Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 3: König Mides und sein Sohn ------------------------------------ 3. König Mides und sein Sohn Das war er. Der Moment, vor dem sich Sanji gefürchtet hatte und er kam, rasend und heimtückisch, auf die schlimmste Art und Weise. Nichts war mit Heimlichkeiten. Nichts mit mahnenden Worten. Nicht mal eine Spur von Reue. Gar Zorn. Denn sein Vater – dieser verdammte Mistkerl – war einfach nur eine Mischung aus freundlich und sachlich. Als sei er gerade einmal ein alter Bekannter. Eine Woge des Raunens, des Erstaunens und Verstehens griff um sich und riss einen jeden in diesem Raum mit sich. Gleich einer gefährlichen Welle im Sturm. Am liebsten hätte Sanji die Beine in die Hände genommen und wäre gerannt. Einfach aus dem Saal raus und die Korridore hinab, die Felder der goldenen Blumen entlang, über das Wasser und auf nimmer wiedersehen. Wie damals, auf der Transeninsel. Innerlich schauderte es ihn sofort, als er daran dachte. Denn das Schlimmste, was hätte passieren können, war tatsächlich eingetreten: Niemand, nein, weder Ruffy, noch der Rasenschädel, oder irgendwer sagte auch nur ein Wort. Doch er hoffte, dass gleich jemand kam und einen Eimer Wasser über seinen Kopf entleerte, damit er aufwachte und dieser Albtraum, diese schreckliche Begegnung – nein - schlimmer noch, dieses grauenhafte Wiedersehen, sich einfach in der Luft, wie ein Traum auflöste. Es geschah aber nicht. So sah er sich irgendwie gezwungen etwas zu sagen: „Hallo.“ Hallo? Das war alles, was er hervorbrachte? Nach über zehn Jahren sah er seinen eigenen Vater wieder und dann nur ein 'Hallo'? Wer war er denn? Sonst konnte er auch immer so eloquent mit Worten umgehen. „Hallo? Das konntest du aber als Kind besser. Ich hoffe einfach, das es die Freude ist, wieder hier zu sein, die dich so verstummen lässt.“ Sanji nickte nur. Ein Glück versuchte sein Vater, die ganze Situation zu retten. So wie er ihn kannte, war es ihm peinlich, dass er sich so verhielt. „Du bist ganz schön groß geworden. Gut, die langen Beine hattest du schon immer von deiner Mutter.“ Um die Situation zu retten, ging er nun doch etwas zu weit und Sanji verspürte, dass je mehr sein Vater sagte, umso mehr musste er später der Crew erklären. Das würde ein furchtbares Gespräch werden – das wusste er jetzt schon. „Eure Hoheit...König Mides. Es tut uns leid. Wir wussten nicht, dass es sich bei dem Mann um euren Sohn handelte.“, begann Metis sich zu entschuldigen und verbeugte sich so tief, dass seine Stirn den Boden traf. „Wir dachten, er sein ein einfacher Koch. Er gleicht euch kaum.“, stimmte auch Thalia mit ein, während Artem sich einfach nur verbeugte. „Ein Koch? Eine nette Tarnung. Ein guter Einfall, mein Sohn. Das muss ich dir lassen. Aber sag – wer sind denn deine...Freunde?