Einsame Gitarrenklänge von phean ================================================================================ Kapitel 12: &12 --------------- Überrascht sah ich auf. Matt hielt mir ein Glas mit einer roten Flüssigkeit vor die Nase. Ich wollte mich nicht festsetzen, wenn ich nicht genau wusste was es war. Er setzte sich neben mich, die Beine etwas weiter auseinander und beobachtete mich. „Ein Cosmopolitan“, meinte er, „hat etwas viel Cranberrysaft rein, normal ist er nicht so rot. Dachte, er könnte dir schmeckten.“ „Danke“, murmelte ich und nahm ihn entgegen. Ich schnupperte vorsichtig daran und trank etwas. Es war süß und … ich fing an zu husten … das Bittere hatte mich gerade zu sehr überrascht. Er klopfte mir vorsichtig auf den Rücken. Dann beruhigte ich mich auch schon wieder. Es zog etwas nach. Dabei zogen sich auch meine Augenbrauen zusammen und ich musste die Augen schließen. „Geht's wieder?“, lachend sah ich ihr zu. Es sah schon sehr süß aus, wie sie sich an dem Geschmack verschluckte. Sie nickte, aber hielt ihren Handrücken vor den Mund. „Wieso sitzt du hier, das sollten wir nicht“, meinte sie und sah mich mit einem fragenden Blick an. „Es fällt nicht auf, ich hab gesagt, dass ich mit dir über deinen Bruder reden möchte, weil du als seine Schwester am besten weißt, was ihm gefallen könnte.“ „Gefallen könnte? Ich? Wieso nicht du?“ „Ach, lassen wir das außen vor und sagen wir, wir haben über seinen Geburtstag geredet, der ist ja auch schon in drei Wochen.“ „Wieso sagen wir das?“ „Kari, ich wollte ...“ „Wir wollten das doch auf sich beruhen lassen. Oder?“ Ich beobachtete das Mädchen, ihren Hals. Sie schluckte schwer. Ich seufzte, „ja“, murmelte ich, ich strich mir mit den Händen durch die Haare. An meinem Hinterkopf ließ ich sie ruhen. Mein Blick war auf den Sand zwischen meinen Beinen geheftet. „Matt, es ist besser so, das war ein Versehen“, wieder hörte ich ein schweres Schlucken. „Dir fällt es aber schwer das zu sagen“, erwiderte ich und sah auf. Hatte es ihr doch irgendwie gefallen? Sie sah zur Seite, „ich hab dir schon einmal gesagt, dass ich nicht sage, dass es mir nicht gefallen hat, aber du und ich, das passt einfach nicht“, sie schüttelte den Kopf, als würde sie den Gedanken mit aller Verzweiflung vertreiben wollen. „Aber wieso?“ Sie sah in den Himmel, „Mut und Aufrichtigkeit, Freundschaft und Liebe … deswegen“, murmelte sie den Sternen entgegen. „Und was ist mit Hoffnung und Licht?“ Dieses Thema hatte sie schon vor Tagen so schnell vom Tisch geräumt. Aber nun kam sie selber auf die Wappen zurück. „Hatten wir das nicht auch schon oft genug?“ „Du hast es angesprochen, da kann ich nichts dafür“, ich zuckte mit den Schultern. Sie seufzte, „können wir das jetzt sein lassen?“ „Na meinetwegen.“ „Was wollten wir denn wegen Tais Geburtstag bereden?“, fragte ich, „nicht dass die anderen fragen und wir haben nichts.“ „Also willst du es doch vertuschen?“ „Hä?“ „Egal, ich hätte sonst gesagt, dass wir auf nichts gekommen sind.“ „Ach so... nein, aber so weit ich weiß, will er nicht feiern.“ „Wirklich? Dagegen sollten wir schon was unternehmen“, lachte er. „Dann lass uns das aber mit allen besprechen.“ „Wenn du meinst.“ „Ja, es fällt auf, wenn wir nicht einmal Mimi mit einbeziehen.“ „Aber Mimi tratscht und Yolei brüllt alles raus. Davis schreit es raus, wenn er dran denkt es nicht rauszubrüllen.“, jammerte der Blonde. „Ich überleg mir was.