Smallville-Expanded - 02 von ulimann644 (Fatal Touch) ================================================================================ Kapitel 3: Sportlicher Einsatz ------------------------------ Alicia Sterling war glücklich darüber, dass es durch ihre Narretei nicht zu einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen ihr und Christian gekommen war. Einmal mehr war sie froh, dass er ein so besonnener Typ war. An diesem Samstagmorgen hatte sie, in angenehme Gedanken versunken, geduscht, sich angekleidet und danach gemeinsam mit ihren Eltern gefrühstückt. Danach hatte sie ihre Sporttasche gepackt und sich fröhlich von ihren Eltern verabschiedet, mit dem Hinweis, dass sie mit Christian trainieren würde. Nachdem sie zur Tür hinaus war, blickte Jerome Sterling seine Frau an und meinte nachdenklich: „Alicia scheint in der letzten Zeit richtig gut drauf zu sein. Nach dem Überfall hatte ich zuerst Angst, dass sie in ein seelisches Loch fallen würde.“ Cassidy Sterling trank einen Schluck von ihrem Kaffee. Schmunzelnd meinte sie dann: „Unsere Tochter ist verliebt, Schatz.“ Jeromes Reaktion fiel in etwa so aus, wie es sich seine Frau zuvor in Gedanken ausgemalt hatte. Verwundert fragte er: „Verliebt...? Alicia...? Wann...? Wer...?“ Entsagungsvoll verdrehte seine Frau die Augen. „Oh, komm schon Jerome. Du willst doch nicht sagen, du hättest nicht bemerkt, dass sie seit einiger Zeit nur noch vom Neffen der Falkens schwärmt. Er hat ihr offensichtlich den Kopf verdreht.“ Jerome Sterling wirkte etwas ratlos, als er meinte: „Aber Alicia ist doch erst...“ „Sie ist fast Siebzehn, Liebling, und langsam solltest du dich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sie dabei ist erwachsen zu werden. Wie lange, dachtest du denn, bleibt sie deine kleine Tochter?“ Melancholisch stützte Jerome Sterling sein Kinn auf die Hände und seufzte. „Na ja, zumindest bis sie Achtzehn oder Neunzehn... oder Neunzig... ist...“ Bei seinem traurigen Hundeblick begann Cassidy schallend zu lachen. Dann setzte sie sich zu ihm und nahm ihn in ihre Arme. Tu mir einen Gefallen und freue dich für sie, dass sie sich in einen Jungen, wie den Neffen der Falkens verliebt hat. Er macht nämlich einen sehr anständigen Eindruck auf mich.“ Der Mann nickte in Gedanken. Dann fiel ihm siedend heiß etwas ein und seine Haltung verspannte sich. „Aber, wenn die beiden gar nicht trainieren, sondern bei ihm drüben etwas ganz anderes machen?“ Cassidy lächelte mitfühlend: „Dann bist du der Letzte, der davon erfährt. Wenn du davon erfährst...“ Sie weidete sich an seinem Blick und beruhigte ihn dann. „Alicia ist aufgeklärt, und darüber hinaus kein Früchtchen, das gleich überstürzt mit jedem Jungen ins Bett hüpfen würde. Wir haben sie nämlich zu einer verantwortungsbewussten, jungen Frau erzogen. Wenn es geschieht, dann wird sie darauf achten sich zu schützen.“ Jerome blickte seine Frau fragend an. „Ich habe dich nie gefragt, wie alt du bei deinem ersten Mal warst.“ Cassidy lächelte in Gedanken und sagte leise: „In Alicias Alter war ich bereits seit mehr als einem Jahr schon keine Jungfrau mehr. Es war ein romantischer Sommerflirt, den ich damals für die große Liebe hielt.“ „Hast du es irgendwann bedauert?“ Cassidy schüttelte den Kopf. „Nein, niemals. Denn letztlich gibt es nie eine Garantie dafür, ob eine Beziehung funktionieren wird, oder nicht.“ Sie küsste ihren Mann liebevoll, bevor sie meinte: „Und jetzt komm mit, mein Wagen repariert sich nicht von alleine.