimmt Mafiafamilie.“ „Nee. Sohn des Sicherheitschef's von Putin.“, winke ich ab und muss bei Taylor's „Ist fast dasselbe.“, ein Lachen unterdrücken. „Wer will denn jetzt was?“, hakt Marcel nach, während er unser Gespräch geflissentlich ignoriert. „Eric folgt uns, seit wir das Wohnheim verlassen haben. Lächerlicherweise hat er sich davor hinter einem Baum versteckt.“, erklärt der Punk, während wir in der Schlange ein paar Zentimeter weiter nach vorne rücken. „Aha. Deswegen musste er so schnell weg. Im übrigen hab ich ein bisschen herum telefoniert.“. Mein Blick wandert zu Marcel, den wir unbewusst in unsere Mitte genommen haben, während dieser sein Kleingeld zusammen zählt. „Und was kam dabei raus?“, hake ich zum Schluss nach, nachdem mir klar wird, dass Marcel nicht von alleine weiter reden wird. Einer der Charakterzüge den ich an ihm hasse, muss ich im übrigen zugeben. „Ich hab ein bisschen hierhin und ein bisschen dorthin telefoniert, und zum Schluss einen ehemaligen Mitarbeiter der IT-Abteilung der polnischen Botschaft an der Strippe gehabt, der inzwischen, Überraschung, für Jamsey Enterprices arbeitet. Zwar auch in der IT-Abteilung, weswegen er über Kai nichts nennenswertes weiß, außer das er ein arroganter Arsch ist, aber er nutzt seine Kontakte und das Personalsystem um an Infos zu kommen, die eventuell mit dir zusammen hängen könnten.“ „Wow...das ist...beeindruckend.“, stottert Taylor nach einer Weile, in der er ihn fassungslos angesehen hat. „Ich weiß nicht wie du das immer machst, aber danke.“, damit knuffe ich ihm leicht in die Seite, und ernte dafür ein leichtes Grinsen, ehe ein „Gern geschehen.“, folgt. Wieder rücken wir ein paar Zentimeter weiter in der Schlange vor, und ich bin jetzt schon kurz davor wieder einzuschlafen. „Was ich dich noch fragen wollte...“, fängt Marcel an, und ich sehe ihn interessiert an. „Hängst du eigentlich noch an Eric?“ Die Frage wirft mich etwas aus der Bahn, weshalb ich Marcel erst einmal nur überfahren ansehe, ehe ich mich wieder fasse. „Darf ich wissen, wie du auf diese Frage kommst? Natürlich nicht!“ „Dann ist ja gut.“, kommentiert Marcel und ich hebe fragend eine Augenbraue, während sich in Taylor's Gesicht ein fragender Ausdruck spiegelt. Als Marcel einen Arm um meine Hüfte legt und mich an sich zieht, zumindest so weit das sich unsere Seiten berühren, kann ich mir ein Grinsen nur schwer verkneifen. „Du bist wirklich böse.“ „Lass mir die kleine Genugtuung, dass ich machen kann, was er nicht mehr kann.“, murrt der Braunhaarige und ich rolle mit den Augen, während ich ihn einfach lasse. Wenn Marcel sich dann durch diesen kleinen Erfolg besser fühlt, ist es okay. Zumal ich glaube, dass er das wirklich braucht, nachdem sein Stolz so angeknackst wurde. Endlich an der Reihe bestellen wir alle Drei unseren Kaffee, und machen uns dann auf den Weg, die Cafeteria zu verlassen. „Wer hat jetzt welche Stunde?“, fragt Taylor draußen, als wir auf der Treppe stehen und ich verziehe das Gesicht. „Marcel und ich haben jetzt Sozialwirtschaft.“, antworte ich dann, und Marcel verzieht genauso wie ich das Gesicht. Sozialwirtschaft wird zu allem Überfluss und zu der Freude weniger, von Mr. Peters, unserem geschätzten und engagierten Direktor, unterrichtet. „Mist! Ich hab jetzt Chemie.“ „Na dann viel Spaß mit Mrs. Jackson.“, grinse ich, und während Marcel ein Würgegeräusch von sich gibt, zuckt Taylor mit den Schultern. „Ich hab sie nicht mit einem Stuhl K.O geworfen, also hat sie vermutlich nichts gegen mich.“, neckt er und ich strecke ihm aus einem Reflex die Zunge heraus. Da wir noch ein bisschen Zeit haben, verziehen wir uns zu der kleinen Baumgruppe und setzen uns dort auf die Bank. Irgendwie ist diese Bank zu unserem Stammplatz geworden, ohne das wir großartig darüber gesprochen beispielsweise uns abgesprochen hätten. „Was habt ihr nach Sozialwirtschaft?