Waldleben von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 3: Part I: Gefunden --------------------------- Doflamingo verließ die Höhle durch den Notausgang, welcher am nächsten zum Kinderzimmer lag. Dieser Einfall sollte sich sogleich auszahlen: Überdeutlich konnte er die Fährte seines Sohnes wahrnehmen. Doflamingo vermutete, dass Zoro sein Zuhause vor nicht mehr als einer dreiviertel Stunde verlassen hatte. Rasch setzte Doflamingo zur Verfolgung an. Bei Zoro handelte es sich um einen unvorsichtigen, wagemutigen Jungen. Und dieser Wald war ein sehr gefährlicher Ort; eine dreiviertel Stunde stellte für einen Dreijährigen mehr als genug Zeit dar, um in Gefahr zu geraten. Die Fährte des Welpen führte Doflamingo in östliche Richtung. Während er in seinem schnellsten Lauftempo durch das Unterholz preschte, fiel es ihm immer schwerer Ruhe zu bewahren. Zu dieser Jahreszeit waren oft Bachen mit ihren Frischlingen unterwegs; es handelte sich um Tiere, die sich sehr schnell bedroht fühlten. Eine einzige hektische Bewegung seitens Zoro reichte aus, um eine Bache zum Angriff zu provozieren. Und gegen ein wütendes Wildschwein hätte der kleine Welpe nicht die allergeringste Chance. Zoro war ja noch nicht einmal dazu in der Lage die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen. Bei diesem Gedanken lief Doflamingo ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er hoffte von ganzem Herzen, dass er seinen Sohn unversehrt vorfand. Sollte Zoro irgendetwas Schlimmes zugestoßen sein, könnte er sich dies niemals verzeihen. Doflamingo machte sich selbst schreckliche Vorwürfe: Crocodile hatte Recht; er setzte den Kindern nicht genug Grenzen und verzog sie viel zu sehr. Er hätte seinem Sohn absolut unmissverständlich klarmachen müssen, dass dieser sich nicht allein davonmachen durfte. Wenn er ein strengerer Vater wäre und mehr Wert auf Disziplin legen würde, dann hätte Zoro es niemals gewagt auszubüchsen. Die Fährte seines Sohnes wurde immer intensiver. Doflamingo schätzte, dass dieser sich inzwischen nicht weiter als ein- oder zweihundert Meter von ihm entfernt aufhielt. Doch selbst diese Tatsache vermochte ihn nicht zu beruhigen: Ganz in der Nähe befand sich nämlich ein großer Fluss; das Rauschen des Wassers war überdeutlich zu hören. Doflamingo beschloss seine menschliche Gestalt anzunehmen. Er legte seine Hände wie einen Trichter um seinen Mund und rief laut: „Zoro? Wo bist du? Zoro!?“ Auch wenn der Geruch seines Sohnes überdeutlich in der Luft hing, antwortete niemand. Besorgt biss Doflamingo sich auf die Unterlippe und näherte sich dem Flussufer. Jäh wurde ihm wieder bewusst, dass keines seiner Kinder schwimmen konnte. Zoro war doch hoffentlich nicht wagemutig genug gewesen, um ins Wasser zu gehen...? Doflamingo wusste, dass selbst sehr seichte Stellen am Flussufer sich als gefährliche Fallen herausstellen und einen kleinen Jungen in sekundenschnelle mitreißen konnten. Zoro würde es niemals gelingen gegen die reißende Strömung anzukommen... Doflamingo versuchte zu schlucken, doch der schmerzhafte Kloß in seinem Hals hielt ihn davon ab. Unruhig rieb er mit der linken Hand über seinen Kehlkopf, während er verzweifelt nach seinem Sohn Ausschau hielt. Ungeduldig tigerte Crocodile im Kinderzimmer auf und ab; er erwischte sich selbst dabei, wie er die Sekunden bis zur Rückkehr seines Partners zählte. Mit jeder Minute, die verging, wuchs seine Nervosität. Aus eigener Erfahrung wusste