Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 18: Ein Käfig aus Gold ------------------------------ 18. Ein Käfig aus Gold „Keine Zeit! Keine Zeit!“, rief Thalia wieder und wieder. Hier zog sie an einem Band. Da kürzte sie erneut die Schleppe. An der anderen Stelle versetzte sie die Naht. „So viele Änderungen. Zu wenig Zeit! Wie stellt sich der König das nur vor!? Oh je. Oh je.“ Genau so musste sich eine Schaufensterpuppe fühlen, sofern überhaupt möglich, dachte sich Nami. Denn dort zog man an ihr. Da begann es zu drücken. Und ihre Brust fühlte sich so schrecklich eingeengt. „Du siehst ganz entzückend aus“, kam es von Robin, welche eindeutig am ruhigsten wirkte. Bereits voll eingekleidet saß sie an einem kleinen Tisch und Nami musste zugeben, dass ihr das fliederfarbene, schulterfreie Kleid unglaublich gut stand. „Das wird deinem Prinzen bestimmt gut gefallen.“ Im Spiegel sah sie ihre Freundin an und wusste nicht genau, ob sie scherzte, oder es tatsächlich ernst meinte. „Okay. Kleid ist fertig. Schleier. Kein Schleier. Doch eine Blume im Haar. Ach nein, lieber nicht.“, Thalia begann sich aufgeregt Luft zu zufächern. Beruhigend legte Nami eine Hand auf ihre Schulter und lächelte sanft. „Du machst das ganz hervorragend, Thalia. Und das Brautkleid ist dir wirklich perfekt gelungen.“ Breit begann die Dienerin zu strahlen, als sie die Worte der Navigatorin hörte. „Vielleicht kann ich es einrichten, dass Zorro dich um einen Tanz bittet.“ „Das würdest du tun?“ Nami wusste zwar noch nicht, wie genau sie das anstellen sollte, diesen sturen Bock zu überreden, aber ein Versuch war es allemal wert. Denn, als sie sich so im Spiegel ansah, fühlte sie sich wie eine richtige Prinzessin. Natürlich war das Kleid schneeweiß. Die Schleppe war so lang, dass Nami Angst hatte, sich darin zu verfangen. Die Silhouette des Kleides war wunderbar ausgearbeitet. Es saß perfekt an jeder ihrer Kurven, passte wie eine zweite Haut. Der Ausschnitt war herzförmig, die Schultern frei, der Rücken versetzt aus einer Kombination aus Spitze und Schnürungen. Auch der Stoff, den die Schneiderin teuer erstanden hatte, war in Verzierungen am Kleid eingelassen. Gerade, als Thalia begann Namis langen Haare zu bändigen und zu einer edlen Frisur hochzustecken, bemerkte sie, wie glücklich sie war, dass sie den Armreif ihrer Schwester über die langen, weißen Handschuhe tragen durfte. Die kleinen, einfachen Brillantohrringe hatte sie von der Schneiderin selbst bekommen. „Das wird mein Meisterwerk. Schließlich wirst du zu einer Königin. Also solltest du auch aussehen, wie eine.“ Innerlich strahlte Nami. Als Sanji sagte, sie sollten zum Schein heiraten, hätte sie nie gedacht, sich einmal so sehr auf diesen Moment zu freuen. Sie war glücklich. Denn schließlich hatte ihr ganzer Aufenthalt auf Spiral Down Island doch so viel verändert. So viel geschaffen. Sie waren ein Paar! Hätte ihr das jemand vor einigen Monaten erzählt, hätte sie ihn ausgelacht. Doch wenn sie nun an Sanji dachte, so schlug Namis Herz gleich schneller und ihre Wangen färbten sich rot. Sie wollte zu ihm, in seine Arme genommen werden und ihn küssen. Seinen Körper gegen ihren gedrückt wissen, seinen Duft atmen und seine Lippen schmecken. All diese schönen Gefühle spüren, wie an diesem Morgen, der so schön begonnen hatte. „So, fertig. Mein Meisterwerk. Solch eine schöne Braut wird einfach in die Geschichtsbücher eingehen!