Fantasy-World von Ten-nii-san (Der Krieg meines Lebens) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1     Leise schlich ich durch den großen Garten, der hinter dem Schloss lag. Überall liefen Wachen herum, die dafür sorgen sollten, das keiner rein geschweige denn raus kommen soll. Das machten sie eigentlich ganz gut, nur bei mir klappt das nicht immer so. Langsam schlich ich an der Schlosswand vorbei und bückte mich an einer Ecke, als eine Wache zunahe an mich heran kam. Er würde mich hier leicht entdecken, denn das Schloss war nicht wirklich mit Ranken oder Sträuchern, hinter denen ich mich verstecken könnte. Aber so wie es aussah, hatte ich heute mal wieder Glück. "Sam, wir werden vorne gebraucht!", rief einer der Wachen und schon drehte er sich um ging. Perfektes Timing, danke. Kaum waren die beiden weg, schlich um die Ecke und pfiff einmal. Oben an einem der Fenster im zweiten Stock tauchte ein rot-orangenes Kneul auf, dass mir ein Sein herunter schmiss. "Braver Junge", rief ihm zu, nahm mir das Seil und kletterte die Schlosswand hoch. Oben angekommen erwartete ein typisches Prinzessinnenzimmer. Ein großes Himmelbett, ein großer Schreibtisch, der von den besten Schreinern des ganzen Königreiches gemacht worden ist, dazu ein passender Schminktisch mit riesigem großen Spiegel. In dem Zimmer war auch noch eine kleine Ecke in der ein großes Bücherregal und zwei Sessel standen. Hier war zwar nicht alles in rosa, so wie es immer in Filmen war, aber das Zimmer war vollgestellt mit hübschen Sachen, die sich nur eine Prinzessin leisten konnte. Teure Parfüms, Unmengen an Büchern, wertvoller Schmuck, wertvolle Dekoration. Von dem Bett kam ein Schnurren, aber sehen tat ich nicht wirklich viel, da mein kleiner Freund sehr gut getarnt war, durch die rote Überdecke, die auf dem Bett war. "Wo steckst du denn, kleiner Fynn?", fragte ich und ging auf das große Bett zu. Als ich seinen Namen ausgesprochen hatte, bewegte sich ein Fleck auf der Decke und schon sah ich den kleinen Fellkneul. Und jetzt sah man auch, dass das kleine Tierchen nicht nur rot sondern auch am Bauch orange war. Plötzlich ging die Türe auf und eine junge Elbin kam hinein. "Prinzessin Milea! Wo waren Sie? Ihre Eltern haben schon nach Euch gesucht." Sie kam auf mich zu und sah mich von oben bis unten an. "Was habt Ihr da an?" Ich sah an mir herunter und merkte jetzt erst, dass ich immer noch mein "aus-geh-Outfit" anhatte. "Ähm, ich wollte mich ein bisschen verkleiden", sagte ich schnell und drehte mich um. "Steht Euch sehr gut, Prinzessin." "Nana, ich habe dir doch gesagt, du sollst mit dem Prinzessin-Ding aufhören. Es reicht mir schon, dass alle anderen das immer sagen." "Entschuldige, aber dich haben schon alle gesucht." "Was ist denn los?" "Deine Eltern wollen mit dir zu Abend essen." Ich seufzte und zog schnell meine Klamotten aus. "Wie viel Zeit habe ich noch?" "Zwanzig Minuten? Dein Glück, dass ich dir schon ein Kleid heraus gesucht habe." Ich grinste sie an und Nana verschwand in den Begehbaren Kleiderschrank. In Windeseile war ich geduscht und hatte frische Unterwäsche an. Nana hatte mir ein grünes Kleid aufs Bett gelegt, auf dem Es sich Fynn gemütlich gemach hatte. Fynn war mir eines Tages zugelaufen. Ich wusste nicht, was genau er für ein Tier war, nur eins wusste ich: er war auf jeden Fall irgendeine Katze. Sein langer Rot-orangener Schwanz war flauschig und auch seine spitzen Ohren deuten darauf hin, dass er eine Katze war. Und damit meine ich eine Hauskatze, kein riesiger Tiger oder so, mit Fynn konnte ich in meinem Bett schmusen. "Runter Fynn, du weißt doch, dass du nicht auf meine Kleider darfst." Er brummte leise und ging dann aber von meinem Kleid herunter. Nana hatte ein grünes Kleid ausgesucht, dass lange trompetenarme hatte, dazu gab es ein schwarzes Korsett. "Willst du mich umbringen?", fragte ich sie und sah sie böse an. Nana grinste nur, nahm sich das Kleid und drückte es mir an die Brust. "Zieh es bitte an, du wirst super darin aussehen." Widerstand war eh zwecklos, also musste ich wohl tun, was Nana wollte. Vor allem, weil meine Eltern auf mich warteten. Als ich dann das Kleid an hatte, kam das Schlimmste: das Korsett. Nana zog ganz fest an den Schnüren und nahm mir so meine Luft. "Nana", keuchte ich und sofort lockerte sie das Korsett. Sie schnürte es zu und sah mich dann glücklich an. "Dein Vater wird es lieben." Ja, er liebte diese eleganten Kleider an mir. "Ich lasse dich dann mal alleine. Die Krone schaffst du alleine, oder? Du machst ja eh immerdar was du willst, mit deinen Haaren." Ich streckte ihr die Zunge raus, sie allerdings lächelte nur und verschwand dann aus meinem Zimmer. Kaum war sie aus dem Zimmer, schon stellte ich mich vor meinen Spiegel. Das Kleid war wunderschön und es passte mir auch perfekt, auch wenn Nana es ein bisschen zu eng geschnürt hatte. Aber irgendwie gefiel es mir nicht so, dieses ganze strickte Verhalten, dass Könige und Königinnen an den Tag legten. Leicht strich ich über meine Seite und über meine Hüfte. Ich war eine Elbin, eine Elben Prinzessin. Die Einzige. Ich meine, meine langen und spitzen Ohren verrieten mich. Ich mochte es eine Elbin zu sein ... Ich mochte es nur nicht so sehr eine Prinzessin zu sein. Die Pflichten die ich zu erfüllen hatte ... den Prinzen den ich heiraten musste. Und genau deswegen ging es auch gleich. Ich kannte meinen Vater, wenn er so sehr verlangte, dass ich zum Essen erscheine. Wir aßen immer zusammen, das war nichts neues, aber dass man nach mir suchte ... Das hieß nichts gutes. Aber das hieß auch, dass ich mich jetzt beeilen musste. Also setzte ich mich schnell an meinen Schmincktisch, um meine Haare zu machen. Fynn sprang auf den Schmincktisch und setzte sich neben mein Parfüm. Er neigte leicht den Kopf und sah mir dabei zu, wie ich mir die Haare kämmte. "Was meinst du Fynn, wird mein unbekannter Ehemann ein gut aussehender Typ oder eher ein schleimiger Typ, der alles an sich reißen will?", fragte ich ihn und setzte mir meine Krone auf. Sie war silber und total in sich verschnörkelt. An den Seiten stand sie nach oben ab, so als seien es zwei Flügel. Ich mochte sie sehr und ich fand auch, dass sie zu mir passte ... Nur war das das einzige, was ich an diesem ganzen Prinzessinendasein mochte. Fynn brummte leise und legte den Kopf noch ein bisschen schräger. Ich lächelte ihn an. "Ich weiß, ich weiß. Meine Strähnen müssen noch raus", beruhigte ich ihn und zog links und rechts an meinem Kopf Strähnen heraus. Jetzt nickte er und hielt seinen Kopf wieder gerade. "Du wartest hier. Ich bringe dir auch was zum Essen mit", meinte ich zu Fynn, der erst anfangen wollte zu Knurren, es aber dann ließ. Er liebte Essen, also konnte ich ihn immer damit ködern. Fynn sprang von meinem Schmincktisch und machte es sich dann wieder auf meinem Bett gemütlich. Sein Lieblings platz, war das Kissen, welches neben meinem lag. Er rollte sich ganz zusammen und schlief dann meistens sofort ein. Genauso wie jetzt. Ich beeilte mich nicht wirklich, um zu meinen Eltern zu kommen. Doch lange konnte ich es nicht vor mir her schieben. Der Weg von meinem Zimmer bis runter in den Speisesaal war nunmal nicht Kilometer weit. Als ich, zu meinem Leidwesen, im Speisesaal angekommen war, saßen meine Mutter und mein Vater schon an der langen Tafel. Sie saßen wie immer am Kopf der Tafel, nebeneinander. Zu Mutters linken war für mich gedeckt. Ich wollte sie gerade begrüßen, aber da sprach mein Vater schon los. "Wo warst du?", fuhr er mich an. Ich wusste, dass er das nicht so herrsch klingen lassen wollte, aber so war mein Vater eben. Vor allem bei einem ganz bestimmten Thema. Ich wollte gerade ansetzten und ihm erklären wo ich gewesen war, aber da redete er auch schon weiter. "Jetzt komm mir nicht mit: ich war im Garten spazieren. Da warst du nämlich nicht, Fräulein! Wir haben das ganze Schloß nach dir abgesucht." Er holte schon wieder Luft und wollte weiter schimpfen, aber zum Glück ging Mom dazwischen. "Lucan, Schatz. Beruhige dich, sie wird doch nur draußen gewesen ...", fing Mom an, aber Dad war nicht zu stoppen. "Nein, Katalina, jetzt nehm sie nicht auch noch in Schutz", sprach er ihr dazwischen und sah mich dann wieder an. "Was meinst du, warum ich die ganzen Wachen postiert habe? Ganz bestimmt nicht zu deinem Vergnügen, Milea!" Bei meinem Namen sprang Dad auf und donnerte seine Hände auf den Tisch. Mom erschreckte sich leicht und ermahnte meinen Vater. "Schatz, sie geht doch nur etwas spazieren. Wenn wir sie im Schloss einsperren hilft ihr das auch nicht, selber auf eigenen Beinen zu stehen." Sie legte ihm eine Hand auf seinen Unterarm. Dadurch beruhigte sich Dad ein bisschen und setzte sich auch wieder. Ich nahm die Röcke meines Kleides in die Hände und machte einen kleinen Knicks. "Es freut mich ja, dass ihr euch so viele Sorgen um mich macht, aber ich kann selber auf mich aufpassen. Und so wie du vielleicht bemerkt hast, lieber Papa, nützen deine Wachen gar nichts. Ich werde spielend mit ihnen fertig." Damit setzte ich mich auf den Platz, der für mich vorgesehen war. Dad biss einmal die Zähne zusammen, atmete ein und aus und sah mich dann ruhig an. "Auch wenn du morgen achtzehn wirst, Milea. Du bist die Prinzessin von Albis. Die Elben-Prinzessin. Und wenn dir etwas zustößt, dann wird das Chaos ausbrechen. Du bist unsere Nachfolgerin und als diese musst du auch einen geeigneten Mann finden und den findest du nicht, indem du dich anziehst, wie ein Streuner und durch den Wald jagst." "Und was soll ich hier sonst tun?", fragte ich ruhig und legte meine Hände in meinen Schoß. "Lernen?" "Die Sitten und Gebräuche der anderen Königreiche, wie langweilig." "Deinen Umgang mit anderen Menschen, dein Auftreten vor dem Volk." "Ich kann mich benehmen." "Das Wissen wir, mein Schatz. Dein Vater will ja nur, dass dich alle lieben und du respektiert wirst", versuchte meine Mutter den Streit zwischen mir und meinem Vater zu dämpfen. "Jetzt seid lieb zueinander und genießt das Essen. Deswegen sind wir doch hier, oder etwa nicht?" "Es muss doch etwas wichtiges geben, was ihr mir sagen wollt, wenn schon alle nach mir gesucht haben." "Ja, da gibt es etwas", meinte Vater, jetzt ruhiger und sanfter. "Morgen werden etliche Leute zu deiner Geburtstagsfeier kommen." "Die ich natürlich begrüßen werde und auch pünktlich da sein werde." "Das ist nicht nur deine Pflicht als Prinzessin sondern auch als Geburtstagskind, aber das ist es nicht, was ich sagen wollte." Also doch das Männer-Thema. Jetzt klatschte Mutter in ihre Hände und sah mich strahlend an. "Alex wird kommen und sein Geschenk wird der Wahnsinn sein",freute sie sich, wie ein kleines Kind. Ich allerdings erstarrte und starrte auf den leeren Teller vor mir. Wenn Mom von einem Geschenk redete, dass der Wahnsinn war ... Konnte es nur eine Sache sein. Vorallem, wenn auch Dad damit zufrieden war, dann könnte es nur eins sein ... Ein Ring.   Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Fynn drückte sich ganz fest an mein Bein und knurrte. "Psst, sonst hören die uns noch", flüsterte ich und sofort war er leise. Er machte sich kleiner und legte sich richtig auf die Lauer. Ich hatte mich natürlich wieder aus meinem Zimmer geschlichen, wie ich es eigentlich immer nach meinem Unterricht tat.Fynn und ich waren nicht mehr weit vom Wald entfernt, aber durch das schöne Abendessen gestern Abend, hatte mein Vater die Wachen verdoppelt. Was vielleicht ein bisschen daran lag, dass ich meinen Vater gereizt hatte und vor allem, weil ich heute Geburtstag hatte und wir eine Menge Gäste erwarteten. Das hieß aber nicht, dass ich die Wachen nicht austricksen konnte oder ungesehen an ihnen vorbei kam. Es dauerte heute nur ein bisschen länger als sonst. Als wir dann endlich außer Reichweite des Schlosses war, wurde Fynn auch ruhiger und entfernte sich von meiner Seite. Er lief jetzt voran und beschnupperte alles was ihm in die Quere kam. Manchmal blieb er sogar stehen, aber sobald er merkte,dass ich zuweit von ihm weg war, kam er sofort angerannt. Jetzt lief er allerdings weiter und immer weiter, bis er an einem Baum ankam. Neben diesem setzte er sich brav hin und wartete auf mich. Ich hatte diesen Baum ein bisschen modifiziert, damit auch schön meine Pfeile im Köcher, mein Bogen und mein Schwert hineinpassten. Ich hatte alles anfertigen lassen. Natürlich mit der Unwissenheit meiner Eltern. Zum Glück war der Sohn des Schmieds ein Freund von mir. Er hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Mein Schwert war aus Elbischemstahl und der Griff war aus Elfenbein, bestückt mit bunten Diamanten. Auch mein Bogen war aus einem ganz speziellem Holz, das nur bei uns in Albis zu finden war. Dino -mein Freund - hatte ihn ganz schlicht gehalten, er hatte nur zwei Blaue Diamanten oben und unten eingelassen. Ich hatte mir blaues Band um die Mitte gebunden und auch am restlichen Bogen hatte ich blaue Bänder angebracht, die an diesem herunter hingen. Die Pfeile waren aus dem gleichen Holz wie mein Bogen. Schnell schnallte ich mir mein Schwert um die Hüfte und versteckte es unter meinem braunen Mantel. Der Köcher mit den Pfeilen trug ich über dem Mantel und den Bogen behielt ich in der Hand. „Komm Fynn. Adele wartet schon auf uns." Fynn machte einen zustimmenden Laut und dann machten wir uns auch schon auf den Weg. Ich lief schnell, das hatte ich mir angewöhnt. Lange Sprints durch den Wald waren immer aufregend, weil man nie genau wusste, wo vielleicht ein Baum umgestürzt war oder andere Hindernisse herum lagen. Fynn und ich brauchten dadurch auch nicht wirklich lange bis zu dem Treffpunkt, den Adele und ich uns ausgesucht hatten. Es war eine kleine Kreuzung, die ganz unscheinbar war. Ich sah die Kreuzung schon von weitem und vor allem, sah ich Adele schon von weitem, wie sie hin und her lief. Und als sie mich und Fynn sah, kam sie sofort zu uns gelaufen. „Heeeerzlichen Glückwunsch!“, schreit sie auch schon los und knallt richtig gegen mich, sodass wir zusammen zu Boden gingen. „Danke“, keuchte ich und klopfte Adele auf den Rücken. Sie grinste nur, ging von mir herunter und war dann auch noch so nett und half mir auch wieder auf die Beine. Schnell lief sie um mich herum und klopfte den Schmutz von mir ab. „Ich kann echt nicht verstehen, warum du immer mit diesem Bogen herumlaufen musst“, murmelte sie vor sich her und stellte sich wieder vor mich. Adele war meine aller beste Freundin, auch wenn sie eine Fee war. „Und vor allem, dass du immer diese Sachen an hast.“ Jetzt ließ sie ihre Flügel zwei mal schlagen und dann hob sie vom Boden ab, nur um mich wieder zu umrunden. Adele hatte wunderschöne bunte Flügel, sie hatten kein wirkliches Muster, sie waren einfach nur bunt. Im Gegensatz zu mir trug Adele ihre normalen Klamotten. Sie war zwar eine Prinzessin, und dazu noch eine, die es liebte sich schick zu machen, aber bei den Feen war es nun mal so, dass sie nicht immer in den schicksten Kleidern herum laufen mussten. Adele trug einen weißen, sehr kurzen Rock, der viele Fransen hatte, ein weißes, Bauch freies Top mit nur einem Arm und dazu keine Schuhe. Sie lief immer Barfuß, allerdings band sie sich immer verschiedene Bänder um ihre Fußknöchel und Arme. In ihren Haaren steckten auch immer Blumen, aber am liebsten hatte sie ein Haarband mit einer roten Blume. Sie steckte sich die Haare dann immer zusammen oder ließ sie einfach nur offen, so wie heute. Adele hob meinen Mantel an, um mein Outfit in Augenschein zu nehmen. Ihr Schnalzen zeigte mir, dass sie es nicht gut fand. „Warum trägst du dieses alte Ding?“, fragte sie und flog wieder vor mich. Ich verzog das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht, damit mich keiner erkennt?“ Sie grinste und sah mich noch mal von oben bis unten an. Ich trug deswegen eine verblasste Strumpfhose, ein Kleid, dass aus grauer Leine bestand und vorne und hinten einen langen Schlitz hatte, damit ich mich gut bewegen konnte, einen grünen Mantel, der mich im Wald sehr gut tarnte und normale Stiefel. Teilweise fühlte ich mich wie Robin Hood, was eigentlich auch der Sinn der Sache gewesen war. Ich wollte unscheinbar wirken und vor allem, wollte ich nicht erkannt werden. „Na ja, ich muss sagen, es steht dir wenigstens, aber hättest du nicht wenigstens heute etwas schöneres anziehen können? Ich hoffe ja für dich, dass du heute Abend ein schönes Kleid trägst.“ „Wenn nicht, würde mein Vater durch drehen“, grinste ich und hackte mich bei Adele ein. Sie stand jetzt neben mir und zusammen gingen wir durch den Wald. „Ich hab übrigens ein Geschenk für dich“, strahlte sie und holte ein kleines Kästchen heraus. „Mach es auf, mach es auf, mach es auf!“ Ich machte die Hand auf und Adele legte mir das Kästchen in diese. Um Adele zu Ärgern machte ich das Geschenk ganz langsam auf. Das brachte sie dazu, wieder zu fliegen und das vor mir her. „Und? Und? Und?“ Ich hatte das Kästchen geöffnet und jetzt strahlte mir eine Kette entgegen. „Ich habe auch eine, guck! Sie gehören zusammen.“ Schnell zog sie an einer Kette um ihren Hals und zeigte mir den Anhänger. Es waren Elbenohren. Mein Anhänger waren dagegen Flügel. „Unsere Freundschafts-Anhänger.“ Sie freute sich total, flog wieder um mich herum und sang, dass ich die Kette anziehen sollte. Was ich natürlich schnell machte, damit sie endlich Ruhe gab. Dann nahm ich sie noch schnell in den Arm und schon war sie glücklich. Wir gingen zu einer kleinen Lichtung, die ich mal durch Zufall gefunden hatte und seit daher gingen wir immer zu dieser, um einfach dem Prinzessinnendasein zu entkommen … wenigstens für eine kurze Zeit. Fynn war als erster an der Lichtung und legte sich in die Mitte, direkt in die Sonne. Adele setzte sich neben ihn und machte sich ganz lang. „Und? Haben deine Eltern schon mit dir geredet?“, fragte sie und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ich seufzte und setzte mich neben sie. Fynn kam sofort auf meinen Schoß und ließ sich von mir streicheln. „Ja, gestern. Du glaubst gar nicht, wie sehr er sich aufgeregt hat. Überall sind Wachen aufgestellt, die darauf achten sollen, dass ich nicht aus dem Schloss komme.“ „Und doch bist du hier“, kicherte Adele und sah mich an. „Dein Vater spielt mit unfairen Waffen und doch bekommt er dich nicht eingesperrt.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Er weiß, dass er mich nicht aufhalten kann, mich nicht einsperren kann.“ „Und doch versucht er es. Ich hab Respekt vor ihm, dass er es wenigstens versucht. Und was ist mit deiner Party heute?“ „Alex wird kommen.“ Das ließ Adele sich aufsetzten und sah mich aus großen, dunkelgrünen Augen an. „Nein, nicht dein Ernst. Dieser Schleimer?“ „Mom ist total begeistert von ihm“, seufzte ich und ließ mich nach hinten fallen. „Igitt, wenn ich nur an den Typen denke, rutscht es mir eiskalt den Rücken runter. Wie er dich immer ansieht, als wenn er dich fressen wollte.“ „Er wird mir etwas gaaaanz tolles schenken.“ Adele sprang auf und vergönnte mir so die Sonne. „Nein! Du darfst dieses schleimende Monster nicht heiraten.“ Ich musste lachten und sah meine beste Freundin an. „Und wen soll ich sonst heiraten? Meine Eltern hat er super um seinen Finger gewickelt.“ Jetzt stemmte sie die Hände in ihre Hüfte und sah mich böse an. „Ich brauche mich nur auf den Marktplatz zu stellen und zu rufen, dass du einen Prinzen suchst. Es würden tausende ankommen und als aller erster mein Bruder. Er liebt dich über alles.“ „Nichts gegen deinen Bruder ...“, fing ich an, aber Adele hob schon die Hand. „Jaja, dieser Unbekannte hat dir schon den Kopf verdreht. Wobei mein Bruder bestimmt die bessere Wahl wäre.“ Ich verdrehte die Augen und schon setzte sie sich wieder. „Du übertreibst ein bisschen.“ „Ich?“ Sie sah mich böse an. „Du triffst diesen Typen immer in unmöglichen Situationen und das findest du noch nicht mal komisch.“ Unmögliche Situationen? Ja, okay ich gebe zu, dass es vielleicht keine guten Situationen sind, aber Unmöglich? In letzter Zeit passierten in unseren acht Königreichen einfach zu viele Todesfälle oder Entführungen. Und das war mir nun mal aufgefallen, wenn ich so durch den Wald lief. Unsere Welt bestand aus acht Königreichen, die von unterschiedlichen Wesen regiert wurden. Albis wurde von meinen Eltern regiert, den Elben. Praedictas Königreich der Feen, von Adeles Eltern. Dann gab es noch Lamia Königreich der Vampire, Sagae Königreich der Hexen, Draco Königreich der Drachen, Nymphea Königreich der Nymphen, Harpyias Königreich der Harpyien und Demon Königreich der Dämonen. Eigentlich lebten alle recht friedlich untereinander, es gab mal kleine Reibereien oder Streit, aber bis jetzt konnten wir gut miteinander leben. Nur irgendwie veränderte sich etwas und ich hatte es mir irgendwie zur Aufgabe gemacht dieses irgendwas zu finden. Und dabei war mir jetzt des öfteren ein Mann begegnet. Er hatte mir geholfen, aber genau wie ich, hatte er sich verkleidet. Er wollte genauso wenig wie ich, dass man wusste, wer er war. Ich wusste nur, dass er wunderschöne dunkelgrüne Augen hatte. „Sie träumt wieder von ihm, nicht wahr Fynn.“ Dieser machte ein zustimmendes Geräusch und bewegte sich auf mir. „Oh Fynn, er hatte so tolle dunkelgrüne Augen“, versuchte sie mich nachzumachen, gelang ihr aber nicht so. „A) so habe ich es nicht gesagt und b) ist er auch arrogant. Er hat sich noch nicht einmal für meine Hilfe bedankt.“ „Jaja, jetzt will sie nur die Tatsache verschleiern, dass sie ihn mag, nicht wahr Fynn?“ Dieser nickte zustimmend. „Das stimmt ...“, fing ich an, wurde aber durch einen lauten Schrei unterbrochen. Ich sprang sofort auf und sah mich um. „Was war das?“, fragte Adele und stand langsam auf. Ich war allerdings schon voll in Alarmbereitschaft. „Bitte, bitte nicht!“, rief die Stimme wieder. Sie schrie wieder. „Hilfe!“ Das war es, was mich dazu bewegte los zurennen. „Milea, nein!“, schrie Adele mir nach, aber ich blieb nicht stehen. Mit gezielten Griffen zog ich mir die Kapuze über den Kopf, packte meinen Bogen fester und holte einen Pfeil aus dem Köcher. Durch die Hilfeschreie konnte ich gut bestimmen, wo ich hin musste. Leise schlich ich mich an das Geschehen an und versteckte mich hinter einem Baum. Dort war ich zwar nicht geschützt, aber ich wollte ja auch helfen und mich nicht verstecken. Aber um mir einen Überblick zu verschaffen, war dieser Platz ganz gut. Vor mir standen zwei Typen, die ein Mädchen vor sich auf den Boden gestoßen hatten. Ich konnte die beiden nicht erkennen, aber ich wusste, welches Wesen sie waren. Sie waren Vampire. Das Mädchen allerdings war ein ganz anderes Wesen, nämlich eine Nymphe. Aber was machte sie hier? Nymphea war ziemlich weit von hier weg und wie eine Prinzessin, die zu meinem Geburtstag gekommen war, sah sie auch nicht aus. „Bitte lasst mich gehen“, jammerte die Nymphe und machte sich ganz klein. Die Vampire lachten nur und zogen ihre Schwerter. Ich konnte jetzt nicht mehr darüber nachdenken, wie diese Nymphe hergekommen war, sondern ich musste ihr helfen. Schnell spannte ich den Bogen, zielte auf den einen Typen und atmete noch mal tief ein. Dann ließ ich den Pfeil los. Er sauste durch die Luft und traf den rechten Typen in der Schulter. Ich vergoldete keine Zeit und zog direkt den nächsten Pfeil, spannte ihn und ließ ihn los. Auch dieser verfehlte sein Ziel nicht; die Schulter des linken. Somit war ihre Aufmerksamkeit nicht mehr auf der Nymphe sondern auf mir, sodass sie verschwinden konnte. Ich kam aus meinem Versteck und spannte wieder einen Pfeil. Ich dachte, das Glück sei auf meiner Seite und ich würde ungeschadet aus dieser Sache heraus kommen, nur hatte ich nicht damit gerechnet, dass es noch weitere Vampire gab. Ich wollte nämlich gerade einen weiteren Pfeil abfeuern, schon schossen vier Vampire aus den Gebüschen. „Ein edler Ritter?“, fragte der Rechte und zog sich ohne Mühen den Pfeil aus der Schulter. Verdammt, ich hätte sie sofort töten sollen. „Ritterin, wenn schon“, meinte ich und zog mein Schwert … was die Vampire zum Lachen brachte. Die würden sich noch wundern. „Willst du nicht diesen lächerlichen Umhang ausziehen?“ Alle sechs Vampire umkreisten mich jetzt und sahen mich natürlich auch lüsternd an, nur dass ich ihnen den Gefallen nicht tun würde. Zum Glück nutzte die Nymphe diese Situation aus und es dauerte auch keine Sekunde, da hatte sie schon begriffen, dass sie verschwinden sollte. Sie rappelte sich auf und verschwand ungesehen. Mein Schwert packte ich fester und schleuderte es auf einen der Vampire. Es drehte sich in der Luft und trennte einem der sechs den Kopf ab. Ich kümmerte mich nicht mehr um diesen und drehte mich um, um den anderen entgegen zu stehen. Diese wurden nämlich jetzt erst richtig sauer und sprangen auf mich zu. Einem konnte ich meinen Ellbogen in den Bauch rammen, ihm dann zwischen die Beine treten und ihm dann einen meiner Pfeile ins Auge stechen. Aber da kam auch schon der nächste, dem ich erst einmal auswich. Aber es dauerte nicht lange, da hatte ich auch ihn ausgenockt. Dem nächsten jagte ich einen Pfeil in die Brust und wollte mich dann dem nächsten stellen, aber da hatte ich nicht damit gerechnet, dass er schon so nah an mich herangekommen war. Sobald ich mich umgedreht hatte, packte er mich um den Hals und hob mich hoch. Ich klammerte mich an sein Handgelenk und versuchte seine Hand irgendwie zu lösen, aber das brachte ihn nur dazu fester zu zudrücken. Ich keuchte, versuchte aber dem Vampir nicht zu zeigen, dass mir langsam die Luft aus ging … aber ich glaube, dass wusste er so oder so schon, denn sein Grinsen wurde immer breiter. „Jetzt bist du nicht mehr so großmäulig, oder?“, grinste er und zog mir die Kapuze vom Kopf. Seine Augen wurden größer und auch sein Grinsen verschwand für einen kleinen Moment von seinen Lippen. In seinen Augen sah ich, dass er genau wusste, wer ich war … oder es erahnte … seine dummen Freunde allerdings, ahnten nichts. „Eine Elbin?“, fragte einer. „Die traut sich aber was.“ Er kam näher und sah sich mein Gesicht an. „Du wirst sie wohl nicht mit uns teilen, oder Boss?“ „Genau, lasst bloß eure dreckigen Finger von ihr“, knurrte der, der mich gepackt hatte. „Du klaust mir meinen Text“, ertönte plötzlich eine Männerstimme und dann ging alles sehr schnell. Pfeile sausten durch die Luft, die Vampire gingen stöhnend zu Boden und waren tot. Der Vampir der mich fest hielt drehte sich um und hielt mich als Schutzschild vor sich. „Wie schlau, aber wer sagt, denn dass ich wegen ihr gekommen bin?“ Ich sah den Fremden vor uns an und staunte nicht wirklich schlecht. Es war der Typ dem ich jetzt schon ein paar mal begegnet war. Der, der sich genauso wie ich kleidete, um nicht erkannt zu werden. Er spannte seinen Bogen und zielte auf uns. „Willst du wirklich ein so süßes Ding töten?“, fragte der Vampir, packte mein Kinn und drückte meine Wangen zusammen. „Na ja, süß sieht anders aus.“ Was? Dieser Trottel. Aber dadurch, dass er mit diesem dummen Vampir plauderte, hatte ich die Gelegenheit zu zuschlagen. Mein Arm war nämlich jetzt in einer guten Position, um ihm den Ellbogen in den Magen zu rammen. Und genau das tat ich auch. Mit voller Wucht rammte ich dem Vampir meinen Ellbogen in den Magen, dadurch ließ er mich los und taumelte etwas nach hinten. Schnell schnappte ich mir meinen Bogen und einen Pfeil, stand auf und wollte zielen, da sauste ein Pfeil an meiner Wange vorbei und traf den Vampir im Auge. Dieser schrie auf, aber bevor wir ihm den Gnadenstoß geben konnten, verschwand er. Ich drehte mich zu dem Fremden um, dem Fremden mit den dunkelgrünen Augen. „Was sollte das?“, fragte ich ihn und funkelte ihn böse an. „Oh, ich hoffe doch nicht, dass du jetzt gekränkt bist, weil ich gesagt habe, du seist nicht süß.“ Seine Stimme klang amüsiert. „Ich dachte nur, dass eine junge Dame nicht süß, sondern wunderschön aussehen möchte.“ Das verschlug mir kurz die Sprache. Er machte mir Komplimente? Versuchte er etwa mit mir zu flirten? „Wunderschön, ja?“ Ich verdrehte die Augen und sammelte mein Schwert wieder auf. Als ich mich wieder umdrehte, stand er direkt vor mir und hatte sich sogar seine Kapuze vom Kopf geschoben. „Ja und deswegen frage ich mich auch, was eine wunderschöne Elbin hier im Wald verloren hat und sich mit so Mistkerlen herum schlägt.“ Ich sah ihm in die dunkelgrünen Augen und staunte wirklich nicht schlecht. Er war nicht von schlechten Eltern. Sein Gesicht war gepflegt, markant und hübsch. Seine Nase war zwar etwas groß, aber das merkte man durch sein makantes Kinn gar nicht so wirklich. Auf diesem bildete sich langsam ein Dreitage Bart, aber es sah wie gesagt nicht schlimm aus. „Und?“ „Ich glaube nicht, dass es dir besser gehen würde, wenn du es weißt“, lächelte ich ihn ganz kokett an, schob mir meine Kapuze wieder über den Kopf und ging an ihm vorbei. Er drehte sich wieder zu mir und streckte eine Hand nach mir aus. Zum Glück kam in dem Moment Fynn aus einem der Gebüsche und schmiegte sich an mein Bein. „Verrate mir wenigstens deinen Namen“, verlangte er und kam mir nach. „Ich fürchte, das muss ich ablehnen.“ Damit wollte ich verschwinden, aber da trat Adele durch die Büsche. „Gott, endlich habe ich dich gefunden! Du kannst doch nicht einfach so weg laufen, Lea“, schimpfte sie mich aus und stützte sich keuchend auf ihre Knie. Ich schloss die Augen und für einen Moment stellte ich mir das triumphierte Grinsen dieses Trottels vor, aber dann ging ich auch schon auf Adele zu und packte sie am Arm. „Hat mich gefreut, Lea“, rief er uns noch nach. „Er war es oder?“, fragte Adele und bekam ein riesiges Grinsen auf den Lippen. „Du hast ihn schon wieder getroffen.“ „Halt die Klappe und flieg nach Hause. Du musst schließlich pünktlich zu meinem Geburtstag erscheinen“, meinte ich nur und lief los. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 Mein Heimweg war nicht sehr anstrengend, ich kam auch ohne Probleme in mein Zimmer, ohne das mich jemand sah. Ich hatte mich sofort ausgezogen und war unter die Dusche gesprungen, damit auch keiner einen Verdacht hegen konnte. Was ich allerdings unter dieser ganzen Hektik vergessen hatte, war mein Hals. Erst als ich vor dem Spiegel in meinem Bad stand sah ich die leichten Blessuren, die dieser blöde Vampir hinterlassen hatte. Leicht strich ich über meinen Hals und beugte mich weiter zu meinem Spiegelbild. Man sah noch nicht viel, nur eine kleine Stelle färbte sich langsam blau. Mist! Wie versteckte ich diesen Fleck nur, ohne dass Nana es merkt? Eigentlich konnte das gar nicht funktionieren. Nana würde es sehen, sobald sie mich fertig machte. Was ich eigentlich nicht wollte, aber es war ja nunmal mein Geburtstag also würde sie sich nicht abhalten lassen mich fertig zu machen. Und dazu gehörte nun mal mich auch zu schminken. Sie würde es merken, wenn ich den Fleck überschminkte. Und was sagte ich ihr, wenn sie es finden sollte? Die Wahrheit? Auf keinen Fall. Dann eine Lüge? Eher Wahrscheinlicher. Mist, Mist, Mist! Es half alles nichts. In ein Handtuch gewickelt verließ ich das Bad und setzte mich an meinen Schmincktisch. Alles war sorgfältig platziert worden und Nana bestand auch immer darauf, die Sachen, die ich benutzte auch wieder an die gleiche Stelle zurück zustellen. Und genauso hatte sie einen ganz besonderen Platz für meine Krone. Sie hatte extra ein rotes Kissen für sie besorgt und dazu noch ein kleines Podest, sodass sie ein bisschen geschützter stand. Ich fand das alles zwar Schwachsinn, aber wenn Nana es so wollte, dann sagte ich nichts dagegen. Gedankenverloren starrte ich in den Spiegel und kämmte mir die langen braunen Haare. Leicht blitzen ab und an ein paar blonde Haare heraus. Meine Haarfarbe war ungewöhnlich für eine Elbin der Königlichen Familie. Meine Mutter und auch mein Vater hatten beide langes blondes Haar, warum ich braunes Haar hatte, wusste ich nicht. Aber dementsprechend gab es Leute, die mich nicht wirklich akzeptierten, aber dann gab es auch noch die, die es unwiderstehlich fanden. Seufzend legte ich mir die Haare über die Schulter und kämmte dann weiter. Keine Sekunde später klopfte es auch schon an der Türe und Nana trat mit einem Kleidersack in der Hand ein. „Du bist ja schon geduscht“, lächelte sie und legte das mitgebrachte Kleid auf mein Bett; direkt auf Fynn. Dieser krabbelte unter dem Stoff hervor und knurrte leise. „Oh, entschuldige Fynn.“ Er drehte sich beleidigt um und machte es sich auf meinem Kissen gemütlich. „Mag er mich jetzt nicht mehr?“ „Quatsch, er stellt sich nur ein bisschen an“, meinte ich und legte die Bürste brav an ihren Platz zurück. Nana stellte sich hinter mich und sah mich durch den Spiegel an. „Geht es dir gut?“ ich lächelte sie an und schüttelte den Kopf. „Du hast nur keine Lust auf dieses Fest.“ „Mein Vater sieht diese Feste doch nur als Blind-Date für mich.“ „Du bist jetzt achtzehn, Milea, und als eine Prinzessin musst du den Fortbestand unserer Spezies erhalten.“ Sanft legte sie mir ihre Hände auf die Schulter. „Aber muss es jemand sein, den ich noch nicht einmal mag? Kann ich diesen Fortbestand unserer Spezies nicht mit jemandem erhalten, den ich liebe?“ „Bist du denn verliebt, Milea?“ Ich sah Nana durch den Spiegel in die Augen und plötzlich blitzen sie dunkelgrün auf. Schnell sah ich herunter und blieb dann an meiner Krone hängen. Verliebt? Nein, ich konnte nicht in diesen arroganten Typen verliebt sein … ich meine, ich kannte ihn ja noch nicht mal. … Und wenn ich mich wirklich in ihn verliebt hatte, würde daraus nichts werden. Er war sicher nur ein Bauer oder jemand anderes vom Volk. Mein Vater würde nie zustimmen. „Nein, ich bin nicht verliebt“, meinte ich und setzte mich gerade hin. „Lass uns anfangen, sonst komme ich zu meiner eigenen Party zu spät und Dad kann sich wieder aufregen.“ Nana lächelte mich an und fing dann an. Der Ballsaal war voller Leute, alle die sich für was besseres hielten, wie mich das schon ankotzte. „Phillip, da bist du ja endlich!“ Ich drehte mich um und sah meinem Besten Freund ins Gesicht. „Deinen Vater und deine Brüder hab ich schon getroffen. Er war nicht wirklich begeistert davon, dass du wieder ausreiß genommen hast.“ Ich lächelte nur ertappt und stellte mich neben ihn. „Mein Vater ist von nichts begeistert, egal ob ich jetzt zuhause bin oder eben nicht.“ Niko seufzte und legte mir eine Hand auf die Schulter. Er war mein bester Freund, ja aber auch mein Cousin. Er war der Sohn des Bruders meines Vaters und daher auch von Adel. Was mich sehr beruhigte. Hätte ich nämlich alleine auf dieses Fest gemusst, dann wäre ich wohl kaum aufgetaucht. „Warst du wieder unterwegs, um edle Jungfrauen zu retten?“ Grinsend sah ich ihn an. „Ich hab sie wieder gesehen.“ Das ließ Niko aufhorchen und sah mich interessiert an. „Und? Hast du diesmal mehr über sie heraus bekommen? Manchmal denke ich wirklich du denkst sie dir nur aus, damit du ne gute Geschichte erzählen kannst.“ „Nein, ich schwörs dir. Sie ist echt und sie ist wunderschön.“ Niko verdrehte seine dunkelblauen Augen und sah sich wieder im Saal um, genauso wie ich. „Erzähl schon. Was ist sie?“ „Eine Elbin.“ Niko sah sofort wieder zu mir. „Sag mir nicht du bist nur her gekommen, um sie zu suchen.“ „Quatsch. Sie wird nicht hier sein. Komm schon, sei mal realistisch. Welche Prinzessin würde sich schon in einen Fummel stecken nur um im Wald herum zulaufen und gegen Vampire zu kämpfen? Es können ja nicht alle so bekloppt sein wie ich.“ „Also hast du dich in ein Bauernmädchen verknallt“, grinste Niko und ich verdrehte sie Augen. „Du redest nur noch von ihr, Phil, seit wir sie im Wald gesehen haben.“ „Ja, weil sie anders ist, Niko. Sie war taff und hatte immer einen blöden Spruch zur Hand. Und diese Augen.“ „Oh er driftet ab“, lachte Niko und schlug mir auf die Schulter. „Aber wenn du sie heute getroffen hast, warum fragst du sie nicht mal nach ihrem Namen?“ „Hab ich“, grinste ich. „Und?“ „Sie wollte ihn mir nicht sagen. Allerdings hatte sie eine Begleiterin, die sie bei ihrem Namen gerufen hatte.“ „Und?“, fragte Niko drängender. „Lea.“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Und was willst du jetzt tun? Sie suchen, obwohl sie dir einen dicken fetten Korb gegeben hat?“ „Ich weiß nicht, Niko. Ich will sie auf jeden Fall ...“ „Phillip!“, schrie jemand in unserer Nähe … und damit war meine Ruhe vorbei. Niko klopfte mir noch mal auf die Schulter und dann machte ich mich auf den Weg zu der Stimme, die mich gerufen hatte. Zu meinem Vater. Ich hatte schon gesehen, dass er nicht weit von uns weg gestanden hatte. Er stand Arm in Arm mit seiner Frau und links und rechts standen meine Brüder. Als er mich dann endlich vor sich hatte, sah ich, wie etwas Rauch aus seiner Nase stieg. Jap, er war sauer. „Phillip Draco, wo warst du? Ich habe dir gesagt, dass wir hier pünktlich sein müssen“, schallte mich mein Vater. „Ich habe die Zeit vergessen, Vater.“, entschuldigte ich mich und verbeugte mich leicht. Was mich natürlich keine Pluspunkte bei ihm sammeln ließ. Er hasste mich und das würde sich nicht ändern, auch wenn ich das tat was er von mir wollte … also warum mir unnötig den Spaß verderben? Rahel drückte den Arm meines Vaters und sah ihn liebevoll an. „Schatz, streitet jetzt nicht. Wir sind auf einem Geburtstag“, sagte sie mit ihrer leisen Stimme und stimmte so meinen Vater milder. „Wir werden gleich vorgestellt, um Prinzessin Milea zu gratulieren, also lächeln und seht fröhlich aus.“ Fröhlich aussehen? Ja klar. Meine Familie ging an mir vorbei und ich drehte mich um. Sie sahen alle so vornehm aus und vor allem sahen sie aus, wie eine Familie. Rahel hatte dafür gesorgt dass alle das gleiche Blau trugen. Selbst ich, aber wenn man uns so ansah, dann merkte man irgendwie, dass ich nicht dazu gehörte. Mein Vater und Rahel taten immer auf heile Welt, nur ich bekam davon nicht wirklich etwas ab. Und mein beiden Brüder waren genauso drauf. Sie waren nur meine Halbbrüder, da Rahel nicht meine richtige Mutter war. Sie war die zweite Frau meines Vaters. Seufzend folgte ich dieser Familie und wartete darauf, dass der Herold uns aufrief. Als es dann soweit war strich Rahel noch mal ihr Kleid straff und setzte ein umwerfendes Lächeln auf. „Und nun König Ilja Draco mit seiner Königin Rahel Draco“, kündigte der Herold uns an und die zwei traten vor. Sie gingen eine kleine Treppe hinauf, wo das Königspaar der Elben auf ihren Thronen saßen und die Prinzessin brav darauf wartete, dass jeder ihr zum Geburtstag gratulierte. Mich interessierte dieses ganze Schauspiel allerdings nicht wirklich. Ich wusste, dass jetzt erst einmal meine Brüder aufgerufen wurden, obwohl ich der ältere war. „Prinz Mijo und Prinz Ben Draco“, sprach der Herold weiter. „Und als letztes Prinz Phillip Draco.“ Ich ging die wenigen Treppen hinauf, eine Hand auf dem Rücken , den Kopf ein bisschen geneigt. Bloß meinen Respekt zeigen. Als ich dann oben war, sah ich auf und erstarrte. Mir starrten strahlend Blaue Augen entgegen, die Augen, denen ich erst vor ein paar Stunden begegnet war. „Du?“, hauchte sie und ich löste mich aus meiner Starre. Sanft nahm ich ihre Hand und gab ihrem Handrücken einen sanften Kuss. „Herzlichen Glückwunsch, Prinzessin Lea“, lächelte ich und ließ ihre Hand los. „Ich hoffe Ihr gewährt mir am heutigen Abend einen Tanz.“ „Wenn Ihr schnell genug seid.“ „Ich werde mich bemühen.“ Sie strich sich eine Strähne hinter ihr spitzes Ohr und lächelte leicht. Das war ja schon mal ein Anfang. Unten wartete Niko schon auf mich und sah mich mit großen Augen an. „Was ist passiert?“, fragte er mich. „Du warst wie erstarrt.“ „Sie ist es“, meinte ich und drehte mich sofort zu ihr um. Jetzt waren schon weitere Adelsfamilien bei ihr oben. Sie lächelte jeden einzelnen an, aber so wirklich nahm ich es ihr nicht ab. „Du spinnst doch. Sie ist die Prinzessin der Elben, Phil. Wenn hier jemand am wenigsten durch den Wald läuft, dann ist sie es.“ „Ach und ich darf sowas tun? Ich bin der Typ dafür?“ „Sei mir nicht böse, aber du hast noch zwei Brüder und du weißt genau, wie es bei dir aussieht. Es sieht sehr schlecht für dich aus den Thron zu besteigen. Sie allerdings ist die einzige Tochter von Lucan und Katalina. Sie wird die Königin.“ Er hatte ja Recht. Mal davon abgesehen, dass sie sich sicherlich niemals für mich interessieren würde. Denn auch wenn ich ein Prinz war … gehörte ich doch nicht wirklich zu ihnen. „Ich muss es versuchen“, meinte ich und sah Niko an. Dieser blieb für einen Moment still, sah mich von oben bis unten an und lächelte dann. „Dann hoffe ich für dich, dass sie nicht so sehr darauf aus ist einen edlen Prinzen kennenzulernen.“ „Sehr freundlich.“ „Vielleicht schafft es dein Charme ja, dass sie darüber hinweg sieht.“ „Und du bist mein Freund?“ „Nein, dein böser Cousin.“ „Niko, komm mal bitte her, ich möchte dir jemanden vorstellen“, rief plötzlich seine Mutter und er sah mich entschuldigend an. Ich nickte bloß und machte mich dann auf, um mir einen guten Platz zu sichern. An mir ging eine Kellnerin vorbei, von der ich ein Glas des besten Weines aus Albis bekam. Und dann ging ich zum Ende des Saales und lehnte mich an die Wand. Von hier hatte ich einen wunderbaren Blick auf Milea. Sie stand dort oben, brav wie es sich gehörte und empfing jeden Gast. Sie ließ sich die Hand küssen, lächelte und plauderte kurz mit ihren Gästen. Und dabei sah sie wunderschön aus. Ihr dunkles Haar fiel einfach so auf ihre Schultern und zwei Strähnen umrahmten ihn Gesicht. Wir waren uns schon öfter begegnet nicht nur im Wald, nein auch auf solchen Festen, aber nie hatte ich sie wirklich wahrgenommen. Erst seit unserer ersten Begegnung im Wald. Ihre hellblauen Augen waren das schönste was ich je gesehen hatte. Aber jetzt, jetzt konnte ich sie mir in Ruhe ansehen. Mir ihre kleine Stupsnase ansehen, ihre vollen Lippen, die heute ein bisschen roter schienen als sonst und ihr schönes, weibliches Gesicht. „Du starrst sie an, das ist dir bewusst oder?