Echoes von Ceydrael (Marco x Ace) ================================================================================ Kapitel 3: Das Echo der Rituale ------------------------------- Eine flinke, vorwitzige Hand schnappte den Hut vom Gesicht des schlafenden Ace, der die Arme hinter dem Kopf verschränkt in der Mittagssonne auf Deck zufrieden und nichtsahnend vor sich hin schnarchte. Sein Hut hatte ihm bisher Schutz vor der Wärme gespendet und ebenso verborgen, dass er schon wieder eingepennt war,- neben ihm standen ein Mob und ein halbvoller Wischeimer, da es eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, die Planken der Moby auf Vordermann zu bringen. Aber so wirkliche Begeisterung hatte der Feuerteufel für diese Arbeit nicht aufbringen können, vor allem auch, da es Marco gewesen war, der ihm die Aufgabe förmlich aufgedrückt hatte,- mit hoher Wahrscheinlichkeit die Rache dafür, dass er ihn seit Tagen als potenzielle Mahlzeit verfolgt hatte. Ace hatte wirklich nicht schlecht gestaunt, als sich sein heiß begehrter, blauer Truthahn plötzlich vor seinen Augen in den Kommandanten der ersten Division verwandelt hatte. Wie hätte er auch ahnen können, dass der Kerl ebenfalls Teufelskräfte besaß?! Man, die Bananenstaude ist echt viel zu empfindlich! Wahrscheinlich hätte er eh nicht mal geschmeckt, hatte Ace beim Deckschrubben grummelnd sinniert, bevor er entschieden hatte, dass er sich ruhig mal eine Pause gönnen könnte und deshalb nun pennend in der Sonne lag. »Oooohhhh~…seht ihn euch nur an! Er ist so unschuldig, wenn er schläft und so süß mit seinen niedlichen Sommersprossen!«, quietschte Haruta selig und drückte sich den eben erbeuteten Hut der Feuerfaust mit glänzenden Augen an die Brust, während er Ace verzückt musterte. »Am liebsten möchte ich ihn knutschen, den süßen, frechen Lümmel-…« Eine große Hand wurde dem Kommandanten der Zwölften ins Gesicht gedrückt und bremste ihn so merklich in seiner Begeisterung. »Himmel Haruta, du führst dich auf wie ein Kleinkind…«, stöhnte Thatch entnervt und versuchte den zappelnden Zwerg von dem noch immer schlafendem Ace fern zu halten. »Hallo?! Guck mich mal an, du Idiot!«, fauchte Haruta, nachdem er Thatchs Hand weggeschlagen und diesem einen ungebremsten Tritt gegen das Schienbein verpasst hatte. »Ich lebe immerhin davon, dass andere mich für ein Kind halten! Mein süßes Gesicht ist meine Waffe!« Schon prügelte er mit Ace‘ Hut auf den fluchenden Thatch ein, der vor allem darauf bedacht war, seine Haartolle aus der Reichweite der Attacken zu halten. Ein weiterer Schatten schob sich inzwischen verstohlen über Ace‘ entspanntes Gesicht. »Wenn überhaupt, dann bekommt er einen Kuss von einem richtigen Mann…«, säuselte Izou überzeugt, zog sich den Lippenstift nach und betrachtete die schlummernde Feuerfaust versonnen. »Richtiger Mann?!« Thatch hielt den fluchenden Haruta im Schwitzkasten und drohte Izou sofort mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Halt dich bloß fern von ihm, du Tunte!« »Tunte?! Das musst du ja gerade sagen, Schmalzlocke!«, konterte der Kommandant der Sechzehnten giftig und schürzte die mühsam bemalten Lippen beleidigt, bevor er sich mit einem Schnaufen zurücksinken ließ,- er entfaltete einen kunstvollen Fächer, mit dem er sich theatralisch Luft zufächelte. »Vergesst nicht, für was wir eigentlich hier sind!«, erinnerte Thatch beschwörend und entließ den strampelnden Haruta endlich wieder aus seinem Griff, der sich daraufhin schnaufend das grüne Hemd richtete. Dann näherten sich alle drei erwartungsfroh feixend der ahnungslosen Feuerfaust und beugten sich bedrohlich über den Jungen. In diesem Moment erwachte Ace schmatzend und gähnte herzhaft, bevor er wegen der plötzlichen Helligkeit blinzelte und die seltsamen Schatten über sich zu fixieren versuchte,- irritiert tastete er nach seinem Hut und kniff die Augen gegen die Sonne zusammen. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, als er die drei Kommandanten erkannte und in deren unheilvoll grinsende Gesichter blickte. »Eh-…?!« Schon packten ihn mehrere Hände an den Schultern und zogen ihn unvermittelt auf die Füße. »Initiationsritus!