Postkarten von dir von phean ================================================================================ Kapitel 1: Sydney ----------------- Hey Süße, bin gerade in Australien angekommen. Was soll ich schon groß schreiben: das Wetter ist herrlich, ich bin viel unterwegs und komme kaum zur Ruhe. Das ist aber alles gar nicht so schlimm. Denn ich vermisse dich so unendlich, ich brauche dich wie das Wasser zum Trinken. Am liebsten würde ich dich wie die Känguru-Mama ihr Baby in meinen Beutel stecken und dich überall hin mitnehmen. Xoxo Je weiter sie gelesen hatte, desto feuchter wurden ihre Augen. Schnell legte sie die Postkarte zur Seite und wischte sich über die Augen. Schniefend sah sie auf ihren feuchten Handrücken. Sie trocknete sich die Augen und sah sich um. Die Kinder waren so vom Spielen eingenommen, dass sie gar nicht auf sie geachtet hatten. „Alles in Ordnung mit dir, Mama?“ Kari erschrak, als sie nicht nur seine Stimme, sondern auch noch seine Hand an ihrem Bein spürte. Schnell setzte die Frau ein Lächeln auf und wand sich an ihn. „Natürlich doch, Akira“, die Braunhaarige streckte ihre Arme nach ihm aus und setzte ihn sich auf den Schoß. Vorsichtig strich sie ihm über die Wange. Seine Haare waren braun und kurz – die selbe Haarfarbe wie sie selbst. Und auch eher ihr Aussehen. „Aber du hast doch geweint“, er fasste ihr an die feuchte Spur, die noch immer auf ihrer Wange zu glänzen schien. Seufzend sah sie ihm in die Augen. Ihm schien wirklich nichts zu entgehen. Da stand er seinem Vater in nichts nach, der erkannte auch sofort was mit ihr los war. Den Charakter hatte er von seinem Vater. „Es ist nichts“, Kari beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Hat Papa wieder geschrieben?“, er zeigte auf die Postkarte. „Ja, er ist jetzt in Australien.“ „Aber Mama, du musst doch nicht traurig sein, Papa kommt doch ganz bald wieder“, lachte er. „Ich weiß.“ „Und dann können wir wieder ganz viel Spaß zusammen haben.“ Sie nickte und setzte ihn ab, als es mit einem Schlag lauter wurde und Schreie ertönten. Seufzend stand sie auf und ging zu den zwei Verursachern. Die zwei standen von einigen anderen Kindern umgeben mitten in der Spielecke und rauften sich regelrecht die Haare. Sie schlugen mit den Händen gegen den Oberarm des anderen und versuchten den jeweils anderen in den Schwitzkasten zu nehmen. Aber der Kleine kam nicht einmal richtig an den Hals seines Gegenübers heran. „Akito Motomiya und Fushigi Ichijouji sofort auseinander“, sagte Kari streng. Die zwei Streithähne würdigten sie nur eines kurzen Blickes, ehe sie wieder aufeinander losgingen. Akito zog an Fushigis Haaren und sie vergrub ihre Zähne in seinem Arm. Grummelnd ging sie auf die zwei zu und zerrte das Mädchen von dem Jüngeren weg. „Man sollte doch meinen, dass du die Vernünftigere bist“, wies Kari sie zurecht, „du bist schließlich drei Jahre älter und kommst in ein paar Tagen in die Schule. Und bei dir ist wohl alles verloren, bist nicht wirklich anders als dein Vater“, richtete sie an Akito. Dabei wünschte sie, sie könnte ihm ab und an etwas anderes sagen, aber so war es nun mal. Er lachte wie sein Vater. Aß wie sein Vater. Und hatte den gleichen Umgangston wie sein Vater. Auch würde er diese Worte gleich wieder vergessen, sodass sie keinen bleibenden Schaden bei ihm anrichten konnten. Akito rümpfte nur die Nase und sah zur Seite. Aus den Augenwinkeln sah Kari Fushigi grinsen und ihm die Zunge raus strecken. Sofort wollte er sich wieder auf sie werfen, doch die Braunhaarige hielt ihn fest, zog ihn weg und zu dem Tisch, an dem sie zuvor noch gesessen war. Er setzte sich ihr gegenüber. „Was soll das schon wieder, Akito?“ „Fu hat angefangen, ich hab gar nichts gemacht“, gab er verärgert von sich und sah zur Seite. Sie stand halb hinter einem Regal versteckt und streckte ihm erneut breit grinsend die Zunge raus. Auch sie ähnelte sehr ihrer Mutter. Deswegen war es nicht weiter verwunderlich, dass die zwei immer aufeinander saßen. „Und wieso hast du dann mitgemacht?