Fantasy-World von Ten-nii-san (Der Krieg meines Lebens) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7     Alles war so riesig und pompös. Alle Leute waren total herausgeputzt und hatten ihren besten Schmuck an. Das hatte Mama mir erklärt, als sie mir meine Kette angezogen hatte. Für diesen Tag war extra unsere Schneiderin gekommen, um mir ein hübsches Kleid zu machen. Mama hatte gesagt, dass ich mir aussuchen durfte, wie es aussehen würde. Ich wollte, dass es rosa war, ein schönes rosa. „Milea, bleib bei uns“, sagte Mama und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich lief schnell zu ihr und nahm ihre warme Hand. Ich musste meinen Arm ganz weit strecken, um Mamas warme Hand zu nehmen. „Mama, darf ich gleich spielen gehen?“, fragte ich sie und sah ganz brav zu ihr hinauf. „Gleich, mein Engel.“ „Erst müssen wir dem König Hallo sagen“, meinte Papa und beugte sich herunter zu mir. „Weißt du noch, wer hier der König ist?“ Ich nickte schnell. „König Andros von Sagae Königreich der Hexen“, sagte ich stolz. Papa lächelte und nickte. Mama hatte mir schon vor Wochen erzählt, dass wir hier hin gehen würden und das das, das erste Mal sein würde, dass Mama und Papa mich mitnehmen würden. Deswegen hatte meine Lehrerin mir auch ganz viele Sachen beigebracht, damit ich mich auch gut benahm. „Und nun König Lucan Albis, König von Albis Königreich der Elben. Er kommt mit seiner Gattin Königin Katalina und der kleinen Prinzessin Milea“, rief jemand aus und Mama zog mich mit zu einer Anhöhung. Sie sah fast genauso aus, wie zuhause in unserem Saal. Nur das wir hier nur zwei Stufen hinauf gehen mussten. Bei uns Zuhause waren es sieben. König Andros trat auf Papa zu und die Beiden umarmten sich. Mama gab er einen Handkuss und mich lächelte er lieb an. „Und Milea, wie findest du es hier?“, fragte König Andros mich. Ich strahlte. „Total toll. Die Fahrt in der Kutsche hat total viel Spaß gemacht und der Thronsaal ist einfach schön“, lächelte ich. König Andros bedankte sich und Mama, Papa und ich gingen wieder runter. Papa wurde direkt von Männern aufgehalten. Sie waren auch adlige und es gehörte dazu ein bisschen mit jedem zu reden, das war die Aufgabe, eines Königs … hatte Mama mir erklärt. Mama und ich gingen weiter, sie hatte eine Freundin gesehen zu der sie wollte. Mich zog sie einfach mit. „Nun König Ilja Draco, König von Draco Königreich der Drachen. Er kommt mit seiner Gattin Königin Rahel und seinen Söhnen Prinz Mijo und Prinz Phillip“, ertönte es im Hintergrund. Als wir dann bei Mamas Freundin angekommen waren, sah ich am Ende des Saals meine beste Freundin. Im selben Moment sah sie mich auch und winkte mir hektisch. Adele war so aufgeregt, dass sich ihre Flügel von selber ausbreiteten und sie leicht abhob. Ich kicherte und zog dann an Mamas Hand. „Mama, darf ich zu Adele?“, fragte ich ganz lieb und zeigte rüber zu Adele. Mama erlaubte es mir und ich lief ganz schnell zu meiner Freundin. Dabei flitze ich zwischen den ganzen Gästen hindurch und wurde immer schneller. Als ich dann endlich bei ihr war, sprangen wir uns in die Arme und drehten uns erst einmal. Ich hatte sie so lange nicht mehr gesehen, deswegen war es einfach toll, dass wir endlich alt genug waren, um auf solche Feste mitzugehen. Nach unserer Begrüßung hatten wir dann nur noch Spaß. Wir gingen mit auf die Tanzfläche und tanzten einfach drauf los. Manchmal wurden wir sogar aufgefordert. Zu einem Lied kamen sogar Adeles Papa und mein Papa zu uns und tanzten mit uns. Papa nahm mich dann immer auf seine Füße und dann konnte ich immer perfekt mit tanzen. Das machte immer total Spaß. Irgendwann hatte Adele dann keine Lust mehr zu tanzen und wir