Waldleben von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 2: Part I: Verschwunden ------------------------------- Mit gemischten Gefühlen beobachtete Crocodile, wie Doflamingo die allerletzten Vorbereitungen für seinen Ausflug in die Stadt traf. Es war etwa drei Uhr morgens; der Wolf wollte für seinen geplanten Einbruch die frühen Morgenstunden ausnutzten. Crocodile wusste aus eigener Erfahrung, dass um diese Zeit am wenigsten Menschen auf den Straßen unterwegs waren. „Pass auf dich auf“, sagte er, als er seinem Partner den großen Rucksack reichte, den sie für ihre Touren immer benutzten. Der Vorteil bestand darin, dass Doflamingo ihn auch in der Gestalt seines Tiergeistes tragen konnte, was den Transport der gestohlenen Güter erleichterte. „Wenn die Situation zu riskant erscheint, dann komm lieber wieder zurück. So dringend brauchen wir das Hundefutter nicht; wir können es auch einfach ein anderes Mal holen.“ „Mach dir keine Sorgen um mich“, erwiderte Doflamingo und lächelte zuversichtlich. „Ich bin geübt, was Einbrüche in den Supermarkt angeht. Vermutlich bin ich wieder zurück, bevor die Kinder aufgewacht sind.“ „Sei trotzdem vorsichtig“, meinte Crocodile. Wenn er ehrlich war, dann missfiel ihm die Vorstellung, dass der Wolf fortging. Crocodile befürchtete, dass Corazon heute Nacht erneut von schlimmen Alpträumen geplagt werden würde, und er konnte ihn nicht so gut trösten wie sein Partner. Gestern, als sein Sohn so panisch gewesen war, hatte er ausschließlich auf Doflamingos Worte reagiert; ihn hingegen hatte er praktisch ignoriert. „Was hast du?“, fragte Doflamingo, der zu bemerken schien, dass sein Partner sich aus irgendeinem Grund belastet fühlte. „Nichts“, erwiderte Crocodile hastig. Und um so schnell wie möglich das Thema zu wechseln, fügte er hinzu: „Du solltest dich auf den Weg machen, bevor die Sonne aufgeht, Doflamingo.“ Leider ließ sich der Wolf auf dieses Ablenkungsmanöver nicht ein. „Crocodile“, sagte er mit zugleich sanft und ernst klingender Stimme. „Du weißt, dass du mit mir reden kannst, egal worum es geht. Und ich spüre überdeutlich, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Was ist los?“ „Es ist wegen Corazon“, gestand Crocodile schließlich nach langem Zögern. Er schämte sich sehr und musste ein Stück weit seinen Stolz überwinden, um die folgenden Worte auszusprechen: „Vielleicht träumt er heute Nacht wieder schlecht. Was soll ich denn bloß tun, wenn er aufwacht und getröstet werden möchte?“ „Ich verstehe dein Problem nicht so wirklich“, meinte Doflamingo und blickte ihn irritiert an. „Du tust einfach dasselbe wie ich letzte Nacht: Du versuchst ihn zu beruhigen. Nimm ihn in den Arm, streichle seinen Rücken, rede ihm gut zu...“ „Bei mir wird das aber nicht so gut funktionieren!“, erwiderte Crocodile. „Nicht bei Corazon. Ich...“ Crocodile stockte und senkte den Blick. Er war sich nicht sicher, ob er es über sich bringen könnte, seine Ängste auszusprechen. Erst als Doflamingo seine Hand ergriff und sie aufmunternd drückte, meinte Crocodile: „Ist dir nicht aufgefallen, dass er mir gestern Nacht überhaupt keine Beachtung geschenkt hat? Im Gegensatz zu den Drillingen ist Corazon sehr extrem auf dich fixiert, Doflamingo. Er wird in Panik ausbrechen, wenn er feststellt, dass du nicht da bist, um ihn zu trösten!“ „Du übertreibst“, erwiderte Doflamingo kopfschüttelnd. „Ich bin mir sicher, dass Corazon sich bei dir genauso wohlfühlt wie bei mir.“ „Er bevorzugt dich immer!