Stürmisch von Votani (OS-Sammlung | Law x Nami) ================================================================================ Kapitel 2: Badeschaum [1] ------------------------- Wasser plätschert aus dem Hahn und füllt die Badewanne bis zum oberen Rand. Bevor es das Zimmer überfluten kann, wird das überflüssige Wasser durch eine Öffnung ins Meer zurückgeleitet. Die Pumpe mit dem Filterungssystem ist ein wahres Wunderwerk. Nami legt den Kopf nach hinten und ein Seufzen entrinnt ihren Lippen. Der Duft von dem neugekauften Badeschaum erfüllt das Zimmer, während Sonnenlicht durch das Fenster links von ihr fällt und ihr einen uneingeschränkten Blick auf das Meer gibt. Das Badezimmer befindet sich im Heck der Thousand Sunny und weit genug oben, damit sie sich um keine ungewollten Zuschauer Sorgen machen muss. Andererseits wissen die Jungs, was ihnen blüht, wenn sie ihr nachstellen. Nami hat sie extra daran erinnert, bevor sie hier hinaufgestiegen ist, denn das Schloss an der Luke ist immer noch kaputt. Luffy hat es in seiner Eile auf den Weg zur Toilette gesprengt und beinahe die gesamte Tür mit aus den Angeln gerissen. Ein Schatten zuckt über Namis Gesicht, bevor es sich wieder entkrampft. Sie ist entspannt und das Letzte, worüber sie im Moment nachdenken möchte, ist ihr bescheuerter Captain, der sie auch ohne seine Anwesenheit in den Wahnsinn treiben kann. Nein, sie braucht etwas Ruhe und hat sich diese auch verdient nach den ganzen Strapazen auf Punk Hazard. Die Kälte sitzt ihr immer noch in den Knochen, dieses Gefühl hat sie jedenfalls. Erst jetzt, eingetaucht in dieser Badewanne, hat sie den Eindruck zum ersten Mal wieder vollkommen aufzutauen. Die Spiegel sind durch die Hitze beschlagen, ebenso wie das Glas des Fensters, während Nami ihre Gedanken abdriften lässt. Sie vermisst die Flying Lamb noch immer, aber diesen Luxus hat es auf der kleinen Karavelle nie gegeben. Die Pumpe für das Wasser, das mehr kalt als warm gewesen ist und zum Schluss nur die Hälfte des Salzes herausgefiltert hat, war unhandlich und schwer gewesen, aber die Pumpe auf der Thousand Sunny ist mechanisch. Ein Knopfdruck und Nami kann so viel warmes, vor allem aber reines, Wasser haben, wie sie wünscht. Mehr braucht sie nicht, nicht mehr als ein angenehmes Bad und ihre Ruhe, um ihre Nerven zu erholen. Das Plätschern lullt sie ein, monoton und konstant – und hinzu gesellen sich dumpfe Klänge, die sich nach Schritten auf der Leiter anhören, die hinauf ins Badezimmer führen. Namis Augenbraue zuckt, als sie dem Geräusch lauscht und den Schritten ein Gesicht zuzuordnen versucht. Sie sind zu sacht, um Luffy zu gehören, aber zeitgleich zu laut, um zu Brook, Chopper oder Sanji zu passen. Robins Schritte sind beinahe lautlos, außerdem benutzt sie stets ihre Teufelskräfte, um einen Blick ins Bad zu werfen und sicherzugehen, dass es frei ist. Wer bleibt da noch übrig? Usopp... nein, er hat schlürfende und unregelmäßige Schritte, während Franky ein Elefant im Porzellanladen gleichkommt. Es kann sich also nur um einen ihrer Gäste handeln. Wahrscheinlich Kin’emon... Der ist mindestens genauso schlimm wie Sanji und Brook. Nami dreht den Kopf, um die Falltür ins Auge zu fassen, die mit einem Knarren aufgeschoben wird. Bei der Person, die durch die Luke in den Raum klettert, handelt es sich definitiv nicht um Kin’emon. Jegliche Drohungen, die Nami auf der Zunge liegen, ersterben im Anblick von Trafalgar Law. Seine schwarzen Haare sind verzaust und die Mütze nicht auffindbar. Auch sein Katana trägt er nicht bei sich, was nur bedeuten kann, dass er sich inzwischen zu einem gewissen Grad an Bord eingelebt hat. „Das Bad ist besetzt, falls du keine Augen im Kopf hast“, presst Nami schlussendlich hervor und verengt die Augen. Sie muss nicht an ihrem Körper heruntersehen, um zu wissen, dass sie vollständig von Schaum bedeckt ist. Ausnahmsweise ist sie äußerst großzügig zu sich selbst gewesen. Laws Augen zucken zu ihr hinüber und der ausdruckslose Gesichtsausdruck verwandelt sich für einen Augenblick in Überraschung. Bewegungslos steht er dort und starrt Nami an, bis ihr die Hitze im Raum nicht mehr nur angenehm, sondern drückend vorkommt. „Hast du was mit den Ohren?