Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 1: Drei Gestalten ------------------------- Knarrend ging die oft vergessene Tür auf und ein weicher Sonnenstrahl konnte durch den Spalt nach Innen entweichen. Dieser schmale Schein wurde bald schon zu einem Kegel und schließlich wurde der Raum geflutet. Drinnen roch es muffig – nach getrockneter Tinte und vergilbtem Papier, gegerbten Ledereinbänden und viel Staub. Manch einer verbringt unzählige Stunden hier. Andere hingegen haben vielleicht nur von deren Existenz gehört. Doch ihn zog es aus einem bestimmten Grund hierher. Schließlich hatte er nichts zu tun. Seit etwa 10 Tagen schon, um genau zu sein. Die Töpfe und Pfannen unbenutzt, die Teller sauber und das Besteck verstaut in Schubladen. Der Herd kalt. Alles essbare aufgebraucht, bis auf einige wenige getrocknete Kräuter. Doch diese waren mehr schmackhaft, als nahrhaft. Auch die unzähligen Orangen an den Bäumen waren noch weit von jeder Reife und jedem Genuss entfernt und nicht zum Verzehr geeignet. Und von diesen unkooperativen Fischen wollte er erst gar nicht anfangen. Wenn nur einer endlich beißen würde, sehe es auf der Thousand Sunny um einiges sonniger aus. Und die Strohhutbande sicher um einiges gesättigter. Wie konnte er auch nur auf die Idee kommen, den Transport des Proviants ihren Kapitän anzuvertrauen, als sie auf der letzten Insel waren. Ach ja – der Grund war diese hübsche blonde Fischverkäuferin mit kurzem, roten Röckchen und einer fast durchsichtigen Bluse gewesen. Da hätte es ihn nicht wundern sollen, dass es an Bord schließlich nur halb so viele Lebensmittel gab, als er eingekauft hatte. Aber was konnte Sanji schon dazu sagen? Er war schließlich nur der Koch und als dieser konnte nur kochen, was auch essbar war. Sicher konnte er Bretter aus dem Boden reißen, diese bei 200 Grad leicht rösten und mit einer scharfen Chili-Dill Soße servieren. Aber das wäre weder schmackhaft, noch gesundheitlich ratsam. Mit Franky wollte er schließlich auch keinen Streit anfangen. Ruffy, ihr wirklich ausgehungerter Kapitän, war durch den leeren Magen schon angriffslustig genug.Und bei all der sonstigen Gutmütigkeit war dies kaum vorstellbar. Daher hieß es, die Lage einfach nur aus sitzen. Sanji war schließlich schon Schlimmeres gewohnt. Zumindest gab es genug Trinken. Da es nicht viel für den blonden Koch zu tun gab, zog es ihn aus seiner sauberen Küchen in die Bibliothek des Schiffs, eine erholsame und Hunger stillende Zigarette zwischen seine Zähne geklemmt. Dabei interessierten ihn weniger die unzähligen Kochbücher – er kannte diese schließlich alle auswendig – als ein Buch eines ganz anderen Genres. Es war ein recht schmales, in einem olivfarbenen Einband gearbeitetes Buch, auf dessen Vorderseite eine recht niedliche, kindliche Darstellung eines Seefahreres und dessen Schiff war. 'Noland der Lügner', war in großen Buchstaben darauf zu lesen. Natürlich war dies ein Kinderbuch – schon als er noch nicht lesen konnte, hatte man ihn diese Geschichte unzählige Male vorgelesen. Doch war es auch eine Geschichte aus seiner Heimat. Dem North Blue. Leise seufzte der blonde Smutje. Ein Mal wieder nach Hause. Ja, nur ein, einziges Mal, das wünschte sich Sanji. Doch auf ihrer Rute war dies gewiss nicht vorgesehen. Bestimmt nur ein Umweg. So blieb Sanji zumindest dieses Kinderbuch und die Fische, die man nur in den Meeren seiner Heimat fangen konnte. Vorsichtig schlug er das Buch auf der ersten Seite auf. 'Eine Geschichte aus dem North Blue' stand dort geschrieben. Irgendwie zauberte dies ein leichtes Lächeln auf seine Lippen und verdrängte die Zigarette in den äußersten Mundwinkel, während sich ein Gefühl von Heimat in seinem Körper breit machte. „SANJI!“, schallte es plötzlich laut und deutlich, markdurchdringend und einfach nur nervig durch die Wände und Bücherregale. Das warme Gefühl war sofort wieder verschwunden. Das Lächeln ebenfalls. „SANJI! WIR HABEN DA WAS AN DER LEINE!