Star Trek - Timeline - 04-01 von ulimann644 (Rückkehr ins Licht) ================================================================================ Kapitel 2: Der Weg in die Dunkelheit ------------------------------------ Finsternis herrschte um ihn herum - und Stille. Totenstille. So schien es Namoro Kunanga wenigstens, im ersten Moment als er wieder zu sich kam. Doch dann vernahm er ein ganz und gar lebendig klingendes Knurren unter sich. Unter sich? Erst jetzt wurde dem Afrikaner bewusst, dass sich sein Körper seltsam leicht vorkam. Richtig: Er schwebte. Eine leichte Übelkeit überkam ihn fast augenblicklich. Er hatte Schwerelosigkeit noch nie sonderlich gut vertragen können, und dass er nun das Gefühl hatte sein Magen würde sich zu seinem Hals hinauf bewegen machte es nicht gerade besser. Er streckte seine Arme aus und versuchte etwas in der Finsternis zu ertasten, doch vergeblich. Wieder ertönte ein Knurren, gefolgt von einem deftige Fluch: „Schlammschlangen, Bomben und Granaten, was ist passiert?“ „Eine berechtigte Frage“, gab Kunanga der unbekannten Stimme zurück. „Tot sind wir nicht, soviel steht fest. Ich bin Lieutenant Kunanga, und Sie?“ „Master-Chief Krixx Grel. Das Schiff scheint ohne Energie zu sein.“ „So weit war ich auch schon“, erwiderte Kunanga ironisch. Im nächsten Moment schlug etwas heftig gegen seine Stirn, und der Afrikaner gab einen unterdrückten Schmerzlaut von sich. „Das kommt davon“, frohlockte die knurrige Stimme des Chiefs unter Kunanga. Der Afrikaner ging nicht darauf ein sondern tastete das Objekt ab, das mit ihm so unsanft kollidiert war. Schließlich begann er zu ahnen was es war und er sagte zu dem Tellariten unter sich: „Chief, ich glaube mir ist einer der Raumanzüge in die Hände geschwebt, die bei meiner Ankunft hier auf dem Boden herumlagen. Besser gesagt, an den Kopf. Hören Sie: Versuchen Sie, etwas um sich herum zu ertasten. Aber vorsichtig, Ensign Tarik und ich hatten Lieutenant-Commander Sernenkowa bei uns, als wir hier eintrafen – und sie ist verletzt. Ich werde den Anzug anziehen und dann die Energiesysteme aktivieren, inklusive des Helmscheinwerfers. Wir brauchen Licht.“ „Hoffentlich hat Crewman Chorell die Dinger wieder hingekriegt.“ „Hat sie“, klang eine krächzende Stimme aus einer anderen Ecke auf. Ihrem Klang zufolge war sie einige Meter von Kunanga entfernt. „Ich bin Crewman Chorell. Was ist geschehen.“ „Das wird die Frage der Woche“, erwiderte Grel trocken. Namoro Kunanga beeilte sich, so gut es in der Dunkelheit eben ging, den Raumanzug anzulegen. Endlich war es ihm gelungen und er tastete nach den Armkontrollen – den Helm noch zurückgeklappt. Fast schmerzhaft hell leuchteten die Anzeigen übergangslos auf. Kunanga kniff die Augenlider zusammen, bis sich seine Augen an das schwache Licht der Kontrollen gewöhnt hatten. Alle Systeme zeigten Grünwert. Zufrieden streifte der Afrikaner den Helm über, wobei er feststellte, dass der Anzug etwas zu klein war für seine Statur. Als er ihn endlich geschlossen hatte aktivierte er den Helmscheinwerfer und blickte sich um. Kunanga stellte fest, dass er fast unter der der Decke des Hangars schwebte, der den Eindruck machte unbeschädigt zu sein. Einige Gestalten, die in teilweise grotesken Haltungen durch die Weite des Hangars schwebten, gerieten in den Lichtstrahl des Scheinwerfers. Einige weitere begannen sich zu bewegen. Offensichtlich waren er, Grel und Chorell als Erste wieder zu sich gekommen. Nachdem er eine Reihe von schwebenden Raumanzügen erkannt hatte, aktivierte er das Steuersystem des Anzugs und lenkte sich, mit vorsichtigen Steuerschüben, nun darauf zu. Sein Ziel war es, die durch den Hangar schwebenden Personen mit Anzügen zu versorgen soweit dies möglich war. Danach würde man weitersehen. Als er drei Anzüge eingesammelt hatte, entdeckte er weit unter sich eine Andorianerin, die dabei war einen Raumanzug überzustreifen. Sie hatte offensichtlich das Glück gehabt einen von ihnen von allein zu erwischen, so wie er selbst. Sie winkte zu ihm hinauf als der Lichtkegel seines Scheinwerfers sie erfasste und rief ihm zu: „Ich helfe dir, Namoro!