“ Sofort trat Ruffy vor. Er musste als Erster diese kleine Überraschung verarbeitet haben, denn die anderen sahen noch immer mit perplexen Gesichtern zwischen ihm und seinem Vater hin und her. Sie mussten wohl nach Gemeinsamkeiten suchen. „Mein Name ist Monkey D. Ruffy“, begann ihr Kapitän, wie üblich und Sanji wusste genau wohin es führen würde. „... und ich-“. Noch bevor der Gummimensch den Satz beenden konnte, schlug er eine Hand über dessen Mund. Denn, wenn sein Vater so fragte, dann wusste er bestimmt nichts von seinem Piratenleben. Es war wohl erst mal besser, dieses kleine Geheimnis für sich zu behalten. Oder das die gesamte Strohhutbande es für sich behielt. „Ich erkläre alles SPÄTER“, Sanji sagte dies zwar an seinen Vater gewandt, doch meinte er seine Crew. Und sehnlichst hoffte er, dass man ihn verstand. „Vielleicht sollten die...Hoheiten erst einmal unter vier Augen sprechen. Als Vater und Sohn hat man sich doch viel zu erzählen, nicht wahr?“ Hach. Diese wunderschöne, wohl gebaute Navigatorin mit Denkvermögen. Sie war so wunderbar und so lieblich und verstand genau, was er meinte. Wäre sein Vater nicht gewesen, würde er ihr Herzchen aus Papier schneiden, diese vor ihre zarten Füße streuen und ihr seine Liebe bekunden, aber lieber blieb er ruhig und dankte ihr nur innerlich und nickte ihr leicht zu. „Eine hervorragende Idee, mein hübsches Fräulein. Ich sagte bereits meiner Beraterin, sie solle alles für ein großes Fest vorbereiten. Für heute Abend. Ich hoffe, dass die Speisen euch schmecken und die auserlesenen Weine euch munden werden.“ „Ein Fest?“, fragte Brook freudig und Sanji hatte das Gefühl, er wolle sofort jedes Instrument zücken, dass er besaß. „Essen? Gibt es Fleisch?“ Ja, Ruffy schien es egal zu sein, dass Sanji ihn unterbrochen hatte, als er sein Lieblingswort hörte. „So viel ihr essen könnt“, stimmte König Mides zu, „Und noch mehr. Außerdem werden in diesem Moment meine Bäder befüllt. Lasst euch von meinen Bediensteten verwöhnen. Sie massieren euch, lassen jeden Duft ins Wasser, den ihr euch vorstellen könnt oder gießen die Sauna frisch auf. Danach lasse ich euch beste Kleider bringen und euch einkleiden. Ihr sollt euch hier mehr als wohl fühlen. Es soll ein kleiner Trost sein, dass ich meinen Sohn etwas entführen und ausfragen werde.“ Oh nein. Dieses Ausfragen hasste er schon als Kind. Die Crew wurde von einer handvoll Diener hinausgeführt. Metis, Thalia und Artem blieben verbeugt, bis der König sie davon befreite. „Schon gut.“, murrte er nur, bevor die Tür sich hinter ihnen schloss und sie nur noch zu zweit waren. „Vater“, brachte Sanji endlich hervor. Doch dieser antwortete nicht. Stattdessen ging er zu einem kleinen Tischchen, auf welchem gläserne Kelche und eine Karaffe stand. Ruhig goss er ein. „Das alte Gesöff hilft mir unheimlich, seit dem Tod deiner Mutter.“ König Mides nahm einen kräftigen Schluck, der den Kelch halb leerte. Sanji aber verspürte einen unheimlichen, schmerzhaften Stich in seinem Herz, als er das hörte. Natürlich wusste er davon. Er selbst hielt schließlich ihre Hand an ihrem Totenbett. Aber diese Worte brachten einfach diese schmerzhafte Erinnerung wieder zum Vorschein. Sanji schluckte einen riesigen Kloß in der Kehle runter, gerade als sein Vater fortfuhr. „Das, und die zwölf netten Damen, die ich mir als Mätressen halte. Willst du auch einen Schluck?“ Sanji schüttelte nur seinen Kopf. „Nun, erzähl doch mal von dir. Wir haben uns ja über zehn Jahre nicht gesehen und gehört. Du weißt aber schon, dass es Teleschnecken gibt, richtig? Wie dem auch sei. Du hast dich ganz schön verändert. Den Bart hättest du dir mal rasieren können. Und was ist das mit der Haarsträhne über dem Auge? Ist das jetzt modern? Und, Sohn, was trägst du da? Sieht aus wie ein Butler. Ein Diener. Gehört dies zu deiner Tarnung?