Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten von _Supernaturalist_ ================================================================================ Kapitel 1: Drei Gestalten ------------------------- Knarrend ging die oft vergessene Tür auf und ein weicher Sonnenstrahl konnte durch den Spalt nach Innen entweichen. Dieser schmale Schein wurde bald schon zu einem Kegel und schließlich wurde der Raum geflutet. Drinnen roch es muffig – nach getrockneter Tinte und vergilbtem Papier, gegerbten Ledereinbänden und viel Staub. Manch einer verbringt unzählige Stunden hier. Andere hingegen haben vielleicht nur von deren Existenz gehört. Doch ihn zog es aus einem bestimmten Grund hierher. Schließlich hatte er nichts zu tun. Seit etwa 10 Tagen schon, um genau zu sein. Die Töpfe und Pfannen unbenutzt, die Teller sauber und das Besteck verstaut in Schubladen. Der Herd kalt. Alles essbare aufgebraucht, bis auf einige wenige getrocknete Kräuter. Doch diese waren mehr schmackhaft, als nahrhaft. Auch die unzähligen Orangen an den Bäumen waren noch weit von jeder Reife und jedem Genuss entfernt und nicht zum Verzehr geeignet. Und von diesen unkooperativen Fischen wollte er erst gar nicht anfangen. Wenn nur einer endlich beißen würde, sehe es auf der Thousand Sunny um einiges sonniger aus. Und die Strohhutbande sicher um einiges gesättigter. Wie konnte er auch nur auf die Idee kommen, den Transport des Proviants ihren Kapitän anzuvertrauen, als sie auf der letzten Insel waren. Ach ja – der Grund war diese hübsche blonde Fischverkäuferin mit kurzem, roten Röckchen und einer fast durchsichtigen Bluse gewesen. Da hätte es ihn nicht wundern sollen, dass es an Bord schließlich nur halb so viele Lebensmittel gab, als er eingekauft hatte. Aber was konnte Sanji schon dazu sagen? Er war schließlich nur der Koch und als dieser konnte nur kochen, was auch essbar war. Sicher konnte er Bretter aus dem Boden reißen, diese bei 200 Grad leicht rösten und mit einer scharfen Chili-Dill Soße servieren. Aber das wäre weder schmackhaft, noch gesundheitlich ratsam. Mit Franky wollte er schließlich auch keinen Streit anfangen. Ruffy, ihr wirklich ausgehungerter Kapitän, war durch den leeren Magen schon angriffslustig genug.Und bei all der sonstigen Gutmütigkeit war dies kaum vorstellbar. Daher hieß es, die Lage einfach nur aus sitzen. Sanji war schließlich schon Schlimmeres gewohnt. Zumindest gab es genug Trinken. Da es nicht viel für den blonden Koch zu tun gab, zog es ihn aus seiner sauberen Küchen in die Bibliothek des Schiffs, eine erholsame und Hunger stillende Zigarette zwischen seine Zähne geklemmt. Dabei interessierten ihn weniger die unzähligen Kochbücher – er kannte diese schließlich alle auswendig – als ein Buch eines ganz anderen Genres. Es war ein recht schmales, in einem olivfarbenen Einband gearbeitetes Buch, auf dessen Vorderseite eine recht niedliche, kindliche Darstellung eines Seefahreres und dessen Schiff war. 'Noland der Lügner', war in großen Buchstaben darauf zu lesen. Natürlich war dies ein Kinderbuch – schon als er noch nicht lesen konnte, hatte man ihn diese Geschichte unzählige Male vorgelesen. Doch war es auch eine Geschichte aus seiner Heimat. Dem North Blue. Leise seufzte der blonde Smutje. Ein Mal wieder nach Hause. Ja, nur ein, einziges Mal, das wünschte sich Sanji. Doch auf ihrer Rute war dies gewiss nicht vorgesehen. Bestimmt nur ein Umweg. So blieb Sanji zumindest dieses Kinderbuch und die Fische, die man nur in den Meeren seiner Heimat fangen konnte. Vorsichtig schlug er das Buch auf der ersten Seite auf. 'Eine Geschichte aus dem North Blue' stand dort geschrieben. Irgendwie zauberte dies ein leichtes Lächeln auf seine Lippen und verdrängte die Zigarette in den äußersten Mundwinkel, während sich ein Gefühl von Heimat in seinem Körper breit machte. „SANJI!“, schallte es plötzlich laut und deutlich, markdurchdringend und einfach nur nervig durch die Wände und Bücherregale. Das warme Gefühl war sofort wieder verschwunden. Das Lächeln ebenfalls. „SANJI! WIR HABEN DA WAS AN DER LEINE!“, rief ihr Kapitän seinen Namen wiederholend. Aus der Ferne konnte Sanji verschiedene, anfeuernde Stimme hören. „Hol ihn rein, wir haben Hunger“, rief dabei Chopper, ihr kleiner, pelziger Doktor. „Wenn du ihn entkommen lässt, werfe ich dich ins Wasser, und du darfst hinterher schwimmen, Langnase!“, donnerte Franky. Und auch Brooks Stimme konnte Sanji deutlich vernehmen: „Yohohoho! So wie der zieht, wird das bestimmt ein Festmahl.“ Als Sanji aus der Bibliothek hinaustrat, das Buch sicher unter seinen Arm geklemmt, konnte er Lysop zu seiner rechten sehen, wie dieser verzweifelt mit der Angel zu ringen schien. Zumindest sah es so aus. Als hinge sein Leben davon ab, klammerte sich der junge, langnasige Mann an die Rute, stemmte seinen ganzen Körper gegen das Gewicht es Fisches, um diesen endlich an Land ziehen zu können. Und Sanji schwor: Wenn er nicht endlich dieses verdammte Vieh an Bord zog, so würde Sanji ihn persönlich als Köter für den nächsten nehmen. Lysops Nase wäre dabei die perfekte Position für den Hagen. „Na meine Damen. Darf ich den Schönen etwas bringen?“ fragte er liebevoll die Lieben seines Lebens. Nun, alle Frauen waren die Lieben seines Lebens, aber Nami und Robin gehörten ganz vorne mit dazu und besaßen beide einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen. „Nein, Danke“, meinte die Schwarzhaarige nur freundlich, als sie von ihrem Buch über Archäologie aufblickte und ihn freundlich an lächelte, sodass sein Herz sofort zerfloss. „Könntest du den Idioten nur sagen, dass sie leiser schreien sollen. So fangen sie nie etwas“, antwortete ihre Navigatorin fast beiläufig und schaute nicht einmal von ihrer Zeitung auf. Sie musste wirklich sehr vertieft in das Weltgeschehen sein, dachte sich Sanji und begann daraufhin gleich ihre Schönheit und Intelligenz zu preisen. Doch selbst dabei schenkte sie ihm kein Lächeln. Nicht einmal einen Blick. Wahrlich, so vertieft musste sie sein, dachte er mit funkelten Augen. Denn schließlich, das meinte Sanji genau zu wissen, liebte sie ihn so sehr, dass sie es nicht in Worte fassen konnte. Doch plötzlich sah er etwas im Augenwinkel. Etwas, was ihm nur wenig gefiel. Ein fremdes Schiff. Und allem Anschein nach war es ein riesiger Kahn. In ihre Richtung kam dieser auch noch. „He! Spinatschädel! Warum hast du nicht gesagt, dass wir unangemeldeten Besuch bekommen?“, rief er gen Krähennest. Doch er meinte gerade einmal ein leises Schnarchen zu hören. Noch bevor er etwas sagen, auch nur zwinkern konnte, spannten sich die Gummiarme ihres Kapitäns über das Deck und schon kurz darauf folgte dessen Körper. „Boar! Ob die was zu Mampfen haben?“, fragte er freudig und hockte sich auf das Geländer. „Natürlich“, murmelte Sanji und zog an seiner Zigarette, „..., jeder hat Essen an Bord. Außer wir, versteht sich.“ „Meinst du wir bekommen etwas freiwillig? Ich habe so einen Hunger.“ Ja, Hunger hatten sie alle, aber kein Wort der Welt hätte die Aufregung ihres Kapitäns Einhalt gebieten können. Stattdessen antwortete Sanji: „Freiwillig? Bestimmt nicht.“. Sanji hatte ganz gewiss keine Lust auf einen Kampf, vor allem in seinem ausgehungerten Zustand nicht. Aber, eines wusste er genau: Alle hatten verdammten Hunger – auch er – und wenn sie den Passagieren dort nur ein Säckchen Reis aus den Händen reisen konnten, so könnte er genug Essen für seine gesamte Crew für die nächsten 10 Tage kochen. Mit perfekter Rationierung war dies durchaus möglich. Irgendwo zwischen seinen Gedanken konnte er hören, wie die Angelschnur gerissen war und die Beteiligten wild fluchten. Das musste ja passieren. Währenddessen kam das Schiff näher und mehr Details der Ausarbeitung waren zu sehen: Ein weißer Buk, ließ das Schiff recht schlicht erscheinen. Doch die zwei goldenen Mäste, die vergoldeten Türen und Bullaugen trübten schon bald diesen schlichten Schein. Selbst jedes einzelne Tau schien von einem leichten Goldfilm überzogen worden zu sein. Auch konnte er auf vielen Flächen edle, verschnörkelte Muster erkennen. Sogar die Segel, welche einen fast samtigen Schein in sich trugen, waren mit eben diesen Schnörkeln verziert. Umso näher das Schiff kam, desto mehr elegante Details erkennen, welche selbst in seinen Gedanken jeder Beschreibung nicht wert waren. Schon bald konnte er drei Silhouetten an dessen Deck wahrnehmen. Das wunderte Sanji doch sehr, denn solch ein riesiges Schiff musste doch eine riesige Crew beherbergen. Doch vielleicht war diese einfach unter Deck. Was Sanji aber ebenfalls auffiel: Auch eine Fahne fehlte und so lies das Schiff sich nicht einordnen. „Endlich was zu Mampfen!“, freute sich Ruffy stattdessen, der wohl das Treiben hinter ihn nicht bemerkt hatte „Jetzt stell die Pfanne heiß! Endlich kommt wieder was zu futtern auf den Tisch!“ Doch noch bevor Ruffy diesen Satz beenden konnte, sahen sie, wie irgendetwas sich in Richtung der weißen Schiffswand schlängelte. Sogar schwebte. Es sah aus wie Schatten und doch schien es fest und nicht so transparent. Erst hatte es keine Form, einfach ein waberndes Etwas. Es sammelte sich an einer Stelle und wurde mehr und größer. Die Form fester. Bis eine Kanone sich plötzlich dort fand, wo vorher nur Schiffswand war. Mittlerweile hatte sich die gesamte Strohhutbande, bis auf Zorro, der wohl wieder alles verschlafen wollte, gesammelt und bestaunte mit offenen Mündern das Geschehen. Bis der erste Schuss fiel. Die Kugel kam direkt auf sie zugeflogen. Sofort dehnte sich Ruffys Bauch, wurde zum riesigen, schützenden Ballon und katapultierte das Geschütz zurück. Pfeifend flog sie über das feindliche Schiff, um dann im Wasser zu landen und zu explodieren. Sofort waren sie alle alarmiert. Teufelskräfte wurden vorbereitet, Waffen ausgepackt und Sanji zündete sich eine neue Zigarette an. „Okay! Erst machen wir die fertig, dann nehmen wir ihr essen, dann-“, Lysop, der sich mit leicht schlotternden Beinen zwischen Ruffy und Sanji gestellt hatte, wurde je unterbrochen, als diese wabernden Formen wieder erschienen und dieses Mal über die verbliebene Enge zwischen den beiden Schiffen reichte. Bevor sie sich versahen, wurde daraus eine robuste Brücke, fest verankert auf beiden Seiten. „Verdammt!“, konnte man nur Frankys Stimme hören, aber ein jeder war ebenso erstaunt, wenn nicht sogar schockiert über das plötzliche Gebilde. Schon im nächsten Moment kamen sie, die drei Gestalten auf sie zu. Eine von ihnen war sogar größer noch als der Cyborg und auch nicht weniger kräftig von Statur. Die zweite Figur erschien sehr schmal, die Arme und Beine schlaksig, fast drahtig. Diese hielt, wie es auch Sanji selbst durch Zufall tat, ein Buch in den Händen. Die dritte Figur, klar erkennbar, dass sie eine Frau war, war ebenso groß, wie es Nami war und Sanji musste innerlich höchst erfreut feststellen, dass sie ebenso gebaut war, wie die junge Navigatorin. Alle drei Gestalten hatten eines gemeinsam: Von Kopf bis Fuß trugen sie Rüstungen – ebenso golden und verziert, wie es auch ihr Schiff war. Gerade einmal ihre Augen konnte man erkennen. Die Frau, an deren Hüfte ein Gürtel befestigt war, holte aus der dort befindlichen Scheide ein Schwert. Mehr ein Degen. Hauch dünn und fein. Nicht mehr als eine Nadel. Sie holte zum Schlag aus, zielte dabei auf Brook, der sein Schwert ebenfalls hoch erhoben hielt. Doch noch bevor er parieren konnte, hatte sich eine andere Klinge dazwischen gedrängt. Es war ein grimmig drein schauender Zorro und man konnte deutlich von seinem Gesicht ablesen, was in seinen Gedanken vor sich ging: Wer störte ihn nur beim wohlverdienten Mittagsschlaf? Die Frau drehte sich und holte erneut zum Angriff aus, versuchte dann zu zustechen, ihn von links zu treffen, dann von oben. Doch immer war Zorro schneller, wehrte jeden Angriff gekonnt mit seinen Schwertern ab. Der riesige Mann wirkte schwerfällig. Wie ein Berg. Drohend wie eine Gewitterwolke kam er auf sie zu, nur um dann und zu ihrer allen Erstaunen, mit einem fast grazilen Sprung über ihre Köpfe hinter ihnen allen zu landen. Seine kolossalen Hände wurden zu Fäusten. Mit diesen schlug er auf die hölzernen Planken, genau vor ihren Füßen. Sofort brachen diese, krachten und splitterten und er riss ein riesiges Loch in das Deck der Thousand Sunny. Sofort konnte man merken, wie Wut in Franky aufkochte. Sie alle wichen aus, sprangen in die Luft, zur Seite oder auf die Reling. Damit hatten sie schließlich nicht gerechnet. Und schon holte der Riese erneut aus, nur um dieses Mal Chopper zu treffen. Doch dieser hatte sich bereits in eine menschliche Form verwandelt, um diesen Angriff mit den Händen abzufangen. Doch mit einem erneuten Schlag hatte er nicht gerechnet und flog über das Deck. Der Riese setzte ihm nach, nur um von Franky auf halben Weg aufgehalten zu werden. Die schlaksige Gestalt blieb zurück und wirkte ruhig und gelassen. Genau wurde sie von der restlichen Strohhutbande beobachtet. Niemand wagte es, sich zu rühren. Und bis auf die Kampfgeräusche im Hintergrund, blieb es komplett ruhig. Plötzlich erhob ihr Gegenüber das Buch und schlug es auf. Mit einem gerüsteten Finger, wich er über die Seite, seine Augen folgten genau dem geschriebenen. Dann hielt er inne und wie ein Magier erhob er die Hand. „...und wie ein Gewitter kamen sie in Scharen. Die Nasen und Ohren spitz. Die Zähne scharf und die Haut grün. Nicht viel höher als das menschliche Knie und trotzdem gefährlich und angriffslustig.“ Verwundert sahen sie sich alle an, bis sie bemerkten das von seinen Händen aus sich seltsame Formen bildeten - eben diese Gebilde, aus welchen sich schon die Kanone und die Brücke gebildet hatten. Doch als Sanji genauer hinsah, konnte er es genau erkennen: Es waren aneinander gereihte Buchstaben – Wörter. Ganze Sätze. Es war das, was der Mann vorgelesen hatte. Und aus diesen Sätzen bildeten sich schnell kleine, kniehohe Gestalten. „Kobolde?!“, hörte man es aus vielen Mündern erstaunt, doch Zeit, mehr zu erfragen hatten sie nicht, denn schon fielen diese kleinen Biester über sie alle her. Sie fassten nach Haaren und Fingern, bissen in Waden und Schultern. Einer hatte sich blitzschnell in Sanjis Knie. So schnell, dass er nicht einmal hätte blinzeln können. Der Schmerz war nicht stark, gerade einmal so, als hätte er sich als kleiner Junge das Knie auf geschrammt. Mit einem gekonnten Tritt beförderte er ihn in eine kleine Gruppe seiner Genossen. „Was ist das?“, hörte er Lysop erstaunt fragen, als er eine kleine Kugel mit seiner Schleuder in Richtung Kobolde schleuderte. „Die sind ja überall!“ Aus den Augenwinkeln konnte Sanji erkennen, wie Robin diese kleinen Biestern mit Armen und Beinen abwehrte, wie Ruffy mit seinen Gummifäusten um sich schlug und Nami verschiedenste Wetterlagen beeinflusste. Brook wehrte jeden einzelnen gekonnt mit seinem Schwert ab. Allerdings schien nichts zu helfen, denn es wurden mehr und mehr. Auf einen abgewehrten Kobold, waren es schon bald drei neue. Irgendwo hinter ihnen, konnte er Zorro keuchen hören und Sanji wusste, dass er wohl getroffen worden war. Nebenbei krachte es laut und Franky fluchte. Erneut musste die Thousand Sunny zu Schaden gekommen sein. „Dämliche Mistviecher!“, knurrte er nur, als sich gleich drei Kobolde an sein Bein geheftet hatten. Gekonnt ging der blonde Smutje auf die Hände, drehte sich und die kleinen Scheusale flogen kreischend über das Wasser. Dabei war sein Buch zum Boden gefallen. Nicht weit von ihrem Angreifer. Dieser hielt inne und blickte zu Boden. Als er sich bückte und das Buch aufhob, verschwanden auch endlich die Kobolde. „Moment mal...“, murmelte die drahtige Gestalt, kam einen Schritt auf Sanji zu geschritten und beäugte ihn für einen Moment, dann wieder das Buch. „Dich mach ich fertig!“, rief Ruffy nur, holte schon mit seiner Faust aus. „Und dann schnappe ich mir euer Essen!“ Noch bevor er schlug, lies ihr Angreifer beide Bücher fallen, griff dann hinauf zu seinem Kopf und löste seinen Helm. Sein Blick war die ganze Zeit auf Sanji gerichtet. „Du bist ja einer von uns.“ Sanjis Atem stockte, als er die gedrehte Augenbrauen sah. Kapitel 2: Gold --------------- 2. Gold Der drahtige Mann, mit Spitzbart und gedrehten Augenbrauen, hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Kopf. „Metis ist mein Name. Ja, ja. Jetzt hör auf mich zu fragen, du kleiner gehörnter Hundemann.“, knurrte er nur, als Chopper sich erneut vergewisserte, wie es ihm denn ging. Dann überprüfte er erneut, ob der Verband um dessen Kopf fest saß. „So doll wie du getroffen wurdest, wäre es kein Wunder, wenn du unter Gedächtnisverlust leidest.“ Dann hielt der Schiffsarzt inne, um sich lautstark zu beschweren: „Ich bin ein Rentier!“ Interessiert sah Nami in die kleine Gesellschaft. Metis, der sich als gewöhnlicher Bibliothekar herausgestellt hatte, war nicht der einzige, der eine solche, spiralförmige Augenbraue, wie auch der blonde Koch, hatte. Nein. Auch die junge Frau mit den kastanienbraunen, hüftlangen Haaren mit dem Namen Thalia und der riesige Kerl namens Artem hatten eben diese Augenbrauen. „Und du bist Schneiderin?“, fragte Nami die Frau interessiert. Diese nickte ruhig. „Das ist meine Berufung. Ich kann einfach nicht anders. Genau so, wie Artem seine ganze Seele in das Leben als Priester steckt. Es gibt niemanden, der schönere Zeremonien abhält. Sie sind einfach unglaublich.“ Nami beäugte den Mann von der Seite genau. Ja, wirklich. Es war unglaublich. So still wie er war. Denn kein einziges Wort hatte er bisher gesprochen. Stattdessen verbeugte er sich nur immer und immer wieder entschuldigend vor Franky. Schließlich hatte durch seine Angriffe die Thousand Sunny sehr große Schäden genommen. „Ist schon gut. Ich bekomme das schon wieder hin.“, beruhigte Franky ihn, irgendwann nach der gefühlt tausendsten Verbeugung. „Und es ist wirklich in Ordnung, wenn wir ein paar eurer Lebensmittel bekommen?“, fragte Lysop, als er mit einem gigantischen Sack Reis über die noch vorhandene Brücke kam. „Genau. Der North Blue muss doch irrsinnig weit weg sein.“, pflichtete Ruffy ihm bei. Aber Nami konnte genau erkennen, wie egal ihm eigentlich jegliche Bedenken waren. Schließlich war er am Verhungern. Wie sie alle. „Ach...“, winkte Metis ab „...nur weil wir aus den North Blue kommen, heißt das nicht, dass wir dorthin zurück müssen.“ „Wie das?“, fragte Robin und sah von dessen Buch auf. Wissbegierig hatte sie den Bibliothekar gefragt, ob sie mal einen Blick darauf werfen durfte. Schließlich war sie sehr interessiert daran, wie er all diese verschiedenen Sachen erscheinen lassen konnte. „Ja, was genau meinst du?“, fragte auch Nami, denn Metis Aussage war schon sehr kryptisch. Dabei sah sie sich kurz nach Sanji um. Vielleicht hätte er diese Frage ja beantworten können. Doch von ihm fehlte jede Spur. Wahrscheinlich stand er endlich wieder in seiner geliebten Küche und konnte kochen. „Unsere Insel kann schwimmen und sich fortbewegen. Genau wie ein Schiff.“ „Yohohoho. Das habe ich ja zu meinen Lebzeiten nicht gehört! Eine sich bewegende Insel. Wie ist denn so etwas möglich?“ „Durch Maschinen.“ „Eine sehr knappe Antwort meine liebe Thalia. Aber sie hat durchaus recht! Schon vor vielen Jahrzehnten lies man die Insel durch Menschenhand vom Untergrund entfernen und an diese Stelle ein riesiges System aus Maschinen bauen. Der genaue Prozess ist unglaublich kompliziert und nur wenige würden es verstehen. Aber das wichtigste ist: Der Antrieb erfolgt durch die Luft der Oberfläche.“ „Klingt faszienierend.“, sagte Nami. „Klingt kompliziert.“, fügte Ruffy hinzu. „Das wollen wir sehen!“, kam es im Einklang von Franky und Lysop, die wohl am meisten an Technik interessiert waren. „Klingt für mich alles nach einem Haufen Blödsinn, wenn ihr mich fragt“, murmelte Zorro, der im Schneidersitz etwas entfernt von ihnen saß. Wie auch Metis hatte Chopper ihn verbunden. An der linken Schulter. Dort, wo Thalias nadelartiger Degen sich tief in dessen Haut und Fleisch gebohrt und Zorro verletzt hatte. „Und so viel Schwachsinn kann nur von einer Insel von Verrückten kommen.“ Es war sehr eindeutig, dass ihm diese Begegnung hier missfiel. Schließlich hatten Sanji und er sich schon oft in den Haaren und sie beide suchten immer wieder Gründe, um den anderen aufzuwiegeln. Und wenn es jetzt auch noch eine Insel gab, mit Bewohnern, die vielleicht genauso waren, wie der Koch, dann hatte der Schwertkämpfer alle Hoffnung in die Menschheit verloren. Aber das war bestimmt nicht der Fall und alles, in dem sie sich glichen, waren die spiralförmigen Augenbrauen. „Ach du süßer, grünhaariger Mann. Wenn du willst, dann kann ich dir das später in einer privaten Ecke genau erklären.“ Thalia zwinkerte Zorro zu und Nami konnte genau den leichten Schauer erkennen, der über ihn kam. Gut, was das Flirten anging, waren sie sich da alle ganz ähnlich. „Aber, wenn eure Insel sich bewegen kann, was macht ihr dann auf einem Schiff?“, fragte Ruffy, recht naiv klingend. Doch unbewusst war das eine unglaublich intelligente Frage und Nami musste ihn einfach erstaunt anblicken. „Naja, besagte Maschinerie...“, begann Metis recht schüchtern, „..., ist zur Zeit etwas defekt. Wir sollten zusehen, dass wir irgendwo ein paar Ersatzteile auftreiben können.“ „Und außerdem sollten wir für unseren König ein paar neue Kleider besorgen. Ihr wisst schon, das Übliche: Umhänge, Hemden, Hosen aus Samt. Dinge, die auf den umliegenden Inseln modern sind.“ „Euer König klingt ja sehr Modebewusst. Steht er denn auch auf Musik? Ich könnte ihm einige moderne Stücke spielen.“, Brook war direkt neugierig, wie man gleich merken konnte. Die drei sahen sich an, als würden sie im Gedanken eine Unterhaltung führen. Dann nickte Artem knapp, blieb aber weiter stumm. „Der König wird sich bestimmt freuen, wenn du ihm diese vorspielst. Nebenbei könnt ihr euer Schiff in Ruhe reparieren und vor allem euer Proviant auffüllen. Wir laden euch herzlich ein.“ „Außerdem könnte euer lieber Herr Koch seine Heimat mal wieder sehen. Bestimmt würde ihn das freuen.“ Bestimmt freute es Sanji. Aber sagen, tat er nichts. Als er mit Schüsseln und Tellern aus der Kajüte kam, blieb er nur ruhig, zündete ab und an eine neue Zigarette an und lies seinen Blick immer gen Boden gerichtet. Er wich den Blicken der drei grundsätzlich aus. „Irgendwas hat er zu verheimlichen.“, flüsterte Robin neben ihr, als das gekochte Essen gereicht wurde und sie sich endlich wieder den Magen vollschlagen konnten. Nami nickte nur und war froh, nicht die Einzige zu sein, der das seltsame Verhalten aufgefallen war. Bestimmt hatte er seine Gründe. Doch erst mal kümmerten sie sich alle mehr um das Essen. Das letzte Mahl war ja auch schon viel zu lange her. Und es war wahrlich ein Genuss. Der Reis war samtweich, das Hühnchen zerging auf der Zunge und die Soße war einfach perfekt. Dass es Metis, Artem und Thalia schmeckte, konnte man sofort an den erfüllten Gesichtsausdrücken erkennen. „Das ist...“ „...göttlich...“, hörte man erst Thalia, dann Metis voller entzücken jauchzen. Artem nickte nur, das Funkeln in seinen Augen blieb. Natürlich wollten sie alle einen Nachschlag und als alles restlos verzehrt war, fanden sich Lysop und Chopper schnell und freiwillig für den Abwasch. Das war schon sehr erstaunlich, aber wahrscheinlich waren sie einfach nur dankbar für das Essen. Noch dankbarer waren sie aber alle, als sie schon bald eine Insel am Horizont näher kommen sahen. „Dort ist sie, unsere Heimat.“, stellte Metis glücklich vor. „Spiral Down Island.“, murmelte Sanji. Nami sah ihn von der Seite her an, doch seinen Ausdruck ließ sich einfach nicht deuten. „Werft im Hafen einfach euren Anker, wo es euch am Besten passt. Dort lässt sich das Schiff am Besten reparieren. Die Materialien stellen wir euch dafür gerne zur Verfügung. Als kleine Entschädigung, versteht sich“, erklärte Thalia mit einem kleinen Lächeln, fast so, als hätte sie Sanji direkt überhört. „Einfach so?“, Franky war recht erstaunt und musste beim erneuten begutachten der Schäden feststellen, dass diese schon recht enorm waren. „Nun, nach kurzer Absprache mit unserem König wird das schon klar gehen. Er ist ein großzügiger Mann. Das bisschen Holz wird ihm und unserer Insel nicht schaden.“ Na das hörten sie alle gerne. Schließlich war es schon einige Zeit her, dass sie auf einer Insel direkt mit Freude und ohne Kämpfe aufgenommen wurden. Schon vom Hafen aus konnte man das prächtige Schloss sehen – mit seinen hohen weißen Mauern, 5 Türmen und goldenen Dächern. Davor befand sich ein riesiges Feld. Nami dachte, Raps musste dort angepflanzt werden, denn vor ihnen lag eine goldene Pracht. Damit musste diese Insel wohl Handel treiben und an Reichtum gewinnen, denn auch die Häuser im Hafen sahen phantastisch aus. Warum sie alles so gut sehen konnte? Wie spiralförmige Trassen baute sich die gesamte Insel auf und so war das Schloss nicht nur der höchste Punkt, sondern auch deren Mitte. Es sah einfach fabelhaft aus und Nami freute sich schon, diese Insel auf Papier wiederzugeben. Bestimmt war es für sie eine ganz neue Herausforderung. „Zu viele Kringelbrauen! Das ist ja wie eine Insel voller Gemüseraspler!“ Nami sah den Schwertkämpfer an. „Scheint so, als sei diese Insel ein Albtraum für dich.“ Zorro knurrte. „Nicht nur ein Albtraum. Der Albtraum schlechthin! Ich meine – sieh dich nur mal um!“ In der Tat. Wo auch immer sie hinsahen. Überall waren Männer und Frauen, Kleine, Dicke, Dünne, Kinder und Kreise mit eben diesen dominanten Brauen. Ja, wahrlich. Dies musste Sanjis Heimat sein. „Ich hoffe, die können alle so gut kochen!“, meinte Ruffy nur freudestrahlend, als hätte er mal wieder nur Essen im Kopf. „Die Kutschen stehen bereit.“, erklang plötzlich Thalias Stimme und lies weitere Überlegungen damit beenden. Was sollte Nami noch sagen? Auch die Kutschen passten perfekt in dieses ganze Bild, mit der goldenen Farbe und den weißen Rössern. Wenn man hier wirklich so viel des edlen Metalls im Überfluss hatte, dann würde der oh so großzügige König ihnen doch bestimmt etwas davon abgeben. Wenn dem nicht der Fall sein sollte, so war es zumindest angenehm mal gefahren zu werden, ohne auf Wind und Wetter achten zu müssen. Und diese Kutschen waren schon recht komfortabel musste sie mit Begeisterung feststellen. „Kennst du den König, Sanji?“, fragte Lysop den jungen Koch, welcher ihr gegenüber saß. Auch Chopper und Brook fuhren mit ihnen, während sich die anderen eine zweite Kutsche teilten. Sanji aber, noch immer recht abwesend, zuckte nur mit seinen Schultern, blieb ruhig und schaute nur aus dem Fenster. Es war schon sehr untypisch für ihn und entsprach überhaupt nicht seinem Charakter. „Yohoho! Das wird wunderbar. Er muss einen unglaublichen Geschmack haben. Seht euch nur die Gestaltung dieser Insel an. Und erst die Kleidung der Menschen. Bestimmt hat er auch ein Händchen für Musik. Moment mal! Seht ihr auch das, was meine Augen da erfassen? Wobei..., ich habe ja überhaupt keine Augen! Yohohoho!“ „Boar!“, hörte man Chopper und Lysop auch voller erstaunen rufen und Nami wusste sofort, was sie meinten. Das Feld, von welchem Nami annahm, es wäre Raps, waren in Wahrheit goldene Blumen. Sie glänzten und schimmerten Regelrecht im Licht. „Ob das eine bestimmte Sorte von Blumen ist?“, fragte Chopper. „Ob man sie alle per Hand bemalt hat?“, stimmte Brook ein. „Ob die viel wert sind?“, fügte Nami zu und dieser Anblick erwärmte irgendwie ihr Herz. Solche Blumen hatte sie noch nie gesehen. Bestimmt konnte man für sie den ein oder anderen Berry rausschlagen. Dann wollte der König doch ihnen gewiss einiges an Gold abgeben, wenn er sogar goldene Blumen besaß. Und als sie das große Tor zum Schloss passierten, musste Nami zugeben, dass auch die Wachen hier goldene Rüstungen trugen. Was war nicht aus Gold? Was war hier wohl die bessere Frage? „Folgt uns!“, wies Metis ruhig an, als sie aus der Kutsche ausstiegen. „Der König erwartet uns im Thronsaal.“ Immerhin gab es nicht die Anweisung ruhig und leise zu sein, dachte Nami gelassen, als sie den dreien diese imposanten Gänge entlang folgten. Denn immer wieder stieß jemand aus ihrer Crew einen erstaunten und vor allem unüberhörbaren Laut aus oder kommentierte voller Entzücken, was er da sah. Aber irgendwie schien es niemanden hier zu stören. Wahrscheinlich weil sich ein jeder dieser Pracht bewusst war. Am Ende des eines langen, mit Säulen verzierten Korridores befand sich eine Deckenhohe Tür, welche sich vor ihnen mit einem Schwung öffnete. „Eure Majestät.“, salutierte Metis und Thalia folgte ihm mit einem Knicks. Artem verbeugte sich nur knapp. An einem Fenster, welches dem Meer zugewandt war, stand ein einzelner Mann in königsblauen Roben, einer samtigen, weißen Hose und passenden Handschuhen. Das blonde Haar war zusammengebunden und fiel elegant über die Schulter. Gekringelte Augenbrauen zierten sein Gesicht, aber auch eine tiefe Narbe über dessen linkes Auge. Doch, das erkannte Nami schnell, dort, unter dem Lid befand sich ein künstlicher Augapfel und wie hätte es anders sein sollen, auch dieser war golden. Ruhig verschränkte er die Arme hinter seinem Rücken und sah sie genau an, während Nami sich fragte, was dem König wohl zugestoßen sein musste. „Ihr seid wieder da.“, meinte er nur knapp und wirkte dadurch recht sachlich. „Berichtet.“ „Jawohl, eure Hoheit.“ Sofort begann Metis zu schildern, war ihnen wieder fahren war. Es war wie ein Wasserfall. Doch statt ihn nur einen Blickes zu würdigen, begutachtete er die Piraten genau. Kurz wurde sein Gesicht etwas stutzig, dann wieder für die Navigatorin unlesbar. Irgendwo zwischen der Begegnung mit der Strohhutbande und deren Angriff, winkte er nur jemanden zu sich. Nami fragte sich, ob Metis überhaupt bewusst war, dass man ihm nicht folgte. Sofort erschien eine junge Frau mit weißen, schulterlangen Haaren und einem dicken Mantel an dessen Seite. Der König flüsterte etwas in ihr Ohr. Sie nickte nur und verschwand auf der Stelle wieder. Der König räusperte sich und Metis verfiel in Stille. „Es freut mich, dass ihr eure Mission ohne Probleme beenden konntet. Doch noch mehr freut es mich, dass ihr meinen Sohn wieder nach Hause brachtet.“ Niemand verstand sofort. Nicht einmal seine drei Bediensteten. Als niemand sich rührte, trat der König näher. Er begann mild zu lächeln. „Schön dich wieder zu sehen, mein Sohn.“, sagte er sanft und legte eine Hand auf Sanjis Schulter. Kapitel 3: König Mides und sein Sohn ------------------------------------ 3. König Mides und sein Sohn Das war er. Der Moment, vor dem sich Sanji gefürchtet hatte und er kam, rasend und heimtückisch, auf die schlimmste Art und Weise. Nichts war mit Heimlichkeiten. Nichts mit mahnenden Worten. Nicht mal eine Spur von Reue. Gar Zorn. Denn sein Vater – dieser verdammte Mistkerl – war einfach nur eine Mischung aus freundlich und sachlich. Als sei er gerade einmal ein alter Bekannter. Eine Woge des Raunens, des Erstaunens und Verstehens griff um sich und riss einen jeden in diesem Raum mit sich. Gleich einer gefährlichen Welle im Sturm. Am liebsten hätte Sanji die Beine in die Hände genommen und wäre gerannt. Einfach aus dem Saal raus und die Korridore hinab, die Felder der goldenen Blumen entlang, über das Wasser und auf nimmer wiedersehen. Wie damals, auf der Transeninsel. Innerlich schauderte es ihn sofort, als er daran dachte. Denn das Schlimmste, was hätte passieren können, war tatsächlich eingetreten: Niemand, nein, weder Ruffy, noch der Rasenschädel, oder irgendwer sagte auch nur ein Wort. Doch er hoffte, dass gleich jemand kam und einen Eimer Wasser über seinen Kopf entleerte, damit er aufwachte und dieser Albtraum, diese schreckliche Begegnung – nein - schlimmer noch, dieses grauenhafte Wiedersehen, sich einfach in der Luft, wie ein Traum auflöste. Es geschah aber nicht. So sah er sich irgendwie gezwungen etwas zu sagen: „Hallo.“ Hallo? Das war alles, was er hervorbrachte? Nach über zehn Jahren sah er seinen eigenen Vater wieder und dann nur ein 'Hallo'? Wer war er denn? Sonst konnte er auch immer so eloquent mit Worten umgehen. „Hallo? Das konntest du aber als Kind besser. Ich hoffe einfach, das es die Freude ist, wieder hier zu sein, die dich so verstummen lässt.“ Sanji nickte nur. Ein Glück versuchte sein Vater, die ganze Situation zu retten. So wie er ihn kannte, war es ihm peinlich, dass er sich so verhielt. „Du bist ganz schön groß geworden. Gut, die langen Beine hattest du schon immer von deiner Mutter.“ Um die Situation zu retten, ging er nun doch etwas zu weit und Sanji verspürte, dass je mehr sein Vater sagte, umso mehr musste er später der Crew erklären. Das würde ein furchtbares Gespräch werden – das wusste er jetzt schon. „Eure Hoheit...König Mides. Es tut uns leid. Wir wussten nicht, dass es sich bei dem Mann um euren Sohn handelte.“, begann Metis sich zu entschuldigen und verbeugte sich so tief, dass seine Stirn den Boden traf. „Wir dachten, er sein ein einfacher Koch. Er gleicht euch kaum.“, stimmte auch Thalia mit ein, während Artem sich einfach nur verbeugte. „Ein Koch? Eine nette Tarnung. Ein guter Einfall, mein Sohn. Das muss ich dir lassen. Aber sag – wer sind denn deine...Freunde?“ Sofort trat Ruffy vor. Er musste als Erster diese kleine Überraschung verarbeitet haben, denn die anderen sahen noch immer mit perplexen Gesichtern zwischen ihm und seinem Vater hin und her. Sie mussten wohl nach Gemeinsamkeiten suchen. „Mein Name ist Monkey D. Ruffy“, begann ihr Kapitän, wie üblich und Sanji wusste genau wohin es führen würde. „... und ich-“. Noch bevor der Gummimensch den Satz beenden konnte, schlug er eine Hand über dessen Mund. Denn, wenn sein Vater so fragte, dann wusste er bestimmt nichts von seinem Piratenleben. Es war wohl erst mal besser, dieses kleine Geheimnis für sich zu behalten. Oder das die gesamte Strohhutbande es für sich behielt. „Ich erkläre alles SPÄTER“, Sanji sagte dies zwar an seinen Vater gewandt, doch meinte er seine Crew. Und sehnlichst hoffte er, dass man ihn verstand. „Vielleicht sollten die...Hoheiten erst einmal unter vier Augen sprechen. Als Vater und Sohn hat man sich doch viel zu erzählen, nicht wahr?“ Hach. Diese wunderschöne, wohl gebaute Navigatorin mit Denkvermögen. Sie war so wunderbar und so lieblich und verstand genau, was er meinte. Wäre sein Vater nicht gewesen, würde er ihr Herzchen aus Papier schneiden, diese vor ihre zarten Füße streuen und ihr seine Liebe bekunden, aber lieber blieb er ruhig und dankte ihr nur innerlich und nickte ihr leicht zu. „Eine hervorragende Idee, mein hübsches Fräulein. Ich sagte bereits meiner Beraterin, sie solle alles für ein großes Fest vorbereiten. Für heute Abend. Ich hoffe, dass die Speisen euch schmecken und die auserlesenen Weine euch munden werden.“ „Ein Fest?“, fragte Brook freudig und Sanji hatte das Gefühl, er wolle sofort jedes Instrument zücken, dass er besaß. „Essen? Gibt es Fleisch?“ Ja, Ruffy schien es egal zu sein, dass Sanji ihn unterbrochen hatte, als er sein Lieblingswort hörte. „So viel ihr essen könnt“, stimmte König Mides zu, „Und noch mehr. Außerdem werden in diesem Moment meine Bäder befüllt. Lasst euch von meinen Bediensteten verwöhnen. Sie massieren euch, lassen jeden Duft ins Wasser, den ihr euch vorstellen könnt oder gießen die Sauna frisch auf. Danach lasse ich euch beste Kleider bringen und euch einkleiden. Ihr sollt euch hier mehr als wohl fühlen. Es soll ein kleiner Trost sein, dass ich meinen Sohn etwas entführen und ausfragen werde.“ Oh nein. Dieses Ausfragen hasste er schon als Kind. Die Crew wurde von einer handvoll Diener hinausgeführt. Metis, Thalia und Artem blieben verbeugt, bis der König sie davon befreite. „Schon gut.“, murrte er nur, bevor die Tür sich hinter ihnen schloss und sie nur noch zu zweit waren. „Vater“, brachte Sanji endlich hervor. Doch dieser antwortete nicht. Stattdessen ging er zu einem kleinen Tischchen, auf welchem gläserne Kelche und eine Karaffe stand. Ruhig goss er ein. „Das alte Gesöff hilft mir unheimlich, seit dem Tod deiner Mutter.“ König Mides nahm einen kräftigen Schluck, der den Kelch halb leerte. Sanji aber verspürte einen unheimlichen, schmerzhaften Stich in seinem Herz, als er das hörte. Natürlich wusste er davon. Er selbst hielt schließlich ihre Hand an ihrem Totenbett. Aber diese Worte brachten einfach diese schmerzhafte Erinnerung wieder zum Vorschein. Sanji schluckte einen riesigen Kloß in der Kehle runter, gerade als sein Vater fortfuhr. „Das, und die zwölf netten Damen, die ich mir als Mätressen halte. Willst du auch einen Schluck?“ Sanji schüttelte nur seinen Kopf. „Nun, erzähl doch mal von dir. Wir haben uns ja über zehn Jahre nicht gesehen und gehört. Du weißt aber schon, dass es Teleschnecken gibt, richtig? Wie dem auch sei. Du hast dich ganz schön verändert. Den Bart hättest du dir mal rasieren können. Und was ist das mit der Haarsträhne über dem Auge? Ist das jetzt modern? Und, Sohn, was trägst du da? Sieht aus wie ein Butler. Ein Diener. Gehört dies zu deiner Tarnung?“ Er zog die Luft durch seine Nase. „Und rieche ich da Zigarettenqualm? Mein Sohn, ein Prinz, hat nicht zu rauchen.“ Dann blieb er still und nahm noch einen Schluck. Das war ein guter Zeitpunkt, etwas zu sagen, dachte Sanji. „Du hast dich immerhin nicht geändert, Vater.“ Irgendwie brachte ihm das zum Lächeln, auch wenn Sanji nach dem ganzen Genörgel nicht danach war. „Wie du dich bestimmt erinnerst, ging ich nach unserem letzten Streit an Bord der Orbit.“ „Ich lies dich anheuern, da du Manieren und Anstand brauchtest. Du solltest mich Stolz machen.“ Da war es. Dieses Wort. Stolz. „Hat es denn funktioniert, wie geplant? Erzähl mir davon. Was hast du die letzten Jahre getrieben? Hast du irgendwelche Inseln in unseren Namen erobert. Irgendwo Kolonien gegründet? Irgendetwas Nennenswertes?“ „Das Schiff ging im Sturm unter“, begann Sanji langsam zu erzählen, „Auch ich bin beinahe ertrunken. Ich wurde aber gerettet.“ „Von wem?“ „Einem Piraten. Rotfuß Jeff war sein Name. Wir waren die einzigen Überlebenden.“ Als Sanji zu erzählen begann, beobachtete er seinen Vater genau. Nie änderte er seine Miene, nickte nur ab und an. So erzählte er, wie das Baratie eröffnet und er selbst zum Koch wurde. Wie Ruffy kam und ihn auf seine Reisen mitnahm. Von den Abenteuern auf Alabasta und Skypia. Von Water 7 – er lies aber die Vorkommnisse auf Enies Lobby aus – und den dunklen Gestalten auf Thriller Bark. Selbst als Sanji erzählte, dass sich ihre Reise um zwei Jahre verzögerte, wegen einiger kleinen Vorkommnisse auf dem Sabaody Archipel und sie dann die Fischmenscheninsel besuchten, blieb sein Vater still, verzog nicht einmal das Gesicht. Natürlich verschwieg er, dass sie alle Piraten waren. Sein Vater war schon immer ein Freund des Gesetzes und vor allem der Marine. Somit ein Feind der Piraten. Dass er nichts von den Strohhüten als diese wusste, spielte ihm daher in die Hände. Irgendwie musste er Franky noch schnellstens Bescheid sagen, ihre Flagge zu entfernen. Wenn es nicht schon zu spät war. „Also nichts Erwähnenswertes“, knurrte König Mides. Er stellte den Kelch auf den Tisch zurück und massierte seine Schläfen. „So viele Jahre und du hast nichts auf die Beine gestellt-“ Sanji fand diese Aussage sehr ironisch, wenn man nur bedachte, was er mit seinen Beinen alles anstellen konnte, “-außer dass du ein bisschen mit deinen kleinen Freunden auf der Grand Line rumgetümpelt bist. Ich dachte, du würdest dich mal ändern. Bessern. Wenn ich mich zurück erinnere, dass ich in deinem Alter schon König war und was ich da für unser Volk alles getan habe.“ Er seufzte. „Ich dachte, so wie sich hier die Dinge ändern, so hättest auch du dich verändert, mein Sohn.“ Er wirkte mit einem Mal sehr traurig. „Was würde nur deine Mutter sagen. Ich dachte schon damals, ihr Tod würde dir gehörig den Kopf waschen. Aber mit nichten..., oder soll ich dir noch einmal erzählen, wie sie starb?“ „Nein. Das weiß ich genau.“ Erst jetzt merkte Sanji, wie seine Hände schmerzten. Schließlich hatte er sie die ganze Zeit zu Fäusten geballt. Sogar seine Knöchel waren schon ganz weiß angelaufen. König Mides setzte sich auf seinen Thron. Nur eine Sekunde später machte die Erde unter ihnen einen gewaltigen Satz und wenn Sanji nicht solch ein außergewöhnliches Gleichgewicht hätte, wäre er bestimmt gefallen. „Was war das?“ „Die Maschine, mein Sohn.“ „Also funktioniert sie tatsächlich? So wie man es uns gesagt hat.“ „Ja, die Insel schwimmt. Meistens jedenfalls. Zur Zeit gibt es Probleme mit dem Motor. Aber nichts, was sich nicht beheben ließe.“ „So wie es unsere Vorfahren immer wollten.“ Sanji lächelte und er hoffte, sein Vater täte es ihm gleich. Doch seine Miene änderte sich nicht. So verschwand auch Sanjis Lächeln wieder. „Weißt du, Sohn“, begann Mides nach einem kurzen Moment der Stille, „..., ich war bereit, dich zum König zu machen, wenn wir uns wiedersehen würden. Doch nun bezweifle ich das mehr denn je. Du scheinst es einfach nicht wert zu sein.“ Das versetzte Sanji einen gewaltigen Schlag in die Magengrube. Wenn die Thousand Sunny nicht so durchlöchert wie ein Stück Käse wäre, dann würde er sofort die Strohhüte packen und wieder verschwinden. Aber dieses Vorhaben zögerte sich wohl noch etwas heraus. Mides seufzte. „Folge mir mal.“ Der Weg führte sie aus dem Thronsaal hinaus, den langen Korridor zurück, den sie gekommen waren. Anstatt sie das Schloss aber verließen, bogen sie irgendwann nach links. „Weißt du, unsere Insel ist nun reich. Reicher als man sich vorher ausmalen konnte. Wodurch, fragst du? Als Spiral Down Island ihren Weg auf den Meeren begann, waren viele andere Könige, Inseln und Händler an dieser Technologie interessiert.“ „Du hast die Pläne verkauft.“ Es war keine Frage, sondern eine Aussage. „Da hast du ausnahmsweise einmal Recht. Man verdient gut daran und du glaubst gar nicht, wer alles an dieser Maschinerie interessiert ist.“ Sein Vater sah ihn an und sein Goldauge schimmerte. „Diese Insel kennt weder Armut, noch Hunger.“ Einer prächtig verzierte Tür schwang vor ihnen auf und gab den Blick auf mehr Gold, Juwelen, Schmuck und Münzen frei, als er je zählen könnte. Nami, so musste er innerlich grinsend feststellen, wäre von dem Anblick mehr als begeistert. „Das ist der Verdienst. Sieh dir nur all den Reichtum an. Niemand klagt. Niemand hungert. Die Menschen sind glücklich. Das habe ich in weniger als Zehn Jahren geschafft. Das sind Taten, auf die man stolz sein kann. Nicht eure kleinen Reisen, das wird später nichts zählen.“ Ja, all der Reichtum war beeindruckend. Das musste Sanji zugeben. Denn als er die Insel verließ, sah es ganz anders aus. „Weißt du, Sohn, ich könnte meine Meinung noch etwas ändern.“ Er wurde so plötzlich aus den Gedanken gerissen, wie diese kamen. Das klang schließlich recht vielversprechend. „Ich bin dir ganz Ohr.“ Endlich lächelte sein Vater wieder. Es war zwar genau so kurz, wie beim Beginn ihrer Begegnung. Aber zumindest war es ein Lächeln. „Du weißt, auch ich werde älter und selbst ein König bleibt nicht davon verschont. Und da ich mich um das Königreich sorge, das Erbe und die Bewohner, brauche ich würdige Nachfolger. Enkel. So sag mir, auf all den tollen Reisen, hast du doch hoffentlich eine nette Frau kennengelernt, nicht wahr, Sohn?“ Kapitel 4: 2 Milliarden Berry ----------------------------- 4. 2 Milliarden Berry „Ist das nicht einfach unglaublich! Seht euch einfach mal die Kleider an! Diese Pelze! Diese Farben und Formen! Ich fühle mich fast, als sei ich selbst ein Prinz und könnte mich glatt daran gewöhnen. Exquisite Machart. Der Stoff fühlt sich so weich auf der Haut an. Und da besitze ich nicht einmal eine Haut! Yohohoho!“ „Ich sehe wie ein lächerliches Plüschtier aus.“, murmelte Chopper und betrachtete die extra für ihn gefertigten Kleider im Spiegel. Der große, dreieckige Gardenhut mit der langen, pinken Feder war ihm fast zu groß und lies Chopper noch kleiner erscheinen. „Der Umhang ist so schwer.“, beschwerte sich Ruffy und lies die Schultern hängen. Denn, wirklich, dieser Umhang ging bis zum Boden und floss wie ein Wasserfall auseinander. „Außerdem will ich zum Essen. Ich habe schon so lange nichts mehr gegessen.“ „Du hast zuletzt auf der Sunny etwas gegessen“, pflichtete Lysop bei, drehte sich dann selbst zum Spiegel. Seine wuschelige, schwarze Mähne war zu einem dicken Zopf gebunden und stolz schwellte er seine Brust. „Also ich finde die Sachen gar nicht so schlecht. Haben etwas heroisches an sich. Siehst du das nicht genauso, Franky?“ Dieser hatte seine Haare, wie so oft üblich, nachwachsen lassen und nun fielen sie in langen Locken über seine Schultern. Es erinnerte stark an eine alte Richter Perücke, musste man zugeben. Aber zu dem Outfit passte diese Frisur ungemein. Die dicken Puffärmel, welche seine mechanischen Schultern verdeckten, wirkten für Nami etwas befremdlich „Du hast Recht! Ich finde die Sachen super!“ Stolz posierte er vor seinem gespiegelten Ebenbild. Nami sah zu Zorro, der allein in einer Ecke des üppig geschmückten Raumes saß und sehr genervt drein blickte. „Dir gefallen die Sachen wohl nicht so?“, fragte sie ihn grinsend. Sein Auge funkelte bösartig. „Sieh dir die Lappen nur mal an! Überall. Sind. Kringel! Wie diese dämlichen Augenbrauen, von dem dämlichen Gemüseschnitzer.“ Ihr Grinsen verbreiterte sich. „Wie die Augenbrauen von jedem dieser Bekloppten auf dieser verfluchten Insel!“ „Es gefällt dir hier wohl nicht.“ Meinte Robin nur mit einem leicht süffisanten Lächeln. Wie auch Nami trug sie ein schön geschneidertes Kleid mit nettem Ausschnitt und langer Schleppe. Nur ihres wurde aus einem dunklen, violetten Ton, welcher an manchen Stellen schwarz schimmerte, geschneidert, während ihr eigenes zart orange war. Außerdem befand sich um Namis Hüfte ein schmaler Gürtel aus dem gleichen Stoff, welcher durch einen Ring zusammengehalten wurde. Doch Zorro hatte Recht: Auf Hemden oder Hosen, den Umhängen oder Schuhen, irgendwo befanden sich immer diese verdrehten Schnörkeln, welche eindeutig den Augenbrauen der Bewohnern von Spiral Down Island nachempfunden wurden. Nami aber störte das nur wenig, denn alles in allen besaßen die Leute hier eines: Geschmack, was Kleidung anging. „Jetzt aber mal von der Kleidung weg“, begann Lysop das Thema zu wechseln. „Sanji ist ein Prinz? Wusste das irgendwer? Also ich habe es von Anfang an gesehen!“ „Erzähl doch keine Lügen, Langnase“, meinte Franky und stieß ihn mit einer riesigen Hand in die Seite. „Keiner wusste was davon. Wobei es seine seltene Blutgruppe erklären würde. Die ist meistens nur in königlichen Familien vertreten“, Chopper schien sich genau an die schwierige Situation auf der Fischmenscheninsel zu erinnern und fuhr dann fort: „..., oder auch bei Leuten, die es durch außereheliche Aktivitäten bekamen.