«, trällerte es fröhlich und bestätigte Ace nur in seiner Vorahnung auf nahendes Unheil… ---------- »Moment, nur dass ich euch jetzt richtig verstehe,- ich soll einfach nur in die Kombüse gehen und dem Koch ein paar von seinen Törtchen klauen?«, flüsterte Ace zweifelnd und schielte in die Küche, wo besagter Chefkoch der Whitebeard-Piraten gerade summend durch sein Reich tänzelte und liebevoll Erdbeeren auf den Sahnehäubchen seiner neuesten, zuckersüßen Kreationen verteilte,- ein leicht kurioser Anblick, wenn man bedachte, dass der Smutje ein zwei Meter Hüne mit Händen so groß wie Bratpfannen war. Der Duft von frischem, warmem Kuchen zog lockend aus der Küche zu Ace und den Kommandanten heraus und ließ Haruta verzückt aufseufzen, während dem ein glänzender Speichelfaden aus dem Mundwinkel rann. »Du hast es erfasst, Kleiner!« Thatch nickte eifrig und Haruta setzte nun ein breites, verdächtig unschuldiges Grinsen auf. Die vier hatten neben der Eingangstür der Kombüse Stellung bezogen, um von dort aus ungesehen in das Reich des Kochs spähen zu können. »Warum geht ihr nicht einfach rein und fragt ihn danach?«, verlangte Ace unverständig zu wissen. »Oh nein. Nein. Das geht nicht!«, wiegelte Thatch sofort erschrocken mit wedelnden Händen ab. »Das geht auf keinen Fall!« »Äh, der Smutje hat es nicht so gern, wenn jemand ungefragt seine Küche betritt. Noch dazu außerhalb der Essenszeiten«, erklärte Izou mit verschwörerisch gesenkter Stimme und reckte sich über Harutas Kopf hinweg, hinter dem er sich verschanzt hatte. »Außerdem bäckt er die Dinger ausschließlich für Pops‘ Krankenschwestern…« »Los, Ace! Jeder Neuling muss diese Prüfung bestehen, drücken gilt nicht!« Haruta schob die Feuerfaust eifrig durch die Tür, als der Koch ihnen gerade den Rücken zukehrte und streckte ihm den Daumen zuversichtlich entgegen. »Du machst das schon! Lass dich bloß nicht von ihm erwischen…«, wisperte der kleine Kommandant Ace noch zu, bevor er sich eilig mit einem Hechtsprung wieder hinter den Schutz der Tür rettete. »Ob er es wirklich schafft…?!« Thatch zupfte unruhig an seinem gelben Halstuch, während sie Ace gespannt beobachteten, der sich eben in die Hocke sinken ließ und so um die Küchenschränke an den Koch und seine Beute anpirschte. Inzwischen glitzerte Entschlossenheit in seinen Augen und ein verwegenes Grinsen lag auf seinen Lippen,- offenbar war sein Ehrgeiz geweckt. Unmögliche Aufgaben hatte es für ihn ja noch nie gegeben. Haruta nickte völlig überzeugt. »Klar, er ist immerhin die Feuerfaust!«, erklärte er fröhlich, als würde diese Tatsache jeglichen Zweifel vom Tisch wischen. »Außerdem steeeeerbe ich, wenn ich nicht bald eines von diesen süßen Dingern zwischen die Zähne bekomme!« Izou hatte seinen Fächer inzwischen wieder ausgepackt und wedelte damit nervös vor ihren Gesichtern herum. »Euch ist hoffentlich klar, dass Marco uns umbringt, wenn er rausbekommt, dass wir den Kleinen für uns in die Höhle des Löwen schicken…!?« Er sah immer wieder unruhig über die Schulter, als würde er erwarten, dass der Phönix jeden Moment hinter der nächsten Ecke auftauchten würde, um ihnen die brennenden Flügel um die Ohren zu hauen. Mit einem Mal fand er ihren Plan gar nicht mehr so grandios. »Jetzt mach dir mal nicht gleich in dein Spitzenhöschen, Izou.« Thatch winkte gelassen ab. »Wie soll er es denn herausfi-…eh?!« Er brach erschrocken ab und schielte mit geweiteten Augen auf das glänzende Steakmesser, welches sich genau vor seiner Nase in den Rahmen der Küchentür gebohrt hatte. Ein paar einsame Strähnen seiner geliebten Haartolle segelten langsam vor ihm zu Boden. »Du verdammter Scheißer! Pfoten weg von meinen Törtchen!« Das gesamte Unterdeck wurde von der grollenden Stimme des wütenden Kochs beschallt, welche die Planken zum Beben brachte. »Ich mach dich einen Kopf kürzer, elender Langfinger! Warte nur, wenn ich dich erwische!« Alle drei Kommandanten erbleichten merklich, als sie einen hektischen Ace - die Arme vollgepackt mit süßen Köstlichkeiten - auf sich zustürmen sahen; die Feuerfaust wich den Angriffen des Kochs mit großen Sätzen aus, der mit allen möglichen Küchenutensilien nach dem dunkelhaarigen Dieb zielte. »Okay, das war’s. Wir sind so gut wie tot«, kommentierte Izou das Geschehen sachlich. Ace rettete sich mit einem Hechtsprung vor dem Tod durch eine Armada an Kochlöffeln, bevor er seinen Hut vor einem tieffliegenden Pfannenwender in Sicherheit brachte und trotzdem noch die Zeit fand, sich eines der Törtchen in den Mund zu stopfen. »Wir follten dann beffer abhauen~…«, nuschelte die Feuerfaust mit vollen Backen, während er auf die entsetzten Kommandanten zusteuerte und es wie durch ein Wunder schaffte, keine der erbeuteten Backwaren bei seinen akrobatischen Sprüngen und Haken zu verlieren. »Ich denke, er hat recht!