Echoes von Ceydrael (Marco x Ace) ================================================================================ Kapitel 9: Das Echo flammenden Infernos --------------------------------------- »Hast du schon gehört… die Whitebeard Piraten sollen in der Stadt sein?!« »Wirklich?! Bist du ganz sicher?« »Das sind ja grauenvolle Nachrichten! Diese Teufel, bei Gott, hoffentlich verschwinden die schnell wieder…« »Man sagt, dass sie sogar kleine Kinder verschleppen!« »Nein, wie schrecklich!« »Ja und auf allen Insel, an denen sie angelegt haben, haben sie Chaos und Zerstörung hinterlassen…« »Zum Glück hat ein Marineschiff heute hier angelegt! Diesen dreckigen Piraten gehört das Handwerk gelegt!« Marco stapfte kopfschüttelnd mit den Händen in den Taschen zielstrebig voran und ignorierte die entsetzten Blicke der Passanten, ebenso wie das alberne Getuschel der Inselbewohner, die mit erschrockenen Lauten vor ihm zurückwichen, als sie das Zeichen auf seiner Brust offenbar erkannten. Die Zigarette in seinem Mundwinkel zitterte, als er jenen verächtlich anhob und eine Gruppe Frauen durchdringend fixierte, die sich daraufhin so nah an eine Hauswand pressten, als wollten sie mit dem Stein verschmelzen. »Oi, ihr da, sagt, habt ihr 'nen Kerl gesehen mit dunklen Haaren, ‘nem orangen Hut und Sommersprossen-…« Unweit vor dem Phönix stolperte plötzlich ein Mann aus der Schwingtür eines Gebäudes, offenbar der Koch des Etablissements - er trug eine fleckige Schürze und eine schiefe Kochmütze - und wedelte panisch mit den Armen in der Luft herum, weswegen ihn die Leute auf der Straße irritiert ansahen. »Da ist einer abgekratzt, einfach gestorben! Mitten beim essen! Bei meinem Essen! I-ich brauche einen Arzt… oder den Bestatter… irgendwas, schnell!«, rief der arme Kerl völlig überfordert. Marco schmunzelte verhalten. »Hm, hat sich gerade erledigt…«, teilte er den Frauen mit, die ihm ängstlich hinterher blickten, als er sich sofort in Richtung des Restaurants in Bewegung setzte. Seine Schritte beschleunigten sich unbewusst, als vor ihm plötzlich ein Schwadron Marinesoldaten aus einer nahen Gasse auftauchte und sich ungestüm mit entsicherten Gewehren Zutritt zu eben jenem Gebäude verschaffte, in welchem der Phönix Ace vermutete. »Scheiße…« Fluchend warf Marco die Zigarette von sich und sprintete eilig über die staubige Straße auf das Restaurant zu. Sein offenes Hemd flatterte aufgeregt, während die goldene Gliederkette an seiner Hüfte jeden seiner langen, hastigen Schritte wie auch seinen deutlich heftigeren Herzschlag klirrend untermalte. Wird es der Jungspund irgendwann auch nur einen Tag schaffen sich mal nicht in Schwierigkeiten zu bringen?! Es war, als würde ihn ein angeborener Instinkt antreiben und seinen Körper in Kampfbereitschaft versetzen, denn er wollte Ace um jeden Preis beschützen... es war ein fast übermächtiges Bedürfnis und obwohl ihm all seine Nakama am Herzen lagen, war es bei Ace doch wesentlich ausgeprägter als bei all seinen anderen Crewmitgliedern und der Kommandant schob das vielleicht ein bisschen zu bedenkenlos immer noch auf den Befehl seines Vaters. Wenn Ace etwas passiert bringt Pops mich um! Also ob es das wäre, was er wirklich fürchtete... Mit entflammtem Fuß trat er die Schwingtür des Restaurants ein, welche quietschend aus ihren Angeln flog und sich in Einzelteilen