“ Bestimmt erinnerte sich an die beiden Kerle zurück, die ihm das nötige Blut für die Transfusion gaben. Gewiss waren die nicht adlig gewesen. „Außerdem roch er trotz der Zigaretten am besten von den Männern. Er hat ja auch jeden Tag gebadet.“ „Er ist immer ein feiner Gentleman. Zumindest wenn es um Frauen geht.“, stimmte Brook zu. „Er hat einen guten Sinn für Mode.“, fügte Franky hinzu. Nami lächelte. „Er hat sich auf Alabasta selbst als 'Mister Prince' bezeichnet.“ „Das ist sind alles recht eindeutige Anzeichen, findet ihr nicht auch?“ „Jetzt sag nicht, dass du davon wusstest, Robin“, fragte Lysop die Frau und auch Nami sah sie interessiert an, „..., oder hat er dir etwa davon erzählt?“ Sie schüttelte nur ihren Kopf und lächelte sanft. „Es ist doch einfach nur so eindeutig. Ihr habt gerade selbst so viele Merkmale aufgezählt. Genauso gibt es auch Gründe, warum Sanji nicht will, dass wir uns als Piraten zeigen. König Mides scheint mir davon nicht sehr angetan zu sein und deshalb sollten wir dieses kleine Geheimnis für uns behalten.“ Dann wand sie sich an Franky. „Du solltest dich darum kümmern, dass die Flagge verschwindet. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät.“ „Verstanden!“ „Warum?“, fragte Ruffy, „Dann erkennt doch niemand das wir Piraten sind!“ „Genau das hat Robin gerade gesagt. Hörst du überhaupt mal zu?“, wies Lysop ihn an. „Also halt deine Klappe und sag niemandem, dass wir Pira-“ Die Tür ging mit einem Mal auf und der Schütze verstummte noch mitten im Wort. Sie alle hielten den Atem an. Doch es war nur Sanji. Und er war ebenso edel gekleidet, wie sie es alle waren. Mit der roten, samtigen Weste, der schwarzen Hose, dem cremefarbenen Hemd mit Bischofsärmeln und dem blauen Umhang, der über eine Schulter fiel, konnte man nun wirklich erahnen, das er adlig sein musste. „Eure Hoheit. Wir fühlen uns durch deine Präsenz sehr geehrt.“ Brook verbeugte sich tief und Lysop und Chopper, die nicht so recht wussten, was sie tun sollten, taten es ihm gleich. „Ihr Idioten! Das ist trotzdem der amouröse Gemüseputzer!“, knurrte Zorro ganz verärgert. „Hey, Sanji! Das war kein netter Zug, das vor uns zu verheimlichen.“, Franky posierte erneut und grinste breit, „Aber dein Alter hat echt einen super Geschmack, was Mode angeht. Deshalb sehe ich das nicht ganz so eng.“ „Was ist jetzt der Plan, Sanji?“, fragte Nami und stemmte eine Hand auf ihre Hüfte. Er räusperte sich, dann, so hatte sie das Gefühl, begannen seine Augen eine merkwürdige, herzförmige Form anzunehmen und er wirbelte um sie und Robin herum. „Zuerst will ich euch sagen, wie wundervoll ihr ausseht! Ihr könntet glatt Prinzessinnen sein.“ „Bleib bei der Sache“, wiesen Lysop und Chopper gemeinsam an und der Blonde gehorchte sofort. „Erstmal müssen wir geheim halten, dass wir Piraten sind. Wir alle. Auch unser angehender König der Piraten.“ „Ach menno.“ „Mein Vater ist nicht wirklich ein Freund von Piraten.“ „Keine Sorge, kleiner Prinz, die Flagge werde ich persönlich entfernen, solange wir hier sind.“ Sanji nickte Franky zu. „Gut. Glaubt mir. Es ist besser so.“ Er seufzte und Nami hatte das Gefühl, die nächste Entscheidung fiel ihm um einiges schwerer. „Keiner wird nach meiner Mutter fragen. Das ist privat. Und wenn ich nur einen von euch erwische, den trete ich persönlich zurück bis zum East Blue. Außer die beiden Damen, natürlich.“ „Warum sollen wir das nicht? Was ist mit deiner Mutter?“, fragte Nami neugierig. Sicher würde er es ihr jetzt sagen. Denn einen Wunsch konnte er ihr noch nie abschlagen. „Tut es einfach nicht. Namilein, ich kann will einfach nicht, dass ihr davon erfahrt.“ Er wirkte traurig und irgendwie klang es recht anfahrend. So kannte sie ihn gar nicht, zumindest nicht, wenn Sanji so mit ihr sprach. Erschrocken und erstaunt wich sie einen Schritt zurück. „Es tut mir leid.“ Sofort zeigte er Reue. „Aber haltet euch einfach daran, alle.“ „Verstanden. Gibt es noch irgendwelche Dinge, an die wir uns halten sollten.“, wollte Robin wissen. Er schüttelte seinen Kopf. „Sonst nichts weiter. Spiral Down Island ist eine recht freundliche Insel. Man wird euch hier mit offenen Armen aufnehmen. Wenn ihr Hilfe braucht, wird man euch helfen. Wenn ihr bestimmte Sachen braucht, wird man alles tun, um diese für euch zu besorgen. Baut einfach keinen Mist, wie es manchmal üblich ist. Okay?“ Sie alle nickten. Selbst Zorro. Bestimmt hoffte er drauf, hier gute Trainingsinstrumente zu finden – wenn nicht sogar ein nettes, neues Schwert. „Ist das alles?“, fragte Ruffy und sein Magen knurrte. Er musste gar nicht erklären, worum es ihm ging. Sanji blickte kurz zu Boden und überlegte. Schließlich holte er etwas kleines aus seiner Tasche, hielt es aber noch in seiner Hand versteckt. „Eine Sache ist da noch. Mein Vater, nun, er wollte mich bei unserem Wiedersehen zum König krönen lassen.“ „Wie aufregend! Dann haben wir ja eine richtige Majestät vor uns stehen.“ „Hör auf dich zu verbeugen, Brook. Denn es wird nicht passieren. Er meint, ich habe in meinem Leben nichts wirklich erreicht, bisher. Es gäbe da aber einen Weg, wie ich ihn glücklich machen könnte. Vielleicht werde ich nicht zum König dadurch – ich will das auch gar nicht. Aber zumindest kann ich meinen Vater...Stolz...machen. Und das käme uns auch finanziell zu gute.“ Nami wurde sofort hellhörig und fragte: „Was musst du tun?“ „Er würde uns weiterreisen lassen. Ohne Probleme. Doch, für eine Mitgift von 2 Milliarden Berry und so viele Lebensmittel, wie die Sunny tragen kann, muss ich heiraten. Hier, auf dieser Insel.“ „Und wer soll die Glückliche sein? Ist es eine auf dieser Insel? Eine alte Freundin von dir?“ Choppers Augen funkelten und Nami fand diesen Anblick sehr niedlich. Sanji schüttelte seinen Kopf. „Nein, nein.“ Dann sah er Nami an. „Ich habe ihm gesagt, dass ich dich heute Abend bei der Feier fragen will, ob du meine Frau werden willst.“ Endlich öffnete er seine Hand und ein wunderschöner Goldring fand sich dort. In dessen Zentrum, Namis geschultes Auge erkannte es sofort, befand sich ein riesiger, orangefarbener Diamant, während kleinere, schlichte, weiße Diamanten sich um das gesamte Band verteilten. Sein Wert musste so bei 30 Millionen Berry liegen und er gefiel ihr ungemein. Dennoch war sie sehr geschockt, denn dieser indirekte Antrag galt ihr. „Uhh~“, konnte sie einen Chor hinter sich hören und dann begannen Lysop, Chopper, Brook und Franky gemeinsam zu singen: „Nami und Sanji sitzen auf einem Baum. Knutschen rum-“ „Haltet sofort die Klappe!“, wand sie sich sofort wütend zu ihnen um und funkelte sie böse an. Sie begannen zu lachen und auch Ruffy stimmte bei dem Gelächter mit ein. Selbst Zorro musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie waren wirklich allesamt Idioten, dachte sich Nami und schüttelte nur ihren Kopf, danach sah sie Sanji wieder an. „Ich fühle mich ja sehr geehrt. Aber warum fragst du nicht Robin?“ Die schwarzharrige Frau hob gleich, als wolle sie ihr Einhalt gebieten, eine Hand und lächelte. „Ich bin etwas zu alt für Sanji. Außerdem seht ihr beide doch sehr liebreizend zusammen aus.“ Nami seufzte. „Sanji, jetzt hör doch mal. Wir sind in einer Crew und Freunde. Meinst du nicht, dass es deinem Vater nicht auffällt?“ „Zu 90 Prozent gehören die Berry dir.“ Sofort rechnete Nami und 1,8 Milliarden Berry hörten sich dann doch nicht so schlecht an. „Ich bin ganz Ohr. Was muss ich dafür tun?“ Gekonnt überhörte sie das 'Geldgeile Zicke!' hinter ihr. „Ich fragen dich in Anwesenheit meines Vaters, ob du mich heiraten willst. Danach spielst du meine Verlobte.“ „Und die Hochzeit?“ „Die spielen wir auch mit.“ „Was ist danach? Zurück auf die Sunny und unsere Reise geht weiter? Als Eheleute, die sich nicht einmal lieben?“ „Der Kapitän eines Schiffes, darf ein Paar trauen.“, begann Robin lächelnd. „Und er darf sie auch wieder scheiden.“ Nami wusste nicht so recht, ob die Archäologin ihr helfen wollte, oder nicht. Aber sie merkte genau, dass ihre Freundin diese Situation ebenso belustigend empfand, wie auch die ganzen männlichen Mitglieder der Crew. „Würde das dir und deinem Vater irgendwie helfen?“ Wie schlimm konnte es sein? Als Diebin kam sie schon damals, in Arlongs Zeiten, in Situationen, in welchen sie sich nur durch ein kleines Schauspiel heraus retten konnte. Und auch auf der Thriller Bark hatte ihr der Lola Zombie geglaubt, sie sei ein Mann. Talent zum Schauspielern musste sie also haben. Sanji nickte und begann langsam breit zu grinsen. „Und was passiert, wenn diese ganze List auffliegt?“ „Das schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass mein Vater uns von der Insel verscheucht und die Marine losschicken lässt.“ „Also das übliche?“ „Nichts gravierendes.“ Nami atmete tief ein, dann legte sie ihre Hand in seine offenen, mit dem Ring zwischen den beiden Flächen und schüttelte sie. Als Abmachung. „Fein. Aber solange hast du gefälligst nur Augen für mich. Es ist sonst recht unglaubwürdig, wenn du auch jede andere hübsche Frau anbaggerst. Verstanden?“ „Verstanden.“ Und damit begann der belustigende Gesang hinter ihnen. „Nami und Sanji saßen auf einem Baum! Knutsche rum, man glaubt es kaum!“ Kapitel 5: Ein bitterer Beigeschmack ------------------------------------ 5. Ein bitterer Beigeschmack Es klopfte an der Tür und Chopper, Lysop, Franky und Brook verstummten auf der Stelle. Sanji räusperte sich und ließ, mehr gegen seinen Willen, Namis Hand los. Schließlich hatte sie ihm freiwillig diese feine, zarte Hand mit der weichen Haut gereicht. „Herein“, forderte er bestimmend. Knarrend und langsam, fast in Zeitlupe ging diese Tür auf und Sanji hielt seinen Atem an. 'Bitte lass es nicht Vater sein', betete er inständig. Denn wenn es der König war, dann hatte er, genau wie früher, bestimmt gelauscht. Und wusste von dem ganzen Vorhaben. Doch nein, es war jemand, mit dem er nicht gerechnet hatte: „Klio?“ Vor ihm stand seine Kindheitsfreundin. Seine Beste und Liebste, die er damals besaß. Mit dem schneeweißen Haar, den großen, blauen Augen, über welchen die gekräuselten Augenbrauen thronten und dem breiten Grinsen sah sie noch genauso aus, wie damals. Selbst die Zahnlücke war noch vorhanden. Mit leichter Trauer erinnerte sich Sanji, warum ihr dieser eine Schneidezahn fehlte. Aber zumindest hatte sich eine Sache nicht geändert, auf dieser verdammten Insel, die er einst Heimat nannte. Außer, dass seine alte Freundin nun erwachsen war. Sanji riss sich, wie von Nami angewiesen, zusammen und sprang nicht sofort auf sie zu und wollte ihr die Welt vor ihre Füße legen. Denn der Anblick ihres wohl geformten Körpers gefiel ihm doch sehr und auch so war sie ganz nett anzusehen. Nein, dann würden sie ja auf der Stelle auffliegen. Und wenn man bedachte, dass sich Nami als seine Verlobte ausgeben würde, wäre das schon ein gewaltiger Verlust. „Sanji! Du bist da! Der Prinz ist wieder da!“ Sofort begann sie um ihn herum zu wuseln. Sie begutachtete sein Gesicht, seine Arme und Beine. Selbst sein Haar nahm sie genau unter die Lupe. „Du hast dich ja gar nicht verändert! Du siehst immer noch aus wie so ein Kleinkind – mit Bart. Aber – ach du meine Güte – sind das Muskeln? Hast du viel gesehen? Viel erlebt? Hast du mir was mitgebracht?“ Ja, sie war definitiv wie in seiner Erinnerung: Aufgedreht, neugierig und man konnte sie nicht zum stillhalten bringen. Es war sehr unterhaltsam. „Wie ist es so die letzten Jahre gewesen, von Spiral Down Island weg? Hast du viele Abenteuer erlebt? Hast du gegen böse, kriminelle Piraten gekämpft? Du musst mir alles erzählen! Und wo ist denn nun mein Souvenir? Ich hoffe es ist kein doofes T-Shirt.“ Er kam gar nicht dazu etwas zu sagen. Stattdessen fragte und fragte sie immer weiter, sodass er nicht mal wusste, wo er hätte anfangen können zu antworten. Aber immerhin gab es Nami, die Klio mit einem Räuspern aus der Fassung brachte. „Klio, richtig? Wir freuen uns sehr, dass wir hier sein dürfen-“ Doch dann begann die Frau mit den weißen Haaren freudig zu kreischen und warf sich direkt auf Nami um diese zu umarmen. „Und du musst seine Verlobte sein! Oh bist du unheimlich hübsch! Du musst mir alles erzählen! Wie hat er um deine Hand angehalten? Hast du sofort ja gesagt, oder hast du gezögert. War es zumindest romantisch oder hat er sich, wie schon früher, nichts einfallen lassen? Kann er gut küssen? Habt ihr schon miteinander geschlafen? Erzähl mir alles und lass uns bitte beste Freundinnen werden!“ Nun war es Nami, die sichtlich schockiert aussah. Bei all den vielen Fragen bemerkten die beiden Frau allem Anschein nach auch nicht, wie alle männlichen Crewmitglieder, bis auf Zorro hinter ihnen sich das Lachen verkneifen mussten. Doch, das wusste Sanji genau, hätte Nami es bemerkt, wäre sie sehr verärgert darüber. Endlich löste sich die junge Frau von ihrer Navigatorin und wedelte sich dramatisch mit ihren Händen Luft zu und sah aus, als wäre sie den Tränen nah. „Das ist alles so aufregend. Ich muss gleich weinen. Ich freue mich ja so für euch! Doch! Oh nein! Du wusstest ja noch nichts von der Verlobung. Das tut mir leid. Lass uns aber bitte weiterhin beste Freundinnen bleiben. Okay?“ Erneut umarmte sie Nami. „Schon in Ordnung.“, brachte sie schwer atmend hervor. „Was möchtest du überhaupt hier, Klio?“, fragte Sanji und legt eine Hand auf ihre Schulter, damit sie von der armen Frau abließ. „Ach ja. Meine 'ach so tolle' Schwester meinte, dass ihr jetzt zum Essen kommen könnt. Der Saal ist dekoriert und die Speisen sind angerichtet.“ „Du hast eine Schwester?“, wollte Lysop, der noch immer sichtlich amüsiert war, wissen. Klio verdrehte ihre Augen, ließ von Nami ab und verschränkte ihre Arme. „Ja. Das werte Fräulein 'Ach-so-Wundvoll-und-älter um zehn Minuten'. Beraterin des Königs und so. Die liebreizende und ebenso ätzende Kalliope. Meine Vorgesetzte, wenn man so will. Kommandiert mich hierhin und kommandiert mich dahin. Klio tu dies. Und Klio tu das. Aber Klio, der König will es doch so.“ Sanji erinnerte sich genau. Denn auch Kalliope war schon früher so gewesen und hatte ihn und ihre kleine Schwester nur herumgeschickt. Das musste die junge Frau gewesen sein, mit welcher sein Vater kurz gesprochen hatte, als sie diese Insel erreicht hatten. „Essen?“, hörte man Ruffy nur freudig rufen und sofort stürmte er aus den Raum hinaus. Klio war so erschrocken darüber, dass sie sofort verstummte. Welch seltener Anblick, doch irgendwie fand das selbst Sanji lustig und musste grinsen. „Ich rieche es schon! Lecker Fleisch!“, konnte man es nur vom Ende des Korridors rufen hören. „Ist das normal? Du hast ja komische Freunde.“ Erst jetzt blickte sie sich um und sah sich auch die anderen Crewmitglieder genau an. „Ein Skellett!“ Brook verbeugte sich nur und man hörte ihn, wie gewohnt, lachen. „Ein Frettchen mit Antennen!“ „Ich bin ein Rentier. Warum erkennt das niemand?“, beschwerte sich Chopper. „Stimmt. Aber du bist wirklich niedlich.“ „Ich bin nicht niedlich.“ Er hielt kurz inne. „Findest du das? D-danke.“ Sofort strahlten seine Kulleraugen wieder und er war sichtlich geschmeichelt. „Ja, ja, ich weiß – ach du meine Güte! Ein Cyborg!“ Klio zuckte nur mit ihren Schultern. „Nichts Außergewöhnliches.“ Bei dieser Aussage stand Frankys Mund einfach nur offen. Ja, damit musste er nicht gerechnet haben. „Und wer bis du? Bist du Prinz Sanjis Beschützer?“, erkundigte sich die junge Frau an Zorro gewandt. „Du siehst sehr stark aus.“ Sanji hielt den Atem an. Zorro sein Beschützer? Das er nicht lachte! Er kann auf sich selbst aufpassen. Da brauchte er nicht diesen Schwertjongleur mit Orientierungsstörung! Dennoch hoffte Sanji, dass Zorro sich nicht verplapperte. Das konnte er nun gar nicht gebrauchen. Doch dieser hob einfach nur eine Augenbraue an und blickte zu dem Blonden. Das sah nach einem beginnenden Streit aus, dachte sich Sanji und machte sich schon bereit. Dass auch Nami sich anspannte, bemerkte er natürlich. Nach einigen Augenblicke, sah der Grünhaarige wieder Klio an, schüttelte dann den Kopf, nur um an ihr vorbei zustürmen, um seinem Kapitän zu folgen. „Um diese Insel auszuhalten, brauche ich viel Alkohol“, hörte Sanji ihn murmeln, als er durch die Tür verschwand. „Der ist ja komisch. Wusstet ihr, dass Thalia auf Männer mit grünen Haaren steht. Bestimmt wäre der was für sie. Aber psst – verratet ihr nicht, dass ich euch das gesagt habe. Und wer bist du? Bist du Namis Zofe?“ Robin lächelte. „Das hast du gut erraten. Wirst du uns nun zum Fest geleiten, liebe Klio?“ Zumindest war auf Robin verlass und sie übernahm sofort eine gute Rolle. Diese wundervolle, intelligente Robin...und das Kleid stand ihr wirklich hervorragend. „Oh, natürlich. Dann folgt mir. Ihr werdet schon erwartet.“ Sofort ging Klio los – eher aufgeregt hüpfend - und alle bis auf Sanji und Nami folgten ihr. „Und ein Cyborg ist wirklich was normales für dich?“, konnte man Frankys Stimme noch hören.“ Nami seufzte und massierte sich die Schläfen. „Das hast du wirklich unglaublich gemacht, mein geliebtes Namileinchen!“, umwarb Sanji sofort sie, wirbelte um sie herum, während seine Stimme, wie üblich, eine Oktave höher klang. „Ihr habt wirklich interessante Leute hier. Das muss ich schon sagen.“ Wie immer blieb sie ruhig und Sanji hielt inne. Interessant? Wie man es nimmt. Aber Nami, wie auch der Rest der Crew, wusste nur Bruchstücke von dem, was er in seinen Gedanken fand. Und er hoffte, dass sie nicht alles erfuhr, sonst würde sie ihn gewiss in einem ganz anderem Licht sehen. Das wollte Sanji nicht. „Nun, dann lassen wir das Spiel mal beginnen. Findest du nicht?“, sie grinste ihn an. „Schließlich will ich ja auch für meine Bezahlung etwas tun.“ „Natürlich. Außerdem sollten wir nicht zu spät kommen.“ Sein Vater mochte das nicht. Wie ein Kavalier bot er Nami seinen rechten Arm, welchen sie nach kurzem Zögern nahm und Sanji führte sie hinaus. Er brauchte niemanden, der ihn führte. Schließlich kannte er die Wege, Gänge und Flure in diesem Schloss genau. Dümmlich verliebt blickte er zu Nami hinüber. Ihr Griff war warm und fest an seinem Arm. Ob sie auch seine Muskeln bemerkte? Natürlich waren sie nicht so ausgeprägt wie die von Zorro. Und seine Arme waren gewiss nicht aus Gummi, wie die von Ruffy. Einfach hinreißend sah sie in diesem Kleid aus. Der Ausschnitt war überhaupt nicht zu verachten und bot Sanji einen netten Einblick. „Augen nach vorne“, knurrte Nami und Sanji gehorchte sofort. Ein Glück hatte sie dies angewiesen. Der Blonde konnte schon spüren, wie seine Nase begonnen hat zu brennen. Hätte er noch länger geguckt, so wäre bestimmt einiges an Blut daraus geschossen und hätte nicht nur seine Kleider, nein, wahrscheinlich auch Namis verschmutzt. Und das wollte er nicht. Schon bald erreichten sie eine große Tür. Fast noch großer, als jene, welche in den Thronsaal führte. Zwei Wachen in goldenen Rüstungen standen davor und salutierten sofort, als sie Sanji erkannten. „Eure Hoheit“, meinte der Linke. „Welch Ehre, dass ihr wieder hier seid“, kam es vom Rechten. Sanji nickte einfach nur und sie öffneten die Tür. „Ich bin aufgeregt...“, flüsterte Nami kaum wahrnehmbar. „Und ich erst.“, stimmte Sanji murmelnd zu. Das Licht der Kronleuchter flutete sofort den Korridor, in welchem sie standen und blendete sie. Er kniff seine Augen zusammen. Nami tat es ihm gleich. Dem Licht folgte ein Raunen, dann Klatschen. Als sie endlich sehen konnten, erkannten sie einen prächtig geschmückten Saal. Stoffe hingen von Wänden und Decken. Goldene Blumen fanden sich in Vasen, auf den Tischen und im Haar manch einer netten Dame. In immer gleichen Abständen standen Statuen aus weißem Gestein. Bestimmt Marmor, dachte sich Sanji. Sie waren nackt, nur kunstvolle Blätter oder steinerne Umhänge verhüllten die privaten Stellen der Körper. Hier, in diesem Festsaal, roch es nach Essen und gutem Wein. Als Koch wusste Sanji das genau und konnte sogar die drei Sorten der edlen Tropfen benennen. Von der Tür aus führte eine Treppe in den Saal hinab, so dass Nami und er erhoben standen und sie von einem jeden genau beobachtet werden konnten. Er spürte, wie die junge Frau an seiner Seite einen Schritt nach hinten machte. Sie musste die vielen hundert Gäste gesehen haben, welche zu ihren Füßen standen und gespannt warteten. Ein jeder Bewohner von Spiral Down Island schien gekommen zu sein, dachte sich Sanji und wagte es erst gar nicht, sie alle zu zählen. Zumindest ihre Freunde standen nicht weit von der Treppe entfernt und sogar in der Bekleidung von Sanjis Vater, Klio und, wie Sanji gleich erkannte, ihrer Schwester Kalliope. Sie war tatsächlich die junge Frau, welche sein Vater zu sich rief, als er ihn erkannt haben musste. Auch Metis, Thalia und Artem standen nicht weit entfernt und wirkten ziemlich aufgeregt. „Jetzt?“, zischte Nami, ohne ihren Blick abzuwenden. Doch Sanji fand keine Zeit zu antworten, nein, nicht einmal mit den Schultern zucken konnte er, denn sein Vater trat bereits vor und schritt die Treppe zu ihnen hinauf, ein goldener Kelch, gefüllt mit Rotwein, in seiner Hand. „Mein geliebtes Volk!“, begann er, kurz bevor er das Paar erreichte. „Voller Glück darf ich verkünden, dass mein Sohn nach unzähligen Jahren endlich wieder in seiner Heimat angekommen ist.“ Die Menschen klatschten und jubelten und Sanji sah sich gezwungen zu winken. Als König Mides wieder zu sprechen begann, verstummten sie alle wieder. „So lange haben wir ihn vermisst und sehnlichst auf seine Heimkehr gewartet. Und heute ist endlich der Tag. Prinz Sanji von Spiral Down Island ist zurückgekehrt!“, seine Stimme klang festlich und rühmend und mit seiner Ansprache riss er einen jeden in seinen Bann. Sie jubelten alle, bis sein Vater mit einer Geste andeutete, dass sie erneut verstummen sollten. „Und er kam nicht allein. Nein! Auf seiner langen und beschwerlichen Reise fand er viele Freunde und was noch besser ist: Eine reizende Frau.“ Mit einem charmanten Lächeln wand er sich an Nami und nahm ihre freie Hand in seine, um sie zu küssen. Sanji sah genau, wie eine leichte Röte sich auf ihre Wangen niederlegte und er selbst verspürte etwas, was Eifersucht sein musste. Uh's und Ah's überschwemmten den Raum für einen Augenblick. „Und wie ich hörte, entwickelte sich darauf schnell Liebe. Und wenn mein lieber Sohn mich richtig darüber in Kenntnis gesetzt hat, so soll daraus schon bald noch mehr werden.“ Nun endlich blickte sein Vater ihn an und er meinte ihn leicht nicken zu sein. Sofort nahm er dies als Zeichen und wand sich zu Nami und sie sich zu ihm. „Da hat mein Vater in der Tat recht.“ Er nahm sie bei den Händen. Diese wunderschönen, weichen Hände, mit welchen sie unglaubliche, meisterliche Karten erschaffen konnte. Doch durfte er sich jetzt nicht ablenken lassen! So ließ er seinen Blick auf ihren Augen verweilen und nicht auf ihrem üppigen Busen, welcher aus diesem sagenhaften Ausschnitt heraus ihn an schielte. Selbst ihre sagenhaften Augen, diese wunderschönen, rehbraunen Augen mit dem leichten, orangfarbenen Schimmer lenkten ihn ungemein ab. Nami räusperte sich leicht und nicht einmal König Mides musste es bemerkt haben, denn er blickte die beiden noch immer erwartungsvoll an. „Da hat er Recht“, murmelte Sanji, ruhiger und etwas liebevoll. „Schon bei unserer ersten Begegnung hat mir diese Göttin den Kopf verdreht. Sie saß einfach nur da und lachte. Dieses zauberhafte Lachen, was wie Engelsgesang in meinen Ohren klang, riss mich sofort von meinen Füßen und hinab in den tiefsten Graben der Grand Line. Aber das war sie einfach. Mit ihren damals noch kurzen Haaren und dem rosa-farbenen Shirt. Auch der orange Rock stand ihr gut. Unser erstes Treffen war in einem Restaurant und sie aß einen Obstsalat und trank Wein, den ich ihr empfahl.“ Namis Augenbrauen begannen sich zu heben. War irgendetwas falsch an seiner Erzählung, wie sie sich das erste Mal sahen? Doch so war es genau in seiner Erinnerung verankert. Ihm musste irgendein Detail entgehen... „Jeder Tag, von da an, war endlich ein erfüllter Tag für mich. Alles begann Sinn zu ergeben und schon bald wussten wir, dass wir uns liebten und das jeden Tag mehr und intensiver. Ohne diese Frau möchte ich nicht mehr leben und nicht mehr sein.“ Irgendjemand in der Menge begann zu schluchzen und aus dem Augenwinkel erkannte Sanji, dass es Franky war. Robin hatte ihm schon ein Taschentuch gereicht. „Alles würde ich für sie geben. Im Wasser würde ich das Schwimmen für sie aufgeben. In der Luft das Fliegen. Selbst dieses Königreich würde ich für sie geben. Im Kampf würde ich jeden Bruch und jede Wunde nehmen und mein Leben geben, damit ihr nichts zustößt.“ Er ging hinunter auf sein Knie, hielt aber noch immer ihre Hände und behielt seine Augen auf ihre. „Ich liebe sie, mit allem was ich bin und allem, was ich habe. Sie soll meine Frau sein.“ Mit einer Hand ließ er ihre los und holte aus seiner Hosentasche den Ring heraus und hielt ihn hoch, sodass auch jeder ihn sehen konnte. „Nami von Kokos. Heirate mich.“ Nach all den Worten sah Nami recht erstaunt aus. Das spielte sie unheimlich gut, musste Sanji feststellen. Doch sie bewegte sich nicht, sagte nichts. Starrte ihn einfach nur an. Wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte? Hatten sie es nicht besprochen, dass sie genau jetzt ja sagen sollte? Auch das Volk und sein Vater wurden ungeduldig. Das merkte er genau. Sanji schluckte. Seine Kehle fehlte sich an wie eine Wüste, dennoch versuchte er zu sprechen: „Nun?“, doch es klang unheimlich heiser. Endlich schien die junge Frau aus ihrer Trance zu erwachen und blinzelte hastig einige Male. „Ja“, sagte sie atemlos und versuchte zu lächeln. „Ja!“, wiederholte sie, dieses Mal freudestrahlend und als Sanji aufstand, schlang sie sofort ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn fest an sich. Sanjis Herz raste sofort voller Freude und er betete, dass seine Nase nicht zu bluten begann. Sie löste sich sofort von ihm und er verstand genau, dass er ihr den Ring über den Finger streifen sollte. Dann umarmte sie ihn erneut. Und das Volk applaudierte lautstark. „Gut so?“, flüsterte Nami und ihr Atem fühlte sich ganz heiß auf seinem Ohr an. „Perfekt.“ Doch irgendwo hinter ihnen begann irgendjemand etwas zu rufen. Erst konnte Sanji es nicht verstehen, doch bald wurde es lauter und deutlicher. Und schon bald konnte er hören, dass die Worte von Lysop und Franky ausging. „Küssen! Küssen! Küssen!“, feuerten sie an und schon bald griff diese Ermutigung um sich und immer mehr Leute begannen mit ihnen zu rufen. „Das Volk hat recht. Scheu dich nicht, mein Sohn und gib deiner Verlobten einen Kuss.“ Unsicher löste sich Nami von ihm und sah ihren Schwiegervater in spe an. „Das heben wir uns lieber bis zur Hochzeit auf“, versuchte sie ihn zu überzeugen. „Oder bis zur Hochzeitsnacht. Dann sieht es nicht jeder.“ „Nun ziert euch nicht. Jetzt küss sie, Sohn und zeig ihr, wer der Mann ist!“ Sanji sah Nami unsicher an und sie ihn. Ein Kuss von Nami. Ja, das wäre, als würde ein Traum in Erfüllung gehen. Doch sie zierte sich allem Anschein nach doch sehr. Andererseits – wo wird man schon so aufgefordert, jemanden zu küssen? Daher ergriff Sanji die Chance, solang sie noch da war, griff mit seinen Händen um ihre Taille, beugte sie über und küsste sie genau auf die Lippen. „Geht doch“, hörte er seinen Vater nur murren, doch dann blendete sich alles andere aus, als er in diese Wohligkeit des Kusses gezogen wurde. Ihre Arme schnellten zu seinen Schultern. Erstaunt musste sie sein, sodass sie regelrecht nach Halt suchte. An ihm. Ihrem Verlobten. Und es war wirklich perfekt. Wie er ihr gesagt hatte. Sein Herz raste und seine Gedanken begannen zu tanzen. So hatte er es sich immer vorgestellt. Doch... ...ein bitterer Beigeschmack blieb. Nami küsste ihn nicht zurück. Kapitel 6: Das Material, aus dem eine Prinzessin ist ---------------------------------------------------- 6. Das Material, aus dem eine Prinzessin ist Nein. Nein, Nein. NEIN! Das war nicht so geplant! Von küssen war nie die Rede. Nami hatte es nicht erwähnt und gehofft, dass man dieses kleine Detail einfach übersprang. Dass Sanji sie aber so überwältigte und das auf eine solch leidenschaftliche Art und Weise, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Natürlich wusste Nami, wie man küsste. Ihren ersten Kuss hatte sie einem Jungen, damals in Kokos, zu verdanken, als die Zeiten noch unbeschwert waren und Arlong noch nicht ihre Mutter getötet hatte. Dass es jetzt angebracht war, den Smutje zurück zu küssen, war Nami mehr als nur bewusst. Doch er war so schnell und stürmisch, dass sie es gerade einmal schaffte, sich an ihm festzuhalten. „Nun gut.“, räusperte sich König Mides, „..., hebt euch den Rest für die Nacht auf.“ Recht widerwillig löste sich Sanji von ihr und beide sahen einander an. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie sah, wie dunkel das Blau seines sichtbaren Auges geworden war. Ihre Wangen glühten heiß und auch Sanji sah errötet aus. 'Hoffentlich bekommt er jetzt kein Nasenbluten', betete sie. Doch er nahm einfach nur ihre Hand und lächelte sanft, während das Volk zu jubeln begann. Wo war sie hier nur reingeraten? Wenigstens war die Bezahlung angemessen. Und bei der nächsten Möglichkeit würde sie die Langnase und den Cyborg umbringen, schwor sich Nami. Diese Idioten. „Dann können wir ja jetzt feiern. Darauf, dass mein Sohn zurückgekehrt ist und er eine hübsche, junge Frau mit sich brachte.“ Der König erhob seinen Kelch und ein jeder tat es ihm gleich. „Ein Hoch, auf das junge Prinzenpaar. Lang sollen sie leben und glücklich sein. Auf eine wunderbare Hochzeit und auf die unzähligen Enkelkinder, die sie mir schenken werden.“, kündigte er an. Die Menschen schienen darüber sehr entzückt. „Meine Liebe, würdest du deinen Verlobten und mich für einige Momente allein lassen? Ich möchte mit ihm einige Formalitäten der Hochzeit besprechen. Mische dich doch unter dein zukünftiges Volk.“ Nami blickte Sanji nur unsicher an. War es denn in Ordnung? Doch dieser nickte und ließ ihre Hand los. „Sehr wohl.“ Etwas wackelig auf den Beinen ging sie die Treppe hinab und erreichte schon bald die Strohhüte. Ruffy grinste breit und die Navigatorin fragte sich, wo er denn die fünf Fleischkeulen her hatte. „Ihr seid echt niedlich zusammen. Meinen Segen als Kapitän habt ihr.“ Freudestrahlend lachte er und bis dann genüsslich in einer der Keulen. „Boar, ist das lecker!“ „Da gebe ich dem Kapitän recht. Und wie er um deine Hand angehalten hat. Das war Romantisch. Einfach Super! Mir kommen schon wieder die Tränen!“, begann der Cyborg und bedeckte seine Augen. „So Super...“, schluchzte er. „So benimmt sich der Gemüseraspler doch immer.“, sagte Zorro und nahm sich von dem Tablett einer Dienerin gleich zwei, bis zum Rand gefüllt Kelche mit Wein. „Und soviel zum Reichtum. Und dann gibt es nur dämliches Gesöff. Wo ist der Sake! Ich will Sake.“ Damit trank er den ersten Kelch in einem Zug leer. „Sieht aus, als würdest du beobachtet.“, flüsterte Robin lächelnd und deutete auf Thalia, welche in einigem Abstand von ihnen entfernt stand. Sie alle sahen sich nach ihr um und die junge Frau strahlte freudig. Dann deutete sie auf Zorro, zwinkerte ihm zu und winkte ihn mit der Bewegung ihres Zeigefingers zu sich. Zorro schauderte es sichtlich. „Ich brauche ganz dringend VIEL Sake.“ Damit wand er sich von ihnen ab und begann, so vermutete es Nami, nach dem besagten Getränk zu suchen. „Zorro kann sich ja mit ihr verloben. Dann könnt ihr eine Doppelhochzeit abhalten.“, meinte Chopper und blickte mit großen Augen in die Runde. „Das wäre doch wunderbar!“ 'Nein, das wäre seltsam', dachte sich Nami. „Sie ist aber sehr stark. Meint ihr, ich kann sie überzeugen, dass sie der Crew beitritt?“, fragte Ruffy laut schmatzend. „Noch ein Schwertkämpfer? Haben wir davon nicht aber schon genug?“, fragte Lysop ihn von der Seite, doch der Käpt'n beachtete ihn nicht. Wahrscheinlich war er schon zu tief in diesem Plan vertieft. Gerade wollte Nami erwidern, dass er dieses Vorhaben gleich wieder vergessen sollte, denn dann würde jeder Bescheid wissen. Und somit gingen die schönen Berry flöten. Doch dazu kam sie nicht, denn schon hatte sich ein eiserner Griff um sie gewunden und schnitt ihr die Luft ab. „Oh war das romantisch! Ich bin ja so aufgeregt! Ich gratuliere euch von ganzem Herzen! Ihr seid so ein schönes Paar!“, begann Klio ganz aufgeregt zu plappern und drückte sie fest an sich. „Klio...“, erklang eine ruhige, fast eisig kalte Stimme hinter ihnen und die Frau löste sich von ihr. Daneben stand eine zweite, ebenfalls weißhaarige Frau mit einem blutroten Mantel und kühlen, blauen Augen. Ein Klemmbrett war an ihre Brust gedrückt und sie beobachtete Nami genau. Das musste Kalliope sein, Klios Schwester. Ganz leicht verbeugte sie sich vor ihr und Nami nickte nur knapp. „Kalliope, Beraterin des Königs. Man hat uns noch nicht vorgestellt. Und du musst dann wohl die werte Verlobte Prinz Sanjis sein.“ Mit prüfendem Blick sah sie die Frau genau an, notierte sich dann etwas. „Keine gerade Haltung. Mehr die eines Bauers. Du bist nicht von königlichem Blut, wenn ich das so annehmen darf?“ Nami blinzelte. Hatte diese Frau sie gerade tatsächlich beleidigt? Das war sie von den Bewohnern dieser Insel nicht gewohnt. „Kalliope! Beleidige meine beste Freundin nicht! Das schickt sich einfach nicht. Ich entschuldige mich in ihrem Namen. Das war nicht ihre Absicht“, versuchte Klio entschuldigende Worte zu finden. „Doch, das war es. Sie ist nicht einmal eine von unserer Insel. Wie sollen denn die Kinder aussehen? Ohne unsere Augenbrauen. Sieh dir doch nur einmal diese geraden, dünnen Striche über ihrem Auge an. Das werden dann nur elendige Halbbruten.“ Kalliope war ganz ruhig und ließ ihren Blick noch immer auf Namis Gesicht verweilen. „Kein gutes Prinzessinnen-Material. Ein Wunder, dass der König seinen Segen für diese Ehe gab. Da muss ich noch einmal mit ihm reden.“ „Hey! Was beleidigst du hier die Verlobte des Prinzen?“, knurrte Lysop an Nami vorbei. „Ich, der große Lysop bin ihr persönlicher Beschützer und sage dir, dass du das zu lassen hast.“ „Genau! Nami hat dir nichts getan!“, pflichtete Chopper ihm bei und Franky nickte. Kalliope sah sie alle stumm an, nickte dann und mit der Aussage „Lächerlich.“, ging sie einfach und verschwand in der Menge. „Yohohoho. Das war eine sonderbare Begegnung.“, meinte Brook. „Es tut mir leid, meine beste Freundin auf der ganzen Welt! Meine Schwester ist leider immer so schlecht drauf. Ich aber glaube, dass du in dir wirklich das Material steckt, aus dem Prinzessinnen gemacht werden.“ Klio seufzte. „Ich versuche jetzt, meine Schwester zu besänftigen und sie vom Gegenteil zu überzeugen.“ Auch Klio verschwand. Nami aber wandte sich an Franky und zog ihn an seinem pompösen Halstuch zu sich runter, damit sie genau auf einer Augenhöhe waren. „Repariere das Schiff so schnell du kannst! Ich weiß nicht, wie lange ich das hier durchstehen werde!“ „Ai, Ai, Ma'am!“, salutierte er und Nami ließ von ihm ab. Genau im Richtigen Moment, wie sie nur einen Augenblick später bemerkte, denn endlich kamen Sanji und König Mides zu ihnen. „Für eure Hochzeit steht alles. Ihr habt meinen Segen.“, sagte der König und nahm, wie schon zuvor, Namis Hand und küsste sie sanft. „Es freut mich wirklich, solch eine hinreißende Dame bald meine Schwiegertochter nennen zu dürfen. Immerhin mal etwas, was mein Sohn richtig gemacht hat.“ Nami sah zu Sanji, welcher nur sein sichtbares Auge verdrehte und er reichte ihr einen Kelch mit Rotwein. „Für dich, meine geliebte Göttin.“, meinte er glückstrahlend und küsste sanft ihre Wange. „Danke“, murmelte sie und am liebsten hätte sie es ihrem Schwertkämpfer gleich getan und alles in einem Schluck getrunken. Doch das käme gewiss nicht gut in den Augen des Königs an. Daher ließ sie ihre Lust auf Alkohol nur auf einen Schluck beruhen. „Wisst ihr schon, wann ich mit den besagten Enkelkindern rechnen darf?“ Und da verschluckte sie sich und hinter ihr verkniff sich wieder jemand das Lachen. Enkelkinder? Soweit würde es ganz bestimmt nicht kommen! Vorher würde Nami, samt Beute, fliehen und wenn es sein muss, bis zum East Blue zurück. Sanji aber sah sehr entzückt aus und die junge Frau wusste genau, dass er sehr von dem Gedanken angetan war, Kinder mit ihr zeugen zu dürfen. Wahrscheinlich verweilte er beim Denken aber schon beim reinen Zeugungsakt. Als er den Mund öffnete, schlug sie gleich eine Hand darüber und funkelte ihn an. 'Ganz bestimmt gibt er darüber keine Auskunft!', dachte sich Nami. Dann lächelte sie liebreizend König Mides an. „Enkelkinder sind noch nicht geplant. Und wenn, dann würde ich sie gerne in meiner Heimat zur Welt bringen. Das versprach ich damals meiner Mutter am Sterbebett.“ Das war eine gewaltige Lüge. Aber was hätte sie denn anderes sagen sollen? Nami hoffte einfach nur, dass man ihr glaubte. „Verständlich.“ Ein Glück! „Auch ich verlor meine Frau und den letzten Wunsch kann man wirklich nicht abschlagen. Nun, vielleicht kann ich euch doch überreden. Oder ich lasse diese Insel zum East Blue schwimmen. Dann können wir alle etwas von dem Nachwuchs haben.“ Nami hob ihre Augenbrauen. „Das wäre wundervoll.“, antwortete sie und hoffte, dass man all ihren Zynismus nicht heraushörte. Und wieder nahm sie einen Schluck. Einen langen, kräftigen und hoffte, dass sie am Morgen alles vergessen würde. Oder noch besser: Sie wachte auf und war fern der Insel und alles war nur ein Traum gewesen. Sie betete, dass irgendetwas geschah, damit sie aus dieser unangenehmen Situation raus kam. Das etwas sie retten würde. Dann begann Musik zu spielen und Brook sah sofort hellauf begeistert aus. „Ach, welch wundervolles Stück. Würde es jemanden stören, wenn ich es begleite.“ „Mit Nichten.“, antwortete der König, „..., suchen Sie sich einfach ein Instrument ihrer Wahl, Herr Skelett.“ Brook verbeugte sich so tief, dass, hätte er eine Nase, so würde diese bestimmt den Boden berühren. „Welch Ehre, eure Hoheit.“ Damit suchte Brook zugleich die Kapelle auf und Nami wand sich hastig an Sanji. „Tanz mit mir. Sofort.“ Lieber hätte sie gesagt 'Wir müssen sofort reden', aber das hätte nur unangenehme Fragen aufgeworfen. „Bevor mein Sohn mit dir tanzt, liebe Schwiegertochter in Spe, würde ich mir gerne die Ehre des ersten Tanzes nehmen.“ Sie blickte Sanji an. Das wollte sie nicht. Sie mussten beraten, wie dieser ganze Verlobungsplan nun weitergehen sollte und – schlimmer – was er alles geplant hatte. Wie oft hieß es, sich zu umarmen? Wann verlangte er sie zu küssen? Wie weit wollte er gehen, damit der König zufrieden war? „Natürlich, Vater.“ Nami seufzte innerlich. Dieser Vollidiot. König Mides nahm den Kelch aus ihrer Hand und reichte diesen Sanji. Noch einmal blickte Nami zur verbleibenden Strohhutbande. Irgendeiner von ihnen musste ihr doch jetzt helfen. Aber nein. Entweder grinsten sie nur dümmlich, verkniffen sich das Lachen oder, wie Robin, nickten ihr zu. Tief holte die Navigatorin Luft und reichte ihre Hand dem König, der sie sofort auf eine Tanzfläche führt. Sein Griff war sehr fest und er wirkte unheimlich dominant. Nami musste schlucken. 'Nur nicht verplappern. Alles wird gut und du bist bald um einige Berry reicher.' Ihr Herz klopft wie verrückt und immer mehr begann sie sich einzureden: Sie liebte Sanji von ganzem Herzen. Er ist der Einzige für sie und sie ist überaus glücklich auf dieser Insel zu sein und endlich seinen Vater kennenlernen zu dürfen. Sie wurde erst aus den Gedanken geholt, als sie den eisernen Griff des Königs um ihrer Taille spürte. Immerhin behielt er einen respektablen Abstand zwischen ihnen. Unsicher blickte sie hinauf in sein Gesicht. Das goldene Auge des Königs schimmerte und glänzte wie frisch poliert, während er mit seinem zweiten Auge ihr Gesicht genau musterte. Seine Iris hatte genau die gleiche Farbe wie die Sanjis, musste sie feststellen und blickte unsicher zu ihm und der Crew zurück. Doch lange konnte ihr Blick nicht verweilen, denn schon begann Brook an der Geige ein neues Lied anzustimmen und die Musikanten stimmten gleich ein. Und der König begann sich sofort im Takt mir ihr zubewegen. „Bist du sicher, dass du meinen latent idiotischen Sohn heiraten willst? Noch kannst ist es nicht zu spät, deine Meinung zu Ändern. Noch ließ ich nichts für die Hochzeit vorbereiten.“ Damit hätte sie nun gar nicht gerechnet. Natürlich war Sanjis Charakter nicht gerade einfach, aber dass sein Vater so über ihn sprach, erstaunte sie doch sehr. Gerade auch aus dem Grund, dass er von seinen Untertanen so großzügig und mit großem Herz angepriesen wurde. Und er auch die nahende Hochzeit so hoch lobte „Ich verstehe nicht.“ Er drehte sie um ihre eigene Achse und erst jetzt bemerkte sie, dass alle Augen auf ihnen lagen. „Mein Sohn ist ein Nichtsnutz und ein Taugenichts. Bestimmt ist dir das auch aufgefallen. Das er überhaupt eine Frau gefunden hat, wundert mich schon sehr.“ „Ich liebe ihn.“ Klang das überhaupt überzeugend? Nicht einmal sie war wirklich davon überzeugt. „Zwar bist du keine Prinzessin, mein liebes Fräulein. Aber dennoch hast du um einiges mehr Klasse und Anstand als mein Sohn in seinem ganzen Leben je erlangen wird.“ „Mit Verlaub...“, warum bewegte dieser Mann sich so schnell und perfekt zur Musik, dass sie ihre Gedanken kaum beisammen lassen konnte? „..., Ihr Sohn hat viele hervorragende Qualitäten.“ Ja, die hatte er wirklich. Sie musste nicht einmal lügen. Er konnte gut Kochen. Er verstand einiges von Strategie. Ganz nett sah er auch aus. Und der Kuss war ja nun auch nicht so schlecht. „Ich verstehe einfach nicht, dass du dich ihm hin gibst. Du könntest Könige heiraten, die die Welt beherrschen. Könige mit mehr Verstand und Reichtum. Mit Kräften, die du dir nicht ausmalen kannst.“ Flirtete er mit ihr, oder bildete Nami sich das nur ein? Nein, bestimmt waren das nur allgemeine Nettigkeiten. Seine Hand rutschte kaum merklich etwas tiefer, da, wo der Stoffgürtel befestigt war. Mit einem Mal war dort ein unheimliches Gewicht und als dann auch noch die Leute zu flüstern begannen, bemerkte Nami, dass etwas nicht stimmen konnte. So sah sie an sich herunter. Der Gürtel, welcher aus dem gleichen, orangefarbenen Stoff gefertigt wurde, wie auch der Rest ihres Kleides, glänzte nun im Licht. Er schimmerte golden und war um einiges schwerer. „Ein echter König besitzt Teufelskräfte, mit welchen er jeden Wunsch erfüllen kann. Und ich kann alles, was du dir ausmalen kannst, zu Gold werden lassen.“ Ein verlockendes Angebot. Ein unheimlich und ungeheuerlich lukratives obendrein. Aber dass Sanjis Vater ihr dann noch näher kam, als sie es wollte, war dann doch zu viel. Und zum Glück war dieses verdammte Lied endlich zu Ende. „Danke für den Tanz.“, sagte sie ruhig und trat einen Schritt zurück. „Doch ich tanze nun lieber mit meinem Verlobten.“ Damit wandte sie sich von ihm ab, doch das Angebot behielt sie genau in ihrem Kopf. Und den Gürtel aus Gold würde er bestimmt auch nicht vermissen, denn der war bestimmt einige Berry wert. Kapitel 7: Sein Platz --------------------- 7. Sein Platz Sanji beobachtete Nami und seinen Vater genau. Der König konnte schon früher unglaublich gut mit Frauen umgehen. Bestimmt hatte er diese Fähigkeit von ihm geerbt. Schließlich flog ja bekanntlich jede junge, hübsche Dame auf ihn. So konnte der Smutje auch in einiger Entfernung die jungen, atemberaubend schönen Frauen sehen, welche beieinander standen und den König genau beobachteten, versuchten, ihm schöne Augen zu machen. Nami hingegen sahen diese mit einem Anflug von Verachtung an. Waren das vielleicht seine Mätressen, von denen er noch sprach? Doch, als er Nami und seinen Vater so sah, verspürte er nun so etwas wie Missgunst, vielleicht sogar Eifersucht? Dieses eiskalte Gefühl im Bauch, welches ihn zur Tanzfläche zog, um das ganze Geschehen sogleich zu beenden. Schließlich hatte Nami ihn gefragt, ob sie tanzen wollten. Freiwillig! Und dann stahl ihm diese Chance einfach sein Vater vor der Nase weg. „Der hat ja Teufelskräfte!“, rief Chopper plötzlich erstaunt. „Wusstest du das, Sanji?“ Der Angesprochene grinste nur und tätschelte dessen Kopf. Oder eher den viel zu großen Hut. „Natürlich. Schließlich ist er mein Vater. Ich kenne ihn genau.“ Ihm war schon von vorne herein klar, dass der Reichtum nicht allein von dem Verkauf der Maschinenpläne kam, sondern alles, was hier Gold war, nur von seinem Vater verwandelt wurde. „Er hat die Goldfrucht gegessen. Schon damals, als ich nur ein kleiner Junge war.“ „Das wäre doch die Frucht für dich. Damit könntest du das Fräulein Navigatorin bestimmt für immer an dich binden.“ Der Blonde blickte zum Cyborg hinauf und ließ seine Augenbraue langsam nach oben wandern. „Ich brauche keine Teufelskräfte. Ich bin stark genug.“ Warum sollte er auch die Fähigkeit zu Schwimmen aufgeben? Verteidigen konnte er sich auch so und die einzige Frucht, deren Kräfte er gerne besessen hätte, wurde bereits gegessen. Von Absalom, diesem schleimigen Giftkater. Und dann wollte er sein liebes Nami-Mäuschen heiraten? Ein Glück konnte er das verhindern. Endlich war dieses verdammte Lied vorbei und Nami löste sich von König Mides und sie kam auf ihn zu gelaufen. „Jetzt tanzen wir!“, befahl sie und griff den Stoff seiner Weste um ihn auf die Tanzfläche zu ziehen. Er wusste genau was das bedeutete: Wir haben zu reden. Wahrscheinlich sorgte sie sich, dass sein Vater diese Teufelskräfte besaß und suchte nun bei ihm Schutz. Wie dieser Gedanke nur sein Herz erwärmte! Sofort legte er seine Hand an ihre Taille und nahm die andere in seine. Wie auch sein Vater begann er genau im Takt sich zu bewegen. Schon als kleiner Junge hatte er gelernt, wie man tanzte. Seine Mutter brachte es ihm einst bei. 'Bestimmt wäre sie jetzt sehr stolz auf mich', dachte Sanji mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Dein Vater hat eine Teufelsfrucht gegessen?“, fragte sie sehr überrascht und riss ihn aus seinen Gedanken. „Du brauchst keine Angst zu haben. Er wird dich nicht-“ „Das ist unglaublich! Stell dir einmal vor, was er alles in Gold verwandeln könnte! Meine gesamten Kleider! Die Sunny! Einfach alles. Wir wären reich. Ich wäre reich.“ Nami strahlte und Sanji meinte, Berry-Noten in ihren Augen sehen zu können. „Aber Namilein...Gold ist doch nicht alles. Wir haben jetzt uns.“ Streng wurde ihr Blick. „Nur solang, bis wir auf dem Meer sind und Ruffy uns scheidet.“ „Richtig...“, murmelte Sanji. Da hatte sie leider Recht. Da hieß es wohl, diese gemeinsame Zeit nun zu genießen. „Die Schwester von Klio mag mich nicht.