My Personal High School Drama von Schreibfeder (Schüchtern sein ist nicht schwer. Beliebt sein dafür umso mehr.) ================================================================================ Kapitel 6: Surprises and Secrets -------------------------------- | Suchen ist gefährlich. Man entdeckt manchmal etwas, was man gar nicht finden wollte. | 23.10 Unbewusst spielte Sakura mit ihrer äußerst gelenkigen Zunge am dem Lutscher mit Apfelgeschmack, welcher zwischen ihren rosaroten, vollen Lippen steckte. Ihre Augen klebten interessiert auf dem Psychothriller fest, welchen sie vor sich auf dem hellen Tisch liegen hatte. Vor zehn Minuten war die erste Pause an diesem Tag angebrochen, worauf sich Sakura gleich in die Schulbibliothek verkrochen hatte. Das goldgelbe Licht der rechteckigen Deckenlampen schien ziemlich grell im Raum und zerstörte die eigentlich, gemütliche Atmosphäre. Interessiert überflogen Sakuras große, grüne Augen die Zeilen der bereits zehnten Seite. Das Bild in ihrem Kopf, welches sie sich passend zu dem Gelesenen ausmalte, hielt sie gefangen und ließ sie ihre Umgebung fast vollständig ausblenden. Ihren Kopf hatte sie in ihrer linken Hand abgestützt und ihr rechtes Bein über das linke geschlagen, während die schlanken Finger ihrer rechten Hand stetig über das raue Papier der Buchseite fuhren, damit sie sich nicht noch in der Zeile verlas. Leicht rieb sie ihre langen Beine aneinander, um den leichten, plötzlich aufkommenden Juckreiz an ihrer Wade zu unterbinden. Dabei rutschte ihr linker Kniestrumpf etwas nach unten und entblößte so ihr Knie, über das sich eine blasse, lange Narbe zog, die von einem recht harmlosen Fahrradunfall stammte. Müde gähnend blickte die Schülerin schließlich auf ihre silberne Armbanduhr und stellte fest, dass nur noch zehn Minuten von der Pause übrig waren. Seufzend und sich kurz streckend, da sie die ganze Zeit über ziemlich krumm gesessen hatte, erhob sie sich von dem leicht knarrenden Stuhl und klappte den dicken Wälzer, der noch auf dem Tisch ruhte, zu. Die Rosahaarige schob den Lutscher mit Hilfe ihrer Zunge zum anderen Mundwinkel und rückte den Stuhl an der Tisch heran, ehe sie sich das Buch und ihre Tasche griff und damit zur Bibliothekarin ging, die neben der Tür, hinter ihrem breiten Pult saß und Kaugummi kauend in einem Buch las. Frau Yukimaru, hieß sie und hatte dunkelrote Haare, die zu einem strengen Dutt geknotet waren, während eine silberne, rechteckige Brille auf ihrer Nase ihren Platz gefunden. Außerdem trug sie einen dunkelroten Bleistiftrock und eine weiße Bluse mit schwarzem Blütenmuster. Sakura räusperte sie einmal kurz, als sie vor dem schweren Pult zum Stehen kam, worauf Frau Yukimaru ihren Blick erhob und die Haruno fragend ansah. "Ich würde dieses Buch gerne ausleihen." erklärte Sakura ihr Anliegen und lächelte dabei freundlich. "Bist du neu an dieser Schule?" fragte die Bibliothekarin und sah dabei auf der Rückseite des Buches nach dessen Kennnummer, um dieses in ihr Ausleih-Verzeichnis einzutragen, welches kaum gefüllt war. Grinsend nickte die Haruno und beobachtete die Ältere bei ihrem Tun. "Wie heißt du denn?" wollte die Rothaarige wissen und formte mit ihrem gelben Kaugummi eine Blase, die sie ein paar Sekunden später emotionslos zerplatzen ließ. "Sakura Haruno." antwortete die Schülerin beschämt und besah sich den Boden unter ihren Füßen genauer. Dabei fiel ihr auf, dass ihr Kniestrumpf herunter gerutscht war und zog diesen wieder ordentlich hinauf. Doch plötzlich hörten beide lautes, abgehetztes Getrampel, welches immer näher zu kommen schien. Sekunden später kam auch schon ein