Crocodile, dass dieser Wald ein unfassbar gefährlicher Ort war. Hier lebten viele wilde Tiere, für die es ein Leichtes darstellte einen dreijährigen Jungen zu töten. Und auch menschliche Jäger wagten es gelegentlich sich in dieser Gegend herumzutreiben. Es gab so unfassbar viele schlimme Dinge, die Zoro zugestoßen sein könnten... Erst die Stimme seines ältesten Sohnes riss Crocodile aus seinen Gedanken. „Papa“, sagte Corazon, der im Schneidersitz neben seinen noch immer schlafenden Geschwistern saß, „wird Daddy Zoro wirklich wieder zurückbringen?“ „Natürlich wird er das“, erwiderte Crocodile, doch seine Stimme klang so furchtbar halbherzig, dass sie nicht einmal ihn selbst überzeugen konnte. „Und wenn ihn der böse Wolf längst schon getötet hat?“, hakte der Welpe nach. „Daddy ist sehr stark, aber wenn Zoro schon tot ist, kann er nichts mehr tun.“ „Sag so etwas nicht! Daran darfst du nicht denken!“ Um ehrlich zu sein, war Crocodile mit den Ängsten seines Sohnes überfordert. Er war viel zu sehr mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, als dass er Corazon den Trost bieten könnte, den dieser verdiente. Anscheinend hatte der kleine Welpe noch nicht einmal begriffen, dass es überhaupt keinen bösen Wolf gab, der seinen Bruder entführt hatte. „Wärst du traurig, wenn Zoro stirbt?“ „Natürlich.“ „Und wärst du auch traurig, wenn ich sterben würde?“ Angesichts dieser dubiosen Fragen hielt Crocodile inne und warf seinem Sohn einen skeptischen Blick zu. „Wie kommst du darauf, Corazon?“, wollte er wissen. Bisher war es noch nie vorgekommen, dass sich einer der Welpen in irgendeiner Form für den Tod interessierte. Angesprochener senkte den Blick. Crocodile zählte fast dreißig Sekunden, ehe Corazon mit zaghafter Stimme meinte: „Ich bin gar nicht dein Kind, Papa. Und Daddys Kind bin ich auch nicht, oder?“ Damit hatte er nicht gerechnet gehabt. Crocodile wusste überhaupt nicht, was er auf die Aussage seines Sohnes erwidern sollte. Es dauerte eine Weile, bis er sich einigermaßen wieder gesammelt hatte. Mit der rechten Hand rieb er über die Narbe in seinem Gesicht (für Doflamingo hätte es sich um ein eindeutiges Indiz gehandelt, dass er sich unwohl fühlte) und ließ sich schließlich Corazon gegenüber auf dem Boden nieder. „Wieso glaubst du, dass du nicht unser Kind bist?“, fragte er und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. Er spürte, dass seinem Sohn dieses Thema sehr wichtig war. „Zwei Männer können keine Kinder machen“, erklärte Corazon. In seinen braunen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Niedergeschlagenheit, Sorge und Verwirrung wieder. „Um Kinder zu machen, braucht man einen Mann und eine Frau.“ Crocodile nickte. „Das ist richtig.“ „Ich glaube, dass die Drillinge Daddys Kinder sind“, fuhr Corazon fort. „Sie sehen ihm so ähnlich... Sie haben dasselbe Haar und dieselben Augen wie er. Aber ich nicht.“ „Du hast doch gerade erst gemeint, dass zwei Männer keine Kinder machen können“, wendete Crocodile ein. „Wie kommst du dann darauf, dass die Drillinge Doflamingos Kinder sind?“ (Crocodile hatte es sich angewöhnt, seinen Partner immer beim Namen zu nennen, obgleich dieser ihn oft als Papa bezeichnete, wenn er mit den Welpen über ihn sprach.) „Vielleicht hat Daddy sie mit einer Frau bekommen“, erklärte Corazon. „Vielleicht mochte er sie danach aber nicht mehr oder sie ist gestorben. Und dann hat er dich kennengelernt.