über die verblüfften Soldaten im Inneren des Gebäudes verteilte. Die restlichen, verbliebenen Gäste - die meisten waren schon beim Eintreffen der Marine geflüchtet - drückten sich verängstigt an Marco vorbei ins Freie, da sie wohl schon ahnten, worauf das Erscheinen des Piraten hinauslaufen würde. Zwei der elenden Marinescheißer waren gerade dabei sich Ace zu nähern, der über einem Tisch zusammengesunken saß und seelenruhig mit dem Gesicht in seinem Essen schnarchte. Einer dieser Hundesöhne hatte es sogar gewagt, die Finger auf Ace‘ Schulter zu legen, während alle restlichen Gewehre auf den tätowierten Rücken der Feuerfaust gerichtet waren... ein Anblick, der Marco traf wie einen offenliegenden, blanken Nerv und urtümliche, rohe Wut in dem Phönix schürte. »Yoi, Finger weg von dem Jungen!«, befahl er mit einem dunklen Knurren. »Ich bin der Einzige, der ihm in den Arsch treten darf, klar?!« Wilde, blaue Flammen schwelten aus seinen warnend verengten Augen, während er etwas verspürte, was er lang schon nicht mehr empfunden hatte... brennenden Hass, durchzogen von der Ahnung kalter Furcht. Emotionen, mächtig und kaum zu bändigen, nicht einmal für ihn, der mehr als genug Übung darin haben sollte. Niemand, wirklich niemand, legte ungestraft Hand an eines seiner Familienmitglieder - und ganz besonders nicht an seinen Schützling, an Ace, dessen Licht so wertvoll für ihn und all ihre Nakama war! Vielleicht ist es dir ja sogar noch ein bisschen wichtiger als allen anderen..., stichelte eine hinterhältige Stimme in seinem Hinterkopf, doch Marco ignorierte sie. Die Marinesoldaten fixierten die bedrohlich in der Tür aufragende Silhouette des Piraten, den eine äußerst finstere Aura umhüllte und einige weiteten die Augen erschrocken, als sie ihn erkannten. »Verfluchter Mist, das gibt's doch nicht?! Nehmt euch in acht, Leute! Das ist Marco, der Phönix!« Der Kommandant grinste unheilvoll bei der Nennung seines Namens und erwartete ungerührt die ersten Kugeln, welche seine Brust durchschlugen und die Reste der Tür hinter ihm zerfetzten. Der Schmerz schoss durch seine Nervenbahnen und brachte sein Blut erst recht zum kochen, während er die Arme ausbreitete und jene in die blauen Flammenschwingen des Phönix wandelte. Die Regeneration seines Körpers setzte ein und ließ seine Wunden in Sekundenschnelle heilen. »Das ist doch kein Mensch…«, wisperte irgendjemand entsetzt. Die ersten Soldaten traten den Rückzug an, als sie erkannten, dass ihre Gewehre keinen Schaden bei dem Piraten hinterlassen konnten, die Restlichen warfen ihre Schusswaffen von sich und zogen die Schwerter. »Fertig?! Dann bin ich jetzt dran…« Marco stieß sich kraftvoll ab und preschte auf die Marinesoldaten zu, wobei er seine brennenden Schwingen wie einen Rammbock gebrauchte und die ersten Reihen der überforderten Soldaten einfach hinwegfegte. Die Klauen seiner verwandelten Füße hakten sich in Uniformen fest und schleuderten die Männer kraftvoll gegen die zitternden Wände des Restaurants. Eine Klinge traf ihn am Rücken, eine weitere schlitzte seinen Oberschenkel auf, doch dadurch ließ sich Marco nicht aufhalten - der Phönix war in Raserei, bemerkte den Schmerz nur am Rande seines Bewusstseins. Er stützte sich ohne Rücksicht auf sein eigenes Wohl in die Massen, jede Wunde ließ seine Flammen höher schlagen und hüllte den Kommandanten in ein wahres Inferno aus blau glühendem Feuer. »Rückzug!