Tease [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 3: Der Geschmack von Zucker ----------------------------------- „Guten Morgen, Doktor Banner.“ Bruce schreckte, nach Luft schnappend aus seinem Schlaf, als er die Stimme hörte und kaum das er sich bewegte, zog sich der Kater durch seinen Körper, wie ein wütender Tornado. „Es ist 10:32 Uhr. Heute wird es sonnig, mit einer Höchsttemperatur von 27° Celsius. Die Luftfeuchtigkeit beträgt-“ Noch immer verschlafen und vollkommen kaputt von dem gestrigen Abend sah Bruce sich in dem Raum um. Glücklicherweise war er in seinem eigenen Bett aufgewacht. Na ja, eher sein neues, eigenes Bett. Ohne jemand anderen. Und wenn er sich recht erinnerte, war der Abend mehr oder weniger glimpflich verlaufen. Das Labor sah sicher aus, als wäre dort eine Bombe eingeschlagen, aber hoffentlich standen noch alle vier Wände. „-ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.“ Jetzt hob er die Augenbraue und blickte hoch zur Decke, als könne er JARVIS dort persönlich antreffen. „Errm... danke“, murmelte er und massierte sich die Nasenwurzel. Langsam schlichen sich auch die Kopfschmerzen ein und ihm war unheimlich schlecht. Kein Wunder, wenn man so lange nicht mehr feiern war. Auch wenn nun keiner mehr mit ihm redete und er eigentlich gehen konnte, wohin er wollte, blieb er sitzen und wusste nichts mit sich anzufangen. Ganz langsam hob er die Beine vom Bett und auch wenn er sich wahrlich wie eine Schildkröte bewegte, schwindelte ihm leicht und es fühlte sich so an, als könne er schon alsbald seinen Mageninhalt auf dem Boden entleeren. Was hoffentlich nicht geschehen würde. Das Bett war drei Mal so groß, wie die Betten, auf denen er sonst schlief und doch konnte er nicht den ganzen Platz nutzen. Es war einfach zu viel. „Ist Tony noch im Labor?“, fragte er schließlich in die Stille hinein und nahm eine gekrümmte Haltung ein, in der Hoffnung, dass es ihm so einigermaßen besser ging. „Mister Stark hatte um 10 Uhr einen Pressetermin und wird sich um 12 Uhr auf einem Geschäftsessen befinden.“ Er versuchte langsam zu Nicken, brachte es jedoch nicht zu Stande. „Was ist mit dem Labor?“ „Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Es ist bereits alles wieder aufgeräumt und in Ordnung gebracht worden.“ Er nickte, versuchte es zumindest und ein gequältes Stöhnen kam über seine Lippen, statt seiner geplanten Entschuldigung. „Wenn ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten dürfte?“ Bruce blickte nur fragend auf und sagte kein Wort. Er hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen, wenn er seine Lippen auch nur einen Zentimeter weit öffnete. „Mister Stark hat für Sie extra im Penthouse ein, wie er es nannte Katerfrühstück, herrichten lassen. Er sagte, Sie würden sich heute womöglich nicht sonderlich wohl fühlen und die Luft wäre im obersten Stockwerk wesentlich besser.“ Ein amüsierter Laut kam seitens Bruce. „Dann muss ich den Fahrstuhl nehmen“, vermutlich war es keine gute Idee, ihn in so einem Zustand in einen schwankenden, engen Raum zu setzen, nur damit er es mehrere Stockwerke nach oben schaffte. „Das wird kaum vermeidbar sein, Sir.“ Wenn man die Hoffnung nicht aufgibt, dann kann man alles schaffen, so heißt es immer. Der Vergleich war vielleicht etwas zu überzogen, aber hey, er hatte es tatsächlich irgendwie ins Penthouse geschafft. Und hielt dort auch reichlich Abstand zur Bar. Stattdessen saß er in der Sitzkuhle vor einem reichlich gedeckten Tisch. Neben ihm saß Pepper und hatte einen offensichtlich mitleidigen Blick aufgesetzt. Der Bleistiftrock spannte über ihre Knie. Sie hatte die Hände auf ihrem Schoß gefaltet und die Haare heute zu einem adretten Dutt hoch gesteckt. „Es tut mir so leid, Bruce“, Pepper schien sogar extra leiser zu reden, damit seine Kopfschmerzen ihn nicht noch weiter quälten. „Schon gut“, seufzte er und massierte mit einer Hand seine Schläfe, während er sich mit der anderen an ein Glas Wasser klammerte, als könne es sein Leben bedeuten, „Ich bin ja selbst Schuld.