Lilith & Lucifer von LauraFrye (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Dein Schicksal ist viel schlimmer als der Tod, denn dein Schicksal bin ich. Du. Gehörst. Mir. Seine letzten Worte lassen mich aus dem Alptraum erwachen. Es ist immer derselbe. Wie jede Nacht gehe ich nach unten in die Küche, mache mir einen Pfefferminztee und sitze die zwei Stunden bis ich zur Arbeit muss einfach nur da. Nur heute ist etwas anders. Es ist mein 21 Geburtstag, das heißt, dass meine Mum sehr früh mit den Vorbereitungen beginnt. „Wieso bist du so früh wach?“ Ich reibe mir die Augen. „Hatte wieder diesen Alptraum.“ Meine Hände zittern während ich die Tasse an meinen Mund führe. Bisher habe ich ihr nie ausführlich von dem Traum erzählt. Ich weiß nicht an was es liegt, aber ich spüre plötzlich den Drang ihr davon zu erzählen. Als ob sie meine Gedanken erhört hat, fragt sie mich, ob ich ihr davon erzählen kann. Ich nicke und nehme noch einen letzten Schluck von meinem Tee. „Es fängt immer gleich an. Ich liege im Arm meiner Mutter, mit geschlossenen Augen und lausche dem Gespräch von ihr und meines Vaters. Sie streiten sich.“ „Du bist ein Baby?“, fragt sie mich verblüfft und ich nicke stumm. „Es ist mir egal Lilian! Wir bringen sie in Sicherheit, danach verschwinde aus meinem Leben.“, sagte Michael und trat aufs Gas. Lilian blickte auf ihr Baby und strich sanft über ihre Stirn. „Alles wird gut, ich lasse nicht zu das er dir weh tut.“, flüsterte sie beruhigend. „Du bist dir sicher, dass er uns nicht findet?“ „Solang wir in Bewegung bleiben, wird er das nicht. Beeile dich. Ihr wird kalt.“ Er trat stärker aufs Gas. Die Straße war leer. Kaum Kurven, nur geradeaus bis zu dem Dorf- dachte sich Michael. Eine schwarze Gestalt tauchte plötzlich vor dem Auto auf. „Pass auf!“, schrie Lilian schützte das Baby in ihren Armen. Ihr dürfte nichts passieren. Sie würde sich das nie verzeihen können. Zu sehr liebte sie ihr eigen Fleisch und Blut. Erschaffen aus einem Mensch und einem Dämon. Er dürfte sie nicht kriegen. Er würde sie töten oder schlimmeres- sie würde ihre Nachfolgerin werden. Das dürfte einfach nicht passieren. Dieses arme Mädchen ist zu unschuldig. Michael bremste und der Wagen stoppte, bevor er die Gestalt erreichte, die einfach nur regungslos dastand und auf etwas zu warten schien. Lilian blickte auf und erkannte ihn sofort. Er hatte sie doch gefunden. „Nein.“, flüsterte sie und drückte das Kind an sich. „Wie hat er mich gefunden?“ Michael schlug gegen das Lenkrad und hupte, damit die Gestalt verschwand. Er wusste nicht, wer dort vor dem Auto stand. Die Gestalt bewegte sich, wie ein Gepard der seine Beute im Visier hatte. Langsam, aber sicher. Michael riss der Geduldsfaden und er stieg aus. „Was soll der scheiß? Runter von der Straße!“, brüllte er und schlug die Autotür zu. Die Gestalt ging auf ihn zu. „Entschuldigt“, sagte die Gestalt, blieb vor ihm stehen, streckte eine Hand nach ihm aus und packte ihn am Hals. „Aber du hast etwas, was mir gehört.“ Michael war in seiner Hand, spürte keinen Boden unter sich, zappelte und ring nach Luft. Alles vergeblich. Ihm wurde Eiskalt, als würden seine Adern einfrieren. Sein Herz wurde langsamer. Das Gezappel ließ nach, bis er leblos in der Hand der Gestalt hing. Die Gestalt ließ ihn los und der leblose Körper von Michael fiel mit einem dumpfen Geräusch auf die Straße. Lilian beobachtete das Geschehen, mit geweiteten Augen starrte sie die Gestalt an. Schnell schloss sie das Auto, obwohl sie wusste, dass ein lächerlicher Schloss Riegel ihn nicht aufhalten konnte. Die Gestalt schlug mit der Faust das Fenster ein und öffnete die Autotür.Mit einem charmanten Lächeln blickte er herein. „Hast du mich vermisst, Liebste?“ Lilian sah ihn unverwandt an. All die Erinnerung, selbst ihre Gefühle, kamen mit einem mal wieder hoch. „Lucifer“, hauchte sie und blickte zurück auf ihr Kind. „Aussteigen!