Star Trek - Icicle - 03 von ulimann644 (Freundschaften) ================================================================================ Kapitel 7: Tagträume und Nachtschatten -------------------------------------- Am nächsten Morgen brachen Dheran Linara und Sorek zeitig auf. Noch vor sieben Uhr Ortszeit flogen sie mit dem Shuttle los und waren, dank Dherans rasanter Flugkünste, gegen fünfzehn Uhr Ortszeit an der spanischen Atlantikküste. Dheran landete das Shuttle auf einem dafür vorgesehenen Platz am Rande von Cadiz. Nachdem sie ausgestiegen waren blickten sich die drei Captains um. Die eigentliche Stadt lag direkt vor ihnen und zog sich vom historischen Hafen, die Sanften Hügel hinauf. Früher hatte die Stadt auf einer Inselzunge gelegen, aber nach dem dritten Weltkrieg hatte sich das geändert. Nur der historische Hafen, und einige Gebäude hatten den Krieg überstanden. Etwa zwanzig Jahre nach dem Ende dieses Krieges hatte man in einer gewaltigen Anstrengung die zerstörten Gebäude abgetragen und den Zwischenraum der Landzunge trockengelegt und aufgeschüttet, so dass der Hafen heute an einer sanft geschwungenen Küstenlinie lag. Auch die Hügel waren künstlich aufgeschüttet und neu begrünt worden. Die dichten Wälder um Cadiz herum machten vergessen, wie es bis Mitte des 21. Jahrhunderts hier ausgesehen hatte. Langsam strebten die drei Captains durch die belebten Straßen hinauf zum Stadtzentrum. Als die breite Allee ebener wurde mündete sie in einen weiten Platz von einhundert Meter Kantenlänge. Auch von den anderen drei Seiten mündeten Alleen auf den Platz, genau aus den Richtungen Norden, Süden und Westen. Sie selbst kamen von Osten herauf. In der Mitte des Platzes gab es einen gewaltigen Steinbrunnen. Viele Geschäfte und Lokale, vor denen Tische und Stühle standen, befanden sich in den unteren Etagen der angrenzenden Häuser. Die drei Captains schritten langsam über den weiten Platz, bis Dheran plötzlich stehen blieb und am Brunnen vorbei auf einen Bereich des dahinter liegenden Platzes blickte. Sorek und Linara folgten dem starren Blick des Andorianers und erkannten Pasqualina Mancharella, in ein buntes Sommerkleid gekleidet, wie sie sich darin gefiel, einen gut aussehenden dunkelhaarigen Mann zu umarmen, und sogar auf die Wange zu küssen. „Was haben Sie vor?“, fragte Linara Enari, als Dheran sich wieder in Bewegung setzte, genau auf die Beiden zu. „Sie wollen doch nicht etwa stören?“ „Aber wo denken Sie hin“, wehrte Dheran heftig ab. „Ich will nur einmal kurz schauen, das ist alles.“ Er hatte sich gerade wieder in Bewegung gesetzt, als die Spanierin den Andorianer entdeckte und ihm zu winkte. „Kommen Sie, Sorek, wir sind entdeckt“, grinste Linara und folgte dem Andorianer. „Das möchte ich mir außerdem aus der Nähe anschauen.“ Sie schlossen wieder zu Captain Dheran auf und schritten gemeinsam zum Ersten Offizier der ICICLE und dem unbekannten Mann hinüber. Während sie näher kamen bemerkten sie, dass der Mann neben der Spanierin um einige Jahre älter war. Linara´ Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. Ein Mann in diesem Alter, noch dazu ein derart beeindruckender, hätte eher zu einer etwas erfahreneren Frau wie sie gepasst. Als die drei Captains sie erreicht hatten, wandte sich Pasqualina an den stattlichen Mann an ihrer Seite und sagte: „Darf ich vorstellen, Papa? Das sind Captain Linara Enari, Captain Sorek und mein direkter Vorgesetzter an Bord der ICICLE, Captain Tar´Kyren Dheran.“ Sie wandte sich an die drei Captains. „Und das hier ist mein Vater: Fernando Emilio Mancharella.“ Die Reaktion der Captains fiel unterschiedlich aus. Während Sorek fast belustigt zu sein schien, spreizten sich die Antennen des Andorianers leicht zur Seite. Linara Enaris nachdenkliches Gesicht entspannte sich zusehends uns wurde fraulich weich, als ein flüchtiges Lächeln über ihre Lippen huschte. Der kräftige Spanier, dessen Haare an den Schläfen bereits einen leichten Grauton aufwiesen, gab den drei Offizieren seine Hand und sagte mit angenehm tiefer Stimme zu Dheran: „Es freut mich besonders den Mann endlich kennen zu lernen, in dessen Händen das Leben meiner Tochter momentan liegt. Ich hoffe sie geben gut auf sie acht.“ „Auf sie, und auf die anderen 498 Männer und Frauen unter meinem Kommando, Señor Mancharella“, antwortete der Andorianer förmlich. Der Spanier schmunzelte offen, bevor er erwiderte: „Mit Señor bin ich schon seit Jahren nicht mehr angesprochen worden. Sie wissen sich auszudrücken, Captain Dheran.