Too Strong To Fall von Votani (Levi x Sakura) ================================================================================ Kapitel 2: a step forward. -------------------------- Levi gähnte. Sein trüber Blick wanderte zu seiner Teetasse hinab, die noch immer halbvoll war. Doch der Inhalt war längst kalt geworden, wie er mit einem weiteren Schluck bemerkte. Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass diese Besprechung bereits zu lange andauerte. Als wäre sein Gähnen irgendein geheimes Kennwort gewesen, räusperte sich Erwin und entließ die hier versammelten Soldaten für den heutigen Abend. Wie spät es eigentlich war, konnte Levi nicht sagen, aber die Dunkelheit hatte sich bereits über das alte Schloss gelegt, welches als ihre Hauptzentrale fungierte. Nur ein paar Öllampen erleuchteten das Konferenzzimmer mit seinen vergilbten Vorhängen. Staubpartikel waren in ihrem Schein erkennbar, als sie ungestört durch die Luft segelten. Hier drinnen musste eindeutig mal wieder geputzt werden, ging es Levi durch den Kopf, als das rhythmische Schaben von Stuhlbeinen auf dem Holzboden erklang. Nach und nach leerte sich der Raum, doch Levi blieb sitzen. Es war eine unausgesprochene Angewohnheit zwischen Erwin und ihm, die keinerlei Worte bedurfte. „Du bist optimistischer als gewöhnlich“, entrann es Levi, eine Feststellung, die er bereits zu Beginn dieser Besprechung gemacht hatte. „Ist das so offensichtlich?“, fragte Erwin und er nahm den Blick von der geschlossenen Tür. Er wandte sich stattdessen dem Fenster zu, in dem sich das schattige Abbild seiner Person und das des restlichen Raums mitsamt Levi widerspiegelte. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und obwohl Levi bis eben noch die Müdigkeit von seinem Gesicht ablesen konnte, stand er stramm und voller Tatendrang. „Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht offensichtlich wäre.“ Nein, dann würde sich Levi seine Spucke sparen und sich stattdessen neuen – vor allem jedoch warmen – Tee holen. „Du hast natürlich recht, Levi“, erwiderte Erwin. „In letzter Zeit scheint der Erkundungstrupp unter einem guten Stern zu stehen. Und wenn ich mich nicht irre, dann wird das auch weiterhin so bleiben.“ Levi hob die Augenbrauen in stummer Manier, als Erwin sich wieder zu ihm umdrehte und ihn fixierte. „Also hat sich dein Ausflug nach Wall Sina und nach Trost gelohnt“, fasste Levi zusammen. Immerhin war Erwin gestern erst zurückgekehrt und schon da hatte er eine Art Veränderung in seiner Laune festgestellt. „Manchmal vergesse ich, dass du gut in diesen politischen Manövern bist, auch wenn sie dir zuwider sind.“ Mit wenigen Schritten erreichte Erwin den Tisch und blieb auf der gegenüberliegenden Seite von Levi stehen. Er zog die Karte heran, die ausgebreitet auf dem Tisch lag und bisher unbenutzt war. „Ich war in der Lage uns finanzielle Unterstützung zu sichern. Es gibt durchaus noch Leute, die in unsere fundamentale Mission glauben. Sie müssen nur daran erinnert werden.“ „Und du hast sie daran erinnert“, sagte Levi. Erwin holte einen Stift aus der Tasche seiner Uniform und markierte verschiedene Stellen auf der Karte mit einem X. Sie allesamt lagen fernab der Mauern in Titanen-verseuchten Gebieten, in denen der Erkundungstrupp nur mit hohen Verlusten vorgedrungen war. „Das sind unsere Ziele für die nächste Expedition“, erklärte Erwin und drehte die Karte in seine Richtung, obwohl Levi selbst kopfüber ganz genau wusste, wie eben jene Vorhaben aussahen. Sie alle lagen strategisch weit auseinander, aber waren gleichweit von den Mauern entfernt. Hierbei handelte es sich um keine generellen Projekte, sondern die Vorboten von zukünftigen Zielen. Levi erkannte einen Plan, wenn er einen sah und wusste, dass er einen von Erwin erwarten konnte. „Wir werden verschiedene Teams losschicken, um diese Orte zu erreichen und sie in Nachfüllstationen umzuwandeln. Diese können wir für zukünftige Expeditionen verwenden, um weitere Gebiete zu erreichen.“ Levi nahm einen Schluck Tee. Erst als der kalte Inhalt seine Zunge berührte, erinnerte er sich daran, warum er ihn bisher stehen gelassen hatte. Sein Gesicht verzog sich, doch sein Blick blieb auf die Karte geheftet. „Und warum bist du dir so sicher, dass es diesmal klappen wird? Immerhin kennen wir beide den Grund, warum die bisherigen Expeditionen ziemlich erfolglos geblieben sind, um das Kind beim Namen zu nennen.