“ „Ich hab zuerst mit Touji ne Stunde Englisch, und danach zwei wundervolle Stunden Mathematik.“, murrt Marcel, der sich inzwischen eine Zigarette angezündet hat, und genervt daran zieht. „Wie gesagt, eine Stunde Englisch, und zwei weitere in Französisch.“, murre ich. Warum und wieso wir überhaupt Sprachen belegen müssen, ist mir unklar. Englisch könnte ich noch verstehen, weil tatsächlich 50% der Schüler aus anderen Ländern kommen, so wie ich und Marcel eben. Aus welchem Grund wie noch eine Fremdsprache belegen müssen, versteht vermutlich keiner so richtig, außer Mr. Peters natürlich. Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander, ehe Marcel mir seinen Ellenbogen in die Rippen rammt und ich gequält das Gesicht verziehe. „Guck mal wer da kommt.“ Auch ohne aufzusehen, weiß ich das es Kai und Mac sind. Irgendwann bin ich so weit, dass mir bei den beiden Namen die Galle hoch kommt, aber noch habe ich das Problem nicht, weshalb ich stattdessen einfach an meinem Kaffee nippe, und gelangweilt aufsehe, als die Füße vor uns stehen bleiben. „Wir müssen uns unterhalten.“, ergreift Kai als erster das Wort. „Fertig?“, wende ich mich an Marcel, der nickt und seine Zigarette auf dem Boden ausdrückt, ehe er aufsteht und ich sowie Taylor es ihm nach tun. „Mittagspause in der Mensa?“, wende ich mich an Taylor, und dieser nickt. „Hallo? Ich rede mit dir!“ Kai fühlt sich offenbar übergangen, zumindest vermittelt mir das seine Stimmlage, die leicht aggressiv klingt. Taylor bleibt stehen, obwohl er zu einem anderen Gebäude muss, und Marcel sieht auch nicht gerade besonders entspannt aus. Ich währenddessen wende mich wie gewünscht Kai zu, trete einen Schritt näher, und spucke ihm vor die Füße. „Hab dir nichts zu sagen.“ Damit wende ich mich ab und mache zwei Schritte in Richtung Gebäude, bevor ich ruckartig stehen bleibe, und auf die Hand gucke, die mich am Unterarm festhält. „Glaubst du vielleicht, ich lasse so mit mir umgehen?“, zischt Kai, und ich beschließe darauf einfach nichts zu sagen. Erstens hängt Mac schon an seinem anderen Arm um ihn offenbar von einer Blödheit abzuhalten, und Zweitens knackt Marcel schon mit den Fingerknöcheln. „Kai, mach keinen Scheiß!“ „Hör auf deinen Freund.“, erwidere ich und zupfe die Trainingsjacke zurecht, nachdem Kai mich tatsächlich los gelassen hat. Ohne ein weiteres Wort schlagen Marcel und ich den Weg zum Unterricht unseres geschätzten Direktors ein, während Taylor sich zu Mrs. Jackson auf den Weg macht. „Vielleicht ist Bleichmittel in seiner Haarspülung doch eine grandiose Idee.“, kommentiert Marcel, als wir außer Hörweite sind, und ich kann nicht anders als los zu lachen. „Also Haarbleiche gibt’s unten im Supermarkt.“ „Schön wie wir uns einig sind.“, grinst mich mein Lieblingsfeind an und ich zucke mit den Schultern. Ich glaube in Sachen Kai werden wir Beide uns immer einer Meinung sein, egal wie sehr wir uns die Köpfe einschlagen. „Dann gehen wir doch nach dem Unterricht mal kurz zum Supermarkt.“, schlage ich vor und Marcel nickt. „Ich brauch sowieso Zigaretten.“ Kaum haben wir die Treppe in den zweiten Stock erklommen, winkt uns auch schon unser geschätzter Direktor zu, mit einem Lächeln im Gesicht, das definitiv nichts gutes verheißt. „Mr. Nikura, Mr. Kaskrova, sehr schön, dass sie zur Abwechslung pünktlich erscheinen. Kommen sie nach dem Unterricht in mein Büro, und jetzt, Husch Husch, in die Klasse.“ Marcel und ich wechseln einen Blick, während wir uns nebeneinander in die hinterste Reihe setzen, und damit die Aufmerksamkeit des gesamten Kurses auf uns ziehen. „Bei der Fresse die der grad gezogen hat, erwarte ich nichts Gutes.“, murrt Marcel neben mir, und ich gebe ihm Recht. Wenn Mr. Peters uns Beide so anlächelt, kann das nichts Gutes verheißen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)