“ Der Afrikaner erkannte, dass es sich um Nia´Lyara handelte und Freude darüber, dass diese Andorianerin wohlauf war überkam ihn. Doch die Freude verwandelte sich schnell in Sorge, um seinen Freund Alexeij Worronow. Er sollte eigentlich hier sein doch bisher hatte Kunanga keine Spur von dem Kirgisen entdecken können. Er versorgte zunächst Grel und die Bolianerin mit je einem der Anzüge. Beide waren bei Bewusstsein, so dass sie ihn ebenfalls bei seinem Tun unterstützen konnten. Zwischenzeitlich hatte sich Kunanga zu den Shuttles umgesehen und zu seiner Erleichterung erkannt, dass die mechanischen Klammern, die sie an ihren Positionen halten sollten, alle noch funktionierten. Es hätte tragisch enden können, wäre eines dieser massereichen Objekte unkontrolliert durch den Hangar geirrt. Sie waren dabei die letzten drei Personen, unter ihnen die noch immer bewusstlose Anya Sernenkowa, mit Raumanzügen auszustatten, als Namoro Kunanga ein unheilverkündendes Krachen über die Außenmikrofone seines Anzugs aufnahm. Fast im selben Moment erklang ein schrilles Pfeifen, und Kunanga realisierte beinahe gleichzeitig: Der Hangar verliert Druck. Es dauerte einen Moment bis er den Hüllenbruch entdeckt hatte. Er war über dem Hangarschott, dicht unterhalb der Decke, entstanden. Im Schein seines Helmscheinwerfers erkannte Kunanga, dass ein beinahe handgroßes Stück fehlte durch welches nun die Atemluft des Hangars entwich. Hektisch half Kunanga dabei, die letzten noch ungeschützten Crewmitglieder in die verbleibenden Anzüge zu stecken und sie weltraumtauglich zu verschließen, wobei er sorgenvoll durch die Helmscheibe von Anya Sernenkowas Anzug blickte. Beinahe so als habe sie die Blicke des Afrikaners gespürt begannen ihre Augenlider zu flattern. Im nächsten Moment öffnete sie blinzelnd ihre Augen. „Wo bin ich und was ist passiert? Wo ist Ensign Tarik?“ „Mister Tarik geht es gut, Lieutenant-Commander“, antwortete der Hüne. „Ich bin Lieutenant Kunanga. Wir befinden uns immer noch im Hangar der ODYSSEY, aber er verliert die Atmosphäre, darum der Raumanzug. Zum Glück arbeitete Crewman Chorell gerade daran. Wir werden versuchen mit dem startbereiten Shuttle den Hangar zu verlassen. Von Außen werden wir dann sehen was mit dem Schiff passiert ist.“ „Das klingt nach einem brauchbaren Plan, Lieutenant“, antwortete die Frau schwach. Kunanga legte seinen rechten Arm um ihre schlanke Taille. „Ich helfe Ihnen, das Shuttle anzusteuern.“ Gemeinsam schwebten sie zum verankerten Shuttle hinunter. Nia´Lyara Tareh empfing sie an der Seitenschleuse des Shuttles. Alle übrigen Crewmitglieder, die sich zum Zeitpunkt der Katastrophe im Hangar aufgehalten hatten, waren mittlerweile im Innern des Shuttles verschwunden. Die Andorianerin reichte mit ihrer linken Hand hinaus zu Anya Sernenkowa, während sie sich mit der anderen Hand an einem Haltegriff im Innern des Shuttles festhielt. „Nehmen Sie meine Hand, Lieutenant-Commander, ich ziehe Sie rein.“ Namoro Kunanga ließ die Wissenschaftlerin los und schwebte hinter ihr, aus eigener Kraft, zur Schleuse des Shuttles. Als er sie erreichte fragte er Nia´Lyara Tareh: „Wie viele Leute sind an Bord?“ „Mit dir und dem Lieutenant-Commander sind wir Fünfzehn.“ Kunanga lächelte gezwungen, hinter der Helmscheibe. „Okay, damit ist das Shuttle einigermaßen voll. Bevor wir es dichtmachen werde ich zum Hangarschott hinüber schweben und die Not-Sprengladungen zünden, die das Schott hoffentlich ins All hinaus schleudern werden, damit wir hier weg kommen. Erst danach wirst du versuchen die Magnetklammern, die das Shuttle halten, zu lösen.“ „Verstanden“, bestätigte die Andorianerin über Helmfunk. „Sei vorsichtig, okay?“ „Wird schon schiefgehen“, benutzte Kunanga die alt-irdische Redewendung und lächelte der Andorianerin aufmunternd zu. Die andorianische Frau blickte Kunanga, im weißen Raumanzug, hinterher, nachdem der sich leicht abgestoßen hatte, und in Richtung der Hangar-Notkontrollen davon schwebte. Namoro Kunanga musste seine Flugbahn nur leicht korrigieren. Geduldig glitt er, Meter für Meter, auf die Wandkonsole, an der linken Seite des Hangarschotts, zu. Er lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen und fragte sich, mit einem mulmigen Gefühl, was sie alle zu sehen bekommen würden sobald sie den Hangar verlassen hatten. Es mutete ihm ein wenig unheimlich an dass keiner von der übrigen Crew bisher versucht hatte mit ihnen über die Kommunikatoren Kontakt aufzunehmen. Vielleicht waren sie noch bewusstlos, oder aber... Den letzten Gedanken verdrängte der Lieutenant, denn an die Möglichkeit, die sich da vor ihm ausbreitete, wollte er nicht denken. Endlich erreichte er die Wandkonsole, und es gelang ihm seine Stiefelsohlen auf den Boden zu bekommen und zu magnetisieren. Über Helmkom gab er durch: „Ich habe die Konsole erreicht und werde jetzt die Verkleidung entfernen.