Mesmerize Me! von Sky- (The Play of Snake and Lion) ================================================================================ Kapitel 2: In der Falle ----------------------- „Unser Empfinden entscheidet viel rascher wie der Verstand, worauf auch zurückzuführen ist, dass wir einen Menschen vom ersten Augenblick an hassen können, ohne ihm je früher im Leben begegnet zu sein – ein Hass, der sich im Laufe der Zeit nicht als unberechtigt herausstellt.“ Wilhelm Vogel, deutscher Aphoristiker Es war ein seltsamer Traum gewesen, den Sam geträumt hatte. So ganz sicher war er sich aber nicht, ob es ein Traum gewesen war, oder ob sein Bewusstsein soweit genug zurückgekehrt war, dass er zumindest kleine Fetzen wahrnehmen konnte. Ihm war, als hätte er Stimmen miteinander reden hören und dann hatte er eine Melodie gehört. Sie war ihm irgendwie vertraut vorgekommen. Ein Chor hatte ein Lied gesungen, welches er schon in seiner Jugend in der Schule singen musste. Aber woher war Mozarts „Lacrimosa“ gekommen und warum war es erklungen? War es wirklich nur ein verrückter Traum gewesen? Langsam öffnete Sam seine Augen und das Erste, was er wahrnahm, war helles Licht. Er lag in einem Bett und für einen Moment dachte er, dass er zuhause war. Ja, mit Sicherheit hatte er gestern zu tief ins Glas geschaut und deshalb so einen Scheiß geträumt. Nun denn, jetzt musste er erst mal aufstehen und Sokrates, seinen Hauskater füttern. Ansonsten würde dieser noch den ganzen Tag beleidigt sein. Langsam setzte sich Sam auf, bemerkte dann aber sehr schnell, dass etwas nicht stimmte. Das hier fühlte sich nicht nach seinem Bett an und außerdem entsann er sich, dass da doch noch etwas anderes gewesen war. Aber was? Irgendwie waren seine Erinnerungen ziemlich verschwommen und außerdem tat ihm der Kopf ziemlich weh. Zudem fühlte er sich so seltsam. Ihm war schwummrig und heiß und ein merkwürdiges Gefühl ging durch seinen Körper. Als er auf seine Hände sah, bemerkte er, dass sie bandagiert waren. Und kurz darauf bemerkte er auch, als er sich umsah, dass er sich in einem völlig anderen Raum befand. Das hier war nicht sein Schlafzimmer… das war ein Keller, der mehr einer Gefängniszelle glich. Hier gab es nur ein Waschbecken und eine Toilette und ansonsten war der Bereich, indem er sich befand, von Gitterstäben abgegrenzt. Es sah wirklich aus wie in einem Gefängnis und nicht nur das. Als er seinen Hals ertastete, erkannte er, dass er sogar eine Fessel dort trug. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten und wieso trug er eine Halsfessel? Erneut versuchte er, sich an die letzten Geschehnisse zu erinnern, doch es fiel ihm mehr als schwer, die einzelnen Bruchstücke seines Gedächtnisses zusammenzufügen. Er wusste, dass er sich mit Marco in einer Bar getroffen hatte und dass es um einen Handel zwischen der Mason-Familie und den Camorras gehen sollte. Dann war irgendetwas schief gelaufen und er erinnerte sich nur noch, dass er geflüchtet war. Und dann… dann war da auf einmal ein grelles Licht gewesen und alles war daraufhin dunkel geworden. Aber wieso war er an einem solchen Ort? Fakt war, dass er hier so schnell wie möglich weg musste. Dieser Ort hatte nichts Gutes zu bedeuten, ganz bestimmt nicht. Also stieg er aus dem Bett und wollte zu der Tür gehen, die als Einzige aus dieser Zelle rausführte, doch kaum, dass er auf beiden Füßen stand, entwich ihm sämtliche Kraft und er verlor den Halt, woraufhin er auf die Knie fiel. Was zum Teufel war nur mit ihm los? Seine Beine fühlten sich wie Gummi an und sein Herz klopfte wie verrückt. Und was war das nur für ein seltsames Gefühl in