Einsame Gitarrenklänge von phean ================================================================================ Kapitel 1: &1 ------------- Seufzend sah ich in den Himmel. Das war ja mal wieder typisch, vor der Probe gibt’s strahlenden Sonnenschein und kaum hören wir auf … Regen. Leicht genervt stellte ich meinen Bass ab und fischte den Tragegurt heraus. Schnell befestigen und dann saß er auf dem Rücken. Aus meiner Tasche zog ich noch einen Schirm und machte mich nun, nach einer gefühlten Ewigkeit auf den Weg. Es war ein buntes Fest auf den Straßen – ein Fest der Regenschirme. Viel zu viele Farben für mich. Aber meiner war auch nicht besser. Rot kariert. Sora hatte ihn mir gekauft und bestand darauf. Mit leicht gesenktem Kopf versuchte ich schnell durch die Straßen zu kommen. Aber wie Menschen so waren, hatten sie ihre Schirme im Gesicht, sodass sie nicht sahen, wohin sie liefen. An einer Ampel hatte ich kurz Ruhe und sah mich um. Überall an den Ampeln waren Schirme. Der Regen reflektierte dabei das Scheinwerferlicht der Autos. Langsam trieb ich im Fluss der Menge über die Straße als die Ampel umschaltete. Alle lebten bei Regen aneinander vorbei. Niemand achtete auf den Anderen. Es war eine Seltenheit, wenn man mal jemanden bemerkte. Langsam lief sie über die Straßenüberführung. Es regnete in Strömen und sie lief ohne Schirm, aber es schien sie nicht weiter zu stören. Fasziniert beobachtete ich sie. Sie schien völlig in Musik vertieft zu sein. Sie schlängelte sich an den Menschen vorbei, die ihr entgegen kamen. „Hey Kari“, stoppte ich sie und hielt den Schirm über ihren Kopf. Erschrocken sah sie mich an und zog sich die Stöpsel aus den Ohren. Dann Lächelte sie. „Hi.“ „Mensch, wieso läufst du denn ohne Schirm durch die Gegend?“, wollte ich wissen, „du erkältest dich noch.“ „Ach was“, grinste sie, „ich mag den Regen, er wäscht die Sorgen der Welt weg.“ Überrascht nickte ich wissend. „Wo musst du denn hin?“ „Ich war grad bei einer Freundin zum Lernen und Tai hat mir geschrieben, dass er mir dringend etwas sagen muss.“ „Ach ja? Wo will er sich denn mit dir treffen?“ „Im Café Nero.“ „Dann bring ich dich schnell hin, komm ich praktisch dran vorbei.“ „Musst du nicht“, wehrte sie ab. „Ich würde Tais Zorn auf mich ziehen. Na los, komm“, bestimmte ich, dann konnte sie nichts dagegen sagen. Sie setzte noch für ein Gegenwort an, doch da schob ich sie schon weiter. Wäre ja noch schöner. Sollte Tai herausfinden, dass sie bei Regen ohne Schirm unterwegs war und ich sie nicht begleitet hätte, würde er auf mich losgehen wie ein Geier auf sein Aß. Zudem war es einmal eine Abwechslung. Auch wenn wir nur stumm nebeneinander her liefen. Mein Blick glitt nach rechts. Das Mädchen neben mir strahlte fröhlich vor sich hin, obwohl es regnete und alles um sie herum missmutig war. Meine Augen wanderten an ihr weiter. Sie war groß geworden, hatte sich zu einer jungen Frau entwickelt. Ihre langen Haare waren zu einem hohen Pferdeschwanz nach hinten gebunden. In ihren Ohren waren Perlenstecker. Sie trug ein weißes Top, was ihre Brüste betonte und größer erscheinen ließ. Darüber noch eine hellbraune Weste. Die braunen Shorts, welche nur knapp den Farbton der Weste verfehlten, betonten ihre lang gewordenen Beine und ihren Hintern. Und ihre Füße waren in Stiefeletten versteckt. Ich schluckte schwer bei dem Anblick und suchte mir schnell etwas auf der Straße. Innerlich verfluchte ich noch Sora, dass ich alles unterscheiden konnte. Sie redete Tag und Nacht über Klamotten und Schuhe – was auch ihr großer Traum sein sollte. Ich herrschte mich zur Ruhe. Was war mit mir los? Ich kannte Kari schon seit wir klein waren, sie war die kleine Schwester meines besten Freundes. Und wir versuchen schon seit Jahren sie mit meinem kleinen Bruder zu verkuppeln. Was dachte ich da also? Schnell schüttelte ich den Kopf, die Gedanken mussten raus aus meinem Kopf, ich war doch glücklich, oder nicht? „Alles in Ordnung?“, hörte ich eine besorgte Stimme von der Seite. „Klar“, lächelte ich müde, „wie läuft's bei dir denn in der Schule?“, versuchte ich das Thema zu wechseln. Mit großen, runden Augen wurde ich angesehen, dann prustete die Braunhaarige lost und entglitt dem Schutz des Schirmes. Schnell sprang ich ihr nach und stach uns beiden fast damit die Augen aus. Ich konnte noch rechtzeitig den Schirm in die Höhe heben um das schlimmste zu verhindern. Bis sie dann schließlich wieder neben mir stand. „Was ist denn?“, wollte ich dann wissen. „Du klingst, als wärst du ein Großvater neben seinem Enkelkind und wüsstest nicht über was du mit ihm reden sollst“, gluckste sie immer noch. Ich beobachtete sie eine weile, dann stimmte ich mit in das Lachen ein, „dann sollte ich mir überlegen ob ich schon eine Gehhilfe brauche.“ Wieder liefen wir stumm nebeneinander her und jeder hing seinen Gedanken nach. Kari summte ein Lied. Die Melodie klang einfach und doch schien sie einen fort treiben zu lassen. Sie hatte sich wirklich weiter entwickelt, sie schien nicht mehr das kleine Mädchen zu sein, was sie damals war. Nicht mehr so ängstlich und niedergeschlagen. Sie war fröhlich und aufgeweckt geworden. Eine wunderschöne … junge ... Frau. Wieder ertappte ich mich dabei, wie mein Blick über sie glitt. Mit vermutlich roten Wangen drehte ich mich weg und starrte wieder nach vorne. Das durfte ich nicht denken. Ich knurrte mich in Gedanken an. Schon immer war für uns alle eigentlich klar, dass doch Hoffnung und Licht zusammen gehörten. Genau so wie Liebe und Freundschaft, Aufrichtigkeit und Mut. Was auch immer mit Wissen und Zuverlässigkeit war, wusste keiner wirklich und trotzdem hatten beide schon Beziehungen innerhalb der letzten Jahre. Bis auf TK und Kari. Nie hatten wir es geschafft, woran es lag, wusste keiner von uns, denn TK hatte Gefühle für Kari – oder zumindest gehabt. Und ich war glücklich … Immer wieder hatte ich mir versucht das Einzureden, aber sollte ich ganz ehrlich sein, dann war ich schon länger nicht mehr wirklich glücklich. Sora hatte sich verändert, wie ich auch. Wir sind schöne … nein waren schöne … egal … 4 Jahre sind wir schon zusammen. Waren wir noch glücklich? War sie noch glücklich? Ich blickte wieder zu Kari, sie summte fröhlich weiter vor sich hin. „Was hörst du da eigentlich?“, fragte ich, mit Blick auf ihre Ohrstöpsel die munter vor ihrem Körper auf und ab hüpften. „Skillet und anderen Rock“, sie drehte sie in ihren Fingern hin und her. Wow, das hätte ich jetzt nicht von ihr gedacht. Ich kannte deren Musik und ja, ihre Lieder hatten etwas, aber Kari … mir fehlten dafür etwas die Worte. „Wie läuft's mit deiner Band?“ „G-gut“, stotterte ich, „wir proben regelmäßig und hoffentlich haben wir mal wieder einen Auftritt. Und du?“ „Ich hab keine Band“, zwinkerte sie, „ich bin im Volleyball Club.“ „Macht's Spaß?“ „Ja, sehr sogar. Wir trainieren fleißig und haben bald Wettkämpfe“, strahlte sie mich an. Wieder schlich Stille zwischen uns herein und ich merkte, dass ich noch nie wirklich mit ihr allein gewesen war. Immer war jemand dabei gewesen. Irgendwie waren wir am Café angekommen, in dem Tai warten wollte. Kari sagte ich solle wenigstens noch 'Hallo' sagen. So ging ich mit hinein. Wir mussten etwas suchen, bis wir einen winkenden Tai sahen und Kari erwiderte. Wir schlängelten uns an den doch etwas eng aneinander gestellten Tischen entlang und standen dann vor ihrem großen Bruder – welcher mich kurz musterte. „Kari, du bist klitschnass“, lautete dann seine Begrüßung, als sie ihn umarmen wollte. Sie grinste und streckte etwas die Zunge raus. „Ich hab sie auf gegabelt, weil sie keinen Schirm hatte“, antwortete ich für sie, „wollte nur kurz hallo sagen und dann verschwinden.“ „Nein, warte“, kam es hastig von dem Braunhaarigen, „wenn du schon da bist, ich muss euch was wichtiges sagen“, sein Blick glitt in die Ferne. Er strahlte eine Zufriedenheit aus, dass es fast blendete. Irgendetwas war mit ihm passiert und er wirkte nicht wie sonst so chaotisch. Aber immer noch ließ er uns gespannt zappeln. „Was denn nun?“, sprach Kari unsere Gedanken aus. „Mimi und ich sind verlobt“, grinste er breit. Kapitel 2: &2 ------------- Mit weit aufgerissenen Augen standen wir vor meinem besten Kumpel. Er sah uns erwartungsvoll an und wollte uns animieren etwas zu sagen. Dann quietschte Kari plötzlich los und zog damit die Aufmerksamkeit des gesamten Cafés auf sich. Erschrocken schnellte mein Blick zu ihr, sie sprang währenddessen auf ihren Bruder zu und umarmte ihn. Der nahm sie lachend in den Arm. Sein Blick ging zu mir, ich schüttelte grinsend den Kopf, „was soll ich da noch sagen? Sie hat's schon getroffen.“ Er lachte und wusste sofort, dass ich nicht auch zum quietschen anfangen würde. Als sich seine Schwester von Tai löste, packte ich seine Hand und umarmte ihn auch, „Glückwunsch“, ich klopfte ihm kurz auf den Rücken. „Danke und ich hoffe du und Sora macht es auch bald.“ Jetzt hatte er mir eine Nadel ins Herz gesteckt. Ich löste mich von ihm und sah verloren auf sein Shirt. Als ich aufsah verzog ich meinen rechten Mundwinkel nach oben – ein Lächeln brachte ich nicht zustande. Ja … Sora... „Ich geh dann wohl mal besser“, meinte ich mit einem Blick auf Kari. „Danke, fürs herbringen“, lächelte sie. „Ist doch kein Problem, liegt auf dem Weg. Wir sehn uns und stoßen mal noch an“, richtete ich an Tai und streckte ihm nochmal meine Hand entgegen. Er schlug ein und wir umklammerten kurz den Daumen des anderen. Tai nickte noch und widmete sich dann wieder Kari. So wie ich reingekommen war, schlängelte ich mich auch wieder nach draußen. Die Stühle quietschten etwas auf dem Boden, weil sie durch meinen Bass auf dem Rücken zur Seite geschoben wurden, aber ich schaffte es zur Tür. Zu meiner Verwunderung hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel war an einigen Stellen aufgebrochen. Lächelnd sah ich nach oben. Die Abendröte blitzte hindurch. Genüsslich zog ich die Luft ein. Die Luft nach dem Regen war die frischeste, die es gab. Und doch konnte ich sie heute nicht genießen. Mein Weg führte weiter die Straße entlang. Die Schirme wurden weniger und das Bunte verschwand wieder in den Händen, der Tasche oder dem Rucksack. Und doch hatten die Menschen noch Angst, es würde gleich wieder anfangen, denn sie huschten an den anderen vorbei, als wäre ein Wassertropfen tödlich. Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen. Kari dachte das nicht. Sie war durch den Regen gegangen als würde die Sonne scheinen. Erschrocken fuhr ich herum, als hätte ich mich selbst erwischt. Was machte ich hier? Wieso dachte ich solche Sachen? Ein Regenschauer wäre jetzt wieder genau das Richtige. Ich musste mir den Kopf waschen. Doch mein Bass würde darunter leiden, die Tasche war nicht komplett dicht. Wie aufs Stichwort schob ich ihn wieder an die richtige Stelle auf meiner Schulter. Mir kam es so vor, als wäre er schwerer als vorhin. Aber vielleicht kam mir das auch nur so vor. Weiter in Gedanken versunken lief ich im Fluss der Menschen, bis ich letztendlich den Stadtteil verlassen hatte und unser altes Stadtviertel entlang schlenderte. Im Gegensatz zu Tai und Mimi – die sich schon seit einem Jahr eine Wohnung teilen, wohnte ich immer noch bei meinem Vater. Ich brachte es nicht übers Herz ihn alleine zu lassen, so chaotisch wie er manchmal war. Auch Sora hing noch sehr an ihrer Mutter. Und zwischen uns stand etwas oder wir waren noch nie wirklich auf die Idee gekommen und keiner hat sie je ausgesprochen. Auch war es ganz gut, wenn man nicht den gesamten Tag aufeinander saß. Sora hatte aber schon genug mit ihrem Studium zu tun. Sie war an der Design Hochschule und hatte neben zu keine Zeit jobben zu gehen und dadurch fehlte auch das Geld. Wie aufs Stichwort klingelte mein Handy. Mit einem Blick auf das Display wusste ich – Sora. Sie hatte mir bei ihrem Kontakt ein Bild von uns eingestellt. Wir waren am Strand gewesen und hatten blöde Grimassen geschnitten und ein Kussbild. Natürlich hatte sie das Bild mit dem Kuss genommen. „Hey“, meldete ich mich kurz angebunden. „Hi Schatz“, kam es fröhlich zurück, „wie war dein Tag?“ „Gut und deiner?“ „Wir haben heute unsere Entwürfe vorgestellt.“ Ich wartete darauf, dass sie weiter sprach, aber eigentlich wollte sie nur, dass ich nachfragte, wie es gelaufen war. Eigentlich müsste sie wissen, dass ich das nicht mag. Also herrschte Stille, bis sie schließlich erneut ansetzte und den Satz nochmal von vorn begann, „wir haben unsere Entwürfe vorgestellt und meiner war einer von den Besten“, jubelte sie. „Freut mich für dich“, ich lächelte müde den Boden an. „Ja, damit hab ich die Möglichkeit, dass meiner umgesetzt wird, naja, zumindest, dass es meinen bald zu kaufen gibt. Denn mit mir sind es noch sieben andere die auch die Chance dazu haben. Wir müssen sie noch nähen und dann wird entschieden, welche zwei genommen werden.“ „Wow, dann kann jede Frau bald mit deinen Klamotten rum laufen.“ „Was?“, Verwirrung, „Nein! Hörst du mir überhaupt zu?“, kam es nun lauter und leicht wütend, „wir haben Kleidung für Männer entworfen, man. Das hatte ich dir fünf Mal gesagt.“ „Tut mir Leid“, ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, wieso konnte das nicht sofort enden? „Ich hab grad viel um die Ohren.“ Ein Grummeln und dann ein leises Seufzen, „ja, weiß ich doch, war nicht so gemeint. Rufst du später nochmal an? Dann geh ich jetzt was essen.“ „Ja“, murmelte ich, erwiderte ihr 'ich liebe dich' und legte auf. Sie sagte es so oft, für mich hatte es mittlerweile jede Bedeutung verloren. Es kam bei ihr wie ein 'Hi' und ein 'wie geht’s dir?'. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich spät dran war. In einer halben Stunde würde mein Vater daheim sein und nach Essen rufen. „Das ist voll toll“, konnte ich immer noch quietschen und klatschte fröhlich in die Hände, während ich meinen Bruder nicht aus den Augen ließ. „Komm mal wieder runter“, lachte dieser, „eigentlich müsste ich die selbe Freude aufbringen und quietschen.“ „Und wieso tust du das nicht?“, fragte ich und meine Augen verengten sich ein wenig. „Wieso quietscht du so, du hast dich doch nicht verlobt?“, stellte er die Gegenfrage, „oder etwa doch?“ „Nein“, ich zog meine Stirn in falten, „mit wem denn?“ „Ich weiß nicht“, fuhr er in seinem scheinheiligsten Ton fort, „mit TK vielleicht?“ „Wieso mit TK?“, wollte ich sichtlich verwirrt wissen, „wir sind doch nicht mal zusammen.“ „Hätte ja sein können“, er zuckte mit den Schultern. Es kam mir so vor, als wäre er enttäuscht oder so etwas. Aber wieso denn? Wegen TK? Wir waren Freunde seit wir klein waren. Er war mein bester Freund, mit dem ich über alles reden konnte. Irgendwann hatte ich mir das schon einmal vorgestellt, aber … Er schien auch nicht so interessiert. Dann hatte er sowieso eine Freundin gehabt, auch wenn es nicht lange gehalten hatte, weil sie ihn nur wollte, weil er beliebt war. Ein typisches Mädchen, dass das haben möchte, was jeder will und wenn sie es hatte, dann wollte sie es nicht mehr. Meine weitreichendste Beziehung war nach einem ersten Date der erste Kuss und das war's auch schon gewesen. Bevor ich noch eine Frage stellen konnte, kam auch schon meine Pizza, die ich mir bestellt hatte. Wenn Tai einen einlud, konnte man das ausnutzen. Mit großen, wahrscheinlich auch leuchtenden Augen – konnte man sicher in der Dunkelheit sehen – starrte ich auf das runde Stück Teig hinab. Mit Schinken, Pilzen und viel Käse. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Tai bekam einen Burger. Mochte ich nicht so sehr, ignorierte ich. Denn beim Essen von diesen Dingern war er ein Schwein. Er schaffte es, dass sein ganzes Gesicht verschmiert war. Ganz langsam nahm ich das Besteck in die Hand und schnitt vorsichtig das erste Stück ab. Als würde ich ein Heiligtum anfassen oder einen Menschen operieren. Tai machte sich jedes Mal darüber lustig – nur jetzt nicht – jetzt war er beschäftigt. „Wo ist denn Mimi dann?“, fragte ich ihn, nachdem ich gut ein Viertel gegessen hatte. „Die ist sofort zu ihren Eltern los, die sie vermutlich nicht mehr weg lassen“, mampfte er und war jetzt schon wieder verschmiert. Von seinem Kinn tropfte die Barbacuesoße herunter. Stimmt, Mimis Eltern konnten sich für alles begeistern. Besonders für ihre eigene Tochter. Sie war ihr Augapfel. Bestimmt würden sie die Hochzeit gleich planen. Wenn sie wollten würden sie es sogar schaffen, dass sie kommenden Sonntag stattfinden könnte – damit in vier Tagen. Tai hatte es zum einen gut, dass er so eine Frau gefunden hatte – Mimi war wie eine Schwester für mich. Zum anderen würde die Planung die Hölle werden. Sie war doch sehr anspruchsvoll. Aber er hat sich darauf eingelassen, jetzt muss er es nur noch Agumon sagen und natürlich Palmon. „Hast du ihre Eltern oder Palmon um ihre Erlaubnis gefragt, dass du Mimi heiraten kannst?“ Erschrocken sah er mich aus großen Augen an und verschluckte sich fast. Kapitel 3: &3 ------------- „Hey Matt, sorry, dass ich zu spät bin“, mein bester Freund klopfte mir auf die Schulter und setzte sich etwas außer Atem mir gegenüber. „Kein Problem“, entgegnete ich. Er schnaufte tief aus und nach einem kurzen Blick auf meinen Kaffee grinste er mich breit an. Der Braunhaarige schälte sich aus seiner dünnen Jacke und lehnte sich dann gemütlich zurück. Wieder schnaufte er und winkte die Kellnerin her. Es entstand eine kleine Plauderei zwischen den Zweien, er bestellte, sie kicherte und verschwand. „Ich dachte du seist verlobt“, ich schlürfte an meiner Tasse und zog eine Augenbraue hoch. Er grinste, „pscht, das weißt du doch noch gar nicht“, flüstert er. Verwirrt sah ich ihn an und lehnte mich gespannt zurück. Was der nur schon wieder hatte. Dabei war der gestrige Tag schon verwirrend genug gewesen. Der Cappuccino kam und die Dame verschwand wieder. Immer wieder sah sie verstohlen zu uns herüber. Bis sie merkte, dass ich sah, dann drehte sie sich weg. Mein Blick glitt wieder zu Tai, der langsam in seiner Tasse herum rührte. „Was wolltest du jetzt?“ „Ich bin verlobt“, grinste er breit. Genervt schlug ich mir die Hand gegen die Stirn. „Was?“ „Das hab ich doch gestern schon gehört.“ „Aber nur inoffiziell“, Tai zeigte mit seinem Keks auf mich, welcher mit dem Kaffee gekommen war. „Ich wollte es gestern nur Kari sagen.“ „Du hast doch gesagt, ich soll da bleiben.“ „Ja, ist ja jetzt egal“, er winkte mit seiner Hand ab, „meine Mum wollte wissen, ob du zum Essen kommen magst.“ „Was hat das jetzt mit dem zuvor zu tun?“, ich runzelte die Stirn, „sag doch lieber, wie du das angestellt hast, dass Mimi … ja, wie kamt ihr gleich noch zusammen?“ Eine halbe Ewigkeit schauten wir uns in die Augen. Erst als die Kellnerin nachfragte, ob alles in Ordnung sei, erwachten wir. Wir bejahten und dann lachten wir. „Meine Mum lässt fragen, ob du zum Abendessen kommen magst“, fragte Tai, als er sich seine Jacke überwarf. „Kartoffelsaft und Spinatkekse?“ Er hielt in seiner Bewegung inne und starrte mich an, „hoffentlich nicht.“ „Na gut, aber versprechen kann ich nichts.“ Er grinste und wir liefen nach draußen. Seine Mum kochte grauenhaft. Ich zweifelte, ob es wirklich so gut gewesen war, zuzusagen. Stumm liefen wir nebeneinander her. Es war lange her, dass wir mal wieder so Zeit zu zwei verbrachten. Aber es war viel Zeit vergangen und wir hatten uns weiter entwickelt. „Hallo-o“, rief Tai in die Wohnung. Hinter mit machte er die Tür zu und grinste in den Flur. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und wartete auf den Braunhaarigen. Dieser wartete auf Beachtung. „Oh Tai, schön dass du da bist“, kam seine Mutter angesprungen, „ich wurde aus der Küche verscheucht“, fuhr sie niedergeschlagen fort und legte ihre Hand auf meinen Oberarm, „hallo Matt. Ich wollte euch mit Orangen und Erdnüssen gefüllte Medaillons mit Honigreis machen, als Nachtisch Schoko-Tomatencreme und für später noch einen Zucchini-Browniekuchen und Spinatkekse.“ Tai und ich tauschten erschrockene Blicke und schluckten schwer. In diesem Moment wünschte ich, ich wäre nicht mit gekommen. Als hätte ich es geahnt. Seufzend ließ ich den Blick schweifen, jetzt konnte ich mich nicht mehr raus reden und abhauen. „Wir wollten nur, dass sie sich setzt und entspannt“, hörte ich die zukünftige Schwiegertochter von Frau Yagami. Erleichtert seufzten wir synchron auf und gingen in den Wohnbereich. Es war aufgeräumt wie immer und der Tisch war bereits gedeckt. Tai ging zu seiner Geliebten und seine Mutter drängte mich, mich zu setzen. Ich hatte einen Blick in die Küche und sah die kleine Schwester – Kari. Zum zweiten Mal schluckte ich schwer. Meine Gedanken gingen zu gestern zurück und mir wurde warm. Meine Hände schwitzten und zitterten. Schnell ließ ich sie unterm Tisch verschwinden. Ich rieb sie an der Hose trocken und krallte sie regelrecht in meine Knie. Meinen Blick konnte ich dabei nicht abwenden. Kari hantierte weiter herum, wusch Salat, riss ihn in kleine Teile und warf ihn in eine Schüssel. Sie hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen und sah kurz auf. Unsere Blicke trafen sich, dann lächelte sie. Schnell verzog ich meinen Mund und versuchte es ihr gleichzutun. Sie sah so wunderschön aus, wie auch am Tag zuvor. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, links und rechts hingen einige Strähnen hinunter und rahmten ihr Gesicht ein.Ihr Top wurde von einer gelben Schürze geschützt. Und um ihren Hals baumelte ein zartes, blankes Kettchen. Tai versuchte unterdessen an seiner Freundin vorbei zu kommen – er hatte Hunger. Wie immer natürlich. Schmunzelnd sah ich ihm zu und versuchte die Gedanken an seine Schwester zu verdrängen. Aber immer wieder schlich sich ihr Körper hinein und ich sah ihr Lächeln vor mir. Ich spürte wie mir die Röte in den Kopf stieg. Diese Gedanken waren nicht gut. Ich hatte doch Sora … und … war glücklich. „Hallo Matt, schön dass du da bist“, lachte der Herr des Hauses und klopfte mir auf die Schulter. Wie ertappt zuckte ich zusammen und starrte ihn an. Ich brachte lediglich ein heiseres 'Hallo' und 'Danke für die Einladung' unter Husten hervor. Schon sprang die Mutter in die Küche und redete von Kartoffelsaft für die Stimme, doch Tai war schneller und reichte mir eine Dose mit Limo. Er stieß an und bedeutete mir zu trinken. Enttäuscht kam sie zurück und setzte sich an den Tisch. Tai mir gegenüber und am Kopfende – neben mir und gegenüber seiner Frau – Tais Vater. Kari und Mimi wechselten immer wieder einige Worte, dann lief die Jüngere zwischen Tisch und Küche hin und her. Nacheinander fand sich das Essen vor unserer Nase wieder. Sie hatten das verwendet, was Karis Mutter zuvor erwähnt hatte.Salat mit Tomaten und gerösteten Erdnüssen. Reis. Schweinemedaillons – dufteten stark nach Curry – und sehr lecker wohl gemerkt. Letztendlich setzten sie sich zu uns. Tai wimmerte und trommelte mit den Füßen auf dem Boden. „Warte“, zischte Mimi, „zuerst bekommt der Gast zu Essen“, sie hatte sich neben ihn gesetzt. Erschrocken sah ich nach rechts, auf dem Stuhl saß mit einem Mal Kari. Sie lächelte freundlich und schöpfte mir Reis. Dann streckte sie ihren Arm nach dem Teller ihres Vater aus. Ungeduldig rutschte mein Gegenüber hin und her. Bis er einen vollen Teller vor sich stehen hatte. Es schmeckte köstlich. Der Geschmack war so fein und das Fleisch war zart, dass es fast von selbst zerfiel. „Zum Nachtisch gibt es noch Schokomousse mit Orangensoße und später dann noch Brownies“, lächelte Mimi und fing an zu Essen. „Danke für gestern“, hörte ich von rechts. „War doch nichts“, flüsterte ich zurück und blickte in zwei strahlende braune Augen. „Schmeckt es?“ „Ja, sehr lecker.“ Ein Seufzen ertönte. Karis Mutter genoss das Essen auch, aber sie sah enttäuscht aus. Auch Kari sah zu ihr und blickte wieder zu mir. „Aber ich bin schon froh, dass ihr zwei gekocht habt“, meinte ich noch leiser und weiter zu ihr gebeugt. Kichernd lehnte sie sich zurück und aß weiter. Sie hatte sich wirklich verändert. Wieder wurde es in mir warm. Schnell machte auch ich mich daran weiter zu essen. „Tai, wirst du am Samstag zu Karis Spiel kommen?“ „Spiel?“ „Taichi, du hast schon ihr letztes Spiel verpasst, du solltest deine kleine Schwester anfeuern“, sagte seine Mutter streng. Verwirrt sah ich zwischen seiner Mutter und ihm hin und her, dann sah ich Kari an. Spiel? Ach ja, sie hatte etwas von Volleyball gesagt. „Mum, lass das, wenn er nicht mag.“ „Nein Kari, er kann ruhig auch mal mitkommen, schließlich ist er dein Bruder.“ „Du warst bei ihrem letzten Spiel, Mimi?“ „Ja, im Gegensatz zu dir, du ach so toller Bruder.“ „Wann ist denn das Spiel?“, wollte ich neugierig wissen. „Um drei geht’s los“, warf ihre Mutter ein. „Ich kann da sein“, lächelte ich das Mädchen neben mir an. Sie erwiderte. „Du kannst ja TK fragen, ob er mit kommt.“ Wir sahen beide mit großen Augen zu Mimi. Kapitel 4: &4 ------------- Und schon wieder hatte jemand mit TK angefangen. Betrübt aß ich weiter. Langsam nervte es mich schon etwas. Jeder sprach von ihm, dabei wussten alle, dass wir nur gute Freunde waren. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Tai sollte nicht meinen, dass ich so dumm war, dass ich nicht merkte, was sie alle vor hatten. Ich half Mimi und Mama noch kurz beim abwasch und verschwand dann im Bad. Duschen, Zähne putzen und dann stand ich auch schon wieder im Wohnzimmer. Morgen hatte ich den ganzen Tag Training und dafür sollte ich fit sein. „Wo willst du so eilig hin?“, fragte mein Bruder. Lächelnd ging ich zu ihm und legte von hinten meine Arme um seinen Hals. Mein rechte Wange kuschelte sich an seine Linke. „Im Gegensatz zu dir bin ich morgen produktiv. Ich hab morgen den ganzen Tag Training.“ „Was heißt hier ich wäre nicht produktiv?“, beschwerte er sich. „Komm schon, du sitzt wie jeder andere im Vorlesesaal drin und schläfst“, stellte Matt fest und trank seinen Kaffee. Grinsend sah ich auf. Er hatte es auf den Punkt getroffen. Seine Augen fesselten mich. Mir fiel zum ersten Mal auf, wie strahlend Blau sie sind. Wie ein glitzerndes Meer. „Kari – Kari“, hörte ich meine Mum, ich blinzelte mehrmals und sah über die Schulter in die Küche, „du solltest langsam ins Bett.“ „Ich geh gleich, ich wollte nur noch Tai 'Gute Nacht' sagen“, betonte ich. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ging nah zu seinem Ohr. „Wenn du mich morgen wegen Besorgungen nervst, dann sag ich deinem Trainer was du während dem letzten Spiel mit Mimi in der Umkleide gemacht hast.“ Erschrocken sah er mich an, „du weißt davon?“ Ich nickte langsam. Wie gerne wäre ich jetzt an Tais Stelle. Ich verkrampfte meine Hände um die Tasse mit Kaffee. Sie hatten schon jegliche Farbe verloren. Ruhig versuchte ich auszuatmen und entspannte sie. Wie sie mich gerade angesehen hatte. Würde sie mich doch jeden Tag so ansehen. Und ich könnte sie ansehen. Ihre wunderschönen Rehaugen. Sie waren nicht mehr das Kitz von damals, sie hat sich zu einem wunderschönen Reh entwickelt. Wieso musste sie nur schon ins Bett. Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, war sie schon in ihrem Zimmer verschwunden. Und Tai trommelte nervös mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum. Was hatte sie ihm gerade gesagt? „Ich mach mich dann auf den Weg“, warf ich in den Raum, als sich seine Verlobte wieder an den Tisch setzen wollte. „Ok“, sagte der Braunhaarige abwesend und sah zu Mimi. „Verabschiede dich noch von Kari“, meinte Mimi, bevor ich mich zur Tür aufmachen konnte. Ich nickte und stand auf. Ich sah noch kurz zurück. Das verlobte Pärchen steckte die Köpfe zusammen und diskutierten angeregt. Sie nicht weiter beachtend klopfte ich an die Türe. Ein 'mh?' kam und ich schob sie zögerlich auf. Mit großen Augen blieb ich stehen. Sie zog sich gerade um. Den Rücken zu mir gewandt, nur in einem Höschen, nahm sie sich gerade ein Top vom Bett. Ich schluckte schwer. Ihre Haut sah weich aus. Wie ein Marshmallow. Von der Sonne war sie braun gebrannt, nur an einigen Stellen war sie etwas heller – vermutlich von dem Trikot. Sie schlüpfte mit den Armen hinein und drehte sich halb um. Sie zuckte zusammen und hielt sich das Kleidungsstück vor die Brust. Dann lächelte sie. „Sorry, ich dachte du wärst Tai“, sie zwinkerte. „Ich glaube Tai hätte nicht geklopft“, versuchte ich auszuweichen. Hustend wich ich ihrem Körper aus und versuchte ihr in die Augen zu schauen. Es war schon sehr niedlich. Ihm war es peinlich. Er war es wohl nicht gewohnt in ein Zimmer mit einem halbnackten Mädchen zu stürmen. Er versuchte mir in die Augen zu sehen und den Blick nicht abzuwenden. So hatte ich aber auch die Möglichkeit noch einmal seine Augen zu begutachten. Sie strahlten eine Sehnsucht aus. Irgendwie Lüstern. Er war anders als sonst. Ich wunderte mich was los war, war etwas mit Sora? Ich kicherte, „wolltest du mir beim Umziehen zusehen oder war doch was anderes?“ Er stotterte und druckste zuerst, gestikulierte mit den Händen in der Luft, „ich wollte mich nur verabschieden.“ „Achso“, wunderte ich mich, drehte mich kurz weg und streifte das Top über den Kopf. Ich lief zu ihm, da zog ich es noch runter. Vor ihm blieb ich stehen. „Ich hoffe es hat geschmeckt.