“, wendete Crocodile energisch ein. „Am Anfang habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Ich habe geglaubt, dass sich diese Fixierung mit der Zeit einfach von selbst auflösen würde. Aber das ist nicht geschehen: Inzwischen sind mehr als zweieinhalb Jahre vergangen, seitdem wir Corazon bei uns aufgenommen haben, und noch immer bringt er dir deutlich mehr Vertrauen entgegen als mir. Ich... Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich bei Corazon als Vater versagt habe.“ „Sag so etwas nicht!“, meinte Doflamingo mit scharfer Stimme. „Du bist ein wundervoller Vater, Crocodile. Und ich bin mir wirklich absolut sicher: Corazon liebt dich genauso sehr wie mich.“ „Und warum will er dann immer nur von dir getröstet werden? Immer nur bei dir schlafen? Sich immer nur auf deinen Schoß setzen?“ „Ich war derjenige, der ihn damals gefunden hat“, sagte Doflamingo und berührte zärtlich seine Wange. „Ich war die allererste Person, die ihm Zuneigung entgegengebracht hat. Es ist völlig logisch, dass er sich aus diesen Grund auf mich fixiert hat. Und, nun ja, ich nehme an, dass es einfach sehr lange dauert, bis sich eine solche Einstellung wieder ändert. Du darfst es nicht persönlich nehmen, Crocodile. Wenn du derjenige gewesen wärst, der ihn gerettet hätte, dann wäre es genau andersherum gelaufen und du würdest von ihm bevorzugt werden. Es hat nichts damit zu tun, dass du ein schlechter Vater wärst.“ Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Er war sich nicht sicher, ob er den Worten seines Partners Glauben schenken konnte, doch trotzdem trösteten sie ihn. Vielleicht hatte Doflamingo nicht ganz Unrecht und Corazons abweisendes Verhalten lag tatsächlich nicht in Problemen mit ihm als Person begründet. „Mach dir nicht so viele Sorgen, Crocodile“, sagte Doflamingo und küsste ihn auf den Mund. Crocodile schloss seine Augen und ließ sich darauf ein. Die Lippen des Wolfes schmeckten warm und süß. Plötzlich verstärkte sich Crocodiles Widerwille gegen den geplanten Ausflug seines Partners. Viel lieber würde er jetzt ein paar gemeinsame Stunden mit dem Wolf verbringen und dessen trostspendenden Worten lauschen. „In ein paar Stunden bin ich wieder da“, meinte Doflamingo und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich bin mir sicher, dass du in der Zwischenzeit gut zurechtkommen wirst. Ich liebe dich, Crocodile.“ „Ich liebe dich auch“, erwiderte er. Mit unwilligem Gesichtsausdruck sah Crocodile dabei zu, wie sein Partner die Gestalt seines Tiergeistes annahm und verschwand. Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die Wipfel der Bäume, als Doflamingo endlich den Wald hinter sich gelassen hatte und die Stadt der Menschen erreichte. Sein Gespräch mit Crocodile hatte ihn zeitlich weit zurückgeworfen. Das war zwar schlecht, doch jetzt, wo er schon einmal hier war, wollte Doflamingo nicht unverrichteter Dinge zu seiner Familie zurückkehren. Der kleine Supermarkt, den er sich für seinen Raubzug ausgesucht hatte, war nicht weit entfernt. Er lag am Rande der Stadt in einer ruhigen Seitenstraße. Es gelang Doflamingo in der Gestalt seines Tiergeistes durch die zahlreichen Vorgärten zu schleichen ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Die meisten Fenster hatten die Rolläden unten oder die Vorhänge zugezogenen; zu dieser frühen Stunde schien niemand unterwegs zu sein. Der Supermarkt lag im Erdgeschoss eines Wohnhauses. Wie Doflamingo es vorausgesagt hatte, wurde die Eingangstüre nicht durch ein Gitter oder Ähnliches versperrt. Es sollte ihm mühelos gelingen sie einzuschlagen