“, wechselte Nami das Thema und mit ihren Augen suchte sie nach der Frau mit weißen Haaren. „Eine ganz schön eingebildete Zicke, wenn du mich fragst.“ Sanji lachte. „Sie war schon früher so. Aber sie ist wirklich schön.“ Mit seinem Blick hielt er nach der jungen Frau Ausschau, doch Nami drehte sein Gesicht wieder zu ihr. „Augen auf mich“, knurrte sie, „..., mein lieber Verlobter.“ Er nickte und gekonnt schwang er Nami im Kreis herum und beugte sie dann über. Ihr langes Haar fiel dabei grazil über ihre Schultern und ihre zarten Hände griffen regelrecht in seine Kleidung, kniffen sogar in seine Haut darunter. Hastig hob sich ihr Brustkorb und senkte sich schnell wieder. Hatte er sie erschreckt? „Ich bin sehr überrascht, dass du so tanzen kannst.“, sagte sie, als er eine Hand über ihren Rücken wandern ließ, und auch seinen Oberkörper an ihren lehnte. „Sehr leidenschaftlich. Wie dein Vater.“ Ihr Atem fiel dabei heiß auf sein Gesicht. Sie roch so gut. Hatte sie Parfume aufgetragen? Langsam lehnte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte: „Es gibt viele Dinge, die du nicht weißt.“ Und viele Dinge, die sie nicht erfahren sollte. Hastig richtete er sie wieder auf und ließ sie wieder eine Runde im Kreis wirbeln. „Ich stecke nun mal voller Geheimnisse, wundervolles Nami-Mäuschen. Wenn du willst, lasse ich dich einige erforschen.“, flüsterte er ihr, im Versuch verführerisch zu klingen, zu. „Mhm...“, antwortete sie nur und war nicht wirklich begeistert. Sanji seufzte. „Wenn du willst, können wir auch die ganze Sache abbrechen.“ „Nein-Nein!“, antwortete sie sofort und schüttelte ihren Kopf. „Ich habe es mir nur um einiges leichter vorgestellt.“ „Das habe ich mir auch.“ „Und dein Vater scheint ja nicht gerade dein größter Fan zu sein.“ Sanji schnaubte. Das war wieder einmal typisch sein Vater! Natürlich musste er versuchen, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken. Das hatte er schon immer getan. „Glaub mir, das musst du nicht wissen.“ „Kannst du mir nicht davon erzählen?“, lieblich klimperte sie mit ihren Wimpern. „Ich verrate es auch niemandem.“ Hach. Wie konnte er ihr nur einen Wunsch ausschlagen? Sie wusste genau, wie man all seine Knöpfe drückte. Immerhin hatte er auch einige Geschichten aus seiner Kindheit parat, die nicht allzu schlimm erschienen. Geschichten, die ihn nicht wie einen schlechten Menschen aussehen ließen. „Soll ich dir von dem Vorfall erzählen, als ich meinen Vater dazu brachte, Hundefutter zu essen?“ Nami grinste nur. „Natürlich. Schließlich sollte ich als deine Verlobte auch einige Dinge über dich wissen.“ So begann er zu erzählen. Darüber, wie es an diesem einen Tag, als er gerade einmal 5 Jahre alt war, eine Fleischpastete geben sollte. Das damalige Lieblingsgericht von König Mides. Er und Klio hatten die Köche ausgetrickst, indem sie eine Gans aus den Ställen gestohlen hatten und diese in der Küche freiließen. Das war ein Tumult und ein Durcheinander! Irgendwann war die Küche komplett leer, als alle versuchten das schnatternde Federvieh einzufangen. So tauschten sie die saftigen Fleischstückchen in Marinade aus und warfen diese dem Schlosshund zum Fraß vor. Wie er sich gefreut hat! An jener Stelle befüllten sie die leere Schüssel mit dem Futter des Hundes. Als die Köche zurückkamen, bemerkte niemand den Schwindel und so füllten sie den Teigrohling mit der Massen und backten sie. Selbst als sein Vater die ersten Happen aß, bemerkte er keinen Unterschied. Erst als Kalliope ihren Plan verriet, hörte er auf zu essen und spuckte alles, was sich in seinem Mund befand, zurück auf den Teller. Zwei Wochen durfte er daraufhin sein Zimmer nicht verlassen und das Essen wurde ihm gebracht. Heute würde er das bestimmt nicht wieder machen. Solch eine Essensverschwendung! Nun wusste er es besser. „Du schlimmer Finger!“, lachte Nami und das erwärmte sein Herz ungemein. „Ich habe noch unzählige Geschichten auf Vorrat. Stundenlang könnte ich dich unterhalten!“ Erst jetzt wurde Sanji bewusst, wie viele Streiche er als kleiner Junger immer gespielt hat. Kein Wunder, dass sein Vater meinte, aus ihm sei nichts geworden. „Na dann leg los. Ich habe nichts weiter heute vor.“, ihre Worte brachten Sanji gewaltig zum Grinsen. So tanzten sie zu vielen Liedern. Zwischendurch aßen sie mit ihren Freunden zusammen. Außer Ruffy, er war nur am Essen und er genoss die Vielfalt an Fleisch ungemein. Auch Robin bot er zweimal das Tanzen an, doch sie lehnte freundlich ab. Nur Klio ließ sich noch zu einem Tanz hinreißen. „Behältst du ein Auge auf meine Verlobte?“, fragte er dabei und Klio antwortete mit einem Nicken. So war dieses Mädchen nunmal. Als beste Freundin hatte sie noch nie etwas in Frage gestellt und wahrscheinlich verstand die Weißhaarige auch, warum er sie um diesen Gefallen bat. „Ich bin deine beste Freundin. Aber jetzt erzähl mir doch, wie war euer erster Kuss und wie war das-“, begann sie gleich wieder zu fragen und überschwemmte den jungen Koch mit einem Schwall an Wörtern. So glitt der Abend schnell dahin, wandelte sich zur Nacht und zum frühen Morgen. Irgendwann waren alle Speisen gegessen und alle Getränke getrunken und sie alle waren müde. Lysop gähnte. „Können wir jetzt bald ins Bett?“ „Wir sind müde.“, stimmte Chopper ihm zu. „Natürlich, meine werten Gäste. Klio, bring sie doch alle zu ihren Gemächern.“ Die weißhaarige Frau nickte und mit breiten grinsen führte sie alle hinaus. Noch als sie ging konnte man sie wieder fragen hören. „Hat es euch gefallen? Hat es euch geschmeckt?“, und viele weitere Fragen mehr. Auch Nami wollte folgen, doch König Mides hielt sie auf. „Glaubst du, dass ich der zukünftigen Frau meines Sohnes ein übliches Gästezimmer anbiete? Ich bringe euch persönlich zu euren Gemächern. Es wird mir eine Ehre sein.“ Nami sah Sanji an und er wusste genau, was in ihrem Kopf vor sich ging: Sollten sie sich etwa ein Zimmer teilen? Das wäre ja vollkommen wunderbar! Dann könnte Sanji sie ja in ihrem Pyjama sehen. Oder vielleicht doch in einem sexy Negligé? Unterwäsche? Oder was noch viel besser war: Vielleicht trug sie ja während des Schlafens einfach gar nichts. Nami stieß ihn mit ihrem Ellenbogen in die Rippen. „Sabberst du?“, fragte sein Vater sehr schockiert dazu. Sanji schüttelte nur seinen Kopf. Ein Glück hatte Nami ihn aus seiner Trance gebracht, denn er merkte bereits wie seine Nase wieder kribbelte und brannte. Und das Nasenbluten zu erklären ging dann doch weit über alles hinaus, was er je erzählen würde. „Nun kommt. Die Nacht wird auch nicht jünger. Und ich will euch beide auch nicht weiter stören.“ „Das wird ganz gewiss niemand.“, presste Nami zwischen ihren Zähnen hervor und sah Sanji ganz tief in die Augen, als er ihre Hand nahm, um seinen Vater zu folgen. Er hatte nichts von ihr zu erwarten, sollte dieser Blick heißen. Aber das tat er auch nicht. Er würde Nami gewiss nie zu Sachen zwingen, die sie nicht wollte. Wer wäre er dann? Hinauf die Treppe und die Korridore entlang. Schon bald erreichten sie einen abgeschiedenen Gang mit einer Tür am Ende. „Da sind wir.“, sagte sein Vater, als sie diese erreichten. „Ich wünsche euch dann eine gute Nacht. Und viel Spaß.“ Peinlich berührt grinste Sanji, während Nami nur ihr Gesicht in ihrer freien Hand vergrub. Was maßte sich sein der König an, so etwas von ihnen zu denken? Sanji konnte einfach nur den Kopf schütteln. „Na dann wollen wir mal sehen, mit was wir hier zu tun haben.“ Mit diesen Worten wandte sich Nami von ihm ab und öffnete die Tür hinter ihnen. Dort lag ein Traum aus weiß: Weiße, wehende Vorhänge, die einen kleinen, gemütlichen Balkon zu verstecken versuchten. Weiße Kissen und Decken. Ein weißer, plüschiger Teppich. Weiße Tür- und Fensterrahmen. Auch die Wände waren weiß, verziert mit goldenen, verschnörkelten Ornamenten. Der dunkle Holzboden ließ das ganze Zimmer noch einladender wirken. „Na das sieht mir ganz nach der Flitterwochensuite aus.“, meinte Nami mit sarkastischem Unterton. „Bitte sag mir nicht, dass hier auch eine Flasche mit teurem Fusel gekühlt wird.“ Sie seufzte. „Jup. Mit zwei Gläsern dazu. Und, lass mich raten...“, mit gezielten Schritten ging sie zu der Tür, welche sich auf der westlichen Seite des Raumes befand, „...Ja, genau. Ein Whirlpool. Wenn wir das nicht alles nur spielen würden, würde ich sagen, wir könnten hier einige nette Stunden verbringen. Hier wurde echt an alles gedacht, um gezielt Enkel zu zeugen.“ Sanji blendete in seinen Gedanken wieder dieses ideale Bild von ihnen beiden und einer Schar kleiner orangehaariger oder blonder Buben und Mädchen ein. Nami wäre bestimmt die perfekte Mutter und erhoffte, er wäre der dazugehörige Vater. „Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Nami und schnippste vor seinem Gesicht, damit er wieder aus seinem Traum erwachte. „Was hast du gesagt, mein liebes Nami-Mäuschen?“, fragte er und versuchte soviel Liebe, wie möglich da hineinzulegen. „Dein Platz ist dort.“, sie deutete auf eines der beiden weißen Sofas, welche um einen niedrigen Tisch standen. „Ich nehme das Bett. Das ist doch sicher in Ordnung für dich. Nicht wahr, Sanji?“ Wieder klimperte sie liebreizend mit den Wimpern und Sanji nickte eifrig. „Natürlich. Ich will doch nicht deine Privatsphäre verletzen.“ Sie grinste. „Sehr schön“ Schnell zog sie ihre Schuhe aus und ging zu der Weinflasche. Eifrig hielt sie dies in die Höhe „Du hast doch bestimmt kein Problem wenn ich in dem Pool etwas entspanne. Du brauchst auch nicht auf mich warten.“ Noch bevor er antworten konnte, ging sie zum Bad. Im Türrahmen hielt sie noch inne. „Ach, bevor ich es vergesse: Jeder weitere Kuss kostet ab jetzt 100.000 Berry.“ Damit verschwand sie und verschloss die Tür hinter sich. Aber Sanji konnte nur grinsen. Das hieß zumindest, dass der erste Kuss für ihn kostenlos war. Kapitel 8: Ein Befehl --------------------- 8. Ein Befehl Wie wunderschön bequem das Bett war. So weich und warm. Fühlte es sich so im Bauch einer Mutter an? Bestimmt. Nie wieder wollte Nami aufstehen. Einfach hier liegen bleiben und schlafen. Und rochen die Kissen tatsächlich nach Flieder? Mit einem Hauch von Orange. Hier wurde wirklich an alles gedacht. Ob das Bett auch in ihrem Zimmer auf der Sunny Platz hatte? Wenn nicht würde Franky eben einen Anbau berücksichtigen müssen. Aber dieses Bett hatte mitzukommen. Dann würde sie auch besser diese ganzen nervigen Kerle aushalten können. Langsam wachte Nami auf, auch wenn sie es nicht wollte. So entspannend hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Strecken wollte sie sich, doch etwas hielt sie fest. Etwas warmes und hartes. Erschrocken machte ihr Herz einen Satz. Und dann hörte sie die Stimmen. Erst ein leichtes Summen, das über sie wusch und dann ganz klare, deutliche Worte. „..., Frühstück wird dann bereitstehen. Soll ich jemand zum Einkleiden kommen lassen?“ Die Stimme war Nami bekannt, nur so früh konnte sie diese noch nicht zuordnen. „Nein, das bekommen wir allein hin. Danke.“ Das klang definitiv nach Sanji und er schien ihr verdächtig nah zu sein. „Wie ihr wünscht, eure Hoheit.“ „Danke, Kalliope.“ Damit schloss jemand die Tür und Sanji seufzte hinter ihr. Hinter ihr? In einem Ruck drehte sich Nami um und sah Sanji direkt hinter ihr liegen, sein Arm ruhte auf ihrer Taille. Was machte er denn hier? „Namilein! Du bist ja-“, sie ließ ihn erst gar nicht seinen Satz beenden, sondern brachte alle Kraft auf, die sie an diesem Morgen finden konnte und trat gegen seine Seite, sodass er von der Matratze fiel. „Was machst du im Bett? Du solltest auf dem Sofa schlafen!“, knurrte sie verärgert und bedeckte sich sofort mit der Decke. Sanji blinzelte. „Das habe ich doch. Ich bin durch ein Klopfen aufgewacht und bevor die Tür aufging bin ich zu dir ins Bett gekommen. Wir müssen doch den Schein wahren.“ Mit einem Mal begannen seine Augen zu strahlen und er schwärmte: „Du siehst so entzückend und wunderschön beim Schlafen aus. Und jetzt, da du wach bist, muss die Sonne von deinem Antlitz in Eifersucht verfallen.“ Nami verdrehte nur die Augen. „Es war Kalliope. Was wollte sie denn?“ „Uns wecken. Vater hat sie geschickt.“ Nami verschränkte die Arme vor der Brust, die Decke noch immer schützend vor ihr. „Meinst du, er bemerkt etwas?“ Sanji zuckte mit den Schultern. „Er ist bestimmt einfach nur neugierig. Mach dir keine Gedanken.“ Sie nickte und dennoch blieb die Sorge, dass sie ihr Geld nicht bekommen würde. Liebestoll stützte Sanji seine Arme auf der Matratze ab und blickte zu ihr hinauf. „Wir bekommen beide schon das, was wir wollen. Bisher hast du das hervorragend gemacht.“ Nami konnte schwören, sie konnte sogar Herzchen in seinem Auge erscheinen sehen. Ob das jetzt wohl jeden Morgen so ablaufen würde? Es musste doch eine andere Möglichkeit geben. Doch zum Nachdenken brauchte sie noch etwas Zeit. Vielleicht könnte ihr ja Robin einige Ideen liefern, damit Sanji sich nicht jeden Morgen in ihr Bett schleichen musste. „Dort im Schrank findest du unzählige Kleider. Such dir einfach eines aus. Aber du wirst in jedem einfach unglaublich aussehen.“ Wieder verdrehte sie die Augen, bevor sie ein Kissen auf den blonden Koch warf und aufstand. Auch wenn dieses ganze Schauspiel ihr doch nicht so einfach fiel, wie sie zu Beginn dachte, so wurde sie doch zumindest wie eine echte Prinzessin behandelt. Immerhin etwas. „Ich brauche erst einmal eine ausgiebige Dusche“, meinte Nami und stiefelte mit dem erst besten Kleid aus dem üppig gefüllten Schrank in das Bad. Wieder musste sie feststellen, dass der König Geschmack besaß. Denn auch dieses fliederfarbene Kleid ohne Trägern und einem langen, weichen Rock stand ihr ungemein. Doch irgendwie wünschte sie sich schon, dass Sanji Kalliope befohlen hätte, jemanden zum Ankleiden zu schicken. So musste sie das allein bewältigen. Denn sie wollte Sanji einfach nicht fragen, ob er ihren Reißverschluss für sie schloss. Und so versuchte sie dies mit verschiedensten Dehnungen und Verrenkungen. Doch sie blieb erfolglos. Bis ein Arm mit dazugehöriger Hand aus ihrer Schulter geschossen kam und ihr half. „Du hättest auch deinen Verlobten danach fragen können. Er hätte die bestimmt gern geholfen.“, amüsierte sich Robin, welche allzu plötzlich im Türrahmen stand und sie mit verschränkten Armen beobachtete. Hinter ihr konnte Nami den Blonden hören, wie er Robin in den Himmel lobte. Das war so typisch für ihn. „Dafür bist du ja da, meine liebe Zofe. Wie kommt es denn, dass du schon wach bist? Wurdest du auch geweckt?“ „Der Käpt'n beschwert sich seit einer Stunde schon, dass sein Magen leer ist. Und Franky wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich an der Sunny arbeiten zu können. Er hat auch die anderen gezwungen mitzuhelfen.“ „Und die waren nicht begeistert.“ „Du kennst sie doch.“ Nami nickte. Und wie sie die Crew kannte. Sie begann zu grinsen und fragte ihre Freundin: „Ist heute etwas geplant? Wir können doch shoppen gehen! Bestimmt gibt es hier unzählige Geschäfte.“ Robins Lächeln blieb, doch sie schüttelte ihren Kopf. „Ich denke, du wirst andere Aufgaben haben.“ Mit einer Bewegung ihres Kopfes schien sie auf Sanji zu deuten. Enttäuscht ließ Nami ihre Schultern hängen. Toll. Nun durfte sie nicht einmal mehr shoppen gehen. Ohne weitere Worte darüber zu verlieren gingen sie gemeinsam zum Essen. Auf der Hälfte des Weges kam ihnen Ruffy, Lysop und Chopper entgegen. Ihre Arme waren vollgepackt mit Essen und sie schienen vor jemandem zu fliehen. „Beeilt euch! Ich will Franky nicht helfen!“, rief Ruffy hinter sich und feuerte so die anderen beiden an. „Wir kommen ja schon!“ Mit diesen Worten verschwanden die drei hinter der nächsten Ecke und schon kurz darauf tauchte der besagte Cyborg vor ihnen auf. „Wo sind die hin?“. Ruhig zeigte Nami ihm den richtigen Weg. Das Frühstück verlief ohne weitere Vorkommnisse und die Ruhe, die dieser Moment bot war ungewöhnlich angenehm. Selbst König Mides hatte einmal kein schlechtes Wort über seinen Sohn zu verlieren. Erst jetzt fielen all die verschiedenen Speisen auf, welche, wie auch alle die Kleider, diese dominanten, Augenbrauen-ähnlichen Kringel aufwiesen. Sie waren in Broten und Kuchen eingearbeitet. Die verschiedenen Sorten aus Wurst und Käse waren in diesen verdächtigen Schnörkeln angeordnet. Auch auf Robins Kaffee, in dem samtigen Schaum, welcher sich beim Aufbrühen des Getränkes bildete, war diese Form ebenso zu sehen. Und von den Bananen, die sich auf den Platten mit Obst befanden, wollte sie erst gar nicht anfangen. Denn diese waren so gewachsen, dass sie den Augenbrauen genau glichen. Dass alles so stimmig zusammen passte, hatte Nami noch nie gesehen. Da Ruffy verschwunden war, um auch den letzten Krümel zu verschlingen, blieben einige Reste übrig. König Mides befahl seinen Dienern, diese abzuräumen. „Was geschieht damit?“, fragte Sanji an seinen Vater gewand. Dieser hob nur langsam seine Schultern. „Das ist Abfall. Was soll schon damit geschehen?“ Aus dem Augenwinkel sah Nami, wie Sanji seine Hände zu Fäusten ballte und als sie ihn ansah, presste er seine Lippen zu einer dünnen Linie. Das er Essensverschwendung verabscheute war kein Geheimnis. Dass er sich bei seinem Vater darüber nicht beschwerte, war ihr ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte er doch einen größeren Respekt vor ihm, als sie zu Beginn angenommen hatte. Und so blieb er einfach stumm. „Ich hoffe ihr habt heute nichts weiter geplant.“, meinte der König und beugte sich interessiert nach vorne. „Ihr könntet euch heute ein wenig unter das Volk mischen. Lernt es kennen.“ Und das taten sie dann auch, denn eine andere Wahl gab es einfach nicht. Zu gern wäre Nami mit Robin in die Schlossbibliothek gegangen. Bestimmt gab es dort interessante Bücher über das Navigieren oder das Wetter. Wahrscheinlich hätte sie dort auch Karten von Inseln aus dem North Blue finden können. Karten... Ob sie je dazu kam, Spiral Down Island zu kartographieren? Diese Insel war in ihrer ganzen Struktur unglaublich. Geografisch ein Meisterwerk, mit diesen spiralförmigen Trassen, der goldenen Landschaft und der wunderschönen Architektur. „Lächeln...“, flüsterte Sanji ihr zu und drückte ihre Hand ganz sacht. Einige Bewohner der Insel kamen an ihnen vorbei und winkten gleich freudig, als sie das Paar sahen. Nami tat wie befohlen und winkte mit ihrer freien Hand zurück. „Das ist leichter gesagt, als getan.“, antwortete sie so leise, dass nur der Blonde es hören konnte und drehte sich nach hinten um. Eine Hand voll Wachen trotteten gemächlich hinter ihnen her, begleitet von Metis und Thalia. 'Diese schrecklichen Anstandsdamen!', dachte sich Nami. „Ich hätte sogar lieber Franky geholfen, als mich hier von jedem begutachten zu lassen.“, meinte sie und bedankte sich mit einem freundlichen, aber gespielten Lächeln und einem Nicken bei einer Verkäuferin, als diese ihr eine dieser kringeligen Bananen in die Hand legte. Sie gab diese gleich Sanji und er steckte sie in seine rechte Brusttasche. „Oder wäre lieber mit Zorro unterwegs, um irgendwelche Schwerter mir anzuschauen.“ Wo man gerade von Zorro sprach: Einige Meter vor ihnen kam er verwirrt aus einer Gasse herausgetreten und kratzte sich irritiert am Kopf. Bestimmt hatte er sich wieder verlaufen. Nami konnte einfach nur den Kopf schütteln. „Aber wir sind dafür zusammen, geliebtes Nami-Mäuschen! Ist das nicht toll?“ Noch mitten im Satz drehte er sich nach einer Gruppe hübscher Damen mit wehenden Röcken um und blickte ihnen nach, bis Nami an seiner Hand zog. „Was war abgemacht?“, fragte Nami nach. „Ich lerne doch nur das Volk kennen.“ Sanji wirkte bei der Aussage unschuldig, als sei er sich keiner Schuld bewusst. „Natürlich.“ Nami verdrehte ihre Augen. Plötzlich lief Thalia an ihnen vorbei und hielt sie zum Stehen an. „Sieh dir doch diesen wunderschönen Stoff an!“, meinte sie begeistert und hielt und Rolle aus weißer, glänzender Seide vor Namis Nase. Auch hier waren diese Kringel mit goldfarbenen Fäden eingearbeitet. „Das wäre doch perfekt für dein Brautkleid. Ich sehe daraus schon einen unglaublichen Umhang gefertigt. Nein! Eine Schleppe über 3 Meter. Oder, nein, nein! Nur das Mieder. So viele Möglichkeiten gibt es für diesen Stoff.“ „Der König hat dich nicht zum Einkaufen beauftragt.“, beschwichtigte Metis. „Ach, Papalapapp! Da König Mides ein Auge für schöne Dinge hat, wird er meine Wahl verstehen. Außerdem hat er mich mit dem Schneidern der Brautkleider beauftragt. Und für diese braucht man nun einmal Stoff! Also rücke die Berry nun raus!“ „Wenn du es mir aufschreibst, kann ich den Stoff auch erscheinen lassen.“, sagte er und spielte wohl auf seine Vorlesefrucht an. Nami fand diese Teufelskraft unglaublich interessant, denn der Mann konnte alles erschaffen, was er vorlas. Und diese Dinge waren solang erhalten, wie Metis sich darauf konzentrierte. Denn so hatte er die Brücke oder die Gnome an Bord der Sunny erschaffen können. „Sollen die Stoffe dann einfach verschwinden, wenn du nicht länger darüber nachdenkst?“ Der drahtige Mann zog eine Schnute, griff widerwillig dann aber in seine Tasche und gab ihr ein ganzes Bündel der geliebten Scheine. „Zwei Rollen.“, befahl Thalia dem Verkäufer, der sich tief verbeugte. „Sehr wohl, die Dame.“ Zwei Ritter mussten diese tragen. Als sie weiterliefen konnte Nami sogar hören, wie manch einer flüsterte, ob diese Stoffe für das Brautkleid waren. Sie wirkten alle so aufgeregt und glücklich, doch sie selbst konnte den ganzen Trubel über diese Hochzeit nicht verstehen. Dabei war es ja ihre eigene Hochzeit. Aber auch eine, mit einem Mann, für den sie nicht die nötigen Gefühle hegte. „Da sind der Prinz und seine Verlobte!“, hörte sie plötzlich eine kindliche Stimme und Namis Stimmung hellte sich augenblicklich auf. Mehrerer kleiner Fußpaare kamen auf sie zugelaufen und schon bald mussten sie von einer gesamten, kringelbrauigen Klasse umzingelt sein. Hinter ihnen konnte Nami Thalia die Soldaten zurückrufen hören: „Das sind nur Kinder. Die sind doch ungefährlich.“ Nami begann zu strahlen, so wie sie es immer in der Gegenwart von Kindern tat. „Du bist ja hübsch!“, staunte ein kleines Mädchen. „Wo kommst du denn her?“, fragte ein Junge. „Heiratet ihr schon bald?“ „Ich habe ein Bild von euch gemalt - wollt Ihr es sehen?“ „Warum hast du so schmale Augenbrauen?“ „Du riechst ja nach Orangen!“ „Kann ich dich umarmen?“ Diese Kinder erinnerten Nami mit all den Fragen ungemein an Klio. Nur diese hätte all die Fragen so schnell hinter einander aufgesagt, dass sie gar nicht zum Antwort gekommen wäre. Aber als diese großen Augen voller Wunder sie anschauten und neugierig abwarten, kam sie endlich dazu und Nami bemühte sich, auf jedes Kind einzugehen. „Mich freut es sehr, dass du das denkst.“, meinte sie zu dem ersten Mädchen und an den Jungen gewandt antwortete sie: „Ich komme aus Kokos. Das liegt im East Blue.“ Dann holte sie tief Luft. „Wir wissen noch nicht genau, wann die Hochzeit stattfinden wird, aber die Vorbereitungen laufen bereits. Und dein Bild würde ich sehr gerne sehen.“ Das Mädchen mit den schwarzen Haaren faltete ein Stück Papier auseinander und hielt es der jungen Frau hin. „Das sind du und Prinz Sanji. So stelle ich mir dein Brautkleid vor. Siehst du!“ Das Mädchen deutete auf die linke Figur mit den orangenen Haaren und dem grell pinken Kleid mit Puffärmeln und riesigem Glockenrock. Nami musste lächeln, als sie sah, dass auch Sanji in passenden pinken Kleidern gemalt wurde. „Das ist wirklich ein wunderschönes Bild.“ „Ich schenke es dir! Bitte.“ Lächelnd nahm sie das Bild entgegen. „Danke schön.“ Dann wand sie sich an das nächste Kind. „Solche Augenbrauen haben alle bei uns im East Blue. Und das mit dem Orangengeruch ist mir gar nicht so bewusst.“ Dann beugte sie sich nach vorne. „Natürlich darfst du mich umarmen. Ihr alle dürft mich umarmen.“ Glücklich kreischte manch ein Kind und mehrerer kleiner Ärmchen warfen sich gleichzeitig um die junge Frau. Kinder waren ja auch zu niedlich und Nami konnte ihnen einfach keinen Wunsch abschlagen. „Was macht ihr da?“, erklang plötzlich eine entsetzte Stimme aus der Ferne und als Nami aufblickte, sah sie eine Frau mittleren Alters auf sie zu gestürmt kommen. Vor ihnen kam sie schwer atmend zum stehen, verbeugte sich dann tief. „Verzeiht den Kindern, eure Hoheiten. Wir haben heute einen Schulausflug und sie sind mir alle entwischt.“ Als Nami aufstand beschwichtigte sie die Frau direkt: „Machen sie sich keine Sorgen. Es ist doch nichts passiert.“ Erneut verbeugte sie sich. „Selbstverständlich nicht. Es tut mir leid. Ich werde die Eltern direkt davon in Kenntnis setzen. Und für euch gibt es dann einiges an Hausaufgaben zu erledigen!“ „Och nee!“, beschwerten sich die Kinder gleich und nachdem sich ihre Lehrerin erneut vor ihnen verbeugte, folgten ihr die Kinder. Zum Abschied winkten sie alle. „Nette Kinder.“, strahlte Nami und wandte sich an Sanji, welcher die ganze Zeit kein Wort von sich gegeben hatte. Stattdessen lag auf seinen Lippen nur ein sanftes Lächeln und er beobachtete sie genau. „Was ist?“, fragte Nami verdattert und schaute sich direkt nach einem Spiegel um. Hatte sie etwas im Gesicht kleben? Ruhig legte der Blonde einfach nur seine Hände an ihre Taille. Sofort begann ihr Herz zu pochen. Was tat er da? Dann kam er mit seinem Gesicht ihr auch noch näher. Und spitzten sich da auch noch seine Lippen? Nami hielt hastig das Bild zwischen ihre Gesichter und so küsste er nur das Papier. „Kannst du das für mich verwahren?“, fragte sie hastig, während ihr Herz bis zum Hals schlug. „Bitte?“ Etwas enttäuscht ließ Sanji von ihr ab. Doch diese Enttäuschung lag mehr in seinen Augen, denn er lächelte noch immer. „Natürlich mein süßer, kinderliebender Engel. Für dich würde ich doch alles tun.“ So faltete er das Blatt vorsichtig und steckte es in seine linke Brusttasche. Nami hatte das Gefühl, dass sie den Kuss doch hätte zulassen sollen. Schließlich hätte sie dadurch auf einen Schlag 100.000 Berry verdient. Außerdem sahen die umstehenden Leute nun doch sehr verwundert drein. So lehnte sich Nami vorwärts und gab ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Wange. „Danke.“, meinte sie zuckersüß und sie beschlich das Gefühl, dass nun alle zufrieden waren. Auch Sanjis Lächeln war nun zu einem ausgedehnten Grinsen angewachsen. Vorsichtig sah sie zu ihren Begleitern, dann wieder zu Sanji. „Noch glücklicher wäre ich, wenn wir die Gefährten loswerden könnten.“ Sie brauchte dringend Auszeit von diesem ganzen Spiel. Auch Sanji sah zu Thalia, Metis und den Soldaten und nickte. „Das wird leicht. Habe ich früher auch schon hinbekommen. Und jetzt bin ich um einiges gewiefter.“ Damit nahm er ihre Hand. Und begann zu rennen. Erst einige Augenblicke später mussten ihre Begleiter es bemerkt haben, denn hinter ihnen konnte sie Metis rufen hören: „Das Prinzenpaar haut ab! Schnell! Hinterher! Fangt sie ein!“ Doch sie waren schnell. Sanji war es, der die Geschwindigkeit angab und Nami war erstaunt, dass sie folgen konnte. Vorbei an Ständen mit Verkäufern. Straßen hinab und am Hafen vorbei. Durch enge Gassen und Gänge. Selbst über ein Dach führte ein Weg. Seine warme Hand hielt sie die ganze Zeit so fest, dass sie nicht einmal Angst hatte zu stolpern. Die Menschen waren erstaunt. Andere erfreut und winkten ihnen hastig zu oder stellten eilig Fragen, auf welche sie nie Antworten bekamen. In einer schmalen Gasse blieben sie stehen und sanft drängte Sanji sie an die Wand. Hier war es dunkel, da die Dächer der benachbarten Häuser sich überlappten. Und so gelangte kein Strahl des Sonnenlichts auf den Boden. „Leise.“, flüsterte Sanji außer Atem und drückte einen Finger auf seine Lippen. Auch Nami fiel das Atmen schwer, aber trotzdem war ihr nach Lachen zu Mute. Denn diese Verfolgungsjagd war schon sehr unterhaltsam. Doch so sehr sich auch Sanji bemühte ruhig zu bleiben, so konnte auch Nami hören, wie er sein Gelächter unterdrücken musste. „Sie sind dort gerade aus gelaufen! Ich habe sie gesehen!“, hörte Nami einen Soldaten rufen und schon kurz darauf rannte die Schar an ihrem Versteck vorbei. Die goldenen Rüstungen blitzten dabei kurz auf. Noch einige Zeit verweilten sie in dieser angespannten Position und Nami hatte endlich Zeit, diese ganze Situation genau zu begutachten. Denn erst jetzt bemerkte sie, dass Sanji so nah war, sein freier Arm verweilte auf der Hausmauer neben ihrem Kopf. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren und wäre genug Licht, so könnte sie bestimmt jede einzelner Pore seines Gesichtes sehen und jedes Barthaar zählen. Zwischen ihrer und seiner Brust war kaum Spielraum. Immer, wenn sie atmeten, drohten sich ihre Oberkörper zu berühren. Als sie sich so gegen die Wand drückte, fühlte sie sich beschützt und gefährdet zu gleich. Es war eine seltsame Art der Gefahr und sie ging nicht von den Soldaten aus, welche nach ihnen suchten. Sondern von Sanji selbst. Denn diese Gefahr verursachte ein unheimliches, wohliges Gefühl in ihrem Bauch. Diese Emotionen konnte sie nicht einordnen. Als Sanji dann seinen Finger von den Lippen nahm, um sich nun auch mit seinem zweiten Arm abzustützen, fühlte sie sich eingeengt. Zu nah war er und so stieß sie ihn schnell weg. „Abstand halten.“, meinte sie nur und strich Staub von ihrem Kleid ab. „Aber immerhin sind wir sie los. Du kannst ja schnell rennen, Sanji...Sanji?“ Er sah sie nicht an. Sein Blick war tiefer in die Gasse hinein gewandert und verweilte dort. Erst jetzt sah Nami die antik aussehende, hölzerne Tür. „Was ist das?“ Sanji ging einen Schritt vorwärts. Dann noch einen und Nami fasste schnell nach dem weiten Ärmel seines Hemdes. „Ich hätte gedacht, das gäbe es hier nicht mehr.“, flüsterte Sanji mit einem mysteriösen Unterton. „Was?“ Er drehte sich zu ihr um und legte seine Hände auf Namis Schultern. „Am Besten ist es, du wartest hier. Ich will nur etwas nachsehen. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.“ „Was ist hinter der Tür?“ Er ließ ihre Schultern los. „Glaub mir. Es ist besser.“ Er öffnete die Tür und Nami sah einen schwach beleuchteten, kurzen Gang und an dessen Ende eine Wendeltreppe, die hinabführte. Bereuen würde sie es gewiss, dachte sich Nami. Doch die Neugier war größer. „Ich komme mit dir.“ Er sah sie genau an. Wollte er ihre Gedanken lesen? Dann nickte Sanji aber und reichte Nami seine Hand. „Dann nimm meine Hand. Und lass unter keinen Umständen los. Verstanden?“ Er war so ernst. Nie war der blonde Smutje so, wenn er mit ihr sprach. Unsicher blickte sie auf seine Hand. Das war keine liebenswürdige Geste. Kein Zeichen für Liebende. Er wollte dies nur zu ihrem Schutz tun. Und Nami verspürte, dass Sanji keinen Hintergedanken hatte. So willigte sie ein und nahm die Hand. Sofort schlossen sich seine Finger fest um diese. Fast schmerzte es. „Lass mich nicht los. Unter keinen Umständen.“ Das war keine Bitte. Es war ein Befehl. Nami nickte. Und dann gingen sie hinab und fanden sich bald unter der Stadt wieder. Kapitel 9: Unter der Stadt -------------------------- 9. Unter der Stadt Fest griff er ihre Hand. Bevor er diese losließ – so schwor sich Sanji – würde er dort unten sterben. Doch er hoffe, dass es nicht dazu kommen sollte. So hoch hatte sein Vater gelobt, wie reich Spiral Down Island nun war. Keiner hungerte. Niemand war arm. Natürlich hatte er ihm geglaubt. Warum sollte er das auch nicht? Er war schließlich sein Vater und all seine Worte klangen so wunderbar und plausibel in seinen Ohren. Doch dann hatte er diese vermaledeite Tür gesehen. Der Eingang in eine unheimliche, fast verbotene Welt. Eine ehemals kriminelle Welt. Dunkel war diese und Sanji wünschte, sie wäre verlassen und vergessen. Eigentlich wollte er nicht, dass Nami mit ihm kam. Wenn noch alles so geblieben war, wie es einst vor vielen Jahren war, wie es noch war, als er diese Insel verließ, war dies ein Ort, an den eine Frau, wie Nami, nicht gehörte. Denn er wusste nicht, was passieren würde. Doch, wenn sie mit ihm kam, vielleicht würde sie dann verstehen. Verstehen, dass es hier viele Geheimnisse gab. Und viele davon brauchte sie nicht kennen. Wenige davon verstand sie vielleicht. Einige, so musste Sanji zugeben, begriff nicht einmal er selbst. Als sie durch die Tür traten und immer tiefer stiegen, roch es immer muffiger. Immer bedrückender. Nach Verrotten, Schimmel und Verderben. Hier in der Luft lag eine unangenehme Nässe, sie war ganz klamm, den Atmen schwer machend. Es war dunkel und seine Augen brauchten trotz der Öllampen lange, bis sie sich an das nicht vorhandene Licht gewöhnten. Dann gab die Erde unter ihnen einen Ruck nach und Nami fiel gegen seinen Rücken. Er blieb standhaft. „Was war das?“, erkundigte sie sich und er konnte deutlich die Ungewissheit in ihrer Stimme hören. Ihr Griff wurde daraufhin gleich fester und ihre Hand hatte all ihre Wärme verloren. „Die Maschine.“, antwortete Sanji ruhig und sah zu ihr hinauf. Wage konnte er die Umrisse ihres Gesichtes ausmachen. Trotzdem konnte er die Sorge in ihr sofort lesen. „Noch können wir wieder zurück.“ Er konnte die junge Frau schlucken hören und Sanji verspürte das Bedürfnis sie fest in seine Arme zu schließen. Ob sie es auch erlaubte, war eine ganz andere Sache. „Nein. Ich komme mit.“ Sie klang bestimmt und so nickte er nur und lief die Treppe weiter hinab. Als sie unten ankamen, hörte er Namis atemlose Stimme hauchen: „Ist das eine Stadt?“, mit ihrem freien Arm griff sie um seinen. Sie suchte seine Nähe. Wenn dies nicht der falsche Ort zur falschen Zeit gewesen wäre, hätte es sein Herz unaufhaltsam zum Trommeln und schlagen gebracht. Würde sie es nur öfter tun und nicht nur, wenn sie sich fürchtete. „Eine Stadt unter der Stadt?“ Ja, das war es. Die Häuser gingen bis zur Decke und waren mit dieser verbunden. Sie besaßen sonst keine Dächer. Franky und Brook hätten hier bestimmt Schwierigkeiten zu stehen, denn Sanji selbst war nur wenige Zentimeter kleiner als die Mauern hier. Diese Wände, welche von einer nassen, schleimigen Schicht überzogen waren, besaßen keine Fenster, nur Türen. Warum sollten sie das auch? Hier kam eh nie Sonnenlicht hinein. Woher sollte dieses auch kommen? Daher gab es hier auch keine Vegetation: Keine Bäume, keine Büsche. Nicht einmal Blumen oder Moos wuchsen hier. Von oben tropfte es auf sie hinab und Sanji hoffte, dass es nur Wasser war. „Was ist das, Sanji?“, fragte Nami eindringlich, griff nach dem Stoff seiner Weste, damit er sie ansah. Das tat er auch, dennoch hoffte er, dass Nami nicht die Traurigkeit darin sah. „Bitte sag mir nicht, dass hier unten Menschen leben.“ Ihre Stimme bebte und zitterte zur selben Zeit und wieder widerstand er dem Drang, sie schützend in seine Arme zu schließen. So gerne hätte er ihre Annahme verneint. Doch das wäre eine Lüge und seine Nami wollte er nicht belügen. Langsam schritt er voran, ohne das er ihr eine Antwort gab. Nami hinterher. Immer an seiner Hand. Niemand war zu sehen. Alles war ruhig. Nur ihre Schritte hallten wider. Noch einmal bewegte sich die Erde und von der Decke rieselte es Staub und Dreck auf sie hinab. Vielleicht sahen sie niemanden. Doch Sanji spürte unzählige Augen auf ihnen ruhen. Hörte rasselndes Atmen. Sie beobachteten. Sie schätzten. Sie wägten die Situation ab. Der Blonde konnte sogar schwören, dass er Namis Herzen schlagen hörte. Solch eine Angst hatte sie. Warum hatte er sie nur hierher gebracht? Wenn ihr etwas zustieß, dass wusste er genau, dann wäre es allein seine Schuld. Und sich das verzeihen, könnte Sanji nie. Dann schrie sie und sofort wand er sich um, zog sie schützend hinter sich. „Schöner Stoff“, murmelte ein alter Mann, der die Schleppe von Namis Kleid zwischen seinen Fingern rieb, „Bestimmt war der teuer.“ „Wie gepflegt die sind.“, kam es von ihrer Linken. „Sie duften so reinlich und sauber.“ Nun waren sie überall. Jung, wie alt. Groß und Klein. Alle gekleidet in Lumpen und so dünn, dass man jeden Knochen ausmachen konnte. Ihre Haut wirkte ölig, ungewaschen, die Haare stumpf. Zähne waren ausgefallen, die restlichen nicht geputzt. „Das ist der Prinz.“, rief jemand und sofort murmelten sie alle unverständlich durcheinander. Dann, als wäre ein Zauberspruch gesprochen wurden, kamen sie auf sie zu. Drängelten. Quetschten. Und flehten. „Eure Hoheit! Ich brauche Essen!“ „Meine Kinder, sie sind krank!“ „Helft uns.“ „Bitte!“ „Hilfe.“ „Gnade!“ „Hunger!“ „Verzweiflung!“ „Krankheit!“ „Tod!“ Es war einfach ein Durcheinander, doch viele, sich wiederholende Worte konnte der Blonde immerwieder ausmachen. Sie zogen an seinem Umhang, an den Ärmeln, der Hose. Namis Haare gingen durch mehr als nur eine Hand und auch ihr Kleid musste einiges aushalten. Und sie versuchte sich an ihn zu drängen. Ihr Gesicht voller Angst, voller Schock und Entsetzen. „Wir können nicht helfen!“, sagte er, denn er wusste nicht einmal wie. Nie hätte er gedacht, dass dies SOLCHE Ausmaße annehmen würde. Nie hätte er ahnen können, dass hier unten noch so viele Menschen lebten. Nie war ihm bewusst gewesen, dass sein Vater nichts an deren Situation geändert hatte. Verzweifelt versuchte er sich zur Treppe zu kämpfen. Dabei merkte er, dass jemand die Banane aus seiner Brusttasche nahm, die Stoff blieb zerrissen hängen. Nami schrie verzweifelt und Sanji hatte einfach nur ein Gedanke: Raus! Einfach wieder an die Oberfläche. Die Menschen drängten. Es wurden immer mehr. Doch langsam kam die Treppe näher. Sie zogen heftiger. Drängten mehr. Dann endlich erreichte er die Stufen und ohne zu zögern, zog er Nami vor sich, griff um ihre Taille und unter ihre Knie und hob sie auf seine Arme. Schnell raus. Einfach weg. Damit hatte er nicht gerechnet. Kämpfen? Nein, nicht gegen diese Menschen, die eh nichts mehr hatten, die nichts zu verlieren wussten. Er könnte die unzähligen Kinder verletzen, oder die Kranken. Die Frauen. Gegen solche Menschen würde er nie sein Bein erheben. Mit einem Tritt öffnete er die Tür und warme, blumige Luft erreichte sein Gesicht. Nun war diese Gasse nicht einmal mehr dunkel, im Vergleich zu dem, was unter ihnen lag. Noch ein paar Schritte ging er, dann stolperte er und mit Nami in seinen Armen fiel er zu seinen Knien. Doch sie hielt ihn weiter umklammert und er sie. Erst nach einiger Zeit merkte er, dass ihnen niemand gefolgt war. Und das Nami schluchzte. „Nami?“, flüsterte er beruhigend, doch sofort löste sie sich von ihm. Es war abrupt und hektisch. Sofort vermisste er ihre Wärme. Erst da sah er, dass ihr jemand die Kette, welche sie trug, vom Hals gerissen hatte. „Was war das?“, brachte sie unter Tränen hervor. „Die Menschen? Da waren auch Kinder! Babys! Was ist das für ein Ort? Weiß dein Vater davon?“ Als er sie so sah, schwoll ein Kloß in seiner Kehle an. Das glänzende, orange Haar war wüst, die Kleider an manchen Stellen gerissen. Es brach Sanji fast das Herz. „Ich...“, ihm fehlten die Worte. Doch sie wollte es so dringend wissen. Das sah er in ihrem Blick. „Das sind Bewohner von Spiral Down Island“, flüsterte er. „Ich dachte, hier wären alle reich!“ „Das dachte ich auch.“ Unsicher blickte er zu der Tür zurück, um sicher zu gehen, dass sie auch geschlossen war. „Das sind Kriminelle. Oder die Familien davon.“ „Wie meinst du das? Warum leiden sie so?“ „Schon seit Jahrhunderten werden selbst kleinste Straftaten auf dieser Insel schwer bestraft. Die Leute, die du dort gesehen hast..., das sind die Familien von Menschen, die vor Jahrzehnten etwas gestohlen haben. Vielleicht jemanden betrogen. Etwas geschmuckelt oder einfach einen schwerwiegenden Streit mit ihrem Nachbarn hatten. Sie wurden verstoßen. Die eigentlichen Verbrecher, sie hat man...hingerichtet.“ Nun blickte auch Nami zu der Tür. „Sie dürfen keine Arbeit aufnehmen und leben allein von dem Müll der Oberflächenbewohner. Denn nur bei Nacht kommen sie raus. Ich hatte ja gehofft, dass wirklich alle von dem Reichtum betroffen wären und dass Vater diese unsinnigen Gesetze abgeschafft hätte. Dass niemand leiden muss. Niemand hungern. So wie er es auch sagte.“ „Was ist mit den Resten der Lebensmittel, die beim Frühstück übrig geblieben sind? Sie könnten alle satt werden.“ Sanji schüttelte seinen Kopf. „Nein... Diese Abfälle werden den Tieren gegeben, die im Schloss gehalten werden. So war es schon immer.“ Er seufzte. „Und so wird es auch immer bleiben.“ Eine Träne lief über Namis schönes Gesicht und Sanji reichte mit einer Hand hinauf, um diese wegzuwischen. Doch Nami stieß diese weg. „Unsinnige Gesetze habt ihr hier“, meinte sie schroff, „Man muss ihnen helfen! Nur weil jemand aus ihren Familien einmal etwas Schlimmes verbrochen hat, heißt das nicht, dass sie noch immer dafür büßen müssen! Das sind ja Ausmaße, die ich niemandem Wünsche. Zudem sind sie doch alle unschuldig.“ „Ich weiß. Aber wenn mein Vater erfahren würde, dass ich dort war-“ „Reiß dich zusammen! Seit wann ziehst du den Schwanz so ein? So kenne ich dich gar nicht! Nur weil er dein Vater ist? Du streitest sonst mit Zorro über jedes, kleine Bisschen! Du gibst sogar Ruffy einen Tritt, wenn er ihn braucht. Und das sind deine Crewmitglieder, die du jeden Tag siehst und mit denen du noch einige Zeit verbringen wirst.“ Sie stand auf und ballte ihre Fäuste. „Jedem Piraten, der Hunger verspürt würdest du dein letztes Reiskorn geben. Egal ob sie dich danach attackieren. Aber Menschen deines Volkes lässt du in der Gosse wohnen, wie Ratten? Lässt sie verhungern...“ Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf, verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Ob es war, um sich so zu wärmen, oder doch eine Abwehrhaltung ihm Gegenüber – das wusste Sanji nicht. Doch ihre Worte trafen ihn genau in seinem Herzen. „Du bist nicht du, seitdem wir hier auf dieser Insel angekommen sind, Sanji.“ Sie drehte sich um. „Lass uns zurück ins Schloss gehen. Ich spüre, dass es bald regnen wird.“ Kapitel 10: Menschen und Hormone -------------------------------- 10. Menschen und Hormone Natürlich hatte man gefragt, wo sie gewesen waren und warum sie so wüst aussahen. Nami sagte einfach nur ruhig, dass es niemand zu interessieren habe und, es musste wohl an ihrem neuerworbenen Rang als Verlobte des Prinzen liegen, man behelligte sie dann nicht weiter. Auch Robin speiste sie nur knapp ab, sagte, sie würden später reden. Sie musste das Geschehene in der unterirdischen Stadt erst einmal verdauen. Wie alles hier. Sie zog sich aus und ohne weitere Worte ging sie einfach ins Bett und hoffte, dass diese weichen Daunen und die seidigen Decken ihr helfen würden, das, was sich unter ihren Füßen befand, zu vergessen. Und, nach all der Aufregung, der Angst und dem Schock, schlief Nami einfach ein. Selbst als Sanji das Zimmer betrat und die Tür hinter sich schloss, bemerkte sie es nicht. So fiel sie in einen traumlosen, aber unruhigen Schlaf. Als sie das erste Mal ihre Augen wieder öffnete, was es Nacht. So leise wie möglich versuchte sie zu sein, um zu hören, ob Sanji sich auch hier befand. Doch sie konnte nur ihren eigenen Herzschlag in ihren Ohren hören. Da war keine andere Bewegung. Nicht einmal ein fremdes Atmen. Gerade wollte sie sich aufsetzen, um nach ihm zu schauen, da öffnete sich schon die Tür und das matte, beruhigende Licht einer Kerze strahlte in den Raum. Sofort schloss sie die Augen wieder und versuchte sich so still wie möglich zu verhalten. „...nur dann mache ich euch was zu Essen. Verstanden?“ Es war Sanjis Stimme, gefolgt von einem „Ai, ai!“ Es klang verdammt nach Ruffy, Lysop und Chopper. Nami wusste zwar nicht, wie spät es war, aber dass jemand nach Essen von dem Smutje verlangte und das zu jeder erdenklichen Uhrzeit am Tag, war einfach nur typisch für die Kerle. Wenn Namis Augen nicht geschlossen wären, hätte sie diese verdreht. „Ein Glück, dass du auch mitkommst, Chopper. Das musst du dir wirklich ansehen“, ertönte Sanjis Stimme wieder und er klang besorgt. „Das ist doch meine Aufgabe - als Arzt!“ „Jetzt beeilt euch!“, beschwerte sich der Kapitän. „Ich will etwas mampfen. Und dann wird geholfen.“ „Lieber andersherum, meinst du nicht?“ „Leise!“, ermahnte Sanji an Ruffy und Lysop gewandt, „..., nicht das ihr mir Nami weckt. Es war ein anstrengender Tag für sie.“ „Uh...wir wissen, was das heißt.“ Es folgte ein Geräusch, welches durch einen kräftigen Tritt verursacht worden war. „Halt die Klappe, Langnase! Lasst uns jetzt gehen.“ Damit schloss sich die Tür und Navigatorin war allein. Sofort setzte sie sich auf. Was hatten die vier vor? Ohne noch einmal nachzudenken stand sie auf, griff nach dem Bademantel aus Seide, welcher neben der Eingangstür hing und legte ein Ohr an die Tür. Sie mussten sich entfernen, denn die Schritte wurden leiser. Vorsichtig öffnete sie die Tür und blickte hinaus. Das Kerzenlicht verschwand gerade am Ende des Ganges, als sie um eine Kurve bogen. Unsicher blickte sie zurück in den Raum hinter ihr. Entweder konnte sie einfach wieder ins Bett gehen und weiterschlafen, bis man sie am Morgen weckte. Oder sie folgte ihnen und konnte so ihre Neugier befriedigen. Sie entschied sich für letzteres. Als Diebin war es schließlich ein Leichtes für sie, jemandem unauffällig zu folgen. Und wenn sie wirklich auf das Essen fixiert waren, so würde nicht einmal ein Haki-Nutzer etwas davon mitbekommen, wenn sie ihnen hinterher schlich. Sanft schloss sie die Tür hinter sich und mit einer katzenartigen Sorgfalt folgte sie den jungen Männern. Manchmal hielt sie an einer Ecke an, spähte in den Gang dahinter, nur um sich zu vergewissern, dass dort keine Wachen warteten. Aber dieses Schloss, so musste Nami feststellen, war sonderbar wenig bewacht. Ob das daran lag, dass der König Teufelskräfte besaß und sich selbst verteidigen konnte? Nami wusste es nicht, doch wenn es hier doch Wachen gab, wollte sie diese meiden. Als sie die Küche, im Keller des Schlosses, erreichte, waren die 4 bereits darin verschwunden und hatten die Tür hinter sich geschlossen. Was wohl darin vor sich ging? Vorsichtig schlich sie sich an die Tür heran und legte ein Ohr auf diese. „So viel Essen ist übrig?“, kam es von Ruffy erstaunt. Seine nächsten Worte konnte Nami nicht klar ausmachen. Bestimmt hatte er sich direkt etwas in dem Mund gestopft und kaute darauf genüsslich herum. „Hey! Das ist doch nicht alles für dich! Lass mir auch was.“ „Ich will auch was!“, beschwerten sich erst Lysop, dann Chopper. Sie hörte Sanji seufzten. „Wärt ihr nicht den ganzen Tag verschwunden gewesen und hättet euch vor Franky versteckt, dann hättet ihr auch etwas vom Abendessen mitbekommen. Und-“ Er trat sie. Dieses Geräusch war eindeutig. „-seid nicht so gierig. Wir brauchen noch vieles!“, knurrte er. „Aber Sanji!