Anwysitna ~ Die Prophezeiung von Anwysitna ================================================================================ Prolog: ~Fremde Stadt --------------------- Mädchen schwarz und weiß. Anwysitnas Wesen gleich, wirst du sie vom Bann erlösen. Wenn die Bäume wieder blühen, wird die Welt neu auferstehen, Mädchen schwarz und weiß. Wenn der Mond am Himmel scheint, und leuchtende Kräuter blühen, Wirst du neue Magie spüren, bist dem Untergang geweiht, Mädchen schwarz und weiß. Das Eine, das wird sterben, das Andere wird leben. Dein Körper wird entscheiden. Du bist die, die zweigeteilt, Mädchen schwarz und weiß. Ella stand am Fenster und schaute hinaus auf die schwarze Stadt. Die hohen unbeleuchteten Häuser lieferten sich einen stillen Wettkampf um die schönste Aussicht, eines höher als das andere. Spitz und gefährlich sah die Landschaft dadurch aus. Endlos zogen sich die Zackenbahnen durch das Land, bis über den Horizont hinaus. Darüber hing der Mond, einsam und träge sah er aus. Müde von den vielen Jahren, die er schon erlebt hatte. Qualvoll hielt er sich in der Luft und beleuchtet schwach die dunkle Stadt mit seinem weißen Licht. Die Häuser fingen seinen Schein auf und verbreiteten ihn in allen Straßen, Gassen und Wegen. Der Mond hing trotzdem traurig in dem dunklen Himmel, schaute neidisch auf die Häuser hinunter. Neben der Stadt lag das Meer. Es spiegelte die Umgebung perfekt wieder, so still und sanft es war. Die kleinen Schiffe schaukelten leicht im Wind, der wie ein Traum über die Landschaft strich. Die Wellen zischten leise in der Brandung, flüsterten Ella Worte zu, die sie nicht verstand. Obwohl es düster war, wirkte es friedlich. Magisch. Ella seufzte, so gut gefiel ihr dieses stille Bild. Schweigend stand sie da und schaute aufs Meer hinaus. Sie fühlte sich diesem Ort so nah, wollte hinein in die Stadt, so nah wie es ging zum Mond. Leicht schwang sie ihren Körper über das Fensterbrett und stürzte sich hinunter in die Schwärze. Dabei fühlte sie sich so frei und sicher wie noch nie zuvor. Ohne jegliche Schmerzen landete sie am Erdboden, ihre Beine federten den Sturz mühelos ab. Ella blickte auf. Die schwarze Stadt erstreckte sich in aller Schönheit vor ihr. Sie musste einfach dort hin, gehörte dort hin, fühlte, dass man hier etwas von ihr wollte. Lautlos und doch schneller als je zuvor lief sie darauf zu. Die Landschaft neben ihr verschwamm zu einem schwarzen Band, so schnell lief sie. Sie rannte und rannte, doch kam der Stadt kein bisschen näher. Noch ist es nicht soweit! Die weibliche Stimme klang fremd aber doch auch vertraut. Leise und hastig wirkte sie, wie die eines kleinen Mädchens. Ella blieb stehen. Sie war nicht einmal ein bisschen außer Atem, obwohl sie eigentlich keine gute Kondition hatte. „Wer bist du?“, rief sie in den Wald hinein, doch es kam keine Antwort. Es war genau so still wie vorhin. Wer konnte das gewesen sein, der zu ihr gesprochen hatte? Unglücklich stand sie da und suchte die Gegend nach Hinweisen auf die mysteriöse Stimme ab. Sie wollte Antworten. Jetzt. Sofort. Doch die bekam sie einfach nicht. Nicht mal in ihrem eigenen Traum gab es eine Person, die Antworten für sie hatte. Einen perfekten Ort wie diesen, konnte es nirgendwo geben, auch nicht in ihren Träumen, so wunderschön und magisch, wie er war. Eine falsche Hoffnung, nur eine Lüge. Ellas Leben war eben nicht so perfekt und schön wie sie sich es wünschte. Sie blickte wieder in Richtung Stadt. Zumindest dieses Bild wollte sie festhalten und genießen dürfen, wenn man sie schon nicht in die Stadt hineinließ. Schon entglitt es ihr, was auch nicht anders zu erwarten wäre. Unsanft wurde sie gepackt und aus dem Bild herausgerissen. Nicht einmal das wollte man ihr gönnen! Ella schlug die Augen auf, erwachte aus ihrem Traum. Anscheinend war sie schon wieder schlafgewandelt, hatte dabei das Fenster geöffnet. Vor ihr befanden sich nun die Häuser ihrer Heimatstadt Wien. Eigentlich waren sie schön, doch im Vergleich mit den schwarzen, schlanken, spitzen Häusern sahen sie nur stumpf und klobig aus, durch und durch hässlich und von kleinen Straßenlaternen in ein gelbliches Licht getaucht. Der weiße Mondschein war viel schöner gewesen. Hier gab auch nichts, das sie an das Rauschen des Meeres oder an die Traumstadt auch nur im Entferntesten erinnerte. Enttäuscht schloss Ella das Fenster. Jetzt bemerkte sie auch erst das Wasser auf der Fensterbank. Dieser blöde Frühjahrsregen. Ihr schauderte unter dem nassen dünnen Nachthemd. Schnell kroch sie zurück ins Bett und kuschelte sich in ihre trockene Decke. Wie lange hatte sie wohl am Fenster gestanden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)