“, rief ihr Kapitän seinen Namen wiederholend. Aus der Ferne konnte Sanji verschiedene, anfeuernde Stimme hören. „Hol ihn rein, wir haben Hunger“, rief dabei Chopper, ihr kleiner, pelziger Doktor. „Wenn du ihn entkommen lässt, werfe ich dich ins Wasser, und du darfst hinterher schwimmen, Langnase!“, donnerte Franky. Und auch Brooks Stimme konnte Sanji deutlich vernehmen: „Yohohoho! So wie der zieht, wird das bestimmt ein Festmahl.“ Als Sanji aus der Bibliothek hinaustrat, das Buch sicher unter seinen Arm geklemmt, konnte er Lysop zu seiner rechten sehen, wie dieser verzweifelt mit der Angel zu ringen schien. Zumindest sah es so aus. Als hinge sein Leben davon ab, klammerte sich der junge, langnasige Mann an die Rute, stemmte seinen ganzen Körper gegen das Gewicht es Fisches, um diesen endlich an Land ziehen zu können. Und Sanji schwor: Wenn er nicht endlich dieses verdammte Vieh an Bord zog, so würde Sanji ihn persönlich als Köter für den nächsten nehmen. Lysops Nase wäre dabei die perfekte Position für den Hagen. „Na meine Damen. Darf ich den Schönen etwas bringen?“ fragte er liebevoll die Lieben seines Lebens. Nun, alle Frauen waren die Lieben seines Lebens, aber Nami und Robin gehörten ganz vorne mit dazu und besaßen beide einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen. „Nein, Danke“, meinte die Schwarzhaarige nur freundlich, als sie von ihrem Buch über Archäologie aufblickte und ihn freundlich an lächelte, sodass sein Herz sofort zerfloss. „Könntest du den Idioten nur sagen, dass sie leiser schreien sollen. So fangen sie nie etwas“, antwortete ihre Navigatorin fast beiläufig und schaute nicht einmal von ihrer Zeitung auf. Sie musste wirklich sehr vertieft in das Weltgeschehen sein, dachte sich Sanji und begann daraufhin gleich ihre Schönheit und Intelligenz zu preisen. Doch selbst dabei schenkte sie ihm kein Lächeln. Nicht einmal einen Blick. Wahrlich, so vertieft musste sie sein, dachte er mit funkelten Augen. Denn schließlich, das meinte Sanji genau zu wissen, liebte sie ihn so sehr, dass sie es nicht in Worte fassen konnte. Doch plötzlich sah er etwas im Augenwinkel. Etwas, was ihm nur wenig gefiel. Ein fremdes Schiff. Und allem Anschein nach war es ein riesiger Kahn. In ihre Richtung kam dieser auch noch. „He! Spinatschädel! Warum hast du nicht gesagt, dass wir unangemeldeten Besuch bekommen?“, rief er gen Krähennest. Doch er meinte gerade einmal ein leises Schnarchen zu hören. Noch bevor er etwas sagen, auch nur zwinkern konnte, spannten sich die Gummiarme ihres Kapitäns über das Deck und schon kurz darauf folgte dessen Körper. „Boar! Ob die was zu Mampfen haben?“, fragte er freudig und hockte sich auf das Geländer. „Natürlich“, murmelte Sanji und zog an seiner Zigarette, „..., jeder hat Essen an Bord. Außer wir, versteht sich.“ „Meinst du wir bekommen etwas freiwillig? Ich habe so einen Hunger.“ Ja, Hunger hatten sie alle, aber kein Wort der Welt hätte die Aufregung ihres Kapitäns Einhalt gebieten können. Stattdessen antwortete Sanji: „Freiwillig? Bestimmt nicht.“. Sanji hatte ganz gewiss keine Lust auf einen Kampf, vor allem in seinem ausgehungerten Zustand nicht. Aber, eines wusste er genau: Alle hatten verdammten Hunger – auch er – und wenn sie den Passagieren dort nur ein Säckchen Reis aus den Händen reisen konnten, so könnte er genug Essen für seine gesamte Crew für die nächsten 10 Tage kochen. Mit perfekter Rationierung war dies durchaus möglich. Irgendwo zwischen seinen Gedanken konnte er hören, wie die Angelschnur gerissen war und die Beteiligten wild fluchten. Das musste ja passieren. Währenddessen kam das Schiff näher und mehr Details der Ausarbeitung waren zu sehen: Ein weißer Buk, ließ das Schiff recht schlicht erscheinen. Doch die zwei goldenen Mäste, die vergoldeten Türen und Bullaugen trübten schon bald diesen schlichten Schein. Selbst jedes einzelne Tau schien von einem leichten Goldfilm überzogen worden zu sein. Auch konnte er auf vielen Flächen edle, verschnörkelte Muster erkennen. Sogar die Segel, welche einen fast samtigen Schein in sich trugen, waren mit eben diesen Schnörkeln verziert. Umso näher das Schiff kam, desto mehr elegante Details erkennen, welche selbst in seinen Gedanken jeder Beschreibung nicht wert waren. Schon bald konnte er drei Silhouetten an dessen Deck wahrnehmen. Das wunderte Sanji doch sehr, denn solch ein riesiges Schiff musste doch eine riesige Crew beherbergen. Doch vielleicht war diese einfach unter Deck. Was Sanji aber ebenfalls auffiel: Auch eine Fahne fehlte und so lies das Schiff sich nicht einordnen. „Endlich was zu Mampfen!