“ „Nein!“, rief sie sofort aus und verzog, kaum das sie merkte, wie laut sie geworden war, den Mund, „Nein, es ist absolut nicht deine Schuld. Tony hätte dich nicht dazu zwingen sollen, zu trinken.“ „Eigentlich... hat er nicht-“ „Oh doch, hat er. Und er wusste auch genau, welche Risiken es mit sich brachte“, die Rothaarige schien jedoch ganz darin auf zu gehen, ihn darauf hinzuweisen, in welchen Lebenslagen Tony versagt hatte. Und Bruce hatte das ungute Gefühl, dass es nicht nur für ihn noch Konsequenzen haben würde, sondern auch massive für Tony selbst. Hatte der ein Glück, dass er momentan nicht im Hause war. „Wie schafft Tony es eigentlich?“, Bruce sank tiefer in den Sitz und atmete immer wieder tief durch, oder trank einen Schluck Wasser. Pepper schmunzelte leicht bei diesem Anblick. Bruce, der als unverwundbar galt – auch wenn dies mehr auf den Hulk passte – eingesunken und vollkommen neben der Spur, vollkommen erledigt. Er sah als Mensch so unsicher und so verletzlich aus, als er es in Wirklichkeit war. Egal, ob seine andere Seite, das komplette Gegenteil war. Bei diesem Anblick hatte sie einfach das Bedürfnis ihm durch die zerzausten Locken zu streichen, irgendetwas tun, was ihn besser fühlen ließ. Doch stattdessen legte sie die Hand aufmunternd auf sein Knie und drückte dieses sanft. „Sagen wir einfach Tony hat längere Erfahrung damit.“ Banner blickte auf und runzelte die Stirn. Ihm war bekannt, dass Tony es früher mit seinen Partys reichlich übertrieben hat: „Ich dachte er würde nicht mehr so über die Strenge schlagen.“ Pepper sog scharf die Luft ein und entzog ihre Hand wieder. Leicht schüttelte sie den Kopf und öffnete kurz den Mund, ehe sie ihn wieder schloss. Sie suchte nach den passenden Worten. „Tony ist nicht mehr so wie früher, wenn du das meinst“, erneut stoppte sie und ihr Gesicht nahm einen traurigen, gar besorgten Ausdruck an, „Aber seid diesem Tag, seid diesem Angriff... ist es wieder schlimmer geworden.“ „Schlimmer?“ Mit einem Mal schwang ihre Stimmung komplett um. Sie wandte sich ein wenig von ihm ab und kaute an ihrer Unterlippe. Es war ihr sichtlich unangenehm über dieses Thema zu sprechen und doch schien sie es unbedingt loswerden zu wollen. „Die Albträume zehren an seinen Kräften. Er schläft so gut wie nie, hatte die meiste Zeit immer in seiner Werkstatt verbracht und wenn er mal schlief, dann- vermutlich hatte er gehofft, dass, wenn er ein wenig trinkt, er besser schlafen könne. Der kleine Trick, den man immer mit Kindern macht: Einen Schluck in die Milch und schon schlafen sie besser.“ Pepper lachte nervös, doch auch dies verging ihr schnell wieder. „Es hat nicht wirklich funktioniert. Die Albträume waren stärker. Und nach einer Zeit dachte er wohl, er müsse Starkes mit Stärkerem bekämpfen.“ Kurz schmunzelte Bruce, doch er bekam direkt darauf schon Gewissensbisse. Es sah Tony zwar unheimlich ähnlich, doch es war einfach auch diese Art, die er an sich hatte, die ihn noch selbst in den Ruin stürzte. Er richtete sich ein wenig auf und stützte den Kopf auf eine Hand: „Warum gibt er sein Geld dann immer wieder für neuen Alkohol aus, statt für etwas... sinnvolles?