Einsame Gitarrenklänge von phean ================================================================================ Kapitel 11: &11 --------------- „Auszeit“, rief unser Trainer und bat uns an die Seite. „Kari, was zur Hölle ist mit dir los?“, knurrte er mich an. Ich schluckte und sah zum Boden. „Weich mir jetzt nicht aus, also?“ „Bei ihr Zuhause geht es grad drunter und drüber“, half mir Rika und lächelte mich an. „Trotzdem ist das hier ein Spiel. Auch wenn es schwer ist, konzentrier dich darauf.“ „Ja.“ „Gut, dann noch kurz. Hast du gesehen, was hier los ist?“ Ich drehte meinen Kopf, auch unsere Gegnerinnen redeten mit ihrem Trainer. „Sie schmettern nicht fest aber unkontrolliert.“ „Genau. Rika, blocke nur, wenn du das Gefühl hast, dass es geht. Kari, fang die Bälle ab, sei schnell“, er sah mir eindringlich in die Augen. Ich nickte, das war mit das Einzige was ich konnte. „Rika stellt und du haust sie in die Ecken.“ „Ay“, antworteten wir im Chor und gingen zurück auf das Feld. „Was ist denn mit Hikari los?“, wollte Mimi verwirrt von ihrem Bruder wissen. „Es schaut aus, als wäre sie nicht ganz bei der Sache.“ „Echt?“, er sah seine Verlobte verwundert an und dann zu seiner Schwester, „stimmt, jetzt wo du es erwähnst. Ich weiß nicht, mir hat sie nichts gesagt.“ Ich schluckte und versuchte meine schwitzigen Hände an meiner Hose abzustreifen ohne dass es auffiel. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Das durfte nicht raus kommen, unter keinen Umständen! Ich schnaufte schwer. Eine Hand legte sich auf meine und drückte sie leicht. „Alles in Ordnung? Du schaust merkwürdig und nervös“, Sora zog ihre Augenbrauen zusammen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er so nervös ist, weil er was verbrochen hat“, lachte Izzy, er saß neben Sora. „Stimmt“, grinste nun auch sie. Erschrocken betrachtete ich die zwei und blinzelte mehrmals. Ich versuchte meine Züge zu glätten und wieder normal zu wirken. Es musste sein, zog es mir durch den Kopf. So war es doch auch in allen Filmen. „Ach was“, murmelte ich und griff nach der Hand. Es fühlte sich falsch an, nicht richtig. Es fühlte sich nach nichts an. Wie eine Hand. Ich drückte sie und wurde zurück gedrückt. „Schau mal, jetzt scheint's wieder zu laufen“, Tai lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Spielfeld. „Stimmt, sie haben das Tempo angezogen“, bestätigte Mimi, „Kari ist richtig flink.“ Auf dem Spielfeld wurde es wirklich schneller. Geblockt wurde kaum noch. Hikari landete alle paar Sekunden im Sand, da sie den gegnerischen Ball baggerte. Rika stellte die teilweise unglücklich gepassten Bälle und schon war die Braunhaarige wieder auf den Beinen und schmetterte das Geschoss zurück in das gegnerische Feld. Diese zwei konnten die Bälle nur sehr selten abwehren. Dafür schnaufte Tais kleine Schwester bald stark. Es zerrte an ihrer Ausdauer. Aber wie es schien machte sie es wie in Trance. Sie sah nicht völlig bei Sinnen aus, dafür verpasste sie aber keinen Ball. Ihr Blick war auch starr nach vorn auf den Ball fixiert. Ihre Muskeln waren gespannt und dann sprang sie wieder zur Seite. Der Ball prallte an ihrer Faust ab und flog in Rikas Richtung. Sie rappelte sich auf und hetzt nach vorne, sprang ab und hieb mit der Hand auf den Ball. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Hikari hatte doch gesagt, dass sie keine Chance gegen mich hatte. Und trotzdem hatte sie hier relativ viel Kraft, sowohl in den Beinen als auch in den Armen und Händen. Ich konnte doch nicht so stark sein, wenn ich getrunken hatte. Ich schüttelte den Kopf. Das war doch Schwachsinn, natürlich konnte ich kräftiger als Kari sein. Sie schlug hier nur einen Ball und ich hatte meine Freundin neben mir, weshalb ich jetzt nicht weiter über die Nacht mit der Jüngeren nachdenken sollte. Ein Pfiff und lauter Jubel holten mich zurück aus meinen tiefen Gedanken. Schwer schnaufend stand ich auf dem Feld. Stützte mich mit den Händen auf den Knien ab und versuchte zu Atem zu kommen. Immer wieder schloss ich die Augen für mehrere Sekunden. Es war als wären sie total trocken und nur so wäre es angenehm. Lachend kam Rika zu mir und legte sich quer auf über meinen Rücken. Dann war sie aber sofort wieder weg, da es ihr wohl doch zu verschwitzt war. Ich schlug in ihre ausgestreckte an ein und richtete mich auf. Den Atem ließ ich stoßweise aus und gemeinsam gingen wir an das Netz. Die Mädchen kamen uns nicht entgegen, also gingen wir weiter zu ihnen. Wir streckten ihnen fast gleichzeitig die Hand entgegen. „Gut gespielt“, lächelten wir. „Ach was, überhaupt nicht“, seufzten sie, „ihr seid um Längen besser.“ „HEY! Weg von meinen Mädchen“, schrie ihr Trainer uns entgegen und riss Rikas Hand von einer der Spielerinnen weg. „Was erlaubt ihr euch eigentlich?“ „Das ist Sitte, wir wollten uns doch nur für das Spiel bedanken“, meldete ich mich. „Ach was, ihr wollt sie doch nur fertig machen. Lasst sie in Ruhe“, er trat auf mich zu. „Was soll das denn? Wir dürfen doch mit ihnen reden“, rechtfertigte ich mich. „Du hältst dich wohl für was ganz tolles“, knurrte er und packte mich an der Schulter. „Mal schauen wie toll du wirklich bist. Oder willst du weiter so vorlaut sein?“ Stumm hielt ich seinem Blick stand. Er grinste und seine andere Hand griff nach meiner freien Schulter. „He! Lassen Sie meine Schwester los“, schrie mein Bruder und kam zu uns gestürmt. Auch unser Trainer trat zu uns. Der Mann vor uns ließ mich los, trat zurück und zeigte seine Hände. Tai trat im gleichen Zug vor mich, „wenn Sie noch einmal meine Schwester anfassen, kann ich für nichts garantieren“, drohend hob er seinen Finger. Erschrocken schnappte ich nach Luft und packte meinen, doch oft aufbrausenden, Bruder an der Hüfte, „Tai, beruhige dich. Ist ja nichts passiert. „Nein“, mischte sich nun auch der Trainer ein, „als Lehrer oder auch Trainer von Kindern darf er nicht die Hand gegen Schüler erheben“, zischte er und bedachte seinen Kollegen mit einem langen Blick. Der Angesprochene lächelte viel zu breit, „niemals“, er drehte sich zu seinen Spielerinnen und das Lächeln verschwand prompt, „los kommt.“ Die zwei nickten, lächelten uns kurz an und verbeugten sich, dann liefen sie dem Mann nach. Schnaubend sahen wir ihnen nach. „Passt etwas auf“, murmelte unser Trainer, Herr Kyoshi, „aber gut, ihr hab euch ja nur an die Höflichkeit gehalten. Macht euch also auch nicht groß was draus“, er lachte, „genießt euren Sieg und übermorgen trainieren wir wieder.“ Eingehend sah er uns an. „Lasst es euch heute gut gehen und morgen ruht euch aus.