“ Er wandte sich nun wieder an alle drei Offiziere. „Ich hoffe Ihnen gefällt Cadiz. In der Vergangenheit sahen die Stadt und die Küstenlinie etwas anders aus; vor dem Dritten Weltkrieg. Haben Sie ein bestimmtes Ziel in Cadiz?“ „Nun, nicht direkt“, gab Dheran zu. „Wir waren dabei uns ein Wenig umzusehen. Aber vielleicht können Sie uns ein Hotel für die Nacht empfehlen?“ „Hotel?“, echote der Spanier. „Kommt gar nicht in Frage, Sie sind selbstverständlich meine Gäste. In meinem Haus gibt es genug Gästezimmer, und eine Ablehnung fasse ich als Beleidigung auf.“ Dheran, der zu ahnen begann, von wem sein Erster Offizier das zielstrebige Wesen geerbt hatte, antwortete: „In diesem Fall nehme ich, auch im Namen meiner Kollegen, Ihre Einladung gerne an.“ Fernando Mancharella nickte zufrieden. „Sehr schön. Was halten Sie davon, wenn meine Tochter und ich Ihnen die Sehenswürdigkeiten von Cadiz zeigen?“ „Gerne“, stimmte Linara Enari zu, bevor einer ihrer beiden Begleiter eventuell auf die Idee kam abzulehnen. Sorek und Dheran nickten zustimmend und folgten dem Spanier, als er sich in Bewegung setzte. Dabei musterte der Andorianer seinen Ersten Offizier etwas genauer und er musste zugeben, dass Pasqualina in Zivilkleidung eine prima Figur machte.   * * *   Sie verbrachten einen angenehmen Nachmittag zusammen und saßen schließlich beim Abendbrot im Haus der Mancharellas zusammen, von dem aus man einen wunderbaren Blick hinunter zum Hafen hatte. Auf dem Weg hierher, hatten die drei Offiziere der Taktischen Flotten ihr Gepäck aus dem Shuttle geholt, und auf die Zimmer gebracht, in die sie Fernando einquartiert hatte. Pasqualina Mancharella war für eine dreiviertel Stunde in der Küche verschwunden, während ihr Vater den drei Captains etwas zu trinken angeboten hatte und sie unterhielt. Als Fernandos Tochter gerade wieder mit einem großen Teller voller Reibekuchen in das Speisezimmer des großen Hauses trat, hörte sie Linara Enari fragen: „Werden wir auch die Gelegenheit bekommen, die Dame des Hauses zu begrüßen?“ Als die Bajoranerin den Blick Fernandos bemerkte, ahnte sie, dass sie etwas Falsches gesagt haben musste, und auch Dheran warf ihr einen Unheil verkündenden Blick zu. „Meine Frau verstarb vor drei Jahren“, erklärte Fernando ruhig. „Das konnten Sie jedoch schwerlich wissen. Machen Sie sich also keine Gedanken deswegen.“ Beklommen blickte Linara von dem Spanier zu Pasqualina und ihre Augen baten um Entschuldigung. Fernandos Tochter stellte wortlos den Teller auf den Tisch und verschwand dann schnell wieder in der Küche, um Teller und Besteck zu holen. Als sie wieder in den Speiseraum kam, versuchte Dheran das peinliche Schweigen zu durchbrechen, indem er auf den großen Teller sah und fragte: „Was ist denn das? Riecht äußerst angenehm.“ Pasqualina, die jedem einen Teller und Besteck reichte, antwortete: „Das sind Reibekuchen, meine Lieblingsspeise. Ich hoffe es wird Ihnen allen munden, die sind nämlich nicht repliziert, sondern selbst gemacht.“ Linara war erleichtert, dass der Themenwechsel des Andorianers funktioniert hatte. Mit feinem Spott meinte sie: „Wenn Sie ihre andorianische Nase darüber rümpfen, dann haben Sie zukünftig ein Problem, fürchte ich.“ Dheran warf der Bajoranerin einen undefinierbaren Blick zu, bevor er sich mit der Gabel einen der Reibekuchen nahm. Pasqualina reichte ihm die Zuckerdose und erklärte: „Etwas Zucker, und sie schmecken noch eine Idee besser. Aber nur eine ganz kleine Priese auf jedes Stück.“ Während Sorek sich abwartend zurückhielt, und Linara misstrauisch zu Pasqualina blickte, weil sie sich nicht sicher war, ob Dheran das Opfer eines Scherzes werden sollte, probierte dieser sein erstes Stück Reibekuchen, so wie empfohlen. Zuerst etwas verwundert, dann begeistert, stellte er fest, dass diese sogenannten Reibekuchen geradezu köstlich schmeckten und begeistert griff er zu. Auch Linara und Sorek probierten ihre Reibekuchen mit etwas Zucker und wie Dheran waren sie gelinde überrascht, dass diese Kombination funktionierte. Pasqualina freute sich dass es ihren Gästen offensichtlich schmeckte. Während sich Dheran mit einigen neuen Reibekuchen eindeckte, sagte er anerkennend: „Commander, diese Reibekuchen schmecken wirklich ausgezeichnet. Das Rezept müssen Sie unbedingt in den Schiffsreplikator eingeben.