“   * * *   Alicia ahnte nichts von diesem Gespräch ihrer Eltern, als ihr Christian an diesem Vormittag einige Kombinationen beibrachte. Zuerst hatten sie die Bewegungsabläufe genau einstudiert, bevor sie zum Sandsack hinüber gingen. Lachend hatte Christian dabei gemeint: „Bevor du mir wieder so ein Ding verpasst, lass es lieber an diesem Gerät aus.“ Dabei stellte er sich hinter den Sandsack um ihn festzuhalten und blickte seitlich daran vorbei zu Alicia. Alicia bemerkte die fragende Note und neugierig erkundigte sie sich: „Ist irgend etwas, Chris? Wenn es wegen gestern ist, dann...“ „Nein, kein Gedanke“, versicherte der Blonde hastig. Dann rückte er damit heraus: „Ich habe mich nur gefragt, ob du schon einmal mit einem Jungen zusammen warst.“ Das Mädchen gab die bereits eingenommene Haltung auf und antwortete: „Nicht wirklich. Es gab da mal einen netten Jungen, vor zwei Jahren. Aber außer Knutschen ist nichts gelaufen. Das Ganze ging nur einige Wochen lang.“ Christian nickte und meinte: „Dann können wir ja loslegen.“ Alicia grinste hintergründig. „Nicht so hastig, mein Lieber. Was ist mit dir? Hattest du schon eine Freundin in Deutschland?“ Sie nahm wieder ihre Grundhaltung ein, während sie auf die Antwort des Jungen wartete. Christian sagte sich, dass er damit hatte rechnen müssen, dass auch Alicia neugierig sein würde, nachdem er mit diesem Thema begonnen hatte. Er blickte sie offen an und antwortete: „Ja, vor etwa zwei Jahren war ich mit einem Mädchen zusammen.“ Alicia landete einen Treffer und der Junge war etwas von der Wucht ihres wütenden Schlages überrascht. „Hast du sie geküsst?“ „Ja.“ Alicia feuerte die Kombination von zwei Schlägen ab, die Christian ihr gezeigt hatte. „Und habt ihr auch...“ „Ja, das Erste Mal habe ich mit ihr erlebt. Es war auf einer Klassenfahrt.“ Erneut schlug Alicia auf den Sandsack ein und versetzte ihm zusätzlich einen kräftigen Tritt, der Christian spürbar erschütterte und aus dem Gleichgewicht brachte. Ein seltsames Funkeln lag in ihrem Blick. „Was ein wenig zusätzliche Motivation doch bewirken kann“, spöttelte Christian fein und blickte Alicia fragend an. Dann erklärte er: „Du wolltest es wissen, Alicia, und ich kann nichts dafür, wenn dir die Antwort nicht gefällt. Wollen wir es für heute gut sein lassen? Wir könnten stattdessen bei mir etwas Musik hören und vielleicht...“ „Was tun...?“ Alicia kam mit neugierigem Blick näher, bis sie dicht vor Christian stand. „Hattest du vielleicht an etwas Bestimmtes gedacht?“ „Darf ich darauf antworten, nachdem wir uns geduscht und umgezogen haben“, fragte der Blonde ablenkend. Alicia nickte. „Aber auf diese Weise kommst du nicht aus dieser Nummer. Du schiebst die Antwort nur hinaus.“ Damit nahm sie ihre Sporttasche und machte sich auf den Weg zum Gästebad. Länger als sonst nach dem Training mit Christian blieb sie unter der Dusche und im Gegensatz zu sonst legte sie ein dezentes Make-Up auf. Als sie ihre Jeans angezogen und ein sattgelbes Träger-Shirt übergestreift hatte, drehte sie sich vor dem Spiegel – zufrieden mit dem, was sie sah. Dann schlüpfte sie schnell in ihre Sportsocken und Turnschuhe und begab sich zum Zimmer des Jungen, in dem Christian schon auf sie wartete. Im Hintergrund lief ein Mix der momentan angesagten Songs. Er hatte eine Flasche Mineralwasser geöffnet und mit einem Lächeln reichte er Alicia eines der gefüllten Gläser. Dabei beobachtete er sie dabei, wie sie trank und ihn über den Rand des Glases hinweg ansah. Er selbst nahm einen Schluck von seinem Mineralwasser und stellte das Glas dann auf den Tisch der Sitzecke. Alicia tat es ihm nach und näherte sich ihm dann langsam, wobei sie den Kopf nach vorne neigte, und ihn von Unten herauf verführerisch ansah. „Nun, an was hattest du jetzt genau gedacht?“ Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und Christian stieg der Duft des blumigen Parfums in die Nase, das sie extra zuvor aufgelegt hatte. Außerdem fiel dem Blonden auf, dass ihre Augenlider nun einen goldenen Schimmer aufwiesen, der ausgezeichnet zu ihr passte. Bevor der Junge etwas sagen konnte, hatte Alicia ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gehaucht und fragte leise: „Hattest du vielleicht an so etwas gedacht?“ Endlich fand Christian seine Sprache wieder und rau antwortete er. „Ja, das war mit bei den Gedanken, die mir so durch den Kopf gingen.“ „Und was ist hiermit?“, hauchte sie, wobei ihre Hände sich unter sein T-Shirt schoben und darunter auf Wanderschaft gingen. „Nun, so in etwa...“ Das Mädchen küsste ihn – diesmal richtig, doch sie hielt ihn dabei etwas auf Distanz, als er sie zu sich heranziehen wollte. Lächelnd löste sie sich wieder von ihm und schob sein Shirt nach oben, bevor sie es ihm über den Kopf auszog. Dabei sagte sie leise: „Ich möchte noch etwas warten, bevor ich mit dir schlafe, Chris. Aber ich möchte dich streicheln und von dir gestreichelt werden.“ Damit zog sie ihr eigenes Shirt aus und warf es achtlos auf einen der Sessel, bevor sie sich schnell an den überraschten Jungen schmiegte. „Ich finde, dass Siebzehn kein schlechtes Alter für das erste Mal ist.“ Christian lächelte sie an und erwiderte raunend: „Ja, das klingt sehr gut.“ Er legte seine Arme um sie und seine Hände bewegten sich langsam und sehr zärtlich über Alicias Rücken. Dabei fluchte er gedanklich auf seine enge Jeans. Während Alicia den blonden Hünen sanft zum Bett hinüber schob, fragte sie: „Sind wir hier auch wirklich ungestört?“ Mein Onkel und meine Tante kommen nur herein, wenn die Tür geöffnet ist. Zu bedeutet: Bitte nicht stören.“ „Eine gute Regelung.“ Die beiden Jugendlichen sanken eng umschlungen auf das weiche Lager. Es dauerte eine Weile, bis Alicia schließlich ihre anfängliche Scham etwas abgelegt hatte und sie sich langsam auf den Rücken drehte, wobei sie eine Hand des Jungen auf ihre linke Brust legte. Christian streichelte sie sanft. Dann küsste er sie auf den Mund, den Hals und die dunklen Spitzen ihrer straffen Brüste. Alicia legte ihre Hände über den Kopf und war ganz weg von Christians Zärtlichkeiten. Schließlich zog sie ihn an den Schultern zu sich herauf und küsste ihn sehr lange und ausdauernd. Als sie sich atemlos von einander lösten, drehte sie den Jungen, mit sanfter Gewalt auf den Rücken und bettete ihren Kopf auf seine Brust. Dabei flüsterte sie glücklich: „Ich bin so verliebt in dich, dass ich schreien könnte.“ Christian streichelte über ihr Haar. „Ich weiß, was du meinst. Mir geht es genauso. Dabei dachte ich nach unserem ersten Gespräch, du wärst eine Furie.“ Alicia lachte leise: „Na ja, ich habe auch alles getan, um den Eindruck zu bestätigen, fürchte ich. Mein Vater war davon gar nicht begeistert. Weißt du, er hatte mir gleich an der Nasenspitze angesehen, dass wir Streit hatten, nachdem du weg warst und ich in den Wagen eingestiegen war. Und er kann sehr hartnäckig fragen.“ „Daher hast du das also“, lachte Christian vergnügt. Dann erkundigte er sich: „Was sagt er dazu, dass du einen Freund hast?