“ Geduscht und umgezogen standen wir am Strand. Ich trug ein limettengrünes Sommerkleid mit dünnen Spagettiträgern und einem runden Ausschnitt. Auf dem Kleid war ein leichter, weißer Blumendruck. Es ging bis knapp über den Knien. Um meinen Hals baumelte eine kleine silberne Kette ohne einen Anhänger. Rika, die neben mir stand, trug Shorts. Sie brachte man kaum in ein Kleid hinein und das hier war auch kein Grund für sie eines anzuziehen. Dazu trug sie ein Top. Wir warteten noch auf Ryo. Der war noch in der Bar gewesen und kam auch schon zu uns gelaufen. Mein Bruder und die anderen wollten noch nachkommen. „Holen wir uns erst was zu trinken?“, grinste Ryo und sah von einer zur anderen. „Ja“, nickte meine Freundin. Sie hakte sich bei ihm unter und griff nach meiner Hand. Wir liefen die paar Stufen zum Strand runter. Vor uns war eine Tanzfläche aus Holz verlegt, die war aber schon so überfüllt, dass die Leute schon im Sand tanzten. Rechts war eine Bar aufgebaut, hinter der drei Barkeeper standen. Die Fläche war von Topfpflanzen – Palmen – umgeben, sowie von Masten, an denen Lichterketten hingen. Auch Fackeln steckten im Sand, aber zur Sicherheit weit weg von den vielen Menschen. „Kari“, hörte ich meinen Namen rufen und sah mich verwirrt nach dem Besitzer der Stimme um. Davis winkte mir von der Treppe aus. Wir hatten bereits den halben Weg zur Bar hinter uns gelassen. Ich wandte mich kurz an Rika und Ryo und sagte, das sich nachkommen würde. Ich würde auf Davis und seine Begleiter warten. Hinter ihm standen zumindest schon Ken, Yolei und Cody. Lächelnd wartete ich, bis sie vor mir standen. Yolei umarmte mich überschwänglich. Sie war vollkommen rot im Gesicht. Sie beugte sich zu meinem Ohr und fing an zu flüstern. Mit geweiteten Augen versuchte ich ihr zuzuhören. Aber sie sprach schneller und leiser als sie wohl annahm. „Y-Yolei“, stoppte ich sie und legte meine Hände auf ihre Schultern, „ich hab kein Wort verstanden“, lachte ich. Ihre Wangen nahmen ein tieferes rot an. Sie stammelte, schaffte es aber nicht ein Wort heraus zu bringen, welches man verstehen konnte. „Wir reden später.“ „Ja“, sie trat beiseite. „Kari, das war ein tolles Spiel“, himmelte Davis und zog mich in seine Arme. Doch er passte nicht ganz auf und drückte etwas zu fest. Dabei wurde meine Oberkörper etwas weit zusammengepresst sodass mir schlecht wurde. „Ich wusste, dass ihr gewinnen würdet“, sprach er weiter, „du bist natürlich die beste Spielerin und von dir darf man nichts anderes erwarten. Und die schönste und hübscheste auf der ganzen Welt.“ „Davis, du erdrückst sie“, Ken legte eine Hand auf die Schulter seines besten Freundes. Dann merkte er, was er getan hatte. Als er mich los ließ fiel ich hustend einen Schritt nach hinten, dann wurde ich durch einen Körper abgebremst. Ryo stand hinter mir und balancierte zwei Gläser in seinen Händen. „Hier“, er hielt mir eines davon vor die Nase. Schnell griff ich danach und trank die Hälfte aus. Der Husten verging und ich konnte wieder frei atmen. „Danke“, richtete ich an Ryo und dann noch eines an Ken. „Du solltest vielleicht nicht alles auf einmal trinken“, lachte der Junge hinter mir. Rika trat neben ihn. „Nein, runter damit Schwester“, ermutigte Rika und stieß mit ihrem Glas an. Lachend standen Rika und ich an der Bar. Wir hatten lange Zeit getanzt, zusammen mit den anderen, welche immer noch auf der Tanzfläche standen. Auch Ryo war bei ihnen. Alle jonglierten irgendwie Getränke in der Hand. Davis hatte es schwer, er wurde die ganze Zeit angerempelt von Fremden. Er hatte schon fast alles verschüttet. Schnell trank er beleidigt den Rest aus und stampfte dann auf uns zu. Ich beugte mich zu dem Barkeeper und sofort standen vor mir zwei Gläser. Schnell bezahlte ich und reichte Davis das eine, als er bei uns stand. Verwirrt sah er auf den Behälter und dann in mein Gesicht. Dann wieder auf das Glas und zu mir. „Kari“, meinte er tonlos. „Na los, jetzt nimm“, ich streckte es ihm weiter hin. „Aber...