“ „Das habe ich bereits in der ersten Woche erledigt“, schmunzelte die Spanierin, wobei das schönste Lob für sie war, ihn so zulangen zu sehen. Überhaupt schien ihr Dheran heute so ganz anders zu sein, irgendwie lockerer als sonst. Vielleicht lag das daran, dass er momentan nicht im Dienst war. Sah sie hier zum ersten Mal den wahren Tar´Kyren Dheran? „Das Rezept müssen Sie mir unbedingt verraten“, meinte der Andorianer zwischen zwei Bissen. Während die Spanierin vorgab, dieses Anliegen zu prüfen fügte Linara schmunzelnd hinzu: „Tun Sie das besser, sonst kommt er wieder.“ „Das wäre zumindest logisch“, kommentierte Sorek zustimmend. „Wer solche Kollegen hat, der braucht keine Feinde“, wandte Dheran sich an Fernando wobei sein Lächeln den Worten die Spitze nahm. In den Augen von Pasqualinas Vater blitzte es vergnügt auf als er zu Dheran sagte: „Captain, ich habe Sie mir vollkommen anders vorgestellt, bevor ich Sie kennen lernte. Vielleicht hatte ich eine spürbare Andersartigkeit erwartet.“ „In den letzten dreihundert Jahren sind die Völker der Föderation enger zusammengerückt“, antwortete Dheran nachdenklich. „Langsam verwischen die Unterschiede, obwohl es immer noch genug gibt, die immer da sein werden.“ Fernando nickte. „Vermutlich haben Sie Recht, Captain. Es wäre ein wichtiger Schritt in Richtung einer wirklich großen Gemeinschaft.“ Der Andorianer nickte zustimmend und widmete sich wieder voll und ganz seinen Reibekuchen. Als er fertig war, lagen noch zwei Stück auf der großen Platte. Abwartend blickte er in die Runde, ob noch jemand außer ihm Ambitionen hatte, sich diese beiden letzten Exemplare zu nehmen. Obwohl es anscheinend keinen Interessenten gab zögerte er, sich auch noch diese beiden Reibekuchen zu nehmen, da er nicht unverschämt sein wollte. Pasqualina, die mit einem schnellen Blick die Situation erfasste, nahm schließlich die Platte, schob sie zum Andorianer und sagte dabei: „Ich glaube, Sie könnten noch etwas vertragen, Captain. Wäre schade diese letzten beiden Reibekuchen wegwerfen zu müssen.“ Dheran blickte seinen Ersten Offizier dankbar an und griff erleichtert zu. Sorek und Linara wechselten bedeutungsvolle Blicke. Natürlich setzen Captains voraus, dass ihre Ersten Offiziere ihnen loyal zur Seite standen, aber die Selbstverständlichkeit, und das Geschick, welches Dherans XO hier gezeigt hatte, verriet dass ein Gleichklang zwischen diesen beiden Offizieren herrschte, wie man sie selbst bei jahrelang eingespielten Führungsoffizieren kaum fand. Selbst wenn dies beiden Beteiligten vielleicht nicht einmal wirklich bewusst war. Und dies hatte durchaus nicht besonders viel mit Fähigkeiten, sondern viel mehr mit zufällig vorhandenen Übereinstimmungen zu tun. Mancher Captain würde Zeit seines Lebens vergeblich nach einem XO suchen, der nur halb so gut zu ihm passte. Als der Türsummer ertönte entschuldigte sich Fernando mit der Erklärung, dass seine Tochter Isabel sich für diese Zeit angekündigt hatte. Während er fort war um die Tür zu öffnen, erklärte Pasqualina: „Meine Schwester bleibt über das Wochenende. Da sie schon immer interessiert an den verschiedenen Vertretern der Föderationsvölker war, wird sie sich über Ihr hier sein freuen.“ Im nächsten Moment kam Fernando wieder ins Zimmer, zusammen mit einer jungen Frau, die man fast für Pasqualinas Zwillingsschwester hätte halten können, so ähnlich sahen sich die Schwestern. Die Begeisterung stand der Jungen Frau ins Gesicht geschrieben, als sie den drei Captains die Hände schüttelte, besonders Sorek strahlte sie dabei an. Als Floristin belegte sie dann aber erst einmal Linara Enari mit Beschlag,da sie sich natürlich für die bajoranische Pflanzenwelt interessierte. Erstaunt erfuhr sie von Linara, dass es auf Bajor sogar eine Hangarart gab, die den irdischen Champignons ähnlich war. „Kann man die auch essen?“, fragte Isabel interessiert. „Nur wenn man vorher die Ohrringe entfernt“, erwiderte Linara trocken. Während sich Dheran fast an seinem letzten Stück Reibekuchen verschluckt hätte, begann Isabel schallend zu lachen und nickte der Bajoranerin schließlich vergnügt zu. „Ihr Humor ist köstlich, Captain Linara.