fingen an, fangen zu spielen. Ich lief gerade vor Adele weg und nutzte die ganzen Leute, um mich zu verstecken. Aber Adele fand mich und jagte mich fast durch den ganzen Saal. Ich sah hinter mich, um zu gucken ob Adele hinter mir war. Deswegen sah ich nicht wo ich hin lief, plötzlich drehte sich alles und ich landete auf dem Boden. „Au“, murmelte ich und setzte mich langsam auf. Ich hatte mir den Kopf leicht angeschlagen, aber der tat nicht so sehr weh, wie mein Po. „Du Nichtsnutz“, schimpfte eine Stimme. Ich blinzelte und sah an einem großen Mann hinauf, der sich vorgebeugt hatte und jetzt einen Jungen auf die Beine zerrte. „Wie oft habe ich dir gesagt du sollst dich benehmen, wenn wir weg gehen?“ „Tut mir leid, Vater“, murmelte der Junge.Der Mann stieß den Jungen von sich. „Davon kann ich mir auch nichts kaufen, Phillip“, sagte er bestimmt. „Jetzt entschuldige dich bei Prinzessin Milea und hif ihr hoch.“ Der Junge hielt mir seine Hand hin, die ich auch annahm. Er zog mich mit einem Ruck auf die Beine und neigte sich leicht nach vorne. „Es tut mir leid, Prinzessin Milea, ich hätte Euch nicht umrennen dürfen“, sagte er leise. Sein Vater legte ihm seine Hand auf den Kopf und drückte ihn weiter hinunter, damit er sich tiefer verneigt. „Entschuldigt Prinzessin, Phillip ist immer so ungezogen. Habt Ihr Euch weh getan?“, fragte mich sein Vater jetzt in einem netteren Ton. „Mir tut nichts weh, aber ich bin in Prinz Phillip hinein gelaufen“, meinte ich, aber der Mann schüttelte nur den Kopf. „Ihr müsst die Schuld nicht auf Euch nehmen, ich kenne meinen Sohn.“ Bevor ich noch etwas sagen konnte, packte er seinen Sohn und zog ihn davon. „Du schläfst wieder unten bei den Wachen, hast du mich verstanden und für die nächsten Wochen wirst du da auch bleiben“, hörte ich König Ilja noch sagen. Phillip ließ sich einfach mit ziehen und sagte kein Wort mehr. „Da bist du ja, Milea“, ertönte plötzlich Adeles Stimme. Sie stellte sich neben mich und sah auch zu Phillip und König Ilja. „Ich hab gehört, dass er immer unten bei den Wachen schlafen muss, als wäre er kein Prinz.“ Ich sah Adele an. Das verstand ich nicht. „Aber er ist doch ein Prinz.“ Sie zuckte die Schultern. „Auf dem letzten Fest bei uns, habe ich gehört, dass Phillip kein Prinz ist. Zwei Frauen haben darüber geredet, dass er eher eine Wache sein soll, als ein Prinz, weil er seine ganze Zeit bei den Soldaten und Wachen ist. König Ilja will ihn wohl nicht in seiner Nähe haben.“     Diese Begegnung mit ihm hatte ich total vergessen. Wie alt war ich da gewesen? Sieben? Phillip musste dann Zehn gewesen sein. „Milea?“ Ich schreckte zusammen und sah Phillip an, der plötzlich vor mir stand. „Alles okay?“ Ich nickte und sah ihn mir an. Er hatte sich schon fertig gemacht und trug auch schon seine Waffen. Genauso wie immer trug er eine schwarze Hose, schwarze Stiefel, die ihm übers Knie reichten und eine schlichte weiße Tunika. Um seine Hüfte hatte er sich einen schlichten Gürtel geschnallt, der ein Schwert trug. Die Scheide war auch schlicht, ein einfaches schwarz; ein Schwert steckte noch nicht in ihr. Zusätzlich war an der Seite ein weiteres Halfter und hinten eine Tasche angebracht. In dem Halfter steckte ein Dolch. Obwohl er keine richtige Uniform trug wirkte er auf mich wie ein Krieger. Seine Haltung war gerade und bestimmt. Wenn es wirklich stimmte, dann war es klar, dass er so wirkte. Aber das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Phillip war einfach zu kultiviert. Er kannte alle möglichen Tänze und er wusste auch, wie man sich benahm … wie man sich als Prinz benahm. Soldaten hatten auch Manieren, aber keine die man mit einem Prinzen vergleichen konnte. Nur wenn Ilja Phillip nicht als Prinz sah, warum hatte dieser dann dieses ganze Wissen? Warum bewegte er sich makellos und war so anmutig? „Nichts gefunden, was dir gefällt?