“ „Weil …“, stammelte er und überlegte. Die Frau sah bildlich vor sich, wie sein Kopf zu rauchen begann und konnte sich vorstellen, wie Davis in diesem Alter gewesen sein musste. Er war teilweise genauso schwer zu ertragen gewesen wie sein Sohn und dabei dachte sie an die Zeit mit ihm in der Digiwelt. Dort war er mehr als doppelt so alt gewesen wie sein Sohn jetzt. Seufzend wartete sie noch eine Weile. Als die Tür auf ging, war es um Akitos Aufmerksamkeit geschehen und lachend rannte er hinüber. Sie wusste schon, bevor sie sich umdrehte, wer gerade gekommen war. Sein Lachen war unverwechselbar. „Akito, na mein großer, wie wars heute?“ „Fu hat mich schon wieder geärgert“, meckerte die kleine Version. „Ich hoffe du hast es ihr gezeigt.“ „Stachel ihn nicht dazu an“, tadelte Kari, „kein Wunder, dass er immer anfängt, wenn er dich als Vorbild hat.“ „Ach Kari“, lachte Davis und kratzte sich den Hinterkopf, „nimm das doch nicht so ernst.“ Sie seufzte und musste sich schon wieder setzen. „Aber es wäre wesentlich angenehmer, wenn er wirklich ruhiger wäre“, sie stützte ihren Ellenbogen auf den Tisch und legte ihren Kopf auf die Hand. „Wie geht es dir denn?“, fragte er nun ruhiger. Akito war in der Zwischenzeit wieder zu Fushigi gerannt und sie stritten erneut. Schreie waren hier keine Seltenheit und die anderen Kindergärtnerinnen wussten, dass es die zwei waren und die Lichtträgerin mit ihnen schon zurecht kam. Deswegen kamen sie nicht mehr, wie früher, panisch angerannt und sahen nach dem Rechten. „Den Umständen entsprechend.“ „Ach das wird schon wieder“, lachte er und sah die Postkarte, „ist die von TK?“ Sie nickte und er nahm sie sich. Für ein paar Sekunden war es still. Etwas verhaltener sah er sie dann an, „er ist in Sydney? Dann wird er sicher Spaß haben“, grummelte er. Sie grinste in sich hinein. Die zwei waren wie Tai und Matt. Waren zwar befreundet, aber waren sich nicht in allen Dingen einig. Jedoch war Ken sein bester Freund und nicht Takeru. Was vielleicht auch ganz gut war. „Ich finde er hat einen Fehler gemacht, einfach diese Reise zu machen und dich hier allein zu lassen.“ Er warf die Postkarte zurück auf den Tisch und schenkte ihr nur noch einen verachtenden Blick. „Aber Davis, es ist sein Buch, welches er vorstellt, sein großes Ziel.“ „NEIN!“, er schlug mit der Faust auf die Tischplatte, erschrocken zuckte sie zusammen und sah ihn aus großen Augen an, „du warst sein großes Ziel und das hat er jetzt hier in Japan allein gelassen.“ Kari schluckte und sah mich im Raum um. Akito und Fushigi hatten aufgehört zu zanken und beobachteten uns. Auch Akira war ein paar Schritte zu uns getreten. „Davis“, murmelte die Kindergärtnerin und hoffte, dass er sich wieder beruhigte, „so ist das doch nicht.“ „Doch, ich hätte dich nie allein gelassen. Ich finde das schon etwas selbstsüchtig und dich hier in diesem ...“ „Ich hoffe, du redest nicht von meinem Bruder so schlecht, oder?“ Davis Blick schnellte zur Tür. Lächelnd stand sie auf, als sie Matt und Sora erblickte. Still und heimlich hatten sie sich herein geschlichen. Der Blonde kam zu ihr, sie umarmten sich und er drückte ihr einen leichten Kuss auf den Haarschopf, „schön dich zu sehen.“ Sie erwiderte sein Lächeln und schon umarmte sie Sora. „Wie geht es meinem zukünftigen Neffen?“, wollte Matt wissen und strich vorsichtig über Karis Bauch. „Ganz gut, quietschvergnügt“, ihr Lächeln war nun etwas gequält. „Und meinem derzeit noch einzigen Neffen?“, er drehte sich nach Akira um, der langsam zu uns trat. „Gut“, antwortete er brav. Er war ein ruhiger Junge, das genaue Gegenteil von Akito. „Woher willst du wissen, dass es ein Junge wird?“, richtete die Orangehaarige an ihren Mann und fuhr an Kari weiter fort, „wie lange hast du noch?