seinem Körper? Irgendetwas musste noch passiert sein, an das er sich nicht erinnern konnte. Er musste so schnell wie möglich weg von hier… irgendwie… Doch als er versuchte, zur Tür zu kriechen, musste er feststellen, dass die Kette an seinem Hals nicht lang genug war, dass er die Tür erreichen konnte. Egal wie sehr er sich auch streckte, es trennte sie knapp eine Handlänge voneinander. Verdammte Scheiße… was sollte das nur? Plötzlich hörte er, wie eine Tür geöffnet wurde und sich Schritte näherten. Augenblicklich hielt er inne und sah einen groß gewachsenen Mann von 31 Jahren, der schwarzes Haar und einen angriffslustigen wie stolzen Blick und ein gefährliches Lächeln hatte. Er trug einen Anzug und strahlte etwas Erhabenes und gleichzeitig Bedrohliches aus wie ein Löwe, der seine Beute endgültig in die Enge getrieben hatte. „Ah, wie ich sehe bist du schon wieder fit genug, um herumzulaufen. Hast wirklich Glück gehabt, weißt du das? Jeder andere hätte sich noch massive Knochenbrüche bei so einer Aktion geholt, aber bei dir ist es lediglich bei einer Platzwunde, ein paar Schrammen und Prellungen geblieben. Wie es scheint, ist das Glück wirklich mit den Dummen.“ Araphel… der Boss der Mason-Familie und wohl auch sein Kidnapper. Allein sein Anblick reichte aus, um die verloren geglaubten Lebensgeister wiederzuerlangen und Sam schaffte es tatsächlich, aufzustehen. Doch immer noch war ihm ganz schummrig zumute und es fiel ihm schwer, das Gleichgewicht zu bewahren. „Was soll das heißen und wo bin ich hier?“ „Oh, hast dir wohl den Schädel zu hart aufgeschlagen? Nun, dann werde ich dich mal aufklären: du bist meinen Leuten vors Auto gelaufen und hattest einen Unfall. Du bist gegen die Scheibe gedonnert und auf der Straße liegen geblieben. Dann hab ich dich eingesammelt und hergebracht und dich verarzten lassen. Bin ich nicht ein barmherziger Samariter?“ „Barmherzig?“ rief Sam und versuchte, ihn zu packen, doch da die Kette an seiner Halsfessel nicht lang genug war, brachte es rein gar nichts. „Ein Retter würde einen Verletzten sicher nicht an die Kette legen wie einen Hund. Was hast du mit mir vor? Willst du von meiner Familie Geld erpressen? In dem Fall muss ich dich enttäuschen. Seit die Yanjingshe meinen Vater erschossen hat, lebt meine Mutter von der Witwenrente und Cops werden miserabel bezahlt. Und ich bin sogar mit der Miete im Rückstand. Von mir oder meiner Familie ist kein Geld zu holen.“ „Glaubst du echt, ich würde so ein Risiko eingehen?“ fragte Araphel kühl und öffnete nun die Tür, die in die Zelle führte und blieb mit verschränkten Armen direkt vor Sam stehen, der sich nur mit Mühe konzentrieren konnte. „Selbst wenn deine Familie in Geld schwimmt, wer wäre denn schon so dämlich, das Kind einer Copfamilie zu entführen? Den Ärger tu ich mir ganz sicher nicht an. Und dein Bruder wird sowieso nicht kommen, um dir zu helfen, genauso wie deine Freunde. Die stecken doch selbst bis zum Hals in der Scheiße.“ Sam hielt inne, als er das hörte und ein eisiger Schreck durchfuhr ihn, als er das hörte. Nur mit Zögern fragte er: „Was?“ Araphel lachte herablassend und schien den Anblick seines Gefangenen sehr zu genießen. „Was glaubst du wohl, wer dich erst in diese Lage gebracht hat? Sowohl dein Bruder als auch dein angeblich bester Freund Marco Illes sind gute Kunden und haben mir schon des Öfteren mal den einen oder anderen Gefallen erwiesen als Ausgleich dafür, dass ich ihnen nicht die Arme breche, wenn sie die Schulden bei mir nicht zahlen. Tja, ich glaub dein alter Herr hat da wohl vergessen, euch einzutrichtern, die Finger von illegalen Glücksspielen zu lassen.