“ Womöglich klang es für sie wie ein Vorwurf, denn mit einem Mal stand sie auf und richtete ihren Rock. Sie wollte wohl wieder gehen. „Du kennst Tony vielleicht nicht so gut wie ich, aber auch du weißt, dass er einen Therapeuten für Geldverschwendung hält“, bedächtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, damit sie mit ihren Absätzen nicht umknickte, während sie aus der Kuhle kletterte. Kaum stand sie wieder sicher auf ihren Beinen, griff sie nach ihrem Pager, um die kommenden Termine abzufragen und seufzte doch schwer. „Pepper?“ Sie war schon dabei das Zimmer zu verlassen, doch als er ihren Namen rief, blieb sie stehen und drehte sich noch ein mal um. Und ihr leerer Ausdruck traf ihn mehr, als die Besorgnis, die sie zuvor aufgesetzt hatte. Die Sekunden schienen sich hinzuziehen, bis sie eine Bewegung machte, als würde sie sich eine Strähne hinters Ohr streichen. Ihre Mundwinkel zuckten. „Wahrscheinlich hat er gehofft, dass du ihn soweit ablenkst, das er den Alkohol nicht mehr braucht.“ Mit diesen Worten verließ sie das Penthouse. Ließ ihn alleine mit seinen Gedanken zurück. Bruce leerte sein Glas und stellte es auf dem Tisch vor sich ab. Wider erwarten hatte das Frühstück doch ungemein geholfen, auch wenn er nur großzügig Wasser zu sich genommen hatte, statt etwas wirklich Festes. Er sollte ihn ablenken? Bruce versuchte einen richtigen Gedanken zu fassen. Zumindest einen, der ihm in irgendeiner Art und Weise logisch erschien. Doch alles, was sich in seinem Kopf manifestierte passte nicht auf Tony, oder erschien ihm lächerlich. Sogar der Gedanke, dass er ihn nur her geholt hatte, damit sie gemeinsam an diesem Projekt mit den anderen Universen arbeiteten, erschien ihm mit einem Mal nicht gerecht. Wenn Tony sich damit hätte ablenken wollen, hätte er sich sicher alleine in die Arbeit gestürzt und durchgearbeitet. Wenn er andere Personen um sich gebraucht hätte, dann hätte er doch sicher auch etwas mit Pepper oder Happy unternehmen können. Bruce erhob sich, stockte zwar für einen Moment, um sicher zu gehen, dass es ihm nicht allzu schlecht gehen würde, kletterte dann jedoch auch aus der Sitzecke und war dabei den Raum zu verlassen, hing dabei seinen Gedanken nach, bis ihm etwas anderes ins Auge fiel. „JARVIS?“ „Ja, Sir?“ „Kann ich eine Bestellung aufgeben?“ „Natürlich, Sir. Mister Stark hat mir aufgetragen Ihnen Ihre Wünsche zu erfüllen, es sei denn es handle sich um etwas, womit Dritte in Gefahr geraten. Wenn ich fragen darf, wobei handelt es sich bei dieser Bestellung?“ Je mehr Stunden verstrichen, umso besser fühlte er sich, auch wenn Bruce den ganzen Tag über keinen einzigen festen Bissen hinunter bekam. JARVIS erwies sich bei seiner vorangegangenen Idee von unschätzbarem Wert und als er auch Pepper eingeweiht hatte, war sie anfangs etwas skeptisch gewesen, doch schien ihn von seinem Tun auch nicht abhalten wollen, bis sie ebenfalls ein wenig bei dieser Idee mit half. Und diese Idee kostete sie unheimlich viel Zeit. Zum Glück kam Tony erst in den Abendstunden wieder. Bruce war gerade dabei sein vorzeitiges Zimmer ein wenig anders einzurichten, ein wenig mehr nach seinen Geschmack, damit er sich etwas wohler fühlte, als er schon von Weitem Peppers aufgebrachte Stimme hörte. „... es war nicht nur unverantwortlich, sondern auch unmöglich von dir, so etwas-!“ „Miss Potts, ich kann Ihnen versichern, dass ich genau wusste, was ich tue.“ „Hh! Ja, natürlich! Du hast sicher keinen Moment daran gedacht, was für Konsequenzen es haben könnte!“ „Man mag es vielleicht kaum glauben, aber doch. Habe ich.