“ Fernando war zuerst gar nicht erbaut davon, dass Isabel die Bajoranerin so vereinnahmte, dass er selbst keine Gelegenheit fand, sich mit dieser interessanten und attraktiven Frau eingehender zu unterhalten. Doch zu seiner großen Freude wandte sich seine jüngste Tochter schnell dem Halbvulkanier zu, der das krasse Gegenteil von ihr zu sein schien. Trotzdem verstanden sie sich fast auf Anhieb und Isabel schaffte es tatsächlich, ihm mehr als nur einige kurze Sätze zu entlocken, was wiederum Dheran ziemlich erstaunlich fand. Und als sie Sorek fragte, ob er Interesse daran habe, sich die Pflanzen in ihrem Gewächshaus anzuschauen, da stimmte Sorek zu. Dheran blickte den beiden nach und wandte sich dann an Pasqualina: „Sagen Sie, hat Ihre Schwester nicht vielleicht Interesse, als Counselor bei der Sternenflotte anzuheuern?“ „Nicht dass ich wüsste“, erwiderte sein XO mit fragender Miene. „Warum fragen Sie?“ „Oh, das war nur so ein Gedanke.“ Der Andorianer warf Fernando einen schnellen wissenden Blick zu und fragte Pasqualina dann: „Ich würde mir gerne etwas die Beine vertreten, haben Sie nicht Lust mitzukommen?“ Die Spanierin bemerkte seinen beschwörenden Blick und stimmte zu. Pasqualina führte Dheran durch die Bibliothek des Hauses zur Tür, die hinaus in den großen Garten führte. Erst als sie durch die angenehm warme Abendluft schritten, fragte die Frau: „Hast du einen besonderen Grund, warum du einen so besonderen Wert darauf legst, mit mir einen Abendspaziergang zu machen?“ Dheran blickte die Spanierin schmunzelnd an. „Du meinst, außer dass mir deine Nähe angenehm ist? Nun, ich hatte das Gefühl, als würde dein Vater gerne eine Weile mit Linara Enari allein sein.“ Pasqualinas Gesicht drückte Überraschung aus. „Du glaubst doch nicht, dass mein Vater sich...“ Sie unterbrach sich selbst, als sie Dherans überzeugten Gesichtsausdruck sah. Der Andorianer nutzte die Gelegenheit zu fragen: „Warum denn nicht? Dein Vater ist ein gut aussehender Mann, und Linara eine beeindruckende Frau. Wäre es da so unwahrscheinlich, dass er Interesse an Linara Enari zeigt?“ Es dauerte eine Weile, bis Pasqualina antwortete. „Der Gedanke ist irgendwie ungewohnt. Er hat meine Mutter innig geliebt und seit ihrem Tod keine andere Frau ernsthaft angeschaut. Natürlich muss das nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben, das würde ich auch gar nicht wollen, aber wenn man dann, als Tochter plötzlich mit dieser Möglichkeit konfrontiert wird, dann...“ Sie suchte nach Worten. Tar´Kyren Dheran lächelte verstehend und gab zu bedenken: „Ich sprach nicht davon, dass sich dein Vater verliebt haben könnte, ich hatte lediglich den Eindruck, dass er Linara gerne etwas näher kennen lernen würde. Da sollte man nicht gleich zu viel hinein interpretieren, wenn du mich fragst.“ Sie schritten unter einer alten Platane dahin und nach einer ganzen Weile fragte Pasqualina unvermittelt: „Und wie sieht es momentan bei dir selbst aus? Hast du mittlerweile herausgefunden, ob Commodore Carey die Frau deines Herzens ist, und ob du sie für dich gewinnen wirst?“ Dheran, dem dieses Thema sichtlich unangenehm war, zögerte einen Moment mit der Antwort. In den letzten Wochen hatte er keinerlei Fortschritte bei Christina erzielen können, und er hatte sich bereits des Öfteren gefragt, ob es überhaupt Sinn machte sich weiter in dieser Hinsicht zu engagieren. Noch dazu, wo eine so begehrenswerte Frau, wie Pasqualina offensichtlich weitaus mehr für ihn empfand. Jagte er vielleicht nur einem Hirngespinst nach, und versäumte dadurch vielleicht das Glück, dass er schon so lange vermisste? „Nein“, antwortete er schließlich deprimiert. „Vielleicht sollte ich die Tatsachen akzeptieren und einen Schlussstrich ziehen.“ Pasqualina blieb stehen und berührte sanft seinen Arm. „Ich will dich nicht drängen, das weißt du hoffentlich.“ Tar´Kyren Dheran trat etwas näher zu ihr heran. Dabei nahm er ihren Anblick in sich auf, und er fragte sich ernsthaft, was ihn davon abhielt, Christina aufzugeben, und seinen Gefühlen für Pasqualina nachzugeben. Für einen langen Moment versanken ihre Blicke in einander und ihre Seelen berührten sich. Dann hörten sie die fröhliche Stimme von Isabel, die sich noch außer Sichtweite, zusammen mit Sorek, der Platane näherte. Der magische Moment war vorbei, aber Pasqualina wusste jetzt, dass ihre Hoffnung, in den vergangenen Monaten, nicht vergeblich gewesen war.   * * *   Später saßen sie gemeinsam im Salon zusammen. Es stellte sich heraus, dass sich Fernando mit Linara Enari ausgezeichnet verstand. Auch die anderen beiden Captains genossen es ein Stück Normalität abseits von Dienst und Krieg zu erleben. Fernando versuchte die Bajoranerin mit einer Jagdgeschichte zu fesseln und erklärte gerade: „Der kapitale Bock, den ich letzte Woche eigenhändig im Forst erlegte, hatte gut und gerne seine einhundert Kilo.