Aushilfe gesucht! MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 7: ----------- „Okay, einen Tee nehme ich gerne…“ Nate konnte verstehen, wenn Ry nicht reden wollte. Vielleicht hatte er den Blonden unterschätzt. Vielleicht war er gar nicht so eingebildet. „Und er hat wunderschöne blaue Augen.“ So als ob er einen bösen Gedanken gehabt hatte, sah er auf das Bild seiner Frau. Es zeigte eine lachende, rotblonde Schönheit mit ebenfalls hellblauen Augen. „Sicher erinnern sie mich nur an deine, Amanda…“ Kopfschüttelnd nahm er das Bild noch einmal behutsam in die Hand und wartete auf Rylan und den versprochenen Tee. Rylan ließ sich auf sich - und den Tee - nicht besonders lange warten. Er trug ein graues Tablett und stieß mit seinen Schultern die nur angelehnte Tür auf. Danach stellte er den Tee vor Nathaniel auf den Schreibtisch. Dieser hatte seinen Kram und vor allen Dingen seinen Laptop, ein wenig zur Seite geschafft. „Ich hoffe, Sie mögen Erdbeertee“, murmelte Ry mit einem umwerfenden Lächeln, während er beherzt nach einer der zwei rosafarbenen Tassen griff und sie Nathan hilfsbereit in die Hand drückte. „Selbstverständlich“, war das einzige, das aus dem Mund des Älteren kam. Er besah sich kurz kritisch sein Trinkgefäß. „Oh, entschuldigen Sie, es gab nur noch diese.“ Verwirrt sah Nathan von der Tasse zu seinem Au-Pair hoch. „Die Tasse“, versuchte Ry seinen vorherigen Satz zu erklären. „Ah, kein Problem.“ Ein Lächeln schlich sich auf Nathans Gesicht. Nachdem der Blonde Nate mit Tee versorgt hatte, griff er sich einen vereinsamten Stuhl der im Raum stand, und setzte sich neben den Familienvater. Anschließend schnappte er sich die zweite Tasse und blickte seinen Schwarm interessiert an. *„Mal ein ganz anderes Date…“*, dachte sich Ry und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Nathan, der bis auf ein „Danke“ nicht viel gesagt hatte, brach daraufhin sein Schweigen. „Und… magst du mir etwas erzählen? Gefällt es dir bei uns?“ „Oh ja!“, brachte Ry sofort heraus und seine Augen funkelten. *„Du gefällst mir sehr…“*, mischte sich das Teufelchen wieder ein. „Also… ich finde es hier total klasse bei Ihnen.“ „Das freut mich.“ Nathan musste lächeln. Schon zum zweiten Mal. Auch er trank einen Schluck und schlagartig fiel ihm wieder ein, was er den Jüngeren ja fragen wollte. „D-du… willst sicher nicht drüber reden… oder?“ „Über was?“ Ry war kurzzeitig verwirrt. „Über deinen Freund oder auch… Ex?“ „Oh…“, Ry begann sich am Kopf zu kratzen. Sein Kopf nahm sogar eine leichte Röte an, was bei ihm sonst nicht allzu oft vorkam. Nathan deutete diese Geste komplett falsch. „Sicher ist es ihm peinlich darüber zu sprechen, weil er doch schwul ist und es sich hier nicht um eine FreundIN handelt…“ „Wenn ich Ihnen etwas verrate, versprechen Sie mir dann, dass Sie nicht böse werden, Mr. Warner?