Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 15: Die Unnütz-Frucht ----------------------------- 15. Die Unnütz-Frucht Sie hatte ihn geküsst! Nami! Freiwillig! Sanjis ganzer Kopf drehte sich wie verrückt, wenn er auch nur daran dachte. Zu gern wäre er wie ein kleines Kind auf und ab gesprungen und hätte „Nochmal! Nochmal!“ gerufen. Er aber stand nur da und sah sie wie ein kompletter Vollidiot an. Kein Wort konnte Sanji über seine Lippen bringen, die wie wild gekribbelt hatten. Besser wäre es doch dann gewesen, sie,in Leidenschaft zu sich zu ziehen und voller knisternder Erotik überzubeugen, um dann seine Lippen auf ihre zu pressen. Ganz einfach. Aber nein, sein Körper gehorchte ihm nicht und er hatte jede übrig gebliebene Chance verkommen lassen. Die halbe Nacht hatte der Koch sie im Schlaf beobachtet. Dabei hatte er sich gefragt, ob er nicht hätte neben ihr liegen können, seine Arme fest um ihren Körper geschlungen. Hätte nur etwas getan. Irgendetwas. Selbst am Morgen darauf, als Nami vor dem Spiegel stand und sie ihr Haar bürstete, Sanji selbst nur Löcher in ihren Rücken starrte, wäre er viel lieber zu ihr gegangen, hätte zu gern diese elegante Rundung ihres Nackens geküsst und ihr dann gesagt, wie wundervoll sie doch war. „Ist etwas?“ Mit dieser Art und Weise, wie die junge Frau es aussprach und dabei ihn durch den Spiegel ansah, wunderte Sanji sich, ob es nicht vielleicht doch ein Traum war. Doch die geöffnete Zigarettenschachtel bestätigte das Gegenteil. So schüttelte Sanji hastig den Kopf und legte ein sicheres Lächeln auf seine Lippen. „Alles in Ordnung.“ Was war nur los mit ihm? Sonst kam jedes Kompliment doch so fließend. Die wunderbarsten Worte fielen ihm ein, wenn er die Schönheit einer Frau beschrieb. Und nun war da nicht eine Silbe, die sich in seine Gedanken schlichen, um dieses fast göttliche Wesen vor ihm zu beschreiben. Etwas skeptisch hoben sich Namis Augenbrauen und sie nickte nur stumm. Sanji musste selbst zugeben, wie enttäuscht er über diese Antwort war. „Was schwebt dir heute vor? Oder hat dein werter Herr Vater wieder irgendetwas für uns geplant?“, fragte sie und riss ihn gleich aus jeden Gedanken. Der Smutje blinzelte erstaunt. „Was?“, hakte er noch einmal nach. „Was heute geplant ist, habe ich dich gefragt? Weitere Kleider anprobieren? Weine für die Hochzeit kosten? Torte essen, bis wir platzen? Irgendetwas wird er doch für uns zu tun wissen.“ „Achso...“ Sanji zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“ Konnte ihn bitte einmal jemand schlagen? Wie verhielt er sich denn? War er zehn Jahre alt und wusste nicht mehr, wie man mit Frauen sprach? Auch Nami schien über seine Wortwahl doch sehr erstaunt, denn sie runzelte leicht ihre Stirn, doch blieb stumm und Sanji hatte einmal mehr Zeit zum nachdenken: Nami hatte ihn geküsst. Was sollte das heißen? Konnte das vielleicht bedeuten, dass sie ihn mochte? Vielleicht sogar mehr? Nein, das konnte es nicht sein. Zwar hatte er sie unzählige Male gerettet und würde es immer wieder tun. Ohne Zweifel. Doch nun? Mit fehlendem Bein. Mit dem Wissen, dass er ein Prinz war und dass sein Vater nicht ganz....einfach war? Und da gab es noch viele Dinge, die sie nicht einmal wusste. Zu viele Geheimnisse dieser Insel hatte er ihr noch gar nicht offengelegt. Weder jenes, welches seine Mutter umgab, noch das, welches man tief unter ihren Füßen, verborgen unter dem Schloss fand. Sollte er ihr auch diese Dinge preisgeben? Was würde sie mit diesem Wissen tun? Was würde sie dann von ihm halten? Sanji schluckte und Nami, die ihre gesamte Konversation beendet ansah, verschwand noch einmal im Bad, um