Aushilfe gesucht! MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Maddy, ich fass‘ es einfach nicht. Du hast schon wieder eine Sechs!“ Nathaniel Warner hatte vor fünf Minuten noch nett mit seinen beiden Töchtern Madeline, auch liebevoll „Maddy“ genannt, und Jolie in der Küche gesessen. Irgendwann hatte ihm die Ältere kleinlaut gebeichtet, die letzte Physik-Klausur wieder in den Sand gesetzt zu haben. „Ich habe dich gefragt, ob du mit mir lernst, Dad! Und du hast es nicht gemacht!“, verteidigte sich die 15-jährige mit vollem Einsatz. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sauer das Gesicht verzogen. „Wie du dich vielleicht erinnern kannst, habe ich mit dir gelernt!“ „Ja, zehn Minuten und dann musstest du wieder ganz wichtig telefonieren!“ „Du weißt, dass ich nicht aus Spaß arbeiten gehe, sondern damit ihr zwei ein schönes Leben habt!“ „Daddy, nicht streiten!“ Jolie kam auf ihren großen Vater zugelaufen und klammerte sich an sein Bein. Die Vierjährige sah ihn bittend mit ihren großen, blau-grünen Kulleraugen an. „Oh mein Schatz.“ Nathan bückte sich zu seiner kleinen Tochter hinunter und nahm sie auf den Arm. „Madeline, ich werde dir eine Nachhilfe besorgen. Hast du verstanden?“ „Ich brauche deine Nachhilfe nicht! Ich frage den großen Bruder von Samantha, ja? Der studiert Naturwissenschaften!“ „Nur über meine Leiche, dieser Kerl kommt mir hier nicht ins Haus! Ich weiß genau, dass er mal Drogen genommen hat.“ Nathan ging mit Jolie im Arm in das Kinderzimmer seiner kleinen. Es war überfüllt mit Spielzeugen. Und dementsprechend ziemlich unaufgeräumt. „Kann Angelica nicht mal hier aufräumen? Muss ich auch noch eine Putzfrau einstellen?“ Nathan seufzte und setzte seine Tochter auf dem Boden ab. „Spiel‘ doch ein bisschen mit deinen tollen Puppen. Daddy muss jetzt kurz mit deiner großen Schwester sprechen.“ „Nein, Jolie auch sprechen!“ Schon wieder klammerte sich die Kleine an ihn. Maddy trat vorsichtig ins Zimmer. „Dad, was erwartest du? Du warst drei Tage kaum da. Ist doch klar, dass sie nun bei dir sein will.“ Die 15-jährige hatte ihre langen, glatten rotblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Und du weißt hoffentlich, dass Angelica heute von 15:00 bis 19:00 Uhr frei hat.“ „Verdammt, das habe ich vergessen. Wer hat sich dann bis eben um Jolie gekümmert?“ „Ich habe Grandma angerufen. Du hast sie ganz knapp verpasst. Schließlich habe ich auch ein Leben und kann nicht immer Babysitter spielen.“ „Stimmt. Und in deinem Leben gibt es bald Nachhilfe, junges Fräulein. Dein Lehrer hatte mich vor zwei Wochen bereits kontaktiert.“ „Och Daddy!“ Maddy stapfte trotzig mit dem Fuß, und setzte ihren besten und Mitleid erregendsten Hundeblick auf. „Komm‘ mir nicht mit ‚Och Daddy‘!“ „Ich bringe Jolie jetzt ins Bett und danach werde ich im Internet ein wenig recherchieren.“ Maddy zog ein Gesicht, wie drei - oder eher dreizehn - Tage Regenwetter. Eigentlich hatte sie ihrem Vater noch verraten sollen, dass ihr Lehrer wieder mit ihm wegen ihrer drohenden Nichtversetzung reden wollte. Aber sie würde Morgen einfach erzählen, ihr Dad hätte zu viel zu tun gehabt. Was Daddy nicht weiß, macht ihn nicht heiß... -- Nachdem er seiner Kleinen eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen und sie ins Bettchen gesteckt hatte, machte er sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer. Verwundert warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Wo blieb Angelica, sein Au-Pair-Mädchen bloß? Es war bereits 20:10 Uhr! Er startete den Rechner und fuhr sich müde übers Gesicht. Plötzlich klingelte sein Mobiltelefon. „Mr. Smith! Nein, natürlich habe ich nicht vergessen, Ihnen die Zahlen zukommen zu lassen. Ich werde dies umgehend erledigen. Ja, per Mail. Bis Morgen.