schnell atmender Naruto Uzumaki in die Bibliothek geschlittert, wobei er sich zum Abbremsen am Pult festhielt und dieses ein paar Millimeter mit nach vorne riss. "Sakura!" rief er keuchend und hing noch im Schwung zu ihr halb auf dem Boden. Irritiert verfolgte Angesprochene seine waghalsige Aktion und gab ein bejahendes, hohes Quiken von sich, als der Blonde ihren Namen rief, was Frau Yukimaru belustigt schnauben ließ. "Wegen Freitag ... Es tut mir leid, was Sasuke gesagt hat! Er hat es bestimmt nicht so gemeint. Also ... Also ich würde sehr gerne mit dir befreundet sein." grinste Sakuras Klassenkamerad fröhlich und fuhr sich durch sein widerspenstiges Haar. Die Rosahaarige starrte ihn zuerst über sein plötzliches Auftauchen und den lauten Redeschwall verwirrt an, lächelte dann aber glücklich. Das Bedürfnis ihn zu umarmen überkam sie plötzlich und ganz unerwartet. Jedoch unterdrückte sie es, da sie der Meinung war, dass es dann doch zu viel des Guten wäre. "Dann sind wir jetzt echte Freunde?" fragte sie unsicher und zog den Ärmel ihres Blazers ein Stück weiter nach unten. "Klar!" Gedankenlos kaute Sakura sanft auf ihrem Bleistift herum der schon zahlreiche Druck- und Bissstellen aufwies. Angestrengt durchdachte sie noch einmal ihre nächsten Schritte und pustete sich eine rosane, feine Strähne von ihrer Stirn weg, die sich dorthin verirrt hatte. Ihre fein geschwungene Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen als sie einen Fehler bemerkte und diesen gleich verbesserte. Fertig mit ihrer von Herr Orochimaru geforderten Aufgabe, erhob sie sich und brachte ihre Arbeit nach vorne, was ihr ein anerkennendes Nicken vom Lehrer einbrachte. Schließlich nahm sie wieder Platz und packte so, wie einige andere Schüler es vor ihr schon getan hatten, ihre Sachen zusammen. Nervös tippelte ihre Fußspitze auf dem Boden herum, während ihr nächster Blick fest auf der Uhr an ihrem Handgelenk klebte. In Gedanken zählte sie von dreißig auf null runter und atmete erleichtert aus, als es endlich zum Unterrichtsende schellte. Fröhlich pfeifend tänzelte Sakura schon fast durch den menschenleeren Korridor und warf dabei durch die Fenster einen Blick nach draußen, um die herrlich bunten Blätter beim Tanzen im kühlen Wind beobachten zu können. Der Herbst war neben dem Winter ihre liebste Jahreszeit. Zwar stimmte er einige Leute -sie nicht ausgeschlossen- manchmal depressiv, doch liebte sie den Regen und die Farbenpracht dieser Jahreszeit viel zu sehr. Ihre schwarzen Halbschuhe brachten ein leises, klackerndes Geräusch hervor, als die Rosahaarige ein paar Schritte tat. Sie befeuchtete mit ihrer Zunge kurz ihre trockenen Lippen und trat dann an ihren Spindt heran. Mit schnellen Handgriffen öffnete sie diesen auch sogleich und schloss das Ethikbuch, welches sie ihn ihrer rechten Hand gehalten hatte darin ein. Doch da lenkte ein ächzendes Geräusch und laute, streitende Stimmen ihre Aufmerksamkeit auf sich und ließen sie der so scheinenden Auseinandersetzung folgen. Vorsichtig lugte sie links um die nächste Ecke in den Korridor hinein und konnte sich gerade noch rechtzeitig an die Wand hinter sich pressen, um nicht entdeckt zu werden. Gespannt hielt sie den Atem an und presste ihre Tasche fest an ihre sich schnell hebende und wieder senkende Brust. Itachi und ein ihr eindeutig unbekannter Typ mit orangenen Haaren und außergewöhnlich vielen Piercings im Gesicht stritten sich nur ein paar Meter neben ihr. Sakura versuchte sich zu beruhigen und leise aus ihrer Nase zu atmen. Ein klatschendes und auch irgendwie knackendes, lautes Geräusch ließ sie erschrocken zusammen fahren