“, ertönte Nikos dunkle Stimme neben mir. „Ich beobachte sie“, meinte ich nur und nahm einen Schluck von meinem Wein. „Du starrst.“ „Tun die anderen auch.“ Niko lachte und schüttelte den Kopf. Aber das war es auch schon wieder an Aufmerksamkeit für Niko, stattdessen sah ich wieder zu Milea. Ich riss mich von ihrem Gesicht los und sah mir ihr Gewand an. Sie trug ein edles rotes Kleid, mit langer Scherpe und langen Trompetenärmeln. Es stand ihr wirklich sehr gut. Es betonte ihren schlanken Körper und ihre sehr weiblichen Rundungen. Die Musik wurde leiser gemacht und Milea trat etwas vor. „Ich danke euch allen, dass ihr alle so zahlreich erschienen seit, um mit mir meinen Geburtstag zu feiern“, fing Milea eine kleine Rede an. Alle hörten ihr gespannt zu. „Ich hoffe, wir werden ein paar nette Stunden verbringen und das natürlich auf unsere Kosten.“ Alle lachten und Milea verbeugte sich leicht. „Auf einen wundervollen Abend.“ „Das hast du schön gesagt“, meldete sich nun auch König Lucan zu Wort und stellte sich neben seine Tochter. Sie sah ihm nicht ähnlich. Sie hatte nicht das gleiche Blonde Haar wie er, weder noch die dunklen blauen Augen. „Und deswegen würde ich die Party gerne mit einem Tanz offiziell beginnen.“ Er hielt seiner Tochter seine Hand hin, die sie ohne zu Zögern entgegen nahm. Gemeinsam schreiteten sie auf die Tanzfläche. Mit einem Nicken des König fing die Band wieder an zuspielen und Vater und Tochter schwebten über die Tanzfläche. Ich sah ihnen zu, aber irgendetwas störte mich an diesem Bild. Sie sahen vertraut aus, aber wenn es wirklich so war … wieso schlich sie sich davon und lief durch die Wälder? Vater wirbelte mich herum und zog mich wieder an sich. Wir redeten kein Wort während des Tanzes miteinander. Vater sagte immer, das würde sich nicht gehören. Viel zu langsam ging das Lied zuende, aber als es so war, wünschte ich mir, dass es das nicht war. Denn jetzt kamen etliche Leute, dich mich zu einem Tanz aufforderten … und ich durfte nicht ablehnen. Wie würde das denn aussehen? Also musste ich da durch. Beim Tanzen sah ich durch die ganzen Menschen, die gekommen waren … aber ich suchte nur ihn. Ein weiterer Tanz ging vorbei und ich stellte mich schon darauf ein mit jemandem zu tanzen, der mir nur leere Komplimente machte und mir das Ohr voll laberte. „Darf ich übernehmen?“, ertönte eine rauchige, aber melodische Stimme. Wir drehten uns um und ich sah in seine dunkelgrünen Augen. Ganz vornehm stand er vor uns, eine Hand auf dem Rücken, die andere mir dargeboten. Mein Tanzpartner nickte, küsste meinen Handrücken und legte meine Hand dann in die von Prinz Phillip. Die Musik fing wieder an zu spielen und wir setzten uns in Bewegung. Es war ein sehr traditioneller Tanz, der nicht auf Nähe bestand, sondern auf Abstand. Kein Körperteil von uns berührte sich, nur unsere Hände lagen aneinander. Zum Takt gingen wir im Kreis und machten ab und zu mal eine Verbeugung oder eine Drehung. „Da habe ich mir wohl den falschen Tanz ausgesucht“, lächelte er mich an. „Ihr seid auch sehr spät“, warf ich ihm vor. Er lächelte und wir verbeugten uns. „Ich habe auf den richtigen Augenblick gewartet.“ „Den richtigen Augenblick?“ „Wenn mein Vater wegsieht“, lächelte er und zuckte schuldig die Schultern. Das brachte mich zum Lachen. „Meint Ihr er würde es nicht wollen, dass Ihr mit mir tanzt?“ Wir kamen uns ein bisschen näher, sodass sich jetzt auch unsere Ellbogen berührten, drehten uns aber immer weiter im Kreis. „Nein, würde er nicht. Schließlich will er Euch mit meinem Bruder vermählen.“ „Welcher Vater möchte das denn nicht?“, lächelte ich ihn kokett an und bekam zur Antwort ein amüsiertes Lachen. „Du weißt scheinbar wie schön du bist.“ „Und dir ist scheinbar bewusst, dass ich das schon tausendmal am heutigen Abend gehört habe.“ „Deswegen musste ich es noch einmal sagen.“ „Wie Aufmerksam.“ Wir kamen uns noch ein Stückchen näher, sodass wir schon fast Schulter an Schulter standen. „Welcher deiner Brüder denn?“ Phillip sah mir in die Augen und konnte sich ein grinsen nicht verkneifen. Ihm machte es Spaß sich so über seine Familie zu unterhalten. Ich wusste nicht viel über die Dracos, nur das Phillip derjenige war, der immer einsteckte. Und obwohl er der Ältere der drei Brüder war, war er nicht für den Thron vorgesehen. „Ich glaube Mijo, er ist der Ältere.“ Ich wich seinem Blick aus und starrte auf unsere Hände. „Warum nicht du?“ „Ihr schmeichelt mir, Prinzessin, aber ich bin nur ein Waldstreicher.“ Das ließ mich wieder aufsehen. Er machte keinen Hell daraus, dass niemand hinter ihm stand. „Der ab und zu Prinzessinnen rettet.“ „Und sehr arrogant ist.“ „Das kann gut sein.“ Wir kamen uns wieder ein bisschen näher und standen uns jetzt gegenüber. Um uns herum tanzten alle in Ruhe weiter, keiner achtete auf uns. „Der arrogante Held würde dich gerne Küssen.“ Ich stand wie angewurzelt da und tat nichts. Wollte ich, dass er mich küsste? Sanft legte Phillip seine Hand an meine Wange und wie von selbst beugte ich mich zu ihm. Doch da verstummte die Musik und mein Vater rief nach mir. Alle tanzenden machten den Weg frei und wirklich jeder sah zu Phillip und mir herüber. Ich drehte mich um und sah zu meinem Vater, der wieder vor seinem Thron stand. Er streckte eine Hand nach mir aus … und ich musste zu ihm. Mit einem entschuldigenden Blick an Phillip ging ich zu meinem Vater. Als ich dann wieder oben stand und auf meine Gäste herunter sah, sah ich auch Phillip. König Ilja war zu ihm gestürzt und redete jetzt leise aber bestimmt auf ihn ein. Unser Herold stellte sich wieder in Position und räusperte sich. „Etwas verspätet, aber jetzt endlich eingetroffen: Prinz Alex McClair.“ Nein. Ich ballte eine Hand zur Faust und musste stumm zusehen, wie Alex die große Treppe herunter kam, den Blick starr auf mich gerichtet. Er war nicht hässlich, dass musste man ihm schon zusprechen, aber er war ein Schleimer. Er wollte alles nur für sich und wenn irgendwer auf diesem Weg auf der Strecke blieb, war ihm das völlig egal. Hauptsache er hatte das was er wollte. Sein langen blondes Haar wehte nur so hin und her, genauso wie der lange Mantel den er über seinem Festgewand trug. Dieses war natürlich pompös und mit Edelsteinen besetzt … nur das Beste, wie er sagen würde. Seine braunen Augen fixierten mich die ganze Zeit und ließen mich auch nicht mehr los. In ihnen spiegelte sich etwas ab, was es mir eiskalt den Rücken herunter lief. Und außerdem trat er hier auf, als würde ihm alles gehören … als würde ich ihm gehören. Das dumme an der ganzen Sache war nur, dass er damit ja auch Recht hatte. Mutter und Vater hatten ihn ausgewählt, egal was ich dazu sagte … er würde mir gleich, vor allen Anwesenden einen Antrag machen … er würde mir vor Phillip einen Antrag machen. „Entschuldigt mein spätes Erscheinen“, entschuldigte sich Alex und verbeugte sich vor meinen Eltern. „Du hattest bereits gesagt, dass du etwas später kommen würdest“, meinte meine Mutter nur und nickte dann zu mir. Alex kam mit dieser Erlaubnis auf mich zu, nahm meine Hand und drückte mir dann einen Kuss auf die Wange. „Es freut mich, dich wieder zu sehen“, hauchte er und küsste dann noch mal meinen Handrücken. „Herzlichen Glückwunsch, meine Prinzessin.“ „Es ist schön, dass du es noch einrichten konntest, Alex“, meinte ich zu ihm und lächelte. „Ich kann den Geburtstag der schönsten Elbin im ganzen Königreich doch nicht verpassen.“ Er gab mir noch einen Kuss auf den Handrücken und ließ meine Hand dann los, um sich dann zu meinen Gästen umzudrehen. „Und deswegen habe ich dir auch das persönlichste Geschenk aller Königreiche mitgebracht.“ Unter meinen Gästen wurde schon getuschelt und ich wurde nur noch steifer. Das wollte er doch nicht jetzt sofort schon machen, oder? So wie es aussah schon. Alex drehte sich wieder zu mir, holte etwas aus seinem Mantel und ließ sich vor mir auf die Knie fallen. Nicht, bitte. „Liebste Milea ich möchte dich hier und jetzt, vor all diesen wichtigen Menschen fragen“, fing er an und nahm meine Hand. Mein Blick allerdings ging über meine ganzen Gäste und blieb an einem Mann hängen. Phillip. „Ob du meine Frau werden willst.“ Alle hielten die Luft an, es war Mucksmäuschen still. Ich konnte Phillip nur in die dunkelgrünen Augen sehen. Er erwiderte meinen Blick, tat aber nichts. „Milea?“ Alex drückte meine Hand, das hieß aber nicht, dass ich den Blickkontakt mit Phillip beendete. „Milea!“, zischte mein Vater. „Ja … ja will ich“, antwortete ich dann leise und schloss die Augen. Alex steckte mir einen Diamanten an den Finger, stand auf und drückte mir seine Lippen auf. Er drückte mich so fest an sich, legte seine Hand fast auf meinen Po und küsste mich gewaltsam. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 „Kannst du mir mal bitte verraten, warum du mit Milea auf der Tanzfläche gestanden hast?“, schnauzte Vater mich an. Er hatte mich aus dem Saal geholt und schrie mich jetzt an, denn er hatte genau mitbekommen, dass Milea mich angesehen hatte … als Alex ihr den Antrag gemacht hatte. Und jetzt wollte er von mir wissen, was ich mit ihr gemacht hatte. Denn er war ja nicht nur wütend, dass aus seiner Idee Mijo mit ihr zu vermählen gescheitert war, sondern auch weil Milea mich angesehen hatte und sogar gezögert hatte. „Ich habe nur mit ihr getanzt, Vater“, meinte ich, denn ich musste ihm antworten, sonst würde er noch wütender werden, auch wenn er das tat, wenn ich ihm antwortete. „Hatte ich dir das erlaubt?“ „Ich hab sie auf einen der Bälle kennengelernt, Vater, wir haben uns gut verstanden, mehr war da nicht.“ „Verkaufe mich nicht für dumm. Sie hat gezögert, Phillip, sie hat gezögert und dich angesehen.“ „Wir kennen uns doch kaum. Sie war sicher nur überrascht ...“, fing ich an, aber mein Vater wollte das alles nicht hören. Er unterbrach mich, indem er mir eine Backpfeife gab. Mein Kopf flog zur Seite, der Knall hallte noch leise von den Wänden wieder. „Kein Wort mehr Phillip. Ich will dich nicht mehr in ihrer Nähe haben.“ Damit drehte er sich um und ging. Für ihn war das Thema vorbei und musste nie wieder zur Sprache kommen. Ich ging hinaus auf die große Terrasse, aber erst nachdem ich mir noch einen Wein von einer der Kellnerinnen geholt hatte. Die Terrasse war riesig und an vier Stellen konnte man eine Treppe hinunter in den Garten gehen. Ich setzte mich allerdings auf eine dieser Treppen und sah mir diesen Riesen großen Garten an, den Katalina sich hielt. Sie war sehr versessen darauf, dass alles schön blühte und gut aussah. Meistens traf man sie auch selber in diesem Garten an und das am Arbeiten. Seufzend setzte ich das Weinglas an und nahm einen Schluck. Die feierliche Musik drang nur leise zu mir, aber es reichte, um mir vorzustellen, wie sich alle über die Tanzfläche bewegten. Und natürlich ließ es mich auch an unseren Tanz erinnern. Verdammt, was hat mich da nur geritten? Ich hatte sie echt küssen wollen. Ich hatte sie mitten auf der Tanzfläche küssen wollen. Vor den ganzen Leuten, die eh schon kein gutes Bild von mir hatten, da wollte ich einfach noch einen drauf setzten. „Verdammt“, flüsterte ich und nahm einen großen Schluck von dem Wein. „Gefällt dir die Party nicht mehr?“ Ich sprang auf und drehte mich um, dabei verschüttete ich etwas Wein auf dem Boden. „Verdammt, ich ...“, fing ich an, sah aber dann hoch und sah Milea in die Augen. „Nein … doch … also.“ Sie lächelte, nahm sich mein Weinglas und setzte sich auf die Treppe. Milea nahm einen kräftigen Schluck von meinem Wein und sah dann ins Glas. „Gefällt dir die Party nicht?“ Ich setzte mich neben sie und streckte die Beine aus. „Mein Vater hat diese Feier organisiert.“ „Das ist doch gut.“ Sie lächelte traurig ins Glas und nahm noch einen Schluck. „Er gibt sie, um mich allen zu zeigen und vor allem war sie nur dazu da, damit Alex mir diesen wunderbaren Antrag machen konnte.“ Jetzt sah sie auf ihre linke Hand, wo ein viel zu protziger Ring steckte. Ich nahm ihr das Glas ab und trank selber einen Schluck. „Du bist ihm eben wichtig.“ Milea lachte sarkastisch auf. „Wichtig um zu prahlen, ja. Mehr aber auch nicht. Meinem Vater ist es nur wichtig, wie wir vor den anderen Königreichen aussehen.“ „Deswegen schleichst du dich raus?“ „Was anderes habe ich nicht.“ Sie faltete die Hände und sah mich dann an. Plötzlich wurden ihre Augen größer und sie drehte sich ganz zu mir. „Was ist passiert?“ Sanft legte sie ihre Hand auf meine Wange und strich darüber. Ich packte ihr Handgelenk und zog ihre Hand weg. „Nichts weltbewegendes“, meinte ich nur und drehte meinen Kopf weg. „Nichts, was ich nicht kenne.“ „Aber warum hat er dich geschlagen?“ „Ist ja egal.“ Damit stand ich auf und ging die Treppe hinunter in den Garten, das Glas machte ich mit einem Schluck leer. Das Glas stellte ich auf eine kleine Mauer und ging weiter in den Garten. „Phillip, warte.“ Milea kam mir nach gelaufen, neben mir blieb sie stehen und ging neben mir her. „Du solltest zurück zu deinen Gästen gehen.“ Ich strich mir eine Strähne hinter mein spitzes Ohr und sah Phillip von der Seite an. „Ich brauche was frische Luft“, meinte ich. Er steckte sich seine Hände in die Hosentaschen und lief einfach schweigend weiter. Ich hielt mit ihm Schritt und sah ihn mir von der Seite an. Er war gutaussehend, sehr sogar. Schon seit unserem ersten Treffen war ich von seinen dunkelgrünen Augen fasziniert, aber auch der Rest seines Gesichts war sehr ansehnlich. Sein markantes Kinn passte zu seinem Wesen, dass ich jetzt schon ein paar mal miterleben durfte, diese Stärke. Die spiegelte sich auch in seinen muskulösen Armen und Beinen wieder. Ich mochte den Dreitage Bart, den er hatte, dass machte ihn interessanter, verwegener … männlicher. Ich sah ihn noch genauer an. Sein schwarzes Haar hatte er heute ein bisschen zurecht gemacht, damit es nicht in alle Richtungen abstand, nicht so wie heute Morgen, aber auch das gefiel mir. Was mir allerdings jetzt erst auffiel war, dass er keine Krone trug. Er war zwar kein direkter Thronfolger, aber jeder Prinz hatte eine Krone … dabei stand ihm rechtmäßig die Krone zu. Auch seine Kleider unterschieden sich von denen seiner Familie. König Ilja und Königin Rahel trugen prunkvolle Gewänder und auch seine beiden Brüder, Mijo und Ben, waren bis aufs kleinste herausgeputz. Sie hatten dicke Diamanten an ihren Fingern, edle Mäntel, die von einer Goldkette zusammen gehalten wurden … Phillip trug nichts dergleichen. Er trug eine schlichte schwarze Hose, eine blaue Tunika, einen sehr schlichten, ohne Diamanten besetzten Gürtel und normale schwarze Stiefel, die ihm bis übers Knie reichten. Außerdem war mir beim Tanzen aufgefallen, dass er einen schlichten Ring am Zeigefinger trug. Mich wunderte nur, dass sie zugelassen hatten, dass er die gleiche Farbe wie sie trugen. Aber das war auch das einzige, was vielleicht darauf schließen konnte, dass er zu den Dracos gehörte. Und doch, wenn ich ihn mir so ansah, hatte er nichts von einem Waldstreicher. Im Gegenteil, er sah selbst ohne diese ganzen Klunker aus, wie ein Prinz. Seine gerade Haltung, sein geschmeidiger Gang und seine Manieren zeigten einfach, dass er auf Hof aufgewachsen war. Meine Gedanken schweiften ab, zu unserem Tanz. Er hatte ihn beherrscht, wie nichts anderes. Was auch ein Zeichen dafür war, dass er adelig war. Aber lange dachte ich nicht an seine Tanzkünste, ich dachte daran, wie wir uns näher gekommen waren. Immer Stück für Stück, bis wir uns so nahe waren, dass ich seinen Atem gespürt hatte. Und dann diese Frage. Für einen kurzen Moment hatte ich nicht damit gerechnet. Ich meine, ich kannte ihn kaum, wir hatten uns ein paar Mal getroffen und ja, ich war von seinen Augen angetan gewesen. Sie waren einfach nur so schön und immer wenn ich in dieses dunkelgrün gesehen hatte, war es fast so, als sei ich zuhause. Mehr hatte ich nicht von ihm gesehen, denn er hatte immer eine Kapuze getragen, genauso wie ich. Trotzdem hatte er mich gereizt und ich muss zugeben, dass ich mich seit unserem ersten Treffen jeden Tag herausgeschlichen hatte, um ihm vielleicht wieder über den Weg zu laufen. Und jetzt? Jetzt hatte ich ihn kennengelernt, jetzt wusste ich endlich wer er war … und ich wollte mehr wissen. Mehr über ihn wissen. Ich sah auf meinen linken Ringfinger, auf diesen hässlichen Diamanten, den Alex mir geschenkt hatte. Er hatte damit zeigen wollen, wie toll er doch war, wie viel Geld er hatte. Nur war mir das sowas von egal. Ich hatte bewusst nach Phillip gesucht, in diesem Moment. Ich hatte in seine dunklen Augen sehen wollen, hatte gehofft in ihnen etwas zu lesen. Aber er war genauso überrascht gewesen, wie alle anderen im Saal. Insgeheim hatte ich mir gewünscht, er hätte etwas gesagt … es verhindert. Aber wovon träumte ich hier? Wir kannten uns gerade mal ein paar Minuten und schon wollte ich, dass er mich aus Alex Klauen befreite? Nur ein Verrückter würde soetwas tun. Nur ein Verrückter würde sich gegen meine Eltern stellen. Vor allem war mir nicht klar gewesen, was ich Phillip mit diesem selbstsüchtigem Gedanken angetan hatte. Ich hatte gezögert und hatte ihn dabei angesehen. Sehr verständlich, dass Ilja ausgerastet war und Phillip die Schuld gab … vor allem, weil er mich ja auch mit seinem eigenen Sohn vermählen wollte. „Es tut mir leid, Phillip“, murmelte ich und sah auf den Boden. Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. „Ich hatte nicht nachgedacht. Mir hätte klar sein müssen, dass jemand es sieht und seine Schlüsse zieht.“ „Milea ...“ Ich sah ihm in die Augen und redete einfach weiter. „Ich wollte nicht, dass dein Vater so ausras ...“, meinte ich, kam aber nicht weiter, da Phillip mich plötzlich packte und seine Lippen auf die meinen drückte. Ich war leicht erstarrt, aber es war anders als der Kuss eben mit Alex. Phillip war sanft und zwang mich zu nichts, aber ich wollte, dass er mich küsste. Also machte ich einen Schritt auf ihn zu. Mehr brauchte er nicht und legte sanft eine Hand an meine Wange. Ich öffnete meine Lippen und hielt mich an seiner Schulter fest. Mein Herz fing an zu rasen und mir wurde auch wärmer, als unsere Zungen auf Erkundungstour gingen. Je länger wir uns küssten, desto leidenschaftlich wurde unser Zungenspiel und auch alles andere. Phillip drückte mich rückwärts bis ich gegen einen Baum stieß. Seine Hand hatte dabei auf meine Hüfte gelegt und dort blieb sie auch, hielt mich fest an sich gepresst. Der Kuss schien nicht aufzuhören und das wollte ich auch nicht. Mein Herz machte so viele Luftsprünge und auch sein Geruch stieg mir immer mehr in die Nase. Er roch nach Wald, nach einer Waldbrise, die mir durch die Haare wehte, aber da war noch mehr. Er roch auch nach Mann, dieser Geruch, den ein Mann einfach hatte, den ihn stark und unwiderstehlich wirken ließ. Doch dann löste Phillip sich von mir. Wir keuchten beide und ich biss mir auf die Lippe, die leicht von seinem Kuss angeschwollen war. Der herbe Geschmack seiner Lippen hing noch an meinen, ich wollte ihn noch einmal küssen, ihn noch einmal schmecken. Wir sahen uns tief in die Augen, atmeten zusammen. Mein Herz war immer noch außer Rand und Band und drängte mich, dieses Kuss zu wiederholen. „Das hätten wir auf der Tanzfläche nicht tun können“, flüsterte ich, nahm all meinen Mut zusammen und zog ihn wieder zu mir herunter. Diesmal war der Kuss etwas sanfter. Als sich unsere Lippen wieder berührten, ließ ich meine Hand in seine Haare gleiten. Unsere Zungen umkreisten sich diesmal langsamer und wir genossen die Wärme des jeweils anderen. Als wir uns dann wieder lösten, waren wir nicht so außer Atem, mein Herz allerdings klopfte immer noch, als wollte es aus meiner Brust springen. „Entschuldige, dass hätte ich nicht tun dürfen“, meinte Phillip, ließ mich aber nicht los. Ich löste meine Hand und legte sie ihm auf seine Brust. Dort spürte ich, dass auch sein Herz wild schlug. „Hätte ich es nicht gewollt, dann hätte ich dich weggestoßen.“ „Ich wollte nur, dass du aufhörst, dir die Schuld zu geben.“ „Phillip, es war meine Schuld, dass dein Vater gedacht hat, dass ich wegen dir gezögert habe.“ „Und das hier macht es besser? Ein Kuss macht es besser?“ Ich wollte ihm antworten, aber dazu hatte ich keine Zeit mehr. „Milea? Liebling?“ Ich ballte die Hand an seiner Brust und schloss die Augen. Diese Stimme würde ich überall heraus hören. Alex. „Milea?“ Ich sah Phillip an, der angestrengt die Zähne zusammen biss. „Du solltest zu ihm gehen“, meinte er und ging ein paar Schritte zurück. Er war sauer, dass sah ich ihm an. „Liebling?“ Ich wollte nicht. Alex kotzte mich sowas von an, ich wollte jetzt nicht auf verliebt tun, vor allem nicht mit ihm. „Milea?“ Alex tauchte zwischen den Bäumen auf und stand dann vor Phillip und mir. „Gefunden“, lächelte ich ihn an und drückte mich von dem Baum weg. Alex allerdings musterte Phillip. „Ich hoffe für dich, dass du sie nicht angefasst hast.“ Alex sprach nicht mit mir, nein, er ignorierte mich richtig. „Alex, wir haben nur geredet.“ Jetzt sah er mich an, musterte mein Gesicht. Bevor ich etwas machen oder sagen konnte, ging Alex auf Phillip zu und blieb einen Schritt vor ihm stehen. „Sehe ich dich noch einmal an ihrer Seite bringe ich dich um.“ „Von welcher Seite denn?“, provozierte Phillip ihn. Er hatte keine Angst vor Alex, das sah man ihm an. Und auch Alex sah das, deswegen holte er aus und verpasste Phillip eine. Ich schrie auf, drückte mich zwischen die beiden und legte beiden eine Hand auf die Brust. „Alex, verdammt was sollte das?“, schrie ich ihn an. Ich ließ von ihm ab und drehte mich zu Phillip. Ihm lief schon Blut aus der Nase. Verdammt, Alex hatte den richtigen Punkt getroffen. Schnell raffte ich mein Kleid hoch und riss ein Stück meines Unterrockes ab, um es Phillip unter die Nase zu halten. „Geht es?“ „Ja, ist nicht schlimm“, meinte er nur und wischte sich das Blut weg. Dann drehte er sich zu Alex und Rauch stieg aus seiner Nase auf. „Ich werde jetzt gehen“, damit drehte er sich um und ging. Alex konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass Phillip sich unter Kontrolle hatte. Phillip war ein Draco und dementsprechend ein Drache. Und wenn er wirklich die Kontrolle verloren hätte und zu einem Drachen geworden wäre, dann wäre eine blutende Nase sein kleinstes Problem gewesen. „Warum hast du das getan?“, fragte ich Alex sauer, nahm meine Röcke in die Hand und stampfte an ihm vorbei. Alex rief mir nach, aber ich hörte einfach nicht auf ihn, lief einfach weiter, bis ich wieder vor der Terrasse stand. Ich wollte gerade die Treppen herauf gehen, als es einen lauten Knall gab. Ich wollte weiter laufen, aber plötzlich packte mich jemand von hinten und hielt mir den Mund zu. Heißer Atem prallte gegen mein Ohr. „Sei leise, dann wird dir auch nichts passieren, mein Liebling“, hauchte Alex mir ins Ohr und küsste mich darunter. Meine Augen weiteten sich. Alex drückte mich nach vorne und zusammen gingen wir zurück in den vollen Saal. Nur das keiner mehr tanzte oder sich unterhielt. Die Musik war verebt und alle Gäste standen reglos in kleinen Gruppen herum, bedroht von Leuten, die mit Schwertern, Armbrüsten und Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Was ging hier vor? „Bitte nicht aufregen“, meinte Alex mit lauter Stimme und zerrte mich zu meinen Eltern, die neben ihren Thronen standen. Hinter ihnen standen zwei Männer, die ihnen ein Schwert in den Rücken drückten. „Milea“, hauchte Mom und wollte einen Schritt auf mich zu machen, aber der Mann hinter ihr zog sie wieder zurück und hielt ihr sein Schwert an die Kehle. Alex schubste mich von sich und in die Arme eines Vampires. „Hallo Süße“, grinste er mich an. Mir blieb der Atem stehen, als ich in sein Auge sah. Das andere war zugenäht. Er war der Vampir von heute Morgen. Das konnte doch nicht sein. Was ging hier vor? Der Vampir packte mich fester und zog mich direkt vor seinen Körper. „Geh behutsam mit ihr um“, schallte Alex ihn und kam auf uns zu. Als er seine Hand nach mir ausstreckte, zuckte ich kurz zusammen, aber er packte nur sanft mein Kinn und sah mir tief in die Augen. „Sie ist ja schließlich meine Königin.“ Ich entzog ihm mein Gesicht. „Alex, was soll das ganze?“, fragte ich ihn und erwiderte seinen Blick. Ich laß so viel in seinen braunen Augen. Da war so viel Hass und Gleichgültigkeit, aber auch ein bisschen Liebe. Vor allem Liebe, die er sich selber gab, aber auch mir gegenüber. „Ja, das sollte ich wohl allen erzählen.“ Damit drehte er sich wieder um und breitete seine Arme aus. Ich sah mich in der Masse um. Diese Typen, die mit oder für Alex arbeiteten, waren nicht nur Elben. Es waren Vampire, Dämonen, Hexer, Harpyien und sogar Nymphen. Wie war das nur möglich? Warum passierte das hier? „Ihr seid die Oberschicht, all die, die über kleinere Leute bestimmen. Ihr erlasst Gesetzte, verlangt, dass man euch treu ergeben ist, aber ihr tut nichts für die Wesen, die unter euch leben.“ „Wir tun genug für sie!“, rief jemand. Alex drehte sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. „Ihr tut nichts, nur das was euch am liebsten ist.“ „Und du würdest es nicht so tun?“ Alex lächelte bestialisch und schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde noch schlimmer sein.“ Ich ging einen Schritt nach vorne und zerrte an meinen Armen, aber der Vampir hinter mir, hielt mich eisern fest. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Er wollte noch schlimmer sein? Ich wusste, dass nicht alles in den acht Königreichen gut lief. Jeder regierte eben auf seine Weise, aber wir hatten wenigstens Frieden. Und Alex wollte das alles zerstören, das sah ich allein schon durch sein Lächeln. Ihm machte es Spaß, ihm machte die ganze Situation Spaß. „Ich werde der Gewalt wieder Platz machen, der Gewalt und der Unterdrückung und mit euch werde ich Anfangen.“ „Tu das nicht“, sagte ich und holte mir so seine Aufmerksamkeit. Alex drehte sich zu mir um und kam langsam auf mich zu. „Das kann doch nicht das sein, was du willst.“ „Du hast Recht.“ Vielleicht schaffte ich wirklich zu ihm durch zu kommen, ihn irgendwie umzustimmen. Er kam bei mir an und nahm mein Kinn in seine Hand. „Du bist das einzige was ich wirklich will.“ Meine Augen weiteten sich. „Du, mein kleiner Engel, dich wollte ich schon immer besitzen.“ „Alex“, flüsterte ich und sah ihm in die Augen. Jetzt stand nur noch Wahnsinn in ihnen. Er wollte die Welt beherrschen und das durch Unterdrückung und vor allem Vergeltung. Sein Lächeln wurde breiter und langsam beugte er sich zu meinem Ohr herunter. „Du wirst meine Frau, Milea, du wirst mir zu Füßen liegen, alles tun was ich will“, hauchte er und küsste mich hinter mein Ohr. „Ich werde dich brechen, mein Engel. Du wirst mir alles geben, was ich will.“ Ich entzog ihm meinen Kopf und ging einen Schritt zurück, was mich allerdings nur gegen den Vampir drückte. Alex amüsierte das und sein lächeln verwandelte sich zu einem widerlichem Grinsen. „Das wird mir sehr viel Spaß machen.“ „Du wirst ihr nichts tun, sonst bekommst du es mit mir zutun!“, meldete sich mein Vater zu Wort und trat bestimmt einen Schritt hervor. Alex lachte kurz auf und drehte sich dann zu meinem Vater. Meine Mutter packte ihn am Arm und hielt sich an ihm fest. „Lucan, meinst du nicht, du nimmst deinen Mund etwas voll?“ Alex ging langsam auf ihn zu. „Albis ist die schönste Stadt in allen acht Königreichen und alle sind glücklich, das muss ich dir schon lassen, aber dein Äußeres täuscht, mein Lieber. Ich weiß, was für hohe Erwartungen du an dein Volk stellst, aber nicht alle denken, dass das auch für immer hält. Es gibt Elben, die hungern und dir ist es egal. So ein großer Herrscher bist du dann doch nicht.“ „Du weißt nicht, wie hart es ist tausende von Wesen unter einen Hut zu bekommen.“ „Das brauche ich auch nicht, weil ich dafür meine Leute habe. Ich werde eure tolle Stadt in etwas verwandeln, das bis jetzt noch keiner gesehen hat. Der Hauptplatz wird zu einer Hinrichtungsstelle und ihr alle werdet sie einweihen.“ „Alex, willst du das wirklich?“, fragte meine Mutter und sah ihn an. „Das war alles was ich je wollte, Katalina. Eine Welt die mir zu Füßen liegt und eine wunderschöne Frau an meiner Seite“, damit drehte er sich zu mir um und lächelte. Für einen kurzen Moment war dieser unendliche Hass und dieser Wahnsinn verschwunden und er sah mich wirklich mit Liebe an. Er wollte das alles hier, er wollte den Schmerz, er wollte alle unterdrücken, aber er wollte auch mich. Damit ich an seiner Seite war und ihm Liebe schenkte. Ich wusste nicht, was bei ihm passiert war, wie er überhaupt an diesen Hass kam. Nur eins wurde mir klar … ich war die Falsche, um ihm die Liebe zu geben, die er so sehnsüchtig suchte. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5   Ich lief jetzt schon ein paar Stunden auf und ab. Alex hatte mich von diesem Vampir in eines der vielen Zimmer im Schloss bringen lassen. Natürlich mit einem Posten vor der Tür und keine fünf Minuten später, war wieder jemand ins Zimmer gekommen, um das Fenster zu verriegeln. Er wollte mich einsperren und doch wollte er mich nicht so behandeln, als sei ich eine Gefangene. Sonst hätte er mich mit den anderen in den Kerker gesteckt. Vor der Tür tat sich etwas und ich drehte mich sofort zu dieser um … aber mit Abstand. Die Tür ging auf und Alex kam mit einem riesigen Lächeln auf den Lippen herein. „Mein Engel“, sagte er und kam auf mich zu, ich ging weiter nach hinten, nur um weit genug von ihm weg zu kommen. „Was soll das ganze? Willst du wirklich über alles herrschen? Willst du Diktator spielen?“ „Hört sich doch gut an.“ „Hört sich gut an? Verstehst du eigentlich was du hier tust? Das hat doch nichts mit Macht zutun.“ Plötzlich war er direkt vor mir, ich knallte gegen die Wand und Alex hatte beide Hände neben meinen Kopf gestemmt. „Das IST Macht!“ In seinem Blick stand reiner Wahnsinn. „Ich befehlige ein Herr von Tausenden von Soldaten. Sie haben mir ihren Respekt gezollt und stehen hinter mir.“ Er löste eine Hand und strich mir federleicht über meine Wange. „Unten im Kerker sind die angesehensten Leute aller acht Königreiche. Sie sind mir ausgeliefert und ich werde allen Untertanen zeigen, was mit Leuten passiert, die nicht mit mir kooperieren. Und deswegen werde ich jede Woche auf dem Platz vor dem Schloss eine Hinrichtung organisieren.“ Ich ballte eine Hand zur Faust, sagte aber nichts. Ich wusste, dass ich ihn damit nur provozieren würde. Seine Finger strichen jetzt über meinen Hals und von da aus, wieder zu meiner Wange, zu meinem Kinn und wieder zurück. „Und du, mein kleiner Engel, wirst immer neben mir sitzen, in einem dieser wunderschönen Kleider und einfach nur hübsch aussehen.“ Jetzt strich er nur mit seinem Zeigefinger über mein Kinn. Ich drehte meinen Kopf weg. „Und anfangen werde ich mit diesem Drachen, der nicht die Finger von dir lassen konnte.“ Und das brachte mich dazu, ihn wieder anzusehen. Phillip war hier? Ich hatte ihn eben nirgends gesehen. Meine Reaktion gefiel Alex und deswegen grinste er noch mehr. „Er hat nichts ...“, fing ich an, aber Alex drückte mir seinen Finger auf die Lippen. „Ich habe das Nichts gesehen, was er gemacht hat, Milea. Ich habe deine geröteten Wangen und deine geschwollenen Lippen gesehen. Wenn das neuerdings nichts ist, dann würde ich sehr gerne nichts mit dir tun.“ Sanft und bedacht streichelte er noch mal meine Wange und verließ dann das Zimmer. Sofort fiel die Anspannung von mir ab und ich sackte leicht in mich zusammen. Was war nur in ihn gefahren? So kannte ich ihn gar nicht. Alex war zwar schon immer etwas anders gewesen und er war mir auch oft genug auf die Nerven gegangen mit seiner ganzen Schleimerei. Aber bösartig war er noch nie gewesen. Und vor allem nicht so rachsüchtig. Was ihn nur dazu brachte, so zu handeln? Er war doch in guten Verhältnissen groß geworden. Seine Eltern waren im Süden von Albis sehr angesehen und ein schlechtes Leben hatte er auch nie gehabt. Seine Eltern haben ihm wirklich alles gegeben, was er haben wollte … selbst mich. Und anfangen werde ich mit diesem Drachen, der nicht die Finger von dir lassen konnte., hallte Alex Stimme in meinem Kopf. Phillip. Verdammt, wie war das alles eigentlich passiert? Ich meine, ich kannte ihn doch kaum und jetzt wollte Alex ihn töten, weil er dachte, Phillip und ich hätten eine Affäre oder so etwas in der Art. aber irgendwie war es das ja auch … unsere erste Begegnung war anders.   Ich lief einfach durch den Wald. Meine Eltern hatten wieder davon angefangen, dass ich mir endlich einen Mann suchen sollte. Ich konnte sie ja verstehen, aber das hier war mein Leben und ich wollte es so angehen, wie ich wollte. Und deswegen war ich auch aus dem Schloss geflüchtet. Der Wald war ruhig, nur ein paar Geräusche, die die Tiere machten und natürlich der leichte Wind, der durch die Bäume fegte. Nur das diese Geräusche beruhigend waren. Nicht so, wie Mutters hohe Stimme oder Vaters brummen, wenn sie sauer auf mich waren oder mir Sachen vorschreiben wollten. Ich lief jetzt bestimmt schon seit ein paar Stunden herum ohne ein richtiges Ziel zu haben. Bestimmt war ich auch schon längst über die Grenzen von Albis hinaus. Aber das war mir recht egal. Irgendwann traf ich auf einen Pfad, der sich durch den Wald schlängelte. Die Hauptstraße. Gerade als ich einen Schritt aus dem Busch machen wollte, hörte ich Pferde, die sich schnell näherten. Aber es waren nicht nur Pferde, sondern auch Flügelschläge, die ich hörte. Und genau das brachte mich dazu, nicht wieder zu verschwinden. Ich hockte mich auf den Boden und lauerte, wartete darauf, dass die Pferde und auch das Etwas mit den Flügeln näher kamen. Lange brauchte ich nicht warten, denn im nächsten Moment tauchte ein kleiner Drache auf und sauste an mir vorbei. Und kurz nach ihm stürmten zwei Vampire auf Pferden an mir vorbei. Woran ich das so genau ausmachen konnte? Ihre Fänge waren ausgefahren gewesen und das hieß, sie waren nicht nur zum Spaß hinter dem kleinen Drachen her. Verdammt, der Drache war noch ein kleines Kind. Mein Hirn sagte mir eindeutig, dass es einfach nur bescheuert war, den Vampiren zu folgen, aber mein Körper sprach da eine ganz andere Sprache. Also packte ich meinen Bogen fester und holte mir auch schon einen Pfeil aus meinem Köcher. Mit geduckter Haltung und vor allem im Schutz des Waldes folgte ich den dreien. Ich schaffte es wirklich, dass mich keiner bemerkte und folgte ihnen bis zu einer Lichtung. Der kleine Drache war dort erschöpft zusammen gebrochen und lag jetzt mitten im Gras. Die Vampire waren schon von ihren Pferden gestiegen und gingen jetzt langsam auf den kleinen Drachen zu. „Hab keine Angst, wir tun dir doch nichts“, sprach der eine Vampir und grinste dabei ganz fies. Klar, deswegen hatte er auch ein Schwert in seiner Hand und seine messerscharfen Fänge gebleckt. „Wir schlagen dich nur K.O. und nehmen dich mit. Nichts schlimmes“, meinte der andere. Der kleine Drache brüllte und versuchte aufzustehen, aber da sah ich erst, dass die Vampire ihn mit einem Pfeil am Bein getroffen hatten. Sie lachten und kamen immer weiter auf den Drachen zu. Mehr als brüllen konnte der Kleine einfach nicht, er war viel zu klein, als das er wüsste, wie man Feuer spuckte. Und das brachte mich dazu, meinen Pfeil zu spannen und vor die Füße der beiden Vampire zu zielen. Bevor ich mich noch mal umentscheiden konnte, schoss ich. Der Pfeil bohrte sich genau vor die Füße der beiden und ließ sie stoppen. Mit wildem Blick sahen sie sich um und ich spannte sofort noch einen Pfeil, um ihn dem einen zielsicher ins Knie zu schießen. Als ich diesen Pfeil auch losgelassen hatte, sprintete ich aus meinem Versteck und stellte mich vor den kleinen Drachen. Meine Kapuze hatte ich mir tief ins Gesicht gezogen, damit sie mich nicht erkannten. Ein weiterer Pfeil war schon gespannt und ich zielte auf den unverletzten Vampir. Der andere kniete auf dem Boden und zog sich den Pfeil aus dem Knie. „Ich würde sagen, ihr verschwindet jetzt“, meinte ich und spannte den Pfeil bis es nicht mehr ging. „Meinst du ich hab Angst vor einem kleinen Mädchen?“, fragte er mich und grinste, dabei zeigte er mir nur zu gerne seine Fänge. „Du solltest lieber verschwinden Süße, sonst sauge ich dich aus und lasse kein einzigen Tropfen von dir übrig.“ „Versuch es doch.“ „Hier werden in wenigen Minuten dunzende von meinen Leuten sein, gegen uns hast du keine Chance Kleine.“ „Das ist bestimmt wahr, aber bevor deine Leute hier sind, bin ich schon längst weg.“ Damit zuckte ich die Schultern und ließ den Pfeil los. Doch der Vampir hatte sich darauf vorbereiten können und hatte sich einfach seinen Kumpel geschnappt und ihn als Schutzschild benutzt. Achtlos ließ er ihn einfach los und kam auf mich zu. Aber dann blieb er stehen, als sich etwas näherte und es hörte sich nach etlichen Pferden an. Das brachte den Vampir natürlich zum Grinsen. Er drehte sich um und musste zusehen, wie eine ganze Horde an Reiterlosen Pferden auf die Lichtung kamen. „Was … aber ...“, fing der Vampir an, aber er brachte einfach keinen nützlichen Satz zustande. „Na hat es dir die Sprache verschlagen?“, ertönte plötzlich eine Stimme. Zwei der Pferde hatten einen Reiter, aber sie waren keine Vampire, geschweige denn Leute von diesem Typen. Sie hatten sich genauso verkleidet wie ich und auch ihre Gesichter waren versteckt. Meine Verkleidung war ein bisschen riskant. Die zwei Männer auf den Pferden hatten es ein bisschen raffinierter gemacht. Sie hatten sich einen Schal um die untere Hälfte ihres Gesichtes geschlungen und dann die Kapuze angezogen, sodass man nur ihre Augen erkennen konnte. Und diese Augenpaare waren wirklich nicht gerade unansehnlich. Der eine hatte dunkelgrüne und der andere dunkelblaue Augen. Der mit den grünen Augen kam etwas näher und sprach weiter. „Waren das deine Leute? Ich denke nicht, das die noch kommen werden. Sie waren wirklich ein nettes Training für mich und meinen Freund. Ich würde dir raten, dir qualifiziertere Männer anzuheuern, wenn du das nächste Mal jemanden entführen möchtest. Ich meine, ich hätte sie auch alleine besiegen können, aber ich hatte eben meinen Freund dabei.“ „Danke, wirklich zu nett“, meinte der andere und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr Arschlöcher“, knurrte der Vampir und stürmte auf die zwei Fremden zu. Der Erste hatte in Rekordzeit seinen Bogen in der Hand, spannte ihn und schoss dem Vampir zwischen die Augen. Dieser hatte gar keine Chance und kippte nach hinten um. „Musste dieses ganze getue sein?“, fragte der Zweite und sah nur zu, wie der andere von seinem Pferd stieg. „War doch lustig.“ Er holte etwas aus der Satteltasche und kam dann zu uns herüber. Hinter mir bewegte sich der kleine Drache und quiekte leise vor Schmerz auf. Auch der andere Fremde stieg von seinem Pferd und kam auch zu mir. Er nahm die Decke von dem grünaugigen und lief an mir vorbei. „Alles okay?“, fragte der mit den grünen Augen und stand jetzt genau vor mir, sodass ich mir seine dunkelgrünen Augen noch besser ansehen konnte. Sie waren wirklich ganz dunkel, aber sie strahlten. „Haben diese Idioten dir was getan?“, fragte er mich mit seiner dunklen Stimme und jetzt erst realisierte ich, dass er mit mir sprach. „Ja, alles gut, Ich hatte alles unter Kontrolle“, meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hättet ihr nicht so ein großes Schauspiel veranstaltet, hätte ich den Vampir schon besiegt.“ „Es konnte ja keiner wissen, dass du auch zur Rettung des Kleinen herbeieilen würdest.“ Bitte was? Was für ein eingebildeter … „Wäre ich nicht hier gewesen, dann wäre der Kleine schon tot.“ Damit drehte ich mich um und ging in Richtung des Waldes. „Sie hat Recht“, ertönte plötzlich die Stimme eines kleinen Jungen. Ich drehte mich wieder um und sah, das der mit den dunkelblauen Augen, dem Kleinen den Pfeil aus dem Bein gezogen hatte und der sich wieder zurück verwandelt hatte. Er war jetzt in die Decke eingewickelt und auf dem Arm des blauäugigem. „Sie hat mich gerettet und wo wart ihr?“ „Sei froh, dass wir überhaupt gekommen sind, Killian“, beschwerte sich der andere. „Kann ich denn was dafür, dass diese Idioten hinter mir her waren?“ Der grünäugige verdrehte seine schönen Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr könnt euch wenigstens bedanken“, meinte der Kleine. Ich hob nur die Hand und pfiff einmal. Eins der Pferde reagierte auf mich und kam zu mir gelaufen. Ich lief ihm auch entgegen, packte in die Mähne und schwang mich auf den Rücke. Und somit ließ ich die drei Unbekannten einfach auf der Lichtung stehen.     Ich konnte mich noch so gut an unser erstes Treffen erinnern. Und danach hatten wir uns noch ein Dutzend Mal gesehen. Aber nie hatte ich daran gedacht, ihn nach seinem Namen zu fragen. Klar, nachdem er gegangen war und ich auch wieder im Schloss gewesen war hatte ich mich immer selbst in den Hintern treten können, dass ich es nie getan habe. Er wurde einfach zu einem Teil meines Lebens. Vor allem, weil seit diesem einen Fall immer mehr Wesen verschwunden waren und ich mich einfach dafür verantwortlich gesehen hatte zu helfen. Und vor allem, wollte ich ihn und seine dunkelgrünen Augen wieder sehen. Jedes Mal, wenn ich mich heraus schlich, war es auch, um ihn vielleicht wieder zu sehen, genauso wie Adele es gesagt hatte. Also hatte ich mich unterbewusst in diesen trotteligen Retter verliebt … und war jetzt für seine Hinrichtung verantwortlich.     