“ Rylan setzte seinen besten Du-kannst-mir-nichts-abschlagen-Blick auf und sah den Familienvater mit seinen, fast schon magischen, strahlenden blauen Augen an. Aus unerfindlichen Gründen musste Nathaniel schlucken Dieser Blick traf ihn und irgendwie… konnte der 35-jährige nur eines: Langsam mit dem Kopf nicken. Ein kleines triumphierendes Lächeln stahl sich auf Rylans Gesicht. Dann räusperte er sich und begann damit, zu beichten. Er strich sich eine widerspenstige, blonde Haarsträhne zurück und fing an: „Diesen Kerl, den Sie da mit der Frau gesehen haben… Er ist und war auch nie mein Freund. Also nicht so ein Freund. Er ist mein bester Kumpel. Und bitte, wenn Sie jetzt denken, dass ich gelogen habe, und dass ich gar nicht auf Männer stehe und so… Ich tu’s. Ich würde ja so etwas sagen wie, ‚Hey, ich beweise es Ihnen‘, doch ich denke, das wäre nicht angebracht oder?“ Rylan zwinkerte und lachte kurz, erklärte jedoch sogleich weiter: „Mich hat das ehrlich gesagt ein wenig genervt… naja, dass Sie dachten, ich würde die Nachhilfestunden mit Maddy ausnutzen… Sie stehen ja sicher auch nicht auf jede Frau, die Ihnen über den Weg läuft. Aber ich will jetzt auch nicht zu persönlich werden.“ *„Lieber wäre es mir, wenn du auf gar keine Frau stehen würdest…“* Nathan blieb nichts anderes übrig, als den jüngeren leicht verwirrt anzuschauen. Er hatte die ganze Zeit ruhig dagesessen und sich alles angehört. Der Controller musste zugeben, dass er momentan keine Ahnung hatte, ob er jetzt sauer sein sollte oder nicht. Er entschied sich dafür, seinen verwirrten Blick weiter zu behalten und sich überlegend über seinen Drei-Tage-Bart zu streichen. Rylan wäre gerne sofort über den Braunhaarigen hergefallen. *„Er hat keine Ahnung, wie attraktiv er eigentlich ist…“* In Gedanken versunken grapschte Ry nach seiner noch halbvollen Tasse. Allerdings verfehlte er seinen Mund und schüttete sich, zum Glück nur kalten Tee, über sein blaues Sweatshirt. „Ach du Schhheiße!“ Ry besah sich erschrocken das Malheur. „Das muss ich gleich rauswaschen!“ Schneller als Nathan gucken konnte, hatte Ry sich das Shirt auch schon über den Kopf gezogen. „Ich bin so ein Idiot! Na, zumindest sind Sie nicht so ein Tollpatsch wie ich!“ *„Schade eigentlich.“* Ry lachte. Nathan ertappte sich dabei, wie er auf die glatte Brust des jüngeren starrte. Wenigstens konnte er so mal den Blick von den traumhaften blauen Augen abwenden. Er räusperte sich. Eigentlich musste der 35-jährige ja noch eine Antwort geben, auf die kleine „Lüge“ von Ry. Stattdessen rutschte ihm die Frage „Wieso hast du dir eigentlich einen Skorpion auf die Brust stechen lassen?“ raus. Er erinnerte sich daran, seit er Rylan splitterfasernackt gesehen hatte. Eine ziemlich peinliche und unangenehme Situation. Vor allem, wenn man auf der Arbeit saß… „Oh ähm… ich denke, ich fand damals das Motiv einfach cool. Also mein Sternzeichen ist jetzt nicht Skorpion…“, erzählte Ry. Nathan nickte verstehend. „Hast du es schon lange?“ „Drei Jahre. Haben Sie irgendwelche Tattoos?“ „Ich? Nein. Oder doch.“ Nathan strich sich wieder übers unrasierte Kinn. „Ich habe mir die Namen von Madeline und Jolie tätowieren lassen. Ein typisches Eltern-Tattoo eben.“ Dass er das besser nicht hätte sagen sollen, wurde dem Familienvater zu spät klar. Denn Blondie scannte praktisch seinen Körper ab. Mit seinen fesselnden blauen Augen. „Wo haben Sie das denn, wenn ich fragen darf?