Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 21: Ohrfeigen und Küsse ------------------------------- 21. Ohrfeigen und Küsse Schwärze. Da war nichts als Schwärze, welche sie umgab. Ein Taumeln, hinab in die Abgründe und nichts als Ahnungslosigkeit, Angst und Sorge. Hier gab es kein Licht, keine Wärme und nichts Schönes, was sie mit der Welt verband. Wie lange sich Nami in dieser Unwirklichkeit befand, war ihr nicht bewusst, doch als sie ihre Augen das erste Mal seit Langem wieder öffnete, stach das Licht so heftig, dass sie ihre Lider gleich wieder schloss. Ihr Kopf begann zu pochen und ein kehliger Laut kroch aus ihrem Hals. Wo sie war und ob da noch andere waren, hatte sie nicht erkennen können. Zumindest hörte sie niemanden. Nur bei dem stechenden Schmerz, welcher sich von ihrem linken Arm aus verbreitete, war sie sich sicher. Sollte sie es wagen, noch einmal ihre Augen zu öffnen? Nein, fürs Erste war es besser, dass sie liegen blieb, wartend, was geschah. Sie fühlte sich sicher und warm. Lagen da etwa weiche seidene Decken auf ihr und auf wie vielen Kissen ruhte ihr Kopf? War es Tag, oder doch Nacht? Und warum schmerzte ihr Arm so sehr? Wie lange lag sie hier schon, denn ihr Hals fühlte sich ganz trocken an. Schon seit einiger Zeit musste sie nichts mehr getrunken haben. Ihr Bauch grummelte. Und wie lange schon nichts mehr gegessen? Erschrocken riss sie die Augen auf, als ihr ganz andere Gedanken kamen: War sie denn hier überhaupt in Sicherheit? Was war mit Sanji? Lebte er? Wo war König Mides? Dieses Mal störte sie das Licht nur wenig und nur einmal rieb sie sich die Augen, bevor sich Nami umsah. Sie befand sich in einem weißen, steril wirkenden Raum. Verschiedene Gerätschaften und Werkzeuge für medizinische Eingriffe lagen hier und hingen da an den Wänden. Ihr Bett war allein für Kranke bestimmt und sehr schmal. Ob es Glück oder eher doch Traurigkeit war, die sie empfand, als sie sah, dass sie ganz allein war, wusste die junge Frau nicht. Zu sehr hatte sie sich aber Sanji an ihrer Seite gewünscht. Doch wenn es König Mides gewesen, so wäre sie am Liebsten freiwillig aus dem Fenster gesprungen. Noch immer pochte es in ihrem Kopf, als Nami an sich herab sah und das weiße, einfache Nachthemd bemerkte. Doch so erkannte sie auch, was ihr solch einen Schmerz bereitete: Es war eine Nadel, welche tief unter ihrer Haut steckte und mit einem langen, durchsichtigen Schlauch verbunden war. An dessen Ende befand sich ein Beutel mit klarer Flüssigkeit. Immer mehr machte sich die Navigatorin Sorgen, wie sie denn hierher geraten war und wie es um Sanji und ihre Freunde stand. Wenn es nicht schon zu spät war, so mussten sie gewarnt werden! Sie hatte schließlich die Abgründe des Königs kennengelernt. Mit zusammengebissenen Zähnen riss sie sich die Nadel aus dem Arm und stand hastig vom Bett auf. Sofort brach sie zusammen und leise fluchte sie darüber. Die Beine waren zu schwach, fühlten sich an, als seien sie aus Gummi, um das Gewicht der jungen Frau zu tragen. Außerdem begann Blut aus dem kleinen Einstich zu tropfen, benetzte das Weiß des Bodens und ihres Nachthemds. So überzog ein dünner, roter Rinnsal ihren Arm und klebte in ihrer Hand. Mit zittrigen Fingern tastete sich Nami an dem kleinen Beistelltisch neben dem Bett entlang, zog sich dann, mit all der Kraft, die sie finden konnte, daran hoch. Keuchend, denn ihre Beine fühlten sich an, als sei sie Jahre nicht gelaufen. Sie verdammte ihre Schwäche. All ihre Freunde wären schon längst los gerannt, hätten jeden von den bösen Absichten des Königs gewarnt. Und sie? Sie musste wie ein Kleinkind erst das Laufen wieder erlernen. Wackelig auf den Beinen lehnte sie sich an den Beistelltisch, dann ans Bett und schließlich gegen die Wand, nur um endlich den Raum verlassen zu können. Die Sohlen ihrer nackten Füße schmerzten und kribbelten dabei, doch sie würde und wollte sich nicht aufhalten lassen. Ohne weitere Probleme konnte die junge Frau die Tür öffnen und ihre schwierige Odysee zog sich weiter. Ihr Ziel, Sanji zu warnen und ihn zu retten, behielt sie die ganze Zeit vor Augen. Ihr Herz begann dabei zu schmerzen, als Nami daran dachte, ihn zu verlieren. Das konnte sie einfach nicht zulassen – nicht jetzt, wo sie sich ihm doch so verbunden fühlte. Sie wusste nicht wie, doch Nami fand schon bald den Thronsaal. Wahrscheinlich war es Glück, doch vielleicht auch Intuition. Die Wachen, die vor der verschnörkelten Tür standen, waren sehr erstaunt, als sie die junge Frau sahen. Einer griff mit seinen Händen nach ihr, doch sie stieß ihn einfach weg. Nein! Aufhalten lassen, wollte sie sich nicht. „Nami?