und sich auf diese Weise Zugang in das Innere des Geschäfts zu verschaffen. Gedanklich ging Doflamingo ein letztes Mal die Anordnung der Regale durch: Wenn er sich recht erinnerte, dann befand sich die Tiernahrung im dritten Gang links. (Er kannte diesen Supermarkt, weil er hier früher das eine oder andere Mal Windeln und Pulvermilch für die Welpen besorgt hatte.) Doflamingo hastete auf die gläserne Eingangstüre zu und schlug sie mittels eines gezielten Prankenhiebs ein; rasch quetschte er sich durch das auf diese Weise entstandene Loch. Ein paar Glassplitter stachen in seine Haut, doch weil er sich beeilen musste, machte er sich nicht die Mühe sie herauszuziehen. Doflamingo wusste, dass viele Geschäfte über Alarmanlagen verfügten, die im Falle eines Einbruchs automatisch die Polizei informierten. Ihm blieben nur wenige Minuten. Als er das Regal mit der Tiernahrung erreichte, nahm Doflamingo rasch seine menschliche Gestalt an. Wahllos griff er nach einigen Tüten, Dosen und Kartons und stopfte sie in den mitgebrachten Rucksack. Ihm stand nicht genug Zeit zur Verfügung, um einen genaueren Blick auf die Etiketten der Produkte zu werfen. So schnell wie möglich verließ Doflamingo den kleinen Supermarkt wieder. Auch wenn er ein sehr kräftiger und erfahrener Gestaltenwandler war, wollte er es auf eine Konfrontation mit der Polizei nicht anlegen. Weil kein Gesetz ihn schützte, gingen Menschen im Regelfall sehr leichtsinnig mit ihren Waffen um, wenn sie einen wild lebenden Gestaltenwandler entdeckten. Nur allzu gut erinnerte Doflamingo sich noch an den menschlichen Jäger, der einst ohne jeden Grund seinen Partner angeschossen hatte. Crocodile konnte wirklich von Glück sprechen, dass die Gewehrkugel nur eine (wenn auch äußerst schmerzhafte) Fleischwunde verursacht hatte. Und die Wiederholung eines solchen Vorfalls wollte Doflamingo auf jeden Fall vermeiden. Seine angespannte Körperhaltung lockerte sich erst dann wieder auf, als er den Waldrand erreichte. Zwischen den zahlreichen Büschen und Bäumen fühlte Doflamingo sich deutlich wohler als draußen in der Stadt der Menschen. Fröhlich mit dem Schwanz wedelnd durchstreifte Doflamingo den Wald, während er den Geruch von Holz und Erde einatmete. In der Stadt stank es fürchterlich nach Abgasen. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso die Menschen eine künstlich erschaffene Welt der freien Natur vorzogen. Er sah keinen Sinn darin, Bäume zu fällen, um an ihrer Stelle asphaltierte Straßen und Betonhäuser zu bauen. Für nichts und niemanden würde Doflamingo sein Leben im Herzen des Waldes eintauschen. Seitdem der Wolf vor einigen Stunden aufgebrochen war, hatte Crocodile kein Auge mehr zugetan. Ungeduldig wartete er auf die Rückkehr seines Partners und hoffte darauf, dass Corazon heute Nacht durchschlafen würde. Noch immer befürchtete Crocodile, dass es ihm nicht gelingen würde seinen kleinen Sohn zu beruhigen. Wenn dieser (aus welchem Grund auch immer) in Tränen ausbrach, wendete sich dieser im Normalfall nicht an ihn, sondern an Doflamingo. Momentan hatte Crocodile es sich im Eingangsbereich der Höhle -dem Lieblingsplatz seines Partners- gemütlich gemacht hatte. Während er dem Gezwitscher der Vögel lauschte und dabei zusah wie die Sonne immer höher stieg, hielt er gleichzeitig nach einem großem Wolf mit hellem Fell Ausschau. Hoffentlich hatte Doflamingo seinen Ausflug in die Stadt gut überstanden. Es war lange her, seit einer von ihnen beiden das letzte Mal den Wald verlassen hatte. Unbeschreibliche Erleichterung überkam Crocodile, als er zwischen ein paar jungen Ahornbäumen endlich seinen Partner ausmachen konnte. Rasch erhob er sich und lief ihm entgegen. Doflamingo nahm seine menschliche Gestalt an, als er bemerkte, dass er auf ihn zukam. „Geht es dir gut?