«, schrie einer der Soldaten. »Holt Verstärkung! Rückzug!« »Ja, verschwindet und kommt mir besser nie wieder in die Quere…«, zischte der Phönix grimmig. Das eigensinnige Fabelwesen in Marcos Brust, angestachelt vom Kampfgetümmel, warf sich gierig auf die nun fliehenden Soldaten und beförderte einige recht unsanft durch die zerborstene Tür in hohem Bogen hinaus auf die Straße. Marco benötigte eines an Willenskraft, um den fliehenden Soldaten nicht nachzusetzen und sie in der Luft zu zerfetzen. Schnaubend wandte er sich Ace zu, nachdem er sich in seine menschliche Form zurückgewandelt hatte, schnappte sich die noch immer schlafende Feuerfaust und warf sich den jungen Mann über die Schulter, um ihn aus dem Gebäude zu bugsieren. Entschlossen stapfte er mit seiner kostbaren Fracht hinaus ins Sonnenlicht. Mit meisten der Passanten hielten sofort respektvollen Abstand und bemühten sich auffällig darum, dem Piraten mit den wilden Augen nicht in die Quere zu kommen, während der sich eilig in Richtung Hafen aufmachte. Ace erwachte plötzlich wieder und blinzelte verwirrt, bevor er irritiert aus verschlafenen Augen zurück auf das Restaurant sah, von welchem sie sich beständig weiter entfernten. Er fing auf Marcos Schulter zu zappeln an und versuchte sich aufzurichten, doch der Phönix ließ sich davon weder beirren noch aufhalten. »Oi, Marco… was soll das?! Ich war noch nicht fertig mit meinem Essen!«, beschwerte sich der Feuerteufel lautstark, rettete seine Hut vor dem herabfallen, bevor er dem Kommandanten zurechtweisend auf den Rücken trommelte. »Lass mich gefälligst runter, Spatzenhirn!« »Glaub mir, du warst fertig, yoi... Wir gehen zurück zur Moby. Die Marine ist hier.« Marco seufzte schwer auf und stoppte tatsächlich im Schritt, um Ace wieder auf seine eigenen Füße zu stellen, weil der junge Mann nicht aufhören wollte sich wie ein Wurm zu winden... offenbar gefiel es ihm nicht, wie ein Päckchen durch die Gegend geschleift zu werden. Der Phönix hielt es für unnötig, Ace näher darüber in Kenntnis zu setzen, was eben passiert war, weil er einfach niemand war, der um Dank oder Anerkennung heischte - schon gar nicht bei seinen Nakama. In einer Familie passte man gegenseitig auf sich auf, ganz einfach. Eigentlich reichte es ihm schon, dass er sich dem beängstigend gutem Gefühl hingeben konnte, die Feuerfaust in Sicherheit zu wissen und ihn lebendig und gesund vor sich zu haben. »Die Marine…?! Echt?«, fragte Ace lahm und immer noch halb verschlafen, während er Marco zweifelnd ansah. »Ja, die Marine, Ace«, bestätigte der Phönix trocken, während er abschätzend auf seinen Schützling hinabblickte, dessen Gesicht noch die Reste der unbeabsichtigten Schlafstätte aufwies - Reis, Gemüse und ein paar Spritzer Soße klebten auf seinen Wangen. »Wo sind sie denn? Die sollen nur kommen!«, tönte die Feuerfaust motiviert und ließ seine Finger entflammen. Er bot das perfekte Bild eines entschlossenen Kriegers... mit Essen im Gesicht. »Sie sind... weg. Vorerst«, wich Marco kurz angebunden aus, bevor er sich räusperte und vage auf Ace' Gesicht deutete. »Hrm, du solltest... du hast da... ähm...« »Was?!