“, fragte jemand erschrocken, als sie gerade durch die Tür gehen wollte. „Was machst du hier? Du musst doch in deinem Bett sein! Du musst dich ausruhen. Warte - ich hole Chopper.“ Nami blickte hinter sich, sah Robin, welche sie besorgt ansah und sanft nach ihrem Handgelenk griff. „Du blutest ja...“ Hastig schüttelte Nami ihren Kopf, streifte gleich die Hand ihrer Freundin ab und wich einige Schritte zurück, betrat so den Thronsaal. „Nein...“ „Nami, komm, sei vernünftig!“ „Robin, ich muss Sanji retten! Sein Vater-“ „Es ist alles gut. Mach dir keine Sorgen. Nun warte, ich hole den werten Herrn Schiffsarzt.“ „Robin, du verstehst nicht! Sanji ist in großer Gefahr! Wir müssen ihn warnen, bevor es zu spät ist.“ Immer wieder versuchte die Schwarzhaarige Nami festzuhalten, wollte sie beruhigen, sagen, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Die Navigatorin wich aber immer wieder aus, bis sie schließlich gegen jemanden stieß. Ihr kalter Rücken wärmte sich gleich auf, durch die Hitze, die von dem zweiten ausging. Nami keuchte, in Sorge, sie könnte gegen jemand gefährlichen, vielleicht sogar König Mides selbst gestoßen sein. Ihre Augen weiteten sich, ihr Herz raste und doch bemerkte sie nicht, wie Robins Lächeln größer wurde. Sofort erstarrte sie, als die unbekannte Person ihre Hände auf Namis Schultern legte. „Gut, ich lasse euch dann allein.“ Nami verstand nicht. Hatte die Archäologin ihr etwa nicht zugehört? „Gut, aber sag schon mal Chopper Bescheid. Und den anderen – heute Abend wird gefeiert!“ Robin verschwand, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Namis Schlaftrunkenes Gehirn brauchte einige Sekunden, eh sie diese männliche, warme Stimme erkannte. Sofort wirbelte sie herum, wurde von zwei sie schützenden Armen empfangen, während sie ihre um den muskulösen Oberkörper schlang und ihr Gesicht in den weichen Stoff des Hemds vergrub. Dass ihr Blut dabei die Kleidung des anderen befleckte, bemerkte sie nicht. „Sanji...“, keuchte sie, glücklich, ihn gefunden zu haben und dass er noch am Leben war. Endlich spürte sie diese Geborgenheit, nach der sich die junge Frau so sehr gesehnt hatte. Sein unvergleichlicher Geruch strömte in ihre Nase, wärmte sie von Innen heraus. „Du bist ja ganz kalt. Hier, nimm das“, hauchte er atemlos und löste sich von ihr. Schnell zog er sein schwarzes Jackett aus, legte es über ihre Schultern. Erst da wurde Nami wieder bewusst, warum sie ihn so dringlich gesucht hatte. „Sanji, dein Vater will dich töten!“, rief sie gleich, krallte dabei ihre Fingernägel tief in sein Hemd und blickte Sanji fest in die Augen, um die Dringlichkeit ihrer Gedanken zu unterstreichen. Ein sanftes Lächeln überflog seine Lippen, als seine Hände über ihr Gesicht streiften, um auf ihren Wangen zu ruhen. Er erwiderte ihren Blick und sie war überwältigt von all der Liebe, die sie darin fand. „Vor meinem Vater brauchst du dich nicht mehr zu fürchten. Er und seine treu ergebene Beraterin Kalliope sind im Kerker und kommen da ganz bestimmt nicht mehr raus. Niemand auf dieser Insel wird uns nun noch Leid zufügen können. Niemand kann uns jetzt trennen.“ Das erste Mal, seitdem sie diese Insel betreten hat, verspürte Nami Hoffnung. Sie brauchte keine Bestätigung, sondern vertraute auf der Wahrheit in Sanjis Worten. Er lehnte sich zu ihr, berührte ihre Lippen mit seinen. Da war es wieder, dieses schöne Gefühl, durch welches ihr ganzer Körper bis in die Fingerspitzen zu kribbeln begann und sie sich fühlte, als würde sie schweben. Erst als er von ihr abließ, bemerkte sie, dass Tränen über ihr Gesicht wanderten. Denn endlich spürte sie diese Erleichterung und die Navigatorin wusste, dass sie in Sicherheit war. Mit seinen Daumen wischte er ihre Tränen weg und als könne er ihre Gedanken lesen, murmelte er: „Glaub mir. Es besteht keine Gefahr mehr. Ich habe meinen Vater besiegt.