“ Sam überkam eine unbändige Wut, als er das hörte. Nie und nimmer hatten Marco und Lawrence ihn verraten. Marco war sein bester Freund und er vertraute ihm. Sie hatten auf der Polizeiakademie sogar das gleiche Zimmer geteilt und auch wenn Lawrence manchmal ein arroganter Arsch war, so war er ein guter Polizist und es war einfach unvorstellbar, dass er sich auf solche Sachen einließ. „Den Scheiß kannst du jemand anderes erzählen, da musst du dir echt was Besseres einfallen lassen.“ „Du willst es also nicht wahrhaben?“ „Ich weiß, dass sie mich niemals hintergehen würden!“ „Du solltest mal besser aus deinem Wunschtraum aufwachen und in der Realität ankommen. Gerechtigkeit ist nichts Weiteres als eine fadenscheinige Illusion. Eine Schönfärberei, genauso wie solche Worte wie Idealismus, Moral, Rechtschaffenheit und Anstand. Das sind alles nichts als bloß Wörter, die die Menschen erfunden haben, weil sie nicht wahrhaben wollen, wie verdorben sie in ihren Herzen wirklich sind. Jeder Mensch hat seinen Preis, selbst Cops. Oder was glaubst du, warum Leute wie ich der Polizei immer entwischen können? Ganz sicher nicht wegen solch bescheuerten Vorstellungen und Weltansichten wie deinen. Ich hab dich ja echt für klug gehalten, weil du es immer wieder geschafft hast, mir in die Parade zu fahren und meine Geschäfte zu sabotieren, aber in Wahrheit bist du nichts anderes als ein naiver Schwachkopf. Und Leute wie du werden ihren Lebtag nur von anderen herumgeschubst und ausgebeutet, weil ihr euch an so dummen Werten haltet, auf die die gesamte Menschheit einen Scheißdreck gibt. Was für eine Enttäuschung… ich hatte wirklich mehr von jemandem erwartet, der so darauf versessen ist, mir ständig ans Bein zu pinkeln.“ Damit packte Araphel ihn und verpasste ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht, bevor er die Kette zu fassen bekam, die an der Halsfessel befestigt war und seinen Fuß draufsetzte und Sam somit zu Boden zwang. „Schau dich an, wo du gelandet bist“, rief der Mafiaboss und baute sich wie ein grausamer Herrscher vor ihm auf, der jeden Moment das Todesurteil verkündigen wollte. „Du kannst von Glück reden, dass ich so gnädig war, dir so viel Freiheit zu lassen, anstatt dir gleich die Arme und Beine zu brechen und dich in einem dreckigen Loch verrecken zu lassen wie einen räudigen Köter. Ich hätte dich genauso gut mit Drogen vollpumpen und dich an ein Bordell verkaufen können, bis du an AIDS verreckst. Du lebst einzig und allein deshalb noch, weil ich mir noch ein wenig Spaß mit dir erhoffe. Also sorg ja dafür, dass du mich auch gut unterhältst, ansonsten machen wir es nach guter alter Manier und ich behandle dich, wie es sich für jemanden geziemt, der sich die mächtigste Mafia-Familie von Boston zum Feind macht. Deine bescheuerten Ideale und Vorstellungen von Gerechtigkeit haben dich erst in diese Lage gebracht, also tätest du besser daran, sie einfach abzulegen und dich gut mit mir zu stellen, ansonsten wird das noch eine ziemlich unangenehme Zeit für dich.“ „Als ob ich dein Geschwätz nötig hätte“, giftete Sam zurück, doch es gelang ihm nicht, Araphel kräftemäßig die Stirn zu bieten. Sein Körper hatte kaum Kraft und ihm war so seltsam heiß zumute. Sein Herz raste regelrecht und da war so ein merkwürdiges Kribbeln… irgendetwas stimmte nicht mit ihm, doch er wollte sich möglichst nichts anmerken lassen. „Mag sein, dass meine Vorstellungen für manche naiv klingen, aber ich werde sicher nicht meine Ideale und Überzeugungen wegen jemandem wie dir einfach wegwerfen. Dann wäre ich kein Deut besser als die Cops, die du gekauft hast. Wer seine Ideale verrät, der hat keine und lieber sterbe ich, als so ein Mensch zu werden!