Mesmerize Me! von Sky- (The Play of Snake and Lion) ================================================================================ Kapitel 37: Die Konfrontation ----------------------------- „An seinen Feinden rächt man sich am besten dadurch, dass man besser wird als sie.“ Diogenes von Sinope, Philosoph Gegen 19 Uhr hatte Araphel bereits das Hotel verlassen, nachdem er noch einen Drink zu sich genommen hatte. Viel nahm er nicht mit, höchstens Zigaretten und seine Pistole. Dieselbe, mit der sich Ahava vor vier Jahren umgebracht hatte. Es hatte für ihn schon eine besondere Bedeutung, diese Waffe zu benutzen, die ihm seine Schwester genommen hatte. Mit ihr würde alles enden, noch in dieser Nacht. Es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass es schon heute geschehen würde. Vier Jahre lang hatte Araphel gewartet. Vier unendlich lange Jahre, um endlich einen Schlussstrich zu ziehen und seine Rache zu vollenden. So viele Opfer hatte es bis jetzt eingefordert, um hierher zu kommen. Fast alle waren tot, die ihm wichtig waren und die wenigen, die ihm noch blieben, waren zum Glück in Sicherheit und er hatte weitaus weniger Sorgen, die er sich machen musste. Mit Victor war alles soweit durchgesprochen und er wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Dieser Paragrafenreiter war zwar noch etwas zu jung für den Rang eines Mafiabosses, aber sein Intellekt und seine Zielstrebigkeit waren enorm und was die Planung betraf, machte er seinem alten Herrn alle Ehre. Als Araphel in die Limousine einstieg und dem Chauffeur Anweisungen zum Fahrziel erteilte, sah er ein wenig gedankenverloren aus dem Wagenfenster und betrachtete die Leuchtreklamen und die bunt ausgeleuchteten Schaufenster der Geschäfte. Und in diesem Moment musste er sich daran erinnern, wie er sich gefühlt hatte, als er zum allerersten Mal diesen Anblick gesehen hatte. Damals, als er als blinder Passagier in die USA gekommen war, hatte man ihn erst ins Krankenhaus einliefern müssen, aber dieses Gefühl, als er zum ersten Mal die Bostoner Metropole gesehen hatte, würde er nie vergessen. Es war ihm so vorgekommen, als wäre er in eine völlig neue Welt eingetaucht. In die Welt des Reichtums und Wohlstandes, wo es keinen Krieg gab, keine Bombenanschläge und keine verwüsteten Straßen. Damals hatte er noch geglaubt gehabt, Amerika wäre ein Utopia. Ach was war er damals noch naiv gewesen. Letzten Endes war Amerika kein besserer Ort, außer dass vielleicht nicht jeden Tag ein Angriff der Palästinenser zu befürchten war. Aber die Realität sah halt so aus, dass Amerika nicht das Utopia war, für das viele Leute es hielten. Nein, es war so ziemlich eine Mogelpackung, wenn man es genau betrachtete. Die Leute waren paranoid und ließen sich von den Medien verrückt machen und die Amerikaner selbst hatten Moralvorstellungen, die fast schon lachhaft waren. Wenn er mit Sergej zusammengesessen hatte, so pflegte der Patriarch Amerika als „Land der unbegrenzten Dummheiten“ zu bezeichnen. Und so verkehrt lag er da nicht. Sonderlich viel hielt ihn in diesem Land sowieso nicht. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, hatte er sich weder in Israel, noch in Amerika je wirklich zuhause gefühlt. Stattdessen hatte er sich ein Stück weit immer als Heimatloser gesehen. Doch wo war seine „Heimat“? Als Heimat bezeichnete man den Ort, wo man seine Familie und sein Zuhause hatte. All das hatte er nicht mehr. Dementsprechend hätte es ihm auch nichts ausgemacht, Amerika wieder den Rücken zuzukehren und sich einen anderen Ort zum Leben zu suchen. Aber darüber brauchte er sich ja keine Gedanken mehr machen. Jetzt war es eh zu spät. „Roy…“ Damit sprach Araphel seinen Chauffeur an, der bereits den verstorbenen Stephen Mason tagtäglich gefahren hatte und zu den langjährigen Angestellten zählte. Treu und all die Jahre unfallfrei war Roy Chalmers mit der Limousine gefahren. „Sie wünschen, Mr. Mason?“ „Fahren Sie noch ein wenig durch die Gegend. Bis 21 Uhr haben wir ja noch ein wenig Zeit.