“ Ohne ihn weiter zu beachten stand ich auf und sah mich nach den anderen um. Die waren über den kompletten Platz verteilt. Ich überlegte wen ich als erstes konsultieren konnte. Da kreuzten sich die Blicke von Izzy und mir. Lächelnd lief ich zur Bar, an der er – immer noch mit Joey – stand und redete. Ich wusste, dass der Blauhaarige auch dichthalten konnte, aber trotzdem wollte ich es erst Izzy sagen, er musste mir einen Gefallen tun. „Kann ich kurz mit dir reden?“, verstohlen sah ich mich nach meinem Bruder um, der tanzte mit Mimi und Sora mitten im Getümmel. „Klar“, meinte der Informatiker und sah zu unserem privaten Streber. „Nein, lass uns etwas auf die Seite gehen“, warf ich gleich ein, bevor er Joey verscheuchte. Ich wollte sowieso nicht, dass das gleich alle mitbekamen. Wir liefen um die Bar, ein Stück zum Meer hin. Wieder erinnerte es mich an das Meer der Dunkelheit. Ich befürchtete fast schon den Leuchtturm zu sehen. Und die Scubamon. Wie sie mich am Arm packten und mit ins Meer nehmen wollten. Zu ihrem Gott. „Kari? Kari!“, Izzy rüttelte leicht an meinen Schultern. Verwirrt blinzelte ich mehrmals und sah Izzy vor mir. „Was war denn los? Du warst gerade weggetreten“ „Ach nichts“, ich zwang mich zu einem Lächeln. „Was wolltest du von mir?“, kam er auf das eigentlich Thema zurück. „Ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Kannst du uns einen Chat einrichten? So dass das Schreiben von Nachrichten schneller geht?“ „Einen Chat?“ „Ja, wegen Tais Geburtstag.“ „Du willst also alle drin haben außer Tai?“ Ich verzog den Mund. „Nein. Beziehungsweise jein. Zum einen ja, zum anderen hätte ich noch gerne einen separaten Chat ohne Yolei, Davis und Mimi.“ „Wieso?“ „Weil sie tratschen“, als ich mich umdrehte, stand Matt hinter mir. „Passt etwas auf, dass nicht die falschen Personen angelaufen kommen“, lächelte er. Izzy stimmte zu, dass er das einrichten könnte. Er würde das auf dem D-Terminal machen können. Wir sollten ihm Zeit geben und dann würden wir uns alle einmal bei ihm treffen, damit er uns das Programm auf die Geräte ziehen konnte. Er hatte auch schon eine genaue Vorstellung. Wie es aussehen musste, welche Funktionen es erfüllen sollte. Farbe. Aufbau. Struktur. Mir fiel für alles die unterschiedlichsten Wörter ein. Es war etwas verwirrend in meinem Kopf. „Ich werd mich dann mal auf den Weg machen“, ich lächelte beide an, „soweit ich weiß sind Takeru, Yolei und Cody auch schon auf dem Heimweg?“ „Das hast du mitbekommen?“, wunderte sich Matt. „Ja“, ich lächelte etwas hochmütig in seine Richtung, „und damit, Gute Nacht und danke Izzy.“ Ich drehte mich um und wollte noch kurz zu meinem Bruder. Ich wollte ihm Bescheid geben, dass ich mich auf den Heimweg machen würde. Dann sollte ich ihm versichern, dass ich ihm schrieb, sobald ich Zuhause war. Davis war sofort neben mir und sagte, dass er mich ein Stück begleiten würde. Aufgeschreckt betrachtete ich ihn, aber vielleicht war das besser so, sonst würde mir noch jemand hinterher schleichen. Ich stimmte zu und schon verabschiedete sich Davis lautstark von den anderen. Er legte einen Arm um mich und schon befanden wir uns auf dem Heimweg. Verwirrt musterte ich dabei seine Hand, die über meine Schulter hing. Spürte seinen Arm, der auf meinen Nacken drückte. Er war nicht oft mit Mädchen unterwegs. Davis verstand sich darauf, sie gut zu behandeln, zumindest wenn er es bei anderen sah. Aber sie zu berühren hatte er noch nicht gelernt. Ich seufzte leise. Aber so war ich nicht den ganzen Weg allein unterwegs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)