“, fragte Crocodile, während er seinem Partner den schweren Rucksack abnahm. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zur Höhle. Der Wolf nickte. „Ich habe ein paar Glassplitter abbekommen“, erklärte er, „aber ansonsten lief alles glatt.“ „Glassplitter?“, wiederholte Crocodile und konnte nicht verhindern, dass leichte Besorgnis in seiner Stimme mitschwang. „Sie sind nicht groß“, erklärte Doflamingo und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Stammen von der Eingangstüre. Ich habe sie eingeschlagen, um ins Ladeninnere zu gelangen. Wenn du mir die Splitter aus der Haut ziehst und die Wunden desinfizierst, müssen wir uns keine Sorgen machen, denke ich.“ Kaum hatten sie den Wohn- und Schlafbereich der Höhle erreichte, machte Crocodile sich daran den Verbandskasten hervorzuholen; er wusste, dass dieser unter Anderem auch mit einer Pinzette ausgestattet war. Obwohl Crocodile ahnte, dass die Verletzung seines Partners vermutlich tatsächlich kaum der Rede wert sein würde, breitete sich trotzdem ein ungemütliches Gefühl in seiner Magengegend aus. Er konnte sich nicht daran erinnern, Doflamingo jemals verwundet erlebt zu haben. Als Crocodile die Pinzette und das Desinfektionsmittel zur Hand nahm, wurde ihm plötzlich klar, dass er den Wolf auf eine seltsame Art und Weise immer für unverwundbar gehalten hatte. Dabei war das Leben seines Partners in Wirklichkeit genauso fragil wie seines. „Wir sollten uns gleich daran machen die Beute zu sichten“, meinte Doflamingo mit unbekümmert klingender Stimme, als er sich sein T-Shirt über den Kopf zog. „Du weißt ja aus eigener Erfahrung, dass Einbrüche schnell vonstatten gehen müssen. Ich hatte nicht genug Zeit, um einen Blick auf jedes einzelne Verpackung zu werfen. Womöglich handelt es sich gar nicht ausschließlich um Hundefutter.“ Im Rücken seines Partners steckten eine große und zwei kleine Glasscherben. So vorsichtig wie möglich entfernte Crocodile sie; anschließend desinfezierte er die verletzte Haut. Doflamingo hatte Recht gehabt: Die Wunden waren sehr klein; es bestand kein Grund zur Sorge. Nachdem der Kater die winzigen Verletzungen an seinem Rücken versorgt hatte, griff Doflamingo nach dem Rucksack, den er mitgebracht hatte. Er öffnete den Verschluss und holte die vielen Dosen, Tüten und Kartons hervor, die er bei seinem Ausflug in die Stadt erbeutet hatte. Anschließend warf er einen auffordernden Blick zu seinem Partner hinüber: Da Crocodile den größten Teil seines bisherigen Lebens in der Stadt zugebracht hatte, ging Doflamingo davon aus, dass dieser sich mit von Menschenhand abgepackter Nahrung besser auskannte als er. „Das meiste scheint Hundefutter zu sein“, meinte der Kater, nachdem er die Ware begutachtet hatte. „Wir haben vierzehn große Dosen Nassfutter. Fünf Kartons und zwei große Tüten Trockenfutter. Zehn kleine Tüten Leckerlies. Dazu kommen noch zwei Dosen Nassfutter und sechs kleine Tüten Leckerlies für Katzen. Und eine Flasche Katzenmilch.“ „Katzenmlich?“, hakte Doflamingo irritiert nach. Davon hatte er noch nie gehört. „Was ist das? Milch für Kitten?“ Sein Partner schüttelte den Kopf. „Manche Katzen ernähren sich hauptsächlich von Trockenfutter“, erklärte er. „Damit sie trotzdem genug Flüssigkeit aufnehmen, geben ihnen ihre Besitzer Katzenmilch.