“ „Du bist älter als Zoro, Mihawk und Monet“, gab Crocodile zu bedenken. „Sie sind schon länger bei euch als ich; auch wenn ich älter bin.“ Es überraschte Crocodile, dass sein Sohn sich dieser Tatsache bewusst war. Doflamingo und er waren stets davon ausgegangen, dass Corazon zu jung gewesen war, um sich an sein früheres Leben zu erinnern. Doch anscheinend hatten sie beide sich in diesem Punkt geirrt. „Du hast recht“, sagte Crocodile. Er sah keinen Sinn darin seinen Sohn anzulügen. „Du bist weder mit Doflamingo noch mit mir blutsverwandt. Aber du bist trotzdem unser Kind. Und wir lieben dich genauso sehr wie wir ein leibliches Kind lieben würden.“ „Ein leibliches Kind lieben würden“, wiederholte Corazon und warf ihm einen verunsicherten Blick zu. „Bedeutet dass, dass die Drillinge auch nicht mit Daddy verwandt sind?“ „Sie sind untereinander verwandt“, erklärte Crocodile, „aber genauso wie du sind sie nicht mit Doflamingo verwandt. Und mit mir auch nicht.“ „Wenn Mihawk, Monet und Zoros nicht Daddys leibliche Kinder sind, warum sehen sie ihm dann so ähnlich? Und warum sehe ich ihm überhaupt nicht ähnlich?“ „Zufall“, antwortete Crocodile wahrheitsgemäß und zuckte mit den Schultern. „Was heißt Zufall?“, wollte sein kleiner Sohn wissen. „Zufall bedeutet, dass Dinge keinen bestimmten Grund haben“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Sie sind einfach wie sie sind. Niemand weiß, wieso.“ Obwohl Corazon nickte, war Crocodile sich nicht sicher, ob der kleine Welpe seine Erklärungen wirklich verstanden hatte. Als dieser eine Weile lang schwieg, fragte Crocodile: „Möchtest du noch mehr wissen, Corazon?“ „Noch viel mehr!“, antwortete Corazon. Er blickte auf die zitternden Hände in seinem Schoß, während er sprach. „Ich möchte alles wissen. Woher ich komme. Wie ihr mich gefunden habt. Und was mit meinen richtigen... also meinen... meinen leiblichen Eltern passiert ist.“ Crocodile nickte. Er spürte, dass sich in seiner Kehle ein schmerzhafter Kloß gebildet hatte. Wie sollte er einem vierjährigen Welpen erklären, dass seine ehemalige Familie ihn vollkommen skrupellos zurückgelassen hatte? Wie sollte er ihm klarmachen, dass er seinen leiblichen Eltern offensichtlich überhaupt nichts bedeutet hatte? Dass sie seinem Leben keinen größeren Wert beigemessen hatten als alten Knochen und zerlöcherten Tierfellen? Die Wahrheit würde Corazon doch völlig in die Verzweiflung treiben... „Wir warten, bis Doflamingo und Zoro wieder da sind“, sagte Crocodile schließlich. Im Augenblick hielt er es für die beste Lösung, dieses Gespräch zu vertagen. Er war sich nicht sicher, ob er es ohne die Unterstützung seines Partners durchstehen könnte. „Und wenn wieder Ruhe eingekehrt ist, beantworten wir all deine Fragen. In Ordnung?“ „In Ordnung“, meinte Corazon und nickte zustimmend. Er hielt für einen kurzen Moment inne, ehe er hinzufügte: „Ich hoffe, Zoro und Daddy kommen bald wieder zurück. Ich mache mir große Sorgen. Hoffentlich geht es ihnen gut.“ „Ich bin mir sicher, dass beide wohlauf sind“, erwiderte Crocodile mit zuversichtlicher Stimme und küsste seinen ältesten Sohn auf die Stirn. „Doflamingo ist ein sehr starker Wolf. Und niemand hat eine bessere Nase als er. Es wird nicht lange dauern, bis er Zoro gefunden hat.“ „Versprochen?“ „Versprochen!“ Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend ging Doflamingo hastig die Uferlandschaft ab und hielt unentwegt nach einem kleinem Jungen mit blondem Haar, spitzen Fellohren und einem hellen Puschelschwanz Ausschau. Er konnte seinen Sohn sehr deutlich riechen, doch gesehen hatte er diesen bisher noch nicht. „Zoro!