“, holte er mich wieder aus meinen Überlegungen. „Tut mir leid, ich war mit meinen Gedanken woanders“, entschuldigte ich mich und ging auf einen Tisch zu, wo alle möglichen Gürtel drapiert waren. Phillip stellte sich neben mich und griff dann nach einem der Gürtel. „Darf ich?“ Ich nickte und drehte mich zu ihm um. Er griff um mich und kam mir dabei sehr nahe. „Wo warst du mit deinen Gedanken?“, fragte er, als er mir den Gürtel anlegte. „Bei unserem ersten Treffen.“ Phillip schob das eine Ende durch die Schnalle und zog es sanft enger. „Das wo ich so arrogant war oder das, wo ich den Schwanz eingezogen habe?“ Ich schluckte und sah auf seine Finger. „Das wo ich dich umgerannt habe.“ Er zurrte den Gürtel noch etwas enger und machte ihn dann endgültig zu. „Und warum gerade an das?“ „Hat er dich wirklich zu den Wachen geschickt?“ Phillip lachte und ließ von mir ab. „Das war nichts neues für mich. Die Wachen hatten mir schon ein Zimmer eingerichtet.“ „Warum?“, fragte ich und sah ihm dann in die dunkelgrünen Augen. „Sie wollten nicht, dass ich auf dem kalten Boden schlafe.“ „Das meinte ich nicht.“ „Ich weiß.“ Er drehte sich um, nahm sich ein Schwert und wiegte es hin und her. „Das habe ich mich auch immer gefragt. Er war schon immer so zu mir gewesen. Mein Kindermädchen hat es mir auch nie erklärt. Seit ich denken kann, hasst mein Vater mich. Ich hab mich daran gewöhnt für ihn nicht die Nummer eins zu sein, ich kenne es ja auch nicht anders. Und auch das Gerede der anderen überhört man nach einiger Zeit.“ Er hatte nie anders gelebt, nie hat man ihn respektiert, nur über ihn hergezogen und doch ist er zu so einem Mann geworden. Er war stark, wusste wie man sich benimmt und er machte sich nichts aus anderen. „Wie wäre es hiermit?“, fragte er und zeigte mir ein Schwert. Ich nahm es an und wiegte es in meiner Hand. Es war kein großes Schwert und schwer war es auch nicht wirklich. „Zu leicht“, meinte ich und legte es wieder zurück. „Aber wie kommt es das du so gut tanzen kannst?“, fragte ich ihn und grinste dabei. Er lächelte. „Irgendwann habe ich gelernt, dass zutun, was mein Vater von mir möchte. Still zu sein, ihm nicht im Weg zu stehen und mich nicht wichtig zu machen. Zum Dank hat er mich nicht weiter beachtet und mich im Schloss leben lassen. Und weil er nicht wollte, dass ich ein schlechtes Licht auf ihn werfe, hat er mir erlaubt zu lernen, wie man sich benimmt. Und dann hat er mich natürlich auch zu jedem Fest mit geschleppt.“ „Das muss schwer für dich gewesen sein.“ „Ich mache was ich will. Seit ich alt genug bin mache ich bei ihm, was er will und sobald er mich aus seinen Augen lässt, mache ich das was ich will.“ „Ein Waldstreicher?“ „Es macht Spaß Prinzessinnen in Not zu retten“, grinste er mich an, packte mich am Handgelenk und zog mich zu sich. Seine Arme schlang er um mich und ich legte meine Hände auf seine Brust. „Ach, das machst du öfter?“ „Nur blauäugige Prinzessinnen.“ Ich musste lachten und strich mit einer Hand zu seinem Nacken. „Dunkel oder eher hell?“ „Hell natürlich. Ich liebe es wenn ihre Augen vor Angst strahlen und mich dann anflehen sie zu retten. Aber am liebsten hab ich es, wenn ich ihr Gesicht nicht sehen kann, das ist irgendwie spannender, weißt du.“ „Kann ich gut verstehen“, lächelte ich. Phillip grinste auch und kam mir immer näher. Ein Kuss war natürlich vorprogrammiert. Aber bevor es überhaupt dazu kommen konnte, platzte jemand in die Niesche. „Bitte seid noch nicht weg, bitte seid noch nicht weg“, rief derjenige. Phillip und ich trennten uns und standen jetzt brav neben einander. Der jemand beugte sich vor und keuchte stark. Erst da sah ich, wer unser Störenfried war. Er war eine Sie und dazu noch meine beste Freundin. „Adele!