“ Hier aber schien endgültig eine Sicherung bei Araphel zu platzen. Der nächste Tritt traf Sam gegen die Brust und presste alle Luft aus ihm heraus. Keuchend sank er auf dem Boden zusammen, doch da zerrte der Mafiaboss ihn hoch und schleifte ihn zum Bett. Ehe Sam sich versah, lag er auf der Matratze und sein Hemd wurde aufgerissen. Araphel selbst legte sein Jackett beiseite und öffnete die Knöpfe seines Hemdes, wobei ein mörderischer Ausdruck auf seinen Augen lag. Es war blanker Zorn und in diesem Moment traute Sam ihm alles zu. Tief in seinem Herzen wusste er, dass dieser Mensch zu allem bereit war und nur eines wollte: ihn quälen und ihn brechen. „Fein, du hast es so gewollt“, kam es von dem 31-jährigen, der nun damit begann, seinem Gefangenen die Hose zu öffnen und sie ihm mitsamt der Unterhose herunterzureißen. „Wenn du dein Leben aufgeben willst, dann gehört es von nun an mir.“ „Mo-moment mal… was soll das? Hey, was hast du vor?! Lass mich los!“ Als Sam erkannte, dass Araphel ihm da tatsächlich die Kleidung vom Leib gerissen hatte, bekam er nun wirklich Angst. Irgendwie schwante ihm Böses und er versuchte den Mafiaboss wegzudrücken, doch seine Arme hatten kaum Kraft und als Araphel sich zu ihm herunterbeugte und seinen Hals küsste, da ging mit einem Male ein heftiges Kribbeln durch seinen Körper und er verlor endgültig das letzte bisschen Kraft, um erfolgreich Widerstand zu leisten. Ein lautes Stöhnen entwich ihm und er spürte, wie ihm schwindelig wurde. „Hör… hör auf“, rief er und versuchte immer noch, Araphel wegzudrücken, doch er wusste selbst, dass er es nicht schaffen konnte. Und als eine Hand über seine Brust strich, spürte er nur allzu deutlich, wie sehr ihn dies erregte. Das war verrückt… vollkommen verrückt. Warum geschah das hier gerade und wieso reagierte sein Körper so merkwürdig? Mit Sicherheit war ihm irgendetwas verabreicht worden. Aber wieso machte der Boss der Mason-Familie so etwas mit ihm? War der Typ etwa… „Hör auf“, rief er erneut und versuchte seine Kraftreserven zu mobilisieren, doch das erschien ihm kaum noch möglich. „Wir sind beide Männer, verdammt!“ „Ja und?“ fragte der Mafiaboss unbeeindruckt. „Dafür scheint dich das ja ganz schön wild zu machen. Oder stehst du etwa drauf, wenn dein schlimmster Feind so etwas mit dir macht?“ Das war nicht gut… gar nicht gut. Wenn das so weiterging und er sich nichts Gescheites einfallen ließ, dann würde das hier vollkommen eskalieren. Doch egal wie sehr sich auch sein Geist dagegen sträubte, sein Körper wollte ihm einfach nicht gehorchen. Ehe er sich versah, hatte Araphel seine Handgelenke mit der Krawatte, die er abgenommen hatte, zusammengebunden, um seine Bewegungen zusätzlich einzuschränken. Wie ein Raubtier hatte er sich über ihn aufgebaut und nagelte ihn regelrecht auf dem Bett fest. Es gab kein Entkommen mehr. Beinahe hilflos lag der 28-jährige auf dem Bett und schaffte es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Körper wurde von einer unbeschreiblichen Welle der Lust und Erregung ergriffen, als Araphel wieder seinen Hals küsste und mit seinen Händen langsam seinen Körper umspielte. „Du hattest sicher noch nie solch einen intimen Kontakt mit einem Mann, oder?