“, erhebt sie ein zweites Mal die Stimme, lauter diesmal. „Ich sagte, das Bad ist besetzt.“ „Das ist eine ganz schöne Wasserverschwendung, Nami-ya“, erwidert Law und sein Blick wandert vielsagend zu dem Wasserhahn, der noch immer läuft. Das Rattern der Pumpen nimmt Nami für gewöhnlich nicht mehr wahr, wird sich dem aber nun wieder bewusst. Sie zuckt mit den Schultern. „Und? Wir befinden uns in einem Ozean, falls du es nicht bemerkt hast.“ „Einem Ozean, der ein sehr delikates Ökosystem besitzt“, korrigierte Law monoton. „Du solltest als Navigatorin wissen, wie unsere Handlungen – und unser Badeschaum – durchaus langfristige Konsequenzen haben können, die wir nicht sofort sehen.“ Wenn Nami es nicht besser wüsste, hätte sie glatt behauptet, dass er sein Gehen herauszögert. Ihre Stirn kräuselt sich, teilweise aus Wut, teilweise aus Verwirrung, als sie ihn mustert. „Vielleicht ist es mir egal. Schon mal darüber nachgedacht, du Schlaumeier?“ „Das glaube ich nicht, Nami-ya“, erwidert Law. Er geht sogar einen Schritt weiter, in dem er sich an die Wand neben der geöffneten Luke lehnt, durch die er hineingeklettert ist. Scheinbar hat er sich nicht nur eingelebt, sondern fühlt sich schon wie zu Hause auf dem Schiff. Der Kerl will sie provozieren, wird Nami klar. Dazu muss er sich aber schon mehr anstrengen. Auf dieses Spiel fällt sie nicht herein. Ein freudloses Lächeln huscht über ihre Lippen, als sie ein frisch rasiertes Bein aus dem Wasser hebt, um mit dem Fuß den Hahn zu betätigen und das Wasser auszustellen. Laws Augen folgen ihrer Bewegung, sein Gesicht unverändert, aber aufmerksam. Er verschränkt die Arme. Es ist ein Abwehrverhalten, weil... sie ihn nicht kalt lässt? Diese neue Erkenntnis lässt Nami innehalten und auch Law erhebt nicht sofort wieder das Wort. Will er sie mit seinem Schweigen einschüchtern? Lächerlich. „Weißt du was?“, sagt sie und ein Schmunzeln zeigt sich auf ihren Lippen. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist mir die Umweltverschmutzung nicht komplett egal. Womöglich ist das meine Art und Weise Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“ Nami zuckt gelassen mit den Schultern, obwohl ihre Worte kaum mehr von der Wahrheit entfernt sein können. Sie hat andere Mittel und Wege, um das zu bekommen, was sie möchte, selbst die Aufmerksamkeit ihrer Mannschaft. Das ist noch nie ein Problem gewesen. „Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung“, erwidert Law und auch seine Mundwinkel heben sich ein Stück, was Nami als eine Mischung aus Belustigung und Spott deutet. Er glaubt ihr kein Wort, denn dieser Mann hat ein funktionierendes Gehirn, welches er – verglichen zum Großteil dieser Crew – auch benutzt. Wenn sie Law auf dem falschen Fuß erwischen will, muss sie offenbar zu schweren Geschützen greifen. Wann genau seine Anwesenheit und seine Aufmerksamkeit zu einer stummen Herausforderung für sie beide geworden ist, kann Nami nicht mit Genauigkeit sagen. Letztendlich ist nun jedoch der falsche Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Nami zuckt mit den Schultern. „Du hast recht“, sagt sie und macht eine wegwerfende Handbewegung zu dem Ständer mit den sauberen Handtüchern hinüber. „Reichst du mir eines?