“, rief ich. Sie sah auf und breitete die Arme aus. Ich lief sofort in diese und wir umarmten uns fest. „Wie kann das sein? Wie konntest du …?“ Ich sah sie von oben bis unten an und suchte eine Wunde oder irgendetwas, aber sie war kern gesund … und sah sogar wie eine Kriegerin aus. Sie trug nicht ihr weißes Kleid, was sie eigentlich immer an hatte, nein, sie trug wirklich eine Hose und eine Tunika. Ihre Füße steckten in Stiefeln und um ihre Hüfte war ein Gürtel geschnürt, samt Schwert. „Mein Bruder hat mich gerettet“, meinte sie. „Er war schon seit ein paar Wochen so komisch und jetzt weiß ich auch warum. Er hatte sich Medusa angeschlossen und deswegen war er auch nicht mit auf deiner Party. Ich will mal sagen, zum Glück, sonst hätte er uns nicht retten können.“ „Uns?“ „Meine Eltern und mich und auch noch ein paar andere.“ „Adele, das ist super.“ Ich drückte sie noch mal ganz fest. "Ich hatte die anderen ja begleiten wollen, aber Medusa hatte mich zur Wache eingetragen, also hab ich die Gelegenheit genutzt und hab dir deine Ausrüstung geholt. Fynn hat mich zu deinem Versteck geführt." Dieser machte ein zustimmendes Geräusch und rieb sich an meinem Bein. Adele streckte mir meine Sachen entgegen, mit einem riesigen Grinsen. Sie hatte echt meinen Bogen, meine Pfeile samt Köcher und mein Schwert geholt. Mit einem gekonnten Griff zog ich mein Schwert. Es lag mir leicht in der Hand, war aber dennoch schwer genug. Es war besser meine eigene Waffe in der Hand zu halten, als sich an eine andere gewöhnen zu müssen. Das Schwert steckte ich in die Scheide an meinem Gürtel. Als nächstes legte ich den Köcher an und steckte den Bogen in den diesen. "Ich dachte schon, Adele spinnt, als sie mir von deinen Waffen erzählte", meinte eine Stimme. Ich drehte mich zum Eingang und da stand Rian. "Rian!" Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn. Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen. Er war der ältere und somit auch der Thronanwärter. Samuel, Adeles und Rians Vater, nahm ihn zu jeder Besprechung mit und lehrte ihn, wie es war ein König zu sein. "Mit deinen ganzen Waffen machst du mir ja richtig Angst, Lea", lächelte er und sah mich von oben bis unten an. "Ich muss mich doch irgendwie wehren", grinste ich nur und sah ihn mir auch an. War er gewachsen? Aber das war das einzige an ihm, was mir so wirklich auffiel. Das Schwert um seiner Hüfte war nicht neu für mich, das hatte er schon länger. Samuel hatte ihn nämlich trainieren lassen, wenn es wirklich einmal dazu kommen sollte, dass sie angegriffen worden, sollte sein Sohn sie auch beschützen können. Ich wusste noch, dass Rian am Anfang nicht so davon überzeugt war, aber mit jeder Stunde die er trainierte, machte es ihm um so mehr Spaß. Sein dunkelbraunes Haar war auch noch das gleiche; kurz. Dazu noch seine hellgrünen Augen, genau die gleichen Augen, die auch Adele hatte. Seine Pech schwarzen Flügel hatte er eingezogen, damit sie ihn hier in den engen Räumen nicht störten. Auch sein Äußeres hatte sich nicht wirklich verändert. Er trug zwar keine festliche Kleidung, sondern ein Kampfoutfit, aber irgendwie hob es sich schon von den anderen ab. Er trug, genauso wie Phillip, eine Tunika, schwarze Hosen und Stiefel. Allerdings trug er auch eine goldene Kette und seine Tunika war blau, wie die Königsfarbe. Er sah super aus und bereit für den Kampf. "Ich hätte dich gerne schon vorher gewarnt", meinte Rian. "Aber Medusa fand, dass du so lange es