Bananeneis von Raija ================================================================================ Kapitel 12: Zurück im Alltag ---------------------------- Warmes Wasser floss über Maras Körper und streichelte sanft ihre Haut. Die Müdigkeit, die sie nach dem Erwachen verspürt hatte, verflüchtige sich allmählich und im Geiste ging sie ihre Aufgaben für den bevorstehenden Tag durch. Doch wanderten ihre Gedanken immer wieder zu dem vergangen Wochenende zurück. Sie schmeckte noch immer das salzige Wasser, spürte die wärmenden Sonnenstrahlen und die Rufe der Seevögel klangen in ihrem Ohr wider. Die Ruhe, die sie während dem Aufenthalt im Strandhaus verspürt hatte, hatte sich tief in ihr verankert und Mara hoffte, noch lange Kraft daraus schöpfen zu können. Nach diesem entspannten Wochenende hatte sie bei Erwin in seinem Appartement übernachtet. Auch dieses war modern und gemütlichen eingerichtet und es überraschte sie nicht, dass er von dort aus einen atemberaubenden Ausblick auf die Skyline Trost genießen durfte. Wunderschöne Gemälde hingen an den Wänden in den Räumen, die durch große Fenster regelrecht vom Sonnenlicht geflutet wurden, jedoch kein einziges Bild von ihm oder seiner Familie. Mara hätte gerne mehr über diese und das zerrüttete Verhältnis von Erwin zu ihnen erfahren, doch wollte sie ihm damit noch nicht zu nahe treten. Sie konnte sich nicht ausmalen, was dahinter steckte, doch schien es nichts schönes zu sein, so ausweichend, wie er es erklärt hatte. Plötzlich öffnete sich die Duschkabine und Erwin trat ein. Überrascht wandte Mara sich zu ihm um. „Ich dachte, du arbeitest“, musterte sie ihn mit gespielter Skepsis. Mit einem verschmitzten Lächeln beugte er sich zu ihr hinunter. „Frühstückspause“, raunte er in ihr Ohr. Bei dem klang seiner tiefen Stimme zog sich eine angenehme Gänsehaut über ihren gesamten Körper. Augenblicklich beschleunigte sich ihr Herzschlag und ein Schwarm Schmetterlinge tobte in ihrem Bauch. „Nein“, widersprach sie, wobei sie all ihre Willensstärke aufbringen musste, um nicht seinem Charme zu erliegen. Drohend deutete sie mit dem Zeigefinger auf ihn und machte einen Schritt zurück, um etwas Abstand zu gewinnen. „Ich habe um neun einen Termin bei Doktor Wolf, zu dem ich nicht zu spät kommen darf.“ Nur schien sie damit auf taube Ohren zu treffen, denn Erwin versiegelte ihren Mund mit seinen Lippen, die wunderbar nach dem süßen Obst, das er anscheinend gegessen hatte, schmeckten. Als er sie gegen die kalten Wandfliesen drückte, war aller Widerstand bereits vergessen. .•:*´¨`*:•☆ ☆•:*´¨`*:•. Pünktlich, mit fast einer halben Stunde Verspätung, klopfte Mara an Dr. Wolfs Bürotür, wobei sie Erwin einen anklagenden Seitenblick zuwarf. Dieser wirkte belustig, hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe, ehe er sich mit dem Versprechen, sich später bei ihr zu melden, von ihr verabschiedete. Dr. Wolf ignorierte die Tatsache, dass Mara zu spät zum vereinbarten Termin erschien, und klärte sie über Levis Zustand, der sich weiterhin schleichend verbesserte, auf. Nun, da die Verletzungen weitestgehend verheilt waren, ordnete er Physiotherapie an, damit sein Körper nicht weiter abbaute und Levi eine gute Kondition geboten werden konnte, sobald er aufwachen sollte. Nach diesem informativem Gespräch pendelte sie zur Arbeit, wo sie ihr Alltag endgültig einholte. Sie verbrachte den Tag damit, Betten neu zu beziehen, Wäsche zu waschen und ihre Kolleginnen zu ignorieren, die sich das Maul über sie zerrissen, wieso sie sich das verlängerte Wochenende freigenommen hatte und wo sie denn in dieser Zeit gewesen war. .