“ Sein Chef machte es ihm auch nicht gerade leicht. Er wusste genau, dass Nathaniel zwei Töchter hatte. Eine davon gerade in der Pubertät. Und von dem überraschenden Tod seiner Frau von vor drei Jahren wusste er selbstverständlich auch. „Ich vermisse dich, Amanda.“ Der PC war noch immer nicht ganz hochgefahren. Die Zeit nutzte er meist, um das Bild seiner bildschönen, verstorbenen Ehefrau zu betrachten. Sie hatte wundervolles langes, rotblondes Haar gehabt. Und ihre einmaligen, strahlenden hellblauen Augen… „Mit dir wäre so vieles einfacher… Ich bin sicher ein schlechter Vater…“, murmelte er leise. Behutsam stellte er das Bild, das in einem teuren, silbernen Rahmen festgehalten wurde, wieder zurück. Endlich war sein Rechner voll funktionsfähig. Sofort rief er sein E-Mail-Programm und die Excel-Tabellen auf, in die er alle Zahlen gepackt hatte. Wie versprochen sandte er diese an Mr. Smith und öffnete dann das große World-Wide-Web. Sein erstes Suchwort war „Nachhilfe in Mathematik und Physik“. Er stieß auf eine Seite, die durchweg positive Bewertungen hatte. Diese überzeugten ihn. Allerdings war es schon zu spät zum Anrufen. Morgen würde er das gleich erledigen. Es klopfte an seine Tür. „Ja?“ Er drehte sich zu dieser um und erblickte Angelica. Die junge Rumänin schien geweint zu haben. „Entschuldigen Sie, dass ich erst so spät zurückkomme. Mein Großvater… ihm geht es nicht gut. Und… wie ich einmal erzählt habe, er ist… wie ein Vater für mich…“ Nathan erhob sich von seinem Platz. „Schon gut. Tut mir wirklich leid. Was ist denn passiert?“ Nachdem ihm sein Au-Pair-Mädchen geschildert hatte, dass er einen leichten Schlaganfall erlitten hatte, bot er ihr an, ihr etwas zu essen und zu trinken machen. Eigentlich… müsste es wahrscheinlich eher umgekehrt sein, doch er war kein kalter Mensch und hatte absolutes Verständnis. Allerdings verneinte Angelica. „Wenn du nach Rumänien willst, sagst du mir Bescheid, ja? Ich zahle dir den Flug.“ „Meine Großmutter hat gesagt, ich soll erst mal hier bleiben. Aber vielen Dank.“ „Okay, gut.“ Nathan nickte bloß und streichelte der 19-jährigen mitfühlend über den Rücken. „Geh‘ ruhig ins Bett. Ich mache den Rest heute selbst. Jolie schläft sowieso schon und das bisschen in der Küche schaffe ich alleine.“ Angelica nickte dankbar. -- Am nächsten Morgen ließ sich das junge Au-Pair-Mädchen nichts mehr von ihren Sorgen anmerken. Sie kümmerte sich rührend um Jolie und half sogar Madeline, ihre Sachen für den Schultag zusammen zu kriegen. Nathan hatte sich inzwischen wieder in sein Arbeitszimmer abgesetzt. „Dad?“ Maddy trat, ohne zu klopfen, zu ihm. Nathan hob die Hand. Er probierte nämlich gerade, jemanden von dem Nachhilfe-Service ans Telefon zu bekommen. Und er hatte tatsächlich Glück! Es wurde abgenommen. „Schönen guten Morgen, hier spricht Warner. Ich bräuchte für meine 15-jährige Tochter dringend eine Nachhilfe.“ Maddy war sauer und verschränkte beleidigt die Arme. Sie hatte eigentlich gehofft, es ihrem Vater doch ausreden zu können… „Ja, in Mathematik und Physik. Aber zuerst… Moment bitte.“ Er drückte auf dem Telefon den Lautlos-Knopf und wandte sich seiner griesgrämigen Tochter zu. „In Physik stehst du momentan noch schlechter oder?“ Maddy wollte erst nicht antworten. „Madeline!