“, beschwerte sich Lysop und ein kleiner Kampf schien loszubrechen. Nun war es Nami, die seufzen musste. Diese Idioten. „Hey. Nami ist hinter der Tür.“ Sofort schlug die junge Frau eine Hand über ihren Mund. Dieses verdammte Haki, ihres verdammten Kapitäns! Sofort ging die Tür auf und genauso schnell wurde sie hineingezogen. Gleich danach war der Raum wieder verschlossen und sie blickte in die vier Gesichter. Dann zu ihrem Handgelenk und Sanjis Hand, der es hielt. „Was machst du hier?“, fragte Chopper mampfend und steckte sich einen Apfel in den Mund. „Ich dachte, du schläfst.“, meinte Sanji ruhig und ließ sie los. „Die Frage ist ja wohl eher, was ihr hier macht.“ „Wir essen!“, kam es von den dreien am Tisch und jeder von ihnen hielt etwas in die Luft, um es zu demonstrieren. „Das sehe ich. Und was machst du hier?“, fragte sie an Sanji gewandt und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Du hattest Recht.“, war seine bloße Aussage, deutete dann auf den Tisch hinter ihm. Dort lagen allerhand Lebensmittel. Von Fleisch und Schüsseln voller Reis, Gemüse, Obst und Brot, bis hin zum angschnittenen Kuchen. Schnell sah Nami, dass es sich bei diesen Sachen um die Reste des Abendessens handeln musste. „Das alles wird nur wegeschmissen, oder an die Tiere verfüttert. Eine reine Verschwendung. Und da die drei Idioten noch wach sind und selbst Hunger haben, habe ich sie höflich gefragt-“ „Höflich? Mein Kopf brummt noch immer!“ „- ob sie mir nicht behilflich sein können.“ Stumm blickte Nami auf den Tisch vor ihr, beachtete die Beschwerden des Schützen nicht. „Meinem Vater ist es egal, welche Verschwendung das ist. Aber mir nicht. Und so stelle ich mich gegen ihn und die Gesetze. Um meinem Volk zu helfen. Du hattest schließlich Recht - Ich verstehe selber nicht, wie ich es zulassen kann, dass diese armen Menschen hungern. Als ich noch ein Kind war, habe ich es einfach hingenommen. So war das Leben auf Spiral Down Island. Entweder hat man sich an die Regeln gehalten, oder man wurde verbannt. Einfach hinabgestürzt, in eine Stadt, weit unter allen Lebens. Wo man wie Ratten in der Gosse lebt, während der König seinen vollen Bauch unter der Sonne streicheln kann. Doch nun weiß ich es besser. Bloß, bitte...“, flüsterte er und nahm vorsichtig eine ihrer Hände, legte seine zweite dann über diese, „..., denk nichts Falsches von mir.“ Unsicher sah Nami in sein blaues Auge, welches sichtbar war. Doch sie konnte die Gedanken dahinter nicht entziffern. Was dachte er nur? Hastig entzog sie ihm ihre Hand. „Für wen tust du das bitte?“ Seine Augenbraue hob sich. Er schien sie nicht zu verstehen. „Tust du das, für die Menschen, die hungern, oder willst du mir nur etwas beweisen?“ „Für die Menschen!“, antwortete er gleich, doch flüsterte dann „Und für dich...“, hinterher. Sofort dreht sich die junge Frau um, denn sie wollte gehen. Was dachte er sich denn dabei? Er brauchte niemandem etwas beweisen. Hier ging es um unzählige Menschen. Um die Kinder. Er könnte ihnen helfen. Aber wenn er es aus den falschen Gründen tat – wem war da dann schon geholfen? „Namilein...“, flüsterte er und griff nach ihrem Handgelenk. „Ich will doch nur das Richtige tun. Hilfst du mir dabei?“ Ach dieser verdammte, idiotische Koch! Hätte er sie nicht einfach gehen lassen können? Sonst war sie es doch immer, die genau wusste, welche Knöpfe man drücken und welche Hebel man bewegen musste, damit der Koch einem alles von den Augen ablas. Und nun war er es, der genau wusste, wie man manipulierte. Natürlich würde sie helfen, auch wenn sie zu viert das auch allein schaffen würden. Nachdem Luffy, Lysop und Chopper gegessen, oder alles in sich hineingestopft hatten, was Sanji den Menschen unter der Stadt nicht geben wollte, packten sie alles übrige in riesige Säcke und trugen diese hinaus. Nami nahm den kleinsten. „Warum gibt es hier eigentlich keine Wachen?“, fragte Lysop interessiert, aber gleichzeitig auch ängstlich. „Warum sollte es die denn geben? Wer soll denn bitte hier einen Angriff wagen? Mein Vater kann sich dafür viel zu gut selbst verteidigen. Glaubt mir.“ Und das taten sie wirklich. Ohne weitere Worte zu verlieren, folgten sie Sanji weiter – durch die Gänge des Schlosses, hinab die goldenen Blumenfelder und durch die menschenleere Stadt, bis sie an der unscheinbaren Tür ankamen. „Das ist es?“, fragte Ruffy und verzog sein Gesicht zu einer fragender Miene. „Was soll denn an der Tür so schreckliches dran sein?“ „Es liegt daran, was dorthinter ist, Ruffy!“ „Ich will gar nicht erst beschreiben, was ich alles riechen kann.“, flüsterte Chopper und hielt sich seine Nase. Unsicher blickte Nami ihn von der Seite an. Ob er schon ahnte, was dort unten auf sie wartete? Sie selbst hatte es nicht getan. „Also ich habe keine Angst!“ „Das ich nicht lache! Deine Beine schlottern am meisten, Lysop!“ „Deine auch, Chopper“, murmelte Nami und auch ihr war unwohl bei der Sache. „Verhaltet euch einfach ganz ruhig. Wenn irgendetwas vorfällt, verschwindet ihr wieder. Ich schaffe das auch allein“, belehrte sie Sanji. Dann schluckte er. „Und Nami, wenn-“ „Jetzt meine nicht, dass ich meinen wertvollen Schlaf geopfert habe, nur um wieder zurück zu gehen“, sagte sie gleich und hob schnell eine Hand, um dem blonden Smutje Einhalt zu gebieten. „Ich gehe mit. Du brauchst dich nicht um mich sorgen und Angst habe ich erst recht nicht.“ Natürlich hatte die Frau das nicht, aber irgendwie wünschte sie sich, dass sie ihren Klima-Takstock mitgenommen hätte. Sanji nickte, öffnete dann die Tür, welche knarrend aufging und den schlecht beleuchteten Gang dahinter preisgab. „Ich gehe vor.“ Und das tat Sanji auch. Ruffy folgte ohne Zögern. Danach, mit wackligen Beinen, kam der Schütze. Chopper aber blieb noch bei Nami. „Weißt du, auch Sanji hat gerade Angst“, murmelte er und da er zu seiner menschlichen Form gewechselt hatte, blickte er auf sie hinab. „Was heißt hier, 'hat auch Angst'?“, fragte die Navigatorin und ihre Stimme klang etwas zittrig dabei. Chopper ließ seine Augenbrauen nach oben wandern. „Ich kann solche Sachen riechen. Menschen sind voller Hormone. Adrenalin, Östrogen, Testoteron, Serotonin, um nur ein paar zu nennen. Ich kann riechen, wenn jemand im Stress ist und großer Gefahr ausgesetzt. Angst oder Freude. Verliebtheit...“ „Was genau willst du damit sagen?“ Skeptisch sah sie ihren Freund an. Chopper räusperte sich. „Auch Sanji hat Angst. Das ist alles.“ Warum Chopper ihr das erzählte, wusste sie nicht. Sollte es sie etwa beruhigen? Doch das tat es nicht. Denn wenn Sanji, einer der stärksten der Strohhüte Angst hatte, dann musste die Gefahr überaus real sein. „Er hat das schon im Griff und ganz bestimmt weiß Sanji, was er da tut.“ Ohne weitere Worte zu verlieren, nahm Nami ihren Sack und schritt durch die Tür, die Treppe immer hinab. Unten war es sonderbar ruhig und keine Seele war zu sehen. Nur Choppers Schritte hallten hinter ihr und als er zum stehen kam, murmelte er: „Hier ist ja nichts los. Das habe ich mir anders vorgestellt.“ Nami auch. Erst wog sie sich in Sicherheit, doch als auch von den anderen dreien keine Spur zusehen war, begann sich wieder eine unheimliche Sorge breit zu machen. Wo waren sie nur? Einen Ansturm auf das Essen hatte sie erwartet. Das man ihnen alles aus den Händen riss. Kämpfe. Mit vielem hätte sie gerechnet, doch nicht mit dieser Stille. „Ich kann sie riechen. Folge mir.“ Chopper stapfte an ihr vorbei und vorsichtig folgte Nami ihm. Seine Nase war schon sehr beeindruckend. Als sie ihn einst fragte, wie sie denn alle für ihn riechen, meinte er nur: „Ihr riecht alle unterschiedlich. Aber der Fleischgeruch von Ruffy ist schon mit am stärksten. Der übertüncht sogar manchmal den von Sanjis Zigaretten.“ War es auch das, was er gerade wieder wahrnahm, oder doch mehr die Hormone, wie er sagte, die sie versprühen? Nach was Lysop roch, konnte sie sich nicht erinnern. Bestimmt war es aber Schwarzpulver, so oft, wie er an seinen Waffen bastelte. Ihr Weg führte sie vorbei an vielen, einfachen, unterirdischen Häusern, bis sie, am Ende einer langen Gasse auf eines trafen, welches nur darin hervorstach, dass es ein großes Fenster auf der Seite, die ihnen zugewandt war, besaß. Sonst glich es den anderen genau. „Da sind sie ja!“, erkannte Nami gleich, als sie einen Blick in das Innere warf. Dort standen sie: Ruffy, Lysop, Sanji und unzählige der unterirdischen Bewohner. Die Säcke mit dem Essen waren geöffnet und fast leer. Denn mit breitem Grinsen verteilten die drei jungen Männer alles, was sie mitbrachten. Und die Menschen – sie wirkten ausnahmslos glücklich. Tränen der Freude flossen über Wangen. Die drei wurden umarmt, die Hände geschüttelt und auf ihre Schultern wurde geklopft. Nami sah schnell, dass all die Lebensmittel nicht lange reichen würden, aber zumindest war ihnen hier unten etwas geholfen. Das beruhigte sie ungemein. Sanjis ließ seinen Blick umherschweifen, bis er auf das Fenster fiel. Sofort lächelte er breiter, als er sie sah und winkte sie zu sich hinein. „Lass uns gehen“, befahl sie Chopper, noch bevor dieser etwas hätte sagen können. Drinnen war es angenehm warm und es wirkte recht einladend. Die Wände waren in einem leichten blau bemalt wurden und der Boden war aus altem, dunklem Holz gefertigt. Es gab hier Tische, Stühle und eine Bar. Ob dies eine Gaststätte war? Doch anhand des Staubs und der Spinnenweben konnte man erkennen, dass schon lange niemand mehr hier gegessen hatte. Bis sie kamen. „Da seid ihr ja!“, freute sich Ruffy, welcher gerade zwei Laibe Brot an eine junge Frau übergab. „Ich habe mich schon gewundert, wo ihr bleibt.“ „Wir dachten, ihr lasst uns die ganz Arbeit machen!“, beschwerte sich Lysop, aber er schien es spaßig zu meinen. „Okay, okay. Wir haben noch viel mehr. Jeder bekommt genug, sodass ihr alle euch satt essen könnt. Und morgen kommen wir wieder! Chopper? Wie besprochen?“ Ihr haariger Freund nickte sofort und übergab seinen Sack an den blonden Koch. Er verwandelte sich zurück in seine kleinste Form und sofort hörte Nami wie Kinder entzückt von seiner Niedlichkeit aufkreischten und manch einer schien recht erstaunt. „Alle, die Beschwerden und Krankheiten aufweisen können, kommen zu mir!“ Er nahm ein Stethoskop aus einer kleinen Tasche und Nami war es schon sehr peinlich, dass sie diese erst in diesem Moment bemerkte. „Sie da! Sie sehen mir hochschwanger aus. Sie kommen als erstes!“ Irgendwie wurde ihr warm bei diesem Anblick. Natürlich hatten sie als Piraten schon viele gute Taten vollbracht. Auch wenn man das nicht denken mochte. Vor allem nicht die Marine. Aber das hier zeigte einmal wieder, welche großen Herzen sie alle besaßen. Wären die anderen wachgewesen, so hätten sie auch geholfen. Das wusste Nami genau. Die junge Frau wurde erst aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine warme Hand um ihr Handgelenk spürte, welche sie näher zog. „Und das ist Nami“, erklärte Sanji und half ihr gleich beim Öffnen ihres Sacks. „Sie ist die Navigatorin der Crew.“ Erstaunt blickte sie ihn an. Doch sie verstand schnell. Warum sollte er auch die Menschen hier unten belügen? Hier würde ihnen niemand etwas Böses wünschen. „Du trägst ja einen Bademantel“, kicherte ein kleines Mädchen. Nami grinste. „Natürlich. Ich habe mich ja aus meinem Bett geschlichen, um hier unten mit zu helfen. War mir doch eine Ehre. Was kann ich dir anbieten?“ „Hast du was Süßes?“ Die großen, grünen Augen begannen zu strahlen. „Mein letztes Bonbon habe ich vor über einem Jahr gegessen. Mein Papa hat es von der Oberfläche für mich gestohlen.“ „Oh“, flüsterte Nami und blickte in ihren Sack. Gemüse. Obst. Brote. Brötchen. Eine Pastete vielleicht? Auch nicht wirklich süß. Doch schon wurde dem Mädchen etwas gereicht. Es war eine Tafel Schokolade. „Aber nicht alles auf einmal!“, belehrte Sanji mit einem Zwinkern und gab dem Mädchen dann Äpfel, Brot und allerhand Gemüse, soviel sie tragen konnte. „Und damit ist deine Ernährung ausgewogen ist, wirst du das auch essen. Verstanden?“ Sie nickte eifrig und umarmte den Koch gleich. „Ihr seid echte Helden! Eines Tages, wenn ich groß bin, will ich genauso sein wie ihr - echte Piraten.“ Da war es wieder. Dieses warme Gefühl. Und eine sonderbare, wohlige Leichtigkeit in ihrem Bauch. Auch ihre Wangen glühten. Wurde sie etwa krank? Na das konnte sie bei all dem Schlamassel nun gar nicht gebrauchen. „Damit du so groß wirst, musst du viel Essen. Versprichst du mir das? Und reichhaltig. Nicht nur Süßigkeiten, auch wenn die ganz besonders gut schmecken. Und wenn du dann auch eine echte Piratin bist, kommst du mich auch im All Blue besuchen und in meinem Restaurant koche ich dir dann was leckeres.“ „Erstmal musst du aber den All Blue finden, Sir Sanji.“ „Ach, mit unserer tollen Navigatorin wird das schon kein Problem darstellen. Sie ist nämlich die Beste, die es gibt.“ Dieser idiotische Koch. Seit wann konnte er so gut mit Kindern umgehen? Er wirkte dabei so lieb und gar nicht wie dieser liebestolle Trottel. Da bemerkte Nami, dass der Grund dieses seltsamen Gefühlswirrwarrs Sanji selbst war. Und da verdammte sie diese Hormone, von denen Chopper vorher noch gesprochen hatte. Kapitel 11: Orangen ------------------- 11. Orangen Sanji erwachte auf der viel zu harten Couch. Was für eine Nacht! So viele strahlende und gerührte Gesichter hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Er fühlte sich glücklich. Denn zu sehen, wie sie sich alle satt aßen, war schon etwas unglaublich Besonderes. Es erfüllte den Koch. Ruffy, Chopper und Lysop waren eine große Hilfe gewesen, doch ohne Nami hätte er sich bestimmt nie getraut, seinen Vater so zu hintergehen. Doch die Navigatorin hatte Recht: Warum sollten diese Menschen dafür bezahlen, was einst einer ihrer Väter und Großväter verbrochen hatten? Es war je nicht ihre Schuld und dennoch mussten sie nun Buße dafür tun. Selbst Jahrzehnte, nachdem die eigentlichen Straftaten längst abgegolten waren... Hatte sein Vater diese Leute einfach vergessen? Langsam richtete er sich auf und schaute über die Rückenlehne der Couch. Dort lag sie. Friedlich, lieblich, wie ein göttlicher Engel. Tief im Traum versunken umarmte sie eines der unzähligen Kissen. Ein sanftes Lächeln lag auf diesen rosigen Lippen. Lange, orangefarbene Strähnen umspielten ihr Gesicht, den langen, schmalen Hals und die Schultern. Die Decke lag über ihre Beine, zeigten die weiblichen Rundungen der Hüften, der Taille und ihrer Brüste. Das verspielte, rosa Negligé neckte mit jeder Wölbung ihres Körpers. Zu gern wäre er auch dort, neben ihr, wo Sanji sie noch besser hätte beobachten können. Sehen, wie die aufgegangene Sonne ihr Gesicht liebkoste. Wie ihre Brust sich hob und wieder senkte, im immerwährenden Spiel des Atmens. Wie sie sich zwischen den Laken regelte, sich streckte, wenn sie aufwachte. Sie in seinen Armen wissen. Nein. Abstand wahren, rief er sich in die Erinnerung und hielt den Atem an, als Nami sich im Schlaf drehte. So gerne er sie auch im Schlaf beobachtete, so wollte er es nicht riskieren, von der jungen Frau dabei erwischt zu werden. So wie er sie kannte, würde sie das bestimmt nicht leiden können. Doch da kam ihm eine Idee: Vielleicht könnte er ja seiner Herzensdame eine kleine Überraschung machen und sie mit ein paar Leckereien am Bett überraschen. Bestimmt würde sie das freuen. Schließlich, so schätzte er Nami ein, war sie eine Frau, der solche Dinge gefielen. Eifrig sprang er von der Couch, eilte zum Bad, um sich ein einfaches Baumwollhemd über die Schultern zu werfen. Seine Pyjamahosen hatten ja hier niemanden zu stören. Gleich danach schlich er geschwind an dem Bett vorbei. Natürlich warf er noch einmal einen letzten Blick auf die Schönheit, die darin lag. Dabei sah er, wie ihr kleines Nachthemdchen verrutscht war und etwas mehr der Schwellung ihrer Brust preisgab. 'Verdammt – schnell raus hier', dachte sich Sanji und hielt gleich seine Nase, als diese einmal wieder zu brennen begann. In den Gängen und Korridoren des Schlosses war es noch verdächtig ruhig. Kaum etwas anderes hätte er erwartet. Es gab hier keine Soldaten. Sein Vater war der König und liebte den Schlaf. Und wer wusste schon, wie lange eine seiner Mätressen bei ihm waren, vielleicht sogar den ganzen Morgen. Auch die Bediensteten des Schlosses sah er hier noch nicht. Und jeder der Strohhüte schlief länger, als er es tat. Schließlich musste er als Smutje immer das Frühstück vorbereiten, so wie man es von ihm erwartete. Immerhin gab es hier andere, die das für ihn erledigten. So waren seine Schritte die Einzigen, die er wahrnehmen konnte. Das beruhigte ihn. Denn so sehr er sich auch noch vor wenigen Tagen gewünscht hatte, wieder auf diese Insel zurückzukehren, so bereute er diesen Wunsch nun ungemein. Nie hätte er gedacht, dass sich hier so viel verändert hatte. Und andere Dinge wiederum nicht, stellte er fest und dachte dabei an den König, dessen Gedanken und Ansichten er nicht teilte, was das Regieren und das Einhalten alter Gesetze anging. Und der Nutzung seiner Teufelskräfte, um einen unvorhergesehenen Reichtum zuerschaffen. Und seinem Verhalten ihm selbst gegenüber. Sanji seufzte. Hatte er sich nicht geändert? War er wirklich noch immer dieser Rotzbengel, der mit seiner besten Freundin das Schloss unsicher machte und dabei nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr brachte? Nach all diesen Jahren – hatte er da tatsächlich nichts gelernt? In Gedanken versunken, brachten seine Füße ihn nicht direkt zu Küche, sondern in einen entfernteren Teil des Schloss. Zu der Galerie. Hier gab es hunderte, wenn nicht tausende von Gemälden der Insel, abstrakten Zeichnungen und auch Portraits vergangener Könige. So auch eines seiner Familie, welches vor zwölf Jahren entstanden sein musste, wenn er sich da richtig erinnerte. Da war noch alles in Ordnung. Da konnten seine Eltern noch lächeln. Da war er noch kein störender Faktor in den Augen seines Vaters. Seine Mutter lebte noch. Mit ihren langen, lockigen, blonden Haaren und den braunen Augen blickte sie freundlich auf ihn hinab. Das blaue Kleid schimmerte wie Wasser an ihrem Körper und mit einer in Handschuhen gepackten Hand berührte sie die Schulter des kleinen, blonden Prinzen, der bis dahin noch beide Augen zeigte. Auch sein Vater lächelte und der Künstler hatte perfekt den liebenden Blick, den er seiner Frau zuwarf eingefangen. Als er noch keinen goldenen Augapfel besaß. Natürlich wurde ihnen damals gesagt, dass sie stillhalten sollten, die Augen immer auf den Maler – ein kecker Typ aus dem South Blue – gerichtet. Doch da widersetzte sich sein Vater. So stark war damals seine Liebe. Wie musste der Tod der Königin ihm Schmerzen zugefügt haben? Sanji fasste sich an die Brust, wo auch er sein Herz wusste. Wie sehr hatte ihn selbst der Tod seiner Mutter mitgenommen. Er spürte einen Kloß in seiner Kehle und ein leichtes Schluchzen entwich ihm. „Braucht Ihr ein Taschentuch, Eure Hoheit?“, fragte jemand und sofort wurde ihm das besagte, weiße Tuch gereicht. „Nein“, sagte er stumpf und schluckte, nur um dann zu dem Besitzer zu sehen. Es war Kalliope. Auf ihrem sonst so kühlen Gesicht wirkte ein ruhiges Lächeln ein und erwärmte ihre ganze Art ein wenig. Er hatte sie nicht bemerkt, weder ihre Schritte, noch ihr Atmen. Sein Haki hatte sich nicht gemeldet, so vertieft in Gedanken war er gewesen. „Wir alle vermissen die Königin. Sie war ein starke Frau.“ Das war sie, selbst bis zu ihrem letzten Herzschlag. „Versteht mich nicht falsch, mein Prinz, aber ich bezweifle, dass diese Qualitäten, wie man sie in Eurer Mutter fand, auch in Eurer Verlobten zu finden sind.“ Erstaunt blickte Sanji wieder die junge Frau an, welche ihr Klemmbrett fest gegen ihre Brust drückte und sich leicht zu ihm gelehnt hatte. „Es fängt schon bei ihrer Augenbraue an. Eure Mutter – ihre Augenbraue war aus reinster Perfektion geformt. Aber ihre. Diese dürren, Striche...“ Mit ihrer freien Hand strich sie über einer ihrer gekringelten Augenbrauen. „Seht euch nur einmal meine an. Diese Form. Die Schwingung. Meine Augenbrauen stammen aus einer langen Linie. Jeder meiner Ahnen besaß sie.“ Sanji wusste genau, auf was sie hinaus wollte. Doch er hatte Nami versprochen, sich nicht nach anderen Frauen umzusehen. Das wollte er auch nicht, denn all diese Worte interessierten ihn nicht. „Auf dieser Insel gibt es klasse Frauen, Eure Hoheit. Mit Klasse und Verstand. Mit gutem Aussehen und hohem Ansehen bei König Mides. Mit Hüften-“, ihre Hand glitt über ihre eigene, „-die unzählige Prinzen gebären können.“ Sanji schluckte. Nett war Kalliope anzusehen. Da stimmte er schon zu. Doch, und da war er von sich selbst erstaunt, war sie nicht das, was er wollte. So wandte er sich von dem Bild und somit auch von Kalliope ab, um zur Küche zu gehen. „Ich bin verlobt“, flüsterte er bedächtig, mehr zu sich, als zu der Frau mit den weißen Haaren. Schon einige Schritte war er gegangen, da hörte er sie noch eine letzte Frage stellen: „Warum habt ihr bei Nacht das Schloss verlassen?“ Doch darauf gab er ihr keine Antwort und er war froh, dass sie diese auch nicht dringlich verlangte. Das einige der Marmorstatuen ihre Arme verschränkten, wie es auch Kalliope tat, verwunderte ihn kaum, dennoch versuchte Sanji es zu ignorieren. Beeilen musste er sich schließlich nun. Wenn er seiner Nami eine Überraschung bringen wollte, dann durfte er nun nicht mehr zögern. Im Gegensatz zu den Korridoren, war die Küche schon voller Leben. Unzählige Köche schnitten Gemüse dort, brieten hier Omeletts, rührten da an Nachspeisen. Als er den Raum betrat, verweilten sie kurz erstaunt, verbeugten sich dann tief. „Eure Hoheit“ und damit gingen sie wieder ans Werk. Das würde er an Bord der Sunny bestimmt nicht vermissen. „Habt Ihr einen besonderen Wunsch? Wir bereiten alles vor, was Ihr Euch erträumen könnt. Oder haben Euch die letzten Mahlzeiten nicht gemundet. Ich werde den Verantwortlichen dafür schon bestrafen lassen!“, begrüßte ihn der Küchenchef – ein dicklicher, kleiner Mann, mit Spitzbart und einer hohen Kochmütze. „Alles in Ordnung.“, beruhigte Sanji den Koch gleich und es war die Wahrheit. Auch wenn er einige Zutaten anders einsetzen würde und viele Gerichte anders würzen, so schmeckte das Essen dennoch. „Ich würde nur gerne meiner Verlobten Frühstück ans Bett bringen.“ „Ah. Ich verstehe.“ Der Mann klatschte einmal in die Hände und ein junger Küchengehilfe stellte sofort ein goldenes Tablett vor ihnen ab. „Was wollt Ihr, Eure Hoheit? Frisch gepresste Säfte? Kaffee? Tee? Eier? Gekocht? Pochiert? Gebraten oder gerührt? Reis? Fisch? Wir haben alles da. Und unter uns...“ Er lehnte sich nah an den jungen Mann und mit einer Hand verdeckte er seinen Mund, als er flüsterte: „Soll ich euch ein Schokoladenfontue vorbereiten, für ein paar nette, erotische Spielchen zu zweit?“ Zu gerne hätte er eingewilligt, aber andererseits – was fiel ihm ein? Was dachte denn dieser Mann von ihnen?! Sanji räusperte sich nur und versuchte ruhig zu wirken. „Ich werde alles selbst vorbereiten. Danke.“ „Das kann ich nicht zulassen, mein Prinz! Wenn ihr Eure herrschaftlichen Finger schneidet oder Euch verbrennt, wäre das einfach nur schrecklich.“ Sanji grinste und nahm ein langes, scharfes Küchenmesser. „Glaub mir. Ich weiß, was ich tue.“ Damit begann er Gemüse zu schneiden. Tomaten, rote,gelbe und grüne Paprika, Pilze und Zwiebeln. Dann briet er das Ei, würzte hiermit und von diesen Kräutern zwei Stängel. Ein Hauch Pfeffer – nein, lieber zwei. Dazwischen Käse und alles liebevoll garniert. Dazu eine Schüssel mit gebratenem Reis auf einem Bett aus getrockneten Tomaten. Etwas Petersilie da. Ein erfrischender Mix aus dreierlei Säften. Und nicht zu vergessen, die schönste Orange, die er hier finden konnte. Die Köche waren erstaunt, wie schnell und präzise er arbeitete. Wieviel Perfektion er in auch den kleinsten Arbeitsschritt legte. Der Blonde konnte schwören, dass sogar zwei von ihnen etwas zum notieren genommen hatten. „Das ist ja unglaublich.“ Der Küchenchef wirkte entzückt. „Wir können noch viel lernen. Nein – wir müssen, wenn wir an das Können des Prinzen herranreichen wollen.“ Sanji grinste nur stolz und verließ die Küche. Dieses Mal ging er den direkten Weg und begegnete niemandem. Doch war er sehr erstaunt, als er Nami außerhalb des Bettes und angekleidet vor fand. Das stimmte ihn etwas traurig. Sollte denn sein ganzer Aufwand umsonst sein? „Oh, damit habe ich nicht gerechnet.“, strahlte sie, als die Tür hinter ihr aufging und er ihr mit dem gefüllten Tablett gegenüber stand. „Ist das für mich?“ Er nickte nur und zu gerne hätte er gelobt, wie schön sie war, wie wundervoll ihr das Kleid stand und das der Tag nun Sinn ergab, da sie aufgestanden war. Doch er konnte nichts sagen und stellte nur stumm das Frühstück auf den kleinen Tisch zwischen den beiden Sofas. „Das ist wirklich lieb von dir. Hast du das allein gekocht?“ Wieder nickte er nur. Was war denn los mit ihm. Da stand diese wunderschöne Frau, die sich als seine Verlobte ausgab und er konnte kein Wort herausbringen? Normalerweise wäre er schon lange um sie herum getänzelt und hätte sie mit all seiner Liebe überschüttet. Aber irgendwas fühlte sich anders an und Sanji wusste nicht, was es sein konnte. „Ist alles in Ordnung? Dein Vater hat doch nichts mitbekommen?“ Er schluckte, räusperte sich und etwas stotternd konnte er antworten: „N-nein, Nein. Alles in Ordnung.“ Der junge Smutje räusperte sich und endlich begann er zu lächeln. „Iss nur. Das ist alles für dich. Es wird dir bestimmt schmecken. Ich habe mein ganzes Herz hineinfließen lassen.“ Langsam taute er auf. Sie setzte sich und sofort stellte er die Teller und das Besteck genau vor sie. „Das ist ganz schön viel. Meinst du, dass ich das alles schaffe? Willst du nicht mitessen?“ Ihre braunen Augen musterten ihn genau. Wollte sie das wirklich? Durfte er das? Würde sie ihn lassen? „Das ist genau auf deine Bedürfnisse abgestimmt. Nicht zu wenig Nährstoffe. Nicht zu viele Fette und Kohlenhydrate. Ganz viel Vitamine. Du wirst das schaffen. Vertrau einem alten Kochprofi.“ Am liebsten wäre er aus dem Fenster gesprungen. Da bot sie ihm schon soetwas an und dann lehnte er das Angebot, von ihren Tellern zu essen, ab. Ein schrecklicher Idiot musste er in ihren Augen sein. „Wie du meinst“ Nami zuckte mit den Schultern, nahm den ersten Bissen und lobte ihn gleich. Dass es ihr schmeckte, entging ihm nie und es machte Sanji immer wieder glücklich. So auch dieses Mal. Doch es wunderte ihn sehr, als sie innehielt, die Orange in ihrer Hand haltend. „Nami? Was ist? War das Omelette zu scharf? War der Reis zu salzig?“ Sie schüttelte den Kopf, ein ganz bestimmter Ausdruck verweilte auf ihrem Gesicht, als sie diese Frucht ansah. Sanji kannte ihn genau. So war dieser Blick, wenn sie etwas zählte. Aber was konnte sie zählen? Dann begann sie zu strahlen und sprang gleich von der Couch auf. „Meine Orangen sind reif!“ Sanji verstand nicht und hob seine Augenbrauen. Wollte sie etwa eine von den Bäumen der Thousand Sunny? Wusste sie etwa schon, noch bevor sie diese in ihrer Hand schälte, dass sie überreif und nicht mehr zum Verzehr geeignet war? Oder dass diese nicht süß genug sein würde? „Versteh doch...“, sagte sie und setzte sich neben ihn, ganz gleich, ob da seine Decken noch lagen, „Solang, wie wir hier sind, werden wir wohl kaum alle Orangen essen können. Lass sie uns stattdessen den Menschen unter der Stadt bringen. Alle, die reif sind.“ Er verspürte, wie sich mit jedem Wort sein Mund mehr und mehr öffnete. Meinte sie es ernst? Sie wollte ihre kostbaren Orangen weggeben? Ohne Entlohnung? Ohne auch nur einen Berry darauszuschlagen? Bevor man ihn aufhalten konnte, schnellten seine Arme um die Schultern der Navigatorin und er drückte sie fest gegen seine Brust. Das sie sich dabei fast auf seinen Schoß setzen musste, war ihm ganz egal. Denn diese Frau hatte diese Insel nicht verdient. Er hatte sie nicht verdient. Seine Freude über diese Tat und ihre Worte überstrahlte alles. Doch noch einen größeren Sprung machte Sanjis Herz, als sie ihn dieses Mal nicht von sich stieß. Kapitel 12: Ein Auge und ein Bein --------------------------------- 12. Ein Auge und ein Bein Als die Nacht hereinbrach, hatten sie bereits einen jeden der Strohhutbande versammelt. Schon am Tag mussten sich die Geschehnisse der Stadt unter der Crew verbreitet haben und so willigten sie alle schnell und ohne zu zögern ein. Selbst Zorro trank am Abend keinen Tropfen Alkohol und versuchte sein bestmögliches um wach zu bleiben. Und es gelang ihm wirklich gut. „Dein Vater ist wirklich ein Mistkerl“, konnte Nami den Schwertkämpfer knurren hören, als sie vor der Tür, in der dunklen Gasse, standen, „Und er ist ein noch größerer Vollidiot, als du es bist.“ Sanji, nachdem er die Tür geöffnet hatte, blickte den Mann erstaunt an. „Danke, für das Kompliment, Grünschädel.“ „Das war doch kein Kompliment. Bilde dir gar nichts darauf ein, Gemüseraspler!“ „Was hast du gesagt, du elender Schwertjongleur?“ „Das du ein Aushilfskoch bist!“ „Und dir fehlt jeglicher Sinn für Orientierung!“ „Du riechst nicht nur nach Zigaretten, du siehst selber aus, wie ein Glimmstängel auf zwei Beinen.“ „Jetzt reicht es aber.“, befahl Franky und hob die beiden an ihren Krägen hoch in die Luft und somit auseinander. „Benehmt euch, oder geht in getrennte Ecken und schämt euch. Ihr seid wie kleine Kinder!“ Nami konnte sehen, wie beide je ein Auge verdrehten und sie schüttelte nur ihren Kopf. „Lasst uns runter gehen!“, forderte Chopper auf. „Ich muss noch einige Brüche und Erkältungen angucken.“ Franky nickte und setzte beide ab. Sanji in Namis Nähe und mit einem riesigen, mechanischen Finger deutete er auf sie. „Du kümmerst dich um deinen werten Verlobten. Und du bleibst bei mir. Wir brauchen keine Verletzten bei dieser super Aktion. Verstanden?“ Die beiden Männer nickten, warfen sich aber weiterhin böse Blicke zu. Dann stiegen sie, mit Sanji voran, hinab ins Dunkel und nicht mehr so ungewisse. „Yohoho. Das sind aber unzählige Orangen. Werden wir alle brauchen?“, fragte Brook hinter ihr und Nami sah zu dem Skellett auf. „Du hast ja gar keine Vorstellung.“, antwortete sie bedächtig. „Wirklich eine großzügige Tat“, kam es von Robin und lächelte ihre Freundin an. „Was es deine Idee, oder die des Kochs?“ „Meine. Warum fragst du?“ „Sanji wird doch bestimmt sehr erfreut über deine uneigennützige Tat sein, nehme ich an?“ Die Schwarzhaarige zwinkerte und Nami blickte sofort zu Sanji. Der schien aber nichts mitbekommen zu haben. Ein Glück, dachte sich die junge Frau. „Ist auch gar nicht mehr Angsteinflößend! Das habe ich auch schon gestern Nacht gesagt!“, erklang Lysops Stimme stolz im Dunklen. „Das ich nicht lache, Langnase.“, donnerte Frankys Stimme und er, wie auch Brook mussten geduckt gehen, damit sie nicht an der Decke anstießen. „Sanji? Gibt es danach noch was zu essen?“ „Jetzt sag nicht, das du schon wieder Hunger hast!“ Nami musste lächeln. Bestimmt fluchte Sanji gerade wieder innerlich, wegen ihres Kapitäns. „Na gut. Ich mach dir dann noch was zurecht, wenn wir wieder im Schloss sind.“ „Ich will auch was!“, beschwerte sich Lysop gleich. „Bei einem kleinen Mitternachtssnack, würde auch ich nicht nein sagen, Yohoho.“ Wieder gingen sie in das Gasthaus und erneut war es von Menschen gefüllt. Nami sah wieder bekannte Gesichter und sie jubelten, als sie gesehen und erkannt wurden. Schnell wurden die üppig gefüllten Säcke geöffnet und schneller wurde der Inhalt verteilt. So viele Orangen, wie sie alle tragen konnte. Und wieder bedankten sie sich, mit Umarmungen, Tränen vor Glück oder einfach Worten, die wie Balsam auf die Seele wirkten. Irgendwann sah ein älterer Mann, dass Brook eine Geige bei sich trug. „Spielt Ihr auch?“, fragte er das Skellett mit zittriger Stimme. „Und wie ich spiele! Und diese Nacht nur für euch.“ Und sofort begann er fröhliche Lieder anzustimmen. Lieder, welche viele der älteren Leute hier unten kannten. Eben jene, welche sie mitsingen konnten, zu denen sie Tänze kannten, oder einfach nur klatschten. Und endlich konnte Nami etwas wie Hoffnung auf ihren Gesichtern sehen. Hoffnung, dass ihre Lage nicht so auswegslos erschien, wie sie es vielleicht war. Das es noch Menschen gab, die sich um sie kümmerten und sie nicht bestrafen wollten, sobald sie diese unterirdischen Gänge verlassen wollten. Dass sie einfach nicht vergessen waren. „Das habt ihr vollbracht“, kam es von Ruffy so plötzlich, dass Nami sich erschrak. Seine Stimme klang ausnahmsweise ganz sanft und ruhig, nicht wie sonst, wenn er wie ein Kind etwas verlangte. „Du und Sanji.“ Er setzte sich im Schneidersitz auf den Tisch, bei dem sie stand und beobachtete ebenfalls die Leute. „Ihr seid euch gar nicht so unähnlich“, meinte er grinsend und deutete auf den Koch, der mit einer älteren Dame Rezepte austauschen musste. „Ich weiß gar nicht, was du meinst.“ „Ihr habt den Menschen geholfen, ohne über Risiken nachzudenken. Ihr habt Essen gegeben, ohne Gegenleistungen zu verlangen. Das ist wirklich sehr großzügig.“ Ja. Großzügigkeit war in der Tat keine Stärke, für die Nami bekannt war. Und doch brauchten diese Menschen hier ihre Hilfe. Und wenn man sie bat, so tat sie doch immer ihr Möglichstes. Außerdem hatte diese gesamte Aktion keinen einzigen Berry gekostet. „Dass ihr meinen Segen als Kapitän habt, meinte ich ernst.“ Sein Grinsen wurde breiter und er sprang vom Tisch auf. „Und das ist mein Lied!“, Fröhlich lachend lief er zu Lysop und Chopper und gemeinsam begann sie zu 'Binks' Sake' zu tanzen. Nami aber, seine letzte Aussage bezüglich des Segens nicht verstehend, hob nur ihre Augenbrauen langsam an und verschränkte die Arme. Auf was sollte denn das schon wieder eine Anspielung sein? „Namilein!“, rief ihr Sanji plötzlich zu und so kam sie nicht weiter zum Nachdenken. Stattdessen ging sie zu dem blonden Mann und der älteren Frau hinüber. „Es gibt einen zweiten Weg hier raus!“, meinte er stolz und die betagte Dame nickte. Nami begann gleich glücklich zu lächeln. „Wirklich?“ „Es ist ein alter Weg und einsturzgefährdet. Ein alter Mienenschacht, der zum Bau der Maschine beigetragen hat. Er wird nicht mehr genutzt und ist mit dieser Stadt hier verbunden. Bestimmt wird er auch nicht bewacht.“ „Das ist wunderbar, aber...“ Unsicher blickte sie die Frau an, „..., warum habt ihr den Weg nicht schon früher benutzt? Hier unten scheint alles so auswegslos... Wolltet ihr nicht schon eher fliehen?“ Erneut nickte sie. „Natürlich. Aber wohin?“ Sanji berührte Nami sanft an der Schulter, damit sie zu ihm blickte. „Wir nehmen sie einfach bis zur nächsten Insel mit, wenn wir fliehen. Auf der Sunny ist Platz für alle und wir können den Vorratsraum bis zum Dach mit Lebensmitteln vollstopfen, sodass wir auch lange alle satt bekommen.“ „Meinst du, das wird so einfach sein, etwa hundert Menschen unter der Nase deines Vaters von der Insel zuschmuggeln? Meinst du nicht, dass wir kontrolliert werden?“ So schätzte sie König Mides ein. Aber Sanji verneinte es gleich, mit der Bewegung seines Kopfes. „Nicht, wenn wir bei Nacht aufbrechen.“ Er schluckte. „Sobald wir das Geld haben. Davon können wir dann auf der nächsten Insel neue Lebensmittel kaufen.“ Unsicher blickte sich Nami um. Hier waren Kinder, Alte und Kranke. Auf der Grand Line herrschten nur Gefahren. Ungeheuer. Das Wetter könnte schneller umschwingen, als sie es bemerken könnte. Aber was blieb diesen Menschen anderes übrig? Hier unten gab es nichts, was sich zum Leben lohnte. Wenig Hoffnung, auf ein besseres Leben. Unsinnige, altertümliche Gesetze, an die sich der König hielt. „Es muss alles perfekt geplant sein.“ Dass Ruffy nicht mit einstimmte, kam ihr erst gar nicht in den Sinn. So wie Nami ihren Käpt'n kannte, würde er sie jetzt schon alle auf das Schiff laden und lossegeln. „Überlass das Planen nur mir“, sagte er stolz und deutete mit seinem Daumen auf seine Brust. „Das wird eine Leichtigkeit für mich sein.“ Nami lächelte und nun stimmte auch sie zu. „Ich danke Ihnen, junges Fräulein...“, brachte die Frau dankend hervor und legte ihre Hände auf Namis Schultern. „...Von ganzem Herzen, für diese Güte.“ Die Navigatorin hätte nie gedacht, dass man sich so sehr über diese Entscheidung freute und als sie tief in die bleichen Augen der Dame sah, spürte sie, wie ein Kloß sich in ihrer Kehle zu festigen begann. Und als eine Träne sogar deren Auge verließ und über die faltige Wange wanderte, wurde es Nami zu viel und sie wandte sich hastig von ihr ab. „Ich brauche frische Luft“, entschuldigte sie sich hastig und verließ, fast unbemerkt, wie sie festellte, diesen Raum voller Menschen. Nami dachte immer, Glück konnte man mit Geld kaufen. Konnte man auch – Schöne Kleider, Schmuck, Papier für Karten und Federn. Selbst als sie das Geld noch sparte, um bei Arlong ihre geliebte Heimatinsel freizukaufen, hieß es für sie, auf Glück zu sparen. Aber nun waren hier diese Menschen, denen es egal war, wie viele goldene Blumen über ihren Köpfen wuchsen, solang wie sie nur ein Stück Brot irgendwo im Abfall fanden. Denen es egal war, wie teuer die Kleider waren, die sie trugen, oder wie viele Münzen sie tatsächlich für bessere Zeiten versteckten. Diese Menschen waren einfach nur glücklich, wenn man ihnen half. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie dieser verdammte Idiot, um den sich das Glück dieser Leute aufbauen durfte. Eine warme Hand war es, die sie um ihr Handgelenk spürte und langsam drehte sie sich zu ihm um. „Es ist diese Luft hier unten“, flüsterte sie und ihre Stimme ächzte dabei vor unvergossener Tränen. Er sah sie nur eindringlich an, das Blau der Iris war so dunkel und wirkte auf so unzählige Arten auf sie ein: Mysteriös, beruhigend, fragend, sorgend. Eindrücke, die sie vorher nie in ihm gesehen hatte. Und nun waren sie da, wirbelten durch ihren Magen und erwärmten diesen. Ließen ihn kribbeln und sie selbst nach Luft schnappen. „Du brauchst mir nichts sagen, was du nicht willst“, sagte er ruhig und er wirkte so verändert. Er war noch immer dieser gleich, liebestolle Trottel, der bemerkenswerte Koch und Kämpfer, der seit all dieser Zeit mit ihnen segelte. Doch schien er seit der Ankunft auf Spiral Down Island beherrschter. Entspannter. Bedacht auf das was er tat. Weniger lüstern und verrückt nach anderen Frauen. Vielleicht, dachte sich die junge Frau, als sie so vor ihm stand und ihn eindringlich musterte, sollte sie sich ja mehr auf dieses gesamte Wagnis einlassen und hören, was in ihrem Inneren vor sich ging. Nur ein einziges Mal. Sehen, wohin es sie selbst brachte. Noch bevor sie ihren Mund öffnen konnte, um etwas zu sagen, legte er schnell einen Finger auf ihre Lippen und brachte seinen Körper näher an ihren. Sofort begann Namis Herz schneller zu schlagen. Normalerweise hätte sie ihm wegen dieser abnormen Nähe direkt eine runtergehauen. Aber das hier war anders. Denn er wirkte bedrohlich. Nein, gab sie gleich zu. Nicht bedrohlich. Schützend. Denn sein Blick war in die Ferne, irgendwo in die Gänge hinter sie gerichtet. Da musste etwas sein, was er wahrnahm. Etwas, dem sie sich selbst nicht bewusst war. Auch bemerkte sie, wie es in dem Gasthaus hinter ihnen leiser geworden war. Konnten Ruffys und Zorros Hakis auch etwas wahrnehmen und hatten sie den Menschen befohlen, keinen Mucks von sich zu geben? Was ging hier plötzlich vor sich. Langsam ließ Sanji von ihren Lippen ab und ließ seine Hände auf ihren Oberarmen verweilen. Schützend und beruhigend. Endlich sah er sie an und sie konnte ihn schlucken hören. „Was auch immer passiert. Spiel einfach mit. Verstanden?“ Erst starrte sie ihn nur an, dann nickte sie verkrampft. Sofort griff er ihre Hand, verflocht seine Finger mit ihren, die mit einem Mal so kalt und steif waren. Dann lief er los, den Gang hinab, die Treppe hinauf und durch die Tür. Da sah sie, was ihn so beunruhigt hatte. Dort waren unzählige, in goldenen Rüstungen gekleidete Soldaten. Dazwischen standen Artem, Thalia und Metis. Alle mit Waffen und entzündeten Fackeln. An der Spitze befanden sich Kalliope und König Mides selbst und wirkten kalt und gefährlich. „Habe ich es mir doch gedacht“, sagte dieser gleich, als sie über die Schwelle traten und zu gleich verweilten. Wie erstarrt wirkte Sanjis Gesicht, sein ganzes Wesen komplett verwurzelt. Sein Griff um ihre Hand war schmerzhaft. Langsam hob sich König Mides' Hand und kurz hielt er inne. Es war ein quälend langer Moment. Dann schnellte sie nach unten und als schon die ersten Soldaten sich an ihnen vorbei und die Treppen hinabdrängten, hörte man den König rufen: „Zerstört alles.“ Es war ein kurzer Befehl, aber einer, deren Wirkung sich Nami erst Momente später Bewusst wurde. Sanji zog sie Beiseite. Umgerannt hätten sie die junge Frau. Ohne Zögern. Ohne Verluste. Einfach hinab. Zerstören, was es dort unten gab, war ihr Ziel. Auch Thalia und Metis verschwanden im Dunklen und so waren sie nur noch zu fünft. Als unter ihren Füßen unaussprechliche Dinge geschahen, wurde es bei ihnen still. „Was für eine Enttäuschung“, war alles, was König Mides sagte, den Kopf leicht schüttelnd. Dann drehte er sich einfach um und ging wenige Schritte. „Willst du sie etwa alle töten?“, erklang es laut neben ihr und Nami sah Sanji unsicher an. Er verließ ihre Nähe, ging die wenigen Meter, die sich sein Vater von ihnen entfernt hatte. „Willst du das? Warum? Weil du Leben einfach mit dem Schnippen deiner Finger auslöschen kannst? Weil du der König bist?“ Sein Vater blieb stehen und mit ihm beinahe Namis Herz. Hätte sie nur ihren Klima-Takstock dabei, wünschte sie sich, dann würde sie sich um einiges mutiger fühlen. Dann könnte sie Sanji Beiseite stehen. Oder die Menschen dort unten beschützen, wie es nun ihre Freunde tun mussten. Nein, sie aber stand einfach da, wie ein schwaches, kleines Mädchen, dass sie ohne ihre Waffe wohl war. „Ich beschütze.“ Der König hob seinen Finger und Artem reichte ihm zu gleich etwas. Die junge Frau konnte nur nicht erkennen, was es war. „Du bringst dich, deine Verlobte und deine Freunde in Gefahr. Schlimmer – diese Menschen dort unten sind Kriminelle! Denkst du, ihnen reichen die Abfälle, die ihr ihnen bringt? Glaubst du nicht, sie brauchen irgendwann mehr? Wenn du sie nährst – sie stärkst werden sie irgendwann versuchen diese Stadt zu stürmen. Diese Insel. Das ist es, was Kriminelle tun. Sie sind skrupellos und gefährlich. Habt ihr es denn nicht am eigenen Leib erfahren?“ Damit hob er die Kette hoch, welche man iNami bei ihrem ersten Besuch vom Hals gerissen hatte. Erschrocken griff sich Nami an die Kehle und schluckte. Dann ging auch sie einige Schritte auf den König zu, blieb aber neben Sanji stehen. „König Mides. Diese Menschen-“, noch bevor sie mehr sagen konnte, hatte Sanji schon ihre Hand gepackt und drückte sie so fest, dass ihr fast der Atem wegblieb. „Vater, von diesen Menschen geht keine Gefahr aus“ „Das sagst du, weil du sie unterschätzt. Was hättest du getan, wenn sie deine Verlobte angegriffen – sogar getötet hätten? Wärst du dann noch immer so ruhig?“ „König Mides, wir waren nie in Gefahr“, sagte Nami hastig, noch bevor Sanji sie aufhalten konnte und riss sich dann schnell von ihm los, ging weitere Schritt auf den König zu, bis sie kurz vor ihm zum Stehen kam. „Ruft Eure Soldaten zurück! Dort unten sind alte Menschen! Frauen und Kinder. Alle unbewaffnet. Das könnt Ihr eurem Volk doch nicht antun!“ „Halte dich zurück!“, befahl ihr Kalliope und drängte sich an Nami. Normalerweise wäre das Grund genug gewesen, um zu fliehen. Gemeinsam mit Lysop und Chopper. Einfach weg und den anderen die schwersten Kämpfe überlassen. Warum sie sich so mutig fühlte, wusste die Frau selbst nicht. Vielleicht war es der Status, als die Verlobte des Prinzen. Vielleicht war es aber Sanji selbst. „Nein, nein, Kalliope. Lass das Fräulein nur ausreden. Ich höre gerne zu.“ Das Atmen fiel ihr mit einem Mal schwer. Dieser Mann wirkte so bedrohlich. Beängstigend sogar. Doch er würde ihr nichts tun. Das redete sich Nami immer wieder ein. „Lasst diese Leute ziehen, wenn Ihr sie nicht braucht und Ihr Euch vor ihnen fürchtet. Sie wollen doch nur leben. Nur essen. Sie brauchen Eure Dekadenz und Euren Reichtum nicht! Als König solltet Ihr das verstehen.“ Die junge Frau wusste nicht genau was es war, aber plötzlich flammte etwas eiskaltes und schreckliches in seinem Auge auf und noch ehe sie sich versah, hatte er seine Hand zum Schlag ausgehoben. Schmerzhaft und mächtig. Ihre Wange begann zu glühen und zu pochen. Sekunden später fand sie sich auf dem Boden wieder, mit einer Hand auf der schmerzenden Stelle. „Nami!“, schrie Sanji und kniete sofort an ihrer Seite. „Wie kannst du es wagen, eine Frau zu schlagen?“, knurrte er, als sie seinen Daumen über ihre freie Wange streichen spürte, während ein Arm sich um ihren Körper als Schutz geschlungen hatte. Nami sah ihn an. Sein Gesicht war versteinert vor Zorn. Wäre sie nun Sanjis Gegner, hätte sie garantiert Angst. „Wie“, begann sein Vater mit tiefer Stimme zu sprechen und ahmte die Worte seines Sohnes und deren Klang fast nach, „..., kannst du es wagen...“ Doch er beendete seinen Satz nicht. Einen Schritt ging König Mides auf seinen Sohn zu, doch dieser war zugleich wieder auf den Füßen – bereit zu kämpfen, wenn es sein musste. Der eine hob den Arm, der andere das Bein. Nami sah, wie Sanji seinen Angriff abbrechen wollte, sein Auge groß vor Entsetzen, sein Körper bereit zur Abwehr. Ahnte er, was auf ihn zukam? Denn schon Momente später, als die Hand des Älteren das Bein des Jungen berührte, verwandelte sich dieses zu Gold. Sanji, gelähmt vor Schock, fiel zu Boden, keuchend. „Mein Bein...“, flüsterte er und sah auf die glänzende Pracht, die er nun anstelle seines linken Beines sah. Der Schmerz in ihrer Wange war zugleich vergessen. Nami wusste, wie wichtig seine Beine im Kampf waren. Wie wichtig sie Allgemein waren. „Verwandeln Sie sein Bein zurück!“, verlangte sie gleich und berührte das Gold. Es war kalt und glatt und auch wenn sie kein Arzt war, wusste sie, dass es schnell geschehen musste. „Bitte...“ Artem sah entsetzt aus, auch wenn noch immer kein Wort seine Lippen verließ. Kalliope wirkte kalt wie immer. König Mides verschränkte nur die Arme hinter seinem Rücken und sah auf sie beide hinab. „Das konnte ich noch nie. Einmal aus Gold, bleibt es Gold. Das wird dir mein Sohn auch sagen.“ Er drehte sich wieder um, mit der Bewegung seiner Hand befahl er den beiden, es ihm gleich zu tun. „Ein Bein für ein Auge. Ist das nicht ein fairer Deal, mein Sohn?