Schuldschein von fragile ================================================================================ Kapitel 1: Schuldschein ----------------------- Es war Samstagmorgen. Ein Tag, an dem man nur allzu gerne seinen Körper länger unten den warmen Laken versteckte und es genoss, dass Frühstück oder je nach Uhrzeit sogar das Mittagessen länger hinauszuzögern. Ein genervtes Knurren verließ seine Kehle und er drückte sein Gesicht in das weiche Kissen. Es gab viel zu selten solche Tage, dabei gab es den Samstag immer einmal pro Woche. Es sei denn, Sasuke Uchiha war auf einer Mission, die mehr Zeit in Anspruch nahm. So wie die letzten drei Wochen beispielsweise. Nicht mal Naruto traute sich an solchen Tagen an seine Tür zu klopfen. Wie auch immer, jemand schien weniger ehrfürchtig die Samstage des Uchihas zu würdigen. Sasuke stemmte sich aus dem Bett und lief mit zügigen Schritten zu seiner Haustüre. Er schwor sich, die Person zu töten, sollte es nicht dringend sein. Er stoppte, bevor er mürrisch die Tür aufriss, nur um erstaunt festzustellen, dass der Störenfried verschwunden war. Sein Blick richtete sich zu seinen Füßen und entdeckte einen fein säuberlich beschriebenen Umschlag mit seinem Namen. Sasuke schmunzelte und dachte für einen kurzen Moment daran, den Brief mit einem Jutsu zu verbrennen und zurück ins Bett zu fallen. Andererseits kam ihm die Schrift bekannt vor. Er seufzte leise und schnappte sich mit einer schnellen Bewegung den Brief. Lieber Sasuke, Sasuke-kun, lieber Freund, Teme, Idiot – welchen Namen du auch immer bevorzugst Er hob eine seiner Augenbrauen und ließ sich auf den Küchenstuhl fallen. Du schuldest mir folgendes: 1. Einen linierten Block oder ein Heft. Als ich dich nämlich das erste Mal traf, habe ich deinen Namen immer und immer wieder geschrieben, damit ich ihn niemals vergesse. Das hat sich in mein Gehirn gebrannt (auch wenn ich deinen Namen ohnehin niemals vergessen könnte) 2. Essensgeld in Höhe von mindestens 1.000 Ryou, das ich für dich ausgegeben habe. Sind wir mal ehrlich, du wärst in der Akademie verhungert, wäre ich nicht gewesen 3. Einen neuen Rock. Immerhin bist du der Grund, dass ich in eine bescheuerte Pfütze gefallen bin, als ich versuchte, deine Aufmerksamkeit zu erlangen (die Flecken sind nie wieder raus gegangen) 4. Drei Kuchen in Herzform, zwölf Cupcakes und mindestens vierhundert selbstgemachte Lunchpakete – Es ist mir übrigens total egal, dass du keines davon je gegessen hast! Sasukes Mundwinkel zuckten, während er mit einer fahrigen Bewegung seine Haare durchwuschelte. 5. Eine Kette. Und nicht nur irgendeine Kette, sondern die silberne Kette mit dem blauen Stein, die du mir damals einfach vom Hals gerissen hast, weil dir die Kunais ausgegangen sind. Ehrlich – nicht mal Naruto hätte das getan. 6. Eine Bürste. Bitte keine aus Plastik. Ich wundere mich noch immer darüber, dass du Narutos Vorschlag zugestimmt hattest, beim Camping einen Fuchs zu fangen und dessen Fell zu bürsten. Das wäre bestimmt nicht so witzig für dich gewesen, wenn die Bürste dir gehört hätte. 7. Zwanzig Haarspangen, weil ich versuchte habe, süß und hübsch für dich auszusehen. Alle habe ich beim Training verloren. Ihm entfuhr ein kleines Lachen und der Zorn über das unsanfte Wecken vor wenigen Minuten verpuffte immer mehr. Seine Augen huschten über die sorgfältig beschriebenen Zeilen und er kam nicht umhin, etwas perplex seinen Kopf zu schütteln. War sie betrunken gewesen? Ihm war immerhin bewusst, dass sie einmal im Monat mit Ino durch Konoha zog und sie konnte Sake nie widerstehen. Amüsement blitzte in seinen Augen auf. 8. Ich würde gerne fünfzig Kunais für alle Momente haben, in denen du mich als schwach oder nervig betitelt hast. Außerdem auch für jede Nacht, wenn du mich gezwungen hast, an meine Grenzen zu gehen. 9. Ein neues Radio. Denn meins habe ich kaputt gemacht, nachdem du das Dorf verlassen und mich auf einer Bank (eine verdammte Bank) zurück gelassen hast. Jedenfalls lief ein trauriges Lied. Also hab ich das Radio aus dem Fenster geworfen. 10. Ein neues Kissen, denn mein altes ist voll von Mascara (ich hab geheult) 11. Eine Entschuldigung. Weil ich das Gefühl hatte, dass du und Naruto mich aus allem ausschließt. 12. Zwei Tüten Schokolade und Vanilleeis, eine Geschenkekarte für den Filmverleih und eine Kuscheldecke. Sasuke kratzte sich am Hinterkopf und schloss die Augen. Sie musste definitiv betrunken gewesen sein. Er überlegte für eine Millisekunde, ob sie das ernst meinte, aber so gut er seine Teamkameradin kannte, war daran nichts Spaßiges. Naruto würde ihn lautes und schallendes Gelächter verfallen und höchstwahrscheinlich würde selbst Itachi ein Grinsen kaum unterdrücken können. „Diese Frau“, murmelte der Uchiha-Sprössling und besah sich den letzten Punkt, den sie gelistet hatte. Erstaunlicherweise waren es weniger Gründe, als er zu Beginn dachte. Immerhin hatte er ihr viel Schmerz und Leid zugefügt, selbst er war nicht so kaltherzig um das nicht zu wissen. Und falls es je einen klitzekleinen Moment gab, an dem er das vergaß, stellte Naruto sicher, dass es leuchtend vor seinem inneren Auge aufblinkte. Sasuke streckte seine nackten Füße aus und genoss die Kühle der Fliesen, die sich auf seiner Haut ausbreitete. Sicher war es Sakura persönlich, die ihn aus seinem Schlaf entrissen hatte und sicherlich war es mit voller Absicht, dass sie seinen fast schon heiligen Samstag zur Überbringung wählte. Gedanklich bezeichnete er sie als kleines Biest, kam aber um ein kleines Lachen nicht herum. Sakura Haruno war längst nicht mehr das kleine und naive Dummchen aus Kindertagen, die um sein Herz buhlte. Sie zeigte sich ihm gegenüber immer stark und war reifer geworden, als alle anderen. Das hier war allerdings eher der Beweis, dass in ihr noch immer ein kleines Mädchen steckte. Sasuke schmunzelte und besah sich den letzten Punkt erneut. Eigentlich war es keine kindliche Aktion und falls doch, war sie mit Mut besprenkelt, denn seit seiner Rückkehr wurde nichts mehr angesprochen. Nicht, dass er es unbedingt besprechen wollte, aber die stille Akzeptanz der Geschehnisse der Vergangenheit, hatte er nur allzu gern angenommen. Er seufzte tief und legte den Brief auf den Tisch und ließ seine Augen wieder und wieder über die Zeilen schweifen. Sakura verstand es definitiv, einen Schuldschein auszustellen, der ihn nicht nur amüsierte, sondern auch nachdenklich stimmte. Er legte seinen Kopf auf die Tischplatte und nahm einen tiefen Atemzug. 13. Und weil du meines gebrochen hast, schuldest du mir ein Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)