«, fauchte der Feuerteufel missmutig, weil sich Marco offenbar auf seine Kosten ein Grinsen verbeißen musste. Es dauerte einen Augenblick, doch dann schien Ace zu verstehen. Unangenehm berührt rubbelte er sich über die verschmierten Wangen, während er gleich darauf ein ein nützliches Hilfsmittel erspähte... nämlich Marcos blauen Haramaki. Seelenruhig griff er nach dem Stoffstück und rieb sich den Mund daran sauber. Marco beobachtete das Ganze einen Herzschlag lang völlig fassungslos, bevor er Ace seine Faust auf den Schädel donnerte. »Yoi, sag' mal, bist du eigentlich völlig irre?!«, fauchte er den jungen Mann an und entriss ihm aufgebracht seinen Haramaki. »Ich glaube, ich trete dich gleich bis zur Moby zurück!« *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Der nicht menschliche Schrei erklang deutlich selbst über das Kampfgetümmel - schrill, schmerzerfüllt und äußerst vertraut, so vertraut, dass Ace ein eisiger Schauder durch seinen entflammten Körper rieselte. Er schleuderte einen Marinesoldaten mit einer Flammenwoge von sich, dem nächsten machte er mit einem Feuerball Beine, bevor er einen knappen Blick mit Thatch wechselte und in dessen Augen die gleichen Worte las, wie sie auf seinen Lippen lagen: »Marco...« Izou musste das Wehklagen des Phönix ebenfalls vernommen haben, denn er schoss einem herannahenden Soldaten grimmig ins Bein, sodass dieser stolperte und in einen seiner Kameraden krachte... damit hatte der Kommandant der Sechszehnten eine Lücke für Ace offenbart, dem er einen auffordernden Wink mit der rauchenden Pistole gab. »Finde ihn, Ace! Na los, mach' schon!« Die Feuerfaust zögerte nicht und nickte entschlossen, stürmte eilig voran und vertraute darauf, dass Thatch ihm den Rücken freihalten würde. Inzwischen war er mit allen Kommandanten ein so eingespieltes Team, dass sie sich auch ohne große Worte verstanden. Die Beiden würden im Notfall auch ohne ihn zurecht kommen. Ace hastete durch die Straßen der kleinen Hafenstadt, vorbei an der gemütlichen, winzigen Kneipe, in der er sich vor vielleicht einer halben Stunde erst mit Marco, Thatch und Izou getroffen hatte... bis die Marine hereingeschneit war, im Gepäck äußerst motivierte Kopfgeldjäger, die sich ein paar dicke Fische für ihren Geldbeutel erhofften. Die Moby lag weit draußen vor der Insel vor Anker, auf Unterstützung konnten sie so schnell also nicht hoffen - sie waren mit einem kleinen Boot angelandet, um unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden, da diese Insel fest in der Hand der Marine war. Doch der Halt war nötig gewesen, da eine heftige Grippe an Bord kursierte und die Medikamente langsam knapp wurden. Für ihre Nakama waren die vier Kommandanten bereit gewesen, dieses Risiko zu tragen. Doch mit der eisernen Entschlossenheit der Marine und deren Spitzfindigkeit hatte niemand gerechnet... und auch nicht mit der Gruppe Kopfgeldjäger, die äußerst gut geschult und ausgerüstet waren für den Kampf mit Piraten. Sie hatten Marco - den sie wohl als die größte Bedrohung eingestuft hatten - gezielt von Thatch, Izou und ihm getrennt, so geschickt, dass die zu spät bemerkt hatten, dass der Phönix verschwunden war. Ace hätte sich für diesen dämlichen Fehler am liebsten selbst in den Arsch gebissen, denn immerhin hatte ihm sein Mentor oft genug gesagt, dass er die Augen aufhalten und nicht immer blindlings losstürmen sollte! Das charakteristische Knallen von Gewehrfeuer drang an Ace' Ohr und er folgte den Kampfgeräuschen