Erwachen von BloodyRubin (Nichts ist, wie es scheint) ================================================================================ Kapitel 5: Besuch beim Arzt (Part 1) ------------------------------------ Als er wieder zu sich kam, befand er sich seinem Bett. Seine Sicht war verschwommen, trotzdem erkannte er die vertrauten Umrisse seines Zimmers sofort wieder. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. Erst jetzt fielen ihm die getrockneten Tränen auf seinen Wangen auf. Hatte er im Schlaf geweint? Dann erinnerte er sich an seinen Traum. Sofort schüttelte er den Kopf, als könnte er dadurch die Bilder der letzten Nacht loswerden. „Kenjiro, das Frühstück ist fertig.“ hörte er seine Mutter rufen. „Ich bin gleich unten.“ erwiderte er und ging ins Badezimmer. Sein Spiegelbild gab einen erbärmlichen Anblick ab. Unter seinen Augen hatten sich tiefe, dunkle Schatten gebildet und er war bleich wie ein Toter. Bestimmt würde er sich gleich einiges dazu anhören dürfen. Seufzend duschte er kurz, zog sich um und ging dann nach unten. „Was ist denn mit dir passiert?“ fragte sein Vater, der von seiner Zeitung aufgeblickt hatte, um ihn zu begrüßen. „Es ist nichts.“ sagte der Braunhaarige ausweichend und setzte sich. „Hast du dir eine Grippe eingefangen?“ mischte sich nun seine Mutter ein und trat an ihn heran, bevor sie ihm eine Hand auf die Stirn legte. Der Braunhaarige erschauerte, als ihn ihre kühlen Finger berührten. „Fieber scheinst du jedenfalls nicht zu haben.“ „Ich habe nur...schlecht geschlafen.“ „Schon wieder? Langsam mache ich mir Sorgen deswegen. Willst du nicht doch mal damit zum Arzt gehen?“ Nachdenklich starrte Kenjiro in seine Teetasse. Vielleicht war es wirklich besser, sich untersuchen zu lassen. Izuyas Mutter hatte doch gesagt, sie würde ihm jederzeit helfen. Dennoch bezweifelte er, dass sie etwas gegen seine Alpträume tun konnte. „Also gut, ich gehe gleich los. Hoffentlich bringt es was.“ „Bestimmt. Nimm einen Schirm mit, es soll nachher noch regnen.“ Einige Zeit später betrat Kenjiro durch zwei gläserne Türen die schlichte Eingangshalle der Praxis. Es überraschte ihn wenig, Izuya am Empfangstresen sitzen zu sehen. „Kenjiro. Was bringt dich hierher?“ „Ich möchte zu deiner Mutter. Hilfst du etwa schon wieder aus? Die Ferien sind zum Entspannen da. Übermorgen geht es wieder in die Schule.“ „Nur zu deiner Information: Ich mache das sehr gerne. Außerdem hat Akemi sich krank gemeldet. Heißt, uns fehlt eine Arbeitskraft. Entspannen kann ich morgen immer noch.“ „Na ja, sind deine Ferien. Hauptsache, du kommst dann nicht wieder zu spät zur Schule.“ „Das ist mir erst zweimal passiert. Kann ja nicht jeder so in die Schule verliebt sein wie du.“ Beide Jungen lachten, dann wurde Izuya ernst. „Du siehst wirklich eklig aus. Setz dich noch ins Wartezimmer, ich sage meiner Mutter, dass du da bist.“ „Ich liebe dich auch.“ erwiderte der Braunhaarige sarkastisch und streckte seinem besten Freund die Zunge heraus, bevor er das halbvolle Wartezimmer betrat. Als er endlich aufgerufen wurde, folgte er einem weiß gestrichenen Flur und setzte sich in das Behandlungszimmer. Schon kam Izuyas Mutter in den Raum. „Hallo, Kenjiro. Du bist sicher wegen deiner Schlafprobleme hier.“ „Richtig. Vielleicht haben Sie ja doch eine Lösung für mich.“ „Du wirkst auch ziemlich erschöpft. Gut, dann reich mir bitte deinen Arm. Ich werde dich mal gründlich durchchecken.“ Geduldig ließ der Braunhaarige die Untersuchungen über sich ergehen. „Äußerlich bist du kerngesund. Eventuell finde ich mehr heraus, wenn ich mir deine Gehirnaktivität genauer ansehe. Bist du einverstanden, wenn ich ein EEG vornehme?“ „Wird das irgendwie schmerzhaft?“ „Nein, keine Sorge. Das ist völlig harmlos. Ich werde ein paar Elektroden an deinem Kopf anbringen und die Maschine macht den Rest.“ „Gut, einverstanden.“ Die Ärztin lächelte. „Wunderbar. Also, wenn du mir bitte folgen würdest. Das Gerät steht gleich nebenan.“ Misstrauisch ließ sich Kenjiro auf dem ihm angebotenen Stuhl nieder und hielt still, während Izuyas Mutter ihm die Elektroden anheftete. „Versuch, dich zu entspannen. Du musst ganz ruhig bleiben, damit die Messung korrekt wird. Das ganze wird eine Weile dauern. Bitte bleib einfach hier sitzen, bis ich zurück bin.