Ich hatte mich keinen Zentimeter vom Boden bewegt. Ich hatte einfach keine Lust hier irgendetwas zu tun und vor allem hatte ich Angst irgendwas falsch zu machen. Und dementsprechend war die Nacht auch vorbei gegangen. Plötzlich ertönten Stimmen und Geräusche vor der Tür und im nächsten Moment wurde diese auch aufgeschlossen. Ein groß gewachsener Mann kam herein und packte mich unsanft am Oberarm. Er war kein Vampir, das sah ich schon mal, aber das schlimme daran war, dass er ein Elbe war. „Bitte wehrt euch nicht, Prinzessin“, meinte er und zog mich auf die Beine. „Warum tust du das?“, fragte ich ihn und ließ mich mit ziehen. „Master Alex will nicht, dass Euch etwas geschied.“ „Nein, das meine ich nicht. Warum gehorchst du ihm? Hat er etwas gegen dich in der Hand?“ „Er ist mein Meister, ich gehorche ihm immer.“ Das war sinnlos. Er war Alex treu ergeben, warum auch immer. „Wo bringt Ihr mich hin?“ Er antwortete mir nicht, war wohl Schluss mit seiner Redlichkeit. Seufzend ließ ich mich weiter ziehen, bis wir in den Ostflügel einbogen, wo auch mein Zimmer war. Und genau dahin brachte er mich auch. Vor meiner Zimmertür standen wieder zwei von Alex Männern und auch in meinem Zimmer standen welche. Als mich der Elbe hinein drückte, stand ich genau vor dem Vampir der mich angegriffen hatte, der dem Phillip einen Pfeil ins Auge gejagt hatte. Er stand direkt vor meinem Fenster und auch alle anderen Fluchtmöglichkeiten waren versperrt. Es stand sogar einer vor der Tür zu meinem Bad und zu meinem begehbaren Kleiderschrank. Der Elbe hinter mir machte kurz Platz, um noch jemanden herein zu lassen, aber zum Glück war es keine weitere Wache. Nein, es war Nana. Erleichtert umarmte ich sie und drückte sie ganz fest an mich. „Milea, geht es dir gut?“, fragte sie mich, drückte mich etwas weg und musterte meinen Körper. „Ja, alles gut, mir fehlt nichts“, murmelte ich und drückte sie wieder. Sanft strich sie über meinen Rücken und sah sich langsam in meinem Zimmer um. „Was machst du hier? Warum haben sie dich zu mir gebracht?“ Jetzt ließ Nana mich los und sah traurig auf den Boden. „Ich soll dich für die Hinrichtung hübsch machen.“ Meine Augen weiteten sich und ich ging zwei Schritte zurück. „Aber das mache ich ganz sicher nicht, mit all diesen Männern hier drin“, meinte sie jetzt, stemmte die Hände in die Hüfte und sah den einäugigen Vampir böse an. „Ihr lasst uns alleine.“ „Auf keinen Fall. Ich werde nicht zulassen, dass Prinzessin Milea abhaut“, meinte er nur und grinste. „Im Kleiderschrank gibt es kein Fenster. Lasst uns dort alleine.“ Alle Bewacher sahen sich gegenseitig an und dann lagen alle Augenpaare auf dem Vampir. „Wenn ihr etwas versucht, dann sei dir sicher, Elbin, ich werde dich töten“, knurrte er und nickte der Wache zu, die vor meinem begehbaren Schrank stand. Diese ging beiseite und Nana zog mich mit. Hinter sich machte sie die Türe zu und seufzte erst einmal. „Man, dieser Vampir macht mir echt Angst, vor allem mit diesem einen Auge.“ Ich drehte mich um und sah mir die vielen Schränke an, die proppe voll waren. „Ich würde echt gerne wissen, wie er das Auge verloren hat.“ „Phillip hat es ihm mit einem Pfeil ausgestochen.“ „Phillip Draco?“ Ich nickte nur und ging in meinem Kleiderschrank herum. „Woher weißt du das denn?“ „Er hat mich gerettet.“ Nana blieb kurz still, aber dann viel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Dieses fürchterliche Kostüm. Das war nicht einfach so, oder? Du schleichst dich wirklich immer aus dem Schloss?“ Darauf antwortete ich ihr auch nicht und das brauchte ich auch gar nicht, durch mein Schweigen konnte sie sich genau denken, was los war. „Er war es über den wir uns vor der Feier unterhalten haben?“ Schnell drehte ich mich zu ihr um. „Wir haben nicht über ihn gesprochen!“ „Nicht direkt, aber du hast davon geredet jemanden zu heiraten, den du magst, Milea. Unterbewusst haben wir sehr wohl von Phillip gesprochen.“ Ich wollte ihr widersprechen, aber es hatte eh keinen Sinn. Sie hatte ja Recht. Ich hatte von meinem unbekannten Retter gesprochen. Ich hatte mir wirklich gewünscht, mir meinen Mann auszusuchen und ihn damit zu wählen. Nur hatte ich Angst er könnte nicht der sein, den auch meine Eltern akzeptieren würden. Mir war egal, wer er war. Er hätte auch ein Landstreicher sein können oder irgendein Bauer. Aber er war Prinz Phillip Draco, der erstgeborene Sohn des Herrschers von Draco, Königreich der Drachen … und er wird wegen mir in ein paar Stunden gehängt. „Das ist aber jetzt auch egal“, murmelte ich und drehte mich wieder zu einer Kleiderstange, wo all meine Kleider hingen. „Ich hab gesehen, wie ihr getanzt habt.“ Nana kam zu mir und stellte sich neben mich. „Du hattest dabei sehr viel Spaß.“ „Das bringt ihm aber jetzt nichts mehr, nur wegen mir, wird er gehängt. Alex hat alles gesehen oder vermutet alles gesehen zu haben, aber das reicht ihm auch schon, um Phillip hinzurichten.“ Ich seufzte und strich über einen der vielen Stoffe. „Vielleicht kannst du Alex davon überzeugen, dass Phillip unschuldig ist.“ Ich biss die Zähne zusammen und krallte mich in ein Kleid. „Das kann ich nicht“, murmelte ich. „Milea, wenn er sich nur einbildet etwas zusehen, dass nicht wirklich da gewesen ist, dann musst du ihm das klar machen.“ „Ich kann das nicht, Nana, weil das was er denkt gesehen zu haben auch gesehen hat.“ Ich drehte ihr bewusst den Rücken zu, als ich das sagte. Aber Nana war sofort bei mir, packte mich und drehte mich zu ihr. „Was genau hat er anscheinend gesehen?“ „Wir haben uns geküsst“, flüsterte ich ganz leise. Nana schüttelte mich und bekam ein riesiges Grinsen im Gesicht. „Oh mein Gott, Süße, das ist ja super. Als ich euch tanzen gesehen habe und ihr euch immer näher kamt, dachte ich schon ihr würdet euch küssen ...“ Nana redete einfach weiter, aber ich schüttelte den Kopf und legte ihr meine Hand auf den Mund. „Nein, das ist nicht super. Alex hat uns gesehen, Nana. Und genau deswegen will er Phillip hinrichten.“ Sie blieb still, auch das Grinsen wich ihr von den Lippen. „Du hast Recht“, murmelte sie und ließ mich los. Ich ließ mich auf einem kleinen Hocker nieder und wartete still darauf, dass Nana ein Kleid fand. Wir sprachen nicht mehr. Werder von Phillip, noch von anderen Dingen. Nana entschied sich für ein weißes Kleid, das vorne einen Schlitz hatte, der mit rotem Samt ausgefüllt war. Das gleiche war auch hinten an dem Kleid. Sie half mir in das Kleid und schnürte es hinten zu. Sie legte mir eine Hand auf die Schulter und ging aus dem Kleiderschrank. Nana musste mir nur noch die Haare machen und trotzdem brauchte ich etwas, bis ich aus meinem Kleiderschrank treten konnte. Wenn sie fertig war, musste ich zu einer Hinrichtung. Zu seiner Hinrichtung. Ich atmete noch einmal tief durch und trat dann auch zurück in mein Zimmer. Schweigend setzte ich mich an meinen Schminktisch. Die ganzen Bewacher standen immer noch im Zimmer und starrten Nana und mich an. Sie verfolgten jede Handbewegung, die Nana machte. Sie machte mir eine normale Hochsteckfrisur und setzte mir dann meine Krone auf. Als sie dann fertig war, hatte ich gar keine Chance mich von ihr zu verabschieden, denn sie wurde einfach gepackt und aus dem Zimmer gezerrt. „Milea, pass auf dich auf“, rief sie noch, als sie weg gebracht wurde. „Hör auf dein Herz.“ Ich wollte ihr hinter her laufen, aber da packte der einäugige Vampir schon meinen Arm. „Das würde ich lassen, Prinzessin“, meinte er und lächelte mich an. „Mein Meister wartet auf dich, er freut sich richtig auf die Hinrichtung. Sie wird extra zu deinen Ehren veranstaltet.“ Jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit. „Was meinst du damit?“, fragte ich ihn und riss mich los. Sein Grinsen wurde breiter. „Alex veranstaltet diese Hinrichtung für dich, damit jeder sieht, was passiert, wenn er dich nur ansieht oder dich anfasst.“ Mich nicht anfassen? Mich nicht ansehen? Alex wollte das hier alles wirklich ... Und er wollte auch mich. Wenn er wirklich dachte, ich würde es zulassen, dass er Menschen tötete, nur weil sie mich ansahen oder anfassten, dann hatte er sich geschnitten. Der einäugige Vampir schubste mich nach vorne und schon standen um mich herum vier seiner Wachen. Zwei Vampire, ein Hexer und ein Dämon. Der einäugige ging an uns vorbei und ging voran. Dadurch setzten sich auch die anderen in Bewegung, die mich auch zwangen los zu laufen. Ich wollte nicht zu dieser Hinrichtung, aber was anderen blieb mir nicht übrig. Ohne eine Waffe konnte ich hier eh nichts anrichten und vor allem musste ich Phillip sehen. Es dauerte nicht lange bis wir durch das ganze Schloss gelaufen waren und nun hinaus auf den Vorplatz traten. Meine vier "Aufpasser" traten zur Seite, damit ich sehen konnte, was hier los war. Vor uns stand ein Podest mit Galgen. Rundherum standen alle Bewohner von Albis. Nicht weit von diesem Podest hatten sie ein weiteres aufgebaut, aber dieses war schön geschmückt und mit zwei Thronen. Auf dem einen saß Alex schon und als er mich sah, sprang er auf. "Meine Königin. Komm her, wir haben den Besten Platz", rief er und war total aufgeregt. Meine ",Aufpasser" setzten sich wieder in Bewegung und trieben mich so zu Alex. Die Blicke aller Bewohner lagen auf mir. "Sie gehört dazu?" "Nein, sie wird gezwungen!" "Lasst sie in Ruhe!" Die Bewohner wurden unruhig und fingen laut zu rufen, sich zu wehren. Das durften sie nicht. Alex würde sie töten oder sie bestrafen. Ich wollte einen Schritt nach vorne machen, aber der einäugige packte mich. Das machte die Bewohner nur noch wütender. Schnell riss ich mich los und lief etwas weiter nach vorne. "Hört auf. Bitte bleibt ruhig!", rief ich und hielt beide Hände hoch. "Bitte, ihr müsst alle ruhig bleiben, sonst wird euch wehgetan. Bitte, ich flehe euch an." "Genug geredet", meinte der einäugige und zerrte mich mit zu Alex. Ich sah über meine Schulter zu den Bewohnern, ich sah sie bittend an ... Und es klappte. Sie vertrauten mir, hörten auf mich. "Wow, wie beeindruckend, mein Engel", lächelte Alex, als wir bei ihm ankamen. Er nahm meine Hände in seine und sah mich von oben bis unten an. "Du siehst umwerfend aus, mein Engel." Ich entriss ihm meine Hände und drehte mich weg. "Hör auf damit", murmelte ich und sah auf die ganzen verängstigten Leute, die auf dem Vorplatz standen. Auch wenn ich ihnen einen kleinen Funken gegeben hatte ... Alex hatte mich auch unter Kontrolle. Ich brachte nicht viel Hoffnung, wenn ich Alex Schoßhündchen war. "Womit aufhören? Hier mit?" Er riss die Arme nach oben und schon wurde es wieder unruhig in der Masse. Alex Untertanen ferchten die Bewohner noch mehr zusammen, machten ihnen Angst. Sie riefen und wehrten sich, aber das nützte nichts. Sie wurden einfach weiter gedrängt und sogar geschlagen, damit sie das Taten, was Alex Untertanen wollten. "Hör auf! Was bringt dir das?", rief ich und drehte mich wieder zu Alex. Er lächelte. "Respekt, das bringt es mir." Er genoss dieses ganze Spektakel noch etwas, aber dann gab er ein Zeichen und seine Soldaten ließen die Bewohner in Ruhe. "Jetzt beginnt der eigentliche Spaß." Ich wurde an beiden Armen gepackt und auf einen der Throne gedrückt. "Holt den Verurteilten!", schrie er über den ganzen Platz und ließ sich neben mir nieder. Die Tore des Schlosses gingen auf und fast ein Duzend Männer traten heraus und in ihrer Mitte zerrten sie Phillip vor sich her. Er sah schrecklich aus, seine Sachen waren zerrissen und dreckig, sein Gesicht war an manchen Stellen grün und blau und auch getrocknetes Blut war an seinem Kinn zu sehen. "Was hast du ihm angetan?", hauchte ich und wollte aufstehen, aber ich wurde von den Vampiren auf meinen Stuhl zurück gedrückt. "Weißt du, er hat sich leicht gewährt und da musste ich ihm ein paar Manieren beibringen." Alex zuckte die Schultern und sah amüsiert zu, wie seine Männer Phillip zu dem Schafott führten ... Und das nicht sehr sanft. Als sie angekommen waren, drückten sie ihn sofort zu dem Galgen und machten das Seil um seinen Hals. Phillips Hände waren ihm hinter dem Rücken zusammen gebunden und er sah genau zu uns. Seine dunkelgrünen Augen sahen direkt in meine. "Gefällt es dir da oben?", rief Alex Phillip zu. "Also mir gefällst du da, ihr passt perfekt zusammen. Du und der Galgen." Alex lachte auf, stand auf und lief herum. "Weißt du, irgendwann wärst du eh da oben gelandet. Deine Familie sieht dich als Plage, dein eigener Vater will dich los werden. Glaubst du nicht auch, dass er nicht irgendwann einen Grund gefunden hätte, um dich los zu werden?" Phillip sagte nichts zu den Anschuldigungen, er starrte nur weiter vor sich her. "Hör auf damit!", sagte ich und stand auf. "Jaja, schon gut", meinte er und schnippte ein mal mit den Fingern. "Dann lassen wir die Hinrichtung doch mal beginnen." Die Vampire bei Phillip fingen sofort an und zurrten das Seil strammer, sie rückten Phillip zurecht und dann ging einer zu dem Hebel, der das Tor unter Phillips Füßen öffnen sollte. Aber das konnte ich nicht zulassen. Ich konnte nicht zulassen, dass er wegen mir hingerichtet wird. Ich sah mich um, aber hier war nichts, nichts außer Alex bewaffneten Männer ... Alex bewaffneten Männer! Vor mir stand einer der Vampire und zu meinem Glück hatte er einen Bögen und Pfeile in seinem Köcher. Ich musste nur schnell genug handeln, mich konzentrieren und Phillip befreien. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und atmete tief durch. Ich schaffe das, ich musste das schaffen. Die nächsten Momente flogen einfach nur an mir vorbei. Ich war wirklich verrückt. Mit einem Ruck sprang ich nach vorne, schnappte mir den Bogen und eine Hand voll Pfeile und schoss. Zwei Stück hintereinander. Im gleichen Moment zog der Henker auch den Hebel und Phillip verlor der Boden unter seinen Füßen. Aber meine Pfeile bohrten sich perfekt in den Strick und trennten ihn, sodass Phillip durch das Loch fiel. Ich nahm den nächsten Pfeil und schoss damit auf die Vampire vor mir und das im Laufen. Ich sprang einfach von dem Podest und lief los. Lange konnte ich das aber nicht durch halten, weil mir die Pfeile ausgingen. "Phillip!", schrie jemand und ich blieb wie angewurzelt stehen. Auf dem Platz war die Hölle los. Alex Leute liefen herum und versuchten nicht nur mich, sondern auch Phillip und die Dorfbewohner irgendwie unter Kontrolle zu bringen. "Bringt sie mir zurück!", kreischte Alex und dirigierte seine Leute. Aber darauf achtete ich nicht wirklich, ich suchte Phillip. Und da war er auch schon. Er hatte die Vampire auf dem Schafott K.O. geschlagen und suchte etwas ... Suchte mich. "Milea." Mehr brauchte ich nicht. Irgendwie schlängelte ich mich durch die ganzen Bewohner, um zu ihm zu gelangen. Doch plötzlich stand ein Riese vor mir ... Der einäugige. "Felix, hol sie mir zurück!", schrie Alex wieder und der einäugige vor mir nickte. "Aber mit Vergnügen", grinste Felix und wollte mich packen, aber da sauste auch schon an Pfeil an meinem Ohr vorbei und steckte tief in Felix Brust. Für einen kurzen Moment war ich wie gelähmt. Doch da packte mich jemand und zog mich mit. "Nicht stehen bleiben, egal was passiert", meinte eine Stimme ... Eine Stimme, die ich kannte, die und die dunkelgrünen Augen. Ich packte Phillips Hand noch fester und mit der anderen hielt ich meine Röcke hoch, damit ich besser laufen konnte. "Was jetzt? Alex wird uns hier nicht raus lassen", rief ich. "Wir kommen hier schon raus." Ob das wohl stimmte. Verdammt, ich hatte einfach los gelegt ohne mir irgendwie zu überlegen, wie wir hier raus kamen. Aber irgendwie hatte Phillip einen Plan ... Auch wenn der nur Mauer hieß. Wir liefen gerade so auf die Stadtmauern zu, kein Tor keine Treppe. "Phillip, wo willst du hin?" "Die Mauer hoch." "Das ist unmöglich, da haben wir ...", fing ich an, aber plötzlich tauchte da ein Seil auf. Ich sah nach oben und konnte eine Gestalt erkennen. Er hatte Komplizen? "Los", drängte Phillip mich und legte mir das Seil in die Hand. "Phillip!", rief jemand auf der Mauer und schon fiel ein Köcher mit Pfeil und Bogen zu uns herunter. "Kletter hoch", befahl Phillip mir und legte den ersten Pfeil an. "Was ist mit dir?", fragte ich. Ich würde ihn nicht hier lassen. "Geh, ich komme nach." Ich sah erst nach oben und dann noch mal zu Phillip. Alex Männer kamen immer näher, voll bewaffnet und mit keinem netten Gesichtsausdruck. "Milea, klettern!" Damit ging er ein paar Schritte von mir weg und stellte sich Alex Männern. "Prinzessin, bitte kommt hoch", bat mich nun auch der Mann auf der Mauer. Verdammt! Schnell kletterte ich mit Hilfe des Seiles die Mauer hinauf. Oben wurde ich von dem Mann hoch gezogen und darauf hin wieder herunter geschickt. Die Mauer war nicht sehr breit, sodass nur eine Person darauf stehen konnte. Unten warteten schon weitere Komplizen von Phillip auf mich, sogar mit Pferden. "Was geht hier vor?", fragte ich und sah mich um. Insgesamt waren sie zu sechst, plus den Mann, der noch immer auf der Mauer stand. Drei Frauen und drei Männer und dazu noch von unterschiedlicher Abstammung. Es waren zwei Nymphen, zwei Hexen und zwei Elben unter ihnen. "Wir sind hier, um Sie hier raus zubekommen", meinte eine der Nymphen. Mich? "Bitte steigt auf", bat mich der Hexer und führte einen Rappen vor meine Nase. Aber ich konnte gerade nur an Phillip denken. Er kam immer noch nicht über die Mauer. Auch der Mann auf der Mauer, hatte jetzt seinen Bogen in der Hand und schoss in die Menge. Er war auch ein Drache, so wie Phillip. Wie ich das sah? Aus seinen Nasenlöchern kam Rauch raus. "Was ist mit den anderen?", wollte ich wissen. "Sie kommen auch, bitte Prinzessin Milea, Ihr müsst jetzt aufsteigen." Ich biss mir auf die Lippe und tat, was sie von mir wollten. Mit Schwung stieg ich auf dem Rappen auf, nahm die Zügel in die Hand und drehte mich samt Pferd wieder zur Mauer. Der Drache kam zu uns herunter und schwang sich auf ein Pferd. "Los geht's, wir müssen hier weg", rief der Drache und schon setzten sich alle in Bewegung. "Was ist mit Phillip?", fragte ich noch einmal. "Prinzessin, kommt. Schnell", rief der Drache und blieb stehen. Ich starrte nur auf die Mauer, aber es tat sich nichts. Ich weiß, dass ich mit den anderen verschwinden musste. Sie waren wegen mir gekommen, so sah es auf jeden Fall aus, aber ich konnte nicht ... Nicht ohne Phillip. "Milea, los!" Ich wollte mich umdrehen und diesen Leuten meine Meinung geigen, aber da bemerkte ich erst, dass keiner von ihnen etwas gesagt hatte. Nein, es war jemand ganz anderes. Plötzlich sprang jemand von der Mauer, kam auf mich zu gelaufen und schwang sich auf mein Pferd. "Los jetzt." Er spornte das Pferd an und schon galoppierten wir davon. Pfeile schossen an uns vorbei, aber wir waren einfach zu schnell und zu weit weg. Wir preschten hinein in den Wald und immer weiter hinein, nahmen Abzweigungen und abgelegene Pfade. Es dauerte nicht lange, bis wir auch nicht mehr verfolgt wurden. "Sie sind nicht mehr hinter uns", meinte der Drache. "Wir sollten trotzdem zügig weiter reiten", meinte die dunkle Stimme hinter mir. Seine dunkle Stimme. Es dauerte nicht mehr lange, bis wir an eine bewachsene Abzweigung kamen und dann noch tiefer in den Wald reiteten. Irgendwann wurden wir langsamer und dann hielten wir vor einem Höhleneingang. Meine Begleiter stiegen von ihren Pferden und führten diese in die Höhle. Nur der Drache wartete auf uns. Mein Mitreiter stieg als erstes ab und wartete, bis ich abstieg, aber ich musste mich erst vergewissern. Doch er war es, Phillip. Er stand da, mit seinen zerrissenen Klamotten, mit den Schrammen und blauem Flecken im Gesicht und sah zu mir hoch. Er streckte seine Arme nach mir aus und sah mir in die Augen. Keiner von uns sagte ein Wort, ich wollte einfach nur den Moment genießen. Ihn nicht mehr an diesem Galgen zu sehen, ihn hier in Sicherheit zu wissen, war gerade das einzige, was ich wollte. Schnell drehte ich mich zu ihm und rutschte in seine Arme. "Geht es dir gut?", fragte er mich dann. "Mir ja, es geht um dich. Alex hatte dich hinrichten wollen", meinte ich und bemerkte erst jetzt, dass meine Hände auf seiner Brust lagen. "Ja, ich weiß, das gehörte mit zu unserem Plan." "Phillip, wir sollten rein gehen", drängelte uns der Drache und Phillip ließ mich auf der Stelle los. "Ja, sind schon hinter dir, Niko", meinte Phillip und nahm sich die Zügel. "Komm, wir sollten wirklich rein gehen, nicht, dass uns noch jemand sieht." Ich nickte und folgte ihm, hinein in die Höhle. Was ich sehr komisch fand, vor allem, weil die Pferde ohne einen Mucks mit gingen. Höhlen waren doch nicht so groß, wie sollten wir da rein passen, samt Pferden .... Aber ich wurde eines besseren belehrt. Als wir eintraten erstreckte sich ein riesiges Tunnelsystem, was hell erleuchtet war. "Was ist das hier?", fragte ich und sah mich weiter um. Je mehr wir in die Höhle kamen, desto mehr Leute liefen herum. "Man könnte es ein Flüchtlingslager nennen", meinte Niko und nahm Phillip das Pferd ab. Ich sah ihn nur verständnislos an. "Ja, sowas in der Art", ertönte eine Weibliche Stimme und im nächsten Moment stand eine etwas ältere Frau vor uns. Sie sah nicht wirklich alt aus, aber sie war auch nicht. Ehr die Jüngste. Ihr Kleid war auch nicht mehr das Neuste, aber sie kaschierte es mit einer Decke, die sie sich um die Schultern gelegt hatte. "Willkommen in unserem Lager, Prinzessin Milea. Mein Name ist Medusa." Damit streckte sie mir ihre Hand entgegen und lächelte mich lieb an. Ich nahm ihr Hand sofort an und lächelte zurück. "Danke und auch danke für die Rettung." "Das musste sein, aber das sollten wir woanders besprechen. Und vorher sollten Sie sich umziehen oder wollen Sie weiter in diesem riesigen Kleid herum laufen?" Ich sah an mir herunter und strich leicht über das pompöse Kleid. Nein, anlassen wollte ich das auf keinen Fall, es erinnerte mich zu sehr daran, was eben beinahe passiert war. "Ja, das wäre toll." Sie nickte und lief los.   Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 Medusa führte uns durch die vielen Gänge des Tunnels. Milea sah sich die ganze Zeit um und war total fasziniert. Ich ging ein bisschen langsamer, diese kurze Gefangenschaft hatte mir echt viel abverlangt. Ich würde echt gerne wissen, was ich Alex getan hatte ... Mein Blick viel auf Milea. Hmm, doch sehr gutes Argument. "Alles in Ordnung?", fragte mich Milea plötzlich und stand vor mir. Sanft legte sie ihre Hand auf meine Wange und strich nur federleicht über eine Schramme unter meinem Auge. "Ja klar", meinte ich schnell. "Du wirst langsamer, Phillip", sagte Medusa und sah mich auch an. "Alex Männer haben dir übel zugesetzt." "Mir geht's gut, das wird schon wieder." "Sieht nicht danach aus. Habt ihr hier sowas wie eine Erste-Hilfe-Station oder so?", fragte Milea und sah Medusa an. "Ich werde jemanden rufen", meinte Medusa, schloss die Augen und hielt sich die Finger gegen die Schläfen. "Was tut sie da?", fragte Milea mich leise. "Telepathie. Medusa ist mit eine der ältesten Hexen, die ich kenne. Sie ist hier die höchste Instanz in der Höhle." "Sie kommt zu uns", sagte Medusa dann und ging weiter. "Du schaffst es doch noch, oder?" "Klar", meinte ich und ging weiter. Milea blieb jetzt die ganze Zeit in meiner Nähe, hielt mit mir Schritt. Medusa führte uns in einen Zweig, der vielen Tunnel, der wie ein Raum aussah. Man hatte zwei Kabinen aufgebaut. Na ja, keine richtigen Kabinen, eher Vorhänge, die von einen Eisengestell zum nächsten gespannt worden war. Medusa zeigte auf eine der Kabinen. "Ihr dahinein und Phillip, du setzt dich", befahl sie, mehr als sie es sagte, drückte mich auf eine Bank. "Jane ist schon auf dem Weg." Ich nickte und sah zu dem Vorgang hinter den Milea gegangen war. Das Licht warf ihren Schatten genau auf den Vorhang, sodass man ihre Silhouette perfekt sehen konnte. Milea löste die ganzen Klammern in ihren Haaren, die dann in Wellen auf ihre Schultern fielen. Sie schnürte ihr Kleid auf und schälte sich aus dem Stoff. Erst fiel das Kleid zu Boden, dann das Korsett, die Strumpfhose und dann ihre Unterwäsche, sodass sie nur noch nackt hinter diesem Vorhang stand. Jetzt fuhr sie sich durch ihre Haare und legte den Kopf in den Nacken. Sie war wunderschön. Ihr Körper war perfekt geformt. Ihre Beine waren schlank und fast Ellen lang, so schien es jetzt zumindest. Ihre Hüften waren wohlgeformt, ihre Taille schmal, ihr Bauch nicht zu flach aber auch nicht zu dick, ihre Schultern und ihr Hals waren schön geschwungen und ihr Gesicht ... Ich sah ihr Gesicht direkt vor mir. Das schmale Gesicht, ihre kleine Nase, ihre vollen Lippen und diese hellblauen Augen. Sie hatte wunderschöne hellblaue Augen. Hellblaue Augen, die mir in meine Träume gefolgt waren. "Hörst du mir überhaupt zu?", drang Medusas Stimme an mein Ohr. Ich schreckte auf und sah sie an. "Du wolltest mir nicht sagen, warum Alex dich so unbedingt haben wollte ... aber jetzt kann ich mir gut vorstellen, wer der Grund war." "Sie war nicht ...", fing ich an, aber Medusa schüttelte den Kopf. "Du brauchst es mir nicht sagen." Und bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, betraten zwei weitere Personen den Raum. Einmal mein Cousin Niko und zum anderen Jane. Sie hatte ihren Erste-Hilfe-Koffer dabei und als sie mich sah, kam sie sofort zu mir. "Was haben sie dir nur angetan?", fragte sie mich und musterte mich mit ihren grünen Augen. Sie war eine Fee, aber ihre Flügel hatte sie eingeklappt, denn auch wenn die Tunnel sehr hoch waren, brachten ihr die Flügel hier nicht wirklich viel. Mit schnellen Handgriffen hatte sie ihr langes schwarzes Haar hochgesteckt und wühlte jetzt in ihrem Koffer. "Kannst du dein Shirt ausziehen?", fragte sie und holte etwas heraus. Ich machte, was sie mir sagte und zog die eh schon zerrissene Tunika aus. Jane zog die Luft ein, als sie meinen Oberkörper sah und starrte mich mit großen Augen an. "Was haben die gemacht?" "Ach weist du, mich ein bisschen verprügelt, Sachen mit ihren Dolchen in mich geritzt", meinte ich und sah an mir herunter. An meiner Seite waren etliche blaue Flecken, von dem ganzen geboxe und getrete. Dann gab es noch unzählige Schnittwunden. Natürlich hatten sie nie tief geschnitten, das sollte mich ja nicht umbringen, nur ein bisschen schwächer machen. "Das ist meine Schuld", hauchte eine leise und sanfte Stimme. Mileas Stimme. "Es ist nicht deine Schuld", versuchte ich es und sah sie an, aber ich konnte sie nur anstarren. Milea trug jetzt ein grünes, kurzes Kleid, dass man vorne zuschnüren musste, die Arme hatte sie hoch gerollt und ihre langen braunen Haare fielen ihr wieder über die Schultern. Ihre langen Beine steckten in schwarzen Leggings und schwarzen Stiefeln. "Wir haben Phillip zu dir geschickt, damit wir dich retten konnten", griff Medusa ein und legte Milea eine Hand auf die Schulter. "Mich retten?", fragte sie total verblüfft. "Alex war so versessen darauf, dass dir nichts passiert, oder?" Milea blinzelte und schüttelte dann den Kopf. "Er liebt Sie, das stimmt wohl auch, aber Ihr seid auch etwas ganz besonderes." "Wie meint ihr das?" "Das sollten wir vielleicht in Ruhe klären", meinte Medusa und sah mich an. "Wenn Phillip wieder einsatzbereit ist." Ich verdrehte die Augen und schrie dann erschrocken auf. "Au", beschwerte ich mich, aber Jane lächelte mich nur entschuldigend an. "Sorry, aber da musst du jetzt durch", meinte sie und tupfte weiter auf meinen Wunden herum. Es war ein Desinfektionsmittel und brannte ein bisschen, aber jetzt wo ich wusste, was sie da tat, tat es nicht mehr so sehr weh. Der Schmerz war plötzlich gekommen und genau deswegen hatte ich mich so erschrocken. "Ist es sehr schlimm?", fragte Milea und musterte meinen Oberkörper. Sie inspizierte jede einzelne Wunde, jeden einzelnen blauen Fleck und in ihren Augen sah ich, dass sie sich die Schuld gab. "Mir geht's super, kein Grund sich Sorgen zu machen", meinte ich schnell und lächelte Milea an. Sie sah mir in die Augen und nickte. Das hieß aber nicht, dass sie mich nicht weiter beobachtete. Ihre hellblauen Augen klebten fast an mir. Jane desinfizierte alle Schnittwunden und säuberte sie, dann wurde ich zu einer Mumie. Sie wickelte meinen ganzen Oberkörper mit Verbänden ein, recht fest, damit meine Rippen stabilisiert wurden. "Jetzt ist nichts mehr von dem hübschen Körper zu sehen", sagte Jane und seufzte niedergeschlagen. "Es war so ein schöner Oberkörper." "Hör auf mit dem Mist", beschwerte ich mich, aber Jane grinste nur. "Ach komm, jeder hier fand deinen Oberkörper ansehnlich, nicht wahr Prinzessin Milea?" Diese bekam große Augen und wurde leicht rot. "Nein, nein also", stammelte sie und drehte sich dann plötzlich um. "Nein, finde ich ganz und gar nicht", sagte sie jetzt klarer, aber auch trotziger. "Oh, was hast du diesem armen Mädchen angetan?", fragte Jane amüsiert. Ich verdrehte die Augen, nahm mir mein Shirt und stand auf. "Ich werde mich mal umziehen gehen", meinte ich und ging aus dem Raum. "Komm in den Saal, wenn du fertig bist", rief Medusa mir nach. Ich wusste nicht, ob das ganze hier mir zu viel wurde oder ich gerade einfach nicht mehr hören wollte. In den letzten zwei Tagen war so viel passiert, dass ich noch nicht mal wirklich wusste, wie ich damit umzugehen hatte. Ich meine, an meinem Geburtstag war einfach mal so die Hölle ausgebrochen. Alex hatte alles an sich gerissen, meine Eltern waren in unserem Kerker mit den einflussreichsten Wesen unseres Planeten. Ich wusste nicht, wo sie Adele hingebracht hatten, Alex hatte mich zu seiner Frau machen wollen und das sogar mit echt fiesen Tricks. Verdammt, er hatte Phillip töten wollen, nur um mir zu zeigen, dass ich nichts anderes machen konnte, als ihn zu heiraten ... und verdammt noch mal, er hatte wirklich den Mann benutzt, den ich am selbigen Tag gerade mal wirklich kennengelernt hatte ... in den ich mich verliebt hatte. Und jetzt war ich in einem riesigen Tunnelsystem mit Flüchtlingen, die alles daran gesetzt hatten, mich zu retten. Ich hatte keine Ahnung, was sie sich erhofften. Ich wusste ja noch nicht mal, was das hier alles sollte. "Ich weiß, dass dich das alles hier noch sehr verwirrt", erschreckte Medusa mich. Ich schreckte zusammen und sah sie erschrocken an. "Ich werd dir alles erklären, versprochen." "Und wann? Ich weiß gar nicht, was ich hier eigentlich soll." "Gleich." Sie lächelte mich an und führte mich immer weiter in dieses Tunnelsystem. Ob ich hier irgendwann auch wieder heraus finde? Es dauerte nicht lange, da hörte ich viele Stimmen, die wild Durcheinander redeten und schon standen wir in einem riesigen Saal mit Hunderten von Wesen. "Was ...?", hauchte ich und staunte nicht schlecht. "Das sind die ganzen Wesen, die wir retten konnten", erklärte Medusa und ging zielsicher auf einen der etlichen Tische zu. Ich folgte ihr schnell, solange ich mich hier nicht auskannte, wollte ich nicht alleine sein. Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, tauchte Niko wieder auf, der Drache von eben, aber irgendwie kam er mir bekannt vor. "Ist der Eingang geschützt?", fragte Medusa ihn und er nickte. "Uns findet so schnell keiner",meinte er und setzte sich zu uns. "Wo steckt Phillip?" "Jane hat sich schon seine Wunden angesehen, er wird gleich zu uns stoßen." Und da fiel bei mir der Groschen. Er war Niko Tarras, Phillips Cousin. Aber er war doch auch auf meiner Party gewesen, wie konnte er hier sein? "Wie kommt es, dass du hier und nicht in unserem Kercker bist?", fragte ich, ohne überhaupt zu überlegen. "Wir haben ihn zuvor schon von deiner Party geholt", fing Medusa an zu erklären. "Es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass eines Tages jemand alle Königreiche an sich reißen wird und alles zerstören wird. Ich habe eine Allianz aufgebaut und dafür gesorgt, dass wir einen Rückzugsort haben. Alle die mir vertrauten, haben mir geholfen und somit hatte ich eine kleine Gruppe, die dafür sorgten, dass wir jetzt hier in Sicherheit waren. Gestern Morgen hatte ich eine Vision und wusste genau, was zutun war.." "Die Leute evakuieren", schlussfolgerte ich. Medusa nickte. "Aber viele reisten zu deinem Geburtstag an. Die meisten hören nicht auf mich, sie denken ich würde sie nur anlügen oder sie hielten sich für etwas besseres." "Ja, aufgeblasene Adelige." Sie lächelte und nickte. "Und wie kam Phillip dann hier her?" "Ich kam trotzdem mit ein paar meiner Leute her, um die zu retten, die es wollten. So wie Niko und Phillip." "Ich schnappte Phillip auf, als er gerade aus eurem Garten kam", erklärte mir Niko. Aus unserem ... Oh. "Du warst zu weit vorne und Alex war hinter dir, wir hatten einfach keine Gelegenheit dich irgendwie von dort weg zu schaffen." "Da kam seine Drohung perfekt, sodass wir Phillip zu dir schicken konnten, um dich zu retten", meinte Medusa. "Wie gut, dass er mich tot sehen wollte", ertönte Phillips dunkle Stimme und dann saß er auch schon mir gegenüber. Er hatte sich gewaschen und umgezogen. Seine Tunika war wieder ganz und auch die schwarze Hose, war nicht mehr löchrig. Er hatte einfach schrecklich ausgesehen ... Na ja ... sofort schoss mir sein Anblick wieder ins Gedächtnis. Klar, sein Oberkörper war voller Wunden gewesen, aber man hatte deutlich sehen können, dass er seinen Körper trainierte. Diese ganzen Muskeln waren einfach ein hingucker. Verdammt, ich war wirklich total Rot geworden, als Jane mich darauf angesprochen hatte. Meine Augen hatten nur noch an seinem Körper geklebt ... wohl, weil er so gut aussah, aber auch, weil er diese ganzen Schmerzen wegen mir ausgehalten hat. Und er war immer noch leicht angeschlagen. "Ja, zu deinem Glück, dass er dich nicht schon unten im Kerker getötet hat", meinte Niko und verschränkte die Arme vor der Brust. "Er hätte mich nie in einem dunklen Verließ getötet, er will doch allen zeigen, wie viel Macht er besitzt", sagte Phillip nur trocken und sah mich an. "Sag ich doch, dein Glück." "Er ist wieder hier, also hört auf euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen", schlichtete Medusa. "Wir haben wesentlich wichtigeres zutun." Niko nickte und blieb jetzt still. Sie holte noch einmal Luft und streckte ihre Hände über den Tisch, um sie auf meine zu legen. "Du musst mir jetzt wirklich zuhören, Milea. Es wird nicht leicht zu verstehen, aber versuch es." Ich nickte und war dann total gespannt, was sie mir erzählen wollte. Ich meine, ich verstand immer noch nicht, warum diese ganzen Wesen, die ich ja noch nicht einmal kannte, sich solchen Gefahren aussetzten, nur um mich zu retten. "Das mit Alex war mir nicht ganz unbekannt", fing sie an. "Bei uns Hexen wird schon seit Jahrhunderten eine Prophezeiung erzählt. Sie besagt, dass alle der acht Königreiche vernichtet werden, dass es einem Mann gelingen kann, den ganzen Hass, den die acht Könige so gut es ging unter Verschluss gehalten hatten, wieder herauf zubeschwören und damit alles an sich reißen kann." Ich ließ mir ihre Worte etwas durch den Kopf gehen. Klar, im Moment sah es wirklich danach aus, dass Alex dieser Mann sein konnte ... aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er wirklich zu soetwas fähig war. Ich meine, toll hatte ich ihn nie gefunden, dafür hatte er sich zu sehr bei meinen Eltern eingeschleimt. Nur wofür? "Und du glaubst wirklich, dass Alex dieser Mann sein kann?", fragte ich und Medusa nickte. "Aber es sind nur Drohungen, die er ausspricht. Was hat er denn schon erreicht?" "Du hast nur sein kleines Ausmaß mitbekommen", meinte Niko. "Die ganzen Leute hier, sie sind Flüchtlinge. Männer, Frauen und Kinder, alle sind aus ihren Häusern geflüchtet, weil Alex Männer in jede Stadt eingefallen sind und alles an sich gerissen haben." Ich sah mich in dem großen Saal um. Überall saßen Menschen an den Tischen oder liefen herum. Männer, Frauen und Kinder und alle waren verschiedene Wesen. "Alex hat alle acht Königreiche in seiner Gewalt. Seine Männer haben alles eingenommen und knechten jedes Wesen, was sie in die Hände bekommen." "Als ich die Zeichen erkannte, rief ich meine Verbündeten zusammen und rettete die, die auf mich hörten. Genauso wie Niko und Phillip.", erklärte Medusa. "Niko fand ich schnell und ich verstehe immer noch nicht, wie er ohne irgendeinen Beweis mit mir gekommen war, aber ich muss sagen, dass es gut war." "Wir hatten auch Euch mitnehmen wollen, Milea", sagte Niko und sah mich an. "Aber nachdem ich Phillip in eurem Garten gefunden habe, war es schon zu spät. Alex war bei Euch, da konnte ich nicht einfach dazwischen gehen." "Aber warum ausgerechnet ich?