“ Er stellte fest, dass Linara etwas abwesend war und hakte nach: „Hören Sie mir überhaupt zu, Captain?“ Linara Enari, die sich nicht sonderlich für die Jagd begeistern konnte hatte nur mit einem Ohr zugehört. Da sie Fernando jedoch nicht enttäuschen wollte, antwortete sie schnell: „Wie, äh... ja klar. Muss ein prachtvolles Schwein gewesen sein!“ Fernando blickte Linara pikiert an, und als auch alle anderen offen begannen zu grinsen, ahnte die Bajoranerin, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. „Bock!“, meinte der Spanier resignierend. „Ich sagte: Bock!“ Ähm, ja genau. Das hatte ich gemeint.“ Sie blickte Fernando so treuherzig an, dass dieser entsagungsvoll lächeln musste. Er gab es auf; diese Bajoranerin war definitiv keine begeisterte Jägerin, und so wechselte er das Thema. Gegen Mitternacht Uhr zogen sich Pasqualina, Linara Fernando und Dheran zurück. Lediglich Isabel unterhielt sich noch angeregt mit Captain Sorek, von dem der Andorianer in den letzten Stunden ein ganz anderes Bild bekommen hatte, dass ihn zum Nachdenken anregte. Vielleicht hatte es nicht an Sorek, sondern an ihm selbst gelegen, dass er ihn auf dem Hinflug beinahe gemieden hatte. Nachträglich bedauerte er dies, und er nahm sich fest vor, dem Halbvulkanier künftig offener zu begegnen. Im ersten Stock angekommen verabschiedeten sie sich von einander. Auf seinem Zimmer, schritt Dheran zur Balkontür, öffnete sie und trat in die angenehm frische und nach Meersalz riechende Nachtluft hinaus. Er stützte sich mit den Händen auf das breite Holzgeländer und blickte auf das Meer hinaus, ohne es wirklich zu sehen. Seine Gedanken eilten zurück zu jenem Moment, als er und Pasqualina sich, unter der Platane im Garten in die Augen sahen. Etwas hatte in diesem Moment sein Herz berührt, soviel war sicher, aber er konnte nicht sagen was genau es gewesen war. Aber er wusste, dass es schon länger diese versteckten Gefühle gab, die er für Pasqualina hegte. Hatte er sich vor dieser Tatsache verschlossen, weil sie seine Untergebene war? Oder lag es nur daran, dass er sich Christina in den Kopf gesetzt hatte, und deshalb blind gegenüber seinen eigenen Gefühlen geworden war. Ein Berührungsempath, der sich seiner eigenen Gefühle nicht sicher ist, wenn das nicht geradezu eine Komödie ist, dachte Dheran ironisch. Selbst der gute Sorek würde einen Lachanfall bekommen, wenn er davon wüsste. Eine Weile stand er so, in düstere Gedanken versunken, auf dem Balkon. Nach einer Weile hörte er unter sich die gedämpften Stimmen von Sorek und Isabel, die durch das geöffnete Fenster zu ihm herauf drangen. Ungläubig blickte er dabei nach unten, als er zweifelsfrei ein leises Lachen vernahm, das nicht zu Isabels glockenheller Stimme passte. Typisch für diese Woche, dachte Dheran finster. Da zeigt Sorek zum ersten Mal seit ich ihn kenne, so etwas wie Gefühl, und ich kann sein Gesicht nicht dabei sehen. Nachdem es unter ihm wieder still geworden war, kreisten seine Gedanken erneut um seinen XO. Er hatte zu persönliche Gefühle zu Crewmitgliedern immer vermieden, und nun war er drauf und dran sich auf ein Wagnis einzulassen, welches sich möglicherweise nachteilig für die gesamte Crew der ICICLE auswirken konnte. Nur wenn DU es zulässt, hörte er eine innere Stimme sagen. Seid ihr denn nicht beide erfahren genug, um damit umzugehen? Beinahe wäre der Andorianer verwundert gewesen über seine eigenen Gedanken. Warum nur hatte Christina das nie einsehen können? Bedeutete das möglicherweise, dass sie nicht für einander bestimmt waren? So in trübe Gedanken versunken stellte er fest, dass der Lichtschein aus der Bibliothek unter dem Balkon, verschwunden war. Also hatten sich auch Isabel und Sorek mittlerweile zur Ruhe begeben. Als weit entfernt eine Kirchturmuhr schlug, begab sich Dheran endlich in das Zimmer zurück. Er entkleidete sich, bis auf den Slip, nahm dann die Pyjamahose aus seinem Gepäck, zog sie an und begab sich zu Bett. Auf dem Rücken liegend, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lag er wach und dachte nochmal über sich und Pasqualina nach. Als die Kirche draußen 01:00 Uhr schlug stand er schließlich wieder auf. Einen Moment lang starrte er in die Dunkelheit, bevor er den Entschluss fasste, zu Pasqualina zu gehen, um mit ihr über seine Gedankengänge zu sprechen. Dass alle anderen um diese Zeit bereits schliefen, kam ihm dabei