“, knurrte er. „Bitte tu ihr nichts, Lucifer. Ich komme mit dir. Ich tu alles. Aber bitte, lass sie in Ruhe.“ „Ich sagte: AUSTEIGEN!“ Seine übermenschliche Stimme, die sie nur allzu gut kannte, wenn er etwas ernst meinte, erhob sich und ließ sie zusammenzucken. Ja sie war ein Dämon, doch hatte sie Angst vor ihm. Sie wusste, wenn sie nun austeigen würde, würde das ihr Tod und den Tod ihres Kindes bedeuten. „Lilian, komm aus dem verfluchten Auto oder ich erwürge dieses verfluchte Kind und dich gleich danach.“ „Das wirst du so oder so tun!“, schrie sie und blickte in das friedliche Gesicht des Kindes. Es schlief weiterhin, trotz des Lärmes um sie herum, tief und fest. Lucifer lachte und die Bitterkeit darin war nicht zu überhören. „Nein, Liebste, erst töte ich diesen Hurensohn“ „Das Kind ist eine Sie.“, flüsterte Lilian. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass dessen Mutter eine dreckige Hure ist! Und jetzt steig aus oder ich zwing dich und du weißt, dass es nicht schön endet, wenn ich dich zwinge.“, sagte er mit bedrohlicher Stimme. Sie hatte keine andere Wahl. Sie musste sich ihm Stellen. Mit zitternden Händen öffnete sie die Tür und stieg, das Kind fest in ihren Armen, aus. „Komm her!“ Auch dieses Mal gehorchte sie. Mit gesenktem Blick ging sie auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. „Gib mir das Kind.“ Sie schüttelte den Kopf. „Tu ihr nichts.“ Lilian konnte nie behaupten, dass sie ein Herz besaß. Sie hatte kein Mitleid, außer für die Menschen die sie liebte. Dazu gehörte Lucifer und Michael. Nun auch ihre Tochter. Jedes andere Kind wäre ihr egal gewesen. Vermutlich hätte sie jedes andere Kind selbst getötet. „Gib mir dieses verfluchte Kind, Lilian!“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Du hast es so gewollt.“ Er packte sie am Hals. „Lass das Kind los!“ Sie konnte die Kälte in sich fühlen. Es schmerzte unbeschreiblich. „Kind. Los. Lassen.“ Sie konnte ihre Arme nicht mehr spüren und ließ das Kind los. Lucifer fing es mit seinem freien Arm auf und nahm seine andere von Lilian, die schwer keuchend zu Boden fiel und nach Luft schnappte. Er hielt das Kind und sah es sich an. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Atem ging gleichmäßig. Wieso war es nicht wach? Sie hätte längst wach sein müssen. Egal- dachte er sich und grinste. Endlich hielt er dieses Missgeschick in seinen Händen und konnte alles Leben aus ihr saugen. Das Kind regte sich und streckte ihre kleine Hand. Lucifer nahm diese vorsichtig- Auf meinem Körper bildet sich Gänsehaut. „Hat er…?“, fragt meine Mum und ich schüttele den Kopf. „Hat er nicht.“ Die Kälte ließ das Blut, in des Kindes Adern erfrieren. Ihr Atem ging langsamer, ebenso wie ihr Herz. Doch plötzlich öffnete es langsam die Augen und blickte in Lucifers. Sein grinsen verschwand aus seinen Zügen und er ließ die kleine Hand des Babys los. Das Kind wärmte sich von selbst wieder auf. Ihre neugierigen Augen blickten in das Gesicht des Teufels und sie fing an zu lächeln und eine Hand nach ihm auszustrecken. Lucifer war wie hypnotisiert von ihren strahlend blauen Augen, die ihn mit solch einer Unschuld anblickten, die er nie zuvor gesehen hatte. „Wie heißt sie?“, fragte er ohne den Blick abzuwenden. „Lilith“, antwortete Lilian ihm. „Lilith“, wiederholte er leise. „Sie ist wunderschön.“ „Ich werde dich nicht töten, Lilith, dein Schicksal ist viel schlimmer als der Tod, denn dein Schicksal bin ich.“ „Nein! Lucifer! Nein!“ Lilian versuchte ihm das Kind aus den Armen zu ziehen doch er wehrte sie ab, packte sie am Hals und schmiss sie gegen das Auto. „Tu ihr das nicht an!“, schrie sie. „In 21 Jahren sehen wir uns wieder, Lilith.“ „Bitte“, flehte Lilian doch er wusste sie zu ignorieren. „Du. Gehörst. Mir.“ Meine Mutter sieht mich fassungslos an, als könne sie nicht glauben, was ich ihr soeben erzählt habe. Ich seufze und reibe mir die Gänsehaut von den Armen. „Wie spät ist es?