“ „Sehr wohl, Mr. Mason.“ Und so fuhr die schwarze Limousine durch die Bostoner City und auf diese Weise verging die Wartezeit wenigstens nicht allzu langsam. Um zehn Minuten vor neun traf Araphel an der Bridge Street ein und sah auch schon die alte Fabrik. Der Platz, wo der letzte Showdown stattfinden würde. Als der 31-jährige aus dem Wagen ausstieg, sah er auch schon Shens Wagen dort stehen, sowie auch ein paar seiner Leute, die draußen standen und offenbar Wache schoben. Nun, darum brauchte er sich nicht sonderlich zu kümmern. Die waren ja nicht sein Problem. Also trat er näher und wurde durchgelassen. Na wenigstens hatte Shen sein Wort gehalten und es würde zu einem Zweikampf werden, wobei dieser Gedanke beinahe etwas von einem Wild West Showdown zwischen zwei Revolverhelden hatte. Araphel betrat die Fabrikhalle und musste erst mal geblendet vom Licht die Augen zukneifen. Nachdem sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, ging er weiter und sah sich aufmerksam um. Er erinnerte sich, dass er mal als Kind heimlich hier zum Spielen gewesen war, zusammen mit ein paar anderen Jungs aus seiner Schule. Jeden einzelnen Schlupfwinkel hatte er damals erkundet, auch wenn es kurz danach Hausarrest gegeben hatte, weil solche Orte gefährlich waren. Ob Shen wohl davon wusste? Hoffentlich nicht, aber selbst wenn, es würde nichts am weiteren Verlauf der Dinge ändern. „Schön, dass du gekommen bist, Araphel“, hörte er Shens Stimme rufen. „Und pünktlich wie immer. Ganz wie dein Herr Vater.“ „Spar dir die Spielchen und lass uns zur Sache kommen“, sprach Araphel trocken und zog seine Pistole. „Ich habe keine Lust auf irgendwelches Geplänkel.“ „Du kannst es wohl kaum erwarten, mich zu töten, nicht wahr?“ fragte Shen und ein eiskaltes Lächeln spielte sich auf seine Lippen, wobei seine Augen gefährlich funkelten. „Du bist und bleibst eben jemand, der alles zerstört, was er nicht beherrschen kann. Muss sicher ein herrliches Gefühl sein, all jene umzubringen, die dir im Weg stehen. Ich sehe es dir doch an, dass du es kaum erwarten kannst, den Mann zu töten, der dir deine Familie und deine Freunde genommen hat. Du hörst, wie es in dir schreit, nicht wahr? Jede Faser deines Körpers lüstet nach Blut und Rache und du versuchst, dich zu beherrschen. Aber am liebsten würdest du mich in Stücke reißen und deinen Hass in mich eingraben.“ Shen trat nun näher, ungeachtet der Tatsache, dass Araphel immer noch die Pistole in der Hand hatte. Er war wie immer die Selbstsicherheit in Person. Und als er nah genug war, griff der 42-jährige blitzschnell zu, drehte Araphel die Pistole aus der Hand und drückte ihn mit dem Rücken gegen eine der halb verrosteten Fabrikanlagen. Ihre Blicke trafen sich und dann griff Shen zwischen Araphels Beine und ein dämonisches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Aber am schönsten waren immer noch diese besonderen Stunden zwischen uns beiden. Wie dein Körper gebebt hat unter der Lust unserer Bewegungen und wie du deine Beine für mich gespreizt hast. Es war ein herrlich süßer Anblick, vor allem als du mich regelrecht darum angebettelt hast, es dir zu besorgen.“ Das war nun endgültig zu viel und Araphel stieß Shen von sich. „Du hast mich doch dazu gezwungen! Du hast mich gefoltert und damit gedroht, Ahava umzubringen, wenn ich dein krankes Spiel nicht mitspiele.“ „Es war ja auch so lächerlich einfach, dich gefügig zu machen“, gab Shen unbeeindruckt zurück. „Du warst, bist und bleibst so leicht zu durchschauen und zu manipulieren. Aber findest du nicht auch, du solltest etwas ehrlicher sein? In Wahrheit hast du es doch genauso genossen wie ich. Der Schmerz, die Lust… Egal wie sehr du es auch bestreiten magst, aber es hat dich erregt, genauso wie dich allein schon die Erinnerung daran erregt. Und auch wenn du mit deinem kleinen Detektiv schläfst, erfüllt es dich bei weitem nicht so sehr wie unsere gemeinsamen Stunden, wo du nackt und keuchend auf dem Fußboden gekniet hast. Auf allen Vieren wie ein Hund. Erinnerst du dich noch an die Leine? Du warst wirklich ein wunderbares Haustier gewesen.