Einsame Gitarrenklänge von phean ================================================================================ Kapitel 2: &2 ------------- Mit weit aufgerissenen Augen standen wir vor meinem besten Kumpel. Er sah uns erwartungsvoll an und wollte uns animieren etwas zu sagen. Dann quietschte Kari plötzlich los und zog damit die Aufmerksamkeit des gesamten Cafés auf sich. Erschrocken schnellte mein Blick zu ihr, sie sprang währenddessen auf ihren Bruder zu und umarmte ihn. Der nahm sie lachend in den Arm. Sein Blick ging zu mir, ich schüttelte grinsend den Kopf, „was soll ich da noch sagen? Sie hat's schon getroffen.“ Er lachte und wusste sofort, dass ich nicht auch zum quietschen anfangen würde. Als sich seine Schwester von Tai löste, packte ich seine Hand und umarmte ihn auch, „Glückwunsch“, ich klopfte ihm kurz auf den Rücken. „Danke und ich hoffe du und Sora macht es auch bald.“ Jetzt hatte er mir eine Nadel ins Herz gesteckt. Ich löste mich von ihm und sah verloren auf sein Shirt. Als ich aufsah verzog ich meinen rechten Mundwinkel nach oben – ein Lächeln brachte ich nicht zustande. Ja … Sora... „Ich geh dann wohl mal besser“, meinte ich mit einem Blick auf Kari. „Danke, fürs herbringen“, lächelte sie. „Ist doch kein Problem, liegt auf dem Weg. Wir sehn uns und stoßen mal noch an“, richtete ich an Tai und streckte ihm nochmal meine Hand entgegen. Er schlug ein und wir umklammerten kurz den Daumen des anderen. Tai nickte noch und widmete sich dann wieder Kari. So wie ich reingekommen war, schlängelte ich mich auch wieder nach draußen. Die Stühle quietschten etwas auf dem Boden, weil sie durch meinen Bass auf dem Rücken zur Seite geschoben wurden, aber ich schaffte es zur Tür. Zu meiner Verwunderung hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel war an einigen Stellen aufgebrochen. Lächelnd sah ich nach oben. Die Abendröte blitzte hindurch. Genüsslich zog ich die Luft ein. Die Luft nach dem Regen war die frischeste, die es gab. Und doch konnte ich sie heute nicht genießen. Mein Weg führte weiter die Straße entlang. Die Schirme wurden weniger und das Bunte verschwand wieder in den Händen, der Tasche oder dem Rucksack. Und doch hatten die Menschen noch Angst, es würde gleich wieder anfangen, denn sie huschten an den anderen vorbei, als wäre ein Wassertropfen tödlich. Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen. Kari dachte das nicht. Sie war durch den Regen gegangen als würde die Sonne scheinen. Erschrocken fuhr ich herum, als hätte ich mich selbst erwischt. Was machte ich hier? Wieso dachte ich solche Sachen? Ein Regenschauer wäre jetzt wieder genau das Richtige. Ich musste mir den Kopf waschen. Doch mein Bass würde darunter leiden, die Tasche war nicht komplett dicht. Wie aufs Stichwort schob ich ihn wieder an die richtige Stelle auf meiner Schulter. Mir kam es so vor, als wäre er schwerer als vorhin. Aber vielleicht kam mir das auch nur so vor. Weiter in Gedanken versunken lief ich im Fluss der Menschen, bis ich letztendlich den Stadtteil verlassen hatte und unser altes Stadtviertel entlang schlenderte. Im Gegensatz zu Tai und Mimi – die sich schon seit einem Jahr eine Wohnung teilen, wohnte ich immer noch bei meinem Vater. Ich brachte es nicht übers Herz ihn alleine zu lassen, so chaotisch wie er manchmal war. Auch Sora hing noch sehr an ihrer Mutter. Und zwischen uns stand etwas oder wir waren noch nie wirklich auf die Idee gekommen und keiner hat sie je ausgesprochen. Auch war es ganz gut, wenn man nicht den gesamten Tag aufeinander saß. Sora hatte aber schon genug mit ihrem Studium zu tun. Sie war an der Design Hochschule und hatte neben zu keine Zeit jobben zu gehen und dadurch fehlte auch das Geld. Wie aufs Stichwort klingelte mein Handy. Mit einem Blick auf das Display wusste ich – Sora. Sie hatte mir bei ihrem Kontakt ein Bild von uns eingestellt. Wir waren am Strand gewesen und hatten blöde Grimassen geschnitten und ein Kussbild. Natürlich hatte sie das Bild mit dem Kuss genommen. „Hey“, meldete ich mich kurz angebunden. „Hi Schatz“, kam es fröhlich zurück, „wie war dein Tag?“ „Gut und deiner?“ „Wir haben heute unsere Entwürfe vorgestellt.