“ Erwin stemmte die Hände auf die Tischplatte. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Anzahl der Soldaten, welche die einzelnen Teams bilden. Bisher haben wir uns darauf verlassen, dass es uns einen Vorteil verschafft, wenn wir alle verfügbaren Soldaten mobilisieren, aber... dieses Mal gehen wir vom Gegenteil aus.“ „Du willst kleinere Teams losschicken, die... was? Sich vor den Titanen verstecken und warten, bis sie vorbeigezogen sind?“ Levis Stimme war monoton, aber anhand von Erwins starrem Blick war ablesbar, dass er dennoch den leisen Hohn heraushörte. Es sagte Levi zusätzlich, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. „So etwas in der Art, ja“, antwortete Erwin, so ernst und sachlich, wie er Levi stets dazu brachte, ihn auch in den sicheren Tod zu folgen, nur um es irgendwie angeschlagen zu überleben. „Im Moment schwanke ich zwischen fünf oder sechs Personen pro Team. Es wird sieben Teams geben, die mit einem gewissen Zeitabstand zueinander aufbrechen, um sich zu den hier markierten Punkten zu begeben. Jedem Team wird ein Sanitätsoffizier zugeteilt, denn der Sinn dieser Mission liegt nicht im Angriff, sondern im Ausweichen. Das Absicht ist das Ziel ungesehen zu erreichen, die Vorräte dort zu verstauen und sich auf den Rückweg zu machen.“ Levi schwieg. Seine Finger tanzten über den Tassenhenkel, während Erwins Blick Säure auf seiner Haut war. „Was denkst du, Levi?“, fragte Erwin. Sein Ton war gerade angespannt genug, um eine Ungeduld in ihm zu erahnen. „Als Stärkster der Menschheit, ist es machbar?“ „Nenn mich nicht auch noch so...“, murmelte Levi. Dieser Spitzname war albern und billige Propaganda für den Erkundungstrupp, wenn es nach ihm ging. Doch Erwin... Dieser Mann war so verrückt, wie er brillant war, so dass es ihnen glatt gelingen könnte. Levi erhob sich lautlos und senkte den Blick auf die Tasse, die er aufnahm. „Ich schätze, dass wir das nicht herausbekommen, bevor wir es nicht probiert haben. Weniger Leute loszuschicken bedeutet auf jeden Fall weniger Verluste.“ Er begab sich zur Tür und Erwins Augen folgten ihm dorthin. Doch erst als Levis Finger die Türklinke berührten, hielt Erwin ihn zurück. „Levi...“ Er warf einen Blick zu seinem Vorgesetzten zurück. Dieser nahm eine der Akten vom Tisch und hielt sie in Levis Richtung. „Ich habe einen Sanitätsoffizier für deinen Squad gefunden. Ich muss dir wohl nicht sagen, dass dein Team sich an der Expedition beteiligen wird, oder?“ Erwins Mundwinkel hoben sich ein Stückchen. „Die endgültige Entscheidung liegt natürlich bei dir, aber ich habe heute Morgen ihre Zusage erhalten. Sie wird in den nächsten Tagen hier eintreffen.“ Levi kehrte zu Erwin zurück, nahm die Akte entgegen und verließ wortlos das Konferenzzimmer, welches in einem fast komplett verlassenen Gang des Schlosses lag. Der Weg in die Küche war lang genug, um einen Blick in die besagte Akte zu werfen. Erwin hatte recht. Am Ende war es seine Entscheidung, denn er nahm nicht jeden neuen Rekruten in seine Einheit auf. Auch Petra, Oluo, Eld und Gunther hatte er sich nach und nach unter unzähligen Soldaten herausgesucht und bisher hatten sie ihn nicht enttäuscht. Genervt, aber nicht enttäuscht. „Sakura Haruno“, entrann es Levi und sein Blick überflog desinteressiert ihren Lebenslauf, der tatsächlich für sich sprach. Doch sie war noch nie außerhalb der Mauern gewesen, hatte noch nie einem Titanen ins Auge geblickt, geschweige denn seinen stinkenden Atem gerochen. Und so jemand wollte Erwin sofort auf eine solche Mission schicken, von deren Wichtigkeit er überzeugt war? Seine Augen blieben an ihrem Ausbilder hängen. „Sie hat also die Grundausbildung unter Kakashi Hatake absolviert, interessant.“ War das der Grund, warum Erwin sie in den Scouts wollte? Oder dass sie trotz einer Menge bekannter Konkurrenten ihre Ausbildungsklasse in den Top fünf abgeschlossen hatte? Die letzten Jahre wirkten dagegen eher wie ein Absturz, denn aus einer vielversprechenden, jungen Soldatin war stattdessen eine Ärztin im ärmlichen Trost-Distrikt geworden. Levi besaß gerade genug Menschenkenntnis, um mehr hinter dieser Karriereentscheidung zu vermuten, irgendeine mehr oder weniger tragische Hintergrundgeschichte, die sie entweder gestärkt oder gebrochen hatte. Eine, von der Levi ganz sicher nichts wissen wollte. 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