“ „Ja-ha, in Physik auf Sechs und in Mathe auf Fünf. Zufrieden?! Und Übermorgen habe ich wieder so eine blöde Arbeit!“ Nathan verdrehte genervt die Augen. Er wollte doch nur helfen. Teenager… „In Physik ist sie noch schlechter. Ja, ich zahle den Preis. Super, heute kann schon jemand vorbeikommen? Ach ja… entschuldigen Sie… ist es möglich, dass Sie mir eine Dame herschicken? Ich bin oft nicht zu Hause und mein Au-Pair-Mädchen kann auch nicht ständig anwesend sein. Wenn Sie selbst eine Tochter haben, verstehen Sie sicher meine… Bedenken. Alles klar, danke.“ Er gab der Frau am Telefon seine Adresse durch und beendete das Gespräch. „Dad, hast du etwa für heute schon eine Stunde vereinbart? Ich bin verabredet!“ „Das interessiert mich nicht, Süße. Du wirst wohl absagen müssen. Und ich habe gleich zwei Stunden abgemacht.“ „Du spinnst doch! Und du bist so peinlich… extra eine Frau zu fordern! Such‘ du dir mal lieber eine für dich!“ Nathan warf ihr einen warnenden Blick zu. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. „Ab zur Schule! Und du bist Punkt 16:30 Uhr zu Hause. Ansonsten streiche ich dir sämtliches Taschengeld.“ Nach einem eindrucksvollen Todesblick, den sie liebevoll ihrem Vater widmete, entschwand die 15-jährige und ließ sich von Angelica zur Schule kutschieren. -- 16:55 -- Nathan war extra wie ein Wahnsinniger nach Hause gehechtet. Er wollte unbedingt da sein, wenn die Nachhilfe zum ersten Mal bei ihm war. Die Tante am Telefon hatte gesagt, dass eine „Naomi Price“ zu ihm, bzw. zu seiner Tochter Maddy kommen würde. Das, was er im Haus vorfand, war nicht gerade für seine Laune förderlich: Nämlich einen leeren Küchentisch und ein leeres Zimmer. Madeline war anscheinend noch nicht zu Hause. Angelica war derweil draußen mit Jolie. Sie spielten auf der Wiese zusammen mit Puppen. Zumindest dieser Anblick hatte ihm ein kleines Lächeln beschert… Doch leider gab es von Miss Madeline Warner kein Lebenszeichen… „Womit habe ich das verdient…“, murmelte er. Sollte er jetzt etwa mit der Dame Nachhilfe in Physik nehmen, damit er sie nicht gleich wieder weg schicken musste? Genervt wählte er die Nummer seiner Tochter und lief ungeduldig hin- und her. -- Vor dem Haus -- „Dad bringt mich um! Dad bringt mich um!“ Maddy wollte zum Eingangstor sprinten, allerdings ging es einer anderen Person genauso. Plötzlich stieß sie mit einem jungen, blonden Mann zusammen. Maddy küsste den Boden. „Aua, du Idiot!“ „Oh, Entschuldigung! Ich habe dich nicht gesehen.“ Eine helfende Hand wurde ihr hingehalten. Maddy sah zuerst verdattert auf die Hand und dann zu dem dazugehörigen Besitzer. „Wow.“ Maddy war wie paralysiert. Strahlende blaue Augen sahen sie besorgt an. Erst nach einer halben Minute konnte Maddy ihre Hand zu der ihres… Helfers bewegen. „Hast du dir wehgetan?“, fragte eine hinreißende, männliche Stimme. „N-nein.“ Sie wurde mit einem Ruck hochgezogen. Mist, sie hatte ihn einen ‚Idioten‘ genannt! „Gut. Tut mir wirklich leid. Ich suche das Haus der Warners. Ich bin hier richtig oder?“ Das Schild mit dem Namen war erst unmittelbar vor dem Eingang zu erkennen, aber die Hausnummer stimmte mit der auf seinem Zettel überein. „J-ja. Wohin willst du denn? Bist du ein Freund von Angelica?“ „Nein, eine ‚Angelica‘ kenne ich nicht. Ich soll hier Nachhilfe geben.“ „Das denke ich nicht! Ich habe ausdrücklich um eine Frau gebeten. Und ich bezweifle stark, dass Sie ‚Naomi Price‘ oder generell eine Frau sind“, hörte man eine männliche Stimme antworten. Nathaniel stand plötzlich vor ihnen. Er wirkte nicht gerade erfreut. „Ich weiß. Miss Price ist meine Cousine. Es tut ihr furchtbar leid, doch sie musste sich heute krank melden. Sie hatte mir Bescheid gegeben und gemeint, es würde dringend Nachhilfe benötigt werden.