“ Dann ließ man sie allein. Kapitel 13: Der Plan -------------------- 13. Der Plan Rennen. Einfach Rennen. Ein Sprung. Noch einmal. Ein höherer Sprung. Ein Tritt links. Ein Kick rechts. Herumwirbeln. Schon kamen zwei Schwerter auf ihn hinab gesaust. Ausweichen. Ein Tritt nach hinten zum Abschluss. Es knarrte, rattern, ehe eine Rauchschwade die Luft hinauf stieg und dort verschwand. „Okay, okay. Das reicht“, sagte Franky und schüttelte den Kopf. „Dein Bein pfeift!“, fügte Lysop hinzu und notierte sich etwas. „Als Arzt befehle ich dir auf der Stelle Bettruhe!“, verlangte Chopper. Keuchend setzte sich Sanji auf einen gepolsterten Stuhl. „Du schaffst das schon. Bisher hat unsere Crew doch alle Hürden gemeistert.“, munterte Ruffy ihn grinsend auf, der sich neben ihn in den Schneidersitz setzte. „Yohohoho. Ich hätte auch gerne so eine nette Apparatur. Das macht einen viel verwegener. Yohoho.“ „Was versteht ihr schon...“, knurrte Sanji und stand trotz Schmerzen auf. Es tat weh. Aber zugeben? Vor all diesen Idioten? Vor Zorro, der ihn mit seinem Auge genau taxierte? Niemals! „He Zorro! Noch eine Runde! Ich glaube, langsam habe ich den Dreh raus.“ „Ach ja?“ Der Schwertkämpfer steckte beide seiner gezückten Waffen zurück in die Scheide. „Du kannst kaum gerade stehen. Da kämpfe ich gewiss nicht gegen dich. Das ist es nicht wert.“ „Was hast du gesagt, du Grünspan?“ „Hey, du bleibst schön ruhig und setzt dich wieder hin“, befahl Chopper, der sich zugleich in seine große, menschliche Form verwandelte und den Koch zurückhielt. Doch Sanji wehrte sich. Warum sollte er denn auch das tun, was der Arzt wollte? Allerdings war Chopper in diesem Moment stärker und so ließ er sich widerwillig in den Stuhl fallen. „Geht doch“, nickte das Rentier zufrieden, „..., du kannst doch jetzt nicht so unbedacht hier herumhüfen! Soll sich dein Bein entzünden? Soll ich dir mal in den Arsch treten, damit du es dir merkst?“ „Nein.“ Sanji verdrehte die Augen. „Gut.“ „Okay. Jetzt mal den ganzen Medizinkram beiseite-“, begann Franky, schob den lauthals protestierenden Chopper beiseite und sah auf Lysops Notizen. „Hey! Mach dir selber welche!“ „..., die Belastung ist noch nicht richtig balanciert. Kannst du nicht vorher sagen, dass du Beine gleich stark einsetzt?“ „Habt ihr euch noch nie meinen Kampfstil angesehen?“ „Wie dem auch sei-“, begann Lysop gleich, wurde aber direkt von Franky abgewirkt. „Ja, wie dem auch sei. Du musst uns schon helfen, wenn das hier klappen soll. Drückt es denn irgendwo?“ Sanji sah zu seinem linken Bein hinab, oder zumindest das, was dort noch zu finden war. Nein, sein Vater konnte das, was er zu Gold verwandelt hatte, nicht wieder in den normalen Zustand zurückverwandeln. Zwar hatte er gehofft, dass sich das nach all den Jahren geändert habe, doch das hatte es nicht. „Dein Bein wird abfaulen“, hatte Chopper gesagt, als er es zum ersten Mal sah. „Ich kann dir nicht helfen...Ich kann nur...“ Da wurde alles schwarz. Er war nicht ohnmächtig geworden. Nein. Als Chopper erzählte, was die einzige Möglichkeit für ihn war, überkam ihm nur ein ein Rauschen und er blendete alles einfach aus. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Würde er nun zur Bürde seiner Crew werden? Wie solle er kämpfen? Wie sollte er jemanden beschützen. „..., denke an die Blutzirkulation...“ Bah, Blutzirkulation. War Chopper nicht Arzt? Konnte er ihm nicht anders helfen? Nicht so – auf diese radikale Art und Weise. „..., wenn ich nicht helfe, kannst du sterben...“ Vielleicht wäre der Tod besser, als das, was schnell seine Vorbereitungen fand. Doch dann überfielen sie ihn, Lysop und Franky, mit ihren Gedanken, Plänen und Notizen. Sie nahmen Maß. Sie berechneten und sie planten. Sanji wollte es noch immer nicht glauben. Es durfte einfach nicht sein. „Drückt es irgendwo?“, fragte Franky und begann an der Prothese, die nun an der Stelle seines linken Beines war, zu schrauben. Er riss ihn einfach aus seinen Gedanken. Ohne Vorwarnung. „Nein.“ Zu gerne hätte er jetzt eine Zigarette. Schon seit sie hier auf dieser Insel angekommen waren, hatte Sanji nicht mehr geraucht und nun hatte er dieses schreckliche Bedürfnis mehr denn je. „Okay. Versuch es jetzt noch einmal“, sagte Lysop, der noch eine Schraube im Wadenbereich festzog und eine Feder spannte. Fast trotzig stand er auf. Chopper begann wieder zu protestieren. Erneut rannte er in dem Trainingsraum des Schlosses los. Wieder ein Sprung über ein Hindernis. Ausweichen, als Zorro so schnell ein Schwert zog und es schwang, dass man es übersehen könnte. Ein Sprung in die Höhe. Angriff von oben. Mit der Sohle gegen die Klinge. Sie sprangen auseinander und der Schwertkämpfer schüttelte seinen Kopf. „Dein Bein qualmt schon wieder. Hey, Nami! Sag deinem Schatz mal, dass das so nichts wird!“ Unsicher sah der Blonde die beiden jungen Frauen in einer Ecke des Raumes an. Robin beobachte ihn gespannt und lächelte ihm motivierend zu. Namis Gesicht aber war zum Fenster gewandt, während ihr Blick weit über das Wasser schweifte, welches man von ihrem Platz aus besonders gut sehen konnte. Auch als Zorro sie rief, zeigte sie keine Änderung in ihrem Verhalten. Sie starrte einfach weiter. War tief in ihren Gedanken versunken. Seit dem Unfall hatte sie nur noch selten mit ihm gesprochen. Sie zeigte nur noch wenig Emotion und blieb nur in seiner Nähe, wenn es sein musste. Ohne, dass sie ihm etwas gesagt hatte, wusste Sanji genau, was sie dachte: Das der Verlust seines Beines ihre Schuld war. War es aber nicht. Er selbst hatte sich mit seinem Vater angelegt. Er wollte gegen den König kämpfen. War es doch er, der zu dumm war zu glauben, dass König Mides nicht seine Teufelsfruchtkräfte gegen ihn einsetzte. Gegen ihn – seinen einzigen Sohn und Erben. „Hexe! Ich rede mit dir!“ „Was soll ich denn bitte schon dazu sagen!“, fauchte sie zurück, blickte nur kurz den Grünhaarigen an, dann trafen sich kurz ihre Blicke, nur um dann schnell wieder zum Fenster zu sehen. „Lass Namilein da raus. Greif mich wieder an, Rasenschädel!“ Zorro verschränkte nur dir Arme, blieb dann still. „Okay, Sanji. Genug jetzt. Setz dich hin. Wir tauschen deine Prothesen wieder. Und ihr beide arbeitet daran. Nicht das ich neben einem sauberen Schnitt auch noch Verbrennungen dritten Grades behandeln muss.“ „Aye, Aye, Herr Schiffarzt!“, salutierten Lysop und Franky gleich und als Sanji sich setzte, nahmen sie auch schon die Protese ab. „Wir bekommen das schon hin“, meinte der Mann mit langer Nase, „Und das Baby hier wird dann mehr Sprungkraft haben, als dein echtes Bein.“ „Und mehr Stärke“, fügte Franky hinzu. „Und du wirst gar kein Unterschied merken, wenn du kämpfst. Vertrau uns da. Wir müssen nur die Belastung etwas verstärken.“ „Und mehr Federn an dieser Stelle.“ „Und hier muss noch eine Schraube platziert werden.“ „Also meine Notizen sagen lieber drei.“ „Ach, ich pfeif auf deine Notizen. Und das wichtigste...“, Franky lehnte sich näher an Sanjis Ohr und flüsterte hinter vorgehaltener Hand „..., die Ladys werden keinen Unterschied merken.“ Was sollte ihm das schon nützen, wenn die Dame, die er am meisten beeindrucken wollte, von dieser ganzen Misere wussten? Was brachte es ihm, wenn eine davon dachte, es wäre alles ihre Schuld gewesen? Wie sollte es nun weitergehen, da er nun ein Krüppel war? „Yohohoho! Ich sehe das schon alles vor meinen Augen. Das wird vortrefflich. Und dabei habe ich nicht einmal Augen. Yohohohoho!“ „Macht aber schön langsam! Es muss noch alles heilen. Ich als Arzt-“ „Ach Chopper“, unterbrach ihn Ruffy schnell, „Wir kriegen das alle schon hin. Nicht wahr Sanji?“ Der Blonde blieb stumm und ließ sich von Chopper helfen, die normale Prothese, die ihm jetzt nur das Laufen ermöglichen sollte, anzuschnallen. Ruffy begann wieder zu sprechen, als er schnell merkte, dass wohl keine Antwort kam: „Ich habe dich schließlich als Koch angeheuert. Da brauchst du deine Beine nicht. Und das mit dem Kämpfen bekommen wir schon wieder hin!“ Der Kapitän grinste breit und zuversichtlich. „Wie wäre es mit Dialen?“ „Gute Idee, Langnase“, hörte Sanji die beiden Erbauer der Protesen tüfteln und er seufzte nur, dann sah er endlich den Schwarzhaarigen an und wechselte gleich das Thema: „Habt ihr genug Essen besorgen können?“ Der Angesprochene nickte. „Und ich habe auch nur ein kleines bisschen Genascht. Robin hat mich davon abgehalten.“ Der Kapitän verzog das Gesicht und verschränkte seine Arme. Sanji war sofort klar, dass er noch gerne mehr gegessen hätte, aber dann wäre ihr ganzes Vorhaben zu nichte. „Gut, wir treffen uns dann heute Nacht bei der Sunny“, diktierte Sanji und ließ keinen Platz für Fragen und Anmerkungen. Es war so seit mehreren Tagen und sie alle nahmen es ohne wenn und aber hin. „Wie sieht denn der Plan eigentlich aus?“, hörte er plötzlich die liebreizende Stimme der Navigatorin hinter ihm und erstaunt wandte er sich zu ihr um. „Welcher Plan?“, fragte er verdattert und auch die anderen schienen nicht so recht zu wissen, von was Nami da so plötzlich sprach – oder dass sie überhaupt ein Wort sprach. „Na wie jede Nacht...“ sagte Ruffy und legte seinen Kopf leicht schräg, mit verschränkten Armen. „Das hat doch jeder verstanden.“ Sofort trat der Blonden gegen den Kopf, sodass er einmal hin- und her geschleudert wurde. Etwas unbeeindruckt kratzte der Getroffene sich am Kopf und sah verwirrt zu seinem Angreifer hinauf. „Wofür war denn das?“ „Namilein versteht schon, um was es geht. Sie ist um einiges schlauer als du!“, knurrte der Smutje und sah dann die Orangehaarige Frau wieder an. Seit dieser einen Nacht, an dem sein Bein zu Gold wurde, gingen sie jeden Abend zur Thousand Sunny, kümmerten sich um die Menschen dort, die aus dem Untergrund fliehen konnten. Gaben ihnen Essen, versorgten sie mit Medikamenten und leisteten ihnen Gesellschaft. Hielten alles geheim. Doch was hätten sie tun sollen? Als die Soldaten die Treppe hinab liefen um in die unterirdische Stadt zu gelangen, nutzten die restlichen sieben Strohhüte die Gelegenheit und geleiteten die Menschen durch den zweiten Eingang hinaus. So schnell sie konnten. Zwar wurden auf die Art alle Häuser zerstört, aber zumindest niemand verletzt. Sanji konnte nur erahnen, welche Zerstörung die Soldaten hinterließen, denn ihnen schien nicht einmal aufgefallen zu sein, dass dort niemand mehr war. Oder war es ihnen und auch seinem Vater doch am Ende egal? Wollte er doch nur ein Zeichen setzen und zeigen, wer mächtiger war? Sanji schüttelte den Kopf ganz leicht. Was auch immer es war, seitdem sein Vater ihn bestrafte, war dieser ruhiger, zu Sanji selbst sogar fast freundlich. Wusste der König nun, dass er keine Gefahr mehr war? Konnte er erahnt haben, dass sie in Wirklichkeit Piraten waren? Eine Entschuldigung hatte er natürlich nie bekommen. Ein paar nette Worte, ein 'Es tut mir leid, dass ich dein Bein in Gold verwandelt habe, aber -hey- lass uns nun neustarten als Vater und Sohn.', nein, nicht einmal ein entschuldigendes Nicken hatte Sanji seitdem gesehen. Stattdessen verlief alles im Schloss, wie es bisher war. Nichteinmal ein Diener sprach ihn wegen seines Beines an. Selbst seine beste Freundin Klio verlor kein Wort darüber. Manchmal fragte sich Sanji sogar, ob man überhaupt davon wusste. Natürlich – die Protese die er nun trug war unauffällig und man musste genau hinsehen, um zu erkennen, dass er das linke Bein manchmal leicht nachzog. Dennoch... „Wie stellst du dir das nun vor? Sollen wir diese Menschen etwa mit uns nehmen, wenn die Reise weitergeht? Hier bleiben können sie ja nicht“, unterbrach Nami seine Gedankengänge und er musste zugeben, dass er darauf keine Antwort wusste. So sah er sie nur an und hoffte, dass ein anderer etwas sagen würde. 'Ja, wie sollte es denn nun weitergehen?', dachte er und schluckte. Knapp hundert Menschen waren es, die sie unter Deck ihres Schiffes versteckten. Knapp hundert Menschen, die Verpflegung brauchten, Medikamente, einen Ort zum Schlafen und Schutz. Sie konnten doch nicht alle mit ihnen segeln. Wenn es nach Ruffy ging, dann natürlich schon, aber er musste sich ja auch über all diese Fragen keinen Kopf zerbrechen. Er war einfach ein unendlicher Optimist, dieser idiotische Kätp'n. „Gebt mir 10 Wochen und ich kann die unterirdische Stadt wieder aufbauen!“, erklang gleich Frankys Stimme und begann breit zu grinsen. „Ich bekomme das schon hin.“ „Und woher die Materialien?“, lenkte Nami gleich mit monotoner Stimme ein und blickte den Cyborg starr an, „Meinst du nicht, es würde dem König auffallen, wenn ein paar Bretter Holz fehlen?“ Zugleich verschwand Frankys Grinsen. „Wir nehmen sie einfach zur nächsten Insel mit. Ich werde sie schon alle beschützen!“ Lysop hob gleich stolz die Hand und Chopper nickte zustimmend. „Das sagt ja gerade der Richtige.“, murmelte Zorro nur und schüttelte den Kopf. „Yohohoho. Aber Nami hat Recht. Wir brauchen einen Plan!“ Sanji sah sie genau an und als sich ihre Blicke einmal wieder trafen, begann sein Herz schneller zu schlagen. Doch dieser Augenblick weilte nicht lange und sie blickte wieder aus dem Fenster. „Natürlich habe ich Recht“, flüsterte sie leise und seufzte. „Dir schwebt bereits etwas im Gedanken vor. Nicht wahr?“, fragte Robin und sofort kletterten Sanjis Augenbrauen nach oben. Er war erstaunt. Hatte denn diese junge Frau tatsächlich schon eine Idee? Einige Augenblicke vergingen und keiner von ihnen wagte es ein Wort zu sagen. Selbst Zorro blieb einmal verdächtig leise. Dann endlich, mit einem unglaublichen Schwung, sodass der Smutje fast erschrak, stand sie auf. „Es gibt keine andere Möglichkeit. Der König muss fallen. Besser – ersetzt werden!“ Dann sah sie ihn an. Ihr Blick war fest und eindringlich. Bestimmend sogar. Selten hatte Nami ihn so angesehen. Eine unheimliche Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus, während ein Schauer, eiskalt, seine ganze Wirbelsäule auf und ab kroch. „Um das Wohl deines Volkes sollten wir diese verdammte Hochzeit endlich durchziehen - damit du König wirst.“ Als niemand ein Wort sagte, Sanji manch einen der Strohhüte nur keuchen hörte, konnte er nur hoffen, dass sie alle das selbe dachten – denn niemand hätte diesen Plan erahnen können. Kapitel 14: Statuen und Seifenblasen ------------------------------------ 14. Statuen und Seifenblasen War es Glück, oder doch mehr Schicksal? Nami wusste es nicht. Denn nur Sekunden, nachdem sie dies gesagt hatte und niemand ihr antwortete, ging die Tür auf und der König und Begleitung von Thalia, Klio und Kalliope schritt in den Saal herein. Seine Arme waren hinter dem Rücken verschränkt, dennoch wirkte er gelassener als manch anderen Tag, an den sie ihn gesehen hatte. Klio und Thalia hingegen wirkten aufgeregt, ihre Augen strahlten, das Lächeln auf ihren Lippen passte fast nicht mehr auf ihre Gesichter. Kalliope wirkte dagegen kalt - wie immer. Wie Nami diese Frau verabscheute. Sie war einfach schrecklich. Immer wieder warf sie Sanji anreizende Blicke zu, klimperte mit den Wimpern in seiner Nähe und schwang ihre Hüften immer besonders einladend hin und her. Dagegen behandelte sie die anderen Strohhüte und besonders die Navigatorin selbst wie Abschaum. Natürlich nur, wenn der König nicht in der Nähe war. „Ah. Hier seid ihr alle“, erkannte der König gleich und rieb sich die Hände. „Das trifft sich hervorragend. Ich bitte euch alle mitzukommen, damit ihr die Kleider anprobieren könnt, die Thalia für die Hochzeit vorbereitet hat.“ Hatte man sie gehört? Nami schluckte. Nein, das konnte nicht sein, denn sonst musste der König wissen, dass sie ihn gerne vom Thron stoßen würde. Diese verdammten Zufälle, dachte sie sich und atmete zur Beruhigung langsam aus. „Es sind bisher nur Modelle. Wahrscheinlich kommen noch ein paar Veränderungen hinzu. Aber im Ganzen bin ich mir bei allem schon sehr sicher. Die Stoffe sind weich und von bester Qualität. Ihr sollt euch wie Könige fühlen. Und bei manch einem Design habe ich besonders Wert auf kleinste Details gelegt.“ Verführerisch zwinkerte Thalia Zorro zu, dessen Blick sich sofort versteinerte. Deutlich konnte man seine Gedanken von Selbstmord und dem Sprung aus dem nächsten Fenster erkennen. „Das wird vortrefflich. Ich kann es jetzt schon sehen“, stimmte König Mides zu und er wirkte ungewöhnlich euphorisch. „Das wird die unglaublichste Hochzeit, die diese Welt je gesehen hat!“ Sie alle blieben stumm, zu tief war die Kluft, die Sanjis Vater durch sein Tun und Handeln zwischen sie gerissen hatte. Lysop und Ruffy verschränkten sogar ihre Arme und Nami konnte regelrecht spüren, dass sie alle versuchten ihre unangemessenen Worte für sich zu behalten. Doch zunehmendst wurden die Blicke der vier Inselbewohner misstrauischer und die junge Frau bemerkte, dass sie eingreifen musste und so schritt sie gleich einen Schritt auf ihren Schwiegervater in Spe zu und versuchte alle Freude in sich aufzubringen, um so glücklich wie möglich zu sagen: „Wir freuen uns wirklich sehr und können es kaum noch erwarten!“ Es war eine Lüge, doch was sollte Nami machen? Sie alle auffliegen lassen? Den Plan vor die Hunde kommen sehen, wollte sie nicht. Dafür hingen zu viele Leben davon ab. Leben von Unschuldigen. Von Kranken, von Alten und von Kindern. König Mides lächelte sie gleich wieder an, nickte und nahm, wie schon so oft, ihre Hand um diese zu küssen. Es widerte sie an, dennoch ließ sie es sich über sich ergehen. Ihre Hand waschen konnte sie immer wieder. „Nun, dann folgt uns endlich“, befahl dieses Mal Kalliope. „Die Männer gehen mit Thalia und werden zu erst begutachtet. Dann die beiden Damen, welche bereits mit Klio gehen.“ Nami konnte hören, wie viel Verachtung sie in jedes einzelne Wort legte, dennoch taten sie alle, was ihnen aufgetragen wurden. Auch Nami wollte Klio folgen, doch da hatte sie schon jemand am Arm gepackt und behielt sie im Zimmer. Erst meinte sie, es wäre der König gewesen, doch dieser hatte bereits diesen Trainingsraum, gemeinsam mit seiner treuen Beraterin hinter sich gelassen. Nein, es war Sanji, der sie so fest am Arm hielt. Erstaunt darüber konnte Nami nur blinzeln. „Dein Plan hat gewaltige Lücken“, flüsterte er und lockerte seinen Griff etwas. Die Stelle, an der er sie fasste, war nun warm und hinterließ auf ihrer Haut ein angenehmes Kribbeln. „Es wird nicht so einfach sein.“ Namis Blick wanderte kurz zum Boden, dann sah sie den blonden Mann wieder an, auch wenn es ihr unheimlich schwer fiel. War sie es nicht, warum er sein Bein verlor? Hätte sie sich nicht mit König Mides angelegt, so wäre er einfach gegangen. Doch nein, es musste so kommen und dieser Mann hatte seine wichtigste Waffe im Kampf verloren. Natürlich war sie sehr optimistisch, dass er genau so stark sein würde, wenn er diese raffinierte und brillante Prothese bekam, dennoch würde ihr fataler Fehler immer sichtbar sein. Immer da und in ihren Gedanken. Ihr Herz schmerzte, wenn sie darüber nachdachte und so wich sie gleich wieder seinem Blick aus. Dieses durch-dringlichen, beinahe gedankenverzehrende Blau seiner Augen war einfach zu viel für sie und so wand sie sich ab, ließ den Blick wieder durch das Fenster und zum Meer schweifen. „Wir müssen das irgendwie hinkriegen. Ich will nicht, dass jemand weiter leiden muss“, wisperte Nami und sie bemerkte, wie ihre Stimme leicht zitterte. „Nami...“, hörte sie den jungen Mann sagen, als dieser ihre Hand ergriff und sie wieder zu sich zog. Unsicher blickte sie hinauf in sein Gesicht und er erwiderte gleich ihren Blick. „Sanji, ich habe gesehen, wie es ist, wenn Menschen unter einem Tyrannen leiden. Denke nur an Arlong.“ Sie presste die Lippen aufeinander, während ihre Hände sein Seidenhemd fanden und sie mit den Fingern hineingriff. Sonst, so hatte sie das Gefühl, würde sie sich verlieren und, als sie so an diese schreckliche Zeit zurückdachte, zu weinen beginnen. „Ich weiß...“, hauchte er, so leise er konnte und sie spürte nur Momente danach seine warmen Hände auf ihren Wangen. Auch wenn sie wollte, könne sie seinem Blick nun nicht mehr ausweichen. Zwar war diese Berührung ohne Druck, ohne jeden Zwang und dennoch ließ er sie nicht weichen. „...ich weiß...“ wiederholte er, noch sanfter als zu vor, „..., ich habe dich aber schon zu tief in diese ganzen Geheimnisse - zu tief in die Geschichte meiner Familie hineingezogen. Ich will dich nur nicht darin verlieren. Verstehst du das? Und ich habe Angst, dass es durch diese verdammte Hochzeit dazu kommen wird.“ Erst jetzt merkte Nami, wie nahe sie ihm stand. Denn nur noch wenig Platz war zwischen ihren Körpern. War da sogar dieses Bedürfnis noch näher heranzurücken, diesen Raum zwischen ihnen komplett zu füllen? Und warum wirkte das Kribbeln in ihrem Bauch so stark auf sie ein, dass sie sich beinahe schwerelos fühlte? Sie fühlte sich in dieser Nähe – Sanjis Nähe – so unglaublich wohl, dass ihr alle Worte fehlten. Dieses Gefühl – es war ihr neu und komplett fremdartig. Doch fühlte es sich nicht schlecht an. Nein, ganz im Gegenteil. Etwas zögernd legte sie ihre Hände auf seine Brust, spürte, wie diese sich durch das Atmen hob und wieder senkte. Ein wunderschöner Rhythmus, wie sie zugeben musste. Kurz verweilten sie so und Nami genoss all die Ruhe und Geborgenheit, die dieser Moment mit sich brachte. Dann endlich war er es, der diesen Austausch von Blicken durchbrach, als er langsam mit seinen Händen über ihre Schultern wanderte, über ihre Seiten, die Taille und schließlich über den Rücken strich. Doch, als sein Gesicht sich zu ihrem lehnte, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihnen und hastig sprangen sie auseinander. „Kommen die Hoheiten auch bitte?“, ertönte Kalliopes Stimme lautstark und sie hörte sich sehr erbost an. Hatte sie etwas mitbekommen? Doch was war es denn, was sie auseinander getrieben hatte? Und warum fühlte sie sich so furchtbar ertappt? „Ja...natürlich“, hauchte Sanji atemlos, welcher sich vor Schreck an sein Herz fasste. Kalliope nickte und wartete so lange, bis sie beide ihr vorangegangen waren. Als sie so gingen, stahl Nami ab und an einen Blick in Sanjis Richtung und als sie sah, dass er ab und das gleiche tat, musste sich die junge Frau auf die Lippe beißen, um ihr Grinsen zu verbergen. Es war ein faszinierendes, schönes Gefühl, welches sie beinahe all die Sorgen vergessen ließ. Nur würde sie es gerne zu ordnen können. „Dort könnt ihr warten, mein Prinz“, murmelte die Frau mit den weißen Haaren, noch immer sichtlich verärgert und deutete auf eine Tür am Ende des Gangs. „Ich werde eure Verlobte zu ihren Kammern bringen.“ „Pass mir aber ja gut auf sie auf.“ Sanji grinste breit und sah die ganze Zeit nur Nami an. „Das ist ein Befehl.“ Auch Nami musste über diese Worte lächeln. „Keine Sorge“, murrte sie, wendete sich von Sanji ab, schnipste dann zweimal, um der Navigatorin anzudeuten, ihr zu folgen. Doch noch kurz verweilte sie, blickte den Smutje an. Als sie mit der Weißhaarigen ging, berührten sich noch einmal kurz ihre Finger. Was das war, das sich zwischen ihnen entwickelte, konnte Nami noch immer nicht deuten. Sie wusste nur, dass sie sich mehr und mehr in seiner Gegenwart wohl fühlte und den jungen Mann gerne in ihrer Nähe wusste. Und wenn er einmal da war, so fühlte es sich an, als könnte sie fliegen. „Zügig, zügig. Das Schloss folgt einem straffen Zeitplan. Wir können niemanden brauchen, der hier trödelt. Vor allem braucht diese Insel keine werdende Prinzessin, die sich an keine Vorgaben hält“, wies Kalliope sie an und Nami verdrehte nur die Augen. „Der König hat bei mir ein wertvolles Geschenk für eure Hochzeit in Auftrag gegeben“, begann sie dann gleich erneut, aber nicht freundlicher als davor „Ich will, dass du es dir ansiehst. Der König will schließlich, dass es perfekt ist.“ Kalliope klang wirklich nicht begeistert darüber. Ihr Weg führte sie nicht in eines der Zimmer, nein, die junge Frau führe sie hinaus in einen der unzähligen Schlossgärten. Nami hatte schon einige davon gesehen. Oft waren sie voller wunderschöner Blumen und mit unglaublichem Detail beschnittenen Hecken. Andere bestanden nur aus Pflanzen mit goldenen Blättern und Blüten. Da sie nun deren Herkunft kannte, musste Nami zugeben, mochte sie diese nicht mehr gerne sehen. Doch selbst diese Gärten wirkten nicht so kalt, wie jener, in welchem sie sich nun befanden. Denn dieser bestand allein aus weißen Statuen in den verschiedensten Posen und Haltungen. Nami fühlte sich unwohl, doch wollte sie es sich nicht anmerken lassen und verschränkte nur die Arme vor der Brust. Die feinen Härchen auf ihrer Haut stellten sich auf, denn sie hatte das Gefühl, von jeder einzelnen dieser Statuen beobachtet zu werden. 'Hat die eine gerade ihren Kopf bewegt?', dachte Nami schockiert und schluckte. „Da wären wir“, murmelte Kalliope und deutete auf ein paar dieser Statuen, welche in einer künstlerischen, leidenschaftlichen Umarmung waren und zudem ohne jede Art von Kleidung gestaltet waren. Die Haut, wenn auch weiß, sah aus, als sei sie echt und auch die Haare wiesen unglaubliche Details auf. Erst da erkannte sie, dass dieses Paar Sanji und sie darstellen sollte. Aufgrund der Nacktheit dieser Darstellung und der Tatsache, dass die Körper aussahen, als stünden sie direkt vor dem Aktvollzug, errötete die junge Frau sofort und räusperte sich. „Sieht doch ganz nett aus.“ Namis Stimme klang unglaublich quietschend, denn in diesem Moment hatte sie gesehen, dass auch wirklich jedes Detail, so auch besonders der Intimbereich der männlichen Figur, ausgearbeitet wurde. Neben einiger unangenehmer, innerer Fragen über Form und Beschaffenheit des realen Nebenbildes, fragte sich Nami, warum Kalliope ihr das zeigte, wenn es denn ein Geschenk war. Auch fragte sie sich, warum die Beraterin des Königs über Sanjis bestes Stück so genauBescheid wusste. „Soll irgendwas geändert werden?“, fragte die weißhaarige Frau etwas gelangweilt, zückte einen Stift und ihr Klemmbrett und wartete. Nami schüttelte einfach nur den Kopf. „Sicher? Noch kann ich etwas ändern.“ „Du?“ Diese Frage wollte sie gar nicht laut stellen. Aber sie war über die Aussage ihres Gegenübers doch sehr erstaunt. „Natürlich ich. All diese Statuen sind von mir. Ich habe schließlich Talent.“ Nami hasste es, wie Kalliope das 'ich' betonte und damit sie nicht weiter sprach, nickte sie einfach nur. Doch es half nichts: „Wenn es nach mir ginge, gäbe es eine solche Statue gar nicht. Aber genau das ist es, was sich der König wünscht.“ „Du tust auch alles, was der König dir sagt, nicht wahr?“ Sofort bereute Nami ihre Bissigkeit, denn plötzlich drehte eine jede Figur ihr Gesicht in ihre Richtung. Selbst ihr und Sanjis Ebenbild. „Das ist meine Aufgabe. Auch du wirst dich eines Tages den Willen des Königs beugen müssen, sei es der amtierende oder dein zukünftiger Ehemann. Nicht jeder ist so respektlos, wie du es bist.“ Erneut bewegten sich die Figuren, erwachten aus ihren kunstvollen Haltungen und stellten sich, Fuß neben Fuß und aufrecht hin, als seien sie Soldaten, bereit in den Krieg zu ziehen. Namis Herz stoppte fast auf der Stelle. Verdammt noch eins – sie sollte sich angewöhnen ihren Klima-Taktstock im Schloss immer mit sich zu führen. „Wenn es nach mir ginge, würde ich diese ganze Hochzeit platzen lassen und den Prinzen stattdessen selbst heiraten. Ich bin schließlich eine Bewohnerin dieser Insel! Ich kenne jede Regel, jedes Gesetz. Ich bin stark und kann mich selbst verteidigen. Aber was hast du schon?“ Drohend stand diese Frau vor ihr da, die Augen zusammengekniffen, die Brust herausgestreckt und die Hände zu Fäusten geballt. „Ich könnte dich zerquetschen – wie eine Fliege. Ich habe nämlich von der Statuenfrucht gegessen.“ Mit der Bewegung ihrer Hand stellten sich all diese Figuren in eine Kampfbereite Pose, die Fäuste erhoben, die Gesichter verärgert. „Ich kann jeder Statue meinen Willen aufzwingen, sie bewegen und für mich kämpfen lassen. Und wie du vielleicht bemerkt hast, gibt es davon recht viele im Schloss.“ Nun verstand Nami, warum Nachts niemand die Gänge und Flure bewachte und warum es so unheimlich viele Statuen hier gab. Ein Ruck ging durch die Erde und sie beide verloren das Gleichgewicht. Die Navigatorin sah sich schon auf dem Boden, doch etwas Weiches fing sie auf. Im Gegensatz dazu landete Kalliope hart auf ihrem Hintern und fluchte. „Verdammt, Klio! Warum hast du mich nicht auch aufgefangen?“, fragte die junge Frau verärgert und erstaunt sah Nami sich um, bis sie den Zwilling sah. Doch, was sie auch sah, verblüffte sie doch sehr: Es waren Seifenblasen, welche sie umgaben und ihren Sturz aufgefangen hatten. Erst als sie aufstand, lösten sich diese auf und hinterließen eine sanfte, angenehme Brise auf ihrer Haut. „Wolltest du etwa meine beste Freundin angreifen? Wie kannst du es wagen? Wenn Sanji oder König Mides davon erfahren dann-“ „Ach, halt doch den Mund! Was wollen sie denn schon tun. Es ist nichts weiter passiert. Ich wollte ihr nur ein paar Dinge klar machen.“ „Und was für Dinge?“ Kalliope verdrehte nur die Augen und mit einer eleganten Bewegung ihrer Hand stellten sich die Statuen wieder in ihre ursprüngliche Position zurück. „Als ob du davon Ahnung hättest.“ Ohne weitere Worte zu verlieren, wandte sich Kalliope von ihnen ab und ging zurück ins Schloss. Gleich darauf begann deren Schwester sich wie verrückt zu entschuldigen: „Es tut mir so leid! Meine Schwester ist wirklich verrückt – was lustig ist, denn oft sagen die Leute, ich sei verrückt. Aber sie glaubt schon seit Jahren, sie wäre auserwählt, eines Tages den Prinzen zu heiraten. Aber glaub mir, die beiden würden ein ganz schreckliches Paar abgeben. Außerdem liebt Sanji sie gar nicht. Nein, nein. Er liebt ganz allein dich. Das weiß ich genau-“ „Klio...“, versuchte Nami die Frau zu unterbrechen, doch es war Zwecklos. „- aber du brauchst trotzdem keine Angst vor ihr zu haben. Zwar sind die Kräfte ihrer Statuenfrucht unheimlich stark, also stärker als meine Seifenblasenkräfte, aber sonst, bellt sie mehr, als dass sie beißt. Und selbst das ist schon verdammt nervig.“ „Klio. Es ist schon in Ordnung!“, beruhigte Nami die junge Frau und lege ihre Hände auf deren Schultern. Und endlich verstummte sie. „Mir ist nichts passiert. Wirklich Und danke für deine Hilfe.“ Klio nickte freudig und begann zu strahlen. „Und du hast die Seifenblasenfrucht? Ich finde, das ist eine wirklich praktische Frucht. Also mein schmerzfreier Hintern kann sich nur bedanken.“ „Da bist die Erste die das so sieht. Also normalerweise ist die Frucht total unpraktisch, denn ich mache Blasen, die dann einfach platzen und -buff- alles was bleibt ist etwas Luft. Natürlich – größere Blasen bringen mehr Luft. Aber wenn du mir sagen kannst, wo das bitte praktisch ist, wäre ich dir sehr dankbar. Glaub mir, die Seifenblasenfrucht ist vielleicht nicht die unnützeste Frucht, aber dennoch ist sie verdammt nah dran. Glaub mir, es ist garantiert die zweite, gleich nach der namentlichen Unnützfrucht. Die will ja nun aber schon seit unglaublich vielen Jahren niemand mehr essen. Wie dem auch sei, jetzt bringe ich dich erst einmal zur Kleideranprobe. Ich will endlich sehen, welches der zehn Kleider es wird. Oder waren es doch elf? Ach, ich bin ja so aufgeregt!“ Nami hatte gar keine Zeit, Klios Wissen über die Teufelsfrüchte zu hinterfragen, denn schon hatte die weißhaarige Frau ihr Handgelenk gepackt und zog sie hinter sich her, bis durch den Garten aus Statuen, den Gängen des Schlosses bis hin zum kleinen Zimmerchen, welches vor verschiedensten Brautkleidern förmlich überquoll. Nami war froh, dass sie tatsächlich nur die zehn Lieblingskleider der Schneiderin anprobieren musste, denn so wie es aussah, wäre sie sonst einige Zeit damit beschäftigt gewesen. Wahrscheinlich aber auch Monate. Neben Thalia war auch Robin hier anzutreffen, doch, wie ihre Freundin üblich, nickte sie einfach lächelnd und gab eher wenige, dafür hilfreiche Kommentare über die einzelnen Modelle ab. Aber so recht entscheiden wollte sich niemand, vor allem nicht die Schneiderin selbst, da sie immer wieder mit neuen Änderungsvorschlagen und Ideen überraschte. Irgendwo zwischen einem Kleid mit besonders vielen Rüschen und einem, mit einem schmalen, langen Rock, bat sie Klio etwas zu besorgen. Es war nur eine Kleinigkeit, aber die Navigatorin wusste genau, dass Sanji sich gewiss darüber sehr freuen würde. Bis sie wiederkam und diese kleine Gabe mit sich brachte, dauerte es nicht einmal lange, doch Nami fragte nicht, wo sie es denn gefunden hatte. Glücklich darüber war sie trotzdem. Doch so verging die Zeit und Nami wunderte sie nur wenig, dass es bereits dunkel war, als sie endlich in ihr Zimmer kam. Auf dem kleinen Couchtisch wartete ein Tablett mit verschiedenen Leckerreien und, wie sollte es anders sein, natürlich auch eine Orange. Sofort begann ihr Herz zu flattern und ein Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit. Er dachte aber auch wirklich an alles. Doch zuerst konnte sie Sanji nirgends sehen. Erst kurz darauf bemerkte sie, wie die Vorhänge im Wind sich bewegten und die Tür zum Balkon offen stand. Langsam ging sie zum Fenster, sah da den blonden Mann stehen, wie es sich gegen die Brüstung lehnte, ohne Schuh und das Hemd aufgeknöpft, während er zum Horizont blickte, dabei nervös an den Nägeln kaute. Nami verweilte etwas und beobachtete ihn. Sie bemerkte wie ihre Wangen erröteten, verstand aber nicht genau, woher dieses plötzliche, beinahe beschwingende Gefühl kam. Es konnte wohl kaum von dem Anblick, der sich ihr bot, kommen. So oft hatte sie ihn doch bereits angesehen. Oft schon hatte sie ihn gemustert, erstaunt, wie gut er gebaut war und vor allem hatte sie die Muskeln in seinen Beinen bewundert. Wie schon so oft wanderte ihr Blick über seine Hände, welche unglaubliche Meisterstücke in der Küche verrichten konnten. Manchmal fragte sie sich, was er noch alles mit ihnen anstellen könnte und ein leichtes Kribbeln ging durch ihre Magengegend, als sie sich an seine sanften Berührungen erinnerte. Dann blickte sie zu seinem Gesicht. Ja, er ähnelte seinem Vater schon sehr, von der Form der Augenbrauen, über die Haarfarbe bis hin zu Form von Kinn und Nase. Aber dieser Mann war im Gegensatz zu dem König ein guter Mensch, der niemanden hungern ließ und gerecht war. Er konnte einfühlsam sein, half jedem, der ihn darum bat und hatte gerne ein offenes Ohr. Irgendwie war es Nami peinlich, dass sie erst jetzt lernte, das alles in ihm zu sehen, doch, dass musste sie auch zugeben, war sie nun unglaublich froh darüber. Endlich hatte er sie bemerkt und der Smutje begann gleich zu lächeln, winkte sie dann zu sich auf den Balkon. Natürlich folgte sie gleich seiner stummen Bitte. „Wurdest du auch endlich entlassen?“, fragte er spaßend, als sie sich neben ihn an das Geländer stellte. „Ich musste elf Kleider anprobieren. Dann wollte Thalia dort etwas ändern und da noch eine Lage Bahn hinzufügen.“ „Das war bei mir genauso.“ „Aber bestimmt mit weniger Tüll und Reifröcken.“ „Ein Glück. Das sähe auch ziemlich bescheuert aus, sag ich dir. Stell dir mich nur einmal in einem Brautkleid vor!“ Sie lachten, denn wirklich, dass wäre wirklich eine bescheuerte Vorstellung. „Genauso hast du auch damals gelacht...“, flüsterte Sanji und etwas begann in seinem Auge zu funkeln, „...,als ich dich das erste Mal gesehen habe, damals im Baratie.“ Nami versuchte ihr Lächeln zu verstecken und blickte zum Horizont. Doch irgendwie war sie so gerührt, dass er sich noch so genau daran erinnerte, so sah sie ihn gleich wieder an. „Dass du das noch weißt. Es ist ja schon einige Zeit seitdem vergangen.“ „Warum soll ich so etwas denn vergessen.“ Sanji schüttelte den Kopf. „Nicht einmal wenn ich wollte, hätte ich das aus meinem Gedächtnis löschen können. Ich sehe es alles noch genau vor mir.“ „Weißt du - eine Frau hört solche Worte gerne.“ „Das kann ich mir genau vorstellen.“ War er da etwas näher an sie heran gerückt? Musste er wohl, denn schließlich konnte sie eine seiner Hände auf ihren Rücken spüren. Wieder prickelte ihre Haut unter seiner Berührung und ein angenehmer Schauer folgte. Ihr Herz schlug erneut in einem schnelleren Rhythmus und Namis ganzer Körper fühlte sich an, als würde sie schweben. Die Navigatorin schluckte und wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, bis ihr plötzlich die Kleinigkeit einfiel, die Klio ihr besorgt hatte. „Ich habe was für dich“, brachte sie schnell heraus und begann die Lagen ihres Rockes hochzuziehen, damit ihr rechtes Bein frei lag. „Uhm...“ Sanji blinzelte sofort verdattert und die junge Frau konnte erahnen, dass dies wohl ein sonderbares Schauspiel sein musste. So grinste sie. Schnell kam das kleine Ding zum Vorschein, welches sie mit der Hilfe eines Strumpfbandes dort befestigt hatte und warf es ihrem Gegenüber zu. Sanji fing es. Als Nami ihre Kleider wieder in den normalen Zustand fallen lies, versuchte sie durch abwenden ihres Gesichtes ihr Grinsen zu verbergen. „Was...“, fragte Sanji und hielt den Gegenstand in seinen Händen. Sein Erstaunen wurde aber gleich von Freude abgelöst und er sah Nami an. „Will ich wissen, wo du die her hast?“ Sanji hob die Schachtel Zigaretten hoch, sodass Nami sie sah. „Ich habe meine Geheimnisse“, grinsend zwinkerte sie ihm dabei zu. Schnell eilte er in das Zimmer, kam dann aber nur Momente später mit seinem Feuerzeug wieder. Sekunden darauf steckte auch schon eine entfachte Zigarette zwischen seinen Zähnen. Erleichtert atmete er aus. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wohltuend das ist.“ Kräftig zog er an dem Glimmstängel, pustete dann den Qualm in die Luft. Nein, Nami wusste wirklich nicht, was er daran fand. So waren nun aber diese unerklärlichen Süchte. Vielleicht brauchte er die Zigaretten ja gerade jetzt, um dies alles zu verarbeiten. „Ich finde es einfach schrecklich, wenn ein so attraktiver Mann sich die Fingernägel ab kaut.“ Verblüfft sah er sie an, steckte dann hastig seine Hände in seine Hosentaschen. Seine Mundwinkel zuckten. Wollte er etwa grinsen? Wahrscheinlich, denn um einige Ecken hatte sie doch gerade tatsächlich zugegeben, dass sie ihn gut aussehend fand. „Keine Angst, ich mache das nicht mehr. Versprochen! Aber sag mir...“ Mit einem flirtenden Blick lehnte Sanji sich näher zu ihr und endlich kam ein charmantes Lächeln zum Vorschein „... wie viel möchtest du dafür?“ Damit hatte Nami nun wirklich nicht gerechnet. Warum auch sollte sie Geld dafür verlangen? Sie wollte ihm doch nur eine kleine Freude bereiten, die ihr wirklich gelungen war. Doch dann bekam Nami eine Idee. Vielleicht war sie idiotisch. Doch am Ende würde es ihr vielleicht helfen, all ihre Gedanken endlich ordnen zu können. „Ach, nur auch nur eine Kleinigkeit...“ Interessiert lehnte Sanji sich noch näher und nahm seine Zigarette zwischen die Finger. Das sah Nami gleich als ihre große Chance: Im Handumdrehen griff sie mit ihren langen Fingern das Revers seines geöffneten Hemds und zog ihn zu sich heran, ihre Lippen trafen gleich auf seine, welche sich sehr warm anfühlten. Und so weich. Er schmeckte nach Nikotin. Doch es störte die junge Frau nicht einmal. Ganz im Gegenteil – denn sie wusste genau, dieser Geschmack und dieser Geruch, von Qualm und gutem Aftershave, gehörten zu ihm. Sanji erwiderte den Kuss schnell und Namis Herz war kurz davor aus ihrer Brust herauszuspringen – so heftig schlug es. Ihre Hände waren mit einem Mal eiskalt und doch wurde ihr mit jeder vergehenden Sekunde heißer. Selbst der kalte Abendwind konnte nicht helfen. Es raubte ihr fast den Verstand - so schön fühlte es sich an. Der Kuss dauerte nicht lange, durfte er auch nicht, sonst hätte sie sich selbst komplett darin verloren. Sie blickten sich an, beide überrascht über den vergangenen Moment. Beide voller Gefühle, die sie nicht einordnen konnten. Beide voller Wärme. Verwirrt trat Nami einen Schritt zurück, vermied es in seine Augen zu sehen. All ihre Gedanken und Gefühle ergaben nun gar keinen Sinn mehr und sie brauchte etwas Zeit zum nachdenken. Da auch er noch immer nichts gesagt oder getan hatte, entschloss die junge Frau sich, die Spannung zu brechen. So versuchte sie gelassen zu grinsen, denn Sanji sollte auch nicht merken, wie unsicher sie sich fühlte. So räusperte sie sich. „...gut. Alles abgezahlt.“ Da der Smutje dann noch immer nichts sagte, sah sie es als das Beste an, erst einmal zu gehen. Hatte sie ihn vielleicht verärgert? Wollte er das gar nicht? Doch sie wollte es. Musste sie diese kleine, schöne Geste nun bereuen? Jetzt musste sie erst einmal sehr lange nachdenken. Kapitel 15: Die Unnütz-Frucht ----------------------------- 15. Die Unnütz-Frucht Sie hatte ihn geküsst! Nami! Freiwillig! Sanjis ganzer Kopf drehte sich wie verrückt, wenn er auch nur daran dachte. Zu gern wäre er wie ein kleines Kind auf und ab gesprungen und hätte „Nochmal! Nochmal!“ gerufen. Er aber stand nur da und sah sie wie ein kompletter Vollidiot an. Kein Wort konnte Sanji über seine Lippen bringen, die wie wild gekribbelt hatten. Besser wäre es doch dann gewesen, sie,in Leidenschaft zu sich zu ziehen und voller knisternder Erotik überzubeugen, um dann seine Lippen auf ihre zu pressen. Ganz einfach. Aber nein, sein Körper gehorchte ihm nicht und er hatte jede übrig gebliebene Chance verkommen lassen. Die halbe Nacht hatte der Koch sie im Schlaf beobachtet. Dabei hatte er sich gefragt, ob er nicht hätte neben ihr liegen können, seine Arme fest um ihren Körper geschlungen. Hätte nur etwas getan. Irgendetwas. Selbst am Morgen darauf, als Nami vor dem Spiegel stand und sie ihr Haar bürstete, Sanji selbst nur Löcher in ihren Rücken starrte, wäre er viel lieber zu ihr gegangen, hätte zu gern diese elegante Rundung ihres Nackens geküsst und ihr dann gesagt, wie wundervoll sie doch war. „Ist etwas?“ Mit dieser Art und Weise, wie die junge Frau es aussprach und dabei ihn durch den Spiegel ansah, wunderte Sanji sich, ob es nicht vielleicht doch ein Traum war. Doch die geöffnete Zigarettenschachtel bestätigte das Gegenteil. So schüttelte Sanji hastig den Kopf und legte ein sicheres Lächeln auf seine Lippen. „Alles in Ordnung.“ Was war nur los mit ihm? Sonst kam jedes Kompliment doch so fließend. Die wunderbarsten Worte fielen ihm ein, wenn er die Schönheit einer Frau beschrieb. Und nun war da nicht eine Silbe, die sich in seine Gedanken schlichen, um dieses fast göttliche Wesen vor ihm zu beschreiben. Etwas skeptisch hoben sich Namis Augenbrauen und sie nickte nur stumm. Sanji musste selbst zugeben, wie enttäuscht er über diese Antwort war. „Was schwebt dir heute vor? Oder hat dein werter Herr Vater wieder irgendetwas für uns geplant?“, fragte sie und riss ihn gleich aus jeden Gedanken. Der Smutje blinzelte erstaunt. „Was?“, hakte er noch einmal nach. „Was heute geplant ist, habe ich dich gefragt? Weitere Kleider anprobieren? Weine für die Hochzeit kosten? Torte essen, bis wir platzen? Irgendetwas wird er doch für uns zu tun wissen.“ „Achso...“ Sanji zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“ Konnte ihn bitte einmal jemand schlagen? Wie verhielt er sich denn? War er zehn Jahre alt und wusste nicht mehr, wie man mit Frauen sprach? Auch Nami schien über seine Wortwahl doch sehr erstaunt, denn sie runzelte leicht ihre Stirn, doch blieb stumm und Sanji hatte einmal mehr Zeit zum nachdenken: Nami hatte ihn geküsst. Was sollte das heißen? Konnte das vielleicht bedeuten, dass sie ihn mochte? Vielleicht sogar mehr? Nein, das konnte es nicht sein. Zwar hatte er sie unzählige Male gerettet und würde es immer wieder tun. Ohne Zweifel. Doch nun? Mit fehlendem Bein. Mit dem Wissen, dass er ein Prinz war und dass sein Vater nicht ganz....einfach war? Und da gab es noch viele Dinge, die sie nicht einmal wusste. Zu viele Geheimnisse dieser Insel hatte er ihr noch gar nicht offengelegt. Weder jenes, welches seine Mutter umgab, noch das, welches man tief unter ihren Füßen, verborgen unter dem Schloss fand. Sollte er ihr auch diese Dinge preisgeben? Was würde sie mit diesem Wissen tun? Was würde sie dann von ihm halten? Sanji schluckte und Nami, die ihre gesamte Konversation beendet ansah, verschwand noch einmal im Bad, um ihre Zähne zu putzen. Wenn sie dann alles von ihm wusste, wie würde sie ihn dann sehen? Sein Charakter bliebe gleich – keine Frage. Aber dann verstand sie mehr, verstand, warum er keine Teufelsfurcht essen wollte und warum er nie eine Frau verletzen konnte. Außerdem wusste Nami dann von dem vielleicht größten Fehler seiner Lebens und wie seine Mutter den Tod fand. Wenn sie ihn aber wirklich mochte – mehr als einen Crewkameraden und Freund – würde eines Tages der Augenblick kommen, wenn er ihr alles verraten musste. War man das nicht in einer Beziehung – ein offenes Buch? War es das, was sie wirklich wollte? Attraktiv hatte sie ihn genannt. Bezog sich das allein auf sein Aussehen oder auf seinen Charakter? Oder war es doch mehr der Reichtum seines Reiches, den sie so anziehend fand? Natürlich, Nami liebte das Geld, doch würde sie deswegen auch eine Liebschaft mit ihm beginnen? Wie weit würde sie gehen? Sanji schüttelte den Kopf. Nein, das war weder das, was er wollte und so schätze er die Navigatorin nicht ein. So sehr sie das Geld liebte, Nami würde sich garantiert nicht prostituieren. Das war sie einfach nicht. Der Smutje erinnerte sich an diesen Kuss. Seine Lippen kribbelten gleich. Diese verdammte, liebevolle Geste, die ihn so zum Grübeln brachte. Irgendetwas musste sie sich dabei gedacht haben und sie war intelligent genug, um auch nur zu erahnen, was es in ihm ausgelöst haben musste. Er wollte sie wieder küssen und in seinen Armen wissen. Ihm wäre alles egal, wenn sie das nur zuließ. Und wie Sanji so in sich ging, bemerkte er seinen Wunsch, dass er mehr wollte. Er wollte dieses Wagnis einer Beziehung eingehen. Alle anderen Frauen sollten egal sein, wenn er nur diese eine als die seine wissen durfte. Wenn er es recht bedachte, waren sie das schon immer. Hatte er mit den anderen Frauen nicht immer nur geflirtet, weil es sich gut anfühlte? Interessiert an mehr war er nur selten, doch als er dann Nami kennen lernte, wollte er nur noch diese eine. Doch es folgten all diese Abweisungen. Und Nami mit anderen Frauen eifersüchtig machen klappte auch nie. Vielleicht hatte er das aber nie gebraucht. Tatsächlich hätte er einfach nur er selbst sein müssen. War das die ganze Zeit die Antwort gewesen, nach welcher er gesucht hatte? Das wollte er sein. Ganz er selbst. Als Nami endlich wieder das Bad verließ, erhob er sich von seinem Platz auf dem Sofa, ging zu ihr und griff ihre Hand. Erstaunt wirkte sie, doch ganz zu Sanjis Freude, entzog sie ihm ihre Hand nicht. „Es gibt da ein paar Dinge, die ich dir zeigen muss“, sagte er mit fester und bestimmender Stimme, „...bestimmt können sie verwirrend sein. Vielleicht auch schrecklich. Aber ich weiß, dass du sie verstehen kannst.