“, wollte ich wissen. Sie hatten doch am Anfang gesagt, dass sie mich retten wollten, wieso wollten sie nicht auch die ganzen anderen Adligen retten? "Ich kann nicht viel bewegen, wer bin ich denn schon?" "Es gibt nicht nur diese eine Prophezeiung, Milea", meinte Medusa. "Welche denn noch?" "Die der Engel." "Schwachsinn, es gibt keine Engel." "Ja, das stimmt. Aber früher gab es welche. Sie sind alle ausgerottet worden, früher im Krieg und das nur, weil sie helfen wollten. Jetzt leben nicht mehr viele von ihnen." "Es gibt nur noch vier von ihnen, die vier Erzengel Michael, Raphael, Gabriel und Uriel", meinte Niko, ich sah ihn nur an. Ich verstand einfach immer noch nicht, was ich damit zutun hatte. "Und was hat das mit mir zutun? Meint ihr sie würden auf mich hören und uns helfen?", fragte ich. "Die Prophezeiung sagt, dass es jemanden geben wird, der alle befreien wird", meinte Medusa. "Und ihr glaubt, dass ich das bin?" Irgendwie konnte ich das alles nicht glauben oder eher verstehen. Ich gebe ja zu, ich bin nicht gerade die Vorzeige Prinzessin, aber das heißt doch nicht gleich, dass ich irgendeine Retterin bin. "Ihr seid es", sagte Medusa ganz selbstverständlich. "Ihr seid keine normale Elbin, Milea. Eure Mutter hatte sich immer ein Kind gewünscht, aber sie kann leider keine Kinder bekommen." Was? Das ergab doch gar keinen Sinn. Warum war ich dann hier? "Eure Mutter hat Tage lang gebetet und so sehr gehofft, dass es doch klappen könnte, aber sie wurde einfach nicht schwanger." "Und wie passe ich jetzt in das Bild?" "Einer der Engel hörte Eure Mutter und schenkte Euch das Leben." Ich blieb still und musste das ganze erst einmal verarbeiten ... verstehen. Und das dauerte bestimmt ein paar Minuten. "Ihr wollt also sagen, dass ich ein Engel bin?" "Ihr seid eine Elbin ... noch." "Wie noch?" "In Euch schlummert ein Engel, den Ihr erwecken müsst, um uns alle zu retten." "Das ist doch ein Scherz", murmelte ich. Das konnte doch gar nicht sein ... Ich sah Medusa an, studierte ihre Gesichtszüge, aber ich konnte nichts erkennen. Sie meinte das Ernst und sie war der vollen Überzeugung, dass das auch die Wahrheit war. Ich hatte schon einmal von ihr gehört, dass sie eine der besten Hexen in allen Königreichen war und wohl auch die stärkste. "Ich weiß, dass das etwas zu viel ist, aber wir haben keine Zeit, wer weiß, was Alex alles vor hat. Die ganzen Adligen müssen gerettet werden." "Er hat gedroht jede Woche jemanden hinzurichten." "Ja, das war bevor du weg warst", meinte Niko. "Ihm wird das nicht so gefallen, wie uns." "Meine Eltern sind noch dadrin!" "Es ist wichtig, Milea. Ihr seid unsre einzige Hoffnung", meinte Medusa und sah mich eindringlich an. Ich schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Das hier war unglaublich. Nur irgendwie musste ich daran glauben, ich musste das hier tun. "Okay, was muss ich tun?", fragte ich und sah Medusa tief in die Augen. "Ich tue alles." Medusa nahm meine Hände und drückte sie. "Ihr müsst zum See der vier Jahreszeiten, aber diese Reise müsst Ihr alleine durchstehen." "Alleine?" "Ich werde dich begleiten", sagte Phillip sofort. Ich sah ihn mit großen Augen an. "Nein, du kannst mich nicht begleiten, du bist noch verletzt", protestierte ich. "So war es abgemacht. Ich bringe dich zum See der vier Jahreszeiten." "Und ich bringe euch aus der Schusslinie. Alex Männer streifen überall herum. Wir müssen eine Zeit lang auf den Hauptwegen bleiben, solange begleite ich euch", meinte Niko. "Euch wird nichts passieren, Milea", sagte Medusa und drückte noch mal meine Hände. Ich nickte und sah immer noch Phillip an. Ich hatte immer noch Gewissensbisse. Er war doch schon verletzt, warum musste er jetzt schon wieder wegen mir in Gefahr geraten? "Das war etwas viel, ich weiß. Ihr werdet aufbrechen, wenn es dunkel ist. Solange könnt Ihr euch was ausruhen." Medusa hatte mich in eine Nische gebracht, die hier überall waren und sowas wie Zimmer darstellten. Sie hatten hier keine Türen, aber man hatte Vorhänge angebracht, damit man ein bisschen Privatsphäre hatte und auch etwas Schlaf fand. Sehr gemütlich war es nicht, denn es stand nur ein Feldbett in der kleinen Nische. Medusa hatte mir geraten etwas zu schlafen, aber irgendwie ging das nicht. Das alles hier war zu viel. Ich sollte ein Engel sein? War mein ganzes Leben nur eine Lüge? "Klopf, klopf", ertönte eine Stimme und dann wurde auch schon der Vorhang zur Seite geschoben. "Darf ich rein kommen?", fragte Phillip und ich nickte. Ich saß auf dem Feldbett, aber jetzt stand ich auf und ging ein paar Schritte auf ihn zu. "Alles okay bei dir?" "Ich denke schon." "Ich weiß, dass das hier sehr viel ist. Kommst du damit klar?" "Ich habe keine andere Wahl, oder?" Er lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein, wohl eher nicht, aber ich hab da jemanden gefunden, der dir was hilft." Er schob den Vorhang beiseite und ein orangenes Fellkneul kam herein geflitzt. "Fynn", rief ich und er sprang in meinen Arm. Er schnurrte und kuschelte sich an mich. "Wo hast du denn gesteckt?" "Er hat sich auf jeden Fall gut versteckt oder ist abgehauen, als er es konnte. Er ist uns über den Weg gelaufen, als wir von deiner Party geflohen sind. Er kam mir irgendwie bekannt vor." "Und so wie ich den kleinen Racker kenne, hat er dich auch wieder erkannt. Und dann bist du ihm einfach gefolgt, oder?" Fynn schnurrte und rieb seinen Kopf an meiner Brust. "Ja, auf einmal lungerte er an meinen Beinen herum", meinte Phillip. "Danke dass du ihn nicht weg geschickt hast." "Ich hatte da so eine Stimme im Kopf, die mich sicherlich angemotzt hätte, wenn ich den Kleinen alleine gelassen hätte", lächelte er, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Nein, das war nur keine Anspielung auf mich. "Blödmann", lächelte auch ich und setzte Fynn auf dem Feldbett ab. Er rollte sich sofort zusammen und sah zu uns. Ich strich noch mal über seinen Rücken und ging dann auf Phillip zu. "Das ist echt Wahnsinn, was Medusa hier erreicht hat." "Sie tut alles mögliche, damit sich alle wohl fühlen." "Und das muss ich auch tun", murmelte ich. "Kann Niko mich nicht begleiten?" "Willst du mich nicht bei dir haben?" Ich sah ihm in die dunkelgrünen Augen und antwortete erst nicht. Er stand da zwar total gerade und es sah auch nicht wirklich danach aus, dass ihm irgendetwas weh tat, aber ich wusste es besser. Ich hatte seinen ramponierten Körper gesehen, gesehen wie er immer langsamer hinter uns her gegangen war. Ich konnte einfach nicht anders, als daran zu denken, wie Alex Männer ihn gefoltert hatten. "Hör auf dir deswegen die Schuld zu geben", meinte Phillip und kam auf mich zu. Er blieb vor mir stehen und legte mir seine Hand auf die Wange. Leicht strich er über meine Haut und sah mir in die Augen. "Er ... ich weiß nicht, warum er das getan hat, Phillip. Er kam zu mir und sagte, dass er dich hinrichten lassen würde. Verdammt, ich weiß nicht, warum. Ich hatte doch Ja gesagt, ich hatte eingewilligt ihn zu heiraten", hauchte ich. Er legte auch die andere Hand auf meine Wange. "Lea, es wird alles gut." "Er hat dich foltern lassen, weil wir ...", fing ich an, aber Phillip zog mich zu sich und küsste mich. Ich fuhr mit einer Hand in seine Haare und mit der anderen hielt ich mich an seiner Schulter fest. Mein Herz fing an zu rasen und meine Haut prickelte, da wo Phillip mich anfasste. Eine von seinen Händen wanderte über meine Wange zu meinem Nacken und die andere lag auf meiner Hüfte, nur um mich näher an sich zu ziehen. Der Kuss war ziemlich intensiv und leidenschaftlich. Wir drückten uns aneinander und versuchten alles aus diesem Kuss herauszuholen. Phillip drückte mich zurück zum Feldbett. Das alles passierte ohne das wir da überhaupt drüber nachdachten. Ich wollte es, er wollte es. Diese ganze Elektrizität, die bei all unseren Treffen zwischen uns gefunkt hatte, fand hier ihren Puffer. Ich hatte immer gemerkt, dass da was zwischen uns war. Ich war echt hochtrabend gewesen, immer wenn ich ihn gesehen hatte und das nur, weil ich mir nicht eingestehen wollte, dass mich seine dunklen Augen faszinierten. Wir kamen dem Bett immer näher, als Fynn plötzlich anfing zu Knurren. Phillip und ich lösten uns und keuchten erst einmal. Ich sah Phillip an, ließ meine Hände auf seine bebende Brust gleiten und konnte für einen kurzen Moment nur in seine dunkelgrünen Augen starren. Fynn sprang vom Bett und knurrte Phillip an. Ich begriff das erst gar nicht, bis sein Knurren tiefer und lauter wurde. "Fynn, was ist los?", fragte ich ihn und sah zu ihm. Phillip und ich blieben allerdings so nah aneinander stehen. Fynn allerdings schlich langsam auf Phillip zu und sah ihn eindringlich an. "Ich ... Ich weiß nicht, was er hat", murmelte ich und sah Phillip wieder an. Er schluckte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Vielleicht findet er, dass ich dir zu nahe bin." "Du meinst, er ist eifersüchtig?" "Psst, nicht so laut, das verletzt seine Gefühle", flüsterte Phillip und brachte mich zum Lachen. "Du bist echt blöd." Leicht strich ich über seine Brust. "Du kannst mir nicht nah genug sein." Phillip lächelte, beugte sich zu mir und küsste mich noch mal. Diesmal liebevoller, sanfter und kurz. Was Fynn aber wieder zum Knurren brachte. "Und du kannst ganz gut vom Thema ablenken", flüsterte ich, als wir uns lösten. Phillips Lippen striffen immer noch die meinen und ich konnte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren. "Ich will nur, dass du aufhörst darüber nachzudenken, was da bei Alex passiert ist", hauchte er. "Mir geht es gut, das zählt doch." Ich nickte und er küsste mich noch mal kurz, dann ließ er mich aber auch schon los und entfernte sich etwas von mir. Fynn wurde mit jedem Schritt, den Phillip von mir weg machte, ruhiger, bis er sich wieder aufs Bett legte und die Augen schloss. Ich schüttelte den Kopf und sah Fynn an. Was hatte er bloß? "Also haben wir das auch geklärt", meinte Philip und brachte mich so nicht mehr über Fynn nachzudenken. "Wegen was? " "Das ich dich begleiten." "Du warst ja auch nicht gerade fair." "Nicht so meine Stärke." ich lachte, ging zu ihm und schlang meine Arme um ihn. "Kannst du mir wirklich hoch und heilig versprechen, dass es dir gut geht? " "Mir geht es gut, Milea, wenn es nicht so wäre, dann würde ich Niko mit dir weg schicken, denn ich möchte, dass du sicher bist. " "Und das bin ich nur bei dir?", neckte ich ihn ein bisschen. "Es ist mir lieber selber für deine Sicherheit zu Sorgen, als Kilometer weit Weg zu sein und hier Däumchen zu drehen. Also, deal?" Ich musterte sein Gesicht und sah ihn eine Weile nur still an. Es war anders mit Phillip. Alleine schon wie ich mit ihm umging. Das alles hier war so normal und vor allem kam es mir so vor, als müsste es so sein. Ich müsste in seinen Armen stehen, ihn berühren und jeder Kuss war irgendwie gerechtfertigt. Ich meine, ich kannte ihn ja kaum, wir hatten uns nur ein paar mal gesehen und das auch noch unter Kapuzen oder Masken versteckt. Aber das hier war echt, er war echt. "Ich weiß nicht, vielleicht musst du mich noch mal überzeugen", lächelte ich und brachte ihn damit zum Lachen. "Du bist aber auch sehr gerissen, Prinzessin." "Das habe ich von dir gelernt, Prinz." Phillip schüttelte lächelnd den Kopf, legte eine Hand auf meine Wange und kam immer näher, um mich zu Küssen. Als sich unsere Lippen wieder trafen, war es einfach so, als würden wir zusammen gehören, als gäbe es nur diese Zweisamkeit zwischen uns. Mein Herz schlug wieder wie verrückt und diesmal würde Fynn nichts dagegen machen, denn er sah es ja nicht. ... nur das da noch tausend andere Leute hier in der Höhle waren, die uns stören konnten ... und genau das passierte. "Phillip? Medusa und Niko wollen den Schlachtplan besprechen",trällerte auch schon eine Männerstimme und kam einfach so durch den Vorhang. Phillip und ich trennten uns schnell und Phillip machte noch einen Schritt zurück, um sich dann zu dem Neuankömmling umzudrehen. "Ja, ich komme sofort", meinte er. Der noch recht junge Mann sah an ihm vorbei zu mir und musterte mich von oben bis unten. "Jim, das ist Milea. Milea, das ist Jim", stellte Phillip uns vor und ich lächelte Jim an. "Das ist echt komisch. Ich hab mir dich viel größer vorgestellt", meinte Jim, schlug sich aber sofort die Hand vor den Mund. "Ups. Tut mir leid, Prinzessin Milea. So etwas sagt man nicht, natürlich seid Ihr eine große Persönlichkeit. " Und er redete und redete und redete. "Jim!", rief Phillip dazwischen und legte Jim eine Hand auf die Schulter. "Du kannst aufhören ich glaube sie hat es verstanden." Jim nickte und sah dann zwischen Phillip und mir hin und her. "Musst du sie nicht auch mit Prinzessin ansprechen? " "Oh das möchte ich auch gerne mal hören", grinste ich. "Oder mit Mylady. Meine hochachtungsvolle Prinzessin." "Das wünschst du dir in deinen Träumen", meinte Phillip und sah mich böse an, ich lachte nur. "Oh ja", lachte ich. Jim verstand jetzt gar nichts mehr und sah verwundert zwischen uns hin und her. "Hey, jetzt mal ehrlich, du duzt sie die ganze zeit, das macht man nicht ... und außerdem ... habt ihr euch eben geküsst?" Sofort hörte ich auf zu lachen und starrte Jim an. "Du siehst Gespenster", meinte Phillip. "Ja aber das würde eure Vertrautheit erklären. " Phillip drehte ihn um und schob ihn langsam raus. "Wir blödeln nur rum. Du hast gesagt Medusa und Niko wollen mich sehen?" Jim nickte, wollte wieder anfangen zu reden, aber Phillip gab ihm gar keine Chance und drückte ihn endgültig hinaus. "Kommst du mit?", fragte er mich und ich nickte sofort. "Fynn, komm", rief ich meinen kleinen Fellkneul. Er sprang vom Bett, als wäre er schon die ganze zeit wach gewesen und lief dann brav neben mir her. In einer weiteren Niesche hatten sie ihre Waffenkammer aufgebaut, mit einem großen Tisch um Strategien auszuarbeiten. Genauso wie jetzt. Eine Handvoll von Wesen standen um den Tisch auf dem eine Landkarte ausgebreitet war. Jeder tippte darauf herum und alle redeten durch einander. Auch Medusa und Niko waren dabei. Wobei Niko mit am Diskutieren war und Medusa sich alles nur ansah. Doch als wir eintraten wurde es plötzlich still. Niko sah von der Karte auf und war gleich viel entspannter. "Endlich", meinte er und tippte auf die Karte. "Wir sind am streiten, wo es am Besten ist, wo ihr lang lauft." Phillip ging zu ihm und ich folgte. Je näher ich dem Tisch kam, desto unruhiger wurden alle. "Mit Verlaub, Prinzessin, ich glaube nicht, dass Ihr hier sein sollten, " meinte ein Feen Mann. "Hier werden Sachen besprochen, die nichts für eine Prinzessin sind. " "Sie bleibt", meinte Phillip und machte neben sich platz. "Sie kennt die Wälder besser als jeder Soldat, Caleb." Dieser sah zu Niko, der aber nur nickte. Caleb neigte den Kopf und blieb dann still. Ich stellte mich neben Phillip und sah mir die große Karte an. "Unser Versteck ist hier", meinte Niko und markierte eine Stelle, die etwa 50 Meilen von Albis entfernt war. "Um zum See der vier Jahreszeiten zu gelangen, müssen wir durch Praedicas, Harpyias, Draco und Demon", meinte ich und beschrieb einen Weg durch alle Städte. "Wir müssen durch die Wälder. Keiner weiß so genau, was sich in den Städten abspielt. Wir können auch keine Späher schicken, es ist zu gefährlich." "Wir sind auf uns selber gestellt", sagte Phillip. Niko zeigte auf eine Wegkreuzung, die eine Richtung führte nach Sagae die andere nach Praedicas. "Ab da müsst ihr alleine zurecht kommen", meinte Niko. "Es gibt viele kleine Wege ab dieser Kreuzung, die solltet ihr meiden", sagte dieser Caleb. "Wir könnten parallel zu diesen Wegen laufen", schlug ich vor. "Die meisten Wege kenne ich und kann es so in etwa einschätzen." Phillip nickte. "Ja, ich kenn auch so einige Wege. Wir müssen uns auf jeden Fall im Wald aufhalten", murmelte Phillip. "Ihr werdet ein paar Sachen mitnehmen müssen", schaltete Medusa sich ein, drehte sich um und redete dann mit einem der Männer die hier standen. Dieser machte sich auch sofort los, um uns einen Rucksack fertig zu machen. Phillip und die anderen diskutierten weiter, welchen Weg wir nehmen sollten und welcher unpassend war. Sie waren wirklich tief in ihrer Diskussion, sodass ich mir die Karte in Ruhe angucken konnte. Phillips Finger landete in meinem Blickfeld und tippte auf eine Stelle. "Da ist eine Schlucht, als ich das letzte Mal da war gab es eine Brücke, aber das ist schon zehn Jahre her", meinte er. "Ich war vor zwei Jahren da", sagte ich. "Da war sie schon sehr ramponiert." "Wenn wir außen herum gehen dauert es zu lange." "Ja, wir wissen nicht, was Alex jetzt macht. Er sagte zu mir er will jede Woche einen hinrichten, was wenn er jetzt jeden Tag einen hinrichtet? Deswegen haben wir nicht so viel Zeit." "Wir brauchen mindestens drei Tage bis zum See." "Und drei Tage zurück." "Zurück ist nicht so das Problem, wir können fliegen." "Und auf uns aufmerksam machen? Nein, das können wir nicht machen." Phillip lächelte mich an. "Aber wir können über die Schlucht fliegen." Ich lächelte auch und sah wieder auf die Karte. "Das würde Zeit sparen. Wenn wir bis dahin einen Vorsprung haben, könnten wir noch mehr einsparen." "Also Wenn-Optionen." "Wenigstens etwas, aber wir können keinen richtigen Plan ausarbeiten. Wir müssen danach gehen, wie weit wir kommen." "Ich denke genauso." Ich überflog die Karte noch mal. Wir sollten trotzdem ein bisschen Zeit einplanen. Nur wie? Mit den Pferden würden wir nicht weit kommen und vor allem mussten wir dann leichte Wege benutzen, was tödlich enden konnte. Nur zufuß wären wir zu langsam. Also mussten wir ein Tempo einhalten und Ziele abmachen. "Wir sollten am ersten Tag bis hier hin ...", fingen Phillip und ich an zu reden und zeigten auf den gleichen Fleck, sodass sich unsere Finger berührten. Wir sahen uns an, sahen uns in die Augen. Sofort wurde mir heiß, mein Herz raste wie verrückt und von meinem Finger ging ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper. Wir waren uns verdammt nahe und ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut. Wie automatisch kamen wir uns immer näher. "Was turtelt ihr zwei denn da herum?", fragte plötzlich jemand und wir zwei fuhren auseinander. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und biss mir auf die Lippe. "Wir haben einen kleinen Plan ausgearbeitet", erklärte Phillip. "Milea und ich kennen uns am besten in den Wäldern aus, also solltet ihr uns das ganze überlassen." "Damit ihr flirten könnt?", lächelte Niko. Phillip verdrehte die Augen und trat einen Schritt zurück. "Sobald es dunkel ist, sollten wir los", meinte Phillip und nickte mir zu, damit ich ihm folgte. Phillip führte mich nur eine weitere Niesche weiter, wo überall Waffen standen. Hier gab es alle möglichen Schwerter, Bögen, Pfeile, Speere, Dolche. Eine richtige Waffenkammer. „Du kannst dir alles aussuchen, was du brauchst“, meinte Phillip und ging zu den Schwertern. Ich lächelte und sah ihm nach. Er hatte ein leichtes Grinsen auf den Lippen. „Du meinst, ich soll das nehmen, womit ich umgehen kann.“ „Das hast du jetzt gesagt.“ Er nahm sich ein Langschwert und wiegte es sanft in seinen Händen hin und her. Dann machte er einen Ausfallschritt und schwang das sehr schlichte Schwert. Es sah geschmeidig aus und auch seine ganze Haltung war die eines Soldaten. Ich versuchte mich zu erinnern wann ich Phillip einmal gesehen hatte. Nicht im Wald, als wir uns immer verkleidet hatten. Ich kannte seinen Namen, ich hatte gewusst, dass es Prinz Phillip gab, aber er war selten bei den Treffen der adligen dabei. Und es war als wäre er nie dabei gewesen, obwohl er der älteste der drei Prinzen war. Ich sah ihm weiter zu, wie er sich ein Schwert aussuchte. Bedacht und konzentriert … und da fiel mir unser aller erstes Treffen ein. Ein Treffen, was schon so lange zurück lag.                                       Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7     Alles war so riesig und pompös. Alle Leute waren total herausgeputzt und hatten ihren besten Schmuck an. Das hatte Mama mir erklärt, als sie mir meine Kette angezogen hatte. Für diesen Tag war extra unsere Schneiderin gekommen, um mir ein hübsches Kleid zu machen. Mama hatte gesagt, dass ich mir aussuchen durfte, wie es aussehen würde. Ich wollte, dass es rosa war, ein schönes rosa. „Milea, bleib bei uns“, sagte Mama und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich lief schnell zu ihr und nahm ihre warme Hand. Ich musste meinen Arm ganz weit strecken, um Mamas warme Hand zu nehmen. „Mama, darf ich gleich spielen gehen?“, fragte ich sie und sah ganz brav zu ihr hinauf. „Gleich, mein Engel.“ „Erst müssen wir dem König Hallo sagen“, meinte Papa und beugte sich herunter zu mir. „Weißt du noch, wer hier der König ist?“ Ich nickte schnell. „König Andros von Sagae Königreich der Hexen“, sagte ich stolz. Papa lächelte und nickte. Mama hatte mir schon vor Wochen erzählt, dass wir hier hin gehen würden und das das, das erste Mal sein würde, dass Mama und Papa mich mitnehmen würden. Deswegen hatte meine Lehrerin mir auch ganz viele Sachen beigebracht, damit ich mich auch gut benahm. „Und nun König Lucan Albis, König von Albis Königreich der Elben. Er kommt mit seiner Gattin Königin Katalina und der kleinen Prinzessin Milea“, rief jemand aus und Mama zog mich mit zu einer Anhöhung. Sie sah fast genauso aus, wie zuhause in unserem Saal. Nur das wir hier nur zwei Stufen hinauf gehen mussten. Bei uns Zuhause waren es sieben. König Andros trat auf Papa zu und die Beiden umarmten sich. Mama gab er einen Handkuss und mich lächelte er lieb an. „Und Milea, wie findest du es hier?“, fragte König Andros mich. Ich strahlte. „Total toll. Die Fahrt in der Kutsche hat total viel Spaß gemacht und der Thronsaal ist einfach schön“, lächelte ich. König Andros bedankte sich und Mama, Papa und ich gingen wieder runter. Papa wurde direkt von Männern aufgehalten. Sie waren auch adlige und es gehörte dazu ein bisschen mit jedem zu reden, das war die Aufgabe, eines Königs … hatte Mama mir erklärt. Mama und ich gingen weiter, sie hatte eine Freundin gesehen zu der sie wollte. Mich zog sie einfach mit. „Nun König Ilja Draco, König von Draco Königreich der Drachen. Er kommt mit seiner Gattin Königin Rahel und seinen Söhnen Prinz Mijo und Prinz Phillip“, ertönte es im Hintergrund. Als wir dann bei Mamas Freundin angekommen waren, sah ich am Ende des Saals meine beste Freundin. Im selben Moment sah sie mich auch und winkte mir hektisch. Adele war so aufgeregt, dass sich ihre Flügel von selber ausbreiteten und sie leicht abhob. Ich kicherte und zog dann an Mamas Hand. „Mama, darf ich zu Adele?“, fragte ich ganz lieb und zeigte rüber zu Adele. Mama erlaubte es mir und ich lief ganz schnell zu meiner Freundin. Dabei flitze ich zwischen den ganzen Gästen hindurch und wurde immer schneller. Als ich dann endlich bei ihr war, sprangen wir uns in die Arme und drehten uns erst einmal. Ich hatte sie so lange nicht mehr gesehen, deswegen war es einfach toll, dass wir endlich alt genug waren, um auf solche Feste mitzugehen. Nach unserer Begrüßung hatten wir dann nur noch Spaß. Wir gingen mit auf die Tanzfläche und tanzten einfach drauf los. Manchmal wurden wir sogar aufgefordert. Zu einem Lied kamen sogar Adeles Papa und mein Papa zu uns und tanzten mit uns. Papa nahm mich dann immer auf seine Füße und dann konnte ich immer perfekt mit tanzen. Das machte immer total Spaß. Irgendwann hatte Adele dann keine Lust mehr zu tanzen und wir fingen an, fangen zu spielen. Ich lief gerade vor Adele weg und nutzte die ganzen Leute, um mich zu verstecken. Aber Adele fand mich und jagte mich fast durch den ganzen Saal. Ich sah hinter mich, um zu gucken ob Adele hinter mir war. Deswegen sah ich nicht wo ich hin lief, plötzlich drehte sich alles und ich landete auf dem Boden. „Au“, murmelte ich und setzte mich langsam auf. Ich hatte mir den Kopf leicht angeschlagen, aber der tat nicht so sehr weh, wie mein Po. „Du Nichtsnutz“, schimpfte eine Stimme. Ich blinzelte und sah an einem großen Mann hinauf, der sich vorgebeugt hatte und jetzt einen Jungen auf die Beine zerrte. „Wie oft habe ich dir gesagt du sollst dich benehmen, wenn wir weg gehen?“ „Tut mir leid, Vater“, murmelte der Junge.Der Mann stieß den Jungen von sich. „Davon kann ich mir auch nichts kaufen, Phillip“, sagte er bestimmt. „Jetzt entschuldige dich bei Prinzessin Milea und hif ihr hoch.“ Der Junge hielt mir seine Hand hin, die ich auch annahm. Er zog mich mit einem Ruck auf die Beine und neigte sich leicht nach vorne. „Es tut mir leid, Prinzessin Milea, ich hätte Euch nicht umrennen dürfen“, sagte er leise. Sein Vater legte ihm seine Hand auf den Kopf und drückte ihn weiter hinunter, damit er sich tiefer verneigt. „Entschuldigt Prinzessin, Phillip ist immer so ungezogen. Habt Ihr Euch weh getan?“, fragte mich sein Vater jetzt in einem netteren Ton. „Mir tut nichts weh, aber ich bin in Prinz Phillip hinein gelaufen“, meinte ich, aber der Mann schüttelte nur den Kopf. „Ihr müsst die Schuld nicht auf Euch nehmen, ich kenne meinen Sohn.“ Bevor ich noch etwas sagen konnte, packte er seinen Sohn und zog ihn davon. „Du schläfst wieder unten bei den Wachen, hast du mich verstanden und für die nächsten Wochen wirst du da auch bleiben“, hörte ich König Ilja noch sagen. Phillip ließ sich einfach mit ziehen und sagte kein Wort mehr. „Da bist du ja, Milea“, ertönte plötzlich Adeles Stimme. Sie stellte sich neben mich und sah auch zu Phillip und König Ilja. „Ich hab gehört, dass er immer unten bei den Wachen schlafen muss, als wäre er kein Prinz.“ Ich sah Adele an. Das verstand ich nicht. „Aber er ist doch ein Prinz.“ Sie zuckte die Schultern. „Auf dem letzten Fest bei uns, habe ich gehört, dass Phillip kein Prinz ist. Zwei Frauen haben darüber geredet, dass er eher eine Wache sein soll, als ein Prinz, weil er seine ganze Zeit bei den Soldaten und Wachen ist. König Ilja will ihn wohl nicht in seiner Nähe haben.“     Diese Begegnung mit ihm hatte ich total vergessen. Wie alt war ich da gewesen? Sieben? Phillip musste dann Zehn gewesen sein. „Milea?“ Ich schreckte zusammen und sah Phillip an, der plötzlich vor mir stand. „Alles okay?“ Ich nickte und sah ihn mir an. Er hatte sich schon fertig gemacht und trug auch schon seine Waffen. Genauso wie immer trug er eine schwarze Hose, schwarze Stiefel, die ihm übers Knie reichten und eine schlichte weiße Tunika. Um seine Hüfte hatte er sich einen schlichten Gürtel geschnallt, der ein Schwert trug. Die Scheide war auch schlicht, ein einfaches schwarz; ein Schwert steckte noch nicht in ihr. Zusätzlich war an der Seite ein weiteres Halfter und hinten eine Tasche angebracht. In dem Halfter steckte ein Dolch. Obwohl er keine richtige Uniform trug wirkte er auf mich wie ein Krieger. Seine Haltung war gerade und bestimmt. Wenn es wirklich stimmte, dann war es klar, dass er so wirkte. Aber das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Phillip war einfach zu kultiviert. Er kannte alle möglichen Tänze und er wusste auch, wie man sich benahm … wie man sich als Prinz benahm. Soldaten hatten auch Manieren, aber keine die man mit einem Prinzen vergleichen konnte. Nur wenn Ilja Phillip nicht als Prinz sah, warum hatte dieser dann dieses ganze Wissen? Warum bewegte er sich makellos und war so anmutig? „Nichts gefunden, was dir gefällt?“, holte er mich wieder aus meinen Überlegungen. „Tut mir leid, ich war mit meinen Gedanken woanders“, entschuldigte ich mich und ging auf einen Tisch zu, wo alle möglichen Gürtel drapiert waren. Phillip stellte sich neben mich und griff dann nach einem der Gürtel. „Darf ich?“ Ich nickte und drehte mich zu ihm um. Er griff um mich und kam mir dabei sehr nahe. „Wo warst du mit deinen Gedanken?“, fragte er, als er mir den Gürtel anlegte. „Bei unserem ersten Treffen.“ Phillip schob das eine Ende durch die Schnalle und zog es sanft enger. „Das wo ich so arrogant war oder das, wo ich den Schwanz eingezogen habe?“ Ich schluckte und sah auf seine Finger. „Das wo ich dich umgerannt habe.“ Er zurrte den Gürtel noch etwas enger und machte ihn dann endgültig zu. „Und warum gerade an das?“ „Hat er dich wirklich zu den Wachen geschickt?“ Phillip lachte und ließ von mir ab. „Das war nichts neues für mich. Die Wachen hatten mir schon ein Zimmer eingerichtet.“ „Warum?“, fragte ich und sah ihm dann in die dunkelgrünen Augen. „Sie wollten nicht, dass ich auf dem kalten Boden schlafe.“ „Das meinte ich nicht.“ „Ich weiß.“ Er drehte sich um, nahm sich ein Schwert und wiegte es hin und her. „Das habe ich mich auch immer gefragt. Er war schon immer so zu mir gewesen. Mein Kindermädchen hat es mir auch nie erklärt. Seit ich denken kann, hasst mein Vater mich. Ich hab mich daran gewöhnt für ihn nicht die Nummer eins zu sein, ich kenne es ja auch nicht anders. Und auch das Gerede der anderen überhört man nach einiger Zeit.“ Er hatte nie anders gelebt, nie hat man ihn respektiert, nur über ihn hergezogen und doch ist er zu so einem Mann geworden. Er war stark, wusste wie man sich benimmt und er machte sich nichts aus anderen. „Wie wäre es hiermit?“, fragte er und zeigte mir ein Schwert. Ich nahm es an und wiegte es in meiner Hand. Es war kein großes Schwert und schwer war es auch nicht wirklich. „Zu leicht“, meinte ich und legte es wieder zurück. „Aber wie kommt es das du so gut tanzen kannst?“, fragte ich ihn und grinste dabei. Er lächelte. „Irgendwann habe ich gelernt, dass zutun, was mein Vater von mir möchte. Still zu sein, ihm nicht im Weg zu stehen und mich nicht wichtig zu machen. Zum Dank hat er mich nicht weiter beachtet und mich im Schloss leben lassen. Und weil er nicht wollte, dass ich ein schlechtes Licht auf ihn werfe, hat er mir erlaubt zu lernen, wie man sich benimmt. Und dann hat er mich natürlich auch zu jedem Fest mit geschleppt.“ „Das muss schwer für dich gewesen sein.“ „Ich mache was ich will. Seit ich alt genug bin mache ich bei ihm, was er will und sobald er mich aus seinen Augen lässt, mache ich das was ich will.“ „Ein Waldstreicher?“ „Es macht Spaß Prinzessinnen in Not zu retten“, grinste er mich an, packte mich am Handgelenk und zog mich zu sich. Seine Arme schlang er um mich und ich legte meine Hände auf seine Brust. „Ach, das machst du öfter?“ „Nur blauäugige Prinzessinnen.“ Ich musste lachten und strich mit einer Hand zu seinem Nacken. „Dunkel oder eher hell?“ „Hell natürlich. Ich liebe es wenn ihre Augen vor Angst strahlen und mich dann anflehen sie zu retten. Aber am liebsten hab ich es, wenn ich ihr Gesicht nicht sehen kann, das ist irgendwie spannender, weißt du.“ „Kann ich gut verstehen“, lächelte ich. Phillip grinste auch und kam mir immer näher. Ein Kuss war natürlich vorprogrammiert. Aber bevor es überhaupt dazu kommen konnte, platzte jemand in die Niesche. „Bitte seid noch nicht weg, bitte seid noch nicht weg“, rief derjenige. Phillip und ich trennten uns und standen jetzt brav neben einander. Der jemand beugte sich vor und keuchte stark. Erst da sah ich, wer unser Störenfried war. Er war eine Sie und dazu noch meine beste Freundin. „Adele!“, rief ich. Sie sah auf und breitete die Arme aus. Ich lief sofort in diese und wir umarmten uns fest. „Wie kann das sein? Wie konntest du …?“ Ich sah sie von oben bis unten an und suchte eine Wunde oder irgendetwas, aber sie war kern gesund … und sah sogar wie eine Kriegerin aus. Sie trug nicht ihr weißes Kleid, was sie eigentlich immer an hatte, nein, sie trug wirklich eine Hose und eine Tunika. Ihre Füße steckten in Stiefeln und um ihre Hüfte war ein Gürtel geschnürt, samt Schwert. „Mein Bruder hat mich gerettet“, meinte sie. „Er war schon seit ein paar Wochen so komisch und jetzt weiß ich auch warum. Er hatte sich Medusa angeschlossen und deswegen war er auch nicht mit auf deiner Party. Ich will mal sagen, zum Glück, sonst hätte er uns nicht retten können.“ „Uns?“ „Meine Eltern und mich und auch noch ein paar andere.“ „Adele, das ist super.“ Ich drückte sie noch mal ganz fest. "Ich hatte die anderen ja begleiten wollen, aber Medusa hatte mich zur Wache eingetragen, also hab ich die Gelegenheit genutzt und hab dir deine Ausrüstung geholt. Fynn hat mich zu deinem Versteck geführt." Dieser machte ein zustimmendes Geräusch und rieb sich an meinem Bein. Adele streckte mir meine Sachen entgegen, mit einem riesigen Grinsen. Sie hatte echt meinen Bogen, meine Pfeile samt Köcher und mein Schwert geholt. Mit einem gekonnten Griff zog ich mein Schwert. Es lag mir leicht in der Hand, war aber dennoch schwer genug. Es war besser meine eigene Waffe in der Hand zu halten, als sich an eine andere gewöhnen zu müssen. Das Schwert steckte ich in die Scheide an meinem Gürtel. Als nächstes legte ich den Köcher an und steckte den Bogen in den diesen. "Ich dachte schon, Adele spinnt, als sie mir von deinen Waffen erzählte", meinte eine Stimme. Ich drehte mich zum Eingang und da stand Rian. "Rian!" Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn. Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen. Er war der ältere und somit auch der Thronanwärter. Samuel, Adeles und Rians Vater, nahm ihn zu jeder Besprechung mit und lehrte ihn, wie es war ein König zu sein. "Mit deinen ganzen Waffen machst du mir ja richtig Angst, Lea", lächelte er und sah mich von oben bis unten an. "Ich muss mich doch irgendwie wehren", grinste ich nur und sah ihn mir auch an. War er gewachsen? Aber das war das einzige an ihm, was mir so wirklich auffiel. Das Schwert um seiner Hüfte war nicht neu für mich, das hatte er schon länger. Samuel hatte ihn nämlich trainieren lassen, wenn es wirklich einmal dazu kommen sollte, dass sie angegriffen worden, sollte sein Sohn sie auch beschützen können. Ich wusste noch, dass Rian am Anfang nicht so davon überzeugt war, aber mit jeder Stunde die er trainierte, machte es ihm um so mehr Spaß. Sein dunkelbraunes Haar war auch noch das gleiche; kurz. Dazu noch seine hellgrünen Augen, genau die gleichen Augen, die auch Adele hatte. Seine Pech schwarzen Flügel hatte er eingezogen, damit sie ihn hier in den engen Räumen nicht störten. Auch sein Äußeres hatte sich nicht wirklich verändert. Er trug zwar keine festliche Kleidung, sondern ein Kampfoutfit, aber irgendwie hob es sich schon von den anderen ab. Er trug, genauso wie Phillip, eine Tunika, schwarze Hosen und Stiefel. Allerdings trug er auch eine goldene Kette und seine Tunika war blau, wie die Königsfarbe. Er sah super aus und bereit für den Kampf. "Ich hätte dich gerne schon vorher gewarnt", meinte Rian. "Aber Medusa fand, dass du so lange es ging im Ungewissen bleiben solltest." "Das war auch besser so, hätte ich gewusst, was Alex vor hatte, dann wäre ich anders an die Sache heran gegangen und hätte ihm vielleicht sogar etwas verraten." Ich verstand Medusas Gedankengang. "Sowas hättest du sicher nicht getan", meinte Adele. "Ich hätte mich ihm gegenüber anders verhalten." "Dabei hättest du aber sicher eine gute Figur gemacht", lächelte Rian und musterte mich eingehend. "Wie meinst du das denn jetzt?" Rian streckte die Hand aus und strich mir über die Wange. "Du siehst in allen Sachen wunderschön aus, da kann man sich einfach nicht mehr konzentrieren." Ich wurde augenblicklich rot und drehte meinen Kopf weg. So direkt war Rian ja noch nie gewesen. Phillip räusperte sich plötzlich hinter uns und brachte uns alle dazu ihn anzusehen. "Wir sollten mal langsam alles zusammen packen und uns auf den Weg machen", meinte er etwas gereizt. "Phillip hat Recht, wir sollten uns langsam auf den Weg machen", stimmte Rian zu. "Wir?", fragte ich und sah zwischen Rian, Phillip und Adele hin und her. "Ihr kommt mit?" "Wir sind eure Ablenkung", grinste Adele und schnappte sich ein Halfter, das sie sich um den Oberschenkel schnallte und dann steckte sie sich einen kleinen Dolch in dieses. "Ich finde das nicht so toll, was wenn euch etwas passiert?" "Wir sind gut, uns wird nichts passieren, Lea." Adele grinste über das ganze Gesicht. "Vertrau uns ein bisschen." Seufzend nickte ich. Ich würde sie nicht umstimmen können, das war mir klar. Trotzdem machte ich mir Sorgen. Zusammen gingen wir zum Ausgang, wo Niko schon auf uns wartete. Überall standen Männer und auch Frauen, die Ausschau hielten. Vor uns standen fünf Pferde, die schon sehnsüchtig darauf warteten, dass wir los ritten. Niko saß schon auf einem Schimmel und sah uns an. „Na endlich, wir müssen langsam los“, meckerte er und zog an den Zügeln. „Wir sind ja jetzt da“, meinte Phillip nur und schwang sich auf einen der beiden Rappen. Ich ging auf den anderen Rappen zu und ließ ihn erst einmal an meiner Hand schnuppern, dann schloss ich mit ihm Freundschaft, indem ich ihn kurz streichelte. Ihm schien es zu gefallen, also stieg ich auf und nahm die Zügel in die Hand. Auch Adele und Rian nahmen sich ein Pferd und schon konnten wir los. Die Sattel waren mit Taschen bestückt in denen wohl Proviant und etliche andere Utensilien drin steckten. Medusa kam auch zu uns und strich meinem Rappen über den Hals. „Ihr müsst vorsichtig sein“, meinte sie und sah Phillip an. „Diese Reise wird nicht immer leicht sein, bitte passt aufeinander auf und tut nichts unüberlegtes.“ „Machen wir keine Sorge“, meinte Niko und spornte seinen Schimmel an. Wir anderen folgten, nur ich nicht. Medusa hielt mich noch zurück. „Milea, du musst mir versprechen, dass du zum See der vier Jahreszeiten gehst, egal was passiert. Du musst die Kräfte in dir frei setzten auch wenn das bedeutet das andere Leute sterben müssen oder sterben werden.“ Ich nickte. „Wenn ich das nicht tue, dann werden viel mehr Leute sterben“, meinte ich. „Es tut mir leid, dass ich das von dir verlange.“ „Es ist nicht deine Schuld.“ Sie nickte auch, drückte meine Hand und ließ mich dann gehen. Ich spornte meinen Rappen an und holte schnell auf; neben Phillip wurde ich langsamer. „Alles okay?“, fragte er mich. Ich nickte und lächelte ihn an. „Ja alles gut.“ „Dann können wir ja jetzt los“, meinte Niko und erhöhte sein Tempo. Wir anderen folgten. Niko führte uns wie geplant erst einmal über die Hauptstraße. Wir trabten über die Straße und ich war immer in der Mitte, sodass mir nichts passierte. Wir waren leise und bis jetzt lief alles gut. Keiner kam uns entgegen und auch keiner folgte uns. … Bis wir an einer Kreuzung ankamen. Es fiel ein Schuss und das ganz knapp an meinem Kopf vorbei. Mein Pferd erschrak und stieg. Ich versuchte mich im Sattel zu halten, aber das alles passierte so plötzlich. Ich fiel auf den Boden und mein Rappe gallopierte davon. „Lea!“ Rian rief nach mir und kam angeritten. Die anderen sorgten für Ablenkung. Phillip kämpfte sogar. Alles lief viel zu schnell ab, ich konnte kaum alles realisieren. Das einzige was ich wirklich mitbekam war, das Phillip mit einem von Alex Leuten kämpfte und Rian auf mich zu. Er streckte seine Hand nach mir aus, packte mich und zog mich hinter sich aufs Pferd. Wir gallopierten in den Wald und ich sah nur nach hinten zu dem anderen. Doch sie wurden immer kleiner und bald konnte ich sie nicht mehr erkennen. "Wo reiten wir hin? Die anderen brauchen uns", meinte ich zu Rian. "Wir müssen umkehren." "Nein, müssen wir nicht. Lea, unsere Mission besagt, dass wir dich in Sicherheit bringen sollen, du musst ohne Schaden am See der vier Jahreszeiten ankommen." "Aber die anderen!" "Unwichtig. Wir waren uns alle einig, wenn so etwas passiert." "Und Adele? Hast du keine Angst um sie?" "Ich konnte sehen, wie sie mit ihren Waffen umgeht, um sie brauche ich mir keine Sorgen machen. Außerdem ist Niko bei ihr." Und Phillip. Ich sollte vielleicht einfach den Mund halten. Sie wussten was sie taten und ich war hier einfach so hinein geplatzt. Medusa hatte alles vorbereitet und dafür gesorgt, dass sie wussten, wie wir vorzugehen hatten. Rian ritt so gut es ging durch den Wald und das nicht auf einem normalen Weg, sondern durch die Bäume. Irgendwann wurden wir langsamer und Rian führte uns dicht ins Dickicht. "Gibt es einen Treffpunkt?", fragte ich ihn, als er mir vom Pferd half. "Nein, gibt es nicht. Wir haben das alle besprochen. Wenn wir erwischt werden, dann versuchen wir, dich zu packen und weg zu bringen, egal wer. Der der dir am nächsten ist und das war ich. Ich werde dich zum See der vier Jahreszeiten bringen." Er holte eine Karte hervor und breitete sie auf dem Boden aus. Mit seinem Zeigefinger zeigte er auf die Kreuzung, an der wir angegriffen worden waren. Ich kniete mich neben ihn und zeigte ihm wo wir jetzt waren. Ein paar Meilen von der Kreuzung entfernt, aber immer noch in Praedicas. "In der Nähe gibt es einen Fluss, da könnten wir das Pferd tränken", meinte ich. "Von dem Fluss aus können wir uns immer noch im Dickicht verstecken. Ähm ... Phillip und ich hatten gedacht, dass wir weiter kommen würden, aber jetzt ist nichts daraus zu machen." Wieder zeigte ich auf die Karte, aber Meilen weit weg von dem Standort an dem wir uns befanden. "Wir wollten bis heute Abend hier sein, wir sollten versuchen es zu schaffen." Rian blieb still. "Rian?" "Wir sollten uns ein anderes Versteck suchen." "Wo Phillip und ich hinwollten gibt es eine Höhle, wo wir uns verstecken könnten." Rian schüttelte den Kopf. "Vertrau mir nur dieses eine mal. Ich bin schon oft hier durch die Wälder gelaufen und kenne mich aus." Immer noch blieb er still. Ich seufzte und stand auf. Rian starrte einfach auf die Karte und machte keinen Laut. Ich ging zu unserem Pferd und strich ihm über den Hals. "Okay, wir versuchen es." Damit faltete er die Karte wieder zusammen, steckte sie weg und stieg aufs Pferd. Mich zog er wieder hinter sich und legte meine Hand auf seinen Bauch. Ich nahm die Geste zwar an, ließ meine Hände aber auf seinen Hüften liegen. Ich wusste genau warum er gehadert hatte. Vielleicht hätte ich Phillip nicht erwähnen sollen. Irgendwie spürte ich eine Feindseligkeit zwischen den beiden. Eben war mir die Anspannung schon aufgefallen, als Rian mir diese ganzen Komplimente gemacht hatte. Ich meine Adele hat immer damit genervt und gesagt, dass Rian etwas für mich empfand, aber bis jetzt war ich mir seiner Gefühle nie wirklich bewusst. Es stimmte schon, dass er mich immer nett behandelt hatte und auch das er mir Komplimente gemacht hatte ... Nur jetzt merkte ich, wie sehr er es immer gemacht hatte. Immer wenn ich zu ihm gesehen hatte, hatte er mich angelächelt, hatte mit mir getanzt und mich zum Lachen gebracht. Früher als kleines Mädchen hatte ich diese Gesten nicht verstanden, das hätte ich jetzt auch nicht, wenn ich nicht gemerkt hätte, wie Phillip auf die Schmeicheleien reagiert hatte und vor allem wie Rian jetzt allein auf Phillips Namen reagiert hatte. Wir ritten schweigend. Ich weiß nicht, ob er sauer war, wegen dem was ich gesagt hatte oder ob es einfach logischer war, leise zu sein. "Kennst du Alex?", fragte ich ihn nach einiger Zeit. "Nein, ich hab ihn nie kennengelernt. Was ich jetzt bereue, denn ich weiß nicht was in ihm vorgeht, wie wir ihn einschätzen können." Ich sah zu Boden. Rian hatte Recht, auch wenn ich Alex kannte, konnte ich trotzdem nicht sagen was in ihm vorging. Ich war ihm ein paar mal begegnet und von diesen Begegnungen kannte man niemanden. Aber ich hätte gedacht, dass Vater und Mutter ihn wenigstens kannten ... Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, machte ich mir schon Sorgen. Meine Eltern waren noch bei ihm. Auf meinem Geburtstag hatte er meinen Vater schon auf seiner Liste, ich wusste nicht, ob Alex sie verschoben würde ... Aber wenn er Albis Thron wollte, dann würde er sie beseitigen müssen. "Er wird deinen Eltern nichts tun, Lea. Er braucht sie noch." "Er hat angedroht jeden Tag jemanden zu töteten und seine Geiseln sind die angesehensten Adligen unserer Welt. Nur weil meine Eltern Könige sind, muss das noch lange nicht heißen, dass er sie verschont, nur weil ich noch hier bin." Ich wusste genau, was er mir damit hatte sagen wollen. Alex wollte mich heiraten und dafür brauchte er meine Eltern ... Eigentlich. Aber in diesem Fall würde Alex eh keine Gesetzte mehr beachten, er würde seine eigenen schreiben. Zudem kam auch noch, dass meine Eltern schon längst in diese Heirat eingewilligt hatten. Er brauchte sie nicht mehr. Und selbst wenn das Volk sich gegen ihn stellen würden, was sie ja eh schon taten, es würde ihn nicht interessieren. "Er braucht sie noch." "Und wofür?" "Meinst du, er würde sie töten und deinen Zorn dann auf sich ziehen?" "Du denkst wirklich, dass er so tickt? Er hat alle unter seiner Kontrolle, Rian. Meinst du dann hält er sich noch an Gesetzte?" "Aber wenn du dich jetzt verrückt machst, dann hilft das keinem. Du solltest dich darauf konzentrieren deine Kräfte zu erwecken." Da hatte er wohl Recht. Ich musste daran denken, so schnell wie möglich zum See der vier Jahreszeiten zu gelangen. Nachdem wir das Pferd an dem Fluss was trinken lassen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Etwas schneller. Rian kannte sich super in den Wäldern aus, wusste, wie er durch das Gedicht kam. Praedicas war seine Heimat. Aber wir müssten schneller sein, wir hätten eigentlich schon lange in Harpyas sein sollen. Rian schlug Hacken, lief Schlangenlinien, um sicher zu gehen, dass uns auch bloß keiner folgte. Und das tat auch niemand. Hier war niemand. Früher lebten hier im Wald kleine Feen und Elfen, Füchse, Wildpferde. Aber seit wir hier waren hatte ich noch keine Anzeichen von irgendeinem dieser Wesen gesehen. Ich hoffte nur, dass sie sich versteckt hatten und nicht irgendwem zum Opfer gefallen waren. „Es ist unheimlich, die ganzen Elfen nicht zu sehen“, meinte Rian. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8   Der Ballsaal war riesig, wenn niemand da war. Meine Männer standen an jedem Ausgang und bewachten ihn. Auch in der Stadt hatten meine Leute alles im Griff. Genauso wie in allen anderen Städten. Alles lief nach Plan. Die Terrassentüren wurden geöffnet und Felix kam mit drei seiner Männer in den Ballsaal. „Was hast du für mich?“, fragte ich ihn und setzte mich in meinem neuen Thron auf. Er war richtig gemütlich, was hatte Lucan nur damit gemacht? „Wir haben Nachrichten aus Praedicas, Nymphea und Harpyas. Demon und Lamia haben auch alles abgeriegelt“, meinte er und blieb vor den Treppen stehen. „Was kommt aus Praedicas, Nymphea und Harpyas?“ „Es läuft alles nach Plan. Eure Männer haben Stellung bezogen und halten die Adligen fest, die Bewohner werden hinter den Stadtmauern fest gehalten.“ „Schick Nachrichten zurück, dass sie mit unserem Plan anfangen können. Es wird Zeit, dass wir weiter machen.