“, rief Doflamingo laut und blickte sich verzweifelt in alle Richtungen um. An dieser Stelle war das Ufer sehr stark bewachsen. Dichte Büsche und lange Farne versperrten ihm die Sicht. „Zoro? Wo bist du? Daddy ist hier! Komm raus! Daddy und Papa machen sich Sorgen!“ Doch noch immer erhielt er keine Antwort. Seine Sorge wuchs mit jeder Minute. Doflamingo versuchte sich daran zu erinnern, ob er mit seiner Familie jemals in der Nähe dieses Flusses gewesen war. (Wenn die Welpen im Wasser spielen wollten, führte er diese meistens zum deutlich weniger gefährlichen See, der jedoch in einer völlig anderen Richtung lag.) Wie war Zoro bloß auf den Gedanken gekommen ausgerechnet hierher zu gehen? Ein leises Plätschern zu seiner Linken erregte Doflamingos Aufmerksamkeit. Dort stand nah am Ufer eine alte Trauerweide, deren lange Äste fast bis zum Boden reichten. Doflamingo hielt unweigerlich den Atem an, während er den dichten Blättervorhang zur Seite schob. Er verschluckte sich beinahe, als er einen kleinen Welpen entdeckte, der sich am Flussufer hingekniet hatte und seine Händchen immer wieder ins Wasser tauchte. „Zoro!“ Die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Rasch hastete Doflamingo zu seinem Sohn hinüber, hob diesen hoch und presste ihn fest an seine Brust. „Endlich habe ich dich gefunden!“ „Daddy? Was machst du denn hier?“, fragte Zoro mit überrascht und irritiert klingender Stimme. „Was ich hier mache?“, wiederholte Doflamingo und blickte seinem kleinen Sohn sehr ernst ins Gesicht. Kaum war die erste Erleichterung vergangen, spürte er, wie Zorn ihren Platz einnahm. „Die Frage lautet eher, was du hier machst, Zoro! Du weißt, dass du die Höhle ohne Erlaubnis von Papa oder mir nicht verlassen darfst! Hier draußen ist es viel zu gefährlich für dich! Kannst du dir vorstellen welche Sorgen wir uns um dich gemacht haben!? Papa und ich sind wirklich sehr, sehr enttäuscht von dir, Zoro!“ Sein kleiner Sohn senkte beschämt den Blick; Tränen standen ihm in den Augen. „Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen um mich macht“, sagte er und schniefte leise. „Ich wollte, dass ihr stolz auf mich seid.“ „Wenn du möchtest, dass Papa und ich stolz auf dich sind, dann solltest du tun, was wir dir sagen, anstatt dich über unsere Verbote hinwegzusetzen!“, wies Doflamingo den Welpen streng zurecht. „Wie bist du bloß auf die verrückte Idee gekommen wegzulaufen? Wenn du gerne nach draußen gehen möchtest, brauchst du doch bloß nachzufragen! Ich wäre mit dir zum See gegangen, wenn du mir gesagt hättest, dass du im Wasser spielen möchtest!“ „Ich wollte aber gar nicht spielen!“, wendete Zoro ein; obwohl ihm inzwischen Tränen über die geröteten Wangen liefen, schwang dennoch ein wenig Trotz in seiner Stimme mit. „Ich wollte Fische fangen!“ „Fische fangen?“, hakte Doflamingo nach und zog irritiert die Augenbrauen zusammen. „Fürs Mittagessen“, erklärte sein Sohn hektisch nickend. „Ich habe gehört, wie du zu Papa gesagt hast, dass es schwer ist genug Beute für uns alle zu jagen. Deswegen wollte ich helfen! Als ich vor ein paar Tagen im See gespielt habe, habe ich gesehen, dass ganz viele Fische im Wasser schwimmen. Ich wollte welche fangen, damit wir genug zu essen haben! Du und Papa wärt bestimmt stolz auf mich, wenn ich hundert Fischen mit nach Hause bringen würde! Oder tausend Fischen! Oder... oder tausendhundert Fischen!