“ Irgendwie klang Araphels Stimme anders als in der Fabrik, vielleicht lag es aber auch an seiner verzerrten Wahrnehmung. Von dieser tiefen und nun fast hypnotischen Stimme ging eine seltsame Anziehungskraft aus, die ihm eine Gänsehaut bescherte. Er verstand es nicht, er verstand einfach nicht, was mit ihm los war. Wieso nur erregte es ihn so sehr, wenn Araphel ihn berührte? Ausgerechnet jener Mensch, den er mehr selbst unter Einsatz seines Lebens ins Gefängnis bringen wollte? Warum nur… warum war ihm so heiß zumute? Sein letztes bisschen Widerstandskraft schien dahinzuschmelzen, als er eine feuchte Zunge spürte, die seine Brustwarzen umspielte. „Das scheint dir ja wirklich zu gefallen, was?“ „Du Schwein… ni… nimm deine dreckigen Hände…“ Noch bevor Sam zu Ende sprechen konnte, hatte Araphel ihm einen Knebel in den Mund gestopft und mit einem bösen Funkeln warnte der Mafiaboss ihn: „Du solltest aufpassen, was du sagst. In deiner jetzigen Situation wäre es besser für dich, dich mit mir gut zu stellen und mich nicht zu verärgern. Ansonsten schneide ich dir die Zunge raus.“ Für einen Moment überkam Sam Panik, als Araphel ihn plötzlich auf den Bauch drehte und sein Gesicht aufs Kissen drückte. Er versuchte, sich irgendwie herauszuwinden und zu schreien, doch er wusste, dass es nichts bringen würde. Sein Körper war einfach zu schwach dazu und gegen Araphel kam er nicht an. Und schreien hätte sowieso nichts gebracht. Wer sollte ihn denn schon hören? „Du solltest besser stillhalten, wenn du nicht willst, dass ich dir den Arsch komplett aufreiße.“ Sam spürte plötzlich eine Berührung an seinem Gesäß und bekam Angst. Hatte dieser Kerl etwa wirklich vor, so etwas mit ihm zu machen? Das konnte doch nicht wahr sein! Er versuchte durch den Knebel zu schreien und Araphel aufzufordern, damit aufzuhören. Doch als er spürte, wie sich langsam ein Finger durch seinen Schließmuskel schob und tief in ihn eindrang, da überkam ihn wieder dieses irrsinnige Gefühl der Hitze und des Schwindels. Es fühlte sich so falsch an… ja es fühlte sich auf der einen Seite vollkommen falsch an, dass jemand ihn auf so eine Art und Weise berührte und dann noch ein anderer Mann. Und doch… warum reagierte sein Körper so heftig darauf? Wieso nur war da so ein widersprüchliches Gefühl, obwohl er falsch war? Obwohl Araphel ihn grob am Genick gepackt hielt so wie ein Löwe, der seine Beute auf dem Boden festnagelte, war ihm so, als würde es da auch etwas anderes geben. Eine Seite, die behutsamer war. Wieso nur machte sich der Kerl extra die Mühe und bereitete ihn vor, wenn er ihn doch genauso gut einfach so nehmen konnte, wenn es ihm doch so ein Vergnügen bereitete, ihn leiden zu sehen? Wo lag darin die Logik? Das machte doch keinen Sinn… Sams Hände verkrallten sich in das Kissen und still ließ er diese Prozedur über sich ergehen. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Er konnte dem Unvermeidlichen nicht entkommen und jede Gegenwehr würde nur dazu führen, dass es schlimmer werden würde. Selbst wenn die Tür nicht verschlossen wäre, die Halskette würde er nicht öffnen können und gegen Araphel konnte er körperlich eh nichts ausrichten. Wie man es auch drehte und wendete, er hatte nicht den Hauch einer Chance. Also blieb ihm keine andere Wahl. „Wie es scheint, hast du es langsam kapiert, dass du mir nicht entkommen kannst“, stellte Araphel fest und lachte. „So ist es fein. Und zur Belohnung dafür mache ich es weniger schmerzhaft für dich.