“ Felix nickte, blieb aber still. „Keine weiteren Nachrichten?“ Er verbeugte sich tief vor mir. „Ich weiß, was Ihr hören wollt, aber es sind leider keine guten Nachrichten.“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Wo ist sie?“ „Wir haben sie auf der Hauptstraße nach Praedicas verloren.“ Ich schlug auf die Armlehne und sprang auf. „Ich will sie wieder haben. Hier neben mir, hast du mich verstanden, Felix?“ Er verbeugte sich noch tiefer. „Ja, Majestät.“ „Und er?“ Felix schüttelte den Kopf. „Dann finde ihn und wage es dich, vorher wieder zu kommen. Wenn du die beiden nicht bei dir hast, brauchst du mir gar nicht mehr unter die Augen treten!“, schrie ich.  Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9   Es war viel zu schnell dunkel geworden und Rian und ich hatten nicht wirklich viele Kilometer zwischen uns und unsere Verfolger gebracht. Immer hatten wir kleine Pausen gemacht, weil wieder irgendwas hinter uns geknistert hatte. Rian war wirklich vorsichtig. Aber die letzten Kilometer hatte ich ihn angefleht schneller zu reiten, um die Höhle zu erreichen. Wenn wir das nicht schafften, dann müssten wir im Freien Rast machen und das war im Moment noch keine gute Alternative. Es wurde immer dunkler und ich freundete mich schon damit an, dass ich die Nacht nicht schlafen würde, als ich die besagte Höhle erblickte. Rian trieb den Rappen noch mal an und keine fünf Minuten später waren wir in Sicherheit ... zumindest fürs erste. Rian ging draußen ein paar Äste für ein Feuer sammeln und ich kümmerte mich um den Rappen. Er hatte wirklich gute Arbeit geleistet und hatte kein bisschen gebockt. Deswegen gab ich ihm etwas Wasser und ein paar Leckerchen, die ich in seiner Satteltaschen gefunden hatte. Nach ein paar Streicheleinheiten beruhigte er sich auch etwas und legte sich auf den Boden. "Du konntest schon immer gut mit Tieren", meinte Rian und lächelte mich an. Er hatte das Feuer schon angezündet und so langsam wurde es warm. "Ich habe Respekt vor ihnen, vielleicht liegt es daran." "Oder sie spüren einfach, das du ein sanftes Wesen bist und ihnen nichts böses antust." Ich zog die Beine an und umschlang sie mit meinen Armen. "Hat Medusa dir erzählt, was ich bin?" Rian nickte. "Sie hat es nicht allen erzählt, nur denen die für die Mission wichtig waren." "Sie sagte zu mir, dass ich diese Reise alleine durchstehen muss, aber wir sind zu fünft aufgebrochen. Ich verstehe nicht ganz warum." "Du musst deine Macht, den Engel, alleine erwecken. Dabei kann dir keiner helfen, aber selbst Medusa hätte dich nie alleine los geschickt. " "Und wie erwecke ich den Engel in mir?" "Ich weiß es nicht, Lea. " seufzend legte ich meinen Kopf auf meine Beine. Das wurde schwieriger als ich es mir gedacht hatte. "Aber mach dir deswegen jetzt nicht so die Gedanken drüber. Wir müssen erst einmal am See ankommen. Versuch etwas zu schlafen. " Ja, er hatte ja recht. Wir waren jetzt die ganze Nacht und den ganzen Tag unterwegs gewesen, langsam sollte ich etwas schlafen. Gerade als ich die Augen schließen wollte, wurde Rians Rappe unruhig. Ich sprang sofort auf und ging zu ihm. Er scharrte mit seinen Hufen und schnaufte, den Blick auf den Eingang gerichtet. Rian war sofort bei mir und zog sein Schwert. "Da kommt jemand", flüsterte er und stellte sich vor mich. Von den Wänden hallte ein komisches Geräusch wieder, ein schleifendes und auch tropfendes Geräusch. Langsam gingen wir diesem entgegen. Rian wechselte seine Waffe und nahm sich seinen Bogen. Gerade als er den Pfeil spannte und los lassen wollte, erschien eine Gestalt. Eine mir bekannte Gestalt. "Rian, nicht!", rief ich und drückte seinen Arm hinunter. Die Person vor uns schleppte sich noch einen Meter weiter, aber dann sackte sie auch schon in sich zusammen. Ich lief sofort los, um ihn noch aufzufangen. So richtig gelang es mir nicht, aber ich konnte verhindern, dass er hart auf dem Boden aufkam. "Phillip", hauchte ich und legte mir seinen Arm um den Hals. Er hatte sein Bewusstsein verloren. "Rian hilf mir." Er kam sofort angelaufen und nahm mir Phillip ab. Zusammen brachten wir ihn zum Feuer und erst da sah ich, dass er verletzt war. An seiner Seite war eine Wunde, aus der er wie wild blutete. Rian reagierte sofort und holte einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten. Wobei ich nur da sitzen konnte und auf diese Wunde starren konnte. Er wurde verletzt ... schon wieder ... schon wieder wegen mir. "Lea, wir müssen ihn behandeln. Lea, hörst du mir zu?" Rian packte mich an den Schultern und ich sah ihn erschrocken an. "Wir müssen die Blutung stoppen." Ich nickte und atmete noch mal tief durch. Ich weiß, das gehörte nicht zu den Aufgaben einer Prinzessin, aber ich hatte meine Eltern darum gebeten, das ich Unterricht im Heilen bekam. Wenn es mal dazu kommen sollte und ein Krieg ausbrechen sollte, wollte ich nicht unnützlich in der Ecke herum stehen. Zudem war es auch ganz nützlich wenn ich durch die Wälder lief, falls ich mal jemandem begegnete, der verletzt war. Vater war total dagegen gewesen, aber zum Glück hatte Mom ihn umstimmen können. "Ich brauche Wasser und etwas um die Blutung zu stillen." Rian gab mir die Pads die in dem Erste-Hilfe-Kasten waren und ging dann was Wasser holen. Ich presste das Pad auf Phillips Wunde. Ich musste viel Druck aufwenden, damit es endlich aufhörte zu bluten. Die Wunde war nicht sehr groß, aber dafür tief. Wer weiß wann er sie zugefügt bekommen hat und wie weit er seit dem geritten oder gar gelaufen war. Als Rian mit dem Wasser wieder kam, bat ich ihn um Nadel und Faden und Desinfektionsmittel. Er legte mir alles zurecht. "Könntest du draußen mal gucken, ob sein Pferd in der Nähe ist? ", bat ich Rian. Er sah erst mich, dann Phillip an. "Ich will dich ungern alleine lassen, Lea." "Mir passiert hier nichts, Rian. Ich muss wissen wie viel Blut Phillip womöglich verloren hat." "Viel." "Bitte." Er seufzte, schnappte sich den Rappen und ritt aus der Höhle. Phillips Atem ging ein bisschen langsamer, schwerer. Ich musste ihm schnell helfen. Die Wunde konnte sich entzünden, wenn ich nicht handelte. Mit einer Hand presste ich das Pad auf die Wunde, mit der anderen befühlte ich seine Stirn. "Verdammt", hauchte ich. Er hatte Fieber. Ich sah mir noch mal seine Wunde an und zum Glück hatte sie aufgehört zu bluten. Jetzt musste ich schnell handeln, sonst würde es wieder anfangen zu bluten. Ich nahm mir ein Stück Stoff, machte es etwas nass und säuberte die Wunde. Danach desinfizierte ich sie und machte das Nähzeug fertig. Ich atmete noch mal ein und aus und konzentrierte mich. Das würde jetzt schwierig werden. Ich hatte kein Mittel, was Phillips Haut ein bisschen betäuben könnte, damit er keine Schmerzen hatte, wenn ich ihn jetzt nähte. Aber da mussten wir beide jetzt durch. Meine Hand, die die Nadel hielt, fing an zu zittern. Verdammt, ich musste mich zusammenreißen. Phillip brauchte meine Hilfe. Ich nahm all meinen Mut zusammen und nähte seine Wunde. Kaum hatte ich die Nadel das erste Mal durch seine Haut gezogen, schrie Phillip auf und krampfte sich zusammen. Ich ließ die Nadel los und drückte ihn an seinen Schultern wieder herunter auf den Boden. „Scht, Phillip, bitte. Ich muss das tun, sonst entzündet sich die Wunde“, redete ich auf ihn ein und brachte all meine Kraft auf, um ihn auf den Boden zu drücken. Aber er wehrte sich zu sehr. Ich hatte nicht die Kraft, ihn nach unten zu drücken und gleichzeitig seine Wunde zu nähen. „Phillip, bitte.“ Aber er hörte nicht auf zu zittern. Mit einer Hand drückte ich ihn immer noch herunter, aber mit der anderen strich ich über seine Schläfe. Er schwitze stark, sein Atem ging immer langsamer und flacher. Ich musste etwas machen, sein Zustand verschlechterte sich von Sekunde zu Sekunde. Plötzlich hallten in der Höhle Schritte wieder … Schritte und ein regelmäßiges Klacken. Ich beugte mich über Phillip, um ihn zu schützen, aber da tauchte Rian auf, neben ihm sein Rappe. „Ich hab draußen nichts, außer seiner Blutspur, gefunden“, meinte er und kniete sich auf die andere Seite von Phillip. „Ich hab sie ein bisschen verwischt, damit sie uns nicht so schnell finden.“ Ich nickte und sah zu Phillips Gesicht. Seine Gesichtszüge waren schmerzhaft verzogen. „Kannst du ihn festhalten? Ich hab schon angefangen ihn zu nähen, aber der Schmerz ist einfach zu groß, als das ich in Ruhe weiter machen könnte“, murmelte ich und Rian nickte. Anstelle von mir, drückte er Phillip jetzt auf den Boden und ich konnte die Wunde weiter nähen. Phillip wehrte sich wieder und Rian presste ihn herunter. Phillip stöhnte vor Schmerz auf, versuchte sich in den Boden zu krallen. Ich biss die Zähne zusammen und machte weiter. Ich durfte nicht auf seine Schmerzenslaute hören, ich musste es schnell zu Ende bringen. Schnell verknotete ich den Faden und war nur noch erleichtert, dass es vorbei war. Phillip wurde still, sein Atem ging jetzt schneller und er keuchte vor Schmerz. Nachdem ich mich ein bisschen beruhigt hatte, machte ich einen Lappen nass und legte ihn auf Phillips schweißnasse Stirn. Rian holte aus der Satteltasche eine Decke und breitet sie über Phillip aus. "Danke", bedankte ich mich bei ihm, setzte mich an Phillips Kopf und bettete ihn auf meinem Schoß. Sanft strich ich ihm immer wieder mit dem nassen Lappen über Stirn, Schläfe und Wange. Phillip schlief, aber unruhig. Phillips Zustand hatte sich nicht wirklich verändert. Ich wechselte immer zwischen einem nassen Tuch und zwischen meinen Fingern. Jetzt strich ich durch sein schwarzes Haar. Rian röstete uns gerade ein Brot und sah immer mal wieder zu mir. "Wie geht es ihm?", fragte Rian. Ich schüttelte den Kopf und strich über Phillips Schläfe. Sein Gesicht war immer noch Schmerz verzehrt. "Wir können nicht mehr lange hier bleiben, Miela. Wenn es ihm nicht bald besser geht, müssen wir ihn hier lassen." Ich konnte ihn nicht hier lassen, nicht wenn es ihm nicht gut ging. „Ihm wird es besser gehen“, murmelte ich. Ihm musste es einfach wieder besser gehen. Nach einer Weile stand Rian auf und brachte mir ein Stück von dem aufgewärmten Brot. „Du solltest dich etwas schlafen legen“, meinte er und legte mir seine Hände auf die Schultern. „Es geht schon, wirklich.“ „Du bist schon seit mehr wie 36 Stunden wach. Du brauchst Schlaf, wenn wir in ein paar Stunden weiter reiten wollen.“ „Du hast Recht, aber mir geht es gut. Ich will noch etwas an seiner Seite bleiben.“ Rian seufzte und legte sich neben das Feuer. Ich sah wieder auf Phillips Gesicht herunter und strich über seine Wange. Nach einiger Zeit wurden meine Augen immer schwerer und ich schloss sie für kurze Zeit. Ich konnte nicht schlafen, ich machte mir einfach zu viele Sorgen um Phillip. Das alles war nur wegen mir passiert. Ich meine, Alex suchte nach mir, damit ich wieder an seiner Seite war und deswegen mussten etliche Leute mit ihrem Leben bezahlen. Und genau aus diesem Grund durfte ich eigentlich auch nicht lange hier in dieser Höhle bleiben. Ich sollte nicht so viele Pausen einlegen und so schnell es ging zum See der vier Jahreszeiten gelangen. Phillip keuchte auf und drehte seinen Kopf hin und her. „Milea“, hauchte er ganz leise und ich sah ihn sofort an. „Sch, sch. Alles gut, ich bin ja hier“, flüsterte ich und streichelte seine Wange. Langsam gingen seine Augen auf. Sie waren trüb, hatten nicht mehr die strahlende Farbe, die sie noch vor ein paar Stunden gehabt hatten. Und das lag nur an seinen Schmerzen. Verdammt, ich wollte ihm diese Schmerzen nehmen, damit er sich besser fühlte. „Milea“, flüsterte er wieder und sah mir jetzt in die Augen. Langsam hob sich seine Hand und er legte sie mir leicht auf die Wange. Sofort legte ich meine auch auf seine und streichelte seinen Handrücken. „Ich bin hier, du bist in Sicherheit.“ „Wo …?“ „Wir sind in einer Höhle und für den Moment in Sicherheit.“ Ich drehte meinen Kopf und küsste seine Handinnenfläche. Phillip versuchte sich zu bewegen, aber das verursachte ihm nur noch mehr Schmerzen. „Du musst dich noch ausruhen, okay? Ich habe dich verarztet, aber du musst noch was schlafen.“ „Geht es dir gut?“, brachte er ganz leise heraus. Ich nickte und küsste noch mal seine Hand. „Ja, dank dir und den anderen.“ „Gut“, hauchte er und dann fielen ihm auch schon die Augen wieder zu. Das erleichterte mich ein wenig. Das war ein gutes Zeichen. Jetzt musste nur noch das Fieber weg gehen.     Ich wusste nicht mehr wann oder wie, nur dass ich eingeschlafen war und jetzt neben Phillip aufwachte. Er saß aufrecht neben mir und sah jetzt zu mir herunter. Ich blinzelte noch ein zwei Mal, bevor ich es verstand. „Dir geht es besser?“, fragte ich ihn und setzte mich auf. „Es geht“, meinte er, bewegte sich nur ein kleines Stück und zuckte vor Schmerz zusammen. Sofort legte er eine Hand auf seine Wunde und verzog das Gesicht. „Es geht überhaupt nicht“, widersprach ich und drückte seine Hand weg, um mir die Wunde anzusehen. Sie sah zum Glück etwas besser aus, immer noch rot und ein bisschen gereizt, aber sie heilte. „Wir müssen uns trotzdem auf den weg machen“, mischte sich nun auch Rian ein. Er reichte Phillip ein Stück Brot und mir eine Flasche Wasser. „Und wie? Phillip kann sich kaum bewegen“, meinte ich und schüttelte den Kopf. Zudem hatten wir nur ein Pferd. Wir mussten uns unbedingt etwas einfallen lassen. „Milea, ich werde nicht mit euch kommen“, meinte Phillip und sah mich ernst an. Meine Augen weiteten sich. „Wenn du hier alleine bleibst, werden sie dich finden und töten. Auf keinen Fall, lasse ich dich zurück.“ Mit verzogenem Gesicht drehte Phillip sich zu mir und nahm meine Hand in seine. „Hör zu, du musst unbedingt zum See der vier Jahreszeiten. Das ist wichtiger als mein Leben. Es stehen viel mehr Leben auf dem Spiel.“ Nein, das konnte er nicht von mir verlangen. „Phillip hat recht, Milea“, meinte auch Rian. „Nein! Sie werden ihn foltern und töten“, protestierte ich. „Aber dich dürfen sie auf keinen Fall in die Hände bekommen“, sagte Phillip und drückte meine Hand. „Bitte, du musst mit Rian verschwinden.“ Ich schüttelte den Kopf und sah herunter zu unseren Händen. Phillip verschränkte unsere Finger miteinander. „Es wird bald hell, wir sollten los“, sagt Rian und stand auf. Zusammen packten wir alles zusammen und löschten das Feuer. Phillip hatte ich auf die Beine geholfen und er konnte sogar alleine gehen. Er verzog zwar teilweise noch sein Gesicht, aber im Großen und Ganzen konnte er es verbergen, dass ihm irgendetwas weh tat. Und ich wette, dass er das schon oft genug geübt hatte. So wie Ilja ihn behandelt hatte, konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass er Phillip geschlagen hatte und dieser dann so tun musste, als sei nie etwas geschehen. Rian hatte seinen Rappen schon gesattelt und führte ihn nun aus der Höhle. Ich legte mir gerade meinen Mantel um und wollte ihm nach, als Phillip mich am Handgelenk packte und aufhielt. „Du musst vorsichtig sein“, warnte er mich. Ich sah Phillip in die Augen und musste an Medusa denken. Milea, du musst mir versprechen, dass du zum See der vier Jahreszeiten gehst, egal was passiert. Du musst die Kräfte in dir frei setzten auch wenn das bedeutet das andere Leute sterben müssen oder sterben werden, hallte ihre Stimme in meinen Ohren wieder. Ich hatte mit allem gerechnet, aber ich hatte nicht damit gerechnet Phillip schon so schnell zu verlieren. In dieser Nische, als er mir beteuert hatte, dass er selber für meine Sicherheit sorgen wollte und mich begleiten würde, hatte ich nicht gedacht, dass ich ihn als ersten verlor … nicht nachdem er dem Strick entkommen war. „Du musst deine Kräfte erwecken, versprich mir, dass du unter allen Umständen zum See gehst.“ Ich nickte und nahm mir seine Hände. „Ja, mache ich. Versprochen.“ Phillip verschränkte wieder unsere Finger. „Mir wird schon nichts passieren.“ „Dir ist schon etwas passiert.“ „Davon sterbe ich schon nicht.“ „Kannst du nicht mit uns kommen?“, fragte ich flehend und hielt mich an seinen Händen fest. „Milea, ich kann ...“ Vor der Höhle wurde es lauter und Phillip und ich sahen zum Eingang. „Milea, wir müssen los“, rief Rian. Zusammen ging ich mit Phillip raus, behielt aber eine seiner Hände noch in meiner. Draußen saß Rian schon auf seinem Rappen und streckte eine Hand nach mir aus. „Komm.“ Ich sah in den Wald. Sehen tat man noch nichts, aber man hörte das Wieren der Pferde, die immer näher kamen. „Milea, bitte.“ Phillip zog mich mit zu dem Rappen, aber ich hielt seine Hand fest. „Wann sehe ich dich wieder?“, fragte ich ihn panisch und sah in seine dunkelgrünen Augen. „Du musst aufsteigen.“ „Nein, sag es mir!“, verlangte ich. Ich konnte es nicht so stehen lassen. Er musste mir versprechen, dass wir uns wieder sahen. „Ich werde sie ablenken, damit ihr verschwinden könnt.“ „Phillip“, flehte ich. Er seufzte, zog mich zu sich und küsste mich. „Bald“, versprach er an meinen Lippen und ließ mich dann los. Rian packte mich und zog mich in einem hinter sich aufs Pferd. „Sie werden sich aufteilen, alle werde ich nicht aufhalten können“, meinte Phillip zu Rian, dieser nickte. „Halt deinen Bogen bereit“, sagte er dann zu mir und zog sein Schwert. Ich folgte seiner Anweisung und nahm meinen Bogen fest in die Hand. Damit ich bereit war zog ich auch schon einen meiner Pfeile. „bring sie von hier weg“, war das letzte was Phillip noch zu uns sagte, bevor er dem Rappen auf den Hintern schlug und wir los galoppierten. Ich sah nach hinten zu ihm. Langsam ging er auf den Wald zu und wiegte dabei sein Schwert in seiner Hand. Er war verkrampft und bewegte sich schwerfällig … er lief sozusagen in seinen Tot.   Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10     Kaum hatten wir die Höhle verlassen, waren uns Alex Leute auf den Fersen. Es war klar, dass Phillip nicht alle aufhalten konnte. Als ob alle stehen bleiben würden, um gegen Phillip zu kämpfen. Manche würden auch einfach weiter reiten, um zu uns zu gelangen. Ich feuerte meine Pfeile auf sie und sorgte dafür, dass wir eine Chance hatten zu fliehen. Rian konzentrierte sich darauf, dass wir weiter in den Wald gelangen, um uns zu verstecken. „Schneller“, schrie einer der Männer. Sie waren nur noch zu viert, die anderen drei hatte ich schon ausschalten können. Das Gute an der Sache war, dass ich den einzigen Bogenschützen schon ausgeschaltet hatte. Die anderen hatten es immer wieder versucht, auf ihren galoppierten Pferden einen Pfeil abzuschießen, aber nie gelang es ihnen. Das war gut für uns, denn so konnten sie uns nur nach reiten, uns aber nicht verletzten. Ich allerdings konnte es. Aber ich konnte nicht einfach so schießen. Klar, sie waren hinter uns her, aber irgendwie fand ich das nicht fair. Wer weiß, warum sie Alex folgten. Waren sie wirklich der gleichen Meinung wie er? Ich meine, es waren nicht nur Elben unter ihnen, es waren wirklich alle Wesen vertreten. Ich konzentrierte mich wieder und erinnerte mich daran, warum ich hier war. Diese Wesen waren nun mal jetzt hier. Sie wollten mich und deswegen musste ich einfach schießen. Ich musste mich retten und zum See der vier Jahreszeiten gelangen, um die Wesen zu befreien, die sich noch nicht auf Alex Seite gestellt haben und daher von ihm unterdrückt wurden. Also spannte ich meinen Pfeil und ließ ihn durch die Luft sausen … direkt zwischen die Augen eines Elben. Er fiel von seinem Pferd, was allerdings immer weiter lief. Die anderen erhöhten ihr Tempo und auch Rian spornte unseren Rappen an. Aber das brachte nicht wirklich etwas. Denn im nächsten Moment schossen drei weitere Reiter aus den Büschen. „Rian, da sind noch mehr!“, rief ich und spannte wieder einen Pfeil. Auch dieser verfehlte nicht sein Ziel. Der Reiter fiel auch von seinem Pferd. Unser Problem war nur, dass die Neuankömmlinge auch Bogenschützen dabei hatten, diesmal waren sie zu zweit. Und diese machten sich gerade bereit zu schießen. „Schneller!“, rief ich wieder. Ich konnte mich von dem einen Pfeil retten, aber der andere verfehlte nicht sein Ziel. Er traf Rian, direkt in die Schulter. Er zuckte zusammen und riss die Zügel nach oben, sodass unser Rappe stieg. Ich hatte keine Möglichkeit mich irgendwo festzuhalten und fiel zu Boden. „Schnell“, rief einer der Typen und schon kamen sie auf mich zu. Ich zog einen Pfeil und spannte ihn. Dann ließ ich los und der Pfeil bohrte sich in die Schulter eines Feenmannes. Ein weiterer Pfeil bohrte sich in die andere Schulter, aber dieser stammte nicht von mir. Durch den Ruck fiel auch dieser von seinem Pferd und gab mir so die Sicht auf einen weiteren Reiter frei, der zwischen den Bäumen hervor kam. Er kam mit ausgestreckten Arm auf mich zu, packte meinen dargebotenen Arm und zog mich hinter sich aufs Pferd. Ich spannte sofort meinen Bogen neu und feuerte auf die Typen, die uns folgten. „Wo ist Rian?“, fragte mich mein Mitreiter und spannte auch seinen Bogen. „Er ist getroffen und weiter vorne, wir müssen ihn einholen.“ Gleichzeitig schossen wir und galoppierten dann weiter. Zum Glück hatte Rian noch nicht so viel Vorsprung, dass wir ihn schnell erreicht hatten. Er hatte sein Bewusstsein verloren, aber nur, weil er noch von zwei weiteren Pfeilen getroffen worden war. Das er noch nicht vom Pferd gefallen war, was aber gut war. So konnten wir ihn besser einfangen und in Sicherheit bringen. „Du springst gleich zu ihm rüber und reitest weiter“, verlangte Phillip von mir und ich nickte. Er erhöhte unser Tempo noch ein wenig und ich machte mich schon mal für den Pferdewechsel bereit. Meinen Bogen steckte ich in meinen Köcher und drehte mich schon mal auf die rechte Seite. Phillip spannte schon mal einen Bogen, damit ich geschützt springen konnte. Als wir dann Seite an Seite mit dem Rappen waren, sprang ich und Phillip schoss. Schnell spreizte ich die Beine und schnappte mir, sobald ich saß, die Zügel. „Weiter in den Wald, schnell!“, befahl Phillip und stoppte gleichzeitig sein Pferd. Er spannte gleich drei Pfeile und zielte genau. Ich musste jetzt auf das hören, was er sagte. Ich war ja schon froh, dass er uns gefolgt war und vor allem, dass er es geschafft hatte. Ich musste ihm einfach vertrauen. Also trieb ich den Rappen immer weiter in den Wald. Dabei versuchte ich Rian irgendwie anzusprechen, aber er reagierte einfach nicht. "Schneller", spornte Phillip mich an und ritt an mir vorbei.  Ich gab mehr Druck auf den Bauch des Rappen und folgte Phillip. An uns zischten Pfeile vorbei,  aber keiner traf uns ... na ja nicht so richtig.  Einer sauste an meiner Wange vorbei und hinterließ eine kleine Schramme, die etwas brannte. Aber das machte mir keine Sorgen, ich machte mir eher sorgen um Rian. Ich konnte nicht richtig aus machen, wo er getroffen worden war. Wenn er wirklich kritisch verletzt war mussten wir uns beeilen. Plötzlich sauste ein weiter Pfeil an meinem Ohr vorbei und ich sah hinter mich. Diese Wesen waren uns echt nah. Schnell schnappte ich mir meinen Bogen und zwei Pfeile.  Für kurze Zeit ließ ich die Zügel los, spannte die Pfeile und drehte mich nach hinten, um unsere Verfolger zu treffen. Gerade als ich die beiden Pfeile los ließ,  schoss ein Gegnerischer Pfeil auf mich zu, bohrte sich in meine Schulter und dann in den nächsten Baum.  Der Pfeil hatte mich nur gestriffen, aber der Schmerz war fast unerträglich.  Durch diesen ließ ich meinen Bogen fallen und krallte meine Hand in meine Schulter.  Das meine Pfeile ihre Ziele getroffen hatten,  hatte ich total vergessen.  Gerade war der Schmerz einfach zu präsent. "Weiter", rief Phillip und zischte an mir vorbei,  den Bogen fertig gespannt. Ich bekam aber nicht viel davon mit und galoppierte einfach weiter, so wie er es befohlen hatte.  Es dauerte nicht Lange bis Phillip wieder neben mir war. Er griff nach drn Zügeln und ritt dann schneller.  Er führte uns durch den Wald ... aber nicht weiter hinein sondern eher heraus.  "Wo reiten wir hin?", fragte ich.  "Wir müssen ein Versteck finden,  damit wir euch verarzten können. " Er hatte ja Recht aber er führte uns geradewegs nach Harpyas. Ich sah Phillip von der Seite an und bekam meinen nächsten Schock. Seine Wunde, die ich gerade erst genäht hatte,  war wieder aufgegangen und er blutete auch wieder stark.  Ja, wir mussten unbedingt ein Versteck finden. Es dauerte nicht lange und wir kamen am Rande des Waldes an. Phillip führte uns weiter und dann blieb er stehen und stieg von seinem Pferd ab. Er klatschte diesem auf den Hintern,  damit es verschwand.  Dann kam er zu mir und half mir vom Pferd. Ich rutschte wieder in seine Arme und blieb für einen kurzen Moment in diesen stehen.  Verdammt, er war schlimmer verletzt als ich und doch hob er mich noch vom Pferd. "Geht's dir gut?", fragte er mich, packte sanft mein Kinn und drehte es zur Seite, damit er sich die kleine Schramme an meiner Wange ansehen konnte. Sein Blick war etwas besorgt und irgendwie war das echt süß.  "Ja, nichts schlimmes." Er zog die Augenbrauen ungläubig hoch und sah sich dann meine Schulter an. "Du bist auch nicht besser dran", grummelte ich.  Jetzt ließ er mich los und holte Rian von dem Rappen herunter.  Mit Bedacht manövrierte er Rian auf seinem Rücken und sah mich an. "Kannst du dir die Satteltaschen nehmen?" Ich hatte dabei kein gutes Gefühl. Er war verletzt und ich hatte keine Ahnung, wo er jetzt hin wollte.  Aber ich gehorchte und packte mir die Taschen auf die gesunde Schulter, dann klatschte ich auch dem Rappen auf den Hintern. Er erschreckte sich genauso wie der andere und lief davon.  Phillip war schon ein Stück vorgegangen, er steuerte wieder den Wald an. Alles nur Ablenkung für unsere Verfolger.  Das verstand ich jetzt.  Unsere Reise verlief nicht wie geplant. Klar hoffte man bei solchen Unternehmungen,  dass alles glatt lief ... aber wir hatten das Pech ja gepachtet.  Phillip ging durch einen Busch durch und war hinter ihm verschwunden.  Ich lief ihm schnell hinterher, dabei ratschte ich mich noch mal an den Zweigen, was meine Schmerzen nicht wirklich linderte. Hinter dem Busch wäre ich beinahe über Phillip gestolpert. Er kniete am Boden und fegte Laubblätter von diesem ... und zum Vorschein kam eine Falltüre.  "Schaffst du es mir Rian anzugeben?", fragte Phillip mich und sah mich an.  "Kein Problem. "  "Pass aber mit deiner Schulter auf." "Und du mit deiner Seite. " Wir sahen uns eine Zeit lang in die Augen,  aber dann öffnete Phillip die Falltür und sprang hinunter.  Ich packte mir Rian -so gut ich konnte- und zog ihn mit zu der Falltür.  Langsam ließ ich ihn, mit den Füßen nach vorn natürlich, in das Loch sinken. Phillip nahm Rian an, doch plötzlich rutschte mir Rian aus der Hand und ich hörte Phillip ächtzen. Schnell krabbelte ich zu der Tür und sah hinunter.  Rian war mit seinem vollen Gewicht auf Phillip gefallen und jetzt lagen beide auf dem Boden. "Entschuldigung", murmelte ich und verzog das Gesicht.   "Nicht schlimm," ächzte er. Von Rian hörte ich nur ein Stöhnen. Aber das war gut, das zeigte mir, dass er langsam wieder aufwachte.  "Jetzt komm." Er streckte seine Arme nach mir aus.  "Phillip ich denke nicht,  dass du mich ...", fing ich an und setzte mich an die Falltür, sodass meine Beine herunter baumelten. Plötzlich packte er diese und zog mich herunter.  Ich schrie auf und knifff die Augen zusammen.  Als ich sie dann wieder öffnete, stand ich in seinen Armen.  Er hatte seine um meine Hüfte geschlungen, meine Hände lagen auf seiner Brust und unsere Gesichter waren sich sehr nahe. Phillip hatte kurz das Gesicht schmerzhaft verzogen, aber jetzt sahen wir uns in die Augen. Es war genauso wie bei den anderen Malen. Mir wurde heiß,  mein Herz pochte wie wild und ich konnte nur noch daran denken,  dass wir uns die letzten Male geküsst hatten.  Wir kamen uns auch immer näher und ich spürte auch schon fast seine warmen Lippen auf meinen, aber da holperte es hinter uns und vor allem wurde es richtig laut.  "Verdammt, macht die Falltür wieder zu, sonst finden sie uns noch", rief eine Frauenstimme. Phillip ließ mich sofort los und angelte nach der Türe.  Er zuckte leicht zusammen, versuchte es aber zu überspielen.  Die Frau nickte nur und rief noch mal los. "Maxi komm mal helfen. " Na ja, also eine Frau war sie nicht wirklich.Oben herum schon, bis auf ihre Arme, diese waren Flügel mit Klauen. Ihre Beine bedeckten rote Federn, ihre Flügel waren allerdings Grün schwarz. Und jetzt kam noch eine Harpyie dazu, ein Junge.  Er hatte die gleiche Federfarbe, wie sie. Dann mussten sie wohl Mutter und Sohn sein. Dieser Maxi schnappte sich Rian und trug ihn weiter in die Höhle hinein, in der wir standen. Harpyien waren echt erstaunlich. Ich meine, sie waren halb Mensch, halb Vogel. Sie konnten einfach weg fliegen, wenn sie mal ihre Ruhe brauchten.  "Danke Marie",  meinte Phillip und sackte dann zusammen. „Phillip!“, rief ich und war sofort an seiner Seite, um ihn aufzufangen. Er war Leichenblass und zitterte, zudem schwitzte er und hatte sogar Fieber. „Ich helfe Euch“, meinte diese Marie und nahm mir Phillip ab. Ich nickte und bedankte mich bei ihr. „Ich bin Marie. Medusa hat mich per Telepathie kontaktiert, um euch zu helfen, aber das es so schlecht stehen würde, habe ich nicht gedacht.“ „Irgendwie läuft alles aus dem Ruder“, meinte ich und folgte ihr. Wir liefen einen langen Gang entlang, der gar nicht aufzuhören schien, doch dann entdeckte ich eine Treppe, die nach oben führte … und das in ein kleines Häuschen. Maxi hatte Rian schon auf ein Sofa gelegt und nahm Marie jetzt Phillip ab. Ich sah mich kurz in dem kleinen Zimmer um, in dem wir jetzt standen. Es war Wohnzimmer, Küche und Esszimmer zusammen. Klein, aber gemütlich. Marie lief schnell einem der vier Fenster und zog die Gardinen vor. Ich konnte noch einen kleinen Blick nach draußen erhaschen und blieb stock steif stehen. Wir waren in der Stadt. Wir waren in Harpyias. "Wurden nicht alle Städte und Königreiche eingenommen?", fragte ich etwas verwirrt.  Marie nickte und drehte sich zu mir um. "Warum sind wir dann hier?  Bist du nicht eine Anhängerin von Medusa?" Erst da viel mir auf, was ich gesagt hatte. Sie hatte uns gerade geholfen, da konnte ich sie doch nicht einfach so blöd an machen. "Es tut mir leid ... ich ... es war unhöflich so etwas zu sagen. Ich dachte nur es konnten die meisten Leute fliehen und dann seid ihr hier. Zudem sucht Alex nach uns und dann verstecken wir uns auch noch in einem Haus mitten in einer Stadt. Wenn Alex Männer uns hier finden, werden sie euch etwas tun ... das will ich einfach nicht. ", versuchte ich mich zu erklären.  "Nicht schlimm", meinte Marie. "Ich weiß wie du das gemeint hast." Sie lächelte mich an und ging dann an die Feuerstelle die in einer Ecke war.  Ich sah ihr zu, wie sie das Feuer schürte.  Doch dann stöhnte Rian und ich lief sofort zu ihm. Maxi hatte ihn auf ein Sofa gelegt, ich kniete mich neben dieses und strich Rian leicht über die Wange. Seine Augen waren noch geschlossen, aber sein Gesicht war Schmerz verzerrt und er bewegte sich hin und her, gab Geräusche von sich und krampfte sich zusammen.  "Wir müssen ihn schnell behandeln", meinte Marie und trat neben mich. "Ich brauche eine Schüssel Wasser und unseren Medizinkoffer." Maxi nickte und suchte sofort alle Sachen zusammen.  "Ist es sehr schlimm?", fragte ich und machte Marie platz. Sie kniete sich jetzt hin und sah sich Rian an.  "Die Wunden sind tief", sagte sie und tastete Rians Schulter ab. Er schrie auf und Marie schüttelte den Kopf. "Das sieht schlecht aus. Er muss seinen Arm still halten, sonst wird es nicht heilen."  "Wie ... Wie meinst du das?"  "Er wird nicht weiter mit euch kommen können. Ich muss seine Schulter schienen, damit sie heilen kann … in Ruhe.“ Toll, was machte ich denn jetzt? Das hier war wirklich nicht das, was ich gehofft hatte. Unsere ganze Mission ging einfach nur schief. "Alles in Ordnung?", fragte sie mich. Ich nickte nur. "Es wird schwer werden, Prinzessin. Noch schwerer als es jetzt schon ist." Ich sah von Rian zu dem Zimmer, in das Maxi Phillip gebracht hatte. "Aber Ihr müsst das alles aushalten, Ihr müsst uns alle befreien."  "Wie sieht es hier in der Stadt aus?" Obwohl ich es nicht wirklich wissen wollte, musste ich einfach fragen.  "Sie lassen uns nicht hinter die Stadtmauern, wir müssen in der Stadt bleiben. Überall stehen Wachen und wenn nur einer aus der Reihe tanzt wird er bestraft." "Sind schon viele ..." "Wir hatten noch keinen Todesfall, wenn Ihr das fragen wolltet." Sie machte Nadel und Faden bereit und fing dann an, Rians Wunden zu nähen. Er schrie nicht so wie Phillip, aber auch nur weil Marie hier mehr Möglichkeiten hatte, um seine Schmerzen zu lindern. "Ihr könnt hier nicht lange bleiben, aber Ihr könnt euch ausruhen."  "Was ist mit Rian und Phillip?" "Rians Schulter ist dahin, er wird Euch nicht beschützen können." "Und Phillip?" "Den muss ich mir erst angucken." Ich umschlang mich mit meinen Armen und betete, dass es beiden schnell wieder gut gehen sollte. Dabei zuckte ich zusammen. Ich hatte die Wunde an meinem Arm total vergessen. "Ich kümmere mich sofort um Euch." Sie war richtig schnell und arbeitete sauber.  Sie war gerade fertig, da kam Maxi aus dem anderen Zimmer gestürmt.  "Er zuckt unaufhörlich, Mom, irgendwas stimmt nicht", meinte Maxi etwas panisch. Marie sprang sofort auf und rannte los. ich folgte ihr und kniete mich neben das Bett, auf dem Phillip lag. Er zitterte unkontrolliert und krallte sich in die Matratze. Ich nahm mir eine seiner Hände und verschränkte unsere Finger miteinander.  "Ich muss die Wunde schließen", meinte Marie und sah mich an. "Das wird hässlich. Ich muss die Wunde ausbrennen." Sie nickte Maxi zu und dieser lief sofort los. Er holte etwas Stoff, dann lief er wieder raus. Marie zwirbelte das Stück Stoff ein bisschen und drückte es dann in Phillips Mund. Ich wusste, was sie mit ausbrennen meinte. Sie würde ein Messer oder irgendetwas anderes heiß machen und damit Phillips Wunde ausbrennen, damit er nicht weiter blutete. Denn das war wichtig, sonst würde er sterben. Eine weitere Naht wäre zwecklos, sie würde nur wieder aufgehen, so wie eben. Außer natürlich er würde hier bleiben uns sich ausruhen, aber das würde er nicht zulassen und vor allem wusste ich noch nicht mal, ob es wirklich helfen würde.  Marie desinfizierte die Wunde rund herum und wischte das Blut weg. Nicht alles, aber so viel, dass sie sauber arbeiten konnte und sich die Wunde nicht entzündete, nachdem sie sie ausgebrannt hatte.  "Milea, Ihr müsst mir jetzt zuhören. Er wird sich wehren und ziemliche Schmerzen spüren, aber ich muss das durchziehen, sonst stirbt er. Er braucht Euch." "Ich werde ihm nicht von der Seite weichen", nickte ich und drückte Phillips Hand feste. Er wandte sich immer noch und presste die Augen zusammen, aber plötzlich lag er ganz still da. Der Anfall war vorüber. Jetzt musste alles schnell gehen, bevor er vielleicht noch mal so einen Anfall bekam.  Maxi kam wieder ins Zimmer gerannt ... mit einem glühenden Dolch in der Hand. Marie nickte mir zu, als sie den Dolch in der Hand hatte. Ich nickte zurück und drückte Phillip aufs Bett zurück. Okay, ich musste jetzt stark sein. Ich musste für ihn stark sein.  "Eins, Zwei ..", zählte Marie herunter und presste dann - bevor sie Eins sagte - den Dolch auf Phillips Wunde. Er schrie, aber der Stück Stoff dämpfte den Schrei. Phillip bäumte sich auf, seine Hände krallten sich in die Matratze. Er wehrte sich gegen mich, aber ich musste ihn weiter nach unten drücken, damit Marie die Wunde richtig ausbrennen konnte.Aber trotzdem war es schrecklich ihn so zu sehen. Er litt, er litt so sehr. Es spiegelte sich in seinem Gesicht, in seinem Schrei und auch in seinem ganzen Körper. Er war angespannt und zitterte. Er wurde blass und fing an zu schwitzen. Ich wusste nicht, wie ich ihm zeigen konnte, dass ich da war, dass es bald vorbei war. Es dauerte endlos lange … so kam es mir zumindest vor. Als Marie dann fertig war, sackte ich neben dem Bett zusammen. Phillip hatte das Bewusstsein verloren. Es waren einfach zu heftige Schmerzen gewesen, als dass er wach bleiben konnte. Ich wäre auch beinahe umgekippt. Allein der Geruch von verbranntem Fleisch, aber ich hatte mich zusammen gerissen. Er hatte mich einfach gebraucht. „Er wird wieder“, meinte Marie und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ja, das musste er einfach. Ich wusste nicht, was ich ohne ihn machen sollte. Ich würde alleine zurecht kommen, davon war ich überzeugt, aber gleichzeitig zu wissen, dass Alex Phillip jeder Zeit finden konnte, war einfach unerträglich. Da hatte ich ihn lieber in meiner Nähe und wusste, dass er noch nicht in Alex Klauen steckte. Als nächstes kümmerte Marie sich weiter um Phillips Wunde. Sie schmierte irgendeine Paste auf sein verbranntes Fleisch und verband ihn dann. Ich hielt in der Zeit seine Hand. Ich hatte unsere Finger miteinander verschränkt und drückte meine Lippen gegen seinen Handrücken. Es gefiel mir nicht wirklich, dass er einfach so auf dem Bett lag, das einzige, was zeigte, dass er noch lebte, war sein Atem, der unregelmäßig ging. Er hatte immer noch Schmerzen und auch Fieber. Das einzige was ich also wieder machen konnte, war ihm den Schweiß von der Stirn zu wichen und einfach zu warten, dass er wieder auf wachte. Genauso wie bei Rian. Mit einem nassen Lappen strich ich die ganze Zeit über Phillips Stirn. Nebenbei verarztete Marie meinen Arm. Die Wunde war nicht tief und eigentlich auch nichts spektakuläres. Aber eigentlich interessierte mich das nicht mehr. Ich machte mir eher Sorgen um Phillip und Rian.  Ich saß jetzt schon zwei Stunden hier an Phillips Bett, streichelte seine Wange und Schläfe. Nachdem Marie meinen Arm verarztet hatte, war sie wieder zu Rian gegangen, um zu gucken, wie es ihm ging. Er schlief und das war das Beste, was er machen konnte. Was ich eigentlich auch machen sollte, aber irgendwie konnte ich nicht. Meine Gedanken überschlugen sich einfach. Ich machte mir um jeden Sorgen, nicht nur um die zwei sondern auch um Adele und Niko, die wir hinter uns gelassen hatten. Zudem musste ich die ganze Zeit an meine Eltern denken, die Alex bei sich hatte, genauso wie all die anderen Adligen bei uns in Albis. Und zu guter Letzt all die Wesen, die in ihren Häusern waren und unterdrückt wurden. Wie sollte ich das schaffen? Wie sollte ich rechtzeitig alle retten? Und vor allem, wie? Es würde doch nie im Leben reichen Alex zu töten. Was war dann mit seinen Anhängern? Und wenn es wirklich nur das brauchte, warum tat es nicht einfach irgendjemand? Warum mussten wir diese Reise machen, damit ich ein Engel wurde? Was sollte ich schon machen, wenn ich dann endlich ein Engel war? Als ob ich etwas anderes machen konnte, als ihn zu töten? Als ob er dann auf mich hörte, wenn ich ihn bat das alles zu lassen. Ich tunkte ein Stück Stoff in eine Schüssel voll Wasser und fing dann an, das restliche Blut von Phillips Seite zu wischen. „Milea!“, schrie Phillip plötzlich und saß aufrecht. Ich hatte mich total erschreckt und das Stück Stoff einfach fallen gelassen. „Milea?“ Phillip suchte im ganzen Zimmer nach mir und als seine Augen mich endlich fanden, nahm ich seine Hand in meine und legte eine Hand auf seine Brust. „Ich bin hier, alles ist gut. Wir sind in Sicherheit“, meinte ich sanft und drückte ihn wieder zurück. „Du musst dich noch etwas ausruhen.“ „Wo … sind wir?“ Ich setzte mich auf die Bettkante und nahm mir den Stoff, den ich für seine Stirn benutzt hatte. „Du hast uns doch her gebracht“, meinte ich und wischte seinen Schweiß weg. Er atmete ganz unregelmäßig und sah sich auch immer noch wild um. „Wir sind in Harpyias bei Marie.“ Sofort wurde er ein bisschen ruhiger und ließ sich ins Kissen sinken. „Medusa hat mir gesagt, dass wir her sollen“, murmelte er. „Danach weiß ich gar nicht mehr was passiert ist.“ „Marie hat dich und Rian verarztet und uns Unterschlupf gegeben.“ So als wenn ihn eine Tarantel gestochen hatte, war er wieder panisch und saß wieder aufrecht im Bett. „Geht es dir gut?“ Ich musste leicht kichern. „Ja, mir geht es gut. Marie hat auch mich verarztet.“ So als wenn er eine Bestätigung brauchte, packte er meinen Arm und sah ihn sich an, dann nahm er sanft mein Kinn in seine Hand und drehte es zur Seite. Marie hatte mir eine Salbe für den Schnitt an meiner Wange gegeben, die ich auch brav drauf gemacht hatte. Zwar war sie nicht weg, aber es würde keine Narbe bleiben, das hatte sie mir versprochen. Sanft strich Phillip über meine Wange. „Es ist alles gut“, meinte ich, befreite mich aus seinem sanften Griff und sah ihn wieder an. Wir waren uns wieder so nah und ich konnte nur in seine Augen sehen. An ihnen merkte ich, dass es ihm leicht wieder besser ging. Auch seine Hautfarbe wandelte sich wieder, er war nicht mehr so blass. Aber am meisten sah man es in seinen Augen. Sie waren nicht mehr so trüb und voller Schmerzen. Sanft legte er seine Hand auf meine und verschränkte unsere Finger miteinander. Wir kamen uns immer näher, es fehlten vielleicht nur noch ein paar Millimeter. Ich hatte auch schon die Augen geschlossen, doch da störte Marie uns … schon wieder. „Ich dachte ich bringe dir etwas Suppe … oh Phillip, du bist ja wach“, meinte sie. Ich biss mir auf die Lippe und stand dann auf. „Danke Marie“, meinte ich und nahm die Suppe an. „Wie geht es dir?“ Sie sah ihn von oben bis unten an. „Besser, dank dir habe ich gehört“, sagte er. Marie nickte und sah dann zwischen mir und Phillip hin und her. „Möchtest du auch etwas essen?