“ Vor Kunangas Augen lagen nun die Notkontrollen. Der Afrikaner rief sich in Erinnerung wie man die Notsprengung des Schotts vorbereitete. Er gab mit seiner behandschuhten rechten Hand den Code dazu über die Konsole ein, nachdem er den Batteriespeicher aktiviert hatte. Zu Kunangas Beruhigung funktionierte dieses, von einer zentralen Energieversorgung unabhängige, System einwandfrei. Dann gab er seinen Autorisierungscode ein und warf einen schnellen Blick über die Schulter, bevor er dich ein Herz fasste und den rot aufglühenden Knopf in die Fassung drückte. In völliger Lautlosigkeit leuchtete es an den Rändern des Hangarschotts grellweiß auf und die Hälfte des Schotts segelte majestätisch langsam hinaus in das Weltall. Die andere Hälfte ruckte an, bewegte sich etwas seitlich, doch dann durchlief eine Erschütterung den Hangar und es rührte sich keinen Millimeter mehr. Kunanga, der die Erschütterung durch die Sohlen seines Raumanzuges deutlich gespürt hatte, stöhnte gequält auf. Die Seitwärtsbewegung der linken Schotthälfte hatte die zuvor entstandene Öffnung auf der anderen Seite, an der die Schotthälfte fehlte wieder so weit verengt, dass es fraglich war ob das Typ-VII-Shuttle hindurch passen würde. Er selbst war ein hervorragender Pilot, aber er bezweifelte dass er das Shuttle durch die Öffnung hindurchzwängen konnte, ohne dabei Bruch zu machen. Und die Waffensysteme des Shuttles einzusetzen um das Schottfragment zu sprengen war zu riskant, da umher fliegende Trümmer das Shuttle irreparabel beschädigen konnten. Namoro Kunanga deaktivierte die Magnetisierung seiner Anzugsohlen und schwebte wieder zum Shuttle zurück. Unterwegs klang die Stimme einer Frau in seinem Helmkom auf. „Lieutenant, hier spricht Petty-Officer Al-Basrin. Ich habe mit den Sensoren des Shuttles ermittelt, dass die Öffnung zwar groß genug ist um das Shuttle durchzulassen, aber es würde Zentimeterarbeit werden. Außerdem würde ein Kontakt mit dem Schott möglicherweise bewirken, dass es nachrutscht und das Shuttle zwischen sich und dem Rahmen zerdrückt. Eine solche Berührung ist aber fast unausweichlich da wir manuell niemals so exakt durch die Öffnung kommen, um jegliche Berührung zu vermeiden.“ Kunanga hatte das Shuttle fast wieder erreicht, als er antwortete: „Welche Alternativen haben wir?“ Es war Krixx Grel, der sich in das Gespräch einschaltete: „Lieutenant, hier Master-Chief Grel. Es gäbe eine Möglichkeit aber sie wird Ihnen nicht gefallen, fürchte ich. Jemand von uns könnte den Traktorstrahler aktivieren, indem wir ihn mit der Energie eines Phasers speisen. Wir haben welche an Bord des Shuttles. Der Traktorprojektor kann einen eng begrenzten Flugkanal erzeugen, durch den er das Shuttle quasi hinaus drückt, so dass jeder Kontakt zum Schott oder zum Schottrahmen vermieden wird.“ Kunanga kletterte in das Innere des Shuttles, als er fragte: „Und wo ist der Haken an der Sache, Master-Chief?“ Ein Grunzen ertönte, bevor Grel brummte: „Wir müssen sehr schnell sein, Sir, denn die Energiezufuhr dürfte das System des Projektors recht zügig überlasten. Das bringt mich zu Haken Nummer Zwei. Sobald der Projektor überlädt erfolgt eine Explosion, die den gesamten Hangar verwüsten dürfte, und die denjenigen, der das Shuttle heraus bugsiert, höchstwahrscheinlich töten wird, Lieutenant.“ „Alternativen dazu?“ Eine Pause entstand. Dann erwiderte der Tellarit: „Keine, Sir.“ Namoro Kunanga schwieg. Seine Gedanken jagten sich. Welche Entscheidung war in dieser Situation die Richtige. Er blickte zur Seite als eine Hand seinen Oberarm berührte. Kunanga blickte in das wächserne Gesicht von Lieutenant-Commander Anya Sernenkowa, die ihn aus unnatürlich geweiteten Augen ansah und sagte: „Lieutenant, ich werde den Projektor bedienen. Ich spüre, dass meine Verletzungen schlimm sind, und an Bord dieses Shuttles werde ich niemals rechtzeitig erfolgreich behandelt werden können. Also ist diese Entscheidung nur folgerichtig.“ „So weit sind wir noch nicht“, begehrte der Afrikaner auf. Es war Ensign Tarik, der sich zu Wort meldete und Kunanga widersprach: „Lieutenant, die Argumentation von Lieutenant-Commander Sernenkowa ist logisch.“ Unruhe entstand unter den Crewmitgliedern während Kunanga, heftiger als beabsichtigt, erwiderte: „Vielleicht ist sie logisch, Ensign, aber sie ist ebenso unmenschlich.“ „Tarik hat Recht“, fiel die Leitende Wissenschaftlerin mit schwacher Stimme ein. „Das wissen sie, Lieutenant. Es gefällt Ihnen nur nicht. Ich werde die Aufgabe übernehmen, damit wenigstens Sie Vierzehn überleben können. Das ist besser als wenn wir alle sterben.