“ Alicia schluckte. „Er weiß es noch nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Mom etwas ahnt. Sie machte einige seltsame Bemerkungen in der letzten Zeit. Mein Dad ist da etwas schwerfälliger. Ich bringe es ihm nachher, bevor wir zum Spiel fahren, bei. Es ist nur so: Er hängt sehr an mir, und ich möchte nicht, dass er leidet.“ Zuerst machte Christian eine etwas unwillige Miene, aber dann sagte er sich, dass es Alicia vielleicht schwerer fiel mit ihren Eltern darüber zu reden. Und er hatte schon von der manchmal komplizierten Vater-Tochter-Beziehung gehört. Darum küsste er Alicia nur sanft auf den Mund und sagte: „Ich denke, dass er sich am Ende für dich freuen wird.“ Alicia küsste ihn auf den Hals und schmiegte sich dann wieder eng an Christian. Dabei flüsterte sie fast unhörbar: „Du glaubst an die Menschen und dafür liebe ich dich.“   * * *   Nach dem Mittagessen, fuhren sie mit dem Motorrad erst bei Alicias Eltern vorbei. Christian hatte Alicia angeboten bei seinem Motorrad auf sie zu warten, doch sie bestand darauf, dass er mitging. Ihn an die Hand nehmend meinte sie: „Ich werde nicht länger Versteck mit meinen Eltern spielen, und sie müssen einsehen, dass ich kein Kind mehr bin.“ Sie betrat mit ihm das Haus, ohne ihn loszulassen. In der Küche trafen sie Cassidy und Jerome Sterling an, die lachend dabei waren, zu kochen. Neugierig blickten sie zu den beiden Jugendlichen auf, und grinsend stupste die Frau ihren Mann dabei an. „Ich habe die Wette gewonnen“, flüsterte sie. Dann sagte sie: „Hallo, ihr beiden. Ihr wollt uns also beibringen, dass ihr fest zusammen seid?“ Alicia blickte von ihr zu ihrem Vater und nickte entschlossen. „Ja, ich möchte keine Heimlichkeiten haben.“ Erst, als Jerome Sterling sanft lächelte, fiel die Spannung von den beiden Teenagern ab. Schmunzelnd meinte Alicias Vater: „Das finde ich sehr gut, mein Schatz. Wir wussten ohnehin schon Bescheid denn wir kennen dich ja.“ „Ich wusste Bescheid“, verbesserte seine Frau feststellend und warf Christian dabei einen warnenden Blick zu, der ihn davon abhielt zu breit zu grinsen. So als wären die beiden Jugendlichen gar nicht im Raum, meinte sie zu ihrem Mann: „Findest du nicht auch, dass die beiden ein hübsches Paar abgeben?“ „Das muss an dem hübschen, glücklich strahlenden, Mädchen liegen“, hieb Jerome Sterling in dieselbe Kerbe, nachdem ihm seine Frau zu gezwinkert hatte. „Mom...! Dad...!“ Alicias Eltern lachten und schließlich meinte Jerome zu Christian gewandt: „Dann werde ich ab jetzt nicht mehr Mister Falken sondern Chris zu dir sagen.“ Cassidy blickte ihn an und fragte: „Bleibt ihr zum Essen?“ Alicia war es, die sichtlich erleichtert antwortete: „Nein, Mom, wir wollen zum Spiel der Crows. Chris sitzt als Free-Safety-Backup auf der Bank.“ „Sehr günstig, wenn man Cheerleader ist, nicht wahr?“ Alicia wirkte verlegen. Dann konterte sie: „Kann schon sein, Mom.“ Sie verschwand schnell nach oben, holte ihre Tasche mit dem Cheerleader-Dress und war einen Moment später wieder da. Schnell nahm sie Christian bei der Hand und sagte, zu ihren Eltern gewandt: „Bye!“ Erst als sie mit Christian draußen war, atmete Alicia erleichtert auf und blickte Christian vergnügt und erleichtert zugleich an. „Yeah, ich habe es hinter mir. Wenn ich geahnt hätte, dass es so leicht sein würde, dann hätte ich nicht so lange gezögert“ Sie küsste den Jungen überglücklich auf den Mund. Christian zwinkerte nur, nachdem sie sich wieder von einander gelöst hatten. Dann bestiegen sie das Motorrad und fuhren los.   * * *   Während der ersten Halbzeit hatte Chris das Spiel aufmerksam verfolgt. Obwohl er nur auf der Bank saß, versuchte er das Verhalten der gegnerischen Angriffsspieler zu analysieren, und dabei etwas zu lernen. Zudem beobachtete er sehr genau die verschiedenen Angriffszüge und versuchte Muster im Verhalten der gegnerischen Offense zu erkennen. Dabei warfen sich er und Alicia zwischen den Spielzügen immer wieder verstohlene Blicke zu, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Er fieberte mit den Crows, doch sie lagen, weniger als drei Minuten vor dem Ende des vierten Quarters, immer noch mit 14:20 hinten. Und die Offense des Gegners hatte den Ball durch eine Interception auf Höhe der Mittellinie erobert. Bei der heutigen Abwehrleistung der Crows konnte man das Spiel bereits abhaken, denn dass die Cobras nochmal punkten würden stand bei dieser Crows-Abwehr so gut wie fest. Doch dann gelang der Defense der Crows an der Line zwei gute Spielzüge und so hieß es nun 3rd Down und 17. Eine kritische Situation für die Cobras, denn falls sie mit dem nächsten Spielzug kein neues erstes Down schafften, dann würden sie den Ball wieder abgeben müssen, und die Crows würden noch einmal in Spiel zurück kommen können. Christian beobachtete, wie der Coach Neil Fender, den Free-Safety, vom Feld winkte, einige Worte mit ihm wechselte, und dann zu seiner gelinden Überraschung auf ihn selbst deutete. Er sprang förmlich von der Bank und eilte mit seinem Helm zum Trainer der Crows. „Chris Falken, du wirst für Neil übernehmen. Die werden einen langen Pass versuchen, oder aber einen Fake – wie auch immer, ich brauche einen schnellen Mann hinten, und dass du schnell bist, hast du im Training gezeigt. Das ist deine Chance dich im Spiel zu beweisen, also geh raus und sieh zu, dass die kein neues First-Down erreichen, Okay?“ Christian strahlte überrascht. „Klar Coach. Danke, Coach.“ Er setzte seinen Helm auf, schloss ihn und rannte auf das Spielfeld, zum Chef der Abwehr. Nach einer kurzen taktischen Besprechung der Mannschaft nahmen sie ihre Positionen ein, wobei sich Christian seiner Aufgabe entsprechend ins Backfield, seitlich versetzt, etwas hinter den Strong-Safety, orientierte. Innerlich bis zum Zerreißen angespannt wartete er auf den Start des Spielzuges. Wie in Zeitlupe nahm er wahr, wie der gegnerische Center den Spielzug begann und den Ball an den Quarterback übergab. Mehrere Wide-Receiver rannten zu ihm ins Backfield und Christians Blick richtete sich auf den gegnerischen Quarterback, der nun seinen designierten Passempfänger anvisierte. Als er ausholte, rannte Christian auf den vermutlichen Empfänger des Passes zu. Er war sich mit einem Mal ganz sicher, wer den Ball bekommen sollte. Der gegnerische Passempfänger hatte bereits einen Cut nach Innen gemacht, und wandte ihm seinen Rücken zu. Christian nutzte diesen Umstand und sprintete von schräg hinten auf ihn zu. Doch nicht um ihn zu tackeln, nein, er wollte mehr. Er behielt im Laufen den Ball im Auge und rannte auf einen Punkt zu, an dem der Ball ankommen musste bevor er gefangen werden konnte. Wie eine Rakete kam der Ball heran geschossen, und für einen Augenblick überfiel Christian das Gefühl, dass er sich verkalkuliert hatte. Dann würde der Gegner mit dem Ball in die ungedeckte Endzone laufen, denn der letzte Mann in der Verteidigung war er selbst. Verzweifelt sprang er nach Vorne und streckte seinen Körper. Er bekam die linke Hand, vor dem überraschten Receiver, an den Ball und zog ihn heran. Ein Toben drang von der Tribüne zu ihm herab, weil er den Ball abgefangen hatte, doch Christian nahm es nur als dumpfes Hintergrundrauschen wahr. Als er den Ball sicher an seine Brust gedrückt hatte, nahm