“, fragte sie mit einem zuckersüßen Lächeln und Law stößt sich von der Wand ab, um ihrer Bitte nachzukommen. Steck in ihm doch ein versteckter Gentleman? Ganz sicher nicht. Darauf fällt Nami ebenfalls nicht herein. Sie streckt sich genüsslich in dem warmen Wasser, das jeden noch so angespannten Muskel gelockert hat. Erst danach erhebt sie sich aus dem Wasser. Ein bisschen Schaum haftet noch an ihrem Körper, der schon so manchen Mann zur Ohnmacht getrieben hat. Nicht Trafalgar Law. Durch das Plätschern hebt er den Blick, das Handruch noch immer in seiner tätowierten Hand haltend. Seine Augen wandern zu dem Rest ihres Körpers hinunter, vollkommen schamlos und unberührter als erwartet. „Dieser Anblick kostet eine Million Berry“, sagt Nami, als Law auf sie zukommt und ihr wortlos das Handtuch reicht. „Zumindest tut er das für eine Mannschaft. Für dich...“ Nami betrachtet ihn und er hält ihren Blick. „Für dich als Außenstehender das Doppelte“, verkündet sie letztendlich und entfaltet das Handtuch, um es sich um den Körper zu wickeln. Law verweilt vor der Badewanne und seine Mundwinkel heben sich. Es ist das erste Lächeln, das seine Augen auch berührt – und Nami ist ein wenig sauer mit sich selbst, dass es ihr auffällt. „Was, wenn meine Mannschaft tatsächlich so viel Geld besitzt?“, fragt er und hält ihr mit stummer Aufforderung die Hand entgegen. Namis Augenbrauen verengen sich anklagend. „Über solche Dinge macht man keine Scherze. Außerdem... dein Schiff ist gerade nicht hier, oder etwa doch?“ Sie ergreift seine Hand, die trocken und kalt ist, das komplette Gegenteil von ihrer. „Außerdem kann man mich nicht kaufen, du Idiot“, fügt sie hinzu, als sie sich von Law aus der Badewanne helfen lässt. Das wäre ja noch schöner... „Das klang gerade eben noch anders“, antwortet Law, weil er unbedingt das letzte Wort haben muss. Typisch. Am liebsten hätte Nami ihm ihre Hand entrissen und ihm einen gehörigen Schlag gegen den Hinterkopf verpasst, den er so schnell nicht vergessen würde. Aber Laws Griff um ihre Hand wird fester, als ahnt er etwas von ihren Gedanken. „Es war ein Witz, Nami-ya“, sagt er. „Die Definition von einem wirst du sicherlich kennen, oder?“ Was soll das bedeuten? Dass er sie nicht zu kaufen versuchte wie eine billige Prostituierte? Oder dass sein Interesse vorgeheuchelt ist? Nein, letzteres kann es nicht sein. Dafür sind die winzigen Reaktionen, die durch seine sonst so harte Schale dringen, zu aufrichtig. Nicht einmal Laws Maske ist dermaßen perfekt. „Sehr witzig“, erwidert Nami. „Du hältst dich wohl für ein ganz lustiges Kerlchen, was?“ Anstatt zu antworten, verweilt das Lächeln auf seinen Lippen. Von seiner Unschuld überzeugt es Nami aber trotzdem nicht. „Wie auch immer. Für diese Kinderspiele habe ich keine Zeit.“ Nami entzieht Law ihre Hand, aber bevor sie die Berührung lösen kann, zieht er sie zu sich hinüber. Zentimeter trennen ihre Körper voneinander und Law sieht zu ihr hinunter. „Ich halte mich für eine Menge, aber als witzig würde ich mich nicht bezeichnen. Ganz im Gegenteil. Die meisten würden mich als todernst beschreiben, Nami-ya.“ Nami runzelt die Stirn. „Willst du mich auf den Arm nehmen oder—“ Doch ein Poltern und aufgeregte Rufe, die selbst bis zu ihnen hinaufdringen, lassen Nami verstummen. Ein Ruckeln geht durch das Schiff und nur Laws Griff um ihre Hand hindert sie daran, ihr Gleichgewicht zu verlieren. „Was zum Teufel haben diese Idioten nun schon wieder angestellt!?“, zischt Nami und entreißt Law nun endgültig ihre Hand. Warum kann man nicht einmal in Frieden ein Bad nehmen? Ist das denn zu viel verlangt? Sie hat nicht einmal Zeit, um sich anzuziehen, sondern klettert nur in ihrem Handtuch durch die Luke aus dem Badezimmer nach unten, um dem Tumult ein Ende zu setzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)