“ Namoro Kunanga blickte die Wissenschaftlerin mit brennenden Augen an. Er spürte, tief in sich, dass sie und Tarik Recht hatten. Aber es widerstrebte ihm die verletzte Frau hier zurückzulassen, in dem Wissen, dass sie mit Sicherheit sterben wird. Tränen standen in seinen Augen als er rau antwortete: „Wenn wir die Föderation erreichen, dann werde ich Ihre Familie besuchen und ihr von Ihrem Mut berichten, Ma´am.“ Ein beinahe amüsierter Zug lag auf dem Gesicht der Russin, als sie zurück gab: „Sie sind der Erste, der mir so etwas unterstellt, Lieutenant. Und nun hätte ich gerne einen der an Bord befindlichen Phaser bevor ich es mir anders überlege.“ Wie aus dem Nichts tauchte Krixx Grel neben ihnen auf, einen der Phaser in seiner Hand. Der Tellarit erklärte: „Ich helfe Ihnen dabei die Energiezelle mit dem System zu koppeln und die Ausrichtung des Projektors abzustimmen. Danach kehre ich an Bord des Shuttles zurück und Sie können ihn auf das Zeichen des Piloten hin aktivieren und ausgerichtet halten, bis wir Draußen sind.“ Der Tellarit und die Frau verließen das Shuttle und Krixx Grel unterstützte die Russin dabei, den Projektor anzusteuern. Namoro Kunanga zwinkerte die Tränen weg und blickte den beiden ungleichen Wesen hinterher. Er bemerkte kaum, dass sich Nia´Lyara Tareh zu ihm gesellte. Eine Weile blieb sie still, bevor sie leise sagte: „Jeder, der in einer solchen Situation steckt, würde sich wünschen etwas daran ändern zu können, Namoro. Aber das können wir nicht. Du wirst das Kommando haben, wenn wir es hier heraus schaffen.“ Die Andorianerin legte ihre Hand auf Kunangas breite Schulter und drückte so fest zu, dass der Afrikaner sie etwas verwundert ansah. Dann atmete er tief durch und erwiderte bedrückt: „Ja, du hast Recht. Aber das muss mir nicht gefallen, richtig?“ Ein aufmunterndes Lächeln der Andorianerin war die Antwort. Währenddessen hatten Grel und Anya Sernenkowa den Traktorstrahlprojektor erreicht. Der Tellarit legte mit der schlafwandlerischer Sicherheit eines erfahrenen Technikers die Hauptenergieleitungen frei. Es dauerte jedoch einige, quälend langsam vergehende, Minuten bis er es endlich geschafft hatte die Energiezelle so an das System anzuschließen, dass ihre gespeicherte Energie nicht auf einen Schlag freigesetzt werden würde. Minuten, in denen Anya Sernenkowa nochmal in allen Details bewusst wurde was sie im Begriff war zu tun. Doch gleichzeitig spürte sie den brennenden Schmerz in ihrem Körper, der ihr sagte, dass die Alternative ein langsamer, qualvoller Tod an Bord des Shuttles sein würde, und ihre Bedenken legten sich weitgehend wieder. Was nicht verging das war die kreatürliche Angst zu sterben, und diese schnürte ihr fast die Kehle zu. Die Russin war beinahe erleichtert als Grel sich zu ihr wandte und meinte: „Ich bin fertig, Lieutenant-Commander. Sie müssen nun nur noch den Projektor aktivieren und den Druckstrahl ausgerichtet halten.“ Er ergriff spontan die Hand der Frau und blickte sie aus seinen tiefliegenden, dunklen Augen an. Anya Sernenkowa verstand den Master-Chief ohne Worte. Sie schluckte und sagte leise: „Gehen Sie jetzt, Mister Grel. Ich wünsche Ihnen, und der Besatzung des Shuttles, viel Glück und eine schnelle Heimkehr.“ Der Tellarit ließ zögernd ihre Hand los. Dann wandte er sich abrupt ab und begab sich zurück zum Shuttle, dessen Halteklammern einer der Techniker zwischenzeitlich erfolgreich gelöst hatte. Anya Sernenkowa beobachtete wie sich das Schleusenschott des Raumfahrzeuges hinter Grel schloss. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern bis die Antriebsgondeln des Shuttles in sanftem, blauen und rötlichen Lichtschein aufglühten. Als es dicht an die Schottöffnung heran geschwebt war aktivierte die Russin die Konsole des Projektors. Trotz ihrer brennenden Schmerzen und ihrer zunehmenden Schwäche nahm sie die notwendigen Schaltungen korrekt und sicher vor. Das Energiefeld des Traktorstrahls leuchtete irisierend blau auf und die Wissenschaftlerin achtete auf die exakte Ausrichtung, bevor sie den Druckstrahl erzeugte der das Shuttle genau durch die Öffnung hinaus in das Weltall schob. Immer wieder musste sie dabei den Strahl neu feinjustieren. Angst erfasste die Russin, als die Konsolenanzeigen unstet zu flackern begannen, denn noch befand sich das Shuttle zu etwa zehn Prozent innerhalb des Hangars. Es wurde ein Wettlauf mit der Zeit. Die Frau verstärkte den Strahl, der das kleine Raumfahrzeug in den Weltraum schob. Sie setzte alles auf eine Karte, als die Kontrollen immer stärker zu flackern begannen und einen unangenehme Wärme, die von den überlasteten Systemen ausging, selbst durch die Isolation ihres Raumanzugs drang. Sie gab dem Shuttle den entscheidenden Abstoß-Impuls der es endgültig ins Freie trieb. Der Traktorstrahl flackerte und veränderte seinen Farbton. In dem Wissen dass es ihre Kameraden im Shuttle geschafft hatten sank Anya Sernenkowa am Projektor zusammen. Tränen rannen über ihre Wangen und sie umklammerte den Sockel des Gerätes mit ihren Armen. Wenn das System überlastete und explodierte dann sollte der Tod schnell kommen. Sie hatte panische Angst vor Schmerzen. Lieutenant-Commander Anya Sernenkowa spürte nichts, als es schließlich geschah. Ihr letzter Wunsch erfüllte sich. Sie starb ohne es überhaupt zu bemerken.   * * *   Namoro Kunanga saß stumm neben Fatmira Al-Basrin, auf dem Platz des Piloten. Sie hatten beide den Energieausbruch auf ihren Instrumenten verfolgt, und sie wussten, was er zu bedeuten hatte. Die Araberin erzeugte eine Atmosphäre an Bord, und sie gab Kunanga ein Zeichen, dass er seinen Raumanzug ablegen konnte, als sie etabliert war. Gleichzeitig gab sie dies auch über Helmfunk weiter. Nachdem sie wieder im Sitz des Co-Piloten saß, blickte sie zu Kunanga und erklärte mit fester Stimme: „Es war die einzig richtige Entscheidung, Sir.“ Namoro Kunanga nickte dankbar. „Ich weiß, Petty-Officer. Aber es fühlt sich nicht wirklich so an.“ Dann wechselte Kunanga unvermittelt das Thema und sagte: „Ich wende das Shuttle jetzt.“ Die Araberin blickte angestrengt auf ihre Instrumente, aber sie entdeckte kein Zeichen von der ODYSSEY. Dafür erfassten die Bordscanner eine Wolke aus Metalltrümmern und Plasmarückständen, die immer weiter auseinander driftete. Vereinzelt fingen die Instrumente auch Biomaterie auf, und Fatmira Al-Basrin beschlich eine fürchterliche Ahnung, worum es sich dabei handelte. Leichen. Bei diesem Gedanken zog sich der Magen der Frau zusammen und sie sagte erschüttert: „Ich glaube, mir wird schlecht, Lieutenant.“ „Gehen Sie nach hinten, Miss...“ „Al-Basrin war der Name.“ Kunanga nickte. „Mein mieses Namensgedächtnis. Ich komme hier vorne momentan alleine klar. Ruhen Sie sich etwas aus, Petty-Officer Al-Basrin.“ Die Frau mit der markanten Habicht-Nase hielt sich die Hand vor den Mund und nickte dankbar, wobei ein dumpfes Danke, Sir zu hören war. Kaum war sie nach Hinten gegangen, da tauchte Alexeij Worronow neben Kunanga auf und ließ sich in den Sessel neben ihm fallen. Er wollte eine Frage stellen, doch dann folgten seine Augen dem starren Blick des Afrikaners und er verstand den Zustand des Freundes augenblicklich. Vor dem Shuttle trieben die, im Licht des fernen Systemsterns, gelegentlich aufglitzernden Bruchstücke dessen, was einmal der Stolz der Raumflotte gewesen war. Die Wracktrümmer eines Raumschiffs der GALAXY-KLASSE. Selbst der so lebhafte Kirgise brauchte einige Momente um sich von diesem beklemmenden Eindruck frei zu machen. Nachdem er sich endlich von dem grausigen Anblick lösen konnte, sah er zu Namoro Kunanga und sagte leise: „Es ist schrecklich. Wie konnte das passieren, Namoro?“ „Ich weiß es nicht, Alexeij“, erwiderte der Hüne, ohne seinen Blick von den treibenden Trümmern zu nehmen. „Ich weiß nur, dass die Föderation untergehen wird, falls eine Flotte dieser Angreifer in den Alpha-Quadrant einfällt.“ Kunanga wischte sich über die Augen bevor er zu dem Kirgisen blickte. „Um auf das Naheliegende zu sprechen zu kommen: Wie geht es den anderen Überlebenden?“ Alexeij Worronow machte eine wiegende Geste. „Ich schätze, die Meisten realisieren gerade jetzt erst, was sich hier abgespielt hat. Möglicherweise stehen einige von Ihnen unter Schock und wir haben keinen Mediziner dabei. Nia´Lyara kümmert sich jedoch um die Leute. Sie scheint das Ganze recht gut überstanden zu haben, aber wer weiß?“ „Ich baue auf sie“, erwiderte Kunanga. „Und auch auf dich, mein Freund.“ Der Kirgise legte mit ernster Miene seine Hand auf die Schulter des Afrikaners. „Die Frage ist: Wie geht es dir?“ „Ich komme zurecht“, gab Kunanga zurück. „So, und jetzt hilf mir einen Kurs zum Wurmloch zu bestimmen. Die Jem´Hadar sind abgeflogen und ich wäre gerne hier weg bevor sie eventuell zurückkommen.“ „Tschort wosmij“, entfuhr es dem Kirgisen, und er erklärte bei Kunangas fragendem Blick: „Zum Teufel.“ Dann machte er sich daran einen Kurs zum Wurmloch zu bestimmen. Nachdem er sicher war die richtigen Koordinaten festgelegt zu haben überspielte er die Daten auf die Pilotenkonsole und sagte: „Kurs festgelegt. Wir können, Langer.