“ Phillip bedankte sich und Marie ging ihm auch einen Teller fertig machen. Es dauerte keine fünf Minuten, da war sie wieder da und gab auch Phillip einen Teller. Ich setzte mich ans Fußende des Bettes und fing an, die Suppe zu schlürfen. „Danke für die Hilfe, wir werden nicht so lange bleiben.“ „Ihr solltet euch ausruhen, das braucht ihr jetzt am meisten.“ „Wir bringen euch damit nur noch mehr in Gefahr“, mischte ich mich nun ein. „Je länger wir hier sind, desto länger gerät ihr in Gefahr.“ „Ihr könnt bis zur Anbruch der Nacht bleiben.“ Phillip nickte und aß seine Suppe. „Noch eine Sache, kann ich mal mit dir sprechen?“ Dabei sah sie Phillip an. Ich sah zwischen den beiden hin und her und stand dann auf. „Bin schon weg“, sagte ich und ging mal nach Rian gucken.    Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11   Nachdem Milea aus dem Zimmer gegangen war, hatte marie die Türe hinter ihr zugemacht und sah mich jetzt an. Ich drehte mich so, dass ich mich mit dem Rücken gegen die Wand lehnen konnte. Den Teller mit der Suppe, legte ich auf meine ausgestreckten Beine. Meine Seite schmerzte noch etwas, aber ich hatte nicht wirklich vor es zu zeigen. "Worüber willst du reden?", fragte ich. "Prinz Rian wird wohl nicht mit euch weiter reisen können." "Das ist nicht das, was du mir sagen wolltest." "Stimmt." Ich sah sie an und wartete. "Du musst damit aufhören." Ich ballte meine Hand zur Faust. Ich wusste nur zu genau, wovon sie sprach, aber ich tat auf blöd. "Was meinst du?" "Sie wird niemals mit dir zusammen kommen. Sie ist die Erbin von Albis und du bist nur ein Mann, der zufällig der Sohn des Königs ist. Meinst du wirklich jemand würde es zulassen, das ihr zusammen seid?" "Wie kommst du überhaupt darauf, das da was zwischen uns ist?" "Dein Blick, ihr Blick. Ich bitte dich, jeder Blinde weiß, dass ihr euch eben geküsst hättet, wäre ich nicht rein gekommen." "Da ist nichts zwischen Milea und mir." Sie lächelte. "Milea?"Ich schloss die Augen. Verdammt, Phillip, kannst du nicht erst einmal nachdenken. bevor du deine vorlaute Klappe auf machst? "Halte dich so weit weg von ihr, wie du nur kannst." "Ich möchte mich nicht von ihr fernhalten." "Phillip, sie wird nie dir gehören. Sie bedeutet deinen Tot." Jetzt sah ich ihr richtig in die Augen. Das erstaunliche an Marie war, dass sie nicht nur eine Harpyie war ... sie war auch eine Hexe, was sie natürlich sehr gerne verheimlichte. Aber ich kannte sie schon etwas länger, sodass ich ihre Aussage gerade nicht einfach so abtuen konnte. "Ist das eine Ahnung oder weißt du es mit Bestimmtheit?" "Hast du dich mal angesehen? Erst will Alex dich hängen und jetzt diese Wunde? Ich habe gesehen, dass sie schon mal genäht worden war und hätte ich sie nicht ausgebrannt, dann wärst du daran verblutet. Meinst du nicht, dass ist schon Zeichen genug?" "Ich werde sie nicht alleine gehen lassen und ich werde sie mit meinem Leben beschützen, auch wenn du mir sagst, dass ich sterben werde." Marie schüttelte den Kopf. "Nein, das meine ich nicht. Du musst ihr zur Seite stehen, aber eure Wege werden sich trennen." Ich löste mich von ihrem Blick, der mich fast zu durchbohren drohte ... ich konnte ihn einfach nicht mehr standhalten. Und ich wollte auch nicht mehr über meine Zukunft hören. Nicht, wenn es eh nichts schönes zuhören gab. „Noch etwas?“ Sie schüttelte den Kopf und drehte sich um. „Ruh dich noch etwas aus.“ Diesmal nickte ich und als Marie dann draußen war, sackte ich ein bisschen in mich zusammen. Sie bedeutet deinen Tot. Verdammt, was dachte sie sich dabei mir soetwas zu sagen? Nicht das wir schon genug Probleme hatten. Jetzt hatte ich auch noch diese wunderbare Prophezeiung im Ohr.   Ich war wieder eingeschlafen, was ich wirklich nicht verstehen konnte. Ich musste immer zu daran denken, was Marie mir gesagt hatte. Ich konnte eigentlich an nichts anderes mehr denken. Es klopfte und ich setzte mich auf. „Bist du wach?“ Milea steckte ihren Kopf ins Zimmer und sah mich an. „Ja, bin wach“, meinte ich und stand langsam auf. Sie kam ins Zimmer und beobachtete mich. „Geht es dir denn schon wieder besser? Die Wunde sah schlimm aus.“ „Marie hat sie doch ausgebrannt, da kann nichts mehr passieren.“ Meine Beine waren noch etwas wackelig, aber es ging. Milea war allerdings direkt bei mir, um mich zu stützen. Ich musste zugeben, dass ich noch ein bisschen wackelig war und es wahrscheinlich so aussah, als wenn ich gleich hinfallen würde. „Milea, mir geht’s gut“, meinte ich schnell, damit sie nicht auch noch meinte, dass sie mich irgendwie festhalten musste oder so. „Es wird bald dunkel, wir sollten uns so langsam auf den Weg machen.“ Sie holte eine Karte hervor und hielt sie mir hin. „Wir haben jetzt keine Pferde mehr, also könnten wir mehr in den Wald gehen und ihn als Schutz nutzen. Ich hab mir überlegt, dass wir vielleicht wenigstens bis zu der Brücke kommen sollten, also nur wenn es klappt, wenn du es schaffst.“ Mist. Sie hatte sich natürlich die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht, wie wir weiter kamen und ich? Ich hörte auf irgendeinen Satz, den Marie gesagt hatte. Mir sollte Mileas Sicherheit gerade mehr Sorgen bereiten. Ich sollte mich genauso daran setzten, dass wir so schnell wie möglich zum See der vier Jahreszeiten gelangen. „Das ist ein guter Plan“, meinte ich und sah Milea an. Sie starrte immer noch auf die Karte und suchte den perfekten Weg. Ihr Gesicht war nachdenklich verzogen, allerdings änderte es gar nichts an ihrer Schönheit. Ihr sanftes Gesicht mit dieser kleinen Stupsnase, ihre hellblauen Augen, ihre spitzen Ohren und die braunen Haaren mit den blonden Strähnen. Ich könnte ihr Stunden lang einfach nur ins Gesicht sehen. Sie bedeutet deinen Tot. Nein, sie würde nie meinen Tot bedeuten. Und wenn … dann würde ich es hinnehmen. Für sie würde ich alles machen. Wir machten uns fertig und gingen dann zusammen zu den anderen. Rian lag immer noch auf dem Sofa. Er versuchte gerade aufzustehen, aber Milea war sofort an seiner Seite und drückte ihn zurück. „Wie oft noch? Du musst hier bleiben, das haben wir doch besprochen“, meinte sie. „Ich muss euch doch helfen.“ „Du bist noch verletzt. Wenn du jetzt mit kommst, dann wird deine Schulter nie heilen und das kann ich einfach nicht zulassen.“ Rian sah an ihr vorbei zu mir. „Und was ist mit dir? Du warst auch schwer verletzt“, fragte er mich. Ich zeigte an mir herunter und breitete dann meine Arme aus. „Mir geht’s gut, ich werde sie sicher zum See bringen, keine Sorge“, versprach ich ihm. „Dann vertraue ich dir mal.“ Nachdem Milea sich von Rian verabschiedet hatte, wollte Marie uns zu der Falltür zurück bringen, doch da drang eine Stimme durch die Fenster. „Bewohner von Harpyias, dies ist eine Aufforderung euren neuen Königs. Alle müssen sich auf dem Hauptplatz versammeln um sich einer Impfung zu unterziehen. Sollte sich jemand wehren, wird auch hier in Harpyias jeden Tag jemand hingerichtet“, rief jemand durch die Straßen. Marie zog den Vorhang von einem Fenster weg und sah hinaus. Auf der Straße stand eine Wache und verkündete die tolle Neuigkeit. Ich trat ein bisschen näher an das Fenster und sah mir den Typen ein näher an. Irgendwas an ihm war komisch. Ich konnte mir so oder so noch nicht wirklich vorstellen, wie Alex so viele verschiedene Wesen auf seine Seite ziehen konnte. Die Situation in allen Königreichen war vielleicht nicht die beste, aber man konnte in Frieden leben. Irgendwas muss er mit ihnen angestellt haben müssen. „Bewohner von Harpyias ...“, fing er wieder an und sah in unsere Richtung. Seine Augen starrten ins Leere. Nicht einfach nur ins Leere, nicht so das er an uns vorbei sehen würde … nein, er sah uns erst gar nicht. Seine Augen hatten keine richtige Farbe mehr, sie waren einfach nur trüb. „Ihr müsst jetzt gehen, sofort“, meinte Marie und zog den Vorhang wieder vor. Marie drückte Milea schnell zu der Treppe, die wieder zurück zu der Falltür führte. Maxi lief schnell weg, um dann mit Pfeilen zurück zu kommen, die er Milea gab. „Ihr müsst euch beeilen“, spornte Marie uns jetzt an. Milea sah sie an und bedankte sich noch mal bei ihr. Dann ging sie auch schon die Treppen herunter. Ich wollte ihr folgen, doch Marie hielt mich noch zurück. „Pass auf sie auf, Phillip.“ „Mache ich, aber ihr dürft auf keinen Fall diese Impfung bekommen“, meinte ich und sah zu Maxi. „Da ist etwas faul.“ „Wenn wir nicht gehen, hegen sie Verdacht. Sie wird uns retten, davon bin ich überzeugt. Sieh du nur zu, dass sie es auch tun wird.“ Ich nickte und folgte Milea dann. An der Falltüre angekommen, machten wir diese auf und ich machte eine Räuberleiter, damit Milea heraus klettern konnte. Ich selber hievte mich hoch und dann legten wir wieder Laub auf das Holz, damit nicht jeder auf sie stieß. Milea nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger. Ich beließ es dabei und führte sie durch den Wald. Wir hielten uns weit weg von den Pfaden wie es nur ging. Kämpften uns durch die Büsche und Sträucher. Versteckten uns hinter den Bäumen und liefen geduckt durch den Wald. Mileas Händedruck wurde immer fester, sie klammerte sich schon fast an mich. „Alles in Ordnung?“, fragte ich sie nach einiger Zeit. Milea sah zu Boden und antwortete mir erst nicht. „Diese Wache … sie sagte, dass jeden Tag jemand hingerichtet wird. Er sagte auch … das heißt, Alex richtet jetzt nicht jede Woche jemanden hin, sogar jeden Tag.“ „Milea ...“, fing ich an, aber sie schüttelte den Kopf. „Wir hatten in drei Tagen am See der vier Jahreszeiten sein wollen und jetzt? Jetzt sind wir gerade mal in Harpyias und es sind schon drei Tage vergangen … zwei Tage an denen Alex schon Adlige hingerichtet hat.“ Was sagte ich denn jetzt? Das alles hier ging ihr wirklich nahe, was ich natürlich verstehen konnte. Das alles hier passierte, weil sie nicht bei Alex war … nur weil er so einen Narren an ihr gefressen hatte und dann sagte ihr auch noch jeder, dass sie die Einzige war, die uns retten konnte. Es lastete einfach zu viel auf ihren Schultern. Dabei war sie eigentlich ganz taff. So hatte sie auf jeden Fall die ganzen Male auf mich gewirkt. Sie hatte immer einen frechen Spruch auf Lager gehabt und sie hatte auch ohne zu zögern getötet, um jemanden zu retten. Was sie ja jetzt auch tat, aber hier ging es auch um sie selber. Und das machte sie irgendwie zerbrechlicher, was ich gar nicht schlimm fand. Ich fand es gut, dass sie zwei Seiten hatte. Mein Problem war jetzt nur, dass ich ihr nicht helfen konnte. Ich wusste einfach nicht, was ich ihr sagen konnte. Na ja, ich wusste es schon, aber es war nichts aufmunterndes. Zumal wir eh nichts mehr daran ändern konnten. „Ich weiß, aber du darfst dir auf keinen Fall die Schuld daran geben, Milea.“ Ich blieb stehen und drehte sie so, dass sie mich ansah. „Es werden noch viele Leute sterben, aber wenn du dir all dies aufbürdest, dann schaffen wir es nie, die zu retten, die vielleicht noch nicht so sehr betroffen sind. Ich weiß, es hört sich alles total doof an und helfen tut es dir auch nicht und vor allem hilft es nicht denjenigen, die in unmittelbarer Gefahr steckten, aber wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren zum See der vier Jahreszeiten zu gelangen, damit wir es vielleicht doch noch schaffen, irgendjemanden zu retten.“ Sanft legte ich meine Hand auf ihre Wange und sah in ihre hellen Augen. „Es ist eine schwere Last, die du tragen musst, aber dafür bin ich hier. Ich helfe dir, sie zu tragen. Wenn du es möchtest, dann können wir zurück gehen und versuchen so viele Wesen zu retten, wie wir können und zu verhindern, dass Alex noch mehr der Adligen hinrichtet, aber wenn wir das tun, dann wird er auch nie besiegt, dann bleibt er auf dem Thron und wir haben keine Chance zu gewinnen.“ „Du hast Recht“, murmelte sie. „Aber ich … ich weiß doch noch gar nicht, was ich dann ausrichten soll. Wenn ich diese Kräfte erweckt habe … dann was? Als ob nur ich es schaffen kann, Alex aufzuhalten. Als ob nur ein einzelner Mensch es besser machen könnte, als ein ausgeklügelter Plan.“ „Wenn du deine Kräfte erweckt hast, dann wirst du es wissen. Und wenn nicht, dann werden wir uns etwas ausdenken. Medusa sagte zwar, dass du das hier alleine machen müsstest, aber trotzdem sind wir alle bei dir. Du bist nicht alleine.“ Sie sah mir in die Augen und lächelte dann. „Stimmt, wenn du bei mir bist, weiß ich, dass wir das schaffen werden.“ Sie beugte sich vor und küsste mich. Ich konnte nicht anders, als meinen Arm um sie zu schlingen, sie näher an mich zu ziehen und ihren erst scheuen Kuss zu erwidern. Aber dann küssten wir uns immer leidenschaftlicher, wobei ich alles um uns herum vergaß. Als wir uns dann lösten, keuchten wir beide und ich konnte nur in das Meer ihrer wunderschönen Augen sehen. Wir sahen uns eine Zeit lang nur in die Augen, aber diesmal war ich mir jedes Körperteiles von ihr bewusst. Bei unserem Kuss war es einfach so, dass nur wir zwei zählten. Ich hatte ihre Wärme gespürt und ihre süßen Lippen geschmeckt, aber jetzt spürte ich ihren sanften Körper mit seinen wohlgeformten Rundungen, seien es ihre schön geschwungene Hüfte an meinen Händen, ihre sanften Hände auf meine Brust oder ihres ganzen Körpers, der sich an den meinen drückte. Verdammt, bei ihr konnte doch kein Mann mit gesundem Menschenverstand einen klaren Gedanken fassen. Ich wollte, dass sie für immer in meinen Armen bleiben würde … aber was redete ich mir hier ein? Auch wenn ich ihr hier zur Seite stand, ich würde nie würdig sein auch sonst bei ihr zu bleiben. Mein Vater würde soetwas eh nie erlauben. Ich hatte doch gar keinen Stand bei uns in der Welt. Marie hatte mich doch auch schon zurecht gewiesen. Ich war nur ein Mann der zufällig der erst geborene eines Königs war. Ich drückte Milea von mir. „Also was sollen wir tun?“, fragte ich. Milea verschränkte wieder unsere Finger. „Wir müssen uns beeilen.“ Ich nickte und zog sie dann weiter, unsere Finger verschränkte sie natürlich wieder. Diesmal kamen wir richtig gut durch. Keine Komplikationen und soweit ich das beurteilen konnte, war uns auch niemand gefolgt. Sodass wir es wirklich bis zum Morgen zu der Schlucht geschafft hatten. Milea war sofort zum Abgrund gelaufen, um zu gucken, ob die Brücke noch betretbar war. Ich allerdings sah mich um. Wir waren nicht mehr im Wald und dadurch auch ungeschützt. „Sie ist noch ganz“, rief Milea mir zu, aber irgendwie hörte sie sich nicht so überzeugt an. „Aber?“, fragte ich. Sie nahm sich einen Stein und warf ihn auf die Brücke. Genau das Brett auf dem er gelandet war, löste sich und stürzte die Klippe herunter. Das hieß wohl fliegen. Ich wollte Milea gerade zu mir rufen, als ein Pfeil an meiner Wange vorbei raste. Aus dem Wald kamen vier Reiter und am Boden sah ich Schatten, die sich bis zu uns schlängelten. „Milea!“, schrie ich und rannte auf sie zu. Milea spannte einen Pfeil und schoss ihn an mir vorbei zu unseren Neuankömmlingen. Als wir wieder neben einander standen, legte meine Waffen ab. „Halt sie noch was hin“, meinte ich und fing an, mich auszuziehen. „Ähm … Phillip ich glaube nicht, dass es etwas bringt sich jetzt auszuziehen“, stammelte sie und spannte den nächsten Pfeil. „Wenn du hier weg willst, ist es notwendig.“       Ich musste mich wirklich konzentrieren ihn nicht anzustarren und stattdessen auf unsere Feinde zu achten. Neben meinem Fuß bohrte sich ein Pfeil und ich musste wieder nach vorne sehen. Sie kamen immer näher. Ich schoss meinen Pfeil auf einen der Reiter, aber irgendwie machte ich mir Sorgen um die Schatten, die sich über den Boden schlängelten. Ich wusste einfach nicht, wie ich diese Dämonen töten sollte. „Die Schatten“, meinte Phillip und ich schoss sofort auf den Boden. Ein entsetzlicher Schrei ertönte und der Schatten löste sich vom Boden und löste sich auf. Wieder spannte ich einen Pfeil und zielte … aber ich stockte. Gerade kam ein ganz bestimmter Vampir aus dem Wald. Felix saß wie ein Kaiser auf seinem Pferd und bekam ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als er mich sah. Sofort zielte ich auf ihn und vergaß alles um mich herum. Dieser Typ war einfach das Letzte. Er hatte schon so viel angerichtet, ich wollte ihn los werden und das am Besten jetzt. Meine Pfeilspitze zeigte genau auf sein Herz und ich wollte schon los lassen, aber plötzlich legte sich ein riesiger weißer Drachenschwanz um mich … und schützte mich so vor den Pfeilen, die jetzt auf uns zu schossen. Ich blinzelte und sah den langen Schwanz entlang bis zu dem riesigen Drachen, der sich jetzt als mein Schutzschild vor mich stellte. Nehm meine Sachen und steig auf, hallte Phillips Stimme in meinem Kopf wider. „Wir könnten sie aufhalten“, meinte ich leise. „Du könntest sie aufhalten.“ Das hier war mir noch nie richtig in den Sinn gekommen. Er war ein Drache, er könnte sie uns alle vom Leib halten. Es werden mehr kommen, wir sollten jetzt erst einmal verschwinden. Ich hörte auf ihn, steckte den Pfeil und Bogen in meinen Köcher und sammelte dann schnell Phillips Sachen ein. Mit einem gezielten Sprung schaffte ich es auf halb auf Phillips Rücken und zog mich dann weiter hoch, bis ich richtig saß. „Ihr dürft sie nicht entkommen lassen!“, schrie Felix und hatte jetzt ein angespannteres Gesicht drauf. „Schießt verdammt noch mal!“ Seine Leute zielten und die Schatten kamen uns gefährlich nahe. Phillip breitete seine Flügel aus. Ich spürte seine Muskeln an meinen Beinen und sein starker Atem ging durch seinen ganzen Körper. Meine Finger vergrub ich in seinem Nacken, seine Schuppen … sie waren weich und fühlten sich überhaupt nicht hart an. Jetzt holte Phillip tief Luft und ich wusste genau, was er vor hatte. Er würde jetzt Feuer speien und uns so einen Vorsprung verschaffen. Ich hielt mich stärker fest und spürte so, wie das Feuer in seinem Bauch hoch quoll und dann heraus geschossen kam. Gleichzeitig bewegte Phillip seine Flügel und wir hoben ab. Gefolgt von Schreien flogen wir über die Schlucht. Ich wollte nicht zurück sehen und deswegen legte ich mich fast auf Phillips Rücken. Alles gut? „Ja, alles gut.“ Ich strich über seinen Rücken und sah dann hinunter in den Abgrund. Es war erstaunlich, wie hoch wir flogen. Lass los. „Wie loslassen?“ Breite deine Arme aus. Ich tat wieder was er mir gesagt hatte und breitete meine Arme aus. Der Wind bließ durch meine Haare und es war einfach nur ein wunderbares Gefühl den Wind in meinen Haaren zu spüren. Ich fühlte mich frei. Sanft landete Phillip auf der anderen Seite und ich rutschte einfach von seinem Rücken. Seine Sachen hielt ich in der Hand und sah ihn erwartend an. Ich weiß, ich weiß. Es war der wohl ungünstigste Moment, ihn nackt sehen zu wollen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Solltest du aber. Ich wurde still, meine Augen weiteten sich und meine Hautfarbe wechselte von normal zu rot. Jetzt sag mir nicht, du kannst Gedankenlesen. Sorry. Kannst du das immer? Nein, nur als Drache. Oh verdammt. Bitte, bitte vergiss was ich gedacht habe. Bitte. Meine Sachen? Er stand in voller Größe vor mir. Seine weißen Schuppen schimmerten in der Sonne und so sah er eindrucksvoll aus. Seine lange, schmale Schnauze und seine dunkelgrünen Augen, seine riesigen Flügel und sein großer und eleganter Körper glich seinem Menschlichen Aussehen. Beide waren stark und elegant zugleich. Seufzend streckte ich meinen Arm aus und ließ seine Sachen auf den Boden fallen. Dann drehte ich mich um. Spincksen will ich immer noch. Phillip lachte und ich drehte mich wieder um. Er hatte seine Hose gerade an und machte sich jetzt daran seine Stiefel anzuziehen. „Du bist unmöglich“, meinte er und hob seine Tunika auf. Ich beobachtete sein Muskelspiel, als er sich die Tunika anzog. „Etwas vielleicht“, murmelte ich, als er sich seinen Köcher wieder umhängte und sich dann auch sein Schwert umband. Phillip griff hinter sich und gab mir all seine Pfeile. „Was soll das?“ „Du brauchst sie mehr wie ich. Du kannst besser mit den Pfeilen umgehen, als ich.“ Ich nahm die Pfeile an und steckte sie zu den vier anderen, die ich nur noch hatte. Jetzt waren es wieder 14.    Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12   Wir liefen jetzt schon Stunden durch den Wald, es wurde langsam dunkel. Ich musste zugeben, dass ich mich bis jetzt wacker geschlagen hatte, aber so langsam nagte der Schlaf schon etwas an mir. Dieser unregelmäßige Schlaf, den ich die letzten Tage genießen durfte, war Kraft raubend. Ich brauchte etwas Schlaf oder wenigstens Ruhe. „Phillip?“, fragte ich ganz leise. Mir schmerzten die Füße und ich stank. Ich wollte eine dusche oder wenigstens ein bisschen Wasser, um mich zu waschen. „Ja, eine Pause ich weiß.“ „Ein See vielleicht auch?“ Er drehte sich zu mir um und nickte. „Bin auf der Suche.“ Ich lächelte ihn dankend an und holte wieder auf. Eine Zeit lang hatte ich mich ein bisschen zurück fallen lassen. „In der Nähe müsste ein See sein, aber irgendwie finde ich ihn nicht.“ Ich nahm wieder seine Hand in meine. Das gab mir ein bisschen Kraft, er gab mir generell Kraft. Keine Stunde später standen wir an einem kleinen See inmitten der Bäume. Er war super geschützt, perfekt für eine kleine Pause. „Wasser!“, rief ich aus. „Geh du dich waschen und ich mache ein kleines Feuer.“ Er legte seinen Köcher ab und fing dann an Feuerholz zu suchen. So schnell ich nur konnte, zog ich mich aus und ging in den See hinein. Das Wasser war angenehm kühl und es tat so unendlich gut, sich ein wenig zu waschen und vor allem sich von dem Wasser tragen zu lassen, war eine Wohltat. Ich ließ mich etwas treiben und genoss es einfach. Als Phillip wieder da war, drehte ich mich zu ihm um. Er legte das Feuerholz zusammen und breitete auch die Decken aus, die wir in den Taschen hatten. „Komm doch rein“, zwinkerte ich ihm zu und tauchte auf, sodass er meinen nackten Oberkörper sehen konnte. Er blickte schnell weg, was ich als Beleidigung auffasste und mich noch mehr reizte. „Phillip, was hast du? Noch nie eine nackte Frau gesehen oder bin ich so attraktiv wie ein Pferd, dass du dich abwenden muss?“. Er zuckte zusammen und stockte, als er Wiederworte geben wollte. Hoffentlich stellt er sich mich nicht wie ein Pferd vor. Ich versuchte die Situation zu retten und trat langsam aus dem Wasser und versuchte ansatzweise meine Brust zu verdecken, sodass er sie immer noch sehen konnte. „Möchtest du nicht mit mir baden?“ „Milea!“, winkte er ab. Ich war ihm schon so nah, das ich meine Hand nach ihm ausstrecken konnte und berührte seine Brust. Meine Wangen röteten sich leicht, als ich seine Muskeln spürte. „Warum so verkrampft?“ „Ich kann das nicht“, stieß er hervor. Doch konnte er sich nicht gegen den Kuss wehren, den ich ihm stahl. Er machte mit und ich ließ ab von ihm. Dann lächelte ich und fragte: „Kannst du oder willst du nicht?“, während ich ins zurück ins Wasser wich. Er warf seine Tunika von sich und schlang im nächsten Moment seine Arme um meine Hüfte. Ich konnte sein Herzschlag spüren, er pochte so schnell wie meiner. Es kam mir vor, als ob etwas in ihm entfachte . Denn plötzlich zog er mich heftig an sich und küsste mich leidenschaftlich. Ich öffnete meinen Mund und ließ seine Zunge vordringen, während ich meine Arme um seinen Hals schlang. Ich spürte wie mir plötzlich heißer wurde, lag das an seinen intensiven Blick der über meinen Körper fuhr? Seinen Starken Armen die mich hielten? Oder der Tatsache, dass wir beide nackt umschlungen waren? Aber ich konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen, als sich etwas hartes an mich drückte . Er trug mich fordernd durch den See, bis ans Ufer, wo die Felsen eine Möglichkeit boten sich gegen zu lehnen. Phillip ließ mich sanft ab und fing an mit seinen Fingern meine Brüste zu liebkosen, während wir uns leidenschaftlich küssten. Das gab mir die Möglichkeit ihn auch endlich zu spüren. Mein Finger strichen forsch von seinem Hals über seine Brust bis hin zu seinen Lenden. Er stockte kurz, als ich meine Hand um seine pulsierende Männlichkeit legte und schloss die Augen, als ich begann meine Hand zu bewegen. Er stöhnte an meinem Lippen und löste sich keuchend. Sein Atem ging stoßweise, das hielt ihn aber nicht davon ab, mich zu liebkosen. Mit seinen Lippen fuhr er ganz leicht über meine Haut meinen Hals entlang. Sie berührten mich kaum und verpasste mir eine Gänsehaut. Er biss mir spielerisch in den Hals. Ich stöhne auf und hauchte seinen Namen. Davon angetrieben fuhr er mit seinem Mund bis zu meinen Brustwarzen und umspielte sie mit seiner Zunge, während seine Hand hinab glitt. Die sanfte Berührung seiner Fingerspitzen ließ meinen ganzen Körper erbeben. Mein Unterleib erwartete schon seine Berührungen, aber sie kamen nicht. Phillip wollte mich zappeln lassen, spielte mit mir und strich nur sanft über meine Lenden. Oh, er wollte spielen, also packte ich seine Männlichkeit fester und ließ meine Hand quälend langsam auf und ab gleiten. Phillips Zunge stockte für einen Moment an meiner Brustwarze und ein tiefes Stöhnen entfuhr seiner Kehle. Mit meinem Daumen reizte ich ihn noch ein wenig mehr, sodass Phillip mich am Po packte und hoch hob. Ich schrie vor Schreck auf und fand mich auf einem der Felsen sitzend wieder. „Du machst mich wahnsinnig“, hauchte er und biss mir in den Oberschenkel. Ich stöhnte auf. „Das war der Sinn der ...“, wurde ich von meinem eigen Schrei unterbrochen, als seine Zunge über meinen Innenschenkel bis zu meiner Mitte strich. Ich versuchte mich in den Felsen zu krallen, als er mit seiner Zunge endlich in mich eindrang. Er brachte mich einem Orgasmus nahe, brach aber ab, nur um mich wieder ins Wasser zu ziehen. Meine Beine schlang er sich um die Hüften und ich drückte mich sofort an ihn.Meine Arme fuhren über seine muskelbepackten Arme und hielten sich dann an seinen Schultern fest. Sehnsüchtig rieb ich mich an ihm. Ich wollte ihn endlich in mir spüren. Und dann drang er in mich ein. Mir wurde noch heißer, überall wo er mich anfasste entstand ein kleines Feuer. Egal ob es seine Finger waren, die über meine Hüften strichen oder seine Lippen die meinen Hals und meine Brüste liebkosten. Mit einer Hand krallte ich mich in seine Haare und legte den Kopf in den Nacken. Phillip leckte über meine Brust und stieß gleichzeitig mit einem immer schneller werdenden Rhythmus in mich ein. Meine andere Hand fuhr über seinen Arm, ich wollte einfach alles an ihm spüren, jeden einzelnen Muskel berühren, jede Regung von ihm spüren. Plötzlich huschte ein weißer Schimmer über seine Haut und unter meinen Fingern waren seine Schuppen. Leicht strich ich über sie, was Phillip zum keuchen brachte. Seine Schuppen waren zu empfindlich, hießen meine Berührungen aber willkommen. Sanft strich ich weiter über seine Arme und genoss das Gefühl, wie wir beide mit einander verschmolzen. Phillip packte mich wieder am Po und trug mich aus dem Wasser, auf die Decken. Meine Beine schlang ich fester um ihn und sobald wir lagen, drehte ich uns. Jetzt saß ich auf ihm, legte meine Hände auf seine Brust und ließ meine Hüften kreisen. Jetzt war ich dran, um ihn ein bisschen um den Verstand zu bringen. Ich ließ meine Hüften auf und ab gleiten, mal schneller mal langsamer. Phillips Hände gingen auf Wanderschaft und strichen von meiner Hüfte über meine Seite hoch zu meinem Hals und zu meinen Haaren. Sanft zog er mir das Haargummi aus den Haaren, sodass sie über meine Schulter glitten und somit mein Gesicht umrahmten. Seine Finger strichen über meine Wange und dann beugte er sich hoch und küsste mich. Aber nur um mich abzulenken und uns wieder zu drehen. Mit fordernden Stößen drang er immer und immer wieder in mich ein.       Es war noch immer dunkel, als ich langsam aufwachte, mit einem recht breiten Grinsen. Leicht tastete ich neben mich, aber da war niemand. Sofort saß ich aufrecht und suchte Phillip. „Phillip?“ Aber da sah ich ihn. Er stand am Ufer des Sees und starrte auf diesen, bekleidet mit seiner Hose. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und reagierte auch nicht, als ich ihn beim Namen genannt hatte. Langsam stand ich auf, wickelte mich in die Decke, die Phillip schon über mich gelegt hatte und ging langsam zu ihm. Bei ihm schlang ich meine Arme um ihn. „Was ist los?“ Phillip befreite sich aus meiner Umarmung und ging zwei Schritte von mir weg. „Phillip?“ „Das war falsch.“ ich stockte und sah ihn ungläubig an. „Ist das dein Ernst?“ „Wir hätten das … ich hätte das nicht zulassen dürfen.“ Ich war total geschockt. Wie konnte er erst mit mir schlafen und jetzt meinen, dass es ein Fehler war? War ihm das nicht klar gewesen, als wir schon angefangen hatten? „Das fällt dir aber früh ein.“ Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust. „Lea, ich hab nicht gesagt, dass ich es nicht wollte, aber es war ein Fehler. Sieh uns doch mal an.“ „Ja und? Du bist ein Mann und ich eine Frau, Phillip. Und wir beide wollten es, was ist daran so schlimm, um es jetzt zu bereuen?“ „Das du etwas besseres verdienst, als mich.“ Ich warf die Hände in die Luft und sah ihn böse an. „Fang nicht so an wie mein Vater. Das hier, das war meine Entscheidung und es wird auch immer meine Entscheidung bleiben mit wem ich schlafe.“ „Aber nicht mit mir. Ich bin ein Nichts. Das hier, du und ich, das wird nie etwas. Wenn wir Alex besiegt haben, dann wirst du mit einem angesehen Prinzen verheiratet, meinst du nicht, dann würde das hier da irgendwie zwischen stehen? Zudem ich definitiv dafür bestraft werde.“ „Du warst nicht mein Erster.“ „Ja, das habe ich mitbekommen, aber ich habe dich trotzdem entehrt.“ Ich sah ihn ungläubig an. „Was? Warum? Warum fängst du jetzt damit an? Dir ist es doch sonst immer egal, was Leute über dich denken. Warum jetzt nicht mehr?“ „Weil es hierbei nicht nur um mich geht, Milea.“ Ich schüttelte den Kopf. Ich verstand einfach nicht, was ihn jetzt ritt, soetwas zu sagen. Warum er das alles zwischen uns bereute. „Ich verstehe es trotzdem nicht. Du bist der Erstgeborene Phillip, du bist nicht weniger wert wie ich.“ „Das sehen alle anders.“ „Ich nicht“, flüsterte ich, ging auf ihn zu und schlang meine Arme um ihn. Ich wollte einfach nicht wahr haben, dass er wirklich so dachte. Irgendwer oder irgendwas hatte seine Meinung geändert. „Bereust du es wirklich so sehr?“ Ich sah zu ihm auf, sah in seine dunkelgrünen Augen, in die ich mich anfangs verliebt hatte, aber jetzt … jetzt hatte ich mich ganz in diesen Mann verliebt und ich konnte einfach nicht hinnehmen, dass er so sehr davon überzeugt war, dass er nicht gut genug war. „Was hat Marie dir gesagt?“ Jetzt stand er stock steif da und sah mich aus großen Augen an. „Also hat sie wirklich etwas gesagt.“ Er löste sich leicht wieder aus seiner Starre. „Nichts wichtiges.“ „Und doch so wichtig, dass du das hier alles für einen Fehler hältst.“ Ich löste mich von ihm und ging zurück zu meinen Sachen. „Nur was ich nicht verstehe, warum hast du nachgelassen? Wenn Marie dir wirklich gesagt hat, dass du nichts wert bist, warum haben wir dann überhaupt miteinander geschlafen?“ Ich drehte mich zu ihm um und drückte mir mein Kleid an die Brust. „Ich wollte es, ich wollte dich schon vom ersten Augenblick an, seit ich dich und deinen vorlauten Mund auf der Lichtung getroffen habe.“ „Aber?“ „Ich will dich nicht verlieren.“ „Und du meinst, das würde helfen?“ Ich drehte mich von ihm weg und fing dann an, mich anzuziehen. Wir packten alles zusammen und machten uns wieder auf den Weg. Ich wusste echt nicht, was ich machen sollte. Eben hatte ich noch gedacht, dass ich das alles mit Phillip durchstehen konnte. Ich hatte wirklich gedacht, dass uns etwas verband, dass er vielleicht auch mehr für mich empfinden würde … genauso wie ich für ihn. Es war einfach eine unglaublich dumme Idee von mir gewesen, ihn zu verführen. Da wäre es wirklich besser gewesen, wenn er mich so stehen gelassen hätte. Zwar wäre es dann peinlich geworden, aber jetzt wusste ich noch nicht einmal über was ich mit ihm reden konnte. Ich wusste ja noch nicht mal, was er wirklich von der ganzen Sache hielt. Nichts was er eben gesagt hatte, waren seine eigenen Gedanken gewesen. Nur die Eindrücke die andere haben könnten, wenn sie das herausfanden. Aber vor allem wollte ich wissen, was Marie ihm erzählt hatte. Die ganzen Küsse und die ganzen Berührungen … Phillip konnte mir einfach nicht erzählen, dass er schon immer der Meinung gewesen war, dass das zwischen uns nicht sein sollte. Nur Phillip würde mir nichts anderes mehr sagen, als das was er mir auch schon an dem See gesagt hatte. Er wäre ein Nichts und das zwischen uns könnte nie klappen. Zwischen uns. War da ein zwischen uns? Wenn es da sein sollte, war es jetzt verschwunden. Stunden später betraten wir einen Teil des Waldes, den ich noch nie gesehen hatte. Hier war alles dunkel, herunter gekommen und es sah eher wie ein Gruselkabinett aus. „Hier fängt Demon an“, meinte Phillip. „Das ist wirklich unheimlich.“ „Es kann sein, dass sie hier im Dunklen auf uns lauern.“ „Was schlägst du vor?“ Ja, über so etwas konnten wir reden, aber wenn ich über uns anfing, blockte er ab. „Ein Pferd wäre gut.“ Langsam schlichen wir durch den dunklen Wald und sahen uns in alle Richtungen um. Eine unangenehme Gänsehaut konnte ich nicht verhindern.     Uns stand nur noch Demon im Weg und das war mit Sicherheit der schwierigste Teil unserer Reise … obwohl ich den schlimmsten Teil schon hinter mir hatte. Milea lief vor mir und ich konnte mich kaum konzentrieren. Wenn ich sie nur ansah, musste ich an ihren nackten Körper denken, der sich mir entgegen gestreckt hatte, an ihre weiche Haut und ihren süßen Geschmack. An ihren runden und straffen Po und an ihre Brüste, die so perfekt in meine Hände gepasst hatten. Ich wusste nicht, was mich geritten hatte. Warum war ich auf sie eingegangen? Wo war verdammt noch mal meine Entschlossenheit? Weg. Sie hatte sich in Luft aufgelöst, als sie mich geküsst hatte … als sie mich nackt geküsst hatte. Verdammt, ich bin ein Mann, da kann doch niemand widerstehen. Aber ich hatte es total versaut. Anstatt ich einfach liegen bleibe, ihr beim Schlafen zusah und dann mit ihr aufwachte, um nur ein bisschen unsere Zweisamkeit und vor allem den Sex mit ihr genießen konnte, nein … mir hatte ja meine tolle Prophezeiung alles kaputt machen müssen. Ich verdammter ... „Phillip, schau mal“, holte Milea mich aus meinen Gedanken. Sie stand an einem Baum und zeigte auf eine kleine Lichtung … wo sich ein Waldtier hin verirrt hatte. Ich trat neben sie und sah jetzt erst, dass es ein Blauschimmerhirsch war. Ein sehr seltenes Tier und schön vor allem. Sein Fell war blau und durch das Licht des Mondes schimmerte es noch mehr, als es eh schon tat. Alles an diesem Wesen war blau. Sein beeindruckendes Geweih und auch seine spitzen Ohren bis hin zu seinem langen, bauschigen Schweif. Aber meine Sorge war eine andere. Wie kam er hier her? Alle Waldtiere hielten sich von Demon fern. „Er steckt irgendwo fest.“ Milea wollte schon zu ihm laufen, aber ich hielt sie am Handgelenk fest. „Nicht. Er steckt in einer Falle fest, wir können nichts machen.“ „Ich lasse ihn sicher nicht hier, damit die Dämonen ihn fangen können.“ Sie riss sich los und lief auf den Hirsch zu. Das was diesen Blauschimmerhirsch so einzigartig machte, war, dass er einer von vieren war und sie waren nicht wirklich eine Art von Tieren, die sich gerne anfassen ließen. Ich lief Milea hinterher, behielt aber Abstand. Ich wollte sie gerade noch aufhalten, als sich der Hirsch zu uns drehte. Milea hob ihre Hände und lächelte ihn an. „Alles gut, wir wollen dir nichts böses“, meinte sie und machte langsam einen Schritt nach dem anderen. Dann streckte sie eine Hand nach ihm aus, damit er sie beschnuppern konnte. Er war total unruhig, aber je näher Milea ihm kam, desto ruhiger wurde er. Das konnte doch nicht sein. Sie liefen immer weg, wenn man näher kam, aber nicht dieser. Er versuchte es noch nicht einmal. Weg kommen würde er durch die Falle eh nicht, aber er machte ja noch nicht einmal Anstalten. „Alles gut, ich will dir helfen. Darf ich?“ Sie stand jetzt direkt neben ihm … und er ließ sich sogar von ihr am Hals streicheln. Er schnaufte nur und Milea beugte sich zu der Fußfalle hinunter, in die er getreten war. Es war einfach unglaublich, sie mit diesem seltenen Tier zu sehen. Sobald die Falle offen war, sprang der Blauschimmerhirsch hinaus … lief aber nicht weg. Er sah zwischen Milea und mit hin und her und kniete sich dann hin. Ich staunte Bauklötze. Er zeigte ihr somit, dass sie aufsteigen durfte. Milea sah zu mir und war auch geschockt. „Ich kann nicht. Wir müssen um See der vier Jahreszeiten. Ich und Phillip“, meinte sie, aber der Hirsch blieb knieen. „Steig schon auf“, meinte ich und Milea gehorchte. Der Blauschimmerhirsch stand wieder auf und kam zu mir herüber. „Bring sie sicher hin“, sagte ich. „Auf keinen Fall, ohne dich gehe ich nicht“, meinte Milea sofort und sah mich böse an. „Mit ihm bist du schneller, es ist besser so. Er wird mich unmöglich auch auf sich reiten lassen.“ Milea beugte sich zu seinem Ohr hinunter und flüsterte ihm dann etwas in Ohr, daraufhin schnaufte er und stellte sich demonstrativ vor mich. „Steig auf.“ Ich konnte nur den Kopf schütteln und lächeln. Milea war beeindruckend und … anders wie jedes Mädchen was ich je getroffen hatte. Sie tat alles mit einer Leidenschaft und jeder, wirklich jeder, wurde von ihr mitgerissen. Sie streckte mir eine Hand entgegen und half mir aufzusteigen. Meine Hände legte ich auf ihre Hüften, was mir sehr bekannt vorkam. Ich versuchte, ein bisschen Distanz zwischen uns zu bringen, aber sobald der Blauschimmerhirsch los lief, rutschte ich immer weiter an sie heran, dass sich unsere Körper berührten. Ihr wunderbare Geruch stieg mir in die Nase. Sie roch wunderbar nach Yasmin. Durch den Hirsch kamen wir viel schneller voran und ließen Demon schon vor Mittag hinter uns. Nach Demon gab es nur noch Niemandsland und genau in mitten dieses Landes befand sich der See der vier Jahreszeiten. Aber bevor wir uns dem Ende widmeten, machten wir eine kleine Pause. Vor allem, um unseren Begleiter eine kleine Pause zu gönnen. Er hatte uns über Stunden getragen und war kein bisschen langsamer geworden. Milea hatte einen kleinen Bach gefunden, an dem wir halt machten. Sie hatte sich an einen Baum gesetzt und starrte jetzt stur vor sich her. Ich wusste, dass sie noch sauer auf mich war. Um ehrlich zu sein, konnte ich es doch auch sehr gut verstehen. Ich war ein Arsch gewesen. Ich hatte mit ihr geschlafen und ihr dann gesagt, dass es ein Fehler war. Super hinbekommen. Seufzend setzte ich mich neben sie. „Es tut mir leid“, fing ich an. „Was genau?“ Ich hatte wirklich gedacht, dass sie mich ignorieren würde und mir nicht sofort antworten würde. „Ich war ein Arsch.“ „Oh ja, ein riesiger Arsch.“ Ja, das hatte ich verdient. „Was hat Marie dir gesagt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nichts wichtiges.“ „Das sagtest du eben auch.“ „Ja, ich weiß. Ich habe überreagiert.“ „Bereust du es jetzt oder nicht?“ Bereuen? Mit ihr geschlafen zu haben? Auf keinen Fall. Ich würde es wieder tun. Immer. Ich sah ihr in die Augen, sie in meine. Ich konnte noch nicht einmal wirklich überlegen. Mein Mund und mein Körper waren einfach schneller, wie mein Verstand. Ich packte Milea und zog sie auf mich, küsste sie. „Ich würde nichts daran ändern. Ich würde es wieder tun“, hauchte ich an ihren Lippen. Sofort küsste sie mich wieder, genauso leidenschaftlich wie sie es an dem See getan hatte, um mich zu verführen. Und wieder ging ich darauf ein. Sie nästelte an meiner Tunika herum und zog sie mir dann über den Kopf. Ihre Finger malten meine Brust nach und auch meine Hände machten sich selbstständig. Ich ließ sie über ihre Seite fahren bis vorne zu ihren Brüsten, um die Schnüren des Kleides aufzuziehen. Als es dann endlich offen war, zog ich es ihr über den Kopf und legte meine Hände wieder auf ihre Hüfte.  Wir waren einfach zu sehr auf uns fixiert, als dass wir bemerkten, wie der Blauschimmerhirsch immer unruhiger wurde. Erst im Letzten Moment sah ich es. Doch da war es schon zu spät. Milea wurde von hinten gepackt und von mir gerissen. Ich wurde an beiden Armen gepackt und nach vorne auf die Knie gedrückt. „Lasst mich los!“, schrie Milea und wehrte sich. Ich versuchte auch, mich aus den Griffen zu befreien, aber mir trat jemand in den Rücken, sodass ich unten am Boden blieb. „Es war wirklich schön euch zuzusehen, wie ihr wie kleine Teenager herumknutscht“, ertönte eine Stimme, die mir sehr bekannt war. Vor mich traten zwei Stiefelspitzen und ich musste mich richtig anstrengen, um hoch zu schauen. Um in Felix eines Auge zu sehen. Er grinste mich an und drehte sich dann zu Milea um, die halb nackt vor ihm stand. Felix musterte ihren Oberkörper und leckte sich über die Lippe. „Ich kann verstehen, dass du bei so einem Körper nicht widerstehen konntest.“ Ich zerrte an meinen Armen. „Lass sie in Ruhe!“, schnauzte ich ihn an. „Wir könnten eigentlich ein bisschen mit ihr spielen. Ich sage Alex dann einfach, dass du dich schon an ihr vergangen hast.“ „Du schaffst es noch nicht mal mich anzufassen“, fauchte Milea und funkelte Felix an. Nein! Das war für Felix nur eine Einladung. Er gab den beiden Vampiren, die Milea festhielten, ein Zeichen und sie packten sie nur noch fester, zogen an ihren Armen, damit ihr Oberkörper nur noch mehr zur Schau gestellt wurde. Felix streckte die Hand nach ihr aus und strich ihr dann federleicht über die Wange. Milea wehrte sich, aber bringen tat es ihr nicht wirklich etwas. Dabei fuhren Felix Finger einfach weiter über ihre Wange, zu ihrem Hals und ihren Brüsten. „Sie hat so wunderbare zarte und weiche Haut, nicht wahr, Phillip?