“ „Ja, danke“, er sah auf mich herab. Seine Augen leuchteten. Mir war bewusst, dass er in meinen Ausschnitt sehen konnte. Ich wusste nicht, ob sie das mit Absicht machte oder nicht. Aber ihr Dekolletee brachte alles schön zur Geltung. Ich wich ihrem Blick aus und sah zur Seite. „Komm gut nach Hause und sei vorsichtig“, sie legte die Arme um mich und drückte mich an sich. Dabei stand sie auf Zehenspitzen und ihr Top rutschte etwas nach oben. Vorsichtig – als würde sie zerbrechen – legte ich meine Arme um ihre Hüfte. Genüsslich zog ich ihren Duft nach Pfirsich ein. Ich hätte dahinschmelzen können. Da löste sie sich aber auch schon wieder. Wie in Trance drehte ich mich um und ging. Leicht lächelnd sah ich ihm nach. Ich ging zum Lichtschalter und schaltete das Licht aus. In der Dunkelheit bahnte ich mir einen Weg zu meinem Bett und schlüpfte unter die Bettdecke. Was hatte ich da nur gemacht? Aber seine Augen waren … sie waren tiefgründig und schienen mich praktisch aufzufressen. Er war mir nie so aufgefallen wie jetzt. Das einzige Mal als wir alleine waren, war als Tai mich bei ihm gelassen hatte um nach unseren Eltern zu sehen. Damals als Myotismon die Stadt besetzt hatte und unser Viertel in dichten Nebel getaucht hatte. Ich hatte Matt angesehen, dass er viel lieber mit raus gegangen wäre, als sich mit mir zu verstecken. Aber sonst waren wir nie allein gewesen. Ich schloss meine Augen und schon tauchte sein Gesicht vor mir auf. „Kari!“, rief Rika und starrte mich finster an, „jetzt pass mal wieder auf, sonst schieß ich dich wirklich noch ab.“ „Ja, bin ja da“, rief ich zurück und hob den Ball vom Boden auf. Wir standen schon den ganzen Tag auf dem Feld und trainierten. Wir hatten uns weit in der Früh getroffen, uns mit joggen aufgewärmt und dann angefangen mit Aufschlägen. Vom Unterricht waren wir befreit, weil unser Trainer Klasse ist. Eigentlich hatten wir eine Volleyballmannschaft an der Schule, aber Rika und ich waren beide nicht dafür geschaffen gewesen. Für uns beide stehen dort zu viele Leute auf dem Feld. Dann hatten wir festgestellt, dass wir gut miteinander auskamen und hatten zunächst einfach zum Spaß Beachvolleyball zusammen gespielt. Der Trainer der Volleyballmannschaft hatte uns dann einen anderen Sportlehrer zur Seite gestellt. Vergangenes Jahr hatten wir dann ein Team gebildet und hätten eigentlich auch schon am Schulwettbewerb teilnehmen können, aber uns war ein Missgeschick passiert. Ich stellte mich an den hinteren Rand, warf den Ball in die Luft und meine Hand glitt am Ball vorbei, welcher neben mir im Sand landete. Frustriert schnaufte ich aus. Mir war bewusst, dass ich heute nicht bei der Sache war. Gestern war auch einfach seltsam gewesen. Ich atmete tief ein und aus und strich mir mit den Händen über die Haare. Mit meiner rechten Hand zog ich meinen Pferdeschwanz lang. Erneut versuchte ich es und machte einen Aufschlag. Ich lief ins Feld und bekam auch sofort den Ball zurück gebaggert. Ich erwiderte und pritschte zurück. Sie nahm ihn an und stellte sich den Ball selbst. Schnell rannte ich nach vorn ans Netz und versuchte ihren Schmetterschlag zu blocken. Leider zu langsam. Schnaufend standen wir und beide am Netz gegenüber. „Magst du noch mit zu mir? Dann können wir noch was Essen“, schlug Rika vor. Sie war eigentlich relativ still. Direkt. Und schlagfertig – nicht nur im Sport. Sie hatte orangene Haare, die immer zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden waren. Ihre Haarlänge sorgte dafür, dass sie nach oben weg standen – offen gingen sie ihr bis zu den Schultern. Vorn hatte sie noch einen schrägen Pony. Sie trat Fremden kühl gegenüber, weswegen sie von den meisten gemieden wurde. Ich hatte sie aber sehr lieb gewonnen. Das Beste war, dass auch sie einen Digimonpartner hatte. Ebenso ihr Freund. „Klar“, lächelte ich und wischte mir mit dem Handtuch den Nacken trocken. Wir zogen uns noch schnell um und machten uns dann auf den Weg zu ihr. „Morgen musst du dann bei der Sache sein“, schärfte sie mir ein. „Ja, Mama“, lachte ich und grinste sie an. „Was ist denn los?“ „Ach nichts, es ist grad nur privat etwas“, versuchte ich auszuweichen. „Sind wird Geschäftspartner oder was?“, funkelt sie böse. „Ich bin nur etwas verwirrt. Das hat sich bis morgen wieder“, lächelte ich. Sie nickte und wir liefen still weiter. Kaum waren wir bei ihr angekommen, zog sie auch schon was zu Essen heraus. Wir grinsten uns über den Tisch hinweg an. „Wir müssen nach dem Wochenende lernen“, fing sie an. „Ja, die Prüfung“, ich verdrehte die Augen, „aber muss das jetzt sein? Ich weiß nicht, ob ich dann wirklich morgen bei der Sache bin, wenn du mich jetzt darauf bringst.“ Lachen. Schon wieder war der Himmel trüb, wenn ich von der Probe kam. Seufzend machte ich mich auf den Heimweg. Langsam war es lächerlich. Davor und während war alles bestens und danach dachten sich die Wolken wohl, jetzt ärgern wir alle, die jetzt Freizeit hatten. Mit einem kurzen Blick nach oben machte ich mich auf den Heimweg. Mein Vater würde heute wieder später kommen. Sie hatten eine wichtige Geschichte zu bearbeiten, um was es genau ging, wollte er mir nicht sagen, nur dass es etwas großes war. Aber bei ihm konnte alles groß sein. Von einem Staubkorn das einer einatmete, bis zu einem Digimon Aufmarsch. Wizardmons Erscheinen kam mir in den Sinn. Da waren auch alle im Studio geschockt. Das war was großes. Auch Imperialdramon, als es gestartet war und wir die schwarzen Türme hatten zerstören müssen. Schnaubend lief ich durch die Menschenmenge. Wie ich es hasste. Ich mochte Menschenaufläufe nicht. Als Musiker sollte ich so etwas nicht sagen oder denken. Aber wenn ich spielte, stand ich auf der Bühne und sie waren weiter weg, mittendrin fühlte ich mich nicht wohl. Wenn ich mit anderen unterwegs war, war das wieder etwas anderes. Wie von selbst sah ich mich um und hielt Ausschau nach einem braunhaarigen Mädchen. Mit hochrotem Kopf war ich am Abend zuvor förmlich aus der Wohnung gerannt. Erschrocken war ich zusammen gezuckt als mein Handy geklingelt hatte und ich eine Nachricht von Sora hatte. Sie wollte noch telefonieren, aber ich hatte nicht die Kraft dafür gefunden. Ich musste aber mit ihr reden. Seufzend ließ ich den Kopf hängen. Es konnte doch nicht sein, dass die kleine Schwester meines besten Freundes mich aus der Bahn warf. Ich war doch glücklich... „Heee...“, hörte ich einen Aufschrei von der anderen Straßenseite. Die Stimme kam mir bekannt vor Mit großen Augen sah ich auf und erkannte den gesuchten braunhaarigen Schopf. Umzingelt von drei Kerlen. Sie wirkte verängstigt und stolperte einige Schritte zurück. Doch schon drängte sich jemand hinter sie und hielt sie auf. Aufgeschreckt sah sie ihn an. Er packte sie an den Schultern. Böse knurrte ich und rannte über die Straße. Ein Auto bremste mit quietschenden Reifen und der LKW wich riss das Lenkrad rum, sodass er in einer Kurve um mich herum fuhr. „Hey, was soll das?“, rief ich ihnen entgegen. Finster starrte ich sie an. Gelangweilt erwiderten sie. „Was geht das dich an?“ „Matt“, rief Kari freudig auf. „Was?“, die drei zuckten zusammen. „Lasst meine Freundin in Ruhe“, zischte ich wütend und funkelte sie böse an. „F-Fr-Freundin?“, sie stolperten von ihr weg und ergriffen dann die Flucht. Ich sah ihnen noch finster nach, bis sie um eine Ecke verschwunden waren. Dann strich ich mir durch die Haare und entspannte mich etwas. Besorgt musterte ich das Mädchen vor mir. „Alles in Ordnung?“, fragte ich flüsternd. Sie nickte nur und sah mich dankbar an. „Haben sie dir auch nichts getan?“ Sie schüttelte mit leicht geöffnetem Mund den Kopf, ihre Hände hatte sie an ihrer Brust gefaltet. Sie zitterten. Ich schob den Gurt von meiner Basstasche an seine Stelle zurück. Wie leicht es mir über die Lippen gekommen war. Wie gern würde ich sie jetzt in den Arm nehmen und trösten. Seufzend ließ ich den Kopf hängen. „Komm, gehen wir, bevor sie zurück kommen“, ich legte meinen Arm auf ihr Schulterblatt und schob sie die Straße weiter. Ich spürte wie ihr Körper zitterte. Ich wusste nicht, ob es wirklich so gut war, wenn ich sie jetzt in den Arm nahm. Niedergeschlagen wandte ich den Blick ab und starrte auf den Boden. Meine Hand war mittlerweile weiter in die Mitte des Rückens gerutscht. Das aber mehr unbewusst. „Sind deine Eltern Zuhause?“ Sie schüttelte den Kopf, „sie sind weg gefahren, Oma besuchen, sie kommen morgen wieder“, flüsterte sie. „Dann komm erst mal mit zu mir, mein Vater kommt später heim und du kannst dich beruhigen.“ Sie nickte. Wir liefen weiter. Niemand sagte etwas. Ich nicht, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte und sie, weil sie verängstigt war – ihrem zittern nach. Selbst als sie die Schuhe ausziehen wollte, brauchte sie mehrere Minuten. Sie setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer und zog sofort die Beine an ihren Körper. Jetzt war sie wieder das kleine Mädchen von früher. Das, welches sich nach ihrem Bruder sehnte. Den Bruder der sie vor allem Bösen beschützte. Ich machte ihr schnell einen Tee und ließ sie dann kurz allein. Mit dem Telefon bewaffnet verschwand ich in meinem Zimmer, wählte eine Nummer und räumte kurz das Gröbste weg. Typisch Mann. „Hallo?“ „Hey Tai“, meldete ich mich, quetschte kurz das Telefon zwischen Schulter und Ohr ein und trug den Wäschehaufen zum Wäschekorb. „Was gibt's? Ich kann grade nicht“, im Hintergrund hörte ich genervtes Gemecker und zwei Stimmen, die diese zu beruhigen versuchten. Er war also bei Mimis Eltern. „Tut mir Leid“, entschuldigte ich mich und trat ans Fenster, „ich bin gerade von der Bandprobe auf dem Heimweg gewesen...“ „Wenn du jemandem deinen Tag mitteilen möchtest, dann sag das doch Sora“, warf er ein und wandte sich kurz Mimi zu. „Nein... darum geht’s nicht“, ich massierte mir die linke Schläfe. „Ich hab Kari getroffen.“ „Ja, sie treibt sich auch mal auf der Straße herum“, wieder wandte er sich an seine Verlobte. „Nein...“, ich seufzte, „sie wurde von drei Typen bedrängt.“ „WAS IST MIT KARI?“, schrie er mit einem Mal in den Hörer, schnell hielt ich ihn weg. Auch Mimi und ihre Eltern waren im Hintergrund verstummt. „Ihr geht es gut“, erklärte ich ruhig, „es ist nichts passiert, sie steht nur etwas unter Schock, ich hab sie mit zu mir genommen.“ „Ok.“ „Sie sagte eure Eltern sind heute nicht Zuhause“, ich schluckte, ob ich das wirklich fragen sollte, aber wir waren beste Freunde, „ich hätte vorgeschlagen, dass sie über Nacht hier bleibt, dann kann sie sich beruhigen. Ich würde sie nur ungern allein lassen.“ Stille. Er überlegte. „Ja, ich komm hier auch nicht so schnell weg. Aber ich weiß, dass sie bei dir in besten Händen ist“, ich sah sein breites Grinsen förmlich vor mir, „ich vertrau dir, Kumpel. Und danke, dass du für mich für sie da bist.“ „Ist doch kein Problem“, ich lächelte leicht, „das wärst du auch für TK.“ „Aber ich glaube nicht, dass er von Typen bedrängt wird.“ Wir lachten. Dann wurden wir wieder ernst und ich hörte Mimi im Hintergrund fragen, was denn passiert sei. Ich verabschiedete mich, damit ich wieder zu dem Mädchen in unserem Wohnzimmer sehen konnte. Langsam beruhigte sich mein Herzschlag wieder. Ich weiß nicht wie das passiert war. Ich ging diesen Weg schon lange und auch sehr oft und mir waren nie solche Leute begegnet. Der Tee wärmte mich von innen und meine Hände. Er löste den Knoten in meinem Bauch und ich konnte mich in dem Zimmer umsehen. Es war das Heim von Männern. Überall lag Kleidung kreuz und quer und Kartons standen herum. Leere Flaschen. Unzählige DVDs, Zeitschriften und auch alte Videos. Ich war bei Matt und seinem Vater. Ich starrte in die Tasse und ich erkannte mein Spiegelbild, welches ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte. „Geht's dir besser?“, fragte Matt und stellte das Telefon auf die Ladestation. Er setzte sich neben mich und musterte mich besorgt. „Ja, danke“, murmelte ich, „danke, dass du da warst.“ Er lächelte, „war doch nichts dabei.“ „Doch, du hast sie verscheucht“, ich wandte mich ab und wurde vermutlich total rot, „indem du nur sagtest, du seist mein Freund.“ „Nichts hätte sie besser verscheucht.“ Ich beobachtete das Mädchen vor mir. „Wir sind doch Freunde“, setzte ich hinterher und merkte einen Stich in meinem Herzen. Verwirrt fasste ich an die Stelle und massierte sie leicht. „Ja“, flüsterte sie. „Ich hab gerade mit Tai telefoniert. Wenn du willst, dann bleib heute Nacht hier, er hat nichts dagegen und mir würde es nicht gefallen, wenn du alleine wärst.“ „Ok“, murmelte sie. Stille legte sich zwischen uns. Wieder dieses Gefühl, dass man nichts zu sagen wusste. „Hast du Hunger?“, fragte ich nach einer halben Ewigkeit. Sie schüttelte den Kopf. „Hast du schon was gegessen?“ Ein Nicken. „Magst du noch einen Tee?“, sie reichte mir die Tasse, „ich mach mir noch schnell was zu Essen.“ Und ich verschwand in der Küche. Von dieser konnte ich sie weiter beobachten. Wie bei ihr, war auch unsere zum Wohnzimmer hin offen. Ich schmierte mir nur kurz zwei Brote und goss ihr einen frischen Tee auf, dann saß ich auch schon wieder neben ihr. Wir schalteten den Fernseher ein und blieben bei einer Kinderserie hängen. Mir ging aber zu vieles im Kopf herum, als das ich mich darauf konzentrieren konnte. Das Mädchen, welches mir in letzter Zeit nicht aus dem Kopf ging, saß neben mir, bei mir in der Wohnung auf dem Sofa. Als mein Vater Heim kam, sagte ich ihm was passiert war und er war sofort einverstanden, dass Kari hier schlief. Er richtete ihr ein Kissen und eine Decke raus und verschwand auch sofort im Schlafzimmer. Es war spät geworden. Ich lieh Kari ein T-Shirt von mir und verabschiedete mich ebenfalls von ihr. Zuvor hatte ich mich noch erkundigt ob sie alles hatte. Jetzt lag ich wach in meinem Bett und starrte die Decke an. Im Zimmer nebenan lag ein wunderschönes Mädchen auf dem Sofa und ich schlief in einem viel gemütlicheren Bett. Eigentlich war es falsch und ich müsste ihr das Bett anbieten. Während ich darüber nachdachte merkte ich gar nicht, wie sich leise die Tür öffnete. Erst als sie leise quietschte drehte ich meinen Kopf in die Richtung. Kari stand in die Decke gewickelt im Rahmen. „Matt? Bist du wach?“, hörte ich ihre leise Stimme. Verwundert fragte ich mich, wie sich dieses völlig erwachsene selbstbewusste Mädchen in ein solch verängstigtes Wesen verwandeln konnte. „Ja, was ist denn?“, ich drehte mich auf die Seite und stützte mich auf den Unterarm. „Ich … ich kann nicht schlafen und … es ist … mir fast schon etwas … peinlich“, druckste sie herum und versuchte alles anzusehen, nur nicht mich, „aber kann ich bei dir schlafen?“, rutschte es ihr raus. Der Mond warf sein sanftes Licht durch mein Fenster und so konnte ich eine leichte Röte um ihre Nase erkennen. Tai hatte erzählt, dass sie das Früher gemacht hatten. Wenn sie krank war oder Angst hatte, hatte er sich neben sie gelegt. Dann hatte sie besser schlafen können. Leicht lächelnd sah ich sie an. Es war ein Fehler, ging es mir durch den Kopf. Ein großer Fehler und das sollte ich besser nicht machen. „Willst du innen schlafen?“, fragte ich. Ihr Gesicht erhellte sich, leise schloss sie die Tür hinter sich und kletterte um mich herum auf die andere Seite. Sie drängte sich mit dem Rücken gegen die Wand und kuschelte sich in ihre Decke. „Danke“, murmelte sie und versteckte ihr Gesicht bis zur Nasenspitze unter dem Stoff. „Ich würde ja sagen, Tai würde das selbe machen, aber ich weiß nicht, ob er wirklich mit TK in einem Bett liegen will“, grinste ich. Kichernd schob sie die Decke runter. „Du hast dir das Wappen der Freundschaft zu Recht verdient“, lächelte sie. Ein Stich. Ich fasste mir an die Brust. Ja, Freundschaft. Mut. Liebe. Wissen. Aufrichtigkeit. Zuverlässigkeit. Hoffnung. Licht. Sie schloss die Augen. Mit schmerzender Brust sah ich ihr zu. Wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Wie in Trance rutschte ich näher an sie heran. Ihre Augen öffneten sich wieder. Sahen mich gefasst an. Wandten sich nicht ab. Dann legte ich meine Lippen auf ihre. Kapitel 5: &5 ------------- Mit geschlossenen Augen genoss ich die Berührung. Ich genoss sie auch noch, als seine Lippen schon gar nicht mehr auf meinen lagen. Ich blinzelte und sah ihn an. Seine Augen stachen aus der Dunkelheit heraus. Sie strahlten Neugierde aus, Verunsicherung, sowie Zweifel und Lust. In mir breitete sich Verwirrung aus. Es war schön. Und ich hatte auch diese Gedanken. Aber er hatte Sora. Wieso hatte er mich geküsst. Er schloss die Augen und atmete aus, dann drehte er sich auf den Rücken und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Seine Hand krallte sich in die Haare und er starrte an die Decke. Wie von selbst wanderte meine linke Hand an meine Lippen und strichen darüber, während meine rechte den Herzschlag an meiner Brust fühlte. „Entschuldige“, murmelte er. „Ich hätte das nicht tun dürfen, das war unangebracht.“ Er klang bedrückt. Niedergeschlagen. „Matt ...“, doch ich kam nicht weiter. „Es war falsch, ich weiß doch, dass du und ...“ „TK?“, beendete ich schon vorausahnend und mit einem genervten Unterton den Satz. „Ja, ihr seid doch ...“ „Wir sind beste Freunde. Aber was ist mit Sora?“ Er sah weiter an die Decke, die Arme hatte er mittlerweile hinter dem Kopf verschränkt. „Kannst du mir einen Gefallen tun und Tai hiervon nichts sagen?“, er sah zur Seite. Sein Blick irrte in meinem Gesicht herum. Ich nickte. Es wäre mir nicht eingefallen meinem Bruder das hier zu erzählen. Aber so weit war ich noch gar nicht gekommen. Ich drückte mein Gesicht in das Kissen. Ich strich noch einmal über meine Lippen. So schön das auch war, das hier ging nicht. Matt sah mich an. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Danke nochmal“, flüsterte ich, „und danke, dass ich hier schlafen darf.“ „Ich könnte es Tai niemals antun, seiner Schwester nicht zu helfen“, er erwiderte das Lächeln, „aber jetzt solltest du wirklich schlafen.“ Ich nickte, „ja, ich hab morgen schließlich ein Spiel.“ Ich lächelte müde und kuschelte mich in die Decke. Ich atmete aus und im gleichen Atemzug schloss ich meine Augen. Mein Kopf ließ es aber leider nicht zu. Ich konnte das gerade passierte nicht vergessen. Es lag immer noch im Raum und ließ mich nicht schlafen. Dabei war es … … und dann legte er seine wundervollen Lippen auf meine. Mit gespitzten Lippen berührte ich die Wand und schlug verwundert meine Augen auf. Gähnend betrachtete ich die Wand und drehte mich dann um. Dabei fiel mir auf, dass das gar nicht mein Zimmer war. Die andere Bettseite war leer. Stattdessen lächelte mir ein Bass von der anderen Zimmerseite entgegen und strahlte in seiner schönsten Form. Das war kein Traum. Ich schluckte schwer und erinnerte mich an seine weichen Lippen. Mit dem Ausatmen schüttelte ich den Kopf und meine Füße berührten den Boden. Meine Finger berührten für einen Moment meine Lippen und im nächsten lagen sie bereits auf der Türklinke. Mein Herz dröhnte in meinen Ohren, es schlug mir bis in den Hals. Ich schloss meine Augen und rief mich zur Ruhe. Langsam atmete ich ein und wieder aus, ehe ich meine Augen und die Tür öffnete. Augenblicklich zog ich den Duft nach frischem Reis, Omelett und gebratener Fisch ein. Matt stand vor dem Herd, mit dem Rücken zu mir. Um seine Hüfte war eine Schürze gebunden und er war völlig vertieft in sein Tun. Leise schloss ich die Tür hinter mir und trat an den bereits gedeckten Tisch. Der Blonde summte leise vor sich hin, schaltete den Herd aus und drehte sich, mit der Pfanne in der Hand herum. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte ich leicht, er hingegen riss seine Augen auf und stolperte zurück. Zischend zog er die Luft ein, als sein Ellenbogen die heiße Herdplatte berührte. Fast hätte er dabei die Pfanne fallen gelassen. Ich schnappte nach Luft und stürzte zu ihm. Eilig nahm ich ihm die Pfanne ab und stellte sie auf eine kalte Platte. Danach griff ich nach Matts Arm und zog ihn zum Waschbecken. Auf das kalte Wasser wartend, begutachtete ich den roten Fleck. Dabei versuchte ich, ihm nicht in die Augen zu sehen. Ich versuchte immer noch die Situation zu verarbeiten. Es war gerade zu viel. Gestern Abend. Der Kuss. Heute Morgen. Das Aufwachen. Neben ihr zu liegen. So dicht an ihrem Körper. Sie war direkt neben mir gelegen. Mit dem Gesicht zur Wand, hatte ruhig geatmet und sah so unschuldig aus. Die Decke hatte sie nicht mehr komplett verhüllt. Mein Shirt war etwas zu weit hochgerutscht. Ich konnte nicht still liegen bleiben. Darum hatte ich beschlossen aufzustehen, zu duschen und Frühstück zu machen. Und jetzt war sie dort plötzlich gestanden und ich war unvorbereitet gewesen. Normalerweise war ich nicht so schreckhaft, aber nach dieser Nacht war ich völlig überfordert. Aufmerksam beobachtete ich das Mädchen, welches nun sanft meinen Arm unter den kalten Wasserstrahl schob. Der Schmerz war schon lange vergessen, trotzdem tat es gut. Sie atmete hörbar aus, aber versuchte immer noch meinem Blick auszuweichen. Das verriet mir ihre rote Nasenspitze. „Danke dir.“ „Ist es besser?“, jetzt sah sie mir wieder in die Augen. Ich nickte. „Trotzdem sollte es weiter gekühlt werden“, sie legte den Kopf schief. „Soll ich den ganzen Tag an der Spüle stehen?“ Sie lachte mit einem Mal laut auf, „Tai hat sich einmal den Finger verbrannt, er ist den ganzen Tag mit einem Glas Wasser durch die Gegend gelaufen.“ „Kann ich mir vorstellen, aber ich hab was besseres“, ich zwinkerte ihr zu und machte mich zum Bad auf. Ich erinnerte mich, dort eine kühlende Salbe gesehen zu haben. Entweder gegen Verletzungen und Mückenstiche oder gegen Sonnenbrand. Erleichtert stieß ich die Luft aus. Es war nicht so, als würde ich die Hitze und Röte nicht bemerken. Ich drehte mich wieder zum Spülbecken, das Wasser lief noch. Kurzerhand spritzte ich mir etwas ins Gesicht und machte es aus. Da kam er auch schon zurück. Meine Hand wischte noch über mein Gesicht und schon hatte ich seines wieder vor Augen. Er cremte sich seinen Ellenbogen ein. „Es ist zwar Apré-Sonnencreme, aber was solls, kühlt auch“, lächelte er, komm jetzt, bevor alles wieder kalt wird.“ Ich versuchte mich auf das Essen zu konzentrieren. Der Tisch war gedeckt und es gab so gut wie keine freie Stelle. Matt legte noch den gebratenen Fisch auf einen Teller und zeigte dann auf den Platz sich gegenüber. Nickend setzte ich mich. Der Stuhl war kühl. Verstohlen sah ich nach unten und merkte, dass ich immer noch das Shirt von Matt trug und nichts weiter. Als ich aufsah, kreuzten sich wieder unsere Blicke. „Wann beginnt dein Spiel?“ Ich sah mich im Raum um und suchte eine Uhr. Da er es gerade ansprach. Mich beschlich ein Gefühl, dass ich spät dran war. Er zeigte auf den Videorekorder. „In knapp drei Stunden.“ „Dann haben wir ja etwas Zeit und du kannst ordentlich was essen. Hab's versucht energiereich für Sportler zu machen – naja kenn ich mich nicht wirklich aus.“ „Und ich dachte schon, du wolltest für Tai kochen“, lachte ich auf. Auch er fiel mit in das Gelächter ein, „tut mir Leid, er war wohl doch zu oft hier. Aber dann nehmen wir ihm nachher den Rest mit.“ Erschrocken sah ich auf, „ich muss nachher noch kurz Heim und mein Trikot holen.“ Nun sah er auf die Uhr, „dann beeilen wir uns doch ein wenig und schauen noch bei dir vorbei. Dann iss“, er hielt mir einen Teller mit gebratenem Fisch entgegen. Seufzend nahm ich ihn und so füllte sich mein Teller. Satt lehnte ich mich zurück. Ich hatte wohl doch für Tai gekocht. Es war mehr als genug übrig geblieben. Kari hatte schon vor einiger Zeit aufgehört zu essen. „So, dann würde ich vorschlagen, dass du Duschen gehst und dich fertig machst und ich räum hier so lange auf“, ich brauchte einen Moment, bis ich merkte, dass das etwas doof war. „Gut“, sie stand auf und zog sich das Shirt zurecht. Sie lächelte verlegen und lief ihrer Tasche. „Handtücher sind in dem Regal neben der Dusche.“ „Danke“, sie nahm sich die Tasche und verschwand im Bad. Hörbar erleichtert atmete ich auf und stand auf. Wir hatten noch etwas mehr als zwei Stunden Zeit. Demnach sollte ich mich beeilen. Mein Ellenbogen brannte wieder etwas, also beschloss ich, mich abzulenken. Ich zog eine Bentobox aus dem Schrank und packte die Reste hinein, ließ währenddessen Wasser in das Spülbecken. „Bin fertig“, meldete ich mich rechtzeitig zu Wort, ehe ich den Blonden wieder erschrecken konnte. Er trocknete im Moment die Teller ab und räumte diese noch weg. Ich hielt das Shirt hoch und fragte noch, wo ich es hinlegen sollte. Da nahm er es mir auch schon ab und räumte es ins Bad. Er zog sich noch ein anderes Oberteil an und packte die Box ein. Dann war er auch schon startklar. Wir zogen uns unsere Schuhe an und machten uns auf den Weg. „Ich wollte nochmal danke sagen.“ „Wie gesagt, das war doch selbstverständlich. Aber ich werde Tai nachher anrufen, dass dich bei dir abholt.“ „Kommst du nicht mit zum Spiel?“ „Doch, wenn du willst. Nur nach heute Nacht...“ Ich schüttelte den Kopf, „nein, komm mit.“ Kapitel 6: &6 ------------- „...gut, dann bis gleich“, ich legte auf und steckte das Handy zurück in meine Hosentasche. Wir waren mittlerweile kurz vor dem Wohnhaus der Yagamis angekommen. Tai wollte in wenigen Minuten mit dem Auto da sein. Da wir gerade auch in Eile waren, war das ganz gut. Das Mädchen musste auch früher da sein. Auf dem Heimweg hatten wir gar nicht geredet. Es herrschte Stille. Sie hatte noch einmal die Sachen vom Vortag an, wegen denen diese Kerle auf sie los sind. Es war auch sehr freizügig. Als wir schließlich ankamen, sperrte sie geschwind die Türe auf, zog sich die Schuhe aus und verschwand schnellen Schrittes in ihrem Zimmer. Ich wartete derweil an der Haustür. Ich musste schnell auf andere Gedanken kommen. Tai würde bald hier sein und ich hatte seine kleine Schwester geküsst. Überanstrengt stemmte ich meine Hände in die Seiten und schnaufte. „Alles in Ordnung?“, fragte mich das braunhaarige Mädchen. Sie griff nach dem Geländer der Brüstung und lächelte mich an. Es war, als würde es sie nicht stören. „Ja“, ich nickte noch dazu, „hast du alles?“ Sie nickte ebenfalls. Nun trug sie auch blaue Shorts und eine weiße kurzärmelige Bluse. Ich sah auf die Straße, gerade fuhr ein Auto an den Straßenrand und ein braunhaariger Schopf stieg aus. Ich sah von hier, dass Tai etwas aufgebracht war. „Hallo Tai“, Kari winkte ihrem Bruder, welcher nervös am Auto stand. Er kam sofort auf sie zu und packte sie an den Schultern. Der Braunhaarige zog eine Augenbraue hoch und sah ihr zunächst eingehend in die Augen, dann musterte er den Rest von ihr. „Kari“, wieder sah er ihr in die Augen, „geht's dir gut?“ Von der Seite sah ich, dass sie die Augen verdrehte und bejahte schließlich. Sie lächelte ihn an, während er sie immer noch skeptisch beäugte. Nach einiger Zeit ließ er es auf sich beruhen und sah mich an. „Danke“, er hielt mir seine Hand entgegen, in die ich einschlug. Er drückte sie und grinste mich an. „War doch keine große Sache!“ „Und du“, er wandte sich noch einmal ihr zu, „dass mir das ja nicht wieder passiert.“ Ihr Mund öffnete sich, dann lachte sie, „als hätte ich das mit Absicht getan.“ „Hab dich lieb“, er küsste sie auf die Stirn. Er nickte und drehte sich herum. Erst jetzt sah ich, dass Mimi auf dem Beifahrersitz saß. Tai winkte uns her und machte dann seine Tür auf. Kari lächelte mich einen Moment an und lief dann ums Auto herum. Wir stiegen hinten ein und grüßten fast im Chor die glücklich Verlobte. Mimi lächelte uns an und wollte sich eigentlich an Kari wenden, diese saß aber zu ihrem Leidwesen auf der Rückbank. Tai sah noch kurz in den Rückspiegel und fuhr dann los. Flott durchquerte er die Straßen, Mimi meckerte schon, dass er vorsichtiger sein sollte. Sie hielt sich bereits über der Tür an dem Griff fest. Tai grinste breit und lachte, dass er das schon machen würde. Und aufpassen würde. Kari folgte amüsiert der Unterhaltung. Diese endete auch erst, als wir an der Oberschule ankamen. „Hey“, ich winkte Rika zu, sie hob kurz die Hand, dass sie mich gesehen hatte. Ich drehte mich kurz zu meinem Bruder, „danke fürs fahren.“ „Zeig's ihnen“, grinste er. „Aber pass auf, dass in der Umkleide keiner steht.“ Ich streckte ihm die Zunge raus und lief dann zu Rika. Wir umarmten uns kurz und gingen dann zu den Umkleiden. „Das war Mimi, oder?“ „Ja. Wieso fragst du?“ „Sie sieht hübsch aus“, grinste Rika mich an. Ich lachte. Manchmal erkannte ich Rika nicht wieder. Sie konnte so wechselhaft sein. Die meiste Zeit war sie streng und ernst, doch es gab Momente, in denen sie lachen konnte. Sie fuhr aus ihrer üblichen Haut und gab sich völlig anders. „Und wer war der andere?“, sie blickte mir anzüglich entgegen und kam etwas näher. Unterdessen hatte ich meine Tasche aufgemacht und meine Uniform herausgeholt. „Sein bester Freund“, ich konzentrierte mich weiter darauf, mich umzuziehen. „Ach ja?“ „Er hat eine Freundin“, entgegnete ich knapp. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie die Arme verschränkte und ihren skeptischen Blick aufsetzte. „Du wirst rot.“ Seufzend sah ich sie an, „was willst du von mir hören?“ „Was du denkst“, sie ließ sich nach hinten auf die Bank fallen und betrachtete mich auffordernd. Für einen Moment schloss ich die Augen und atmete tief durch, den Kloß im Hals schluckte ich runter. Ich blinzelte mehrmals und sah mich im Raum um. Das war eine gute Frage und gerade könnte ich deswegen weinen. Meine Augen wurden feucht und meine Sicht verschwand etwas. „Ich weiß es nicht“, murmelte ich. Ich ließ mich ihr gegenüber auf der Bank nieder. „Ganz ruhig“, sie legte mir ihre Hand auf den Unterarm und lächelte mich aufmunternd an, „wir machen das schon.“ Ich seufzte erneut und stand dann auf, um mich umzuziehen. Unser Trikot bestand aus hellblauen Shorts, welche außen an den Beinen zwei weiße Streifen angenäht hatten. Das Oberteil war eng anliegend, weiß und auf dem Rücken war das Logo und der Name der Schule gedruckt. Unseren eigenen Touch hatten wir damit gemacht, dass wir uns selbst ein kleines Logo entworfen hatten und es vorn auf Brusthöhe hatten drucken lassen. Meine Haare band ich hinten zusammen. Zuletzt zog ich mir noch Schoner für die Ellenbogen über. Es waren eigentlich normale Schweißbänder, nur etwas breiter und sollten meine Gelenke schonen. Auch Rika trug jetzt ihre Uniform, gerade bandagierte sie sich ihren linken Arm – von der Mitte des Unterarms bis über den Ellenbogen den halben Oberarm hinauf. Grinsend standen wir uns gegenüber. Wir wärmten uns kurz auf. Machten Fingerübungen. Ließen unsere Arme kreisen. Liefen auf der Stelle. Und wir dehnten uns. Die Beine. Arme. Finger. Schultern. Und den Hals. Es war wie ein Ritual, was wir vor jedem Training und jedem Spiel taten. Wenn wir es einmal vergessen hatten, dann hatte nichts geklappt. Das beste Beispiel war vor einem Jahr geschehen. Bei dem Gedanken prustete ich los und stolperte einige Schritte zurück. Doch eigentlich war es nicht witzig. „Hör auf, wir müssen los.