“ Bruce wusste nicht, was genau Tony angestellt hatte, dass Pepper leise war, doch keinen Augenblick danach klopfte es an seiner Tür. Schnell setzte er sich an den Schreibtisch und schlug wahllos ein Buch auf, damit es wenigstens so aussah, als wäre er beschäftigt gewesen und hätte nicht gelauscht. „Ja?“ Schwungvoll öffnete sich die Tür und Tony tauchte hinter dieser auf, ohne auch nur den Anschein von irgendeinem Kater. Pepper an seiner rechten Seite sah mehr oder minder verärgert aus. Wie konnte man es ihr auch verübeln? „Kommst du?“, Stark schien unbeeindruckt von dem was die Vorsitzende seines Unternehmens sagte und betrachtete den Kleineren voller Erwartungen. Dieser jedoch brauchte einen Moment, bis er verstand, was Tony von ihm wollte. Oder- er hoffte zumindest, das er wusste, was dieser von ihm wollte. Etwas unsicher schob er die Brille wieder nach oben und fuhr sich durch die noch immer reichlich zerzausten Locken, bevor er aufstand und den kleinen Stapel Bücher mitnahm, den er zuvor heraus gesucht hatte. „Wie ich sehe hast du schon ein wenig mit der Arbeit angefangen“, bemerkte Tony mit einem Blick auf den Stapel und legte die Hand an Bruce' Oberarm. Dieser zuckte als Antwort nur mit den Schultern und warf einen kurzen, entschuldigenden Blick zu Pepper, welche bereits entnervt mit den Augen rollte „Tony?“ Der Angesprochene drehte sich ein letztes Mal um und setzte eine vollkommene Unschuldsmiene auf, als Pepper ihm einen warnenden Blick zu warf. Bruce konnte nicht genau sehen, wie Tony darauf reagierte, vermutete jedoch, dass er die Augen rollte, bevor er den Griff an seinem Oberarm ein wenig verstärkte und dicht bei sich hielt, um ihn wieder in die Laboratorien zu führen. Tony rief den Fahrstuhl, welcher nicht allzu lange brauchte und machte sich mit Bruce auf den Weg nach oben. „Du solltest wahrscheinlich nicht so mit Pepper streiten“, murmelte Bruce und versuchte irgendwie die Hand an seinem Arm los zu werden, war jedoch erfolglos damit. „Sollte ich das?“ „Sie ist eine gute Frau.“ Entweder war der Laut, den Tony daraufhin von sich gab eine Art Zustimmung oder er war einfach nur amüsiert. Bruce jedenfalls ließ es auf sich beruhen. Nachdem er einen Seufzer von sich gegeben hatte und es endgültig hin nahm, dass Tony wohl nicht vorhatte seine Hand von seinem Arm zu entfernen. Es blieb still zwischen ihnen, bis sich die Aufzugstüren erneut öffneten. „Hey, etwas Gutes hatte die letzte Nacht doch.“ Keine Ahnung, ob er wollte, das Tony weiter redete, denn seine Wortwahl beunruhigte ihn ungemein. Erneut schob er seine Brille hoch und hielt trotz allem den Blick gesenkt. Womöglich damit der Große nicht sehen konnte, wie er rot wurde. Denn er spürte schon das Brennen in seinen Wangen, die Hitze, die aufstieg. „Ach so?“ „Klar. Du warst endlich mal lockerer.“ Seine Hand strich über seine Wange, Tony konnte die Bartstoppeln fühlen und leicht drückte er das Kinn des Kleineren nach oben. Nur kurz, es war ein Akt von wenigen Sekunden, eine flüchtige Handlung und doch schnappte Tony erstaunt nach Luft. Als Bruce mit diesen großen, braunen Augen aufblickte, schien er für sein Alter viel zu unschuldig. Und unheimlich menschlich – im Gegensatz zu dem, was Fremde immer von ihm behaupteten. Er schluckte schwer und vergaß für einen Moment beinahe das Atmen. Er konnte es fühlen, das aufgeregte Klopfen in seiner Brust. „Aber keine Sorge, noch mal werde ich dir das nicht antun. Wir sind ja schließlich hier um zu arbeiten, nicht wahr?