“ „Na dann, Kurzer“, erwiderte Kunanga ironisch und konzentrierte sich darauf, das Shuttle, mit weitem Sicherheitsabstand, um das Trümmerfeld herum zu steuern. Nachdem der Raum vor ihnen, von den Instrumenten, als frei angezeigt wurde, setzte Kunanga die Geschwindigkeit auf vollen Impuls herauf. Sicherheitshalber brachte er auf diese Weise etwa zehn Millionen Kilometer zwischen das Shuttle und dem Ort der Vernichtung, bevor er den Warpantrieb aktivierte und das Kleinraumschiff in den Subraum eindringen ließ. Nachdem der beruhigende Anblick der Sternenstreifen durch die Scheiben des Shuttles drang, lehnte sich Kunanga etwas im Sitz zurück und sah wieder zu Worronow. „Ich frage mich, warum die drei Runabouts abgeflogen sind ohne nach Überlebenden zu scannen. Das hätte ich von der Crew der Station nicht gedacht.“ Worronow nickte nachdenklich, mit einem unguten Gefühl in der Magengrube. Schließlich meinte er grübelnd: „Vielleicht haben sie das ja. Möglicherweise konnten sie, wegen der Plasmarückstände, nur nicht unsere Signale auffangen. In dem Fall hat uns das Sternenflottenkommando bereits komplett abgeschrieben.“ Namoro Kunanga blickte den Kirgisen verwundert an und wollte widersprechen, doch die Fakten passten zu dem, was der Freund vermutete. Grimmig erwiderte er: „Dann werden wir sie sehr bald eines Besseren belehren.“ Noch bevor der Kirgise antworten konnte dröhnte ein trockener Knall aus dem rückwärtigen Bereich des Shuttles zu ihnen und ein Ruck ging durch das Shuttle. Im nächsten Moment fiel das Kleinraumschiff selbsttätig unter Warp. „Was war das denn!“, entfuhr es Worronow. Fieberhaft ließ Namoro Kunanga seine Finger über die Sensortasten der Steuerkonsole huschen. Mit versteinerter Miene zu seinem Freund aufschauend erwiderte er niedergeschlagen: „Verdammt, der EPS-Verteiler des Antriebssystems ist ausgefallen.“ Stimmengemurmel drang aus dem hinteren Bereich des Shuttles nach vorne und Namoro Kunanga meinte missmutig: „Sieh dich bitte mal da hinten um, und berichte mir dann, was da genau passiert ist. Genügend viele Techniker haben wir ja an Bord, die dich dabei unterstützen können.“ „Bin schon unterwegs“, entgegnete der Kirgise und eilte nach Hinten, wobei er sich im Durchgang an der, in Flugrichtung rechten, Außenhülle an Ensign Tarik, der gerade auf dem Weg ins Cockpit war, vorbei quetschte. Der junge Vulkanier achtete nicht weiter auf den quirligen Kirgisen sondern arbeitete sich weiter nach vorne vor. Kunanga, der Tariks Näherkommen bemerkt hatte, blickte fragend zu ihm auf. „Gibt es etwas, Mister Tarik? Der Vulkanier nickte mit verschlossener Miene und fragte: „Darf ich mich setzen, Lieutenant Kunanga?“ Der Afrikaner deutete auf den Sitz des Co-Piloten. „Sicher, Mister Tarik, nehmen Sie doch Platz und seien Sie nicht so förmlich.“ Er wartete, bis sich sein Gegenüber hingesetzt hatte, bevor er sich erkundigte: „Was kann ich für Sie tun, Ensign?“ Tariks braune Augen musterten den Afrikaner einen Moment lang, bevor er ruhig erklärte: „Ich möchte Ihnen versichern, dass Sie das Richtige getan haben, Lieutenant. Und ich möchte Ihnen sagen, dass ich Ihnen vorhin nicht widersprochen habe um Ihre Autorität zu untergraben, Sir. Ich hielt die Entscheidung von Lieutenant-Commander Sernenkowa für den einzig gangbaren Weg der keinen kollektiven Selbstmord beinhaltet.“ Kunanga schloss für einen Moment die Augen, bevor er den Vulkanier wieder ansah und versöhnlich meinte: „Damit hatten Sie Recht, Tarik. Ich bin es, der sich entschuldigen müsste, weil ich Sie vorhin so grob angefahren habe. Emotionale Lebewesen handeln manchmal so, wenn sie dazu gezwungen werden Opfer zu bringen.“ „Mit diesem Problem bin ich seit meiner Akademiezeit vertraut, Lieutenant“, erwiderte der Vulkanier trocken. Einen Moment später klang ein unterdrückter, russischer Fluch auf, und wenig später erschien Worronow im Cockpit und berichtete, nachdem er einen kurzen Seitenblick zu Tarik geworfen hatte: „Schöner Mist! Es hat eins dieser neuartigen Neuralen Gel-Packs zerrissen. Petty-Officer Harrell hatte, zusammen mit Nia´Lyara, vor dem Start festgestellt, dass es zuvor verkehrt herum eingebaut worden war und diesen Fehler korrigiert. Der anschließende Testlauf hatte kein Problem angezeigt, aber offensichtlich hatte das Gel-Pack bereits Schaden genommen. Und nun hat sich dieses blaue Mistding über den gesamten Antrieb verteilt.“ Kunanga blickte den Freund erschrocken an. „Was sagen unsere Techniker? Wie können wir das Problem beheben?“ Der Kirgise schüttelte den Kopf. „Gar nicht, Langer. Wir müssen von nun an mit Impulsgeschwindigkeit weiter durch das All schleichen.“ „Damit würden wir Jahre brauchen bis zum Wurmloch.