“ Ihr Blick war scharf. Sie wusste genau, woran ich dachte. Sie lief hinaus zum Spielplatz. Neben dem Spielfeld war eine Reihe an Bänken aufgestellt. Das hier war eigentlich nur ein Trainingsplatz, vielleicht noch für Freundschaftsspiele, aber nicht wirklich auf Turniere ausgelegt. Wir stellten unsere Taschen am Rand ab. Nicht einmal zwei Meter davon entfernt wartete bereits unser Trainer. Er war ein noch junger Lehrer. Er war unser Klassenlehrer, unterrichtete Sport und Geschichte – bei uns allerdings nur Geschichte - und war seit zwei Jahren an unserer Schule und sehr beliebt. Seine Haare leuchteten rostrot in der Sonne. Er grüßte uns lächelnd und fragte wie immer, ob wir uns fit fühlten. Ich warf einen kurzen Blick zu Rika, dann bejahte ich. „Habt ihr euch auch schon etwas aufgewärmt?“ „Ja“, meinte Rika und bekam von ihm prompt einen Ball in die Hand gedrückt. Sie drückte ihn zwischen den Händen zusammen und spannte die Arme an. Etwas knackste, dann warf sie ihn hoch und pritschte mehrfach. Sie übergab ihn an mich, ich baggerte vorsichtig und pritschte dann auch nochmal, ehe ich ihn wieder auffing. „Heute soll es zum Glück nicht so warm werden, aber ihr habt trotzdem hoffentlich genug zum Trinken dabei.“ Wir nickten. Ihm merkte man an, dass er aufgeregt war. Es war unser zweites richtiges Spiel nun und wir wussten so gut wie nichts über die gegnerische Mannschaft. Auch war unser Trainer kein wirklicher Volleyballer. Als er sich vorgestellt hatte, hatte er uns erzählt, dass er in seiner Jugend gespielt hatte, mehr aber auch nicht. Er war eher der Tennisspieler gewesen, dort hatte Sora ihn auch schon öfter gesehen, hatte sie mir erzählt. Ich stockte. Ich presste meine Lippen aufeinander. Sora. Ich versuchte mich wieder auf das bevorstehende Spiel zu konzentrieren. Es wurde lauter. Auf den Bänken fingen manche an zu jubeln. Verwirrt suchten wir den Grund dafür und entdeckten unsere Gegner. Es waren zwei sehr schlanke Mädchen. Beide hatten blonde Haare, die eine mit kurzer Frisur – nicht einmal bis zu den Schultern – und die andere mit einem geflochtenen Zopf. Ihr Trikot war komplett in lila gehalten, mit weißer Aufschrift. Mir kamen sie sehr bekannt vor. Auf dem Schulweg hatte ich sie schon öfter gesehen. Ihre Schule war nicht weit von unserer entfernt. Ich tauschte einen Blick mit Rika. Auch sie schien das gleiche durch den Kopf zu gehen. Sie sahen relativ zerbrechlich aus. Als würde eine falsche Bewegung sie kaputt machen. Aber trotzdem waren sie hier. „Diese Bachstelzen sind ihre Gegner?“, hörte ich Tai neben mir sagen, dieser bekam prompt eine auf den Hinterkopf. „So etwas sagt man nicht“, tadelte ihn Mimi, die gleich noch einmal ansetzen wollte. Schmunzelnd sah ich den Zweien zu. Sora neben mir legte ihre Hand auf meine. Erschrocken sah ich sie an und lächelte sie schnell schräg an. Ich wusste noch immer nicht, was ich machen sollte. „Alles in Ordnung?“, sie drückte meine Hand. „J-ja, natürlich“, ich verschränkte meine Hand mit ihrer. Ich sah wieder nach vorn, „aber schmal sind sie schon.“ „Das kann man trotzdem netter sagen“, Mimis Blick versprühte giftige Funken. Ein falsches Wort und ich stand auch auf der heutigen Abschussliste. „Zum Beispiel ...“ „Siehst du“, rief Tai freudig aus, „dir fällt selber nichts ein“, lachend wollte er sich nach hinten fallen lassen und landete prompt auf der Laufbahn. Ich verkniff mir ein Grinsen. Wir saßen in dem Teil der Sportplatzes, welcher abends immer abgesperrt wurde. Die Bänke waren auf der Laufbahn aufgebaut, die neben dem Feld war, und auf der Hochsprungfläche, die gegenüber war. Das Feld selbst konnte auch als Weitsprungbahn genutzt werden. Da konnte es schon schmerzen, wenn man hart darauf landete. Tai zog auch zischend die Luft ein rappelte sich mit Mühe auf. Er rieb sich den Hintern und setzte sich dann wieder neben Mimi, die nur mit einem 'Ich-habs-dir-ja-gesagt'-Gesicht den Kopf schüttelte. Schmunzelnd hielt ich mir die Hand vor den Mund und unterdrückte mein Lachen. Mimi drehte den Kopf zu mir und hob drohend ihren Zeigefinger. Ich hielt mir die Hände vor die Brust. „Bitte, als ob das nicht witzig gewesen wäre“, ich grinste, „und ich seh dein diabolisches Lachen.“ „Dieses eine Mal“, zischte sie. Ich nickte und versuchte das braunhaarige Hochzeitsmonster neben mir zu ignorieren. Gut, eigentlich war sie ja kein Monster, aber gefährlich konnte sie trotzdem sein. Die Zeit in der Digiwelt hatte sie stark werden lassen. Und ich musste natürlich zwischen ihr und meiner Freundin sitzen. Ich sah zu Sora, auch sie grinste, als sie meinen Blick sah wurde es zu einem sanften Lächeln. Es erreichte ihre Augen nicht ganz, das sah ich ihr an. Aber trotzdem taten wir hier so, als wären wir wirklich glücklich. „Kaaariii!“ Verwirrt sah ich auf. Davis winkte mir zu und schrie erneut fünf Mal nach mir, obwohl ich seinen Gruß schon lang erwidert hatte. Ich verfolgte, wo sie sich hinsetzten. Er war mit Yolei, Ken und TK hier. Zu meiner Verwunderung setzten sie sich zu den Bänken bei der Hochsprungmatte. Wahrscheinlich war er einfach wieder zu blöd und übersah Tai. Er war, ebenso wie mein Bruder, eine Klasse für sich. „Wo ist Ryo?“, fragte ich Rika, die mit wachsamen Augen verfolgt hatte, was gerade geschehen war. „Der kommt noch, er muss seiner Mutter noch helfen“, sie lächelte müde. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. Dann sah auch sie wieder aufgeweckter aus und zeigte mir ihr Kämpfergesicht. Für Außenstehende mag es kalt und gnadenlos wirken – ähnlich vielleicht dem Digimonkaiser – aber so war sie nicht und da ich sie kannte, wusste ich, dass sie nur von außen so wirkte. Der Schiedsrichter winkte uns zu sich. Wir begrüßten kurz die zwei Mädchen. Die mit den kurzen Haaren hieß Mai und ihre Partnerin Aya. Er fragte nach unseren Positionen. Da ich vorne stand, stellte ich mich ans Netz. Mai blieb ebenso wie ich am Netz. Dann knobelten wir aus, wer den Ball bekam. Sie gewannen. Ich biss mir auf die Unterlippe, während Mai grinste und Aya der Ball zugeworfen wurde. Ich sah zu Rika und drehte mich dann zum Netz. Ich holte tief Luft und dann kam der Aufschlag. Rika nahm den Ball an, ich stellte und sie schmetterte ihn auf die andere Seite. Er kam ihnen zu schnell und landete noch vor ihnen im Sand. Erleichtert atmete ich auf und klatschte in die mir entgegen gestreckte Hand. Rika nahm den Ball, welcher ihr zugeworfen wurde und machte ihren Aufschlag. Sie spielten eher gemächlich zurück, Rika nahm an, ich stellte ihr den Ball und wieder schmetterte sie, doch dieses Mal blockte Mai. Ich sprang nach dem Ball, bekam ihn noch, Rika stellte und ich schmetterte ihn zurück auf ihre Seite. Punkt. Erneut klatschten wir uns ab und sie nahm wieder den Ball für den Aufschlag. Gespannt beobachtete ich das Treiben auf dem Feld. Es war interessant. Ich hatte schon einiges gesehen. Tai – und auch Davis und Ken einmal - beim Fußball. Dort wurde eigentlich nur viel gerannt, was dem Ganzen, meiner Meinung nach, den Schwung nahm. Und als es um Abseits ging, war ich komplett weg. Takeru beim Basketball. Auf dem Feld war es schon schneller, es ging flott hin und her, der Ball wurde oft geklaut und dann das ganze Passen hin und her. Bei den Punkten bin ich ausgestiegen. Und natürlich Sora beim Tennis. Dort war es wie beim Ping Pong zum Glück nur ein hin und her, man musste den Kopf nicht so oft drehen. Einfach nur mit den Augen. Was aber auch etwas hypnotisches hatte. Das hatte mich allerdings nur eines gelehrt: Ich war für Sport nicht geschaffen und blieb daher lieber bei meiner Musik und dem Studium. Auch wenn ich mich dort körperlich betätigen musste, es beschränkte sich allerdings auf vier Wände und Übungsstationen. Ein Pfiff holte mich aus meinen 'Sport-ist-Mord'-Gedanken. Der erste Satz war anscheinend rum, das erklärte Mimi zumindest Tai. Welcher auch gleich fragte, was das sei und wer gewonnen hatte. Kari und ihre Partnerin hatten anscheinend mit 21 zu 16 den ersten Teil für sich entschieden. Es wurde hier wie bei den Profis – erklärte sie weiter – bis 21 gespielt. Dabei besteht das Spiel aus zwei Sätzen. Sollten nun die zwei Blonden den nächsten gewinnen, wird ein dritter Satz angehängt. Ich zog eine Augenbraue nach oben und blendete Mimi aus. Auch vor Tais Augen schien bereits etwas anderes vorzugehen. Vielleicht wehte ihm gerade ein Strohballen durchs Bild. „Spannend, nicht wahr?“, Sora beobachtete das vor uns wie in Trance. Sie hatte sich nach vorn gelehnt, ihre Ellenbogen auf den Beinen aufgestellt und ihren Kopf auf den Händen abgestützt. Ich gab ein zustimmendes 'mh' von mir und bemerkte, dass sie schon mitten im zweiten Satz waren. Die vier Spielerinnen schnauften angestrengt. Der Schweiß tropfte in den Sand und ihre Muskeln waren angespannt. Sie behielten alle den Ball genauestens im Auge. Als er in Karis Richtung flog, hechtete sie danach und landete der Länge nach im Sand. Der Ball flog – von ihrer Faust abgeprallt nach oben. Die Orangehaarige gab ihm eine Schubs, dass er bis zum Netz flog. Kari sprang auf und stürmte an ihrer Partnerin vorbei, holte aus und der Ball flog schnurgerade dem Sand entgegen. Dort wurde er allerdings von einer ihrer Gegenspielerin wie der in die Luft gebaggert und schon ging alles wieder von vorne los. Eine nach der anderen landete immer wieder im Sand, stand wieder auf, der Ball flog übers Netz und die nächste machte sich in dem Staub breit. Ich schloss die Augen und hätte einschlafen können. Die Sonne schien uns auf die Köpfe und es war, als würde ich noch im Bett liegen. In die Decke gekuschelt und die Braunhaarige neben mir. Nach Luft schnappend riss ich meine Augen wieder auf und sah mich panisch um. Mein Blick blieb an Sora hängen, die mich verwirrt ansah. Ich schluckte und versuchte meinen Herzschlag wieder zu beruhigen. Was dachte ich da nur wieder. Ich sollte nicht jetzt darüber nachdenken, nicht wenn ausgerechnet Sora neben mir saß. Mein Blick wanderte über ihr Gesicht. Sie betrachtete mich aufmerksam. Seufzend wand ich mich ab, sah kurz zum Himmel hoch und dann wieder nach vorn. Ein Pfiff ertönte und Davis jubelte laut. Dass sie sich nicht zu uns gesetzt hatten, hatte mich schon die ganze Zeit gewundert, aber vermutlich war er nur wieder blind durch die Gegend gelaufen. Alles was ihn interessierte war Kari. Wieder fiel ihr Name in meinem Kopf. Nun war ich es der seinen Arm auf das Bein stützte und den Kopf in die Hand legte. Meine Finger verdeckten mein linkes Auge halb und ich grub sie etwas in die weiche Haut. Das war doch alles total bescheuert. Das Mädchen vorn auf dem Spielfeld sah so niedlich aus in ihrer kurzen Uniform und ich konnte es mir nicht erlauben auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden, wenn gerade meine Freundin neben mir saß. Außerdem hatte ich mir wohl den größten Fehler überhaupt erlaubt, als ich sie geküsst hatte und trotzdem wollte ich es wieder tun. Ein gellender Schrei durchstieß die Luft. Ich hatte ein leises Surren in den Ohren. Mit offenem Mund stand ich vor dem Netz, immer noch leicht nach vorn gebeugt. Mittlerweile war mir aufgefallen, von wem dieser Schrei gekommen war. Davis konnte kaum noch ruhig sitzen. Irgendwann war er aufgesprungen und jetzt war er völlig außer Rand und Band. Ich schloss kurz die Augen und mit einem seufzen öffnete ich sie wieder. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich drehte mich zu Rika um, welche auch lächelte. Fast zeitgleich wurde es zu einem Grinsen. Mit beiden Händen schlugen wir ein, die Finger schlossen sich und wir legten unsere Stirn aneinander. Lachend schlossen wir die Augen und blieben einen Moment so, bis sich unser Trainer räusperte. Wir lösten uns und drehten uns zu den Zwei Mädchen. Wir gaben uns die Hände und sie wünschten uns noch viel Glück. Wir wussten, dass sie ihr zweites Spiel nun verloren hatten und nun raus waren. Dies hier war unser zweiter Sieg. Ein Spiel lag noch vor uns, ehe das Turnier beginnen würde. Der Schiedsrichter verkündete noch offiziell unseren Sieg und schon standen wir bei unserem Trainer. „Das hätte besser laufen können“, murrte er. Rika und ich tauschten Blicke und sahen dann wieder ihn an. „Macht es beim nächsten Spiel besser“, lächelte er, „habt ihr gut gemacht, aber ihr dürft jetzt nicht nachlassen, nur weil ihr zwei von drei Spielen gewonnen hat.“ „Ja“, antworteten wir im Chor, konnten uns ein Grinsen trotzdem nicht mehr verkneifen. „Los, zieht euch um, wir sehen uns morgen zum Training“, er forderte uns auf zu verschwinden und selbst lief er zu den Schiedsrichtern. Wir warteten am Eingang zum Schulgelände auf Kari um sie zu beglückwünschen. Wir sahen sie, wie sie um die Ecke kamen. Die zwei Mädchen lachten und ein Junge war noch bei ihnen. Seine Haare waren braun, waren nach oben frisiert und standen von uns aus gesehen nach links ab. Zwei Strähnen hingen ihm allerdings ins Gesicht. Er war größer als die Zwei, trug ein rotes T-Shirt mit einem Drachenaufdruck und eine grüne Hose. „Du weißt nicht wie das ist“, lachte Kari, während ihr der Junge widersprechen wollte, „du kannst nichts dagegen sagen.“ „Doch kann ich wohl“, entgegnete ihr Rika. „Ich kann dich sehr gut verstehen Hikari“, warf der Junge dann doch ein, „aber was soll ich schon machen?“ Tais Schwester stellte sich auf Zehenspitzen neben ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin er laut auflachte. Die drei waren bereits bei uns angekommen, doch das musste anscheinend noch geklärt werden. Rika zog ihre Stirn kraus und beobachtete die Zwei. „Was hat sie gesagt?“ „Nichts“, er versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. „Frechheit“, murmelte das Mädchen und drehte sich zum Trotz leicht weg. „Seid ihr fertig?“, fragte Tai vorsichtig. Kari nickte und schon wurde sie in den Arm genommen, „ich bin stolz auf dich liebstes Küken.“ „Küken?“, verwirrt löste sie sich von ihm. „Ja, weil du meine liebste kleine Schwester bist.“ „Willst du jetzt der Gockel im Stall sein, oder was?“, ihre Augen formten sich zu Schlitzen. „Äh...“, Tai stockte. „Da kann er lange warten, der Hahn im Stall ist dann schon eher Joey, weil er der Älteste ist“, lachte Mimi. „Hey, du solltest mich unterstützen“, meckerte Tai. „Träum weiter, Liebster.“ Auch sie umarmte Kari und stellte sich prompt neben sie. „Trotzdem find ich Küken richtig niedlich“, dabei zwickte sie Kari leicht in die Wange und grinste sie an. Kapitel 7: &7 ------------- „Wo will mein liebes Küken denn hin, um ihren großen Sieg zu feiern?“, neckisch grinste mich Tai an. Ich zog scharf die Luft ein und rief mich zur Ordnung. „Wir haben schon etwas vor“, antwortete ich langsam. „Und was?“, Mimi beugte sich interessiert zu mir rüber. „Wir wollen zum Meer runter“, mischte sich Rika ein. Mimi musterte meine Partnerin interessiert. „Rika Nonaka“, sie verbeugte sich leicht. Sofort tat Ryo es ihr gleich und verbeugte sich mit, „Ryo Akiyama.“ Verdutzt sah meine zukünftige Schwägerin die zwei an. Schmunzelnd schob ich den Gurt meiner Tasche zurück an seine Stelle auf meiner Schulter. Tai räusperte sich. „Taichi Yagami, Kükens großer Bruder, aber alle nennen mich Tai“, grinste er, „und das ist meine Verlobte Mimi Tachikawa“, er legte einen Arm um sie. Grummelnd bat ich Mimi ihn zu boxen, was sie auch tat. „Küken, sollte ich mir angewöhnen“, grinste Rika. „Was meintest du, Karottenkopf?“, meine Augen verengten sich und ich warf ihr einen bösen Blick zu, bevor wir uns dann gegenseitig die Zunge raus streckten. Wir grinsten und fingen erneut an zu lachen, bis ich mich wieder beruhigte. Ich sah auf. „Hallo, Sora Takenouchi und das hier ist Yamato Ishida“, Sora zeigte mit ihrer Handfläche auf Matt. „Nur Matt“, meinte dieser, dann drehte er seinen Kopf beiseite. Ich schluckte und sah kurz zu Boden. Bis mir ein überhaupt nicht dezentes räuspern an die Ohren drang. „Ach ja, das hier sind meine beiden Klassenkameraden Daisuke Motomiya und Takeru Takaichi oder kurz Davis und TK“, ich hatte mich gegenüber von Rika und Ryo hingestellt und stand nun vor meinem großen Bruder und Matt. „Kenn ich doch“, meinte Rika. Ich sah sie gespielt genervt an und deutete auf Ryo, welcher nicht in unserer Klasse war. „Und ich bin Yolei Inoue und das ist ...“ „... Ken … Ken Ichijouji“, unterbrach Ryo sie. Mein Blick wanderte von Ryo zu Ken, der den Braunhaarigen etwas perplex musterte. Yolei schnaubte schon und murmelte etwas von 'unhöflich', bis ihr ein Gedanke kam. „Ach ja, du musst ihn noch aus dem Fernsehen kennen, als Wunderkind“, sie hatte ihre rechte Hand zur Faust geformt und in die flache linke Hand geschlagen. „Nein, als wir noch klein waren“, lächelte Ryo. Ich kannte die Geschichte bereits. Ryo hatte sie einmal erzählt, als wir zu dritt beim Essen gesessen waren. Auch Rikas Geschichte kannte ich. Die zwei waren wie wir in der Digiwelt gewesen. Aber etwas an ihrer Geschichte war anders, als an unserer. Darin war die Digiwelt etwas völlig anderes. Ich sah zu Rika, die meinen Blick milde lächelnd erwiderte. „Was meinst du damit?“, Yolei war nun vollkommen verwirrt. Sie schob sich die Brille hoch, während ihr Blick zwischen den zwei Jungen hin und her flog. „Das ist nicht die richtige Zeit dafür“, verkündete Ryo schließlich und verschränkte seine Finger mit Rikas. Mir hielt er elegant seinen Arm hin. „Mylady.“ Lachend hakte ich mich unter und zwinkerte Tai zu. „Hee“, bekam ich nur zurück, „was ist jetzt mit uns?“ „Ja, kommt doch einfach mit.“ „Au ja, STRAND“, rief Yolei aus, die das vorherige Thema schon wieder vollkommen vergessen hatte. Sie kam uns gleich hinterher geeilt. Und ließ dabei einen total verwirrten Ken zurück, der von Davis hinterher geschoben wurde. Was erlaubte er sich. Sie so anzuschmachten und ihr dann auch noch einfach seinen Arm so anzubieten. Das ist doch echt das Letzte. Während ich mich gedanklich immer noch aufregte, nahm Sora meinen Arm und legte ihn sich um die Schultern. Als ich sie überrascht ansah, lächelte sie. Ich strich ihr mit meiner anderen Hand eine Strähne aus dem Gesicht und blickte dann wieder nach vorn. So ein Idiot. Ich sah zu Tai. Dieser unterhielt sich angeregt mit Mimi, welche wahrscheinlich schon wieder irgendwelche Theorien aufstellte, was denn zwischen diesem Ryo und Ken passiert sein könnte. Genervt sah ich ihnen zu, wie Kari ihm etwas ins Ohr flüsterte und er etwas lachend erwiderte. Dann regte sich Rika auf und die anderen zwei fingen wieder zu lachen an. Yolei gesellte sich zu ihnen und stellte Kari eine Frage. Diese antwortete entschuldigend und wies auf Ryo. Grummelnd knirschte ich mit den Zähnen. „Alles in Ordnung?“, murmelte Sora und zupfte an meinem Shirt. „Ja“, murrte ich, „hab nur schlecht geträumt und bekomm es nicht aus dem Kopf“, wich ich aus. „So? Was denn?“, sie klang sehr interessiert. „Ach Matt, kann ich noch kurz mit dir reden?“, Tai kam auf mich zu und ich bemerkte gar nicht, dass wir schon am Strand waren. Überrascht sah ich mich um und entdeckte die zwei Mädchen, die sich gerade Shorts und Shirts auszogen und sich dann ins Meer warfen. Auch Tai sah ihnen skeptisch hinterher. Davis schrie freudig auf und konnte sich kaum noch im Zaum halten. Ken stand etwas verwirrt neben ihm und versuchte ihn zu beruhigen, aber dafür war er selbst viel zu ruhig. Stattdessen nahm es TK in die Hand und hieb ihm auf den Hinterkopf, um ihn zur Ordnung zu rufen. Davis regte sich kurz auf und dann sah er stumm seiner Muse zu. Es war für niemandem ein Geheimnis was Davis für Kari empfand. Sie hatte – meines Wissens nach – ihm zwar nie einen Korb gegeben, aber sie hatte es auch gar nicht so weit kommen lassen, dass er allzu nah an sie heran kam. Sora holte mich aus meinen Gedanken, als sie sich von uns verabschiedete und sich zu Mimi und Yolei gesellte. Ich sah ihr noch kurz nach, bevor ich mich an Tai wandte. „Was gibt’s?“ Er ließ sich in den Sand fallen. Die Beine breit aufgestellt und stützte sich mit den Armen darauf. Ich ließ mich neben ihm nieder und wartete brav auf eine Antwort. Er spielte etwas im Sand, während er Kari beobachtete. Darum ging es also. „Ich wollte mich nochmal bei dir bedanken. Du warst für sie da, als ich es nicht war und ...“ „Das gleiche hättest du auch für TK gemacht.“ Er schmunzelte. „Gut, eventuell wäre er nicht auf die Art angemacht worden und du hättest dann auch nicht behauptet, dass du sein Freund bist, aber naja ...“, noch im selben Moment fiel mir auf was ich gesagt hatte und biss mir schleunigst auf die Zunge. Zu meiner Verwunderung lachte er auf, „du hast gesagt du seist ihr Freund?“ Seine braunen Augen funkelten bei dem Gedanken belustigt. Ich wartete immer noch auf die Standpauke und antwortete ihm das, was am wenigsten verdächtig klang. „Ja, aber sonst hätte ich mich prügeln müssen und du weißt, dass ich nur dich schlage“, ich zwinkerte ihm zu und hielt mir die eine Hand ans Herz und die andere fasste nach seinem Arm. Wieder lachte er auf, nahm seinen Arm weg und gab mir einen leichten Schubs. Ich fiel mit ein und hörte nach wenigen Minuten wieder auf. „Bitte erzähl es Sora trotzdem nicht, also, dass ich das behauptet habe.“ „Ist es grad nicht so leicht?“, nun klang auch er wieder ernster. Ein zustimmendes 'mh'. Das war noch relativ milde ausgedrückt. Wenn Tai wüsste, dann wäre ich einen Kopf kürzer. Aber ich konnte mir noch so sehr darüber den Kopf zerbrechen, es würde sich nichts ändern. Nicht besser. Und solange die anderen von nichts erfuhren auch nicht schlechter. „Kopf hoch, wird schon wieder“, er legte einen Arm um mich und zog mich zu sich heran, „du wusstest, auf was du dich einlässt“, grinste er. „Nur halbwegs“, lachte ich leicht, „nur aus deinen Erzählungen.“ „Als ob ich mehr über Sora wüsste als du.“ „Ja, und ob, du hast mit ihr immer Fußball gespielt.“ Er lachte laut auf, wodurch die anderen uns verwirrt ansahen, „früher!“, fuhr er leise fort, „das ist um die zehn Jahre her.“ „Aber immerhin.“ „Du bist gut.“ „Du bist immer noch besser.“ Nun wieder besser gelaunt boxte ich ihn in die Seite. Lachend tauchte ich aus dem kühlen Wasser auf. Ich schüttelte den Kopf, was meine nassen Haare gegen mein Gesicht schlagen ließ. Verwirrt sah ich mich nach Rika um, konnte sie aber nirgendwo entdecken, bis mir etwas am Bein hoch kroch. Erschrocken wich ich zurück, als sie vor mir auftauchte, diabolisch grinsend. Ich schüttelte wieder den Kopf und machte mich auf den Rückweg. Es war in den letzten Tagen nach dem Training immer so warm gewesen, dass wir oftmals hergekommen sind und einfach kurz ins Meer gesprungen sind. Die Abkühlung war wie eine Belohnung gewesen. Dabei musste es nicht einmal lange sein. Am Strand angekommen, suchte ich mir mein Handtuch aus der Tasche und trocknete mich ab. Kaum war ich dabei, stand Davis schon neben mir. Aus den Augenwinkeln sah ich sein – noch nicht, aber fast – sabberndes Gesicht und seine Augen glitzerten vor Freude. Ich versuchte ihn zu ignorieren, weil ich ganz andere Sachen im Kopf hatte und – diesen – Davis gerade nicht gebrauchen konnte und nicht aushielt. „K-Kari“, brachte er stammelnd heraus und das war auch schon alles. „Das kann doch nicht ...“, hörte ich, sehr leise, aber ich hörte es, meinen Bruder grummeln, „Davis, mein lieber Junge“, mein Ritter von großer Bruder legte seinem jüngeren Pendant einen Arm um die Schulter und lächelte ihn an, als wäre er der Wolf im Schafspelz. „Wie geht’s dir?“, wollte er ganz unschuldig wissen. „Gut?“, antwortete dieser unsicher. „Schön“, lächelte mein Bruder weiter. Amüsiert stellte ich fest, dass nicht nur ich diesem Schauspiel folgte. „Du weißt, was du hier gerade tust?“ „Wie?“, vorsichtig sah er dem Größerem in die Augen, „was tue ich denn?“, stammelte er. „Dein Blick sagt mir, dass du sie gerade ausziehst“, er blieb ganz ruhig, auch wenn ich gerade große Augen machte. Ich sah zu Mimi, die nun selbst total verwirrt drein sah und nur den Kopf schütteln konnte. Ich kannte meinen Bruder so gar nicht, dass er wirklich so unverblümt war. „Und das gefällt mir nicht“, sprach er in aller Seelenruhe weiter und bedachte den Jüngeren mit einem tadelnden Blick. „A...“ „Nein, kein 'aber', ich sehe was du getan hast und als ihr Bruder, finde ich das nicht in Ordnung und ich möchte, dass du das sein lässt“, eindringlich sah er ihm in die Augen. Vorsichtig spitzte ich zu Matt. Er war ebenso von meinem Bruder überrascht, wie er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Aber etwas anderes war auch noch in seinem Gesicht zu lesen. Ich ließ meinen Blick noch kurz schweifen, damit es nicht auffällig wurde und wandte mich dann wieder meinem Bruder zu. „J-ja“, Davis sah aus wie ein verschreckter Hund, der etwas falsch gemacht hatte und nun vor dem Herrchen den Schwanz einzog. Dabei verstand er wahrscheinlich gar nicht, was mein Bruder von ihm wollte. „Gut, dann gehst du jetzt wieder da rüber und schaust Kari, wäh-rend sie sich wie-der an-zieht“, er zog die Silben lang und bedachte mich dabei mit einem strengen Blick, „nicht mehr so an“, er nickte Davis zu, „verstanden?“ „Ja“, der Angesprochene drehte sich stocksteif um und lief zurück zu Ken. Ich blinzelte mehrmals, doch Tai blieb vor mir stehen und ich war noch nicht wieder aufgewacht. Er hatte sich wieder aufgerichtet und war einen Schritt auf mich zugekommen. „Zieh dich wieder an, bevor du dich erkältest oder noch mehr anlockst“, murmelte er liebevoll und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich bring dich dann gleich noch nach Hause.“ Er drehte sich um und ging zurück zu seinem besten Freund. Ich tat wie mir geheißen und zog mir meine Shorts und das Shirt wieder über. Ich wäre eigentlich noch in der Sonne liegen geblieben, damit mein Bikini wieder trocken wäre, aber das ging jetzt wohl nicht. Mein Blick glitt zu Rika und Ryo die sich lachend angeregt unterhielten. Somit stand ich irgendwie allein zwischen allen, bis TK auf mich zukam und mir das T-Shirt am Rücken zurecht rückte. „Ich glaube nicht, dass Davis wirklich verstanden hatte, um was es deinem Bruder ging“, schmunzelte er und sah mich mit seinen strahlend blauen Augen an, als er fertig war und um mich herum trat. „Nicht wirklich, ich weiß nicht mal wirklich um was es hier ging“, flüsterte ich, „träum ich?“ „Ich glaube nicht“, grinste er. Es war nie so, dass ich mich nicht mit TK verstand. Wir waren immer noch gute Freunde, sehr gute, bis auf Rika, oder mit Rika, mein bester Freund, aber mir ging einfach dieses ganze Gerede von 'Hoffnung und Licht' auf die Nerven. Und trotzdem hatten auch wir uns irgendwie auseinander gelebt. Er war viel in seiner AG und ich in meiner. Wir hatten beide neue Leute kennen gelernt, neue Freundschaften geschlossen und mussten andere Prioritäten setzen. Wir trafen uns fast ausschließlich noch zum Lernen von einigen Fächern. Die anderen lernte ich mit Rika. Auch wenn wir nur in der Parallelklasse waren, hatten wir in manchen Fächern die gleichen Lehrer und somit den gleichen Stoff. „Du hast gut gespielt“, lobte er. „Danke, aber ich muss trotzdem noch viel trainieren“, lächelte ich zurück. „Wie kommt es eigentlich, dass ihr eine Beachvolleyballmannschaft habt?“, mischte sich Sora ein, „zu unserer Zeit gab es nur eine Volleyballmannschaft.“ Ich sah zu Rika, die genauso verdutzt war wie ich. Wir lachten leicht, „wir kommen nicht mit so vielen Spielern klar“, antwortete ich ihr, „da hat uns der Trainer geraten uns einen Sportlehrer zu suchen und ihn zu fragen, ob er uns trainiert.“ „Wie, ihr kamt nicht mit den anderen klar?“ „Es waren uns zu viele auf dem Feld“, lachte Rika, „wobei Kari mich auch rauskicken wollte“, böse funkelte sie mich an. „Wie denn das?“, verwundert sah mich TK an. Es war wieder dieser typische Blick, dass ich ein völlig unschuldiges Mädchen wäre, dass keiner Fliege was zu leide tun könnte. „Äh“, ich lächelte peinlich berührt und suchte eigentlich einen Weg, wie ich das am geschicktesten formulieren könnte, „ich hab ihr im vergangen Jahr den Arm gebrochen.“ Ich kratzte mich verlegen am Kopf und sah entschuldigend zu Rika. „Du hast was?“, Mimi war entsetzt. Ich erklärte, dass es ein Unfall war und ich damals noch nicht ganz so erfahren war und den Flug des Balles falsch eingeschätzt hatte und es dann passiert sei. Ich überlegte, ob das gerade nicht nur ein Versuch gewesen war, mich raus zureden, aber so war es wirklich passiert. Ich brach natürlich nicht mit Absicht anderen den Arm. Rika seufzte auf und beteuerte, dass es auch ihr Fehler gewesen war, aber wir trotzdem deshalb nicht am letztjährigen Turnier hatten teilnehmen können. Aber wir bereuten es trotzdem nicht. Als sich unsere Blicke trafen, grinsten wir und waren uns gedanklich mal wieder einig. Es war erstaunlich, dass sich Kari so gut mit ihr verstand. Es hat mich schon etwas schockiert, dass TK plötzlich neben ihr stand. Aber dass das kleine Mädchen einer Freundin den Arm gebrochen hatte, hatte mir den Rest gegeben. Davon hatte sie nie erzählt beziehungsweise hatte auch Tai nie etwas gesagt, folglich hatte sie es auch ihm nicht gesagt und somit, hat sie das die ganze Zeit für sich behalten. „Stimmt, wir hatten uns schon gewundert, weshalb du plötzlich diesen Gips hattest“, überlegte TK. „Aber niemand wollte fragen, weil wir Angst vor dir haben“, meinte Davis, der wohl gedacht hatte, dass er es nicht laut sagte. „Ihr habt vor wem Angst?