“ Zoros Stimme überschlug sich, während er sprach. Aufgeregt nannte der kleine Welpe immer wieder neue Zahlen, welche dieser für größer als die vorherigen hielt. Die Erklärung seines Sohnes versetzte Doflamingo einen schmerzhaften Stich ins Herz. Zoro hatte mit seinem Verschwinden also überhaupt keine böse Absicht verfolgt. Ganz im Gegenteil: Er hatte Crocodile und ihm bei der Beschaffung von Nahrung für die Familie unterstützen wollen. Die Erkenntnis, dass ihre Kinder anscheinend doch so viel von ihren Sorgen mitbekommen hatten, beschämte Doflamingo. Es war nicht die Pflicht seines dreijährigen Sohnes genug Beute herbeizuschaffen, um alle satt zu bekommen. Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Ihn überkam das Gefühl als Familienvater versagt zu haben. Zoro hätten während dieses Ausflugs alle möglichen schlimmen Dinge zustoßen können... „Bist du immer noch wütend auf mich?“, fragte Zoro, als er seinen Gesichtsausdruck bemerkte. „Nein, bin ich nicht“, antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. „Ich war nie wirklich wütend. Ich habe mir bloß sehr große Sorgen um dich gemacht, mein Schatz. Du musst mir versprechen, dass du nie wieder die Höhle verlässt, ohne vorher mit Papa oder mir zu sprechen!“ „Versprochen!“, meinte Zoro sofort mit ernster Stimme und drückte sein tränennasses Gesicht gegen die Brust seines Vaters. Er erweckte einen völlig aufgelösten Eindruck. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet gehabt, dass sein Verhalten einen solchen Aufruhr auslösen könnte. „Wenn du Fische fangen wolltest“, fragte Doflamingo und setzte seinen kleinen Sohn wieder auf den Boden ab, „wieso bist du dann eigentlich nicht zum See, sondern zum Fluss gegangen? Flüsse sind sehr, sehr gefährlich, Zoro! Ihre Strömung ist unfassbar stark. Selbst ein sehr erfahrener Schwimmer kann in einem Fluss ertrinken, wenn die Strömung ihn mitreißt. Und du kannst noch überhaupt gar nicht schwimmen!“ „Ich wollte eigentlich auch zum See“, antwortete der Welpe mit leiser Stimme und klammerte sich an das rechte Bein seines Vaters. „Aber ich habe mich verlaufen. Irgendwann bin ich dann zu diesem Fluss gekommen. Und da dachte ich mir, dass ich auch hier versuchen könnte ein paar Fische zu fangen.“ „Wie auch immer“, meinte Doflamingo kopfschüttelnd. „Wir sollten uns jetzt am besten so schnell wie möglich auf den Weg zurück zur Höhle machen. Papa und deine Geschwister machen sich sehr große Sorgen um dich.“ Zoro nickte und ergriff Daddys Hand, nachdem er sich die Tränen von den Wangen gewischt hatte. Er fühlte sich furchtbar schlecht wegen der strengen Zurechtweisung, die er eben erhalten hatte. Es war überhaupt gar nicht seine Absicht gewesen, seine Eltern in Sorge zu versetzen und sich selbst Ärger einzuheimsen. Ganz im Gegenteil: Er hatte Daddy und Papa doch nur helfen wollen! Leider musste Zoro feststellen, dass sein Verhalten nicht immer die Reaktion zur Folge hatte, die er sich erhoffte. Vielleicht wäre Daddy nicht ganz so wütend gewesen, wenn es ihm tatsächlich gelungen wäre ein paar Fische zu fangen, dachte sich Zoro, während er an der Hand neben diesem herlief. Doch sein Vorhaben hatte sich als unerwartet schwierig herausgestellt: Zoro war davon ausgegangen, dass er bloß seine Hände ins Wasser tauchen und nach einem nah am Ufer schwimmenden Fisch greifen müsste. Zu seinen Ungunsten machte er jedoch die Erfahrung, dass es sich um unfassbar glitschige und flinke