und ihre Tasche fester an ihre bebende Brust drücken. Ein paar Herzschläge später erklang auch schon die maskuline, herrische und auch zugleich befehlende Stimme des Orangehaarigen, die Sakura einen seltsam erregten Schauer über den Rücken schickte. "Du kannst nicht einfach aussteigen! Du hast dich an uns gebunden, Itachi." herrschte er den Schwarzhaarigen an und sorgte dafür, dass Sakura ihre Augen weitete und zitternd schluckte. Sie wollte hier weg, sofort! Langsam und möglichst leise tat sie ein paar Schritte nach hinten und straffte getäuscht selbstbewusst ihre schmalen Schultern, ehe sie möglichst lässig den Korridor entlang schritt und Itachi gespielt cool grüßte. "Hallo, Itachi-san." lächelte sie freundlich und winkte kurz mit ihrer linken Hand. Überrascht sah der Schwarzhaarige zu ihr und verdeckte seine linke Wange mit der Hand. "Oh! Hallo, Sakura-san." erwiderte er und besah sich aus dem Augenwinkel den Orangehaarigen, welcher Sakura misstrauisch ansah. Hektischen Schrittes entfloh Sakura der merkwürdigen und auch zugleich etwas beängstigenden Situation und machte sie auf den Nachhauseweg. Müde gähnte die Rosahaarige und lehnte ihren Hinterkopf an die kühle und auch etwas beschlagene Fensterscheibe der U-Bahn. Sie war heute zu faul gewesen den weiten Weg nach Hause zu laufen und hatte somit beschlossen die U-Bahn zu nehmen. Sachte wippte sie mit ihren Füßen im Takt der Musik, die durch ihre pinken Kopfhörer in halber Lautstärke erklang. Ein paar wenige Minuten später spürte sie eine Präsenz neben sich und öffnete ihre zuvor geschlossen Augen, um ihren Klassenkameraden Shikamaru Nara zu erblicken, der grinsend auf sein Smartphone eintippte und nebenbei nervös auf seinem Oberschenkel herum trommelte. Sakura entdeckte, dass in seiner rechten Hosentasche etwas viereckiges verborgen war und vermutete, dass es sich um eine Zigarettenschachtel handelte. Er war vermutlich Raucher und sehnte sich nach seiner nächsten Zigarette, was sie ebenfalls daraus schließen konnte, dass sich eine leichte Hornhaut über Shikamarus Finger zog. Sie musste schmunzeln und lauschte weiter ihrer Musik. "Hallo, Vater." begrüßte Sakura den Haruno und umarmte ihn herzlich, was er ebenso liebevoll erwiderte. Rintaro saß auf der Couch und las in seinem Sportmagazin, während nebenbei der Fernseher lief, den sie allerdings keineswegs beachtete. "Weist du was mit Tora ist? Ich habe ihn seit der zweiten Stunde nicht mehr gesehen oder ihn erreichen können." meinte Sakura nachdenklich und legte ihren Zeigefinger an ihre Lippen, wobei ihr Blick ziellos nach draußen glitt. "Tsunade hat ihn wieder nach Hause geschickt. Anscheinend hat er über Bauchschmerzen und Kopfweh geklagt. Deine Mutter war mit ihm schon beim nächsten Arzt. Toranosuke hat sich eine Grippe zugezogen und muss nun das Bett hüten." erklärte der Ältere und zog die Rosahaarige in seine Arme. "Mir passt es zwar nicht, dass dein Bruder direkt schon in der ersten Schulwoche fehlt, aber was soll man machen? Seine Gesundheit geht vor." sprach er mit erhobenem Zeigefinger, den er auch gleich mit seiner Zunge befeuchtete, um die Seite des Magazins umzublättern. Sakura nickte bekräftigend und wandte sich aus den Armen ihres Vaters. "Ich seh mal noch Tora." erklärte Sakura ihr Handeln und ging gemächlichen Schrittes den kalten Flur entlang. Die Kellertür stand offen und ließ Sakura daraus schließen, dass ihre Mutter mal wieder in der hauseigenen Bibliothek stöberte, in der hauptsächlich über Generationen weitergereichte Rezeptbücher oder Krimis und alte Schinken standen, die ihre Eltern gerne lasen. Im Laufschritt ging