“, nun setzte sich Rika absichtlich ein finsteres Gesicht auf. Der jüngere Anführer erschrak und machte einen Satz, mit welchem er sich hinter Ken versteckte. Kari prustete los und auch TK und Ryo stimmten mit ein. Rika fiel nach kurzer Zeit mit ein. Schmunzelnd sah ich zu Sora. Diese kam zu mir, als sie meinen Blick bemerkte. „Ich muss dann los, begleitest du mich noch ein Stück?“ Ich überlegte hin und her. Eigentlich wollte ich noch nicht weg. Ich wollte noch etwas Zeit hier verbringen. Verbissen versuchte ich mir nicht einzugestehen, dass ich eigentlich nur noch Kari etwas beobachten wollte. Aber das wäre jetzt nicht gut. Daher nickte ich. „Wir sehen uns morgen, Tai“, rief Sora und winkte unserem ehemaligen Anführer. Er hob die Hand und sah mich erstaunt an, als Sora sich bei mir unter hakte und sich bereits zum Gehen wandte. Schnell hob ich noch die Hand, ehe sie mich auch schon mit sich zog. Verwirrt sah ich Matt und Sora hinterher. Überrascht blieb mir ein Kloß im Hals zurück. Ich dachte er wäre noch länger hier, doch nun war er auf dem Weg und das mit Sora. Es war falsch gewesen was wir getan hatten. Aber zu ändern war es nicht mehr. Eine einmalige Sache. Sie würde nicht noch einmal passieren. Dafür war mir auch Sora einfach zu wichtig. Etwas traurig lächelnd sah ich zur Seite und sah in Tks Gesicht, welches mich liebevoll musterte. Ich verbannte den traurigen Schimmer und erwiderte seinen Blick. Er lächelte mich an. Kapitel 8: &8 ------------- „Alles klar?“ „Ja“, ich beugte mich nach unten und zog den Reißverschluss an meiner Tasche zu. Ich wollte dann auch gehen. Und schließlich wollte Tai noch mit mir reden. „Ich geh dann auch mal.“ Er beugte sich zu mir und umarmte mich, „gut, aber wir sehen uns ja morgen.“ Ich verzog meinen Mund, „nein, geht leider nicht.“ „Was du kommst morgen nicht?“, schrie Davis aufgebracht. „Sorry“, sagte ich entschuldigend, erwiderte noch Tks Umarmung und lief dann zu meinem Bruder. Ich wollte nicht unbedingt erklären, weshalb nicht, da sie sonst sagen würde, ich sollte es doch einmal ausfallen lassen. Aber mir war es zu wichtig. Also umarmte ich stattdessen noch schnell Mimi. Tai gab ihr einen Kuss und erklärte ihr, dass sie mit dem Auto fahren sollte, er würde mich nach Hause begleiten und dann laufen. Er signalisierte mir, dass er fertig sei und so machten wir uns auf. „Tschüss Küken“, rief mir noch Rika hinterher. „Tschau Karotte“, lachte ich und winkte ihr, dabei lief ich Rückwärts neben dem Braunhaarigen her. Als wir weit genug vom Strand entfernt waren, legte er seinen Arm um meine Schulter und drückte mich kurz an sich. Schmunzelnd sah ich ihm kurz in die Augen. „Gehts dir wirklich gut?“ „Ja, wieso denn auch nicht?“ „Denk nicht, dass ich nicht gesehen hätte, was während dem Spiel in dir los war.“ Erschrocken schnappte ich nach Luft. Wusste er es etwa? Hatte Matt ihm etwas gesagt. Verbissen überlegte ich wie ich mich raus reden konnte. Wie ich allerdings nicht nur mich schützte, sondern auch den Träger der Freundschaft. Schließlich ging es bei ihm um mehr. „Ich weiß ja nicht, was gestern Abend wirklich passiert ist, aber ich bin wirklich froh, dass Matt da war“, er ließ seinen Arm sinken und schaute niedergeschlagen zu Boden, „es tut mir Leid, dass ich nicht da war. Ich wäre gekommen und hätte dich abgeholt, aber Matt hatte gemeint, er hätte alles unter Kontrolle und ich sollte mir keine Sorgen machen. Ich bin wirklich froh ihn zum Freund zu haben.“ Er pries seinen besten Freund regelrecht an und auch erst jetzt wurde mir klar, um was es ihm ging. Er wusste nichts von dem Kuss. Er hatte sich lediglich mit mir über diese Jungs unterhalten wollen. Schmunzelnd holte ich tief Luft und war wohl sichtlich erleichtert. „Mir geht es gut“, ich blieb stehen und wartete, dass auch er stehen blieb und sich umdrehte. „Es ist ja nichts passiert und ich kann auf mich aufpassen.“ „Wenn du das könntest, dann wäre das gestern nicht passiert“, sagte er mit liebevoller Strenge, das hörte ich an seiner Stimme. „Ach ja? Meintest du nicht, dass es anders ausgegangen wäre? Denn Mimi ist das auch oft genug passiert, es passiert ihr sogar immer noch, aber sie macht die Jungs so mit Worten fertig, dass diese dann von selbst abziehen. Mir hat man nicht einmal die Chance gegeben mich zu wehren. Ich hatte gar keine Zeit, weil sofort Matt zur Stelle war. Ich werde ja von allen umsorgt, sodass ich es gar nicht erst beweisen kann.“ „Du willst es also beweisen?“, nun klang er leicht verärgert. „Das habe ich nicht gesagt“, auch meine Stimme wurde nun lauter. „Aber gemeint. Du willst also zeigen was du kannst. Dann mach, tu was du nicht lassen kannst“, wild gestikulierte Tai in der Luft herum. „Das will ich doch gar nicht“, ich schrie ihn fast an, „ich habe lediglich gesagt, dass mir doch gar nichts passieren kann“, ich wurde wieder etwas ruhiger und starrte ihn etwas gequält an, meine Hände vor der Brust verschränkt, „immer ist jemand da, sodass niemand an mich heran kommt. Deswegen musst du dir auch keine Sorgen machen. Es ist immer jemand da der auf mich aufpasst. Ich werde so umsorgt, dass auch ich mir keine Sorgen machen muss“, Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln. Meine Unterlippe vibrierte. „Kari“, sein Blick wurde weich und er trat auf mich zu. Er legte seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Shirt, während ich merkte, wie die Tränen aus den Augen glitten und von dem Stoff aufgesogen wurden. „Tut mir Leid“, er küsste mich auf den Scheitel und legte dann seine Wange auf meinen Kopf. „Es war nicht so gemeint. Es war nur.“ Ich schniefte und löste mich etwas, „ich weiß. Aber du musst dir wirklich keine Sorgen um mich machen.“ „Und wenn mal niemand in der Nähe ist?“, sein Blick wurde ängstlich. Ich lächelte, „dann finde ich schon einen Weg.“ Meine Hand wanderte zu seiner Wange. Seufzend ließ er seinen Kopf dagegen fallen. „Ach Kari. Ich wüsste nicht, was ich tun würde, sollte dir etwas passieren.“ „Ich schon“, grinste ich, „du würdest dich auf die Suche nach mir machen und jeden der sich dir in den Weg stellt würde es bitter bereuen.“ „Vermutlich“, lachte er, „na komm, gehen wir heim.“ „Aber Mama sagen wir nichts.“ „Meinetwegen, aber nur, weil ich auch nicht will, dass sie sich weiter Sorgen macht“, er legte wieder seinen Arm um mich und schob mich weiter. Schnaubend streckte ich mich aus und drehte mich auf den Rücken. Das war doch grausig. Genervt schnaubend starrte ich den Sonnenschirm an und versuchte zu vergessen. „Hör jetzt ja nicht auf“, kritisierte Rika, „ich kenn dich, du hast keine Lust mehr und würdest alles lieber wieder vergessen, aber denk nicht mal im Traum dran“, sie pikste mich in den Bauch und ich gab natürlich nach und rollte mich auf die Seite und formte mich zu einer Kugel. Seufzend sah ich ihr in die Augen. Sie hatte auch keine Lust mehr zu lernen. Mühsam setzte ich mich auf und sah mich um. Der Strand war leer, alle waren im Ferienlager. Und die anderen trafen sich oben im Park. Nur Cody hatte mich begleitet. Wieso konnte ich nicht wirklich sagen, dabei war es der 1. August. Ich hatte noch nie unser Treffen abgesagt, aber jetzt blieb mir nichts anderes übrig. Wir hatten in ein paar Tagen wieder ein Spiel und wir hingen durch das Training etwas dem Schulstoff hinterher. Da musste ich leider Prioritäten setzen. Mein Blick blieb an Cody hängen, er saß im Sand und baute eine Sandburg. Er verstand sich gut mit Rika – würde ich mal behaupten, denn beide waren still, sie hatten beide geschwiegen als ich sie einander vorgestellt hatte, was theoretisch ein gutes Zeichen war. Lächelnd beobachtete ich ihn, obwohl er nun schon 15 Jahre war, baute er immer noch gerne Sandburgen, das musste herrlich sein. „Hey Mädels“, rief Ryo quer über den Strand. Winkend kam er auf uns zu. In der Hand eine große Tasche. Brummend stellte er sie neben uns ab, während wir ihn neugierig musterten – besser gesagt seine Tasche. Er lächelte und sah dann zu Cody. „Ein Freund von dir?“ „Ja, Cody“, rief ich zu ihm rüber und bat ihn herzukommen, „das ist Iori Hida.“ „Cody“, murmelte der Jüngere und verbeugte sich vor Ryo. „Sehr erfreut“, grinste Ryo, „Ryo Akiyama.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr, „ich hab Essen dabei. Isst du auch mit uns?“ „Gern“, der Jüngere wurde rot, er mochte es nicht so gerne, aber er schlug eine solche Einladung auch nicht aus. Also verstanden sie sich. Ich schmunzelte, „dann machen wir mal etwas Platz“, ich räumte meine Schulbücher zur Seite. „Aber wir lernen nachher noch weiter“, machte mir Rika klar. „Natürlich“, seufzte ich. „Wo sind den Kari und Cody?“, wunderte sich Joey, als er die zwei Jüngsten nicht finden konnte. Ich hatte mich auch schon gewundert, dass sie fehlten. Da die zwei sonst nicht etwas ausfallen lassen oder zu spät kamen, dafür waren sie viel zu ordentlich. Auch hatte ich mich darauf gefreut heute Kari wieder zu sehen. Seufzend ließ ich meine Schultern hängen, aber etwas drückte dagegen. Sora hatte sich an mich gelehnt. „Kari kann heute nicht“, erklärte Tai. „Hat sie dir etwas gesagt, als du sie Heim gebracht hast?“, wollte seine Verlobte neugierig wissen. Er nickte und alle sahen ihn erwartungsvoll an. Aber es kam nichts zurück. „NA DANN SAG ENDLICH“, rief Davis aufgebracht. „Achso“, lachend kratzte sich Tai am Hinterkopf, er war schon wieder nicht der Schnellste, „sie muss lernen.“ „Aber wir haben doch Ferien“, Yolei legte ihren Kopf schräg. „Ja, aber durch das Training sind sie anscheinend etwas im Verzug.“ „Und was macht dann Cody bei ihnen?“ Der Anführer zuckte mit den Schultern. Aber sagte dann, dass sie am Strand seien, unterhalb der Klippe. Sofort war Davis Feuer und Flamme und rannte durch den Park, zum Ende der kleinen Idylle. Yolei schrie ihm noch hinterher, dass er doch ja nicht runter fallen sollte, aber er rannte einfach weiter. Er vergaß alles, wenn es um Kari ging. Ein Stich durchfuhr meine Brust. Wenn ich es doch auch so offen zeigen könnte. „Komm“, hörte ich von rechts, dann wurde ich schon an der Hand gefasst und mitgezogen. Auch die anderen liefen Davis hinterher und ich hatte wohl etwas geschlafen. Als wir an der kleinen Klippe ankamen – es waren vielleicht drei Meter zum Strand hinunter, schrie Davis bereits nach unten und scheuchte die vier Personen die dort saßen auf. Verwirrt starrten sie nach oben. Als Kari merkte, dass wir das waren, winkte sie uns freudig zu. „Das wars dann mit Lernen“, hörte ich Rika genervt. Sie war anscheinend doch verantwortungsbewusster als dass ich sie eingeschätzt hätte. Auch Cody schien nicht ganz so erfreut, also hatte er sich wohl eine Auszeit gönnen wollen. „Hey Leute“, lächelte ich, als die ganze Gruppe den Strand entlang kam. Ich hatte mich zwar damit abgefunden nochmal zu lernen und ich hätte es auch gemacht, aber so war es lustiger. Wobei sich da auch mein schlechtes Gewissen zeigte. Davis hielt schon auf mich zu, als er jedoch das Essen sah, welches noch übrig war, war es um ihn geschehen und er änderte seinen Kurs. Verwirrt sah ich ihm nach. Schon lag er quer auf den Handtüchern und der Decke und fragte Ryo aufgeregt, ob er das noch essen dürfte. Der nickte verwirrt und blickte kurz zu mir. Ich lächelte entschuldigend und er verstand. „Es ist schlimm mit ihm“, hörte ich TK hinter mir. „Ja“, murmelte ich. „HEY!“, mir flog ein Ball an den Kopf, „wenn wir jetzt schon nicht mehr lernen, dann können wir ja auch eine Pause machen und kurz spielen“, Rika sah nicht so erfreut aus, dass die anderen hier waren. Also stimmte ich zu. Doch da stand schon Yolei mit glitzernden Augen neben uns und wollte aufgeregt wissen, ob sie mitspielen durfte. Rika und ich tauschten Blicke, ich wollte sie entscheiden lassen und sie stimmte zu. Allerdings brauchten wir noch einen Mitspieler. Tai rief uns zu, dass doch TK schon neben mir stand. Ich sah zu dem Träger der Hoffnung und er stimmte zu. „WAS? Wenn TK mitspielt will ich auch mitspielen“, schrie Davis, „ich bin mit Kari in einem Team“, sofort stand er neben mir. „Aber dann geht es nicht mehr auf“, beschwerte sich Yolei. Schnaubend ging Davis auf die Ältere zu, „was beschwerst du dich schon wieder?“, grummelte er, „dann lass es doch, dann geht es wieder auf.“ „Es geht auf“, rief Mimi freudig, „ich spiel auch noch mit“, sie hakte sich bei mir unter. „Was?“, verwirrt drehte sich Davis um. „Gut, aber ich spiele mit Kari!!“ „Nein, wir gegen euch“, bestimmte meine zukünftige Schwägerin. Sie verwies Davis auf die andere Seite des aufgestellten Netzes. Und meinte wohl ich würde das Zwinkern in Tais Richtung nicht bemerken. Also wollte sie mal wieder die Kupplerin spielen. Ich sah zu TK, dieser zuckte mit den Schultern. Seufzend löste ich mich von der Älteren und ging den Ball holen, der in Richtung Wasser gerollt war. Auf dem Rückweg sah ich Matt. Er hatte sich schick gemacht. Seine Haare leuchteten in der Sonne und sein Shirt lag etwas enger an und verriet wage die Muskel darunter. Sein Blick war nicht so glücklich wie das aufgesetzte Lächeln. Tai redete auf ihn ein. „...Es muss ja endlich mal klappen mit den Beiden“, sagte mir Tai und pikste mir seinen Ellenbogen in die Seite, „es kann ja nicht sein, dass die zwei so auf dem Schlauch stehen. Mimi wollte zwar zuerst aufgeben, aber jetzt hat sie natürlich wieder die perfekte Vorlage. Aber du kennst das ja. Bei dir und Sora hat sie auch nachgeholfen“, er lachte auf. „Du hast mich doch erst in den Proberaum geschoben“, mischte sich Sora ein und sah an mir vorbei den Älteren an. „Ja, aber danach hat Mimi alles gemacht.“ „Soso, also darf ich mich bei ihr bedanken?“, sie zog eine Augenbraue hoch. Ich wollte das alles gar nicht hören. Wie gern wäre ich grad an der Stelle meines kleinen Bruders. Er durfte mit ihr Spielen. Neben ihr stehen und ihr ins Ohr flüstern. Ich knirschte mit den Zähnen. Wie gern wäre ich jetzt dort und nicht hier. Ihre Beine glänzten in der Sonne und ihre Shorts betonten ihren Hintern. Das Top umspielte ihren Körper und brachte ihre Brüste schön zur Geltung. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Matt … Matt“, hörte ich von der Seite, Sora wollte meine Aufmerksamkeit, „wieso beißt du dir auf die Unterlippe? Mensch, hör auf damit, sie blutet ja schon“, tadelte sie. Überrascht fasste ich hin und tatsächlich. Blut. „Was ist nur in letzter Zeit mit dir los“, seufzte sie. Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und tupfte mir das Blut weg. Zischend zog ich die Luft ein und schloss ein Auge. Es schmerzte. Allerdings nicht so sehr wie das Gefühlschaos in mir. Tai zog an meinem Arm, er wollte nicht direkt in der Sonne stehen und hatte beschlossen sich mit unter den Schirm zu setzen. Ryo und Cody saßen dort und betrachteten bereits die sechs Spieler. Sie redeten über die Chancen der Teams. In dem Moment schmetterte Rika einen Ball in Karis Richtung, welche ihn verfehlte. Mit einem diabolischen Grinsen klatschte sie mit Yolei ab. Dabei wurde Davis völlig außer Acht gelassen. Der stand sowieso sabbernd am Netz und sah Kari zu. Für so einen Sport war er nicht geschaffen. Wenn er nur mit Jungs spielte war es ok, aber sollte ein Mädchen oder zumindest Kari dabei sein, war es um ihn geschehen und das Spiel war vergessen. TK half Kari auf die Beine, welche im Sand lag. Mimi kam dazu und sie heckten wohl eine Strategie aus. Wieder spielten sie und der Ball ging hin und her. Als Mimi ihn gut erwischte lief Kari nach vorn und schmetterte, völlig von den Socken kam ihr Davis entgegen und bekam prompt den Ball ins Gesicht. Erschrocken riss Kari die Hände vor den Mund und taumelte nach hinten, während Davis nach hinten in den Sand fiel. Der Ball hüpfte kurz auf dem Boden, ehe er davon zu rollen schien. Rika rannte ihm hinterher, während Yolei zu ihrem Mitspieler ging. Auch Mimi und TK liefen besorgt unter dem Netz durch und betrachteten den Jungen. Joey sprang auf und lief ebenfalls hinüber. „Davis“, murmelte ich vorsichtig. Mein Stimme war nur ganz leise. Auch wenn man das öfters machen sollte, weil er teilweise nervig war, würde ich das nur sehr ungern tun. Ach was hatte ich da schon wieder für Gedanken. „Davis es tut mir Leid“, stotterte ich. Er lag mit hochrotem Gesicht bewegunslos im Sand. Nervös sah ich zu Mimi, auch sie war blass geworden. Yolei beugte sich zu dem Verletzten hinunter, da erwachte er und in seiner Aufwärtsbewegung knallte er mit der Stirn an die von Yolei. Beide schrien gleichzeitig auf. „Mensch Yolei, pass doch auf“, schrie der Jüngere. „Wieso ich? Kari hat dich abgeschossen“, giftete sie zurück. „Und trotzdem war mir gerade dein Kopf im Weg.“ „War ja klar, dass Kari nichts abbekommt.“ „Wieso?“, fragte dieser mit hochrotem Kopf. „Na, als wenn wir das nicht alle wüssten. Es sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock, dass...“, da wurde ihr auch schon eine Hand auf den Mund gepresst. Schnell war Davis auf den Beinen und zog Yolei von uns weg. Ein lautes, langezogenes 'Pscht' war zu hören und ein genervtes Seufzen. Dann fing Yolei leise – aber immer noch laut genug – von vorne an, „als wenn das nicht schon alle wüssten. Selbst Kari weiß das.“ „WAS?“, rief Davis dann viel zu laut aus. Er sah mir lange in die Augen ehe er sich wieder seinem Gegenüber zuwandte. „Woher denn?“ Dass Yolei ihre Augen verdrehte sah ich bis hierher. „Davis denkt wohl, dass wir alle hinter dem Mond leben“, lachte Takeru neben mir auf. „Lassen wir ihn doch in dem Glauben“, murmelte ich. „Willst du? Bis es dir auf die Nerven geht“, schmunzelnd sah er auf mich herunter. Ich zuckte mit den Achseln und ging zurück zu der Decke. Rika war auch schon dort und saß neben Ryo und Cody, welche sich immer noch angeregt unterhielten. Ich setzte mich auf die andere Seite von Cody. Haarklein passte Mimi auf, dass sich TK neben mich setzte, ehe sie neben Tai Platz nahm. Einige Momente blieb es still und wir sahen noch Yolei und Davis hinterher. Irgendwann war es Ken zu bunt und er riss die beiden Streithähne auseinander. Er erklärte ihnen etwas und dann kamen sie mit hängenden Köpfen zu uns. „Was macht ihr hier?“, stellte ich in die Runde, sah dabei aber meinen großen Bruder an, weil er es ausgeplaudert haben muss. „Wir dachten wir überraschen dich“, antwortete stattdessen seine Herzensdame. „JA, es kann doch nicht sein, dass du den 1. August ausfallen lässt“, meckerte Davis. „Wieso ausgerechnet den 1. August?“, verwirrt sah mich Rika an. Da grätschte mir Sora dazwischen und erklärte ihr die Bedeutung des Tages für uns. Auch sagte sie gleich, was wir im Groben an diesem Abenteuer erlebt hatten. Ich fügte noch hinzu, dass ich krank war und erst später nach kam. Am Ende der Erzählung fügte Mimi noch an, was denn mit Rika und Ryo sei, vor allem, da Ryo Ken kannte. „Wir waren auch in der Digiwelt unterwegs“, murmelte Rika nachdenklich, „aber unsere sah anders aus.“ Sie sah zu Ryo und mir, „ich vermisse Renamon.“ „Ja, ich weiß“, er lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Lächelnd sah ich den beiden zu. Da ging Mimi noch einmal dazwischen, „und wie ist das mit dir und Ken?“ Ryo sah von Mimi zu dem Jüngeren, „das ist schon Ewigkeiten her. Aber du hattest mir sehr geholfen und mich vor den Sporen gerettet“, er hielt inne, ob es in Ken 'klick' machte, aber nichts geschah, „du hast gesagt, es sei dein erster Besuch der Digiwelt. Du hast mir mit Wormmon gegen Millenniummon geholfen.“ „Ach ja?“, murmelte der Blauhaarige, er überlegte weiter, er hatte uns mal davon erzählt, aber anscheinend etwas dabei vergessen. „Ich erinnere mich, dass ich das Digivice aus Sams Schublade genommen hatte und in der Digiwelt gelandet war, aber dich habe ich wohl vergessen.“ „Ist ja nicht so schlimm, aber vielen Dank dafür. Aber erinnerst du dich an die dunklen Sporen?“ Ken nickte. „Mich hätte fast eine dieser Sporen getroffen, aber du hast mich zur Seite geschubst. Dafür hat sich aber in dir eine vergraben. Wir, das heißt Wormmon und ich, haben gewartet, bis es dir wieder besser ging, du lagst etwa zwei Wochen in tiefem Schlaf, dann erst bist du wieder aufgewacht und nach einer weiteren Woche ging es dir so weit wieder gut, dass du wieder in die reale Welt konntest. Aber da in der Digiwelt die Zeit schneller verging, bist du an dem selben Tag zurück gewesen, wie du in die Digiwelt gekommen bist.“ Kens Blick wurde glasig und er überlegte weiter. Dann aber erinnerte er sich etwas mehr, „ja, ich hatte dich gesehen, du hast mich begleitet und dann war Sam sauer auf mich.“ „Ken“, flüsterte Yolei und legte ihre Hand auf seine. Etwas nagte in mir. Ich hatte gewusst um was es ging und trotzdem habe ich es zugelassen, dass er an diesen Schmerz erinnert wird. Dabei war es schon schwer genug für ihn gewesen. „Du wusstest davon?“, murmelte TK. „Ja und es tut mir unendlich Leid für ihn, aber ich denke, das war gut so“, ich ließ den ehemaligen Digimonkaiser nicht aus den Augen. „Vermutlich.“ Kapitel 9: &9 ------------- Wir saßen bis die Sonne am Horizont des Meeres unterging an dem Strand. Da Ken das Thema über seine Vergangenheit traurig stimmte, hatten wir schnell das Thema gewechselt. Wenn auch das nächste Thema nicht weniger unangenehm für ihn war. Denn Davis erzählte Stolz von seinem Kampf gegen den Digimonkaiser und dann gegen Oikawa. Wenn auch Rika und Ryo ihn aufmerksam beobachteten. Sie ließen sich nicht wirklich anmerken, dass er sie amüsierte. Denn er tänzelte über den Strand, damit das Ganze anschaulicher war. Er beschrieb Flamedramons Attacken und ExVeemons Flugfähigkeit. Schmunzelnd unterdrückte ich ein Lachen, als es ihn der Länge nach hinlegte, weil er im Sand stecken geblieben war. Irgendwie war es schon traurig, dass er sich heute so oft verletzte. Ich sah zu Kari, sie konnte nur den Kopf schütteln. Genau wie Cody und Ken. Alle drei stöhnte auf. Dann gab der Blauhaarige nach und stand auf. „Wir würde heute Abend noch zu mir“, hörte ich Ryo zu Kari sagen, „willst du mit oder auch die anderen“, er wandte sich weiter an TK. Die Braunhaarige überlegte und sah dann zu meinem kleinen Bruder. Dann nickte sie, „wieso nicht.“ „Da würd ich auch mit“, stimmte TK mit ein, als Ryo ihn auffordernd ansah. „Wollt ihr auch mit?“, damit richtete er sich an alle anderen. Tai und Mimi sagten sofort zu. Dabei sah er seine kleine Schwester lange an. Sie aber seufzte. Dann lenkte der Braunhaarige auf mich ab und beschloss, dass auch ich mitkam. Die Augen verdrehend sah ich zu Sora, welche eben ablehnte. Sie müsse noch an ihren Entwürfen weiter arbeiten. Auch Cody und Joey sagten ab, beide müssten lernen. Yoley sagte sowohl für sich, als auch für Ken zu und auch Izzy wollte mit. Als alle gesprochen hatten, erhoben sich Ryo und Rika. Er wollte mit einer Handbewegung alle zum Aufstehen bewegen. Die zwei Jüngsten erhoben sich sofort, obwohl Kari leicht ins trudeln kam und TK sie festhalten musste. Lachend kam sie wieder ruhig zum Stehen. Als ich zu Mimi sah glitzerten ihre Augen geheimnisvoll … und diabolisch. Auch wir anderen standen langsam auf. Dahingegen zogen Kari und Rika uns die Handtücher so schnell unterm Hintern weg, dass wir gar nicht mitbekamen, dass sie plötzlich weg waren. Vor lauter Überraschung tat es Joey gleich und rieb sich seine schmerzende Rückseite. Lachend beugten sich Sora und Mimi zu ihm runter. Sie halfen dem armen Tollpatsch auf die Beine. Wobei Mimi auch fast gefallen wäre. Tai konnte sie noch halten und da lag sie auch schon in seinen Armen, mit dem Oberkörper dem Boden nahe. Da ging auch gleich das Knutschen los. Ich sah zu Sora, welche Joey den Sand von der Hose klopfte. Dann zu Kari, sie hatte ihren Kopf auf Tks Schulter gelegt und lächelte ihren Bruder und Mimi verträumt an. Dann sah sie zu mir und ihr Blick wandelte sich schlagartig. Sie schien mit einem Mal hellwach und ihre Wangen schienen leicht gerötet. Auch versuchte sie meinem Blick auszuweichen. Oh Gott! Ich konnte mir doch nicht bei dem Anblick meines Bruders, der mit seiner Verlobten rum turtelte an seinen besten Freund denken und dass ich das auch gerne tun würde. Und jetzt sah er mich auch noch seltsam an. Vermutlich lag das aber auch daran, dass … ach ich weiß auch nicht. Ich will mir auch alles gerade reden. Seufzend senkte ich den Kopf. Ich merkte, wie mir der Blonde eine Hand auf die Schulter legen wollte. Schnell straffte ich meine Haltung und faltete das Handtuch zusammen. Ich verstaute es in dem Korb von Rika und nahm ihr das andere aus der Hand und tat es dazu. „Also dann, wir sehen uns“, Sora winkte uns zu und lief mit Joey und Cody zu dem Auto des Ältesten. Gedankenverloren sah ich ihr nach. Es war nicht richtig. Ich schluckte und drehte mich um. Ich folgte Rika und Ryo an der Seite von TK und Mimi. Ich lief neben der Braunhaarigen, welche sich angeregt über die Hochzeit ausließ. „Ach Gott, ich dann zu meiner Mutter, ja, dann mach das doch in lila, passt immer noch zu allem. Aber sie beharrt halt auf dem blau. Dabei unterscheiden sich die zwei Farben kaum“, sie fuchtelte wirr mit den Händen vor sich herum. „Ich weiß schon, ihr denkt euch jetzt, was mit mir los ist, dass ich so was sag, aber untersteht euch. Ich beharre da nicht besonders darauf. Aber dann auch, dass mir das lila schon zuvor besser gefallen hat als das blau. Und es passt auch besser zu dem Kleid.“ Ruckartig drehte sie sich zu Tai um, „wehe du schaust jetzt nach, was ich für ein Kleid habe, du wirst sowieso nichts finden“, sie streckte ihm drohend den Finger entgegen. Matt neben ihm lachte über das Gesicht, welches mein Bruder zog. Der war vollkommen verwirrt. Wahrscheinlich hatte er sowieso nicht zugehört, so wie ich ihn kenne. Dann beugte sie sich zu mir, „ich hab schon ein schönes in Aussicht“, flüsterte sie mir ins Ohr, „aber ich habe es noch nicht gekauft, da wollte ich dich bitten mitzukommen“, sie lehnte sich wieder weg um mich anzusehen, dann kam sie plötzlich nochmal an mein Ohr, „Sora und Yolei natürlich auch.“ „Klar, machen wir“, lächelte ich. „Oh und mich fragst du nicht?“, beleidigt schob Takeru seine Unterlippe nach vorn,blieb stehen und sah Mimi entsetzt an. Meine zukünftige Schwägerin tat es ihm gleich und sah ihn überrumpelt an. Lachend stand ich neben ihr und sah an ihr vorbei auf den Blonden. „Also jetzt bin ich ja echt enttäuscht von dir“, meinte er traurig. Zur Unterstützung schniefte er und lief dann weiter. Ich musterte Mimi, welche dem Blonden hinterher sah. Tai und Matt hatten zu uns aufgeholt und standen nun ebenfalls bei uns. Ich sah die zwei lachend an. Tai sah ebenso verwirrt aus wie seine bessere Hälfte. Allerdings wusste er auch nicht, um was es hier gerade ging. Sein Blick irrte zu mir, genau wie der seines blonden Gefährten. Immer noch lachend legte ich kurz einen Arm um meinen Bruder und gab ihm einen Kuss auf die Wange, „du schaffst das mit ihr und viel Spaß“, grinste ich breit. Ich grinste auch Matt kurz an und lief dann zu TK, welcher langsam vor sich hin schlenderte und sich immer wieder halb umsah. Er streckte seinen Arm heraus, bei dem ich mich einhakte, dann musste ich wieder loslachen, genau wie er. Nun sahen wir uns gemeinsam um und bemerkten, dass die drei sich langsam wieder auf den Weg gemacht hatten. Währenddessen hatten uns Ryo, Rika, Izzy, Davis, Ken und Yolei fast schon abgehängt. Es war ein Wunder, dass Davis bei den vier dabei war und nicht hier. Wahrscheinlich hatte ich ihn doch zu stark genervt oder verletzt. Jetzt stellte er sich aber zwischen Yolei und Ken, die armen. „Denkst du gerade an Davis?“, Takeru sah mich aus den Augenwinkeln heraus an ohne groß den Kopf zu mir zu drehen. „Er lässt mich in Ruhe.“ „Wundert's dich?“, wollte er überrascht wissen. „Eigentlich nicht. Aber es tut mir um die zwei leid“, ich zeigte auf meine Freundin und ihren Fast-Freund. Laut ihr dauerte es nicht mehr lange. Sie sprach schon immer vor jedem Treffen, dass sie das dieses Mal schaffe und danach heulte sie, dass es nicht geklappt hatte. „Ja, irgendwie schon, denn leider ist Ken zwischen beiden hin und her gerissen.“ „Ja, er tut mir Leid und jetzt ist auch noch Ryo da“, murmelte ich und beobachtete den ehemaligen Digimonkaiser weiterhin. „Du wusstest es?“ „Mh.“ Ich wusste, dass das von ihm keine Frage war. Ich hätte es zwar nicht unbedingt heute zugelassen, aber auch ich hätte sie einander vorgestellt … irgendwann. Gedankenverloren löste ich mich von Takeru und lief etwas schneller. Er holte zu mir auf, aber es blieb still. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Matt wie früher angelächelt hatte. Ich drehte mich um. Mein Mund stand etwas offen, als ich ihn musterte. Es tat mir fast etwas leid, dabei wollte ich mich ihm gegenüber genau so benehmen. Was sollte ich auch anderes machen? „Macht es euch bequem“, Ryo ließ uns in der Bar seines Vater ankommen und lief schnell nach hinten. Rika und ich steuerten wie immer unseren Stammplatz an. Dort war Platz für alle, deswegen war es auch der beliebteste Tisch hier. Da wir allerdings hier waren, wenn die Bar offiziell noch geschlossen war, konnten wir auch überall sitzen. Es war ein runder Holztisch, dunkler als die Holzverkleidung vor der er stand. An der Wand war eine Bank, welche den Tisch fast bis zur Hälfte umschloss. Auf der anderen Seite standen zwei Stühle und ein Sessel. Ich machte es mir auf dem Sessel bequem und Rika auf der Bank. Ryo kam mit drei Gläsern wieder, zwei reichte er uns und eines stellte er auf den Tisch. „Was wollt ihr trinken? Ich kann euch zwar nichts umsonst geben, aber Rabatt“, hängte er noch entschuldigend hinterher. Die anderen sahen sich an, Davis entschied sofort, dass er das gleiche wollte wie ich auch. Dann schob er Ken zum Tisch, ließ ihn sich zuerst hin setzen und folgte ihm dann, sodass Yolei nicht neben ihn konnte. Seufzend sah ich ihm zu. „Tja, eifersüchtig“, Takeru hatte sich mit den Armen auf die Lehne gelehnt und sah auch zu. Er schüttelte den Kopf. Ich drehte mich dabei auf die Seite, sodass ich meine Beine über die Armlehne legte. „Er hat Angst seinen besten Freund zu verlieren, außerdem weiß er, dass er somit Yolei auf die Nerven gehen kann.