“ Ich wartete darauf, dass sie weiter sprach, aber eigentlich wollte sie nur, dass ich nachfragte, wie es gelaufen war. Eigentlich müsste sie wissen, dass ich das nicht mag. Also herrschte Stille, bis sie schließlich erneut ansetzte und den Satz nochmal von vorn begann, „wir haben unsere Entwürfe vorgestellt und meiner war einer von den Besten“, jubelte sie. „Freut mich für dich“, ich lächelte müde den Boden an. „Ja, damit hab ich die Möglichkeit, dass meiner umgesetzt wird, naja, zumindest, dass es meinen bald zu kaufen gibt. Denn mit mir sind es noch sieben andere die auch die Chance dazu haben. Wir müssen sie noch nähen und dann wird entschieden, welche zwei genommen werden.“ „Wow, dann kann jede Frau bald mit deinen Klamotten rum laufen.“ „Was?“, Verwirrung, „Nein! Hörst du mir überhaupt zu?“, kam es nun lauter und leicht wütend, „wir haben Kleidung für Männer entworfen, man. Das hatte ich dir fünf Mal gesagt.“ „Tut mir Leid“, ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, wieso konnte das nicht sofort enden? „Ich hab grad viel um die Ohren.“ Ein Grummeln und dann ein leises Seufzen, „ja, weiß ich doch, war nicht so gemeint. Rufst du später nochmal an? Dann geh ich jetzt was essen.“ „Ja“, murmelte ich, erwiderte ihr 'ich liebe dich' und legte auf. Sie sagte es so oft, für mich hatte es mittlerweile jede Bedeutung verloren. Es kam bei ihr wie ein 'Hi' und ein 'wie geht’s dir?'. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich spät dran war. In einer halben Stunde würde mein Vater daheim sein und nach Essen rufen. „Das ist voll toll“, konnte ich immer noch quietschen und klatschte fröhlich in die Hände, während ich meinen Bruder nicht aus den Augen ließ. „Komm mal wieder runter“, lachte dieser, „eigentlich müsste ich die selbe Freude aufbringen und quietschen.“ „Und wieso tust du das nicht?“, fragte ich und meine Augen verengten sich ein wenig. „Wieso quietscht du so, du hast dich doch nicht verlobt?“, stellte er die Gegenfrage, „oder etwa doch?“ „Nein“, ich zog meine Stirn in falten, „mit wem denn?“ „Ich weiß nicht“, fuhr er in seinem scheinheiligsten Ton fort, „mit TK vielleicht?“ „Wieso mit TK?“, wollte ich sichtlich verwirrt wissen, „wir sind doch nicht mal zusammen.“ „Hätte ja sein können“, er zuckte mit den Schultern. Es kam mir so vor, als wäre er enttäuscht oder so etwas. Aber wieso denn? Wegen TK? Wir waren Freunde seit wir klein waren. Er war mein bester Freund, mit dem ich über alles reden konnte. Irgendwann hatte ich mir das schon einmal vorgestellt, aber … Er schien auch nicht so interessiert. Dann hatte er sowieso eine Freundin gehabt, auch wenn es nicht lange gehalten hatte, weil sie ihn nur wollte, weil er beliebt war. Ein typisches Mädchen, dass das haben möchte, was jeder will und wenn sie es hatte, dann wollte sie es nicht mehr. Meine weitreichendste Beziehung war nach einem ersten Date der erste Kuss und das war's auch schon gewesen. Bevor ich noch eine Frage stellen konnte, kam auch schon meine Pizza, die ich mir bestellt hatte. Wenn Tai einen einlud, konnte man das ausnutzen. Mit großen, wahrscheinlich auch leuchtenden Augen – konnte man sicher in der Dunkelheit sehen – starrte ich auf das runde Stück Teig hinab. Mit Schinken, Pilzen und viel Käse. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Tai bekam einen Burger. Mochte ich nicht so sehr, ignorierte ich. Denn beim Essen von diesen Dingern war er ein Schwein. Er schaffte es, dass sein ganzes Gesicht verschmiert war. Ganz langsam nahm ich das Besteck in die Hand und schnitt vorsichtig das erste Stück ab. Als würde ich ein Heiligtum anfassen oder einen Menschen operieren. Tai machte sich jedes Mal darüber lustig – nur jetzt nicht – jetzt war er beschäftigt. „Wo ist denn Mimi dann?“, fragte ich ihn, nachdem ich gut ein Viertel gegessen hatte. „Die ist sofort zu ihren Eltern los, die sie vermutlich nicht mehr weg lassen“, mampfte er und war jetzt schon wieder verschmiert. Von seinem Kinn tropfte die Barbacuesoße herunter. Stimmt, Mimis Eltern konnten sich für alles begeistern. Besonders für ihre eigene Tochter. Sie war ihr Augapfel. Bestimmt würden sie die Hochzeit gleich planen. Wenn sie wollten würden sie es sogar schaffen, dass sie kommenden Sonntag stattfinden könnte – damit in vier Tagen. Tai hatte es zum einen gut, dass er so eine Frau gefunden hatte – Mimi war wie eine Schwester für mich. Zum anderen würde die Planung die Hölle werden. Sie war doch sehr anspruchsvoll. Aber er hat sich darauf eingelassen, jetzt muss er es nur noch Agumon sagen und natürlich Palmon. „Hast du ihre Eltern oder Palmon um ihre Erlaubnis gefragt, dass du Mimi heiraten kannst?“ Erschrocken sah er mich aus großen Augen an und verschluckte sich fast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)