wie ein Wolf, den man auf eine Fährte angesetzt hatte - seine Flammen verliehen seinen Beinen Schnelligkeit und er barst in einem Feuerball durch den nahen, hohen Holzzaun, der ihn von der nächsten Straße trennte. Er stoppte in seiner entschlossenen Vorwärtsbewegung, da es sich anfühlte, als wäre er vor eine Mauer gelaufen, vor der er nun fassungslos zurückprallte... der Anblick, der sich ihm offenbarte, war so abscheulich, so... falsch, dass ihm sofort saure Magensäure in den Rachen stieg, gefolgt von dem heißen, zerstörerischen Brennen der Wut, welche seine Flammen fauchend zu neuem, tobendem Leben erwachen ließ. Eine beachtliche Anzahl an Kopfgeldjägern hatte sich um Marco versammelt, der in seiner halb menschlichen Phönixgestalt mit kräftigen Flügelschlägen über ihnen schwebte, unfähig zu entkommen, denn durch seine Waden und Oberschenkel hatten sich Harpunen gebohrt und die Widerhaken verhinderten, dass sich der Phönix davon lösen konnte. Mit dicken Ketten hielten die Männer den Kommandanten somit gefangen, zogen und zerrten, um den tobenden Piraten an der Flucht zu hindern. Durch Marcos Teufelskräfte heilte das Fleisch immer wieder um die metallischen Spitzen und ermöglichte dem Phönix kein Entkommen - sein Leid musste furchtbar sein und doch war sein Kampfgeist ungebrochen. Das Gesicht des Phönix war gezeichnet von Schmerz und Anstrengung, aber auch grimmiger Entschlossenheit - Schweiß glänzte auf seinem harten, kantigen Gesicht, während die blauen Flammen wütend aufflackern, als würde er sich vehement gegen die Kapitulation sträuben. Er stürzte sich immer wieder auf die Männer, riss sie zu Boden, schlug einem tiefe Wunden mit den Klauen ins Gesicht, sodass der Kerl kreischend zurück stolperte... doch befreien konnte Marco sich nicht. Die Kopfgeldjäger lachten über seine erfolglosen Bemühungen, machten sich einen Spaß daraus den Phönix zu quälen, indem sie auf ihn schossen, erbarmungslos an den Ketten zerrten und ihn ein ums andere Mal grob auf den Boden und in den Staub schleuderten. Doch der Phönix kämpfte sich grimmig immer wieder zurück in die Luft. »Haha, was für eine Bestie... einfach nicht tot zu kriegen!« »Der Abschaum ist genauso zäh wie erwartet, gut, dass wir ihn von den anderen getrennt haben.« »Der wird uns sicher 'ne ganze Stange Berry einbringen, seht nur, wie stark und widerstandsfähig der Kerl für sein Alter ist!« »Wenn wir ihn auf einer Sklavenauktion versteigern würden, würde er uns reich machen, hehe!« »Wir sollten ihn lieber wie vereinbart der Marine ausliefern. Die Weltregierung zahlt bestimmt auch gut für Whitebeards Vize.« »Holt die Seesteinhandschellen. Wir sollten langsam mal ernst machen, so unterhaltsam das Ganze auch ist... « In Ace erwachte in diesem Augenblick etwas tief vergrabenes, ein Schmerz, den er schwer benennen konnte... und der von Hass begleitet wurde, Hass, so pur und unaufhaltsam, wie er es noch nie gespürt hatte. Seine Teufelskraft reagierte instinktiv auf seine Emotionen und schien sogar noch zusätzliche Energie aus diesem tobenden Gefühlssturm in seinem Inneren zu ziehen. Seinen Mentor so zu sehen - diesen ehrbaren, aufrichtigen Mann, der ihm von Anfang an nichts als Freundlichkeit entgegengebracht hatte und ihm inzwischen viel wichtiger geworden war, als er je erwartet hätte - brachte den Feuerbändiger an eine