“ Der Blonde bedachte mich mit einem langen Blick Dann lächelte er. Er richtete sich auf und legte einen Arm um die verwirrte Yolei und zog sie mit zu Rika. „Lässt du uns rein rutschen?“ Sie nickte und stand kurzerhand auf, dann ließ TK das Mädchen zuerst hinein und er ging hinterher. Davis sah erst auf als er Yoleis Stimme auf der anderen Seite von Ken hörte. Ein leises 'Danke' sagte sie zu TK. Er sah zu mir und machte eine Bewegung, als würde er einen Hut abnehmen und sich vor mir verbeugen. Grinsend schüttelte ich den Kopf und beobachtete Yolei, wie sie sich mit Davis stritt. Dabei vergaßen sie vollkommen Ken, der nun zwischen ihnen saß. „Schwesterchen“, nun lag Tais Hand auf der Lehne. Ich sah auf, misstrauisch zog er eine Augenbraue hoch. „Was trinkst du da?“ Ich lächelte ihm breit ins Gesicht. Ich wusste, dass er, wenn auch nicht oft, seine Momente hatte, in denen er auf Moralapostel machte. Seine Hand stand weit über die Lehne zu mir hinüber, genau da legte ich meinen Kopf hin und lächelte ihn weiter an. „Hikari“, seufzte er. „Tai, sie ist fast volljährig, lass sie doch etwas trinken“, Matt legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Nein, das ist nicht in Ordnung“, beharrte dieser. „Soll ich dich daran erinnern, was wir in diesem Alter gemacht hatten?“, Mimi trat auf seine andere Seite und zog fordernd eine Augenbraue hoch. „Aber...“, stammelte er und überlegte, „wir waren erwachsener.“ „Wir waren sogar ein Jahr jünger.“ „Oh ja“, er legte einen Arm um sie und zog sie eng an seinen Körper, „das war eine tolle Nacht, da haben wir“, er riss seinen Kopf in meine Richtung und hustete, „ja, das war wohl ein Fehler.“ „Wie bitte?“, kreischte Mimi und riss sich los, sie rutschte sofort auf die Bank und klopfte neben sich. Leider war damit nicht mein Bruder gemeint - sondern Izzy. Mein Blick ging zu Matt. Er lachte. Damit war die Bank dann voll besetzt und die zwei mussten auf die Stühle. Und schon kam auch Ryo wieder und brachte die restlichen Getränke. Ich streckte mich kurz und setzte mich wieder normal hin, ehe ich nach meinem Glas griff. Bevor Tai etwas sagen konnte trank ich auch schon. Amüsiert beobachtete ich Kari und Tai, wie er sie verärgert ansah. Aber es war auch so, dass er in ihrem Alter nicht anders war. Wir hatten uns oft genug getroffen und mal ein Bier oder auch was anderes getrunken. Und an seinem Geburtstag hatte er mit Mimi über den Durst getrunken und da hat er sich an sie ran gemacht. Das war schon was. Bei der Sauerei die die zwei gemacht hatten, hatte ich nicht aufräumen wollen. Aber seit dem sind sie zusammen. Gedankenverloren sah ich mein Bier an. Seufzend nahm ich die Flasche und merkte er, dass Izzy mit mir anstoßen wollte, als sie schon zur Hälfte leer war. Ich unterbrach mich und holte es noch nach und schon war sie leer. Ich lehnte mich zurück und sah in die Runde. Leise schnaufend fuhr ich mit meiner Hand über mein Gesicht, ehe ich die Decke anstarrte. „Du hast mir immer noch nicht gesagt, ob es mit euch nun besser ist, oder nicht“, wies mich Tai auf unser Gespräch von vorhin hin. „Können wir das für heute lassen?“, murmelte ich etwas müde und blickte nur aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. Dann an ihm vorbei zu seiner kleinen Schwester, welche sich wieder mit Rika und Ryo unterhielt. Er war mir etwas suspekt. Er ging so vertraut mit der Braunhaarigen um, dabei war er ja anscheinend mit Rika zusammen. „Kann ich noch eins haben?“, fragte ich ihn, um ihn dort wegzubekommen. Zu meiner Überraschung stand er gleich auf und es schlossen sich noch einige an, die auch was neues brauchten. Seufzend sah Tai auf die Uhr. Ich erkannte, dass es bereits neun war. „Ich packs dann langsam“, murmelte er und bekam gleich Zuspruch von seiner Verlobten, die es mittlerweile aufgegeben hatte zu schmollen und auf seinem Schoß saß. „Darf ich mitfahren?“, fragte Izzy, der etwas zu wanken schien. Er vertrug nicht viel, aber hatte immer wieder was neues gewollt. Tai nickte, meinte aber zum einen, dass das Auto am Park stand und zum anderen, dass er heute nicht mehr fahren würde. Erstaunt beobachtete ich das ganze, denn sonst war er nie so verantwortungsbewusst gewesen. Ich hatte ihn oft fahren sehen, nachdem wir etwas getrunken hatten. Mimi hatte ihn stark verändert. Er reichte Ryo bereits ein paar Geldscheine, während die anderen noch zählte und unser persönlicher Barkeeper zur Bar ging und einen Block holte, auf dem alles drauf stand. „Ich würd mich euch auch gleich anschließen“, Ken sah von Yolei zu Davis und wieder zurück. Er wartete darauf, dass sich jemand angesprochen fühlte ihn rauszulassen. Doch irgendwie tat das niemand. Dann meinte das Mädchen, dass sie ihn ein Stück begleiten würde und nun war auch Davis Feuer und Flamme mitzugehen. „Kari?“, fragte Tai seine Schwester und mein Blick ging zu ihr. „Ich bleib noch“, murmelte sie und trank ihr Glas leer. Er seufzte erneut, „pass aber auf.“ „Keine Sorge“, lächelte sie. „Gut.“ Dann stand er auf, seine Verlobte wartete bereits. Und die sechs verließen die Bar. Von draußen drang noch ein dumpfer Aufprall herein und danach weibliches Gelächter. „Davis hat wohl vergessen, dass er draußen den Alkohol stärker spürt“, grinste mein kleiner Bruder. „Hat er jemals so viel getrunken?“, Ryo sah besorgt zur Tür. „Ich glaube nicht“, murmelte das Mädchen, einen Stuhl von mir entfernt. „Aber ich geh dann auch“, ich winkte allen in der Runde, „wir sehen uns morgen zum Training“, richtete ich an meine Partnerin und ging auch schon zur Tür. Mittlerweile war es kühl geworden und mich zog es auch kurz zur Seite. Der Alkohol stieg mir etwas in den Kopf und kurz war ich wohl weg, denn als ich wieder klarer dachte, fand ich mich an einer Straßenlaterne wieder. Vorsichtig sah ich mich nach dem Eingang der Bar um und merkte, dass ich doch schon zehn Meter gelaufen war. Kichernd sah ich wieder nach vorn und beschloss dann loszulaufen. Genau wegen so etwas ließ ich meine Sachen bewusst bei Ryo in der Bar. Dort könnte ich sie morgen wieder holen und hatte jetzt die Hände frei. Einzig meinen Schlüssel hatte ich mitgenommen. Alles andere war in einer Kammer weg gesperrt. „Was machst du denn da“, lachte jemand hinter mir, „hast du dich verliebt? Soll ich euch allein lassen?“ Ich wandte den Kopf zu dem Blonden, „oh ja, bitte. Wir wollten gerade ernst machen.“ Ich drehte mich mit dem Rücken zu der Straßenlaterne, hielt mich aber trotzdem noch fest. „Dann sollte ich wohl wirklich wieder gehen“, lachte er, „dabei wollte ich nur sicher gehen, dass du gesund nach Hause kommst.“ Ich lächelte, „ich komm schon nach Hause.“ „Natürlich und du klammerst dich aus voller Freude an die Laterne“, er trat näher heran und grinste auf mich runter. „Wieso denn nicht?“, ich zuckte mit den Schultern. „Darf ich nicht mit allem meine Freude teilen“, lachte ich los, weil ich selbst merkte, wie komisch das klang. Ich konnte fast schon gar nicht mehr aufhören. Mit geschlossenen Augen warf ich meinen Kopf in den Nacken, da mir auch langsam Tränen in die Augen stiegen. Erst als ich weiche Lippen auf meine spürte beruhigte ich mich und erwiderte. Ein Körper drückte sich an mich. Meine Hände ließen die Laterne los und meine Finger krallten sich in das T-Shirt. Seine Zunge strich über meine Lippen. Wie gerne wollte ich ihm nachgeben, aber der Drang meiner Freundin gegenüber ehrlich zu sein war größer. Mein Hände rutschten zu seiner Brust und ich drückte ihn weg. Er löste sich von mir und starrte mich verwirrt an. Ich blinzelte mehrmals, „nicht“, jammerte ich. „Aber, du...“, stammelte Matt verwirrt. „Erstens ist das der Alkohol, Zweitens könnte in jedem Moment jemand raus kommen“, ich sah zur Bar, „und...“ „Sora“, murmelte er, „na los, ich bring dich nach Hause“, seine Stimmung hat sich mit einem Schlag verändert. Er wirkte verändert. In meinem Herz stach es. Ich wollte das nicht. Aber Sora war mir genauso wichtig. So sehr mir der Kuss auch gefallen hat. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Ich könnte den Tränen nahe sein, wobei auch noch der Alkohol in meinem Kopf war. Es war alles so verwirrend. Schniefend blieb ich stehen und blinzelte die zwei Tränen aus den Augen. „Hikari“, seufzte ich und drehte mich zu dem Mädchen um. Diese wischte sich über die Wangen und sah zur Seite. Es war falsch, dass ich nun sauer auf sie war, aber das war der Alkohol. Auch wenn es falsch war, alles darauf zu schieben. „Es tut mir leid.“ „Verspottest du mich jetzt?“, verärgert sah sie mir an, ihre Augen waren starr auf mich gerichtet. „Nein, es ist nur...“ „Was denn? Macht es dir Spaß?“, knurrte sie. „Was sollte mir den Spaß machen“, schrie ich sie an. Das Mädchen vor mir zuckte zusammen, „na mich zu küssen und trotzdem für Sora auf heile Welt machen! Und nun küsst du mich wieder“, sie hielt sich zurück. Ihre Unterlippe bebte. „Ich mach für sie nicht auf heile Welt. Ich weiß doch selbst nicht was ich mache“, ich formte meine Hand zu einer Faust und schlug damit gegen den Baum neben mir. Wir hatten bereits den Platz vor dem Wohnhaus erreicht. Wieder zuckte sie zusammen, „und es ist auch nicht so als wäre ich nicht selbst verwirrt.“ „Aber mich verwirren ist in Ordnung?“, wieder kamen ihr Tränen. „Nein, ist es nicht, aber ...“ „Aber was? Weißt du wie es schmerzt, wenn du mich küsst, es mir gefällt und du dann wieder bei Sora bist?“, warf sie mir an den Kopf und merkte dann selbst, was sie gesagt hatte. Meine Gesichtszüge glätteten sich, das merkte ich, „wieso denkst du, wollte ich es noch einmal tun?“, flüsterte ich und ging auf das Mädchen zu. „Nein“, sie hielt ihre Hände auf Brusthöhe und wollte mich so auf Abstand halten. Ich verschränkte meine Finger mit ihren und hielt so beide auf der Seite. Ich zog an ihr und schon stand sie mit dem Rücken an einem Baum. Mit meinen Händen drückte ich ihre auch an den Stamm. Mein Bein schob sich zwischen ihre und meine Lippen legten sich wieder auf ihre. Wie sehr ich das Gefühl liebe. In meinem Bauch wurde es flau. Mir wurde warm. Und es kribbelte. Dann öffnete ich leicht meinen Mund und leckte ihr erneut über die Lippen. Ich merkte, wie sie mit sich kämpfte, dann aber trotzdem nachgab. Seufzend genoss auch sie das Gefühl unserer Zungen. Wie sie sich berührten. Umeinander tanzten. Dabei unsere Lippen, welche immer fordernder aufeinander lagen. Ich löste mich von ihren Lippen und wanderte über ihre linke Wange zu ihrem zarten Hals. Stöhnend ließ sie sich gegen den Baum fallen. Ich rückte nach und drückte mich mit dem Oberkörper weiter gegen sie. Kapitel 10: &10 --------------- „Matt“, stöhnte ich, als der Ältere mich zu Atem kommen ließ. Er küsste meinen Hals. Ich hatte ein Auge geschlossen und beobachtete den Blonden mit dem Anderen auf seinem Weg zu meinem Hals. Er war wieder wie ausgetauscht. Als wäre er eine dritte Person. Es fühlte sich so gut an. Seufzend ließ ich mich darauf ein. Es war schon komisch, irgendwie hatten wir es geschafft, dass wir vor der Haustür standen. Und so sehr wollte ich, dass er nicht aufhörte und dann kam mir aber wieder Sora in den Sinn. Doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wanderte seine Hand unter mein Top, an der Seite hoch zu meinem Rücken. Seine andere lag nur wenige Zentimeter unter meinem Hintern. Seine Finger krallten sich in mein Fleisch. In mir breitete sich ein wohliges Gefühl aus. Mir war warm wie nie zuvor. Und dieses Verlangen wuchs immer weiter. „Matt“, erneut stöhnte ich auf. „Sind deine Eltern Zuhause?“, hörte ich nur ein leises Murmeln an meinem Hals. Zunächst zögerte ich kurz, dann sah ich nach unten, ich schüttelte den Kopf, „nein, sie sind heute Nacht noch einmal unterwegs. Aber morgen früh kommen sie wieder.“ „Gut“, er küsste noch einmal meinen Hals entlang, bis er mir schließlich in die Augen sah, „mach die Tür auf.“ „Aber...“ „Mach schon“, drängte er. Ich tat wie er sagte und sperrte auf. Schon wurde ich rein geschoben, die Tür schloss sich hinter mir und ich wurde wieder gegen die Wand gedrückt. Seine Lippen legten sich wieder auf meine. Der Alkohol hing mir immer noch im Kopf. Vernebelte alles etwas, aber was nun plötzlich mit Matt los war, konnte ich nicht verstehen. Vermutlich gerade wegen dem Alkohol. Ich wollte mehr davon, aber wehren konnte ich mich nicht mehr. Er war zu stark und mich verließen die Kräfte. Auch wenn ich ihn gerne aufhalten wollte. Seine Lippen drückten fest auf meine und forderten meine Zunge heraus, mit seiner zu spielen. Er fasste um meinen Körper, ließ kurz leicht von mir ab und hob mich in die Höhe. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte und spürte seinen Körper stärker als zuvor. Seine Muskeln spannten sich an und er presste mich wieder gegen die Wand. Wieder wurde mir warm. Es war, als durchzuckte ein Blitz meinen Unterleib. Es kribbelte. Ein Gefühl, was ich noch nicht gespürt hatte, aber es fühlte sich so schön an, dass ich ein Stöhnen nicht zurück halten konnte. Meine Hände legte ich um seinen Hals. Er trat zurück und lief weiter durch die Wohnung. Meinen Kopf senkte ich auf seiner Schulter nieder. Sein Weg führte uns in mein Zimmer. Mit dem Fuß stieß er die Tür zu und dann legte er mich auf das Bett. Ich löste meine Beine und Arme und legte sie auf das Bett. Der Blonde sah an mir herunter und beugte sich zu meinen Füßen. Schon war ich meine Schuhe los. Auch er entledigte sich seiner. Er strich mit den Händen an meinen Beinen entlang. Meine Haut kribbelte unter seiner Berührung und stöhnend krallte ich mich mit den Fingern in die Decke und schloss die Augen. Er machte den Knopf an meiner Hose auf und zog mir diese ohne lange Fummelei herunter. Schon waren seine Hände wieder an meinem Körper. Er umfasste meine Hüfte und legte seine Lippen wieder auf meine. Dabei drückte er seine Hüfte gegen meine und ich fühlte mehr als zuvor. Bei der Berührung löste er wieder etwas in mir aus und so seufzte ich ihm in den Kuss hinein. Ich versuchte meine Augen etwas zu öffnen und sah dann seinen Blick. Der irgendwie kalt oder gierig war. Er löste sich von meinen Lippen und hinterließ eine feuchte Spur meinen Hals hinunter. Seine Beine waren rechts und links von mir. Mit den Händen schob er bestimmt mein Top nach oben. Dann drückte er mit einer Hand meine rechte Brust, welche noch vom BH umhüllt war, und schob mit der anderen den BH auf der linken Seite beiseite. Seine Lippen umschlossen meine Brustwarze und etwas grob saugte er daran. Er biss leicht hinein. Stöhnend warf ich meinen Kopf nach hinten und krallte meine Finger nun in seine Haare. Ich konnte nicht mehr. Dieses Gefühl wollte mich nicht los lassen. Es war zu viel. Ich hatte so etwas noch nie zuvor und es überschwemmte mich gerade ohne Gnade. Schnaufend versuchte ich ihn wieder zu beobachten. Stöhnend legte ich mich auf die Seite. Ich spürte einen warmen Atem neben mir. Dann ertönte Musik. Etwas regte sich neben mir. Dann war die Musik auch schon weg. Gähnend öffnete ich die Augen und stellte erschrocken fest, dass die kleine Schwester meines besten Freundes neben mir lag. Auch sie drehte sich zu mir und mit jeder Sekunde, in der sie erkannte wer vor ihr lag. „Matt?“, sie griff sich an den Kopf und setzte sich auf. Mit einem leisen Schrei sah sie an sich herunter und schluckend sah ich, dass sie nackt war. Eilig zog sie die Decke vor ihren Körper. Aber das Bild ihrer Brüste blieb bei mir hängen. Leider zog sie mir die Decke weg. Ein erneuter Schrei war von ihr zu hören und schnell hielt sie sich eine Hand vor die Augen. Schnell sah ich mich um und entdeckte meine Boxershorts. Ich sprang auf und zog sie mir an. Dann betrachtete ich die Klamotten am Boden und entdeckte auch ein Kondom – benutzt natürlich. Hitze stieg mir in den Kopf und gesellte sich zu den Kopfschmerzen. Ihr Kopf war wohl auch etwas überhitzt, sie war knallrot. Verlegen sah sie zu mir, dann verlagerte sie ihr Gewicht und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen an sich herunter. Ich folgte ihrem Blick und entdeckte einen roten Fleck auf dem Laken. „Ach Gott“, mehrmals blinzeln drehte ich mich weg und vergrub meine Hände in meinen Haaren. Ich schloss die Augen und konnte gerade nichts mehr begreifen. Schnaufend versuchte ich zu Atem und einem klaren Kopf zu kommen. Der Kater machte es mir aber nicht wirklich leicht. Ich hatte mit der kleinen Schwester von Tai geschlafen und sie auch noch Entjungfert. Ich hörte ein Schluchzen vom Bett. Verwirrt drehte ich mich um, „was ist denn los?“, wollte ich von ihr wissen. Ich hatte gerade nur an mich gedacht und nicht an sie. Sie schüttelte den Kopf, „d-dass...“, mehr brachte sie nicht heraus. Aber irgendwie wusste ich, was sie meinte. Ihr war es wichtig, was mit Sora war. „Kari … es“, ich wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, als ich durch die Haustüre unterbrochen wurde. „Kari“, rief ihre Mutter durch die Wohnung, „wir sind wieder da.“ Erschrocken schnellten unsere Köpfe in die Höhe, wir sahen zur Zimmertür und starrten uns dann einige Sekunden an. „Sie dürfen dich hier nicht sehen“, murmelte sie und überlegte, „versteck dich im Schrank“, sie zeigte auf ihren Kleiderschrank. Aufstehen wollte sie zuerst nicht, dann musste sie allerdings doch. Sie stürmte an mir vorbei, während ich noch meine Klamotten zusammen suchte und holte sich Kleidung aus besagtem Schrank. Als sie alles hatte, ging ich an ihr vorbei, ohne noch groß einen Blick auf sie zu legen, da sie sich sowieso weg drehte. Ich stellte mich zu ihren Kleidern, dabei musste ich meinen Kopf etwas einziehen. Sie zeigte mir noch kurz mit dem Finger leise zu sein und machte dann die Schranktüre zu. Es war relativ dunkel, ich konnte einen kleinen Blick nach außen erhaschen, da die Schranktüre aus kleinen Holzlatten bestand, welche in einem Rahmen fixiert waren. Sie suchte ihre Kleidung zusammen, schmiss sie auf einen Haufen. Das Kondom fasste sie nur mit den Fingerspitzen an und es schüttelte sie kurz, dann packte sie es in ein Tempo und schmiss es in den Abfalleimer im Zimmer. Sie legte noch die Bettdecke zurecht und zog sich dann eilig an. Als sie gerade dabei war, sich die grünen Shorts überzuziehen klopfte es an der Tür. Erschrocken hielt ich den Atem an. Auch sie, schnell sah sie zu der geschlossenen Schranktüre, „kleinen Moment“, rief sie zur Zimmertür und knöpfte sich die Hose zu. Sie warf noch einen kurzen Blick auf das Bett und nahm sich dann das weiße Top. Sie streifte es sich über den Kopf und im gleichen Moment ertönte ein 'komm rein' und das Top umhüllte ihren BH und ihre Hüften. Yuuko Yagami trat ein. „Hallo Liebling, na hast du gut geschlafen?“, wollte ihre Mutter wissen und zog sie in eine Umarmung. Sie gab ihr einen Kuss auf den Scheitel, während das Mädchen bejahte. „Wie geht es Oma?“, fragte die Braunhaarige. „Wieder besser, aber sie muss noch im Krankenhaus bleiben.“ „Geht ihr sie heute wieder besuchen?“ „Nein, jetzt braucht sie Ruhe.“ Kari nickte geistesabwesend. „Du bist heute aber spät dran“, verwundert sah sich Yuuko um. „Normal bist du doch schon unterwegs zum Training.“ „Ja, aber gestern bin ich etwas spät ins Bett und ich bin schon auf dem Weg zur Tür.“ Ihr Mutter nickte und verließ das Zimmer wieder. Schon kam Kari zum Schrank gesprungen und öffnete die Tür, nachdem die Zimmertür ins Schloss fiel. Langsam trat ich ins Freie. „Schnell zieh dich an, ich muss gleich los“, nervös sah sie mich an. Ich nickte und zog mir schon meine Klamotten über. Kari hantierte währenddessen hinter mir, sie packte ihre Trainingstasche. Fast gleichzeitig waren wir fertig und sahen uns an. Sie wurde wieder rot. Schnell sah sie zu ihren Schuhen und nahm diese in die eine und die Tasche in die andere Hand. Nachdem sie langsam die Tür geöffnet hatte, spitzte sie zur Zimmertür hinaus. Ihre Mutter musste wohl gerade im Schlafzimmer sein. Die Tür dazu war direkt gegenüber. „Ganz schnell raus hier“, murmelte sie zu mir. Ich nickte, wobei das für mich selbstverständlich war. Sie lief nach draußen und hielt mir die Türe auf, ich schlüpfte an ihr vorbei und ging zur Haustür. Kari folgte mir, nachdem sie die Zimmertüre geschlossen hatte. „Hikari“, rief ihre Mutter. Erschrocken blieben wir stehen. Mir rutschte gerade mein Herz in die Hose und ein eiskalter Schauer überkam mich. Ich wusste von Tai, dass seine Mutter in nur Taichi nannte, wenn er etwas ausgefressen hatte. Wie das bei Kari war, wusste ich nicht, aber irgendwie hieß das nichts gutes. Panisch sah ich zu ihr und merkte, dass ihre Mutter nicht dort stand, sie antwortete auf den Ruf. „Ich wasche später noch, soll ich den Bettbezug von dir mit waschen?“ Ich atmete etwas durch, doch dort war noch der Beweis für heute Nacht. „Nein, das brauchst du nicht, ich warte bis morgen“, rief sie zurück. „Gut, aber morgen wird er dann gewechselt.“ „Jaha.“ Sie scheuchte mich mit einer Handbewegung weiter und wir erreichten unbeschadet die Türe. Sie schloss diese hinter sich und gleichzeitig atmeten wir auf. Wir liefen noch zum Treppenhaus und hielten dann an, damit wir uns noch unsere Schuhe anziehen konnten. Wir saßen nebeneinander. Nachdenklich sah das Mädchen neben mir die gegenüberliegende Wand an. Ich seufzte, „Kari, es tut mir Leid“, vollendete ich meine Entschuldigung von vorhin. „Es ist ja nicht alleine deine Schuld“, murmelte sie und stand auf. Sie drehte sich zu mir um und lächelte. „Ich war genauso viel beteiligt daran, wie du.“ „Nein, es war zum größten Teil mein Fehler“, ich sah zur Seite, „ich weiß, dass ich nicht so viel trinken sollte, da werd ich etwas grob und das war wohl auch gestern der Fall“, ich hustete etwas, eben da ich es hätte wissen sollen. „Matt“, murmelte sie und sah mich mitleidig an. „Nein, ich hätte das nicht dürfen und dazu warst du noch Jungfrau“, wieder vergrub ich die Finger in meinen Haaren. Ich krallte sie regelrecht hinein und tat mir damit selbst weh. Ich schämte mich dafür. Als ich eine Hand auf meiner spürte, löste ich sie soweit, dass es nicht mehr schmerzte. Ich hob meinen Kopf etwas, sodass ich dem Mädchen in die Augen sehen konnte. „Matt, jetzt ist es schon passiert“, lächelte sie, „auch wenn ich das nicht sagen sollte, aber ...“, sie holte Luft, sah kurz die Treppe hinauf und mich dann wieder an, „... es war … es war so … es fühlte sich nichts desto trotz gut an“, ihre Nasenspitze wurde wieder rot, „... aber es ist ...“ „Sora“, ich seufzte und schloss kurz die Augen, „es ist kompliziert mit ihr“, murmelte ich und dachte an die letzten Monate, „das mit dir hatte ich vielleicht auch gebraucht, da ich momentan schon an unserer Beziehung zweifle und ich verzweifle.“ „Das macht es mir gerade nicht wirklich einfacher“, murmelte sie. Sie sah zur Seite und seufzte, „es hatte mir gefallen.“ „Was?“, verwirrt musterte ich sie. „Der Kuss und vergangene Nacht“, ich meinte ein erneutes Schluchzen zu hören. Sie blinzelte auch mehrmals und wischte mit ihren Fingern über ihre Wange. „Du kannst dich erinnern?“, überrascht betrachtete ich sie. „Wieso hast du mich nicht aufgehalten?“ „Eben WEIL es mir gefallen hat“, warf mir Kari an den Kopf, „und ich keine Chance dazu hatte.“ Das Mädchen drehte sich weg und starrte an die Wand. Das bestätigte meine Theorie, dass ich nicht trinken sollte, wenn ich mit jemandem alleine war. Es war nicht richtig gewesen, Kari hatte hätte sich nie wehren können. Ich seufzte und stand ebenfalls auf. „Da bist du ja endlich“, mit einem tadelnden Blick betrachtete mich Rika und ließ den Ball, den sie eben noch gepritscht hatte in den Sand fallen. „Entschuldige“, murmelte ich und lief mit hängendem Kopf eilig zu den Umkleiden. Meine Augen seien etwas gerötet, hatte Matt vorhin gemeint. Wir hatten uns vor dem Wohnblock getrennt, er war nach Hause gegangen. Wir hatten es jetzt erst einmal auf sich beruhen lassen. Auch wollten wir den anderen erst einmal nichts sagen. Aber es nagte an mir. Es zerrte an meinem Herzen. Ich war einfach gespalten. Zwischen dem Gefühl, welches ich gestern gespürt hatte und meiner Loyalität Sora gegenüber. Am liebsten wäre ich Zuhause geblieben und hätte mich in meinem Zimmer verkrochen. Leider hatten wir morgen unser letztes Spiel der Vorrunde. Auch wenn wir sicher weiter waren, konnte ich nicht fehlen oder das Training schwänzen. Ich war froh darüber, dass Rika mich alleine ließ, so konnte ich mich in Ruhe umziehen. „Was ist passiert?“, sie konnte sich trotzdem nicht zurückhalten, aber sie verstand es, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich nicht darüber reden wollte. „Es ist kompliziert“, seufzte ich und lächelte sie müde an. „Der Junge mit seiner Freundin?“, sie trat näher. Ihr Ton war streng aber mitfühlend. „Ja“, hauchte ich ihr entgegen und meine Augen wurden wieder leicht feucht. Seufzend ließ ich den Kopf hängen und wollte wirklich nur weg. „Ach nein, was hast du getan?“, sie kam zu mir und nahm mich in den Arm. „Wir wollen es niemandem sagen“, ich klammerte mich an sie. Aber mehr musste ich auch nicht sagen, dass sie verstand. „Ich werde es niemandem sagen, aber es darf nie wieder vorkommen“, sie strich mir behutsam über den Kopf, „aber das war einmalig, oder?“ Ich nickte und krallte mich dabei in ihr Top. „Ich schäme mich so dafür“, jammerte ich. „Ihr habt beide zu viel getrunken, besonders er, dein Bruder wollte die ganze Zeit mit ihm anstoßen. Keine Sorge, das wird schon wieder“, sie drückte mich etwas von sich und lächelte, „aber jetzt sollten wir trainieren, ja?“ Ich nickte. „Wir machen sie morgen fertig.“ Kapitel 11: &11 --------------- „Auszeit“, rief unser Trainer und bat uns an die Seite. „Kari, was zur Hölle ist mit dir los?“, knurrte er mich an. Ich schluckte und sah zum Boden. „Weich mir jetzt nicht aus, also?“ „Bei ihr Zuhause geht es grad drunter und drüber“, half mir Rika und lächelte mich an. „Trotzdem ist das hier ein Spiel. Auch wenn es schwer ist, konzentrier dich darauf.“ „Ja.“ „Gut, dann noch kurz. Hast du gesehen, was hier los ist?“ Ich drehte meinen Kopf, auch unsere Gegnerinnen redeten mit ihrem Trainer. „Sie schmettern nicht fest aber unkontrolliert.“ „Genau. Rika, blocke nur, wenn du das Gefühl hast, dass es geht. Kari, fang die Bälle ab, sei schnell“, er sah mir eindringlich in die Augen. Ich nickte, das war mit das Einzige was ich konnte. „Rika stellt und du haust sie in die Ecken.“ „Ay“, antworteten wir im Chor und gingen zurück auf das Feld. „Was ist denn mit Hikari los?“, wollte Mimi verwirrt von ihrem Bruder wissen. „Es schaut aus, als wäre sie nicht ganz bei der Sache.“ „Echt?“, er sah seine Verlobte verwundert an und dann zu seiner Schwester, „stimmt, jetzt wo du es erwähnst. Ich weiß nicht, mir hat sie nichts gesagt.“ Ich schluckte und versuchte meine schwitzigen Hände an meiner Hose abzustreifen ohne dass es auffiel. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Das durfte nicht raus kommen, unter keinen Umständen! Ich schnaufte schwer. Eine Hand legte sich auf meine und drückte sie leicht. „Alles in Ordnung? Du schaust merkwürdig und nervös“, Sora zog ihre Augenbrauen zusammen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er so nervös ist, weil er was verbrochen hat“, lachte Izzy, er saß neben Sora. „Stimmt“, grinste nun auch sie. Erschrocken betrachtete ich die zwei und blinzelte mehrmals. Ich versuchte meine Züge zu glätten und wieder normal zu wirken. Es musste sein, zog es mir durch den Kopf. So war es doch auch in allen Filmen. „Ach was“, murmelte ich und griff nach der Hand. Es fühlte sich falsch an, nicht richtig. Es fühlte sich nach nichts an. Wie eine Hand. Ich drückte sie und wurde zurück gedrückt. „Schau mal, jetzt scheint's wieder zu laufen“, Tai lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Spielfeld. „Stimmt, sie haben das Tempo angezogen“, bestätigte Mimi, „Kari ist richtig flink.“ Auf dem Spielfeld wurde es wirklich schneller. Geblockt wurde kaum noch. Hikari landete alle paar Sekunden im Sand, da sie den gegnerischen Ball baggerte. Rika stellte die teilweise unglücklich gepassten Bälle und schon war die Braunhaarige wieder auf den Beinen und schmetterte das Geschoss zurück in das gegnerische Feld. Diese zwei konnten die Bälle nur sehr selten abwehren. Dafür schnaufte Tais kleine Schwester bald stark. Es zerrte an ihrer Ausdauer. Aber wie es schien machte sie es wie in Trance. Sie sah nicht völlig bei Sinnen aus, dafür verpasste sie aber keinen Ball. Ihr Blick war auch starr nach vorn auf den Ball fixiert. Ihre Muskeln waren gespannt und dann sprang sie wieder zur Seite. Der Ball prallte an ihrer Faust ab und flog in Rikas Richtung. Sie rappelte sich auf und hetzt nach vorne, sprang ab und hieb mit der Hand auf den Ball. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Hikari hatte doch gesagt, dass sie keine Chance gegen mich hatte. Und trotzdem hatte sie hier relativ viel Kraft, sowohl in den Beinen als auch in den Armen und Händen. Ich konnte doch nicht so stark sein, wenn ich getrunken hatte. Ich schüttelte den Kopf. Das war doch Schwachsinn, natürlich konnte ich kräftiger als Kari sein. Sie schlug hier nur einen Ball und ich hatte meine Freundin neben mir, weshalb ich jetzt nicht weiter über die Nacht mit der Jüngeren nachdenken sollte. Ein Pfiff und lauter Jubel holten mich zurück aus meinen tiefen Gedanken. Schwer schnaufend stand ich auf dem Feld. Stützte mich mit den Händen auf den Knien ab und versuchte zu Atem zu kommen. Immer wieder schloss ich die Augen für mehrere Sekunden. Es war als wären sie total trocken und nur so wäre es angenehm. Lachend kam Rika zu mir und legte sich quer auf über meinen Rücken. Dann war sie aber sofort wieder weg, da es ihr wohl doch zu verschwitzt war. Ich schlug in ihre ausgestreckte an ein und richtete mich auf. Den Atem ließ ich stoßweise aus und gemeinsam gingen wir an das Netz. Die Mädchen kamen uns nicht entgegen, also gingen wir weiter zu ihnen. Wir streckten ihnen fast gleichzeitig die Hand entgegen. „Gut gespielt“, lächelten wir. „Ach was, überhaupt nicht“, seufzten sie, „ihr seid um Längen besser.“ „HEY! Weg von meinen Mädchen“, schrie ihr Trainer uns entgegen und riss Rikas Hand von einer der Spielerinnen weg. „Was erlaubt ihr euch eigentlich?“ „Das ist Sitte, wir wollten uns doch nur für das Spiel bedanken“, meldete ich mich. „Ach was, ihr wollt sie doch nur fertig machen. Lasst sie in Ruhe“, er trat auf mich zu. „Was soll das denn? Wir dürfen doch mit ihnen reden“, rechtfertigte ich mich. „Du hältst dich wohl für was ganz tolles“, knurrte er und packte mich an der Schulter. „Mal schauen wie toll du wirklich bist. Oder willst du weiter so vorlaut sein?“ Stumm hielt ich seinem Blick stand. Er grinste und seine andere Hand griff nach meiner freien Schulter. „He! Lassen Sie meine Schwester los“, schrie mein Bruder und kam zu uns gestürmt. Auch unser Trainer trat zu uns. Der Mann vor uns ließ mich los, trat zurück und zeigte seine Hände. Tai trat im gleichen Zug vor mich, „wenn Sie noch einmal meine Schwester anfassen, kann ich für nichts garantieren“, drohend hob er seinen Finger. Erschrocken schnappte ich nach Luft und packte meinen, doch oft aufbrausenden, Bruder an der Hüfte, „Tai, beruhige dich. Ist ja nichts passiert. „Nein“, mischte sich nun auch der Trainer ein, „als Lehrer oder auch Trainer von Kindern darf er nicht die Hand gegen Schüler erheben“, zischte er und bedachte seinen Kollegen mit einem langen Blick. Der Angesprochene lächelte viel zu breit, „niemals“, er drehte sich zu seinen Spielerinnen und das Lächeln verschwand prompt, „los kommt.“ Die zwei nickten, lächelten uns kurz an und verbeugten sich, dann liefen sie dem Mann nach. Schnaubend sahen wir ihnen nach. „Passt etwas auf“, murmelte unser Trainer, Herr Kyoshi, „aber gut, ihr hab euch ja nur an die Höflichkeit gehalten. Macht euch also auch nicht groß was draus“, er lachte, „genießt euren Sieg und übermorgen trainieren wir wieder.“ Eingehend sah er uns an. „Lasst es euch heute gut gehen und morgen ruht euch aus.“ Geduscht und umgezogen standen wir am Strand. Ich trug ein limettengrünes Sommerkleid mit dünnen Spagettiträgern und einem runden Ausschnitt. Auf dem Kleid war ein leichter, weißer Blumendruck. Es ging bis knapp über den Knien. Um meinen Hals baumelte eine kleine silberne Kette ohne einen Anhänger. Rika, die neben mir stand, trug Shorts. Sie brachte man kaum in ein Kleid hinein und das hier war auch kein Grund für sie eines anzuziehen. Dazu trug sie ein Top. Wir warteten noch auf Ryo. Der war noch in der Bar gewesen und kam auch schon zu uns gelaufen. Mein Bruder und die anderen wollten noch nachkommen. „Holen wir uns erst was zu trinken?“, grinste Ryo und sah von einer zur anderen. „Ja“, nickte meine Freundin. Sie hakte sich bei ihm unter und griff nach meiner Hand. Wir liefen die paar Stufen zum Strand runter. Vor uns war eine Tanzfläche aus Holz verlegt, die war aber schon so überfüllt, dass die Leute schon im Sand tanzten. Rechts war eine Bar aufgebaut, hinter der drei Barkeeper standen. Die Fläche war von Topfpflanzen – Palmen – umgeben, sowie von Masten, an denen Lichterketten hingen. Auch Fackeln steckten im Sand, aber zur Sicherheit weit weg von den vielen Menschen. „Kari“, hörte ich meinen Namen rufen und sah mich verwirrt nach dem Besitzer der Stimme um. Davis winkte mir von der Treppe aus. Wir hatten bereits den halben Weg zur Bar hinter uns gelassen. Ich wandte mich kurz an Rika und Ryo und sagte, das sich nachkommen würde. Ich würde auf Davis und seine Begleiter warten. Hinter ihm standen zumindest schon Ken, Yolei und Cody. Lächelnd wartete ich, bis sie vor mir standen. Yolei umarmte mich überschwänglich. Sie war vollkommen rot im Gesicht. Sie beugte sich zu meinem Ohr und fing an zu flüstern. Mit geweiteten Augen versuchte ich ihr zuzuhören. Aber sie sprach schneller und leiser als sie wohl annahm. „Y-Yolei“, stoppte ich sie und legte meine Hände auf ihre Schultern, „ich hab kein Wort verstanden“, lachte ich. Ihre Wangen nahmen ein tieferes rot an. Sie stammelte, schaffte es aber nicht ein Wort heraus zu bringen, welches man verstehen konnte. „Wir reden später.“ „Ja“, sie trat beiseite. „Kari, das war ein tolles Spiel“, himmelte Davis und zog mich in seine Arme. Doch er passte nicht ganz auf und drückte etwas zu fest. Dabei wurde meine Oberkörper etwas weit zusammengepresst sodass mir schlecht wurde. „Ich wusste, dass ihr gewinnen würdet“, sprach er weiter, „du bist natürlich die beste Spielerin und von dir darf man nichts anderes erwarten. Und die schönste und hübscheste auf der ganzen Welt.“ „Davis, du erdrückst sie“, Ken legte eine Hand auf die Schulter seines besten Freundes. Dann merkte er, was er getan hatte. Als er mich los ließ fiel ich hustend einen Schritt nach hinten, dann wurde ich durch einen Körper abgebremst. Ryo stand hinter mir und balancierte zwei Gläser in seinen Händen. „Hier“, er hielt mir eines davon vor die Nase. Schnell griff ich danach und trank die Hälfte aus. Der Husten verging und ich konnte wieder frei atmen. „Danke“, richtete ich an Ryo und dann noch eines an Ken. „Du solltest vielleicht nicht alles auf einmal trinken“, lachte der Junge hinter mir. Rika trat neben ihn. „Nein, runter damit Schwester“, ermutigte Rika und stieß mit ihrem Glas an. Lachend standen Rika und ich an der Bar. Wir hatten lange Zeit getanzt, zusammen mit den anderen, welche immer noch auf der Tanzfläche standen. Auch Ryo war bei ihnen. Alle jonglierten irgendwie Getränke in der Hand. Davis hatte es schwer, er wurde die ganze Zeit angerempelt von Fremden. Er hatte schon fast alles verschüttet. Schnell trank er beleidigt den Rest aus und stampfte dann auf uns zu. Ich beugte mich zu dem Barkeeper und sofort standen vor mir zwei Gläser. Schnell bezahlte ich und reichte Davis das eine, als er bei uns stand. Verwirrt sah er auf den Behälter und dann in mein Gesicht. Dann wieder auf das Glas und zu mir. „Kari“, meinte er tonlos. „Na los, jetzt nimm“, ich streckte es ihm weiter hin. „Aber...“ „Als ob es jetzt so schlimm ist, dass ein Mädchen einem Jungen was ausgibt“, mischte sich Rika ein und schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber...“, er sah mich immer noch fragend an. „Nimm es als Entschuldigung. Weil ich dir den Ball an den Kopf geworfen habe“, lächelte ich und drückte es ihm nun mit Gewalt in die Hand. Dann packte ich seine Schultern und drehte ihn um. „Na los“, ich gab ihm einen kleinen Schubs und er stolperte wieder zur Tanzfläche. Verwirrt sah er sich nochmal um, ging aber zurück. „Etwas langsam im Kopf ist er aber schon“, schmunzelte die Orangehaarige. „Was soll ich da noch hinzufügen“, seufzte ich. „Vielleicht, dass er überdreht ist.“ „Launisch.“ „Hitzköpfig.“ „Verfressen.“ „Oh, du hast noch stur vergessen“, lachte Mimi, „genau wie mein Liebster.“ „Uah... musste das sein?“ „Ja.“ Ich drehte mich um, dort standen Tai, Mimi, Sora, Izzy und Joey. Grinsend sah ich sie an, da hatten sie wohl recht und Davis in den wichtigsten Eigenschaften zusammengefasst. „Ja, also dass er Verfressen ist, hab ich ja immer in den Pausen gesehen und überdreht im Unterricht. Man könnte noch verschlafen dazu nehmen, da er vor allem in Mathe oft eingeschlafen ist“, überlegte Rika weiter. „Stimmt“, lachte ich, „da ist er wie mein Bruder. „He“, meckerte dieser, „wieso gehen jetzt alle gegen mich vor?“ „Weil du ihm wohl am meisten ähnelst. Aber gut, vielleicht hat er sich das einfach von dir abgeschaut“, schlussfolgerte unser Computerhirn. Bevor der Braunhaarige noch etwas sagen konnte, fingen wir alle schon an zu lachen. Rika tippte mir auf die Schulter und zeigte zu ihrem Freund, da war sie auch schon weg. Tai lief jetzt zur Bar und bestellte für sich und die zwei Mädchen. Auch Izzy und Joey gesellten sich zu ihrem mutigen Anführer. Ich stieß mich ab und winkte allen. Ehe ich an der Tanzfläche vorbei ging und mich etwas abseits im Sand niederließ. Direkt neben einer Fackel. Seufzend legte ich meine Arme um die Beine, mein Glas hatte ich etwas in den Sand gesteckt. Es war schwer Sora gegenüber zu stehen. Am liebsten würde ich es ihr sagen. Mein Blick ging auf das Meer hinaus. Der Himmel war mittlerweile dunkel und so schien auch das Meer pechschwarz. Es erinnerte an das Meer der Dunkelheit. Eine leichte Brise brachte mich dazu, dass es mich schüttelte und mir eiskalt den Rücken hinunter lief. Ich griff wieder nach dem Cocktail und trank ihn in einem Zug leer. Seufzend stellte ich es auf den Sand, da viel es auch schon um und rollte ein Stück zum Meer hin. Mein Blick ging von ihm wieder zurück zum Meer. Die Wellen erreichten es noch nicht ganz. Aber sie würden es noch berühren. Mit halb geschlossenen Augen legte ich meinen Kopf auf die Knie. Wie gerne wäre ich jetzt nicht allein. Ich hörte, wie jemand näher trat. Mir wurde ein Glas vor die Nase gehalten und aus den Augenwinkeln erkannte ich einen blonden Haarschopf. Kapitel 12: &12 --------------- Überrascht sah ich auf. Matt hielt mir ein Glas mit einer roten Flüssigkeit vor die Nase. Ich wollte mich nicht festsetzen, wenn ich nicht genau wusste was es war. Er setzte sich neben mich, die Beine etwas weiter auseinander und beobachtete mich. „Ein Cosmopolitan“, meinte er, „hat etwas viel Cranberrysaft rein, normal ist er nicht so rot. Dachte, er könnte dir schmeckten.“ „Danke“, murmelte ich und nahm ihn entgegen. Ich schnupperte vorsichtig daran und trank etwas. Es war süß und … ich fing an zu husten … das Bittere hatte mich gerade zu sehr überrascht. Er klopfte mir vorsichtig auf den Rücken. Dann beruhigte ich mich auch schon wieder. Es zog etwas nach. Dabei zogen sich auch meine Augenbrauen zusammen und ich musste die Augen schließen. „Geht's wieder?“, lachend sah ich ihr zu. Es sah schon sehr süß aus, wie sie sich an dem Geschmack verschluckte. Sie nickte, aber hielt ihren Handrücken vor den Mund. „Wieso sitzt du hier, das sollten wir nicht“, meinte sie und sah mich mit einem fragenden Blick an. „Es fällt nicht auf, ich hab gesagt, dass ich mit dir über deinen Bruder reden möchte, weil du als seine Schwester am besten weißt, was ihm gefallen könnte.“ „Gefallen könnte? Ich? Wieso nicht du?“ „Ach, lassen wir das außen vor und sagen wir, wir haben über seinen Geburtstag geredet, der ist ja auch schon in drei Wochen.“ „Wieso sagen wir das?“ „Kari, ich wollte ...“ „Wir wollten das doch auf sich beruhen lassen. Oder?“ Ich beobachtete das Mädchen, ihren Hals. Sie schluckte schwer. Ich seufzte, „ja“, murmelte ich, ich strich mir mit den Händen durch die Haare. An meinem Hinterkopf ließ ich sie ruhen. Mein Blick war auf den Sand zwischen meinen Beinen geheftet. „Matt, es ist besser so, das war ein Versehen“, wieder hörte ich ein schweres Schlucken. „Dir fällt es aber schwer das zu sagen“, erwiderte ich und sah auf. Hatte es ihr doch irgendwie gefallen? Sie sah zur Seite, „ich hab dir schon einmal gesagt, dass ich nicht sage, dass es mir nicht gefallen hat, aber du und ich, das passt einfach nicht“, sie schüttelte den Kopf, als würde sie den Gedanken mit aller Verzweiflung vertreiben wollen. „Aber wieso?“ Sie sah in den Himmel, „Mut und Aufrichtigkeit, Freundschaft und Liebe … deswegen“, murmelte sie den Sternen entgegen. „Und was ist mit Hoffnung und Licht?“ Dieses Thema hatte sie schon vor Tagen so schnell vom Tisch geräumt. Aber nun kam sie selber auf die Wappen zurück. „Hatten wir das nicht auch schon oft genug?“ „Du hast es angesprochen, da kann ich nichts dafür“, ich zuckte mit den Schultern. Sie seufzte, „können wir das jetzt sein lassen?“ „Na meinetwegen.“ „Was wollten wir denn wegen Tais Geburtstag bereden?“, fragte ich, „nicht dass die anderen fragen und wir haben nichts.“ „Also willst du es doch vertuschen?“ „Hä?“ „Egal, ich hätte sonst gesagt, dass wir auf nichts gekommen sind.“ „Ach so... nein, aber so weit ich weiß, will er nicht feiern.“ „Wirklich? Dagegen sollten wir schon was unternehmen“, lachte er. „Dann lass uns das aber mit allen besprechen.“ „Wenn du meinst.“ „Ja, es fällt auf, wenn wir nicht einmal Mimi mit einbeziehen.“ „Aber Mimi tratscht und Yolei brüllt alles raus. Davis schreit es raus, wenn er dran denkt es nicht rauszubrüllen.“, jammerte der Blonde. „Ich überleg mir was.“ Ohne ihn weiter zu beachten stand ich auf und sah mich nach den anderen um. Die waren über den kompletten Platz verteilt. Ich überlegte wen ich als erstes konsultieren konnte. Da kreuzten sich die Blicke von Izzy und mir. Lächelnd lief ich zur Bar, an der er – immer noch mit Joey – stand und redete. Ich wusste, dass der Blauhaarige auch dichthalten konnte, aber trotzdem wollte ich es erst Izzy sagen, er musste mir einen Gefallen tun. „Kann ich kurz mit dir reden?“, verstohlen sah ich mich nach meinem Bruder um, der tanzte mit Mimi und Sora mitten im Getümmel. „Klar“, meinte der Informatiker und sah zu unserem privaten Streber. „Nein, lass uns etwas auf die Seite gehen“, warf ich gleich ein, bevor er Joey verscheuchte. Ich wollte sowieso nicht, dass das gleich alle mitbekamen. Wir liefen um die Bar, ein Stück zum Meer hin. Wieder erinnerte es mich an das Meer der Dunkelheit. Ich befürchtete fast schon den Leuchtturm zu sehen. Und die Scubamon. Wie sie mich am Arm packten und mit ins Meer nehmen wollten. Zu ihrem Gott. „Kari? Kari!“, Izzy rüttelte leicht an meinen Schultern. Verwirrt blinzelte ich mehrmals und sah Izzy vor mir. „Was war denn los? Du warst gerade weggetreten“ „Ach nichts“, ich zwang mich zu einem Lächeln. „Was wolltest du von mir?“, kam er auf das eigentlich Thema zurück. „Ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Kannst du uns einen Chat einrichten? So dass das Schreiben von Nachrichten schneller geht?“ „Einen Chat?“ „Ja, wegen Tais Geburtstag.“ „Du willst also alle drin haben außer Tai?“ Ich verzog den Mund. „Nein. Beziehungsweise jein. Zum einen ja, zum anderen hätte ich noch gerne einen separaten Chat ohne Yolei, Davis und Mimi.“ „Wieso?“ „Weil sie tratschen“, als ich mich umdrehte, stand Matt hinter mir. „Passt etwas auf, dass nicht die falschen Personen angelaufen kommen“, lächelte er. Izzy stimmte zu, dass er das einrichten könnte. Er würde das auf dem D-Terminal machen können. Wir sollten ihm Zeit geben und dann würden wir uns alle einmal bei ihm treffen, damit er uns das Programm auf die Geräte ziehen konnte. Er hatte auch schon eine genaue Vorstellung. Wie es aussehen musste, welche Funktionen es erfüllen sollte. Farbe. Aufbau. Struktur. Mir fiel für alles die unterschiedlichsten Wörter ein. Es war etwas verwirrend in meinem Kopf. „Ich werd mich dann mal auf den Weg machen“, ich lächelte beide an, „soweit ich weiß sind Takeru, Yolei und Cody auch schon auf dem Heimweg?“ „Das hast du mitbekommen?“, wunderte sich Matt. „Ja“, ich lächelte etwas hochmütig in seine Richtung, „und damit, Gute Nacht und danke Izzy.“ Ich drehte mich um und wollte noch kurz zu meinem Bruder. Ich wollte ihm Bescheid geben, dass ich mich auf den Heimweg machen würde. Dann sollte ich ihm versichern, dass ich ihm schrieb, sobald ich Zuhause war. Davis war sofort neben mir und sagte, dass er mich ein Stück begleiten würde. Aufgeschreckt betrachtete ich ihn, aber vielleicht war das besser so, sonst würde mir noch jemand hinterher schleichen. Ich stimmte zu und schon verabschiedete sich Davis lautstark von den anderen. Er legte einen Arm um mich und schon befanden wir uns auf dem Heimweg. Verwirrt musterte ich dabei seine Hand, die über meine Schulter hing. Spürte seinen Arm, der auf meinen Nacken drückte. Er war nicht oft mit Mädchen unterwegs. Davis verstand sich darauf, sie gut zu behandeln, zumindest wenn er es bei anderen sah. Aber sie zu berühren hatte er noch nicht gelernt. Ich seufzte leise. Aber so war ich nicht den ganzen Weg allein unterwegs. Kapitel 13: &13 --------------- Gähnend streckte ich mich im Bett aus. Meine Hände berührten die Wand an der Kopfseite meines Bettes. Ich blinzelte und sah zur Decke empor. Ich hörte Vögel zwitschern. Fragend setzte ich mich auf und merkte, dass das Fenster gekippt war. Schnell stand ich auf, rannte zum Fenster und riss es auf. Lachend sah ich der Sonne entgegen und trat auf den so selten benutzten Balkon. Ich umfasste mit den Händen das Geländer und ließ mich nach hinten fallen, sodass ich meinen Rücken streckte. Ich hatte gut geschlafen, nachdem es mir erlaubt hatte. Er hatte zehn Mal wissen müssen, ob ich gut nach Hause gekommen war. Auch wollte er wissen, ob Davis sich benommen hatte. Das hatte er. Auch wenn er mich zu sehr an sich gedrückt hatte, etliche Male gefragt hatte, ob mir kalt war oder ob es mir gut ging und was ich mit Izzy besprochen hatte. Er war aufdringlich aber liebenswürdig. Mein D-Terminal klingelte. Schnell lief ich wieder rein um die Nachricht zu lesen. Hallo Kari, ich saß die ganze Nacht an dem Programm und hab schon einmal das Gröbste geschafft. Das ist auch für die zukünftige Kommunikation super, denn damit können wir viel schneller miteinander kommunizieren, also will ich es gut machen. Aber ich geh jetzt mal ins Bett. Gruß Izzy Grinsend schmiss ich mich aufs Bett. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits kurz nach neun war. Izzy war verrückt. Aber gut, wenn er meinte, es würde auch in Zukunft von nutzen sein. Mein Bauch knurrte. Summend lief ich in die Küche und suchte nach Essen. Mum und Dad waren mal wieder unterwegs – das sagte mir ein Zettel. Ich nahm Brot aus dem Brotkasten und schnitt mir drei Scheiben runter. Im Kühlschrank suchte ich nach etwas essbarem. Ich fand einen nicht beschrifteten Aufstrich, vorsichtig holte ich die Dose und schnupperte daran. Schnell stellte ich ihn wieder zurück und nahm stattdessen den Frischkäse – der beschriftet war und originalverpackt. Ebenso nahm ich einen Käse raus. Den Kühlschrank wieder schließend, schmierte ich mir die Brote und verstaute alles. Ich setzte mich mit dem Teller auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Gähnend folgte ich den Nachrichten und begann zu essen. Da holte mich ein Klingeln wieder aus den Gedanken. Seufzend stand ich auf und lief in mein Zimmer. Auch wenn mein Handy geklingelt hatte, nahm ich mein D-Terminal auch gleich mit. Davis hatte mir eine SMS geschickt. 'Hi Kari. Es war gestern Abend schön, ich hoffe du bist gut Heim gekommen. Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast mit mir ins Kino zu gehen? Gruß Davis'. Ermüdet von seinen Kindereien ließ ich mich wieder auf das Sofa fallen. Er hatte mich bis vor den Wohnkomplex begleitet, was hätte mir da noch groß passieren sollen. Fünf Meter vor der Eingangstür zum Haus hatten wir uns getrennt. Damit hätte ich wieder eine super Vorlage für Yolei. Die hätte eine Freude daran. Schnell aß ich auf und packte meine Gitarre zusammen. Den Gurt hängte ich mir über meine Schulter und zog mir im Flur meine Schuhe an, schon fiel hinter mir die Türe ins Schloss. Ich wusste immer noch nicht wie ich den gestrigen Abend einordnen sollte. Ob er nun gut gelaufen war, oder doch nicht? Ob die anderen was gemerkt hatten, oder doch nicht? Ob … Ob… Ob… Aber ich glaube er war nicht ganz umsonst und die anderen haben auch nichts bemerkt. Seufzend ließ ich den Kopf hängen und lief weiter. Ich sollte mich beeilen. Die anderen würden sicher schon warten und ich hatte keine Lust, wieder der letzte zu sein. Allerdings waren natürlich schon alle da. Völlig außer Atem war ich im Probenraum angekommen. Grinsend hatten sie mich begrüßt und beobachteten mich aufmerksam. Schnaufend packte ich das Instrument aus. Ich hängte es mir um und betrachtete nun die anderen. Sie grinsten immer noch. „Was?“, wollte ich etwas genervt wissen. „Du siehst komisch aus.“ „Wieso?“ „Ach nur so.“ Sie tauschten Blicke aus und zupften an ihren Instrumenten, schlugen sie an und versuchten abzulenken. Schnaufend stand ich vor der Schule. Verwirrt drehte ich mich um, es war niemand da. Der gestrige Tag holte mich ein und ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn, „verflucht“, jammerte ich und krallte mich dann an dem Gitterzaun fest. Ich ließ mich etwas fallen und hing an dem stützenden Zaun. Ich imitierte ein Weinen und versuchte mich zu beruhigen. Wieso hatte ich das nur vergessen? So blöd konnte doch nun wirklich keiner sein? Ich hielt inne: doch Davis … und Tai. „Kari, was machst du denn hier?“ Erschrocken drehte ich mich um und lachte hysterisch auf. „Das kann ich dich auch fragen.“ „Training?!“ Rika zeigte auf den Platz, der auch nach ihrem Zutun noch verschlossen war. Ich lachte erneut auf und schüttelte den Kopf, während ich sie der Liste hinzufügte. „Er hat uns doch gesagt, dass es ausfällt.“ Wissend schnaubte sie und ließ sich auf den Boden nieder, „na toll.“ „Da war was, nicht wahr?“, ich zwinkerte ihr zu. „Ich wusste, dass ich hätte ausschlafen können“, sie raufte sich die Haare und stemmte sich in die Höhe. „Hast du schon was gegessen?“ Ich nickte. „Na toll, trotzdem hol ich mir was.“ Lächelnd hakte ich mich bei ihr unter und wir verließen das Schulgelände wieder. Wir waren manchmal – sehr selten – schon zwei. Und wir dachten an dasselbe und kicherten. Beim Bäcker angekommen holte sie sich etwas und ich nahm zur Sicherheit auch was mit, man konnte nie wissen. Unser Weg führte uns schließlich zum Strand. „Wieso liegen wir schon wieder hier?“, mir war langweilig, daher stellte ich Rika die ganze Zeit die gleiche Frage. Was nun nicht gerade zu meiner Art zählte, aber ich wusste nicht, was ich noch machen sollte und sie ärgerte mich schon wieder mit ‚Küken‘. Genervt stöhnte sie auf und bedachte mich mit einem langen Blick. Sie wollte eigentlich in Ruhe essen. Ich drehte mich auf den Rücken und versuchte mich davon abzulenken, dass wir beide so dämlich waren und dachten, dass wir zum Training gekommen wären. Und nun war eigentlich gar kein Training. „So, nun. Wir liegen hier, weil wir beide total bescheuert sind“, grinste Rika, „mal wieder.“ „Das letzte Mal hast du mir aber so viel Panik gemacht, dass ich deswegen gekommen war. Ohne dich, wäre ich nicht aufgetaucht.“ „Mh... das stimmt wohl.“ „Das war doch gar nicht so übel“, meinte ich und packte meine Gitarre weg. „Nicht so übel? Du hast ein paar Mal den Einsatz verpasst. Matt... du warst heute überhaupt nicht bei der Sache, was ist mit dir los?“, wollten die anderen von mir wissen. Sie sahen mich auffordernd an. Ich schluckte. Ich konnte ja schlecht sagen, dass es um ein Mädchen ging und dann auch noch nicht um meine Freundin. Die würden das ja glatt ausplaudern. „Ach, mein Vater ...“, wich ich aus und zuckte mit den Schultern. „Ach so“, gaben sie im Chor von sich und packten auch ihre Instrumente weg. „Ja, nichts ernstes.“ Kapitel 14: &14 --------------- „Aber morgen haben wir dann wieder Training?“, wollte Rika wissen. Wir standen mittlerweile seit geschlagenen zehn Minuten vor der Ampel an der wir uns trennen sollten. Und acht davon hatten wir geschwiegen und die Leute beobachtet. Wir waren beide auf eine Art erschöpft, auf der wir nicht reden wollten, aber uns auch nicht trennen wollten. Seufzend sahen wir uns in die Augen und mussten dann schon wieder grinsen, da wir gerade beides gleichzeitig machten. Ich nickte schließlich, „ja, morgen ist wieder Training, wenn ich mich nicht irre, haben wir am Mittwoch unser nächstes Spiel, aber das ist ja nicht hier, sondern – ich glaube – in Osaka oder so. Wer weiß“, ich zuckte mit den Schultern. „Ach, stimmt.“ Ihr Blick hob sich und sie sah verträumt in den Himmel. Ich ließ meinen Blick durch die Menschenmenge schweifen. Da erblickte ich einen blonden Jungen mit einer Gitarre auf dem Rücken. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sah weg. Aber dann sah ich aus den Augenwinkeln wieder zurück und musste damit kämpfen wieder weg zu sehen. Es waren mir schon wieder viel zu viele Menschen auf der Straße. Man musste schon wieder allen ausweichen, weil sie sich zu großartig vorkamen, als dass sie einen Schritt zur Seite gehen konnten. Ich verdrehte genervt die Augen und sah zur Seite. Da erkannte ich an einer Ampel einen mir sehr bekannten braunen Haarschopf. Ich ignorierte ihn und lief weiter Nachhause. Ich durfte das jetzt nicht. Es war gefährlich. Vor allem, weil auch noch Rika bei ihr stand, da sollte ich nicht zu ihr treten, wenn es nicht unbedingt nötig war. Auch wenn ich es gerne wollte. Wie gern würde ich zu ihr und mit ihr reden. Meine Lippen auf ihre legen. Meine Hände um sie schlingen. Seufzend versuchte ich die Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Ich hatte seinen Blick gesehen. Sie hatten sich gekreuzt, das hatte ich genau gesehen. Und er lief einfach weiter, aber das war wohl das Beste. „Ich mach mich dann mal auf den Heimweg“, sagte ich zu Rika. Sie nickte und wir umarmten uns. „Komm gut nach Hause, liebstes Küken.“ „Du auch Möhrchen.“ Wir liefen in entgegengesetzte Richtungen. Aus meiner Tasche suchte ich meinen MP3-Player und meine Kopfhörer. Ich zog sie mir über und steckte den Stecker in das kleine Gerät. Ich rückte meine Tasche zurecht und machte dann das Gerät an. Eilig sah ich durch meine Interpreten, dann klickte ich auf 'Ed Sheeran' und auf '+'. Sofort setzte die Musik ein. Ich genoss die sanften Töne und schlängelte mich durch die Menge. In letzter Zeit hörte ich mehr ruhige Musik. Ich wusste nicht, weshalb, aber ich brauchte es. Zuhause angekommen, fand ich auf dem Küchentisch einen Zettel, dass meine Eltern mal wieder unterwegs waren. Seufzend ging ich zum Kühlschrank, war ja in letzter Zeit nichts Neues. Es lag vielleicht daran, dass sie gemerkt hatten, dass ihre Kinder langsam älter wurden und alleine zurecht kamen. Ich fand Rindfleisch und viel Gemüse. So beschloss ich kurzerhand Teriyaki zu machen und danach noch Onigiri, die ich gleich noch für morgen vorbereiten würde. Zuhause angekommen, sah ich, dass mein Vater bereits Zuhause war. Zwei Boxen vom Lieferanten standen auf dem Tisch und ein Zettel lag daneben. Es war für mich und er war doch noch einmal kurz unterwegs. Ich zuckte mit den Schultern, nahm das Essen und ging in mein Zimmer. Die Gitarre stellte ich an die Wand und dann schaltete ich den Fernseher ein. Ich setzte mich auf das Bett, das D-Terminal neben mich und schaltete durch die Programme, bis ich einen Film entdeckte, den ich sowieso schon länger sehen wollte. Alles steht Kopf. Ich hatte von Tai gehört, dass Mimi ihn lieben sollte. Und ich ihn mir auch anschauen musste. Ich aß und sah nebenbei den Film an. Irgendwie musste ich dabei an Kari denken, was wohl in ihrem Kopf vorging, wenn sie solche kleinen Männchen in ihrem Kopf hätte? Ich griff nach meinem D-Terminal. Hey Kari, gerade läuft ein süßer Film und ich dachte mir nur, dass die Männchen in deinem Kopf süß sein müssten, wenn du welche hättest. Gruß Matt Kaum hatte ich es abgeschickt, kam kurze Zeit später eine Antwort. Männchen? Hatten wir nicht gesagt, dass wir das erst einmal lassen? Ich las die Nachricht und verstand erst nach einigen Sekunden, was sie mir sagen wollte. Ich schluckte und wusste nicht, was ich sagen sollte. Entschuldige, aber ich konnte mich nicht zurück halten. Kari, ich weiß, was wir gesagt hatten, aber es fällt mir schwer. Ich … ich kann das nicht in einer Nachricht schreiben. Ich zog meine Nase kraus. Ich konnte mir nicht ausweichen. Ich konnte es mir gut reden wie ich wollte. Matt, denkst du für mich sei es leichter? Denkst du mir würde es gefallen? Das ist ein Riesen-Schlamassel. Ich drückte auf abschicken. Wieso fing er nur jetzt wieder damit an? Ich hatte das Essen weg stellen müssen, weil mir fast die Tränen gekommen waren. Mir fiel es ja selbst mehr als schwer. Und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wollte das Ganze nicht mehr. Dieser verdammte Kuss war daran schuld. Und dann der Alkohol. Ich zog meine Beine an meinen Körper heran und schlang meine Arme darum. Kari, es ist alles meine Schuld, es tut mir Leid! Jetzt ist es ja schon passiert, also rückgängig können wir es jetzt auch nicht mehr machen. Ich seufzte und griff wieder nach dem Teller. Jetzt war es mehr ein Frustessen. Gedankenverloren stocherte ich in meinem Essen herum. Ich schaltete durch die Sender und blieb schließlich bei einer Kochsendung hängen. Es ging um die Europäische Küche. Eigentlich sollte ich das nicht so anschauen. Meine Mutter sollte es sich wohl eher ansehen. Schmunzelnd sah ich den Köche beim hantieren zu. Es war auch noch eine Art Wettstreit. Mein D-Terminal piepste wieder. Und noch einmal. Ich ignorierte ihn und schon piepste er das dritte und vierte Mal. Ich wollte es nicht lesen, aber ich wusste, dass die Nachrichten von Matt waren. Wie gerne würde ich sie lesen. Wie gerne würde ich ihn neben mir haben. Und wie gerne würde ich von ihm im Arm gehalten werden. Schnell aß ich auf. Ich wollte jetzt nicht mehr. Ich stellte den Teller in die Spüle und nahm mir zwei Onigiri, ich hatte sie süß zubereitet und aß sie nun als Nachspeise. Dann wollte ich auch schon gar nichts mehr machen. Der Fernseher ging aus und ich lief in mein Zimmer. Eilig zog ich mich um und legte mich ins Bett. Dann griff ich doch wieder zu meinem D-Terminal und atmete tief durch, bevor ich anfing die vier Nachrichten zu lesen. Ich hoffe, ich hab dir nicht zu viel unnötigen Ballast aufgebrummt. Weißt du, es war so schwierig. Als ich dich letztens gesehen hatte, ist es über mich gekommen und Sora und ich haben gerade ein paar Probleme. Bzw. habe nur ich gerade ein Problem mit unserer Beziehung. Es ist einfach schwierig gerade. So sehr ich es auch abstreite, bereue ich die Nacht nicht und nichts täte ich lieber, als sie zu wiederholen. Es hat sich so toll angefühlt, auch wenn es falsch war. Entschuldige, ich wollte dir das nicht schicken, das ist allein mein Problem. Kapitel 15: &15 --------------- Schwer atmend landete ich auf meinen Beinen und knickte zur Seite. Hustend landete ich auf meinem Hintern. Rika platzte und lachte, sodass auch sie am Boden saß. Die Sonne war am Untergehen. Wir hatten den ganzen Tag trainiert, damit wir für das Spiel übermorgen gerüstet waren. Ich hob meinen Blick und wir grinsten uns an. „Also wir treffen uns dann morgen um 9 Uhr am Bahnhof“, kam unser Trainer zu uns. „Und etwa gegen 14 Uhr kommen wir in Fukuoka an. Ihr habt zwei Stunden für euch und dann trainieren wir noch einmal 2 Stunden“, er hatte vor sich ein Schreibbrett, von dem er ablas. „Und das Spiel ist übermorgen um 15 Uhr. Die Nacht darauf bleiben wir noch dort und dann fahren wir wieder zurück.