“ Ich riss wieder an meinen Armen, aber prompt hatte ich wieder einen Stiefel im Kreuz. Und das nicht gerade leicht. Er rammte mir seinen Stiefel richtig in den Rücken, sodass ich auf dem Boden ankam. „Phillip!“, rief Milea. „Du solltest dir Sorgen um dich machen“, sagte Felix schleimig und umfasste ihre Brust. Sie wehrte sich weiter, aber für mich war es vorbei. Ich sprang vom Boden auf und rannte auf Felix zu. Dieser drehte sich einfach um, bekam mich zu fassen und drückte mir den Hals zu. Dazu hob er mich noch vom Boden hoch. Ich klammerte mich an sein Handgelenk. „Du bist aber sehr eifersüchtig“, amüsierte er sich. „Lass die Finger lieber von ihr, wenn Alex das heraus bekommt, wird er dich genauso sehr bestrafen wollen, wie er es mit mir machen wollte“, keuchte ich und sah ihm ins Auge. Ich hatte keine Angst vor ihm. Mit mir konnte er anstellen, was er wollte nur sobald es um Milea ging, wurde ich sauer. „Mich hasst er nicht so sehr wie dich, Phillip. Ich meine, ich werde ihm seine Braut wieder bringen … du .. tja, wie soll ich es sagen? Du wirst derjenige sein, der hingerichtet wird und vielleicht vorher verstümmelt wird, weil du es gewagt hast mit ihr zu schlafen.“ „Nein!“, rief Milea. „Oder vielleicht bist du schon einem wilden Tier zum Opfer gefallen.“ Felix ließ mich los und ich knallte auf dem Boden auf. Er wartete keine Sekunde ab und trat mir heftig in den Magen. Ich keuchte auf und krümmte mich zusammen. Das hieß aber nicht, dass er aufhörte mich zu treten. Dann wieder ein Nicken zu seinen Leuten, die mich wieder zum knieen brachten, nur damit Felix mir ins Gesicht boxen konnte. „Was ist denn mit der Wunde passiert, die ich dir zugefügt habe?“ Er zog sein Schwert und zeigte auf die Stelle, an der er mich vor Tagen getroffen hatte und die Marie ausgebrannt hatte. „Hmm, das finde ich aber echt blöd, wer war das denn?“ Mit dem Griff seines Schwertes schlug er mir auf die Nase, so fest, dass Blut heraus lief. „Aufhören!“, rief Milea und wehrte sich immer weiter gegen ihre Aufpasser. „Ich hab doch noch gar nicht angefangen“, grinste Felix. Er war richtig amüsiert, ihm gefiel das hier. „Mit Publikum ist es noch besser, dich zu vermöbeln.“ Er drehte sich wieder zu Milea und musterte sie wieder. „Zieht sie wieder an. Wenn Alex herausfindet, dass ihr euch wegen ihr aufgeilt, dann bekommen wir Ärger.“ Sie wollte Milea gerade wieder anziehen, da riss sie sich los, schnappte sich ihr Kleid und zog es selber an. Felix Vampire standen einfach nur daneben und starrten sie weiter an. Ich musste etwas tun, sie von diesen Typen wegbringen … oder ihr wenigstens einen Fluchtversuch bieten. Und jetzt war die beste Situation dafür. Sie starrten alle Milea an, sodass ich mich losreißen konnte. Diese Trottel boxte ich einfach um, dann schnappte ich mir mein Schwert und warf es auf den Vampir, der zu Mileas linken stand. Dann warf ich meinen Dolch auf den rechten. „Verschwinde!“, rief ich Milea zu und lief dann auf Felix zu. Hinter Milea tauchte etwas blaues auf. Ich war so froh, dass Milea diesen Blauschimmerhirsch gerettet hatte. Sie schwang sich auf seinen Rücken, sah aber noch zu mir. Ich konnte ihr allerdings nicht hinterher. Ich musste dafür sorgen, dass Felix ihr nicht sofort folgen konnte. Also schnappte ich mir mein Schwert und ging auf ihn los. Er parierte meinen Schlag und drängte mich ein bisschen zurück. Schnell machte ich einen Ausfallschritt, täuschte einen Schlag vor und bückte mich weg, sodass ich eine Distanz zwischen mir und Felix hatte. „Ich werde dich dafür häuten“, knurrte er und ließ seine Fänge aufblitzen. „Dafür müsstest du mich erst einmal wieder in deine dreckigen Finger bekommen und das werde ich verhindern.“ Er kam auf mich zu gestürmt, mit erhobenem Schwert. Ich parierte und traf ihn an der Schulter, aber es war nicht so effektiv, wie ich es gerne gehabt hatte. Und wegen dieses Manövers war ich ihm sehr nahe, sodass er mir wieder seinen Griff auf die Nase hauen konnte. Ich fiel zu Boden und rappelte mich langsam wieder auf. Felix war aber schon bei mir und trat mir in den Magen. „Ich bekomme dich nicht zu fassen?“, lachte er, aber da sauste ein Pfeil an mir vorbei, ihm direkt in die Brust. Felix taumelte zurück und starrte hinter mich. Ich fluchte, rappelte mich aber auf und schwang mich auf den Blauschimmerhirsch, der zu meiner Rettung wieder zurück gekommen war … natürlich noch mit Milea auf seinem Rücken. Sie zog mich hinter sich und spornte den Hirsch dann an, so schnell zu laufen, wie er nur konnte. Und genau das tat dieser dann auch. „Jetzt schieß, du dämlicher Trottel“, schrie Felix noch. Ich sah hinter uns. Einer seiner Männer zielte auf uns und ließ seinen Pfeil dann fliegen. Dieser sauste an mir vorbei und ratschte mich am Arm. „Schneller!“, rief Milea.   Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13   Ich spornte den Blauschimmerhirsch immer und immer weiter an. Ich wusste, das ich das nicht musste. Irgendwie wusste er, wo wir hin mussten und er wusste auch, dass wir verfolgt wurden, aber ich konnte nicht anders. Die Erinnerung an Felix, wie er mich so angesehen hatte, war einfach nur schrecklich und vor allem wie er Phillip gedemütigt hatte. Ich konnte einfach nicht mehr zusehen, wie er verletzt wurde … auch wenn da irgendwas zwischen uns stand. Marie hatte Phillip irgendwas gesagt, was ihn dazu bringt mir aus dem Weg zugehen. Auch wenn wir mit einander geschlafen haben. In dem Moment war er schwach, aber diese zehn Minuten nachdem ich wach geworden war … war einfach nur schrecklich gewesen. „Nein“, flüsterte Phillip plötzlich hinter mir. Wie ritten auf eine Lichtung zu und der Blauschimmerhirsch wollte einfach über sie hinweg … wohl der schnellste Weg, um eine weitere Distanz aufzubauen. „Wir müssen außen herum.“ „Aber über die Lichtung wäre es einfacher“, protestierte ich. Phillip griff an mir vorbei und krallte sich in das Fell des Blauschimmerhirsches und zog daran, sodass der Hirsch stehen blieb. Ich wollte wieder protestieren, aber da fegte ein Wind durch die Bäume und mitten auf der Lichtung landete ein Drache. Er kauerte im Gras und suchte nach uns. Zwei weitere flogen über ihm. Der Blauschimmerhirsch reagierte sofort und schlug die Richtung ein, die Phillip vorgeschlagen hatte. Dieser ließ seinen Arm sinken und ich sah aus dem Augenwinkel, dass er am Oberarm blutete. Jetzt hörte der Hirsch auch auf Phillip, als dieser wieder sagte, dass wir eine andere Richtung einschlagen sollten. Wir schlugen Hacken, aber nur damit Felix und seine Leute nicht wirklich mitbekamen, wo wir hin wollten. Wir schafften es sie abzuwimmeln, sodass ich den Blauschimmerhirsch anspornen konnte. Dieser wurde auch immer schneller und schneller. Nach einer Zeit schossen wir aus dem Wald und standen vor einem riesigen See. Der See der vier Jahreszeiten. Der Anblick war der Wahnsinn. Gehört hatte ich schon viel, aber das Bild in meiner Vorstellung war nichts im Vergleich zur Realität. Ein leichter Wind fegte durch meine Haare. Erst war er angenehm, aber je länger wir hier standen, desto kälter wurde es. Auch das Schauspiel der Bäume war wunderschön. Die Blätter wechselten ständig die Farbe, im gleichen Tempo, wie auch der Wind kälter und wieder wärmer wurde. Das Wasser des Sees wechselte auch. Wie kleine Wellen wurde das Wasser flüssig und gefrohr dann zu Eis. Alle Jahreszeiten wechselten sich innerhalb ein paar Minuten ab. Phillip und ich stiegen ab und ich sah mich noch mal um. Das war wirklich unglaublich. Der nächste Windstoß war eiskalt und ich zitterte ein bisschen, der See gefrohr wieder. Neben mir zuckte Phillip zusammen, aber nicht wegen der Kälte sondern wegen seiner Wunde. Er schaute sie sich gerade an, drückte auf ihr herum und zuckte. Ich drehte mich ganz zu ihm und drückte seine Hände weg. „Tut mir leid, dass ich eben nicht auf dich hören wollte“, meinte ich und riss ein Stück von meinem Ärmel ab, damit ich Phillips Wunde wenigstens etwas säubern konnte. „Ich wollte nur ...“ „So schnell es ging weg, ich weiß“, unterbrach er mich. Ich tupfte das Blut langsam ab, aber als ich zu nah an die Wunde kam, zuckte er zusammen. Die Wunde war nicht wirklich tief, aber aus irgendeinem Grund war Phillip an der Stelle sehr empfindlich. Als ich das Blut dann entfernt hatte, konnte ich mir den Streifschuss besser ansehen. Aber irgendwas stimmte hier nicht. Erst jetzt bemerkte ich, dass Phillips Arm zitterte. Auch seine Wunde war komisch. Sie blutete natürlich weiter, aber das Blut wies blaue Flecken auf. „Was ...“, fing ich an, aber Phillip schlug meine Hand weg. „Geh, geh weg von mir“, hauchte er und ging einen Schritt zurück. „Phillip, was ist los?“ Jetzt zuckte sein Arm unkontrollierter. „Ich kann … meinen Arm, er macht sich selbstständig.“ Plötzlich schnellte sein Arm nach vorne und wollte mich packen. Ich konnte gerade noch ausweichen. „Milea, bitte. Du musst zum See, egal was jetzt passiert.“ Egal was jetzt passiert? Was war los mit ihm? Ich wollte wieder protestieren und machte einen Schritt auf ihn zu. Im selben Moment wurden Phillips Augen ausdruckslos, seine Hand schnellte nach vorne und er umfasste meinen Hals. Meine Augen weiteten sich und Phillip drückte zu. Meine Hände krallten ich in sein Handgelenk und versuchte seinen Griff zu lösen, aber das funktionierte nicht. Phillip hob mich hoch und so allmählich ging mir die Luft aus. „Phillip, hör auf“, keuchte ich mit letzter Kraft. Seine Augen blieben trüb und sein Griff wurde fester. Langsam sah ich schwarze Punkte. Gleich würde ich Ohnmächtig werden, das spürte ich. „Phillip“, versuchte ich es noch einmal, bevor mir schwarz vor Augen wurde. Doch da ließ Phillip mich los und ich fiel zu Boden. Mein Sichtfeld kam langsam zurück und ich sah, wie der Blauschimmerhirsch vor mir stand. Phillip lag auch auf dem Boden und seine Wange färbte sich rot. Der Hirsch drehte sich zu mir und sah mir tief in die Augen. Du musst deine Kräfte erwecken, jetzt!, ertönte eine mir völlig fremde Stimme in meinem Kopf. Es ist wichtig, Milea. Ich sah dem Hirsch in die Augen und mit einem Mal wurde mir bewusst, dass er in Gedanken mit mir sprach. „Und was ist mit Phillip?“ Er ist unwichtig. „Ist er nicht.“ Du bist die letzte Hoffnung für jedes Wesen dieser Welt. Er drückte seinen Kopf gegen meinen Rücken und brachte mich so dazu aufzustehen. Zusammen gingen wir auf den See zu, der gerade wieder gefrohr. Je näher wir kamen, desto mehr spürte ich den Jahreswechsel. Der Wind zerrte an meinen Sachen und wirbelte mein Haar hin und her. Ein kleiner Steg, der vielleicht nur 20 Meter in den See hinein ragte erschien vor uns. Ich war sicher, dass der eben noch nicht da gewesen war. Der Hirsch stupste mich noch mal an und zeigte mir mit seinem Blick, dass ich auf den Steg gehen sollte. Ich sah an ihm vorbei zu Phillip, der immer noch bewusstlos auf dem Boden lag. Du musst jetzt gehen! Wieder drückte er seinen Kopf gegen meinen Rücken. Ich ging einen Schritt weiter, aber da sauste auch schon ein Pfeil an meinem Ohr vorbei und bohrte sich in den Steg. „Wenn du noch einen Schritt machst, schieße ich dir in die Schulter oder eher ich lasse dir in die Schulter schießen.“ Das konnte nicht sein. Wir hatten sie doch abgehängt, wie konnten sie … Langsam drehte ich mich um. Felix stand da, mit seinen Leuten, und vor ihnen Phillip. Seine Augen waren jetzt total trüb, starrten ins Leere. Zudem hatte Felix ihm Pfeil und Bogen gegeben und jetzt zielte er damit auf mich. Ich wette auch den Pfeil eben hatte Phillip geschossen. Aus irgendeinem Grund gehorchte er Felix. „Was hast du mit ihm gemacht?“, rief ich und ballte eine Hand zur Faust. Milea, geh weiter. Ich werde sie ablenken. Das konnte ich nicht. Felix hatte etwas mit Phillip gemacht und ich konnte einfach nicht zulassen, dass ihm etwas passierte. Wenn du jetzt auf ihn eingehst, dann werden viel mehr Leute verletzt, als nur Phillip. Der Hirsch stellte sich vor mich. Geh weiter! Ich sah Phillip in die Augen, aber nichts in ihnen zeigte mir, dass er noch irgendwie da war. Er war eine Marionette von Felix und wenn dieser ihm befehlen würde zu schießen, würde er es tun. Ich kniff die Augen zusammen und lief los. An meinem Ohr zischte ein Pfeil vorbei und sofort sah ich über meine Schulter zu Phillip. Er hatte den Pfeil geschossen, aber sein Arm zitterte. Er war ein guter Schütze, er hätte mich getroffen, aber er wehrte sich. Also war er doch noch da darin. Lauf! Plötzlich kamen Reiter aus dem Wald gestürmt und griffen Felix und seine Männer an. Auf einem der Pferde erkannte ich Niko, also musste ich mir keine Sorgen um diese Neuankömmlinge machen. Sie waren auf meiner Seite. Schnell lief ich weiter den Steg entlang, bis ich am Ende ankam … nur jetzt wusste ich nicht weiter. Was sollte ich hier denn machen? Musste ich irgendeinen Satz sagen? Irgendwas tun? Neben meinem Fuß bohrte sich ein Pfeil und ich wirbelte herum. Im letzten Moment konnte ich noch mein Schwert ziehen, um mich vor dem gegnerischen Schlag zu schützen. Schnell drückte ich gegen das andere Schwert und konnte meinen Gegner weg schubsen. Es war einer von Felix Leuten. „Ich kann nicht zulassen, das du das tust“, meinte er. Er war ein Dämon, das sah ich an seinen schwarzen Augen. „Und wie willst du das anstellen? Alex wird dich umbringen, wenn du mir etwas tust“, provozierte ich ihn. Aber er grinste nur. „Kleine Schaden können immer passieren.“ Damit holte er aus und schlug wieder zu. Ich parrierte und versuchte ihm die Beine weg zu treten. Doch er wich aus und schlug wieder zu. Ich wich einen Schritt zurück und wäre beinahe ins Wasser gefallen, aber ich konnte mich noch fangen, indem ich mich schnell nach vorne beugte und dem Dämon mein Schwert in den Arm rammte. Er zischte auf und packte ich um den Hals. Durch den Druck blutete er mehr, aber das interessierte ihn überhaupt nicht, er drückte einfach weiter meinen Hals zu und hob mich sogar hoch. Ich krallte mich in sein Handgelenk und ließ deswegen mein Schwert fallen. Er schnürte mir die Luft ab und grinste mich dabei amüsiert an. Mir wurde langsam schwarz vor Augen, aber bevor das passierte weiteten sich die Augen des Dämons und plötzlich ragte ein Schwert aus seiner Brust heraus. Seine Hände lösten sich und er sackte in sich zusammen. Auch ich sackte auf die Knie und rang nach Luft. „Alles okay?“ Schnell sah ich auf und in Nikos vertrautes Gesicht. Niko streckte mir seine Hand entgegen und half mir hoch. „Danke.“ „Kein Problem, aber du solltest deine Kräfte erwecken.“ Er drehte sich um und wollte wieder los laufen, aber was sich da vor uns ereignete war … das Felix sich mit seinen Leuten zurück zog. Ein schwarzer Nebel hüllte die Lichtung ein und war dann noch ein paar Sekunden wieder verschwunden. Samt Felix und seiner Männer … und Phillip. Ich suchte ihn auf dem ganzen Lichtung, aber nirgends war er zu finden. „Nein“, hauchte ich. „Nein.“ Ich wollte an Niko vorbei laufen, aber er hielt mich am Handgelenk fest. „Lass mich los, wir müssen ihn zurück holen“, protestierte ich und zog an meinem Arm, aber Niko ließ mich nicht los. „Milea, sie sind weg.“ „Nein, er wird ihn töten … er wird ihn töten. Wir müssen ihn zurück holen.“ Niko packte mich an den Schultern und drehte mich zu sich. „Phillip ist egal.“ Meine Augen weiteten sich. „Wie kannst du das sagen? Er ist dein Cousin.“ „Er ist im Moment nicht wichtig.“ Das verschlug mir die Sprache. „Wie … warum sagst du das?“ „Weil du unsere letzte Hoffnung bist, Milea. In den Städten laufen alle nur noch so herum wie Phillip. Man hat ihm irgendwas verabreicht was ihn zu einer lebenden Marionette macht und genau das passiert auch mit allen Wesen. Wenn wir ihm jetzt folgen, würde das nichts bringen. Er untersteht Felix Befehl und würde uns angreifen, genau wie eben. Ich würde ihm auch am liebsten hinterher, aber du musst das hier jetzt erst einmal zuende bringen.“ Ich sah Niko in die Augen und sah das ihm das alles hier überhaupt nicht gefiel. Er wollte Phillip auch nicht im Stich lassen, aber ich war gerade wichtiger. Ich drehte mich wieder zum See um und starrte auf die sich immer wieder veränderte Wasseroberfläche. Plötzlich stupste mich jemand an. Ich spürte, das es der Blauschimmerhirsch war, da brauchte ich mich nicht umdrehen. Du musst dich auf die Schwingungen des Sees einlassen, hörte ich seine Stimme wieder in meinem Kopf. Mich auf die Schwingungen des Sees einlassen? Ich schloss die Augen und fing an ruhig aus und ein zuatmen. Ich konzentrierte mich auf das wechselnde Wetter, auf den Wind, der sich veränderte. Plötzlich hörte der Wind auf, auch das Wasser veränderte sich nicht mehr und dann schwebte eine Gestalt aus dem Wasser. Ich blinzelte und starrte die Frau an, die da schwebte. Sie war ein Geist, aber ein wunderschöner Geist. Ihre langen blonden Haare wehten hin und her, obwohl kein Wind mehr wehte. Auch ihr langes Gewand wand sich hin und her. „Ich habe dich schon erwartet, Prinzessin“, sagte sie mit einer melodischen und widerhallenden Stimme. „Mich erwartet?“ „Du musstest erst deinen Geist öffnen, um mit mir in Kontakt treten zu können.“ Ich nickte und starrte sie weiter an. „Mein Name ist Sienna, ich bin die Hüterin des Sees der vier Jahreszeiten.“ „Wenn du mich erwartest hast, dann weißt du ja, warum ich hier bin oder was ich zu tun habe. Medusa sagte mir, dass ich ein Engel bin, aber das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Ich meine, sie mich doch an.“ Ich packte mir an die Ohren, an meine spitzen Ohren. „Ich bin eine Elbin.“ Sie kam zu mir herunter, sodass wir auf Augenhöhe waren. „Ich werde dir zeigen was früher passiert ist.“ Sie streckte ihre Hand aus und ich spürte einen leichten Druck auf meiner Stirn. Von selbst schlossen sich meine Augen und alles um mich herum wurde schwarz. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich würde fallen, als sei ich nicht mehr in meinem Körper, aber dann wurde es hell und ich stand mitten auf einem Feld. Es war ein ausgedöhrtes Feld, ohne Blumen oder Gras. Es war ein Schlachtfeld. Vor hunderten von Jahren lebten Engel unter den anderen Wesen. Sie waren ein mächtiges Volk, wollten sich aber nicht als solche aufspielen. Sie unterstützten die Königreiche und lebten ihr Leben. Als Sienna mir alles erzählte, liefen etliche Szenen vor mir ab. Wie Engel zusammen mit allen Wesen der Acht Königreiche zusammen lebten. Alles war friedlich, aber dann verschwanden diese Bilder und ich stand wieder auf diesem Schlacht, das jetzt zum Leben erweckt wurde. Eines Tages begann ein Krieg. Manche Wesen stellten sich gegen die Engel und wollten, das sie vernichtet wurden. Einige halfen den Engeln, doch es waren zu wenige. Ich sah die beiden Parteien, die sich auf dem Schlachtfeld gegenüber standen. Ich konnte nicht sagen welche Wesen den Untergang der Engel wollten. Es war so wie gerade bei uns. Als ich dann zu den Engeln sah, sah ich auch andere Wesen zwischen ihnen. In der ersten Reihe standen vier Engel und zwischen ihnen ein Drache und ein Elb. Es gab Wesen die sich für die Engel einsetzten, aber auch die wurden von den anderen gejagt, egal welche Position sie hatten. Und erst da erkannte ich die beiden. Der Drache war Drogo Draco König der Drachen und der Elb war Lucas Albis König der Elben und mein Urgroßvater. Genau, dein Urgroßvater stand den Engeln bei, genauso wie sein Bruder. Bruder? Davon wusste ich gar nichts. Drago und Lucas hielten es geheim. Früher hat man es nicht gestattet, das Wesen anderer Herkunft sich mit einander verbanden, aber ihre Eltern hatten sich geliebt, obwohl sie schon für jemand anderen bestimmt waren. Sie wurden als Zweieiige Zwillinge geboren und hätten nicht unterschiedlicher sein können. Sara war eine Elbin und die Frau des Elbenkönigs und Misha der König der Drachen. Durch einen Zauber der Engel ließen sie alle glauben, dass Lucas der Sohn von Sara und dem Elbenkönig sei und Drago Mishas Sohn sei. Und so wurden sie als Prinzen des jeweiligen Königreiches erzogen. Erst an Saras Sterbebett hatte sie Lucas erzählt was genau passiert war. Warum erzählst du mir das alles, Sienna? Weil dieses Band dein Schicksal bestimmt hat. Dieses Band, welches die beiden Brüder zu den Engeln trieb. Sie kämpften an deren Seite. Die Engel verloren, aber sechs überlebten. Die sich jetzt auch vor mir auf dem Schlachtfeld zeigten. Vier Engel, zwei Frauen zwei Männer und Lucas und Drogo. Das sind Gabriel, Uriel, Raphael und Michael. Die vier Erzengel. Medusa hatte mir von ihnen erzählt. Sie verließen die Erde und zogen sich zurück. Keiner hat sie jeher zu Gesicht bekommen. Lucas und Drago kehrten zurück und es war, als sei nichts passiert. Das war das Geschenk der vier Erzengel an ihre Kameraden. Vor mir verwandelte sich das Schlachtfeld wieder zu einer wunderschönen Lichtung und in den Königreichen kehrte wieder Frieden ein. Keiner erinnerte sich an die bösen Gedanken, die sie einst gegen die Engel gehegt hatten und auch die Geschichten wurden umgeschrieben. Engel hat es nie gegeben. Nur zwei Männer kannten das Geheimnis und trugen dieses als Märchen an ihre Kinder weiter. Sienna, ich weiß immer noch nicht was das mit mir zutun hat. Die Engel verdanken deinen Urgroßvätern ihr Leben. Die Szene vor mir veränderte sich. Plötzlich stand ich in unserem Thronsaal. Er war leer, nur meine Eltern waren bei ihren Thronen. Vater saß auf seinem, aber Mutter lief aufgeregt hin und her. „Liebling, beruhige dich“, sagte Vater. „Ich kann nicht. Ich habe schon wieder das Kind verloren. Ich werde dir nie ein Kind schenken können.“ Ich blinzelte und sah meine Mutter genau an. Ihr standen Tränen in den Augen und sie verzweifelte richtig. Deine Eltern waren verzweifelt und deine Mutter betete jeden Tag. Als nächstes sah ich Mom, wie sie vor ihrem Bett kniete und betete. „Bitte, ich flehe euch an, schenkt mir ein Kind. Ich liebe Lucan und will ihm so sehr einen Nachfolger schenken. Wenn es euch gibt, bitte helft mir, bitte ich flehe euch Engel an.“ Sie betet zu den Engeln? Aber meine Mutter war doch keine Albis, warum betete sie also zu den Engeln? Weil dein Vater ihr von ihnen erzählt hat und deine Mutter war so verzweifelt, das sie keinen anderen Weg sah. Ich musste zusehen wie meine Mutter in Tränen ausbrach und in sich zusammen sackte. Doch plötzlich erschien ein grelles Licht und eine Frau schwebte über dem Bett. Ihre großen weißen Flügel hatte sie ausgebreitet und das weiße Gewand schmiegte sich perfekt an ihren Körper. Ich erkannte sie sofort, sie war ein Erzengel. Meine Mutter machte große Augen und starrte den Engel vor ihr an. „Ich bin der Erzengel Gabriel“, sagte die Frau mit ihrer Engelsstimme. „Du … ihr existiert wirklich“, stammelte Mom. Gabriel lächelte nur. „Du hast nach mir gerufen.“ „Ja … oh Gott … ich.“ „Du wünschst dir ein Kind?“ „Ja. Wir versuchen es schon so lange, aber ich verliere es immer. Lucan ist ein großartiger Mann, er verdient es Kinder zu bekommen und Albis braucht einen Nachfolger.“ Mom fing wieder an zu weinen und schluchzte auf. „Hör mir gut zu, Katalina Albis, Königin von Albis. Es wird eine Zeit kommen, wo wir jemanden brauchen werden, an der die Welt vor jemandem steht, der droht alles an sich zu reißen. Wir brauchen jemanden, der ihn besiegt. Ich gewehre dir deinen Wunsch.“ „Und was muss ich dir dafür geben?“ Gabriel schüttelte den Kopf. „Ich will nichts von dir, sorge nur dafür das dein Kind gut aufwächst, das ist alles.“ Meine Mutter nickte. „Das werde ich.“ Gabriel beugte sich vor und küsste Mom auf den Kopf. Ein grelles Licht durchflutete den Raum. „Versucht es noch einmal“, hallte Gabriels Stimme im Zimmer wieder, sie war weg. Die Szene löste sich auf und ich war zurück in der Schwärze und der Schwerelosigkeit. Sienna tauchte vor mir auf und sah mich an. Gabriel half deiner Mutter und dann wurdest du geboren. Du trägst Engelmagie in dir und damit du in Ruhe aufwachsen konntest, wurdest du als Elbin geboren. Das alles zu erfahren war ein kleiner Schock. Zwar waren meine Eltern immer noch meine Eltern, davor hatte ich am meisten Angst gehabt, aber trotzdem war es doch ein komisches Gefühl, gesagt zu bekommen das man ein Engel sei. Hätte ich es nicht gesehen, wäre ich immer noch skeptisch. „Ich weiß aber immer noch nicht, was ich machen muss, um meine Engelsmagie zu erwecken“, meinte ich. „Und vorallem habe ich keine Ahnung, wie ich Alex aufhalten soll. Wie soll ich denn alle retten, wenn ich noch nicht mal weiß, was er mit all den Wesen angestellt hat. Was er mit Phillip gemacht hat.“ Plötzlich tauchte neben mir Phillip auf. Er stand einfach da und sah mich an. Seine Augen hatten ihren Glanz verloren und waren einfach nur trüb, auch konnte ich dieses wunderschöne dunkelgrün nicht mehr sehen. Es war als wären seine Augen grau. Ich streckte sehnsüchtig meine Hand nach ihm aus. Ich wollte ihm helfen, ich wollte wieder das grün in seinen Augen sehen. Milea nicht. Ihr dürft diesem Drang nicht nachgehen. Siennas Stimme wurde immer leiser. „Ich muss ihm helfen, ich darf ihn nicht verlieren.“ Er ist nicht mehr der, der er einst war. Ihr müsst ihn aufgeben. Ich schüttelte heftig den Kopf. Ich kann nicht. Ihn aufgeben bedeutete ihn nie mehr zu sehen, ihn nicht mehr anzufassen, ihn nie mehr zu küssen. „Milea, hilf mir“, flüsterte Phillip und streckte auch seine Hand nach mir aus. Jetzt wollte ich ihn noch schneller erreichen, aber je näher ich ihm kam, desto weiter war er von mir entfernt. Milea, du musst mir versprechen, dass du zum See der vier Jahreszeiten gehst, egal was passiert. Du musst die Kräfte in dir frei setzten auch wenn das bedeutet das andere Leute sterben müssen oder sterben werden, ertönte plötzlich Medusas Stimme in meinem Kopf. Nein, sie konnte unmöglich gewusst haben, dass Phillip das passierte. Nein, sie durfte ihn einfach nicht gemeint haben. „Hilf mir“, sagte Phillip wieder. Ich reckte meinen Arm noch etwas mehr. „Bitte verlass mich nicht“, hauchte ich und dann spürte ich etwas nasses auf meiner Wange. Das Schwarz um mich herum löste sich auf und Phillip verschwand immer mehr in der Ferne. Dann tauchte ein helles Licht auf und ich erkannte wieder den See der vier Jahreszeiten. Meine Beine wurden schlapp und sackte in mich zusammen. Bevor ich auf dem Boden aufkam, hielten mich zwei starke Männerarme fest, aber das war mir egal. Ich sah immer noch wie Phillip einfach verschwand und ich ihn nie wieder sehen würde. Über meine Wangen liefen Tränen, die ich nicht mehr aufhalten konnte. „Milea? Milea?“, redete Niko auf mich ein und schüttelte mich. „Es ist zwecklos“, meinte Sienna. „Wie zwecklos? Solltest du ihr nicht helfen ihre Kräfte zu erwecken?“ „Ich bin hier, um ihr die Vergangenheit zu zeigen, ihr einen Weg zu ebnen, aber ich kann ihr nicht die Lösung verraten.“ „Also muss sie etwas tun, um die Kräfte zu erwecken?“ Ich sah auf meine Hände hinunter. Ich hatte ihn nicht erreichen können. „Sie muss eine Selbstlose Tat vollbringen, nur in ihrem Zustand geht das nicht.“ „Du meinst Phillip damit oder?“ „Ihre Sorge um ihn lässt sie vergessen, dass es tausend andere Wesen gibt, die gerettet werden müssen. Ich kann ihr nicht helfen.“ Siennas Stimme wurde immer leiser und ihre Gestalt verschwand auch langsam. „Warte! Was bedeutet das?“ „Sie muss ihn los lassen.“ „Ihn los lassen? Was meinst du damit?“ „Sie muss ihn los lassen.“ „Warte! Nein! Ihr dürft das nicht zulassen, Phillip darf nicht sterben, das könnt ihr nicht verlangen.“ „Ein Leben gegen das von tausenden.“ „Nein! Es muss einen anderen Weg geben.“ „Ein Leben gegen das von tausenden.“ Ihre Stimme verhallte und war dann weg.  Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14     Siennas Worte hallten immer noch in meinem Kopf wieder. Ich sollte Phillip im Stich lassen, um alle anderen zu retten? War ihr eigentlich klar wie viel er mir bedeutete? War ihr klar, dass auch er einer dieser Wesen war, die auf meine Hilfe angewiesen waren? Wie konnte ich zulassen, dass er starb nur um andere zu retten? Selbst Niko war damit nicht einverstanden. Ihm war klar gewesen, dass wir Phillip für diesen einen Moment nicht retten konnten, aber das wir ihn ganz aufgeben mussten, war auch ihm nicht bewusst gewesen. „Niko?“, ertönte plötzlich eine Männerstimme. Niko war schon seit einer Weile still gewesen und war auch seinen Gedanken nach gegangen. Aber jetzt drehte er sich zu der Männerstimme. Ich wollte mich nicht bewegen, geschweige denn irgendetwas tun. Wenn das bedeutete, dass ich Phillip aufgeben musste … dann würde ich lieber sofort sterben. „Was gibt es?“ „Rebecca und Julien sind Felix und seinen Männern auf der Spur.“ Felix? Er hatte Phillip. Aber war das überhaupt noch wichtig? War überhaupt noch irgendwas wichtig? „Felix zieht sich nach Draco zurück.“ „Nach Draco? Warum sollte er das tun?“, fragte Niko. Es wurde wieder leise, aber dann kniete Niko sich wieder neben mich, packte mich an den Schultern und zwang mich so, ihn anzusehen. Meine Augen brannten von den stummen Tränen, die einfach unaufhörlich über meine Wangen wanderten. „Du musst mir jetzt zuhören. Ich will nicht akzeptieren, dass Sienna recht hat, okay? Ich will Phillip genauso wenig verlieren wie du und ich sehe auch nicht ein, dass er derjenige sein soll, der sterben sollte, aber fürs erste müssen wir uns jetzt zusammen reißen. Vielleicht finden wir einen anderen weg.“ „Vielleicht?“, hauchte ich und schüttelte den Kopf. „Sie sagte, ich muss eine selbstlose Tat vollbringen und im Moment geht es mir nur um Phillip. Ich will ihn nicht verlieren, verstehst du? Das wäre vielleicht in einer Weise selbstlos, wenn ich es für ihn tun würde, aber ich möchte ihn retten, damit er bei mir ist, damit er mich nicht verlässt.“ Niko wischte mir die Tränen von den Wangen und nickte langsam. „Ich weiß, aber hier zu sitzen bringt uns auch nichts. Ich bin davon überzeugt, dass wir einen Weg finden werden. Was anderes werde ich nicht zulassen.“ Damit stand er auf und hielt mir seine Hand hin. Phillip bedeute ihm genauso viel wie mir und im Moment war ich mir sehr sicher, dass wir auf einer Seite standen. Keiner von uns würde Phillip opfern … nur ob das so eine gute Idee war, wusste ich nicht. Mein Verstand wollte es einfach nicht wahr haben, wollte nicht daran glauben, dass das einzige, um alle zu retten, die Tatsache war, dass ich Phillip verlor. Ich nahm Nikos Hand an und ließ mich auf meine Füße ziehen. Zusammen gingen wir den Steg entlang und erst da nahm ich wirklich die ganzen Wesen wahr, die mir zur Hilfe geeilt waren. Niko war mit einem kleinen Team gekommen. Insgesamt Zehn, Fünf Männer und fünf Frauen. Und da fiel mir auf, dass Adele gar nicht unter ihnen war. „Wo ist Adele?“, fragte ich Niko, als er zu einem Schimmel ging. „Ihr geht es gut, um sie brauchst du dir keine Sorgen machen. Nachdem wir angegriffen worden waren und Rian mit dir verschwunden war, ist der Kampf ein bisschen außer Kontrolle geraten. Phillip verschwand in die Wälder und ich hätte Adele beinahe auch verloren, aber ich fand sie schnell wieder und brachte sie zurück ins Versteck. Da suchte ich mir ein paar Leute zusammen und hab mich auf die Suche nach euch gemacht.“ „Also ist sie in Sicherheit?“ Niko zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich aber mit Sicherheit kann ich das nicht sagen. Sie ist eine gute Kämpferin und vielleicht hat Medusa sie auch mit einem anderen Team los geschickt.“ Ich seufzte und sah zu wie Niko auf den Schimmel stieg. Dann streckte er seine Hand nach mir aus. Ich nahm sie an und ließ mich auf den Schimmel ziehen. Niko versammelte seine Leute und gab Anweisungen. Wir konnten nicht riskieren, dass wir entdeckt wurden, deswegen teilten wir uns auf. Mit uns kamen ein Feenmann, ein Hexer und eine Hexe und noch ein Drache, der noch sehr jung war. Er ritt neben Niko und mir und so konnte ich ihn mir genau angucken. Irgendwoher kannte ich den Jungen. Nur woher? „Draco ist komplett abgeriegelt, Niko. Was genau hast du vor?“, fragte der Junge und sah Niko dabei an. „Weiß ich noch nicht genau.“ „Aber wir holen Phillip daraus oder? Wir müssen ihn da raus holen.“ Ich verkrampfte mich und hielt mich etwas fester an Niko fest. Auch er wurde etwas steif "Wir müssen erst einmal gucken was genau los ist. " "Mit der Absicht Phillip zu retten. " Niko schluckte. "Niko?" Die Stimme des Jungen wurde brüchiger, er deutete Nikos Schweigen richtig. "Wir werden ihn doch retten, oder?" "Killian, es ist nicht so leicht. " Ich sah den Jungen an und bekam große Augen. Er war der kleine Drache von damals. Aber ... wenn er wirklich der kleine Drache war, dann durfte er gerade Fünfzehn sein, höchstens. "Was ist daran nicht so leicht? Wir suchen eine Weg hinein, schnappen ihn uns und verschwinden wieder, wie in Albis.“ Ich beobachtete Kilian. Er war groß geworden, fast schon so groß wie Niko. „Phillip ist nicht er selbst, hast du das eben nicht gesehen?“ „Doch habe ich und genau deswegen müssen wir ihn erst Recht da raus holen! Wenn wir das nicht machen können wir ihn gar nicht mehr retten. Er ist mein Cousin, ich lasse ihn ganz sicher nicht alleine, wenn er mir immer und immer wieder den Arsch rettet hat.“ Ich sah Killian überrascht an. Das war nicht der kleine verängstigte Drache, den ich da vor mir hatte. Er war wirklich erwachsen … obwohl er so weise und so vernünftig noch gar nicht sein sollte. „Wie alt bist du?“, schoss es aus mir heraus. Es war unangebracht ihn jetzt danach zu fragen, aber ich musste es wissen. Es waren drei Jahre vergangen, seit ich das erste Mal auf die drei gestoßen war. Killian sah mich sofort an und musterte mich. „Ich bin 16, warum willst du das wissen?“ „Killian, sie ist die Prinzessin, sei höflicher!“, schallte Niko ihn. Killian machte nur ein abfälliges Geräusch. „Wegen ihr sind wir doch in dieser Lage. Sie ist nur ein verwöhntes Prinzessschen, das nicht weiß was es heißt zu kämpfen.“ Niko schüttelte den Kopf. „Du musst ihn entschuldigen, er weiß einfach nicht, wann man den Mund zu halten hat“, brummte Niko. „Na und? Ich bin keinem Rechenschaft schuldig. Nur weil sie eine Prinzessin ist, heißt es noch lange nicht, dass wir sie mit Samthandschuhen anpacken müssen. Wir sind im Krieg und sie ist ein Teil davon, ob sie will oder nicht.“ Niko holte Luft, um dem Jüngeren die Leviten zu lesen, aber ich legte ihm meine Hand auf den Rücken und stoppte ihn so. „Er hat doch Recht, Niko. Ihr müsst mich nicht wie eine Prinzessin behandeln, das will ich gar nicht. Ich will das dieser Krieg aufhört und ich will endlich was dagegen tun, aber wenn mich alle so behandeln, als sei ich eine Prinzessin, die es zu beschützen gilt, kommen wir nie weiter.“ „Ich weiß, wie taff du bist, Milea, und darum geht es auch nicht, es geht darum das du höher gestellt bist und darum muss man dir etwas Respekt zollen. Ich hab dich oft genug kämpfen sehen und auch Phillip weiß genau, dass du auch ganz gut alleine zurechtkommst und doch macht er sich Sorgen.“ Ich sah zu Boden und ballte die Hand, die nicht auf Nikos Rücken lag, zur Faust. Vor meinem Auge tauchten wieder die Bilder auf, als Felix uns gefunden hatte und Phillip schlug und trat. Es war meine Schuld, dass er jetzt Felix Sklave war. Wir hatten einfach nicht aufgepasst, wir … ich hatte mich zu sehr auf Phillip und meine Gefühle für ihn konzentriert, als die Situation richtig zu deuten. Ich hatte eine Reaktion von ihm gewollt, ich konnte einfach an nichts andres denken, als an seine Worte nach unserer gemeinsamen Nacht. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr sah ich das Bild von vor ein paar Tagen, wie Phillip zum Galgen geführt wurde. Felix würde ihn niemals für seine Armee benutzen, er war im Moment günstig, weil Felix genau wusste, dass wir niemals gegen Phillip kämpfen würden … genauso wie sie wussten, dass es mich verletzten würde, wenn sie ihn hängen würden. Alex hatte genau gewusst, dass ich etwas für Phillip empfand und er hatte mit seiner Vermutung Recht gehabt. Ich hätte alles dafür getan, dass er Phillip verschonte. Ich wäre auch sein Schoßhündchen geworden, wenn das Phillips Leben retten könnte … aber genau das wurde mir gerade zum Verhängnis. Meine Gedanken waren allein bei Phillip, dabei sollte ich mich um alle Wesen sorgen. Warum hatte ich mich in ihn verliebt? Warum musste er mir so wichtig sein? Warum hatten mich diese dunkelgrünen Augen so fasziniert, als wir uns das erste Mal getroffen hatten, als er so arrogant war. Aber es hatte mir gefallen, er hatte mir gefallen. Die Nacht nach unserem Ersten Treffen hatte ich von ihm geträumt, hatte mir ausgemalt, wie er unter dem Schal aussehen könnte. Und seit diesem Tag war er in meinen Gedanken gewesen … obwohl ich es Adele verschwiegen hatte. Sie hätte mich noch mehr aufgezogen, als sie es eh schon getan hatte. „Ich finde trotzdem, dass wir Phillip retten müssen“, meinte Killian wieder. Die beiden waren immer noch am Diskutieren. Killian verstand nicht, warum Niko so darauf bestand, dass wir erst einmal nach Draco kamen, anstatt sich sofort einen Plan auszudenken. Niko konnte einfach nichts anderes tun. Ich verstand das. Ich wollte auch noch nicht, dass alle wussten, dass ich Phillip aufgeben musste, um meine Kräfte zu erwecken. Ein Leben für tausende, hallte Siennas Worte in meinem Kopf wieder. Ich musste eine Lösung finden, eine bei der ich Phillip nicht verlor. Ich sah mir den kleinen Drachen noch mal genau an. Er war wirklich unglaublich groß für sein Alter. Vor allem konnte ich mich ja noch gut an das letzte Mal erinnern, wo ich ihn gesehen hatte. Er war so klein gewesen, dass Niko ihn auf den Arm nehmen konnte. Aber war das nicht so üblich bei Drachen? Sie wuchsen unglaublich schnell. „Das ist unglaublich“, murmelte ich und sofort hörten die beiden auf zu diskutieren. Killian sah mich wieder an. „Was ist unglaublich?“, fragte er. „Wie groß du geworden bist.“ Jetzt war er verwirrt. „Entschuldigung, Prinzessin, aber wir sind uns noch nie wirklich begegnet, dass du mich kennen könntest.“ Niko lachte und schüttelte den Kopf. „Klar, dass du dich nicht an sie erinnerst. Sie ist das Mädchen von damals.“ „Nein, niemals. Das Mädchen von damals ist doch keine Prinzessin, welche Prinzessin würde sich in einen alten Fummel stecken und durch den Wald laufen und sich dann auch noch mit Vampiren anlegen?“ „Phillip ist auch ein Prinz und tut das“, meinte Niko. „Und wir sind auch adlig.“ „Phillip ist kein Prinz“, sagte Killian trotzig und sah vor sich auf den Boden. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und auch sein Gesichtsausdruck verriet seine Missbilligung. Nicht Phillip gegenüber. Ihn wollte er beschützen, obwohl er so viel jünger, wie er war. Nein, er hasste alle anderen, die Phillip nicht als das behandelten, was er war: ein Prinz. „Ich verstehe einfach nicht, wie Ilja so mit ihm umspringen kann. Phillip ist sein erstgeborener, nicht Mijo oder Ben. Trotzdem behandelt er die beiden, als seien sie die einzigen Prinzen auf der Welt. Phillip gehört der Thron, er wäre der perfekte König.“ „Killian“, mahnte Niko ihn und sofort sah Killian ihn wieder an. „Du denkst genauso, gib es zu!“ „Ja, ich denke genauso, aber es ist nunmal wie es ist.“ „Hört auf“, meinte ich. „Es ist im Moment egal, was passiert ist und wer das Recht hat und wer nicht. Wir müssen jetzt überhaupt erst einmal wieder etwas schaffen, wo man einen gerechten König einsetzten kann. Alex wird unser ganzes Leben auf den Kopf stellen, wenn wir ihn weiter sein Spiel spielen lassen.“ Killian sah mich an, von oben bis unten. „Du könntest wirklich das Mädchen von damals sein“, murmelte er. „Sie ist es, glaub es mir. Phil und ich haben sie noch öfter getroffen.“ Killian nickte und spornte sein Pferd an. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorging, jetzt wo er wusste, dass ich keine normale Prinzessin war. Vielleicht würde er jetzt nicht mehr so schlecht von mir denken. … Ich hoffte es, zumindest, bis wir ihm sagen müssen, dass wir Phillip nicht retten konnten, wenn wir auch alle anderen Wesen retten wollten. Ich weiß nicht, ob er das verstehen würde. Wahrscheinlich eher nicht, nicht wenn er jetzt schon so einen Hermann gemacht hatte, wegen Phillips Rettung. Als Killian ein bisschen weiter vorne war, nahm ich meine Hand von Nikos Rücken und legte sie auf meinen Oberschenkel. „Warum will Killian Phillip so unbedingt retten?“, fragte ich leise und starrte auf einen Punkt zwischen Nikos Schulterblättern. „Phil ist immer für ihn da gewesen, weißt du. Schon als Killian kleiner war hatte er ein paar Probleme. Meine Eltern hatten früher viel zutun und eigentlich hab ich mich immer um ihn gekümmert.“ „Ihr seid Brüder?“, fragte ich jetzt verwundert. Sie sahen sich gar nicht ähnlich … nur ihre Haare, sie waren beide Blond. Nur wie viele Leute gab es mit Blonden Haaren? Niko lachte und nickte dann. „Aber dann seid ihr wirklich lange auseinander.“ „Sechs Jahre. Killian war sozusagen ein Unfall. Meine Eltern hatten nicht wirklich damit gerechnet, dass noch ein Kind dazu kam und deswegen wurde er eben von unseren Hausmädchen aufgezogen und auch von mir, als ich älter war. Wir sind ganz gut durch gekommen. Mein Vater ist Iljas Bruder und dadurch war er auch nicht wirklich oft zuhause. Meine Mutter ging in der Rolle der Frau an der Seite eines Herzoges richtig auf. Sie veranstaltete Bälle und all so ein Kram. Ich liebe meine Mutter, aber sie war einfach nicht dafür gemacht eine Mutter zu sein. Sie musste einen Erben hervorbringen, das hat sie getan und hat sich eigentlich nicht mehr weiter darum gekümmert. Ich nehme es ihr nicht übel, Killian und ich hatten eine wunderschöne Kindheit und uns hat es an nichts gefehlt, denn sie war immer nett und hat uns alles gegeben was wir wollten, hat uns auch gemaßregelt, aber sie war eben nie wirklich anwesend.