“ „Warum trinken sie nicht einfach Wasser?“, wollte Doflamingo wissen. Crocodile zuckte mit den Schultern. „Sie mögen Wasser nicht so gerne, nehme ich an.“ Angesichts dieser verrückt klingenden Erklärung zog Doflamingo eine Augenbraue hoch und warf seinem Partner einen irritierten Blick zu. „Wie kann man denn kein Wasser mögen!?“ „Viele Katzen bevorzugen Katzenmilch, weil sie süßer ist“, gab Crocodile zurück. „Und wenn sie sich erst einmal an den Geschmack gewöhnt haben, möchten sie kein Wasser mehr trinken. Es kommt ihnen danach ganz fad und langweilig vor.“ Doflamingo konnte kaum glauben, was der Kater da sagte. In seinen Ohren klang dessen Erklärung absolut grauenvoll. Er sah ein, dass sich Haustiere oder Gestaltenwandler, die von Menschen als solche gehalten wurden, keine andere Wahl hatten als die Nahrung zu sich zu nehmen, die ihnen vorgesetzt wurde. Doch er konnte nicht verstehen, wieso man klares Wasser freiwillig gegen eine mit künstlichen Geschmacksstoffen versetzte Flüssigkeit eintauschte. Hastig griff Doflamingo nach der mitgebrachten Flasche Katzenmilch. „Was hast du vor?“, fragte Crocodile ihn mit verwundert klingender Stimme. „Ich schütte die Milch weg“, antwortete Doflamingo und machte sich auf den Weg hinüber zum Höhlenausgang. „Es klingt als würde sie süchtig machen. Ich möchte nicht, dass die Welpen so etwas zu sich nehmen.“ „Du übertreibst!“, wendete Crocodile ein; er erhob sich und folgte ihm. „Wenn man Katzenmilch in kleinen Mengen zu sich nimmt, ist sie absolut ungefährlich. Du musst sie nicht wegschütten.“ „Ich möchte lieber kein Risiko eingehen“, erwiderte Doflamingo kopfschüttelnd. „Die Katzenmilch zu entsorgen wäre Verschwendung“, meinte Crocodile, der mit einem unwilligen Gesichtsausdruck beobachtete wie sein Partner den Verschluss der Flasche öffnete. „Ausflüge in die Stadt zu machen ist sehr gefährlich. Denk doch nur einmal an die Verletzung, die du dir zugezogen hast! Wenn du die mitgebrachten Lebensmittel einfach wegschmeißt, ist doch alles völlig umsonst gewesen!“ „Ich habe mich auf den Weg gemacht, um Futter zu besorgen“, erwiderte Doflamingo mit ernster Stimme. Er konnte den Widerwillen des Katers überhaupt nicht nachvollziehen. „Und keine Flüssigkeit, die süchtig macht. Im Gegensatz zu der Nahrung sind wir auf die Katzenmilch überhaupt nicht angewesen. Unsere Höhle wird von einer unteridischen Quelle gespeist. Wir verfügen über mehr als genug Wasser!“ „Aber sie schmeckt sehr gut“, meinte Crocodile. „Ich würde gerne ab und an mal ein paar Schlücke trinken.“ Doflamingo traute seinen Ohren kaum. Er war absolut entsetzt. „Sag mir nicht, du hast dieses furchtbare Zeug früher auch zu dir genommen?!“ „Klar“, erwiderte der Kater mit ruhiger Stimme. „Wie gesagt, in geringen Mengen ist Katzenmilch absolut unbedenklich. Sie schadet überhaupt nicht. Und jetzt, wo wir sie haben, macht es keinen Sinn sie...“ Noch ehe Crocodile zu Ende gesprochen hatte, hatte Doflamingo den Inhalt der Flasche längst ausgeschüttet. Er war erst zufrieden, als die weiße Flüssigkeit bis auf den letzten Tropfen in der Wiese zu seinen Füßen versickert war. „Doflamingo!“, hörte er seinen Partner mit zorniger Stimme zischen. „Was sollte das? Wieso hast du das getan? Hast du mir nicht zugehört? Ich habe doch gesagt, dass ich sie...“ „Du brauchst diese verdammte Katzenmilch nicht!“, erwiderte Doflamingo mit aufbrausender Stimme. „Sie ist nicht gut für dich! Ganz zu schweigen von unseren Kindern!