ihre Zähne zu putzen. Wenn sie dann alles von ihm wusste, wie würde sie ihn dann sehen? Sein Charakter bliebe gleich – keine Frage. Aber dann verstand sie mehr, verstand, warum er keine Teufelsfurcht essen wollte und warum er nie eine Frau verletzen konnte. Außerdem wusste Nami dann von dem vielleicht größten Fehler seiner Lebens und wie seine Mutter den Tod fand. Wenn sie ihn aber wirklich mochte – mehr als einen Crewkameraden und Freund – würde eines Tages der Augenblick kommen, wenn er ihr alles verraten musste. War man das nicht in einer Beziehung – ein offenes Buch? War es das, was sie wirklich wollte? Attraktiv hatte sie ihn genannt. Bezog sich das allein auf sein Aussehen oder auf seinen Charakter? Oder war es doch mehr der Reichtum seines Reiches, den sie so anziehend fand? Natürlich, Nami liebte das Geld, doch würde sie deswegen auch eine Liebschaft mit ihm beginnen? Wie weit würde sie gehen? Sanji schüttelte den Kopf. Nein, das war weder das, was er wollte und so schätze er die Navigatorin nicht ein. So sehr sie das Geld liebte, Nami würde sich garantiert nicht prostituieren. Das war sie einfach nicht. Der Smutje erinnerte sich an diesen Kuss. Seine Lippen kribbelten gleich. Diese verdammte, liebevolle Geste, die ihn so zum Grübeln brachte. Irgendetwas musste sie sich dabei gedacht haben und sie war intelligent genug, um auch nur zu erahnen, was es in ihm ausgelöst haben musste. Er wollte sie wieder küssen und in seinen Armen wissen. Ihm wäre alles egal, wenn sie das nur zuließ. Und wie Sanji so in sich ging, bemerkte er seinen Wunsch, dass er mehr wollte. Er wollte dieses Wagnis einer Beziehung eingehen. Alle anderen Frauen sollten egal sein, wenn er nur diese eine als die seine wissen durfte. Wenn er es recht bedachte, waren sie das schon immer. Hatte er mit den anderen Frauen nicht immer nur geflirtet, weil es sich gut anfühlte? Interessiert an mehr war er nur selten, doch als er dann Nami kennen lernte, wollte er nur noch diese eine. Doch es folgten all diese Abweisungen. Und Nami mit anderen Frauen eifersüchtig machen klappte auch nie. Vielleicht hatte er das aber nie gebraucht. Tatsächlich hätte er einfach nur er selbst sein müssen. War das die ganze Zeit die Antwort gewesen, nach welcher er gesucht hatte? Das wollte er sein. Ganz er selbst. Als Nami endlich wieder das Bad verließ, erhob er sich von seinem Platz auf dem Sofa, ging zu ihr und griff ihre Hand. Erstaunt wirkte sie, doch ganz zu Sanjis Freude, entzog sie ihm ihre Hand nicht. „Es gibt da ein paar Dinge, die ich dir zeigen muss“, sagte er mit fester und bestimmender Stimme, „...bestimmt können sie verwirrend sein. Vielleicht auch schrecklich. Aber ich weiß, dass du sie verstehen kannst.“ Mit fragendem Blick sah sie ihn an. Innerlich schien sie eine Entscheidung zu treffen - dann nickte sie. „Gut, dann komm. Wir dürfen uns nicht von meinem Vater erwischen lassen. Ich glaube nicht, dass er das Vorhaben unterstützen würde. Dennoch müssen wir es schaffen, Klio zu finden. Sie allein kann uns helfen.“ Endlich grinste Nami und begann an Sanjis Hand zu ziehen, damit er sich in Richtung der Tür bewegte. „Na dann komm! Wir müssen gehen. Du hast mich ganz schön neugierig gemacht.“ Sanji lachte, als sie durch die Tür gingen. Dann verstummten sie. Nami tat es aus Neugier und Sanji wollte einfach nicht die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sie ziehen. Es war ein sonderbar schönes Gefühl – gemeinsam, Hand in Hand und ganz ohne jeden Zwang etwas unternehmen. „Da ist sie!