“ „Und das bezahlt wirklich die Schule?“, Rika lehnte sich zurück. Er nickte, „ja, ihr habt Glück, unsere Schule unterstützt die Sport AGs“, er grinste breit. „Seid bitte pünktlich.“ „Ja“, antworteten wir im Chor. „Gut, dann sehen wir uns morgen.“ Seufzend rappelte ich mich auf und half dann Rika wieder auf die Beine. „Das wird total cool“, lachte sie. „Ich hoffe du denkst auch an das Spiel und nicht nur an die Tatsache, dass wir weg fahren.“ „Nein, ich denke nicht nur daran, dass wir weg fahren, ich denke auch daran, dass Ryo hinterher fährt“, sie kicherte teuflisch. „Echt?“, mit großen Augen sah ich sie an. „Ja“, lachte sie. „Und du kommst wirklich mit?“, fragte ich Ryo noch einmal verwirrt. Er nickte und klopfte auf seine Reisetasche. Zweifelnd betrachtete ich die Zwei. Wir warteten noch auf Herrn Kyoshi, er war zu spät und hatte immer noch das letzte Wort. Aber ich bezweifelte, ob er wirklich etwas dagegen sagen würde, auch wenn er wüsste, dass er ihnen damit erlaubte in einem Zimmer zu schlafen. Seufzend sah ich mich um, es war bereits kurz nach 9 und er war weit und breit nirgends zu sehen. In mir stieg der Gedanke hoch, dass auch ich gerne jemanden dabei hätte. Mir fiel die Nachricht von Matt wieder ein. Gedankenverloren zog ich mein D-Terminal raus und öffnete seine letzten zwei Nachrichten. '…Es hat sich so toll angefühlt, auch wenn es falsch war. … das ist allein mein Problem'. Seufzend las ich es immer wieder. Verdammt. Ich beschimpfte mich in Gedanken, da ich es doch ebenso empfand und wirklich darüber nachdachte, ihm zu schreiben. „Entschuldigt, dass ich zu spät bin, aber jetzt müssen wir uns beeilen. Hey Ryo, schön dich zu sehen! Ich finde klasse, dass du als Cheerleader mit kommst“, ein Wortschwall kam aus dem Mund unseres Trainers, als er endlich neben uns stand. Er redete weiter, während wir gemeinsam zu unserem Gleis gingen. Ich lief neben Rika und überlegte, wie ich anfangen sollte. Herr Kyoshi redete weiter mit dem Braunhaarigen über das Spiel morgen. „Ernsthaft? Cheerleader?“, sagte ich, als mir nichts einfiel. „Ja“, antwortete sie knapp. „Dir ist nichts Besseres eingefallen als männlicher Cheerleader?“ „Ja.“ „Ryo ist unser Cheerleader...“, ich verdaute das und stellte es mir vor, dabei kam allerdings nichts Gutes raus. Für mich hüpfte er in einem Rock und knappen Oberteil über den Platz mit zwei Pompoms in den Händen. Dabei machte er Saltos, Räder und schließlich einen Spagat – welcher schmerzhaft aussah. „Männlicher Cheerleader“, wiederholte ich. „Ja“, hörte ich nur wieder von rechts. Ich schüttelte leicht den Kopf und prustete dann los. Laut lachend kam ich oben am Gleis an, die anderen musterten mich skeptisch. Vermutlich zweifelten sie an meinem geistigen Zustand. Dann fiel Rika aber mit ein und wir mussten den Arm um den jeweils anderen legen, sodass wir nicht umfielen. Mein D-Terminal piepste. Gähnend drehte ich mich zur Seite und griff nach dem Gerät, das auf meinem Bett lag. Als ich sah, dass ich eine Nachricht von Hikari hatte, war ich hellwach. Schnell öffnete ich sie. Seit den Nachrichten vor zwei Tagen hatte ich nichts mehr von ihr gehört. 'Wir haben einen Cheerleader bei unserem nächsten Spiel', angehängt war ein Foto von Ryo der grinsend in einem Zugsitz saß. Sie saß im Zug? Ich sah näher hin, ja das war eindeutig ein Zug. 'Wieso denn das?', schrieb ich zurück. Mir fiel erst danach auf, dass sie das nur an mich geschickt hatte. Wieso gerade an mich? Ich sah auf und starrte auf meine Gitarre. Sie lehnte direkt neben dem Fernseher – ich hatte eine Doku über den Bau von Instrumenten laufen. Gerade zeigten sie, wie man den Klang von Akustikgitarren testete, sodass das Schallloch perfekt saß. Methoden aus dem Mittelalter im Vergleich mit heute. 'Rika wollte, dass jemand sie begleitet und mit ihr im Bett schläft.' Verwirrt hob ich eine Augenbraue. 'Wieso schreibst du mir das?' Ich schickte ab und hoffte. 'Ich weiß nicht … vielleicht weil es nicht nur dein Problem ist.' Mit großen Augen las ich die Nachricht. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Das hatte sie nicht geschrieben. Schwer schluckend ignorierte ich das aufkeimende Gefühl in meiner Hose. Ich schüttelte den Kopf und sah zum Fenster. Wie gern wäre ich bei ihr. 'Wohin geht die Fahrt?' 'Nach Fukuoka, wir übernachten im …', tippte ich und zuckte zusammen. Mit geröteten Wangen drehte ich das D-Terminal etwas weg. „Mit wem schreibst du?“, wollte Rika misstrauisch wissen. „Mit niemandem“, antwortete ich etwas zu schnell und mit einer etwas zu hohen Stimme. Sie grinste breit und streckte schon ihre Hand nach dem kleinen Gerät aus. Eilig sprang ich auf und schrieb schnell zu Ende, ehe ich auf senden tippte und den Startbildschirm einschaltete. Ich klappte es zu und steckte es wieder in meinen Rucksack. Beleidigt musterte sie mich und grummelte etwas von 'Frechheit und Spielverderber' und kurz darauf hörte ich noch etwas von 'Hast wohl einen geheimen Freund'. Seufzend setzte ich mich wieder neben sie. Wenn du wüsstest, ging es mir durch den Kopf. Seufzend ließ Rika Sporttasche und Rucksack fallen und setzte sich auf eine Couch in der Hotellobby. Lächelnd sah ich ihr dabei zu und machte es mir neben ihr bequem. Herr Kyoshi meldete uns währenddessen an und Ryo sah sich etwas um. Als unser Trainer zurückkam, gab er jedem von uns eine Schlüsselkarte für die Zimmer. Rikas und meins lagen sich gegenüber und neben ihrem war das Zimmer von Herrn Kyoshi. Schmunzelnd schloss ich meines auf und ging schnell hinein, bevor sie mich zum Tauschen aufhalten konnte. Lachend ließ ich mich auf das Bett fallen und genoss das weiche Gefühl unter mir. Seufzend blieb ich liegen. Ein Klopfen holte mich aus meinen Gedanken. Gähnend streckte ich mich. Im Zimmer war es dunkel. Verwirrt sah ich mich um und fand eine Digitaluhr am Fernseher. Es war bereits kurz nach 18 Uhr. Ich schnappte nach Luft. Eigentlich war bis jetzt Training vorgesehen gewesen. Schnell stand ich auf und stolperte in Richtung Türe. Dabei eckte ich mit der Wand an. 'Autsch', zischte ich und erreichte die Tür mit einer schmerzenden Stirn. Verärgert über mich selbst rieb ich die kleine Delle und öffnete die Türe. Überrascht riss ich die Augen auf und wurde von zwei blauen Augen milde belächelt. Mein Mund öffnete sich und schloss sich wieder ohne ein Wort zu sagen. Verwirrt legte ich den Kopf schräg. „Vielleicht könnt ihr ja noch einen Cheerleader gebrauchen“, lachte er. Mein Herz begann schneller zu schlagen und es dröhnte in meinen Ohren. „Hat es dir die Sprache verschlagen?“, schmunzelte der Blonde. Anstatt zu antworten, öffnete sich nur mein Mund etwas. Er nahm seine rechte Hand von dem Gurt seiner Tasche, welche mir bis eben gar nicht aufgefallen war. Matt trat auf mich zu und griff mit der Hand um mich herum und hielt mich im Nacken fest. Dann presste er seine Lippen auf meine. Während des Kusses dachte ich an den heutigen Morgen zurück. Mir war es ganz recht gewesen hierher zu kommen. Gelangweilt und etwas betrübt saß ich auf dem Balkon auf dem Boden. Nach den Nachrichten von Hikari hatte ich mich an die frische Luft gesetzt, um auf andere Gedanken zu kommen. Lustlos ließ ich die Seiten meiner Gitarre erklingen. Ich zog sie nicht oft raus, aber manchmal schon. Ich lehnte meinen Kopf an das Geländer hinter mir, „Leb deinen Traum denn der wird wahr“, kam es leise aus meinem Mund, während ich eine langsame Melodie dazu spielte, „geh deinen Weg stelle dich der Gefahr. Und alles was wichtig ist wirst du erkennen wenn die Zeit gekommen ist Ja, greif nach den Sternen du bist bereit. Glaub an dich bald ist es soweit…“, langsam ließ ich die Melodie verklingen, während ich bereits aufgehört hatte zu singen. Wie sehr wünschte ich mir das braunhaarige Mädchen herbei, welches mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Erneut spielte ich die Melodie und begann erneut zu singen. Immer wieder die gleiche Stelle. Dann irgendwann sah ich erneut auf mein D-Terminal. Schnaufend hörte ich auf zu Spielen und sah auf das kleine Gerät herab. Diese Nachricht. Als hätte Hikari meine Gedanken gelesen. Mein Herz machte einen Sprung. Es war, als würde ich die Nachricht zum ersten Mal lesen, als wäre ich vorhin gar nicht wirklich wach gewesen. Sie hatte mir geschrieben. Sie schrieb mir, als wäre alles so wie früher. Dennoch, das was sie schrieb, hörte sich für mich nicht so an, als hätte sie das jedem erzählt oder als wäre es für jemand anderen bestimmt… Sie hatte es mir geschrieben. Die eine Hand krallte sich in ihre Haare, meine andere fuhr ihr Rückgrat herunter und bohrte sich etwas in ihre Haut. Sie streckte sich mir entgegen und legte ihre Hände an meine Hüfte. Sie klammerte sich an mein Shirt und zog mich ebenfalls zu sich, während ihre Zunge begann mit meiner zu spielen. Sich drängte sich mir weiter entgegen, dabei schob ich sie weiter in das Hotelzimmer zurück und schloss dabei die Zimmertüre. Bis sie mit dem Hintern an den Schrank stieß. Ich drückte mich weiter gegen sie, sodass sie kurzerhand auf die Kommode rutschte und breitbeinig vor mir saß. Ich lehnte mich an den Schrank und küsste sie weiter. Sie stöhnte in den Kuss und zog an meinem Shirt. Grinsend löste ich mich von ihr und streifte es mir ab. Dann war ich wieder bei ihr und wanderte mit dem Mund ihren Wangenknochen entlang und dann den Hals zu ihrem Schlüsselbein hinunter. Sie stöhnte auf und krallte ihre Finger in meine Haare. Meine Finger wanderten dabei ihre perfekten Kurven entlang. Ihre Brüste, ihre Taille und ihre Hüfte. Am Ansatz ihres Tops blieben meine Finger hängen und ich schob es nach oben. Sie drückte mich etwas von sich und streckte ihre Arme nach oben. Dabei glänzten ihre Augen und sie biss sich auf die Unterlippe. Ihre Zähne glänzten. Und ihr Blick war verschleiert. Es war anziehend. Ich erkannte, dass sie mehr wollte. Mehr Küsse und dass sie sich auch diese Nacht zurück sehnte. Ihr Körper streckte sich meinem entgegen und sie zog mich wieder zu sich. Dass sie mich nicht wieder hergeben musste, schlang sie ihre Beine um meine Hüfte. Dabei regte sich etwas in meiner Hose und drückte sich gegen ihren Körper. Sie kicherte und krallte sich an meinem Rücken fest, dann legte sie ihre Lippen wieder auf meine. Sie sehnte sich nach einer Berührung und als ich sie an mich presste, seufzte sie erleichtert auf. Meine Hand wanderte zu ihrem Hintern und mit einem Ruck zog ich sie zu mir. Ich stieß mich von dem der Kommode ab und trug sie zum Bett. Möglichst vorsichtig legte ich das Mädchen auf dem Bett ab. Dabei versuchte ich, den Kuss nicht zu unterbrechen. Sie streckte sich und rutschte zum Kopfkissen hoch. Ich rutschte ihr hinterher und lag mit der Beule in der Hose zwischen ihren Beinen. Nichts wollte ich sehnlicher als ihre Lippen auf meinen zu spüren. Ich ließ von ihr ab und betrachtete sie in dem fahlen Licht. Ich leckte mir lüstern über die Lippen. Ohne groß darüber nachzudenken setzte ich mich auf, öffnete ihre Hose und zog sie runter. Meine landete kurz danach auf dem Boden. Ich legte mich wieder zu ihr und drückte mich an sie. Meine Lippen gingen wieder auf Wanderschaft, ihren Hals hinunter und dann zu ihrem BH. Meine rechte Hand drückte sich zwischen ihren Rücken und die Matratze – um an ihren Verschluss zu kommen. Ich hoffte ich tat ihr nicht weh – allerdings verzog sie etwas das Gesicht. Aber kurz darauf hatte ich das Monster geöffnet und in einem weiten Bogen davon geworfen. Kaum waren sie frei, schlossen sich meine Lippen um das Zentrum ihres Busens. Die andere wurde mit einer Hand geknetet. Ich saugte daran und sie stöhnte auf und drückte ihren Rücken durch. Sie streckte sich meinen Lippen entgegen. Wie hatte ich das herbeigesehnt. Seine Lippen saugten so gierig an meiner Brust, als würde er sterben, wenn er das nicht tun würde. Dann wanderte er weiter hinab. Ich schnappte nach Luft. Er zog mir den Slip von der Hüfte und sog den Duft tief ein, dann senkte er seinen Kopf. Er verschwand zwischen meinen Beinen. Lediglich sein Haarschopf war noch zu sehen. Als er seine Zunge über meinen Kitzler führte, stöhnte ich auf, dass ich eine Hand in der Bettdecke vergrub und mir der anderen krallte ich mich in seine Haare. Zufrieden stellte ich fest, dass es ihr zu gefallen schien. Dabei schmerzte ihr Griff in meinen Haaren doch etwas. So wie sie sich hinein krallte. Aber sie tat es bei mir und niemand anderem. Und Sora hätte das nicht getan. Mit Sora wäre es komplett anders gewesen. Mit ihr IST es anders. Und ich liebte das hier. Es fühlte sich so gut an. Schnell robbte ich zu Hikari hoch, zog mir dabei die Shorts aus und wollte nur noch in ihr sein. Kapitel 16: &16 --------------- Wir streckten und dehnten uns. Dann sollte das Spiel auch schon beginnen. Unsere zwei Gegnerinnen waren flink. Sie schossen die Bälle präzise und so verloren wir die ersten Punkte. Doch dann kam ich langsam in ihren Rhythmus. Es war auch etwas seltsam. Ich wusste, dass irgendwo hinter oder neben mir Matt saß. Er hatte darauf geachtet, dass Ryo ihn nicht sah. Ihm war es zu heikel, als dass er es Rika sagen würde und sie es dann den anderen erzählte. „Hikari“, brummte das Mädchen und funkelte mich böse an, „konzentrier dich wieder!“ „Ja“, erwiderte ich und sah dann wieder nach vorn. Den Ball hatten sie relativ schnell ergattert, nachdem sie sich erst einmal 5 Punkte hatten stehlen lassen. Ich beobachtete das Spiel eher desinteressiert. Zu sehr wünschte ich mir, dass wir immer noch in dem Hotelzimmer wären und im Bett liegen würden. Es war so schön neben ihr zu erwachen, wenn es kein Schock war. Aber wenn es bewusst geschah, war alles ganz anders, es fühlte sich einfach anders an. Müde fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Es war trotzdem falsch. Seufzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Da hörte ich einen Pfiff. Als ich aufsah, bemerkte ich, dass ich das gesamte Spiel verpasst hatte. Grummelnd biss ich mir auf die Lippe und klatschte dann unauffällig mit. Prüfend blickte ich zu der Zuschauerrängen. Ich schmunzelte, es waren ein paar aufgestellte Bänke und mehr nicht. Rika kam zu mir und sie hielt mir ihre Hände entgegen. Lachend schlug ich ein, dann verkündeten sie unseren Sieg. Grinsend gingen wir zu Herrn Kyoshi, er nickte anerkennend und ging dann zu den Schiedsrichtern. Ohne große Umschweife holte ich mir meine Flasche. Ich hatte Durst. „Du hast gewonnen“, grinste ich, als Kari mir die Tür öffnete. „Aber nur, weil du ein so toller Cheerleader gewesen bist“, sie hob ihre Hand zum Mund und lachte, dabei legte sich ihr Zeigefinger an ihre Unterlippe. Sie trat zur Seite, sodass ich schnell hinein huschen konnte. Sie sah noch kurz auf den Gang, ehe sie die Türe schloss und zu mir kam. Ich hatte es mir bereits auf dem Sessel gemütlich gemacht. Seufzend betrachtete ich das Mädchen vor mir. Sie sah wirklich erschöpft aus. War aber auch kein Wunder, nach dem Spiel, das sie geleistet hat. Meine Mundwinkel zogen sich nach oben, als sie mich verwirrt musterte. Sie hatte den Kopf schief gelegt und biss auf ihrer Unterlippe herum. Ich wartete darauf, dass sie sich setzte, gerne zu mir, doch sie entschied sich dann doch für das Bett. „Wie hast du dir das eigentlich gedacht?“, wollte die Braunhaarige dann von mir wissen. „Was meinst du?“ „Naja, was denken die anderen, wo du bist? Und wann willst du wieder zurück?“, sie lehnte sich mit ihren Händen etwas hinter sich auf dem Bett ab. „Ich habe niemanden etwas gesagt“, ich kramte mein Handy aus der Hosentasche, „und gefahren wäre ich morgen, bevor ihr fahrt auf jeden Fall.“ Sie nickte nachdenklich. Ohne sie aus den Augen zu lassen, stand ich auf und setzte mich zu ihr. Ich zog sie auf meinen Schoß, ihre Beine rechts und links von meinem Körper. Meine Hand legte sich von selbst in ihren Nacken und ich zog sie zu mir. Meine Lippen auf ihren. Sie seufzte auf, als ich meine Zunge in ihren Mund schob. Ich musste lächeln und ließ mich nach hinten sinken. Mein D-Terminal piepste. Erschrocken fuhr ich zusammen und saß mit einem Schlag kerzengerade. Ich sah mich prüfend nach dem kleinen Gerät um und fand es neben dem Bett auf der Tasche. Ich erhob mich und Matt blieb grummelnd liegen. Es war eine Nachricht von Izzy, in der er schrieb, dass er es aufgegeben hatte, ein Programm dafür zu schreiben. Schmunzelnd las ich die Nachricht und lachte auf, als er am Ende geschrieben hat, dass ihn das Programm einmal konnte und er mir vorschlug einfach eine Gruppe am Handy-Chat aufzumachen. Ich ließ ein Brummen von mir hören. Verdammt, darauf hätte ich auch kommen können. Seufzend legte ich es zurück und ließ mich auf das Bett fallen. Mein Kopf blieb neben dem des Blonden liegen – nur über die Ecke. Da fiel mir auf, wie müde ich eigentlich war. Ich sah sein lächelndes Gesicht, das mit musterte und merkte, wie ich meine Augen schloss und nichts mehr mitbekam. ∆ ∆ ∆ ∆ ∆ „Endlich wieder da“, Rika streckte sich, als wir durch die Bahnhofshalle ging. Währenddessen war Ryo voll beladen und war einmal mehr der Packesel von ihr. Ich lief neben ihr her. Unser Trainer hatte sich bereits oben am Gleis von uns verabschiedet, er hatte uns für den heutigen, sowie die nächsten zwei Tage frei gegeben. Was auch ganz gut war. Ich hatte heute Morgen eine Nachricht von Mimi bekommen, in der sie einen Mädelstag verbringen wollte. Und ich hatte auch gleich noch zwei Gruppen wegen Tais Geburtstag eröffnet. Eine Überraschungsparty hatte ich mir halt doch noch vorgemerkt. Daher durfte Davis nichts ausplaudern. Ich musste Matt schreiben, dachte ich mir mit einem Blick auf das Handy, er war gegangen, als ich noch geschlafen hatte. Wehmut erfüllte mich, als ich daran dachte, wie ich allein aufgewacht war. Die Seite neben mir leer, noch leicht war und doch erschien es mir so kalt. „Kari? … Kari …“, Rika wedelte mir mit der Hand vor dem Gesicht herum. „Ja?“, schreckte ich auf. „Dein Bruder steht dort drüben und wartet.“ Sie zeigte nach rechts und dort stand wirklich Tai an seinem Auto gelehnt. Er winkte, als ich ihn bemerkte, „gut, dann tschüss Möhrchen … tschau Ryo“, ich winkte dem überpackten Jungen, der es nicht schaffte, eine Hand auch nur auf Hüfthöhe zu heben. „Du gehst manchmal auch blind durchs Leben“, lachte Tai und wuschelte mir mit der Hand durch die Haare. „Aber du“, gab ich zurück und schlug sie beiseite. Er nahm mir meine Tasche ab und machte mir die Beifahrertür auf. Lächelnd setzte ich mich in das Auto. Er schloss die Tür wieder und packte die Tasche auf die Rückbank. Als er endlich neben mir saß, startete er sowohl den Wagen, als auch das Gespräch, „na, wie habt ihr gespielt?“ „Gewonnen, was denkst du denn“, grinste ich. „Hast du Hunger?“ „Oh ja, sehr, das Frühstück ist heute ausgefallen, hab verschlafen“, brummte ich. „Das gibt’s ja auch nicht oft“, lachte er und klopfte mir mit der Hand auf das Bein. „Was?“ „Na, dass du verschläfst.“ Er lachte weiter vor sich hin, dabei lenkte er den Wagen geschickt durch die Straßen und steuerte unser Lieblings-Sushi-Haus an. „Komm, kleine Schwester, ich lad dich ein“, er machte das Auto aus und zog die Handbremse an. Ich folgte ihm und lief um das Auto herum. „Gut so“, lachte ich, „andersrum wäre es schrecklich.“ „Also bitte“, empört stemmte er seine Hände in die Seite, „so verfressen bin ich nun auch wieder nicht.“ „Oh doch, großer Bruder.“ Ich hakte mich bei ihm unter und zog ihn mit zum Eingang. „Da überleg ich es mir doch glatt noch einmal, ob ich dich wirklich einladen will oder nicht.“ Lachend saßen wir nebeneinander am Band. Die Teller liefen an uns vorbei und gebannt wartete ich die Frühlingsrollen, die gleich kamen. Gleich … Schnell schnappte ich mir besagten Teller und Tai nahm sich die zwei Frühlingsrollen runter. „Hey“, aus Reflex boxte ich ihm gegen den Oberarm. Er steckte sich eine der knusprigen Rollen in den Mund, die andere hielt er mir hin. Abschätzig betrachtete ich sie und sah dann zu Tai. „Wenn du sie nicht willst, dann ess ich sie.“ „Nein“, jammerte ich und biss schnell hinein. Zischen zog ich die Luft ein und beugte mich hinter. Vorsichtig kaute ich die viel zu heiße Frühlingsrolle. Ich schluckte runter und er hielt mir die andere Hälfte davon hin. Ich nahm es ihm ab und kaute es genüsslich. Als ich es runter schluckte, starrte ich ihn wieder finster an. „Wenn du das nochmal machst, gibt’s verletzte“, drohte ich und hob einen Finger. „Ach Schwesterlein, mach dir keine Hoffnungen, ich bin stärker als du“, lachte er. „Aber Mädchen haben mehr und vor allem gemeinere Waffen“, grinste ich finster. „Bemüh dich nicht darum, ich hab Mimi an der ich übe und die ich … teilweise … doch … in die Knie zwinge … so ab und zu mal … denk ich“, brachte er schließlich hervor. Lachend lehnte ich mich auf meine Hände, „du glaubst dir doch selbst nicht.“ „…doch … ich glaube schon …“ Wir saßen nun seit einer halben Stunde in dem Sushi-Haus. Während ich nun schon fertig war – zumindest wartete ich noch auf den Nachtisch – aß Tai noch fröhlich weiter. Staunend beobachtete ich ihn und seinen Stapel an Teller. Sie waren schon drei Mal gekommen und haben die Teller weggeräumt. Bei mir waren sie nur einmal gekommen und jetzt standen noch sieben Teller vor mir. Er sah auf und schluckte. „Was denn?“ „Nichts“, lächelte ich, „es ist schön, dass wir mal wieder zu zweit sind.“ Er musterte mich, legte die Stäbchen beiseite und ließ dann seinen Blick nachdenklich im Raum schweifen. „Stimmt, das ist lange her. Aber jetzt bin ich ja mal wieder für meine Lieblings-Schwester da“, lachte er. „Ich bin deine einzige Schwester“, empörte ich mich. „Ja … leider“, er streckte mir die Zunge raus, „bist du fertig?“ Ich schüttelte den Kopf, „ich warte auf den Nachtisch. Schokoküchlein oder Mochi.“ „Oh ja, das wäre jetzt noch toll.“ Und als hätten uns die Leute gehört, sah ich auch schon, wie sie auf das Band gelegt wurden. Ich schenkte den wirklich netten Menschen am Ende des Bandes ein Lächeln und nahm mir gleich das Erste raus. Genüsslich biss ich in das Mochi, das wie ich feststellte mit Bohnenpaste gefüllt war. „Die, die etwas dunkler erscheinen, sind mit schwarzem Sesam gefüllt“, informierte uns die Bedienung, die uns auch schon die Getränke gebracht hatte und die Teller abgeräumt hatte. Mit glänzenden Augen sah ich zu dem Band, das wäre mir jetzt grad lieber. Aber ich hatte noch die Hälfte in der Hand und ein zweites würde ich kaum essen können, so gut sie auch waren. Da nahm Tai mir das Angebissene aus der Hand. „Aber ich will auch die Hälfte vom nächsten“, sagte er, ehe er es in den Mund nahm. Ich nickte eifrig und holte mir noch einen Teller heraus, wie gesagt, das Mochi erschien dunkler. Genüsslich biss ich ab und besah mich der Füllung. Pechschwarz. Dann reichte ich es Tai. „Also Schwesterchen, ruh dich bisschen aus und ich denke, spätestens in fünf Minuten bist du wirklich glücklich, dass ich dich gerade zum Essen mitgenommen hab“, er hob einen Finger. „Gut, dann geh ich sofort unter die Dusche, meide die Küche und geh ins Bett“, lachte ich. „Danke mein Ritter“, lachte ich. „Ach, für dich immer liebste Schwester“, er hob die Arme und ich drückte ihn. „Wann sehn wir uns?“ „Wann immer du willst“, lächelte er, „aber Mimi möchte bald mal ein Abendessen machen, aber sie kann dir da ja dann mehr sagen, sie will mit euch das Kleid aussuchen gehen.“ „Ok, mach ich, kannst du mir aber auch versichern, dass sie kochen wird?“ „Ich verspreche es und lege einen Eid ab, ich unterschreibe dir was du willst. Es wird schmecken.“ Kapitel 17: &17 --------------- „Das find ich schön, Mimi“, lachte Yolei erfreut auf und klatschte, während sich unsere Prinzessin auch wie eine Prinzessin fühlte. Lächelnd beobachtete ich sie, sie drehte sich und betrachtete sich im Spiegel. „Ich auch, was sagt ihr drei?“ „Wie eine Prinzessin“, lächelte Sora. Rika nickte zustimmend – sie war auch eingeladen worden. „Es steht dir einfach perfekt.“ Immer wieder huschte mein Blick zu der Orangehaarigen. Ich hasste mich selbst. Dafür was ich tat. Getan habe. Mit Matt. Er war immer noch ihr Freund und wir sollten das nicht weiter machen. Es war falsch, ich wollte ihr keine Schmerzen bereiten. Schnell wandte ich mich ab. Seit etwa zwei Stunden saßen wir in dem Brautladen und bekamen Kuchen vorgesetzt und tranken Sekt. Da wir allerdings nicht aufdringlich sein wollten, nippten wir immer noch an unseren ersten Gläsern. Mimi hatte es erlaubt, dass auch Yolei, Rika und ich etwas trinken durften, aber nur, wenn wir nicht sagten, was sie anzog. Die Hauptperson war auch schon wieder in der Umkleide verschwunden. Nach den bisherigen sechs Kleidern, kamen noch einmal fünf. Aber es war wirklich schön, mal wieder was mit den Mädchen zu machen. Ich wünschte es könnte für immer so bleiben oder würde wieder zu seinem Normalzustand zurückkehren. Wieso konnte es nicht wieder wie vorher sein? Wieso konnte ich das Ganze nicht ungeschehen machen. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum und biss mir diese auf. Ich spürte wie Blut hervorquoll und als ich darüber leckte, schmeckte ich diesen vertrauten metallischen Geschmack. „Kari? Kari…“, Rika wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum, „alles in Ordnung?“ Aufgeschreckt sah ich in ihre Augen, „was denn?“ „Ich wollte wissen, wie du das Kleid findest?“, erklärte Mimi und drehte sich in ihrem nächsten Kleid. „Es ist schön“, brachte ich schnell hervor. „Denkst du es gefällt Tai?“ „Auf jeden Fall“, lächelte ich, „wahrscheinlich würde es ihm noch mehr gefallen, wenn du nur in BH, String, Strumpfband und Schuhen gehst, aber das würde sich auf den Hochzeitsbildern nicht so gut machen“, ich versuchte schnell von mir abzulenken. „Ja, da hast du wohl recht“, lachte die Braut. „Ich freu mich schon auf den Geburtstag.“ Sie kicherte und mein Plan ist aufgegangen. „Endlich mal nur wir. Und er wird sich sicher freuen. Das wird ein riesen Spaß“, sie hielt kurz inne, „das ist ja schon am Wochenende“, fiel es ihr ein und sie schnappte nach Luft, „ich muss sein Geschenk noch besorgen.“ Sora begann zu lachen und auch Yolei stimmte mit ein. „Mach dir keine Sorgen, hol dir was, was er ausziehen kann“, ich zwinkerte. „Ich soll ihm Unterwäsche für mich schenken?“, verwirrt musterte sie mich. „Nein, einen String für ihn, der praktisch nur aus einem Elefantenkopf besteht“, lachte Sora immer noch und fiel fast vom Stuhl. [align type="center"]∆   ∆   ∆   ∆   ∆[/align]      „Überraschung“, riefen wir, als Mimi mit Tai durch die Tür trat. Er grinste breit und fing dann das Kichern an. Ich seufzte auf, „Mimi“, rief ich vorwurfsvoll. „Entschuldige, aber was hätte ich bitte sagen sollen, wo wir hingehen?