“ „Ich weiß es eben“, sagte der Blonde noch schnell voller stolz. Die Jüngste überlegte. Es war schon etwas her, dass sie beim Arzt gewesen war, aber bald war ihr nächster Termin. Sie schätzte grob und meinte etwa zwei Monate noch. Sora nickte und sah sich den Bauch erneut an. Die Braunhaarige lächelte und nahm ihre Hand. Sie war oftmals sehr zurückhaltend und vorsichtig. Und dachte wohl, sie würde zerbrechen unter einer Berührung. Und prompt in diesem Moment trat das Baby in meinem Bauch. Sie wusste wirklich nicht, was es wird, da sie es auch bei Akira nicht hatte wissen wollen. Es war ihr egal ob Junge oder Mädchen. Es sollte gesund sein und das wichtigste war für Hikari, dass es von Takeru war. „So, und nun zu dir“, Matt drehte sich zu Davis um, „was hast du da über meinen Bruder gesagt?“, er ließ seine Stimme bedrohlich klingen. „Matt, das war doch nicht so gemeint“, wollte Sora dazwischen gehen. „Doch das war es“, knurrte der Jüngere. Die Schwangere seufzte, „bitte nicht vor den Kindern“ „Ich möchte dich nur daran erinnern, dass du auch oft genug weg warst, als du mit Mizu noch verheiratet warst“, sagte Matt. „Das war beruflich“, verteidigte sich Davis. „TK ist auch beruflich unterwegs.“ „Schriftsteller ist kein Beruf, das ist ein Hobby“, rief er aus. „Doch ist es!“ „Davis … Matt ...“, Sora war etwas überfordert. Kari konnte dem ganzen nicht mehr folgen. Etwas überfordert setzte sie sich auf den Stuhl. Ihr war auf einmal auch wieder etwas schlecht. Sofort war Akira neben ihr und hielt seiner Mutter ein Glas Wasser vor die Nase. Dankend strich sie ihm über den Kopf. „Ganz ruhig, Mama“, murmelte er. Da erst bemerkten sie die anderen drei. Sofort war Matt neben ihr und fragte sie, ob wirklich alles in Ordnung sei. Sora hatte sich auf die Suche nach einem feuchten Tuch aufgemacht. Kari nickte. Selbst wenn sie stritten, waren sie doch so liebevoll falls es jemandem schlecht ging. Das liebte sie an ihnen allen. „Davis“, fing Matt ruhiger an, ohne ihn dabei anzusehen, „TK hat diese Reise gemacht, weil wir ihn auch dazu getrieben haben und er weiß, dass Kari hier gut aufgehoben ist. Er weiß, dass falls etwas sein sollte entweder Tai, Mimi, Sora oder ich oder auch du schnell zur Stelle sind. Für mich ist es auch nicht leicht, Sora allein zu lassen, aber es ist nun mal mein Beruf und auch sie ist oft unterwegs, trotzdem halten wir das dem anderen nicht vor.“ Er sah zur Tür, in der gerade Sora erschien, die ihn liebevoll anlächelte. Er stand auf und sie lief ihm geradewegs in die Arme. Innig küssten sie sich. Da fiel Kari wieder auf, dass sie TK schon vermisste. Manchmal fühlte sie sich so einsam und wollte nur seine starken Arme um sich herum spüren. Seine Lippen auf den ihren und seinen Herzschlag an ihrem Ohr hören. In Gedanken versunken dachte sie weiter an den Blonden und wurde erst zurück geholt, als Sora mehrmals ihren Namen sagte. Verwirrt sah sie auf. „Hast du es TK nun eigentlich schon gesagt?“, sie zeigte auf meinen Bauch. Sie schüttelte den Kopf. „WAS??“, schrie Davis entsetzt, „er weiß nicht, dass du schon wieder schwanger bist?“ „Bei dir klingt das nach was schlechtem“, murmelte Matt geistesabwesend. „Und du wirst ihm das auch nicht sagen“, Kari bedachte ihn mit einem langen Blick. Er sah sie immer noch entgeistert an, nickte aber. Die Braunhaarige seufzte und erklärte ihm, dass das Absicht war. Hätte TK gewusst, dass sie wieder schwanger wäre, wäre er vermutlich nicht gefahren und hätte es vermutlich hinterher bereut. Als er in den Flieger gestiegen war, hatte man zum Glück noch nicht viel gesehen und sie hatte es kaschieren können. Aber jetzt war gerade ein Monat vergangen und sollte sie es ihm jetzt sagen, würde er seine Reise vermutlich abbrechen. Und das wollte sie nicht. Sie wollte nicht Schuld sein, wenn er wegen ihr so eine große Chance einfach fallen lässt. Das würde sie nicht ertragen. Dafür liebte sie ihn viel zu sehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)