“, Nami deutete auf Klio, welche gerade in einigen Metern Entfernung in ihren Gang einbog. Etwas erstaunt blickte diese erst drein, doch gleich erstrahlte ihr Gesicht vor lauter Freude. „Guten Morgen, die Hoheiten! Wie darf ich euch helfen? Was braucht ihr? Wie war übrigens gestern die kleine Überraschung für Sanji? Hat er sich gefreut?“ „Klio...“, begann Sanji sie gleich zu beruhigen und legte einen Finger auf seine Lippen, „Wir brauchen in der Tat deine Hilfe. Wer bewacht die Schlüssel?“ Die junge Frau mit den weißen Haaren blinzelte und wurde ganz leise. „Welche Schlüssel meinst du?“ Auch Nami schielte ihn nun noch interessierter von der Seite an. Leicht drückte sie seine Hand. Unbedingt wollte sie wissen, von was er da redete. Doch dieses Mal sollte sie sich noch etwas gedulden. „Die Schlüssel für unten“, murmelte Sanji und deutete auf den Boden. Ein langgezogenes 'Oh' entfloh Klios Lippen, dann nickte sie gleich wissend. „Kannst du sie bitte so schnell und diskret wie möglich für uns besorgen?“ „Ach, das wird nicht mal nötig sein. Ich bin schließlich diejenige, die sie behütet. Wahrscheinlich ist das das spannendste, was ich je von meiner werten Schwester aufgetragen bekommen habe. Ich habe ihn auch direkt mit. Aber bist du dir wirklich sicher?“ Sanji nickte und er und Nami sahen sich für einen Moment an. Wollte er ihr wirklich dieses Geheimnis offenlegen? „Ja, das bin ich.“ Freudig sprang Klio auf und ab und klatschte in die Hände. „Sehr schön. Dann werde ich euch direkt dorthin bringen. Dein Vater soll doch bestimmt nichts davon merken, richtig? Oh, ich liebe solche Under-Cover Aktionen! Jetzt kommt.“ Hastig griff sie Namis Handgelenk und zog sie so schnell durch die Gänge und Korridore des Schlosses, dass selbst Sanji manchmal nicht wusste, wo sie sich befanden. Doch irgendwann gelangten sie an eine Wendeltreppe, welche hinab, tief unter die Erde, führte. „Spiral Down Island hat es so mit seinen Geheimnissen, die unter der Erde liegen, habe ich Recht? Die Maschine. Die Unterirdische Stadt. Und nun das hier...“ Verdutzt sah Sanji Nami an, nickt dann aber. „Du hast wohl recht. Aber es gibt auch interessante Dinge, welche an der Oberfläche liegen. Wenn du willst, zeige ich sie dir später.“ Sanft begann Nami zu lächeln. „Das wäre sehr schön.“ War das der Moment? So selig und anziehend? Langsam lehnte er sich zu Nami, um sie zu küssen. Für den jungen Mann war in eben diesen Moment alles so passend. Ein romantisches Seufzen ließ ihn erfrieren. Tatsächlich – er hatte Klio vergessen. „Hach, ihr seid ja so romantisch. Ihr seid so ein schönes Paar. Wie ist das nur möglich?“ Sanji räusperte sich, peinlich berührt. Ein Paar? Das wäre großartig - wenn Nami selbst es denn auch zuließ. „Wollen wir dann?“ Ohne das er auf eine Antwort wartete, begann er die Treppe hinabzuschreiten und schon wie damals, als sie die unterirdische Stadt betraten, ließ er die Hand der Navigatorin keine Sekunde lang los. Klio folgte. Es dauerte einige Zeit, als sie immer tiefer und tiefer gingen. Zum Glück, so dachte Sanji, war dieser Gang beleuchtet durch Kerzen, befestigt an den Wänden. „Will ich wissen, wie weit unter der Erde wir nun sind?“, fragte Nami. „Schon einige Meter. Diese Gänge führen ja nicht nur zu dem Baum, nein, sogar zu der Maschine, welche diese Insel schwimmen lässt“, als Klio dies aussprach, gab die Erde unter ihnen einen Ruck nach, als hätte sie ein Zauberwort gesagt. „Wo du da gerade darüber sprichst – hat der König denn irgendwas in Planung, um diese ständigen Erdbeben zu verringern?“, forderte Nami bestimmend. „Nun...“, sie gingen weiter hinab. „Ab und an sieht wohl jemand nach.