er den Blick vom Ball und rannte nach Vorne. Noch war Zeit auf der Uhr und die eigene Offense konnte jeden Yard, den er gutmachen würde, dringend gebrauchen. Die Line-Spieler der Crows hatten bemerkt, was sich ereignet hatte, und zwei von ihnen blockten geistesgegenwärtig eine etwa zwei Meter breite Lücke für Christian frei. Er rauschte hindurch, übersprang einen Gegner, der nach seinen Fußgelenken greifen wollte und rannte weiter. Er bemerkte einen Gegner, der sich ihm seitlich Links näherte. Mit einem schnellen Blick zur Seite bemerkte er einen eigenen Mitspieler, der langsam aufholte. Ganz zur Außenlinie ausweichend deutete er ihm an, dass er diesen letzten Gegner vor der Endzone übernehmen sollte. Nur aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sein Begleiter zum halbhohen Tackle ansetzte, und der Gegner mit einem Überschlag auf dem Rücken landete. Der Weg in die Endzone war frei. Mit einem unbeschreiblichen, geradezu berauschendem Gefühl überlief Christian die Goalline und stoppte erst als er fast unter den Fieldgoal-Stangen stand. Er reckte lachend den Ball in die Luft, bevor er ihn nach hinten weg fallen ließ und seinen heranstürmenden, jubelnden Mitspielern entgegen sah. Schnell warf er einen Seitenblick zu Alicia, die begeistert ihre Cheerleader-Mannschaft puschte und stolz dabei zu ihm herüber sah. Dann erreichten die ersten beiden Mitspieler ihn, und gleich darauf hatten sie ihn in ihrem Freudentaumel umgerissen und unter sich begraben. Sie hatten den Spielstand tatsächlich ausgeglichen. Der Extrapunkt zum 21:20 gelang. Motiviert von dem Interception-Touchdown brachten die Crows den nächsten Drive der Cobras zum Stehen und konnten dann ihrerseits die Uhr herunter ticken lassen. Sie hatten das Spiel tatsächlich gedreht, und nicht wenige Spieler der Crows liefen zu Christian, um ihm zu gratulieren. Selbst der Coach kam lächelnd auf ihn zu und klopfte ihm mit der Faust stolz auf das Shoulderpadd. „Das hast du sehr gut gemacht, Falken. Das Publikum liebt dich!“ Erst jetzt wurde Chris das Publikum bewusst, das aufgestanden war und auf den Rängen den knappen Sieg feierten. Er nahm seinen Helm ab und winkte ihnen zu, bevor er seinen Kameraden in die Katakomben folgte. Im Umkleideraum herrschte ein unbeschreiblicher Trubel, als er herein kam und beinahe jeder Mitspieler wollte ihn abklatschen. Christian, dem eine derartig ausgelassene Begeisterung fremd war lächelte, beinahe etwas verlegen, und nahm die Glückwünsche seiner Kameraden entgegen. Als er endlich seinen Spind erreicht hatte, setzte er sich erst einmal auf die Bank und atmete tief durch. Er kam sich vor, wie in einem Traum. Erst als sich jemand vor ihm aufbaute, blickte er auf. Christian erkannte, dass es Neil war. Mit verschlossener Miene blickte der untersetzte, kräftige Junge zu ihm herab, und Christian befürchtete, dass er sauer auf ihn war, weil der Coach ihn aus dem Spiel genommen hatte. Doch dann lächelte Neil, der seinen Abschluss bereits in diesem Sommer machen würde, und reichte ihm die Hand. „Das war ein sehr guter Fang und ein noch besserer Lauf, Falken. Aber es wird nicht immer so glatt laufen.“ Christian ergriff die Hand seines Gegenübers. „Danke Neil. Ich denke, dass ich bis zum Sommer noch sehr viel von dir lernen kann. Der Coach wird uns beide brauchen.“ Neil nickte verzweifelt lachend: „Ja, bei der Offense ganz sicher.“ Christian atmete erleichtert auf, als sich Neil entfernte, und zögernd erlaubte auch er sich ein zufriedenes Lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)