“ „Halb fünf. Ich finde du solltest heute nicht zur Arbeit.“ „Ich brauche das Geld. Ich kann nicht einfach zu Hause bleiben, wann ich es will.“ Ich stelle die leere Tasse ins Waschbecken und spüle sie aus. „Ich mache mir nur Sorgen um dich.“ „Was soll schon passieren?“ Ich habe vor einem Jahr erfahren was ich bin und bezweifle seitdem, dass der Traum, nur ein Traum ist. Natürlich habe ich Angst das Lucifer seine Worte wahr werden lässt, aber ich will mich durch diese Angst nicht bezwingen lassen. Ich wollte nie etwas anderes, als ein normales Leben und dieses werde ich mir nicht so einfach nehmen lassen. „Versprich mir einfach, dass du dich nicht blenden lässt.“ „Von was blenden?“ „Seiner äußeren Schönheit.“ Ich nicke. „Ich muss Duschen.“ Unter der Dusche beginne ich mich wieder zu entspannen. Ich brauche einfach nur Ruhe und klare Gedanken. Ich darf mich nicht von der Angst beeinflussen lassen. Ich reibe mich mit Duschgel ein, rasiere mich und wasche mir die Haare. Das heiße Wasser beginnt abzukühlen. Seufzend steige ich aus der Dusche und wickle mich mit einem weißen, rauen, Handtuch ein. „Lilith dein Handy.“, ruft meine Mutter. Mike ruft sicherlich an, um mir zu Gratulieren. Leider muss er warten, denn erst nehme ich mir die Zeit um meine widerspenstigen, schwarzen, lockigen Haare zu Föhnen, diese beanspruchen nämlich sehr viel Zeit und Geduld. Heute will ich einfach das alles nach Plan läuft. Keine Überraschungen. Da ich Geburtstage nicht ausstehen kann, werde ich ihn wie einen normalen Tag verbringen. Meine Mutter backt meinen Lieblings Schokoladenkuchen und nachdem ich ihr zur liebe gegessen habe, mache ich mich auf Wohnungssuche. „Lilith dein Handy!“, ruft sie wieder, als ich fast fertig mit meinem Make-Up bin. Vorsichtig ziehe ich die Eyeliner Linie zu Ende und tusche noch einmal meine Wimpern nach. „Ich komme.“ Ein Blick in den Spiegel und ich bin fertig. Beim Weg nach unten betrachte ich das Bild von mir, was an der Wand hängt, als ich ein Jahr alt war. Strahlend blaue Augen, ein breites Lächeln und Dreck im Gesicht. Daneben als ich 14 war. Ich verdrehe genervt die Augen, habe ein paar kleine Pickel und halte meine alte Kamera in der linken Hand. Ja, auch ich wurde nicht von der Pubertät verschont. Mum sitzt am Tisch und blättert in einem Kochbuch herum. Sie lächelt mich an und holt eine kleine, hellblaue Schachtel, mit einer schwarzen Schleife hervor. „Ich sagte doch ich will keine Geschenke.“ Sie zuckt lediglich mit den Achseln, steht auf und zieht mich in eine sanfte Umarmung, die ich ohne zu zögern erwidere. „Alles gute mein Engel.“ Ich lache. „Ich bin kein Engel, sondern ein“ „Halbdämon, ich weiß. Für mich bleibst du trotzdem mein kleiner Engel.“ Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und drückt mir die Schachtel in die Hand. „Das ist von deinem Dad und mir. Nur eine Kleinigkeit.“, strahlt sie. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass diese Kleinigkeit sehr viel Geld gekostet hat, so wie ich meine Eltern kenne. Ich befreie die Schachtel von der schwarzen Schleife und öffne sie, Darin funkelt mich ein silbernes, fein verarbeitetes, Herz an. „Sieh dir das Foto darin an.“ Erst jetzt sehe ich, dass man das Herz öffnen kann. Darin ist ein Bild, einer Frau mit dunklem Haar, sanften Blick und grünblauen Augen. Es ist Lilian. Sie weiß wie gern ich sie kennengelernt hätte. Meine leibliche Mutter. Lucifer hat sie jedoch getötete. Wann und wie weiß ich nicht. „Sie ist wunderschön. Danke Mum.“ „Dank nicht nur mir, es war die Idee deines Vaters.“ „Ich danke ihm, wenn ich nachher von der Arbeit komme.“ Sie nickt und weist mich zum Umdrehen hin, was ich tue. Sie legt mir die Kette um und betrachtete sie noch einmal. „Ich hoffe er nimmt dich uns nicht weg.“ „Das wird er nicht. Dafür sorge ich.“ Sie lächelt, doch ihr lächeln erreicht nicht ihre sonst so strahlenden Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)