“ An dieser Stelle warf Tarik einen Blick auf die Navigationsanzeigen und erklärte seelenruhig: „Exakt 16,73 Jahre, bei vollem Impuls. Aber so lange wird die Biomasse im Replikator niemals reichen um die Besatzung mit Nahrung und Getränken zu Versorgen.“ „Danke für die Info“, giftete Worronow knurrend. Dann fragte er: „Und wie lange würde ein Rückflug zu dem System dauern, in dem wir Sisko aufgegabelt haben? Dort gibt es doch einen Klasse-M Planeten.“ Es war Tarik, der antwortete: „Wir haben uns drei Lichttage von dem System entfernt. In 12,7 Tagen könnten wir das System erreichen. Und in 1,2 weiteren Tagen den Planeten. So lange hält uns der Replikator, ohne Einschränkungen, am Leben.“ Kunanga blickte die beiden Männer nacheinander an. „Alternativen?“ Beide verneinten. Kunanga seufzte. „In Ordnung. Geht beide nach hinten und sagt es den Anderen. Ich werde das Shuttle auf den Weg bringen. Ach ja – und sagt Petty-Officer Al-Basrin, sie soll mich in etwa vier Stunden an den Kontrollen ablösen. Nach weiteren vier Stunden wirst du dann übernehmen, Alexeij, also ruhe dich etwas aus.“ Die beiden ungleichen Männer bestätigten und verschwanden nach Hinten, während der Afrikaner das Shuttle wendete und einen Kurs zu dem unbekannten Sternensystem setzte. Danach beschleunigte er das Kleinraumschiff, aktivierte den Autopiloten, und lehnte sich im Sitz zurück. Unter Umständen würde dies ein sehr langweiliger Flug werden.   * * *   Seit fast vier Tagen flog das Shuttle der vernichteten ODYSSEY nun in Richtung des Sternensystems zurück, von dem sie gekommen waren. Die vier Offiziere wechselten sich im Vierstundentakt dabei ab, die Fluginstrumente zu überwachen. Schon am ersten Tag hatte es sich so eingespielt, dass sich immer mindestens eine zusätzliche Person mit im Cockpit befand. Zumeist waren es sogar mehrere. Namoro Kunanga hatte diese Entwicklung mit Zufriedenheit registriert, denn in ihrer momentanen Situation sollte sich niemand alleingelassen oder einsam vorkommen. Er selbst hatte in den letzten Tagen viel Zeit mit Worronow verbracht, aber auch Nia´Lyara Tareh, Chief Grel und Fatmira Al-Basrin hatten ihm des Öfteren bei seinen Stunden im Cockpit Gesellschaft geleistet. Immer vier Personen schliefen, in einem Sechsstundenrhythmus, auf den bequemen Bänken, an den beiden Bordwänden, während der Rest auf dem Boden saß und sich, die meiste Zeit über, leise unterhielt. Momentan saß Namoro Kunanga, die langen Beine ausgestreckt übereinander geschlagen, gegen die Rückwand des Maschinenbereichs gelehnt, auf dem Boden des Shuttles, und blickte zu Aiden Harrell, der eine lustige Unterhaltung über Spitznamen begonnen hatte. Interessiert sah ihn der, in Wichita geborene, Mann an und sagte belustigt: „Kommen Sie schon, Lieutenant. Sie hatten, an der Akademie, doch sicher auch einen Spitznamen. Und damit meine ich jetzt nicht den, welchen Ensign Worronow immer benutzt.“ Der Afrikaner blickte durch Harrell hindurch und lächelte unbewusst. „Kommen Sie schon, Sir“, hieb Julie Rieder in dieselbe Kerbe wie Aiden Harrell. „Machen Sie den kleinen Spaß schon mit. Wie hat man Sie an der Akademie genannt?“ „Knirps.“ Unterdrücktes Gelächter brandete auf. Julie Rieder raufte sich ihr kurzes, strohblondes Wuschelhaar und meinte, etwas enttäuscht: „Bitte ohne uns zu veralbern, Lieutenant.“ Namoro Kunanga blickte das Mädchen, dass dicht neben Harrell saß, ernsthaft an und versicherte: „Das war kein Witz, Miss Rieder. Das war wirklich mein Spitzname als ich die Akademie besucht habe.“ Etwas ungläubig blickte Harrell den Afrikaner an. „Warum nannte man denn ausgerechnet so einen Riesenkerl wie Sie Knirps?“ Ein breites Grinsen überflog Kunangas Gesicht. „Nun, meine beiden besten Freunde an der Akademie waren 2,02 und 2,05 Meter groß. Da ich, von uns Dreien, mit 2,01 Meter, am kleinsten war, nannten mich die beiden stets nur Knirps. Ein Beweis dafür, dass auch die scheinbar Großen klein sein können. Es kommt immer auf das Umfeld an.“ „Für die Einen der Lulatsch – für die Anderen der kleinste Riese der Welt“, spöttelte Alexeij Worronow. Er hockte, mit angezogenen Knien, Kunanga gegenüber an der Rückwand der kleinen Hygienezelle, die sich zwischen dem Passagierbereich und dem Cockpit, in Flugrichtung links, gegenüber der Seitenschleuse, befand. Erneut erfüllte unterdrücktes Gelächter die Passagierkabine. Beinahe dankbar blickte Kunanga, wegen dessen humorvollen Bemerkung, zu seinem kirgisischen Freund. Viel zu selten, in den letzten Tagen, war die Stimmung so gelöst gewesen wie in diesem Moment. Sie alle hatten etwas Aufheiterung, nach dem was ihnen widerfahren war, bitter nötig. Schließlich wanderte sein Blick zu Nia´Lyara Tareh und seine Augenbrauen hoben sich fragend. Die Andorianerin verstand die unausgesprochene Frage und erklärte ihrerseits: „Mich hat man auf der Akademie Schneekönigin genannt. Sehr lyrisch.