Gib dich nicht auf von KatieBell ([Kai x Hiromi]) ================================================================================ Kapitel 9: Vergangenheit 3.1 ---------------------------- Viele Menschen hatten sich auf dem Marktplatz versammelt. Einige redeten wild durcheinander, aber auch gab es welche, die nur Stillschweigend an einem Platz standen und die Atmosphäre auf sich wirken ließen. Einige Gesichter erkannte er wieder von früher. Aber das war eher die Minderheit. Kai stand abseits des Geschehens, dennoch hatte er einen guten Blick auf die Bühne, auf der schon ein Mikrofon bereitstand. Doch bisher war nichts vom Bürgermeister zu sehen. Nervös hatte er mehrmals auf die Uhr seines Smartphones gestarrt. Er wirkte fast schon hibbelig, denn er hatte heute Morgen schon mit sich gehadert, ob er wirklich hierherkommen sollte. Obwohl dies ja einer seiner Hauptziele gewesen war. Die ganze Nacht hatte er über gestern nachgedacht. Er hatte sie das erste Mal nach drei Jahren wiedergesehen und doch kroch plötzlich eine unsagbare Wut in ihm hoch, als er Takao entdeckte. Wie er einfach in das besagte Café hineinging, um offenbar die Braunhaarige zu besuchen. Normalerweise hätte jeder normal denkende Mensch sich ebenfalls ins Innere des Cafés begeben. Aber er konnte es nicht. Es war schon schwer genug Hiromi gegenüber zu stehen, aber dann gleichzeitig auch noch Takao?! Sollte er vor ihm auch noch seine Empfindungen preisgeben? Schließlich wusste er nicht, wie ihr Verhältnis mittlerweile zu ihm war. Wer versicherte ihm, dass Takao ihn nicht auslachen würde? Wäre er dort hineingegangen und hätte sich diese Blöße gegeben, vor ihr und ihm… Nein. Das konnte er nicht. – Es war auch so schon verdammt schwer. Er brauchte nicht noch einen Zeugen, seines Versagens. Plötzlich riss ihn eine bekannte Stimme aus den Gedanken und der Graublauhaarige wandte sich in die Richtung um, aus der sie offensichtlich kam. Schnell konnte er blonde Haare ausmachen. Ein junger Mann stand dort zusammen mit einer älteren Frau. Kurz grinste Kai. Makkusu hatte sich in den letzten Jahren ja nicht wirklich verändert. Auch seine Mutter hatte der Russe sofort erkannt. Judy Mizuhara sah ebenfalls noch genauso aus, wie er sie zu den zweiten Weltmeisterschaften in Erinnerung hatte. Ein kurzes Grinsen kam ihm über die Lippen, als er diese zwei weiterhin beobachtete. Sie gingen quer durch die Masse an Menschen, bevor sie abrupt stoppen. Kais Grinsen erstarb daraufhin augenblicklich… Es war ein paar Tage her, als Daichis Blade seinen Arm verletzt hatte. Es war nichts Tragisches, aber dennoch konnte er nun noch öfters Hiromi um sich herum ausmachen. Immer wieder schwänzelte sie um ihn herum und fragte nach seinem Befinden. Es war ihm schon wieder zu viel, als sie sich angeboten hatte, seinen Verband zu wechseln. Er wollte doch nur in Ruhe gelassen werden, verstand sie das nicht? War sie so Begriffsstutzig!? Auf seinen bösen Blick hin, hatte sie ihn einfach ignoriert und nach seinem Arm gegriffen. Doch sie kam nicht einmal an den Verband, da hatte er sie schon wieder weggeschubst. Ruckartig war er aufgestanden und hatte die Wohnstube von Takaos Großvater verlassen. Er brauchte dringend frische Luft. Auf dem Flur traf er dann auch noch den Blauhaarigen, der ausgerechnet nach ihr gefragt hatte. Er deutete nur mit seinem Kopf gen Wohnzimmer und er wollte nun endlich den Rückzug antreten. Doch… als Takao zu der Braunhaarigen hineinging, konnte er nicht anders, als kurz an der Schiebetür zu verharren. Eine ihm unbekannte Macht schien ihn festzuhalten und wenige Sekunden später hob er seinen Blick, um durch einen Spalt der Tür hineinzusehen… „Was machst du denn ganz alleine hier? Der Chef braucht dich bei der Analyse!“ „Ich komm ja gleich.“, seufzte sie etwas bedrückt und in Kai kam etwas hoch, dass sich ‚schlechtes Gewissen‘ nannte. „Was machst du mit dem ganzen Verbandszeug?“, fragte er ungeniert weiter und hob eine Mullbinde hoch. „Nichts.“, zischte sie und nahm ihm die Rolle wieder ab, „Ich wollte nur Kais Verband wechseln.“, sagte sie dann in einem ruhigeren Ton. „Ach so.“, lachte er wie immer unbeschwert, „Er hat es sich wohl nicht machen lassen, was?“, grinste er nun und seine Hände legte er auf seinen Hinterkopf. „Mhm.