“ Erstaunt begutachtete Nami dieses kunstvolle Geflecht ihrer Haare. Etwas sorgte sie sich, diese wieder zu entwirren – doch das waren mehr die Gedanken für einen späteren Zeitpunkt. „So kann man wirklich Heiraten. Alle werden Augen machen. Und Sanji wird es lieben.“ „Ich weiß“, flüsterte sie etwas schüchtern und senkte ihren Blick. Dann klopfte es an der Tür. „Herein!“, verlangte Thalia, als sie all ihre Werkzeuge zusammenpackte und in einem kleinen Koffer verstaute. Es war der König. Robin stand gleich auf, als sie ihn sah und Thalia salutierte. Nur Nami begutachtete ihn weiterhin ruhig durch den Spiegel. Auch er trug eine edle Robe, mit einem Umhang und einer Weste aus golden schimmerten Stoffen. Sogar weiße Handschuhe trug er. In seinen Händen hielt er zwei Kästchen und Nami fragte, was sich wohl darin befand. Doch sie bemerkte auch, wie ruhig er wirkte. All der Zorn vom Morgen war verschwunden. War ihm bewusst, dass die letzten Stunden als König für ihn geschlagen hatten? Wusste er, dass Sanji bald seinen Thron einnahm? Hatte er sich tatsächlich damit abgefunden? Was diesen Wutausbruch nur wenige Stunden zuvor verursachte, konnte Nami nur erahnen. Denn Zeit, um sich mit Sanji, oder gar Ruffy auszutauschen war nicht mehr geblieben. Zu schnell hatte man sie wieder zum Schloss gebracht, wo dann auch schon die Vorbereitungen für das Fest begannen. Nami aber glaubte, dass es kaum mit dem verlorenen Dieb oder dem verschwinden der Unnütz-Frucht zu tun hatte. Wohl eher war ihm bewusst, dass die Menschen der unterirdischen Stadt noch lebten. Vielleicht sogar, dass sie sich auf der Sunny versteckten. „Würden die Damen mich mit meiner künftigen Schwiegertochter allein lassen?“ Thalia gehorchte sofort. Robin aber blieb weiterhin ruhig stehen. Nami erkannte genau die Zweifel, ob sie denn Nami in seiner Obhut lassen konnte. Als die Navigatorin nickte, sagte König Mides auch schon: „Mein liebes Fräulein, habt keine Sorge. Ein armer, alter Mann, wie ich es bin, wird eurer Freundin nichts tun. Thalia? Würdest du sie bitte schon zum Festsaal geleiten?“ „Sehr wohl, eure Hoheit. Kommt Ihr?“ Robin nickte nur, verengte die Augen und folgte der Schneiderin. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Nami presste nur die Lippen aufeinander, blickte zu Boden. „Ich habe hier noch zwei kleine Geschenke. Für die werdende Königin von Spiral Down Island.“ Er kam auf sie zu und als er neben ihr stehen blieb, die Kästchen nieder legend, sah sie ihn endlich an. „Das wäre doch nicht nötig gewesen...“ „Doch, doch, mein schönes Fräulein. Dies sind Gaben, welche auch schon meine Frau und deren Mutter zu ihren Hochzeiten trugen. Du siehst, es sind Erbstücke. Ich glaube, dass auch mein Sohn sich sehr darüber freuen würde, wenn du sie tragen würdest.