“ Damit holte Shen eine Fernbedienung heraus, drückte einen der Knöpfe und damit wurde das Licht in der Lagerhalle etwas gedämpft. Als er noch einen Knopf drückte, wurde das Licht von einem Beamer an die Wände projiziert und Araphel sah, dass es eine Filmaufnahme war. Und was er sah, war nicht weniger schlimm als die Filmaufnahmen, auf denen seine Schwester vergewaltigt worden war. Shen hatte ihm diese Bänder als „Souvenir“ zugeschickt, nachdem Ahava Selbstmord begangen hatte. Auf den Aufnahmen sah er sich selbst, nackt und mit blutendem Rücken auf den Boden kauernd, vor Schmerz und Lust stöhnend während sich Shen an ihn verging. „Schöne Zeiten, nicht wahr?“ fragte der Chinese und stand nun neben ihm. „Ich hatte selten mit jemandem solch heiße Stunden wie mit dir.“ Nun war für Araphel endgültig Schluss. Er hob seine Waffe wieder auf, schoss drei Mal auf den Beamer, um diese Aufnahmen nicht mehr mit ansehen zu müssen und feuerte dann einen Schuss auf Shen ab, welcher aber schnell genug ausweichen konnte, sodass die Kugel ihn verfehlte. „Endlich zeigst du mir etwas mehr Feuer.“ Shen ließ ihn nicht aus den Augen, als Araphel nachlud und machte sich bereit für den Kampf. „Zeig mir mehr von deinem unbändigen Hass. Lass mich diesen Zorn spüren, der in dir tobt. Lass ihn heraus und werde zu dem Dämon, der du wirklich bist.“ Ein unheimliches Lachen hallte durch die Fabrikhalle und etwas Neues glomm in Shens dunklen Augen auf. Etwas Wahnsinniges und abgrundtief Böses. Es waren die Augen eines Monsters. Für einen Moment stand Araphel kurz davor, die Beherrschung zu verlieren und diesen Bastard einfach über den Haufen zu schießen und dann abzuhauen. Etwas anderes hätte er einfach nicht verdient. Doch dann, als er tief einatmete und ganz schwach einen ganz bestimmten Geruch wahrnahm, kehrte die Erinnerung an den Plan wieder zurück und er schaffte es mit eiserner Willensstärke, sich wieder zusammenzureißen. „Tut dir eigentlich dein Knie noch weh?“ fragte Araphel schließlich und holte sein Benzinfeuerzeug heraus und begann damit in seiner anderen Hand zu spielen. „Nachdem der Patriarch dir in die Kniescheibe geschossen hat, dürftest du eigentlich kaum ohne Krücken laufen. Mit Rennen ist es wohl nicht mehr so, oder?“ Als Shen dieses seltsame Lächeln bei Araphel sah, wurde er misstrauisch. Irgendwie war das nicht die Reaktion gewesen, die er sich erhofft hatte. Er hatte damit gerechnet, dass Araphel ausrasten und auf ihn losgehen würde. So war es nie anders gewesen, doch dieses Lächeln war neu. Es bedeutete nichts Gutes, das wusste er jetzt schon. Irgendetwas hatte Araphel vor und das gefiel ihm nicht. Sollte er sich Sorgen machen, sein Plan könnte scheitern? Er versuchte es zu überspielen und blieb gelassen. „Willst du es darauf ankommen lassen?“ fragte er deshalb. „Für dich reicht es alle Male.“ „Ach ja?“ Ein Schuss fiel und Shen wollte wieder ausweichen. Es gelang ihm auch, doch als er dabei mehr Gewicht auf sein lädiertes Knie verlagerte, durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz, der ihn für einen kurzen Augenblick lähmte, doch das reichte, damit eine weitere Kugel sein anderes Knie traf und er zu Boden stürzte. Er schrie, als ein rasender Schmerz sein Bein durchfuhr, doch gleichzeitig erfüllte ihn eine seltsame Euphorie und er begann zu lachen. Er hatte sich wohl völlig umsonst Sorgen gemacht. Es lief doch alles wie geplant. Araphel würde ihn töten und das wäre der Anfang vom Ende. Boston würde zu einem Schauplatz des Gemetzels werden, wenn die Yanjingshe ihren Rachefeldzug begann. Chaos… Blutvergießen… Leid… Er selbst würde der Auslöser eines Krieges werden und Boston zu einem Schlachtfeld machen. Araphel musste ihn nur noch töten. Doch der Schuss in den Kopf oder in die Brust folgte nicht. Araphel stand eine Weile schweigend da und beobachtete ihn, wandte sich dann aber ab und verschwand in eine Ecke. Was zum Teufel hatte er vor? Nun war Shen irritiert. „Weißt du Shen, diese ganze Vendettageschichte ist zwar schön und gut und ich würde dir am liebsten hundert Male die Kniescheiben kaputt schießen, wenn es danach ginge. Aber glaub ja nicht, dass ich mich dazu herablassen werde, deine Spielchen mitzuspielen. Mag sein, dass du die Gesetze der Vendetta kennst, aber ich kenne sie auch und eine Schwachstelle hast du dabei übersehen, oder zumindest nicht in deinen Plan mit einberechnet.