« Haruta stürmte sofort davon, gefolgt von Izou und Thatch, die sich nun ebenfalls aus ihrer Starre rissen und die Beine in die Hand nahmen. Das Schlusslicht bildete Ace, der mit hinter sich her wehendem Hut durch die Gänge der Moby sprintete, während die donnernden Schritte und Flüche des Kochs ihnen bedrohlich folgten und bereits die ersten Schaulustigen aus den Gemeinschaftsräumen und Mannschaftskajüten spähen ließen. »Da hat wohl mal wieder jemand den Koch geärgert…?!« »Quatsch. Keiner hier ist so lebensmüde!« »Wollen wir um zwanzig Berry wetten…?!« »Von mir aus, aber ich hab eh schon gewonnen. So blöd kann eigentlich niemand-…« Die Piraten verstummten, als die gehetzten Kommandanten mit Ace und seiner Beute im Schlepptau an ihnen vorbei rannten, verfolgt von der Stimme des wütenden Smutje,- und schon wechselten ein paar Berry wortlos den Besitzer. Marco war gerade unter Deck auf dem Weg zu Whitebeard und vertieft in einen Bericht, welchen er dem Kapitän zeigen wollte,- er bog um eine Ecke und wäre daraufhin fast mit Haruta zusammengestoßen, der unvermittelt aus dem angrenzenden Gang stürmte. »Oh, Hallo Marco. Tschüss, Marco.« Schon war der Kleine wieder verschwunden und während der Phönix noch fragend die Stirn runzelte und ihm hinterher sah, sprinteten schon Izou und Thatch mit panisch verzerrten, schweißnassen Gesichtern an dem Vize vorbei, sodass dieser sich unfreiwillig und irritiert mit dem Rücken gegen das Holz des Ganges drückte, um nicht über den Haufen gerannt zu werden. »Was zur Hölle-…?!« Als nächstes folgte Ace mit verbissener Miene,- den Arm voller frisch gebackener Törtchen hetzte der mit großen Schritten an ihm vorbei. Der blonde Kommandant zog skeptisch die Brauen zusammen. »Solltest du nicht eigentlich das Deck schrubben, yoi?!«, rief er dem Jungen hinterher. Die Feuerfaust bremste unvermittelt ab, kam eilig zu Marco zurück und drückte diesem plötzlich das ganze Sammelsurium an Backwaren in die Arme. »Hey Marco, halt mal kurz…« Der Phönix war viel zu überrumpelt, um sich zu wehren und starrte den Jungen nur verwirrt an, während er noch die Situation zu erfassen versuchte. »Was soll das werden, wenn’s fertig ist?« Ace wollte sich schon wieder abwenden, drehte sich aber auf der Hacke erneut um und schnappte sich doch noch eine Handvoll der süßen Törtchen. »Eine Überraschung«, zwinkerte er dem Phönix frech zu. Dann setzte er sich eilig seinen Hut wieder auf den Kopf und schenkte Marco noch ein recht beunruhigend schadenfrohes Grinsen, bevor er den anderen Kommandanten nachfolgte und hastig verschwand. Marco blickte dem Feuerteufel irritiert nach, bevor sich nähernde Schritte und die Stimme des wütenden Smutje ihn aus seiner Erstarrung rissen,- unvermittelt sah er sich mit dem Diebesgut im Arm der schnaufenden Naturgewalt namens Koch gegenüber, der eine der Türen unter Deck aufstieß und sich mit wildem Blick und einer Bratpfanne bewaffnet nach den Flüchtenden umsah. Leider fixierte er in diesem Moment den Phönix, der mit großen Augen etwas zu spät seine unglückliche Situation erkannte. Ace inzwischen rettete sich mit einem erleichterten Schritt hinaus ins Sonnenlicht auf Deck, wo die anderen drei schon außer Atem auf ihn warteten. Stolz präsentierte er den Kommandanten seine Beute, die ihm sofort anerkennend auf die Schulter klopften und sich die süßen Verführungen schmecken ließen. »Super gemacht, Frischling!« Thatch schlang einen Arm um den Feuerjungen und zog diesen kameradschaftlich an die Brust. »Nun bist du ein vollwertiges Mitglied unserer Crew!« »Sag mal, Ace…«, nuschelte Haruta zwischen zwei großen Bissen und leckte sich genüsslich die Finger ab. »Wie bist du den Koch eigentlich los geworden?« »Ach…«, grinste Ace breit. »…der ist bestimmt gerade damit beschäftigt einen Truthahn zu stopfen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)