“ Klio wirkte bescheiden. Sanji wusste genau, warum ihr gesamtes Wesen sich so plötzlich änderte. Denn warum sollte sich sein Vater um jemand anderes als sich selbst kümmern? Er schwor – wenn es durch die Maschine zu einer Katastrophe kommen sollte, so würde er nur sich selbst retten. „Ich verstehe“, murmelte Nami und bestimmt dachte sie das gleiche, wie der junge Koch. Endlich kamen sie unten an und erneut zitterte die Erde unter ihren Füßen. Wurde es immer schlimmer, oder bildete es Sanji sich nur ein? Zu dritt standen sie vor einer Tür aus Eisen. Sie war schlicht, ganz ohne jede Verzierung und ohne jeden Schnörkel. Ganz anders, als all die anderen Türen dieses Schlosses. „Da sind wir“, Klio griff zu ihren Hals hinauf, und nahm ihre Kette ab. Ein schwerer Schlüssel befand sich in deren Mitte, mit welchem sie das Schloss löste. „Ich warte hier und schiebe Wache.“ Sanji lächelte und nickte. „Danke“, flüsterte er bedeutend und schritt gemeinsam mit Nami durch die Tür, welche sich hinter ihnen mit einem lauten Knall schloss. „Das ist ja...Wahnsinn!“, keuchte Nami erstaunt und sie lies die Hand des jungen Mannes los, um einige Schritte allein zu gehen. Sanji blieb hinter ihr. Erst solle sie sich umsehen. Fragen gäbe es ohnehin genug. Doch er musste ihr Recht geben: Der Anblick, der sich ihnen bot, war wirklich atemberaubend. Direkt hinter der Tür begann eine kleine Brücke, welche über einen Fluss führte. Dieser floss im Kreis, entlang der Wände. Aus einer dieser Felswände kam sogar ein Wasserfall rauschend hervor. In der Mitte des Raumes befand sich eine Insel, verbunden mit der Tür durch die Brücke. Sattes, grünes Gras wuchs dort und unzählige, bunte Blumen, deren Namen Sanji nicht einmal kannte. Doch auch ein einziger, riesiger Baum, dessen Wipfel bis hinauf zur Decke reichte, thronte dort. Er verdunkelte den Raum durch seinen gewaltigen Schatten. „Wie kann dieser Baum wachsen?“, fragte Nami voller Staunen, als sie die Insel betrat, „Ohne Sonne? Ohne Wind und Regen? Wie kann das alles hier sein? Sanji?“ Sie blickte ihn an und er folgte ihr endlich. „Was ist das hier für ein Ort?“ Noch blieb er ruhig. Noch ein wenig länger, sollte sie diese Eindrücke sammeln. Vorsichtig strich sie über die Rinde des Baumes. „Diese Rinde. Sie ist so eiskalt.“ Erstaunt blinzelte sie, als sie hinaufblickte. „Ist das eine einzelne Frucht?“ Sie sah ihn an und kam wieder zu Sanji zurück, welche nun auch auf der Insel stand. „Dieser Ort wirkt so unwirklich. Ich weiß, dass man sich bei all der Schönheit geborgen fühlen sollte. Doch irgendwie ist da auch dieses Unbehagen und...Angst.“ Das war es, was Sanji auch verspürte, tief in seiner Magengegend. Doch er wusste, was da vor ihnen lag. „Das ist der Teufelsbaum.“ „Der Teufelsbaum...?“, fragend sah sie ihn an, runzelte sogar die Stirn. Doch dann schien ihr plötzlich ein unglaublicher Gedanke gekommen sein. Die Augen der jungen Frau wurden groß, ihr Ausdruck ungläubig. „Teufelsfrüchte. Hier ist ihr Ursprung, richtig?“ Sanji nickte, steckte seine Hände in die Taschen seiner Hose und deutete ihr mit der Bewegung seines Kopfes an, ihr zu folgen. Dann standen sie da, auf der ihnen vorher abgewandten Seite des Baumes. Eine Empore aus antikem Stein stand dort. Auf ihr lag ein altes Buch. Die Seiten waren rissig und vergilbt. Doch die Schrift und die Zeichnungen waren alle noch perfekt zu sehen. „Man sagt, dass der Teufel und Gott sich einst bekämpften. Jeder wolle der bessere und stärker Herrscher für die Menschen sein. Doch allein konnten sie diese Kämpfe nicht austragen. So erschuf Gott drei Waffen. Eine, um das Land zu zerstören. Eine andere, damit man die Meere beherrschte. Die Letzte mache einen zum Herrscher der Himmel.