“, sie stemmte ihre Hände in die Seite. „Irgendwas“, mischte sich Yolei ein und fuchtelte mit den Händen. „Er ist gefahren, irgendwas musste ich sagen“, beleidigt verschränkte sie ihre Arme. „Ach, jetzt regt euch nicht auf, ich hoffe, ihr habt nur genug Essen hier“, grinste Tai breiter und sah sich um. Da entdeckte er das Buffet. Schnaufend schüttelte ich den Kopf. Das war mal wieder typisch Tai. Wir hatten uns viel Mühe für diese Party hier gegeben und dann interessiert er sich eigentlich nur für das Essen. Wir hatten uns im Partyraum des Studentenwohnheims breit gemacht. Meine Bandfreunde wohnten hier unter der Woche und schenkten einmal in der Woche hier aus. Somit war es ein leichtes, dass wir den Raum benutzen durften – natürlich nur unter der Bedingung, dass wir danach alles wieder aufräumten. Dafür hatten wir aber eine Musikanlage, eine Diskokugel und eine Theke mit Kühlschrank, Gläsern und allem wichtigem Barzubehör. Wir hatten zwei zusätzliche Tische aufgestellt, auf dem einen stand das Essen – gleich neben der Theke – und auf dem anderen lagen die Geschenke. Wir hatten ausgemacht, dass Tai raten sollte, was von wem war – zumindest war das Mimis Idee gewesen. Sie hatte etwas von ‘er sollte selbst herausfinden, was von seiner großen Liebe sei. Das wäre der ultimative Liebesbeweis‘. Wir hatten nicht wirklich zugehört, sondern einfach zugestimmt. Es war zwecklos gegen sie zu argumentieren. Mittlerweile stand Tai nun geschlagene zwanzig Minuten vor dem Essen. Davis hatte sich irgendwann von Kari losgesagt, welche sich nun mit Yolei unterhielt, da er Angst hatte, dass er nichts mehr zu essen bekommen würde. Sie aßen um die Wette. Es war ein grausames Bild, was mich dazu verleitet hatte, dass ich nun schon bei meinem vierten Bier war und das Schauspiel immer noch beobachtete. Izzy redete auf mich ein, doch ich hörte nur halbherzig zu. Er erzählte etwas von seinem Versuch das Chatprogramm auf dem D-Terminal zu erstellen. Was er alles probiert hatte, aber nicht geklappt hatte. Es wäre ja ganz nett gewesen, vor allem weil wir unsere Handys in der Digiwelt nicht benutzen konnten, so hätten wir schneller kommunizieren können, aber was sollte es schon. Klappte auch so. Mein Blick wanderte im Raum herum. Die Braunhaarige sprach immer noch mit Yolei, allerdings trat sowohl Ken, als auch Takeru zu ihnen. Ich leckte mir über die Lippen, eigentlich würde ich gerade gerne bei ihr stehen. Gedankenverloren zog ich mein Handy aus der Tasche und schrieb eine kurze Nachricht. Nach dem abschicken sah ich auf. Hikari starrte auf ihr Handy und lächelte kurz, dann sah sie auf. Sie schien sich kurz zu entschuldigen und ging an mir vorbei aus dem Raum. Ich trank schnell meine Flasche leer und sagte dem Rothaarigen, ich müsste kurz auf die Toilette. Ich erhob mich und lief ebenfalls hinaus. Die Braunhaarige stand draußen an die Wand gelehnt. Unwillkürlich musste ich lächeln, packte sie am Handgelenk und zog sie mit mir. Wir gingen an den Toiletten und dahinter verlief der Gang um eine Ecke. Dort würden wir nicht so leicht gesehen werden und der Ausgang war auch gleich daneben. Sofort drängte ich sie an die Wand und presste meine Lippen auf ihre. Wie sehr hatte ich ihn vermisst. Es war nur knapp eine Woche, allerdings dachte ich schon, ich würde es nicht mehr so schnell erleben. Es war einfach, wenn wir in einer anderen Stadt wären, allerdings kannten uns hier viel zu viele Menschen, da war es zu gefährlich. Auch wenn ich das nicht mehr wollte. Das wäre nicht fair. Es WAR nicht fair. Doch seine Zunge in meinem Mund verdrängte die Gedanken daran. Schon bald drückte er meine Hände über meinen Kopf. Dabei drückte er seinen Körper enger an meinen. Ich spürte seine Erektion und wie es dadurch um mich geschah. Aber es war viel zu gefährlich. Die anderen waren in einem Raum nicht weit von hier. Stöhnend versuchte ich mich zu befreien. Doch ich schaffte es nicht, er drückte nur noch stärker. „WAS ZUR HÖLLE??“ Erschrocken fuhren wir auseinander. Panisch sah ich nach rechts in die weit aufgerissenen Augen von Tai. Mein Herz setzte aus. Es war, als würde ich keine Luft mehr bekommen und die Zeit würde still stehen. Eine Hand hatte er an die Wand gelegt und krallte sich in diese. Ich konnte nicht aus seinem Blick lesen was er dachte. „Was … soll … das?“, zischte er langsam und musterte uns beide abwechselnd. Drohend hob er einen Finger und kam langsam näher. „Hat er dir etwas angetan, Kari?“ Verunsichert sah er zu mir. Ich konnte nichts antworten. Dann schüttelte ich langsam den Kopf, verwirrt starrte er mich an. „Was dann?“ „Tai…“, griff Matt ein, Tai legte aber unsanft seine Hand auf die Brust. „Du hältst die Klappe“, schnauzte mein Bruder. „Aber Tai …“ „Was?“, sein Kopf schnellte zu mir, er sah mir in die Augen, „was geht hier ab?“, wollte er langsam wissen, dann schien es ‘klick‘ zu machen. „Nein“, er trat einen Schritt von mir weg, ohne mich aus den Augen zu lassen, „das ist nicht euer ernst“, seine Stimme war nun wie weg, dann starrte er zu dem Blonden. Ein Knurren drang Tai über die Lippen, dann stürzte er sich auf den Bassisten. Noch bevor ich zu ihnen kam, hatte er bereits mehrere Schläge in den Magen abbekommen und einen aufs Auge. „Hör auf“, rief ich, wurde von meinem Bruder aber zurück gestoßen. Wieder schlug er auf ihn ein. Tränen traten mir in die Augen. Yamato wehrte sich aber auch nicht. „Tai“, rief Sora und rannte zu dem Braunhaarigen, „was machst du? Hör auf damit?“ Sie zerrte an seinem Arm und versuchte mich zu befreien. „Tai“, flehte sie, doch auch er wimmelte sie ab und drängte mich zum Ausgang hinaus. Die zwei Mädchen folgten uns. Während ich auf dem Boden lag, weil ich gestolpert war, schnaufte Tai angestrengt. Verachtend sah er auf mich herab, dann drehte er sich zu Sora. „Tai! Was ist in dich gefahren?“, warf ihm diese an den Kopf. „Bist du denn wahnsinnig einfach ohne Grund auf ihn loszugehen?“ Sie war den Tränen nahe. „Ohne Grund?“, lachte er verächtlich und blickte nochmal auf mich herab, dann sah er zu seiner Schwester. Verwirrt folgte die Orangehaarige seinem Blick „Was meinst du?“, wollte sie vorsichtig wissen. „Frag deinen Freund“, zischte er, „wenn er nicht gerade an den Lippen meiner Schwester hängt.“ „Was?“, kreischte sie und ihr Blick war auf Hikari gerichtet. Diese sah beschämt zu Boden. Immer noch suchten sich Tränen ihren Weg auf ihren Wangen. Sie schniefte. Sora trat zu ihr. Verstimmt betrachtete sie die Braunhaarige. Langsam hob Kari ihren Kopf. „Sora, es tut …“ Ein Knall ertönte und Hikaris Kopf wurde zur Seite gerissen. Ihre Augen hatten sich unwillkürlich geweitet. Wütend hielt Sora immer noch ihre Hand in die Höhe. Nun traten auch ihr die Tränen aus den Augen. „Ich will es nicht hören“, zischte sie, „ich will … dich … nie … wieder sehen“, knurrte sie und beachtete die Jüngere nicht mehr. Sie drehte sich zu mir. „Und dich auch nicht“, sie schniefte. Tai trat zu ihr, „ich weiß nicht was ich sagen soll, aber ich bin enttäuscht … von euch beiden“, brüllte er, „ich warne euch, wenn ihr mir noch einmal unter die Augen tretet“, er legte einen Arm um Sora und ging mit ihr zurück in das Gebäude. Immer noch wie erstarrt stand ich wie festgefroren dort. Mein Kopf immer noch zur Seite gedreht und meine Wange brannte noch. Das was sie gesagt hatten, war nicht ganz … es … war das gerade wirklich passiert? Immer noch völlig perplex wurden meine Knie weich, ich knickte weg und ich landete auf dem Boden. Davor hatte ich die ganze Zeit Angst gehabt. Schluchzend versteckte ich mein Gesicht in meinen Händen. „Hikari“, hörte ich Matts Stimme vorsichtig, ich spürte seine Nähe. Ich zuckte zurück, „nein“, brachte ich zitternd hervor, „ich … ich kann das nicht …“, ungeschickt rappelte ich mich auf und betrachtete ihn unsicher. „Das … das war von Anfang an falsch … das … ich … nein …“, meine Stimme zitterte und ich trat ein paar Schritte zurück. Wieder traten Tränen hervor. Ohne groß darüber nachzudenken drehte ich mich um und rannte davon. Die Tränen verschleierten mir die Sicht, doch ich wusste, wo ich hin wollte. Einfach nur weg … Kapitel 18: &18 --------------- Weinend rollte ich mich auf dem Bett zusammen. Seit einer Woche hatte ich mein Zimmer kaum verlassen. Davis hatte mir nach dem Geburtstag meine Tasche vorbei gebracht, da ich nicht mehr zurückgekommen war. Meine Mutter hatte sie entgegen genommen, da ich mich im Bad verkrochen hatte. Rika hatte sich mehrmals gemeldet, da ich nicht zu den vier Treffen zum Training gekommen war. Aber ich hatte meine Mutter gebeten mit dem Trainer zu reden. Es schüttelte mich, während ich mich enger einrollte, kam mir der Gedanke, dass ich unter die Dusche wollte. Ich erhob mich und holte mir ein paar frische Klamotten aus dem Regal. Auf dem Weg ins Bad klingelte es. Wie versteinert blieb ich stehen. Ich war allein Zuhause, Papa war arbeiten und Mama war beim Einkaufen, oder bei Freunden, auf jeden Fall unterwegs. Skeptisch sah ich mich um, dann entschloss ich mich zur Tür zu gehen, um wenigstens nachzusehen, wer dort war. Als ich durch den Spion sah, erblickte ich Rika, die immer wieder und wieder auf die Klingel drückte. Ihr Blick war böse. Seufzend überlegte ich, dann machte ich auf. „Na endlich!!“, schrie sie mich praktisch an, „wieso gehst du nicht an dein Handy?“, sie fuchtelte mir vor dem Gesicht herum, „was ist los mit dir?“ „Nichts“, murmelte ich. „Nichts ist gut, Herr Kyoshi sagte, du hast AUFGEHÖRT! Was meinte er damit?“, sie betonte jedes einzelne Wort dabei. „Ich will nicht mehr Volleyball spielen“, ich zuckte mit den Achseln und wollte die Tür schon wieder zu machen. „Aber wieso? Was ist passiert?“, sie musterte mich besorgt, „Hikari, ich dachte wir wären Freunde … rede mit mir, mit den anderen hast du ja anscheinend auch nicht gesprochen.“ Ich seufzte, „ich kann nicht, es ist zu viel passiert. Aber ich kann auch nicht mehr spielen. Es tut mir Leid!“ Ich drückte gegen ihre Hand an und als sie es zuließ, schloss ich die Tür wieder. Ich hörte nur noch ein gedämpftes ‘Hikari, ich bin für dich da‘ durch die geschlossene Tür und dann machte ich mich auf den Weg ins Bad. Ich wollte mit niemandem reden. Als ich vor dem Spiegel stand kamen mir wieder die Tränen. Meine Augen waren von dunklen Augenringen unterlaufen und ein Meeresrauschen drang mit einem Mal an mein Ohr. Erschrocken schnappte ich nach Luft und sah mich in dem kleinen Raum um, ehe ich wieder mein Spiegelbild betrachtete. Um mich herum schien es, als würde das Meer sein – zumindest in dem Spiegel. Ich sah deutlich die Wellen, aber im Raum waren keine. Ich schüttelte meinen Kopf, das war alles nur Einbildung. Ich wandte mich von meinem Spiegel-Ich ab und entledigte mich meiner Kleidung, ehe ich unter die Dusche trat. Vorsichtig tupfte ich mir die Salbe auf die Unterlippe und auf das blaue Auge. Die Schwellung war innerhalb der letzten Woche vergangen, doch das Auge war immer noch blau und der Riss in der Lippe war auch noch nicht so schnell verheilt. Auch der Bereich um meine Rippen war noch blau. Verbissen hatte ich versucht alle Orte zu meiden, zu den Bandproben war ich nicht aufgetaucht und in die Uni war ich relativ gern gegangen. Es war Ablenkung, aber mehr auch nicht, doch so hatte ich meinem Vater aus dem Weg gehen können. Er hätte sonst nur wissen wollen, was passiert war. Schließlich war das blaue Auge nicht zu übersehen gewesen. Mehrmals hatte ich auch versucht Kari zu erreichen, doch sie hatte auf keine Nachricht reagiert. Seufzend legte ich mich auf mein Bett zurück. Ich wusste wie es ihr ging, mir ging es nicht anders. Jetzt erst fiel mir auf, was mir Tai bedeutet hatte und Sora auch. Ich verstand Hikari, ich wüsste auch nicht, was ich machen würde, wenn nun TK plötzlich sauer auf mich wäre. Als ich hörte wie mein Vater die Wohnung verließ stand ich auf und ging in die Küche. Schnell machte ich mir etwas zu Essen und eine Flasche Wodka und verschwand wieder in meinem Zimmer. Ich setzte mich auf den Balkon und aß die zwei Brote. Ohne groß darüber nachzudenken öffnete ich die Flasche und trank einige Schluck davon, als ich husten musste, hielt ich die Flasche von mir weg und ließ es raus. Es brannte nach, aber kaum war der Husten vergangen, trank ich nochmal. Danach griff ich zu meiner Gitarre. Ich schnitt ein paar Akkorde mehr, bis ich eine Melodie fand, die schwer in der Luft hing. „Irgendwann sind wir aufgewacht, jetzt bin ich allein, hab dich heimgebracht, irgendwie kann ich's nicht verstehen, Du willst weg von mir ich habs dir angesehen. Es ist aus und vorbei ich will dich nur noch vergessen, ich glaub so schaff ich es nicht denn wenn ich hier bleib denk ich nur noch an dich. Ich vermisse dich-jede Stunde mehr, es geht nicht ohne Dich - ich fühl mich nur noch leer. Ich will nicht länger hier sein doch ich weiß nicht wohin, glaube mir ich vermisse dich sehr“, als ich weiter die Melodie spielte, merkte ich, dass ich dabei nicht nur an Hikari dachte, ich fühlte auch so gegenüber Tai und Sora. Ich sang leise weiter und der Text wurde nicht besser, auch mein Herz wurde mit jeder Zeile die mir einfiel schwerer. Ich fühlte mich einsam. Und ich war mir sicher, dass auch Kari einsam war. Kapitel 19: &19 --------------- „Alles Gute zum Geburtstag, Kari“, lachten mich meine Eltern an. Wortlos sah ich sie an. Die Ferien waren fast vorbei, bald würde die Hochzeit von Tai und Mimi sein und ich hatte zuvor noch Geburtstag. Mir war nicht nach Feiern zumute. Da hielten sie mir aber schon ein kleines Schächtelchen hin. Es war rosa und obenauf ragte eine pinke Schleife. Ich sah zu meinen Eltern und dann wieder auf ihre Hände. Unsicher nahm ich es entgegen und zog an dem Band. Die Schleife löste sich. Erwartungsvoll beobachteten mich meine Eltern. Ich legte meine Hand auf den Deckel und zog ihn vorsichtig runter. Überrascht betrachtete ich den Schlüssel der darin lag. „Damit du selbstständiger sein kannst“, sagte mein Vater, „aber bitte fahr vorsichtig!“ „Ja“, meinte ich etwas perplex. Das war ein Autoschlüssel, tat sich mir der Gedanke auf. Unten, vor dem Haus steht ein Auto für mich. Ein Auto für mich allein. Ein Auto mit dem ich überall hinfahren könnte. „Danke“, murmelte ich und nahm den Schlüssel in die Hand. Ihn weiter betrachtend drehte ich mich um und wollte zurück in mein Zimmer. „Hikari“, rief mir meine Mutter hinterher, „du musst noch die Kerzen auspusten.“ Verwirrt drehte ich mich um, mein Blick fiel auf den Kuchen, der war mir zuvor gar nicht aufgefallen. Wortlos trat ich wieder an den Tisch und atmete ein. Ohne irgendwelche Gedanken pustete ich auf die Flammen und sie erloschen. Beide jubelten und wollten sofort wissen, was ich mir gewünscht hatte. 'Nichts', meinte ich und lief in mein Zimmer. Was sollte ich mir denn auch wünschen. Ich hatte keinen Mut mehr, keine Hoffnung, keine Aufrichtigkeit, keine Liebe geschweige denn Freundschaft oder Licht. Stöhnend streckte ich mich und griff in meinen Schrank. Ich zog einen Stapel T-Shirts heraus und legte sie in meine Reisetasche. Das Rauschen des Meeres in meinen Ohren überhörte ich. Ich kniff meine Augen zusammen und schüttelte meinen Kopf. Seufzend sah ich mich um. Dann griff ich nach einem Bilderrahmen. Vorsichtig strich ich darüber. Mein Finger blieb an dem braunhaarigen Schopf meines Bruders hängen. Er grinste in die Kamera. Während ich vor Sora stehe, ein Digiei auf dem Arm und Gatomon neben mir. Wir alle waren damals so froh, dass die Digiwelt gerettet war, dass Andromon ein Erinnerungsbild gemacht hatte. Tränen sammelten sich in meinen Augen und traten schließlich hervor. Schniefend wischte ich darüber. Die Bewegung war wie ein Einschalten. Ich stöhnte auf, als ich das Meer wieder hörte. Dabei ließ ich das Foto achtlos fallen und fiel selbst auf die Knie. Stöhnend hielt ich mir den Kopf. Versuchte verzweifelt das Rauschen auszublenden und das Meer welches langsam vor meinem inneren Auge auftauchte. Ich biss die Zähne zusammen und wollte es vergessen. Kopfschüttelnd verschwand es langsam und ich konnte mich wieder erheben. Immer wieder war es in den letzten Wochen hervorgekrochen. Als würde es nur auf meine schwachen Momente warten. Ich griff nach dem Rahmen. Das Glas hatte einen Sprung beim Aufprall abbekommen. Seufzend legte ich es auf meine Klamotten und legte noch Schreibsachen und meinen Laptop in die Tasche. Ich sah mich ein letztes Mal um und dann zog ich den Reißverschluss zu. Nachdenklich sah ich auf die Henkel. Ich hatte noch ein Schuljahr, doch es war mir alles egal. Ich konnte hier nicht länger bleiben. Es war eine zu große Qual, denn ich wusste auch um das Gerede meiner Eltern. Sie fragten sich was los sei, weil Tai schon so lange nicht mehr hier gewesen war. Er hatte nur noch mit ihnen telefoniert. Ich wusste, dass sie ihn vermissten. Oft hatten sie auch mich darauf angesprochen, aber ich konnte nichts dazu sagen und ich schaffte es auch nicht. Dabei stiegen mir immer Tränen in die Augen und ich brachte keinen Ton mehr heraus. Ich ertrug das Ganze nicht mehr, es war so schwer und dann kam wieder das Meer. Ich hielt das einfach nicht mehr aus. Ich griff nach meinem Handy. Tief atmete ich durch. Nachdem ich den Chat geöffnet hatte, tippte ich schnell eine Nachricht und schickte sie ab. Ich legte das Handy auf die Tasche und ging zu meinem Schreibtisch, auf dem Stuhl lag meine Handtasche. Auf dem Tisch lagen noch Block und Stift. Ich überlegte hin und her, dann griff ich nach dem Stift und schrieb eine kurze Nachricht auf. Beides schob ich wieder ordentlich hin. Als ich fertig war, ertönte auch mein Handy. Eine positive Antwort war zurückgekommen. Unwillkürlich konnte ich mir da ein müdes Lächeln nicht verbergen. Von dem Stuhl holte ich meine Jacke und zog sie über. Ich öffnete vorsichtig die Türe. Meine Eltern saßen weder in der Küche noch im Wohnzimmer. Die Tür zum Schlafzimmer war leicht geöffnet und sie redeten leise miteinander – über mich. Ich holte tief Luft und nahm allen Mut zusammen, den ich aufbringen konnte. Mit der Reisetasche und meiner Handtasche schlich ich zur Haustür. Etwas unsicher sah ich mich um, dann wieder auf mein Handy. Seufzend lehnte ich an meinem Auto. Ich war der Anweisung nach, in das Waldstück kurz vor unserem alten Sommercamp gefahren um dort zu warten. Aber wie sollte sie hier erscheinen? Ich hörte ein Auto und richtete mich auf, als es langsamer fuhr und auf den kleinen Parkplatz einbog und vor mir hielt. Durch die Beifahrerscheibe erkannte ich das Braunhaarige Mädchen und hatte wieder ihren wundervollen Duft in der Nase. Völlig ruhig zog sie die Handbremse an, machte den Motor aus, schnallte sich los und stieg aus. Seufzend gab sie sich einen Moment und sah mich dann an. Zögernd kam sie um ihr Fahrzeug und blieb vor mir stehen. „Danke“, murmelte sie. Ihre Wangen waren leicht gerötet. „Was meinst du?“, wollte ich verwirrt wissen. „Kari? Was ist los?“ Ich streckte eine Hand nach ihr aus, der sie aber mit einem Schritt nach hinten auswich. „Ich wollte mich nur kurz von dir verabschieden“, den einen Arm ließ sie ausgestreckt, während sie sich mit der anderen Hand an diesen klammerte. Ihr Blick war zur Seite gerichtet. „Wie meinst du das?“, wollte ich unsicher von ihr hören. Ihr Kopf richtete sich auf, „ich werde von hier weggehen und woanders hin. Hier fühle ich mich nicht mehr Zuhause“, ihre Stimme war nur ein Flüstern. Erschrocken versuchte ich ihre Worte einzuordnen. Es brauchte etwas, bis ich verstand, was sie mir damit sagte, sie wollte sich für immer verabschieden, weil Tai sie verstoßen hatte. Ein Kloß machte sich in meinem Hals breit. Die Stimme verließ mich und ich konnte nichts darauf erwidern. Sie nicht aufhalten und ihre nicht ‘alles Gute‘ wünschen. Oder gar, dass ich gerne mit ihr gehen würde. Sie trat auf mich zu, ihre Hände legten sich auf meine Schultern und sie zog sich in die Höhe, ehe sie mir einen Kuss auf die Wange hauchte. Dann ließ sie mich wieder los und zurück blieb eine schmerzende Stelle, die sich mir einbrannte. Ich wollte sie nicht verlieren, aber sie fuhr schon wieder fort. Meine Beine setzten sich von allein in Bewegung und mit einem ausgestrecktem Arm lief ich auf die Straße, ich versuchte ihr hinterher zu rufen, dass sie nicht fort fahren sollte, aber es kam nichts aus meinem Mund. Es blieb still. Nur die Geräusche des davon fahrenden Autos. Kapitel 20: &20 --------------- „Das Meer ruft“, murmelte ich, während ich dem Herrn vor mir weiter in die Augen blickte. „Das Meer, es schlägt hohe Wellen.“ „Kari?“, eine Hand legte sich auf meine Schulter. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah hinter mich - Chin. „Alles in Ordnung? Du bist in letzter Zeit so abwesend. Und du redest die ganze Zeit vom Meer, Willst du ans Meer?“ Ich schluckte, meine Augen weiteten sich etwas, „nein!“, spuckte ich es aus, „nicht an dieses Meer.“ „Was ist das für ein Meer“, er griff nach der Lehne meines Drehstuhls und drehte mich zu sich, sodass wir uns gegenüber saßen. Ich legte den Kopf leicht schräg und musterte Chins Gesicht. Es war so schön geformt und erinnerte mich an das von Yamato. „Es ist schwarz“, meinte ich gedankenverloren, „dunkel. Es birgt keine Farbe und keine Freude. Alles an ihm ist kalt. Es tilgt alles Schöne“, murmelte ich. „Du solltest dich vielleicht ausruhen. Magst du nicht einmal deine Familie besuchen? Kari?“ Er beugte sich zu mir. Ich hingegen schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht nach Hause. Dort war niemand der auf mich wartete. Niemand der mich sehen wollte. Ich merkte wie sich etwas in mir staute und dann spürte ich die große Träne, die ausgebrochen war – wie sie langsam ihren Weg über meine Wange suchte. „Soll ich deine Eltern anrufen?“, hörte ich und wurde wieder aus meinen Gedanken gerissen. „Nein, tu das nicht, bitte“, flehte ich ihn an und er zweifelte. Wahrscheinlich auch an meinem momentanen Zustand, ob ich wirklich so zurechnungsfähig war. „Bitte such sie nicht. Ich will nicht, dass sie wissen, wo ich arbeite.“ Kurz sah ich ihm noch in die Augen, dann konnte ich den Blick nicht mehr aufrecht halten und ich schloss meine Augen etwas. Sie wollten mich nicht sehen und für meine Eltern wollte ich keine Enttäuschung sein. „Na gut“, meinte Chin schließlich, „aber versprich mir, dass du dir die nötige Ruhe gönnst. Ich weiß, was die Arbeit hier mit den Menschen macht, es ist nicht leicht, die Menschen zu sehen, zu ertragen und dann noch der Gleiche zu bleiben.“ Er hatte recht, ich arbeitete erst seit zwei Jahren hier in der Psychiatrie und spürte schon, wie sich der Drang nach dem Meer verstärkt hatte. Aber hier konnte ich mich auch am besten vor allem verstecken. Hier sah niemand und störte es auch niemanden, dass ich nicht normal war. Dass das Meer an mir nagte und mich von innen auffraß – es war egal. Chin blieb noch eine Weile sitzen, bis er schließlich seufzend aufstand – er war nicht viel älter als ich und kam mir wie ein großer Bruder vor, „komm, mach für heute Schluss“, er lächelte sanft, dabei zog sich die Haut an seinen Augenwinkeln zu kleinen Fältchen. Ich nickte und legte meine Hand in seine, welche er mir entgegen gestreckt hatte. Mit geschlossenen Augen saß ich auf dem Bett. Meine Beine angewinkelt und die Hände auf die Ohren gepresst. Kaum dass ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, fing das Meer an zu rauschen. Es ging nicht weg, egal wie laut ich die Musik drehte. Es wurde mit ihr lauter. Es war, als würde ich oben auf einer Klippe stehen und direkt unter mir war das kühle Nass. Wie lange ich schon nicht mehr im Meer war. Gemeinsam mit Rika geschwommen bin, danach mit ihr am Strand Volleyball gespielt hatte und einfach Spaß hatte. Mit meinen Freunden und am Leben. Das alles hatte ich zerstört, wegen dieses einen dummen Fehlers, den ich begangen hatte, weil ich zu viel getrunken hatte. Tränen drückten sich durch meine geschlossenen Augenlider. Manche liefen über meine kühle, blasse Haut. Ich war in den letzten Monaten bleich geworden, meine Haut hatte ihre Wärme und Farbe verloren. Unter meinen Augen hatten sich tiefe, dunkle Augenringe gebildet und meine Wangen waren etwas eingefallen. Ich hatte abgenommen, obwohl ich aß. Abends war ich schwächer als ich zuvor nach einem Spiel oder dem Training war. Die Kraft schwand. So wie ich auch das Gefühl hatte, dass mich mein Verstand verließ. Das Meer konnte hier nicht sein. ES KONNTE NICHT HIER SEIN! Es hatte mich so lange in Frieden gelassen, wieso sollte es jetzt, nach all den Jahren wieder zurückkommen? Das ergab keinen Sinn und trotzdem hörte ich es. „Bitte hör auf“, murmelte ich und presste meine Lippen aufeinander. „Geh weg“, schluchzend vergrub ich mein Gesicht weiter. Aus den Lautsprechern drang meine Lieblingsplaylist. Alles Lieder, die mich vergessen ließen, es aber nicht schafften, das Meer von mir weg zu halten. Ein Schrei entfuhr mir und ich packte das Kissen hinter mir. Ohne darüber nachzudenken schleuderte ich es durch den Raum. Es klirrte. Aus tränenverschleierten Augen sah ich, wie die Vase zum Rand der Kommode rollte und schließlich auf das Laminat fiel. Sie zerbarst und die Scherben verteilen sich. Das Kissen blieb oben auf dem Möbelstück liegen, auf dem es zuvor noch ordentlich ausgesehen hatte. Wieder brannte sich das Rauschen in meinen Kopf. Ich konnte es nicht ignorieren. Mein Blick veränderte sich. Es war, als könnte ich es nicht lenken, als wäre ich lediglich Zuschauerin. Ich stand auf und lief um das Bett herum. Das Knacken unter meinen Füßen verriet mir, dass ich die Scherben zertrat. Als ich meinen Fuß hob, spürte ich einen kühlen Zug. Er musste bluten. Unbeirrt blieb ich erst neben meinem Schreibtisch stehen. Ich sah meinen Block an und dann den Stift. Langsam griff ich danach und zitternd führte ich ihn über das Blatt. Dann trat ich an die frische Luft. Meine Hände legte ich auf das Geländer und betrachtete den Horizont. Ich hatte eine weite Sicht, auch wenn ich nur im dritten Stock war. Langsam verschwanden die Häuser aus meiner Sicht und vermischten sich, ehe sie zu einem weiten Meer wurden, das nicht zu enden schien. Seufzend schloss ich die Augen. Ich schüttelte meinen Kopf und meine Hände legten sich wieder auf meine Ohren. „Hör auf, hör auf, hör auf … GEH WEG“, schrie ich und meine Hände lagen wieder auf dem kühlen Metall. Ich hatte mich etwas nach vorn gebeugt und betrachtete das Wasser vor mir mit großen Augen. „Es wird nicht weg gehen“, hörte ich hinter mir eine weibliche Stimme. „Es wird erst gehen, wenn auch du gehst“, sagte mir jemand sehr bekanntes. Mit geweiteten Augen drehte ich mich um, eine Hand immer noch an dem Geländer. „Sora … Tai …“, flüsterte ich, dabei legte sich ein schräges Lächeln auf meine Lippen, meine Stimme zitterte. „Was macht ihr hier?“ „Sicher nicht wegen dem hier“, die Orangehaarige deutete verächtlich auf den Block. Ich schluckte und tat einen Schritt auf sie zu, „wie …?“ „Wie wir dich gefunden haben?“, wollte mein Bruder wissen, „das war nun wirklich nicht besonders schwer.“ Beide sahen mich ernst an. Den Blick kalt von oben auf mich gerichtet. Ihre Hände vor der Brust verschränkt. „Und wieso seid ihr dann hier?“, meine Beine zitterten und ich brachte kaum mehr ein Wort heraus. Beide traten einen Schritt auf mich zu. Ich stolperte einen nach hinten. „Sicher nicht um dich in den Arm zu nehmen“, keifte Tai. „Wohl eher um dich nie mehr sehen zu müssen.“ Beide hoben ihre Hände und streckten sie nach mir aus. Schreiend sah ich zum Balkon hoch, wie sie sich lachend über das Geländer beugten und auf mich herab sahen. Mit verschwommenem Blick fühlte ich den Sand unter mir. Benommen verschwammen die Konturen und er verschwand. Bis ich merkte, dass ich auf Beton lag. Epilog: -------- Mädchen springt aus 3. Stock Bei Selbstmord an Gehirnblutung gestorben In der vorletzten Nacht ist eine 20-jährige in den Tod gesprungen. Nach Angaben der Nachbarn, hat sie auf dem Balkon laut diskutiert. Als die Nachbarn allerdings nachgesehen haben, haben sie niemanden entdeckt. Kurz darauf ist die junge Frau vom Balkon ihrer Wohnung in den Tod gestürzt. Nachdem die Beamten die Wohnung durchsuchten, fanden sie lediglich einen Zettel mit der Aufschrift: „Es tut mir Leid, hoffentlich könnt ihr mir irgendwann verzeihen“. Ob die junge Frau noch Familie besitzt ist bei den momentanen Ermittlungen noch unklar, jedoch hat die Polizei ein Foto der letzten Arbeitsstelle der jungen Frau bekommen. Falls Sie die Frau kennen, melden Sie sich bitte bei der nächsten Polizeistation. Mit geweiteten Augen las ich den Zeitungsartikel und verschluckte mich an meinem Kaffee. Hustend betrachtete ich das Foto. Das Mädchen auf dem Foto war Kari, ging es mir durch den Kopf. Aber sie sah so verändert aus. Ihre Gesichtszüge, die eingefallenen Wangen, die Augenringe, das war nicht die Hikari von früher. Mein Herz zerriss bei diesem Anblick. Mit zitternder Hand griff ich zu dem Telefon und wählte die Nummer, der nächsten Polizeidienststelle. Ich nannte meinen Namen und erklärte der Dame, dass ich einen Artikel mit einer Suchmeldung gelesen habe. Ich wusste, dass Hikaris Eltern nicht umgezogen waren, auch gab ich ihnen die letzte Nummer die ich von Tais Festnetz kannte. Sie bedankte sich und dann legte ich auf. Vorsichtig hob ich meine Hand und strich über das Bild, welches zwar bunt abgedruckt wurde, aber so farblos erschien. Ich konnte es einfach nicht glauben, Kari würde nie Selbstmord begehen. Da konnte etwas nicht stimmen. ∆ ∆ ∆ ∆ ∆ Der Ast unter mir knackste, was mich dazu verleitete, dass ich wieder etwas hinter den Baum trat. Mit gemischten Gefühlen beobachtete ich die Szene vor mir. Hikaris Mutter weinte, während ihr Vater sanft einen Arm um sie gelegt hatte. Auch Rika, Mimi und Yolei schnieften im Chor. Ryo hielt Rikas Hand. Davis verkniff sich die Tränen. Joey, Izzy, Takeru, Cody und Ken wussten anscheinend nicht wirklich was sie tun sollten. Sie schienen traurig, aber nicht so, als dass sie weinen könnten. Zu meiner Verwunderung waren auch Taichi und Sora anwesend. Beide waren nicht sonderlich berührt. Tai hielt seinen kleinen Sohn auf dem Arm. Der sich neugierig umsah. Aufmerksam verfolgte ich die Rede des Pfarrers und mein Blick blieb bei dem Sarg hängen. Er glänzte, auch wenn keine Sonne schien. Der Himmel war bewölkt und doch erstrahlte der Sarg in einem wunderschönen Kastanienbraun, welches mich an Karis Augen denken ließ. Schwer schluckend lehnte ich meinen Kopf gegen den Baum. Das kleine Reh. Seufzend schloss ich meine Augen. Ein paar Tränen tropften auf das Laub. Als ich meinen Kopf wieder hob, war der Pfarrer fertig. Ihre Eltern legten ein paar Blumen auf den Sarg. Und die anderen stellten sich an, es ihr gleichzutun. Als ich meinen Blick schweifen ließ, bemerkte ich, dass Tai mich musterte. Sein Blick war verstimmt, aber nicht wütend. Allerdings kam sein Sohn in meine Richtung gesprungen. Vor mir blieb er stehen und beobachtete mich. Unsicher sah ich noch einmal zu Tai, der langsam hinterher kam. Ich stieß mich vom Baum ab. ‘Lebwohl, Kari‘, dachte ich noch und wollte mich zum Gehen umdrehen. „Sie mag dich immer noch“, hörte ich eine etwas piepsige Stimme hinter mir. Fragend sah ich über die Schulter. Taichi war nun bei seinem Sohn angekommen und kniete neben ihm. Eine Hand auf dessen Schulter und eine vor der Brust, sodass er nicht weiter hinter mir her rannte. Aber mein alter bester Freund schien wirklich nicht wütend oder etwas dergleichen. „Wie?“, entwich es mir. „Tante Sora mag dich immer noch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)