ging im Ungewissen bleiben solltest." "Das war auch besser so, hätte ich gewusst, was Alex vor hatte, dann wäre ich anders an die Sache heran gegangen und hätte ihm vielleicht sogar etwas verraten." Ich verstand Medusas Gedankengang. "Sowas hättest du sicher nicht getan", meinte Adele. "Ich hätte mich ihm gegenüber anders verhalten." "Dabei hättest du aber sicher eine gute Figur gemacht", lächelte Rian und musterte mich eingehend. "Wie meinst du das denn jetzt?" Rian streckte die Hand aus und strich mir über die Wange. "Du siehst in allen Sachen wunderschön aus, da kann man sich einfach nicht mehr konzentrieren." Ich wurde augenblicklich rot und drehte meinen Kopf weg. So direkt war Rian ja noch nie gewesen. Phillip räusperte sich plötzlich hinter uns und brachte uns alle dazu ihn anzusehen. "Wir sollten mal langsam alles zusammen packen und uns auf den Weg machen", meinte er etwas gereizt. "Phillip hat Recht, wir sollten uns langsam auf den Weg machen", stimmte Rian zu. "Wir?", fragte ich und sah zwischen Rian, Phillip und Adele hin und her. "Ihr kommt mit?" "Wir sind eure Ablenkung", grinste Adele und schnappte sich ein Halfter, das sie sich um den Oberschenkel schnallte und dann steckte sie sich einen kleinen Dolch in dieses. "Ich finde das nicht so toll, was wenn euch etwas passiert?" "Wir sind gut, uns wird nichts passieren, Lea." Adele grinste über das ganze Gesicht. "Vertrau uns ein bisschen." Seufzend nickte ich. Ich würde sie nicht umstimmen können, das war mir klar. Trotzdem machte ich mir Sorgen. Zusammen gingen wir zum Ausgang, wo Niko schon auf uns wartete. Überall standen Männer und auch Frauen, die Ausschau hielten. Vor uns standen fünf Pferde, die schon sehnsüchtig darauf warteten, dass wir los ritten. Niko saß schon auf einem Schimmel und sah uns an. „Na endlich, wir müssen langsam los“, meckerte er und zog an den Zügeln. „Wir sind ja jetzt da“, meinte Phillip nur und schwang sich auf einen der beiden Rappen. Ich ging auf den anderen Rappen zu und ließ ihn erst einmal an meiner Hand schnuppern, dann schloss ich mit ihm Freundschaft, indem ich ihn kurz streichelte. Ihm schien es zu gefallen, also stieg ich auf und nahm die Zügel in die Hand. Auch Adele und Rian nahmen sich ein Pferd und schon konnten wir los. Die Sattel waren mit Taschen bestückt in denen wohl Proviant und etliche andere Utensilien drin steckten. Medusa kam auch zu uns und strich meinem Rappen über den Hals. „Ihr müsst vorsichtig sein“, meinte sie und sah Phillip an. „Diese Reise wird nicht immer leicht sein, bitte passt aufeinander auf und tut nichts unüberlegtes.“ „Machen wir keine Sorge“, meinte Niko und spornte seinen Schimmel an. Wir anderen folgten, nur ich nicht. Medusa hielt mich noch zurück. „Milea, du musst mir versprechen, dass du zum See der vier Jahreszeiten gehst, egal was passiert. Du musst die Kräfte in dir frei setzten auch wenn das bedeutet das andere Leute sterben müssen oder sterben werden.“ Ich nickte. „Wenn ich das nicht tue, dann werden viel mehr Leute sterben“, meinte ich. „Es tut mir leid, dass ich das von dir verlange.“ „Es ist nicht deine Schuld.“ Sie nickte auch, drückte meine Hand und ließ mich dann gehen. Ich spornte meinen Rappen an und holte schnell auf; neben Phillip wurde ich langsamer. „Alles okay?“, fragte er mich. Ich nickte und lächelte ihn an. „Ja alles gut.“ „Dann können wir ja jetzt los“, meinte Niko und erhöhte sein Tempo. Wir anderen folgten. Niko führte uns wie geplant erst einmal über die Hauptstraße. Wir trabten über die Straße und ich war immer in der Mitte, sodass mir nichts passierte. Wir waren leise und bis jetzt lief alles gut. Keiner kam uns entgegen und auch keiner folgte uns. … Bis wir an einer Kreuzung ankamen. Es fiel ein Schuss und das ganz knapp an meinem Kopf vorbei. Mein Pferd erschrak und stieg. Ich versuchte mich im Sattel zu halten, aber das alles passierte so plötzlich. Ich fiel auf den Boden und mein Rappe gallopierte davon. „Lea!