“ Mit fragendem Blick sah sie ihn an. Innerlich schien sie eine Entscheidung zu treffen - dann nickte sie. „Gut, dann komm. Wir dürfen uns nicht von meinem Vater erwischen lassen. Ich glaube nicht, dass er das Vorhaben unterstützen würde. Dennoch müssen wir es schaffen, Klio zu finden. Sie allein kann uns helfen.“ Endlich grinste Nami und begann an Sanjis Hand zu ziehen, damit er sich in Richtung der Tür bewegte. „Na dann komm! Wir müssen gehen. Du hast mich ganz schön neugierig gemacht.“ Sanji lachte, als sie durch die Tür gingen. Dann verstummten sie. Nami tat es aus Neugier und Sanji wollte einfach nicht die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sie ziehen. Es war ein sonderbar schönes Gefühl – gemeinsam, Hand in Hand und ganz ohne jeden Zwang etwas unternehmen. „Da ist sie!“, Nami deutete auf Klio, welche gerade in einigen Metern Entfernung in ihren Gang einbog. Etwas erstaunt blickte diese erst drein, doch gleich erstrahlte ihr Gesicht vor lauter Freude. „Guten Morgen, die Hoheiten! Wie darf ich euch helfen? Was braucht ihr? Wie war übrigens gestern die kleine Überraschung für Sanji? Hat er sich gefreut?“ „Klio...“, begann Sanji sie gleich zu beruhigen und legte einen Finger auf seine Lippen, „Wir brauchen in der Tat deine Hilfe. Wer bewacht die Schlüssel?“ Die junge Frau mit den weißen Haaren blinzelte und wurde ganz leise. „Welche Schlüssel meinst du?“ Auch Nami schielte ihn nun noch interessierter von der Seite an. Leicht drückte sie seine Hand. Unbedingt wollte sie wissen, von was er da redete. Doch dieses Mal sollte sie sich noch etwas gedulden. „Die Schlüssel für unten“, murmelte Sanji und deutete auf den Boden. Ein langgezogenes 'Oh' entfloh Klios Lippen, dann nickte sie gleich wissend. „Kannst du sie bitte so schnell und diskret wie möglich für uns besorgen?“ „Ach, das wird nicht mal nötig sein. Ich bin schließlich diejenige, die sie behütet. Wahrscheinlich ist das das spannendste, was ich je von meiner werten Schwester aufgetragen bekommen habe. Ich habe ihn auch direkt mit. Aber bist du dir wirklich sicher?“ Sanji nickte und er und Nami sahen sich für einen Moment an. Wollte er ihr wirklich dieses Geheimnis offenlegen? „Ja, das bin ich.“ Freudig sprang Klio auf und ab und klatschte in die Hände. „Sehr schön. Dann werde ich euch direkt dorthin bringen. Dein Vater soll doch bestimmt nichts davon merken, richtig? Oh, ich liebe solche Under-Cover Aktionen! Jetzt kommt.“ Hastig griff sie Namis Handgelenk und zog sie so schnell durch die Gänge und Korridore des Schlosses, dass selbst Sanji manchmal nicht wusste, wo sie sich befanden. Doch irgendwann gelangten sie an eine Wendeltreppe, welche hinab, tief unter die Erde, führte. „Spiral Down Island hat es so mit seinen Geheimnissen, die unter der Erde liegen, habe ich Recht? Die Maschine. Die Unterirdische Stadt. Und nun das hier...“ Verdutzt sah Sanji Nami an, nickt dann aber. „Du hast wohl recht. Aber es gibt auch interessante Dinge, welche an der Oberfläche liegen. Wenn du willst, zeige ich sie dir später.“ Sanft begann Nami zu lächeln. „Das wäre sehr schön.“ War das der Moment? So selig und anziehend? Langsam lehnte er sich zu Nami, um sie zu küssen. Für den jungen Mann war in eben diesen Moment alles so passend. Ein romantisches Seufzen ließ ihn erfrieren. Tatsächlich – er hatte Klio vergessen. „Hach, ihr seid ja so romantisch. Ihr seid so ein schönes Paar. Wie ist das nur möglich?“ Sanji räusperte sich, peinlich berührt. Ein Paar? Das wäre großartig - wenn Nami selbst es denn auch zuließ. „Wollen wir dann?“ Ohne das er auf eine Antwort wartete, begann er die Treppe hinabzuschreiten und schon wie damals, als sie die unterirdische Stadt betraten, ließ er die Hand der Navigatorin keine Sekunde lang los. Klio folgte. Es dauerte einige Zeit, als sie immer tiefer und tiefer gingen. Zum Glück, so dachte Sanji, war dieser Gang beleuchtet durch Kerzen, befestigt an den Wänden. „Will ich wissen, wie weit unter der Erde wir nun sind?“, fragte Nami. „Schon einige Meter. Diese Gänge führen ja nicht nur zu dem Baum, nein, sogar zu der Maschine, welche diese Insel schwimmen lässt“, als Klio dies aussprach, gab die Erde unter ihnen einen Ruck nach, als hätte sie ein Zauberwort gesagt. „Wo du da gerade darüber sprichst – hat der König denn irgendwas in Planung, um diese ständigen Erdbeben zu verringern?“, forderte Nami bestimmend. „Nun...“, sie gingen weiter hinab. „Ab und an sieht wohl jemand nach.“ Klio wirkte bescheiden. Sanji wusste genau, warum ihr gesamtes Wesen sich so plötzlich änderte. Denn warum sollte sich sein Vater um jemand anderes als sich selbst kümmern? Er schwor – wenn es durch die Maschine zu einer Katastrophe kommen sollte, so würde er nur sich selbst retten. „Ich verstehe“, murmelte Nami und bestimmt dachte sie das gleiche, wie der junge Koch. Endlich kamen sie unten an und erneut zitterte die Erde unter ihren Füßen. Wurde es immer schlimmer, oder bildete es Sanji sich nur ein? Zu dritt standen sie vor einer Tür aus Eisen. Sie war schlicht, ganz ohne jede Verzierung und ohne jeden Schnörkel. Ganz anders, als all die anderen Türen dieses Schlosses. „Da sind wir“, Klio griff zu ihren Hals hinauf, und nahm ihre Kette ab. Ein schwerer Schlüssel befand sich in deren Mitte, mit welchem sie das Schloss löste. „Ich warte hier und schiebe Wache.“ Sanji lächelte und nickte. „Danke“, flüsterte er bedeutend und schritt gemeinsam mit Nami durch die Tür, welche sich hinter ihnen mit einem lauten Knall schloss. „Das ist ja...Wahnsinn!“, keuchte Nami erstaunt und sie lies die Hand des jungen Mannes los, um einige Schritte allein zu gehen. Sanji blieb hinter ihr. Erst solle sie sich umsehen. Fragen gäbe es ohnehin genug. Doch er musste ihr Recht geben: Der Anblick, der sich ihnen bot, war wirklich atemberaubend. Direkt hinter der Tür begann eine kleine Brücke, welche über einen Fluss führte. Dieser floss im Kreis, entlang der Wände. Aus einer dieser Felswände kam sogar ein Wasserfall rauschend hervor. In der Mitte des Raumes befand sich eine Insel, verbunden mit der Tür durch die Brücke. Sattes, grünes Gras wuchs dort und unzählige, bunte Blumen, deren Namen Sanji nicht einmal kannte. Doch auch ein einziger, riesiger Baum, dessen Wipfel bis hinauf zur Decke reichte, thronte dort. Er verdunkelte den Raum durch seinen gewaltigen Schatten. „Wie kann dieser Baum wachsen?“, fragte Nami voller Staunen, als sie die Insel betrat, „Ohne Sonne? Ohne Wind und Regen? Wie kann das alles hier sein? Sanji?“ Sie blickte ihn an und er folgte ihr endlich. „Was ist das hier für ein Ort?“ Noch blieb er ruhig. Noch ein wenig länger, sollte sie diese Eindrücke sammeln. Vorsichtig strich sie über die Rinde des Baumes. „Diese Rinde. Sie ist so eiskalt.“ Erstaunt blinzelte sie, als sie hinaufblickte. „Ist das eine einzelne Frucht?“ Sie sah ihn an und kam wieder zu Sanji zurück, welche nun auch auf der Insel stand. „Dieser Ort wirkt so unwirklich. Ich weiß, dass man sich bei all der Schönheit geborgen fühlen sollte. Doch irgendwie ist da auch dieses Unbehagen und...Angst.“ Das war es, was Sanji auch verspürte, tief in seiner Magengegend. Doch er wusste, was da vor ihnen lag. „Das ist der Teufelsbaum.“ „Der Teufelsbaum...?“, fragend sah sie ihn an, runzelte sogar die Stirn. Doch dann schien ihr plötzlich ein unglaublicher Gedanke gekommen sein. Die Augen der jungen Frau wurden groß, ihr Ausdruck ungläubig. „Teufelsfrüchte. Hier ist ihr Ursprung, richtig?“ Sanji nickte, steckte seine Hände in die Taschen seiner Hose und deutete ihr mit der Bewegung seines Kopfes an, ihr zu folgen. Dann standen sie da, auf der ihnen vorher abgewandten Seite des Baumes. Eine Empore aus antikem Stein stand dort. Auf ihr lag ein altes Buch. Die Seiten waren rissig und vergilbt. Doch die Schrift und die Zeichnungen waren alle noch perfekt zu sehen. „Man sagt, dass der Teufel und Gott sich einst bekämpften. Jeder wolle der bessere und stärker Herrscher für die Menschen sein. Doch allein konnten sie diese Kämpfe nicht austragen. So erschuf Gott drei Waffen. Eine, um das Land zu zerstören. Eine andere, damit man die Meere beherrschte. Die Letzte mache einen zum Herrscher der Himmel.“ „Die antiken Waffen? Pluton, Neptun und Uranos?“ „Ganz genau. Doch der Teufel wollte nicht einfach so aufgeben. Er wollte, dass die Menschen sich gegen diese Waffen und Gott wehren konnten. Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, sich und alles, was ihnen lieb war, zu schützen. So pflanzte er hier diesen Baum, an welchen Früchte mit unzähligen Kräften wachsen sollten. Ein jeder solle von diesen essen können.“ Nami hörte genau zu und blickte hinauf zu der einzelnen Frucht, welche da noch hing. Ihre Form erinnerte stark an die einer Birne. Sie war grün und übersät mit Kringeln – genau wie die Augenbrauen der Bewohner von Spiral Down Island. „Doch als diese Kämpfe bald ihr Ende fanden, lag die Welt in Trümmer. Gott und der Teufel sahen, was sie getan hatten. Um zu verhindern, dass dies noch einmal geschehen sollte, versteckte Gott seine Waffen auf dieser Welt, während der Teufel sein Werk bewachen ließ – von meinen Ahnen. Um diese Menschen zu kennzeichnen, so sagt man sich, gab er ihnen diese Augenbrauen. So ist zumindest die Geschichte.“ Kurz waren sie still, doch dann fragte Nami: „Glaubst du daran, Sanji?“ „Nun...“, er blickte zum Teufelsbaum hinauf, „..., dieser Baum steht hier und an ihm wuchsen die Teufelsfrüchte. Und wir wissen auch, dass die antiken Waffen existieren. Der Rest ist sicher Auslegungssache.“ Sie nickte. „Vor vielen Jahrhunderten begann man die Teufelsfrüchte für viel Geld zu verkaufen. Das war ein Fehler. Denn anstatt, dass die Kräfte der Früchte, nach dem Tod des Nutzers, wieder zurück zum Baum gelangten, wanderten sie in die nächste Frucht.“ „Deshalb baute man die Maschine, nicht? Damit diese Insel schwimmen konnte, um diese Teufelskräfte wieder einzufangen?“ Sanji schmunzelte. Nami war wirklich brillant und verstand alles sofort. „Genau. Wie du aber sehen kannst, ist diese Aufgabe nicht gerade von Erfolg gekrönt. Zumal – diese eine Teufelsfrucht, die du dort oben siehst, ist nur die Unnütz-Frucht.“ „Unnütz-Frucht?“, fragte Nami ungläubig. „Wie kann denn bitte eine Teufelsfrucht nutzlos sein?“ „Nun, es ist so...“, gleich begann er in dem Buch zu blättern, „...recht früh begannen meine Ahnen Buch zu führen: Wie sieht welche Frucht aus und welche Fähigkeiten beherbergen sie. Jede Einzelne wurde geprüft, vermessen und schließlich kategorisiert. So auch die Unnütz-Frucht. Nun ja – ihre Kraft ist es, bei Berührung, die Auswirkungen der anderen Teufelskräfte rückgängig zu machen.“ „Das stelle ich mir aber als sehr praktisch vor.“ „Dann stell dir nur einmal den Kampf gegen Ruffy vor. Da gibt es nichts, was man rückgängig machen kann. Und so müsse man sich allein auf seine körperlichen Kräfte oder Waffen verlassen.“ Sie nickte. „Ich verstehe dich.“ Nami verschränkte die Arme vor der Brust und begutachtete den Baum erneut. Dabei fiel ihr etwas am Stamm, knapp über den Boden auf. „Was ist das?“ Auch Sanji sah zu der Kerbe im Holz. Sie wirkte alt und schon leicht verwachsen. Dennoch blieb sie deutlich erkennbar. Ein Beweis dafür, dass jemand die Baum schon einst fällen wollte. „Dieser Baum sollte einst fallen. Wie du siehst, ist dieses Vorhaben fehlgeschlagen. Doch, so es heißt, soll das der Grund sein, warum Teufelsfruchtnutzer nicht schwimmen können und sich in Wasser schwach fühlen.“ Nami begann langsam in dem Buch zu blättern und zu lesen. „Wirklich faszinierend. Das sind Dinge, die sich Robin mal ansehen sollte. Sieh dir nur an, wie alt diese Schrift ist! Aber es fehlen auch einige Abschnitte. Sogar manche Seiten. Sogar bei dieser Unnütz-Frucht.“ Sanji war erstaunt. In seiner Kindheit hatte er oft dieses Buch durchstöbert und überlegt, wie es wäre, Teufelskräfte zu haben. Doch auch die Fähigkeit zu schwimmen wollte er dabei nie verzichten. Dann, als er in der Pubertät war, hielt er erneut, in Kopie, diese Schriften in seinen Händen und wieder stellte fest, wie unglaublich unpraktisch Teufelsfrüchte doch eigentlich waren. Bis auf – das musste er oft voller Scham feststellen, die Unsichtbarkeits-Frucht, denn mit diese konnte man manch praktische Dinge anstellen. Nur leider hatte ja dieser schleimige Ekel-Kater sie gegessen und die Kräfte darin bekommen. Und nutzte die zu allem Überfluss auch noch, um sich an Nami ran zu machen. Dass aber an Stellen der Unnütz-Frucht, vielleicht wichtige Details fehlten, war ihm komplett neu. „Lass mich mal sehen.“ Nami machte etwas Platz, den Sanji gleich füllte. Da sah er, wie ganz unten auf dieser Seite, ein schmales Stück Papier fehlte. Es sah sogar mutwillig ausgerissen aus. „Tatsächlich. Du hast recht.“ „Natürlich“, ein verschmitztes Lächeln überzog ihre Lippen und stolz verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, „Solche Kleinigkeiten fallen mir nun mal auf.“ „Das weiß ich und das ist wirklich eine großartige Eigenschaft. Das macht dich sehr attraktiv.“ Ihr Grinsen wurde langsam zu einem sanften Lächeln und sie drehten sich einander zu. „Weißt du – diese Komplimente sind schön. Vor allem wenn sie nur mir gelten und nicht tausend anderen Frauen. Und auch die Art und Weise, wie du sie aussprichst...es fühlt sich gut an.“ Sanjis Herz begann zu trommeln. Meinte sie das ernst? Konnte es die Wahrheit sein? Der Smutje schluckte und richtete seinen Arm auf, um eine Hand auf ihrer Seite ruhen zu lassen, während er mit der anderen behutsam ihr Gesicht berührte. Er schluckte und nahm all seinen Mut zusammen. „Nami, ich glaube wir sollten mal über die letzte Nacht und den K-“ Sie wurden unterbrochen von heftigem Lärm. Die Tür wurde aufgestoßen und die Strohhüte und Klio kamen hereingeplatzt. „Nami! Sanji! Da seid ihr ja! Mir ist langweilig! Und ich habe Hunger!“, rief Ruffy gleich. „Und die Sunny ist so gut wie vollendet. Unsere Reise kann bald weitergehen“, sagte Franky stolz und begann zu posieren. „Yohohoho! Der König fragte uns auch schon, wo ihr seid!“ „Es tut mir leid – ich konnte eure Freunde leider nicht aufhalten!“, entschuldigte sich Klio. „Sanji! Du musst dein Bein schonen!“, forderte Chopper. „Ich weiß, wie wir deine Prothese optimieren“, kam es schließlich noch von Lysop. Sie alle sprachen durcheinander. Der eine verlangte dies, der andere das. Nur Robin und Zorro waren ruhig. Noch. Denn plötzlich sagte der Grünhaarige etwas, dass die beiden auseinander springen ließ, während die anderen vor Erstaunen in Ruhe verfielen: „Die beiden sind ja am rumturteln.“ Es schauderte ihn sichtlich, während Robin lächelnd hinzufügte: „Es hat auch einiges an Zeit benötigt.“ „Yohohoho – da muss ich ja mein Lied neu komponieren. Es soll ja wirklich für eure Hochzeit passen.“ „Wie romantisch“, säuselte Franky, „In schweren Zeiten findet sich das junge Glück zusammen. Welch tragische Liebesgeschichte.“ „Da werden die anderen Piraten aber Augen machen!“, Lysop zwinkerte. „Moment...wovon reden hier alle?“, fragte Klio plötzlich lautstark. Als Nami sich entsetzt gegen die Stirn schlug, konnte Sanji sie „Diese Idioten“, flüstern hören. Denn, wirklich, sie waren nun wirklich aufgeflogen. „Okay, Leute. Ihr geht jetzt besser alle“, befahl Sanji seinen Freuenden gleich. Er blickte zu der Navigatorin. Es schmerzte ihn, dass sie wieder nichts zwischen ihnen klären konnten. Dabei wurde das doch langsam von Tag zu Tag wichtiger. „Du auch Nami...“ Sie verstand gleich und nickte. Doch noch bevor sie ihn verließ, griff er schnell nach ihrem Handgelenk. Noch einmal hatte der Koch ihre Aufmerksamkeit. „Wartest du oben an der Treppe auf mich?“ Verständnisvoll lächelte sie. „Natürlich.“ Dann verließen die Strohhüte diesen unterirdischen Raum und ließen den Smutje mit seiner Kindheitsfreundin zurück. Klio verschränkte die Arme. „Du bist also ein Pirat? Warum weiß ich nichts davon? Und was genau ist das mit Nami? Liebt ihr euch doch nicht?“ Sanji seufzte und begann zu erzählen. Von allem, was sie erlebt hatten. Ihren Abenteuern. Ihren Kämpfen. Dieses Mal ließ er nichts aus. Auch nicht, dass er ein Pirat war. Aber er gestand ihr auch, dass diese ganze Ehe von Beginn an eine Farce war. Das zu Beginn er nicht diese Gefühle für Nami hatte, wie sie sich nun entwickelt hatten. Und Klio hörte bei jedem Wort stumm zu. „Und so ist es nun. Wir wollen meinen Vater stürzen. Er ist nicht gut für diese Insel. Unser Ziel ist es, dass er mich durch diese Hochzeit akzeptiert und zum König macht.“ „Wow. Ich bin sprachlos“, stellte die junge Frau fest und das war wahrlich eine Seltenheit. Sanji wusste aber nicht, ob es gut, oder doch eher schlecht war. Für einige Augenblicke blieben sie stumm. Hatte er seine Freundin verärgert? Sollte er sich entschuldigen? Doch dann, aus heiteren Himmel, umarmte sie ihn und sie wirkte überglücklich. „Das ist alles so großartig! Und ich dachte, du wärst so ein verweichlichter Abenteurer geworden! Aber ein Pirat! Das ist Wahnsinn! Außerdem finde ich so deine Liebesgeschichte mit Nami viel schöner und romantischer. Und ich trete dir in den Hintern, wenn du nicht gefälligst den nächsten Schritt wagst. Und das mit deinem Vater...“ Sie atmete lange durch, dann nickte Klio. „Das verstehe ich. Vollkommen. Du musst wissen, ich bin wirklich ein Königstreuer Mensch. Ich verehre deine Familie, seitdem ich denken kann. Ich meine – sieh dir nur einmal diese wichtige Aufgabe an“, mit einer ausladenden Geste deutete sie zum Teufelsbaum, „Aber dein Vater ist dem nicht gewachsen. Seitdem deine Mutter tot ist, hat er nur noch Augen für seine Mätressen und all das Gold. Natürlich, das Volk ist reich dadurch. Und auch glücklich. Zumindest über ihren Zustand. Aber was wissen sie schon von ihrem König? Sanji, ich habe mich umgehört – vielleicht hast du noch nicht viel erreicht, als junger Prinz, der du ja bist, aber dennoch liebt das Volk dich mehr, als deinen Vater. Außerdem würdest du niemals jemanden zu Gold verwandeln. Beziehungsweise, das Bein des eigenen Sohnes, sodass es abgenommen werden musste...“ „Du weißt davon?“, fragte er erstaunt, denn bisher kam kein Wort darüber über ihre Lippen. „Das ganze Volk weiß davon. Nur alle haben Angst, etwas darüber verlauten zu lassen. Eben wegen deinem Vater.“ Freundschaftlich legte Klio eine Hand auf seine Schulter. „Du bist ein viel besserer Mensch, als du vielleicht denken magst und vor allem, als dein Vater es auch immer angibt. Also schnapp' dir das Mädchen und tritt deinem Alten gefälligst in den Arsch und vom Thron.“ Zuversichtlich begannen beide zu grinsen. Es war ein großartiges Gefühl, sich so von seiner Freundin in allem bestätigt zu fühlen. Gerade wollten sie gehen, da fiel ihm etwas ein. Ein kleiner Gefallen. „Klio, in dem Buch über Teufelsfrüchte scheint eine wichtige Zeile über die Unnütz-Frucht zu fehlen. Ist es möglich, sie irgendwo ausfindig zu machen?“ „Zu deinem Glück fand ich diesen Schnipsel einst zwischen den Seiten eines Buches in der Bibliothek. Warum fragst du? Du hast doch nicht etwa vor, sie zu essen, oder etwa doch?“ Kapitel 16: Schuldfragen ------------------------ 16. Schuldfragen Nami wartete und schaute immer wieder zur Treppe. Die anderen waren längst gegangen, natürlich nicht, ohne vorher anreizende Kommentare über sie und Sanji abzugeben. Doch anstatt, dass sie wie üblich wütend wurde, blieb sie einfach ganz ruhig und verschränkte, mit einem leichten verdrehen ihrer Augen, die Arme. Was waren sie auch für Kinder! Robin war es aber, die kurz ihre Schulter freundschaftlich berührte und ihr 'Viel Glück' wünschte. Viel Glück? Ja, das konnte sie wirklich brauchen, denn so recht wusste die junge Frau wirklich nicht, wo sie denn nun standen. Was waren sie und der Koch nun? Freunde, beste Freunde, ein Liebespaar? Bisher hatte er nichts gesagt, nein, nicht einmal etwas getan, um ihr zu zeigen, wie ihm denn der Kuss gefallen hatte. Zumindest hatte er sie nicht weggestoßen. Andererseits – war Sanji nicht immer ein Charmeur gewesen, der sich nichts sehnlicher wünschte, als das alle Herzen der Damen ihm zuflogen? Hatte er sie nun doch um seinen Finger gewickelt? Nami seufzte leicht und sah zum Boden. Waren Gefühle wirklich so kompliziert? Und war sie selbst tatsächlich so leicht zu manipulieren? Etwas gedankenverloren begann Nami umherzuwandern, vorbei an diesen gruseligen Statuen, welche Kalliope bewegen konnte und auch an unzähligen Gemälden und Portraits vergangener Könige und Königinnen. Eines Tages, so war sich Nami sicher, würde auch das Bild von Sanji hier zu finden sein. Irgendwann begutachtete sie die Malerei von König Mides – natürlich gerahmt in Gold. Zweifelsohne war er ein sehr schöner Mann. Doch war er ein schrecklicher König. 'Großzügig', so hatten ihn einst Thalia und Metis beschrieben. Vielleicht war er es einmal wirklich gewesen. Doch nun sah Nami nichts mehr von solch einer guten Eigenschaft. Als sie dieses Bild genau ansah, fragte sich die junge Frau, wie alt es denn war, denn der König war dort mit beiden Augen abgebildet. Auch fehlte die Narbe, welche sich über sein halbes Gesicht zog. Sein Blick wirkte freundlich, warm und einladend. Es fehlte diese Kühle und Hartherzigkeit, die man nun finden konnte. Was war geschehen, dass er sich so verändert hatte? Ein weiteres Bild suchte ihre Aufmerksamkeit. Ein Familiengemälde und Nami musste schmunzeln, als sie den jungen Sanji darauf sah. Auch sein Vater, mit dem Blick zu der Frau gewandt, wurde von dem Künstler gezeichnet. Und die Frau? Das musste Sanjis Mutter sein. Sie war wirklich schön. Mit den lockigen, blonden Haaren, welche ihr Gesicht umrahmten und diesen warmen, braunen Augen behielt sie etwas Mütterliches. Und doch wirkte sie herrschaftlich in ihrer gesamten Ausstrahlung. Sie war ein guter Mensch. Ohne, dass es Nami je gehört hatte, wusste sie das sofort. Sanji musste sie sehr vermissen. „Da bist du ja. Ich habe dich schon gesucht.“ Erschrocken wand Nami sich zu der Quelle der Stimme, aber lächelte gleich, als sie Sanji erkannte. „Es tut mir leid. Ich war etwas Gedankenverloren und habe mir dann die Bilder angeschaut.“ So viele Fragen brannten auf ihrer Zunge. Doch der Koch hatte sie darum gebeten, nicht nach seiner Mutter zu fragen. Nami wollte sich dieses Mal daran halten, so blieb sie still. „Ich habe mir nur Sorgen gemacht, dass mein Vater dich aufgespürt hat.“ „Keine Sorge. Vor ihm hätte ich mich schon versteckt“, kurz hielt sie inne, „Für wen sind denn die Blumen?“ Nami deutete auf den Strauß mit den verschiedensten Blumen in Sanjis Hand. Er musste sie beim Teufelsbaum gepflückt haben. Erstaunt über diese Frage sah er zu seiner Hand und er begann ihren Blick auszuweichen. „Nicht für dich, fürchte ich“, nuschelte er fast unverständlich, doch Nami konnte jedes Wort noch genau verstehen. So runzelte sie die Stirn. Für wen sollten sie dann sein? Gab es da doch andere Frauen, die ihn interessierten? Bei diesem Gedanken machte ihr Herz gleich einen schmerzhaften Sprung. „Komm einfach mit. Es gibt noch ein Geheimnis, von dem du wissen solltest.“ Er hielt ihr seine freie Hand hin. Für einige Sekunden sah sie diese zweifelnd an, doch dann legte sie ihre Hand in seine und er begann sie durch die Korridore zu führen. Hinaus in einen der Gärten. Dieses Mal war es aber immerhin nicht dieser Schreckliche mit den Statuen. Nami schauderte nur bei dem Gedanken daran. Nein, dieser war reinlich gepflegt. Die Blumenbeete wurden oft gedüngt und gegossen, das Unkraut gejätet. Die Hecken waren einwandfrei beschnitten und selbst das Gras wies eine perfekte, einheitliche Größe auf. Eine einzelne, alte Weide stand am Rand und gab der ganzen Szenerie etwas unheimlich Melancholisches. Dann sah Nami sie – es war die Gedenkstätte der Königin, Sanjis Mutter. Auf einer Platte aus weißem Marmor lag eine goldene Statue. Sie wirkte friedlich, ganz, als würde sie schlafen. Sie war das genaue Abbild der Frau, wie die Navigatorin sie auf dem Gemälde gesehen hatte. Etwas entfernt blieb Nami stehen, während Sanji sich ihr näherte und behutsam die Blumen am Boden verteilte. Er sagte kein Wort. Sein Gesicht war voller Trauer. Dann blieb er ruhig stehen und faltete seine Hände übereinander, der Kopf gesunken. Im Gedanken musste er zu ihr sprechen. Etwas unglaublich Herzergreifendes hatte diese ganze Szene und Nami musste schwer schlucken. Schließlich wusste sie genau, wie er sich in dem Moment fühlen musste. Ihre Gedanken schweiften kurz zu Bellmere ab. Erst als der Smutje wieder aufblickte, traute sich Nami die wenigen Schritte, die sie trennten auf ihn zuzugehen und blieb dann neben ihm stehen. Sie sah zu seinen Händen, welche zu Fäusten geballt waren, so sehr, dass die Knöchel bereits ganz weiß waren. Vorsichtig berührte sie eine von ihnen und als er die Faust öffnete, ergriff er gleich ihre Hand und hielt sie fest. „Ich habe meine Mutter getötet.“ Damit hatte Nami nicht gerechnet und erstaunt blickte sie den jungen Mann an. „Es ist ganz allein meine Schuld. Ich war damals einfach so unendlich dumm. Nicht mehr als ein Dreikäsehoch. Und mit all meinem Dummheit...brachte ich sie um.“ Nami konnte hören, wie viel Überwindung es ihn kostete, ihr das zu gestehen. Fest drückte sie seine Hand. Er sollte wissen, dass sie, was auch immer er hier zu sagen hatte, ihm Gehör schenken würde. „Weißt du, ich erinnere mich an nicht mehr viel von diesen Tag. Klio und ich spielten wie so üblich, bis ich, wie so oft, einen Streich aushecken wollte. Früher hatte mein Vater wesentlich mehr Humor, auch wenn die Strafen trotzdem saftig waren. Wir brauchten dazu Seile und etliche Zierrüstungen, die wir finden konnten. Mit Hilfe der Seile, banden wir sie alle aneinander. Es sollte eine Kettenreaktion entstehen. Unser Ziel war es einfach nur gewesen, alle auf einmal zum zusammenstürzen zu bringen, damit ein riesiger Krach entstand.“ Er seufzte und ließ ihre Hand los, fuhr sich damit durch seine blonden Haare. „Warum erzähle ich dir das? Für dich bin ich dann sicher der schrecklichste Mensch dieser Welt!“ Schnell schüttelte Nami ihren Kopf und griff nach seinem Arm, als der Smutje von ihr abwandte. „Nein. Das bist du nicht und kannst du auch gar nicht sein.“ Er blickte sie voller Trauer an. „Wenn du mir das wirklich erzählen willst, höre ich dir gerne zu. Ich werde dich auch garantiert nicht verurteilen. Versprochen!“ Ruhig löste Sanji ihren Griff und die junge Frau befürchtete, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Doch er setzte sich einfach unter die Weide und klopfte auf den Platz zu seiner Rechten. Hastig folgte Nami und sah ihn erwartungsvoll an. Langsam atmete er aus, griff zu seiner Westentasche. Doch seine Zigaretten hatte er im Zimmer vergessen. So verschränkte er die Arme und Nami fragte sich, ob sie der Grund dafür war. Sonst hätte er bestimmt an seinen Nägeln gekaut. „Wir versprachen uns gegenseitig, dass wir erst am Seil zogen, wenn es dunkel war und garantiert niemand durch die Korridore mehr ging. Alle sollten sie schlafen. Es war eh ein Wunder, dass niemand diesen sonderbaren Aufbau gesehen hatte. Aber so sollte unser Plan schon bald aufgehen – sogar noch besser, denn die Bediensteten und meine Eltern würden dann denken, dass sich vielleicht Geister im Schloss herumtrieben. Als alle dachten, wir wären im Bett und als sich auch zur Ruhe legten, schlichen wir uns zurück zu unserer Konstruktion. Ein kleiner Streit brach dabei zwischen Klio und mir aus, wer denn das Seil lösen sollte. Dabei mussten wir meine Eltern geweckt haben. Unbemerkt hatten sie den Korridor, in welchem sich unser Aufbau befand, betreten. So erschraken wir uns. Und ich...“ Er schluckte heftig und presste seine Augen zusammen. „Ich löste das Seil. Die ersten Rüstungen fielen zusammen, andere aufeinander. Es wurde zu einem unkontrolliertem Chaos. Klio wurde von einem Schild getroffen, fiel zu Boden und verlor einen Zahn. Ein Schwert schnitt, trotz seines Ausweichens, das Gesicht meines Vaters. Zerstörte sein Auge und hinterließ diese grässliche Narbe. Mutter aber...“ Er hielt kurz inne und Nami ahnte Fürchterliches. „Als mehrere der Zierwaffen gleichzeitig drohten meine Mutter zu verletzen, nutzte Vater seine Teufelskräfte. Sein Ziel war es erst, diese Waffen durch die plötzliche Verwandlung zu Gold aus dem Weg zu stoßen. Doch er traf Mutter. Durch diese Berührung wurde sie zwar nicht durch die Waffen verletzt, doch ihr Arm hatte sich zu Gold verwandelt.“ Dieses Mal war es Sanji, der Namis Hand suchte und sie verflochten die Finger ineinander. „Weißt du, mein Vater besitzt einen Angriff, bei dem der menschliche Körper ganz langsam zu Gold verwandelt. Der Mensch ist tot, sobald es das Herz erreicht. Zwar rief er gleich alle Ärzte, die sich im Schloss befanden, doch es half alles nichts. Denn aus dem goldenen Arm wurden innerhalb der nächsten zwei Stunden auch ihr Körper, die Beine und ihr Gesicht zu Gold. Und schon kurz darauf ihr Herz. Ich war die ganze Zeit an ihrer Seite, immer mit dem Gefühl, Schuld gewesen zu sein. Derjenige, der seine eigene Mutter getötet hatte.“ Nami sah ihn stumm an. Dieser starke Mann, der schon unzählige Schlachten geschlagen und aussichtslose Kämpfe gewonnen hatte, wirkte plötzlich so zerbrechlich. Sie konnte den kleinen, blonden Jungen mit den gekringelten Augenbrauen genau vor sich sehen, wie er weinend an dem Totenbett seiner Mutter saß. „'Es ist nicht deine Schuld', hatte Mutter immer gesagt, noch bevor ihre Lippen sich nicht mehr bewegten. Und doch ist es genau das – meine Schuld allein. Hätte ich nicht die Idee zu diesem Streich gehabt und nicht an dem Seil gezogen, dann wäre sie noch hier.“ „Und dein Vater?“, flüsterte Nami. „Mein Vater? Sein Auge und seine geliebte Ehefrau waren verloren. Vor diesem Vorfall, meinte er zwar schon, dass niemals etwas aus mir werden würde, doch es war motivierend. Herausfordernd, dass ich es besser konnte. Doch danach war ich einfach nur Verschwendung seiner Gene. Er schickte mich auf die Orbit. Offiziell behauptete er, dass ich da etwas Vernünftiges lernen sollte. Doch in Wirklichkeit konnte er mich nicht mehr sehen.“ „Das war nicht ganz das was ich meinte, Sanji...“ „Nein? Was dann?“ „Meinst du nicht, dass dein Vater mehr Schuld an dem Tod deiner Mutter hatte?“ Bei diesen Worten wurden seine Augen groß. Hatte er sich nie diese Frage selbst gestellt? „Dein Vater hätte deine Mutter doch sicher anders retten können. Warum musste er denn unbedingt seine Teufelskräfte verwenden? Was brachte es ihm?“ „Nami, du verstehst nicht – hätte ich nicht-“, begann der Smutje schnell, doch wurde er gleich von der jungen Frau unterbrochen. „Und du verstehst mich nicht! Sanji! Deinen Vater trifft die volle Schuld an dem Tod deiner Mutter. Du warst ein Kind. Ein kleiner Junge. Du wusstest es nicht besser.“ Kurz dachte sie nach, dann sprach die junge Frau erneut: „Ist das der Grund, warum du keine Frau verletzen und angreifen kannst? Der Tod deiner Mutter?“ Er nickte und seufzte, nur um dann schnell wieder aufzustehen. Mit seinen langen Beinen brauchte er nur wenige Schritte, um bis zu der Gedenkstätte seiner Mutter zu kommen. Da kam Nami ein schauerlicher Gedanke und sie fragte: „Das ist deine Mutter...nicht wahr?“ „Ja, das ist sie. Sie sieht noch genau so aus, wie ich sie in Erinnerung habe.“ Nami umarmte ihre Beine und beobachtete den Rücken des Mannes genau. Er atmete schwer und seine Schultern hingen. Er wirkte so einsam. Ungeliebt fast. Nun endlich begann Nami zu verstehen, warum er nie ein Wort über all das hier verloren hatte. Er wollte nicht diese verletzliche Seite an ihm zeigen. Wohl musste er denken, dass man ihn auslachte, oder sogar als Feigling beschimpfte. Dachte er aber vielleicht auch, dass man ihn aus der Crew verstoßen würde? Weil er dachte, er war es, der seine Mutter tötete. War Sanji tatsächlich der Meinung, dass dies ihn zu einem schlechten Menschen machte? „Vielleicht stellst du die Frage nach der Schuld an ihrem Tod, aber ich werde trotzdem immer der Meinung bleiben, dass ich der Grund für ihr dahinscheiden war. So sehr wie ich meinen Vater mittlerweile verabscheue...aber dabei wäscht er seine Hände in Unschuld. Er wollte sie ja nur retten. Natürlich hatten sie sich oft gestritten, auch über politische Angelegenheiten, besonders die, welche diese Insel betrafen. Doch das minderte nie seine Liebe zu ihr. Das weiß ich genau. Du wirst mich vielleicht überreden wollen, diese Ansicht zu ändern. Aber du bleibst doch selbst auch bei dem Gedanken, dass du Schuld an dem Verlust meines Beines warst.“ Hatte er sie tatsächlich erahnen können? Ihre Gedanken? War das nicht unmöglich? Sie schloss ihre Augen und horchte tief in sich hinein. Sie war es doch, die sich mit dem König angelegt hatte. So war sie es auch gewesen, die ihn provozierte. Nami wusste, sie fand bei Sanji Rückhalt. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis König Mides seine Kräfte benutzen wollte. Leider traf es ja Sanjis Bein. „Du weißt, dass ich deine Schuld nicht anerkenne, richtig? Ich musste ja versuchen, meinen Vater zu treten. Seine Teufelskräfte hatte ich dabei nicht bedacht. Nicht einen Moment.“ „Warum schmerzt es dann immer so in mir, wenn ich daran denke? Wäre ich nicht gewesen, hättest du dein Bein behalten können.“ Er schüttelte seinen Kopf und drehte sich zu Nami um. „Es ist nicht deine Schuld, Nami. Ich würde sie dir nie zuschreiben. Das verspreche ich dir.“ „Und doch tut es mir so unendlich leid.“ Langsam stand Nami auf und klopfte sich den Staub vom Kleid. Sanji aber blickte wieder zu seiner Mutter. Als sie sich ihm näherte, erkannte sie den Anflug eines traurigen Lächelns auf seinen Lippen. „Ihr seid euch sehr ähnlich. Ihr liebt beide Kinder und würdet euer letztes Hemd für diese geben. Zu den Menschen, die ihr liebt seid ihr treu und fürsorglich.“ „Ist das der Grund, warum du mich für diese Scheinhochzeit ausgewählt hast und nicht Robin?“ „Nein. Ich denke, diese Entscheidung war allein aus meinem Bauchgefühl heraus. Mit dir habe ich mich in diesem Moment verbundener gefühlt. Dich vor Robin gewählt zu haben, habe ich bisher keinen Moment bereut.“ Der Smutje wand sich ihr zu und Namis Herz klopfte wie wild. Ihre Hände wurden sofort eiskalt, während sich alles um sie herum zu drehen begann. „Ich bereue es mittlerweile nur, dich hier rein gezogen zu haben. Wie ich dir schon einmal gesagt habe: Ich habe Angst, dich zu verlieren. Und dieses Gefühl ist jeden Tag stärker geworden - der Gedanke unausstehlich. Mittlerweile sind mir alle anderen Frauen egal, solang wie diese eine, die hier vor mir steht, auch nur im Geringsten die gleichen Gefühle für mich finden kann, wie ich für sie. Ich weiß, dass das Utopien und Fantasien sind, dass du mich so mögen könntest, wie ich dich. Was sollte eine so schöne, intelligente, starke Frau, wie du es bist, denn bitte mit so einem weinerlichen Krüppel?“ Ungläubig sah sie ihn an. Dachte er wirklich so über sich selbst? Und warum meinte er, sie würde nicht das Gleiche empfinden? „Nami, für dich würde ich alles tun. Alles stehen und liegen lassen, wenn du mich riefst. Jedem in den Arsch treten, der es auch nur wagte, dich falsch anzusehen. Und seit gestern Abend, seit dem Kuss, spielen meine Gedanken einfach nur verrückt. Ich weiß nicht, ob ich dich küssen, dich in meinen Armen halten darf. Ich verstehe, wenn du mich wegstößt. Auch wollte ich nicht, dass du nicht wusstest auf was du dich mit mir einlässt. Du kennst nun die letzten, tragischen Geheimnisse meiner Familie. Wahrscheinlich haben sie dich nur mehr abgestoßen. Ich weiß, dass es richtig war, auch wenn du nun nichts mehr von mir wissen willst. Das verstehe ich. Wie kann eine Frau einen Mann lieben, der seine Mutter getötet hat. Ich muss ein schrecklicher Mensch in deinen Augen sein. Doch es war ein Versuch. Denn wenn man jemanden liebt, so will man doch ehrlich zu einander sein. Und...was siehst du mich so an?“ Die ganze Zeit hatte Nami ihm gelauscht. Jedes Wort hatte sie aufgenommen. Mit jeder Silbe sammelten sich ihre Gedanken und ihre Gefühle begannen allmählich Sinn zu ergeben. Dass sie ihn so ansah, wie sie es nun tat, hatte nur einen Grund: „Verdammt, jetzt küss mich doch endlich.“ Er musste nicht zweimal darum gebeten werden. Sofort schlang Sanji seine Arme um ihren Rücken und zog sie gegen seinen Körper. Nami schaffte es gerade einmal ihre Hände auf seine Brust zulegen und die Augen im richtigen Moment zu schließen. Zu Beginn war der Kuss stürmisch und Nami, schon fast hatte sie ihren Verstand verloren, kam gar nicht zum Erwidern. Doch, als er mehr Leidenschaft, Glück, Freude und all die andern schönen Gefühle hineinlegte, begann sie ihn zurück zu küssen. Das Drehen der Welt um sie herum war nun zu einem wilden Orkan geworden und alles verschwand. Selbst ihre Gedanken und Zweifel gab es nicht mehr. Es gab nur noch sie beide und diesen Moment. Dass die Luft in ihren Lungen knapp wurde, bemerkte sie bald, doch trennen wollte sie sich von Sanji nicht. Dafür schenkte seine Umarmung zu viel Geborgenheit und seine Lippen waren so sanft und weich. Doch all das Hoffen, dass dieser Moment nie enden würde, half nicht und so war es Nami, die den Kuss beenden musste. Etwas erstaunt, aber doch glücklich, sahen sie sich tief in die Augen, denn Nami meinte, sogar sein zweites Auge durch seine Haare schimmern zu sehen. „Was war das? Wo kam das her?“, flüsterte Sanji erstaunt und ein breites Lächeln umspielte seine Lippen. „Sag mir, dass das kein Traum ist.“ „Ist es nicht“, antwortete Nami mit der selben Art und Weise, „Soll ich dich kneifen?“, hauchte sie mit einem kecken Zwinkern. „Mhm. Nein. Aber küssen darfst du mich gerne erneut.“ Das tat sie dann zu ihrer beiden Freude auch. Kapitel 17: Fata Morgana ------------------------ 17. Fata Morgana Es war so angenehm und erfüllend. Diese Ruhe und der Frieden. Niemand nervte sie, niemand sagte etwas. Sie waren ungestört. Ganz allein, nur zu zweit. Sanji wollte Nami nicht mehr gehen lassen. Nein – das durfte sie auch nicht mehr, sonst würde er unaufhaltsam zerfallen. Jede Sekunde, die er nun bei ihr war, fühlte sich so richtig an. Es gab keine Zweifel mehr und keine Gefahren. Keine anderen Frauen. Das Geld zählte nicht und auch nicht, was man wohl über sie denken könnte. Es waren nur noch sie zwei wichtig. Die ganze Nacht lagen sie da, tauschten sich Küsse und zärtliche Berührungen aus. Das Haar und die Wangen wurden gestreichelt, während man sich tief in die Augen blickte. Die Zeit und das Gefühl dafür war komplett vergessen. Man flüsterte sich schöne Worte zu, stellte Fragen, die es zu beantworten galt. Sonst sprachen sie nicht und lauschten dem Atem und den Herzschlag des anderen. Sanji konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas Schöneres gab, als diese Frau in seinen Armen zu wissen. Ihr tief in diese braunen Augen zu blicken. Ihre weichen, rosa Lippen zu küssen und ganz nah bei ihr zu sein. Ihre weiche Haut und das glatte Haar unter seinen Fingern zu spüren und ihren warmen Atem in seinem Gesicht, ließ Sanjis Herz schneller schlagen. Zu sehr versuchten sie, nicht einzuschlafen. Die Angst war zu groß, dass am Ende alles doch nur ein Traum war. Doch es half alles nichts. Erst fielen ihre Augen zu und schließlich musste auch der Smutje sich dem Schlaf ergeben. Doch zum Glück erwachte er vor ihr, genau zu Sonnenaufgang. So hatte er Zeit, sie in Ruhe zu beobachten. Ihr Kopf ruhte genau neben seinem, ihre langen, schlanken Beine umschlangen seine. Ihre Hand ruhte auf seiner Brust, genau bei seinem Herzen. So friedlich lag Nami da. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihr Gesicht wirkte ganz und gar entspannt. Ihre Brust hob und senkte sich im regelmäßigem Rhythmus. Etwas gedankenverloren zeichnete Sanji die Umrisse ihres Tattoos nach. Insgeheim fragte er sich, ob auch eine Erinnerung von ihm eines Tages auf ihrer Haut seinen Platz finden würde. Sanji musste bei dem Gedanken schmunzeln. Plötzlich zuckten ihre Lider und ein leises Geräusch erklang in ihrer Kehle. Sofort hörte er auf, ihre Schulter zu streicheln und hielt den Atem an. Dennoch öffneten sich ihre Augen ganz langsam und Sanji war nie glücklicher gewesen. Denn er war jetzt das erste, was sie an diesem Morgen sehen konnte. „Guten Morgen“, hauchte er und seine Hand wanderte zu ihrer Wange, berührte diese sanft. Sofort erstrahlte ihr Gesicht durch ein Lächeln und sie kam näher, um ihn zu küssen. Voller Freude erwiderte Sanji den Kuss sofort, holte mit seinen starken Händen ihren Körper näher zu sich, als es vielleicht möglich war. Fast konnte er ihr Herz schlagen spüren, meinte er. Als ihre Hände sanft über seine Brust streichelten, wurde ihm ganz warm. Seine hingegen fanden sich in ihren langen, orangenen Haaren wieder. Durfte nun jeder Morgen so sein? War es ihm erlaubt, nun jeden Tag neben Nami aufzuwachen – sie zu küssen und sie in seinen Armen zu halten? Sie war es, die den Kuss löste und liebevoll sah sie den Koch an. „Ja. Wirklich ein sehr guter Morgen.“ Sie setzte sich auf ihn, nahm seine Hände in ihre und verflocht die Finger miteinander. Sanji grinste, denn der Ausblick von Nami, in ihrer Unterwäsche, auf ihm sitzend gefiel ihm doch sehr. „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas einmal gefällt“, gab Nami ehrlich zu und sah auf ihn herab. Auch sie konnte ihr Lächeln nicht verbergen. „Oder, dass irgendein Mann mir mal so gut gefallen würde. Und dann auch noch einer aus der Crew...“ „Bin ich denn so schrecklich?“, scherzte Sanji. „Das nicht. Aber deine sonstige Art, jede Frau dieser Welt anzubaggern, ist nicht wirklich anziehend. Und für diejenigen, die einmal etwas Festeres wollen...nennen wir es einfach abstoßend. Wir soll man einem Mann vertrauen, der jeder anderen auch schöne Augen macht?“ 'Oh je..., das sind ja schwerwiegende Unterhaltungen am frühen Morgen', stellte Sanji fest und schluckte. „Heißt das, du hast Zweifel? An..., uns?“ Namis Lächeln verschwand und ihr Blick senkte sich, während sie im Gedanken versunken die Stirn runzelte. Sanji befürchtete schon das Schlimmste. „Nein. Oder eher nicht mehr. Du hast mir in letzter Zeit gezeigt, dass du auch anders sein kannst. Dass man dir vertrauen kann. Dass dich keine andere interessiert. Und dann deine Art, wie du jeden Menschen satt sehen willst und Verschwendung hasst...Auch dass du deine Heimat in guten Händen willst – Das alles hat mir gezeigt, dass du ganz anders bist, als du dich oft an Bord gibst. Versteh mich nicht falsch – du benimmst dich nicht, als seist du jemand anderes. Es sind einfach Eigenschaften, die ich vorher an dir nicht gesehen habe“,sie seufzte und verdrehte die Augen, „Außerdem mag ich es, wenn du mich nur 'Nami' nennst.“ Tat er das? Musste er wohl. War es denn schon so unterschwellig, dass er es aus Instinkt heraus tat? Aus Zuneigung zu ihr? Sanji nickte um ihr zu zeigen, dass er verstand. „Und was heißt das nun?“, fragte er dann vorsichtig, „Was heißt das für uns? Sind wir denn nun...“, wagte er es auszusprechen? „...ein Paar?“ Nami blinzelte erstaunt. Mit dieser Frage hatte sie eindeutig nicht gerechnet. „Nami, ich verstehe, wenn du noch Zeit zum Bedenken brauchst.“ Hastig schüttelte die junge Frau den Kopf und legte einen Finger auf seine Lippen. Sofort wurde er still, sah sie genau an. Dann - sein Herz setzte einen Schlag aus - lächelte sie. „Ich dachte, es wäre doch die ganze Zeit klar“, wisperte sie, lehnte sich zu ihm hinunter und tauschte ihren Finger mit ihren Lippen aus. „Du hast mir wirklich schon Angst gemacht“, murmelte Sanji, als der Kuss zu Ende kam und sich ans Herz fasst. „Das war nicht meine Absicht. Ich wollte einfach nur geklärt wissen, dass du nur mich haben willst.“ „Mehr brauche ich auch gar nicht. Aber für dich gibt es auch keine anderen Männer, liebes Nami-lein“, neckte er mit einem Zwinkern. Sie lachte und schlug spaßend auf seine Schulter. „Was kann ich dafür, wenn ich immer zur Ehe gezwungen werde?“ „Einfach nicht mehr so anziehend sein.“ „Gut, dann ziehe ich mir in Zukunft nur noch Nonnenkutten an. Willst du das?“ Sanji verzog sein Gesicht. Nein, natürlich war das nicht sein Wunsch. Er mochte Namis Kleidung genau so, wie sie war. Wieder kicherte die junge Frau, denn er musste wirklich komisch aussehen. „Das ist aber wirklich schade. Du kennst ja viele meiner Röcke gar nicht. Oder die Tops. Dann wirst du mich auch niemals in meinem weißen Bikini sehen können.“ Sie wusste genau, wie sie ihn ärgern konnte. Ihre Augen funkelten dabei schelmisch und der leichte Anflug von Schmunzeln verriet sie in all ihrer Ernsthaftigkeit. „Weißt du – er passt mit wirklich perfekt. Jede einzelne Halterung ist zum Schnüren da. Und außerdem hält er alles perfekt, meine Brüste und den Po-“ Er hielt ihre Neckereien nicht mehr aus. Zu sexy war die Vorstellung, die er von ihr hatte. Solch ein Bild durfte einfach nicht von der Öffentlichkeit verdeckt werden! Erst recht nicht durch so eine formlose, graue Kutte. Ruckartig bewegte er sich – drehte sie, schnappte ihre Hände und hielt sie mit einer Hand über ihren Kopf fest. Mit der anderen strich Sanji sanft über ihre Seite. Zwischen ihren Beinen liegend, küsste er sie leidenschaftlich. Erst erwiderte sie nicht. Doch in dem Moment, als sie ihre Überraschung über diese Situation überwunden hatte, sie auf dieses Feuer, dass er ihr bot antworten wollte, zog er schon weg. Ein enttäuschtes Keuchen kam über ihre Lippen und mit großen Augen sah sie Sanji an. Er biss die Zähne zusammen, um sein Grinsen zu unterdrücken. Denn jetzt hatte er die Oberhand. „Du wirst mir ja nicht deinen Kleidungsstil ändern. Er ist genau so perfekt, wie er ist. Deine kleinen Witze fand ich nicht gerade nett.“ „Das habe ich gemerkt. Und was hast du nun vor? Du willst mir doch bestimmt nicht weh tun, oder?“ Sie klimperte unschuldig mit den Augen und versuchte gleichzeitig ihre Hände aus seinem Griff zu ziehen. „Das nicht. Aber bestraft werden solltest du trotzdem. Seinen Freund hat man nicht zu ärgern.“ Seine Stimme war ganz rau und er lehnte sich wieder mehr zu ihr. Aber nur so nah, dass seine Lippen zwar genau über ihren schwebten, diese aber nicht berührten. Mit seiner freien Hand streichelte er über ihre Hüfte, dann ihr Bein, legte diese in ihre Kniekehle und zog sie mehr gegen sich. Er sah wie Nami schluckte und ihr Atmen sich veränderte. Auch er spürte, in welch erotischer Lage sie sich gerade befanden. Doch das war nicht sein Anliegen. Quälend langsam wanderte seine Hand wieder hinauf, bis zu ihren Bauch. Dann begann er sie zu kitzeln. Sofort riss die junge Frau ihre Augen weit auf, denn damit musste sie nicht gerechnet haben. Erst wehrte sie sich zu Lachen, doch musste nachgeben. „Sanji...