“ „Also war sie eigentlich wie eine Mutter und doch irgendwie nicht?“ „Ja, so ein Mittelding. Und genau deswegen war es so einfach Phillip bei uns zu verstecken. Weder meine Mutter noch mein Vater hatte es interessiert wer bei uns war, geschweige denn was wir machten. Das einzige wichtige war den Unterricht, den wir besuchen mussten. Das haben wir beide auch ernst genommen, weil wir wussten, würden wir uns nicht anstrengen, würde es auch mit dem leichten Leben zuende gehen. Nur seit das mit den Unruhen angefangen hat, ist Killian nicht mehr er selbst.“ „Ganz plötzlich?“ Niko schüttelte den Kopf. „Die Unruhen fingen an, da war Killian Zehn. Es wurde jagt auf alle Wesen gemacht. Erst haben wir das nicht so mitbekommen. In Draco gab es nicht so viele Unruhen, was vielleicht auch daran lag, dass Ilja mit fester Hand regierte … oder eben weil alles unter Verschluss gehalten wurde.“ Niko sah zu Killian und seine Schultern spannten sich ein wenig an. „Als du Killian gerettet hast, war das nicht das erste Mal, dass er in solch einer Situation war. Es war vorher schon öfter passiert. Als er gerade Elf geworden war wurde sein bester Freund entführt. Einen Monat später fand Killian ihn in einem Stall und genau seit diesem Tag ist er ein bisschen anders. Er nimmt sich alles zu Herzen, will immer das Beste für jeden und vor allem möchte er, dass das ganze hier aufhört. Er will nicht noch mehr Tot sehen und er kann das auch nicht länger ertragen. Als Phillip dann beschloss sich fangen zu lassen, um dich zu retten, war er stink sauer. Phillip hat ihm schon oft das Leben gerettet und ist für Killian wie ein großer Bruder geworden. Zu dritt haben wir immer den größten Scheiß gemacht, deswegen war er auch sauer und konnte nicht verstehen, wie Phillip sein Leben opfern konnte. Auch wenn es eine Rettungsmission war … war es auch eine mit der Wahrscheinlichkeit Phillip zu verlieren.“ Ich ballte wieder meine Hände. Jetzt konnte ich auch Killians Hass mir gegenüber verstehen. „Ich …“, fing ich an, aber Niko schüttelte heftig den Kopf. Seine Hand griff nach hinten und legte sich auf meine geballte Hand. „Du bist gar nichts Schuld, Milea. Alex hat so entschieden und Alex ist auch derjenige, der hier an allem Schuld hat. Du bist ein Opfer, wie alle anderen. Ich weiß, dass Killian auf dich sauer war und das es eigentlich keinen Grund dafür gab. Nur er ist noch ein Teenager, er weiß noch nicht so wirklich was Richtig und was Falsch ist und für ihn galt in dem Moment einfach nur, dass ihm ein geliebter Mensch weg genommen wird.“ Ich schluckte und meine Augen fingen an zu tränen. „Was machen wir denn dann jetzt? Wenn wir ihm sagen, dass wir Phillip …“ Ich stockte und lehnte mich an Nikos Rücken. „Ich kann das nicht, Niko. Wir müssen Phillip daraus holen, egal ob ich meine Kräfte freisetzte oder eben nicht. Ich kann nicht zulassen, dass er stirbt.“ „Milea …“ „Nein, nein. Ich kann nicht“, hauchte ich. „Er hat schon so viel mitmachen müssen, wegen mir. Ich kann nicht zulassen, dass er stirbt … ich liebe ihn.“ Nikos Schultern spannten sich etwas an, aber dann lockerten sie sich wieder und seine Hand drückte die meine. „Dann brauchen wir einen richtig guten Plan um ihn da raus zu holen und vor allem, um Alex aufzuhalten und alle zu retten.“ Ich nickte; er drückte aufmunternd meine Hand.   Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Kapitel 15     Wir brauchten einen Plan, einen guten Plan. Ich saß gegen einen Baum gelehnt und sah den anderen dabei zu, wie sie ein Lager aufschlugen. Wir waren knapp zwei Tage unterwegs gewesen, bis wir in Draco angekommen waren. Turbolenzen hatten wir keine gehabt. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Entweder unser Feind hatte uns im Visier und wartet nur auf den richtigen Moment oder Felix hat im Moment keine Ahnung und hat sich erst einmal zurück gezogen, um einen Plan auszuhecken. Aber das beschäftigte mich nicht wirklich, wie es eigentlich hätte sollen. Meine Gedanken galten Phillip und wie wir ihn retten konnten. Die Entscheidung ihn zu retten, war sehr egoistisch. Ich wollte ihn nicht verlieren und ich konnte es einfach nicht hin nehmen, dass ich ihn opfern musste, um alle anderen zu retten. Was brachte das? Warum musste ich ihn kennenlernen und mich in ihn verlieben, nur um ihn kurz danach eh zu verlieren? Das machte alles doch keinen Sinn. Niko kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Er hielt eine Flasche Wasser und etwas Brot in der Hand, beides gab er mir. Ich bedankte mich und nahm als erstes einen großen Schluck von dem Wasser. „Was meinst du, wo wird Phillip sein?“, fragte ich ihn und riss ein Stück von dem Brot ab. „Wahrscheinlich im Thronsaal. Wenn Alex Leute hier alles im Griff haben, dann werden sie im Schloss sein.“ Ich nickte. „Aber meinst du, er wird bei ihnen sein?“ „Ich weiß, was du hoffst. Das dieser Zustand in dem er sich befunden hat seine Wirkung verliert, aber ich habe keine Ahnung, was sie ihm gegeben haben.“ Er ließ die Schultern hängen. „Wir müssen einfach hoffen.“ „Und wie willst du rein kommen?“ „Es gibt einen versteckten Tunnel, den wir mal gefunden haben und durch den sich Phillip immer heraus geschlichen hat, aber ich hab keine Ahnung, ob sie nicht auch von dem Tunnel wissen.“ „Meinst du, wir kommen rein und raus, ohne irgendwelche Komplikationen?“, fragte ich ihn und biss ein Stück von dem Brot ab. „Ich weiß es nicht. Es ist ein Risiko, davon können wir ausgehen.“ Ich nahm noch einen Schluck und starrte auf den Boden. Plötzlich stand jemand vor mir und ich sah an den langen Beinen hinauf zu Killians Gesicht. „Ich habe einen Plan und es ist mir egal …“, fing er an. Niko und ich sahen uns an und dann sah ich Killian wieder an. „Lass hören“, unterbrach ich ihn. „… mir egal was ihr sagt. Ich werde das durchziehen und keiner …“ „Killian, ich will den Plan hören“, unterbrach ich ihn wieder. Jetzt hielt er auch den Mund und sah mich erst einmal verwundert an. Dann nickte er und legte los. „Es gibt einen Tunnel, der einmal in die Nähe des Thronsaals heraus führt und einmal im Kerker. Wir sollten zwei Gruppen bilden. Eine die sich hinein schleicht und eine die draußen für Ablenkung sorgt. Wenn sich die Wachen dann um die Ablenkung draußen kümmern, können wir drinnen nach Phillip suchen.“ „Es werden aber nicht alle Wachen nach draußen laufen“, meinte Niko und ich nickte zustimmend. „Vielleicht müssen wir es einfach riskieren und rein gehen“, meinte ich. Die beiden Jungs sahen erst mich und dann sich wieder an. „Wir?“, fragte Killian. „Ich glaube nicht, dass du mitkommen solltest. Es wäre viel zu gefährlich dich mit in die Höhle des Löwen zu nehmen.“ Niko nickte zustimmend. „Wenn du ihnen in die Hände fällst, dann haben wir keine Hoffnung mehr.“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich weiß, dass die beiden um meine Sicherheit besorgt sind, aber das brachte doch eh nichts mehr. Wenn wir Phillip jetzt retten, dann werde ich meine Kräfte eh nicht erwecken können. Eine selbstlose Tat. Was könnte ich dann sonst noch selbstloses tut? Nichts. Obwohl ich doch schon die ganze Zeit selbstlos bin, oder etwa nicht? Ich bringe mich in Gefahr, versuche alles, um alle Wesen dieser Welt zu retten. Ist das nicht schon selbstlos genug? Ich würde mich sogar opfern. Ich war mir egal, mir war egal, was mit mir passierte. Von mir aus konnte Alex mit mir machen was er wollte, nur er sollte die Menschen die ich liebte aus dem Spiel lassen. Warum musste er überhaupt so weit gehen? Meine Eltern hatten in die Heirat eingewilligt und wenn er mich geheiratet hätte, dann wäre er doch König von Albis geworden. Er hätte doch regieren können. Irgendwas war anders, irgendwas hatte er vor und ich musste unbedingt herausfinden, was es war. Er konnte doch nicht so doof sein und denken, dass er acht Königreiche alleine beherrschen konnte. Seine Untertaten würden sich auch gegen ihn auflehnen und dann? War er wirklich überzeugt davon, dass er das hinbekam? Ich sah Niko an. Wir mussten Killian sagen, dass es eh schon zu spät war. „Nein“, sagte Niko und schüttelte den Kopf. „Ich will mitkommen, Niko, es bringt jetzt eh nichts mehr“, meinte ich. „Es ist zu gefährlich.“ Killian sah zwischen uns hin und her und verstand gar nicht, über was wir hier eigentlich genau diskutierten. „Mir wird nichts passieren.“ „Ich nehme sie nicht mit“, meinte Killian jetzt auch und sah mich böse an. „Ich akzeptiere das du es drauf hast und auch das du dich selber verteidigen kannst, aber das hier ist wirklich gefährlich und wenn wir dich an die verlieren … was sollen wir dann machen? Du bist unser Engel, du musst in Sicherheit sein, um später alle aufzuhalten.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann keinen retten“, murmelte ich und krallte mich in den Boden. „Klar kannst du das.“ Wieder schüttelte ich den Kopf. „Meine Kräfte sind in mir verschlossen, ich muss etwas selbstloses tun, um sie frei zu setzten.“ „Du tust die ganze Zeit etwas selbstloses, du bringst dich in Gefahr, du nimmst alles auf dich und versuchst alle zu retten“, protestierte er und nahm mich auch noch in Schutz. Irgendwie süß. „Ich … ich liebe ihn.“ Killian blinzelte und sah mich dann mit großen Augen an. „Du liebst Alex?“ Ich sah ihn an, sah in seine Augen, die nicht verstehen konnten, dass ich in den Feind verliebt war … was ich aber nicht war. „Sie liebt Phillip, du Trottel, und da liegt unser Problem. Ich habe mitbekommen, wie Milea mit der Wächterin des Sees geredet hat und ich weiß, welches Opfer sie bringen muss“, meinte Niko und machte dann eine kleine Pause, um mich anzusehen. Ich nickte bloß und er fuhr fort. „Entweder wir retten Phillip oder die ganzen Wesen, die Alex in seiner Gewalt hat.“ Stille. Killian sah uns beide mit entsetztem Blick an. Seine braunen Augen zischten hin und her und man sah ihm an, dass er das ganze erst verarbeiten musste. „Warte … das heißt …“, fing er an und Niko nickte. „Das meinte sie doch nicht ernst. Das kann sie gar nicht ernst meinen. Das ergibt doch gar keinen Sinn, warum sollte jemand sterben, um andere zu retten?“ „Phillip ist mir wichtig, Killian, mehr als alles andere“, meinte ich leise und sah zu Boden. Es war schwer ihm alles zu erklären, weil er Phillip genauso sehr retten wollte wie ich. „Aber wenn du ihn liebst, bekommst du doch durch ihn viel mehr Kraft.“ Ich wusste, dass er jetzt nur irgendwelche Ausreden suchte, um weiter daran fest zuhalten, dass er jetzt keine schwierige Entscheidung treffen musste. „Killian“, fing Niko an, aber dieser hielt sich die Ohren zu und schüttelte den Kopf. „Wir müssen ihn retten, er hat mich auch immer gerettet, er war immer für mich da, er war immer für uns da.“ Seine braunen Augen fixierten mich. „Immer und immer wieder lief er in den Wald, immer und immer wieder suchte er nach dem Mädchen von damals. Du hast ihm den Kopf verdreht und du bist jetzt Schuld das wir in dieser Lage sind.“ Niko sprang auf und stellte sich schützend vor mich. „Bist du jetzt total durchgeknallt? Sie kann doch für das alles nichts!“, herrschte er ihn an. „Sie hat doch nicht darum gebeten ein Engel zu sein.“ „Aber sie ist eine Prinzessin. Wäre sie nicht durch die Wälder gelaufen und hätte so getan, als sei sie eine Retterin oder was auch immer, hätte Phillip sich nie in sie verliebt und hätte sie nicht gesucht. Auch wenn das hier alles nicht wäre. Phillip wäre unglücklich gewesen, weil er sie niemals heiraten könnte und das nur weil sie die Erbin von Albis ist und er eben noch nicht mal ein Prinz. Sie haben keine Zukunft und doch sitzt sie hier und meint, sie würde ihn lieben. Sie weiß doch gar nicht, was sie damit anrichtet. Sie weiß doch gar nicht, was das bedeutet!“ Seine Worte trafen mich wie einen Schlag in die Magengegend. Ich konnte ihn ja verstehen und ich wusste auch, dass das was ich hier tat sehr egoistisch war. Aber er verstand auch nicht, was in mir vorging. Killian kannte mich doch gar nicht, wie konnte er mir da einfach unterstellen, ich würde nicht wissen, was ich tue. Ich gebe zu, dass die Entscheidung durch den Wald zu laufen nicht gerade meine Beste gewesen war, aber ich musste einfach aus diesem Alltag entschwinden. Ich konnte nicht auf brave Tochter machen und mir einfach alles vorschreiben lassen. So war ich nun mal nicht und so langsam verstand ich auch warum das so war. Engel waren ungebunden gewesen, schon immer. Und ich hatte einfach nicht so sein wollen, wie alle dachten, das eine Prinzessin sein musste. Ich wollte selbst entscheiden was ich tat und wie ich etwas tat. Die ganze Etikette und das ganze vornehme Getue ging mir immer auf die Nerven. Elben waren von Grund auf ein sehr strenges Volk, sie wollten immer alles perfekt haben, waren sehr diszipliniert und ich hatte nie dazu gehört. Was man ja eigentlich auch schon an meinen Haaren erkennen konnte. Ich hatte nicht das typisch Blonde Haar, wie meine Eltern. Nein, ich hatte dunkel braunes Haar, mit ein paar blonden Strähnen. Und natürlich die spitzen Ohren. Teilweise war ich genauso wie alle Elben. Wenn ich etwas anfing, dann würde ich es auch zuende führen, aber sonst … „Hör auf damit“, zischte Niko jetzt. Seine Schultern waren angespannt und sein Blick war auch nicht mehr der netteste. „Was fällt dir eigentlich ein so zu reden? Milea wird schon ihre Gründe haben warum sie das alles getan hat und Phillip wusste von Anfang an worauf er sich da einließ, wenn er das unbekannte Mädchen suchen würde. Wir haben lange genug darüber geredet. Du solltest erst einmal überlegen bevor du sprichst, auch wenn dir Phillip so viel bedeutet. Du wirfst mit Sachen um dich, die gar nicht nötig sind. Siehst du das hier?“ Niko beschrieb einen großen Bogen und deutete damit auf all die Leute die um uns herum waren und weiter das Lager bewachten. „Wir sind doch gerade dabei Phillip zu retten. Keiner von uns wird ihn zurück lassen, warum regst du dich also so auf? Milea weiß, dass sie eine selbstlose Tat vollbringen muss, aber sie entscheidet sich für Phillip, was du ja so sehr möchtest.“ Killian blickte zu Boden und ballte seine Hände zu Fäusten. Er wusste, dass er überreagiert hatte und das es nicht fair von ihm gewesen war nur mich zu beschuldigen. Ich ging an Niko vorbei und legte Killian meine Hand auf die Schulter. "Egal, wir müssen den Plan weiter ausarbeiten", versuchte ich das Thema zu wechseln. "Ich bin mir nicht so sicher, ob wir so viele Leute mit nehmen sollten. Wenn sie draußen für Ablenkung sorgen sollen können sie gefasst und dann getötet werden, das wäre nicht so gut." Niko nickte. "Wie hattest du es dir denn gedacht?", ging er darauf ein und sah Killian an. "Ich dachte, wir könnten uns in den Thronsaal schleichen und von da aus operieren", erzählte Killian uns seinen Plan. "Der Thronsaal ist zu gefährlich." "Aber da werden sie Phillip hingebracht haben, was anderes kann ich mir nicht vorstellen." "Außer sie haben ihn in den Kercker gesteckt", meinte ich. "Wir wissen nicht, was dieses Mittel mit ihm macht, vielleicht wird er als Wache eingesetzt oder er wird gefangen gehalten, weil sie nicht wissen, wie lange es hält." Ich dachte darüber nach und sofort erinnerte ich mich an den kurzen Blick aus dem Fenster, als wir bei Marie gewesen waren. Dieser Soldat ... er hatte die gleichen Augen, wie Phillip gehabt. Und er hatte die Bewohner gebeten sich einer Impfung zu unterziehen. Aber ich wusste auch, dass Phillip sich dagegen gewehrt hatte. Er hätte mich treffen können, als ich auf dem Steg gewesen war ... er hätte mich an der Schulter treffen können und mich so hindern können weiter zu laufen, aber sein Pfeil hatte mich verfehlt. Er kämpfte gegen dieses Mittel, aber Alex musste sich sicher sein, dass es funktioniert sonst würde er es nicht an den Wesen in Harpyas testen ... außer das war der letzte Testlauf. "Nur wir gehen rein, somit verringern wir die Chance gefasst zu werden", entschied Niko. "Wir sollten noch Justin und ...", fing Killian gerade an, stoppte aber plötzlich. Niko zog mich hinter sich und auch das gesamte Lager drehte sich um, stellte sich in Angriffsposition. Zwischen den Bäumen traten Reiter hervor, aber kaum standen diese, entspannten sich alle. "LEA!", schrie jemand und Adele sprang von ihrem Pferd. Sie breitete ihre Flügel aus und kam zu uns geflogen. Killian und Niko gingen einen Schritt zur Seite, damit sie nicht umgeworfen worden ... so wie ich. Mit voller Wucht knallte Adele gegen mich und zusammen gingen wir zu Boden. "Ich hab mir so Sorgen gemacht, als Rian und du plötzlich weg waren", plapperte sie auch schon drauf los. Dann stand sie auf und packte einfach so meine Hand, um mich auch auf die Beine zu ziehen. "Und als wir dann hörten, dass ihr bei Marie seid, war ich noch besorgter. Ich konnte nicht verstehen, warum Medusa euch zu ihr nach Harpyas schickt. Verdammt mitten in die Stadt und dabei hättet ihr schon weiter sein sollen." "Adele, was machst du hier?", unterbrach Niko sie und stemmte die Hände in die Hüften. Sie drehte sich galant zu ihm um und streckte ihm die Zunge raus. "Sagte ich doch die ganze Zeit, ich habe mir Sorgen gemacht." "Du hättest zum Versteck zurück gehen sollen." "Ich hab gehört das ihr auf Lea gestoßen seid und musste einfach herkommen." "Ich habe ihr auch keine andere Wahl gelassen", ertönte eine weitere Stimme. Rian trat zu unserer kleinen Gruppe und sah mich von oben bis unten an. Sein Blick war prüfend und besorgt. "Was tust du hier?", fragte ich ihn und sah mir seine Schulter an. Nichts sah man, man konnte noch nicht einmal erahnen, dass er vielleicht eine Verletzung hatte. "Du solltest dich ausruhen und dich schonen." "Mir geht es gut und der Schulter auch. Marie hatte dich nicht beunruhigen wollen. Sie hatte die entsprechenden Kräuter nicht im Haus und sie wusste, dass du ihr niemals erlaubt hättest noch einmal in den Wald zu gehen." "Deswegen lügt sie mich an und meinte, du müsstest dich ausruhen?" "Du musstest an die Mission denken, Milea, ihr war auch klar, dass auch das nicht das beste ist, aber damit du nicht da bleiben würdest, musste sie das tun." Ich seufzte. Ja, ich verstand warum sie das getan hatte und ihre Vermutungen waren ja auch alle richtig. Ich hätte nie im Leben gestattet, dass sie ohne Schutz gehen würde und wenn sie mir das dann auch noch gesagt hätte, dann wäre ich auch bei Rian geblieben, hätte die Mission ganz aus den Augen verloren. "Jetzt hören wir aber auf zu streiten", meinte Adele. "Warum stehen wir hier eigentlich?" "Wo ist Phillip?", unterbrach Rian seine Schwester und sah mich an. Ich sah zu Boden. "Lea, wo ist er? Er sollte auf dich aufpassen." Niko legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Beruhig dich, Rian. Ihr geht es gut", meinte er. "Felix hat ihn mitgenommen", antwortete ich Rian. "Wie konnte das passieren?", fragte Rian. "Er hat mich beschützt und hat dann von Felix ein Mittel verabreicht bekommen. Er ist nicht mehr er selbst und gehorcht ihm jetzt." "Wir wollen ihn retten." „Wir kommen mit“, entschied Adele. „Wir kommen nicht mit“, meinte Rian. „Es ist unnötig sich in Gefahr zu begeben. Er wird gegen uns kämpfen anstatt mit uns zu kommen. Wir werden gefangen genommen, weil ich nicht glaube, dass einer von euch auch nur ansatzweise gegen Phillip kämpfen will. Er ist ein ausgezeichneter Kämpfer und es wird schwer gegen ihn zu gewinnen, ohne ihm wehzutun“, meinte Rian und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du willst ihn nur nicht retten“, warf Killian ihm vor, doch Rian reagierte gar nicht darauf. „Wir sollten Milea nicht unnötig in Gefahr bringen“, sagte Rian jetzt zu Niko. „Ich werde mitkommen und wir werden ihn daraus holen“, meinte ich und sah zwischen den beiden hin und her. „Niko, wir hatten das eben besprochen.“ „Ja, ich weiß“, sagte er, sah mich aber nicht an. „Rian, ich weiß was du meinst und Killian, Milea und ich haben eben schon darüber diskutiert, aber wir können Phillip nicht einfach so ausliefern. Wie du gesagt hast, er ist einer unserer besten Kämpfer und wenn wir ihn an die Gegenseite verlieren, sieht es nicht so gut aus.“ „Es ist trotzdem zu riskant. Mileas Sicherheit geht vor, das hat Medusa gesagt“, meinte Rian und blieb an seiner Meinung hängen. „Einer unserer Heiler kann doch sicher irgendein Serum herstellen, dass wir Phillip geben können, damit er nicht mehr gegen uns kämpft“, schlug Adele vor. „Oder damit er schläft.“ Das war keine so schlechte Idee. So konnten wir ihn einfach daraus holen, ohne das uns jemand bemerkte …nur mussten wir auch erst einmal an Phillip heran kommen und das würde schwieriger werden. Aber ich durfte einfach nicht daran glauben, dass er eine Marionette von Felix war. Sein Charakter war einfach zu stark, er musste sich dagegen wehren. Allein der Gedanke daran, dass er einfach so aufgeben würde … ich konnte ihn nicht aufgeben, das würde er auch nicht machen. Und genau deswegen mussten wir ihn daraus holen. „Das ist eine gute Idee“, stimmte Niko zu. Rian sah mir in die Augen, aber ich wusste nicht genau, was er von mir wollte. „Aber ich komme mit“, gab Rian nach. „Dann sind wir zu fünft, eine kleine Gruppe die nicht auffallen wird“, meinte Adele. „Wir sollten erst los gehen, wenn es dunkel geworden ist, so haben wir ein bisschen Schutz“, schlug Killian vor und alle nickten. Adele hackte sich bei mir ein und zog mich mit zu den Zelten, die wir aufgestellt hatten. „Du musst dich jetzt etwas ausruhen und mir vor allem erzählen, was passiert ist, seit wir getrennt wurden.“ „Es ist einfach zu viel passiert“, seufzte ich und ließ mich auf den Boden fallen. Ich legte mich hin und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf. Adele legte sich neben mich und stützte sich auf ihrer Hand ab. „Aber du warst mit Phillip alleine“, grinste sie und stupste mich leicht an. „Adele, wir sind auf einer Mission. Ich habe andere Sorgen, als romantische Gedanken gegenüber Phillip.“ „Aber du hast romantische Gedanken gegenüber Phillip.“ Ich atmete tief ein und schloss die Augen. „Ja, habe ich“, gestand ich ihr ein. „Und ich mache mir Sorgen um all das hier. Ich war am See der vier Jahreszeiten, Adele, aber Felix konnte ihn infizieren.“ Adele saß plötzlich aufrecht und sah mich geschockt an. „Du hast deine Kräfte aber nicht erweckt.“ Ich schüttelte den Kopf und legte mir meine Hände aufs Gesicht. „Die Hüterin des Sees meinte, dass ich eine selbstlose Tat vollbringen muss.“ Jetzt war sie verwirrt. „Aber das tust du doch gerade, oder etwa nicht? Du kämpfst für tausende von Wesen, die unter Alex Unterdrückung leben müssen.“ „Sienna sagte, ich muss … ich muss Phillip aufgeben.“ „Was?“ „Ich liebe ihn“, murmelte ich und setzte mich auch auf. „Und im Moment kann ich auch nur an ihn denken, weißt du. Mir ist seine Sicherheit wichtiger als alles andere.“ „Wir werden ihn nicht bei Felix lassen, es muss eine andere Möglichkeit geben, dass du deine Kräfte freisetzten kannst.“ Ich nickte und sah auf meine Hände herunter. Du musst zum See, egal was jetzt passiert, hallte Phillips Stimme in meinem Kopf wieder. Er wusste, dass soetwas passieren würde. Ich wusste, dass das was wir hier machten, nicht das richtige war, aber ich konnte ihn doch nicht einfach so im Stich lassen. Auch, wenn wir gefasst werden könnten … ich musste es wenigstens versuchen. „Klopf, klopf“, sagte jemand und steckte seinen Kopf in unser Zelt. Es war Niko. Er sah zwischen Adele und mir hin und her, blieb aber an Adele hängen. „Ähm … kann ich dich kurz sprechen?“ Adele sah mich kurz an und stand dann auf. „Bin sofort wieder da, versuch etwas zu schlafen“, meinte sie und lief schnell zu Niko. Sie verschwanden beide und ich sah ihre Schatten, die sich am Zelt abzeichneten. Sie gingen nur ein bisschen von unserem Zelt weg. „Ich hab schon mit meinen Leuten gesprochen, dass wir uns aufteilen“, hörte ich Niko sagen. „Wenn wir zu so vielen hier bleiben, dann werden wir nur entdeckt.“ „Ich verstehe, ich werd meinen Leuten sagen, dass sie sich etwas anderes suchen sollen.“ „Ich möchte auch, dass du mit gehst.“ „Niko, darüber haben wir doch gesprochen. Rian und ich kommen mit.“ „Es ist so oder so schon heikel genug und ich bin auch nicht so erfreut, dass ich Milea mitnehmen soll, aber wenn du auch noch dabei bist ...“ „Ich lasse Lea nicht alleine mit euch da rein gehen.“ Adele streckte ihren Arm aus und legte sie auf Nikos Wange. „Es ist süß, dass du dir Sorgen machst.“ „Ich mache mir keine ...“ „Doch tust du“, unterbrach sie ihn und dann stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und … küsste Niko. Das sah ich jetzt nicht wirklich. Sie küsste ihn doch nicht wirklich, oder? Ich fantasiere nur. Das … wann? Wie konnte das sein? „Ich komme mit“, meinte Adele und drehte sich zum Zelt um. Niko schüttelte den Kopf und ging dann. Adele kam zurück zu mir, ein breites Lächeln auf den Lippen. „Bitte sag mir nicht, dass ihr euch gerade geküsst habt“, fragte ich sofort. Adele stockte und auch ihr Lächeln verschwand. Ich stand auf und blieb vor ihr stehen. Sie wollte schon anfangen, sich zu erklären, aber ich ließ sie nicht. „Seit wann? Was habe ich verpasst? Ich versteh das alles nicht. Oh, Adele, das ist so toll. Ich freue mich so für dich.“ Es dauerte noch etwas, bis sie verstanden hatte, was ich da eigentlich gesagt hatte. Ich wusste, das sie damit gerechnet hatte, das sich sie verurteilte … nur wie sollte ich das tun? Ich war in so einer Situation doch auch verliebt. Ich hatte kein Recht sie zu maßregeln und das wollte ich auch gar nicht. „Ich … also …“, fing sie an zu stottern und wurde leicht rot im Gesicht. „Woher kennst du Niko?“ „Ich hab ihn auf einen der Feste kennengelernt“, murmelte sie. „Du hast mir nie von ihm erzählt.“ „Weil ich nicht wusste, was genau das zwischen uns beiden war. Ich bin damals in ihn hineingerannt und dann haben wir nur kurz geredet. Ab da hab ich ihn immer und immer wieder gesehen, hab mich aber nicht getraut ihn anzusprechen.“ „Du hast dich nicht getraut?“ Sie war doch so ein plappermaul, wie konnte sie da Angst haben einen Mann anzusprechen? „Und wie ist es jetzt doch dazu gekommen?“ „Er hat mich gerettet.“ „Das war alles?“ „Bei dir war es doch genauso.“ Sie streckte mir die Zunge raus und setzte sich wieder auf den Boden. „Ja, schon …“ „Nachdem Niko mich und meine Eltern aus eurem Schloss geholt hatte haben wir ein bisschen geredet. Aber wir mussten noch etliche andere Wesen retten und dann hab ich mich bereiterklärt zu helfen. Phillip hatte mich wiedererkannt und ist für mich eingestanden. Er meinte, wenn ich mit dir mithalten kann, dann wäre ich auch bei Rettungsaktionen hilfreich.“ Ich lächelte und setzte mich neben sie. „Ich hab ihn dann gerettet“, erzählte sie stolz weiter. „Ich hab ihn nicht nur vor einer tödlichen Wunde gerettet, hab ihn danach sogar verarztet. In seinem Wahn hat er mir dann gesagt, dass er mich süß findet.“ Ihre Wangen wurden ein bisschen roter und leicht nestelte sie an ihrem Oberteil. Ich lachte auf und lehnte mich an ihre Schulter. „Niko wird nicht aufgeben. Wir werden Phillip retten.“ Ja, ich weiß. Wir würden ihn retten, aber zu welchem Preis? Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Kapitel 16   Es war stockdunkel und Killian führte uns durch den Wald. Rian ging vor mir und achtete die ganze Zeit darauf, dass ich auch wirklich hinter ihm her lief. Ich musste sagen, dass mich das etwas störte, aber sagen tat ich nichts dagegen. Er war nur besorgt. Killian kannte sich hier in den Wäldern ziemlich gut aus und führte uns schnellst möglich zu einem kleinen Brunnen, der als versteckter Eingang diente. Wir mussten uns an einem Seil herunter hangeln, aber das war für uns alle kein Problem. Unten angekommen war es noch dunkler, als schon draußen. Zum Glück hatte Niko eine kleine Laterne mitgenommen, damit wir wenigstens ein bisschen sehen konnten. „Ich hoffe nur, hier sind keine Ratten“, murmelte Adele und trat ein Stückchen näher an mich heran. „Wir sind mitten in einem Krieg und du hast Angst vor Ratten, anstatt vor den ganzen Wesen, die dich töten könnten?“, fragte Killian und ich konnte sehen, wie er leicht den Kopf schüttelte. „Ratten sind ekelhaft“, verteidigte Adele sich. „Hört auf zu diskutieren“, brummte Rian und schon waren alle leise. Es dauerte nicht lange, bis wir an einer kleinen Tür ankamen. Sie war getarnt und sah genauso aus, wie die Wand. Er musste einen versteckten Knopf drücken, damit sich die Türe öffnete. Niko ging an uns allen vorbei und schaute erst einmal, ob die Luft rein war. Seine Hand tauchte wieder auf und zeigte uns somit, dass wir kommen konnten. Wir traten in den Kerker und schlichen langsam voran. Erst kamen wir an leeren Zellen vorbei, aber dann füllten sie sich. Doch keiner bemerkte uns, was eigentlich total komisch war. Langsam ging ich an eine Zelle heran, aber auch dann bemerkte mich der Mann nicht, der einfach nur auf dem Boden saß und vor sich her starrte. Er wiegte sich leicht hin und her und als er kurz seinen Kopf bewegte, sah ich seine ausdruckslosen Augen. Er hatte das gleiche verabreicht bekommen, wie Phillip. Aber warum sperrten sie ihn hier unten ein? Das ergab doch keinen Sinn. Warum waren sie hier unten, obwohl Alex oder auch Felix sie benutzen, aber nein, sie saßen hier einfach herum und taten nichts. „Lea, komm“, meinte Rian und zog mich am Arm. Ich ließ mich von ihm mitziehen, sah aber trotzdem noch in die Zellen. Es waren vielleicht sechs Zellen, die mit Leuten voll waren, die aber auch nur da saßen und vor sich her starrten. „Killian?“, ertönte plötzlich eine sanfte Stimme. Wir blieben augenblicklich stehen und sahen uns um. „Mia, du halluzinierst“, meinte eine weitere Stimme. „Nein, Benedikt sieh doch hin.“ „Mom?“, flüsterte Killian und ging auf eine Zelle zu. Ich sah ihm hinterher. In der Zelle stand eine Frau auf und lief regelrecht zur Zellentür. Killian erreichte gleichzeitig mit ihr die Tür. Ihr Kleid schleifte über den Boden und Schuhe sah ich auch keine. „Was tut ihr hier?“, wollte Niko wissen und trat neben Killian. Jetzt bewegte sich auch die zweite Person in der Zelle. Es war ein großer Mann, der noch seine adelige Robe trug. Die Edelsteine, die mal als Accessoire dienen sollten, waren abgerissen worden, wie als wenn man ihm seinen Adelstitel entreißen wollte. Mia und Benedikt Tarres. Eine adels Familie im Kerker zu sehen, war schon ein bisschen traurig. „Ich sollte euch zwei fragen, was ihr hier tut“, meinte Benedikt und sah seine beiden Söhne böse an. „Ihr seid doch nicht wegen Phillip hier, oder?“, fragte Mia besorgt. Ihre Augen wanderten zu Rian dann zu Adele und dann zu mir. „Prinzessin Milea. Ihr dürft nicht hier sein.“ Mia streckte eine Hand nach Killian aus und legte sie ihm auf die Wange. „Ihr müsst hier weg, es ist nicht gut, wenn ihr hier bleibt.“ „Warum seid ihr nicht so ausdruckslos wie die anderen hier?“, wollte Niko wissen und sah dabei seinen Vater an. Dieser schüttelte nur den Kopf und sah zu Boden. „Eure Mutter hat recht, ihr müsst hier weg“, sagte er dann. „Sag mir, was hier los ist!“ „Ilja ist hier.“ Ich blinzelte und sah Benedikt an. „Wie meint Ihr das?“, fragte ich und trat näher. „Er ist Alex Verbündeter. Zu unserem Glück hat Ilja doch noch ein bisschen Verständnis seiner Familie gegenüber, deswegen hat er verhindert, dass auch wir zu Marionetten werden.“ „Ilja ist nicht der netteste König, aber sowas würde er nie tun“, mischte sich Killian ein. „Leider ist es so“, meinte Mia und ließ ihre Hand sinken. Man sah ihr an, dass sie sich Sorgen um ihre Söhne machte, auch wenn Niko mir vom Gegenteil erzählt hatte. Er hatte nicht schlecht von ihr geredet, aber wenn es darauf ankam, war sie wohl doch für ihre Söhne da. „Ihr könnt Phillip hier nicht raus holen. Er ist Felix Marionette geworden und Ilja behält ihn die ganze Zeit bei sich, er wird Phillip nicht noch mal gehen lassen.“ „Wir müssen ihn retten“, sagte ich, was anderes konnte ich einfach nicht zulassen. „Und Euch auch.“ „Wenn wir verschwinden, dann wird Ilja sauer“, sagte Benedikt. „Wir lassen euch auf keinen Fall hier“, sagte Killian und machte sich schon daran, die Zelle zu knacken. „Du hilfst ihnen hier raus, wir suchen Phillip“, entschied Niko und überhörte die weiteren Proteste seiner Eltern. Ich ging an der Zelle vorbei, als Mia mich am Arm packte und somit aufhielt. „Ihr dürft nicht gehen, wenn sie Euch in die Hände bekommen, ist alles umsonst gewesen“, sagte sie. Ich sah ihr in die Augen. Sie hatte nicht die gleichen wie Niko und Killian, ihre waren dunkelbraun und gerade machte sie sich wirklich Sorgen. Auch um mich. „Ich muss ihn retten“, hauchte ich. Ich konnte einfach nicht anders. Adele war an Nikos Seite und ich ging schnell zu Rian. Wir schlichen uns aus dem Kerker und standen dann mitten in den Gängen des Schlosses. Niko nickte nach rechts und Rian nach links. Also teilten wir uns auf. Ich lief mit Rian und Adele blieb an Nikos Seite. Rian blieb die ganze Zeit an meiner Seite und achtete darauf, dass ich bloß nicht zu weit weg von ihm stand. Wir kamen an einer weiteren Gabelung an. Rian wollte mich packen, aber ich konnte mich gerade noch retten. „Wir sollten uns aufteilen, so finden wir ihn schneller“, meinte ich. Rian schüttelte den Kopf und wollte protestieren, aber da ertönten hinter uns Stimmen. Ich lief rechts herum und beeilted mich. Auch Rian lief los, das sorgte aber dafür, dass uns die zwei Wachen entdeckten. „Du rechts, ich links“, hörte ich die zwei Wachen und lief daraufhin noch schneller. Die Schritte hinter mir wurden immer schneller, was mich auch schneller werden ließ. Ich bog wieder ab und lief gegen eine Wand. Ich stolperte nach hinten und wäre beinahe hingefallen, aber ich wurde gepackt. Vor Schreck hatte ich meine Augen zugeknifen, aber jetzt riss ich sie auf. Wenn mich jemand festhielt, dann war das gar keine Wand sondern einer von Felix Leuten. Ich war schon bereit meinem Gegenüber irgendwohin zutreten und wegzulaufen. Aber da realisierte ich, wer da vor mir stand. Sein markantes Gesicht und seine schwarzen Haare, aber seine Augen waren immer noch trüb. „Phillip“, hauchte ich. Das wollte ich doch, wir wollten ihn retten und doch war ich jetzt wie erstarrt. Ich konnte einfach nichts machen. Ihn jetzt so zu sehen, war einfach schrecklich. Ich musste ihm das Mittel verabreichen, damit er sich nicht weiter wehren konnte. Ich wusste, dass ich ihm jetzt das Mittel verabreichen musste und ihn mitnehmen musste, aber als ich in seine ausdruckslosen Augen sah, war ich einfach wie versteinert. Wie hatte das nur passieren können? Warum war er derjenige, der alles einstecken musste? Warum wurde er die ganze Zeit ernsthaft verletzt? Alex wollte doch mich, oder etwa nicht? Warum musste er allen anderen weh tun? Warum musste man generell alles mit Gewalt lösen? Ich gebe zu, dass ich auch kämpfe, weil es einfach nicht anders geht. Ich als Frau musste mich in dieser Zeit einfach wehren können. Ich musste das jetzt tun, ich musste ihn betäuben. „Was tust du hier?“, sprach Phillip mich an und sah dann hinter mich. Die Schritte der anderen hallten immer noch hinter uns, sie würden gleich da sein. Ich allerdings achtete da gar nicht mehr drauf. Was hatte er da gesagt? Das war unmöglich. Er hatte sich doch auch am See nicht an mich erinnert … und doch hatte er mich mit seinem Pfeil nicht getroffen. Phillip packte mich am Arm und zog mich mit. Mein erster Instinkt war, mich wehren. Ich konnte nicht zulassen, dass er mich mitnahm, aber meine Instinkte hatten gerade nichts zu sagen. Ich ließ mich einfach mitziehen und das in eine kleine dunkle Nische. Ich starrte Phillip an. Hier im Dunklen, sahen seine Augen noch ausdrucksloser aus, als im Hellen. „Milea, was tust du hier?“, fragte er erneut, aber ich war immer noch nicht in der Lage ihm zu antworten. „Wie …“, murmelte ich, hob meine Hand und strich nur mit den Fingerspitzen über seine Wange. „Ich erklär dir später alles, aber du musst jetzt verschwinden“, meinte er und sah aus der Nische raus. „Ich muss dich hier irgendwie raus bringen.“ Stopp! Was? „Nein, wir sind hier, um dich zu retten“, funktionierte mein Hirn wieder und ich zog ihn zu mir zurück. „Was ist hier eigentlich los? Warum … gehorchst du nicht?“ „Ich weiß es nicht. Du musst mir aber vertrauen und von hier verschwinden.“ „Auf keinen Fall, wir wollen dich hier raus holen. Wenn die mitbekommen, dass du nicht mehr unter dem Bann stehst, dann werden sie dich töten.“ „Das ist mein kleinstes Problem, Milea.“ Er sah mich von oben bis unten an, untersuchte mich, ob ich verletzt war. „Wenn mein Vater mitbekommt, dass du hier bist, wird er dich zu Alex bringen. Du musst hier weg.“ „Und was ist mit dir? Dein Vater hat eh schon einen Hals auf dich, warum gehst du nicht einfach?“ „Hier kann ich herausfinden, wie tief mein Vater damit drinsteckt oder ob er einfach so tut, als sei er Alex Verbündeter, um seine Familie zu schützen, aber wenn es um dich geht, ist er anders. Alex will dich nicht töten, Milea, er braucht dich für irgendwas.“ „Aber wenn er rausbekommt, dass du selbstständig denken kannst, dann wird er dich töten.“ Ich konnte nicht zulassen, dass er sein Leben so aufs Spiel setzte. „Wir bekommen auch so schon raus, was hier los ist.“ „Sie werden es mitbekommen, wenn ich nicht mehr hier bin.“ „Das ist doch egal. Ich gehe nicht ohne dich.“ „Du musst ohne mich gehen. Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?“ „Niko und die anderen sind auch hier, wir konnten dich einfach nicht aufgeben.“ Das Sienna das von mir verlangt hatte, musste ich ihm ja nicht sagen. „Verdammt, Niko ist doch schlau, warum ist er so dumm und dringt hier ein?“, regte Phillip sich auf und fuhr sich durchs Gesicht. Aber dann sah er mich wieder an, packte meine Hand und wollte aus der Nische treten, als eine mir wohlbekannte Stimme nach ihm rief. „Phillip, wo bist du?“, schrie Felix. Wir stockten beide und Phillip sah mir in die Augen. Es war zu spät, er konnte mich nirgendwo verstecken. Felix laute Schritte kamen zu schnell, zu nahe und auch die Schritte der Wache kamen immer näher. „Du musst dich wehren“, meinte er dann zu mir, zog mich vor sich und hob mich dann über seine Schulter. Meinen Köcher und meinen Bogen hielt er in seiner Hand. Ich atmete noch einmal tief durch und fing dann an zu strampeln. „Lass mich runter! Das bist doch nicht du, lass mich runter!“, protestierte ich und hämmerte auf seinen Rücken ein. Gleichzeitig kam die Wache und Felix bei uns an. Phillip hielt mich einfach fest und ging einen Schritt auf Felix zu. „Ich hab einen Eindringling gefunden“, sagte er ausdruckslos, drehte sich um, sodass Felix mir jetzt gegenüber war. Meine Augen weiteten sich, als ich in sein Auge sah. Es war immer gruselig in nur das eine Auge zu sehen. Das amüsierte Felix natürlich. Er trat näher und nahm mein Kinn in seine Hand. „Prinzessin, mit Euch haben wir heute gar nicht gerechnet“, sagte er grinsend. Ich entriss ihm mein Kinn und funkelte ihn an. „Ich weiß nicht, was du mit ihm gemacht hast, aber ich schwöre dir, wenn ich dir mal gegenüber stehe, werde ich dich töten“, schnauzte ich ihn an. Felix lachte nur und ging an uns vorbei. „Bring sie in den Thronsaal.“ „Jawohl“, meinte Phillip und folgte gehorsam. Als wir dann im Thronsaal angekommen waren, setzte Phillip mich ab und ging zu der Treppe, die hoch zu Iljas Thron führte. „Milea, das ist aber eine Überraschung“, meinte Ilja und stand auf. Rahel, die neben ihm saß, verkrampfte sich ein bisschen. Auch Ben und Mijo bekamen große Augen, als sie mich sahen. Sie standen brav neben dem Thron ihres Vaters. Irgendetwas stimmte an diesem Bild nicht. Sie sahen so aus, als wollten sie nicht hier sein … und vor allem wollten sie nicht, dass ich hier war. „Warum tut Ihr das?“, fragte ich. „Du würdest das nicht verstehen.“ Ilja sah zu Phillip, der einfach nur reglos vor dem Treppenansatz stand. Dann drehte er sich um und hob eine Hand. „Felix wir sollten eine Kutsche fertig machen. Wir reisen nach Albis zurück … und lasst einen Raben schicken, damit König Alex alles vorbereiten kann.“ „Jawohl“, verbeugte sich Felix und lächelte mich an. „Der König will das wir alle dabei sind … nehmt so viele Wachen mit, wie Ihr denkt. … Und Phillip wird uns begleiten“, entschied Ilja und ich sah, wie seine Schultern sich etwas mehr anspannten. Nein! Wenn er mit kommt, dann … Felix kam auf mich zu und packte mich am Arm. „Felix, behandle sie mit der größten Vorsicht, du weißt genau, wie wichtig sie Alex ist“, mahnte Ilja sofort und sah mich an. „Sie darf keinen Kratzer bekommen.“ „Ich weiß. Ich muss mich zusammenreißen, leider“, grinste dieser und zog mich mit. Ich zog an meinem Arm, aber er hielt mich einfach zu fest. „Hör auf dich so zu wehren, sonst muss ich dir wirklich weh tun“, drohte er mir und schubste mich in ein Zimmer. „Bis wir los müssen, musst du dich mit dem Zimmer anfreunden“, lächelte er und nickte dann zur Seite. Sofort tauchte eine Wache auf, mit den gleichen ausdruckslosen Augen, wie Phillip sie hatte. „Bewach sie.“ Er nickte und trat zu mir ins Zimmer. „Damit wirst du nicht durchkommen, weder du noch Alex“, meinte ich. Felix kam auf mich zu, er stand direkt vor mir und packte mein Kinn. „Süße, es ist schon alles passiert und du wirst nichts mehr daran ändern.“ Damit schlug er die Türe zu und ließ mich mit dem Roboter von Wache alleine.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)