“ Obwohl es keine allzu intime Frage war, bekam Nate einen hochroten Kopf. Dieser Blick von Ry… Ihm war warm. Viel zu warm. Dieser junge Mann hatte keine Ahnung, was er in ihm hervorrief. Schon längst verdrängte Bedürfnisse kamen in Nathan hoch. Sie überforderten ihn maßlos. *„Was ist nur mit mir los, zum Teufel! Hat er mich verhext?“* „Ähm… es ist schon spät. Wir sollten… Schluss machen. Danke für den Tee.“ Nate erhob sich, ohne auf Rys Tattoo-Frage einzugehen, geschwind und berührte Ry an der nackten Schulter. Oh. Böser Fehler… Obwohl Rylan ein Mann war, schienen sich Nates Gefühle zu überschlagen. Ihm wurde wieder so unglaublich warm. Er konnte es sich nicht erklären. Blondie hatte sich glücklicherweise auch erhoben und so schob Nate ihn geradezu aus der Tür. „Wir sehen uns dann Morgen.“ „Na gut, aber ich hoffe, Ihnen geht es jetzt ein bisschen besser.“ Mit diesem Satz stoppte Ry Nathan in seinem Tun, ihn weiter aus der Tür zu schieben. „J-ja, geht es… Danke.“ „Wie wäre es mit einem kleinen Lächeln?“ Ry stupste leicht das Kinn des älteren an. Was ihn da geritten hatte- er wusste es nicht. Er wusste nur, was oder eher wen er gerne reiten würde… *„STOPP Rylan!“* Bei Nathan allerdings schrillten nur so die Alarmglocken. Vielleicht hatte er zu lange nicht mehr…? Wieso sonst reagierte er so bei dem 21-jährigen. Bevor Nate Ry die Nase vor der Tür zu machen konnte, drängte dieser sich nochmal schnell an ihm vorbei. „Das Shirt! Gute Nacht!“ Und nach einem letzten Zwinkern war Rylan in seinem Zimmer verschwunden. Zumindest hoffte das Nathan… -- Am nächsten Abend -- Rylan war gerade dabei, Essen zu machen. Die Mädels mussten ja schließlich versorgt werden. Und das nicht nur mit Fast Food… Allerdings klingelte sein Handy. Im Stress hob er schnell ab, klemmte sich das Telefon zwischen sein linkes Ohr und rief ein „Was ist, J? Bin gerade am Kochen.“ „Das ist eine nette Begrüßung. Da will ich mal wieder deine Stimme hören und bekomme sowas… Unhöfliches.“ Jewel war nicht gerade gut drauf. Er klang ziemlich beleidigt. „Du wolltest also meine Stimme hören?“ Rylan musste grinsen und seine blauen Augen funkelten. „Komisch, ich dachte du gehst mir aus dem Weg… Übrigens fand ich es total klasse von dir, als du deinem Macker gesteckt hast, dass wir…“ Der 21-jährige schaute sich um, um zu überprüfen ob er belauscht wurde. Sein Blick traf den der kleinen Jolie. Neugierig und gespannt stand sie neben ihrem neuen Au-Pair und sah erwartungsvoll zu ihm hoch. „Du weißt schon…“, führte der Blonde seinen Satz zu Ende. „Jolie, kleine Maus, geh‘ doch mal mit deinen Puppen spielen.“ Die vierjährige schüttelte bloß mit dem Kopf und fragte: „Mit wem sprichst du? Mit deiner Frau?“ „Ja, genau.“ „Darf ich auch mal mit deiner Frau sprechen? Bitte, bitte!“ Jolie hüpfte hin- und her. „Was erzählst du da?! Ich bin sicher nicht deine Frau! Und ich hab‘ das Trevor nicht gesteckt! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?!“, empörte sich der 23-jährige. „Hey super, ich habe meine Lieblings-Zicke zurück!