gar nicht in den Sinn. Auf leisen Sohlen verließ er sein Zimmer und schlich lautlos über den Korridor. Pasqualinas Zimmer lag rechts um die Ecke herum, vorbei an der breiten Treppe, die nach unten führte, das hatte er sich gemerkt. Er bog gerade um die Ecke, als Isabel, die von der anderen Seite kam und nicht mit Dheran gerechnet hatte, instinktiv die Arme ausstreckte, als sie seine Gestalt plötzlich vor sich sah. Durch den kräftigen Stoß, taumelte der Andorianer über den Absatz der Treppe hinaus, verlor das Gleichgewicht, ruderte mit den Armen wild durch die Luft und fiel. Er brachte es fertig über die linke Schulter abzurollen, bevor er mit angezogenen Beinen, und über dem Kopf zusammen geschlagenen Armen, nicht gerade leise, die Treppe hinunter rollte. Erschrocken blickte Isabel, nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet, über das Treppengeländer und erkannte schnell, wen sie da unbeabsichtigt die Treppe hinunter befördert hatte. Vor Schreck erstarrt sah sie den Andorianer in der Diele auf dem Rücken liegen, die Arme zur Seite gestreckt und die langen Beine noch halb auf der Treppe. „Oh, mein Gott“, entfuhr es Isabel schließlich. Sie aktivierte das Licht dimmte es jedoch auf ein Minimum herunter und fragte: „Captain Dheran, leben Sie noch?“ „Nein“, kam ein dumpfes, ironisches Brummen von unten. Die junge Frau atmete erleichtert auf und stürmte barfuß die Treppe hinunter. Unten angekommen half sie dem Andorianer auf wobei sie immer noch schreckensbleich war. Dheran, der ihren Zustand bemerkte beruhigte sie schnell indem er beruhigend sagte: „Für eine Sturm erprobte Seele ist so etwas nur ein schwacher Wind.“ Er betastete sein Gesicht und als er seinen Wangenknochen berührte entfuhr es ihm: „Aua!“ Isabel, erleichtert, dass der Sturz so glimpflich verlaufen war stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf dieselbe Stelle. „Besser?“ Im nächsten Moment wurde das Licht herauf geregelt und beide fuhren überrascht aus einander. Oben auf der Galerie stand Pasqualina, die vom Sturz des Andorianers wach geworden war. „Habe ich vielleicht bei irgend etwas gestört?“, erkundigte sie sich sarkastisch und funkelte Dheran und ihre Schwester an. Bevor Isabel oder Dheran etwas erwidern konnten, hatte Pasqualina das Licht bereits wieder gelöscht und stürmte zurück zu ihrem Zimmer. Bevor sie es jedoch erreichte, erkannte sie Sorek, der im Schatten gestanden hatte und sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Wie lange stehen Sie denn schon da, Captain?“ fragte Pasqualina leise. „Lange genug, um zu wissen, dass ihr Verdacht vollkommen falsch und somit unbegründet ist. Er verbeugte sich leicht und begab sich auf sein Zimmer. Einen Augenblick lang stand Pasqualina unschlüssig da, bevor sie schnell auf ihr Zimmer verschwand. Es war ihr nun peinlich, dass sie Dheran und ihre Schwester so verdächtigt hatte, aber beide so vertraut beisammen zu sehen, hatte ihr einen Stich versetzt und ihr kastillianisches Blut in Wallung gebracht. Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich nun verhalten sollte. Bevor sie noch zu einem Ergebnis gekommen war klopfte es leise an der Zimmertür, und Isabel streckte ihren Kopf durch den Türspalt. „Darf ich herein kommen?“ „Natürlich“, antwortete Pasqualina schnell. Noch während ihre jüngere Schwester ins Zimmer schlüpfte, sagte sie entschuldigend: „Es tut mir aufrichtig leid, Isabel, aber euch beide da unten so leicht bekleidet zu sehen, da...“ Isabel kam zu ihr und sagte eindringlich: „Das solltest du deinem Captain sagen. Ich bin dir nicht böse, Schwesterchen, aber er ist vermutlich zurecht ungehalten, wegen des ungeheuerlichen Verdachts.“ „Ich könnte mich selbst in den Hintern treten“, ärgerte sich Pasqualina. „Ich schätze, das wird der Andorianer für dich erledigen, wenn du dich nicht bei ihm entschuldigst.“ Pasqualina blickte ihre Schwester verblüfft an. „Jetzt?“ „Jetzt!“, bestätigte Isabel. „Morgen Früh wird sich möglicherweise nicht die richtige Gelegenheit dazu ergeben.“ Isabel blickte ihre vier Jahre ältere Schwester so eindringlich an, dass diese schließlich seufzend nachgab. „Du hast Recht. Und wenn er mir ohnehin den Kopf abreißt, dann kann ich es auch sofort hinter mich bringen.“ Sie warf sich ihren Morgenmantel über. „Na, komm. So schlimm, wie du ihn machst, ist er sicher nicht.“ Erst als Isabel ihre Schwester erneut ansah dämmerte ihr endlich, warum ihre ältere Schwester so schnell wütend geworden war und langsam schritt sie nun zu ihr. „Du magst ihn sehr, nicht wahr?