“ Er öffnete das erste, schmalere der zwei Kästchen und ein auf Samt gebettetes Diamantkollier kam zum Vorschein. Selten hatte Nami so etwas Funkelndes und Wertvolles gesehen. Sie konnte nur erahnen, wie viele Millionen Berry es wert sein musste. Mit flinken Fingern hob er die Kette geschickt aus deren Bett heraus und legte sie um Namis Hals. Dabei kam er ihr gefährlich nahe so wich sie eiligst einen Schritt, nach dem Schließen der Kette, zurück. Schwer lag das Kollier auf ihren Schultern. Nami bemerkte sofort, wie es ihr das Schlucken erschwerte. Aber vielleicht kam dieses Gefühl allein von dem König und der Gefahr, die von ihm ausging. Schnell öffnete er auch die Schlösser des zweiten, hohen Kästchens. Es war die passende Krone. „Bekommen wir die nicht erst zur Krönung?“, fragte Nami erstaunt, doch König Mides schüttelte den Kopf. „Nein. Mitnichten, meine Liebe. Du siehst, diese hier ist die Zeremonienkrone. Man trägt sie zu speziellen Anlässen, wie der Hochzeit, zum Neujahrsfest, oder sogar zum eigenen Geburtstag. Dann haben wir noch die Regentschaftskrone, so wie die meine. Sie wird sonst alltäglich getragen und ist daher recht schlicht.“ Behutsam hob er das kleine Kunstwerk aus der Schachtel und setzte sie auf den Kopf der jungen Frau. Auch diese übte ein enormes Gewicht auf sie aus. Nun sah sie wieder zum Spiegel. Nun fühlte sich Nami nicht nur wie eine Prinzessin, sondern tatsächlich wie eine Königin. Ein beachtliches Gefühl und eines, vor welchem sie sich auch etwas fürchtete. „Das sind nur einige kleine, nette Gesten“, sagte König Mides, „...., wenn du wolltest, könnte dir noch viel mehr gehören.“ Erstaunt wirbelte sie wieder ihren Kopf herum und sah Sanjis Vater mit gerunzelter Stirn an. Was genau meinte er damit? „Wie bitte?“, fragte sie nach und fasste mit ihrer Hand zu dem Diamantkollier. „Ich will kein Geheimnis mehr daraus machen. Doch du gefällst mir. Sehr. Ich fühle mich dir körperlich hingezogen. Verehre deine Schönheit und Intelligenz.“ Wieder wich sie einen Schritt zurück. Nein. Das konnte einfach nicht sein! „Dein Temperament ist erregend. Ich brauche eine Frau, die mir auch einmal Kontra bietet. Vergiss meinen idiotischen Sohn! Heirate mich stattdessen. Dann lasse ich all deine Wünsche in Erfüllung gehen – egal, wie kostspielig sie auch sein mögen!“ „Eure Majestät...ich fühle mich geehrt..., a-aber“, stotterte sie. Darauf antworten konnte sie nicht. Es fehlten ihr einfach alle Worte. Dieser leicht hoffnungsvolle Schimmer verschwand schnell wieder in König Mides Auge und sein Gesicht wurde wie versteinert. Ein bitterer, einschneidend kalter Blick war nun zu erkennen und er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Aber was?“, fragte er und Nami war entsetzt über die Kälte, die sie dort fand. „Bin ich einer Piratin etwa nicht gut genug? Ist das so, Diebische Katze?“ Nami riss die Augen auf, als sie ihren Spitznamen hörte und hastig schüttelte sie ihren Kopf. „Nein? Nennt man dich so nicht? Navigatorin der Strohhutpiraten? Dachtet ihr wirklich, ihr könntet mich bis zum Ende hinter das Licht führen? Dass ich auf euer kleines Schauspiel hereinfalle?“ Grimmig lachte er und Nami bemerkte, wie sie zu zittern begann. So umarmte sie sich schnell selbst. Wieder wich sie einen Schritt aus. Doch er folgte mit gleich zweien nach. „Dachtet ihr, ich würde die Steckbriefe nicht kennen? Nur weil diese Insel durch ihre Mobilität etwas von der Außenwelt abgeschnitten ist? Ich kenne einige hohe Tiere bei der Marine. Soldaten, Leutnats und Offiziere. Admiräle... Sie wären entzückt zu hören, dass ihr euch hier aufhaltet und dass ihr Kriminellen helfen wollt. Wo habt ihr sie denn versteckt? Die ganze Insel wurde abgesucht und keine Spur von ihnen. Na? Wie lautet die Antwort?