Lilith & Lucifer von LauraFrye (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Die Arbeit ist im Nullkommanichts beendet. Schade eigentlich. Gerade erst habe ich angefangen auf andere Gedanken zu kommen. Dabei habe ich völlig vergessen Mike zurückzurufen. Hoffentlich ist er nicht sauer, aber so wie ich ihn kenne, wird er das nicht sein. „Kommst du noch mit was trinken? Deinen Geburtstag feiern?“, ruft Melanie und schlendert, mit den Hüften wackelnd, zu mir rüber. „Weiß nicht.“, ich zucke mit den Schultern. Meine Eltern warten sicher zuhause auf mich. „Nur ein Drink.“ Ihre Bernsteinfarbenen Augen strahlen mich an. Ich muss lernen nein zu sagen. „Ok.“ „Supi. Ich hol nur schnell meine Jacke und Tasche. Geht auf mich.“ „Hm.“ Mache ich und nehme mein Handy aus der Tasche. Mittlerweile sind es 11 verpasste Anrufe und zwei Sprachnachrichten auf meiner Mailbox. „Können wir gehen?“ Melanie hakt sich bei mir ein. Ich muss lächeln. Ja, vielleicht tut mir ein Drink ganz gut, mit meiner besten Freundin. Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich sogar, einmal nicht meinen gewohnten Tagesablauf durchzuführen. Aufstehen, Tee trinken, Duschen, zur Arbeit gehen, nachhause gehen, schlafen. Im Fahrstuhl erzählt mir Melanie was sie am Wochenende gemacht hat. Sie war in Vancouver bei einem Freund. Sie haben gefeiert und er hat sie geküsst, was sie zutiefst verwirrt, bis jetzt noch. Ihr Leben ist das reinste Abenteuer. Anders als meines. Sie fährt die Wochenenden oft weg. Entweder feiern, wandern oder Bergsteigen. Sie hat mir schon oft angeboten mitzukommen, nur will ich meinen gewohnten Tagesablauf, auch am Wochenende, nicht durcheinanderbringen. Das Wochenende gehört ganz mir. Meist liege ich im Bett und sehe mir alte Friends Folgen an. Dabei trinke ich eine Flasche Wein und gehe wie jeden Tag Termine für meinen Chef durch. Melanie versteht nicht, wieso ich nicht mehr aus meinem Leben mache. Da wir uns schon 6 Jahre kennen weiß sie, dass ich gern Fotografiere und diese Bilder auch auf meine Website stelle, nur fehlt mir die Zeit dazu. Manchmal verstehe ich ja selbst nicht, wieso ich nichts mache. Es ist einfach Gewohnheit, mein Leben so normal wie möglich zu führen und daran soll sich nichts ändern. Auch nicht jetzt, wo er in mein Leben getreten ist. Unten im Foyer verabschieden wir uns von Zoe, die Empfangsdame. Ich kenne sie nicht wirklich, aber Melanie scheint sich gut mit ihr zu verstehen, also lächele ich sie immer freundlich an, welches lächeln sie immer mit einem breiten, sympathischen grinsen erwidert. „Wow.“ Melanie schnappt nach Luft und legt lächelnd ihren Kopf schief. „Was ist?“ Sie nickt in Richtung Ausgang. Draußen parkt ein schwarzer Dodge, an dem sich ein Mann mit dem Rücken lehnt. Er trägt eine Lederjacke, Jeans und Sonnenbrille. Seine Hände sind in jeweils einer Hosentasche. Bereits jetzt kann ich seine Anwesenheit klar und deutlich spüren. Dieses später hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Ich bleibe stehen, denn mir wird bewusst, dass dort draußen der Teufel auf mich wartet. „Was ist?“, fragt sie irritiert und sieht mich prüfend an. „Ich muss nur schnell… meine Eltern anrufen. Sie erwarten mich eigentlich.“ „Du bist 21, lass sie warten. Heute ist dein Tag. Sie werden das sicher verstehen.“ Ich hoffe nur das sie sich keine Sorgen machen. Zu gut kenne ich Mum. Sie wird vor Sorge sterben. Ich schreibe ihr eine Nachricht. Komme doch etwas später, geh mit einer Freundin etwas trinken. Bis heute Abend. Liebe euch. Melanie verschlingt Lucifer mit seinen Augen und je näher wir ihm kommen, desto schneller schlägt mein Herz. Sicher schlägt auch ihr Herz höher, nur nicht aus demselben Grund wie meines, denn bei mir liegt es an Angst, bei ihr daran, dass Lucifer unbeschreiblich scharf aussieht. Lucifer stößt sich vom Auto und nimmt die Sonnenbrille ab. Lässig kommt er uns entgegen und stellt sich viel zu nah an mich heran, dabei sieht er auf mich herab und beginnt mit einer meiner Locken zu spielen. „Wo wollen die Damen denn hin?“ Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, doch Melli redet dazwischen. „Was trinken. Kennst du gute Bars in der Nähe?“, fragt sie lächelnd und berührt seinen Arm. Von der Seite werfe ich ihr einen vielsagenden Blick zu. Muss das denn sein, Mell? Lucifer schenkt ihr keine weitere Beachtung. „Ich dachte wir verbringen deinen Geburtstag zusammen, Baby?“ Er verzieht seine Lippen zu einem Schmollmund. „Oh.“, macht Mell und zieht ihre Hand weg. „Das habe ich vergessen.“ Meinen warnenden Blick ignoriert er vollkommen, stattdessen wendet er sich Mell zu, die völlig verdattert dasteht und das Geschehen mit beobachtet hat. „Ich kenne zufälligerweise eine gute Bar.“ Sie sieht zu mir. Ich zucke mit den Achseln. Was soll ich schon sagen. Lass dich nicht blenden, er ist der Teufel? „Zu Fuß, ist es zu weit, ich fahre euch.“ Mells Augen beginnen vor Aufregung zu funkeln. „Lilith“ Ich sehe ihn an. „Du sitzt vorn.“ Er hält mir die Tür auf und wirft mir einen ungeduldigen, ernsten Blick zu. Aufkeinenfall lasse ich Mell mit diesem Mann allein. Mein Handy halte ich fest in meiner Hand, während ich einsteige und mich in dem Sitz niederlasse. Nachdem er auch Mell die Tür aufgehalten hat, steigt auch er ein und startet den Motor. Auf meinem Handy erscheint Mells Name. Sie hat mir eine Nachricht geschickt, obwohl sie genau hinter mir sitzt. Du kennst den Typ? Wow, Lilith. Ich wage einen kurzen, verstohlenen Blick zu Lucifer. „Wie war dein Tag?“, fragt er unerwartet. Er will Mell etwas vorspielen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, macht es ihm eine unglaubliche Freude. „Gut.“, antworte ich nur. Sein Blick wandert zum Rückspiegel. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.“, stellt er fest. Mein Herz beginnt zu rasen. „Ich bin Louis.“ Erleichtert lasse ich meine Schultern sinken. Glück gehabt. „Melanie, aber du kannst mich gern Mell nennen.“ Lucifer nickt und bevor ich ihn abhalten kann, spüre ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. „Was hast du morgen vor?“, fragt er, etwas zu ernst, doch ich antworte wieder monoton: „Arbeiten.“ „Wie wär’s mit Essen gehen?“ „Hab schon was vor.“, erkläre ich so abweisend wie möglich. „Was könnte wichtiger sein, als ich, Baby?“ „Schlafen.“, sage ich unbeeindruckt und verkneife mir ein schmunzeln. Selbst jetzt, obwohl ich aus dem Fenster sehe, spüre ich seinen durchbohrenden Blick auf mir. Ich spanne mich an und murmle: „Um welche Uhrzeit?“, einfach nur damit ich das Spiel, welches wir Mell vorspielen, nicht versaue. „So gegen halb acht." „Ok." Wieder vibriert mein Handy. Wo bist du? Es ist von meiner Mum. Ich bin mit Mell unterwegs. Keine Sorge.Antworte ich schnell. Sie ist sicher krank vor Sorge. Die Bar stellt sich als Lucifers Eigentum heraus. Verwundert bin ich darüber nicht, aber ich frage mich, ob er hier auf der Erde, ein normales Leben führt, wie jeder andere auch. Arbeiten, Freunde, Spaß haben… Während er vorausgeht, unterhält sich Mell mit mir. Oder eher, sie führt ein Verhör mit mir durch. „Wie lang kennt ihr euch schon?“ „Nicht lang.“. antworte ich, in gewisser Weise, wahrheitsgemäß. Ich kann ihr kaum sagen, dass ich ihn erst seit heute Morgen kenne. „Er ist wirklich… heiß.“ „Mhm“, mache ich Gedankenverloren. Lucifer wirft seine Autoschlüssel einem Mann im Anzug zu, der ihn mit einem vielsagenden Blick, nachdem er uns bemerkt hat, ansieht. „Komm.“ Lucifer hält mir seine Hand hin. Ich gehe an ihn vorbei und spüre seinen Blick im Nacken. Vielleicht ist er Abweisungen nicht gewohnt. Er sollte sich daran gewöhnen, denn mich bekommt er nicht so einfach. Die Bar stellt sich als edle Disco heraus. Da es gerade einmal halb sechs ist, ist auch nicht viel los. An der Bar sitzen ein paar Leute und bei den schwarzen, Ledersitzen unterhalten sich ein paar Frauen. Das Licht hier drin ist dunkelblau, manchmal geht es auch ins rötliche. Verteilt im Raum befinden sich kleine Podeste mit jeweils einer Stange, woran zum Glück niemand tanzt. Ein Arm legt sich um meine Hüfte und ein himmlischer Duft von teurem Duschgel, Meer und Schnee der in der Sonne knistert, steigt mir in die Nase. „Was willst du trinken?