“ Er zog die Luft durch seine Nase. „Und rieche ich da Zigarettenqualm? Mein Sohn, ein Prinz, hat nicht zu rauchen.“ Dann blieb er still und nahm noch einen Schluck. Das war ein guter Zeitpunkt, etwas zu sagen, dachte Sanji. „Du hast dich immerhin nicht geändert, Vater.“ Irgendwie brachte ihm das zum Lächeln, auch wenn Sanji nach dem ganzen Genörgel nicht danach war. „Wie du dich bestimmt erinnerst, ging ich nach unserem letzten Streit an Bord der Orbit.“ „Ich lies dich anheuern, da du Manieren und Anstand brauchtest. Du solltest mich Stolz machen.“ Da war es. Dieses Wort. Stolz. „Hat es denn funktioniert, wie geplant? Erzähl mir davon. Was hast du die letzten Jahre getrieben? Hast du irgendwelche Inseln in unseren Namen erobert. Irgendwo Kolonien gegründet? Irgendetwas Nennenswertes?“ „Das Schiff ging im Sturm unter“, begann Sanji langsam zu erzählen, „Auch ich bin beinahe ertrunken. Ich wurde aber gerettet.“ „Von wem?“ „Einem Piraten. Rotfuß Jeff war sein Name. Wir waren die einzigen Überlebenden.“ Als Sanji zu erzählen begann, beobachtete er seinen Vater genau. Nie änderte er seine Miene, nickte nur ab und an. So erzählte er, wie das Baratie eröffnet und er selbst zum Koch wurde. Wie Ruffy kam und ihn auf seine Reisen mitnahm. Von den Abenteuern auf Alabasta und Skypia. Von Water 7 – er lies aber die Vorkommnisse auf Enies Lobby aus – und den dunklen Gestalten auf Thriller Bark. Selbst als Sanji erzählte, dass sich ihre Reise um zwei Jahre verzögerte, wegen einiger kleinen Vorkommnisse auf dem Sabaody Archipel und sie dann die Fischmenscheninsel besuchten, blieb sein Vater still, verzog nicht einmal das Gesicht. Natürlich verschwieg er, dass sie alle Piraten waren. Sein Vater war schon immer ein Freund des Gesetzes und vor allem der Marine. Somit ein Feind der Piraten. Dass er nichts von den Strohhüten als diese wusste, spielte ihm daher in die Hände. Irgendwie musste er Franky noch schnellstens Bescheid sagen, ihre Flagge zu entfernen. Wenn es nicht schon zu spät war. „Also nichts Erwähnenswertes“, knurrte König Mides. Er stellte den Kelch auf den Tisch zurück und massierte seine Schläfen. „So viele Jahre und du hast nichts auf die Beine gestellt-“ Sanji fand diese Aussage sehr ironisch, wenn man nur bedachte, was er mit seinen Beinen alles anstellen konnte, “-außer dass du ein bisschen mit deinen kleinen Freunden auf der Grand Line rumgetümpelt bist. Ich dachte, du würdest dich mal ändern. Bessern. Wenn ich mich zurück erinnere, dass ich in deinem Alter schon König war und was ich da für unser Volk alles getan habe.“ Er seufzte. „Ich dachte, so wie sich hier die Dinge ändern, so hättest auch du dich verändert, mein Sohn.“ Er wirkte mit einem Mal sehr traurig. „Was würde nur deine Mutter sagen. Ich dachte schon damals, ihr Tod würde dir gehörig den Kopf waschen. Aber mit nichten..., oder soll ich dir noch einmal erzählen, wie sie starb?“ „Nein. Das weiß ich genau.