“ „Es hätte schlimmer kommen können“, schmunzelte Namoro Kunanga. Er wollte noch etwas hinzufügen, als ein erschrockener Ausruf, von Fatmira Al-Basrin, die sich mit Petty-Officer Daren Arex im Cockpit aufhielt, die Unterhaltung unterbrach. „Lieutenant Kunanga, bitte kommen Sie zu mir.“ Schnell sprang der Afrikaner auf die Füße und eilte nach vorne. Die übrigen, wachen Crewmitglieder folgten Kunanga etwas langsamer und drängten sich, hinter ihm, am Durchgang zum Cockpit. Die kräftigen Hände auf die Rücklehnen der beiden Pilotensessel gelegt, blickte Kunanga, vorgebeugt, zwischen der Araberin und dem Trill hindurch auf die Instrumente. Gleichzeitig berichtete Fatmira Al-Basrin: „Wir haben ein sich annäherndes Raumschiff gescannt, Sir. Es besitzt eine mir unbekannte Energiesignatur.“ „Also Niemand von der Sternenflotte?“ Fast in demselben Moment, als Kunanga diese Frage stellte, fiel ein gewaltiges Raumschiff aus dem Subraum und glitt, mit einigen Kilometern Überhöhung, auf ihre momentane Position zu. Das gewaltige Raumschiff besaß die Grundform einer Pfeilspitze, wobei es in seiner Länge etwa der GALAXY-KLASSE entsprach. An, nach vorne und etwas nach unten gebogenen, Pylonen saßen die blass-violett glühenden Warpgondeln. Auch mehrere Segmente der unteren Hülle glühten in einem violetten Farbton, und Kunanga realisierte, dass er so etwas bereits gesehen hatte. Auf dem Hauptschirm der ODYSSEY, als sie von den Jem´Hadar-Raidern angegriffen wurden. Ein ungutes Gefühl sagte dem Afrikaner, dass dies kein Zufall war. Die Instrumente gaben ein helles Zirpen von sich und Fatmira Al-Basrin meldete tonlos: „Wir werden gerufen.“ „Öffnen Sie einen Kanal, Miss Al-Basrin“, verlangte Kunanga. Die düsteren Vorahnungen des Afrikaners bestätigten sich, als im nächsten Moment eine dunkle Stimme aufklang, die befehlend sagte: „Hier spricht der Erste, Krelton´kentak vom Jem´Hadar-Kreuzer DRANTOC´ZERKAN. Setzen Sie die Fahrt Ihres Schiffes auf Null und unterlassen Sie es die Schilde zu heben, die Waffen zu aktivieren, oder zu fliehen. Sie befinden sich widerrechtlich im Raum, der vom Dominion beansprucht wird. Wir werden Ihr Shuttle an Bord unseres Kreuzers nehmen und Sie verhaften. Wenn Sie Widerstand leisten, dann werden wir Sie vernichten. Haben Sie verstanden?“ Kunanga krallte seine Finger in die Rücklehnen der beiden Pilotensessel. Auf den fragenden Blick der Araberin hin nickte er ihr zu. Dann atmete Kunanga tief durch und erwiderte: „Hier spricht Lieutenant Namoro Kunanga. Wir haben verstanden. Wir ergeben uns und erwarten eine angemessene Behandlung durch Sie.“ Ein Knurren drang aus den Empfängern des Shuttles. Dann entgegnete die leidenschaftslose Stimme: „Was Sie erwarten ist irrelevant. Wir werden Sie zu einem unserer Internierungslager bringen und dort verhören. In unseren Augen sind Sie Spione, und Sie werden wie Spione behandelt werden. Wir holen Sie jetzt an Bord unseres Kreuzers. Ich beende damit die Übertragung.“ Daren Arex machte eine schnelle Bewegung nach vorne, doch Namoro Kunanga bekam die Schulter des Trills zu packen und zerrte ihn zurück in den Sitz, bevor der junge Unteroffizier einen fatalen Fehler begehen konnte. „Sie machen jetzt keinen Unfug, verstanden!“, herrschte der Afrikaner Arex an. „Gegen diesen Riesenkasten können wir rein gar nichts ausrichten. Und Lieutenant-Commander Sernenkowa hat ihr Leben nicht deshalb geopfert, damit wir anschließend Selbstmord begehen, Petty-Officer.“ Im nächsten Moment ging ein leichter Ruck durch das Shuttle, und ein blass-blaues Glühen zeugte davon, dass die Jem´Hadar ihr Shuttle mit einem Traktorstrahl erfasst hatten. Kunanga blickte über die Schulter in verzweifelte Gesichter. Er schluckte und sagte dann mit fester Stimme: „Wecken Sie Ihre Kameraden und sagen Sie ihnen, was auf sie zu kommen wird. Vermutlich werden wir für eine Weile in diesem Quadranten festsitzen.“ Während sich mehrere Crewmitglieder daran machten seine Anweisung auszuführen, blickte Namoro Kunanga durch die Frontscheibe des Shuttles auf das gewaltige Raumschiff der Jem´Hadar, dem sich das Shuttle unaufhaltsam näherte. Sie traten ihren Weg in eine ungewisse Dunkelheit an und niemand konnte sagen wo dieser Weg enden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)