“ Ich gehe nicht auf seine Frage ein. „Wo ist Mell?“ „Beschäftigt“ Ich nehme seinen Arm von meiner Hüfte. „Wo ist Mell?“, frage ich erneut und betone dabei jedes Wort. „An der Bar. Dort drüben.“, er zeigt mit der Hand zu ihr. Ich atme erleichtert aus. Für einen kurzen Moment hatte ich wirklich die Befürchtung, dass er ihr etwas angetan haben könnte. „Du denkst ziemlich schlecht von mir.“, bemerkt er trocken. „Du hast meine Eltern getötet und mich beinahe auch“ Er zuckt mit den Achseln und runzelt die Stirn. „Du bist sehr nachtragend.“ Er schmunzelt. „Und hübsch.“ Er streicht mir eine Strähne hinters Ohr. „Du könntest mein Vater sein.“, zische ich. „Das sehe ich jetzt als Beleidigung. Normalerweise finden mich Frauen jung, scharf und knackig.“ Was er im Nachhinein auch ist. Das werde ich aber sicherlich nicht zugeben. „Was willst du von mir?“, frage ich unvermittelt. Er holt schwer Luft. „Dasselbe, was ich bereits vor 21 Jahren wollte.“ Ich habe keine Ahnung auf was er hinaus will. „Meinen Tod?“, frage ich zögernd. „Dich“, antwortet er daraufhin. „Ausverkauft.“ „Ich hole mir einen Drink. Weiteres können wir an der Bar bereden.“ „Es gibt nichts Weiteres zu bereden. Ich gehöre nicht dir und werde dir nie gehören.“ Er wendet sich von mir ab und geht zu Mell, dabei wirft er mir einen Blick zu, der daraufhin deuten soll, dass er hier das sagen hat. Niemand soll wegen mir in Gefahr sein, aber wiederum will ich nicht bei diesem Monster sein. Ich gebe mir einen Ruck und setze mich zu Mell um die beiden im Auge zu behalten. An der Bar empfängt mich eine schwarzhaarige, dunkelhäutige Frau, mit aufgerissenem Shirt und einer schwarzen Hose. „Was darf’s sein, Süße?“ Die Art wie sie mich süße nennt, kommt mir wie eine Art anmache vor. „Für sie Chardonnay.“, antwortet ihr Lucifer, statt mir. Er lacht. „Und Finger weg von ihr, sie gehört mir.“ Mell wirft mir einen Blick zu. „Alles in Ordnung?“, fragt sie mich besorgt. „Ja, alles gut.“ „Sicher?“, fragt sie zweifelnd. Ich zwinge mich dazu sie anzulächeln. „Mir geht es super.“ Mir wird mein Glas Wein vor die Nase gestellt. „Wie heißt du?“, fragt die Barkeeperin. „Lilith.“ Sie stutzt. „Sehr außergewöhnlich. Alice.“ Sie reicht mir ihre Hand. Ich lächele und schüttele sie. Vorsichtig beugt sie sich zu mir nach vorn und sieht dabei in Lucifers Richtung. „Du gewöhnst dich daran.“ „An was?“ „An seine besitzergreifende Art.“ Das glaube ich kaum. Ich will mich auch gar nicht daran gewöhnen. Das idealste wäre, wenn er so schnell wie er kam auch wieder gehen würde. „Ich nehme sie dir nicht weg, keine Sorge.“ Lacht Alice und verschwindet wieder mit einem kurzen Augenzwinkern, der mir galt. „Ich geh mal schnell auf die Toilette.“, sagt Mell und verschwindet ebenfalls. Nur Lucifer und ich. Eine Weile sitze ich nur stumm da, nippe gelegentlich an meinem Wein, der köstlich schmeckt und warte ungeduldig darauf, dass Mell zurückkommt. „Tut mir leid wegen Alice.“, beginnt Lucifer ein Gespräch, während er an mich heranrückt und eine Hand auf meinem Rücken legt. „Ich fand sie nett.“ „Ja, weil sie auf dich steht.“ Ich sehe ihn. „Oh“ „Ja, Oh“ Er lächelt. „Obwohl mir die Vorstellung schon sehr gefallen würde.“ „Ekelhaft!“ Er achtet nicht auf meine Reaktion. „Aber da ich dich für mich allein will, muss Alice wohl auf diesen Spaß verzichten.“, raunt er. Ich weiß nicht genau an was es liegt, sein Aussehen, seine tiefe Stimme oder der Sexmangel, aber die Vorstellung an Sex, mit ihm, ja das erregt mich ungemein. Nein, Lilith.Lass dich nicht blenden. Wieder nippe ich an meinem Wein. Vorsichtig streicht seine Hand meiner Wirbelsäule entlang. Als er dann an meinen Nacken bleibt und beginnt ihn zu massieren, verschlucke ich mich beinahe an meinem Wein. „Es ist nur eine Frage der Zeit, Baby.“, flüstert er. „Zeit die ich nicht habe.“, erwidere ich und stelle das leere Glas ab. „Dann wirst du dir Zeit nehmen müssen.“ „Kein Interesse, Louis.“ Er presst die Kiefer zusammen. „Glaub mir, dieses Interesse werde ich schon noch in dir wecken.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)