“ „Die antiken Waffen? Pluton, Neptun und Uranos?“ „Ganz genau. Doch der Teufel wollte nicht einfach so aufgeben. Er wollte, dass die Menschen sich gegen diese Waffen und Gott wehren konnten. Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, sich und alles, was ihnen lieb war, zu schützen. So pflanzte er hier diesen Baum, an welchen Früchte mit unzähligen Kräften wachsen sollten. Ein jeder solle von diesen essen können.“ Nami hörte genau zu und blickte hinauf zu der einzelnen Frucht, welche da noch hing. Ihre Form erinnerte stark an die einer Birne. Sie war grün und übersät mit Kringeln – genau wie die Augenbrauen der Bewohner von Spiral Down Island. „Doch als diese Kämpfe bald ihr Ende fanden, lag die Welt in Trümmer. Gott und der Teufel sahen, was sie getan hatten. Um zu verhindern, dass dies noch einmal geschehen sollte, versteckte Gott seine Waffen auf dieser Welt, während der Teufel sein Werk bewachen ließ – von meinen Ahnen. Um diese Menschen zu kennzeichnen, so sagt man sich, gab er ihnen diese Augenbrauen. So ist zumindest die Geschichte.“ Kurz waren sie still, doch dann fragte Nami: „Glaubst du daran, Sanji?“ „Nun...“, er blickte zum Teufelsbaum hinauf, „..., dieser Baum steht hier und an ihm wuchsen die Teufelsfrüchte. Und wir wissen auch, dass die antiken Waffen existieren. Der Rest ist sicher Auslegungssache.“ Sie nickte. „Vor vielen Jahrhunderten begann man die Teufelsfrüchte für viel Geld zu verkaufen. Das war ein Fehler. Denn anstatt, dass die Kräfte der Früchte, nach dem Tod des Nutzers, wieder zurück zum Baum gelangten, wanderten sie in die nächste Frucht.“ „Deshalb baute man die Maschine, nicht? Damit diese Insel schwimmen konnte, um diese Teufelskräfte wieder einzufangen?“ Sanji schmunzelte. Nami war wirklich brillant und verstand alles sofort. „Genau. Wie du aber sehen kannst, ist diese Aufgabe nicht gerade von Erfolg gekrönt. Zumal – diese eine Teufelsfrucht, die du dort oben siehst, ist nur die Unnütz-Frucht.“ „Unnütz-Frucht?“, fragte Nami ungläubig. „Wie kann denn bitte eine Teufelsfrucht nutzlos sein?“ „Nun, es ist so...“, gleich begann er in dem Buch zu blättern, „...recht früh begannen meine Ahnen Buch zu führen: Wie sieht welche Frucht aus und welche Fähigkeiten beherbergen sie. Jede Einzelne wurde geprüft, vermessen und schließlich kategorisiert. So auch die Unnütz-Frucht. Nun ja – ihre Kraft ist es, bei Berührung, die Auswirkungen der anderen Teufelskräfte rückgängig zu machen.“ „Das stelle ich mir aber als sehr praktisch vor.“ „Dann stell dir nur einmal den Kampf gegen Ruffy vor. Da gibt es nichts, was man rückgängig machen kann. Und so müsse man sich allein auf seine körperlichen Kräfte oder Waffen verlassen.“ Sie nickte. „Ich verstehe dich.“ Nami verschränkte die Arme vor der Brust und begutachtete den Baum erneut. Dabei fiel ihr etwas am Stamm, knapp über den Boden auf. „Was ist das?“ Auch Sanji sah zu der Kerbe im Holz. Sie wirkte alt und schon leicht verwachsen. Dennoch blieb sie deutlich erkennbar. Ein Beweis dafür, dass jemand die Baum schon einst fällen wollte. „Dieser Baum sollte einst fallen. Wie du siehst, ist dieses Vorhaben fehlgeschlagen. Doch, so es heißt, soll das der Grund sein, warum Teufelsfruchtnutzer nicht schwimmen können und sich in Wasser schwach fühlen.“ Nami begann langsam in dem Buch zu blättern und zu lesen. „Wirklich faszinierend. Das sind Dinge, die sich Robin mal ansehen sollte. Sieh dir nur an, wie alt diese Schrift ist! Aber es fehlen auch einige Abschnitte. Sogar manche Seiten. Sogar bei dieser Unnütz-Frucht.