“, rief sie lachend und keuchend hervor, als sie sich unter seinen Fingern hin und her wand. Heftiger als zuvor versuchte sie ihre Hände zu lockern, versuchte seiner Attacke zu entkommen, auszuweichen sogar. Doch er hielt sie so fest, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als dazuliegen und zu lachen. Er liebte diesen Klang. Es war so klar und hell. Immer wieder brachte sie seinen Namen oder ein 'Hör auf' hervor. Schon bald bildeten sich Tränen in ihren Augen. Ihr Körper stieß dabei immer wieder gegen seinen. Ihre Beine rieben gegen ihn. Durch die Bewegung ihres Kopfes, legte sie immer wieder diesen schmalen, lockenden Hals frei. Und ihre Schultern. Die Wangen röteten sich. Sie versuchte sich aufzubäumen, doch sein Griff war einfach zu stark. All diese erregenden Faktoren waren es, die den Koch dazu brachten, das Kitzeln wieder zu beenden, indem er sich gegen sie drückte und sie wieder küsste. Heftig atmete sie unter ihm, keuchte in den Kuss hinein - stöhnte wegen der mangelnden Luft, die ihr durch das Kitzeln fehlte. Kurz ließ er ihr Zeit zum atmen, sah sie an, ließ ihre Hände frei. Strich eine Strähne aus Namis Gesicht. Dann gaben sie sich erneut der Leidenschaft hin, begannen die Zeit und alles andere zu vergessen. Hände streichelten, Küsse begannen zu wandern. Sanji begann mit seinen Fingerspitzen die Öffnung ihres BHs zu suchen. „Sie wurde gestohlen!“, erklang allzu plötzlich eine donnernde Stimme, genau in dem Moment als die Tür aufgerissen wurde. Ohne Klopfen, ohne Ankündigung. Sanji richtete sich hastig auf, bedeckte seinen Unterkörper, wohingegen Nami die Decke bis zum Hals zog. Auch sie saß neben ihm, vergrub gleich ihr Gesicht in ihrer Hand vor Scham. „Sie muss sofort gesucht werden. Überall! Auf der ganzen Insel und allen Schiffen, die im Hafen anliegen. Oh-“ König Mides hielt inne, als er die Situation erkannte, in welche er da gelangt war. Er räusperte sich, doch wirkte er nicht peinlich berührt. „Eure Hoheit?“, fragte nun auch Kalliope, kam ebenfalls in das Zimmer, gefolgt von ihrer Zwillingsschwester, Klio. Die erste wurde ganz still, drückte ihr Klemmbrett gegen die Brust und funkelte Nami böse an. Klio hingegen, sie stand hinter den beiden anderen, grinste nur breit, zeigte beide Daumen nach oben, um ihre Zustimmung und Freude auszudrücken. „Das tut mir Leid, mein Sohn“, murmelte der König und wich jeglichem Blick aus, indem er zur Decke starrte „...., bevor du aber den Beischlaf mit deiner werten Verlobten weiter ausübst, muss ich dich aber in Kenntnis setzen, dass die 'Unnütz-Frucht' gestohlen wurde. Das kann ich nicht zulassen. Wahrscheinlich war es einer dieser Bewohner der unterirdischen Stadt. Sie wollten sich gewiss rächen. Der Dieb muss noch auf der Insel sein. Die Suche läuft bereits.“ „Was willst du dann von uns?“, fragte Sanji und sah seinen Vater genau an. Es war Kalliope, die antwortete: „Als zukünftiger Repräsentant der Insel, hast du die Aufgabe, die Suche anzuleiten.“ „Richtig. Und meine zukünftige Schwiegertochter hat mit dir zu kommen. Ich erwarte euch in 15 Minuten bekleidet im Thronsaal.“ Auf den Absätzen drehte sich König Mides um und zusammen mit den Zwillingen verschwand er so schnell, wie er gekommen war. Erschöpft ließ sich Sanji in die weichen Kissen fallen, fasste sich an den Kopf und schloss die Augen. Auch Nami blieb ganz still. Schrecklich war es. Dass es ausgerechnet sein Vater war, der sie unterbrochen hatte. Da hatten sie endlich Zeit für sich gefunden und fühlten sich in den Armen des anderen so sicher, dass sie sich komplett dem anderen hingeben wollten. Und dann das! All die Erregung und Leidenschaft war verflogen. Verpufft. Und alles war blieb, war dieses nagende Gefühl von Peinlichkeit. Plötzlich lachte Nami leise und erstaunt öffnete der Smutje seine Augen und sah sie an. „So fühlt es sich also an, wenn man im Teenageralter von seinen Eltern bei unanständigen Sachen erwischt wird.“ Auch Sanji musste unweigerlich grinsen und griff ihre Hand. „Wenn es nach allen hier im Schloss geht, haben wir schon längst miteinander geschlafen.“ „Woher willst du dann das wissen?“ Sie runzelte ihre Stirn. „Durch beiläufige Bemerkungen... Da waren Klio, der Koch und mein Vater sowieso. Ich will gar nicht wissen, was all die Diener sich denken.“ Dramatisch atmete er aus und sie kicherte. „Sie glauben eben, dass wir ein Paar sind, dass ganz unanständige Dinge macht. Bis gerade eben lagen sie da aber ganz falsch.“ Sanji seufzte. Für erneute Zweisamkeit war nun keine Zeit mehr. 15 Minuten? Allein sich zu waschen und anzuziehen bedarf fast eine Stunde. Da blieb kaum noch Zeit, auch nur einen Kuss von Nami zu stehlen. „Na komm jetzt. Raus aus den Federn!“ Die junge Frau kroch als erste vom Bett, griff nach seinem Handgelenk und zog daran. „Ich komme schon!“, lachte Sanji und stand auf. Gleich begann er die sorglos herum geworfenen Sachen der letzten Nacht aufzusammeln, um etwas Ordnung zu schaffen. „Hättest du nicht eigentlich die Prothese in der Nacht abnehmen müssen?“, fragte Nami ihn aus heiterem Himmel. Verwundert sah er sie an, dann sein Bein. Sie hatte Recht. Ein leichter, drückender Schmerz zog sich nun, da er stand, seine Wirbelsäule hinauf. Wenn Chopper davon erfuhr, würde er zur Furie werden. Oder sich in Riesen-Chopper verwandeln und ihn nieder stampfen. Beides wäre zumindest sehr unangenehm. „Normalerweise schon. Aber ich wurde etwas abgelenkt.“ „Wenn es darum geht, dass du denkst, es würde mich stören, dann liegst du komplett falsch.“ Er lächelte, als sie das sagte, schritt zu der jungen Frau und küsste erst ihre Stirn, dann für einen Moment ihre Lippen. Traurig blickte Nami ihn weiter an und er streichelte sanft ihre Wange. „Keine Sorge. Das habe ich wirklich nicht gedacht. Ich wollte nur nicht unseren Abend ruinieren, indem ich 20 Minuten damit verbringe, dass ich mir dieses Ding abnehme.“ Sie nickte und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog sie sich an. Da sie sich entschieden, aufgrund der Eile, ihre Morgenhygiene etwas später am Tag zu erledigen, betraten sie bereits nach 13 Minuten den Thronsaal. „Ihr seit zu spät“, knurrte der sichtlich verärgerte König Mides und stand von seinem Thron auf. Auch die anderen Mitglieder der Strohhutbande standen hier bereits versammelt. Teils sahen sie müde aus, wirkten verschlafen. Doch manch einer schenkte dem König nur verachtende Blicke. Er genoss bei der Crew wirklich nicht die größte Beliebtheit. Aber Metis, Thalia, Artem und die Zwillinge warteten schon. „Im Schloss ist der Dieb nicht.“ Lysop, Zorro und Robin sahen zu Nami, welche kaum merklich ihren Kopf schüttelte. Sie mussten wohl alle noch nicht wissen, worum es genau ging. „Er befindet sich in der Stadt, oder auf einem der Schiffe im Hafen. Da seid drei Tagen niemand Spiral Down Island verlassen hat, kann man davon ausgehen, dass der Dieb sich noch irgendwo aufhält.“ „Was wurde denn gestohlen?“, fragte Chopper vorsichtig nach. „Die Unnütz-Frucht. Eine vielleicht unwichtige Teufelsfrucht. Schwach in den Kräften, die sie dem Nutzer schenkt. Aber ich lasse mir nichts einfach unter der Nase wegnehmen. Wirklich nichts.“ Kurz sah er dabei Nami an. „Yohohoho. Die Unnütz-Frucht? Das klingt aber sehr abenteuerlich.“ „Das klingt einfach nur schwach“, gab Franky zu und verschränkte die Arme. Metis räusperte sich. „Um genau zu sein, ist keine der Teufelsfrüchte schwach. Sie besitzen einfach zu manchen Kräften Vorteile, aber auch Nachteile. Bei der Unnütz-Frucht, so wie unsere liebe Klio es herausgefunden hat, ist es zum Beispiel so, dass man durch ihre Kraft-“ „Metis!“, ermahnte Kalliope ihn gleich und schüttelte den Kopf. „Nichts ausplaudern, was nicht für fremde Ohren bestimmt ist.“ „Sie hat Recht. So verschwenden wir auch nur mehr Zeit. Kapitän Ruffy...“, Sanjis Vater wandte sich an der Gummimensch, welcher gleich einen Schritt vortrat, „..., auch euer Schiff werden wir durchsuchen müssen. Jedes Zimmer. Jede Kajüte. Seid ihr damit einverstanden?“ Sanji konnte hören, wie Lysop ein leichtes 'Oh-oh' flüsterte. Sie alle sahen sehr erschrocken über diese einfache Tatsache aus. Denn unter Deck versteckten sie doch die Überlebenden der Unterirdischen Stadt. Diese ganze Aktion könnte das kleine Geheimnis auffliegen lassen. Ruffy blieb steif stehen. Langsam ballten sich seine Fäuste. Ein innerer Gedankenkampf schien in ihm vorzugehen. Dann, ein kurzer Blick zu Nami und sie verstand. Denn sie nickte knapp. „Kein Problem!“, grinste der junge Mann und stimmte zu. Als eine der ausgesandten Kutschen ihn, Nami und Ruffy zum Hafen brachte, wurden die Ideen und Vorstellungen hastig ausgetauscht. Sanji war erstaunt, dass ihr Käpt'n auf solche Gedanken kam. Nami sollte es ausführen. Er sollte für einige Augenblicke die Soldaten und seinen Vater ablenken. Einfacher gesagt, als getan. Endlich kamen sie am Hafen an. Die Thousand Sunny ankerte dort friedlich. Die Zerstörungen des Angriffs waren vollkommen repariert. Nichts erinnerte mehr daran. „Welch ein beachtliches Schiff“, gab sein Vater zu und manch einem entwich ein 'Oh' oder 'Ah'. „Damit kann man wirklich über die Grand Line segeln.“ „Da haben sie wirklich Recht, Eure Hoheit. Gar Majestätisch wiegt sie auf den Wellen“, stimmte Metis zu. „Und die Ausstattung des Schiffes ist absolut großartig“, fügte Thalia hinzu. Artem nickte. „Sie wurde aus dem Holz des Adam-Baumes erbaut“, begann Sanji zu erklären, als sie das Schiff betraten. „Ja. Das hat alles unser Zimmermann gemacht. Franky. Er ist wirklich der Beste!“, sagte Ruffy grinsend. Erstaunt sahen sich die Besucher und Suchenden um. Manch einer schaute hier in ein Fass, da hinter einen Orangenbaum, um den Anschein zu waren, dass man den Dieb ausfindig machen wollte. Doch eher waren sie daran interessiert zu wissen, wie alles funktionierte. Das war auch der Moment, als Nami ihre Hand von Sanjis löste und auf Zehenspitzen davon schlich. Niemand bemerkte es, so begeistert waren sie von dieses Schiff. „Es gibt getrennte Schlafräume für die Frauen. Ein Krankenzimmer. Eine Küche...“ „Wo Sanji immer lecker für alle kocht.“ „Ja...kocht...“, murmelte König Mides und Sanji war klar, dass es ihm missfiel. „Gut, da ja von dem Dieb an Deck nichts zu sehen ist, sollten wir uns einmal die untersten Räume ansehen.“ Sanji schluckte, während Ruffy zuversichtlich antwortete: „Kein Problem!“ Es war ganz leise unter Deck. Man könnte sogar deine Nadel fallen hören. Niemand war zu sehen. Niemand zu hören. Als sie gemeinsam Lysops 'Bastelkammer' betraten, stand da plötzlich Nami in der Tür und Sanji konnte erkennen, wie sie hastig ihren Klima-Taktstock auseinander baute und unter ihrem Rock versteckte. „Was machst du denn hier?“, fragte sein Vater erstaunt, „Warst du nicht die ganze Zeit mit uns zusammen gewesen?“ Sie legte ihren Kopf zur Seite und lächelte schüchtern. Sie wirkte ganz und gar unschuldig, doch Sanji wusste es besser. Denn hier und da konnte er die Luft flimmern und schimmern sehen. Wie sie waberte und sich bewegte. Die von ihr geschaffene Fata Morgana des Raumes war fast perfekt und der Smutje, aber auch ihr Kapitän hoffte, dass niemand das falsche Spiel bemerkte. „Ich...ähm...“ Sanji räusperte sich, stellte sich ihr gegenüber und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Hast du denn deine Unterwäsche finden können?“, flüsterte er genau so laut, dass auch sein Vater es hören konnte. Sofort wurde Nami knallrot, schielte zum König, dann sah sie wieder Sanji an. „Ja, natürlich!“, antwortete sie gespielt zuversichtlich und nickte eifrig. „Wie konnte ich sie nur letzte Nacht liegen lassen - ich Dummerchen.“ „Nicht so schlimm.“ Er schenkte ihr einen sanften, kurzen Kuss. „Ich verstehe.“, murrte sein Vater, nickte und ließ seinen Blick einmal durch den ganzen Raum schweifen. Ein Glück, so dachte Sanji, gab es hier keine Ecken, Regal und Schränke, wo man sich hätte verstecken können. So konnten die Menschen, still und leise, einfach diese Gefahr des Momentes hinter der Fata Morgana ausharren, ohne dass jemand auch nur einen Schritt in diesen Raum wagte. „Gut. Suchen wir noch in den anderen Räumen weiter.“ Er selbst hatte gar nicht bemerkt, dass er seine Luft angehalten hatte. Erst als er sie hinaus stieß und seine Lungen schmerzten, war ihm dies bewusst. König Mides ging mit seinen Gefolgsleuten die restlichen Räume absuchen. Doch wie erwartet fanden sie niemanden. Sein Vater wirkte verärgert, gar erzürnt über diese Tatsache. Hatte er etwa jemanden erwartet? Konnte er vielleicht diesen Verrat erahnt haben. Wusste er vielleicht genau, dass sie die Menschen der unterirdischen Stadt aufgenommen hatten? „Eure Hoheit – wir haben alles abgesucht. Von dem Dieb oder der Teufelsfrucht fehlt jede Spur“, sagte ein hochrangiger Soldat, als er einen Suchtrupp zur Sunny führte. „Das kann nicht sein!“, donnerte er und manch einer sah ihn erstaunt an. „Vielleicht sind es Mehrere! Sucht nach auffälligen Gruppen. Große Menschenmassen! Für solch eine Tat braucht es bestimmt an die hundert Menschen. Fragt das Volk! Sucht erneut!“ So erzürnt hatte Sanji seinen Vater schon lange nicht mehr erlebt und gesehen. Er wich einige Schritte zurück, zog Nami dabei leicht hinter sich. Zu groß war die Angst, er könne seine Teufelskräfte benutzen. Selbst Ruffy war sich unsicher, was zu tun war und anhand seines Gesichtes konnte man erkennen, dass er sein Handeln genau abwägte. Ohne Zweifel wusste Sanji, dass er den König angreifen würde, wenn er auch nur etwas Falsches sagte oder tat. „Was wartet ihr noch?! Sucht! Findet sie!“, bei dieser Aussage war sich Sanji sicher, dass sein Vater doch genau wusste, dass die Menschen sich noch auf der Insel befanden. Die Frucht war ihm von Anfang an egal gewesen. Ruckartig wandte er seinen Kopf zu den dreien, vor Wut heftig atmend, die Fäuste geballt. „Kalliope...“, begann er mit gepresster Stimme, während er seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt hatte, „...leite alle Vorbereitungen für das Fest ein. Bei Sonnenuntergang wird geheiratet!“ So sehr er sich eigentlich über diese Worte freuen sollte, so wenig traute Sanji dieser Aussage. Und seinem Vater. Kapitel 18: Ein Käfig aus Gold ------------------------------ 18. Ein Käfig aus Gold „Keine Zeit! Keine Zeit!“, rief Thalia wieder und wieder. Hier zog sie an einem Band. Da kürzte sie erneut die Schleppe. An der anderen Stelle versetzte sie die Naht. „So viele Änderungen. Zu wenig Zeit! Wie stellt sich der König das nur vor!? Oh je. Oh je.“ Genau so musste sich eine Schaufensterpuppe fühlen, sofern überhaupt möglich, dachte sich Nami. Denn dort zog man an ihr. Da begann es zu drücken. Und ihre Brust fühlte sich so schrecklich eingeengt. „Du siehst ganz entzückend aus“, kam es von Robin, welche eindeutig am ruhigsten wirkte. Bereits voll eingekleidet saß sie an einem kleinen Tisch und Nami musste zugeben, dass ihr das fliederfarbene, schulterfreie Kleid unglaublich gut stand. „Das wird deinem Prinzen bestimmt gut gefallen.“ Im Spiegel sah sie ihre Freundin an und wusste nicht genau, ob sie scherzte, oder es tatsächlich ernst meinte. „Okay. Kleid ist fertig. Schleier. Kein Schleier. Doch eine Blume im Haar. Ach nein, lieber nicht.“, Thalia begann sich aufgeregt Luft zu zufächern. Beruhigend legte Nami eine Hand auf ihre Schulter und lächelte sanft. „Du machst das ganz hervorragend, Thalia. Und das Brautkleid ist dir wirklich perfekt gelungen.“ Breit begann die Dienerin zu strahlen, als sie die Worte der Navigatorin hörte. „Vielleicht kann ich es einrichten, dass Zorro dich um einen Tanz bittet.“ „Das würdest du tun?“ Nami wusste zwar noch nicht, wie genau sie das anstellen sollte, diesen sturen Bock zu überreden, aber ein Versuch war es allemal wert. Denn, als sie sich so im Spiegel ansah, fühlte sie sich wie eine richtige Prinzessin. Natürlich war das Kleid schneeweiß. Die Schleppe war so lang, dass Nami Angst hatte, sich darin zu verfangen. Die Silhouette des Kleides war wunderbar ausgearbeitet. Es saß perfekt an jeder ihrer Kurven, passte wie eine zweite Haut. Der Ausschnitt war herzförmig, die Schultern frei, der Rücken versetzt aus einer Kombination aus Spitze und Schnürungen. Auch der Stoff, den die Schneiderin teuer erstanden hatte, war in Verzierungen am Kleid eingelassen. Gerade, als Thalia begann Namis langen Haare zu bändigen und zu einer edlen Frisur hochzustecken, bemerkte sie, wie glücklich sie war, dass sie den Armreif ihrer Schwester über die langen, weißen Handschuhe tragen durfte. Die kleinen, einfachen Brillantohrringe hatte sie von der Schneiderin selbst bekommen. „Das wird mein Meisterwerk. Schließlich wirst du zu einer Königin. Also solltest du auch aussehen, wie eine.“ Innerlich strahlte Nami. Als Sanji sagte, sie sollten zum Schein heiraten, hätte sie nie gedacht, sich einmal so sehr auf diesen Moment zu freuen. Sie war glücklich. Denn schließlich hatte ihr ganzer Aufenthalt auf Spiral Down Island doch so viel verändert. So viel geschaffen. Sie waren ein Paar! Hätte ihr das jemand vor einigen Monaten erzählt, hätte sie ihn ausgelacht. Doch wenn sie nun an Sanji dachte, so schlug Namis Herz gleich schneller und ihre Wangen färbten sich rot. Sie wollte zu ihm, in seine Arme genommen werden und ihn küssen. Seinen Körper gegen ihren gedrückt wissen, seinen Duft atmen und seine Lippen schmecken. All diese schönen Gefühle spüren, wie an diesem Morgen, der so schön begonnen hatte. „So, fertig. Mein Meisterwerk. Solch eine schöne Braut wird einfach in die Geschichtsbücher eingehen!“ Erstaunt begutachtete Nami dieses kunstvolle Geflecht ihrer Haare. Etwas sorgte sie sich, diese wieder zu entwirren – doch das waren mehr die Gedanken für einen späteren Zeitpunkt. „So kann man wirklich Heiraten. Alle werden Augen machen. Und Sanji wird es lieben.“ „Ich weiß“, flüsterte sie etwas schüchtern und senkte ihren Blick. Dann klopfte es an der Tür. „Herein!“, verlangte Thalia, als sie all ihre Werkzeuge zusammenpackte und in einem kleinen Koffer verstaute. Es war der König. Robin stand gleich auf, als sie ihn sah und Thalia salutierte. Nur Nami begutachtete ihn weiterhin ruhig durch den Spiegel. Auch er trug eine edle Robe, mit einem Umhang und einer Weste aus golden schimmerten Stoffen. Sogar weiße Handschuhe trug er. In seinen Händen hielt er zwei Kästchen und Nami fragte, was sich wohl darin befand. Doch sie bemerkte auch, wie ruhig er wirkte. All der Zorn vom Morgen war verschwunden. War ihm bewusst, dass die letzten Stunden als König für ihn geschlagen hatten? Wusste er, dass Sanji bald seinen Thron einnahm? Hatte er sich tatsächlich damit abgefunden? Was diesen Wutausbruch nur wenige Stunden zuvor verursachte, konnte Nami nur erahnen. Denn Zeit, um sich mit Sanji, oder gar Ruffy auszutauschen war nicht mehr geblieben. Zu schnell hatte man sie wieder zum Schloss gebracht, wo dann auch schon die Vorbereitungen für das Fest begannen. Nami aber glaubte, dass es kaum mit dem verlorenen Dieb oder dem verschwinden der Unnütz-Frucht zu tun hatte. Wohl eher war ihm bewusst, dass die Menschen der unterirdischen Stadt noch lebten. Vielleicht sogar, dass sie sich auf der Sunny versteckten. „Würden die Damen mich mit meiner künftigen Schwiegertochter allein lassen?“ Thalia gehorchte sofort. Robin aber blieb weiterhin ruhig stehen. Nami erkannte genau die Zweifel, ob sie denn Nami in seiner Obhut lassen konnte. Als die Navigatorin nickte, sagte König Mides auch schon: „Mein liebes Fräulein, habt keine Sorge. Ein armer, alter Mann, wie ich es bin, wird eurer Freundin nichts tun. Thalia? Würdest du sie bitte schon zum Festsaal geleiten?“ „Sehr wohl, eure Hoheit. Kommt Ihr?“ Robin nickte nur, verengte die Augen und folgte der Schneiderin. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Nami presste nur die Lippen aufeinander, blickte zu Boden. „Ich habe hier noch zwei kleine Geschenke. Für die werdende Königin von Spiral Down Island.“ Er kam auf sie zu und als er neben ihr stehen blieb, die Kästchen nieder legend, sah sie ihn endlich an. „Das wäre doch nicht nötig gewesen...“ „Doch, doch, mein schönes Fräulein. Dies sind Gaben, welche auch schon meine Frau und deren Mutter zu ihren Hochzeiten trugen. Du siehst, es sind Erbstücke. Ich glaube, dass auch mein Sohn sich sehr darüber freuen würde, wenn du sie tragen würdest.“ Er öffnete das erste, schmalere der zwei Kästchen und ein auf Samt gebettetes Diamantkollier kam zum Vorschein. Selten hatte Nami so etwas Funkelndes und Wertvolles gesehen. Sie konnte nur erahnen, wie viele Millionen Berry es wert sein musste. Mit flinken Fingern hob er die Kette geschickt aus deren Bett heraus und legte sie um Namis Hals. Dabei kam er ihr gefährlich nahe so wich sie eiligst einen Schritt, nach dem Schließen der Kette, zurück. Schwer lag das Kollier auf ihren Schultern. Nami bemerkte sofort, wie es ihr das Schlucken erschwerte. Aber vielleicht kam dieses Gefühl allein von dem König und der Gefahr, die von ihm ausging. Schnell öffnete er auch die Schlösser des zweiten, hohen Kästchens. Es war die passende Krone. „Bekommen wir die nicht erst zur Krönung?“, fragte Nami erstaunt, doch König Mides schüttelte den Kopf. „Nein. Mitnichten, meine Liebe. Du siehst, diese hier ist die Zeremonienkrone. Man trägt sie zu speziellen Anlässen, wie der Hochzeit, zum Neujahrsfest, oder sogar zum eigenen Geburtstag. Dann haben wir noch die Regentschaftskrone, so wie die meine. Sie wird sonst alltäglich getragen und ist daher recht schlicht.“ Behutsam hob er das kleine Kunstwerk aus der Schachtel und setzte sie auf den Kopf der jungen Frau. Auch diese übte ein enormes Gewicht auf sie aus. Nun sah sie wieder zum Spiegel. Nun fühlte sich Nami nicht nur wie eine Prinzessin, sondern tatsächlich wie eine Königin. Ein beachtliches Gefühl und eines, vor welchem sie sich auch etwas fürchtete. „Das sind nur einige kleine, nette Gesten“, sagte König Mides, „...., wenn du wolltest, könnte dir noch viel mehr gehören.“ Erstaunt wirbelte sie wieder ihren Kopf herum und sah Sanjis Vater mit gerunzelter Stirn an. Was genau meinte er damit? „Wie bitte?“, fragte sie nach und fasste mit ihrer Hand zu dem Diamantkollier. „Ich will kein Geheimnis mehr daraus machen. Doch du gefällst mir. Sehr. Ich fühle mich dir körperlich hingezogen. Verehre deine Schönheit und Intelligenz.“ Wieder wich sie einen Schritt zurück. Nein. Das konnte einfach nicht sein! „Dein Temperament ist erregend. Ich brauche eine Frau, die mir auch einmal Kontra bietet. Vergiss meinen idiotischen Sohn! Heirate mich stattdessen. Dann lasse ich all deine Wünsche in Erfüllung gehen – egal, wie kostspielig sie auch sein mögen!“ „Eure Majestät...ich fühle mich geehrt..., a-aber“, stotterte sie. Darauf antworten konnte sie nicht. Es fehlten ihr einfach alle Worte. Dieser leicht hoffnungsvolle Schimmer verschwand schnell wieder in König Mides Auge und sein Gesicht wurde wie versteinert. Ein bitterer, einschneidend kalter Blick war nun zu erkennen und er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Aber was?“, fragte er und Nami war entsetzt über die Kälte, die sie dort fand. „Bin ich einer Piratin etwa nicht gut genug? Ist das so, Diebische Katze?“ Nami riss die Augen auf, als sie ihren Spitznamen hörte und hastig schüttelte sie ihren Kopf. „Nein? Nennt man dich so nicht? Navigatorin der Strohhutpiraten? Dachtet ihr wirklich, ihr könntet mich bis zum Ende hinter das Licht führen? Dass ich auf euer kleines Schauspiel hereinfalle?“ Grimmig lachte er und Nami bemerkte, wie sie zu zittern begann. So umarmte sie sich schnell selbst. Wieder wich sie einen Schritt aus. Doch er folgte mit gleich zweien nach. „Dachtet ihr, ich würde die Steckbriefe nicht kennen? Nur weil diese Insel durch ihre Mobilität etwas von der Außenwelt abgeschnitten ist? Ich kenne einige hohe Tiere bei der Marine. Soldaten, Leutnats und Offiziere. Admiräle... Sie wären entzückt zu hören, dass ihr euch hier aufhaltet und dass ihr Kriminellen helfen wollt. Wo habt ihr sie denn versteckt? Die ganze Insel wurde abgesucht und keine Spur von ihnen. Na? Wie lautet die Antwort?“ Nami presste ihre Lippen aufeinander und sah ihn einfach nur an. Denn, so hatte sie das Gefühl, eine wirkliche Antwort wollte er gar nicht. Als er weitersprach, sah sie sich bestätigt: „Es ist auch egal. Ich dachte nur, du wärst klug genug, nicht auf die kleinen Spielchen meines idiotischen Sohnes einzugehen.“ „Nenn ihn nicht so!“, fauchte Nami verteidigend und ballte ihre Fäuste. König Mides runzelte die Stirn. „Wie viel hat er dir gezahlt, um das zu sagen? Wie viel hast du verlangt, damit er dein Schweigen bekam. Er hat dich gekauft. Ist dir das bewusst?“ Mit jedem Wort, das er sagte, verschwand mehr und mehr die Angst, welche sie noch zu Beginn verspürte. Stattdessen kroch langsam in ihr eine eiskalte Wut hinauf, welche befreit werden wollte. Warum aber sprach er auch so über sie und Sanji? Er wusste doch gar nichts! „Weißt du, genau so läuft es auch mit meinen Mätressen. Jede, kleine Gefälligkeit kostet. Ist es denn nicht auch bei euch so? Bist du nicht auch zu seiner kleinen Schlampe geworden? Wie viel hast du schon verdient? Wie oft musstest du deine Beine dafür breit machen?“ Sie konnte nicht antworten. Zu schnell war er heran gekommen, stieß sie gegen die nächste Wand, hielt ihre Handgelenke fest, presste ihren Körper gegen den kalten Stein. Sie versuchte sich zu wehren, versuchte, aus dieser Lage herauszukommen. Doch er war zu stark. „Auch ich kann gut für dich zahlen. Sogar noch besser, als mein Sohn es könnte. Du könntest dir dann alles kaufen, von dem du je geträumt hast.“ Erst ganz sanft küsste er ihren Hals und wieder begann sie sich zu wehren. Dann biss er in ihre Haut, so kräftig, dass sie aufschrie. Das wollte sie nicht. Das durfte er nicht! Nur Sanji durfte sie so berühren. „Obwohl. Ich hätte es lieber, wenn ich dich als meine Frau wissen könnte. Angezogen als eine Braut bist du ja schon. Und die Zeremonie wird bereits vorbereitet. Verlass deine Crew und sei an meiner Seite die neue Königin von Spiral Down Island.“ „Nein!“, schrie sie, trat nach seinem Schienbein. Doch es war hart. Ihre Zehen begannen zu schmerzen und als sie nach unten sah, erkannte sie, dass sein gesamtes Bein sich von Gold wieder in Fleisch und Hosenstoff verwandelte. „Warum wehrst du dich? Habe ich dir nicht genug gezahlt? Ich dachte immer, dass die Navigatorin Nami diejenige war, die Geld und Gold über alles liebt. Waren meine Informationen da nicht richtig?“ Sie schluckte nur, starrte böse in seine Augen, hoffte, dass er darin all den Hass und die Verachtung fand, die er in ihr auslöste. Dann spuckte sie in sein Gesicht, traf genau goldenes, künstliches Auge. Wieder runzelte er die Stirn und lachte erneut boshaft auf. Das nächste geschah so schnell: Eine seiner Hände löste sich, wanderte zu dem Diamantkollier und mit aller Kraft zog er daran, bis der Verschluss brach. Doch das dauerte und so zog er ihren Körper mit. Als er die Kette in seinen Händen behielt, fiel sie zu Boden. „Du liebst ihn tatsächlich...“, flüsterte er belustigend. Ihr gesamter Nacken und die Schultern schmerzten. Nami wirkte so unglaublich schwach und gedemütigt in diesem Moment. Könnte sie nur so kämpfen, wie es die anderen immer taten. Hätte sie nur Teufelskräfte. Doch dann sah sie ihren Klima-Taktstock bei der Kommode liegen. Ihre Chance, auf einen fairen Kampf. Mit aller Kraft und so schnell sie konnte, kroch sie zu ihm. Natürlich bemerkte es der König gleich und mit drei hastigen Schritten, hatte er schon ihre Waffe gepackt. Seine Augenbrauen kletterten nach oben. „Nettes Spielzeug.“ Und damit verwandelte sich ihre Waffe zu Gold. Als Nami ihre letzte Chance, nun glänzend, zu Boden fallen sah, griff er schon in ihr Haar. Unter Schmerzen zog er sie daran auf, schubste sie gegen die Kommode und er lehnte sich schnell gegen sie. Ihr Kopf schmerzte und ihre Augen tränten und mit jeder Sekunde sah sie ihre Situation aussichtsloser werden. Er schob ihren Körper auf die Kommode, eine Hand auf ihren Rücken, welche sie fest gegen ihn drückte, die andere wanderte bereits unter ihren Rock. Er küsste sie, hart und biss in ihre Lippen. Es widerte sie an. Es war kein Vergleich zu Sanji und all der Liebe, Leidenschaft und Zärtlichkeit, die er ihr bot. Mit aller Kraft wollte sie ihn wegstoßen. Doch er ließ nur von ihren Lippen ab und lachte über ihre Versuche. Dann lehnte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte: „Was glaubst du, würde mein lieber Herr Sohnemann sagen, wenn du ein Kind von seinem Vater bekommen würdest?“ Nami riss die Augen auf, begann zu schreien, gar zu flehen, er solle sie endlich los lassen. „Nami, du hast geschrien?“ „Nein! Klio!“ Gleich zwei Stimmen ließen den König innehalten. Es waren Klio und ihre Zwillingsschwester Kalliope, welche durch die Tür gestürmt kamen. Die jüngere der beiden blieb wie angewurzelt stehen, die andere musterte die Situation genau. Entsetzt und hilfesuchend sah Nami zu den beiden. Doch sie hatte diesen gewissen Überraschungsmoment auf ihrer Seite und endlich genug Kraft den König von sich zustoßen. Klios Hand schnellte zu ihrem Mund. Sie konnte nicht verstehen, was sie gesehen hatte und in ihren Augen konnte Nami erkennen, wie sie nachdachte. Wem sollte sie ihre Treue zeigen? Dem König, welchem sie schon Jahre diente, oder doch der Freundin des Prinzen. Kalliope stand einfach nur neben ihrer Schwester, presste die Lippen aufeinander. König Mides atmete schwer vor Erregung, sah Nami erzürnt an, dann die beiden jungen Frauen. „Kalliope, ich habe dir doch befohlen, niemanden hier rein zu lassen!“, knurrte er wie ein bissiger Hund, bereit zum Angriff. „Verzeiht mir, meine Schwester konnte mich in einem unangebrachten Moment überwältigen.“ „Nami hat geschrien! Um Hilfe gefleht!“ Mit eiligen Schritten kam Klio zu ihr gelaufen. Beruhigend legte sie ihre Hände auf ihre Oberarme. Erst da bemerkte die Navigatorin, dass sie vor Weinen zitterte. „Alles gut. Dir wird nichts zustoßen“, flüsterte Klio und umarmte die junge Frau. „Nach welchem Plan werden wir nun vorgehen, Eure Hoheit? Wie es mir scheint, werdet ihr die Piratin nicht heiraten.“ König Mides strich sich, in Gedanken versunken, übers Gesicht. Dann richtete er den Kragen seines Hemds und zog seine Hose zurecht. Einen Handschuh zog er dabei aus. „Du hast recht. Sie ist zu starrköpfig. Hat Gefühle für meinen dilettantischen Sohn entwickelt – wer hätte das gedacht! Nein, sie ist keine gute Königin. Also Kalliope, du wirst nun ihren Platz einnehmen. Schreib die genaue Form ihres Kleides auf. Beschreibe es genau in Farbe und in der Beschaffenheit des Stoffes. Vergiss nicht einen Schleier zu erwähnen und eine Perücke mit ihrer Haarfarbe. Metis wird uns mit seiner Vorlese-Frucht große Dienste erweisen.“ „Sehr wohl, mein König.“ „Ihr denkt doch nicht ernsthaft, dass Prinz Sanji darauf reinfällt? Er wird die falsche Braut erkennen!“ Klio war verärgert. Zu gleich verschwand damit ihre ganze Quirligkeit und ihr ganzes, aufgedrehtes Wesen änderte sich. „Vielleicht. Doch bis das geschieht, ist die Hochzeit bereits vollzogen. Dem Volk wird gesagt, er hätte sich doch für eine andere, einheimische Person entschieden“, ein bösartiges Grinsen überflog seine Lippen. „Laut Plan werden das deine kleinen Piratenfreunde nicht gern sehen. Diesen Verrat. So würde es dazu kommen, dass meinem Sohn ein kleiner Unfall widerfährt und er den nächsten Morgen nicht erleben wird.“ „Niemand aus der Crew könnte ihn umbringen“, flüsterte Nami, als sich Klio endlich von ihr löste. König Mides lachte. „Dem Volk reicht schon eine vermummte Gestalt, die dem Prinzen ein Messer in den Rücken rammt. Der Rest ist Auslegungssache.“ Nami schluckte. Wie konnte man nur so skrupellos sein und seinen eigenen Sohn töten wollen? „Warum lasst ihr uns nicht einfach ziehen? Warum wollt ihr Sanji tot sehen? Euren eigenen Sohn.“ Er sah die Navigatorin stumm an, presste die Lippen aufeinander und verengte die Augen. „Ihr seid Piraten. Das wäre der erste Grund. Zweitens, mein Sohn tötete meine Frau-“ „Das war nicht seine Absicht! Das wisst Ihr genau“, rief Nami gleich heraus und ballte ihre Fäuste. „Alles war ein schrecklicher Unfall. Wenn, dann solltet Ihr allein Euch die Schuld geben.“ Er wieder lachte er auf. Wie Nami dieses Geräusch hasste. „Das ich nicht lache! Was hat er dir denn alles erzählt, Weib?“ Er schüttelte hektisch den Kopf, ging zu Kalliope und las sich hastig das durch, was sie geschrieben hatte. Knapp nickte er. „Schreib, dass das Kleid deine Größe haben soll.“ Dann blickte er die beiden Frauen am anderen Ende des Raumes an, sein Grinsen breit und boshaft. „Du hast aber in der Tat recht, meine süße, hübsche Nami. Ich tötete meine Frau aus voller Absicht.“ Klio keuchte als sie das hörte und ihre Augen weiteten sich vor Schock. Als hätte sie Angst in Ohnmacht zu fallen, klammerte sie sich an Namis Handgelenk. „Es war alles so perfekt. Dieser kleine Streich hätte sie nicht getötet. Schwer verletzt - sicher. Aber ich wollte mir sicher sein und mit meinen goldenen Kräften war es ein Leichtes. Noch leichter war es aber, die Schuld meinem Sohn zuzuschieben.“ „Warum?“, schluchzte Klio. „Ihr habt sie doch geliebt!“ König Mides zuckte mit den Schultern. „Natürlich habe ich das. Und doch wollte sie auch die Menschen der unterirdischen Stadt befreien. Wollte die ganzen Gesetze ihrer Gefangenschaft kippen.“ Ein Ruck unter ihren Füßen. Die Erde bewegte sich so heftig, dass der Raum für einen Moment in eine schräge Lage verfiel. „Sie war mir nur noch ein Dorn im Auge. Zum Glück konnte ich sie beseitigen.“ „Wie konntet Ihr nur?“ „Klio, zügle dich!“, ermahnte sie ihre Schwester. Doch die jüngere der Beiden schritt schon auf den König zu, die Fäuste geballt. „Das Volk liebte sie! Sanji liebte sie! Ihr könnt doch nicht einfach Menschen töten, wie es Euch beliebt. Ihr seid ein schrecklicher, grausamer König!“ König Mides hob nur seine Hand, schlug sie mit deren Rückseite nieder. Auch Nami kannte bereits diesen Schmerz. Schnell eilte sie der jungen Frau zur Hilfe, kniete sich neben sie. „Ich sehe, wie deine Loyalität nun diesem Piratenpack dient.“ Seine Stimme war wieder eiskalt. Als Nami zu ihm aufsah, hatte er bereits wieder die Arme hinter seinem Rücken verschränkte und sah sie an, als wären sie Abfall. Dann hielt er seine Hand nach der Navigatorin aus, wollte ihr aufhelfen. „Wenn du mit mir kommst, mich anstelle meines Sohnes nimmst, werde ich ihn vielleicht verschonen.“ Verachtend blickte sie ihn an, stand allein auf und stellte sich zum Schutz vor Klio. „Ich habe keine Angst vor diesen Worten. Sanji ist stark. Er wird dir schon in den Arsch treten, wenn du nicht aufpasst.“ „Ach ja?“ König Mides griff ihren Arm mit seiner nackten Hand, hielt ihn so fest, dass Nami Angst hatte, er könnte brechen. „So etwas lasse ich mir doch nicht von einer dahergelaufenen, kleinen Piratin sagen.“ Wieder erzitterte die Erde. „Du wirst schon sehen, was es heißt, sich mit dem König anzulegen.“ Plötzlich durchflutete ihr Arm eine eisige Kälte. Dann Hitze. Als König Mides seine Hand von ihr nahm, hatte sich ein goldener Abdruck in ihre Haut gebrannt. „Nein...“, wisperte Klio schockiert, während Nami einfach nur starren konnte, um zu begreifen, was geschehen war. Schon im nächsten Moment wurde der goldene Abdruck größer, ihr Arm schwerer. Da wusste sie, dass sie das gleiche Schicksal, wie Sanjis Mutter zu ereilen hatte. Ohne jeden Ausweg. „Schade, dass es so kommen musste. Aber, wer weiß, vielleicht bin ich ja so gnädig und erlöse dich von deinem Bann.“ Nami schluckte. „Ja, du hast richtig gehört. Ich kann meine Kräfte auch wieder rückgängig machen. Aber schon bei meiner Frau habe ich die Fähigkeit nicht angewandt. Und bei meinem Sohn..., sagen wir so, sein Bein war wirklich nur ein kleiner Verlust.“ Er sah Kalliope an, welche nickte und zur Tür ging. Im gleichen Moment bückte König Mides sich, berührte den Fußboden mit seiner freien Hand. Eine goldene Flut überzog sogleich den ganzen Raum. Stühle, Schränke, Vorhänge, Fenster, Wände. Alle das Mobiliar wurde zu Gold. „Welch ein schöner, goldener Käfig, für das kleine Vögelchen.“ Auch er schritt zur Tür und sah die beiden Frauen verachtungsvoll an. „Wenn du Glück hast und dein Herz in zwei Stunden noch nicht zu Gold erstarrt ist, befreie ich dich von meinen Teufelskräften. Bis dahin kannst du dir ja überlegen, ob du nicht doch meine Frau sein willst. Und Klio-“ Er sah sie finster an, „Für dich überlege ich mir noch eine passende Bestrafung.“ Ruckartig drehte er sich um, kehrte ihnen den Rücken zu. Noch bevor er die Tür von Kalliope schließen ließ, murmelte er: „Welch vortrefflicher Tod für eine Diebin, nicht wahr?“ Mit einem Knall fiel die Tür ins Schloss und auch sie wurde durch eine Schicht aus Gold versiegelt. Kapitel 19: Klio ---------------- 19. Klio Entkräftet brach die junge, weißhaarige Frau zusammen. Weinte bittere Tränen. Nein – das durfte nicht sein! Erst starb die Königin, die sie so sehr verehrte, dann sollten auch noch ihr bester Freund und dessen Geliebte dran glauben. Es gab keinen Ausweg mehr. Kein Davonlaufen. Kein Leugnen, dass es so enden würde. Zu viel war es. Alles zu viel. Die Welt drohte, sie zu verschlingen. Klio schnappte nach Luft, das Atmen fiel ihr so schwer, wie einem gestrandeten Fisch. „Alles gut. Wir haben uns sonst auch aus den auswegslosesten Situationen retten können. Das wird eine Leichtigkeit.“, erstaunt blickte sie diese schöne, starke Frau an. Sanft berührte Nami ihre Schulter und sie war doch sehr überrascht, dass sie noch immer Zuversicht in den Tiefen dieser braunen Augen fand. „Warum bist du dir da so sicher? Glaubst du wirklich, dass der König dich erlösen wird? Glaubst du daran, dass er tatsächlich seinen Sohn verschont? Er ist ein Monster!“ „Ich glaube daran, dass meine Freunde ihm gewaltig die Leviten lesen werden.“ Wieder vergrößerte sich der goldene Abdruck, überzog ihren gesamten Unterarm und ihre Hand. Klio sah Nami schlucken. „Ich hoffe nur, dass sie sich auch damit beeilen.“ Klio schloss ihre Augen. Das war alles so unfair! Nun war ihr bester Freund auf der ganzen weiten Welt endlich wieder nach Hause gekommen, war glücklich, mit dem, was er er tat, war ein begnadeter Koch und hatte sich verliebt und nun sollte sein ganzes Leben von ihm gerissen werden. Klios Herz schmerzte. „Liebst du ihn wirklich?“, fragte sie und sah die Navigatorin an. Sie blinzelte erst, dann nickte sie langsam, sagte aber kein Wort. Nein! Das durfte nicht passieren! Diese junge, blühende Liebe durfte nicht so tragisch ihr jähes Ende finden! Sie musste etwas unternehmen! Schnell rappelte sich Klio auf, rannte zur Tür, ballte die Fäuste und begann dagegen zu hämmern. „Hilfe! Wenn uns jemand hört, dann hilf uns doch!“ Aus dem Raum heraus konnte sie nichts tun. Ihre Seifenblasenkräfte brachten nichts, waren zu schwach im Gegensatz zu denen des Königs. Doch, vielleicht konnte jemand anderes zumindest den Prinzen warnen. „Klio..., das wird nichts bringen.“ Nein, das wollte sie nicht glauben! Bestimmt gab es Leute da draußen. Irgendjemand. Irgendwas musste doch getan werden! „Helft uns doch! Bitte!“, ihre Hände begannen schon zu schmerzen und schon kurz darauf, riss die Haut und Blut begann hinabzutropfen. Es benetzte ihre Unterarme, rann auf ihre Kleidung, perlte von dem kühlen Gold ab. „Bitte! Der König will seinen Sohn töten! Wir sind gefangen! Helft uns...“ „Wer ist da drin?“, hörte Klio plötzlich eine männliche Stimme auf der anderen Seite sprechen und irgendwie kam sie ihr bekannt vor. Nur kam sie nicht auf den Namen. „Zorro?“, fragte Nami erstaunt, kam ebenfalls zur Tür gelaufen und lehnte ihr Ohr daran. „Bist du das?“ „Was machst du denn bitte da drin? Musst du nicht irgendwie vorm Altar stehen?“ „Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Sind die Gäste noch nicht alle im Festsaal?“ „Den suche ich ja schon seit einiger Zeit.“ Nami verdrehte die Augen, und Klio verstand nicht. Fiel es ihm immer so schwer, den richtigen Raum zu finden? „Hast du deine Schwerter dabei?“, hakte Nami weiter nach. „Welch Frage.“ „Zorro, hast du sie dabei?“ „Ja, natürlich! Beruhige dich gefälligst.“ Klio hörte den Mann auf der anderen Seite seufzen. „Soll ich die Tür aufschneiden?“ „Ja, mach schon.“ Klio verstand nicht recht. Schneiden? Durch Gold? Waren die beiden sich sicher, dass es eine so gute Idee war? Das war schließlich Metall. Dass man durch diese Art von Material schneiden konnte, war ihr wirklich neu. Nami zog an ihrem Arm, damit sie zurückwich. Dann, nur Sekunden später, klaffte da ein riesiges Loch in der Tür und der Schwertkämpfer kam hinein geschritten. In seiner ganzen Art wirkte er recht grimmig, doch als er den Raum und dann Namis Arm sah, war er doch sehr verwundert. „Hast du etwa zu viel mit Sanjis Vater gekuschelt?“ „Bleib doch bitte ein Mal ernst!“, faucht die junge Frau und stemmte ihre nicht vergoldete Hand in die Hüfte. Zorro steckte seine Schwerter wieder zurück in die Scheide, verschränkte die Arme. Die Lippen presste er zu einer schmalen Linie zusammen und verengte die Augen. „Kann mir eine von euch beiden mal erklären, was hier vor sich geht?“ Klio wollte, doch ihr fehlten die Worte. Denn noch immer sah sie verblüfft zum Loch. Hatte er die Tür wirklich durchgeschnitten? Mit seinen Schwertern? Welche Teufelskraft besaß er wohl? Auch Zorro blickte noch einmal hinter sich, zuckte nur leicht mit den Schultern. „Gold ist ein weiches Material. War ein Kinderspiel. Also? Bekomme ich nun eine Antwort.“ „Sanjis Vater ist vollkommen durchgedreht. Kalliope soll nun meine Stelle einnehmen und Sanji wird heute Abend ermordet, wenn wir den König nicht aufhalten. Einem von euch soll dabei die Schuld zugeschoben werden.“ Zorro nickte. „Und was ist mit dir?“ „In weniger als zwei Stunden werde ich komplett aus Gold sein.“ „Oh.“ „Oh? Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Verstehst du nicht? Ich werde aus Gold sein!“ Wieder wuchs die goldene Fläche an Namis Arm an, kletterte hinauf, bis zur Schulter. Die Navigatorin keuchte. Dann sah sie ihren Freund an, griff mit der freien Hand seinen Kragen und zog ihn zu sich runter und sah ihn beinah schon bedrohlich an. „Verdammt jetzt beeil' dich endlich! So sehr ich Gold liebe, so wenig will ich als goldene Statue enden! Und eins kann ich dir sagen – wenn du dich nicht bald beeilst, werde ich dich als Geist auf Ewig heimsuchen!“ „Schon gut! Ich geh ja schon, Hexe.“ Ruckartig ließ Nami von ihm ab und wandte sich nun auch zu Klio um. „Klio, du gehst mit ihm! Sonst verläuft er sich nur wieder!“ „Ich kann dich doch jetzt nicht allein lassen...“ Nami legte ihre Hände auf die Schultern der weißhaarigen Frau und blickte ihr tief in die Augen. „Du warst dabei. Du hast mit eigenen Ohren gehört, was der König plant. Dir wird man glauben. Außerdem können wir keine Zeit verplempern, nur weil der Vollidiot sich zehn Mal verläuft!“ „Vollidiot?“ „Klio, verstehst du? Wir haben keine Zeit mehr!“ Das Gold breitete sich nun über ihre Seite aus. Klio keuchte – dieser Fluch wuchs schneller, als zu Beginn angenommen. Zuversicht aber auch ein Anflug von Zweifel und Angst, das war es, was sie in den Augen dieser Frau fand. Sie vertraute ihr und Klio hatte die Sorge, dass sie Nami enttäuschte. „Gut. Zorro – mir nach. Jetzt wird dem König in den Hintern getreten!“ Er nickte und als sie gemeinsam aus dem Raum hinausliefen, fiel ihnen nicht auf, dass Nami vor lauter Bedenken und Sorge und zu Boden sank. Denn in dieser Sekunde begann auch ihr Rücken sich langsam in Gold zu verwandeln. Doch für Klio hieß es nun laufen. Laufen, so schnell wie ihre Beine sie tragen konnten. Hinab die Korridore, Treppen hinauf, vorbei an fragenden und sich wunderten Bediensteten. Zorro war die ganze Zeit ihr dicht auf den Fersen. Dann endlich, da war sie – die große, verschnörkelte Tür, der Eingang zum Festsaal. Hier hatte alles mit der Verlobung begonnen und nun sollte es hier enden. Schon begann Musik zu spielen, feierlich und festlich drang sie an Klios Ohren. Es war höchste Zeit. Die Soldaten, welche die Tür bewachten waren erstaunt, doch machten keine Anstalten, sie aufzuhalten. So stürzten sie durch die Tür und blieben schnaufend am oberen Treppenabsatz stehen. Sofort stoppte die Musik und ein Raunen ging durch die wartende Hochzeitsmenge. Alle blickten sich nach Klio und Zorro um. Sanji sah mit offenem Mund zu ihnen hinauf, die falsche Braut, verhüllt von dem Schleier, stand, zusammen mit dem König im Rosen bedeckten Gang. König Mides wirkte sehr erbost, doch auch erstaunt, als er Klio sah. Als die Strohhüte aber erkannten, wer da so plötzlich und hastig diese Hochzeit gestürmt hatte, standen sie langsam von ihren Plätzen auf. Denn ganz geheuer war ihnen das ganze Spektakel nicht. „Sanji-“, begann Klio zu sprechen und schritt, gemeinsam mit Zorro, nach vorne. Doch der Schwertkämpfer war schneller: „Dein Vater will dich umbringen.“ Die Gäste wurden lauter, murmelten, keuchten schockiert und sahen entsetzt zwischen den beteiligten Parteien hin und her. „Höre nicht auf die beiden, mein Sohn! Die sind doch nur eifersüchtig, dass du hier am Altar stehst, bereit, die Frau deiner Träume zu empfangen.“ „Ach, was weißt du schon.“, knurrte Zorro und Klio war sehr erstaunt, über die Art, wie er sich benahm. Ihr hatte man anderes Benehmen beigebracht. Doch in Zeiten wie diesen, brauchte sie da noch all ihren Anstand und all die Sitten? Vor allem gegenüber dem König? Denn sie wusste doch nun, welche grausame Gedanken in seinem Gehirn brüteten. Zorro schritt an der falschen Braut und König Mides vorbei, genau auf Sanji zu, der in all seiner edlen Kleidung tatsächlich wie ein Märchenprinz aussah. „Sieh dir doch nur einmal die Braut an! Das ist nicht unsere Navigatorin. Bist du etwa jetzt so blind vor Liebe, dass du sie nicht einmal mehr erkennst?“ Klio schluckte und endlich kam auch sie zu Wort: „Zorro hat vollkommen recht, Sanji. Nami wird bald vollkommen aus Gold bestehen! Sie wird das gleiche Schicksal wie deine Mutter teilen.“ Entsetzt zogen die Gäste die Luft ein, doch gleich darauf wurde es wieder still. Auch Klio schritt die Treppe hinab, deutete auf die Frau, ganz in weiß. „Das ist Kalliope. Namis Tattoo ist nur aufgemalt. Sieh nur! Die Farbe verläuft schon. Und ihre Haare sind in Wirklichkeit nur eine Perücke. Der Schleier verdeckt ihr Gesicht.“ Sanjis Vater blaffte, ohne dass er auf jeglichen Anstatt achtete: „Alles nur Wahnvorstellung! Dies hier ist deine Braut und du wirst sie jetzt heiraten!