•:*´¨`*:•☆ ☆•:*´¨`*:•. Nach Feierabend spazierte Mara durch die belebten Straßen des Stadtzentrums, in denen sich die Sommerhitze festgesetzt hatte. Es roch nach dem warmen Asphalt und Sommerblumen, die aus den Blumenkästen der Sonne entgegen ragten, während sich die Menschen munter in den Außenbereichen der Cafés tümmelten. Mara wollte ihrem Bruder einen Besch abstatten, doch vorher hatte sie noch etwas zu erledigen. Zielstrebig steuerte sie die Buchhandlung an, dessen Tür ein klingelndes Geräusch von sich gab, als sie eintrat. Sofort erschien eine Frau mittleren Alters, auf deren Nase eine runde Brille saß, die Mara an die großen wachsamen Augen einer Eule erinnerte. Zuvorkommend betreute sie Mara und suchte ihr das gewünschte Buch aus den vollen Regalen heraus. Während Mara bezahlte, umspielte ein boshaftes Lächeln ihre Lippen, denn ihr Kopfkino malte sich aus, wie sehr Levi ausrasten würde, wenn er tatsächlich verstehen würde, was sie vorhatte ihm vorzulesen. „Sie scheinen sich ja schon richtig auf das Buch zu freuen“, holte die Eulen-Dame sie in die Realität zurück. Sie schien Maras Vorfreude aus ihrem Gesicht ablesen zu können und freute sich anscheinend darüber so sehr, als würde sie an Maras Plan teilhaben. „Ja, allerdings“, schmunzelte Mara, während die innerlich die Hände aneinander rieb und teuflisch lachte. Das würde ein Spaß werden. Mit ihrer neuen Errungenschaft machte sie sich auf den direkten Weg in die Klinik, wo sie es kaum erwarten konnte mit ihrer Qual zu beginnen. „Hallo Bruderherz“, trällerte sie, als sie in sein Zimmer eintrat und die Tür hinter sich schloss. Sie tätschelte seine Wange, wie jedes Mal, ehe sie sich auf dem bequemen Stuhl neben seinem Bett nieder ließ. „Ich will dich gar nicht mit den Details über das Wochenende langweilen, denn ich habe dir etwas mitgebracht.“ Mara wühlte in ihrer viel zu großen Handtasche, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. „Tada, Biss zum Morgengrauen!“ Sie wedelte mit dem Buch vor Levis Nase, obwohl sie wusste, dass er es nicht sehen konnte. „Momentan hast du ja keine andere Wahl, als mir zuzuhören, es sei denn, du würdest dir endlich mal die Mühe machen und dich aus deinem Zustand kämpfen. Dr. Wolf meint nämlich, dass dieser sich immer weiter verbessert. Ich persönlich glaube ja, dass du nur simulierst“, versuchte sie ihn aufzuziehen. Allerdings war dieses Spiel nur halb so lustig, wenn er nicht antwortete. Ein wehmütiger Seufzer entwich ihrer Kehle. „Naja was soll's“, sagte sie zu sich selbst und schlug das Buch auf der ersten Seite auf. „Ich hatte mir nie viele Gedanken darüber gemacht, wie ich sterben würde, obwohl ich in den vergangenen Monaten allen Grund dazu gehabt hätte." .•:*´¨`*:•☆ ☆•:*´¨`*:•. Einige Zeit später öffnete sich die Tür zu Levis Zimmer und Erwin trat ein. „Ich dachte, du wolltest anrufen“, sagte Mara, wobei es eher wie eine Frage klang. „Nun bin ich hier“, lächelte er charmant und küsste sie zur Begrüßung. „Wie wäre es mit einem gemütlichen Abendessen?