“ Der 35-jährige war sauer. Maddy schaute total verzaubert zum jungen Mann, der sich ganz offensichtlich die Haare nur blond gefärbt hatte. *„Macht Mann das heutzutage so?“*, war Nathans Gedanke. Er musterte den jungen Mann weiter: Er trug eine helle Jeans und ein graues Sweatshirt. Er war ca. 1,72 m und ganz offensichtlich nach Maddys Geschmack. Die Herzchen-Augen seiner Tochter sprangen ihn schon gerade zu an. Zudem sah der Kerl nicht unbedingt aus wie jemand, der Ahnung in Physik und Mathe hätte… Vielleicht eher im Haare machen. Seine unechten blonden waren nämlich ziemlich gestylt und wirkten so, als würden sie jedem Wetter trotzen. Wie… albern. Genauso wie die beiden schwarzen Ohrstecker, die er trug. Um seine Schulter hing ein dunkelblauer Eastpak-Rucksack. „Das… geht nicht.“ Der Familienvater war entschlossen. Maddy sollte lernen, nicht sabbern! „Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen. Ich bin Rylan Bennett.“ Der 21-jährige gab nicht auf. Mit einem entwaffnenden Lächeln hielt er Nathan die Hand hin. Dieser starrte darauf. Wohl nur aus reiner Höflichkeit ergriff er sie irgendwann. „Nathaniel Warner.“ Wie sollte Maddy bitte mit so einem vernünftig lernen, wenn sie viel lieber andere Dinge mit ihm tun würde? „Ich bin Madeline, aber nenn‘ mich Maddy! Mein Dad ist ein bisschen… Ich wäre dafür, dass wir sofort mit der Nachhilfe starten.“ Sie tat total motiviert. *„Du kleines Biest!“* „Moment! Maddy, gehst du bitte schon mal ins Haus. Ich möchte kurz mit… Mr. Bennett sprechen.“ „Wieso, was gibt es denn noch zu bereden? Ich schreibe übermorgen schon wieder eine Klausur! Ich brauche wirklich Hilfe, Dad!“ Ach, jetzt auf einmal… „Ins Haus!“ Nathan duldete keine Widerworte. „Du musst ihn entschuldigen, Rylan. I-ich darf dich doch so nennen oder?“ Maddy spielte schüchtern an einer Haarsträhne. „Klar.“ Der Blonde lächelte charmant und seine Augen machten schon wieder irgendetwas mit Maddy. Sie wurde leicht rot und trottete von dannen. Beinahe wäre sie noch über einen Blumentopf gestolpert, der auf dem Boden stand, doch sie konnte sich halten. Rylan lächelte noch immer und besaß so viel Anstand, nicht in Gelächter zu verfallen. „Kann der auch was Anderes?“ Nathan strich sich über die kurzen, braunen Haare und seufzte. „Sind Sie denn überhaupt in diesen Fächern… bewandert? Studieren Sie?“ „Nein, ich studiere nicht. Allerdings war ich in der Schule immer sehr gut.“ „Also, ich denke nicht, dass Sie der richtige Nachhilfelehrer für meine Tochter wären. Und wie ich bereits am Telefon mitgeteilt habe… Ich bin selten zu Hause. Zumindest, wenn Sie da wären. Und ich finde, das ist nicht angebracht… Mit einer Frau wäre ich um einiges beruhigter.“ „Wenn Sie denken, ich würde… Sie wissen schon, dann liegen Sie völlig falsch, Mr. Warner. Ich möchte lediglich Nachhilfe geben. In Physik und Mathematik. Ich fasse Ihre Tochter nicht an. Versprochen. Außerdem bin ich zu alt für sie.“ *„Ob ich die Finger von Ihnen lasse, das kann ich nicht versprechen…“*, sprach das kleine Teufelchen in seinem Kopf. *„Aber er trägt einen Ehering!“*, hielt das Engelchen dagegen. Rylan ignorierte den kleinen, innerlichen Kampf und zwinkerte. Nathan konnte nur wie erstarrt da stehen. „P-probieren wir es eben… Doch ich behalte Sie im Auge, Bennett!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)