“ Shen lachte, aber nicht weil er sich seines Sieges noch zu einhundert Prozent sicher war. Nein, er lachte ungläubig und weil er verwirrt war. Was sollte er denn bitte übersehen haben? Er war Shen Yuanxian, die Schlange von Boston. In Shanghai wurde er sogar als Schlangenprinz bezeichnet und von seinen Untergebenen fast wie ein Gott verehrt und wie ein Teufel gefürchtet. Es unterliefen ihm niemals Fehler, weil er immer alles perfekt plante. Nicht einmal dem FBI war es gelungen, ihn einzusperren, weil er besser war. Besser als alle anderen! Besser als die Menschen, die ihn und seinen Bruder damals in dieses Bordell gezerrt und sie zu Sexspielzeugen für pädophile und sadistische Perverse gemacht hatten. Er war allen überlegen! Weitere Schüsse ertönten und nun hörte Shen ein leises Plätschern. Und noch etwas bemerkte er: es roch eigenartig… nach Benzin. Hatte Araphel etwa vor, die Fabrik niederzubrennen? „Mein Vater pflegte zu sagen, dass die beste Form der Rache darin bestünde, dass man besser als seine Feinde wird. Denn es ist ein schönerer Genuss, sie scheitern zu sehen, als sie einfach zu töten. Selbst wenn man seine Feinde tötet, können sie einem immer noch überlegen sein. Und ich werde dich eben halt übertrumpfen, indem ich deinen schönen Plan zunichte mache. Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, was passieren würde, wenn ich dich einfach so töte? Das würde einen nie enden wollenden Mafiakrieg nach sich ziehen und Boston würde zu einem kriminellen Drecksloch wie Kolumbien oder El Salvador werden. Also werde ich dich mit mir in die Hölle nehmen.“ Shens Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit, als er das hörte. Hatte Araphel etwa tatsächlich vor, sich umzubringen, weil dann die Yanjingshe keine Berechtigung zur Vendetta hatte, da auf beiden Seiten ein gleichwertiger Verlust war? Das konnte er doch nicht ernst meinen. Was war das für eine Logik? „Du bist doch verrückt“, rief er und sah, wie Araphel mit dem Feuerzeug hantierte. „Du stirbst allen Ernstes nach all dem, was du dir aufgebaut hast? Du als Nummer eins von Boston und Boss einer Mafiafamilie?“ „Das war ein Erbe meines Vaters, mehr nicht“, erklärte der 31-jährige ungerührt. „Und Mafioso zu werden, war eh nie mein Traum. Da muss ich dich leider enttäuschen, dass dein Plan nicht aufgeht, aber ich werde weder zu deinem Spielzeug, noch zu deiner Schöpfung, geschweige denn, dass ich nach deiner Pfeife tanze. Weißt du, warum man mich den Bostoner Löwen nennt? Weil ich für das einstehe und kämpfe, woran ich glaube. Ich verfolge meine Ziele, ganz egal wie unmöglich es auch erscheinen mag. Ich habe es aus eigener Kraft damals geschafft, zusammen mit Ahava im Alter von zehn Jahren, geringen Englischkenntnissen und 39°C Fieber in einen Privatjet nach Amerika zu fliegen und ich hätte jeden im Flugzeug erschossen, der es gewagt hätte, mich an meinem Ziel zu hindern. Aber ich töte nicht einfach nur, um Macht über andere zu haben und sie zu tyrannisieren, so wie du es tust. Ich kämpfe, um stärker zu werden, damit ich jene besser beschützen kann, die für mich wie eine Familie sind. Ich habe weder Heimat noch leibliche Familie. In Israel war ich nur ein dreckiger Straßenjunge und hatte nichts. Weißt du, uns beide verbindet schon etwas, auch wenn ich es nur ungern zugebe. Wir beide haben als Kinder viel durchmachen müssen. Wir haben die Hölle erlebt und haben uns unseren Platz durch Willenskraft, Stärke und