“ Da Sam keine Gegenwehr mehr leistete, lockerte sich der Griff um sein Genick und dann ließ Araphel ihn los. Dabei war sich der 28-jährige nicht mal wirklich sicher, ob es nur ein Test war, um zu sehen, ob er immer noch versuchen würde zu fliehen. Er tat es nicht. Wie denn auch wenn es sowieso zwecklos war? Der Löwe hatte seine Beute schon längst festgenagelt und ihr jegliche Fluchtmöglichkeit geraubt. Als Araphel einen zweiten Finger hinzunahm und sie langsam zu bewegen begann, da durchfuhren heiße Schauer Sams Körper. Sein Körper hatte sich jeglicher Kontrolle entzogen. Obwohl es ein Mann war und dazu noch sein Feind, erregte es ihn dennoch, so berührt zu werden. Und als Araphel eine ganz empfindliche Stelle berührte, die erneut eine unbeschreibliche Woge der Erregung und Lust in ihm auslöste, zuckte er zusammen und ein und er rang nach Luft. Doch durch den Knebel wurde es mehr als schwer und zeitlich war ihm so, als würde er ersticken. Als Araphel seine Finger herauszog, entfernte er auch sogleich den Knebel aus Sams Mund, sodass dieser wieder vernünftig atmen konnte. Keuchend rang er nach Luft und er sank auf dem Bett zusammen. Sein Körper glühte regelrecht und Schweißperlen glänzten auf seiner Haut. So heiß… ihm war so heiß… „Entspann dich“, hörte er Araphel sprechen, doch sein Hirn schaffte es nicht, diese Worte zu verarbeiten. Eine fremdartige Lähmung hatte über seinen Verstand Besitz ergriffen und er konnte nicht einen klaren Gedanken fassen. Diese Gefühle, die sich in ihm aufgestaut hatten, wurden immer stärker und er konnte es nicht mehr länger ertragen. Es war zu viel für ihn. Er konnte es nicht mehr länger aushalten. Als er nun einen erneuten Druck auf seinen Schließmuskel spürte, verkrallten sich seine wieder in das Kissen, doch sein Geist war nicht mehr fähig, Widerstand auszuüben. Und als sein Schließmuskel gewaltsam auseinandergedrückt wurde, als etwas viel Größeres in ihn eindrang, da durchfuhr ein stechender Schmerz sein Innerstes. Immer tiefer drang dieser Schmerz ein und instinktiv begann er zu schreien. „Ah… hör auf… es… es tut weh…“ „Entspann dich, das lässt nach.“ „Nein, bitte… nimm ihn raus…“ „Du bist hier nicht in der Position, etwas einzufordern. Also beiß die Zähne zusammen.“ Sam keuchte und hatte das Gefühl, als würde es kurzzeitig dunkel um ihn herum werden. Alles in seinem Kopf drehte sich und ihm war, als befände er sich in einer Art Rausch. Er war nicht mehr fähig, richtig von falsch zu unterscheiden. Alles war wie hinter einem dichten Nebelschleier verschwunden, durch den er nicht hindurchsehen konnte. Alles, was er noch wahrnahm, war diese unbeschreibliche Woge der Lust, die über ihn kam, gepaart mit dem stechenden Schmerz, der nur für kurze Zeit diesen dichten Nebelschleier in seinem Kopf klären konnte. Doch es reichte nicht aus… immer und immer wieder verdichtete sich dieser Nebelschleier wieder und lähmte seinen Verstand. Araphels Bewegungen waren stark, unerbittlich und auch in einem gewissen Maße forsch. Und doch war da diese wilde Leidenschaft, die ihn vollständig in ihren Bann zog und der Sam nicht widerstehen konnte. „Ah…aaah!“ Araphels Stöße waren hart und jagten ihm immer wieder diesen stechenden Schmerz durch sein Innerstes, als wollte er ihm diesen für alle Zeit einprägen. Doch selbst dieser war für Sam kaum noch als solcher wahrzunehmen. Stattdessen füllte dieses atemberaubende Gefühl der Luft seinen gesamten Geist aus und ließ ihn wirklich alles um sich herum vergessen. Sein Verlangen, endlich abzuspritzen, wurde immer stärker und das Gefühl wurde langsam unerträglich. Das Blut kochte in seinen Adern und sein Herz schien förmlich zu explodieren. Alles in ihm schrie danach, endlich zu kommen. Doch etwas hielt ihn zurück. Etwas schnürte sich schmerzhaft um seinen Penis und seine Hoden und nahm ihm diese Möglichkeit. Doch was war es nur? „Wenn du kommen willst, musst du schon etwas dafür tun“, hörte er Araphels Stimme dicht an seinem Ohr raunen. „Sag, dass du willst, dass ich dich ficke, dann werde ich dir deinen Wunsch erfüllen.