“ Nami presste ihre Lippen aufeinander und sah ihn einfach nur an. Denn, so hatte sie das Gefühl, eine wirkliche Antwort wollte er gar nicht. Als er weitersprach, sah sie sich bestätigt: „Es ist auch egal. Ich dachte nur, du wärst klug genug, nicht auf die kleinen Spielchen meines idiotischen Sohnes einzugehen.“ „Nenn ihn nicht so!“, fauchte Nami verteidigend und ballte ihre Fäuste. König Mides runzelte die Stirn. „Wie viel hat er dir gezahlt, um das zu sagen? Wie viel hast du verlangt, damit er dein Schweigen bekam. Er hat dich gekauft. Ist dir das bewusst?“ Mit jedem Wort, das er sagte, verschwand mehr und mehr die Angst, welche sie noch zu Beginn verspürte. Stattdessen kroch langsam in ihr eine eiskalte Wut hinauf, welche befreit werden wollte. Warum aber sprach er auch so über sie und Sanji? Er wusste doch gar nichts! „Weißt du, genau so läuft es auch mit meinen Mätressen. Jede, kleine Gefälligkeit kostet. Ist es denn nicht auch bei euch so? Bist du nicht auch zu seiner kleinen Schlampe geworden? Wie viel hast du schon verdient? Wie oft musstest du deine Beine dafür breit machen?“ Sie konnte nicht antworten. Zu schnell war er heran gekommen, stieß sie gegen die nächste Wand, hielt ihre Handgelenke fest, presste ihren Körper gegen den kalten Stein. Sie versuchte sich zu wehren, versuchte, aus dieser Lage herauszukommen. Doch er war zu stark. „Auch ich kann gut für dich zahlen. Sogar noch besser, als mein Sohn es könnte. Du könntest dir dann alles kaufen, von dem du je geträumt hast.“ Erst ganz sanft küsste er ihren Hals und wieder begann sie sich zu wehren. Dann biss er in ihre Haut, so kräftig, dass sie aufschrie. Das wollte sie nicht. Das durfte er nicht! Nur Sanji durfte sie so berühren. „Obwohl. Ich hätte es lieber, wenn ich dich als meine Frau wissen könnte. Angezogen als eine Braut bist du ja schon. Und die Zeremonie wird bereits vorbereitet. Verlass deine Crew und sei an meiner Seite die neue Königin von Spiral Down Island.“ „Nein!“, schrie sie, trat nach seinem Schienbein. Doch es war hart. Ihre Zehen begannen zu schmerzen und als sie nach unten sah, erkannte sie, dass sein gesamtes Bein sich von Gold wieder in Fleisch und Hosenstoff verwandelte. „Warum wehrst du dich? Habe ich dir nicht genug gezahlt? Ich dachte immer, dass die Navigatorin Nami diejenige war, die Geld und Gold über alles liebt. Waren meine Informationen da nicht richtig?“ Sie schluckte nur, starrte böse in seine Augen, hoffte, dass er darin all den Hass und die Verachtung fand, die er in ihr auslöste. Dann spuckte sie in sein Gesicht, traf genau goldenes, künstliches Auge. Wieder runzelte er die Stirn und lachte erneut boshaft auf. Das nächste geschah so schnell: Eine seiner Hände löste sich, wanderte zu dem Diamantkollier und mit aller Kraft zog er daran, bis der Verschluss brach. Doch das dauerte und so zog er ihren Körper mit. Als er die Kette in seinen Händen behielt, fiel sie zu Boden. „Du liebst ihn tatsächlich...