“ „Dein Verhalten ist absolut übertrieben“, meinte Crocodile und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vorsicht ist besser als Nachsicht“, gab Doflamingo keck zurück. In einem etwas ernster klingenden Tonfall fügte er hinzu: „Ich mache mir nur Sorgen. Ich bin auch gegenüber der Tiernahrung, die ich aus der Stadt mitgebracht habe, immer noch sehr skeptisch eingestellt. Sie ist wirklich nur als Reserve für den absoluten Notfall gedacht. Am liebsten wäre es mir, wenn sich dieses Problem von selbst löst, indem wir einfach niemals darauf angewiesen sein werden.“ Crocodile wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als er panisches Geschrei hörte, das aus dem Inneren der Höhle stammte. „Anscheinend ist Corazon aufgewacht“, meinte sein Partner, der sich rasch auf den Weg zurück in den Raum machte, den sie als Wohn- und Elternschlafzimmer nutzten. Crocodile folgte ihm auf dem Fuße. Doflamingo sollte mit seiner Vermutung Recht behalten: Ihr ältester Sohn hielt -mit tränenverschmiertem Gesicht und seinem liebsten Kaninchenfell in der Hand- nach ihnen Ausschau. Als er seine Eltern erblickte, lief er sofort hektisch auf diese zu, wobei er beinahe über seine eigenen Beine stolperte. „Daddy! Daddy!“, kreischte Corazon mit völlig hysterisch klingender Stimme; selbst als sein Vater ihn hochnahm, wollte er sich nicht beruhigen. „Corazon, Liebling“, sagte Doflamingo und streichelte behutsam den Rücken des Welpen. „Ganz ruhig... Ruhig... Was ist passiert? Hast du wieder schlecht geträumt?“ Corazon schüttelte verzweifelt den Kopf. „Es war kein Traum“, sagte er. Er ließ das Kaninchenfell achtlos auf den Boden fallen und krallte sich mit seinen Fingern in die Schultern seines Vaters. „Er war hier, Daddy! Der Wolf war hier!“ „Der Wolf war hier?“, wiederholte Crocodile und zog die Augenbrauen zusammen. Auch wenn er wusste, dass die Worte seines Sohnes nicht wahr sein konnten, breitete sich ein ungemütliches Gefühl in seiner Magengegend ein. Corazon erweckte nicht einfach bloß einen verängstigten Eindruck; er war völlig panisch. „Zoro ist verschwunden“, erklärte Corazon; er klang verängstigt und schien sich zum Sprechen ernstlich überwinden zu müssen. „Der Wolf hat Zoro mitgenommen!“ Crocodile schaute zu Doflamingo hinüber; dieser erwiderte den Blick. In den Augen seines Partners spiegelten sich seine eigenen Gefühle wieder. Plötzlich war alles Anderes vergessen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren hasteten Crocodile und Doflamingo zum Kinderzimmer hinüber. Sie entdeckten Mihawk und Monet, die friedlich schliefen und von dem Trubel, der um sie herum geschah, überhaupt nichts mitzubekommen schienen. Nur der Platz, den üblicherweise Zoro belegte, war leer. „Vielleicht ist er nur mal eben nach draußen gegangen, weil er musste“, meinte Crocodile; seine Stimme klang ungewohnt schwach und dünn. „Er weiß ganz genau, dass er die Höhle ohne unsere Erlaubnis nicht verlassen darf“, wendete Doflamingo ein. „Außerdem haben wir uns doch eben die ganze Zeit im Eingangsbereich aufgehalten. Wir hätten ihn auf jeden Fall bemerkt.“ „Ich war praktisch die ganze Nacht lang wach“, fügte Crocodile hinzu und biss sich auf die Unterlippe. „Er hat auch vorher keine Gelegenheit gehabt, um ungesehen zu verschwinden. Er hätte an mir vorbeikommen müssen.“ „Es sei denn, er hat einen der Notausgänge benutzt“, sagte Doflamingo. „Der Wolf hat ihn entführt“, hauchte Corazon und presste seinen Kopf gegen die Brust seines Vaters. „Er ist in der Nacht gekommen und hat ihn mitgenommen.“ „Corazon.