“ Sam biss sich auf die Unterlippe und versuchte in einem letzten Akt der Verzweiflung, wenigstens denn letzten Rest seiner Würde zu bewahren, dagegen anzukämpfen. Doch es war sinnlos. Genauso sinnlos wie der Gedanke, aus eigener Kraft von hier zu entkommen. Das alles brachte nichts… es war der Kampf eines Schmetterlings gegen einen Orkan. Wenn er nicht wollte, dass seine Flügel von der Böe in Fetzen gerissen wurden, musste er sich von der Woge freiwillig davonreißen lassen, um zu überleben. Er hielt es nicht mehr aus. Was brachte ihm sein Stolz denn jetzt noch in einer Situation, wo sein Leben in der Hand eines solchen Menschen lag? Er würde es nicht schaffen, das wusste er. Und darum musste er auch seinen Stolz hinunterschlucken und es ertragen. „Bitte…“ „Hä?“ fragte Araphel nach. „Du musst schon etwas lauter sprechen. Ich kann dich nämlich nicht hören.“ Mochte es an seinem Zustand liegen oder an seiner Verzweiflung, die ihn zu so etwas trieb. Doch in seiner jetzigen Lage war es ihm einfach nicht möglich, genügend Kraft aufzubringen, um sich an seinen Stolz festzuhalten. Tränen ließen seine Sicht verschwimmen, während er wie im Fieberwahn darum kämpfte, wenigstens Worte formulieren zu können. „Bitte… ich will, dass du mich fickst… ich will dich… tief in mir drin! Bitte, ich… ich halte es nicht mehr aus…“ Sam stöhnte laut, als Araphel immer härter und tiefer zustieß. Und als er eine Hand an seinem Penis spürte und der Druck, der ihn einengte und ihn bis jetzt unerbittlich zurückgehalten hatte, wich, brachen sämtliche Dämme bei dem Detektiv. In einem letzten Kraftakt kam er zu seinem Orgasmus und schweißgebadet sank er auf dem Bett zusammen. Doch eine Atempause wurde ihm nicht gegönnt. Araphel drehte ihn auf den Rücken und ihre Blicke trafen sich. Obwohl Sam nicht mehr ganz bei klarem Verstand war und der Nebelschleier in seinem Bewusstsein immer dichter und undurchdringlicher wurde, stachen diese zwei lauernden Augen dennoch deutlich hervor. „Vergiss niemals, dass du von heute an mir gehörst“, hörte er diese tiefe und hypnotische Stimme sprechen. „Dein Leben liegt von nun an allein in meiner Hand.“ Das war so ziemlich das Letzte, was Sam noch bewusst wahrnahm. Nachdem Sam endgültig das Bewusstsein verloren hatte und regungslos auf dem Bett lag, war Araphel längst dabei, sich wieder anzuziehen und knöpfte gerade sein Hemd zu. Ein zufriedenes Lächeln zog sich über seine Lippen, als er seinen Gefangenen in diesem Zustand da liegen sah. Alles lief perfekt und es hatte ihm mehr Spaß gemacht als erwartet. Als dann aber die Tür zum Keller geöffnet wurde und das Geräusch von Schuhen mit harten Absätzen zusammen mit der Musik von Schuberts „Ave Maria“ ertönte, drehte er sich um und sah, dass es Dr. Yugure Heian war, sein persönlicher Leibarzt, der auch für die medizinische Betreuung der anderen Mitglieder verantwortlich war. Dr. Heian war nur ein paar Jahre älter, hatte schwarzes Haar und trug eine Brille, die ihm eine kühle intellektuelle Ausstrahlung verlieh. Wie alle Ärzte trug auch er einen weißen Kittel und strahlte Kompetenz, aber auch etwas aus, das man schnell für kühle Arroganz halten konnte, auch wenn dem nicht so war. „Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, als ich sagte, dass er noch Schonung braucht.“ „Und ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, als ich sagte, dass es mir egal ist und dass du dich da raushalten sollst.“ Dr. Heian stellte den kleinen tragbaren Lautsprecher, aus dem die Musik ertönte, auf dem Tisch ab, zusammen mit seinem Koffer und rückte seine Brille zurecht, wobei er Araphel einen kühlen Blick zuwarf. „Als Arzt ist mir das Wohl meiner Patienten heilig und das gilt sowohl für dich, als auch für jeden anderen, den ich betreue. Ich mische mich nicht in deinen Bereich ein und du dich nicht in meinem.