“ Ry musste lachen. „Nein ehrlich. Wir haben ja länger nicht miteinander gesprochen. Warst ja immer beschäftigt mit deinem Lover. Wie geht’s dir denn so? Und wieso rufst du überhaupt an? Nicht, dass ich mich nicht freu-“ „Oh man Ry! Und ich dachte immer, ich wäre die Labertasche unter uns.“ „Ich interessiere mich eben für dich…“ Ry schmollte gespielt. „Kann ich deine Frau jetzt auch sprechen?“ Jolie zupfte ungeduldig an Rylans Jeans. „Na gut. Hier.“ Er drückte der kleinen sein Handy in die Hand. „Hallo, hier spricht Jolie. Ich bin vier Jahre alt“, plapperte sie fröhlich ins Telefon. „Ja, hallo, ich bin Jewel und ich bin… 19.“ „19 ist alt. Aber mein Daddy ist noch viel älter! Du hast eine komische Stimme!“ „Aha. Kann ich bitte wieder das Blond- Rylan sprechen?“ „Ja, hier! Tschüss Guwel!“, rief Jolie. Der Name „Jewel“ war wohl noch etwas schwer für sie… Eilig flitzte sie wieder zu ihrem Puppenhaus, das sich im Wohnzimmer befand. „Du lügst kleine Kinder wegen deines Alters an, Guwel? Respekt!“ Rylan war wieder am Hörer. „Halt die Klappe! Du musst mir einfach mal dein Ohr schenken.“ „Nur mein Ohr?“ Ry wackelte mit den Augenbrauen. „Du bist so ein selbstverliebter Idiot!“ Jewel schien zu ahnen, was sein WG-Mitbewohner gerade mit seinem Gesicht tat. „Sorry, sorry, was wolltest du denn loswerden, J?“ Jewel stockte. Er schluckte ein paar Mal. „Trevor… er… er macht mich absolut wahnsinnig! Und wehe, jetzt kommt so ein blöder Spruch wie ‚Bist du das nicht schon?‘“ „Damit nimmst du mir den Wind aus den Segeln. Du scheinst mich wohl ziemlich gut zu kennen.“ „Leider tue ich das.“ Ry musste grinsen. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, was sein Freund ihm gerade mitgeteilt hatte. „Wie… nervt er dich denn? Ich dachte, du liebst ihn…“ „Ich weiß nicht… Er erdrückt mich quasi. Und er wollte mich schon jetzt seinen Eltern vorstellen. Wir sind doch gerade erst wieder zusammen! Aber er versteht das nicht. Es geht einfach nicht in seinen Schädel. Und er ist so eifersüchtig.“ „Ich weiß, er muss das irgendwie… naja. Er hat mir ja gesagt, ich soll mich von dir fernhalten.“ „Wann denn?“ „Ja, Dannys Karre ist doch vorgestern nicht angesprungen. Hab dann hier geschlafen. Aber ich habe dich angerufen, bzw. auf dein Handy, und dieser Vollpfosten war dran…“ Nachdem Rylan Jewel die gesamte Geschichte geschildert hatte, blieb Jewel schockiert zurück. „Sorry, das wusste ich nicht!“ „Kein Problem, war irgendwie auch ein Glück für mich. Schließlich konnte ich hier pennen…“ Nach einer ganzen Weile - Ry hatte sich mit Jewel noch eine Menge zu erzählen - ertönte die Klingel. „Das muss Nathan sein!“, rief der 21-jährige glücklich ins Handy. „Du bist ja ganz schön… verknallt!“, zog Jewel seinen Kumpel auf. „Bin ich nicht!“, wehrte sich dieser sogleich. Die Tür öffnete sich. Ry beobachtete diese haarscharf, wie ein Adler auf Beutezug. Es kam auch der heiß ersehnte Nathan herein. Nur leider war er nicht der einzige, der den Weg ins Haus fand… „Verzeih‘ wenn nicht aufgeräumt ist, Dalila“, hörte man Nathans tiefe Stimme. Mit Schrecken stellte Rylan fest, dass Nathaniel gerade einer ihm unbekannten Frau gentlemanlike die Jacke abnahm und an die Garderobe hang. „J ich muss auflegen, es gibt Probleme! GROßE Probleme! Wir reden später“, sprach er leise ins Telefon. Ohne auf eine Antwort zu warten legte er auf und ließ das Smartphone in seiner Tasche verschwinden. Auch Jolies Aufmerksamkeit war geweckt worden. Schnell flitzte sie zu ihrem Vater und wollte auf seinen Arm. „Daddy Daddy!