“, freute sich Ruffy stattdessen, der wohl das Treiben hinter ihn nicht bemerkt hatte „Jetzt stell die Pfanne heiß! Endlich kommt wieder was zu futtern auf den Tisch!“ Doch noch bevor Ruffy diesen Satz beenden konnte, sahen sie, wie irgendetwas sich in Richtung der weißen Schiffswand schlängelte. Sogar schwebte. Es sah aus wie Schatten und doch schien es fest und nicht so transparent. Erst hatte es keine Form, einfach ein waberndes Etwas. Es sammelte sich an einer Stelle und wurde mehr und größer. Die Form fester. Bis eine Kanone sich plötzlich dort fand, wo vorher nur Schiffswand war. Mittlerweile hatte sich die gesamte Strohhutbande, bis auf Zorro, der wohl wieder alles verschlafen wollte, gesammelt und bestaunte mit offenen Mündern das Geschehen. Bis der erste Schuss fiel. Die Kugel kam direkt auf sie zugeflogen. Sofort dehnte sich Ruffys Bauch, wurde zum riesigen, schützenden Ballon und katapultierte das Geschütz zurück. Pfeifend flog sie über das feindliche Schiff, um dann im Wasser zu landen und zu explodieren. Sofort waren sie alle alarmiert. Teufelskräfte wurden vorbereitet, Waffen ausgepackt und Sanji zündete sich eine neue Zigarette an. „Okay! Erst machen wir die fertig, dann nehmen wir ihr essen, dann-“, Lysop, der sich mit leicht schlotternden Beinen zwischen Ruffy und Sanji gestellt hatte, wurde je unterbrochen, als diese wabernden Formen wieder erschienen und dieses Mal über die verbliebene Enge zwischen den beiden Schiffen reichte. Bevor sie sich versahen, wurde daraus eine robuste Brücke, fest verankert auf beiden Seiten. „Verdammt!“, konnte man nur Frankys Stimme hören, aber ein jeder war ebenso erstaunt, wenn nicht sogar schockiert über das plötzliche Gebilde. Schon im nächsten Moment kamen sie, die drei Gestalten auf sie zu. Eine von ihnen war sogar größer noch als der Cyborg und auch nicht weniger kräftig von Statur. Die zweite Figur erschien sehr schmal, die Arme und Beine schlaksig, fast drahtig. Diese hielt, wie es auch Sanji selbst durch Zufall tat, ein Buch in den Händen. Die dritte Figur, klar erkennbar, dass sie eine Frau war, war ebenso groß, wie es Nami war und Sanji musste innerlich höchst erfreut feststellen, dass sie ebenso gebaut war, wie die junge Navigatorin. Alle drei Gestalten hatten eines gemeinsam: Von Kopf bis Fuß trugen sie Rüstungen – ebenso golden und verziert, wie es auch ihr Schiff war. Gerade einmal ihre Augen konnte man erkennen. Die Frau, an deren Hüfte ein Gürtel befestigt war, holte aus der dort befindlichen Scheide ein Schwert. Mehr ein Degen. Hauch dünn und fein. Nicht mehr als eine Nadel. Sie holte zum Schlag aus, zielte dabei auf Brook, der sein Schwert ebenfalls hoch erhoben hielt. Doch noch bevor er parieren konnte, hatte sich eine andere Klinge dazwischen gedrängt. Es war ein grimmig drein schauender Zorro und man konnte deutlich von seinem Gesicht ablesen, was in seinen Gedanken vor sich ging: Wer störte ihn nur beim wohlverdienten Mittagsschlaf? Die Frau drehte sich und holte erneut zum Angriff aus, versuchte dann zu zustechen, ihn von links zu treffen, dann von oben. Doch immer war Zorro schneller, wehrte jeden Angriff gekonnt mit seinen Schwertern ab. Der riesige Mann wirkte schwerfällig. Wie ein Berg. Drohend wie eine Gewitterwolke kam er auf sie zu, nur um dann und zu ihrer allen Erstaunen, mit einem fast grazilen Sprung über ihre Köpfe hinter ihnen allen zu landen. Seine kolossalen Hände wurden zu Fäusten. Mit diesen schlug er auf die hölzernen