“ Rian rief nach mir und kam angeritten. Die anderen sorgten für Ablenkung. Phillip kämpfte sogar. Alles lief viel zu schnell ab, ich konnte kaum alles realisieren. Das einzige was ich wirklich mitbekam war, das Phillip mit einem von Alex Leuten kämpfte und Rian auf mich zu. Er streckte seine Hand nach mir aus, packte mich und zog mich hinter sich aufs Pferd. Wir gallopierten in den Wald und ich sah nur nach hinten zu dem anderen. Doch sie wurden immer kleiner und bald konnte ich sie nicht mehr erkennen. "Wo reiten wir hin? Die anderen brauchen uns", meinte ich zu Rian. "Wir müssen umkehren." "Nein, müssen wir nicht. Lea, unsere Mission besagt, dass wir dich in Sicherheit bringen sollen, du musst ohne Schaden am See der vier Jahreszeiten ankommen." "Aber die anderen!" "Unwichtig. Wir waren uns alle einig, wenn so etwas passiert." "Und Adele? Hast du keine Angst um sie?" "Ich konnte sehen, wie sie mit ihren Waffen umgeht, um sie brauche ich mir keine Sorgen machen. Außerdem ist Niko bei ihr." Und Phillip. Ich sollte vielleicht einfach den Mund halten. Sie wussten was sie taten und ich war hier einfach so hinein geplatzt. Medusa hatte alles vorbereitet und dafür gesorgt, dass sie wussten, wie wir vorzugehen hatten. Rian ritt so gut es ging durch den Wald und das nicht auf einem normalen Weg, sondern durch die Bäume. Irgendwann wurden wir langsamer und Rian führte uns dicht ins Dickicht. "Gibt es einen Treffpunkt?", fragte ich ihn, als er mir vom Pferd half. "Nein, gibt es nicht. Wir haben das alle besprochen. Wenn wir erwischt werden, dann versuchen wir, dich zu packen und weg zu bringen, egal wer. Der der dir am nächsten ist und das war ich. Ich werde dich zum See der vier Jahreszeiten bringen." Er holte eine Karte hervor und breitete sie auf dem Boden aus. Mit seinem Zeigefinger zeigte er auf die Kreuzung, an der wir angegriffen worden waren. Ich kniete mich neben ihn und zeigte ihm wo wir jetzt waren. Ein paar Meilen von der Kreuzung entfernt, aber immer noch in Praedicas. "In der Nähe gibt es einen Fluss, da könnten wir das Pferd tränken", meinte ich. "Von dem Fluss aus können wir uns immer noch im Dickicht verstecken. Ähm ... Phillip und ich hatten gedacht, dass wir weiter kommen würden, aber jetzt ist nichts daraus zu machen." Wieder zeigte ich auf die Karte, aber Meilen weit weg von dem Standort an dem wir uns befanden. "Wir wollten bis heute Abend hier sein, wir sollten versuchen es zu schaffen." Rian blieb still. "Rian?" "Wir sollten uns ein anderes Versteck suchen." "Wo Phillip und ich hinwollten gibt es eine Höhle, wo wir uns verstecken könnten." Rian schüttelte den Kopf. "Vertrau mir nur dieses eine mal. Ich bin schon oft hier durch die Wälder gelaufen und kenne mich aus." Immer noch blieb er still. Ich seufzte und stand auf. Rian starrte einfach auf die Karte und machte keinen Laut. Ich ging zu unserem Pferd und strich ihm über den Hals. "Okay, wir versuchen es." Damit faltete er die Karte wieder zusammen, steckte sie weg und stieg aufs Pferd. Mich zog er wieder hinter sich und legte meine Hand auf seinen Bauch. Ich nahm die Geste zwar an, ließ meine Hände aber auf seinen Hüften liegen. Ich wusste genau warum er gehadert hatte. Vielleicht hätte ich Phillip nicht erwähnen sollen. Irgendwie spürte ich eine Feindseligkeit zwischen den beiden. Eben war mir die Anspannung schon aufgefallen, als Rian mir diese ganzen Komplimente