“ Lächelnd hob Nate seine kleine Tochter hoch. „Du bist ja süß!“, hörte Ry eine nervig hohe Frauenstimme sagen. „Dalila, das ist meine Tochter Jolie. Jolie, das ist Dalila. Sie arbeitet mit mir zusammen.“ Anstatt Dalila zu begrüßen umarmte Jolie ihren Dad nur fester. „Sicher ist sie schüchtern“, versuchte es die Frau weiter und streichelte sanft Jolies Wange. *„Was will diese Schlampe hier?“*, dachte sich Ry sauer. Ihr Aussehen war leider nicht von schlechten Eltern, wie er zugeben musste… Sie war schlank und konnte dennoch ein großzügiges Dekolleté aufweisen. Ihre glatten braunen Haare fielen ihr auf die zarten Schultern und reichten bis zur Brust. Sie schien Anfang 30 und zu Rys Entsetzen flirtete sie ganz offensichtlich mit seinem Nathan. „Was erlaubt die sich?!“ Der Grund wieso Nathan den unliebsamen Gast angeschleppt hatte, lag angeblich darin, dass sie beide eine wichtige Aufgabe fertig stellen mussten. „In der Firma gibt es ein kleines Problem mit dem System. Deswegen habe ich Dalila einfach mitgenommen. Wir müssen heute Abend noch unbedingt fertig werden. Leider ist diese Spezialaufgabe an uns hängen geblieben, nachdem zwei Kollegen erkrankt sind.“ Ry erinnerte sich an Nathans Erklärung, als er sie ihm und Maddy vorgestellt hatte. Wäre ja alles schön und gut, wenn Dalila Nathan nicht ständig ihre Titten ins Gesicht halten würde! -- Drei Stunden später -- „Es ist spät, ich sollte gehen, Nathaniel. Ich bin so froh, dass wir alles zusammen hingekriegt haben. Mr. Smith wird uns zwar sicher kaum dafür danken, doch unsere Kollegen bestimmt. Und vielen Dank, dass ich bei euch essen durfte...“ Sie strich sich verführerisch eine Haarsträhne hinters Ohr. „Du hast recht. Wir sind eben ein gutes Team.“ Nathan lächelte. „Komm‘, ich fahr‘ dich schnell nach Hause.“ Rylan war mit seiner Abneigung gegen Dalila glücklicherweise nicht der einzige. Maddy war seine volle Unterstützerin. In einem ruhigen Moment nachdem sie ihren Vater und die lästige Kollegin ausspioniert hatte, hatte die 15-jährige ihrem Nachhilfelehrer gebeichtet, dass sie ihren Dad lieber mit der Mutter ihrer besten Freundin Samantha verkuppeln wollte. „Sie sieht viel besser aus als diese Dalila!“, hatte Maddy ihm zugeflüstert. „Oder findest du sie etwa… h-hübsch?“, hatte der Teenager ihn noch schüchtern gefragt. „Weißt du, selbst wenn ich sie nicht attraktiv finden sollte, jeder Mensch hat einen anderen Geschmack oder?“ Ry hatte Maddy aufmunternd zugezwinkert. Sie hatte das leider als Einladung genommen, ihn noch mehr verliebt anzustarren. Wieso konnte nicht Nathan seinem Charme erliegen? Nach ihrem gemütlichen Tee-trinken hatte er ihn praktisch rausgeworfen! Obwohl… dafür hatte er nichts zu seiner Notlüge mit Danny gesagt. Als Nathan mit der Frau gerade zur Tür raus wollte, hielt ihn… Maddy auf. „Dad, du hast Wein getrunken! Da darfst du nicht fahren! Rylan sollte es.