“ Kenjiro nickte und sie verließ das Zimmer. Eine geschlagene halbe Stunde verging, bis sich die Tür wieder öffnete. „So, das wäre geschafft. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ Mit allergrößter Vorsicht nahm die Ärztin die Elektroden ab und der Braunhaarige seufzte erleichtert und streckte sich ausgiebig. „Dann wollen wir mal sehen...“ murmelte Izuyas Mutter und überflog die Daten auf dem Computer, der neben dem Gerät stand. „Keinerlei Unstimmigkeiten. Mit deinem Gehirn scheint alles in Ordnung zu sein.“ Kenjiro war enttäuscht. „Heißt das, Sie können nichts tun?“ „Nur nichts überstürzen. Fürs Erste werde ich dir ein leichtes Beruhigungsmittel verschreiben. Und ich möchte dich bitten, das, was du träumst, aufzuschreiben. Am besten alles, woran du dich erinnerst. Falls wir dadurch keine Ergebnisse erzielen, werden wir andere Dinge ausprobieren.“ „Zum Beispiel?“ „Sollten deine Alpträume nicht besser werden, zeige ich dir, wie du das luzide Träumen erlernen kannst.“ „Das was?“ fragte der Braunhaarige verwirrt. „Das luzide Träumen, auch Klartraum genannt. Damit wirst du in der Lage sein, den Träumen ihren Schrecken zu nehmen.“ „Können wir das nicht schon jetzt machen?“ „Wir versuchen es erst mal mit dem Beruhigungsmittel. Ich möchte es ungern gleich am Anfang zu kompliziert machen.“ „Na gut.“ „Eine Frage muss ich dir noch stellen.“ sagte Izuyas Mutter dann sehr ernst. „Was ist in deinen letzten Träumen passiert?“ Alles in Kenjiro verkrampfte sich und er merkte, wie er zu zittern begann. „Ich...ich habe geträumt...“ stotterte er und musste sich zwingen, nicht in Panik zu verfallen. Genau in diesem Moment klopfte es und Izuya selbst betrat das Zimmer. „Oh, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass ihr eine Besprechung habt. Ich wollte nur...Kenjiro? Was ist passiert?“ Er trat an den Braunhaarigen heran und hockte sich vor ihn, so dass sie sich in die Augen sahen. „Er ist ja vollkommen verängstigt. Was hast du ihm denn gesagt?“ „Ich habe ihn nur gebeten, mir zu sagen, was er in letzter Zeit geträumt hat. Mit so einer Reaktion habe ich auch nicht gerechnet.“ Izuya erhob sich wieder und packte Kenjiro an der Schulter. Der erwachte aus seiner Starre und atmete tief durch. „Als ich bei euch zu Besuch war, habe ich von zwei Männern geträumt, die Izuya die...die Augen mit einem Skalpell entfernt haben.“ „Was?“ kam es gleichzeitig von der Ärztin und ihrem Sohn. „Es war schrecklich...überall war Blut...und diese grauenhaften Schreie...“ „Was noch?“ erkundigte sich Izuyas Mutter, der der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand. „Sayuri...ich habe geträumt, wie sie von einem der Kerle ver...vergewaltigt wurde. Und als er mit ihr fertig war, hat er... ihr das Wort >Hure< in den Bauch geschnitten.“ „Kennst du diese Männer? Hast du sie schon einmal gesehen?“ „Nein...ich kenne sie nicht...Alles, was ich weiß, ist, dass sie sich als Ärzte verkleiden...“ Der Braunhaarige blickte Izuyas Mutter an. „Aber...aber das war schließlich nur ein Traum. Nichts davon ist wahr.“ „Nun, das ist zwar richtig, aber ich denke, bei solchen Träumen ist es besser, wenn ich dir ein etwas stärkeres Beruhigungsmittel verschreibe.“ „Warum hast du mir nichts gesagt?“ wollte Izuya wissen und vergrub seine Finger in Kenjiros Schulter. „Weil ich wusste, wie du reagieren würdest. Ich wollte dich nicht mit Sachen beunruhigen, die nur in meinem Kopf passieren.“ Darauf erwiderte sein bester Freund nichts, trotzdem wirkte er besorgt und verwirrt. „Izuya, du drückst mir den Arm ab.“ „Oh, entschuldige.“ Izuya ließ Kenjiro los. Währenddessen hatte die Ärztin ein Rezept ausgedruckt. „Ich möchte, dass du das Rezept noch heute abholst. Jeden Abend vor dem Einschlafen nimmst du eine Tablette.“ „Mache ich.“ Er verabschiedete sich und besuchte die nächste Apotheke. Nachdem er wieder zu Hause war, überlegte er, warum er Shin mit keinem Wort erwähnt hatte. Er wusste es nicht. Wohl, damit sie ihn nicht für völlig verrückt hielten. Als es schließlich auf den Abend zuging, nahm er wie versprochen eine Tablette und legte sich mit dem Gefühl hin, dass ihm nun bestimmt nichts mehr den Schlaf rauben würde. Beruhigt schloss er die Augen und schon driftete er weg, bis er in der tiefen Dunkelheit versank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)