“, flüsterte er belustigend. Ihr gesamter Nacken und die Schultern schmerzten. Nami wirkte so unglaublich schwach und gedemütigt in diesem Moment. Könnte sie nur so kämpfen, wie es die anderen immer taten. Hätte sie nur Teufelskräfte. Doch dann sah sie ihren Klima-Taktstock bei der Kommode liegen. Ihre Chance, auf einen fairen Kampf. Mit aller Kraft und so schnell sie konnte, kroch sie zu ihm. Natürlich bemerkte es der König gleich und mit drei hastigen Schritten, hatte er schon ihre Waffe gepackt. Seine Augenbrauen kletterten nach oben. „Nettes Spielzeug.“ Und damit verwandelte sich ihre Waffe zu Gold. Als Nami ihre letzte Chance, nun glänzend, zu Boden fallen sah, griff er schon in ihr Haar. Unter Schmerzen zog er sie daran auf, schubste sie gegen die Kommode und er lehnte sich schnell gegen sie. Ihr Kopf schmerzte und ihre Augen tränten und mit jeder Sekunde sah sie ihre Situation aussichtsloser werden. Er schob ihren Körper auf die Kommode, eine Hand auf ihren Rücken, welche sie fest gegen ihn drückte, die andere wanderte bereits unter ihren Rock. Er küsste sie, hart und biss in ihre Lippen. Es widerte sie an. Es war kein Vergleich zu Sanji und all der Liebe, Leidenschaft und Zärtlichkeit, die er ihr bot. Mit aller Kraft wollte sie ihn wegstoßen. Doch er ließ nur von ihren Lippen ab und lachte über ihre Versuche. Dann lehnte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte: „Was glaubst du, würde mein lieber Herr Sohnemann sagen, wenn du ein Kind von seinem Vater bekommen würdest?“ Nami riss die Augen auf, begann zu schreien, gar zu flehen, er solle sie endlich los lassen. „Nami, du hast geschrien?“ „Nein! Klio!“ Gleich zwei Stimmen ließen den König innehalten. Es waren Klio und ihre Zwillingsschwester Kalliope, welche durch die Tür gestürmt kamen. Die jüngere der beiden blieb wie angewurzelt stehen, die andere musterte die Situation genau. Entsetzt und hilfesuchend sah Nami zu den beiden. Doch sie hatte diesen gewissen Überraschungsmoment auf ihrer Seite und endlich genug Kraft den König von sich zustoßen. Klios Hand schnellte zu ihrem Mund. Sie konnte nicht verstehen, was sie gesehen hatte und in ihren Augen konnte Nami erkennen, wie sie nachdachte. Wem sollte sie ihre Treue zeigen? Dem König, welchem sie schon Jahre diente, oder doch der Freundin des Prinzen. Kalliope stand einfach nur neben ihrer Schwester, presste die Lippen aufeinander. König Mides atmete schwer vor Erregung, sah Nami erzürnt an, dann die beiden jungen Frauen. „Kalliope, ich habe dir doch befohlen, niemanden hier rein zu lassen!“, knurrte er wie ein bissiger Hund, bereit zum Angriff. „Verzeiht mir, meine Schwester konnte mich in einem unangebrachten Moment überwältigen.“ „Nami hat geschrien! Um Hilfe gefleht!“ Mit eiligen Schritten kam Klio zu ihr gelaufen. Beruhigend legte sie ihre Hände auf ihre Oberarme. Erst da bemerkte die Navigatorin, dass sie vor Weinen zitterte. „Alles gut. Dir wird nichts zustoßen“, flüsterte Klio und umarmte die junge Frau. „Nach welchem Plan werden wir nun vorgehen, Eure Hoheit? Wie es mir scheint, werdet ihr die Piratin nicht heiraten.