Grenze, die er bisher nie überschritten hatte. Es war immer eine Sache zu kämpfen, um stärker zu werden, sich zu messen oder zu verteidigen... doch jetzt wollte er kämpfen, um zu töten. Marco hatte solch eine Behandlung nicht verdient - kein Pirat hatte es verdient, so gejagt und gefoltert zu werden! Was bildeten sich diese Kerle ein, dass sie meinten, sich über andere erheben zu können, über deren Leid zu lachen und zu spotten?! Wer entschied, dass Piraten Abschaum waren?! Welches Verbrechens sollten sie sich schuldig gemacht haben? - Dem Leben in Freiheit und Würde!? Ace Fäuste ballten sich in grenzenloser Wut, sein Brustkorb weitete sich unter heftigen Atemzügen. Der Zorn schien ihn förmlich zu verschlingen, Vergangenheit und Gegenwart vermischten sich schleichend und ließen die Flammen um ihn brüllend in die Höhe schlagen. „Wenn Roger ein Kind hätte? - Das müsste man köpfen!!!“ Diese stinkenden Ratten sollen ihre Finger von Marco nehmen... „Man sollte es mit so vielen Nadeln spicken wie es Menschen gibt, die Roger hassen!“ Sie sollen aufhören zu lachen... „Verbrennen müsste man es und kurz vor seinem Tod müsste alle Welt es auslachen! Und alle würden sagen - geschieht dir recht!“ Sie sollen leiden... Sie werden leiden! »Man... es ist plötzlich so heiß hier...«, schnaubte einer der Kopfgeldjäger irritiert. Sie hatten Ace bisher gar nicht bemerkt, doch jetzt zuckten ihre Köpfe herum, als ihnen höllische Gluthitze in dichten Wogen entgegen schlug. Sie hoben die Arme, um sich instinktiv vor dem heißen Wind zu schützen, der mit einem Mal auf sie einprasselte. Die Feuerfaust stand unweit von ihnen in einem tosenden Flammenmeer, dass sich wie eine Spirale um ihn in den Himmel schraubte und die Umgebung mit einem dichten Funkenflug überzog. Die Kopfgeldjäger sahen sich einem fleischgewordenen Dämon gegenüber, einer lebenden Flamme mit wild brennenden Augen, die sich mit einem wütenden Schrei auf sie stürzte. Sie hatten gar keine Zeit mehr zu reagieren, geschweige denn sich zu verteidigen. Ace ließ den Hass und die Teufelskraft in sich ungezügelt frei, das Feuer wütete mit solch brachialer Gewalt, dass selbst die nahen Häuser in Mitleidenschaft gezogen wurden - Stroh fing Feuer, Holz verbrannte zu Staub, selbst Steine brachen knirschend entzwei. Fleisch schmolz von Knochen und die Schreie der Männer zerrissen schrill die flirrende Luft, während Ace seine Kräfte zum ersten Mal ohne Rücksicht auf Verluste entfesselte. Er kämpfte wie ihm Wahn, brüllte seine Wut wie das Tosen der Flammen heraus, hämmerte die brennenden Fäuste seinen Feinden ungebremst in Gesichter und Körper und registrierte mit perfider Befriedigung den Geruch verbrannten Fleisches. Sein Zorn gierte nach mehr... sie sollten noch mehr leiden... noch mehr Schmerz ertragen... als Rache für seinen Mentor, für alle gejagten und gehassten Piraten dieser Welt! »Ace... Ace!« Nur langsam drang die feste, tiefe Stimme durch Ace' aufgewühlten Geist und wo er zuerst noch dachte, sie sich nur einzubilden, erreichten große, kühle Hände seine Wahrnehmung - sie umrahmten sein Gesicht und klare, blaue - verdammt vertraute Augen - schoben sich in sein Sichtfeld. »Ace... hör' auf! Beruhige dich...