“, seine Mundwinkel zuckten, doch noch immer war er sich nicht sicher über das, was gerade passiert war und schaffte es nicht ein mal ein halbherziges Lächeln hinzu bekommen. Statt noch ein mal die Hand nach Bruce auszustrecken, klatschte er lieber in die Hände und machte sich schon bereit dafür nun wirklich und dieses Mal auch richtig mit der Arbeit anzufangen. Schwungvoll drehte Tony sich um und verschaffte sich Zutritt zum Labor. Kaum hatte er Bruce den Rücken zugewandt, atmete dieser erleichtert aus. Es war sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis Tony heraus fand, was genau er und Pepper hinter seinem Rücken getan hatten. Besonders, wenn sie nun ihre Arbeit starten würden und es sich in diesem Stadium eh nur um Recherche handelte. Mit einem dumpfen Geräusch legte Bruce die Bücher auf seinem Tisch ab, woraufhin Tony es sich sofort wieder auf der Arbeitsfläche gemütlich machte. Bruce war beim zweiten Anblick des Labors an diesem Tag,, nicht mehr so beeindruckt. Aus seiner Erinnerung konnte er noch Bilder fischen, in denen die Wände über und über mit Schaum bedeckt waren, in denen Papiere auf dem Boden zerstreut lagen und Reagenzgläser über die Tische rollten. Nun sah es so aus, als wäre hier nie etwas vorgefallen. Alles hatte seine Ordnung und sah blitzblank aus. Wenn Tony wissen würde, dass er heute bereits im Labor war, wäre es sicher kein so großes Verbrechen, wie er es sich meist vorstellte. Wenn er allerdings heraus fand, was genau er hier getan hatte, dann würde es sicherlich mehr als eine Standpauke geben. Er nahm sich das oberste Buch vom Stapel und bevorzugte es, auf dem Schreibtischstuhl zu sitzen, statt auf dem Tisch. Bruce wagte einen Blick über den Rand seiner Brille und beobachtete, wie Tony mit einem Finger über die Buchrücken fuhr. „Hast du schon ein wenig nachgelesen?“ Bruce schüttelte den Kopf, richtete jedoch sofort das Wort an seinen Kollegen, als er merkte, dass dieser gar nicht zu ihm sah: „Nein, ich habe bis jetzt nur ein paar Bücher über Astrophysik heraus gesucht, die ich in diesem Regal in meinem... meinem Zimmer gefunden habe.“ Tony nickte leicht und richtete seinen Blick dann auf den Doktor, der die Nase schon tief in dem Buch versteckt hatte. Oder zumindest tat er so. Denn Bruce selbst merkte sehr wohl, dass Tony ihn beobachtete, machte jedoch keine Anstalten irgendwie darauf aufmerksam zu machen, dass es ihm auf die Nerven ging. Wer weiß, vielleicht ging es ihm auch gar nicht auf die Nerven. Der Große hing jedenfalls seinen eigenen Gedanken nach. Nicht allzu offensichtlich, welche Gedanken es genau waren, doch er war binnen weniger Sekunden so tief in jene versunken, dass er vermutlich kaum etwas mitbekam. Doch wie könnte er sich auch einfach so von etwas ablenken lassen, das in seinen Augen momentan weitaus interessanter war, als die Arbeit, für die er ursprünglich hergekommen war. Ganz genau konnte er nicht sagen, was es war. Doch was vorhin im Aufzug geschehen war- es war kurz gewesen und doch fühlte er etwas, wenn er daran zurück dachte. Sein Herz setzte einen Moment aus und begann bei der Erinnerung an diesen unschuldigen Blick, den Bruce aufgelegt hatte von Neuem an wild zu flattern. Er konnte dieses Kribbeln in seinem Magen spüren, von dem Verliebte immer sprachen. Ob er verliebt war? In Bruce? Sicher war es nur eine Schwärmerei, weil er endlich jemanden gefunden hatte, der seine Sprache sprach. Jemanden, mit dem er auf einer Wellenlänge war, auf einem Niveau. Mehr oder weniger. Der einzige Punkt, der ihn in seinen Überlegungen aus dem Konzept brachte, war Bruce' Reaktion auf das, was zuvor passiert war. Die roten Wangen, der Blick- Gott, worüber dachte er da eigentlich nach? Verliebt sein klang so kindisch. Er war Tony Stark, verdammt. Er hatte einige Liebesgeschichten zu verbuchen, wovon die meisten eher Techtelmechtel waren und wenn man es genau nahm, fanden sich darunter auch ein paar Männer wieder. Aber Bruce war sein Kollege und Teampartner. Vielleicht eine Schwärmerei. Er brauchte einen Drink. Dringend. „Was hältst du davon, wenn wir Jane Foster um Hilfe bitten? Immerhin war sie es doch, die Thors Ankunft auf der Erde live miterlebt hatte.