“ König Mides strich sich, in Gedanken versunken, übers Gesicht. Dann richtete er den Kragen seines Hemds und zog seine Hose zurecht. Einen Handschuh zog er dabei aus. „Du hast recht. Sie ist zu starrköpfig. Hat Gefühle für meinen dilettantischen Sohn entwickelt – wer hätte das gedacht! Nein, sie ist keine gute Königin. Also Kalliope, du wirst nun ihren Platz einnehmen. Schreib die genaue Form ihres Kleides auf. Beschreibe es genau in Farbe und in der Beschaffenheit des Stoffes. Vergiss nicht einen Schleier zu erwähnen und eine Perücke mit ihrer Haarfarbe. Metis wird uns mit seiner Vorlese-Frucht große Dienste erweisen.“ „Sehr wohl, mein König.“ „Ihr denkt doch nicht ernsthaft, dass Prinz Sanji darauf reinfällt? Er wird die falsche Braut erkennen!“ Klio war verärgert. Zu gleich verschwand damit ihre ganze Quirligkeit und ihr ganzes, aufgedrehtes Wesen änderte sich. „Vielleicht. Doch bis das geschieht, ist die Hochzeit bereits vollzogen. Dem Volk wird gesagt, er hätte sich doch für eine andere, einheimische Person entschieden“, ein bösartiges Grinsen überflog seine Lippen. „Laut Plan werden das deine kleinen Piratenfreunde nicht gern sehen. Diesen Verrat. So würde es dazu kommen, dass meinem Sohn ein kleiner Unfall widerfährt und er den nächsten Morgen nicht erleben wird.“ „Niemand aus der Crew könnte ihn umbringen“, flüsterte Nami, als sich Klio endlich von ihr löste. König Mides lachte. „Dem Volk reicht schon eine vermummte Gestalt, die dem Prinzen ein Messer in den Rücken rammt. Der Rest ist Auslegungssache.“ Nami schluckte. Wie konnte man nur so skrupellos sein und seinen eigenen Sohn töten wollen? „Warum lasst ihr uns nicht einfach ziehen? Warum wollt ihr Sanji tot sehen? Euren eigenen Sohn.“ Er sah die Navigatorin stumm an, presste die Lippen aufeinander und verengte die Augen. „Ihr seid Piraten. Das wäre der erste Grund. Zweitens, mein Sohn tötete meine Frau-“ „Das war nicht seine Absicht! Das wisst Ihr genau“, rief Nami gleich heraus und ballte ihre Fäuste. „Alles war ein schrecklicher Unfall. Wenn, dann solltet Ihr allein Euch die Schuld geben.“ Er wieder lachte er auf. Wie Nami dieses Geräusch hasste. „Das ich nicht lache! Was hat er dir denn alles erzählt, Weib?“ Er schüttelte hektisch den Kopf, ging zu Kalliope und las sich hastig das durch, was sie geschrieben hatte. Knapp nickte er. „Schreib, dass das Kleid deine Größe haben soll.“ Dann blickte er die beiden Frauen am anderen Ende des Raumes an, sein Grinsen breit und boshaft. „Du hast aber in der Tat recht, meine süße, hübsche Nami. Ich tötete meine Frau aus voller Absicht.“ Klio keuchte als sie das hörte und ihre Augen weiteten sich vor Schock. Als hätte sie Angst in Ohnmacht zu fallen, klammerte sie sich an Namis Handgelenk. „Es war alles so perfekt. Dieser kleine Streich hätte sie nicht getötet. Schwer verletzt - sicher. Aber ich wollte mir sicher sein und mit meinen goldenen Kräften war es ein Leichtes. Noch leichter war es aber, die Schuld meinem Sohn zuzuschieben.“ „Warum?“, schluchzte Klio. „Ihr habt sie doch geliebt!“ König Mides zuckte mit den Schultern. „Natürlich habe ich das. Und doch wollte sie auch die Menschen der unterirdischen Stadt befreien. Wollte die ganzen Gesetze ihrer Gefangenschaft kippen.“ Ein Ruck unter ihren Füßen. Die Erde bewegte sich so heftig, dass der Raum für einen Moment in eine schräge Lage verfiel. „Sie war mir nur noch ein Dorn im Auge. Zum Glück konnte ich sie beseitigen.