“ Erstaunt über die Aussage seiner Tochter drehte sich der 35-jährige um. „Maddy, ich habe nur ein Glas Wein getrunken. Das ist in Ordnung.“ „Nein, ist es nicht! Was ist, wenn sie dir den Führerschein abnehmen?“ Die Rotblonde stemmte ihre Hände in die Hüften. Ihre blau-grünen Augen funkelten ihren Dad warnend an. Dalila schien zu merken, was Maddy vorhatte. Sie war schließlich nicht dumm. „Nathaniel, deine Tochter hat sicher recht. Ry…. ähm…“ Hilfesuchend blickte sie zu Angesprochenem. „Mein Name ist Rylan“, half er aus. Dass sie sich seinen Namen nicht merken konnte, war ihm scheißegal. „Danke. Rylan fährt mich sicher.“ „Natürlich würde ich das.“ *„Und zwar geradewegs in die Hölle. Nathan gehört mir!“* „Maddy, du begleitest die beiden bitte. Zieh‘ dir schnell eine Jacke drüber.“ „Liebend gerne, Dad.“ Der Schlingel setzte ein höfliches Lächeln auf und verschwand sofort im Zimmer. -- Es war eine ruhige Fahrt. Nachdem Dalila Rylan sicher den Weg zu ihrem Haus navigiert hatte, schnallte sich die Braunhaarige ab und wollte nach ihrer Tasche greifen. „Dalila, warten Sie!“ Maddy hielt die Arbeitskollegin ihres Vaters harsch zurück. Fragend drehte sich Angesprochene zu der 15-jährigen um. „Wenn Sie denken, dass Sie bei meinem Vater landen können… Vergessen Sie’s! Er ist schon… verliebt!“ Dalila klappte der Mund auf. Damit hätte sie sicher nicht gerechnet! Ihr fehlten die Worte. „Sie sollten jetzt aussteigen!“, rief Maddy und reichte der Frau die Handtasche. Diese ging dem Befehl - denn es war nichts Anderes - auch verdattert nach. Höflicherweise wartete Ry mit dem Wegfahren solange, bis sie ihre Wohnung aufgeschlossen hatte. „Habe ich das nicht gut gemacht, Rylan?“ Maddy blickte stolz zu ihrem Schwarm. „Das hast du wirklich klasse gemacht“, kam es anerkennend von dem grinsenden Ry. *„Und ich musste nicht mal etwas dafür tun…“* Als sie zu Hause ankamen, fiel Rylan auf, dass eine bekannte Person draußen vor dem Tor stand. „Maddy, geh‘ schon mal rein. Du musst jetzt eh schlafen gehen. Ich gehe noch kurz eine rauchen“, log Ry und schaltete den Kleinwagen von Nathan ab. Die Rotblonde gehorchte und lief ins Haus. Jolie war zum Glück schon lange im Bettchen. Ry hatte sie, bevor sie losgefahren waren, schlafen gelegt. Natürlich hatte er ihr wieder eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen müssen, aber das tat er sehr gerne. Als der 21-jährige sicher war, dass Maddy im Haus war, stieg er aus und ging mit gemütlichen Schritten zu seinem Kumpel. „Jewel, schön dich endlich mal ohne… den anhänglichen Lappen zu sehen.“ Ry schloss seinen Kumpel in die Arme. Sie verweilten eine Weile so, denn es schien dem Stylisten nicht anders zu gehen. „Hab‘ dich vermisst Blondchen, auch wenn es nur ein paar Tage waren“, gestand Jewel. „Ich freu‘ mich ja echt, dich wieder zu sehen. Aber was machst du hier?“, wollte Ry gespannt wissen. „Du hast gesagt, es gibt ein großes Problem. Und mit großen Problemen kenne ich mich aus.