“ Bruce hatte das Buch und seine Brille beiseite gelegt und schaute mit einem leichten Lächeln zu Tony hinauf, den dies nur noch mehr aus dem Konzept brachte. Hatte er etwa mitbekommen, wie tief er in Gedanken versunken war? Wahrscheinlich hatte Banner sogar schon mehrfach versucht ihn anzusprechen und er hatte nicht reagiert. Tony gab ein dezent verärgertes Schnauben von sich. Er musste sich hier einer wichtigen Sache klar werden; eine Sache, die womöglich noch wichtiger war, als die mit den Welten, die es außer ihrer noch gab und dann wollte sein werter Kollege eine weitere Person mit ins Boot holen. „Nein“, kam es ganz bestimmt von seiner Seite und der Ton brachte Bruce sogar für einen Moment aus dem Konzept. „W- warum denn nicht?“, sichtlich verwirrt blinzelte er zu Tony hoch und machte sogar einen Satz zurück, als dieser auf den Tisch haute und in einer überzogen dramatischen Stimme predigte: „Weil wir Bro's sind!“ „Bro- was?“ „Science Bro's. Das, was wir hier machen, geht nur dich und mich etwas an. Streng geheim. Verstanden, Doktor Banner?“ Der Angesprochene runzelte verwirrt die Stirn. Er hatte keine Ahnung, was das jetzt gerade war, noch was es genau bedeuten sollte, aber er vermutete, das er einfach gut daran tat, wenn er stumm nickte und freundlich lächelte. Science Bro's. Na gut. Diese Vorstellung, oder eher diese Benennung ihrer kleinen Arbeitsgruppe brachte ihn doch zum Lachen. Erst mit einem etwas misstrauischen Blick beobachtete Tony die Reaktionen von Banner, versuchte abzuschätzen, wie dieser darauf reagieren würde und stellte schließlich erleichtert fest, dass dieser begann zu lachen. Zwar noch etwas leise und verklemmt, aber er lachte. Ein Anblick, der ihm das Herz aufgehen ließ. Nur eine kleine Schwärmerei. Mehr nicht. Aber immerhin sah Bruce diese wahnsinnige Bezeichnung locker. Das konnte man doch als Pluspunkt verbuchen. „Na gut, ich denke ich weiß, was du meinst“, nuschelte Bruce und wandte sich mit einem amüsierten Kopfschütteln wieder seiner Lektüre zu, während Tony zur linken Stirnseite schlenderte. Eine kleine Aktion, die Bruce sofort aufmerken ließ. Denn genau in dieser Ecke befand sich die zwar recht kleine, aber feine Minibar. Es war sicher nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Tony sich bei ihrer Recherche einen Drink gönnte, aber das es doch so früh dazu kommen würde, damit hätte er nicht gerechnet. Tony hingegen brauchte nun etwas, um seinen Kopf wieder ein wenig frei zu bekommen. Nicht, damit er besser denken konnte, auch wenn der Alkohol ab und an für einige kreative Schübe gut war, stand nun im Vordergrund die vereinfachte Sortierung von Gefühlen, die er nicht ganz zuordnen konnte. Er öffnete die Bar und nahm einen kleinen, gekühlten Tumbler heraus, sowie die noch halb gefüllte Flasche Scotch. Aus dem Eisfach entnahm er ein paar Eiswürfel und innerhalb weniger Sekunden und beinahe ebenso vielen, geschickten Handgriffen stand er wieder vor Bruce mit einem gut gefüllten Glas. „Auf uns. Das wir schnell mit der Arbeit voran kommen. Is' für die Wissenschaft“, Stark hob das Glas ein wenig, als wolle er anstoßen und nippte schließlich an dem teuren Getränk. Was darauf folgte, sah aus, als hätte jemand bei Tony den Slow-Motion Knopf gedrückt. Erst schien er überrascht und nippte erneut an seinem Glas. Man konnte genau erkennen, wie er die Flüssigkeit durch seinen Mund schob, damit seine gesamte Zunge davon benetzt war, er besser schmecken konnte. Dann runzelte er die Stirn. Solange, bis er die Augenbrauen zusammen zog und sein Gesichtsausdruck unerwartet düster ausfiel. Bruce versuchte noch gute Miene zum bösen Spiel zu machen, doch kam er um ein nervöses Lachen nicht herum: „Tut mir leid, Tony. Wirklich.