« Seine Sicht klärte sich, der Dunst der Raserei ließ langsam nach und die Feuerfaust registrierte fast ein wenig verwirrt, dass er auf dem Boden saß und Marco vor ihm kniete. Dessen Augen waren besorgt geweitet, die kühlen Finger hielten sein Gesicht sanft umfangen und zwangen seinen Blick zu sich. Inzwischen musste sich der Kommandant der Ersten von den Ketten befreit haben, denn blaue Flammen züngelten über seine schrecklichen Wunden, um jene zu heilen. »Mar... co...«, krächzte Ace rau und erkannte seine eigene Stimme kaum wieder. Sofort zwang er sein Feuer in sich zurück, denn unter keinen Umständen wollte er seinen Mentor verletzen - er wusste, dass der Phönix nicht so einfach sterben konnte, doch Schmerz fühlte er durchaus, wie Ace von Marco selbst wusste. Er sah sich träge um, erkannte mit plötzlichem Entsetzen die völlig zerstörte Umgebung, die schwelenden Ruinen und die verkohlten Körper um sie herum. Sie schienen im Zentrum der Hölle zu sitzen. Ace schluckte, blinzelte, versuchte diese Bilder zu verarbeiten - der Schock über das, was er getan hatte, ließ ihn zittern und verzweifelt suchte er nach Marcos Blick, versuchte sich mit bebender Stimme zu erklären: »Sie... sie haben dich verletzt... sie hatten nicht das Recht dazu... ich... ich wollte das hier nicht... ich wollte... ich wollte nur... dass sie aufhören... sie sollten nicht mehr lachen... ich wollte nicht, dass sie dir weiter solche schrecklichen Dinge antun... aber ich wollte sie nicht... ich...-« Oh, beim Seeteufel, Marco darf mich nicht verachten... nicht er! Er darf sich nicht von mir abwenden, weil ich ein Monster bin... »Ich weiß, Ace, ich weiß... « Die starken Arme des Kommandanten umfingen ihn weich, leicht - Marco ließ ihm Raum und war ihm doch nah - und eine sanfte Hand drückte Ace' Kopf gegen die breite Brust seines Mentors, während der weiter beruhigend auf ihn einredete. »Zerbrich' dir nicht deinen Kopf darüber. Es ist alles gut... alles ist gut, Ace...« Unter heftig bebenden Atemzügen krallte Ace seine Hände in den Stoff von Marcos Hemd, lehnte das heiße Gesicht dankbar gegen dessen nackte Haut und atmete den so schrecklich vertrauten, herben, rauchigen Geruch seines Nakama ein... der Phönix erdete ihn wie es kein anderer gekonnt hätte, so stark war ihre Verbindung inzwischen, so innig und tief. Seine aufgewühlte Teufelskraft schien von der Anwesenheit des mythischen Phönix regelrecht besänftigt zu werden und zog sich zurück wie ein zufrieden schnurrender Tiger in seinen Käfig. »Ich hab' sie getötet, Marco... ich hab' einfach... die Kontrolle verloren...« »Es ist okay, Ace. Es wird nicht wieder vorkommen.« »Ich bin ein Monster-...« Marco drückte Ace' Kinn nach oben und beschwor ihn eindringlich: »Yoi, rede nie wieder so einen Unsinn, hörst du! Du hast mir geholfen, Ace. Nur das zählt. Und genau das werde ich auch Pops erzählen. Niemand hält dich für ein Monster, Dummkopf!« »Aber-...« »Kein Aber! Tu' mir Gefallen und hör' nur einmal auf mich, Streichholz. Und jetzt lass' die dummen Selbstvorwürfe.« Marco griff nach Ace' Hut, der ihm im Nacken baumelte und drückte ihm diesen entschlossen auf den Kopf. »Du bist Die Feuerfaust. So ein düsteres Gesicht passt nicht zu dir. Das wird unseren Nakama mehr Angst machen als ein paar verkohlte Kopfgeldjäger.« Ein zaghaftes Schmunzeln zupfte an Ace' Lippen. »Danke, Marco... danke, dass du... einfach Danke...« »Immer, Kleiner, immer...« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)