Rücksichtslosigkeit erkämpft, weil wir sonst verloren gewesen wären. Während ich mehr oder weniger das Glück hatte, in den richtigen Flieger gestiegen zu sein und eine Familie zu finden, hast du deinen Weg alleine bestritten. Du hast jene umgebracht, die dir deine Kindheit und deinen Bruder genommen haben. Und mehr noch: du hast mehr Menschen auf dem Gewissen als so manche Serienmörder hier in Amerika. Aber du hattest nie jemanden. Keinen Vertrauten, keinen Freund, du warst immer alleine. Darum nennt man dich auch die Schlange: du tötest deine Opfer blitzschnell und richtest sie mit deinem Gift zugrunde, verlässt aber niemals dein sicheres Nest. Aber Schlangen sind keine Gruppentiere. Sie gelten zwar als Symbol der Weisheit und der Sünde, aber sie sind strikte Einzelgänger und wenn sich zwei Schlangen in ein Beutetier verbeißen, fressen sie ihren Artgenossen ohne zu zögern mit auf. Löwen sind anders. Sie leben in Rudeln und bauen auf die Stärke der anderen. Sie sind Anführer und sie beschützen ihr Rudel. Ein Boss ist wie ein Familienoberhaupt. Er muss sich Respekt und Anerkennung verschaffen. Vielleicht ist es auch gesund, wenn man Angst vor ihm hat. Aber man hat die Pflicht, die Familie zusammenzuhalten.“ „Du redest schon so wie der alte Sack“, gab Shen mit höhnischer Stimme zurück und man konnte sehen, dass die Maske des überlegenen und unantastbaren Triadenbosses von ihm abgefallen war. Die Erkenntnis, dass sein perfekter Plan gescheitert war und das Massaker, wie er es sich so sehr erhofft hatte, gar nicht stattfinden würde, ließ ihn alle Erhabenheit und Würde vergessen. Seine Miene war gezeichnet von blankem Hass und purer Abscheu. „Und selbst wenn dem so wäre, was interessiert es mich? Glaubst du im Ernst, Menschen macht man sich durch Mitgefühl und Verständnis gefügig? Nein, wir beherrschen sie mit ihrer schlimmsten Angst. Und glaubst du im Ernst, du kannst deinen kleinen Detektiv beschützen, indem du mit mir hier stirbst? Falsch gedacht. Meine Leute werden ihn finden und ihm das Fleisch scheibenweise von den Knochen schneiden, so wie man es bei uns mit Verrätern und Feinden macht. Ich dachte du wärst ein Dämon, meine perfekte Schöpfung, aber in Wahrheit bist du nichts Weiteres als ein Dummkopf. Solche sentimentalen Schwachköpfe wie du und der Patriarch mit ihren romantischen Vorstellungen von einer Gemeinschaft sind doch am Ende diejenigen, die mit dem Leben bezahlen. Sie verlieren alles und jagen sich dann eine Kugel durch den Schädel, weil sie selbst zu schwach sind, um wieder aufzustehen. Oder aber sie werden zu moralischem Abschaum. Was interessiert mich dieses soziale Geplänkel?! Von mir aus kann die gesamte Menschheit in ihrem eigenen Sumpf versinken. Meinetwegen können sie alle verrecken, wir alle verdienen den Tod. Sowohl du, als auch ich und alle anderen.“ „Mag sein“, sagte Araphel, ohne dass sich seine Miene großartig bewegte. „Es gibt halt Menschen wie du, welche die Welt einfach nur brennen sehen wollen. Und weißt du was? Ein paar Kugeln habe ich noch übrig. Der Schuss ins Knie war übrigens für meinen Vater.“ Der nächste Schuss traf Shens anderes Knie, welches noch nicht verheilt war. „Das war für Christine…“ Die darauf folgende Kugel durchbohrte Shens linke Schulter. „Das war für Sergej.“ Als er die andere Schulter traf, sagte er „Das war für Yin und Asha.“ Den nächsten Schuss in die Seite widmete er Sam und dann schließlich schoss er Shen direkt zwischen die Beine und traf ihn damit in seine Genitalien. Als der Chinese laut aufschrie vor Schmerzen, sprach er mit eiskalter Stimme „Der war für meine Schwester.“ Als damit die letzte Kugel verschossen worden war, entzündete Araphel das Feuerzeug und warf es in die Benzinpfütze, die daraufhin sofort Feuer fing. Mit einem wütenden Zischen breitete sich das Feuer rasend schnell in der ganzen Fabrikhalle aus. „Und das ist für dich, du Bastard. Wir sehen uns beide in der Hölle wieder.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)