“ Sanji war erstaunt. In seiner Kindheit hatte er oft dieses Buch durchstöbert und überlegt, wie es wäre, Teufelskräfte zu haben. Doch auch die Fähigkeit zu schwimmen wollte er dabei nie verzichten. Dann, als er in der Pubertät war, hielt er erneut, in Kopie, diese Schriften in seinen Händen und wieder stellte fest, wie unglaublich unpraktisch Teufelsfrüchte doch eigentlich waren. Bis auf – das musste er oft voller Scham feststellen, die Unsichtbarkeits-Frucht, denn mit diese konnte man manch praktische Dinge anstellen. Nur leider hatte ja dieser schleimige Ekel-Kater sie gegessen und die Kräfte darin bekommen. Und nutzte die zu allem Überfluss auch noch, um sich an Nami ran zu machen. Dass aber an Stellen der Unnütz-Frucht, vielleicht wichtige Details fehlten, war ihm komplett neu. „Lass mich mal sehen.“ Nami machte etwas Platz, den Sanji gleich füllte. Da sah er, wie ganz unten auf dieser Seite, ein schmales Stück Papier fehlte. Es sah sogar mutwillig ausgerissen aus. „Tatsächlich. Du hast recht.“ „Natürlich“, ein verschmitztes Lächeln überzog ihre Lippen und stolz verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, „Solche Kleinigkeiten fallen mir nun mal auf.“ „Das weiß ich und das ist wirklich eine großartige Eigenschaft. Das macht dich sehr attraktiv.“ Ihr Grinsen wurde langsam zu einem sanften Lächeln und sie drehten sich einander zu. „Weißt du – diese Komplimente sind schön. Vor allem wenn sie nur mir gelten und nicht tausend anderen Frauen. Und auch die Art und Weise, wie du sie aussprichst...es fühlt sich gut an.“ Sanjis Herz begann zu trommeln. Meinte sie das ernst? Konnte es die Wahrheit sein? Der Smutje schluckte und richtete seinen Arm auf, um eine Hand auf ihrer Seite ruhen zu lassen, während er mit der anderen behutsam ihr Gesicht berührte. Er schluckte und nahm all seinen Mut zusammen. „Nami, ich glaube wir sollten mal über die letzte Nacht und den K-“ Sie wurden unterbrochen von heftigem Lärm. Die Tür wurde aufgestoßen und die Strohhüte und Klio kamen hereingeplatzt. „Nami! Sanji! Da seid ihr ja! Mir ist langweilig! Und ich habe Hunger!“, rief Ruffy gleich. „Und die Sunny ist so gut wie vollendet. Unsere Reise kann bald weitergehen“, sagte Franky stolz und begann zu posieren. „Yohohoho! Der König fragte uns auch schon, wo ihr seid!“ „Es tut mir leid – ich konnte eure Freunde leider nicht aufhalten!“, entschuldigte sich Klio. „Sanji! Du musst dein Bein schonen!“, forderte Chopper. „Ich weiß, wie wir deine Prothese optimieren“, kam es schließlich noch von Lysop. Sie alle sprachen durcheinander. Der eine verlangte dies, der andere das. Nur Robin und Zorro waren ruhig. Noch. Denn plötzlich sagte der Grünhaarige etwas, dass die beiden auseinander springen ließ, während die anderen vor Erstaunen in Ruhe verfielen: „Die beiden sind ja am rumturteln.“ Es schauderte ihn sichtlich, während Robin lächelnd hinzufügte: „Es hat auch einiges an Zeit benötigt.“ „Yohohoho – da muss ich ja mein Lied neu komponieren. Es soll ja wirklich für eure Hochzeit passen.“ „Wie romantisch“, säuselte Franky, „In schweren Zeiten findet sich das junge Glück zusammen. Welch tragische Liebesgeschichte.“ „Da werden die anderen Piraten aber Augen machen!“, Lysop zwinkerte. „Moment...wovon reden hier alle?“, fragte Klio plötzlich lautstark. Als Nami sich entsetzt gegen die Stirn schlug, konnte Sanji sie „Diese Idioten“, flüstern hören. Denn, wirklich, sie waren nun wirklich aufgeflogen. „Okay, Leute. Ihr geht jetzt besser alle“, befahl Sanji seinen Freuenden gleich. Er blickte zu der Navigatorin. Es schmerzte ihn, dass sie wieder nichts zwischen ihnen klären konnten. Dabei wurde das doch langsam von Tag zu Tag wichtiger. „Du auch Nami...