“ Dieser stellte vielleicht etwas zu kräftig das Glas auf den Tisch, denn der Knall war schon beinahe angsteinflößend. „Limonade? Ernsthaft?“, nervös klinkerte er mit den Fingernägeln immer wieder gegen das Glas und erzeugte dabei mehrere, aufeinander folgende helle Töne. Statt direkt zu Nicken, schien es eher so, als würde Bruce ein wenig herum drucksen, die Schultern heben und den Kopf von einer Seite zur anderen zu neigen. „Ich dachte wir wären Partner. Wie konntest du mich nur so hintergehen?“, diese Reaktion war reichlich übertrieben. Bruce vermutete einfach, dass Tony versuchte zu verkraften, das sein ganzer teurer Fusel weg war, „Nur dieser hier?“, mit einem Fingerzeig deutete Tony auf den kleinen Kühlschrank im Labor. Bruce schüttelte den Kopf. „Alles?“ Ein Nicken. Er und Pepper hatten die ganze Zeit, bis Tonys Rückkehr damit verbracht den Alkohol entweder zu verstecken, oder die meisten Flaschen zu leeren und mit Fruchtsäften und Limos wieder auf zu füllen. Es diente doch einem guten Zweck. Wenn man es so sagen konnte. Und Bruce rechnete nun wirklich mit dem Schlimmsten. Einer Strafpredigt, die sich gewaschen hatte. Er konnte ja schon das Grollen, tief aus Tonys Kehle hören. Bedächtig schritt Stark um den Tisch herum, ehe er neben Bruce zum Stehen kam. Dieser traute sich nun ja nicht ein mal mehr, aufzublicken und fixierte stattdessen lieber das Buch, in dem er vor wenigen Momenten noch geblättert hatte. Doch auch das schien Nichts zu nützen, denn Tony schob es beiseite und nahm stattdessen an dessen Stelle Platz. „Clever.“ Das war das Einzige, was er dazu sagte. Und das in einem so ruhigen Ton, der Bruce beinahe schon wieder verdächtig vor kam. Vermutlich tat Stark nur so und kochte innerlich vor Wut. Natürlich, wie könnte er auch nicht? Schuldgefühle machten sich in ihm breit und Bruce spürte, wie die Übelkeit wieder in ihm aufstieg. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Ruhig bleiben. Ruhig bleiben. „Wirklich verdammt clever“, jetzt hatte Tonys Stimme auch noch einen amüsierten Ton angenommen. Das wurde immer schlimmer. Wieder legte sein Herz an Tempo zu. Verdammt, er musste die Kontrolle behalten. Wie durch Watte vernahm er die Lache des Großen und spürte seine warmen Fingern an seinem Kinn, welche es langsam nach oben drückten, sodass er gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. Sie hatten etwas schelmisches, gefährliches. Und doch wirkte das Lächeln auf seinen Lippen nahezu... liebevoll. Tony beugte sich weiter hinunter. Bruce versuchte etwas zu sagen, doch war wie gelähmt, zum Einen, weil Tony ihn noch immer nicht los ließ und zum Anderen weil er viel zu beschäftigt damit war, die Kontrolle zu behalten. Doch er hatte nicht mit dem gerechnet, was als nächstes geschah. Der kräftige Duft von Aftershave strömte in seine Nase. Heißer Atem schlug gegen seine Haut. Sein Herzschlag dröhnte in seinem Kopf. Tonys raue Lache hörte sich weit, weit weg an, ebenso wie JARVIS warnende Stimme. Panisch schloss er die Augen, Hitze wallte durch seinen Körper. Warme, weiche Lippen auf seinen, der Bart, der ihn gleichzeitig piekste und kitzelte. Der Geschmack von Zucker. „Sir! Seine Herzrate befindet sich im kritischen Bereich. Er-“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)