“ „Als ob es jetzt so schlimm ist, dass ein Mädchen einem Jungen was ausgibt“, mischte sich Rika ein und schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber...“, er sah mich immer noch fragend an. „Nimm es als Entschuldigung. Weil ich dir den Ball an den Kopf geworfen habe“, lächelte ich und drückte es ihm nun mit Gewalt in die Hand. Dann packte ich seine Schultern und drehte ihn um. „Na los“, ich gab ihm einen kleinen Schubs und er stolperte wieder zur Tanzfläche. Verwirrt sah er sich nochmal um, ging aber zurück. „Etwas langsam im Kopf ist er aber schon“, schmunzelte die Orangehaarige. „Was soll ich da noch hinzufügen“, seufzte ich. „Vielleicht, dass er überdreht ist.“ „Launisch.“ „Hitzköpfig.“ „Verfressen.“ „Oh, du hast noch stur vergessen“, lachte Mimi, „genau wie mein Liebster.“ „Uah... musste das sein?“ „Ja.“ Ich drehte mich um, dort standen Tai, Mimi, Sora, Izzy und Joey. Grinsend sah ich sie an, da hatten sie wohl recht und Davis in den wichtigsten Eigenschaften zusammengefasst. „Ja, also dass er Verfressen ist, hab ich ja immer in den Pausen gesehen und überdreht im Unterricht. Man könnte noch verschlafen dazu nehmen, da er vor allem in Mathe oft eingeschlafen ist“, überlegte Rika weiter. „Stimmt“, lachte ich, „da ist er wie mein Bruder. „He“, meckerte dieser, „wieso gehen jetzt alle gegen mich vor?“ „Weil du ihm wohl am meisten ähnelst. Aber gut, vielleicht hat er sich das einfach von dir abgeschaut“, schlussfolgerte unser Computerhirn. Bevor der Braunhaarige noch etwas sagen konnte, fingen wir alle schon an zu lachen. Rika tippte mir auf die Schulter und zeigte zu ihrem Freund, da war sie auch schon weg. Tai lief jetzt zur Bar und bestellte für sich und die zwei Mädchen. Auch Izzy und Joey gesellten sich zu ihrem mutigen Anführer. Ich stieß mich ab und winkte allen. Ehe ich an der Tanzfläche vorbei ging und mich etwas abseits im Sand niederließ. Direkt neben einer Fackel. Seufzend legte ich meine Arme um die Beine, mein Glas hatte ich etwas in den Sand gesteckt. Es war schwer Sora gegenüber zu stehen. Am liebsten würde ich es ihr sagen. Mein Blick ging auf das Meer hinaus. Der Himmel war mittlerweile dunkel und so schien auch das Meer pechschwarz. Es erinnerte an das Meer der Dunkelheit. Eine leichte Brise brachte mich dazu, dass es mich schüttelte und mir eiskalt den Rücken hinunter lief. Ich griff wieder nach dem Cocktail und trank ihn in einem Zug leer. Seufzend stellte ich es auf den Sand, da viel es auch schon um und rollte ein Stück zum Meer hin. Mein Blick ging von ihm wieder zurück zum Meer. Die Wellen erreichten es noch nicht ganz. Aber sie würden es noch berühren. Mit halb geschlossenen Augen legte ich meinen Kopf auf die Knie. Wie gerne wäre ich jetzt nicht allein. Ich hörte, wie jemand näher trat. Mir wurde ein Glas vor die Nase gehalten und aus den Augenwinkeln erkannte ich einen blonden Haarschopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)