“ Sie verstand gleich und nickte. Doch noch bevor sie ihn verließ, griff er schnell nach ihrem Handgelenk. Noch einmal hatte der Koch ihre Aufmerksamkeit. „Wartest du oben an der Treppe auf mich?“ Verständnisvoll lächelte sie. „Natürlich.“ Dann verließen die Strohhüte diesen unterirdischen Raum und ließen den Smutje mit seiner Kindheitsfreundin zurück. Klio verschränkte die Arme. „Du bist also ein Pirat? Warum weiß ich nichts davon? Und was genau ist das mit Nami? Liebt ihr euch doch nicht?“ Sanji seufzte und begann zu erzählen. Von allem, was sie erlebt hatten. Ihren Abenteuern. Ihren Kämpfen. Dieses Mal ließ er nichts aus. Auch nicht, dass er ein Pirat war. Aber er gestand ihr auch, dass diese ganze Ehe von Beginn an eine Farce war. Das zu Beginn er nicht diese Gefühle für Nami hatte, wie sie sich nun entwickelt hatten. Und Klio hörte bei jedem Wort stumm zu. „Und so ist es nun. Wir wollen meinen Vater stürzen. Er ist nicht gut für diese Insel. Unser Ziel ist es, dass er mich durch diese Hochzeit akzeptiert und zum König macht.“ „Wow. Ich bin sprachlos“, stellte die junge Frau fest und das war wahrlich eine Seltenheit. Sanji wusste aber nicht, ob es gut, oder doch eher schlecht war. Für einige Augenblicke blieben sie stumm. Hatte er seine Freundin verärgert? Sollte er sich entschuldigen? Doch dann, aus heiteren Himmel, umarmte sie ihn und sie wirkte überglücklich. „Das ist alles so großartig! Und ich dachte, du wärst so ein verweichlichter Abenteurer geworden! Aber ein Pirat! Das ist Wahnsinn! Außerdem finde ich so deine Liebesgeschichte mit Nami viel schöner und romantischer. Und ich trete dir in den Hintern, wenn du nicht gefälligst den nächsten Schritt wagst. Und das mit deinem Vater...“ Sie atmete lange durch, dann nickte Klio. „Das verstehe ich. Vollkommen. Du musst wissen, ich bin wirklich ein Königstreuer Mensch. Ich verehre deine Familie, seitdem ich denken kann. Ich meine – sieh dir nur einmal diese wichtige Aufgabe an“, mit einer ausladenden Geste deutete sie zum Teufelsbaum, „Aber dein Vater ist dem nicht gewachsen. Seitdem deine Mutter tot ist, hat er nur noch Augen für seine Mätressen und all das Gold. Natürlich, das Volk ist reich dadurch. Und auch glücklich. Zumindest über ihren Zustand. Aber was wissen sie schon von ihrem König? Sanji, ich habe mich umgehört – vielleicht hast du noch nicht viel erreicht, als junger Prinz, der du ja bist, aber dennoch liebt das Volk dich mehr, als deinen Vater. Außerdem würdest du niemals jemanden zu Gold verwandeln. Beziehungsweise, das Bein des eigenen Sohnes, sodass es abgenommen werden musste...“ „Du weißt davon?“, fragte er erstaunt, denn bisher kam kein Wort darüber über ihre Lippen. „Das ganze Volk weiß davon. Nur alle haben Angst, etwas darüber verlauten zu lassen. Eben wegen deinem Vater.“ Freundschaftlich legte Klio eine Hand auf seine Schulter. „Du bist ein viel besserer Mensch, als du vielleicht denken magst und vor allem, als dein Vater es auch immer angibt. Also schnapp' dir das Mädchen und tritt deinem Alten gefälligst in den Arsch und vom Thron.“ Zuversichtlich begannen beide zu grinsen. Es war ein großartiges Gefühl, sich so von seiner Freundin in allem bestätigt zu fühlen. Gerade wollten sie gehen, da fiel ihm etwas ein. Ein kleiner Gefallen. „Klio, in dem Buch über Teufelsfrüchte scheint eine wichtige Zeile über die Unnütz-Frucht zu fehlen. Ist es möglich, sie irgendwo ausfindig zu machen?“ „Zu deinem Glück fand ich diesen Schnipsel einst zwischen den Seiten eines Buches in der Bibliothek. Warum fragst du? Du hast doch nicht etwa vor, sie zu essen, oder etwa doch?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)