“ „Wie konntet Ihr nur?“ „Klio, zügle dich!“, ermahnte sie ihre Schwester. Doch die jüngere der Beiden schritt schon auf den König zu, die Fäuste geballt. „Das Volk liebte sie! Sanji liebte sie! Ihr könnt doch nicht einfach Menschen töten, wie es Euch beliebt. Ihr seid ein schrecklicher, grausamer König!“ König Mides hob nur seine Hand, schlug sie mit deren Rückseite nieder. Auch Nami kannte bereits diesen Schmerz. Schnell eilte sie der jungen Frau zur Hilfe, kniete sich neben sie. „Ich sehe, wie deine Loyalität nun diesem Piratenpack dient.“ Seine Stimme war wieder eiskalt. Als Nami zu ihm aufsah, hatte er bereits wieder die Arme hinter seinem Rücken verschränkte und sah sie an, als wären sie Abfall. Dann hielt er seine Hand nach der Navigatorin aus, wollte ihr aufhelfen. „Wenn du mit mir kommst, mich anstelle meines Sohnes nimmst, werde ich ihn vielleicht verschonen.“ Verachtend blickte sie ihn an, stand allein auf und stellte sich zum Schutz vor Klio. „Ich habe keine Angst vor diesen Worten. Sanji ist stark. Er wird dir schon in den Arsch treten, wenn du nicht aufpasst.“ „Ach ja?“ König Mides griff ihren Arm mit seiner nackten Hand, hielt ihn so fest, dass Nami Angst hatte, er könnte brechen. „So etwas lasse ich mir doch nicht von einer dahergelaufenen, kleinen Piratin sagen.“ Wieder erzitterte die Erde. „Du wirst schon sehen, was es heißt, sich mit dem König anzulegen.“ Plötzlich durchflutete ihr Arm eine eisige Kälte. Dann Hitze. Als König Mides seine Hand von ihr nahm, hatte sich ein goldener Abdruck in ihre Haut gebrannt. „Nein...“, wisperte Klio schockiert, während Nami einfach nur starren konnte, um zu begreifen, was geschehen war. Schon im nächsten Moment wurde der goldene Abdruck größer, ihr Arm schwerer. Da wusste sie, dass sie das gleiche Schicksal, wie Sanjis Mutter zu ereilen hatte. Ohne jeden Ausweg. „Schade, dass es so kommen musste. Aber, wer weiß, vielleicht bin ich ja so gnädig und erlöse dich von deinem Bann.“ Nami schluckte. „Ja, du hast richtig gehört. Ich kann meine Kräfte auch wieder rückgängig machen. Aber schon bei meiner Frau habe ich die Fähigkeit nicht angewandt. Und bei meinem Sohn..., sagen wir so, sein Bein war wirklich nur ein kleiner Verlust.“ Er sah Kalliope an, welche nickte und zur Tür ging. Im gleichen Moment bückte König Mides sich, berührte den Fußboden mit seiner freien Hand. Eine goldene Flut überzog sogleich den ganzen Raum. Stühle, Schränke, Vorhänge, Fenster, Wände. Alle das Mobiliar wurde zu Gold. „Welch ein schöner, goldener Käfig, für das kleine Vögelchen.“ Auch er schritt zur Tür und sah die beiden Frauen verachtungsvoll an. „Wenn du Glück hast und dein Herz in zwei Stunden noch nicht zu Gold erstarrt ist, befreie ich dich von meinen Teufelskräften. Bis dahin kannst du dir ja überlegen, ob du nicht doch meine Frau sein willst. Und Klio-“ Er sah sie finster an, „Für dich überlege ich mir noch eine passende Bestrafung.“ Ruckartig drehte er sich um, kehrte ihnen den Rücken zu. Noch bevor er die Tür von Kalliope schließen ließ, murmelte er: „Welch vortrefflicher Tod für eine Diebin, nicht wahr?“ Mit einem Knall fiel die Tür ins Schloss und auch sie wurde durch eine Schicht aus Gold versiegelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)