“ Crocodile bemerkte, dass Doflamingo sich ernstlich zusammenreißen musste, um Ruhe zu bewahren. In Panik auszubrechen würde ihren Sohn lediglich noch weiter verängstigen. „Corazon, bitte versuch dich zu erinnern: Hast du irgendjemanden gesehen?“ Corazon schüttelte den Kopf. „Ich habe wieder von dem bösen Wolf geträumt“, erklärte er mit leiser Stimme. „Und als ich aufgewacht bin, war Zoro weg.“ „Diese beiden Dinge müssen nicht unbedingt zusammenhängen...“, warf Crocodile nach kurzem Zögern ein und kreuzte den Blick mit seinem Partner. „Was meinst du damit?“, wollte Doflamingo wissen; die Besorgnis, die in desen Stimme mitschwang, versetzte ihm einen Stich ins Herz. „Ich... also...“ Es fiel Crocodile schwer die richtigen Worte zu finden. „Verdammt, Doflamingo, du weißt doch wie Zoro ist: eigensinnig, neugierig, unvorsichtig... Ich würde vermuten, dass er sich einfach auf eigene Faust davongemacht hat. Und als Corazon wegen seines Alptraums wach wurde, ist ihm Zoros Verschwinden natürlich sofort aufgefallen. Ich meine... Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein fremder Gestaltenwandler in unsere Höhle eingedrungen ist, ohne dass wir davon irgendetwas mitbekommen haben. Mir erscheint es viel wahrscheinlicher, dass Zoro es für einen tollen Spaß hielt einen Ausflug im Alleingang zu unternehmen.“ „Vermutlich hast du Recht“, räumte Doflamingo nach kurzem Zögern ein. „Wenn jemand Fremdes in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden in unsere Höhle eingedrungen wäre, dann müsste ich seinen Geruch noch immer überdeutlich wahrnehmen können. Das ist allerdings nicht der Fall.“ „Nichtsdestotrotz sollten wir uns sofort auf die Suche nach Zoro machen“, meinte Crocodile. Die Aussicht, dass sein Sohn nicht entführt worden war, beruhigte ihn keineswegs. „Dieser Wald ist ein gefährlicher Ort. Vor allen Dingen für einen Dreijährigen, der allein unterwegs ist!“ Doflamingo nickte zustimmend. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte er und setzte Corazon zu dessen Unmut wieder auf den Boden ab. „Ich werde sofort die Verfolgung aufnehmen. Seine Fährte müsste noch relativ frisch sein. Du bleibst hier bei den Kindern. Kümmere dich um Corazon; versuch ihn zu beruhigen.“ „In Ordnung“, erwiderte Crocodile. Weil er wusste, dass Doflamingo über einen deutlich besseren Geruchssinn verfügte als er, hatte er gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden. Außerdem war nun nicht der richtige Zeitpunkt, um über kleinliche Fragen der Aufgabenverteilung zu streiten. Das einzige, was Crocodile im Moment wollte, war seinen kleinen Sohn wieder in die Arme zu schließen. Er machte sich furchtbare Sorgen und hoffte, dass Zoro nichts Schlimmes zugestoßen war. Doflamingo küsste ihn zum Abschied kurz auf den Mund und fuhr Corazon durch sein welliges Haar, ehe er die Gestalt seines Tiergeistes annahm und sich auf die Suche nach seinem verloren gegangen Sohn machte. ~ Crocodile nickte. Er spürte, dass sich in seiner Kehle ein schmerzhafter Kloß gebildet hatte. Wie sollte er einem vierjährigen Welpen erklären, dass seine ehemalige Familie ihn vollkommen skrupellos zurückgelassen hatte? Wie sollte er ihm klarmachen, dass er seinen leiblichen Eltern offensichtlich überhaupt nichts bedeutet hatte? Dass sie seinem Leben keinen größeren Wert beigemessen hatten als alten Knochen und zerlöcherten Tierfellen? Die Wahrheit würde Corazon doch völlig in die Verzweiflung treiben... (Auszug aus Kapitel 3) bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)