“ „Ts“, gab Araphel zurück und knöpfte sein Hemd weiter zu. „Hast du ihm was verabreicht?“ „Das musste ich wohl“, gab Dr. Heian ohne Umschweife zu. „Hätte ich es nicht getan, hätte er sich nur aufgeregt, was in seiner jetzigen Lage nicht förderlich wäre. Und für dich war das ja wohl auch zum Vorteil. Aber sag mal, was genau bezweckst du damit überhaupt? Hattest du nicht vor, ihn zu töten, um dich an seinen Bruder zu rächen? Wieso hast du ihn gerettet?“ „Weil ich halt noch ein bisschen Spaß mit ihm haben will, bevor ich ihn töte.“ Darauf sagte Dr. Heian nichts, sondern holte die nötigen Instrumente aus seinem Koffer, um mit der Untersuchung seines Patienten zu beginnen. Dazu prüfte er sowohl die Atmung, als auch den Puls und die Herzfrequenz. Es waren keine Auffälligkeiten feststellbar, wenigstens etwas. Eine Weile beschäftigte er sich nur mit seinem Patienten und sprach kein Wort, doch dann unterbrach er schließlich das Schweigen, als hätte er die Zeit lediglich dazu gebraucht, um richtige Worte zu finden für das, was ihm durch den Kopf ging. „Glaubst du, dass es dir etwas bringt, noch weiter an dieser Geschichte festzuhalten? Es ist vier Jahre her und es sollte auch mal der Zeitpunkt kommen, gewisse Dinge ruhen zu lassen.“ Hieraufhin wandte sich Araphel zu ihm um und warf ihm einen eiskalten und tödlichen Blick zu. „Willst du mir etwa sagen, ich soll das vergessen, nach dem, was sie meiner Familie angetan haben?“ „Das meine ich nicht“, erwiderte der Japaner und ließ sich von diesem Ton nicht im Geringsten einschüchtern, sondern blieb die Ruhe selbst. „Aber Gandhi sagte mal: ein Auge für ein Auge lässt die Welt erblinden. Ich würde wahrscheinlich genauso wütend sein und Rache nehmen wollen wie du. Aber du solltest nicht vergessen, was sie dir und deiner Schwester angetan haben und wie sehr ihr gelitten habt. Du solltest aufpassen, dass du dich nicht gänzlich von deinem Wunsch nach Rache zerfressen lässt, dass du Unbeteiligten das antust, was du am meisten verabscheust und nicht mehr in der Lage bist, die Situation klar zu erfassen, in die du dich bringst. Ich sage das, weil wir uns schon lange genug kennen und fast schon so etwas wie Freunde sind: ein Löwe ist ein starker und stolzer Herrscher und nicht umsonst das Symbol eines Anführers. Doch sowohl der Löwe als auch die Schlange stehen auch für das Symbol des Teufels. Wenn du dich zu sehr vom Gift der Schlange zerfressen lässt, wird aus dir genauso ein Dämon wie die Schlange selbst. Werde nicht zu dem, was du am meisten hasst, das ist meine einzige Bitte an dich. Denn ein Dämon ist weder ein Mensch noch ein Tier und nichts verwandelt eine Seele so schnell in einen Dämon wie eine, die von Hass und dem Hunger nach Rache und Vergeltung zerfressen ist. Rache holt die Toten nicht zurück, noch bringt sie die Erlösung. Stattdessen reißt sie uns unerbittlich ins Verderben und ertränkt uns in unserem eigenen Schmerz, in welchem wir dann endgültig zugrunde gehen.“ Nachdem der Arzt mit seiner Untersuchung fertig war und dem bewusstlosen Sam noch eine Spritze gegeben hatte, packte er seine Instrumente wieder in den Koffer. Dann verließ er den Keller wieder und Araphel blieb alleine zurück. Sein Blick wanderte zu Sam, der immer noch bewusstlos auf dem Bett lag. Eine Weile lang betrachtete er ihn, doch er sagte nichts, stattdessen wandte er sich nur von ihm ab und verließ ebenfalls den Keller. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)