“ Pasqualina nickte nur. Dann atmete sie tief durch und sagte: „Ich fürchte nur, dass der Auftritt eben, meine Chancen bei ihm drastisch vermindert haben.“ „Für so kleinlich oder dumm halte ich diesen Andorianer nicht“, antwortete Isabel überzeugt und Pasqualina blickte sie erstaunt an. Dann meinte sie: „Danke kleines Schwesterchen. Dann will ich mich mal in die Höhle des Löwen begeben.“   * * *   Pasqualina spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen, als sie vor der Tür zu Dherans Zimmer stand. Sie zögerte nur kurz, bevor sie leise an die Tür klopfte. Es dauerte nur einen Herzschlag, bis sie Dherans markante Stimme vernahm. „Herein!“ Leise öffnete sie die Tür, betrat schnell das Zimmer und schloss sie schnell hinter sich und blickte zu dem Andorianer, der mit dem Rücken zu ihr am Fenster stand. Im gedämpften Licht sah sie sein nachdenkliches Gesicht in der Scheibe des Fensters. Langsam näherte sie sich ihm und blieb mit einem Schritt Abstand hinter ihm stehen. In der Scheibe blickte Dheran Pasqualinas Gesicht an und meinte schließlich leise: „Da fliegen wir zu den Sternen und sehen die Wunder des Kosmos, aber wie wir mit unseren Gefühlen umgehen, dass verlernen wir dabei anscheinend. Du fragtest mich, als wir durch das Transwarpnetz irrten, ob ich Christina noch lieben würde. Nun, Christina hat, seit ich sie kennen lernte einen besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich nie eine eigene Familie gegründet habe – ich weiß es nicht. Ich hatte nie vor, das Leben eines einsamen Wolfs zu führen, wie man auf der Erde sagt. Nur die Sternengötter wissen, wie viel Böses im Herzen eines Kalten Kriegers ruht – und wie viel Traurigkeit. Für einen Andorianer in meinem Alter ist es untypisch keine eigene Familie zu haben.“ Er wandte sich um und blickte die Spanierin ernst an. „Pasqualina, ich würde niemals etwas mit deiner Schwester anfangen, denn meine Gefühle ziehen mich zu einer anderen Frau hin.“ Tränen traten in die Augen der Frau. „Ich verstehe...“ „Nein“, sagte Dheran entschieden. „Ich denke du verstehst es falsch.“ Der Andorianer trat dicht an sie heran und nahm ihr Gesicht sanft in seine Hände. Ungläubig blickte Pasqualina in die unergründlichen Augen des Andorianers und nur langsam wurde ihr bewusst, was er ihr eben gesagt hatte. Im nächsten Moment lagen ihre Lippen auf den seinen und sie küssten sich zuerst sanft, dann leidenschaftlich. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt, dass Dheran sie wieder in seinen Armen hielt, wie er es vor einigen Monaten auf einem fremden Planeten getan hatte. Verlangend drängte sie sich an ihn, umschlang seinen nackten Oberkörper mit ihren Armen und küsste ihn immer verlangender, bis ihr fast die Luft weg blieb. Langsam aber bestimmt dirigierte sie Dheran dabei in Richtung Bett und schälte sich aus dem Morgenmantel, als sie es erreichten. Eng umschlungen sanken sie auf das weiche Lager. Als der Andorianer sich schließlich von ihren Lippen löste, blickte er in ihre dunklen Augen und sagte mit rauer Stimme: „Pasqualina ich möchte dich nicht verletzen. Vielleicht...“ Sie legte ihre Finger auf seinen Mund. „Ich bin alt genug um zu wissen, worauf ich mich einlasse. Du hast mir gesagt, was du für Christina empfindest, und ich lasse es darauf ankommen, dass du dich vielleicht am Ende für sie entscheiden wirst. Aber ich werde nicht länger untätig auf deine Entscheidung warten, hörst du?“ Überrascht von Pasqualinas Entschlossenheit blickte Dheran sie verwundert an. Er beobachtete sie dabei, wie sie sich im Bett hin kniete und ihr dünnes Nachthemd über den Kopf auszog. Nackt, wie Gott sie geschaffen hatte schmiegte sie sich wieder eng an ihn und küsste ihn leidenschaftlich, wobei sie zielstrebig seine Pyjamahose nach unten streifte. Dann streichelte sie mit ihren Fingerspitzen sanft über die hinteren Ansätze seiner Antennen, um ihm damit zu zeigen, dass sie es ernst meinte. Schließlich hatte sie nicht vergessen, welche Wirkung diese Stimulation auf den Andorianer haben würde. Sie stöhnte leise auf, als der Andorianer ihren Hals und ihre Brüste mit Küssen überschüttete. Als seine Finger ihre empfindlichste Stelle berührten jagten feurige Wellen durch ihren Körper. Sie erwiderte seine Zärtlichkeiten und es dauerte lang, bis sie sich schließlich auf den Rücken drehte und ihn über sich zog, denn ihre Hände und Lippen waren nicht weniger wissbegierig, als die seinen. Als er in sie eindrang, bäumte sich Pasqualina leicht auf und klammerte sich an ihn, wie eine Ertrinkende. „Tar´Kyren“, hauchte sie und in diesem Moment schien es ihr das erstrebenswerteste Wort des Universums zu sein.   * * *   Als Pasqualina und Tar´Kyren sich endlich, erhitzt und schwer atmend von einander lösten, dämmerte draußen bereits der Morgen. Mit einem glücklichen Lächeln blickte die Spanierin Dheran an und flüsterte: „Das war wunderschön, Tar´Kyren.“ „Ja, das war es“, antwortete der Andorianer ungewohnt sanft. Seine Antennen bogen sich etwas nach vorne, während die Fingerspitzen seiner rechten Hand die Linie ihres Rückens und ihres Po´s nachzeichneten. Sie küssten sich, lang und ausdauernd. Schließlich drehte er sich, und beugte sich über Pasqualina, die nun in seinem rechten Arm lag, und streichelte mit der Linken ihre Wange und ihren Hals. Dabei versuchte er immer noch, sich darüber klar zu werden, was er momentan fühlte. Er spürte drängend, dass er nicht hier sein sollte – aber wie hätte er woanders sein können? Pasqualina hatte etwas in ihm ausgelöst; etwas, dass nur darauf gewartet hatte endlich an die Oberfläche zu drängen. Er fragte sich, wie es möglich war, so erfüllt und gleichzeitig so zerrissen zu sein. Pasqualina: das bedeutete Leidenschaft, Lebensfreude und Temperament. Er hätte gelogen, wenn er behauptet hätte, er würde sie nicht sowohl körperlich, als auch geistig begehren. Sie war so, wie er sich eine Lebensgefährtin immer vorgestellt hatte. Lebensgefährte kommt von Lebensgefahr hatte sein Freund Valand einmal scherzhaft behauptet. Vielleicht hatte er damit, ohne es zu ahnen, die Wahrheit gesagt? Und dann war da auch immer noch Christina. Und der verdammte Krieg. Sein Dilemma bestand darin, dass er weder den Dienst, noch die Frau an seiner Seite vernachlässigen wollte, ganz gleich, wer es letztlich sein würde, und er war sich nicht sicher, ob beides gleichzeitig möglich war. Liebe und Krieg waren zwei feindliche Mächte, und im Moment war er unentrinnbar zwischen ihnen gefangen. Ihm blieb kaum eine andere Wahl, als sich von diesen ungleichen Kräften vorantreiben zu lassen. Wohin immer sie ihn auch tragen mochten – ihn und sie. Voller dunkler Vorahnungen zog er Pasqualinas warmen, weichen Körper an sich und küsste sie erneut. Dabei war es überwältigend ihre intensiven Gefühle mit zu erleben. Ihre Leidenschaft durchflutete förmlich seinen Geist und die Wucht dieser reinen unverfälschten Gefühle drohte ihn zu überwältigen. Schon lange, viel zu lange, hatte er so intensive Emotionen vermisst, und nun bewirkten sie fast einen Rausch, dem er nur zu gern nachgab. Seine plötzlich ausbrechende Wildheit wiederum stachelte Pasqualinas Leidenschaft erneut an, und ein weiteres Mal liebten sie sich an diesem Morgen, diesmal wild und ungezügelt, und mehr als einmal mussten sich beide Gewalt antun, um ihre Lust nicht einfach hinaus zu schreien. Erschöpft aber glücklich lag Pasqualina schließlich in Tar´Kyrens Armen. Erst nach geraumer Weile richtete sie sich etwas auf und blickte ihn fragend an. „Wie wird das nun weitergehen mit uns beiden?“ Der Andorianer hielt ihrem Blick stand und antwortete vage: „Offen gestanden: ich bin mir darüber nicht im Klaren. Möglicherweise sollten wir die Situation nicht künstlich forcieren, sondern alles ruhig auf uns zu kommen lassen. Ich hoffe, du meintest es ernst, als du gestern Abend sagtest, dass du mich nicht drängen willst.“ Sie küsste ihn sanft auf die Nasenspitze. „Ja, ich stehe zu meinem Wort. Aber eines musst du mir versprechen: Solltest du entscheiden, dass wir zwei keine Zukunft haben, dann möchte ich die Erste sein, die davon erfährt. Und ich möchte nicht, dass du mich hintergehst, damit das ganz klar ist. Denn ich werde dich nicht teilen.“ „Das klingt vernünftig“, stimmte Dheran zu. „Ich gebe dir mein Wort, dass es kein Doppelspiel geben wird.“ „Das muss vorerst wohl genügen“, seufzte Pasqualina und küsste den Andorianer erneut lang und ausdauernd. Widerstrebend löste sie sich schließlich von Dheran und griff nach ihrem Nachthemd. Nachdem sie auch in den Morgenmantel geschlüpft war, setzte sie sich zu Tar´Kyren auf die Bettkante und küsste ihn noch einmal leidenschaftlich, bevor sie sich leise zur Tür hinaus schlich. Zurück blieb ein zutiefst nachdenklicher Andorianer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)