sie die Treppe nach oben, welche dabei leise Geräusche machte und fand sich schließlich im oberen Stockwerk vor, wo auch schon gleich Shugā wieder an ihren Beinen hing. Die "dämliche Katze", wie sie Tora immer nannte, verließ seltsamerweise seit ihrem Einzug in dieses Haus niemals das obere Stockwerk. An der Treppe machte sie immer halt und maunzte kläglich, sobald ihr "Frauchen" diese hinunter ging. Dort saß sie dann meist und wartete bis Sakura zu ihr zurück kehrte. Die weiße Katze war ein nerviges Anhängsel, das sehr viel Liebe, Zuneigung und vor allem ihr Lieblingsfutter brauchte. Mäuse hatte sie im Gegenzug nie kennengelernt. Sakura glaubte, dass Shugā nicht einmal wusste, was Mäuse überhaupt waren. Schließlich hatten sie die Kleine seit ihrer Geburt. Diese Rasse wurde seit Generationen weitervererbt. Fast jeder Familienzweig der Harunos besaß ein bis zwei Munchkin-Langhaar Katzen und führte so die alte Tradition weiter. Genau, wie sie es auch tat. Leise und vorsichtigen Schrittes betrat Sakura das Zimmer ihres Bruders, welcher unruhig schlafend in seinem Bett lag. Eine steile Falte hatte sich auf seiner Stirn gebildet, da er seine Augenbrauen zusammengezogen hatte und warf seinen Kopf ständig von links nach rechts und wieder zurück. Anscheinend hatte er einen Fiebertraum. Besorgt trat die Rosahaarige an das Bett heran und befühlte das benässte, hellblaue Tuch, welches auf seiner Stirn lag. Es war nur noch klamm und hatte Toranosukes Wärme angenommen. Vorsichtig nahm sie das Tuch herunter und tunkte es in die Schüssel mit kaltem Wasser, welche auf der Nachkommode neben dem Bett stand. Bevor sie das Tuch zurück an seinen rechtmäßigen Platz legte, wrang sie es noch einmal aus. Sanft streichelte sie die erhitzte Wange ihres Bruders, welcher sich langsam wieder beruhigte und deckte ihn noch einmal ordentlich zu. Nachdem sie dem nachgegangen war, schritt sie rüber zum Fenster und ließ zusätzlich zu den zugezogenen Vorgängen noch die Jalousie herunter. So leise, wie sie gekommen war, verließ sie das Zimmer auch wieder. Hoffentlich würde es ihm bald besser gehen. Vorsichtig und sich immer noch seine leicht angeschwollene und rötliche Wange haltend, steckte Itachi Uchiha den Haustürschlüssel in sein Schloss und achtete penibelst darauf, dass auch niemand ihn sah. Immerhin könnte das ganze seinem Ruf und dem seiner Familie schaden. Leise öffnete er die Tür und schloss sie langsam wieder, ehe er schleichend den Korridor zum Bad entlang ging. Glücklicherweise war er keinem seiner Familienmitglieder über den Weg gelaufen, die dann alle Erklärungen aus ihm heraus gequetscht hätten. Mit einem düsteren Blick besah er sich durch den großen, reich verzierten Spiegel seine aufgeplatzte Lippe und die aufs doppelte angeschwollene Wange. Zum Glück war nun das Wochenende angebrochen. So konnte seine Verletzung besser abheilen und niemand würde etwas von seiner Auseinandersetzung mit seinem "Kumpel" erfahren. Es war Sakura-sans Glück gewesen, dass sie nicht vorher aufgetaucht war und Fragen gestellt hatte. Er wollte nicht, dass noch jemand wegen ihm zu Schaden kam. Zaghaft tupfte er mit einem an der rechten oberen Ecke befeuchteten Handtuch die kleinen Blutflecken von seiner Lippe und dem Kinn. Ihm war klar, dass Pain hätte härter zuschlagen können, wenn er gewollt hätte. Doch zum Glück lag ihm anscheinend noch etwas an ihrer Freundschaft. Itachi stieß einen verächtlichen Laut aus. Wenn man das, was sie hatten, denn überhaupt Freundschaft nennen konnte. | Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft. | Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)