“ „Wie?“, fragte Nami flüsternd. So begann Sanji hastig zu erzählen. Erzählte, dass er es war, der die Unnütz-Frucht gegessen hatte, da er die Taten seines Vaters erahnte. Er schilderte ihr den Kampf, bis zum letzten Aufbäumen seines Vaters. Stolz war Sanji, als er sagte, dass die Maschine nun repariert war, durch die Hilfe von Lysop, Franky, Klio und Metis. Auch dass die anderen Strohhüte keine Schwierigkeiten mit Kalliope hatten, ließ er nicht aus. Doch er stockte, verfiel in Stille, als er in seiner Erzählung an die Stelle kam, als er sie sah, komplett verwandelt in Gold. „Was geschah dann?“, wollte Nami wissen und legte beide ihrer Hände auf seine Brust, sah ihn Erwartungsvoll an. Er seufzte, schlang seine Arme um ihre Schultern und zog sie wieder an sich. So spürte sie, wie sein Atem und sein Herzschlag sich beschleunigten. „Ich verwandelte dich zurück. Doch du hast dich nicht gerührt, nicht geatmet. Ich dachte, ich hätte dich verloren. Ich war am Rande der Verzweiflung, ließ niemanden an dich ran, ignorierte die Worte der anderen. Bis Ruffy und Zorro mich von deinem Körper trennten und Chopper dir endlich half.“ Sie hörte ihn schwer schlucken und als Nami in sein Gesicht hinauf sah, erkannte sie, dass sich auch in seinen Augen Tränen gesammelt hatten. „Ich war so ein Idiot. Wegen mir allein wärst du fast gestorben. Das hätte ich mir nie verziehen.“ Plötzlich war es Ärger, der sich da in Namis Brust breit machte. Wie konnte er nur denken, dass es seine Schuld war? Sie, dass wusste die junge Frau genau, hätte genauso gehandelt. Noch immer war da die Sorge, ihn zu verlieren. Nie wieder wolle sie ihn loslassen. Schnell ließ sie ihn los. Erschrocken darüber blickte er sie nur stumm an, seine Hände reichten nach ihr, denn er wollte sie nicht gehen lassen. Doch noch erstaunter musste er gewesen sein, als sie ihn erst ohrfeigte, dann wieder zu sich ran zog, um ihn dieses Mal zu küssen. Sanji sollte verstehen, dass er alles genau richtig gemacht hatte. Er durfte einfach nicht denken, dass er für ihren Tod verantwortlich gewesen wäre. Denn das war er nicht und wäre er auch nie gewesen. Sanji hatte sie schließlich gerettet und doch dabei so viel geopfert. Blinzelnd sah der Smutje sie wegen ihres seltsamen Verhaltens an, als ihre Lippen sich wieder trennten. Seine gekräuselten Augenbrauen zog er dabei höher, als sie wohl je gesehen hatte. „Die Ohrfeige war für zwei Dinge: Einmal dafür, dass du diese verdammte Unnütz-Frucht gegessen hast und dir somit die Möglichkeit verbaut hast, jemals wieder zu schwimmen – auch im All Blue. Und Zweitens für diese wirklich verrückten Gedanken! Sanji...“, sie seufzte, reichte hinauf zu seinem Gesicht, um die Stelle zu streicheln, wo sie ihn getroffen hatte, „..., du allein hast mich gerettet. Versteh das doch! Allein bei dem Gedanken, dich zu verlieren, möchte ich dich am liebsten mit Handschellen an mir fest schnallen, nur um zu wissen, dass dir nichts zustößt. Mir tut es weh, zu hören, dass du glaubst, derjenige gewesen zu sein, der mich fast getötet hätte. Dem ist nicht so. Glaub mir. Gib dir nicht dafür die Schuld.“ Er lehnte seine Wange in ihre Hand und schloss seine Augen. Endlich entspannte sein Gesicht und dieses Lächeln, welches nur Nami allein galt, kehrte wieder auf seine Lippen zurück. Dann, als hätte er eine plötzliche Erkenntnis erworben, öffneten sich seine Lider wieder blitzartig. „Und der Kuss? Wofür war der?“ Auch Nami begann endlich zu lächeln, nahm mit ihrer freien Hand eine von seinen und sie verflochten die Finger in einander. Dass Blut an ihrer Haut klebte, störte nun niemanden. „Weißt du es denn noch immer nicht?“, flüsterte sie liebevoll und begann sich wieder zu ihm zu lehnen, bis ihre Lippen nur noch Millimeter von einander entfernt waren und die Stoppeln seines Bartes sie bereits kitzelten. „Ich liebe dich...“ So schloss sie die Lücke zwischen ihnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)