“ Erst jetzt merkte Sanji, wie seine Hände schmerzten. Schließlich hatte er sie die ganze Zeit zu Fäusten geballt. Sogar seine Knöchel waren schon ganz weiß angelaufen. König Mides setzte sich auf seinen Thron. Nur eine Sekunde später machte die Erde unter ihnen einen gewaltigen Satz und wenn Sanji nicht solch ein außergewöhnliches Gleichgewicht hätte, wäre er bestimmt gefallen. „Was war das?“ „Die Maschine, mein Sohn.“ „Also funktioniert sie tatsächlich? So wie man es uns gesagt hat.“ „Ja, die Insel schwimmt. Meistens jedenfalls. Zur Zeit gibt es Probleme mit dem Motor. Aber nichts, was sich nicht beheben ließe.“ „So wie es unsere Vorfahren immer wollten.“ Sanji lächelte und er hoffte, sein Vater täte es ihm gleich. Doch seine Miene änderte sich nicht. So verschwand auch Sanjis Lächeln wieder. „Weißt du, Sohn“, begann Mides nach einem kurzen Moment der Stille, „..., ich war bereit, dich zum König zu machen, wenn wir uns wiedersehen würden. Doch nun bezweifle ich das mehr denn je. Du scheinst es einfach nicht wert zu sein.“ Das versetzte Sanji einen gewaltigen Schlag in die Magengrube. Wenn die Thousand Sunny nicht so durchlöchert wie ein Stück Käse wäre, dann würde er sofort die Strohhüte packen und wieder verschwinden. Aber dieses Vorhaben zögerte sich wohl noch etwas heraus. Mides seufzte. „Folge mir mal.“ Der Weg führte sie aus dem Thronsaal hinaus, den langen Korridor zurück, den sie gekommen waren. Anstatt sie das Schloss aber verließen, bogen sie irgendwann nach links. „Weißt du, unsere Insel ist nun reich. Reicher als man sich vorher ausmalen konnte. Wodurch, fragst du? Als Spiral Down Island ihren Weg auf den Meeren begann, waren viele andere Könige, Inseln und Händler an dieser Technologie interessiert.“ „Du hast die Pläne verkauft.“ Es war keine Frage, sondern eine Aussage. „Da hast du ausnahmsweise einmal Recht. Man verdient gut daran und du glaubst gar nicht, wer alles an dieser Maschinerie interessiert ist.“ Sein Vater sah ihn an und sein Goldauge schimmerte. „Diese Insel kennt weder Armut, noch Hunger.“ Einer prächtig verzierte Tür schwang vor ihnen auf und gab den Blick auf mehr Gold, Juwelen, Schmuck und Münzen frei, als er je zählen könnte. Nami, so musste er innerlich grinsend feststellen, wäre von dem Anblick mehr als begeistert. „Das ist der Verdienst. Sieh dir nur all den Reichtum an. Niemand klagt. Niemand hungert. Die Menschen sind glücklich. Das habe ich in weniger als Zehn Jahren geschafft. Das sind Taten, auf die man stolz sein kann. Nicht eure kleinen Reisen, das wird später nichts zählen.“ Ja, all der Reichtum war beeindruckend. Das musste Sanji zugeben. Denn als er die Insel verließ, sah es ganz anders aus. „Weißt du, Sohn, ich könnte meine Meinung noch etwas ändern.“ Er wurde so plötzlich aus den Gedanken gerissen, wie diese kamen. Das klang schließlich recht vielversprechend. „Ich bin dir ganz Ohr.“ Endlich lächelte sein Vater wieder. Es war zwar genau so kurz, wie beim Beginn ihrer Begegnung. Aber zumindest war es ein Lächeln. „Du weißt, auch ich werde älter und selbst ein König bleibt nicht davon verschont. Und da ich mich um das Königreich sorge, das Erbe und die Bewohner, brauche ich würdige Nachfolger. Enkel. So sag mir, auf all den tollen Reisen, hast du doch hoffentlich eine nette Frau kennengelernt, nicht wahr, Sohn?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)