“ „Solange du nicht wieder kochst“, witzelte Mara und klappte das Buch in ihrem Schoß zu. Erwin zog eine seiner markanten Augenbrauen empor. „Ok, das war gemein“, gab sie zu, „lass mich als Entschuldigung etwas für uns kochen.“ „Ich glaube, kochen allein macht das nicht wieder gut“, schmunzelte er und zog sie von dem Stuhl in seine Arme. .•:*´¨`*:•☆ ☆•:*´¨`*:•. In der Straße angekommen, in der Mara wohnte, schlenderten sie gemütlich vom Wagen zu dem Mietshaus, in dem die Wohnung ihres Bruders lag. Da kamen drei Kinder auf sie zu gerannt, die Mara als Mikasa, Eren und Armin, die im selben Gebäude lebten, erkannte. „Du bist doch die Schwestern vom Gnom“, sprach Eren sie an. Irritiert über diese Aussage zog sie die Augenbrauen zusammen. „Wieso nennt ihr in Gnom?“, hakte Mara argwöhnisch nach und sah, wie Erwin neben ihr sich das Lachen verkniff. „Na, weil er so klein ist und immer so schlechte Laune hat und uns dann angiftet“, erklärte der Grundschüler vor ihr. „Wir haben gehört, dass er im Krankenhaus ist, ist es denn etwas schlimmes?“, fragte der blonde Armin. „Nein, er schläft sich nur mal richtig aus und dann kommt er wieder“, sagte Mara, was die Kinder zum Jubeln brachte. Aufgeregt rannten sie davon und kickten einen Fußball zwischen sich hin und her. Empört wandte Mara sich zu Erwin um und boxte ihm gegen die Schulter. „Lache nicht, wenn mein Bruder als Gnom bezeichnet wird“, schnauzte sie ihn an und musste sich selbst ein Grinsen verkneifen. Erwin nahm sie in den Schwitzkasten. „Legen Sie sich nicht mit mir an, junges Fräulein“, warnte er sie, wobei Mara versuchte sich aus seinem Griff zu bereifen, indem sie ihm in die Seiten pikste. „Sonst muss ich Sie übers Knie legen.“ Augenblicklich stoppte sie ihren Gegenangriff. Übers Knie legen? Bilder tauchten in ihrem Kopf auf und sie spürte, wie ihre Wangen glühten. Sie wollte etwas darauf erwidern, da rollte der Fußball gegen ihr Bein. „Kannst du uns den Ball zuspielen?“, rief Eren ihr zu und wedelte ganz aufgeregt mit den Armen. Mara und Erwin lösten sich von einander und sahen beide zum Fußball. Direkt holte Mara mit dem Fuß aus und verpasste dem Ball einen ordentlichen Tritt. Allerdings ohne wirklich zu zielen. Statt geradeaus Richtung Eren zu fliegen, sauste der Ball im rechten Winkel davon und klatschte Armin mitten ins Gesicht und riss den Jungen zu Boden. Erschrocken legte Mara die Hände vor den Mund, während Erwin bereits auf den kleinen Armin zuging. Auch seine Freunde versammelten sich um den Jungen, der nun mit den Tränen kämpfte. Abgesehen von einem kreisrunden Abdruck im Gesicht Armins und einer blutenden Nase, war nichts passiert. Erwin half ihm wieder auf die Beine, ehe er Mara, die noch immer wie vom Schlag getroffen dastand, ins Wohnhaus begleitete. Nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, verfiel sie in schallendes Gelächter, das im gesamten Treppenhaus zu vernehmen war. Sie stellte sich vor, wie Levi nun die Hand zu einem High-Five heben und sie vielleicht sogar für ihre Tat loben würde, denn sie wusste, wie sehr diese Kinder seine Nerven strapazierten. „Dich darf man auch nicht mit Kindern allein lassen“, seufzte Erwin, was sie nur noch lauter lachen ließ. 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