Planken, genau vor ihren Füßen. Sofort brachen diese, krachten und splitterten und er riss ein riesiges Loch in das Deck der Thousand Sunny. Sofort konnte man merken, wie Wut in Franky aufkochte. Sie alle wichen aus, sprangen in die Luft, zur Seite oder auf die Reling. Damit hatten sie schließlich nicht gerechnet. Und schon holte der Riese erneut aus, nur um dieses Mal Chopper zu treffen. Doch dieser hatte sich bereits in eine menschliche Form verwandelt, um diesen Angriff mit den Händen abzufangen. Doch mit einem erneuten Schlag hatte er nicht gerechnet und flog über das Deck. Der Riese setzte ihm nach, nur um von Franky auf halben Weg aufgehalten zu werden. Die schlaksige Gestalt blieb zurück und wirkte ruhig und gelassen. Genau wurde sie von der restlichen Strohhutbande beobachtet. Niemand wagte es, sich zu rühren. Und bis auf die Kampfgeräusche im Hintergrund, blieb es komplett ruhig. Plötzlich erhob ihr Gegenüber das Buch und schlug es auf. Mit einem gerüsteten Finger, wich er über die Seite, seine Augen folgten genau dem geschriebenen. Dann hielt er inne und wie ein Magier erhob er die Hand. „...und wie ein Gewitter kamen sie in Scharen. Die Nasen und Ohren spitz. Die Zähne scharf und die Haut grün. Nicht viel höher als das menschliche Knie und trotzdem gefährlich und angriffslustig.“ Verwundert sahen sie sich alle an, bis sie bemerkten das von seinen Händen aus sich seltsame Formen bildeten - eben diese Gebilde, aus welchen sich schon die Kanone und die Brücke gebildet hatten. Doch als Sanji genauer hinsah, konnte er es genau erkennen: Es waren aneinander gereihte Buchstaben – Wörter. Ganze Sätze. Es war das, was der Mann vorgelesen hatte. Und aus diesen Sätzen bildeten sich schnell kleine, kniehohe Gestalten. „Kobolde?!“, hörte man es aus vielen Mündern erstaunt, doch Zeit, mehr zu erfragen hatten sie nicht, denn schon fielen diese kleinen Biester über sie alle her. Sie fassten nach Haaren und Fingern, bissen in Waden und Schultern. Einer hatte sich blitzschnell in Sanjis Knie. So schnell, dass er nicht einmal hätte blinzeln können. Der Schmerz war nicht stark, gerade einmal so, als hätte er sich als kleiner Junge das Knie auf geschrammt. Mit einem gekonnten Tritt beförderte er ihn in eine kleine Gruppe seiner Genossen. „Was ist das?“, hörte er Lysop erstaunt fragen, als er eine kleine Kugel mit seiner Schleuder in Richtung Kobolde schleuderte. „Die sind ja überall!“ Aus den Augenwinkeln konnte Sanji erkennen, wie Robin diese kleinen Biestern mit Armen und Beinen abwehrte, wie Ruffy mit seinen Gummifäusten um sich schlug und Nami verschiedenste Wetterlagen beeinflusste. Brook wehrte jeden einzelnen gekonnt mit seinem Schwert ab. Allerdings schien nichts zu helfen, denn es wurden mehr und mehr. Auf einen abgewehrten Kobold, waren es schon bald drei neue. Irgendwo hinter ihnen, konnte er Zorro keuchen hören und Sanji wusste, dass er wohl getroffen worden war. Nebenbei krachte es laut und Franky fluchte. Erneut musste die Thousand Sunny zu Schaden gekommen sein. „Dämliche Mistviecher!“, knurrte er nur, als sich gleich drei Kobolde an sein Bein geheftet hatten. Gekonnt ging der blonde Smutje auf die Hände, drehte sich und die kleinen Scheusale flogen kreischend über das Wasser. Dabei war sein Buch zum Boden gefallen. Nicht weit von ihrem Angreifer. Dieser hielt inne und blickte zu Boden. Als er sich bückte und das Buch aufhob, verschwanden auch endlich die Kobolde. „Moment mal...“, murmelte die drahtige Gestalt, kam einen Schritt auf Sanji zu geschritten und beäugte ihn für einen Moment, dann wieder das Buch. „Dich mach ich fertig!“, rief Ruffy nur, holte schon mit seiner Faust aus. „Und dann schnappe ich mir euer Essen!“ Noch bevor er schlug, lies ihr Angreifer beide Bücher fallen, griff dann hinauf zu seinem Kopf und löste seinen Helm. Sein Blick war die ganze Zeit auf Sanji gerichtet. „Du bist ja einer von uns.“ Sanjis Atem stockte, als er die gedrehte Augenbrauen sah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)