“ Die Erde unter ihnen bebte heftig. Dieses Mal länger, als sonst. Menschen schrien auf, fielen von ihren Stühlen. Dekorationen verrutschten und alle versuchten ihre Balance zu halten. War es nur Klios Gefühl, oder wurden diese Beben schlimmer und schlimmer? Irgendetwas konnte mit der Maschine einfach nicht stimmen. Klio sah aber in diesem Beben auch eine gute Art der Ablenkung und so eilte sie voraus, schnappte den Schleier und riss ihn der Braut vom Gesicht. Dass die Perücke mit den orangefarbenen Haaren gleich mit verrutschte, war nicht geplant, aber überaus praktisch. So legte sie das entgeisterte Gesicht ihrer Schwester und deren weiße Haare frei. Klio meinte, dass jemand bei dieser Überraschung sogar in Ohnmacht fiel. „Na warte, du kleines-“, keifte Kalliope gleich und wollte nach der Jüngeren fassen, doch Klio hatte bereits Schutz zwischen Sanji und Zorro gefunden. Der Prinz war die ganze Zeit ruhig geblieben und beobachtete die Situation genau und kritisch. Schließlich verengte er seine Augen, schüttelte den Kopf. „Das darf alles nicht wahr sein...“ Leider war es das und Klio wünschte sich, sie könne diese Situation ändern. „Warum, Vater?“ „Warum, fragst du?“ Als er auf seinen Sohn zu geschritten kam, ganz langsam, doch mit bestimmtem Schritt, nahm er erst den Umhang von seinen Schultern und dann zog er seine weißen Handschuhe aus. Bei jedem, einzelnen Schritt verwandelte sich der Boden unter seinen Füßen zu Gold. Zwar wusste Klio schon immer, dass die Teufelskräfte des Königs so gefährlich waren, doch nun erkannte sie die ganze, zerstörerische Macht die sich dahinter verbarg. Panisch sprangen die Menschen auf, denn sie erkannten, dass sie hier nicht mehr sicher waren. Schreiend liefen sie zur Tür, nur um von der wieder rüttelnden Erde aufgehalten zu werden. „Warum ich deine kleine Freundin zu Gold verwandelte? Warum ich dich töten will?“ König Mides lachte bösartig auf, laut und schallend. „Weil du die Verschwendung meiner Gene bist und ich dir all das – deine Freunde, deine Verlobte und selbst die Freude am Leben – einfach nicht gönne. Du bist ein Dornen in meinem Auge, der mich von meinem Thron werfen will. Und das kann ich nicht zulassen. Kalliope-“ „Ja, Eure Hoheit?“ „Vernichte die Strohhüte!“ „Wie ihr befiehlt.“ Mit einer eleganten Bewegung ihrer linken Hand, drehten sich die Köpfe aller, sich in diesem Festsaal befindlichen Statuen zu den Strohhüten, richteten sich aus ihren Positionen auf und stellten sich starr hin. Eine erneute Bewegung und viele steinerner Menschen kamen durch die Tür marschiert. Die dritte Handbewegung und sie griffen an. Das Volk von Spiral Down Island war panisch. Wer noch nicht geflohen war, tat es jetzt. Die Strohhüte aber blieben. Zorro und Brook zogen die Schwerter. Ruffy zerstörte die erste Reihe mit seinen Gummifäusten. Klio machte große Augen, als sie sah, wie er seinen Arm dehnte. Lysop nahm zugleich seine Schleuder und als die kleine Kugel auf eine Gruppe der Statuen traf, jubelte er. Franky stürzte los, riss mehrere gleichzeitig zu Boden, während Chopper sich verwandelte und ihnen taktisch auszuweichen begann. Robin hingegen, wagte einen Angriff auf Kalliope selbst. Doch gleich zwei der Statuen stellten sich ihr in den Weg. Auch Klio hatte das Bedürfnis etwas zu tun. Doch was konnten ihre Seifenblasen schon ausrichten? „Nimm das“, befahl Sanji knapp, als er ihr seinen Umhang in die Hand drückte und er auf seinen Vater zuschritt. Wieder lachte König Mides. „Du willst gegen mich kämpfen, du Krüppel?“ „Ich weiß, dass ich dich besiegen kann“, Sanji verengte die Augen, „...und es auch werde.“ „Dass ich nicht lache. Meine Soldaten werden dich erst gar nicht in meine Nähe lassen. Metis, Artem, Thalia – Angriff!“ Die besagten Drei standen die ganze Zeit unsicher beim Altar, beobachteten die Situation. Unsicher, was zu tun war. Unsicher, wem sie folgen sollten. 'Kämpft für Sanji!', hätte Klio gerne geschrien, doch ihre Stimme versagte jämmerlich. Artem und Thalia waren die Ersten, die sich bewegten. Ein siegessicheres Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Königs breit, doch seine Mundwinkel fielen gleich wieder herab, als die beiden sich schützend an Sanjis Seite stellten. „Wie könnten wir für einen König kämpfen, der keinen Idealen folgt?“, fragte Thalia, als sie ihren Degen zog und die nadelfeine Spitze auf den König richtete. Artem verschränkte nur die Arme und nickte. Klio hätte nie gedacht, dass der Priester in seiner Kutte so gefährlich aussehen könnte. Doch das tat er, mit all seinen Muskeln und seiner Größe tatsächlich. Die Schneiderin drehte sich zum Bibliothekar und deutete mit der Bewegung ihres Kopfes an, dass er zu ihnen komme. Doch dieser wirkte noch sehr unsicher und klammerte sich um ein Buch. Als dieses Mal die Erde bebte, begann der Boden unter ihren Füßen zu reißen und eine gewaltige Spalte durchzog einmal den ganzen Festsaal. Die Strohhüte sprangen alle schnell in Sicherheit, während einige der Statuen hinabstürzten. Doch gleich ging der Kampf weiter. „Oh nein. Das hätten wir kommen sehen müssen. Meine Berechnungen scheinen sich zu bewahrheiten“, schluckte Metis und schüttelte den Kopf. „Wir müssen die Insel sofort räumen!“ Klio dachte, sie hätte sich verhört! Hier brach gleich der Kampf los, wie ihn die Insel nicht gesehen hatte und ihr geschätzter, spitzbärtiger Bibliothekar verlangte, dass alle ihre Probleme beiseite legten, um zu fliehen? Und das, einfach so, als sei nichts gewesen? „Das ist doch nicht dein Ernst, Metis! Ich werde doch diese Insel jetzt nicht evakuieren lassen. Jede Maschine weist ab und an einmal einen Fehler auf. Also sei kein Feigling und kämpfe!“ Im Gegensatz zu seinem Vater, aber hielt Sanji inne und keuchte. Über was dachte er gerade nach? „Thalia, Artem?“ Beide sahen ihn verwundert an. „Metis hat recht. Evakuiert die Insel!“ „Aber..., Prinz Sanji?“, flüsterte Thalia erstaunt. „Das ist ein Befehl!“ Artem war der Erste, der nickte, nahm dann die wesentlich kleinere Schneiderin bei der Hand und zog sie hinter sich her. Dann blickte der Smutje kurz zu Metis, bevor er sagte: „Metis, du kennst dich mit der Maschine aus?“ „In Theorie...“ „Versuch dir Franky und Lysop aus dem Haufen Statuen herauszufischen. Versucht die Maschine zu reparieren. Sollte das nicht funktionieren, bringt ihr euch in Sicherheit!“ Klio blinzelte erstaunt. „Klio?“ Nun blickte sie ihren Freund an. „Du gehst mit. Die Maschine wird doch durch Luft angetrieben. Deine Seifenblasen verursachen Luft. Deine Teufelskräfte werden sich da als überaus nützlich erweisen.“ Die junge Frau schluckte und sah, wie Metis bereits Franky und Lysop rief. „Und was hast du vor, Sanji?“ Wutentbrannt sah dieser seinen Vater an, welcher das ganze Geschehen mit verengten Augen genau beobachtet hatte. „Ein böser König hat auf dieser Insel nichts zu suchen. Der Prinz wird sich jetzt darum kümmern!“ Kapitel 20: Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten -------------------------------------------------------------- 20. Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten Seine beste Freundin hatte keine Zeit mehr, darauf zu antworten, denn schon kam sein Vater auf ihn zugestürzt, die Fäuste nun auch vergoldet. Ein Kampfschrei entwich dem Älteren. Sanji, der den Hieb auf sein Gesicht bereits zukommen sah, sprang einfach in die Höhe. Dies war schließlich seine leichteste Übung. „Jetzt geh endlich!“, knurrte Sanji, sah Klio aber nicht an. „Das ist ein Befehl!“ Erst da hörte er, wie sich ihre Schritte entfernten. „Wie lächerlich. Glaubst du tatsächlich, dass du irgendjemandem auf dieser Insel helfen kannst?“ „Irgendeiner muss helfen. Und du hast schon viel zu lang nur zugesehen! Spiral Down Island wird sonst untergehen, mit samt ihren Menschen.“ „Und du wirst einer von ihnen sein!“ Erneut stieß sein Vater sich mit seinen Beinen nach vorne, dieses Mal beide Fäuste ausgestreckt, um Sanji genau in die Magengrube zu treffen. Wieder wich der Smutje aus. „Glaubst du wirklich, ich habe Angst, vor deinen Worten?“ „Wer redet hier von Angst? Ich lese dir hier keine Gruselgeschichte vor. Alles, was ich will, ist, dich am Boden zu sehen.“ Sanji verengte die Augen und ballte seine Fäuste. „Wie konnte es mein Wunsch gewesen sein, dich stolz machen zu wollen?“ „Mich stolz machen? Ich glaube eher, dass du einem Ideal nacheifern wolltest, welche du nicht erreichen kannst.“ Nun war Sanji es, der auf seinen Vater zu schnellte. Fünf lange, gezielte Schritte, dann riss er sein rechtes Bein hoch in die Luft, wollte seinen Vater auf den Kopf treffen. Dieser hob seine goldenen Fäuste nach oben und blockte den Angriff. Doch noch im nächsten Zug nutzte er diese Position und stieß Sanji von sich. Der junge Mann taumelte zurück. Sein Vater beugte sich, berührte den Boden mit einer Hand und dieser wurde zu glänzendem Gold. Sanji rutschte, fiel und sein Vater nutzte die Chance und stieß ihn erst mit einem goldenen Faustschlag gegen die Wand und mit dem zweiten durch diese hindurch. Sanjis Magen schmerzte und er meinte zu spüren, wie eine Rippe brach. Vielleicht auch zwei. Es kümmerte ihn jedoch nicht. Er flog durch die warme Abendluft, konnte sich aber wieder fangen und landete auf dem Boden, genau im Feld aus den goldenen Blumen. Deren Blätter und Blüten waren an manchen Stellen scharfkantig, durch das edle Metall, welches sie überzog. So schnitt ihn manch eine Blume in die Haut und hinterließ unschöne, blutige Kratzer. Auch Sanjis Vater kam langsam hinaus geschritten, lachend. „Wie viel soll auf deinen Kopf ausgesetzt sein? Was auch immer der Preis für dein Leben ist - es ist zu viel. Diesen Kampf könnte ich mit geschlossenen Augen führen.“ „Ach? Wir kämpfen? Ich dachte, das wären väterliche Versöhnungsversuche.“ „Dass ich nicht lache!“ Sanji sprintete wieder auf ihn zu, sprang, drehte sich und trat zu. Erneut ein Sprung, wieder ein Kick. Während der Erste noch abgewehrt wurde, traf Sanji beim zweiten Mal genau in die Seite seines Vaters. „Nicht schlecht“, keuchte dieser, setzte gleich mit einem Schlag nach. Sanji wich ohne Mühen aus und sprang zurück. Kaum gelandet, schnellten beide nach vorne. Tritte zwischen Schlägen. Ausweichen, Abwehren und Ducken. Wer das sah, könnte meinen, Vater und Sohn nahmen an einem sonderbaren Tanz teil. Denn beide fühlten sich so sicher, in dem was sie taten und im Vorteil gegenüber dem anderen. „Warum Nami? Warum hast du sie in Gold verwandelt?“, fragte Sanji, als er wieder zurück sprang, am Kopf blutend durch einen gezielten Schlag. König Mides grinste breit. „Weil ich nicht wollte, dass du sie bekommst. Sie soll mir gehören, oder niemandem!“ Er breitete seine Arme aus, die vergoldeten Finger gespreizt. Sanji merkte, wie sich um ihn herum etwas rührte. Das Gold löste sich von den bereits verwelkten, toten Blumen und stieg in kleinen Kugeln zum Himmel hinauf, um hoch über ihren Köpfen zu schweben. „Aber sie war zu stur. Zu eigensinnig. Ich werde sie sterben lassen“, König Mides Augen rissen weit auf, als seine Arme nach unten schnellten, „..., genau wie deine Mutter!“ Wie Hagelkörner prasselten die kleinen Geschosse auf die Erde. Blitzschnell zogen sie an Sanjis Gesicht vorbei. Einer traf seinen Arm und eine lange, blutige Wunde tat sich auf. Nun bewusst, welche Gefahr regnete, sprang Sanji weit zurück und wartete den Aufprall ab. Als dem jungen Koch die Worte seines Vaters langsam bewusst wurden, knirschte er mit den Zähnen. „Was hast du da gerade gesagt?“ „Du hast richtig gehört“, kam es vom Älteren belustigt. „Ich tötete deine Mutter. Und du kleiner Wicht dachtest all die Jahre, es wäre allein deine Schuld gewesen. Wie lächerlich!“ „Hast du sie nicht geliebt?“ „Liebe ist vergänglich, mein Sohn. Also, sei froh, wenn es deine kleine Piratin nicht überlebt – ich habe dich nur von dieser törichten Liebestrunkenheit befreit.“ König Mides kam einen Schritt auf ihn zu. „Ach, nein. Du wirst das hier ja auch nicht überleben!“ Wie konnte ein Mann so abgrundtief böse sein? Wie konnte er seine eigene Frau töten, die er doch einst so sehr geliebt hatte? Und nun nahm ihm das Einzige, was Sanji selbst plötzlich wichtig erschien. Wenn er Nami verlieren sollte, wusste er nicht, was er tun sollte. Doch viel Zeit, um seinen Vater dazu zu bringen, die junge Frau von den Teufelskräften zu befreien, blieb ihm nicht mehr. „Artem wusste, dass ich deine Mutter tötete. Weist du, man sagt schließlich nicht umsonst 'Reden ist Silber. Schweigen ist Gold.' Und so habe ich seine Zunge verwandelt.“ „Hast du überhaupt Respekt vor Menschen?“ „Was brauche ich Respekt, wenn ich reich bin? Gold und Geld habe ich genug. Einem König hat man Respekt zu erweisen, oder er nimmt ihn sich einfach.“ Erneut streckte König Mides seine Arme aus und die Kügelchen begannen erneut zu schweben, dieses Mal waagerecht und genau auf Sanji zu. Dieser fürchtete, von ihnen durchlöchert zu werden und sprang daher hoch in die Luft. Gleich landete er hinter seinen Vater und mit einem gezielten Tritt nach hinten, traf er genau dessen Rücken. König Mides stolperte und keuchte. „Du elende Verschwendung meines Samens, wie kannst du nur-“ „Nein! Wie kannst du es nur wagen? All die Jahre habe ich mir die Schuld an Mutters Tod gegeben. Die ganze Zeit dachte ich, ich müsse es dir irgendwie beweisen. In all meiner Dummheit habe ich die Frau meiner Träume hier mit reingezogen.“ „Dein weichliches Geschwafel geht mir ganz schön auf den Sack!“ Im nächsten Augenblick drehte sich Sanjis Vater um, so schnell, dass Sanji nicht einmal blinzeln konnte. Hastig reichte er nach ihm, griff seinen Arm und hinterließ auch bei ihm einen goldenen Abdruck. „Dir verspreche ich, dass es weniger als zwei Stunden dauern wird, bevor du dich verwandelst. Und im Gegensatz zu deiner kleinen Schlampe, werde ich dich nicht zurückverwandeln – das verspreche ich dir!“ Sanji blieb ruhig, spürte die Kälte, die seinen Arm entlang wanderte. Schnell verbreitete sich das Gold. Doch anders, als in dem Moment als König Mides sein Bein vergoldete, hatte er keine Angst und verspürte Reue an seinen Worten und Angriffen. Nein, auch nicht, als sich das glänzende Metall so rasend schnell über seinen Hals und Rücken zog, machte es ihn vor Todesangst wahnsinnig. Denn dieses Mal hatte er die Möglichkeit, dagegen anzukämpfen. Er konzentrierte sich, überlegte, wie andere es wohl taten. Dann sammelte er seine Kräfte. Langsam verschwand das Gold und damit die Kälte, hinterließ aber einen geschockten König Mides. „Das ist unmöglich!“, rief dieser und stolperte einige Schritte zurück. Dann weitete sich sein Auge noch mehr, als es vielleicht möglich gewesen wäre. Dann ihm kam der erleuchtende Gedanke: „Du hast die Unnütz-Frucht gegessen!“ Das Gold war komplett verschwunden und Sanji sah seinen Vater an. „Weißt du, wie sehr ich dich dafür hasse? Wegen dir aß ich diese Teufelsfrucht. Wegen dir werde ich nie im All-Blue schwimmen können. Wegen dir kann ich meine Freunde nicht mehr retten, wenn sie drohen zu ertrinken.“ Er verengte seine Augen. „Dafür hasse ich dich, Vater. Dafür... und all das, was du mir je angetan hast.“ Sanji rannte wieder auf den König zu, der noch zu überrascht über die gesamte Situation schien. So traf Sanjis Fuß ihn genau an der Seite seines Kopfes und ließ ihn durch die Luft schleudern. In einigem Abstand prallte er auf den Boden auf und blieb liegen. „Du solltest der Marine übergeben werden, Vater. Du kennst weder Skrupel, noch sorgst du dich um die Menschen, die deine Hilfe am nötigsten brauchen. Wenn es nach dir ginge, würde die ganze Insel untergehen. Aber wie ein Kapitän auf dem Schiff hat auch ein König mit seiner Insel zu sinken.“ So schnell hatte sich König Mides aufgerappelt, stieß dieses Mal seinen Sohn zu Boden. Beide seiner goldenen Hände legte sich dabei eng um die Kehle des jungen Smutjes, drückten fest zu. Die Zähne des Älteren waren gefletscht, das gesunde Auge weit geöffnet und sein Gesicht gezeichnet vor Abscheu und Hass gegenüber dem Jungen. Sanji keuchte nach Luft, griff die Handgelenke seines Vaters, wollte ihn wegziehen. Doch er schaffte es nicht. „Halt endlich dein vorlautes Maul! Ich habe dich schon viel zu lange am Leben gelassen.“ „Du wirst mich nicht töten können“, krächzte Sanji atemlos. Er sah seinen Vater einfach nur an, erwiderte dessen Blick. Denn Sanji wusste genau, dass er trotz seiner Lage noch immer die Oberhand im Kampf besaß. Er brauchte sich nicht vor König Mides zu fürchten – und tat es auch nicht. Nicht mehr. „Der größte Fehler meines Lebens war es, dir dein Leben geschenkt zu haben.“ Sanji spürte, wie von den Händen seines Vaters eine eisige Kälte seine Kehle entlang floss und wie seine Haut an dieser Stelle hart wurde. Das Atmen fiel ihm schwerer. Doch er versuchte sich weiterhin zu konzentrieren. Denn wenn er dies nicht tat, so würde sein Vater tatsächlich gewinnen. „Jetzt stirb endlich, Sohn!“ Der goldene Abdruck an der Kehle des jungen Mannes wurde größer, begann über sein Kinn zu wandern, über die Lippen. Dann hörte die Vermehrung des Goldes komplett auf und zog sich die nächste Sekunde wieder zurück. Als das Gold die Hände von König Mides erreichten, kroch es aber noch weiter zurück und so wurden auch diese wieder zu Fleisch und Haut. „Was zum-“ König Mides ließ von Sanji ab. Der Smutje krabbelte gleich einige Meter rückwärts, fasste sich an seinen Hals und hustete heftig, als er endlich wieder normal atmen konnte. Sein Vater aber drehte seine Hände hin und her, schien nicht zu verstehen, warum auch sie zurückverwandelt waren. Doch schon Augenblicke später weitete er seine Arme wieder aus, um die goldenen Kügelchen wieder schweben zu lassen. Nichts geschah. Erstaunt blickte sich Sanjis Vater um, versuchte es erneut. Dann legte er seine Hände auf dem Boden. Nichts. Wieder sah er sie an, dann, voller Entsetzen seinen Sohn. „Was hast du getan...was hast du mit meinen Teufelskräften gemacht?“ Sanji stand langsam auf und sah voller Hass auf den König herab. Seine Hände steckte er dabei lässig in eine Hosentaschen. „Wenn du nur mal Klio oder Metis zugehört hättest. Beide wussten, dass hinter der Unnütz-Frucht mehr steckt, als bekannt ist.“ „Was meinst du? Was hast du getan?“ Noch bevor er eine Antwort gab, streckte Sanji sein gesundes Bein hoch in die Luft, ließ es dann auf seinen Vater zu schnellen. Dann noch ein Tritt. Und ein Dritter. Der Erste war für seine Mutter. Der Zweite für Nami. Der letzte Kick stand für sein verlorenes Bein und dass er eine Teufelsfrucht essen musste, um dieses Monster zu besiegen. Bewusstlos ging König Mides zu Boden. „Mit der Unnütz-Frucht kann man nicht nur die Kräfte der Teufelsfrüchte rückgängig machen, sondern auch die Frucht selbst. Die Gold-Frucht wird wohl genau in diesem Moment wieder am Teufelsbaum gewachsen sein.“ Verachtend sah er auf seinen Vater hinab. Der Smutje hatte das Gefühl, als würde etwas von seiner Brust abspringen. Eine Last, die er immer mit sich trug. Als wären Ketten von seinem Herzen abgefallen. Ein Gefühl der Befreiung machte sich breit. Spiral Down Island war nun sicher. Seine Mutter war gerächt. Sein Bein war zwar verloren, doch die von Lysop und Franky entworfene Prothese hatte ihre Aufgabe erfüllt. Und Nami- Nami! Sie war noch nicht gerettet! Ihr Leben lag noch immer in seinen Händen. Sanji lief los, ließ den König zurück. Der Smutje würde schon jemanden beauftragen, ihn in Gewahrsam zu nehmen. Dafür würde er schon sorgen. Seine Beine waren schnell und als er zurück zum Schloss lief, bemerkte er erst, wie sehr sein geschundenes Bein schmerzte und die Prothese drückte. Er sah seine Arme, übersät von Kratzern und tiefen Einschnitten. Auch seine hoheitliche Kleidung war an vielen Stellen zerrissen, Blut und Schmutz benetzten den weißen Stoff. Doch all das kümmerte ihn nicht. Seine ganze Sorge galt ganz allein Nami. Er sprang durch das Loch in der Mauer, welches sein Aufprall verursacht hatte. Er wurde bereits von den Strohhüten erwartet. Die Statuen waren bis auf die Letzte komplett zerstört, der Festsaal ein reines Chaos und eine sich wehrende Kalliope wurde von mehreren Armen am Boden gehalten. Sie alle wirkten sehr erleichtert, als sie Sanji endlich sahen und Chopper wollte ihn gleich freudig anspringen. Er wich nur aus, rief aber an Zorro gewandt: „Wo finde ich Nami?“ Der Mann mit den grünen Haaren sah ihn kurz an, verengte sein Auge, nickte und begann voran zu laufen. Es war vielleicht nicht die beste Idee, sich von dem Grünspan den Weg zeigen zu lassen, doch wo solle er denn sonst anfangen zu suchen? Das Schloss war riesig und die Zeit drohte ihm davon zu laufen. Sanji lief hinterher, auch wenn er wusste, dass seine Beine ihn schneller tragen konnten. Die Treppe hinauf, durch die riesige Eingangstür – schon kamen ihnen Lysop, Franky, Klio und Metis, alle freudestrahlend entgegen. „Wir haben es geschafft! Die Maschine funktioniert wieder. Hey-“, beschwerte sich Lysop, als die beiden Männer einfach an ihnen vorbei liefen und sie keines Blickes würdigten. Dafür war keine Zeit. Wo doch Zorro oft irritiert wirkte und den richtigen Weg nur selten fand, so waren seine Schritte nun bestimmend und er schien genau sein Ziel vor Augen zu haben. Immerhin ein Funken Glück in dieser schrecklichen Situation. Um die Kurve und dann endlich, Sanjis Herz blieb stehen, sahen sie Nami. Sie stand mitten im Flur, eine ihrer Hände leicht gegen die Wand gelehnt, während die andere in der Luft stillstand. Ihr Gesicht war erstarrt in Verzweiflung, denn sie hatte sich komplett in Gold verwandelt. Zu spät. Waren sie tatsächlich zu spät? Hieß es nicht, dass sie zwei Stunden Zeit hatten? Diese waren noch lange nicht vergangen! Sanji beschleunigte auf den letzten Metern seine Schritte, überholte den Schwertkämpfer nun endlich. Halb im Sprung streckte er seine Arme aus, fasste um die goldene Taille der Frau, konzentrierte sich und als sie gemeinsam fielen, verwandelte sich Nami wieder zurück in Fleisch und Blut. Der Smutje landete in einer Hocke, doch hielt er die junge Frau immer fest und schützend gegen seine Brust gedrückt. „Nami, ich habe es geschafft! Ich habe meinen Vater besiegt!“, flüsterte er und lächelte zuversichtlich. Doch sie antwortete nicht. Die Lippen rührten sich nicht, die Lider zuckten nicht und selbst die Brust hob sich nicht. Sanjis Herz begann sich zu beschleunigen. „Nami?“, keuchte er, legte einen Arm um ihren Nacken, während die andere um ihre Taille geschlungen blieb. Ganz nah zog er sie gegen sich, legte seine Stirn auf ihre, spürte, wie kalt ihre Haut war. „Nami. Es ist alles vorbei. Ich bin da. Bitte, jetzt öffne deine Augen.“ Zaghaft drückte er einen Kuss auf die Lippen. Keine Regung. Ein gewaltiger Kloß stieg in Sanjis Kehle auf, setzte sich da fest, aber es interessierte ihn nicht im geringsten, dass Zorro ihn schluchzen hörte. „Nein, ich bin nicht zu spät! Wach endlich auf. Bitte!“ Er drückte ihren Körper fest an seinen, vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. „Ich bin jetzt da, Nami. Du darfst mich nicht verlassen!“ Tränen, die sich all die Zeit auf dieser Insel angestaut hatten, begannen endlich frei zu fließen. Das durfte einfach nicht sein! Er konnte nicht versagt haben, sie zu retten! Er hatte gegen seinen Vater gekämpft und gewonnen! Er hat extra dafür die Unnütz-Frucht essen müssen. Nur so konnte er selbst siegen und seine Freunde und Nami schützen! Warum wurde er nicht dafür nun endlich belohnt? „Wach bitte auf! Ich endlich bin da“, flüsterte er wieder und wieder, als diese Angst, sie endgültig verloren zu haben, ihn überfiel und mit sich riss, wie Wellen im Sturm. Es kümmerte Sanji nicht einmal, dass auch die anderen Crewmitglieder gekommen waren und er hörte auch nicht, wie sie ihm etwas zu riefen. Zu fest hielt er sie. Nami durfte nicht mehr von ihm genommen werden! Sie gehörten zusammen, er hatte um sie und das Recht zu Lieben und Geliebt zu werden gekämpft. Jemand berührte seine Schulter, schüttelte ihn, doch all sein Sein ruhte weiter auf der junge Frau in seinen Armen. Chopper kniete sich vor ihn, sagte etwas, und wollte nach Nami haschen. „Nein!“, rief Sanji, denn er wollte nicht, dass irgendjemand sie ihm wegnahm. „Verdammt noch eins...“, hörte er seinen Kapitän irgendwo murmeln, als plötzlich zwei Gummiarme um seine Schultern legten und ihn von der Navigatorin wegzogen. Er kämpfte gegen den Griff an, doch er konnte einfach nicht entkommen. Zudem legte sich eine Klinge an seine Kehle, geführt von Zorro. „Lasst mich gefälligst los!“ Da erst sah Sanji, wie Chopper ihr zu helfen begann und erleichtert ließ er sich endlich in die Umklammerung sinken. Denn die Herzmassage schlug an und Nami keuchte einmal, nach Atem ringend. Kapitel 21: Ohrfeigen und Küsse ------------------------------- 21. Ohrfeigen und Küsse Schwärze. Da war nichts als Schwärze, welche sie umgab. Ein Taumeln, hinab in die Abgründe und nichts als Ahnungslosigkeit, Angst und Sorge. Hier gab es kein Licht, keine Wärme und nichts Schönes, was sie mit der Welt verband. Wie lange sich Nami in dieser Unwirklichkeit befand, war ihr nicht bewusst, doch als sie ihre Augen das erste Mal seit Langem wieder öffnete, stach das Licht so heftig, dass sie ihre Lider gleich wieder schloss. Ihr Kopf begann zu pochen und ein kehliger Laut kroch aus ihrem Hals. Wo sie war und ob da noch andere waren, hatte sie nicht erkennen können. Zumindest hörte sie niemanden. Nur bei dem stechenden Schmerz, welcher sich von ihrem linken Arm aus verbreitete, war sie sich sicher. Sollte sie es wagen, noch einmal ihre Augen zu öffnen? Nein, fürs Erste war es besser, dass sie liegen blieb, wartend, was geschah. Sie fühlte sich sicher und warm. Lagen da etwa weiche seidene Decken auf ihr und auf wie vielen Kissen ruhte ihr Kopf? War es Tag, oder doch Nacht? Und warum schmerzte ihr Arm so sehr? Wie lange lag sie hier schon, denn ihr Hals fühlte sich ganz trocken an. Schon seit einiger Zeit musste sie nichts mehr getrunken haben. Ihr Bauch grummelte. Und wie lange schon nichts mehr gegessen? Erschrocken riss sie die Augen auf, als ihr ganz andere Gedanken kamen: War sie denn hier überhaupt in Sicherheit? Was war mit Sanji? Lebte er? Wo war König Mides? Dieses Mal störte sie das Licht nur wenig und nur einmal rieb sie sich die Augen, bevor sich Nami umsah. Sie befand sich in einem weißen, steril wirkenden Raum. Verschiedene Gerätschaften und Werkzeuge für medizinische Eingriffe lagen hier und hingen da an den Wänden. Ihr Bett war allein für Kranke bestimmt und sehr schmal. Ob es Glück oder eher doch Traurigkeit war, die sie empfand, als sie sah, dass sie ganz allein war, wusste die junge Frau nicht. Zu sehr hatte sie sich aber Sanji an ihrer Seite gewünscht. Doch wenn es König Mides gewesen, so wäre sie am Liebsten freiwillig aus dem Fenster gesprungen. Noch immer pochte es in ihrem Kopf, als Nami an sich herab sah und das weiße, einfache Nachthemd bemerkte. Doch so erkannte sie auch, was ihr solch einen Schmerz bereitete: Es war eine Nadel, welche tief unter ihrer Haut steckte und mit einem langen, durchsichtigen Schlauch verbunden war. An dessen Ende befand sich ein Beutel mit klarer Flüssigkeit. Immer mehr machte sich die Navigatorin Sorgen, wie sie denn hierher geraten war und wie es um Sanji und ihre Freunde stand. Wenn es nicht schon zu spät war, so mussten sie gewarnt werden! Sie hatte schließlich die Abgründe des Königs kennengelernt. Mit zusammengebissenen Zähnen riss sie sich die Nadel aus dem Arm und stand hastig vom Bett auf. Sofort brach sie zusammen und leise fluchte sie darüber. Die Beine waren zu schwach, fühlten sich an, als seien sie aus Gummi, um das Gewicht der jungen Frau zu tragen. Außerdem begann Blut aus dem kleinen Einstich zu tropfen, benetzte das Weiß des Bodens und ihres Nachthemds. So überzog ein dünner, roter Rinnsal ihren Arm und klebte in ihrer Hand. Mit zittrigen Fingern tastete sich Nami an dem kleinen Beistelltisch neben dem Bett entlang, zog sich dann, mit all der Kraft, die sie finden konnte, daran hoch. Keuchend, denn ihre Beine fühlten sich an, als sei sie Jahre nicht gelaufen. Sie verdammte ihre Schwäche. All ihre Freunde wären schon längst los gerannt, hätten jeden von den bösen Absichten des Königs gewarnt. Und sie? Sie musste wie ein Kleinkind erst das Laufen wieder erlernen. Wackelig auf den Beinen lehnte sie sich an den Beistelltisch, dann ans Bett und schließlich gegen die Wand, nur um endlich den Raum verlassen zu können. Die Sohlen ihrer nackten Füße schmerzten und kribbelten dabei, doch sie würde und wollte sich nicht aufhalten lassen. Ohne weitere Probleme konnte die junge Frau die Tür öffnen und ihre schwierige Odysee zog sich weiter. Ihr Ziel, Sanji zu warnen und ihn zu retten, behielt sie die ganze Zeit vor Augen. Ihr Herz begann dabei zu schmerzen, als Nami daran dachte, ihn zu verlieren. Das konnte sie einfach nicht zulassen – nicht jetzt, wo sie sich ihm doch so verbunden fühlte. Sie wusste nicht wie, doch Nami fand schon bald den Thronsaal. Wahrscheinlich war es Glück, doch vielleicht auch Intuition. Die Wachen, die vor der verschnörkelten Tür standen, waren sehr erstaunt, als sie die junge Frau sahen. Einer griff mit seinen Händen nach ihr, doch sie stieß ihn einfach weg. Nein! Aufhalten lassen, wollte sie sich nicht. „Nami?“, fragte jemand erschrocken, als sie gerade durch die Tür gehen wollte. „Was machst du hier? Du musst doch in deinem Bett sein! Du musst dich ausruhen. Warte - ich hole Chopper.“ Nami blickte hinter sich, sah Robin, welche sie besorgt ansah und sanft nach ihrem Handgelenk griff. „Du blutest ja...“ Hastig schüttelte Nami ihren Kopf, streifte gleich die Hand ihrer Freundin ab und wich einige Schritte zurück, betrat so den Thronsaal. „Nein...“ „Nami, komm, sei vernünftig!“ „Robin, ich muss Sanji retten! Sein Vater-“ „Es ist alles gut. Mach dir keine Sorgen. Nun warte, ich hole den werten Herrn Schiffsarzt.“ „Robin, du verstehst nicht! Sanji ist in großer Gefahr! Wir müssen ihn warnen, bevor es zu spät ist.“ Immer wieder versuchte die Schwarzhaarige Nami festzuhalten, wollte sie beruhigen, sagen, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Die Navigatorin wich aber immer wieder aus, bis sie schließlich gegen jemanden stieß. Ihr kalter Rücken wärmte sich gleich auf, durch die Hitze, die von dem zweiten ausging. Nami keuchte, in Sorge, sie könnte gegen jemand gefährlichen, vielleicht sogar König Mides selbst gestoßen sein. Ihre Augen weiteten sich, ihr Herz raste und doch bemerkte sie nicht, wie Robins Lächeln größer wurde. Sofort erstarrte sie, als die unbekannte Person ihre Hände auf Namis Schultern legte. „Gut, ich lasse euch dann allein.“ Nami verstand nicht. Hatte die Archäologin ihr etwa nicht zugehört? „Gut, aber sag schon mal Chopper Bescheid. Und den anderen – heute Abend wird gefeiert!“ Robin verschwand, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Namis Schlaftrunkenes Gehirn brauchte einige Sekunden, eh sie diese männliche, warme Stimme erkannte. Sofort wirbelte sie herum, wurde von zwei sie schützenden Armen empfangen, während sie ihre um den muskulösen Oberkörper schlang und ihr Gesicht in den weichen Stoff des Hemds vergrub. Dass ihr Blut dabei die Kleidung des anderen befleckte, bemerkte sie nicht. „Sanji...“, keuchte sie, glücklich, ihn gefunden zu haben und dass er noch am Leben war. Endlich spürte sie diese Geborgenheit, nach der sich die junge Frau so sehr gesehnt hatte. Sein unvergleichlicher Geruch strömte in ihre Nase, wärmte sie von Innen heraus. „Du bist ja ganz kalt. Hier, nimm das“, hauchte er atemlos und löste sich von ihr. Schnell zog er sein schwarzes Jackett aus, legte es über ihre Schultern. Erst da wurde Nami wieder bewusst, warum sie ihn so dringlich gesucht hatte. „Sanji, dein Vater will dich töten!“, rief sie gleich, krallte dabei ihre Fingernägel tief in sein Hemd und blickte Sanji fest in die Augen, um die Dringlichkeit ihrer Gedanken zu unterstreichen. Ein sanftes Lächeln überflog seine Lippen, als seine Hände über ihr Gesicht streiften, um auf ihren Wangen zu ruhen. Er erwiderte ihren Blick und sie war überwältigt von all der Liebe, die sie darin fand. „Vor meinem Vater brauchst du dich nicht mehr zu fürchten. Er und seine treu ergebene Beraterin Kalliope sind im Kerker und kommen da ganz bestimmt nicht mehr raus. Niemand auf dieser Insel wird uns nun noch Leid zufügen können. Niemand kann uns jetzt trennen.“ Das erste Mal, seitdem sie diese Insel betreten hat, verspürte Nami Hoffnung. Sie brauchte keine Bestätigung, sondern vertraute auf der Wahrheit in Sanjis Worten. Er lehnte sich zu ihr, berührte ihre Lippen mit seinen. Da war es wieder, dieses schöne Gefühl, durch welches ihr ganzer Körper bis in die Fingerspitzen zu kribbeln begann und sie sich fühlte, als würde sie schweben. Erst als er von ihr abließ, bemerkte sie, dass Tränen über ihr Gesicht wanderten. Denn endlich spürte sie diese Erleichterung und die Navigatorin wusste, dass sie in Sicherheit war. Mit seinen Daumen wischte er ihre Tränen weg und als könne er ihre Gedanken lesen, murmelte er: „Glaub mir. Es besteht keine Gefahr mehr. Ich habe meinen Vater besiegt.“ „Wie?“, fragte Nami flüsternd. So begann Sanji hastig zu erzählen. Erzählte, dass er es war, der die Unnütz-Frucht gegessen hatte, da er die Taten seines Vaters erahnte. Er schilderte ihr den Kampf, bis zum letzten Aufbäumen seines Vaters. Stolz war Sanji, als er sagte, dass die Maschine nun repariert war, durch die Hilfe von Lysop, Franky, Klio und Metis. Auch dass die anderen Strohhüte keine Schwierigkeiten mit Kalliope hatten, ließ er nicht aus. Doch er stockte, verfiel in Stille, als er in seiner Erzählung an die Stelle kam, als er sie sah, komplett verwandelt in Gold. „Was geschah dann?“, wollte Nami wissen und legte beide ihrer Hände auf seine Brust, sah ihn Erwartungsvoll an. Er seufzte, schlang seine Arme um ihre Schultern und zog sie wieder an sich. So spürte sie, wie sein Atem und sein Herzschlag sich beschleunigten. „Ich verwandelte dich zurück. Doch du hast dich nicht gerührt, nicht geatmet. Ich dachte, ich hätte dich verloren. Ich war am Rande der Verzweiflung, ließ niemanden an dich ran, ignorierte die Worte der anderen. Bis Ruffy und Zorro mich von deinem Körper trennten und Chopper dir endlich half.“ Sie hörte ihn schwer schlucken und als Nami in sein Gesicht hinauf sah, erkannte sie, dass sich auch in seinen Augen Tränen gesammelt hatten. „Ich war so ein Idiot. Wegen mir allein wärst du fast gestorben. Das hätte ich mir nie verziehen.“ Plötzlich war es Ärger, der sich da in Namis Brust breit machte. Wie konnte er nur denken, dass es seine Schuld war? Sie, dass wusste die junge Frau genau, hätte genauso gehandelt. Noch immer war da die Sorge, ihn zu verlieren. Nie wieder wolle sie ihn loslassen. Schnell ließ sie ihn los. Erschrocken darüber blickte er sie nur stumm an, seine Hände reichten nach ihr, denn er wollte sie nicht gehen lassen. Doch noch erstaunter musste er gewesen sein, als sie ihn erst ohrfeigte, dann wieder zu sich ran zog, um ihn dieses Mal zu küssen. Sanji sollte verstehen, dass er alles genau richtig gemacht hatte. Er durfte einfach nicht denken, dass er für ihren Tod verantwortlich gewesen wäre. Denn das war er nicht und wäre er auch nie gewesen. Sanji hatte sie schließlich gerettet und doch dabei so viel geopfert. Blinzelnd sah der Smutje sie wegen ihres seltsamen Verhaltens an, als ihre Lippen sich wieder trennten. Seine gekräuselten Augenbrauen zog er dabei höher, als sie wohl je gesehen hatte. „Die Ohrfeige war für zwei Dinge: Einmal dafür, dass du diese verdammte Unnütz-Frucht gegessen hast und dir somit die Möglichkeit verbaut hast, jemals wieder zu schwimmen – auch im All Blue. Und Zweitens für diese wirklich verrückten Gedanken! Sanji...“, sie seufzte, reichte hinauf zu seinem Gesicht, um die Stelle zu streicheln, wo sie ihn getroffen hatte, „..., du allein hast mich gerettet. Versteh das doch! Allein bei dem Gedanken, dich zu verlieren, möchte ich dich am liebsten mit Handschellen an mir fest schnallen, nur um zu wissen, dass dir nichts zustößt. Mir tut es weh, zu hören, dass du glaubst, derjenige gewesen zu sein, der mich fast getötet hätte. Dem ist nicht so. Glaub mir. Gib dir nicht dafür die Schuld.“ Er lehnte seine Wange in ihre Hand und schloss seine Augen. Endlich entspannte sein Gesicht und dieses Lächeln, welches nur Nami allein galt, kehrte wieder auf seine Lippen zurück. Dann, als hätte er eine plötzliche Erkenntnis erworben, öffneten sich seine Lider wieder blitzartig. „Und der Kuss? Wofür war der?“ Auch Nami begann endlich zu lächeln, nahm mit ihrer freien Hand eine von seinen und sie verflochten die Finger in einander. Dass Blut an ihrer Haut klebte, störte nun niemanden. „Weißt du es denn noch immer nicht?“, flüsterte sie liebevoll und begann sich wieder zu ihm zu lehnen, bis ihre Lippen nur noch Millimeter von einander entfernt waren und die Stoppeln seines Bartes sie bereits kitzelten. „Ich liebe dich...“ So schloss sie die Lücke zwischen ihnen. Epilog: Abschied ---------------- Epilog: Abschied „Mann - Ich werde das Essen hier vermissen!“, beschwerte sich Ruffy und ließ seine Schultern hängen. Sanji nahm die Zigarette aus seinen Mundwinkel und blies eine kleine Wolke aus Rauch in die Luft. Mit gehobener Augenbraue sah er seinen Kapitän an und runzelte die Stirn. „Das Meiste, was du hier gegessen hast, habe ich gekocht. Wo liegt denn da bitte wieder dein Problem?“ „Ich habe einfach schon wieder Hunger!“ Ein Tritt auf den Kopf des Schwarzhaarigen war kein Problem für den Smutje. „Aua! Sanji!“ „Warte gefälligst ab, bis es Abendessen gibt!“ „Man könnte meinen, jetzt, da du sexuellen Ausgleich bekommst, wärst du nicht mehr so nervig, Gemüseschrubber!“, knurrte Zorro mit dem Schütteln seines Kopfes, als er an den beiden vorbeiging, um mehrere, schwere Fässer auf das Schiff zu laden. Es war die letzte Fracht, die an Bord zu bringen war. Dann kam er wieder. „Was hast du gesagt, Grasschädel?“ „Yohohoho! Bei all diesem Ärger an diesem schönen Nachmittag bin ich kurz davor ein schönes, besänftigendes Liedchen anzustimmen, um die Gemüter zu beruhigen.“, kam es von Brook, der auch schon seine Geige gezückt hatte. „Ja! Spiel uns ein Lied!“, riefen Chopper und Lysop gleich freudig und klatschten in die Hände. Sanji schlug sich nur gegen die Stirn. War er denn hier nur von Idioten umgeben? „Ich danke euch, für all die vorzüglichen Materialien! Selbst bei den nächsten hundert Stürmen ist die Sunny nun gerüstet. Hah! Selbst wenn ein Krieg aufzieht und unser Schiff zerstört wird, kann ich sie wieder und wieder reparieren. Das wird super!“, bedankte sich Franky wieder und wieder, verbeugte sich dabei schon zum gefühlt tausendsten Mal vor Klio, Thalia, Metis und Artem. Der große, stumme Priester lächelte einfach nur und nickte, zeigte mit seinem erhobenen Daumen an, dass alles gut war. Und vielleicht auch, dass mit dem Bedanken nun doch endlich zu viel des Guten war. „Ich will mich auch noch einmal für die unzähligen Bücher bedanken“, sagte Robin an Metis gewandt, der sofort etwas rot anlief. „Ach, nicht der Rede wert“, säuselte der Bibliothekar und verbeugte sich so tief, dass seine Nase fast den Boden berührte. „Müsst ihr wirklich schon gehen? Bleibt doch noch! Wir können noch viele Feste feiern! Außerdem vermissen wir euch jetzt schon.“ Klio war den Tränen nah und schmollte, in der Hoffnung, die Strohhüte würden ihre Meinung noch einmal ändern. „Das würden wir gerne“, meinte Nami beschwichtigend, als sie eine Hand auf die Schulter der weißhaarigen Frau legte, „..., nur leider können wir nicht noch länger warten. Ich sorge mich schon jetzt, dass die Route, die der Logport uns vorgibt, sich bald ändern könnte.“ Metis begutachtete das kleine Gerät an Namis Handgelenk genau, tippte sich im Gedanken versunken an die Stirn, bevor er wissend sagte: „Leider kann ich euch nicht sagen, welche Insel euch erwartet. Nur dass ihr große Abenteuer erleben werdet! Wer so weit auf der Grand Line gekommen ist, wird auch bald belohnt. Das habe ich im Gefühl.“ „Das klingt toll! Ich will sofort weiter!“, lachte Ruffy und sprang gleich freudig in die Luft. „Das klingt eher gefährlich!“, beschwerte sich Lysop, als seine Knie zu schlottern begannen. Sanji schüttelte einfach nur den Kopf. Was die beiden sich jetzt schon wieder für Gedanken machten, war ihm unbegreiflich. Erstmal sollten sie Segel setzen und den Anker heben, bevor sie ihr nächstes Ziel anpeilten. Er kam auf die kleine Gruppe zu und lächelte. Sofort verbeugten sie sich, vor diesem Mann. Denn seitdem er seinen Vater besiegt hatte, war er nicht nur für das Gesetz, sondern für alle Menschen dieser Insel, nicht mehr nur der Sohn des großen, verachtungsvollen Mides mit den Gold-Teufelskräften. Sein Thronfolger. Nein. Wenn es nach dem Volk von Spiral Down Island gehe, so wäre er derjenige, der herrschen sollte – mit Krone, Zepter und einer schönen Gattin. „Und ihr kommt jetzt allein klar?“ Sein Lächeln wurde zu einem ausgedehnten Grinsen, „Ohne euren Prinzen?“ Niemand anderen als diesen vier Menschen würde er Spiral Down Island anvertrauen. Sie waren bereit, ihr Leben für das Volk zu opfern und stellten sich gegen den alten König, ohne sich Gedanken über ihr Tun zumachen. Sanji war sich sicher, dass gut in seinem Namen regieren würden. „Eure Hoheit...“, säuselte Thalia, als die Vier sich gemeinsam verbeugten „Eure Majestät...“, fügte Klio hinzu „Ihr seit nicht unser Prinz, sondern der König!“, sagte schließlich Metis. Zur Abwehr hob Sanji gleich seine Hände in die Luft. Davon wollte er nichts mehr hören. Ihm war es am Liebsten, einfach nur der Schiffskoch zu sein. „Schon gut, schon gut. Lasst das bitte! Also, schafft ihr das? Ich überlasse Spiral Down Island doch in guten Händen, richtig?“ „Kein Problem!“, Klio zwinkerte, bevor sie dann ihre Arme fest um Sanji schlang. Sofort erreichte den jungen Mann wieder eine unheimliche Luftknappheit, während Nami einfach nur kicherte. „Wir haben die Teleschnecken! Wenn es Probleme gibt, kontaktieren wir euch. Oder ihr ruft mal bei uns an. Ach, ich bin so traurig, dass ihr geht! Ich werde euch alle so vermissen. Oh nein, da kommen schon meine Tränen. Und Nami-“ Klio ließ von ihm ab, umklammerte seine Freundin, welche nun selbst unter dem festen Griff keuchte. „...Du trittst Sanji gefälligst in den Hintern, wenn er nicht gehorcht. Und wenn ihr wieder kommt, will ich, dass ihr verheiratet seid und ihr fünf Kinder mitbringt. Verstanden?“ Alle männlichen Mitglieder der Strohhutband, bis auf Zorro, versuchten ein Kichern zu unterdrücken. Robin lächelte ebenfalls, versteckt hinter ihrer Hand. Sanji aber war es ganz recht und so nahm er die Hand der Navigatorin, als die weißhaarige Frau sich von ihr löste. „Wir freuen uns sehr auf ein Wiedersehen!“, strahlte Ruffy. „Und wir hoffen, dass es nicht zu lange auf sich warten lässt“, kam es von Metis und die anderen stimmten zu. Gemeinsam gingen sie an Bord der Sunny. Als Zorro die Planke betrat, konnte man Thalia noch einmal rufen hören. „Moment!“ Erstaunt blickten sie alle sich noch einmal zu ihr um und sahen, wie sie flinken Fußes auf den Schwertkämpfer zugerannt kam, ihn am Kragen packte und zu sich zog. Einen festen Kuss drückte sie auf die Lippen des erstaunten Mannes, der nur sein Auge weiten konnte und sie mit einem offenen Mund ansah, als sie sich löste. Sie kicherte, ging rückwärts wieder zu der kleine Gruppe zurück und mit geröteten Wangen winkte sie Zorro weiterhin zu. Als dieser sich endlich wieder gefangen hatte, drehte er sich schleunigst um und eilte zum Deck hinauf. Als er an Sanji vorbei kam, hörte er ihn nur murmeln: „...eine Insel voller Verrückter...“ Der Smutje und die Navigatorin sahen sich nur an und mussten sich das Lachen verkneifen. Als die Strohhüte gemeinsam an der Reling standen, die Leinen gelöst und der Anker gelichtet, die Thousand Sunny sich langsam vom Ufer entfernte, blickten sie alle zurück. Die kleine Gruppe aus vier Leuten war aber nicht die einzigen, die zum Abschied gekommen waren. Nein, es war das ganze Volk von Spiral Down Island, welches sich am Hafen versammelt hatte. Soldaten, Bedienstete des Schlosses, Bewohner der Stadt, wie auch der Unterirdischen waren hier beisammen. Sie alle winkten und jubelten, denn die Befreier und Retter machten sich nun auf, um ein neues Abenteuer zu erleben. Doch auch ein gewisses Maß an Trauer machte sich unter ihnen breit, denn sie alle würden diese heldenhaften Piraten wirklich vermissen. Vor allem aber ihren ehemaligen Prinzen – ihren König. Auch Sanji musste schwer schlucken, denn erneut ließ er seine Heimat und sein Volk, aber auch liebgewonnene Freunde zurück. Franky ergoss einen Wasserfall aus Tränen, während Chopper schwer schluchzte. Brook stimmte ein trauriges Abschiedslied auf seiner Geige an. „Nami!“, hörte Sanji plötzlich Klio noch einmal rufen und er runzelte seine Stirn. Die junge Frau an seiner Seite hob die Augenbrauen und sah ihn verwundert an. „Ich habe da noch etwas für dich!“ Eine einsame, kleine Seifenblase bahnte sich ihren Weg durch die Luft. Sie hielt etwas in ihrem Inneren und als sie zerplatzte, landete ein Stück Papier in den Händen der Navigatorin. Als sie es entfaltete und Sanji dabei über ihre Schulter sah, mussten sie beide breit grinsen. Es war das Hochzeitsbild, ganz in pink, welches einst das kleine Mädchen für sie gemalt hatte. Irgendwie erwärmte diese kleine, freundschaftliche Geste sein Herz doch sehr und nun begann auch Nami zu schluchzen. Sie drückte sich eng an Sanji, lächelt ihn dabei an, während ein Arm um ihre Taille wanderte. „Wir werden euch alle vermissen!“, rief Ruffy und es war genau das, was sie alle dachten. Immer mehr entfernte sich die Sunny langsam von dieser kleinen Insel und immer mehr wurde den Strohhüten bewusst, dass dieses Abenteuer, von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten irgendwann nur noch eine wertvolle Erinnerung sein würde. Als das Eiland nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war, begannen alle, sich ihren liebsten Tätigkeiten zuzuwenden. Nur Nami und Sanji, für welche dieses Abenteuer mehr bedeutete, als sie vielleicht sagen konnten, blieben noch an der Reling stehen, sahen noch lange zum Horizont. Sie genossen die Ruhe und die Zweisamkeit, liebten dieses Gefühl, den anderen gefunden zu haben. Irgendwann löste sich Nami von ihm und sah ihn mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an. „Was ist jetzt eigentlich mit meinen 2 Milliarden Berry?“ Sanji lachte einfach, bevor er sie in einen leidenschaftlichen Kuss zog. Dass die gesamte Crew schon lange beobachtet wurde, war ihnen gewiss nicht bewusst. Doch das war eine ganz andere Geschichte. Hosted by Animexx e.V. 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