“, nickte sie weiterhin bedrückt. „Du weißt doch, wie Kai ist! Er ist eben ein Einzelgänger und braucht von niemandem Hilfe. Eher würde er sich ein Bein rausreißen, als jemals jemanden an sich heran zu lassen.“, lachte er weiter und sah das ganze wohl eher als eine Art Aufmunterung. – Aber es schien keine Früchte bei ihr zu tragen. Das nächste was der Graublauhaarige mitansehen musste, ließ ihn wirklich für einen Moment an sich zweifeln. Aus heiterem Himmel hatte sie angefangen vor Takao zu weinen. Es waren mehr kleinere Schluchzer, die sie jedoch schnell wieder unter Kontrolle brachte und dennoch stieg sein schlechtes Gewissen, …ihr gegenüber. Ging es ihr tatsächlich so nah? „Wein doch nicht wegen diesem Idioten, … Hiromi…“, versuchte Takao zu retten, was noch zu retten war, doch eher mit wenigem Erfolg. Sie lächelte zwar als Nächstes, aber es sah eher aus, wie gezwungen. Kais Augen trafen wieder auf Takaos Gesicht und als er sein verschmitztes Lächeln sah, welches ihr galt, erhöhte sich sein Herzschlag. Er brach den Blickkontakt ab und machte sich nun auf den Weg nach draußen. Er konnte sich sein plötzliches Herzrasen nicht wirklich erklären. Auf dem Weg hinaus war er nicht fähig klar zu denken. Auf der einen Seite sollte er doch froh sein, dass sich jemand um sie kümmerte, wenn er es schon nicht konnte. Zumindest nicht auf diese Weise. Und doch… ging es ihm gegen den Strich, dass es ausgerechnet Takao sein musste. Er hatte eben eine innere Wut gegen den Blauhaarige aufgebaut und war kurz davor in das Wohnzimmer zu springen, um ihn von ihr wegzuzerren… Draußen auf der Veranda angekommen schaute er augenblicklich in den Himmel empor. Dieser war bedeckt von dünnen, weißen Flecken. Cirrocumuli, oder auch Schäfchenwolken genannt. Was dort beinahe mit ihm geschehen war, machte ihn unsicher. Sehr sogar. Plötzlich hörte er Schritte neben sich und sah zu seiner rechten Seite auf. Es war Hiro, der mit einem langsamen Schritt auf ihn zukam. „Alles okay bei dir, Kai?“ Er sah wieder von ihm ab, bevor er nickte und sich dann ganz von ihm abwandte. Zielsicher verließ er das Anwesen von Takaos Großvater. Nicht wissend wohin er gehen sollte, aber eines war klar. Er würde in diesem Team keine Ruhe finden. Es behagte ihn einfach nicht. Und genau deswegen würde er nun auch einen alten Freund aufsuchen. In der Hoffnung alldem entfliehen zu können… „Meine Damen und Herren, es ist schön zu sehen, wie viel Zuwendung diese Gedenkfeier offensichtlich bei Ihnen Anklang gefunden hat.“ Die Stimme des Bürgermeisters riss ihn aus seinen Erinnerungen und er sah hoch zur Bühne. „Wir sind hier zusammengekommen, um die Opfer des Fluges 95609 von den Vereinigten Staaten nach Japan zu gedenken. Und auch, um den Angehörigen eine Stütze zu sein. Wir alle waren erschüttert über diese jüngsten und zugleich tragischen Ereignisse-“ Kai hörte dem Bürgermeister aufmerksam zu, bis er eine gewisse Braunhaarige in der Menge entdeckte. Zuvor war er an eine Wand gelehnt gewesen, doch er richtete sich auf, um sie genauer zu beobachten. Sie trug einen schwarzen knielangen Rock und darauf einen ebenso schwarzen Blazer. Darunter hatte sie offenbar etwas weißes an. Ihre Haare waren zusammengebunden. Als Hiromi durch die Menge schritt, erkannte er immer wieder, wie ihr bemitleidende Blicke ihr folgten. Ab und an wurde sie aufgehalten und sie sprach mit dem einen oder anderen Besucher. Dieser Weg musste für sie der reinste Horror sein und trotzdem sah sie so stark und mutig aus, dass er den Entschluss fasste, sich auf sie zuzubewegen. Doch er hielt inne, als er den Blauhaarigen entdeckte, der sich an ihrer Seite befand. Er schritt leicht zurück. Er konnte einfach nicht. Nicht wenn... Die Gedenkfeier war recht schnell vorbei und Kai blieb im Schatten zurück. Er beobachtete nur, bis sie den Marktplatz verließ zusammen mit Takao und einer anderen Frau, die er nicht kannte. Als er in seinem Motel ankam und seine Tasche begutachtete, war er hin und hergerissen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Gab es den überhaupt? Sie war in guten Händen. Ganz gewiss brauchte sie ihn nicht und die alten Erinnerungen. Er warf sich aufs Bett und schloss die Augen... *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)