Tiere handelte. Ganz gleich wie fest er auch zugepackt hatte: Sie waren ihm jedes Mal einfach durch die Finger geglitten. Crocodile ließ seine schlafenden Kinder immer mal wieder für ein paar Augenblicke allein, um auf leisen Sohlen hinüber in den Eingangsbereich der Höhle zu schleichen und nachzuschauen, ob sein Partner bereits zurückgekehrt war. Leider wurde er jedes Mal enttäuscht. Crocodile spürte, dass seine Sorge mit jeder Minute, die ereignislos verstrich, wuchs. Ständig nestelte er nervös an seiner Kleidung oder seinen Haaren herum. Während er mit der rechten Hand über die Narbe in seinem Gesicht wischte, drängte sich ihm eine Horrorvorstellung nach der nächsten auf: Doflamingo, der allein zurückkehrte und ihm erklärte, er hätte die Spur ihres Sohnes verloren... Zoro, dessen kleiner Körper von den Hauern eines Wildschweines druchbohrt worden war... Crocodile schüttelte sich. Eigentlich handelte es sich bei ihm um keine sonderlich optimistisch eingestellte oder naive Person, doch im Moment versuchte er trotzdem sich dem Gedanken hinzugeben, dass alles gut werden würde. Der Wolf war ein sehr erfahrener Jäger, redete er sich selbst gut zu, während er sich neben seinen schlafenden Kindern auf den Boden setzte; mit Sicherheit handelte es sich nur um eine Frage der Zeit, bis Doflamingo und Zoro zurückkehren würden. Gerade streichelte Crocodile seiner schlafenden Tochter über ihr Haar, als er Schritte im Eingangsbereich der Höhle hörte. Sofort sprang er auf und verließ hektisch das Kinderzimmer. Ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen, als er sowohl seinen Partner als auch seinen Sohn erblickte; zum Glück erweckten beide einen unversehrten Eindruck. Selbst wenn Crocodile es versucht hätte, wäre es ihm nicht gelungen seine unfassbare Erleichterung in Zaum zu halten. Ohne auch nur einen einzigen Augenblick zu viel verstreichen zu lassen, schnappte er sich Zoro und hob diesen in seine Arme. Crocodile konnte nicht in Worte fassen, wie wunderschön es sich anfühlte die Wärme und das Körpergewicht seines kleinen Sohnes zu spüren. Völlig überwältigt von seinen Emotionen verteilte Crocodile wild Küsse auf das blonde Haar des Welpen und drückte diesen so fest wie nur möglich an sich. „Ich habe ihn etwa zwei Kilometer in östlicher Richtung aufgegriffen“, erklärte Doflamingo ihm. „Er hielt sich im Uferbereich des Flusses auf.“ „Fluss?“ Als dieses Stichwort fiel, wurde Crocodile hellhörig. Aufgeregt wendete er sich an Zoro, den er noch immer im Arm hielt: „Du hast dich in der Nähe des Flusses herumgetrieben?! Verdammt, das ist sehr gefährlich! Du hättest ertrinken können, Zoro! Ich bin wirklich enttäuscht von dir!“ „Es ist schon gut“, schaltete sich zu seiner Überraschung sein Partner ein. „Ich habe bereits mit ihm geschimpft. Wir sollten ihn jetzt am besten ins Bett bringen, damit er die verlorenen Stunden Schlaf aufholen kann. Mihawk, Monet und Corazon schlafen auch noch, nicht wahr?“ Crocodile nickte. „Mihawk und Monet scheinen von dem ganzen Trubel glücklicherweise kaum etwas mitbekommen zu haben“, meinte er. „Und nach einer Weile ist es mir gelungen auch Corazon zu überreden sich wieder ins Bett zu legen.“ Gemeinsam brachten sie Zoro hinüber ins angrenzende Kinderzimmer. Als Crocodile seinen kleinen Sohn mit einem weichen Schaffell zudeckte, sagte dieser mit leiser Stimme: „Tut mir leid, Papa. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“ Crocodile seufzte leise. Er wusste nicht so recht wie er sich fühlen sollte: Auf der einen Seite war er wütend, weil Zoro aus reinem Wagemut fortgelaufen war, während er auf der anderen Seite einfach bloß wahnsinnige Erleichterung verspürte. Es freute ihn wirklich unfassbar, dass seinem kleinen Jungen zum Glück nichts zugestoßen war. Crocodile musste sich ehrlich eingestehen, dass er sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen konnte als den Tod eines seiner Kinder. Auch wenn sie ihn hin und wieder zur Weißglut trieben, liebte er doch jedes einzelne von ihnen. „Ist schon gut“, meinte er schließlich und küsste Zoro auf die Stirn. „Die Hauptsache ist, dass du unversehrt bist. Versuch jetzt ein bisschen zu schlafen, ja?“ „Kannst du mit Daddy hierbleiben, bis ich eingeschlafen bin?“, fragte Zoro. Crocodile nickte. Als er sich neben seinen Sohn niederließ, spürte er wie sich Corazon, der auf der anderen Seite lag, im Schlaf an seinen Rücken kuschelte. Sofort überkam Crocodile ein unvorstellbares Glücksgefühl. Doflamingo, der sich aus Platzgründen neben Mihawk und Monet hingelegt hatte, warf ihm ein stolzes Lächeln zu und zeigte mit dem Daumen nach oben. Es dauerte nicht lange, bis Zoro eingeschlafen war; sein frühmorgendlicher Ausflug schien den kleinen Welpen doch sehr erschöpft zu haben. Es waren kaum fünf Minuten vergangen, da wurde der kleine Raum nur noch von dem Geräusch gleichmäßiger Atemzüge erfüllt. Es herrschte eine unfassbar friedliche und ruhige Atmosphäre. „Sind sie nicht wundervoll?“, unterbrach Doflamingo nach einer Weile die Stille. Er schmunzelte und streichelte Mihawk, der auf dem Rücken lag und alle Viere von sich gestreckt hatte, zärtlich über den Bauch. „Ich weiß, dass du mir oft vorwirfst ich würde die Welpen aus einer völlig verklärten Perspektive betrachten... Aber im Moment sind sie wirklich einfach nur wundervoll, nicht wahr?“ „Du hast ja Recht“, gab Crocodile zu. Er würde lügen, wenn er behauptete, dass er seine Kinder nicht gerne so nah bei sich hatte. „Vielleicht sollten wir beide mal wieder öfter im Kinderzimmer übernachten“, schlug Doflamingo vor und ließ seinen Blick liebevoll über die drei Welpen schweifen, die schlafend zwischen ihnen beiden lagen. (Die Sicht auf Corazon, der sich noch immer eng an Crocodiles Rücken kuschelte, war für seinen Partner versperrt.) „Von mir aus“, erwiderte Crocodile und gähnte leise. Obwohl die Sonne inzwischen bereits aufgegangen war, spürte er, dass allmählich auch er selbst schläfrig wurde. „Ruh dich aus“, hörte er Doflamingo mit sanfter Stimme sagen. Der Wolf streichelte ihm zärtlich über den Oberarm. „Du warst beinahe die ganze Nacht lang wach und hast dir Sorgen gemacht. Du hast dir ein paar Stunden erholsamen Schlaf redlich verdient.“ Kaum hatte sein Partner zu Ende gesprochen, war Crocodile bereits eingenickt. ~ Um ehrlich zu sein, konnte Corazon überhaupt nicht einschätzen, was ihn heute Abend erwarten würde. Schon seit einer Weile stellte er sich einige Fragen: Woher er kam und wieso er bei Daddy und Papa lebte. Er liebte seine Eltern sehr und konnte sich kein schöneres Zuhause als ihre Höhle vorstellen, doch trotzdem wollte Corazon wissen, warum er nicht bei seinen leiblichen Eltern wohnte. Womöglich, dachte er sich, waren seine Mutter und sein Vater gestorben, als er noch klein war. Oder vielleicht wollten sie ihn nicht bei sich haben, weil er ihnen nicht gefiel. (Auszug aus Kapitel 4) bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)