gemacht hatte. Ich meine Adele hat immer damit genervt und gesagt, dass Rian etwas für mich empfand, aber bis jetzt war ich mir seiner Gefühle nie wirklich bewusst. Es stimmte schon, dass er mich immer nett behandelt hatte und auch das er mir Komplimente gemacht hatte ... Nur jetzt merkte ich, wie sehr er es immer gemacht hatte. Immer wenn ich zu ihm gesehen hatte, hatte er mich angelächelt, hatte mit mir getanzt und mich zum Lachen gebracht. Früher als kleines Mädchen hatte ich diese Gesten nicht verstanden, das hätte ich jetzt auch nicht, wenn ich nicht gemerkt hätte, wie Phillip auf die Schmeicheleien reagiert hatte und vor allem wie Rian jetzt allein auf Phillips Namen reagiert hatte. Wir ritten schweigend. Ich weiß nicht, ob er sauer war, wegen dem was ich gesagt hatte oder ob es einfach logischer war, leise zu sein. "Kennst du Alex?", fragte ich ihn nach einiger Zeit. "Nein, ich hab ihn nie kennengelernt. Was ich jetzt bereue, denn ich weiß nicht was in ihm vorgeht, wie wir ihn einschätzen können." Ich sah zu Boden. Rian hatte Recht, auch wenn ich Alex kannte, konnte ich trotzdem nicht sagen was in ihm vorging. Ich war ihm ein paar mal begegnet und von diesen Begegnungen kannte man niemanden. Aber ich hätte gedacht, dass Vater und Mutter ihn wenigstens kannten ... Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, machte ich mir schon Sorgen. Meine Eltern waren noch bei ihm. Auf meinem Geburtstag hatte er meinen Vater schon auf seiner Liste, ich wusste nicht, ob Alex sie verschoben würde ... Aber wenn er Albis Thron wollte, dann würde er sie beseitigen müssen. "Er wird deinen Eltern nichts tun, Lea. Er braucht sie noch." "Er hat angedroht jeden Tag jemanden zu töteten und seine Geiseln sind die angesehensten Adligen unserer Welt. Nur weil meine Eltern Könige sind, muss das noch lange nicht heißen, dass er sie verschont, nur weil ich noch hier bin." Ich wusste genau, was er mir damit hatte sagen wollen. Alex wollte mich heiraten und dafür brauchte er meine Eltern ... Eigentlich. Aber in diesem Fall würde Alex eh keine Gesetzte mehr beachten, er würde seine eigenen schreiben. Zudem kam auch noch, dass meine Eltern schon längst in diese Heirat eingewilligt hatten. Er brauchte sie nicht mehr. Und selbst wenn das Volk sich gegen ihn stellen würden, was sie ja eh schon taten, es würde ihn nicht interessieren. "Er braucht sie noch." "Und wofür?" "Meinst du, er würde sie töten und deinen Zorn dann auf sich ziehen?" "Du denkst wirklich, dass er so tickt? Er hat alle unter seiner Kontrolle, Rian. Meinst du dann hält er sich noch an Gesetzte?" "Aber wenn du dich jetzt verrückt machst, dann hilft das keinem. Du solltest dich darauf konzentrieren deine Kräfte zu erwecken." Da hatte er wohl Recht. Ich musste daran denken, so schnell wie möglich zum See der vier Jahreszeiten zu gelangen. Nachdem wir das Pferd an dem Fluss was trinken lassen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Etwas schneller. Rian kannte sich super in den Wäldern aus, wusste, wie er durch das Gedicht kam. Praedicas war seine Heimat. Aber wir müssten schneller sein, wir hätten eigentlich schon lange in Harpyas sein sollen. Rian schlug Hacken, lief Schlangenlinien, um sicher zu gehen, dass uns auch bloß keiner folgte. Und das tat auch niemand. Hier war niemand. Früher lebten hier im Wald kleine Feen und Elfen, Füchse, Wildpferde. Aber seit wir hier waren hatte ich noch keine Anzeichen von irgendeinem dieser Wesen gesehen. Ich hoffte nur, dass sie sich versteckt hatten und nicht irgendwem zum Opfer gefallen waren. „Es ist unheimlich, die ganzen Elfen nicht zu sehen“, meinte Rian. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)