“ Jewel grinste dreckig. „Nicht, dass du das jetzt als Anmache siehst. Ich weiß, du kannst ziemlich eingebildet sein“, fügte der Lilahaarige noch hinzu. „Sehr witzig.“ Rylan klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Was ist, wenn Trevor dir nachgegangen ist? Er tötet uns beide! Und ich hänge noch an meinem Leben…“ „Hat Rylan Bennett etwa Angst vor dem kleinen Trevor? Keine Sorge, ich habe erst mal eine Beziehungspause gefordert, weil ich Zeit für mich brauche.“ Ry seufzte. „Und wie läuft’s bei dir?“ „Eher schlecht, bin schon etwas deprimiert. Heute hat er eine ‚Arbeitskollegin‘ angeschleppt. Die war zwar so ganz nett, aber hat sich ziemlich an ihn rangeworfen mit ihren Blicken. Die hat schon einige Runden gedreht, da bin ich fest von überzeugt.“ „Na und?! Das hast du doch auch.“ Jewel grinste und zog an seiner Zigarette. Er und Rylan hatten sich jeweils eine angezündet. „Aber mir sieht man es nicht so an.“ „Du bist wirklich ein Arschloch, Ry.“ „Ich weiß.“ „Wir bräuchten mal wieder ein bisschen Spaß oder… Ablenkung…“, fing Jewel verschwörerisch an. -- Im Haus -- „Ich glaube, Dalila hat echt Interesse an mir. Sie ist so eine hübsche und intelligente Frau. Komisch, ich dachte, mich würde das freuen. Und von seinen… verdammten Augen ablenken… Es war ein Fehler ihn für Angelica einzustellen… Ich werde noch… verrückt! Ich steh‘ doch nicht auf Männer! Amanda, hilf‘ mir doch...“ Von seinen Gefühlen übermannt schlug der Braunhaarige auf den Küchentisch. Nathan wollte, nach dem er sich gefangen hatte, ins Bett gehen, bis ihm auffiel, dass doch irgendetwas… oder besser gesagt irgendjemand… fehlte! Leise klopfte er an Maddys Tür. Hoffentlich schlief seine Tochter nicht schon… „Schatz, weißt du wo Rylan ist? Ich habe ihn nicht mehr ins Haus gehen sehen.“ „Er ist noch draußen rauchen! Immerhin hatte er das vor…“ Maddy schaute auf ihre orangene Uhr auf dem Nachttisch. „25 Minuten gesagt.“ Sie lag in ihrem Bett. In ihren Händen hielt sie ein großes, mit vielen Aufklebern bunt beklebtes Buch. „Oh okay, danke. Gute Nacht, meine Große. Schlaf schön.“ *„Schwein gehabt, dass dich Dad nicht gesehen hat!“*, sagte Madeline zu sich, als sie auf das große Bild von Rylan blickte, das sie Facebook sei Dank in ihr Buch geklebt hatte. Im Prinzip konnte es Nathan total egal sein, doch seine Schritte trieben ihn nach draußen. Vorsichtig öffnete er die Tür. Was er sah, ließ ihn die Augen vor Schock weit aufreißen. Der Anblick gefiel ihm ganz und gar nicht! Rylan hatte einem ihm unbekannten Mann gegen die Hauswand gedrückt. Ihre Münder waren fest aufeinander gepresst. Voller Leidenschaft küssten sie sich. Ry hatte seine Augen dabei geschlossen. Nathan wurde abwechselnd heiß und kalt. Er wusste nicht, was er tun sollte. Seine Beine hatten ihm den Dienst versagt… Nach einer halben Minute fing sein Gehirn endlich wieder an zu funktionieren. Leise verschloss er die Tür. Wie in Trance schlurfte er zum Kühlschrank und fischte sich die angebrochene Weinflasche heraus. *„Immerhin hast du jetzt die 1000-prozentige Gewissheit, dass er schwul ist“*, flüsterte eine Stimme in Nathans Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)